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III. Die fünf Gruppen von Seelen

Wir beginnen nun [201] unser Studium der fünf Gruppen von Seelen. Aus Einordnungs- und Vergleichsgründen wollen wir unsere Erden-Menschheit in folgende Gruppen teilen:

1. Lemurische Egos                                unsere eigentliche Erdenmenschheit

2. Egos, die zur Erde kamen                 während der Zeit von Atlantis.

3. Egos der Mondkette                          die vom Mond kamen.

4. Egos                                                      von anderen Planeten.

5. Seltene und hochentwickelte Egos, die darauf warten, inkarniert zu werden.

   Wir kommen nun zur kurzen Betrachtung eines Themas, das dem herkömmlichen Schulpsychologen und dem studierenden Anfänger, der mit okkulter Lehre und Terminologie nicht vertraut ist, etwas phantastisch und unverständlich vorkommen wird. Der Grund hierfür ist der, dass wir hier den Ursprung der Seelen betrachten, die sich durch Menschen zum Ausdruck bringen. Jede solche Seele - auch «Selbst» genannt - wirkt durch eine äussere Form und ist daher nicht greifbar und, wissenschaftlich gesprochen, nicht beweisbar. Seelen können nur von solchen Menschen vorausgesetzt und anerkannt werden, die logisch folgern, vom Allgemeinen auf das Besondere schliessen können und Schlussfolgerungen akzeptieren, die mit dem derzeitigen Rüstzeug des menschlichen Intellekts nicht bewiesen werden können. Die moderne Psychologie gruppiert die Seele (allgemein gesprochen) in eine der folgenden vier Hypothesen:

1. Eine Seele existiert überhaupt nicht. Der einzige Faktor, der augenfällig und beweisbar ist, ist der Denkapparat.

2. Die Seele ist die Gesamtsumme der bewussten Reaktionen der Körperzellen, - mit anderen Worten: das Empfindungsvermögen des Organismus.

3. Die Seele ist ein sich allmählich entwickelndes irdisches Selbst, das Leben in sich trägt und im Lauf der Zeit Bewusstheit vermittelt. Man nimmt an, dass sie von dem Körper ihre Prägung [202] und Eigenart erhält, und dass sie das Produkt einer äonenlangen Entwicklung dieses Körpers ist. In Menschen niederer Grade existiert noch keine Seele. Es ist möglich, dass sie Unsterblichkeit besitzt; doch das ist nicht zu beweisen und kann daher nicht als Tatsache angesehen werden.

4. Die Seele ist ein unverkennbar höheres Selbst, eine eigene Wesenheit, die einen Körper beseelt und sich auf verschiedenen Ebenen menschlichen Bewusstseins betätigt. Sie besteht ohne Unterbrechung, ist unsterblich und besitzt Entfaltungsmöglichkeiten.

   Die okkulte Lehre akzeptiert alle diese Hypothesen als zutreffend, aber als relativ zutreffend in Zeit und Raum, denn sie beziehen sich auf verschiedene Formen göttlichen Lebens und auf verschiedene Aspekte dieser Formen. Wir beschäftigen uns hier mit der Lehre des Okkultismus, sei sie nun richtig oder falsch. Was für uns Tatsachen sind und welche Schlüsse wir daraus ziehen, kann in folgende Thesen zusammengefasst werden:

1. Jeder Mensch, in oder ausser Inkarnation, ist ein «Fragment der Gottheit» und ein Vorposten göttlichen Bewusstseins, das in Zeit und Raum sich betätigt, um sich dieserart kundzutun.

2. Jede Seele, jedes Ich oder menschliche Wesen befindet sich, wie wir gesehen haben, auf einer der sieben Emanationen geistiger Energie, die am Anfang einer Schöpfungsära von Gott ausgingen. Alle Seelen kehren zur Quelle zurück, von der sie ausgegangen sind, sobald dieser besondere Schöpfungszyklus beendet ist.

3. In der Zeitspanne, die zwischen der Emanation und Rückabsorbierung liegt, gehen diese Seelen durch vielerlei und mannigfaltige Erfahrungen hindurch und zwar so lange, bis sie «fortleuchten können in der Wirklichkeit und Wahrheit, die ihrer ist.»

4. Wie in «Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer» (S. 982) angegeben, werden Seelen auch genannt:

1. Lotosblumen der Offenbarung.

2. Dufttragende Lotosblumen.

3. Strahlende Lotosblumen.

4. Lotosblumen, deren [203] Blüte im Begriff ist, sich zu öffnen.

5. Lotosblumen, die sich in geschlossenem und versiegeltem Zustand befinden.

6. Farblose Lotosblumen.

7. Lotosblumen, die am Knospen sind.

5. Diese Seelen, die in dem langen Evolutionsprozess - in zyklischer Folge - durch verschiedene Lebensformen gehen, erreichen am Ende die Stufe uneingeschränkten, eigenbewussten Daseins. Damit ist gemeint, dass sie Selbstbestimmung besitzen, dass sie ihren Zustand und ihre Eigenart selbst gestaltet und geprägt haben, und dass sie ihrer selbst klar bewusst sind. Sie sind sich auch ihrer Umgebung bewusst und reagieren darauf.

6. Sobald diese Stufe bewussten Gewahrseins erreicht ist, werden raschere Fortschritte erzielt. Man muss jedoch berücksichtigen, dass viele menschliche Wesen in ihrem Gewahrsein noch nicht so weit sind. Wenn man die Bewusstseinsstufen in aufsteigender Reihenfolge zusammenstellt (und sich dabei lediglich auf die menschliche Familie beschränkt), so kann man folgende Gruppierungen vornehmen:

1. Seelen, die zwar leben, deren Bewusstsein jedoch schläft. Dies sind Menschen in einem Schlummer- oder Ruhezustand, deren Intelligenz auf einer derart niedrigen Stufe steht und deren Bewusstheit von sich selbst und vom Leben so schwach und nebelhaft ist, dass nur die allerniedrigsten Formen menschlichen Daseins in diese Kategorie fallen. Sie existieren nicht als ausgesprochene Typen einer Rasse, Nation oder Sippe, sondern tauchen gelegentlich in den Elendsvierteln grosser Städte auf. Sie ähneln einem «Rückfall»; man sieht sie niemals unter natürlichen Wilden oder unter Bauern.

2. Seelen, die sich nur des körperlichen Lebens und physischer Sinneseindrücke bewusst sind. Diese Menschen sind langsam und träge, sie sprechen undeutlich und [204] haben verworrene Ideen, sie werden durch ihre Umgebung verwirrt und bestürzt gemacht, nicht aber durch Ereignisse, wie es bei höher entwickelten emotionellen Menschentypen der Fall ist. Ihnen fehlt der Sinn für Zeit oder ein Ziel. Man kann sie selten auf verstandesmässige Weise schulen und sie besitzen nur ganz vereinzelt irgend eine Geschicklichkeit. Wenn sie kommandiert werden, können sie Erdarbeiten tun und Lasten tragen. Sie essen, schlafen und pflanzen sich fort, folgen also den natürlichen Instinkten des tierischen Körpers. Ihr Gefühlsleben schläft und vom Denken ist noch keine Spur zu entdecken. Auch diese Menschen sind verhältnismässig selten, obwohl es davon mehrere Tausend auf unserem Planeten gibt. Man kann sie daran erkennen, dass sie gänzlich unfähig sind, auf Gefühls- und Denkschulung zu reagieren; sie sind für Kultur unempfänglich.

3. Seelen, die beginnen, sich zu integrieren (ihre drei Wesensglieder zu vereinen) und deren Gefühle und Psyche wach sind. Die tierische Natur steht natürlich im Vordergrunde und ihre Wunschnatur wird schnell zügellos. Man findet sie bis zu einem kleinen Prozentsatz in allen Rassen. Unter Negern sind sie häufig anzutreffen. In dieser Rasse gibt es eine grosse Anzahl von Menschen, die heute noch relativ genommen Kinder sind; es sind Kinderseelen. Obwohl sie mentale Fähigkeiten besitzen und einige von ihnen auch darin geschult werden können, so überwiegt bei ihnen doch die physische Seite. Wünsche nach Befriedigung von irgend etwas, das ihnen Freude macht und ein oberflächliches «Wunsch-Leben», das fast ausschliesslich auf das physische [205] Leben eingestellt ist, das sind ihre Hauptantriebe. Diese Seelen sind moderne Parallelen zu den alten lemurischen Kulturen.

4. Seelen, die in erster Linie gefühlsbetont sind. Ihr Verstand ist nicht sehr rege und gerät nur selten in Bewegung. Ihr physischer Körper gleitet ständig in den Bereich des Unbewussten. In jeder Rasse und Nation gibt es Millionen solcher Seelen. Man kann sie als moderne Atlantier betrachten.

5. Seelen, die man jetzt als intelligente Menschen klassifizieren kann. Sie sind fähig, ihren Verstand zu gebrauchen, wenn sie geschult werden. Sie zeigen, dass sie denken können, wenn eine Notwendigkeit es erheischt. Doch sind auch sie noch überwiegend gefühlsverhaftet. Sie bilden heute den grössten Teil der Menschheit. Sie sind die Durchschnittsbürger unserer modernen Zeit - gutherzige und gutwillige Geschöpfe, die starker Gefühlsimpulse fähig sind. Ihre Gefühlsnatur ist fast überentwickelt und pendelt hin und her zwischen dem Sinnes- und Verstandesleben. Sie schwingen zwischen diesen beiden Polen des Erlebens. Sie verbringen ihr Leben in einem astralen Aufruhr, doch stellen sich bei ihnen immer längere Zwischenpausen ein, in denen sich ihr Verstand momentan geltend machen kann, so dass sie nötigenfalls wichtige Entscheidungen treffen können. Es sind die netten, guten Menschen, die nichtsdestoweniger grösstenteils vom Massenbewusstsein beeindruckt und geleitet werden, weil sie relativ wenig eigene Gedanken haben. Orthodoxe Religionen und Regierungen haben keine [206] Schwierigkeit, sie an Disziplin zu gewöhnen und für festgelegte Normen gefügig zu machen. Sie sind die «Schafe» der menschlichen Familie.

6. Seelen, die sich die Denkkraft zunutze machen, die also Denker sind. Ihre Anzahl nimmt ständig zu, und in dem Mass, wie die Erziehungsmethoden und wissenschaftlichen Entdeckungen sichtbare Ergebnisse zeitigen und den menschlichen Bewusstseinsbereich erweitern, gewinnen sie immer mehr Macht. Sie sind die Auslese der menschlichen Familie und haben auf vielen Gebieten Erfolge; es sind Schriftsteller, Künstler, Denker auf den verschiedenen Gebieten menschlichen Wissens und geistigen Strebens, Politiker, religiöse Führer, Forscher, geschulte Arbeiter und Fachleute; dazu kommen alle diejenigen, die, obwohl sie in den vordersten Reihen stehen, neue Ideen und Vorschläge aufnehmen und zum Wohl der Menschheit verwerten. Es sind die Weltaspiranten, die im Begriff sind, das Ideal des Dienens in ihr Bewusstsein aufzunehmen.

7. Seelen, deren Erkenntnis- und Bewusstseinsbereich auf der physischen Ebene eine solche Stufe erreicht hat, dass sie den Probepfad betreten können. Es sind die Mystiker, die sich ihrer Doppelnatur bewusst sind und zwischen den Gegensatzpaaren hin und her schwanken, aber so lange nicht zur Ruhe kommen können, bis sie ihren festen Rückhalt in der Seele gefunden haben. Sie sind die sensitiven Menschen, die ringen und kämpfen und sich danach sehnen, von Fehlern und Irrtümern loszukommen und diese heutige Welt hinter sich zu lassen. Ihre Gedankenwelt ist lebendig und aktiv, aber sie können sie noch nicht so beherrschen, wie sie sollten. Daher bleibt die höhere Erleuchtung nur eine freudige Hoffnung und eine Möglichkeit, die sich einmal erfüllen mag.

8. Seelen, deren Intelligenz- und Liebeskraft derartig erwacht [207] und einheitlich verbunden ist, dass sie den Pfad der Jüngerschaft betreten können. Sie sind die praktischen Mystiker oder Okkultisten unserer Zeit.

9. Seelen, die in die Mysterien des Reiches Gottes eingeweiht sind. Es sind diejenigen Seelen, die sich nicht nur ihrer körperlichen Hüllen - der Ausdrucksmittel ihrer integrierten Persönlichkeit - bewusst sind und sich selbst mit bewussten Sinnen als Seelen empfinden, sondern auch unumstösslich wissen, dass es nichts Derartiges wie «meine Seele und deine Seele» gibt, da nur «die eine SEELE» existiert. Sie wissen, dass das nicht nur eine mentale These und empfundene Wirklichkeit, sondern auch eine Tatsache ist, die in ihrem Bewusstsein lebt.

10. Seelen, die aller Begrenzungen der Formnatur ledig wurden und ewig im Bewusstsein der Einen Seele leben, losgelöst von jeglicher Aspiration des Form-Lebens, wie hoch es auch entwickelt sein mag. Sie können sich jedoch einer Form nach Belieben bedienen und tun es auch, wenn das Wohl der Allgemeinheit es verlangt. Das sind die Meister der Lebensenergie, die vollkommenen Adepten.

Es ist nicht notwendig, noch weitere Grade aufzuführen, es sei denn auf dem Weg von Schlussfolgerungen. Eine Darstellung von Einzelheiten würde auch nicht richtig sein, da des Menschen Gedankenwelt begrenzt ist. Die obige Aufstellung ist nur eine breite Verallgemeinerung, und die verschiedenen Gruppen gehen in einer verwirrenden Weise ineinander über. Es gibt Myriaden verschiedener Zwischentypen, aber die gegebene Analyse dürfte als Grundgerüst genügen, um darauf weiterzubauen.

7. Wir können [208] nun die Menschheit in ihrer derzeitigen Entwicklung studieren: ihre Typen, die Eigenschaften dieser Seelen, den Resonanzapparat, dessen sich die Seelen bedienen müssen sowie die Beschaffenheit des Kontaktmechanismus, den sie sich aufgebaut haben, um sich in der heutigen Welt wirksam betätigen zu können. Wissenschaft und Religion bringen gemeinsam diese neueste Wissenschaft hervor, die wir Psychologie nennen. Dafür ist die heutige Zeit reif geworden.

8. All diese Seelen, die sich manifestieren, stammen aus einer bestimmten Quelle und treten zu einem bestimmten Zeitpunkt periodisch in die Welt. Der moderne Forscher sieht das alles als reine Spekulation an und wird es höchstwahrscheinlich als unnütze Hypothese abtun; das Thema wird für ihn vielleicht sogar interessant sein, doch wird er vermutlich sagen, dass alles der Einbildung entstammt. Im Gegensatz dazu betrachtet der Okkultist die hier gegebenen positiven Feststellungen als exakte und erwiesene Wissenschaft, nur mit dem Unterschied, dass hier eine symbolische Darstellung gewählt wird, um die schwer verständlichen Themen dem menschlichen Denken näherzubringen. Esoteriker und Theosophen werden gut tun, hieran zu denken und sich vor Augen zu halten, dass ihre Einteilungen und Gruppierungen, ihre Behauptungen und Feststellungen über okkulte Lehren sowie ihre Erklärungen über zeitliche und örtliche Angaben zum grössten Teil symbolisch sind und auch so aufgenommen werden müssen.

9. Der Prozess, durch den die Seelen- und die Formnatur zusammentreten und verschmelzen, heisst Individuation.

1. Individuation ist das Erscheinen der Seele nach ihrem Weggang aus der geistigen Heimat, durch das Mittel einer Form. Durch die Heranziehung einer Form wird eine Wesensäusserung in den drei Welten möglich.

2. Initiation ist der Prozess der Rückkehr zum geistigen Ursprung. Das findet statt, wenn die Seele die Hilfsquellen in der Formwelt erschöpft und auf diese Weise Meisterschaft [209] und volle Wesensäusserung erlangt hat. Diese Rückkehr erfolgt in fünf Stadien, Schritten oder Einweihungen, welche im inneren Leben der Seele die Parallele zu den fünf Stadien sind, in denen sich die ausgesprochen menschlichen Rassen entfalten; das sind die Rassen der lemurischen, atlantischen und arischen Periode, die schliesslich in die beiden letzten Rassen übergehen werden, die auf unserem Planeten in diesem Weltzyklus vorgesehen sind.

Im Zusammenhang mit der Individuation, dem Werdegang menschlicher Einzelwesen, sollten folgende Punkte beachtet werden:

1. Menschwerdung auf der Mondkette fand in der damaligen fünften Rasse, während der dritten Runde, statt.

2. Menschwerdung kam in den Tagen von Lemuria zustande, weil es sich um die dritte Wurzelrasse, während der vierten Runde, handelte.

3. In der atlantischen Epoche wurde das Tor zur Einweihung geöffnet; forcierte Einweihung wurde das Ziel der Besten der menschlichen Familie. Diejenigen, die auf solche Art Eingeweihte werden konnten oder können, sind die «Lichter, die ewig strahlen». In der lemurischen Epoche waren es die «Lichter, die ewig brennen», die ins Leben gerufen wurden.

4. In unserer Rasse finden wir die «Lichter, die ewig scheinen». Das betrifft die Individuation der Typen der sechsten Rasse, die als Einzelwesen in der zweiten Runde ins Dasein kamen.

Die Seele, die sich im alten Atlantis inkarnierte, wurde ein Mensch auf jener Kette, die man die Mondkette nennt. Das war eine Entfaltungsperiode, die so weit vor unserer Erdperiode zurückliegt, dass wir darüber nichts wissen. Diese Egos wurden also gar nicht auf [210] unserer Erde zu Menschen, sondern kamen schon als menschliche Wesen in unseren Erdzyklus. Sie standen auf einer niedrigen Stufe, wenn man sie mit den untersten Kategorien unserer gegenwärtigen Menschheit vergleicht, doch standen sie um ein weniges höher als die Egos, die ihre Menschwerdung im alten Lemuria erlebten.

Es mag an dieser Stelle die Bemerkung interessant sein, dass Christus der erste in unserer Erden-Menschheit war, der das Ziel erreichte, während Buddha der letzte Angehörige der Menschheit aus der Mond-Periode war, der ans Ziel kam. Was die Entwicklung dieser beiden Gottessöhne anbelangt, so war die von Christus derartig rasch, dass er sich in den Tagen von Atlantis, ebenso, wie Buddha, schon auf dem Probepfad befand. Buddha, der aus der Mondkette hier zur Inkarnation kam (er war bis zu diesem Zeitpunkt im «Pralaya» Ruhezustand gehalten worden), betrat den Probepfad nur kurz vor seinem Bruder Christus. Vom Gesichtspunkt der Evolution aus war und ist die rasche Entwicklung Christi einfach beispiellos. Eine solche Entwicklung hat es bisher niemals mehr gegeben, obwohl heute Menschen auf dem Planeten leben, die sich jetzt mit gleicher Geschwindigkeit zu entwickeln beginnen; ihr früherer individueller Werdegang war langsam, ihre Entwicklung wird erst jetzt beschleunigt. Diese schnelle Entwicklung ist jedoch eine von Christus völlig verschiedene, da viele Jünger von heute aus der Mondkette in die Erd-Evolution verpflanzt wurden, nachdem sie dort bereits eine ziemliche Entwicklung durchgemacht hatten. Sie haben sich indes zu ihrer gegenwärtigen Stufe nicht, wie Christus, von der lemurischen Periode an emporgearbeitet. Daher steht Christus in seiner einzigartigen Entwicklung ganz allein da.

Wie und warum Egos aus früheren Zyklen und von anderen Planetensystemen in die Evolution unseres Planeten hineingezogen werden, ist an sich eine Frage von grösstem Interesse, die jedoch für Leser dieser Abhandlung ohne besondere Bedeutung ist. Daher werden [211] wir dieses Thema nicht anschneiden und nicht weiter darauf eingehen. Es sind zuviel Vermutungen damit verknüpft. Der Leser könnte weder eine Tatsache bestätigen, noch sich aus eigener Fähigkeit darüber Gewissheit verschaffen. Es gibt keine Vergleichsnorm, und der Leser kann durch Folgerung nicht beurteilen, was wirklich wesentlich ist. Man kann nur das eine sagen, dass die drei monadischen Haupttypen entweder aus der Mondkette oder während der lemurischen Menschwerdungsepoche ins Dasein traten, und dass diese drei Typen vieles massgeblich bestimmen, was heute in der Welt geschieht und bekannt wird. Wir können daher nur einige Hinweise geben, die Licht auf das Thema werfen und unseren unbestimmten Vorstellungen eine Richtung weisen, aber es wird ganz unmöglich sein, die Angaben zu prüfen oder zu akzeptieren, ausser auf dem Weg der Schlussfolgerung oder Einräumung der Möglichkeit. Darüber kann der Leser später entscheiden, wenn seine Kenntnisse und Fähigkeiten grösser geworden sind und dafür ausreichen.

Die drei monadischen Haupttypen sind bekanntlich die des Willens oder der Macht, der Liebe-Weisheit und der aktiven Intelligenz. Die folgenden Tatsachen sind daher zu beachten:

1. Auf der Mondkette individualisierten sich Egos aller Typen, aber davon waren 75% Egos der aktiven Intelligenz, während die restlichen 25% sich auf die beiden anderen Typen verteilten.

2. In der Epoche von Lemuria überwogen die Egos der Liebe-Weisheit; ihr Anteil betrug 75% und die restlichen 25% waren Egos der aktiven Intelligenz. Einige wenige (so wenige, dass man sie praktisch ausser Acht lassen kann) individualisierten sich damals in der Kategorie des Willens oder der Macht.

3. In der Frühzeit von Atlantis kam es zu einem grossen Zustrom von Egos, die sich individualisieren wollten; praktisch alle gehörten dem Typus des Willens oder der Macht an. 80% von denen, die sich damals der menschlichen Evolution zugesellten, waren Egos, die den Willensaspekt der Gottheit zum Ausdruck brachten, und die restlichen 20% waren Typen des Liebe-Weisheit Aspektes.

All diese Egos, einschliesslich derer, die auf der Mondkette Menschen wurden und bis zum Ende der atlantischen Periode ständig auf [212] unseren Planeten strömten, so, wie die Bedingungen hier für sie geeignet wurden, bilden die Hauptmasse unserer modernen Menschheit. Dazu kommen noch einige ungewöhnliche Egos, die aus verschiedenen Gründen in unsere Planetenevolution verweht wurden, die sich aber niemals hier richtig zu Hause fühlen oder sich in unser planetarisches Leben hineinfinden können. Sie bleiben daher dauernd abnorme Erscheinungen.

Die Zeit ist nicht so fern, da zwei wichtige Ereignisse eintreten werden. Seltenen und aussergewöhnlichen Seelen wird ein Tor geöffnet werden, das ihnen den Eintritt auf diesen Planeten gestattet. Sie werden in unsere Weltzivilisation neue Aspekte und seltene, neue Qualitäten der Gottheit bringen. Das Tor wird jedoch nicht für die normale Individuation geöffnet. Die seltenen und unerwarteten Seelen werden unsere Psychologen in grosses Erstaunen versetzen. Es muss hier darauf hingewiesen werden, dass Individuation keine Entfaltung sondern eine Krise ist. Das ist eine wichtige Feststellung, die man beim Studium dieses schwierigen Themas stets vor Augen haben soll. Individuation ist wohl das Resultat einer Entwicklung, aber eine solche Entwicklung braucht nicht unbedingt zu dieser spezifischen Krise zu führen. Was diese Krise im Leben der Seele verursacht, bleibt einstweilen im Bewusstsein des Planeten-Logos verborgen und wird dem Menschen nur bei Einweihungen enthüllt. Es handelt sich hier um besondere Eigenarten und Eigenschaften unseres planetarischen Logos, die für uns völlig unfassbar sind.

Als das Tierreich - als Ganzes und nicht vom Gesichtspunkt verschiedener Arten und Gattungen aus gesehen - eine besondere Entwicklungsstufe erreicht hatte, strömten gleichzeitig und ungestüm Energien aller sieben Strahlen in das Leben des Planeten ein. Das kommt sehr selten vor. Die gewaltige stimulierende Einwirkung, der die sensitiven Lebensformen damals ausgesetzt wurden (und die Tiere waren damals die am meisten sensitiven) brachte eine neue Form, die der jungen Menschheit hervor. Die Menschwerdung, die in der damaligen Zeit bei den mehr fortgeschrittenen Tiermenschen zustande kam, war die Reaktion dieses Naturreiches auf die Energie-Einstrahlung; sie wirkte sich durch den grossen Lebensträger dieses Naturreiches aus, der es mit seinem Leben und mit seinen Kräften erfüllt.

Die Behauptungen in manchen okkulten Büchern, dass Hunde und andere Tiere auf den göttlichen Impuls durch eine Aktion des Willens [213] oder der Liebe reagierten, mögen eine symbolische Bedeutung haben, sind aber nicht wörtlich richtig, wie vielleicht viele gutgläubige Okkultisten denken mögen. In jenen so weit zurückliegenden Epochen existierten solche spezifische Lebensformen noch gar nicht und erst recht nicht während der Mondkette. Tierarten und Gattungen in Betracht zu ziehen, ist hier nicht zulässig; es ist nur Zeitverlust und führt zu nichts. Was sich wirklich abgespielt hat, war etwas anderes. Im gesamten Tierreich wurde eine Reaktion ausgelöst, als die drei Hauptenergien, die sich durch die sieben Strahlenenergien bekunden, einströmten. Diejenigen Lebensformen, die durch die drei Hauptzentren - Herz-, Kopf- und Kehlzentrum - der grossen Wesenheit, die das beseelende Element des Tierreiches ist, kraftvoll angeregt worden waren, reagierten auf dieses Hereinströmen der Energien. Ein enormer Zug nach oben und ein starker Vorwärtsdrang war die Folge. So wurde es möglich, dass ein neues Naturreich ins Leben kam.

Ein schöpferischer Akt ist stets das Resultat einer Inspiration, die aufgegriffen und als das erkannt wird, was sie ist; sie wird zur Form entwickelt und im Hirn und Herzen des Menschen verstanden und genährt. So wird etwas Neues hervorgebracht. Das hier Gesagte betrifft nicht den instinktgeleiteten Schöpfungsakt des physischen Körpers. Es war vielmehr die Reaktion auf eine Inspiration, die das Tierreich ins Leben rief. Zuerst erfolgte das Hereinströmen von Energie, die anregte und inspirierte; dann reagierte die Form mit einem Wahrnehmen oder Erkennen, was den Anstoss zu neuer Zelltätigkeit gab; und schliesslich entstand etwas Neues, das vorher noch nicht da war. Auf diese Weise trat ein neues Naturreich in Erscheinung.

Genau das gleiche ereignet sich in der heutigen Welt. Geistige Energie flutet herein, die belebt, Umwandlungen schafft und die Menschheit schöpferisch macht. Ein neuer Anstoss zu weiterer Entwicklung wird dadurch möglich und ein neues und höheres Naturreich kann auf Erden erscheinen. Alles dies wird, wie im ersten Fall, durch das Einströmen der dreifachen Energie ermöglicht, die [214] in siebenerlei Art uns erreicht. Hinter der Zerrissenheit unserer Zeit wirken die machtvollen Kräfte, die ein neues Naturreich aus der Wiege heben werden.

Der Nutzen aus dieser Darlegung liegt, vom psychologischen Standpunkt aus betrachtet, nicht in der Aufzählung historischer Tatsachen, sondern darin, dass heute überall auf dieser Erde höher entwickelte Menschentypen zu finden sind. Egos vom ersten Strahl des Willens gibt es begreiflicherweise nur wenige. Egos vom zweiten Strahl der Liebe treten immer häufiger in Erscheinung. Egos vom dritten Strahl der Intelligenz sind überall zu finden. Zwischen den Egos vom Liebesstrahl und denen vom Intelligenzstrahl wird jetzt ein Gleichgewicht hergestellt. Beide miteinander müssen und werden die neue Zivilisation einführen, die den Grund für die neue Kultur des Reiches Gottes auf Erden legen wird. Das Kommen dieses Reiches wird ebensosehr der Niederschlag einer inneren Wirklichkeit als auch ein unsichtbarer Faktor sein, der, einem Keim vergleichbar, in des Menschen Körper aufwächst. Dieses Herabkommen und dieses Keimen des neuen Reiches geht jetzt langsam vor sich.