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Dritter Teil - Das Ende der Verblendung - Teil 2

Der Weg, den die Enthüllung dann einschlägt, ist in beiden Fällen der gleiche und die Illusion überwältigt beide Formen der Enthüllung; aber - und darüber sollte man eingehend nachdenken - um die Enthüllungen der Wissenschaft häuft sich etwas weniger Illusion an, als um die Enthüllungen, die von der Menschheit die eigentlichen, geistigen Wahrheiten genannt werden. Ein Grund dafür liegt in der Tatsache, dass die letzte grosse geistige Enthüllung von Christus vor zweitausend Jahren ausgegeben wurde und dass sich seither das menschliche Denken und seine Empfänglichkeit für Wahrheit erheblich weiterentwickelt hat. Die Enthüllungen der Wissenschaft sind, wie gesagt, im wesentlichen auf eine Gruppenanspannung zurückzuführen, die am Ende in einem intuitiven Empfänger ihren Brennpunkt findet; dadurch wird die Enthüllung geschützt.

Während die Menschheit die Enthüllung erwartet, die den Gedanken, Träumen und konstruktiven Zielen des Neuen Zeitalters Ausdruck geben wird, kommt das Verlangen heute erstmalig vonseiten einer grossen Gruppe von intuitiv veranlagten Menschen. Ich sagte absichtlich nicht von Intuitiven, Bruder von altersher. Diese Gruppe ist heute so gross, ihr Ziel so eindeutig und ihr Verlangen so deutlich hörbar, dass es ihr möglich ist, die Absicht der breiten Masse in sich zusammenzufassen. Jede in der nahen Zukunft etwa zu erwartende Enthüllung wird deshalb besser als irgendeine vorhergehende «vom Geist des Verstehens gesichert sein.» Das ist die Bedeutung der Worte des Neuen Testamentes, dass «jedes Auge ihn sehen wird»; die Menschheit als Ganzes wird den Einen Enthüller erkennen. In vergangenen Zeitaltern ist der Botschafter aus der Höhe nur von ein paar wenigen Menschen erkannt und ihnen bekannt geworden und es brauchte Jahrzehnte und manchmal Jahrhunderte, bis seine Botschaft in die Herzen der Menschheit eindrang.

Auch dürfte [190] die Spannung unserer Tage und ein besser entwickeltes Verständnis für relative Werte sowie eine erzwungene Rückkehr zur Einfachheit des Lebens und seiner Bedürfnisse die kommende Enthüllung davor bewahren, dass sie gar zu schnell im Feuer der Grossen Illusion untergeht.

Aus obigem geht hervor, dass der Jünger und der Eingeweihte, der sich mit Weltfragen, Bewusstseinszuständen und Situationen in den drei niederen Welten befasst, stets von oben nach unten vorgeht. Diese Methode bedeutet in Wirklichkeit eine Wiederholung des involutionären Kreisbogens, auf welchem - von einer günstigen, ausserhalb gelegenen Beobachtungsstelle aus, gleich der des Schöpfers - Energie, Kraft und Kräfte in die Erscheinungswelt hineingelenkt werden und dort bestimmte Wirkungen auf die Substanz der drei Ebenen ausüben. Das ist ein Punkt, den man sich sorgfältig einprägen sollte; und gerade deshalb muss die Technik der Gegenwärtigkeit jeweils vor jeder anderen Technik Anwendung finden. Sie stellt die Verbindung mit dem richtungweisenden, geistigen Vermittler her und ermöglicht es dem Jünger, die Haltung des losgelösten Beobachters und Mitarbeiters am Plan einzunehmen. Wenn diese Technik richtig befolgt wird, bringt sie die Intuition zur Auswirkung, und die Welt der Bedeutung (die hinter der Erscheinungswelt liegt) steht ohne Hülle da und zerstreut damit die Illusion. Man sieht und erkennt Wahrheit, wie sie ist. Formen in der äusseren Erscheinungswelt («äusseren» vom Standpunkte der Seele aus und deshalb die drei Welten unseres vertrauten Alltagslebens umfassend) werden als blosse Symbole einer inneren, geistigen Wirklichkeit erkannt.

2. DIE TECHNIK DES LICHTES

Wir kommen damit zur Betrachtung der nächsten Entwicklung und des Dienstes, der vermittels einer anderen Technik zu leisten ist.

Dieses Thema ist so umfangreich, und in allen Heiligen Schriften der Welt, in Kommentaren und theologischen Abhandlungen ist so [191] viel über Licht geschrieben worden, dass die einfache Wahrheit und einige wenige Grundprinzipien im Geschwirr von Worten verschwinden.

In meinen verschiedenen Büchern habe ich mich viel mit diesem Gegenstand befasst; in dem Buch Der Yoga Pfad, das ich in Zusammenarbeit mit A. A. B. schrieb, wurde der Versuch gemacht, das Wesen des Lichtes der Seele darzustellen. Der Schlüssel zu dieser Technik liegt in den Worten: In jenem Licht werden wir LICHT sehen. Man könnte diese anscheinend abstrakten und symbolischen Worte einfacher wie folgt wiedergeben: Wenn der Jünger dieses erleuchtete Zentrum in sich gefunden hat und in dessen strahlendem Licht einhergehen kann, dann ist er in der Lage (oder in einem Bewusstseinszustand, wenn man das vorzieht), das Licht in allen Formen und Atomen wahrzunehmen. Die innere, wirkliche Welt wird ihm als Licht-Substanz sichtbar (was etwas anderes ist als die von der Intuition enthüllte, eigentliche Wirklichkeit). Er kann dann zum wirksamen Mitarbeiter am Plan werden, weil die Welt psychischer Bedeutung für ihn wirkliche Gestalt annimmt und weil er weiss, was getan werden sollte, um Verblendung zu zerstreuen. Man könnte sagen, dass dieses Hineinbringen von Licht in die dunklen Stätten naturgemäss in drei Etappen vor sich geht:

1. Im ersten Stadium ist der Anfänger und der Aspirant bestrebt, durch das Licht des Denkvermögens die Verblendung aus dem eigenen Leben auszumerzen. Das Licht des Wissens ist in den Anfangsstadien dieses Bemühens ein Hauptwerkzeug zur Zerstreuung, denn es beseitigt wirksam die verschiedenen Verblendungen, welche die Wahrheit vor dem Aspiranten verschleiern.

2. Im zweiten Stadium macht der Aspirant und der Jünger vom Licht der Seele Gebrauch. Dies ist das Licht der Weisheit, das Resultat der Ausdeutung langer Erfahrungen; dieser Lichtstrom vereinigt sich mit dem Licht des Wissens.

3. Im dritten Stadium wirkt der Jünger und der Eingeweihte mit dem Licht der Intuition. Vermittels des vereinten Lichtes [192] des Wissens (des Persönlichkeitslichtes) und des Lichtes der Weisheit (Seelenlichtes) kann das Licht gesehen, erkannt und benutzt werden. Durch den reinen Glanz seiner Stärke bringt es die geringeren Lichter zum Verlöschen.

Wir haben also das Licht des Wissens, das Licht der Weisheit und das Licht der Intuition und dies sind die drei deutlichen Grade oder Aspekte des Einen Lichts. Sie entsprechen der physischen Sonne, dem Herzen der Sonne und der zentralen Geistigen Sonne. In diesem letzten Satz liegt der Schlüssel zur Beziehung des Menschen zum Logos.

Diese Stufen und die ihnen entsprechenden Techniken können leicht missverstanden werden, wenn der Schüler vergisst, dass es keine wirklichen Grenzlinien zwischen ihnen gibt, sondern dass sie dauernd übereinandergreifen, sich zyklisch entwickeln und sich fortlaufend verschmelzen; das ist für den Anfänger höchst verwirrend. So wie das angeborene Reagieren auf die Umwelt den dafür erforderlichen Kontakt-Apparat erschafft, genau so führt auch die Entwicklung der durch diese dreifache Technik zu erwerbenden Kräfte zu Kontaktmöglichkeiten mit verschiedenen seelischen und geistigen Bereichen. Jede einzelne Technik bezieht sich auf eine neue Umwelt; jede entwickelt am Ende Kräfte im Eingeweihten oder im Jünger, die im Dienst an der Menschheit und in höheren Sphären göttlicher Betätigung benutzt werden können; jede Technik steht mit den beiden anderen in Beziehung und eine jede bringt den Jünger in eine bewusste Verbundenheit mit einer neuen Umwelt, mit neuen Zuständen des Gewahrseins und neuen Dienstbereichen. Zum Beispiel:

1. Die erfolgreich angewandte Gegenwärtigkeit ermöglicht es der Intuition, einzuströmen, die Stelle der rationalistischen Denktätigkeit zu übernehmen und die Illusion dadurch zu zerstreuen, dass sie diese Illusion durch göttliche Ideen ersetzt, aus denen Begriffe gebildet werden, die wir Ideale nennen. Bekanntlich benutzen die Meister das Denken nur für zwei Tätigkeiten:

a. Um [193] das Denken ihrer Jünger zu erreichen und Aspiranten mit Hilfe eines Werkzeuges heranzuziehen, das dem Denkvermögen des Jüngers ähnelt.

b. Um auf konkreten Ebenen Gedankenformen zu erschaffen, welche diese göttlichen Ideen verkörpern können. Der richtungweisende Vermittler, der Engel der Gegenwärtigkeit, erzeugt die Kraft, in dieser Weise zu erschaffen und das nennen wir das Ergebnis der Intuition - Idee oder Wahrheit, ihre Wahrnehmung und ihre Reproduktion.

2. Die Technik des Lichtes steht in engerer Beziehung zum Denken. Nach dieser Methode kann die Erleuchtung, welche aus der Seele strömt (die ihrem Wesen nach Licht ist), nicht nur Ideale, sondern auch das Leben, die äusseren Umstände und Ereignisse durchstrahlen, so dass sie die Ursache und die Bedeutung der Erfahrung enthüllt. Sobald der Jünger begreift, dass er die Kraft besitzt, zu erleuchten, hat er den ersten Schritt zur Zerstreuung der Verblendung getan; so wie die Technik der Gegenwärtigkeit auf der Mentalebene wirksam wird, genau so erzeugt diese Technik des Lichtes Kräfte, die auf der Astralebene wirksam werden und schliesslich die Zerstreuung und das gänzliche Verschwinden dieser Ebene erzielen können.

3. Die Technik der Indifferenz macht den Einfluss unwirksam oder unschädlich, den die Substanz auf das Leben oder den Geist in den drei Welten ausübt, denn die Seele ist das Beweismittel des Lebens.

Im Zusammenhang mit dieser zweiten Technik möchte ich deshalb der Bibel ein paar Worte entnehmen und dabei das Wort «Licht» anstelle von «Glaube» setzen. Ich gebe folgende Definition: Licht ist die Substanz der erhofften Dinge, der Beweis für die unsichtbaren Dinge (vgl. Hebräer 11,1). Dies ist vielleicht eine de okkultesten Definitionen des Lichtes der Welt, die bislang ausgegeben wurden, und es besteht die Absicht, ihre wahre Bedeutung in den nächsten zwei Generationen zu enthüllen. Das Wort «Glaube» ist ein gutes Beispiel [194] dafür, wie einige der alten Wahrheiten «abgeblendet» werden, damit ihre Bedeutung nicht vor der Zeit enthüllt werde. Licht und Substanz sind synonyme Begriffe. Das Gleiche gilt von Seele und Licht, und in dieser Ideengleichheit - Licht, Substanz, Seele - liegt der Schlüssel zur Fusion und zur Einswerdung, die Christus uns in seinem Erdenleben in so vollem Masse vor Augen geführt hat.

Wenn also Schüler und Aspiranten in ihrer Fühlungnahme mit der Seele Fortschritte gemacht haben, dann haben sie die ersten, wichtigen Schritte getan, um das Licht und dessen Anwendungen zu verstehen. Sie müssen sich jedoch davor hüten, das Licht, das ihnen das Verstehen des Lebens, der Umstände, Ereignisse und der Umwelt möglich macht, nicht mit der Intuition zu verwechseln. Das Licht, mit dem wir uns befassen, bekundet sich in den drei Welten und enthüllt Form und Formen, deren Reaktionen und Ergebnisse, deren Blendung und Verlockung sowie deren Macht, das Bewusstsein irre zu leiten und gefangen zu halten. Das betreffende Licht ist Seelenlicht, welches das Denken erleuchtet und zur Enthüllung der Formenwelt führt, in der das Leben versunken ist.

Die Intuition befasst sich ganz und gar nicht mit den drei Welten menschlicher Erfahrung, sondern allein mit den Wahrnehmungen der Geistigen Triade und mit der Welt der Ideen. Die Intuition verhält sich zur Welt der Bedeutung wie das Denken zu den drei Erfahrungswelten. Sie bewirkt Verstehen, genau so wie das Seelenlicht aufgrund von Erfahrung Wissen hervorruft. Wissen ist nicht eine rein mentale Rückwirkung, sondern etwas, was auf allen Entwicklungsstufen anzutreffen und in Form von Instinkten in allen Naturreichen vorzufinden ist. Das bedarf keines Beweises. Die fünf Sinne vermitteln Wissen auf der physischen Ebene; psychische Empfänglichkeit verschafft einen Einblick in die Astralebene; das Denken bringt intellektuelle Wahrnehmung, aber alle drei sind Aspekte des (von der Seele herkommenden) Lichtes des Wissens, denn die Seele, die sich zum Zweck der Entfaltung einzukerkern (195) beschlossen hat, durchdringt ja alle ihre Manifestationshüllen in den drei Welten.

Auf einer höheren Spiralwindung ist die Intuition das Ausdrucksmittel der dreifältigen Geistige Triade, wodurch sie zu den höheren Bereichen göttlicher Wesensäusserung in Beziehung tritt; sie ist ein Ergebnis des Lebens der Monade - einer Energie, welche die Enthüllung göttlicher Absicht mit sich bringt. In der Welt dieser göttlichen Enthüllung lernt der Jünger schliesslich zu wirken und dort ist der Eingeweihte mit vollem Bewusstsein aktiv. Das tätige Leben der drei Welten ist ein verzerrter Ausdruck dieser höheren Erfahrung, aber es bildet gleichzeitig das Ausbildungsgelände, auf dem langsam die Fähigkeit entwickelt wird, als Eingeweihter ein Leben intuitiver Wahrnehmung zu führen und dem Plan zu dienen. Diese Unterscheidungen (die nur in Zeit und Raum bestehen, denn alle Unterscheidungen sind ein Teil der Grossen Illusion, obwohl sie notwendig und unvermeidlich sind, solange das Denken vorherrscht) müssen sorgfältig in Betracht gezogen werden. Jünger werden in ihrer Entwicklung einen Punkt erreichen, wo sie wissen, ob sie auf das Licht der Seele oder auf die intuitive Wahrnehmung der Triade reagieren. Sie werden sich dann darüber klar werden dass intuitive Wahrnehmung - wie sie diese nennen - nur die Reaktion der erleuchteten Persönlichkeit auf die Tendenz der Triade ist, wesenseins zu werden. Diese Begriffe liegen jedoch jenseits der Auffassungsgabe des Durchschnittsmenschen, weil Fusion und Wesenseinswerden keineswegs das Gleiche sind.

Die Regeln für die Technik des Lichtes sind im Raja-Yogasystem von Patanjali hinreichend festgelegt und in den fünf Stadien der Konzentration, Meditation, Kontemplation, Erleuchtung und Inspiration erläutert worden; gleichzeitig müssen aber auch die Fünf Regeln und die Fünf Gebote befolgt werden. Der Aspirant sollte diese gründlich studieren. Sie führen dann zu den zahlreichen Ergebnissen auf dem Gebiet psychischer Empfänglichkeit, wie z.B. Kontakt mit der Hierarchie, Erleuchtung, Dienen und Disziplin [196] und zuletzt zum Stadium des «abgeschiedenen Einsseins»; mit diesem paradoxen Ausdruck beschreibt Patanjali das Innenleben des Eingeweihten.

Das meiste von dem, was ich oben gesagt habe, ist allen Aspiranten wohlbekannt, ob sie nun die Raja-Yogalehre Indiens oder das Leben der praktischen Mystik studieren, wie es von Mystikern wie Meister Eckehart und den mehr mental polarisierten modernen Esoterikern dargestellt wird. Letztere überschritten die Grenzen der mystischen Vision, da sie bis zur Fusion gelangten. Darauf brauche ich nicht näher einzugehen. Sie ist das höhere Stadium des Einsseins, für das alle wahren Mystiker Zeugen sind.

Worauf es uns hier ankommt ist die Frage, wie dieses Licht erkannt und zweckmässig benutzt werden kann, um Verblendung zu zerstreuen und damit der Welt einen tief esoterischen Dienst zu erweisen. Man könnte sagen, dass das innere Licht einem Scheinwerfer gleicht, der von einem Punkt aus in die Welt der Verblendung und des menschlichen Ringens hineingerichtet wird, von einem Punkt aus, den ein Meister «das Postament der Seele und den geistigen Leuchtturm» genannt hat. Diese Ausdrücke vermitteln den Gedanken an Höhe und Entfernung, die für die mystische Einstellung so bezeichnend sind. Die Kraft, dieses Licht als Zerstreuungsmittel zu verwenden, stellt sich erst dann ein, wenn diese Symbole fallen gelassen werden und der Diener sich selbst als das Licht und den Mittelpunkt der Ausstrahlung anzusehen beginnt. Hierin liegt der Grund für gewisse technische Einzelheiten der okkulten Wissenschaft. Der Esoteriker weiss, dass sich in jedem Atom seines Körpers ein Lichtpunkt befindet. Er weiss, dass das Wesen der Seele Licht ist. Seit Äonen findet er seinen Weg mit Hilfe des Lichtes, das in seinen Körperhüllen erzeugt wird und des Lichtes in der atomischen Substanz seines Körpers; er wurde und wird also vom Licht der Materie geleitet. Später entdeckt er das Licht der Seele. Noch später lernt er das Licht der Seele und das der Materie zu verschmelzen. Dann strahlt er als Lichtträger aus, denn das geläuterte Licht der Materie und das Licht der Seele sind vereint und in einem Brennpunkt zentralisiert. Durch Anwendung dieses zusammengefassten Lichtes zur Zerstreuung individueller Verblendung erlernt der Jünger die Anfangsstadien der Technik, die später [197] die Gruppenverblendung und am Ende die Weltverblendung zerstreuen wird; und dies ist der nächste Punkt, den wir betrachten wollen.

Das Thema unserer Betrachtung - das Licht der Seele als Zerstreuer der Verblendung in den drei Welten - ist das praktischte, nützlichste und notwendigste Studiengebiet in unserer heutigen Zeit; es betrifft die Astralebene und den zu leistenden Dienst, der lebenswichtig und zeitgemäss ist. Die Errettung des Einzelnen und der Gesamtmenschheit von der allumfassenden Verblendung, welche die Menschen im Banne hält, ist ein für die Welt wesentliches Erfordernis. Die neue Aera, die nach Kriegsschluss für die Menschheit anbrechen wird, wird sich durch ihre mentale Polarisation und dementsprechende Freiheit von Verblendung auszeichnen; eine Zeitlang wird dann die Illusion wird Ergebnisse zeitigen, die grundverschieden sind von den Auswirkungen bei jenen Menschen, die inmitten von Verblendung leben und arbeiten. Das zweite Kennzeichen der neuen Aera wird die wissenschaftliche Behandlung des Gesamtproblems der Verblendung sein, die dann als das erkannt werden wird, was sie wirklich ist; sie wird nach wissenschaftlichen Methoden durch Anwendung des erleuchteten Denkvermögens von Gruppen zerstreut werden, die einzig und allein zu diesem Zweck zusammenwirken.

Der Vorschlag, den ich also den Aspiranten und Jüngern der Welt unterbreite, betrifft die Möglichkeit eines ganz bestimmten Dienstes an der Welt. Es werden sich mit der Zeit Gruppen bilden aus solchen Menschen, die in ihrem eigenen Leben an der Zerstreuung von Verblendung arbeiten, und zwar nicht so sehr um der eigenen Befreiung willen als vielmehr mit der Absicht, die Astralebene von den ihr eigenen Verblendungen zu befreien. Sie werden vereint gegen eine der Haupt-Phasen der Weltordnung vorgehen, kraft des erleuchteten Denkvermögens jedes Einzelnen; vereint werden sie «den Scheinwerfer des Denkens, der das Sonnenlicht widerspiegelt, aber gleichzeitig auch eigenes, inneres Licht ausstrahlt, auf die Nebelwolken der Erde richten, denn in diesen Nebelwolken straucheln alle Menschen. Im Brennpunkt des konzentrierten [198] Lichtstrahls wird die Wirklichkeit triumphierend hervortreten.»

Es ist interessant, dass das allerälteste Gebet der Welt auf die drei Verblendungs-Aspekte Bezug nimmt und eben deswegen muss die dreifache Technik angewandt werden, um Befreiung und Fortschritt zu ermöglichen. Wie bekannt, lautet dieses Gebet wie folgt (Brihadaranyaki Upanishad I, 3, 28):

«Führ' uns, o Herr, aus Nacht zum Licht; vom Unwirklichen zum Wirklichen; vom Tod zur Unsterblichkeit.»

«Führ' uns aus Nacht zum Licht» bezieht sich auf das Denken und dessen allmähliche Erleuchtung durch das Licht der Intuition; diese Erleuchtung wird durch die Technik der Gegenwärtigkeit erreicht, von Der das Licht ausstrahlt. Dies ist der Mittler, der die Verklärung der Persönlichkeit und ein strahlendes Lichtzentrum auf der Mentalebene bewirkt. Diese Feststellung trifft zu, gleichviel ob man von einem Einzelnen spricht oder von jenem Brennpunkt des Lichtes, der durch die mentale Einheit und das klare Denkvermögen fortgeschrittener Menschen entsteht. Diesen Menschen wird es kraft ihres vereinten Denkens gelingen, die Welt von einigen Aspekten der Grossen Illusion zu befreien.

«Führ' uns vom Unwirklichen zum Wirklichen» bezieht sich insbesondere auf die Astralebene mit ihren allumfassenden Verblendungen. Diese Verblendungen verkörpern das Unwirkliche und stellen sich den Gefangenen der Astralebene so dar, dass sie diese für die Wirklichkeit halten. Diese Gefangenschaft im Bann der Verblendung kann durch die Technik des Lichtes beendet werden, wenn sie von denen angewandt wird, die - gruppenweise - auf die Zerstreuung der Verblendung und auf ein menschliches Bewusstsein hinarbeiten, das eine klare Vorstellung von der Wirklichkeit ermöglicht und das Wesen dieser Realität erkennen kann.

Diese Sonderaufgabe der Zerstreuung ist unser unmittelbares Thema. Es ist äusserst wichtig, dass diejenigen, welche die offene Tür in die Zukunft erkennen, durch welche die Menschheit gehen [199] muss, sich dieser Aufgabe zu widmen beginnen. Nur so kann man der Menschheit helfen, die Irrtümer, Verblendungen und Fehlschläge der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Dies ist die Technik, die Freiheit von Verblendung mit sich bringt, die das menschliche Leben verwandeln und damit die neue Zivilisation und Kultur einleiten kann. Diese Zerstreuung kann von Jüngern in allen Teilen des Planeten unter Mithilfe der Weltaspiranten vorgenommen werden; sie wird jedoch hauptsächlich das Werk derer sein, die sich durch ihre Strahlen-Einstellung am ehesten zum astralen Leben hingezogen fühlen und die gelernt haben oder lernen, durch die Kraft des Denkens und des mentalen Lichtes dieses Leben zu beherrschen. Es handelt sich dabei in erster Linie um Menschen des sechsten Strahles, die von Aspiranten und Jüngern auf dem zweiten und vierten Strahl unterstützt werden.

In Zeit und Raum wird diese Aufgabe vor allem von solchen Aspiranten begonnen und gruppenweise geleitet werden, deren Seelen oder Persönlichkeitsstrahl der sechste ist oder deren Astralkörper vom sechsten Strahl bedingt werden. Wenn sie das Wesen der zu leistenden Arbeit begriffen und «die Technik des Lichtes im Dienst an der Menschenrasse fanatisch angewandt» haben, wird ihre Aufgabe durch Jünger des zweiten Strahles vollendet werden, die in den Ashrams jener Meister tätig sind, Die Jünger annehmen. Die von diesen beiden Gruppen geleistete Arbeit wird schliesslich (und viel später) von jenen Aspiranten und Jüngern ans Tageslicht gebracht werden, die sich im astralen Bereich betätigen werden, sobald sich der vierte Strahl wiederum zu manifestieren beginnt. Die Zerstreuung der Verblendung ist demnach die Aufgabe derer, die mit den vom zweiten, vierten und sechsten Strahle verkörperten Energieströmen in die äussere Welt kommen. Ich betone das, weil Jünger häufig Aufgaben übernehmen, für die sie keine besondere Eignung besitzen, weil ihre Strahlen ihnen nicht helfen und ihr Vorhaben manchmal sogar vereiteln.

Das [200] ganze Thema hängt mit dem Bewusstsein zusammen, mit dem zweiten Aspekt; es betrifft die Formen, durch welche die Menschheit ihr Gewahrsein fortschreitend entfaltet. Verblendung entsteht durch die Erkenntnis dessen, was der Mensch selbst erschuf; okkult ausgedrückt: «Der Mensch wird erst dann der Wirklichkeit gewahr, wenn er das Gebilde seiner eigenen Schöpfung zerstört hat.» Diese Formen zerfallen in zwei Hauptgruppen:

1. Jene Formen, die sehr alten Ursprungs sind und auf menschlicher Betätigung, menschlichem Denken und menschlichem Irren beruhen. Dazu gehören alle Formen, die von der Wunschnatur des Menschen seit undenklichen Zeiten erschaffen wurden; sie bilden die nebelhafte Substanz der Verblendung - nebelhaft vom physischen Gesichtswinkel aus, aber dicht von dem der Astralebene. Sie sind die Triebfeder hinter allem Streben und Handeln auf der äusseren Ebene, wo der Mensch seine Wünsche zu befriedigen sucht. Von diesen Formen muss sich der einzelne Aspirant jederzeit freimachen, um danach durch die Pforte einzugehen, die wir die zweite Einweihung in ein erweitertes Bewusstsein nennen.

2. Jene Formen, die ständig geschaffen und ununterbrochen hervorgebracht werden, weil sie dem natürlichen Aufwärtsstreben der Menschheit entsprechen; sie sorgen für die Lockungen, die den Menschen zunächst einmal zu hohen, persönlichen Errungenschaften und später zu geistiger Errungenschaft hinleiten. Sie enthalten Anzeichen des Neuen und des Möglichen; sie bedeuten aber auch (so seltsam das anmuten mag) eine Verblendung, denn sie sind zeitweilig und illusorisch und dürfen das Wirkliche nicht auf die Dauer verdecken. Diese Wirklichkeit wird im richtigen Augenblick ihren Niederschlag finden, sobald das höhere Licht einströmt. Sie sind Anzeichen des Wirklichen und werden oft mit dem Wirklichen verwechselt; sie stehen im Gegensatz zu den Gedanken und Wünschen der Vergangenheit und müssen am Ende dem tatsächlichen Dasein des Wirklichen Platz machen. Sie [201) sind (in kritischen Zeiten) der grosse Prüfstein für alle Aspiranten und Jünger und erwecken in ihnen das zarteste Feingefühl kritischer Unterscheidungsgabe; ist jedoch diese Prüfung siegreich überstanden, dann kann dem Jünger und Aspiranten die Aufgabe übertragen werden, diese beiden Arten von Verblendung zu zerstreuen, unter besonderer Berücksichtigung unmittelbarer Bedürfnisse oder einer bestimmten, landläufigen Verblendung.

Daraus geht also hervor, dass Gruppen, die bewusst an der Zerstreuung von Verblendung mitwirken, folgende Merkmale aufweisen werden:

1. Sie werden sich aus Aspiranten und Jüngern des sechsten Strahles zusammensetzen, die von zweitstrahligen, geistigen Mitarbeitern unterstützt werden.

2. Sie werden aus Mitgliedern bestehen:

a. die lernen oder gelernt haben, ihre eigenen, individuellen Verblendungen zu zerstreuen und deshalb Verständnis für die zu leistende Aufgabe mitbringen;

b. die mental eingestellt sind und deshalb ein gewisses Mass von mentaler Erleuchtung besitzen. Sie sind dabei, die Technik des Lichtes zu meistern;

c. die das Wesen der Verblendungen, die sie zu zerstreuen versuchen, kennen und das erleuchtete Denken als Scheinwerfer benutzen können.

3. Sie werden zu ihrer Gruppe auch diejenigen zählen, bei denen sich (im okkulten Sinn) folgende Kräfte auf dem Weg beschleunigter Entwicklung befinden:

a. Die Fähigkeit, Verblendung nicht nur dem Wesen nach zu erkennen, sondern auch zwischen den verschiedenen und mannigfaltigen Arten von Verblendung zu unterscheiden.

b. Die Kraft, sich das Licht anzueignen, es in sich aufzunehmen und es sodann bewusst und nach wissenschaftlichen Grundsätzen in die Welt der Verblendung hineinzustrahlen. [202] Die Meister, die höheren Eingeweihten und Weltjünger tun das nötigenfalls allein und benötigen nicht den Schutz der Gruppe oder die Mithilfe des Lichtes der Gruppenmitglieder.

c. Die Fähigkeit, das Licht nicht nur durch Absorption und Wiederausstrahlung zu benutzen, sondern auch den ausgesandten Lichtstrahl durch einen bewussten Willensakt mit Energie aufzuladen. Dazu kommt noch eine beharrliche und beständige Konzentration. Der so ausgesandte Strahl bewirkt zweierlei: er besitzt eine austreibende, dynamische Kraft, ganz ähnlich wie ein starker Wind dichten Nebel wegbläst oder zerstreut oder wie die Sonnenstrahlen Nebelschwaden austrocknen und absorbieren. Er dient ausserdem als Richtstrahl für das, was neu ist und einen Teil der göttlichen Absicht darstellt. Die neuen Ideen und erwünschten Ideale können «auf dem Richtstrahl» hereinkommen, genau so wie die Flugzeuge heute durch solche Strahlen gelenkt und zum gewünschten Landungsplatz hingesteuert werden.

a. Die Zerstreuung individueller Verblendung

Zu allererst wollen wir einmal feststellen, wie der einzelne Aspirant mit Erfolg die Verblendungen zu zerstreuen vermag, die sein Leben in den drei Welten seit altersher bedingt haben. Während vier Fünftel seiner Inkarnationserfahrung wurde er von seinem Wunschleben beherrscht. Er hat damit begonnen, sein Wünschen in höheres Streben zu verwandeln und - unter höchstmöglichem Aufwand an Hingabe, Gefühl und Sehnen - nach wirklicher Erkenntnis zu suchen. Dann erst erkennt er mit Schrecken das Wesen der Verblendungen, die automatisch und normalerweise seinen Weg bestimmen. Verblendung entstand, als der Mensch sein Wünschen als die Triebfeder seines Handelns erkannte und bemerkte; damit bewies er sein Menschentum und seinen Unterschied vom Tier, denn nur das Denken enthüllt das Vorhandensein von Wünschen. Anstelle des instinktiven Bestrebens, die der niederen Natur anhaftenden und angeborenen Wünsche zu befriedigen, traten [203] geplante Bemühungen, den Wünschen gerecht zu werden und dazu war zielbewusstes Denken notwendig. Auf diese Weise wurde die Trennungslinie zwischen Tier und Mensch immer deutlicher erkennbar und so trat vor Äonen der erste und grundlegende Ausdruck reiner Selbstsucht in Erscheinung. Später, als die Evolution fortschritt und das Wünschen von einer geplanten Befriedigung zur anderen überwechselte, schwächte sich der physische Aspekt der Selbstsucht ab und die Menschen suchten ihr Vergnügen in gesteigertem Gefühlsleben; das führte zur Entstehung des Dramas, wo dieses Erleben zum ersten Mal künstlerischen Ausdruck fand. Durch solche Schauspiele hat der Mensch seit altersher sein eigenes, dramatisches Gefühlsleben ergänzt, indem er sich in das Leben anderer hineinversenkte. Auf diese Weise trat er aus sich selbst heraus und ergänzte seine persönlichen, dramatischen Erfahrungen, Wünsche und Ziele durch solche, die durch die schöpferische Einbildungskraft hervorgebracht wurden; dadurch schuf er die Grundlage zur - verstandesmässigen und tatsächlichen - Erkenntnis des Teiles in seiner Beziehung zum Ganzen. So wurde von der Frühzeit von Atlantis an der Grund für die stufenweise Entfaltung des mystischen Dualitätsgefühls gelegt, von der anthropomorphischen Gotteserkenntnis bis zur Erkenntnis des Wirklichen im Innern des Menschen selbst und so sind wir schliesslich bei dem Problem angelangt, mit dem sich der Jünger befassen muss. Dann steht der Hüter der Schwelle dem Engel der Gegenwärtigkeit gegenüber und der letzte und grösste Konflikt wird ausgefochten.

Dieses Dualitätsbewusstsein erreicht seinen Gipfel bei der dritten Einweihung im Endkampfe zwischen den Gegensatzpaaren mit dem glorreichen Sieg des Engels - der Verkörperung der Kräfte des Guten im Einzelnen, in der Gruppe und in der Menschheit. Dann stirbt der Dualismus aus und mit ihm der Wunsch nach dem, was materiell ist und nicht das eigentliche (sich mit dem Ganzen einswissende) Selbst. Einheit und das «Leben in grösserer Fülle» [vgl. Ev. Joh. 10, 11 «Leben und volle Genüge]» sind erreicht.

Der Weg des Jüngers, der bewusst an der Zerstreuung der Verblendung in seinem Leben arbeitet, lässt sich in vier Abschnitte einteilen, die [204] in folgender Weise definiert werden können:

1. Das Erkennen der Verblendung oder der Verblendungen, die das Wirkliche verhüllen. In irgendeiner besonderen Lebenskrise hängen diese Verblendungen vom Persönlichkeitsstrahl ab.

2. Die Konzentrierung des Bewusstseins des Jüngers auf der Mentalebene und die Zentralisierung des Lichtes auf diesen Brennpunkt hin, so dass genügend Helligkeit vorhanden ist, die zu leistende Arbeit deutlich sichtbar wird und der Scheinwerfer des Denkens sich auf die Verblendung richtet, die zerstreut werden soll.

3. Die Richtungsstrahlung. Das ist das stetige, sinnvoll gelenkte Hineinstrahlen von Licht in die dunklen Stätten der Astralebene, wobei zu bedenken ist, dass das Licht dem Jünger zwei Dinge ermöglichen wird:

a. Die Verblendung zu zerstreuen - eine wohltuende Erfahrung.

b. Das Wirkliche zu erschauen - eine erschreckende Erfahrung, lieber Bruder.

4. Die Identifizierung mit dem Wirklichen, mit dem man nach Zerstreuung der Verblendung in Berührung kommt. In dem zusätzlichen Licht, das jetzt zu Gebote steht, kommt man zu einer weiteren Erkenntnis von noch subtileren Verblendungen, die dann ihrerseits zerstört werden müssen.

Dieser Prozess der Erkenntnis, Konzentration, Zerstreuung und der sich daraus ergebenden Enthüllung geht ununterbrochen vor sich von dem Zeitpunkt an, da der Jünger den Pfad der akzeptierten Jüngerschaft betritt bis zur dritten Einweihung.

Der Schlüssel zu allen Erfolgen dieser Entwicklung ist demnach die Meditation und das stetige Festhalten des Denkens im Licht. Nur durch Beharrlichkeit kann der Lichtstrahl gebildet, verstärkt, konzentriert und ausgesandt und dann - im richtigen Augenblick zurückgezogen [205] werden. Ich kann an dieser Stelle nicht weiter auf den Meditationsvorgang eingehen, der auf richtigem Verständnis für das Wesen der Konzentration beruht. Ich habe viel über dieses Thema geschrieben und die Raja-Yogadisziplin ist wohl bekannt. Konzentriertes und beherrschtes Denken ist heute der normale Gegenstand aller von Erziehern und klugen Eltern gegebenen Weisungen. Der Durchschnittsmensch kann sich heute nur schwer vorstellen, dass es eine Zeit gab, als solche Redensarten wie «gebrauch deinen Verstand» oder «wenn du nur ein bisschen denken würdest» oder «ein wenig Gedankenkontrolle würde dir sicher helfen» vollkommen unbekannt waren, weil das Denkvermögen noch so wenig entwickelt war. Es wurde damals nur als Werkzeug für das Bewusstsein von Eingeweihten anerkannt. Der Evolutionspfad ist in der Tat der Pfad der Wiedererkennungen, die zur Enthüllung führen. Der gesamte Evolutionsvorgang trägt den Charakter einer Einweihung, die von einer Bewusstseins-Erweiterung zur anderen führt, bis die Welten der Formlosigkeit und der Form enthüllt dastehen in dem Licht, das der Eingeweihte selbst erzeugt und in dem er einhergeht. Diese Lichter sind verschieden und unterscheiden sich durch das, was sie enthüllen; es gibt:

1. Das Licht der Materie selbst, das sich in jedem Atom der Substanz vorfindet.

2. Das Licht des vitalen oder ätherischen Trägers - ein Licht, das die Reflexion des Einen Lichtes ist, weil es die drei Arten von Licht innerhalb der drei Welten in sich vereint.

3. Das Licht des Instinktes.

4. Das Licht des Intellektes oder das Licht des Wissens.

5. Das Licht der Seele.

6. Das Licht der Intuition.

Wir schreiten von Licht zu Licht, von Enthüllung zu Enthüllung, bis wir aus dem Bereich des Lichtes heraus in den Bereich des Lebens eingehen, der bis jetzt für uns noch reine Dunkelheit ist.

Es versteht sich von selbst, dass dieses wachsende Licht eine sich mehr und mehr entfaltende Reihe von Enthüllungen mit sich bringt, [206] die wie alles andere in der menschlichen Erfahrungswelt zu allererst einmal die Welt der Formen und dann das Wesen der Seele, der Ideen und der Göttlichkeit vor unseren Augen aufrollt. All diese Enthüllungen bilden jedoch eine grosse, vereinte Enthüllung, die sich vor den Augen der Menschheit nach und nach entfaltet. Das Licht seines persönlichen, niederen Selbstes enthüllt dem Menschen die Welt der Form, der Materie, des Instinktes, des Wünschens und des Denkens; das Licht der Seele enthüllt das Wesen der Beziehung zwischen diesen Lebensformen und der Welt des Formlosen sowie des Konfliktes zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Das Licht der Intuition eröffnet dem Auge der Seele innerhalb der Persönlichkeit das Wesen Gottes und die Einheit des Ganzen. Die Rastlosigkeit des materiellen Wünschens, das seine Befriedigung in den drei Welten sucht, weicht schliesslich dem höheren Streben nach Seelenkontakt und Seelenleben. Dieses wird dann seinerseits als ein Schritt in Richtung auf jene grossen, grundlegenden Erfahrungen anerkannt, denen wir die Namen der fünf hauptsächlichen Einweihungen beilegen. Diese enthüllen dem Menschen die bisher nicht erkannte Tatsache seines Nicht-Getrenntseins und der Beziehung seines individuellen Willens zum göttlichen Willen.

Wir wollen jetzt untersuchen, in welcher Art und Weise diese Arbeitsphasen auf der Astralebene vor sich gehen: zuerst lernt der Mensch das Licht des Denkens zu gebrauchen, das von der Seele im Lauf ihrer immer enger werdenden Beziehung zur Persönlichkeit erzeugt und von der Intuition angefacht wird. Mit Hilfe dieses Lichtes lernt der Jünger, seine persönlichen und privaten Verblendungen zu zerstreuen. Ich erwähne das, weil ich das Ausmass der Aufgabe betonen möchte, die ein Mensch unternimmt, der sich bewusst dazu anschickt, seine Verblendung loszuwerden, um sich dadurch auf einen Dienst im grösseren Rahmen vorzubereiten. Er befindet sich dann mit der gesamten Verblendung der ganzen Ebene in Konflikt und kann leicht überwältigt werden, wenn er merkt, was ihm bevorsteht. Das ist einer der Gründe für die tiefe Niedergeschlagenheit [207] und für jene abgründigen Minderwertigkeitskomplexe, die manche Menschen vollkommen ohnmächtig machen oder schliesslich zum Selbstmord treiben. Die Verblendungen ihrer eigenen Person ketten sie an die nationale oder planetarische Verblendung und bestimmen damit ihren Lebensausdruck und ihr Denken. Das sollte man nicht vergessen, wenn man es mit Menschen zu tun hat, die sich so in ihren Ideen verhärtet haben, dass sie die Wahrheit nicht so zu sehen vermögen, wie man selbst sie sieht. Sie sind wie sie sind, weil ihre eigene Verblendung von den grösseren Verblendungen genährt wird; und damit können sie noch nicht fertig werden.

Es ist nicht meine Absicht, mich mit besonderen Verblendungen abzugeben; ich möchte aber eine Formel angeben, die - mit kleinen Abänderungen und Zusätzen - dem Einzelnen und der Gruppe bei Ausmerzung der Verblendung dienlich sein könnte. Gleich zu Anfang möchte ich sagen, dass ein Mensch sich zunächst einmal darüber klar sein muss, dass seine Empfindungen, Ideen, Wünsche und Lebenserfahrungen, soweit seine Gefühlsnatur in Betracht kommt, durch irgendeine oder eine Reihe von Verblendungen bedingt werden, dass er das Opfer von mehreren Verblendungen ist, die im Lauf vieler Lebensspannen erzeugt und in seiner Vorgeschichte tief verwurzelt sind und auf die er instinktiv reagiert. Es kommt indes die Zeit, da der Probejünger dieser instinktiven Verblendungen gewahr wird und sie bei ihrem Auftreten erkennt, selbst wenn er noch darauf reagiert; er sucht sich davon loszumachen, anfänglich durch krampfhaftes Bemühen, indem er sein Denken benutzt, um sie sich auszureden. Dabei kommt es abwechselnd zu vorübergehendem Erfolg, wenn er mit Vorbedacht so handeln kann, als ob er von Verblendung frei sei und zu langen Perioden der Niederlage, wenn er sich überwältigt wähnt, nirgends ein Licht erspäht und sich wie ein verwirrter Blinder benimmt. Das deutet darauf hin, dass er wie von einem Magneten (der angesammelten Kraft uralter Verblendung mit ihren karmischen Auswirkungen) immer wieder gerade in die Verblendung hineingezogen wird, die er zu vermeiden trachtet. Später folgt (als Resultat obiger Wechselerscheinung) das Stadium, da die Anziehungskraft der Seele die Anziehungskraft dieser Verblendungen ausgleicht: er strebt nach [208] unbehindertem Ausdruck und nach Befreiung von der Herrschaft der Astralebene. Dann kommt er allmählich ins Gleichgewicht.

Während dieses Stadiums beginnt der Mensch zu meditieren, wodurch er des Seelenlichtes gewahr wird, wie es sich mit dem im Mentalkörper enthaltenen Lichte vereint; und dieses vereinte Licht wird immer stärker, je länger er die Meditationsarbeit beharrlich fortsetzt. Es folgt dann ein Tag, da der Aspirant entdeckt, dass er dieses innere Licht benutzen kann und er fängt an, es versuchsweise und mit ungleichem Erfolg auf die Probleme seiner besonderen Verblendung anzuwenden. Auf dieser Stufe fördern wir jetzt die Technik des Lichtes, um damit die unbestimmte und unwissenschaftliche Technik der Vergangenheit zu beenden. Die besagte Technik nützt nur dem, der etwas vom Licht des Denkens, vom Licht im Kopf und vom Licht der Seele weiss. Das Licht im Kopf kommt durch definitiv geplantes Zusammenbringen des Seelen- und des Persönlichkeitslichtes zustande, die sich beide im Mentalkörper zu einem Brennpunkt vereinigen und eine Wirkung auf das Gehirn ausüben. Dieser Vorgang zerfällt in drei Stadien:

1. Der Versuch, das Licht des Denkens und das der Materie im mentalen Träger auf einen Brennpunkt zu vereinigen. Das bedeutet ein Zusammenbringen des Lichtes der Materie und der Substanz (dichtes materielles und ätherisches Licht) und des Lichtes des Denkens selbst. Es gibt kein eigentliches oder besonderes Licht, das dem Astralkörper innewohnt oder davon ausgeht, denn er ist nur ein Formgebilde, das vom Einzelmenschen, von Nationen und menschlichen Rassen geschaffen wurde; und diese Formen machen in ihrer Gesamtheit die Astralebene aus und besitzen im Gegensatz zu anderen Formen kein Eigenlicht. Sie sind nicht als Ausdrucksformen irgendeines dynamischen Lebens vom planetarischen Logos erschaffen und darin liegt die wahre Bedeutung meiner früheren Feststellung, dass die Astralebene in Wirklichkeit gar nicht existiert. Sie ist das Phantasiegebilde menschlichen Wünschens seit Anbeginn der Zeit, und [209] ihr falsches Licht ist eine Reflexion entweder des Lichtes der Materie oder des Lichtes des Denkens. Diese Vereinigung der beiden Lichter in einem Brennpunkt wird durch Gleichschaltung und durch das Bemühen erreicht, das positive Licht des Denkens und das negative Licht des Gehirns zum Aufleuchten zu bringen und das geschieht durch Gedankenkontrolle, die durch Meditation entwickelt wird. Wenn diese beiden Gegenpole (durch einen Willensakt der Persönlichkeit) in Verbindung gebracht sind, dann können diese beiden Aspekte des geringeren Lichtes einen kleinen Lichtpunkt bilden - eine winzige Fackel -, die eine Phase der Verblendung enthüllt, auf die der Aspirant am leichtesten reagiert. Dieser erste Lichtpunkt ist nicht so beschaffen, dass er mehr tun kann, als enthüllen. Er besitzt nicht die Kraft, zu zerstreuen und er kann auch keine vorhandene Verblendung entkräften. Er kann lediglich dem wachen Gehirnbewusstsein eines Menschen klarmachen, dass Verblendung ihn im Bann hält. Es handelt sich hierbei um die Konzentrationsstufe im Meditationsvorgang.

2. Die zweite Stufe zur Vereinigung der beiden Lichter wird dadurch erreicht, dass man zu meditieren bemüht ist. Auf der vorhergehenden Stufe war die Vereinigung der beiden materiellen Lichter lediglich eine Angelegenheit der Formbildung, wobei der Aspirant gänzlich von den Kräften seiner Persönlichkeit und von Zweckdienlichkeit bewegt wurde. Dieser Vorgang und seine Wirksamkeit lässt sich am Beispiel eines Menschen erläutern, der aus rein eigennützigen Motiven und mit intensiver Konzentration sein Denkvermögen auf ein bestimmtes Vorhaben richtet und dadurch die Befriedigung seiner Wünsche durchsetzt und seine Ziele erreicht. Er ertötet alle Gefühlsregungen und es gelingt ihm in hohem Mass, seine Verblendung zu zerstreuen. Er entwickelt die Fähigkeit, sich auf den Lichtstrom der Materie selbst (physische Materie und mentale Substanz) einzuschalten und dadurch ein falsches Licht zu erzeugen, von dem das Seelenlicht strengstens ausgeschlossen ist. Das ist die Macht, die schliesslich einen Schwarzmagier hervorbringt. Er hat die Fähigkeit entwickelt, Lichtenergie [210] der Materie selbst heranzuziehen und sie so machtvoll und wirksam auf einen Brennpunkt zu konzentrieren, dass sie zu einer grossen Zerstörungsmacht wird. Das ist es, was Hitler und seinen sechs bösen Mithelfern die Macht verlieh, auf der materiellen Ebene als Zerstörer zu wirken. Im Fall des Aspiranten hingegen ist die Kraft, über geistige Wirklichkeit zu meditieren und mit der Seele in Berührung zu treten, ein Gegengewicht gegen die Gefahren der Konzentration auf das Licht der Materie und dessen ausschliessliche Benutzung; zum geringeren Licht der Materie gesellt sich bei ihm das Licht der Seele und dann werden diese beiden vereinten Lichter (oder Aspekte des Einen Lichtes) auf der Mentalebene durch die Kraft schöpferischer Imagination zusammengebracht. Das ermöglicht es dem Menschen schliesslich, Verblendung zu zerstreuen und sich von der Astralebene zu befreien.

3. Die dritte Stufe ist diejenige, auf der das Licht der Materie, das Licht des Denkens und das Licht der Seele (als Stromrinne für die Intuition) bewusst vermengt, verschmolzen und zusammengefasst werden. Dann richtet der Mensch dieses vereinte Licht unter Anleitung der Seele auf die Welt der Verblendung und auf die besondere Verblendung, mit der er es zu irgendeiner Zeit zu tun hat. Das falsche Licht der Astralebene verschwindet in diesem dreifach vermengten Licht, so wie ein Feuer nahezu zum Verlöschen gebracht werden kann, wenn es den Sonnenstrahlen voll ausgesetzt wird; oder wie ein Brennglas, das die Sonnenstrahlen in einem Brennpunkt konzentriert, ein zerstörendes Feuer anzufachen vermag. Es handelt sich um Anwendung eines mächtigen Lichtes, das ein geringeres Licht überstrahlen und Nebelschwaden zerstreuen kann.

All dies muss verständnisvoll und bewusst als Vorstufe zur eigentlichen Technik ausgeführt werden. Dabei handelt es sich zunächst um Experimente und schliesslich um wissenschaftliche Anwendung. Sie gründet sich auf ein Erkennen der Wahrheit - einer Wahrheit, der man ins Gesicht sieht und die man akzeptiert. Dieser Vorgang ist nicht bloss eine Art rationaler Klärung, wenngleich diese der von mir umrissenen, wissenschaftlichen Arbeit vorausgeht; es geht [211] auch nicht um die Pflege neuer Interessen mentaler und geistiger Art, die allmählich das Wünschen verdrängen und die Verblendung austreiben. All das hat nur vorbereitenden Charakter und führt zu einer Entfaltung, die den Aspiranten zu wissenschaftlicher Arbeit reif macht; dabei handelt es sich nicht um die «Abtötung des Verlangens», wie sie von einigen Denkrichtungen gelehrt wird, sondern um die allmähliche Ausmerzung des Wünschens durch strenge Disziplinierung und harte Schulungsarbeit, wozu u.a. die Zerstreuung von Verblendung gehört. Solcherart waren die langsamen Methoden der Vergangenheit. Heute muss anders vorgegangen werden, weil es jetzt genügend Menschen gibt, die Verständnis entwickelt haben und weise und wissenschaftlich arbeiten können.

Die Methode, die ich für meine Schüler entwickelt habe, führt zu schneller und wirksamer Zerstreuung; sie beruht auf der Annahme der Hypothese vom Licht, auf der Anerkennung der Tatsache, dass die Astralebene in Wirklichkeit nicht besteht, auf geschulter Anwendung der schöpferischen Einbildungskraft und auf bedingungsloser Befolgung von Weisungen, individuell und als Gruppe.

Es ist meine Absicht, zwei Formeln auszugeben eine zum Gebrauch des Einzelnen und eine andere für Gruppen, die durch gemeinsames Bemühen zur Zerstreuung von Verblendung beitragen möchten; sei es eine Gruppenverblendung oder irgendein Aspekt der vorherrschenden Weltverblendung. Dabei wird man sich über zweierlei klar sein müssen:

Erstens: dass die Teilnehmer an der Ausmerzung von Verblendung in der Lage sein müssen, zwischen Verblendung und Wirklichkeit zu unterscheiden. Häufig ähneln sich beide, wenn man sie nur oberflächlich überprüft. Sie müssen einsehen können, dass ein emotionaler oder astraler Zustand eine Verschleierung der Wahrheit bedeutet und eine verzerrte Darstellung oder Erscheinung des individuellen oder Gruppenausdrucks der Göttlichkeit ist. Sie müssen also eine Vision wahrnehmen, klar denken und schnell erkennen können, was die Materialisierung dieser Vision und [212] den genauen Empfang der Wahrheit verhindert. Sie müssen auch zwischen einer grösseren und einer geringeren Verblendung unterscheiden können. Eine geringere Verblendung, eine flüchtige, vorübergehende Gedankenform, die leicht als solche erkennbar ist, rechtfertigt nicht den Gebrauch einer dieser Formeln. Solch eine geringe Verblendung wäre z.B. ein Gefühl der Selbstbemitleidung oder die Verherrlichung einer prominenten Persönlichkeit durch einen Einzelnen, eine Gruppe oder eine Nation. Zeit und gesunder Menschenverstand sind hinreichend in der Lage, mit einer solchen Situation fertig zu werden. Eine grössere Verblendung in der Welt (vor dem Krieg) war die grosse Wertschätzung von Besitztümern und der Glaube, dass das Glück von Dingen, von materiellem Gut und materieller Behaglichkeit abhänge.

Zweitens: dass die drei oben besprochenen Stufen der Konzentration nur der Vorbereitung dienen. Diese drei Stufen müssen bis zu einem gewissen Grad entwickelt sein, ehe eine wirksame Anwendung der Formeln möglich wird; alle diejenigen, die am Ausmerzen der Weltverblendung mitwirken wollen, müssen sich beharrlich diesen Phasen in der - wenn ich so sagen darf - Kunst der Polarisierung unterwerfen. Sie müssen Verständnis haben für den Denkapparat, für das Erschaffen von Gedankenformen und für das Wesen des Denkers. Sie müssen auf der Gefühlsebene polarisiert und trotzdem in ihrer Gruppenarbeit verhältnismässig frei von astraler Beeinflussung sein. Dieses astrale Freisein muss bis zu einem gewissen Grad die Auswahl derer bestimmen, die zur Arbeit an grösseren Verblendungen in Frage kommen. Der Einzelmensch, der die Verblendung in seinem eigenen Leben zerstreuen möchte, muss sich aus eigenem Entschluss bemühen, mental polarisiert zu sein, selbst wenn die Gefühlsnatur in dem betreffenden Leben noch sein natürliches Fahrwasser bedeutet. Diejenigen, welche gruppenweise vorgehen, werden ein gewisses Mass von mentaler Einstellung errungen haben, aber für die Zwecke der zu leistenden Arbeit werden sie sich aufgrund der Beherrschung ihrer Eigennatur bewusst und absichtlich auf die Gefühlsebene konzentrieren. Die Mitarbeiter [213] müssen daher in der Meditation geübt sein, viel über das Wesen und die Anwendungsweise des Denkens nachgedacht haben und des inneren Lichtes gewahr sein.

Wenn diese drei Stufen als miteinander verbundene Betätigungen, Gewohnheiten und automatische Vorgänge eingewurzelt sind, wenn unbeirrbare Absicht vorliegt und die Konzentrationsfähigkeit zu einer fast instinktiven Reaktion geworden ist, dann kann eine gute und wirksame Arbeit geleistet werden; auch Beharrlichkeit und Geduld gehören dazu. Hinzufügen möchte ich, dass Vollkommenheit nicht notwendig ist, ehe man sich an dieses Werk macht und diesen Dienst beginnt. Jünger und Aspiranten müssen das Bewusstsein der Zusammenarbeit und der Erkenntnis pflegen, dass sie in einem Dienst, wie dem vorgeschlagenen, definitiv an einer hierarchischen Aktivität teilnehmen und deshalb in der Lage sind, Hilfe zu leisten, selbst wenn sie - allein und ohne Beistand - die erwünschten Ziele nicht erreichen könnten. Sie können durch vereinte Mithilfe den Vorgang beschleunigen. Die Macht vereinten Bemühens auf der physischen Ebene wird heute in grossem Massstab anerkannt und die Kriegsleistungen in allen Ländern haben diese Erkenntnis beschleunigt. Die Macht vereinter Gefühlsbewegung (die oft in sogenannter Pöbelpsychologie ihren Ausdruck findet) wird allerorten gewürdigt und sowohl gefürchtet als auch ausgenutzt. Die Macht vereinten Denkens ist noch wenig bekannt; die im Licht vieler Denker innewohnende Kraft, die sie zu wirksamen Werkzeugen in Weltangelegenheiten macht, die in Verblendung eindringt und sie zerstreut und die sich auf der physischen Ebene als schöpferisch erweist, wird zu den neuen Arbeitsmethoden gehören, die im Neuen Zeitalter Anwendung finden werden. Auf dieses Ziel hin hat die Hierarchie geplant und vorgearbeitet; sie ist jetzt bereit, die Wirksamkeit dieser Arbeit dadurch zu erproben, dass sie eine oder mehrere Gruppen organisiert, die sich mit dem Problem der Verblendung beschäftigen sollen.

Wie ersichtlich, ist das, was ich hier in Umrissen darstelle, etwas verhältnismässig Neues. Soweit der Einzelne in Frage kommt, ist ein schwacher Eindruck der kommenden Technik bereits verzeichnet [214] worden. Männer und Frauen allerorten sind bestrebt, sich durch die Kraft klaren Denkens, strenger Disziplinierung und nüchterner Vernunft von Verblendung zu befreien; dazu gehört auch, dass sie sich ihrer Beziehung zum Ganzen bewusst werden, die sie veranlasst, all das aus ihrem Leben auszumerzen, was andere behindern oder die weltweite Täuschung durch Verblendung erhöhen könnte. Dazu wird (vielleicht als ein Aspekt der neuen Weltreligion, die jetzt auf dem Weg ist, nach aussen in Erscheinung zu treten) die Erkenntnis kommen, dass Gruppen kraft ihres vereinten und konzentrischen Denkens mit Erfolg die Verblendungen hinwegfegen können, die den Vormarsch der Menschheit auf ihr Ziel verdunkeln.

Um im Sinn eines solchen Dienstes den ersten Schritt zu vereinter Gruppenbetätigung zu machen, gebe ich nachstehend eine Formel (oder ein Gruppenritual) an, die viel dazu beitragen wird, gewisse Aspekte der Weltverblendung ihrem Ende zuzuführen, wenn sie von denen benützt wird, deren Leben verhältnismässig frei von Verblendung ist, die Wirklichkeitsmenschen sind und als solche auch von der Gruppe als verhältnismässig frei anerkannt werden und die von guter Absicht beseelt sind. Ihr Bemühen im Verein mit dem ähnlicher Gruppen, wird die Macht dieser uralten Verblendungen so schwächen, dass der «Tag der Klärung» schliesslich anbrechen wird.

Vorerst möchte ich jedoch kurz eine Formel für den einzelnen Aspiranten anbieten, die ihm helfen kann, sich von seiner besonderen Verblendung (oder Verblendungen) freizumachen. Ich werde den Vorgang anhand einer Tabelle darstellen und der Aspirant wird gut daran tun, ihn genau zu befolgen, ohne jeden Gedanken an die darauf verwandte Zeit; er muss den festen Vorsatz haben, diese Arbeit regelmässig viele Monate und wenn nötig viele Jahre lang zu leisten, bis er sich freigemacht hat und das Licht vermittels seines Astralkörpers auf der Astralebene einbricht. Es sollte aber kein Aspirant den Versuch machen, das Verblendungsproblem in seiner Gesamtheit anzupacken oder alle Verblendung zu zerstreuen, für die er empfänglich ist. Er hat es mit einem sehr alten Übel zu tun, mit fest eingewurzelten und zur Gewohnheit gewordenen [215] Verblendungen. Sie sind eng verbunden mit gewissen Aspekten seines täglichen Lebens, mit seinem Geschlechtsleben oder mit seinen Ambitionen, mit seinen Beziehungen zu anderen Menschen, mit seinen Lieblingsidealen und Ideen, seinen Träumen und Visionen. Er sollte diejenige Verblendung wählen, die zu irgendeiner Zeit (und die gibt es immer) am meisten in Erscheinung tritt und am meisten behindert; und auf ihre Zerstreuung sollte er eifrig hinarbeiten, falls er die Grundlagen zu wirksamem Dienst an der Zerstreuung der Weltverblendung schaffen möchte.

FORMEL FÜR DIE ZERSTREUUNG VON VERBLENDUNG

(Für den Einzelnen)

I. Vorbereitungsstufen.

1. Erkennen der zu zerstreuenden Verblendung. Dazu gehört:

a. Die Bereitschaft, mit der Seele auf physischem, astralem und mentalem Weg zusammenzuarbeiten, um dadurch die mehr technischen Phasen der Arbeit zu erleichtern. Dieser Satz muss in seinem ganzen Ausmasse durchdacht werden.

b. Ein Erkennen der Art und Weise, wie diese Verblendung das tägliche Leben und alle Beziehungen beeinflusst.

2. Die drei weiter oben beschriebenen Stufen (zur Vereinigung der beiden Lichter) müssen durchgeführt werden (vgl. Seite 229-231)

a. Die Stufe, auf der das Licht des Denkens und das Licht der Materie im mentalen Träger auf einen Brennpunkt vereinigt werden. Das geschieht durch Erhebung, Vermischung und Fusion und dazu braucht man die schöpferische Einbildungskraft.

b. Die Stufe der Meditation, die mit der Zeit die Fusion des Lichtes der Materie, des Lichtes des Denkens und des Lichtes der Seele auf der Mentalebene zuwege bringt.

c. Die Stufe, auf [216] der diese drei Lichter als ein vereintes Licht erkannt werden - ein Scheinwerfer, der je nach Bedarf in die notwendige Richtung gelenkt werden kann.

3. Die Erkenntnis zweier Aspekte der Vorbereitung:

a. Gleichschaltung der Persönlichkeit, so dass die drei Aspekte der niederen Natur als integrierte Einheit der Persönlichkeit angesehen werden.

b. Eine Art der Integrierung, wobei die Persönlichkeit und die Seele ebenfalls als eine Einheit angesehen werden. Das geschieht durch Hingabe der Persönlichkeit an die Seele und deren Annahme seitens der Seele.

Diese beiden Gedankengänge erzeugen ein Kraftfeld magnetischen Denkens und Gewahrseins, innerhalb dessen alle weitere Arbeit vor sich geht.

4. Eine Pause, in welcher der ganze Mensch für die zu leistende Arbeit Kraft sammelt. Nach eingehender Beschäftigung mit der Stufe des Seelenkontaktes und der einleitenden Vorbereitung richtet er jetzt seine ganze Aufmerksamkeit auf die auszumerzende Verblendung. Das bedingt nicht, dass man sich der Verblendung und deren Ursachen bewusst ist. Es bedeutet, dass die Aufmerksamkeit der integrierten Seelen-Persönlichkeit auf die Astralebene und die besondere Verblendung gerichtet wird; dem Astralkörper des Aspiranten, der die Arbeit zu leisten sucht, wird keine Beachtung geschenkt. Diese Feststellung ist von besonderer Wichtigkeit, denn mit der Zerstörung der besonderen Art von Verblendung, mit der sich der Aspirant oder Jünger befasst, beginnt er auch seinen Eigenanteil daran zu zerstören - nämlich das in ihm, was ihn mit der Verblendung in Kontakt bringt; und gleichzeitig bereitet er sich auf den Gruppendienst derselben Art vor. Das wird sich als keine leichte Aufgabe herausstellen.