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Einige einleitende Klarstellungen

Einige einleitende Klarstellungen

[1] Alle mit esoterischem Werk beflissenen Gruppen haben ihr eigenes Dharma oder Pflichtgebot, und sie alle haben ihr besonderes Ziel. Damit alle diejenigen, die nach Jüngerschaft streben, klar erschauen, was sie zu tun haben, um verständnisvoll mitwirken zu können, will ich den Zweck mit knappen Worten niederlegen:

Dharma bedeutet Plicht oder Verpflichtung, und der Aspirant hat unbedingt die besondere Verpflichtung, die Intuition zu entwickeln. Das Mittel oder die Methode, wodurch es zu dieser Entwicklung kommt, kann das Studium von Symbolen sein.

Allgemeine Redensarten über Intuition und Versuche, sie zu definieren, sind durchaus landläufig, aber dabei möchte ich feststellen, dass wirkliches Verständnis dafür nur selten anzutreffen ist.

Ärzte und Wissenschaftler sagen uns, dass Tausende von Zellen im menschlichen Gehirn sich immer noch im Schlummerzustand befinden, und dass infolgedessen der Durchschnittsmensch nur einen kleinen Teil seiner Ausrüstung wirklich benutzt. Die Gehirngegend um die Zirbeldrüse ist es, die mit der Intuition zusammenhängt, und eben diese Zellen müssen zur Tätigkeit erweckt werden, ehe eine wahrhaft intuitive Wahrnehmung möglich wird; ist sie einmal erweckt, so wird sie als Seelenkontrolle in Erscheinung treten, als geistige Erleuchtung, als wahres psychologisches Verständnis für den Mitmenschen und als Entfaltung jenes wahren esoterischen Sinnes, der das Ziel des heutigen Aspiranten ist.

Was ich zu sagen habe, möchte ich in drei Teile zerlegen und dabei ein genaues Studium meiner Worte anempfehlen:

I. Ich versuche, Intuition zu definieren.

II. Ich werde mich mit ihrer Entwicklung befassen, die auf dem Studium der Symbologie beruht.

III. Schliesslich werde ich einige besondere Anweisungen zu nützlicher Verwendung geben.

[2] Wenn jemand also diese Artikel schwer verständlich findet und sich nur langsam darauf einstellen kann, so muss er sich darüber klar sein, dass das eben gerade darauf hindeutet, wie nötig er dieses Studium hat, und dass es die Richtigkeit meiner Behauptung bestätigt. Wer ernstlich mit mir betrachtet, was die Intuition nicht ist, der wird, denke ich, innerlich mit meinen Worten übereinstimmen.

I. ERKLÄRUNG DES BEGRIFFES «INTUITION»

Die Intuition ist keine Aufwallung von Liebe zu den Mitmenschen und deshalb auch kein darauf beruhendes Verständnis für sie. Die sogenannte Intuition ist meistens nur ein Wiedererkennen von Ähnlichkeiten und der Besitz eines klaren, analytischen Verstandes. Intelligente Menschen, die einige Zeit in dieser Welt zugebracht und viel erfahren haben, und die mit vielen anderen Menschen zusammengekommen sind, können gewöhnlich die Probleme und Charakteranlagen anderer leicht überblicken, sofern sie daran Interesse haben. Diese Fähigkeit dürfen sie aber nicht mit Intuition verwechseln.

Die Intuition steht in keinerlei Verhältnis zu psychischen Fähigkeiten, seien sie höherer oder niederer Art; wer Visionen hat, die Stimme der Stille hört oder mit einer Art Selbstgefälligkeit auf irgendwelche Lehren reagiert, beweist damit nicht, dass die Intuition in ihm rege ist. Die Intuition besteht auch nicht bloss im Erschauen von Symbolen, denn dabei handelt es sich um eine besondere Art von Wahrnehmung und um die Fähigkeit, sich auf die Ebene des Universalen Denkprinzips einzuschalten, wo die Urformen erschaffen werden, nach denen sich alle ätherischen Körperformen bilden. Intuition ist keine einsichtsvolle Psychologie und kein liebevolles Bedürfnis, zu helfen. Letzteres ergibt sich aus der Wechselwirkung zwischen einer in hohem Masse auf die Seele abgestimmten Persönlichkeit und der gruppenbewussten Seele selbst.

Intuition ist synthetisches Verstehen, das ein Vorrecht der Seele ist und nur dann möglich wird, wenn die Seele auf ihrer eigenen Ebene nach zwei Richtungen hin ausstrahlt: nach der Monade, [3] und nach der abgerundeten und vielleicht (wenn auch nur vorübergehend) gleichgeschalteten und einsgewordenen Persönlichkeit. Es ist das erste Anzeichen einer tief subjektiven Vereinigung, die ihre Vollendung bei der dritten Einweihung finden wird.

Intuition ist ein umfassendes Verständnis für das Prinzip der Universalität; und wenn sie rege ist, geht (wenigstens im Augenblick) alles Gefühl des Getrenntseins verloren. Ihren Höhepunkt bezeichnet man als jene All-Liebe, die nichts mit Gefühlsschwärmerei und persönlicher Zuneigung zu tun hat, sondern die ihrer Natur nach vorwiegend eine Identifizierung mit allen Wesen bedeutet. Dann kennt man wahres Mitleid, dann wird Kritik unmöglich; dann erst sieht man den in allen Formgestalten schlummernden göttlichen Keim.

Intuition ist Licht an sich, und wenn sie rege ist, erscheint die Welt als Licht, und die Lichtkörper in allen Formen werden allmählich offenbar. Das bringt auch die Fähigkeit mit sich, mit dem Lichtzentrum in allen Formen Fühlung zu nehmen, und somit wird wiederum eine wesentliche Beziehung hergestellt und das Gefühl der Überlegenheit und des Getrenntseins verliert sich im Hintergrund.

Die Intuition bringt demnach bei ihrem Erscheinen drei Eigenschaften mit sich:

Erleuchtung. Mit Erleuchtung meine ich nicht das Licht im Kopfe. Dies ist eine rein nebensächliche Erscheinung, und viele wirklich intuitive Menschen sind sich dieses Lichtes überhaupt nicht bewusst. Was ich meine, ist jenes Licht, das den Weg bestrahlt. Es ist «das Licht des Intellekts» oder in Wirklichkeit das, was das Denken erleuchtet und was sich in einem Denkmechanismus abzuspiegeln vermag, der «unbeirrt im Licht» gehalten wird. Es ist das «Licht der Welt», eine ewig bestehende Realität, die sich aber erst dann entdecken lässt, wenn das individuelle, innere Licht als solches erkannt wird. Es ist das «Ewige Licht», das immerdar leuchtet bis zum jüngsten Tag. Die Intuition ist daher die innere Erkenntnis des Menschen, dass er nicht nur theoretisch, sondern tatsächlich auf [4] Grund eigener Erfahrung mit dem universalen Denkprinzip vollkommen identisch ist, dass er einen Teil des grossen Welt-Lebens bildet und am ewig währenden Dasein teilnimmt.

Verstehen. Das muss man wörtlich im Sinne des englischen Wortes «understanding» als das auffassen, was der Gesamtheit aller Formgestalten unterliegt. Das bedeutet die Kraft, Abstand zu nehmen oder die Fähigkeit, sich von seiner jahrtausendelangen Identifizierung mit dem Formleben loszulösen. Dabei möchte ich erwähnen, dass diese Loslösung denen verhältnismässig leicht fällt, die viel von der Qualität des ersten Strahls in sich haben. Ihr Problem besteht darin, sich im esoterischen Sinne loszumachen, aber dabei jedes Bewusstsein von Trennung, Abschliessung oder Überlegenheit zu vermeiden. Erststrahlige Menschen widerstehen mit Leichtigkeit der Neigung, sich mit anderen zu identifizieren. Wahres Verstehen bedingt die wachsende Fähigkeit, alle Wesen zu lieben und dennoch von persönlichen Bindungen frei zu bleiben. Diese Unbeschwertheit kann so leicht auf der Unfähigkeit beruhen, zu lieben, und auf selbstsüchtiger Besorgnis um die eigene - physische, mentale oder geistige und vor allem emotionale - Behaglichkeit. Erststrahlige Menschen fürchten sich vor Gefühlsregungen und verachten sie, aber sie brauchen gelegentlich emotionale Schwierigkeiten, um daraus ihr Feingefühl zu entwickeln und es richtig anwenden zu lernen.

Verstehen bedeutet Fühlungnahme der abgerundeten Persönlichkeit mit dem Leben - egoische Empfänglichkeit für die Absichten und Pläne der Gruppe. Es bedeutet Einswerden der Persönlichkeit mit der Seele, weitgehende Erfahrung und rege Betätigung des innewohnenden Christusprinzips. Intuitives Verstehen ergibt sich stets unmittelbar aus sich selbst heraus. Wo erst Überlegungen im Hinblick auf späteres Verstehen notwendig sind, handelt es sich um keine Betätigung von Intuition.

Liebe. Wie bereits gesagt, ist Liebe keine gefühlsmässige Hinneigung oder liebevolle Veranlagung; beides ergibt sich nebenbei und als Folgeerscheinung. Wenn die Intuition entwickelt ist, werden sie sowohl Zuneigung als auch liebevolle Hingabe notwendigerweise [5] in reinster Form kundtun, aber was sie hervorruft, ist etwas viel Tieferes und Umfassenderes. Liebe ist jenes synthetische, allumfassende Begreifen des Lebens und der Bedürfnisse aller Wesen (ich habe diese beiden Worte mit Absicht gewählt!), dessen Ausübung das hohe Vorrecht eines heiligen Gottessohnes ist. Sie verneint alles, was Schranken baut, Kritik übt und Trennung hervorruft. Sie sieht keinen Unterschied, selbst bei Bewertung von Bedürfnissen, und sie bewirkt in dem, der als Seele liebt, eine unmittelbare Identifizierung mit dem Gegenstand seiner Liebe.

Diese drei Worte (Erleuchtung, Verstehen, Liebe) fassen die drei Qualitäten oder Aspekte der Intuition zusammen und lassen sich ihrerseits mit dem einen Wort «Universalität» kennzeichnen, oder mit dem Gefühl für die Einheit des Alls.

Ist das nicht etwas, wonach alle Aspiranten streben? Und ist es nicht etwas, was jeder Einzelne, als Individuum, in ganz besonderer Weise benötigt? Wo dieses Gefühl vorhanden ist, da ergibt sich eine unmittelbare Dezentralisierung des dramatischen «Ich», jener Fähigkeit, alles Geschehen, alle Erscheinungen und alle Gruppenarbeit auf sich selbst als den Mittelpunkt zu beziehen

Mehr kann ich über das Thema der Intuition nicht sagen; es ist zu umfangreich und zu verwickelt. Ich muss mich damit begnügen, seine drei Aspekte klarzulegen und dann den Leser nachdrücklich auf die Notwendigkeit hinzuweisen, sich einer Schulung zu unterwerfen und sich eine Disziplin aufzuerlegen, die sich in seinem Leben als Liebe, Licht und Verstehen auswirken wird. Wenn die Theorie erfasst, die richtige Umstellung vorgenommen und die notwendige Vorarbeit geleistet ist, dann wird die Persönlichkeit magnetisch, und die bislang schlummernden Gehirnzellen um die Zirbeldrüse werden wach und beginnen zu schwingen. Der Kern jeder Körperzelle ist ein Lichtpunkt, und sobald das Licht der Intuition verspürt wird, ist es dieses Zellenlicht, das unmittelbar darauf reagiert. Andauerndes Einströmen des Lichtes der Intuition wird, esoterisch gesprochen, jede Zelle ans Tageslicht bringen, die so [6] beschaffen ist, dass sie auf das höhere Licht reagiert.

II. WIE DIE INTUITION ERWECKT WERDEN KANN.

Es gibt viele Methoden, wie man die Intuition in Funktion bringen kann, und eine der nützlichsten und wirksamsten ist das Studium und die Auslegung von Symbolen.

Symbole sind äussere und sichtbare Formen von inneren, geistigen Realitäten; und wenn jemand die Fähigkeit besitzt, die hinter irgendeiner besonderen Form liegende Realität zu entdecken, so deutet eben diese Tatsache auf das Erwachen der Intuition hin.

Erststrahlige Menschen gehören zum sogenannten «Zerstörerstrahl»; und die Kraft des ersten Aspektes, die Kraft des Beendens, fliesst durch sie hindurch. Sie neigen zum Zerstören, während sie erbauen, dadurch dass sie Energie in eine falsche Richtung leiten oder dass sie zuviel Energie nach einer bestimmten Stelle lenken oder auch dass sie bei ihrer Arbeit an sich oder mit anderen Energie missbrauchen. Viele erststrahlige Menschen sind sogar stolz darauf und verstecken sich hinter dem Vorwand, dass unter dem Einfluss ihres ersten Strahles eine Zerstörungstendenz unvermeidlich sei. Das trifft aber nicht zu. Erbauer, was zweitstrahlige Menschen stets sind, müssen zerstören lernen, wenn die Liebe zur Gruppe sie dazu antreibt und wenn sie unter dem Einfluss des ersten Strahls oder Willensaspektes tätig sind. Zerstörer müssen erbauen lernen, indem sie jeweils dem Impuls der Gruppenliebe folgen und die Kraft der Verbundenheit ohne persönliche Bindung anwenden. Beide Gruppen, Erbauer und Zerstörer, müssen stets vom Standpunkt der Realität aus wirken, vom inneren Wahrheitskern heraus, und sie müssen «im Zentrum verharren». Das Studium von Symbolen führt zu diesem Ziel und wenn es gewissenhaft und mit Fleiss betrieben wird, ergeben sich drei Wirkungen:

1. Es schult das Vermögen, durch die Form hindurch zur subjektiven Realität vorzudringen.

2. Es [7] verhilft zum engen Zusammenschluss zwischen Seele-Denkvermögen-Gehirn, und wenn das erreicht ist, ermöglicht es ein beschleunigtes Einströmen von Intuition und demzufolge auch von Erleuchtung und Wahrheit.

3. Es übt einen Druck auf gewisse schlummernde Gehirnpartien aus und regt die dort befindlichen Zellen zur Tätigkeit an. Das ist die erste Erfahrung, die der Aspirant durchmacht. Bei der Mehrzahl der wahren Aspiranten wird das Zentrum zwischen den Augenbrauen erweckt, während das Zentrum am Scheitel des Kopfes nur sehr schwach vibriert, aber nicht voll und ganz aktiv ist. Dieses höhere Zentrum muss vollständiger erweckt werden, ehe ein Aspirant seiner Gelegenheit ganz gewachsen ist.

Betonen möchte ich, dass man beim Studium von Symbolen bestrebt sein muss, die Idee oder den Begriff zu erfassen, der dem betreffenden Symbol zugrunde liegt. Solch ein Begriff ist stets synthetisch. Er beschränkt sich nicht auf Einzelheiten oder Teile. Um einen Begriff zu erfassen, mag man gezwungen sein, Einzelheiten zu sondieren und die Bedeutung verschiedener Abschnitte oder Teile des betrachteten Symbols zu verstehen. Ist die Analyse jedoch beendet, so darf man nicht ruhen, bis die Bedeutung des Symbols in einer synthetischen Idee, einem Begriff oder einem Namen zusammengefasst worden ist.

Symbole müssen nach drei Richtungen hin untersucht werden:

a. Exoterisch. Dies umfasst eine Untersuchung seiner Gesamtform, seiner Linien und damit seiner zahlenmässigen Bedeutung, der Teile, aus denen sich das Symbol zusammensetzt - damit meine ich seine Anordnung, beispielsweise in Form von Würfeln, Dreiecken oder Sternen, und wie diese sich zu einander verhalten.

b. Begrifflich. Das bedingt, dass man die dem Symbol zugrundeliegende Idee erfasst, die in seinem Namen ausgedrückt sein mag; fernerhin seine Bedeutung, wie sie sich durch Meditation dem [8] Bewusstsein erschliesst; und schliesslich seinen inneren Wert als Ganzes oder als Teil. Dabei muss man im Auge behalten, dass die Idee die höhere oder abstrakte Absicht anzeigt; dass die Bedeutung diese Absicht im Sinne des konkreten Denkens ausdrückt; und dass der innere Wert mehr Gefühlssache ist und gewissermassen die besonderen Wünsche darstellt, die das Symbol in uns erregt.

c. Esoterisch. Dazu gehört die Wirkung, die durch die Kraft oder Energie des Symbols auf den Beschauer ausgeübt und durch die Qualität der Schwingung in ihm erregt wird, vielleicht im Astral- oder vielleicht nur im Mentalkörper.

Richtig durchgeführt sollte dieses Studium zur Entfaltung der Intuition führen, die sich dann auf der physischen Ebene als Erleuchtung, einsichtiges Verstehen und Liebe auswirken wird.

Das erste Ziel des Symbologie-Studiums ist es, den Schüler die Qualität und jenes vibrierende Etwas erspüren zu lassen, das sich hinter der Synthese von Linie, Farbe und Form verbirgt, woraus ein Symbol besteht.

Einem gewissen Menschentypus fällt dieses Studium relativ leicht; bei den meisten ist das Gegenteil der Fall, und das weist auf einen Mangel hin, dem durch Anwendung ihrer gegenwärtig noch schlummernden Fähigkeiten abgeholfen werden muss. Die Erweckung schlummernder Fähigkeiten ist stets unangenehm und erfordert einen Kraftaufwand und eine Entschlossenheit, sich über persönliche Hemmungen hinwegzusetzen. Viele können sich nur schwer vorstellen, wie ein Eindringen in die Bedeutung eines Symbols das Mittel sein kann, um die schlummernde buddhische oder intuitive Fähigkeit zur praktischen Betätigung anzuregen. Die Kunst, Symbole zu lesen, ist eine Sache des Feingefühls, und unser Altmeister Patanjali nennt sie «geistiges Lesen». Eine wirklich zuverlässige [9] Enthüllung ist erst dann möglich, wenn die Fähigkeit, Symbole zu deuten, bereits entwickelt ist. Es handelt sich dabei nicht bloss um das Erfassen einer Wahrheit, die in symbolischer Form in einer oder in mehreren Linien ausgedrückt wird. Ein gutes Gedächtnis genügt, sich daran zu erinnern, dass eine Reihe von Linien, die ein Dreieck oder eine Reihe von Dreiecken bilden, die Dreifaltigkeit bedeutet oder auch irgendwelche andere Dreiheiten innerhalb der makrokosmischen oder mikrokosmischen Manifestation. Aber ein reges und genaues Gedächtnis trägt an sich nichts dazu bei, schlummernde Gehirnzellen zu erwecken oder die Intuition in Gang zu bringen. Man darf nicht vergessen (und dabei bewährt sich der Nutzen gewisser akademischer oder technischer, okkulter Kenntnisse), dass es die buddhische oder Intuitionsebene ist, auf der die Intuition in Erscheinung tritt und das intuitive Stadium des Bewusstseins aktiv ist. Diese Ebene ist die höhere Entsprechung der Astral- oder Gefühlsebene, auf welcher eine Identifizierung mit dem Gegenstand der Aufmerksamkeit oder Anziehung bewusst empfunden werden kann. Es leuchtet deshalb ein, dass ein Schüler, der seine intuitive Fähigkeit durch das Studium von Symbolen anzuregen bestrebt ist, vorerst in der Lage sein muss, die innere Qualität des Symbols zu erfühlen oder sich irgendwie mit dem Wesen jener Realität zu identifizieren, welche die symbolische Gestalt verschleiert. Daher möchte ich empfehlen, das «Lesen von Symbolen» gerade von diesem Gesichtspunkt aus zu erlernen.

Nach gebührender Betrachtung der Formseite sollte der Schüler also feststellen, wie das Symbol auf ihn einwirkt, welche Gefühle es in ihm erweckt, welche Bestrebungen es anregt und welche Träume, Illusionen oder Eindrücke es zum Bewusstsein bringt. Es ist dies ein Zwischenstadium zwischen exoterischem Lesen und begrifflichem Verstehen. Später kommt es zu einer weiteren Zwischenstufe zwischen begrifflichem Verstehen und esoterischer Einsicht und Anwendung. Dieses letzte Stadium nennt man «synthetisches (Wieder) Erkennen». Hat man die Form studiert und ihren Gefühlswert wahrgenommen, dann geht man daran, die Grundidee [10] des Symbols zu erfassen und schliesslich erkennt man in der Zusammenschau seinen Zweck. Das führt zur wahren Esoterik, also dazu, dass ihre lebendige, synthetische Kraft als Triebfeder im Leben und Handeln des Einzelnen praktische Verwendung findet.

Man sollte nicht allein das Symbol verständnisvoll auslegen, sondern auch feststellen, wie man in seiner empfindenden Gefühlsnatur auf das Symbol in seiner Gesamtheit innerlich reagiert. Man studiere vier Symbole im Jahr. Dabei fängt man mit der Formseite des Symbols an und versucht, sich mit seinem Äusseren vertraut zu machen, d.h. mit allen Linien, Dreiecken, Quadraten, Kreisen, Kreuzen und anderen Formen, aus denen es sich zusammensetzt; gleichzeitig strebt man danach, es vom intellektuellen Standpunkt aus zu erfassen, wobei man sich auf das Gedächtnis und sonstige Kenntnisse stützt, um es exoterisch zu verstehen.

Sobald man mit dem Symbol wirklich vertraut ist und es sich leicht ins Gedächtnis zurückrufen kann, versucht man seine Qualität zu erfühlen, sich auf seine Schwingung einzuschalten und festzustellen, wie man gefühlsmässig darauf reagiert. Das Resultat mag sich von Tag zu Tag ändern oder es mag stets das gleiche bleiben. Es kommt nur darauf an, dass man von dieser astralen Beeindruckung durch das Symbol ehrlich Notiz nimmt und sich über die Folgen klar wird, die sie in uns auslöst.

Schliesslich muss der Schüler feststellen, was er persönlich als die grundlegende Qualität des Symbols erachtet, worauf er die gesamte Betrachtung (wie in der Meditation) in den mentalen Bereich erhebt, indem er es in den Brennpunkt seines konzentrierten Denkens verlegt. Auf diese Weise wird allmählich das begriffliche Niveau erreicht.

Bei der Analyse eines Symbols ergeben sich demnach folgende Stufen:

1. Seine exoterische Betrachtung nach Linie, Form und Färbung.

2. Das Empfinden oder Erkennen seiner Qualität, das sich im Gefühls- oder Astralkörper auf Grund der Beeindruckung entwickelt, also [11] die gefühlsmässige Reaktion auf die Qualität und Wesensart des Symbols.

3. Begriffliche Betrachtung der dem Symbol zugrundeliegenden Idee, der darin enthaltenen Lehre und der intellektuellen Bedeutung, die es vermitteln soll.

4. Das Stadium umfassender Erkenntnis, wenn man erfasst, welchen Zweck ein Symbol hat, welcher Platz ihm innerhalb des geordneten Manifestationsplanes zukommt und welche wahre Gesamtabsicht zugrundeliegt.

5. Identifizierung mit Qualität und Zweck des Symbols, aufgrund der Erleuchtung eines «unbeirrt im Lichte verharrenden» Denkvermögens. Diese Endstufe bringt sowohl das Gehirn als auch das Denkvermögen in Tätigkeit.

Als Ganzes betrachtet, umfasst das Studium von Symbolen folgende drei Stufen: Zuerst kommt die Untersuchung eines Symbols, wobei die Analyse von einer Stufe des Gewahrseins zur anderen fortschreitet, bis allmählich das gesamte vom Symbol betroffene Gebiet umfasst wird.

Zweitens erfolgt die intuitive Wahrnehmung der Symbole, wie sie in der göttlichen Manifestation überall sichtbar sind.

Drittens folgt die Anwendung von Symbolen auf der physischen Ebene, deren geeignete Anpassung an einen als notwendig erkannten Zweck; also wird das betreffende Symbol mit der Qualität magnetisiert, durch welche die Idee ihre Gegenwart fühlbar machen kann, damit schliesslich die intuitiv erfasste Qualität der Idee auf der physischen Ebene geeignete Gestalt annehmen kann. Symbole müssen demnach auf breiter Basis nach exoterischer, begrifflicher und esoterischer Richtung hin untersucht werden, aber ausserdem muss man seine Empfindungen analysieren, also die Reaktion auf die Qualität des Symbols.

Zusammenfassend möchte ich Folgendes wiederholen. Erstens einmal dürfen wir nicht vergessen, dass beim exoterischen Studium [12] eines Symbols das Gehirn und das Gedächtnis gebraucht werden. Der Schüler bemüht sich, Linie und Form, Anzahl und äussere Merkmale zu untersuchen, da bekanntlich jede Linie ihre eigene Bedeutung und jede Zahl ihre eigene Auslegung hat und weil alle Formen Symbole einer inneren Qualität und eines inneren Lebens sind.

Das begriffliche Studium von Symbolen führt nach innen, vom Gehirn zum Manas oder Denkprinzip, in den Bereich der Ideen. Es treibt den Denkmechanismus zu äusserster Konzentration. Man erfasst dann den Begriff oder die Idee, die das Zeichen oder Symbol verkörpert. Man versteht seine Bedeutung und das, was ihm zugrunde liegt. Man begreift, zu welchem Zweck und in welcher Absicht die Form ins Leben gerufen wurde. Das vorhergehende Studium von Zahlen und Linien hat den Grund für ein reiches objektives Wissen gelegt, dessen Ausmass in diesem Fall von der mentalen Ausrüstung, den Kenntnissen und der Belesenheit des Schülers abhängt. Seine Fähigkeit, eine «Bedeutung» in ein Symbol hineinzulesen, wird ausserdem davon abhängen, wieviel Bedeutung er den Ereignissen seines Alltagslebens beizumessen pflegt, und inwieweit er fähig ist, wirklich zu meditieren.

Klarstellen möchte ich, dass es keine starre Auslegung irgendeines Symbols gibt, da jedes Symbol - was auch immer es sein mag - jedem einzelnen Menschenwesen eine ureigene Bedeutung vermittelt. Mangelndes Interesse an Symbolen lässt gewöhnlich darauf schliessen, dass an der richtigen Auslegung von Lebensformen und ihrer Bedeutung nur wenig Interesse besteht. Andererseits deutet zu viel akademisches Interesse an Symbolen möglicherweise auf gewundenes und verwickeltes Denken hin, das sich gern an Linien und Formenentwürfen und Zahlenverbindungen begeistert, aber deren Sinn und Bedeutung ganz übersieht. Ein Denken, in dem sich Form und Begriff, Ausdruck und Qualität, Entwurf und Bedeutung die Waage halten, ist eine vitale Notwendigkeit für das Wachstum des Jüngers und Aspiranten.

Die meisten Schüler müssen vor allem lernen, Bedeutungen zu ergründen und mit Ideen und Begriffen umzugehen. Dazu ist der Gebrauch des Denkvermögens notwendig, um zu verstehen, zu [13] erfassen und auszulegen. Dazu gehört die Entfaltung jener feinen mentalen Sensitivität, die sich auf das einzuschalten vermag, was wir Universales Denken nennen, das Denken Gottes, des Urhebers des Planes. Es bedingt eine gewisse Fähigkeit, die dem Symbol zugrunde liegende Idee zu deuten, und die Kraft, sie auszudrücken, damit andere daran teilhaben können. Dieser Gedanke ans Dienen und an zunehmende Verwendbarkeit dafür muss unbeirrt im Auge behalten werden.

Leuchtet es nicht ein, wie diese Kraft, zu studieren, anzulegen und zur Bedeutung hindurchzudringen, geistiges Wachstum fördert? Sollte man nicht annehmen dürfen, dass einer, der diese Methode anwendet, mit vertieftem Verständnis am Plan mitzuwirken und seinen Mitmenschen besser zu helfen lernt?

Gibt es irgend etwas in dieser objektiven Welt, was nicht das unzulängliche Symbol einer göttlichen Idee ist? Bezeugt denn nicht all unsere äussere Manifestation, die sich nach einer erkannten Absicht entfaltet, sichtbar den Plan der schöpferischen Gottheit? Was denn ist ein Mensch, wenn nicht der äussere Ausdruck einer göttlichen Idee? Wir müssen lernen, überall um uns herum Symbole zu sehen und dann durch das Symbol die darin verborgene Idee zu entdecken, die es ausdrücken soll.

Es gibt indessen eine Studientechnik, die sich als nützlich erweisen sollte bei dem Versuch, eine Idee zu erfassen und so die vielen uns umgebenden Symbole begrifflich zu studieren. Es handelt sich im grossen Ganzen um eine Technik, auf die man sich in der Meditation bereits vorbereitet haben sollte. Sie unterscheidet sich von der Meditation hauptsächlich durch ihre Polarisierung und Zielsetzung. Beim begrifflichen Studium von Symbolen ist das Bewusstsein im Mentalkörper polarisiert, und es wird nicht der Versuch gemacht, mit der Seele oder dem Ego unbedingt in Kontakt zu kommen oder sie einzubeziehen. Darin liegt der Unterschied zwischen diesem zweiten Stadium der Symbolauslegung und der gewöhnlichen Meditation. Der Schüler hat sich erschöpfend mit der Formseite des Symbols beschäftigt und kennt genau seine Umrisse und äussere Gestalt. Er weiss auch, dass eine gewisse Linienführung [14] (wie z.B. die drei Linien, die ein Dreieck bilden) diese oder jene Idee, Wahrheit oder Lehre darstellt. Das ist im Gehirn eingeprägt und lässt sich dem Gedächtnis entnehmen. Die erneute Feststellung dessen, was man über die Bedeutung von Zahlen in einem Symbol weiss, dient dazu, das Bewusstsein auf die Mentalebene zu erheben und es dort in der Ideen- und Begriffswelt zu konzentrieren. Die Begriffe bestehen bereits auf den konkreten Stufen der Mentalebene. Sie sind das gedankliche Erbgut unserer Rasse, alte Gedankenformen, die sich jetzt erneut anwenden lassen, um die Absicht und Bedeutung zu erforschen.

Es ist eine alte Tatsache, die Plutarch in den bekannten Worten ausdrückt: «Eine Idee ist ein unkörperliches Wesen, das an sich keinen Bestand hat, das aber ungeformter Materie Zahl und Gestalt verleiht und zur Ursache der Manifestation wird.» Die Zahl und Gestalt haben wir im Gehirn vermerkt, ebenso die Aktivität der Idee in Zeit und Raum und die ihr innewohnende Fähigkeit, eine Gestalt zu schaffen, um durch diese Gestalt eine Vorstellung oder Idee zum Ausdruck zu bringen. Wenn wir weiter nach innen eindringen, erkennen wir auch den wesentlichen Beweggrund der Idee, indem wir ihre Form und ersichtliche Wirksamkeit beobachten; und wir entdecken das Gesamtgebiet analoger Ideen, wo die im Symbol verkörperte Idee hingehört. Dieses Gebiet verwandter und sich wechselseitig erklärender Ideen steht uns jetzt offen und erlaubt uns eine immer grössere Bewegungsfreiheit in der Welt der Begriffe. In der Ideenwelt zu leben und zu wirken, wird nun das Ziel unseres wesentlichen Bemühens. Dazu gehört Übung im Erkennen von Ideen und Begriffen, die sich hinter jeder Form verbergen, klares Nachdenken über diese Ideen, das Erkennen der Richtung, in die sie uns führen und des Platzes, der ihnen im Rahmen des Ewigen Planes zukommt.

Wenn [15] Aspiranten sich befleissigen würden:

a. die bildhafte Vorstellungskraft zu entwickeln,

b. ihr Denken so auszubilden, dass sie die Realität intuitiv erfassen,

c. das Erschaute richtig auszulegen,

dann würden sie den geschulten Beobachtern der Welt damit praktisches Versuchsmaterial liefern.

Die entwickelte Intuition kann unter anderem bewirken, dass Verblendung und Illusion, von denen das Leben durchdrungen ist, gebrochen werden. Eine Gruppe von Aspiranten, die intuitiv aufeinander eingespielt sind, kann wirksam dazu beitragen, die Welt-Verblendung zu zerstören. Das kann geschehen, wenn die Intuition erweckt ist und das gegenseitige Verstehen auf fester und wahrer Grundlage beruht. Die Hierarchie wird Weltaspiranten als Werkzeuge zur Brechung von Gruppenverblendung gebrauchen können, wo immer diese anzutreffen ist. Ich verweise auf diese Möglichkeit, um alle Aspiranten zu beschleunigtem und erhöhtem Fortschritts bemühen anzuspornen.

Wie bereits erwähnt, ist es eine der Aufgaben aller Aspiranten, das nötige intuitive Wissen und ein klares Urteil über individuelle und planetarische Verblendung zu erwerben, so dass sie tatkräftig an ihrer Zerstreuung mitarbeiten können. Notwendigerweise wird dieses Verstehen ein relativ geringes sein, aber die Kenntnis dieses Gebietes und der Methoden, wie sich die Verblendung zerstreuen lässt, dürfte in den nächsten Jahren erheblich erweitert werden. Das muss der Fall sein, wenn jeder Aspirant in seinem eigenen Leben bewusst an diesem Problem arbeitet und auch die zugrundeliegende Theorie zu erfassen sucht.

Über Verblendung ist bislang nur sehr wenig geschrieben oder gelehrt worden; es sollte deshalb wohl der Mühe wert sein, wenn wir uns einmal mit diesem Thema befassen und ausser ihren Ursachen und Wirkungen auch die Methode besprechen, wie die Verblendung [16] zerstreut und verscheucht werden kann. Selbstverständlich kann ich dieses Gebiet nicht in einer einzigen Lektion erschöpfen; wir werden deshalb die nächsten zwei oder drei Jahre zur Besprechung und Untersuchung dieser wichtigen Frage benutzen, die durch die Not der heutigen Zeit und durch die erhöhte Empfindungsfähigkeit der Menschen für feinere Eindrücke akut geworden ist. Bisher war mir das nicht möglich, weil die Gruppe noch nicht vollzählig war und ihr innerer Zusammenhang noch der Festigung bedurfte. Jetzt kann ich damit beginnen, da die Mitglieder der Gruppe mit einer viel stärkeren, inneren Verbundenheit zusammenwirken und ein «Geist der Liebe» unter ihnen waltet; dieser ist das Resultat einer unlängst durchgemachten Verblendungs-Periode, in der sie sich gegenseitig beizustehen lernten.

Ich habe deshalb die Absicht, die von meinen Schülern zu leistende Arbeit dahin abzuändern, dass wir die symbolischen Sätze zur Entwicklung intuitiver Einsicht zwar beibehalten, aber die Betrachtung der mehr äusserlichen und sichtbaren Symbole unterlassen. Diese symbolischen Formen haben nicht die erhoffte Wirkung gezeitigt, weil dabei die meisten Mitglieder durch ihr konkretes Denken das rein Äusserliche zu stark betonten, während die übrigen diese Lehrmethode und Entwicklung nicht nötig hatten. Wir wollen deshalb den Brennpunkt unserer Aufmerksamkeit einem vertieften Studium der Verblendung selbst zuwenden. Darin wird die Dienstleistung des Einzelnen bestehen, denn wenn er wirklich denkt und (soweit das möglich ist, liebe Brüder) seinen erleuchteten Verstand gebraucht, kann er dadurch zweierlei erreichen:

1. Er kann das Denken der Gruppe auf diesem Gebiet klären. Dabei beziehe ich mich nicht auf meine besondere Schülergruppe, sondern auf das Weltbewusstsein im allgemeinen.

2. Er kann dabei mithelfen, die grosse Illusion zu zersprengen, welche die Menschensöhne so lange in ihrem Bann hielt und noch heute hält.

In diesem Sinn fordere ich meine Schüler zum Dienst auf und ersuche sie um besondere Aufmerksamkeit, wenn sie zurzeit des Vollmondes mit mir Fühlung nehmen. Meine jetzige Schülergruppe sollte [17] besonders dazu geeignet sein, Verblendung zurzeit des Vollmondes zu zerstreuen. Die Fühlungnahme erfolgt auf verschiedenen Ebenen, je nach Einstellung der subtilen Körper des Gruppenpersonals, und diese Gruppe erreicht mich auf den höheren Stufen der Astralebene. Daher die Klarheit ihres Empfanges und die Reichhaltigkeit ihrer genauen Aufzeichnungen darüber. Auf diesem Gebiet sollten sie einmal nützlichen Dienst leisten können, denn späterhin (und bis dahin wird noch viel Zeit vergehen) werden sie in der Lage sein, die Tage der Fühlungnahme und den «Augenblick des Eintritts» (wie man ihn bisweilen nennt) zu bestimmter Mitarbeit an der Zerstreuung der Weltillusion auszunutzen. Ehe es dazu kommt, muss jeder einzelne sie erst einmal in seinem persönlichen Leben zu zerstreuen lernen.

Eine andere Gruppe tritt mit mir auf der Mentalebene in Verbindung und sie wird darin einmal ihren Dienstbereich finden. Wieder andere Gruppen befinden sich erst im Anfangsstadium. Es mangelt ihnen noch an Mitgliedern und ihr Zusammenschluss als Gruppe ist erst im Werden.

Ich erwarte deshalb von den Mitgliedern meiner jetzigen Gruppe, dass sie sich jeden Monat zurzeit des Vollmondes intensiv bemühen, ihre Bande mit mir und untereinander zu festigen. Nur möchte ich eine Warnung aussprechen. Erfolg dieser Art bringt sowohl seinen Lohn als auch seine Schwierigkeiten mit sich. Jede Überreizung der emotionalen oder Gefühlsnatur führt zur Verblendung und ist deshalb sorgfältig zu vermeiden. Ein Versuch, in dieser Weise auf der Astralebene zu wirken, erfordert äusserste Vorsicht und gleichzeitig das Bemühen, in der Haltung des Beobachters auf der hohen Ebene der Seele zu verharren. Ohne solch eine losgelöste und innerlich freie Haltung ist konstruktive Arbeit und wesentlicher Dienst auf diesem schwierigen Tätigkeitsfeld unmöglich. Die Astralebene ist in der Tat eines der schwierigsten Gebiete - vielleicht das schwierigste, auf dem ein Jünger zur Tätigkeit berufen werden kann; deshalb empfiehlt sich dort gruppenweises [18] Vorgehen. Ich kann nicht genug betonen, dass diese Arbeit von einer Gruppe und nicht von Einzelnen ausgeführt werden muss.

Drei grosse Ereignisse im Weltbewusstsein stehen unmittelbar bevor:

1. Die Zunahme telepathischer Tätigkeit und des Verständnisses dafür.

2. Ein Gewahrwerden und eine wissenschaftliche Untersuchung der in der Welt herrschenden Illusion und Verblendung.

3. Eine Zunahme der richtigen Heilverfahren.

Unter diesen Umständen leuchtet es ein, dass Gruppen von Jüngern zur kommenden Enthüllung viel beitragen können, und dass unser hingebender Dienst sehr nützlich sein kann. Ich sage mit Absicht «unser» Dienst, Bruder von altersher, da ich ausdrücklich auf diese drei Ziele hinarbeite, die einen Teil der mir (von mir selbst) auferlegten Dienstobliegenheiten ausmachen. Dazu bitte ich um Mitarbeit und Mithilfe. Die stete Einwirkung rechten Denkens auf das menschliche Bewusstsein durch geschulte Denkergruppen ist ein Verfahren, das zurzeit grössten Erfolg verspricht und dabei können solche Gruppen äusserst wirksame Hilfe leisten.

Was unter anderem in den nächsten drei oder vier Jahrzehnten bestimmt in Erscheinung treten wird, ist die Betätigung von Gruppen auf anderen Ebenen, als bloss auf der physischen. Seit zwei Jahrhunderten hat es auf Erden Gruppendienst und gemeinsame Bestrebungen auf allen Gebieten menschlichen Bemühens gegeben in der Politik, der Wohltätigkeit und der Erziehung. Auch auf der Astralebene wurde Gruppendienst im Jahre 1875 begonnen, aber eine gemeinsame Bestrebung, die Verblendung der Welt zu zerstreuen, ist erst jetzt im Werden; und diese Gruppe von meinen Schülern kann sich denen zugesellen, die an dieser organisierten Bestrebung teilnehmen. Sie muss sich daher schulen, um wirksam mittun zu können. Telepathische Empfänglichkeit ist notwendigerweise das Ziel aller Jüngergruppen, aber sie ist das Hauptziel einer Sondergruppe, die man telepathische Vermittler nennen könnte; [19] sie können dabei höchst wirkungsvolle Dienste leisten. Solche Gruppen sensitiver Menschen könnten sich zu praktischer Tätigkeit zusammenschliessen, um der menschlichen Rasse die neue Lehre und das neue Wissen zu übermitteln; sie können die öffentliche Meinung formen und menschliches Denken in andere Bahnen lenken. Es ist ganz natürlich und unvermeidlich, dass alle kleinen Gruppen von Menschen mit der Zeit untereinander und mit den Mitgliedern ähnlicher Gruppen in telepathische Verbindung treten; das ist durchaus erwünscht und sollte gefördert werden und sich ständig verbreitern. Man darf sich aber bei wachsender telepathischer Empfänglichkeit nicht vom Hauptziel seiner Gruppe ablenken lassen, das darin besteht, die Bedeutung der Verblendung und die Gesetze ihrer Zerstreuung zu studieren und zu verstehen. Alle telepathischen Vorkommnisse und Erscheinungen sollten schriftlich vermerkt und als praktische Übungen betrachtet, im übrigen aber vorläufig als Nebensache behandelt werden.

Die zurzeit des Vollmondes geleistete Arbeit wird sich besonders durch eine Unmasse von psychischen Erscheinungen auszeichnen. Das ist zu erwarten, da die Dienstleistung dieser Gruppe auf astralem Gebiet liegt. Es bietet sich dabei aber die Gelegenheit zur klugen Anwendung des kritischen Unterscheidungsvermögens. Die Mitglieder sind noch nicht fähig, das Wirkliche vom Unwirklichen zu trennen und ihre Aufgabe besteht zunächst lediglich darin, alle Beobachtungen zu notieren. Es müssen genaue Aufzeichnungen gemacht werden; und bei der Niederschrift vor allem, was erspürt, gesehen oder beobachtet wurde, muss man eine wissenschaftliche Haltung losgelöster Erkenntnis wahren. Wenn diese Aufzeichnungen wie erwartet ausfallen, werden sie als Grundlage für eine spätere Analyse dienen, aus der wir viel Wertvolles lernen dürften.

Was ich über Verblendung zu sagen habe, lässt sich in grossen Zügen wie folgt einteilen:

I. Das Wesen der Verblendung.

II. Die Ursachen der Verblendung.

III. Die Zerstreuung der Verblendung.

Im [20] weiteren Verlauf werden wir mehr auf Einzelheiten eingehen, aber an dieser Stelle beschränke ich mich auf allgemeine Richtlinien, die dem Thema seinen richtigen Platz im Denken des Lesers anweisen sollen.

Seit langem sind unter sogenannten Okkultisten und Mystikern vier Ausdrücke üblich, nämlich Verblendung, Illusion, Maya und ausserdem Hüter der Schwelle. Sie alle fallen unter denselben allgemeinen Begriff oder einen davon abgeleiteten Unterbegriff. Man hat sie im allgemeinen wie folgt ausgelegt, und dabei handelt es sich nur um teilweise Auslegungen, die wegen der Beschränktheit menschlichen Denkens die tatsächliche Wahrheit ihrem Wesen nach fast verdrehen.

Verblendung ist oft als ein merkwürdiger Versuch der sogenannten «schwarzen Mächte» angesehen worden, um wohlmeinende Aspiranten zu täuschen und irre zu leiten. Manche guten Leute fühlen sich fast geschmeichelt, wenn sie irgendeiner Art von Verblendung «ausgesetzt» sind und sie bilden sich ein, dass ihr wohldiszipliniertes Benehmen die schwarzen Mächte so interessiert hat, dass diese ihr gutes Werk durch Verblendungswolken zu behindern suchen. Nichts liegt der Wahrheit ferner. Diese Idee ist an sich schon ein Teil der Verblendung unserer Tage und sie hat ihre Wurzeln in menschlichem Stolz und Selbstgenugtuung.

Maya betrachtet man oft als etwas Ähnliches wie die von der Christlichen Wissenschaft verbreitete Anschauung, dass es überhaupt keine Materie gibt. Man macht uns glauben, dass die gesamte Erscheinungswelt nur Maya und ihre Existenz lediglich ein Irrtum sterblichen Denkens ist, eine Art Autosuggestion oder Selbsthypnose. Wenn wir uns diesen Glauben einreden, dann zwingen wir unserem Denken die Überzeugung auf, dass alles Greifbare und Objektive nur ein Hirngespinst menschlicher Phantasie ist. Das ist dann seinerseits wieder eine Verdrehung der Wirklichkeit.

Illusion [21] wird ganz ähnlich ausgelegt, nur betonen wir (in unserer Definition) die Endlichkeit menschlichen Denkens. Die Welt der Erscheinungen wird nicht geleugnet, aber wir sind der Ansicht, dass konkretes Denken sie missdeutet, da es sich weigert, sie so zu sehen, wie sie in Wirklichkeit ist. Diese Missdeutung betrachten wir als Grundlage der Grossen Illusion.

Der Hüter der Schwelle gilt gewöhnlich als letzter Prüfstein menschlichen Mutes, als eine Art von riesiger Gedankenform und als etwas, was zerstreut werden muss, ehe es zur Einweihung kommt. Etwas Genaues über diese Gedankenform wissen wenige, aber sie stellen sich darunter so etwas wie eine ungeheuere Elementarform vor, die den Zutritt zur heiligen Pforte versperrt oder auch als eine künstlich geschaffene Form, die gelegentlich vom Meister selbst errichtet wird, um daran die Aufrichtigkeit seines Jüngers zu erproben. Manche betrachten den Hüter als die Gesamtsumme der Fehler eines Menschen, als seine böse Natur, die seine Anerkennung als einer, der zum Betreten des Pfades der Heiligkeit geeignet ist, verhindert. Keine dieser Definitionen gibt jedoch eine wahre Vorstellung von der Wirklichkeit.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass (allgemein gesprochen) diese vier Ausdrücke vier Aspekte eines universalen Zustandes sind, der in Raum und Zeit das Resultat menschlicher Denktätigkeit ist. Die Denktätigkeit vieler Menschen! Darüber sollte man nachsinnen, denn darin liegt ein Wegweiser zur Wahrheit.

Das Problem der Illusion liegt in der Tatsache, dass es sich dabei um eine Betätigung der Seele und um das Resultat der Denkäusserung aller in Manifestation befindlichen Seelen handelt. Die Seele ist es, die in der Illusion untergetaucht ist und der es an Klarsicht mangelt, bis sie gelernt hat, ihr Seelenlicht bis ins menschliche Denken und Gehirn hindurchdringen zu lassen.

Das Problem der Verblendung liegt vor, wenn die mentale Illusion durch Wünsche verstärkt wird. Was die Theosophen «Kama-Manas» nennen, erzeugt Verblendung. Sie ist die Illusion auf der Astralebene.

Das [22] Problem der Maya ist durchaus das gleiche, nur dass zu dem vorher Genannten noch die intensive Tätigkeit hinzutritt, die dann entsteht, wenn sowohl Verblendung als auch Illusion im ätherischen Bereich wahrgenommen werden. Dann kommt es zu jenem vitalen, gedankenlosen Gefühlswirrwarr (ja, Bruder von altersher, das ist der Ausdruck, nach dem ich suche), der für die meisten Menschen anscheinend der Normalzustand ihres Lebens ist.

Der Hüter der Schwelle ist Illusion-Verblendung-Maya, wie sie das physische Gehirn wahrnimmt und als das erkennt, was überwunden werden muss. Er ist die verwirrende Gedankenform, die der Jünger vorfindet, wenn er die seit Urzeiten angehäufte Verblendung zu durchbrechen und seine wahre Heimat in der Stätte des Lichts aufzufinden sucht.

Das sind natürlich Verallgemeinerungen und auch nur analytische Denkresultate, aber sie dienen dazu, einen Teil des Problems in Worte zu kleiden und dem denkenden Leser eine bestimmte Gedankenform von dem zu vermitteln, was wir später im einzelnen erörtern werden.

Was die Ursache dieser Weltlage anbetrifft, lieber Bruder, so lässt sich schwer etwas sagen, was dem menschlichen Denken sinnvoll erscheint. Die Ursache liegt weit zurück im Bewusstsein der «unvollkommenen Götter». Sagt dieser Ausdruck dem Leser irgend etwas? Nur wenig, fürchte ich. Wir müssen auf ein praktischeres Gebiet hinunter und das Thema nur insoweit betrachten, als es die Menschheit angeht. Planetarische Illusion werden wir später kurz erörtern, aber die augenblickliche Aufgabe des Menschen, zu deren Lösung der Jünger hervorragend beitragen kann, besteht darin, möglichst viel von der Verblendung zu zerstreuen, in der die Menschheit versunken ist und die im Wassermann-Zeitalter aus dem Astralleben der Rasse nahezu verschwinden wird. An dieser Stelle möchte ich auf die Tatsache hinweisen, dass Meditation und die Technik der Gedankenkontrolle es den Denkern der Welt möglich machen werden, die Befreiung der Welt von ihrer Illusion in Angriff zu nehmen. Daher das zunehmende Interesse an Meditation, in dem Mass wie die Last der Weltverblendung mehr und [23] mehr erkannt wird und daher die wesentliche Notwendigkeit, die Technik der Gedankenkontrolle richtig zu verstehen.

Ferner sollte beachtet werden, dass die Kristallisierung dieses materiellen Zeitalters die günstige Gelegenheit mit sich bringt, dem planetarischen Hüter der Schwelle einen Todesstoss zu versetzen. Der Druck der heutigen Verhältnisse verursacht ein vertieftes, geistiges Verstehen und eine Umwertung menschlicher Werte; das ist ein Teil des Gesamtvorganges, durch den ein wesentlicher Teil der Weltverblendung zerstreut werden kann - vorausgesetzt, dass alle Menschen guten Willens innerhalb der Weltaura die ihnen zugewiesene Aufgabe weiter verfolgen.

Als der Buddha auf Erden weilte und Erleuchtung errang, «entfesselte» Er durch Verkündigung der Vier Edlen Wahrheiten eine Flut von Licht auf das Weltproblem. Seine Jüngerschar und seine neunhundert Arhats formulierten jene vier grossen Wahrheiten zu einem Glaubens und Lehrsystem, das - durch die Kraft gemeinsamen Denkens - in hohem Mass beim Angriff auf die Weltillusion mithalf. Heute ist Christus um die Fortführung derselben grossen Aufgabe bemüht, und durch die geistige Bedeutsamkeit seines bevorstehenden Kommens wird er mit seinen neuntausend Arhats (symbolisch gesprochen) der Weltverblendung einen zweiten Schlag versetzen. Dem gilt unsere Vorarbeit. Nur durch Intuition lässt sich Illusion zerstreuen und darum ist es notwendig, intuitive Menschen heranzubilden. Dazu kann jedermann dadurch beitragen, dass er sich für diese Schulung zur Verfügung stellt. Wenn ein jeder die Verblendung in seinem eigenen Leben überwinden und auf diese Weise das Wesen der Illusion verstehen lernen kann, dann wird er dazu beitragen,

a. den Hüter der Schwelle zu vernichten,

b. der allgemeinen Maya ihre Lebenskraft zu nehmen,

c. die Verblendung zu zerstreuen,

d. die Illusion zu vertreiben.

Das [24] muss jeder in seinem eigenen Leben und in Verbindung mit seiner Gruppe tun. Schliesslich wird er in noch grösserem Rahmen an der Lösung menschlicher Gesamtprobleme mithelfen. Durch Schärfe des Intellekts und Erleuchtung des Denkens, im Verein mit Liebe und zielbewusstem Streben, lässt sich viel erreichen. Zu diesem Dienst rufe ich hiermit erneut auf.

Für die nächsten Monate möchte ich folgende drei Aufgaben vorschlagen:

1. Man definiere mit eigenen Worten und als Ergebnis einer diesbezüglichen Meditation die vier Ausdrücke, die ich soeben besprochen habe. Ich erwarte eine wirkliche Analyse und nicht bloss vier erklärende Sätze. Ehe ich weiter auf dieses Thema eingehe, möchte ich jedem Einzelnen empfehlen, seine Gedanken in der Weise zu ordnen, dass er zwar Definitionen als Richtschnur benutzt, aber trotzdem das Problem vom eigenen Gesichtspunkt aus darlegt und dabei die Unterschiede zwischen diesen vier Aspekten der Weltverblendung zu erkennen sucht.

2. Man sage täglich mit Sorgfalt und Überlegung ein sehr vertrautes Gebet, das Vaterunser. Es hat viele Bedeutungen, aber die alltägliche und übliche Inhaltsdeutung der christlichen Kirche kommt hier nicht in Frage. Man denke über diese uralte Wahrheitsformel nach und deute sie einzig und allein im Sinn einer Formel zur Zerstreuung der Illusion. Von diesem Gesichtswinkel aus sollte man dann schriftlich an Hand jeder einzelnen Sentenz darlegen, wie wir sie als sieben Schlüssel zum Geheimnis der Ausmerzung von Verblendung betrachten können. Diese Formel (die im wesentlichen kein Gebet ist), lässt sich wie folgt einteilen:

a. Anruf des Sonnenlogos.

b. Sieben Sätze mit sieben Schlüsseln zur Zerstreuung von Verblendung.

c. Eine abschliessende Bejahung der Göttlichkeit.

Die Intuition muss dazu verhelfen, all das mit der Frage der Verblendung in Zusammenhang zu bringen.

Die [25] sich daraus ergebenden Aufschlüsse sollten schriftlich niedergelegt werden; sie können uns viel wertvolles Material liefern.

3. Aufzeichnungen über die Meditation zurzeit des Vollmondes müssen aufbewahrt und nach Ablauf von sechs Monaten einer sorgfältigen Analyse unterzogen werden, wobei sich der gemachte Fortschritt feststellen lässt. Diese Analyse ist nach folgenden Gesichtspunkten einzuteilen und die beobachteten Erscheinungen sind in folgender Hinsicht zu kommentieren: In bezug auf

a. irgendeinen wirklichen Kontakt,

b. irgendwelche Farben-Beobachtung oder farbige Erscheinungen,

c. irgendwelche sonstige Erscheinungen, die gespürt, gesehen oder gehört wurden.

Dass wir alle zu grösserem Licht und Verstehen fortschreiten und dass das Licht auf den steilen Weg des Jüngers scheinen möge, ist mein Gebet und mein sehnlicher Wunsch für alle.