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KAPITEL XII - Die zwei Enthüllungen

KAPITEL XII

Die zwei Enthüllungen

Wir wollen nun die einzelnen Stadien der Einweihungszeremonie betrachten, deren es fünf sind und zwar folgende:

1. Die «Gegenwart» wird enthüllt,

2. Die «Schau» (Vision) wird erblickt,

3. Die Wirkung des «Stabes» wird verspürt,

a. in den Körpern,

b. in den Zentren,

c. im Kausalkörper,

4. Der «Eid» wird geleistet,

5. Das «Geheimnis» und das «Wort» wird übermittelt.

Diese einzelnen Phasen sind in richtiger Folge aufgezählt. Genau in der oben angegebenen Weise wird der Eingeweihte von Enthüllung zu Enthüllung geführt, bis zu jenem Höhepunkt, da ihm eines der Geheimnisse anvertraut und eines der fünf Worte der Kraft gegeben wird; damit werden ihm die verschiedensten Ebenen mit allen ihren Evolutionsvorgängen aufgetan. Es sollen hier nur die fünf Hauptabteilungen aufgezeigt werden, innerhalb derer sich die Weihezeremonien gliedern. Der Studierende muss sich allerdings stets vor Augen halten, dass jedes dieser fünf Stadien ein in sich geschlossener Einweihungsvorgang ist, der wieder viele Unterteilungen zulässt.

Gehen wir die verschiedenen Punkte einmal durch. Wir wollen auf jeden einzelnen kurz eingehen; wir müssen aber stets bedenken, dass Worte die wahre Bedeutung eben eher beschränken und einengen.

[113]

Die Enthüllung der «Gegenwart»

Durch die ganzen späteren Abschnitte des Inkarnationszyklus, während derer der Mensch zwischen den Paaren der Gegensätze schwankt und durch sein Unterscheidungsvermögen der Wirklichkeit und der Unwirklichkeit gewahr wird, erkennt er mit immer wachsendem Verständnis, dass er selbst ein unsterbliches Wesen, ein ewig Göttliches und ein Teil der Unendlichkeit ist. Immer deutlicher wird die Verbindung zwischen dem Menschen auf der physischen Ebene und diesem inneren Herrscher. Es kommt dann ein Augenblick in seinem Sein, wo der Mensch bewussterweise von Angesicht zu Angesicht seinem wirklichen Selbst gegenübersteht und nun weiss, dass er selber dieses Selbst ist und zwar in Wirklichkeit und nicht bloss nach der Theorie. Er wird des inneren Gottes gewahr, nicht durch sein Ohr, auch nicht durch das Horchen auf die innere Stimme; die ihn leitet und kontrolliert, die sogenannte «Stimme des Gewissens». Hier in diesem Fall vollzieht sich die Erkenntnis durch Schau und unmittelbare Vision. Er reagiert von nun an nicht nur auf das, was er hört, sondern auch auf das, was er erschaut.

Bekanntlich sind die ersten in einem Kind entwickelten Sinne das Gehör, das Tastgefühl und das Gesicht. Das Kind hört Töne und wendet den Kopf. Es fühlt und tastet. Endlich sieht es mit Bewusstsein und in diesen drei Sinnen drückt sich die Persönlichkeit aus; es sind die drei Ursinne. Später kommen dann noch der Geschmacks- und der Geruchssinn dazu. Das Leben kann ohne die letzteren gelebt werden. Wenn sie wirklich fehlen, bleibt der Mensch praktisch unbeeinträchtigt in seinem Kontakt auf der physischen Ebene; Auf dem Pfad der inneren oder subjektiveren Entwicklung ist die Reihenfolge dieselbe.

Das Hören: Die Reaktion auf die Stimme des Gewissens, die leitet, ausrichtet und herrscht. Dies bezieht sich auf die Periode strikt normal verlaufender Entwicklung.

Das Fühlen: Die Reaktion auf die Kontrolle oder Schwingung, das Erfassen und Erkennen all dessen, was ausserhalb des Einzelmenschen auf der physischen Ebene liegt. Es bezieht sich auf die [114] Periode der allmählichen geistigen Entfaltung, auf den «Pfad der Erprobung» und der Jüngerschaft - bis zum Tor der Einweihung. Der Mensch kommt von Zeit zu Zeit «in Berührung» mit dem, was höher ist als er selbst; er kommt immer mehr unter den Einfluss des Meisters, der Schwingung des Egos und der Gruppe. Durch diesen okkulten Tastsinn gewöhnt er sich an das Innere und Erhabene. Er strebt nach dem Höheren Selbst; er gewahrt unsichtbare Dinge und gewöhnt sich daran.

Gesicht: Die innere Vision, die durch den Vorgang der Einweihung hervorgerufen wird, ist letztlich nichts anderes als das Erkennen einer schon vorhandenen, aber bislang unerkannten Fähigkeit. Ein Kind hat Augen, die von Geburt an vollkommen gut und klar sind; aber erst an dem Tag, an dem es bewusst erkennen kann, vermag es zu sehen. So ist es auch beim Menschen, der die geistige Entfaltung erlebt. Die Tatsache eines inneren Gesichtes bestand schon immer und was gesehen werden kann, war und ist auch schon immer vorhanden; aber die meisten können noch nicht «erkennen».

Die «Erkenntnis» seitens des Aspiranten ist der erste grosse Schritt bei der Einweihungszeremonie. Erst muss das geschehen sein, alle anderen Phasen der Einweihung kommen später. Das, was bei den einzelnen Einweihungen «erkannt» wird, ist unterschiedlich und soll hier in kurzen Strichen umrissen werden:

Das Ego, das Abbild der Monade, ist selbst eine Dreiheit, wie alles andere in der Natur. Es spiegelt die drei Aspekte der Göttlichkeit wider, so, wie die Monade auf einer höheren Ebene die drei Aspekte «Wille» - «Liebe-Weisheit», - «aktive Intelligenz» der Gottheit widerspiegelt.

Daher wird bei der ersten Einweihung der Eingeweihte des dritten oder untersten Aspektes des Ego gewahr, nämlich der aktiven Intelligenz. Er wird von Angesicht zu Angesicht gebracht mit jener Manifestation des grossen solaren Engels (Pitri), die [115] sein wahres Selbst ist. Er weiss nun unfehlbar, dass diese ihm geoffenbarte Intelligenz jene ewige Wesenheit (Entität) ist, die schon seit langen Zeiten ihre Kräfte auf der physischen Ebene und während seiner vielen Inkarnationen bekundete.

Bei der zweiten Einweihung wird diese «grosse Gegenwart» als Dualität gesehen und ein anderer Aspekt leuchtet vor ihm auf. Er wird nunmehr gewahr, dass dies «Strahlende Leben», eins mit ihm, nicht nur tätige Intelligenz, sondern auch Liebe-Weisheit in ihrem Ursprung ist. Er verschmilzt sein Bewusstsein mit diesem Leben und er wird eins mit ihm; mit Hilfe des persönlichen Selbst findet dieses Leben auf der physischen Ebene seinen Ausdruck als intelligente Liebe.

Bei der dritten Einweihung steht das Ego als vollkommene Dreiheit vor dem Eingeweihten. Er weiss nun, dass das Selbst nicht nur intelligente, tätige Liebe ist, sondern auch ein fundamentaler Wille, ein Ziel, mit dem der Mensch sogleich gänzlich eins wird. Er weiss, dass die drei Welten in Zukunft für ihn nichts mehr bieten, sondern nur als eine Sphäre für tätiges Dienen da sind, das seit jeher im Herzen des Selbst verborgen lag. An dem geoffenbarten Ziel kann er intelligent mitarbeiten und es so zur Reife bringen. Diese tiefen Offenbarungen zeigen sich dem Eingeweihten auf dreifache Weise:

Als strahlende Engelerscheinung, die von seinem inneren Auge genau so wahrhaft und wirklich erblickt wird, wie ein anderer Mensch mit seinem leiblichen Auge die Dinge sieht. Der grosse «Solare Engel», der den wahren Menschen und seinen Ausdruck auf der Ebene des höheren Verstehens verkörpert, ist, wörtlich genommen, sein göttlicher Ahn, der Wächter, der während langer Inkarnationsreihen aufopfernd sich selbst hingab, damit der Mensch werde.

[116]

Als Sphäre aus strahlendem Feuer, die mit dem Eingeweihten, der vor ihr steht, durch jenen magnetischen Feuerodem verbunden ist, der alle seine Körperhüllen durchdringt und im Zentrum seines physischen Hirnes endet. Dieser «Silberfaden» (wie es nicht ganz zutreffend in der Bibel heisst, wo indessen die Beschreibung des Vorgangs, wie der «Silberfaden» sich vom physischen Körper loslöst und zurückzieht, gefunden werden kann), - dieser «Silberfaden» oder dieses Silberband geht von dem Herzzentrum des Solaren Engels aus. Er verbindet Herz und Hirn. Diese grosse Dualität, die sich in unserem solaren System als Liebe und Intelligenz manifestiert, diese feurige Sphäre ist ebenso mit vielen anderen verbunden, die zur selben Gruppe und zum gleichen Strahl gehören. Es ist eine wörtlich zu nehmende und somit erwiesene Tatsache, dass wir auf den höheren Ebenen alle eins sind. Ein und dasselbe Leben pulsiert und zirkuliert durch alle über diese feurigen Adern. Dies ist ein Teil der Enthüllung, die einem Menschen zuteil wird, der vor der «Gegenwart» steht, mit Augen, im okkulten Sinne geöffnet.

Als vielfarbiger Lotos mit neun Blättern, die in drei Kreisen um drei dicht gefaltete Blätter in der Mitte angeordnet sind, die das «Kleinod im Lotos» (wie es in den Büchern des Ostens heisst) schützen. Dieser Lotos ist von seltener Schönheit, von Leben durchflutet und erstrahlt in allen Farben des Regenbogens. Bei den ersten drei Einweihungen werden die drei Kreise der Reihe nach enthüllt; bei der vierten Einweihung steht der Eingeweihte vor einer noch grösseren Offenbarung. Er erfährt das Geheimnis, das sich in der mittleren Knospe birgt. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass sich die dritte Einweihung von den anderen beiden insofern unterscheidet, als hier durch die Kraft eines noch erhabeneren Hierophanten, als es der Bodhisattva ist, das elektrische Feuer des reinen Geistes, welches verborgen ist im Herzen des Lotos, zum ersten Mal verspürt wird.

In diesen Bezeichnungen «Solarer Engel» - «Feuersphäre» und »Lotos» - liegt ein verborgener Sinn, ein gewisser Aspekt des zentralen Geheimnisses, welches das menschliche Leben ist. Es wird nur denen offenbar werden, die Augen haben, zu sehen. Die mystische Bedeutung dieser umschreibenden Worte wird sich aber als Fallstrick erweisen oder zur Ungläubigkeit führen, wenn man [117] sie materiell in unrechter Weise deuten wollte. Der Gedanke eines unsterblichen Daseins, einer göttlichen Wesenheit, eines grossen Zentrums aus Feuer-Energie und der vollen Blüte der Evolution ist hier bildhaft verborgen ausgedrückt; und so müssen diese Bilder betrachtet und gewissermassen abgewogen werden.

Bei der vierten Einweihung wird der Eingeweihte in die «Gegenwart» jenes Aspektes seines Selbst gebracht, der «Sein Vater im Himmel» genannt wird. Der Eingeweihte steht von Angesicht zu Angesicht der eigenen Monade gegenüber,- der rein geistigen Essenz auf der fast höchsten Ebene, - die sich zu seinem Ego oder dem Höheren Selbst verhält wie das Ego zur Persönlichkeit oder zum niederen Selbst.

Diese Monade hat sich auf der mentalen Ebene durch das Ego in dreifacher Gestalt ausgedrückt. Es fehlen jetzt aber alle Aspekte des Denkvermögens (d.h. was wir darunter verstehen). Der Solare Engel, mit dem bisher Kontakt bestand, hat sich zurückgezogen. Die Form, durch die er wirkte (der Ego- oder Kausalkörper), ist vergangen.

Nichts ist übrig geblieben als Liebe-Weisheit und der dynamische Wille, die hervorragendste Eigenschaft des Geistes. Das niedere Selbst hat dem Zweck des Egos gedient und ist nun abgelegt. Ebenso hat das Ego dem Zweck der Monade gedient und wird nun nicht länger gebraucht. Der Eingeweihte steht jetzt losgelöst von beiden; er ist völlig frei geworden und imstande, mit der Monade in Berührung zu kommen und zwar auf dieselbe Weise, wie er vorher gelernt hatte, den Kontakt mit seinem Ego zu bekommen. Für die Dauer seines weiteren Bleibens in den drei Welten wird er nur vom selbstgezeugten Willen und Zweck geleitet; er erschafft sich seinen Körper, in dem er sich manifestiert und ist so Herr (innerhalb seiner karmischen Grenzen) über die eigenen Zeiten und Wechsel. Das hier gemeinte Karma ist das planetarische, nicht mehr das persönliche Karma.

Bei dieser vierten Einweihung erreicht der Eingeweihte die Verbindung mit dem Liebes-Aspekt der Monade. Bei der fünften Einweihung erlangt er den Willens-Aspekt. So vervollständigt er seine Kontakte, antwortet auf alle nötigen Schwingungen und ist der Meister auf den fünf Ebenen der menschlichen Evolution. Weiterhin sei noch gesagt, dass der Eingeweihte bei der dritten, vierten und fünften Einweihung jener «Gegenwart» gewahr wird, die sogar jene geistige Entität mit einschliesst, die seine eigene Monade ist. Er sieht seine Monade als Einheit mit  [118] dem planetarischen Logos. Durch den Kanal der eigenen Monade sieht er in einer grösseren Schau eben dieselben Aspekte, die von der Monade verkörpert werden. Der planetarische Logos, der alle Monaden auf seinem Strahl beseelt, wird auf diese Weise enthüllt. Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, diese Wahrheiten in Worte zu kleiden; sie beziehen sich auf das Verhältnis des elektrischen Feuerpunktes, der Monade, zum fünfzackigen Stern, der dem Eingeweihten die Gegenwart des planetarischen Logos enthüllt. Dies ist praktischerweise kaum fassbar für den Durchschnittsmenschen, für den dieses Buch geschrieben ist.

Bei der sechsten Einweihung wird der Eingeweihte, der bewusst als Liebe-Aspekt der Monade wirkt, durch seinen «Vater» zu einer noch umfassenderen Erkenntnis geführt. Er wird jenes Sternes gewahr, der seinen eigenen planetarischen Stern einschliesst, so, wie dieser Stern vordem erkannt worden war als der seinen eigenen winzigen «Funken» in sich Einschliessende. So erreicht er nachgerade bewusst den solaren Logos und erkennt in seinem Inneren die Einheit allen Lebens und aller Offenbarung.

Diese Erkenntnisse erweitern sich bei der siebenten Einweihung; die zwei Aspekte des einen Lebens werden nun Wirklichkeit für den befreiten Buddha.

So wird der Eingeweihte, immer höher steigend, der Wahrheit und der Existenz gegenübergestellt. Dem nachdenklichen Studierenden wird es klar geworden sein, warum diese Offenbarung der Gegenwart allen anderen Enthüllungen vorausgehen muss. Der Eingeweihte erkennt folgende grundlegenden Dinge:

Sein Glaube von Jahrhunderten her wird gerechtfertigt, Hoffnung und Vertrauen verschmelzen sich zur selbsterlebten Tatsache. Glaube geht auf in Schau. Unsichtbare Dinge werden gesehen und erkannt: Der Eingeweihte kann nicht mehr zweifeln, denn er ist durch eigene Kraft zu einem Wissenden geworden.

Sein Einssein mit den Brüdern ist erwiesen; erkannt hat er, dass ein unlösbares Band ihn mit allen seinen Mitmenschen verbindet. Die Bruderschaft ist nicht mehr nur blasse Theorie, sondern eine [119] unumstössliche Tatsache - ebensowenig anzuzweifeln, wie die Individualität der Menschen auf der physischen Ebene nicht bestritten werden kann.

Die Unsterblichkeit der Seele und die Wahrheit der Wirklichkeit der unsichtbaren Welten ist ihm erwiesen und bekannt. Vor der Einweihung beruhte ihm dieser Glaube nur auf einer kurzen flüchtigen Vision und auf einer starken inneren Überzeugung als Resultat logischen Denkens und einer sich stufenweise entwickelnden Intuition; jetzt ist dieser Glaube auf Schau gegründet und auf der über jeden Zweifel erhabenen Erkenntnis seiner unsterblichen Natur.

Er erkennt den Sinn und die Quellen der Energie und er kann beginnen, Kräfte mit wissenschaftlicher Exaktheit und «Richtunggebung» anzuwenden. Er weiss nun, woher er die Energien bezieht, denn er hat ja die Quellen der Energien flüchtig zu sehen bekommen, die verfügbar sind. Vorher wusste er, dass diese Energien existierten, gebrauchte sie blindlings, ja manchmal unklug, nun aber sieht er sie unter der Leitung des aufgeschlossenen Denkvermögens und er kann vernünftig mit den Kräften der Natur zusammenarbeiten.

Die Enthüllung der «Gegenwart» schafft so auf vielerlei Weise definitive Ergebnisse im Eingeweihten. Von der Hierarchie wird dies als notwendige Vorbereitung für alle späteren Enthüllungen erachtet.

Die Enthüllung der Vision.

Ist der Eingeweihte vor das Angesicht dessen gebracht worden, mit dem er seit unzähligen Zeitaltern verbunden war, hat sich ihm die durch nichts zu erschütternde Erkenntnis von der Einheit des Lebensgrundes, der sich in allen niederen Leben kundtut, erschlossen, dann wird als nächste grosse Enthüllung die Vision erscheinen. Die erste Enthüllung betraf das Undefinierbare, das Grenzenlose und (für den begrenzten Verstand) Unendliche in seiner Abstraktion und Absolutheit. Die zweite Enthüllung betrifft Zeit und Raum; sie führt den Eingeweihten (mit Hilfe seiner neu erweckten okkulten Schau) zur Erkenntnis seiner Rolle, die er [120] im Plan zu spielen hat oder bereits gespielt hat. Später wird der Eingeweihte zur Erkenntnis des Planes selbst geführt in Hinsicht auf:

a. sein Ego,

b. seine Ego-Gruppe,

c. die Gruppe seines Strahles,

d. seinen planetarischen Logos.

In dieser vierfachen Weise wird ihm stufenweise Erkenntnis zuteil durch die vier Einweihungen, die der Erlösung vorausgehen.

Erste Einweihung.

In der ersten Einweihung gewahrt er deutlich, wenn auch unmerkbar, die Aufgabe, die er in seinem persönlichen Leben vom Augenblick dieser Enthüllung an bis zur zweiten Einweihung zu erfüllen hat. Dieser Zeitraum kann ein weiteres oder mehrere Leben umfassen. Der Eingeweihte erkennt die Richtung, welche diese Leben einzuschlagen haben. Er erkennt etwa auch seinen Anteil im Dienst an der Menschheit. Er sieht den Plan als Ganzes, soweit der Plan ihn betrifft, ihn, das winzige Mosaiksteinchen im grossen All. Er wird sich darüber klar, wie er mit seinen besonderen Eigenschaften, Talenten und Fähigkeiten dienen kann. Er erfährt, was er alles zur Vollendung bringen muss, ehe er wiederum in der «Gegenwart» stehen darf, um eine weitere Enthüllung zu erfahren.

Zweite Einweihung.

Bei der zweiten Einweihung wird ihm die Rolle gezeigt, die seine Ego-Gruppe im allgemeinen Plan spielt. Er erkennt mehr und mehr die verschiedenen Gruppen-Einzelwesen, mit denen er unlösbar verbunden ist; er weiss, um wen es sich bei diesen Persönlichkeiten handelt bzw. wer in ihnen steckt, sofern sie inkarniert sind und er sieht in gewissen Grenzen die karmischen Beziehungen zwischen Gruppen, einzelnen und sich selbst. Er bekommt Einblick in das besondere Gruppen-Ziel und dessen Beziehung zu den Zielen anderer Gruppen. Er kann nun mit grösserem Rückhalt wirken und im Umgang mit Menschen auf der physischen Ebene wird er immer sicherer. Er kann ihnen und er kann sich selbst helfen, indem er das Karma ausgleicht: so kommt er rasch der schliesslichen Befreiung näher. Gruppenbeziehungen werden [121] gefestigt, Pläne und Ziele können mit vermehrter Intelligenz gefördert werden. In dem Mass, wie die Festigung der Gruppen-Bande Fortschritte macht, bringt dies auf der physischen Ebene jenes Zusammenwirken im Handeln und weise Gemeinschaftlichkeit in der Zielsetzung hervor, welche in der Verwirklichung der höheren Ideale ausmünden und in der Angleichung der Kräfte an die weise Förderung der Evolutions-Ziele. Wenn all dieses ein bestimmtes Stadium erreicht hat, dann haben die einzelnen in Gruppen gelernt, in gegenseitiger Anfeuerung zusammen zu arbeiten. Sie können nunmehr zu einer weiteren Ausdehnung des Wissens gelangen, die noch grössere Möglichkeiten zu helfen in sich birgt.

Dritte und vierte Einweihung.

Bei der dritten Einweihung wird dem Einzuweihenden die Aufgabe des Unterstrahles jenes Hauptstrahls enthüllt, zu dem er gehört und auf dem sich sein Ego befindet. Alle Ego-Einheiten befinden sich auf irgend einem Unterstrahl des monadischen Strahls. Dieses Wissen wird dem Einzuweihenden übermittelt, damit er schliesslich selbst (auf dem Weg des geringsten Widerstandes) den Strahl seiner Monade finden kann. Dieser Unterstrahl trägt auf dem Strom seiner Energien viele Gruppen von Egos; der Eingeweihte lernt daher nicht nur seine Ego-Gruppe und ihr geistiges Ziel erkennen, sondern auch viele andere ähnlich zusammengesetzte Gruppen. All ihre vereinten Energien wirken auf ein klar umrissenes Ziel hin.

Hat der Eingeweihte die Gruppen-Beziehungen einigermassen kennengelernt und die Fähigkeiten entwickelt, mit einzelnen in Gruppen-Verband zu arbeiten, so lernt er nun das Geheimnis der Gruppen-Unterordnung unter das Wohl der Gruppen-Gesamtheit. Dieses wirkt sich auf der physischen Ebene aus als Fähigkeit, weise, einsichtig und harmonisch mit vielen unterschiedlichen Typen zusammenzuarbeiten, an grossen Projekten teilzuhaben und weitesten Einfluss zu nehmen.

Ein Teil der Pläne des planetarischen Logos wird ihm anvertraut und in dieser Vision werden ihm auch die Ziele enthüllt, soweit diese den Planeten betreffen. Aber diese Vision ist noch [122] dunkel, was die Zusammenhänge zwischen diesen Plänen und ihren planetarischen Beziehungen anbelangt. So kommt der Eingeweihte durch stufenweises Erkennen vor das Tor der vierten Einweihung. Infolge seiner vollkommenen Loslösung von allen Bindungen in den drei Welten und Zerbrechen aller Fesseln des begrenzenden Karmas wird diese Vision ungemein erweitert. Der Eingeweihte wird sozusagen zum ersten Mal über die planetarischen Ziele und in ihrer ganzen Weite über das Karma innerhalb dieser Evolutionsperiode unterrichtet. Da sein eigenes persönliches und unwichtiges Karma ausgeglichen ist, kann er seine Aufmerksamkeit der Abtragung des planetarischen Karmas, den weitreichenden Plänen des grossen Lebens widmen, das alle niederen umfasst. Er wird nicht nur zur vollen Erkenntnis der Ziele und Pläne für alle Evolutionen auf seinem eigenen planetarischen System, also auf dieser Erde, gebracht, sondern im Bereich seines Erfassens schwingt jetzt auch das Wissen um jenes planetarische System, das die Ergänzung zu unserer Erde oder ihr polares Gegenstück ist. Er erkennt die Wechselbeziehungen zwischen den beiden Systemen und der ungeheure zweifache Zweck wird ihm enthüllt. Er erfährt, wie dieses Doppel-Ziel ein einheitlicher Plan werden muss. Von jetzt an opfert er alle seine Kräfte der planetarischen Zusammenarbeit und deren Förderung durch die zwei grossen Evolutionen auf unserem Planeten, der Menschen- und der Deva-Evolution. Die Evolutionen gehen auf die Schaffung eines Ausgleichs und auf die sich steigernde Anwendung von Energie aus, um die verschiedenen Naturreiche zu beleben; der Zweck ist die Vermischung aller Naturkräfte, so dass die Wechselwirkung der Energien zwischen den beiden Systemen beschleunigt wird. Auf diese Weise können die Pläne des solaren Logos, soweit sie von den beiden (zwei) planetarischen Logoi ausgearbeitet sind, zur Vollendung kommen. Der Eingeweihte ist nun befugt, sich, wenn auch nur in geringerem Mass, mit solarer Energie zu befassen. Er wird nicht nur zu den Ratssitzungen seiner eigenen Hierarchie zugelassen, sondern er darf auch zugegen sein, wenn Abgesandte von anderen planetarischen Systemen mit dem «Herrn der Welt» und [123] den zwei grossen « Abteilungsvorstehern» Konferenzen abhalten.

Fünfte Einweihung.

Bei der fünften Einweihung gewährt ihm die Schau einen noch weiteren Ausblick. Ein drittes planetarisches System wird gesehen, das mit den beiden anderen Systemen eines jener Kraftdreiecke bildet, die zur Vollendung der solaren Evolution nötig sind. Wie alle Manifestationen durch Zweiheit und Dreiheit fortschreiten, so auch diese, um schliesslich zur Synthese zu kommen. Diese Systeme sind nichts anderes als Kraftzentren im Körper seines solaren Logos; sie wirken zunächst als gesonderte Einzelwesen, die ihr eigenes unabhängiges Leben leben, dann durch das Wechselspiel von Kraft als Zweiheit in zwei Systemen, einander helfend, antreibend und ergänzend. Sie werden darin endlich ein solares Dreieck und senden Kraft von Punkt zu Punkt, von Zentrum zu Zentrum, bis die Energien miteinander verschmolzen sind und «Die Drei» einheitlich zusammenwirken.

Wenn der Adept der fünften Einweihung in Übereinstimmung mit den Plänen der drei in Frage kommenden Logoi arbeiten kann, weil seine Fähigkeit zur Zusammenarbeit immer grösser wird, dann wird er, wenn die Zeit erfüllet ist, reif für die sechste Einweihung, die ihn in die noch höheren Konklaven führt. Dort wirkt er nun auch an den solaren und nicht nur an den planetarischen Zielen mit.

Sechste Einweihung.

Bei der sechsten Einweihung wird ihm die herrlichste aller Visionen zuteil. Er sieht das solare System als Einheit und es wird ihm ein kurzer Einblick vergönnt, der seinem erstaunten Verständnis die grundlegende Absicht, den Ur-Sinn des solaren Logos, enthüllt. Zum ersten Mal sieht er all die Pläne als ein Ganzes mit allen ineinanderlaufenden Verzweigungen.

Siebente Einweihung.

Bei der siebenten Einweihung dringt seine Schau über den solaren Grenzring hinaus. Er sieht, was er theoretisch schon lange wusste: dass unser solarer Logos Bestandteil der Pläne und Ziele einer noch grösseren «Existenz» ist; dass das solare System nur eines der vielen Kraftzentren ist, durch welches eine kosmische [124] Wesenheit sich ausdrückt, die weit grösser ist, als unser solarer Logos. Hinter all diesen Visionen liegt ein grosser Zweck: die Enthüllung der Wesens-Einheit und die Offenbarung jener inneren Verwandtschaft, die, wenn sie einmal erkannt ist, den Eingeweihten immer mehr auf den Weg des sich selbst verleugnenden Dienens bringt. Er wird schliesslich einer von denjenigen, die für die allem zugrunde liegende Harmonie und Einheit wirken.

Bei der Einweihungszeremonie werden dem Einzuweihenden die Augen geöffnet, auf dass er sehe und erkenne; dieser Vorgang geht in drei Phasen vor sich, die aber Teile ein und desselben Vorgangs sind:

Drei Phasen:

1. Die Vergangenheit tut sich vor ihm auf und er sieht sich selbst in vielen Rollen, die er alle spielte, um durch das allmähliche Heranbringen von Kräften und Fähigkeiten für seine Gruppe und mit ihr nützlich sein zu können. Er sieht und identifiziert sich - der jeweiligen Einweihung entsprechend - mit:

a. sich selbst in vielen früheren Leben,

b. seiner Gruppe in früheren Leben,

c. seinem Ego-Strahl, der seit vielen Zeitläufen niederströmt,

d. seinem planetarischen Logos, der in der Vergangenheit wirkte durch viele Evolutionen und Reiche hindurch in dem grossen System.

Dies geschieht so lange, bis er sich mit der Vergangenheit des einen Lebens identifiziert hat, das durch alle planetarischen Systeme geht und durch alle Evolutionen des solaren Systems. Der Eingeweihte fasst den Entschluss, das Karma abzuleisten und er erkennt (indem er die Ursachen vergangener Dinge einsieht), wie er dies zu vollbringen hat.

2. Die Gegenwart. Dem Eingeweihten wird die besondere Aufgabe enthüllt, die er während des kleineren Zyklus, in dem er jetzt steht, auszuführen hat. Damit ist gesagt, dass er nicht nur das sieht, was ihn in irgendeinem seiner Leben angeht, sondern dass er um den jeweiligen Teil des Planes [125] weiss (der möglicherweise mehrere seiner kleinen Zyklen, die «Lebenszeit» genannt werden, umfasst), - den der planetarische Logos erfüllt sehen möchte. Dann darf vom Eingeweihten gesagt werden, dass er seine Aufgabe kennt und sie meisterhaft beherrscht. Er kann in klarer Erkenntnis und in Beantwortung der Fragen «Warum» «Wie» - «Wann»? an seine Aufgabe gehen.

3. Die Zukunft. Zu seiner Befestigung wird dann dem Eingeweihten ein Bild der über alle Beschreibung erhabenen Vollendung und Glorie vor Augen geführt. Er sieht für einen kurzen Augenblick die Glorie, die da sein wird; er sieht jenen Weg der strahlenden Schönheit, die immer leuchtender wird bis zum Tag der Vollkommenheit. In den ersten Stadien sieht er die Herrlichkeit seiner vervollkommneten Ego-Gruppe, dann den Glanz, der aus jenem Strahl bricht, der an seinem Herzen den vervollkommneten Menschen einer besonderen Farbe und Art trägt. Noch später erhält er einen Einblick in die Vollkommenheit jener grossen Wesenheit, die sein eigener planetarischer Logos ist und schliesslich und endlich wird ihm die Vollkommenheit aller Schönheit und der Glanz geoffenbart, der die anderen Strahlen des Lichts einschliesst - die Sonne, die da leuchtet in ihrer Kraft, der solare Logos am Ziel der Vollendung.

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