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KAPITEL III - Das Wirken der Hierarchie

KAPITEL III

Das Wirken der Hierarchie

Erstens, dass die gesamte Hierarchie geistiger Wesen eine Zusammenfassung von Kräften oder Energien repräsentiert, die bewusst für Zwecke und Ziele der planetarischen Entwicklung eingesetzt werden. Dies wird späterhin noch deutlicher aufgezeigt werden. Zweitens, dass diese Kräfte, die sich in unserem planetarischen System durch jene grossen Persönlichkeiten demonstrieren, aus denen sich die Hierarchie zusammensetzt, dieses System und alles, was es enthält, mit jener grösseren Hierarchie verbinden, die wir die solare nennen. Unsere Hierarchie ist eine Miniaturwiedergabe jener grösseren Vereinigung von selbstbewussten Wesenheiten (Entitäten), die durch die Sonne, die sieben heiligen Planeten und durch die anderen grösseren und kleineren Planeten, die unser Sonnensystem ausmachen, in Erscheinung treten, wirken und herrschen. Drittens, dass diese Hierarchie der Kräfte vier besondere Tätigkeitsbereiche hat, nämlich:

Das Selbst-Bewusstsein in allen Wesen zu entwickeln     

Die Hierarchie sucht für alle Wesen Bedingungen vorzubereiten, unter denen sich das Selbstbewusstsein entfalten kann. Im Menschen bewerkstelligt sie das vornehmlich durch die initiatorische Arbeit des Ineinanderführens der vier niederen Aspekte in die drei höheren Aspekte des Geistes: durch ihr beispielhaftes Dienen, durch ihre Opfer und Verzichte und durch die immerwährenden [21] Lichtströme (im okkulten Sinn), die von ihr ausgehen. Man könnte die Hierarchie ein Aggregat auf unserem Planeten nennen und zwar das Aggregat der Kräfte des fünften Reiches in der Natur. In dieses fünfte Reich tritt man ein durch das vollentwickelte und voll beherrschte fünfte Prinzip: nämlich des Denkvermögens und seiner Umwandlung in Weisheit. Dies bedeutet, einfacher ausgedrückt: Das ist buchstäblich die auf alle Zustände angewendete Intelligenz, wobei die Fähigkeit der unterscheidenden Liebe vollbewusst nutzbar gemacht wird.

Das Bewusstsein in den drei niederen Reichen zu entwickeln

Bekanntlich werden die fünf Naturreiche, so, wie sie sich in der Evolutionskurve darstellen, folgendermassen bezeichnet: das Mineral-Reich, das Pflanzen-Reich, das Tier-Reich. das Menschen-Reich, das Reich des Geistes. Jedes dieser fünf Reiche verkörpert eine bestimmte Art oder Stufe der Bewusstwerdung oder des Bewusstseins. Die Hierarchie bewirkt auftragsgemäss die Entwicklung dieser Arten zur Vollkommenheit durch Einordnung in das Karma, durch die Wirksamkeit von Kraft und durch die Schaffung der geeigneten Vorbedingungen. Ein kurzer Überblick über die verschiedenen zu entwickelnden Bewusstseins-Aspekte wird uns ein Bild geben.

Das Augenmerk der Hierarchie ist beim Mineral-Reich auf die Entwicklung unterscheidender und auswählender Wirksamkeit gerichtet. Jede Materie ist auf irgend eine Weise aktiv. Und wenn diese Aktivität sich als Formbildung auswirkt, sei es auch nur als eine ganz primitive Formbildung, so zeigt sich die Fähigkeit der Unterscheidung. Dies wird auch von sämtlichen Wissenschaftlern anerkannt, und in dieser Anerkenntnis liegt so eine gewisse Annäherung der Wissenschaft an den göttlichen Weisheitsplan.

Im Pflanzen-Reich wird der oben genannten Fähigkeit der Unterscheidung die Fähigkeit der Reaktion auf einen Eindruck beigefügt und die Grundbedingung des zweiten Aspektes der Göttlichkeit wird kund, [22] ebenso, wie sich im Mineral-Reich ein ähnlicher erster Abglanz des dritten Aspektes der Aktivität bemerkbar macht.

Im Tier-Reich sind die beginnende Aktivität und Empfindungsweise weitergewachsen; und es künden sich «Symptome», wenn man sie so ungenügend nennen darf, des ersten Aspektes oder des keimhaften Willens und der Zweck-Absicht an. Mögen wir dies auch Vererbungsinstinkte nennen - es wirkt sich in der Tat als Zweck der Natur aus.

H. P. Blavatsky hat weise bemerkt, dass die Menschheit der Makrokosmos für die drei niederen Reiche ist, denn in ihr sind die drei Entwicklungsstadien der drei niederen Reiche vereinigt und zur vollen Blüte gelangt. Der Mensch ist in Wahrheit die Intelligenz in wunderbar handelnder Bekundung. Dem Menschen wohnt die Liebe und die Weisheit inne, wenngleich vorläufig nur als Endziel seines Strebens. Er besitzt jedoch bereits im Keim jene dynamische Initiative, die sich voller entwickeln wird, wenn er das «Fünfte Reich» betritt.

Das im fünften Reich zu entwickelnde Bewusstsein ist das der Gruppe; dieses Gruppenbewusstsein zeigt sich in dem vollen Aufblühen der Fähigkeit zur «Liebe-Weisheit». Der Mensch wiederholt so auf der höheren Spiralwindung das Werk der drei niederen Reiche, denn im Menschenreich kommt der dritte Aspekt, die aktive Intelligenz, zum Ausdruck. Im «Fünften Reich», jenem Reich, das bei der ersten Einweihung betreten wird - einem Reich, das die ganze Länge der Zeitperiode umfasst, die der Mensch in seinen ersten fünf Einweihungen durchlebt und in der er als Meister wirkt, als Teil der Hierarchie - erreicht der zweite Aspekt «Liebe-Weisheit» den Höhepunkt. Bei der sechsten und siebenten Einweihung kommt der erste, der «Wille»-Aspekt zum Vorschein. Vom «Meister des Mitleids» und vom «Herren der Liebe» schreitet der Adept zu höheren Graden; er erreicht ein noch höheres Bewusstsein als das der Gruppe. Er wird Gott-bewusst. Er wird des grossen Willens und der Ziele des Logos inne.

TDie Förderung der verschiedenen göttlichen Attribute, die Pflege des aufkeimenden Selbst-Bewusstseins in allen Wesen ist die Aufgabe derjenigen, die das Ziel erreicht haben, die in das fünfte [23] Reich eingetreten sind und dort unter uns unfassbarer Selbstentäusserung die grosse Entscheidung getroffen haben: Im Zusammenwirken mit den Plänen des planetarischen Logos weiter auf der physischen Ebene zu verbleiben.

Den Willen des planetarischen Logos zu übermitteln        

Das heisst: Zu wirken als Vermittler des Willens des planetarischen Logos zu den Menschen, zu den Devas oder Engeln, und dadurch Übermittler des Willens des solaren Logos zu sein. Jedes Planetensystem, auch das unsere, unter all den vielen anderen, ist ein Zentrum im Körper des Logos und es bringt eine bestimmte Kraft oder Energie zum Ausdruck. Jedes Zentrum drückt seine besondere Art von Kraft aus, zeigt sie in dreifacher Weise an und bringt dergestalt die drei Aspekte in universelle Schau. Eine der grossen Erkenntnisse, die denen zuteil wird, die in das fünfte Reich eintreten, ist jene besondere Art von Kraft, die unser eigener planetarischer Logos verkörpert. Der aufgeweckte Leser wird über diesen Satz besonders nachdenken, denn er enthält den Schlüssel zu vielem, was man heute in der Welt sieht. Das Geheimnis der Synthese ist verlorengegangen; und nur, wenn der Mensch die Kenntnisse, die er einstmals in früheren Zeitläufen besass, wieder erlangt (diese Kenntnisse wurden ihm in den Tagen von Atlantis in gnädiger Absicht entzogen), die Kenntnisse jener Art von Energie, in der sich unser System dartun sollte, werden die Weltprobleme sich von selbst ordnen und der Welt-Rhythmus wird wieder hergestellt werden.

Noch kann dies nicht geschehen, denn noch ist diese Kenntnis gefährlich und noch ist die Menschheit im Ganzen nicht «gruppenbewusst».

Sie kann daher auch noch nicht mit der Aufgabe betraut werden, zu wirken, zu denken, zu planen, gruppentätig zu sein. Der Mensch ist noch zu eigensüchtig, aber das darf kein Grund zur Entmutigung sein. Das Gruppenbewusstsein ist bereits mehr als eine blosse Vorstellung, denn der Gedanke an Bruderschaft und an die Pflichten einer solchen Bruderschaft beginnt bereits Boden zu gewinnen. Dies ist das Werk der Hierarchie des Lichts: [24] Den Menschen die wahre Bedeutung der Bruderschaft aufzuzeigen und für dieses Ideal, das in allen Menschen latent lebt, Widerhall zu schaffen.

Der Menschheit ein Beispiel zu geben   

Die vierte Sache, welche die Menschen wissen und als ein Grundfaktum hinnehmen sollten, ist die, dass sich die Hierarchie aus denen zusammensetzt, welche die Materie überwunden und das Ziel auf den gleichen Fussstapfen erreicht haben, in denen die Menschen unserer Zeit gehen. Diese geistigen Persönlichkeiten, die Adepten und Meister, haben gerungen und gekämpft um den Sieg und die Meisterschaft auf der physischen Ebene; sie haben sich durch Giftbrodem, durch Nebel und Gefahren und Wirrnisse schlagen müssen; sie haben die Sorgen und Schmerzen des harten Alltagslebens erduldet, Fuss vor Fuss haben sie ihren Leidensweg gehen müssen, alles und jedes ist ihnen widerfahren, aber sie haben alle Hindernisse, die sich ihnen entgegengestellt haben, überwunden und ihr Ziel erreicht. Jeder dieser «Älteren Brüder der Menschheit» hat sich der Kreuzigung seines Selbst unterzogen. Er kennt den völligen Verzicht auf alles. Er hat dasselbe durchgemacht, was jeder Aspirant in unserer Zeit durchmachen muss. Es gibt keine Phase der Angst, die er nicht durchlitten, es gibt kein Opfer, das er nicht gebracht, es gibt keine Via Dolorosa, die er nicht zu seiner Leidenszeit gegangen wäre. Und daraus leitet sich sein Anrecht auf Dienst her, daher rührt auch die Kraft seines Anrufes.

Da die «Älteren Brüder der Menschheit» alle Abgründe der Sünde und des Leides kennen, können sie jeden Schüler durch alle Fährnisse leiten; ebenso gibt ihnen die Verwirklichung der Erlösung - erreicht durch Pein, Sühne und Leiden und ihre Erkenntnis der Freiheit, die durch Aufopferung der Form in den Flammen der Läuterung erreicht wird - hinreichende Stärke, selbst dann zu überstehen, wenn es scheinen mag, als habe die Form ein Genug an Leiden ertragen. Sie besitzen eine Liebe, die alle Widerstände [25] bezwingt; denn diese Liebe beruht auf Geduld und Erfahrung. Die Liebe dieser «Älteren Brüder der Menschheit» ist eine überdauernde Liebe, sie wirkt einzig zum Wohl der Gruppe. Ihr Wissen haben sie in einem Millennium von gelebten Leben gesammelt, in denen sie sich heraufgearbeitet haben aus den Tiefen der Lebensgründe, von der untersten Sprosse der Evolutionsleiter nach oben; sie besitzen Erfahrung; die auf der Zeit selbst und auf einer Vielfalt von Persönlichkeits-Reaktionen und deren Wechselwirkungen beruht; sie besitzen Mut, der eine Folge der Erfahrung ist und der nach einer langen Reihe von Anstrengungen, Fehlschlägen und erneuten Mühen schliesslich zum Sieg führte; all dieses wird nun in den Dienst der Menschheit gestellt. Sie haben ein Ziel, erleuchtet und intelligent zugleich, das kooperativ ist und sich einfügt in die Gruppe und den Plan der Hierarchie und somit in den Plan des planetarischen Logos. Schliesslich und endlich besitzen sie die Kenntnis von der Kraft der Töne. Auf dieser Tatsache beruht der Lehrsatz, der besagt, dass alle wahren Okkultisten ausgezeichnet seien durch die Charakteristiken der Erkenntnis, des dynamischen Willens, des Mutes und des Schweigens: «Wissen, Wollen, Wagen und Schweigen.»

Wenn die hier aufgezählten vier Fakten begriffen und als Wahrheiten in das Bewusstsein des Menschengeschlechtes eingegangen sind, dann dürfen wir der Wiederkehr jener Zeit des Friedens, der Ruhe und Rechtlichkeit entgegensehen, die uns in den heiligen Schriften aller Völker prophezeit worden ist. «Die Sonne der Gerechtigkeit wird dann aufgehen, Versöhnung in den Schwingen, und ein Friede, der über alles Verstehen gehet, wird herrschen in den Herzen der Menschen.»

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Bei der Behandlung eines Themas, wie es das Wirken der okkulten Hierarchie darstellt, vornehmlich bei der Behandlung dieses Themas in einem allgemein zugänglichen Buch, muss vieles ungesagt bleiben. Sicherlich wird Interesse und Neugier bei der blossen Erwähnung der Persönlichkeiten der Hierarchie geweckt, aber der Durchschnittsmensch ist vorläufig nur für eine ganz allgemeine Unterweisung reif. Diejenigen, die jenseits von Neugierde nach Wahrheit verlangen, werden mehr Zugang zu diesem Thema haben, wenn sie die notwendigen Vorarbeiten geleistet und die entsprechenden Studien betrieben haben. Eigene Forschung ist durchaus erwünscht, und die Stellungnahme, welche dieses Buch hervorrufen möchte, sei etwa so ausgedrückt: Die darin getroffenen Feststellungen klingen ganz interessant und sind am Ende gar wahr. Alle Religionen, die christliche mit inbegriffen, geben Hinweise, welche die hier dargelegten Ideen zu erhärten scheinen. Lasst uns darum diese Ideen als Arbeitshypothese für den Ablauf des Evolutionsvorganges im Menschen und seiner Aufgabe zur Erreichung der Vollkommenheit nehmen. Lasst uns darum nach der Wahrheit suchen, einer Wahrheit, die bewusst gewordene Tatsache ist. Jeder religiöse Glaube enthält das Versprechen, dass diejenigen, die ernstlich suchen, finden werden. Lasst uns daher suchen! Wenn wir bei unserem Suchen finden werden, dass die hier aufgestellten Behauptungen nichts weiter sind als visionäre Traumgebilde, unnützes Gerede, das uns in die Dunkelheit führt - nun, so ist die aufgewandte Zeit doch nicht verloren, denn wir haben zumindest gefunden, in welcher Richtung wir nicht zu suchen brauchen. Sollte unser Forschen uns aber diese oder jene Bestätigung gewähren, sollte das Licht heller werden, dann wollen wir weiterforschen, bis «das Licht, das leuchtet in der Finsternis», unser Herz und unser Hirn mit hellem Glanz erfüllt hat, bis der Suchende zu der Erkenntnis erwacht ist, dass es der Lauf der Evolution war, der ihm diese Bewusstseinserweiterung und diese Erleuchtung gebracht hat. Der Suchende wird erkennen, dass die Erlangung der Einweihungen und der Eintritt in das fünfte Reich keine wirren Phantastereien sind, sondern bewusst erlebte Tatsachen. Allerdings muss [27] dies jeder für sich selbst feststellen. Diejenigen, die das Wissen haben, vermögen zu sagen, dass etwas so oder so ist. Aber wie wenig besagt die Aussage eines anderen oder gar die Aufstellung einer Theorie! Diese Hilfsmittel geben dem Suchenden höchstens ein wenig Sicherheit im Finden der Richtung. Jede Seele muss in sich selbst ihre Feststellung treffen, jede Seele muss in sich selbst das Gesuchte finden; immer muss man sich vor Augen halten, dass «das Reich Gottes» im Inneren zu finden ist; nur die vom einzelnen für sich und in sich erkannten Wahrheiten sind von wahrem Wert.

Hier kann nur das gesagt werden, was viele wissen und in sich selbst als unwiderlegbare Wahrheit gefunden haben; und dies wird dem forschenden Leser die Möglichkeit, aber auch die Verantwortlichkeit geben, für sich selbst festzustellen, was wahr und was falsch ist.

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