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KAPITEL IX - Der Pfad der Einweihung

KAPITEL IX

Der Pfad der Einweihung

Nach längerer oder kürzerer Zeit steht der Jünger vor dem «Tor der Einweihung». Erinnern wir uns: Je näher der Jünger dem Tor kommt und je näher er dem Meister steht, umso mehr - so heisst es im «Licht auf dem Weg» - sind die Füsse in Herzblut gebadet. Jeder weitere Schritt führt fortan über die Opferung dessen, was dem Herzen auf der einen oder der anderen Ebene teuer ist. Immer muss dies Opfer ein freiwilliges sein. Der Jünger, der den «Pfad der Erprobung» und den «Pfad der Heiligkeit» betritt, weiss, welchen Preis er zahlen muss; sein Wertungsgefühl hat sich umgestellt und urteilt nicht mehr mit dem Mass der weltlich eingestellten Menschen. Er ist nun einer von denen die «Das Reich gewaltsam (im Sturm) nehmen» und er ist bei diesem Versuch auf das ihm daraus erwachsende Leid vorbereitet. Alles ist vertane Mühe, was nicht der Erreichung des Zieles gilt. Er ist bereit, im Kampf um den Sieg des Höheren Selbst über das Niedere sogar zu sterben.

Die beiden ersten Einweihungen      

Bei der ersten Einweihung muss die Herrschaft des Ego über den physischen Körper bereits einen hohen Grad erreicht haben. Die Sünde des Fleisches, die Fleischeslust, wie sie in der christlichen Ausdrucksweise heisst, muss überwunden sein. Unmässigkeit im Essen und Trinken und jede andere Ausschweifung müssen in Schach gehalten werden können. Die Begierden des physischen Körpers finden kein Gehör mehr, die Beherrschung muss vollständig und die Lockung erstorben sein. Und dem Ego ist Gehorsam [83] zu leisten und dieser Gehorsam muss unbedingt sein. Die Verbindungskanäle zwischen dem Höheren und dem Niederen sind breiter geworden. Und das Fleisch gehorcht «von selbst».

Dass nicht alle Eingeweihten diesen Gipfelpunkt erreichen, kann verschiedenen Gründen zugeschrieben werden, aber der Grundton muss dann die ehrliche Erkenntnis der aufrichtig zugestandenen eigenen Unzulänglichkeit bleiben, wenn das Ringen, den höchsten Massstäben gerecht zu werden - selbst wenn es die Vollendung noch nicht erreicht - anerkannt und gewürdigt werden soll. Eingeweihte können straucheln und sie straucheln auch. Sie entgehen dabei nicht dem Gesetz und seinen Folgen. Sie können bei ihrem Straucheln der ganzen Gruppe Schaden antun und ziehen sich dabei das Karma der Vergeltung zu. Sie müssen dann durch verlängerten Dienst den Schaden wieder gutmachen und die Gruppenmitglieder sind - ohne es zu wissen - die Vollstrecker des Gesetzes. Ihr Fortschritt wird ernstlich in Frage gestellt und es geht viel Zeit verloren, während der sie das Karma abtragen müssen, das sie durch ihr Unrechttun anderen verursachten. Die blosse Tatsache, dass er ein Eingeweihter ist und daher Mittler von Kräften höchst intensivierter Natur, bringt es mit sich, dass jede Abwendung vom geraden Weg ungleich grössere Wirkungen hat als das gleiche Tun eines weniger fortgeschrittenen Menschen; Vergeltung und Strafe werden für ihn entsprechend schwerwiegender sein. Unausweichlich muss er den Preis zahlen, bevor er auf dem Weg weiterschreiten darf. Und was die Gruppe betrifft, die er durch sein Verhalten mitgeschädigt hat, was soll sie tun? Ein Einsehen in die Schwere des Irrtumes, ein weises sich Einfügen in die gegebenen Tatsachen, Enthalten von jedem unbrüderlichen Tadel und Ausströmen von Liebe auf den gefallenen Bruder - dieses alles wird der kritisch zuschauenden Aussenwelt zeigen, dass Sünde und Übertretung des Gesetzes nicht verziehen werden. Innerhalb der betroffenen Gruppe sollte eine solche Geisteshaltung dazukommen, die bei aller entschlossenen Konsequenz, in Reaktion darauf, doch dahin führt, dem abgeirrten Bruder seinen Irrtum zur Einsicht zu bringen, das vergeltende Karma sich auswirken zu lassen und wenn er das erfüllt hat, soll die Gruppe ihn wieder, wie vordem, achten und [84] ehren.

Nicht alle Menschen entwickeln sich in genau der gleichen oder in parallel verlaufender Richtung. Es können deshalb keine absoluten und keine einmaligen Regeln über den Vorgang einer jeden Einweihung aufgestellt werden. Es kann daher auch nicht gesagt werden, welche Zentren vorzugsweise belebt oder welche Vision gewährt werden soll. So vieles hängt doch von dem Strahl des einzelnen Jüngers ab, ausserdem von seiner individuellen Entwicklungsrichtung; (Menschen entwickeln sich, wie gesagt, nicht einförmig); sowie vom persönlichen Karma als auch von den Erfordernissen der jeweiligen Epoche, in der ein Mensch lebt. Andeutend jedoch kann gesagt werden: Bei der ersten Einweihung, jener der Geburt des Christus (in uns), ist das Herz gewöhnlich das belebte Zentrum, um den astralen Körper wirksamer zu beherrschen und der Menschheit höhere Dienste zu leisten. Nach dieser Einweihung wird der Eingeweihte mit den Tatsächlichkeiten der astralen Ebene bekanntgemacht. Er muss seinen gefühlsbedingten Körper in der Gewalt haben und lernen, sich auf der astralen Ebene mit derselben Leichtigkeit und mit gleicher Selbstverständlichkeit wie auf der physischen Ebene zu betätigen. Er wird mit den astralen Devas in Berührung gebracht. Er lernt die Beherrschung der astralen Elemente. Er muss mit leichter Hand auf den niederen Unter-Ebenen wirken können und Wert und Eigenschaft seiner Arbeit auf der physischen Ebene werden von gesteigerter Bedeutung sein. Er wechselt bei dieser Einweihung von der Halle des Lernens hinüber in die Halle der Weisheit. In dieser Zeit liegt der Nachdruck auf seiner astralen Entwicklung, obgleich auch seine mentale Entwicklung beständig im Wachsen begriffen ist.

Viele Leben mögen zwischen der ersten und der zweiten Einweihung liegen. Eine lange Zeit mit vielen Inkarnationen kann vergehen, ehe die Herrschaft über den Astralkörper erreicht und ehe der Eingeweihte für den nächsten Schritt bereitet ist. Eine Analogie dazu findet sich im Neuen Testament im Leben des Eingeweihten Jesu. Viele Jahre vergingen zwischen der Geburt und der Taufe, aber die drei übrigen Stufen wurden in drei Jahren bewältigt. Liegt [85] einmal die zweite Einweihung hinter uns, dann ist der Fortschritt unaufhaltsam. Die dritte und vierte Einweihung folgen meist noch im selben Leben, sonst in einem nächsten.

Die zweite Einweihung bringt die Krisis in der Beherrschung des Astral-Körpers. In derselben Weise wie bei der ersten Einweihung die Beherrschung des dichten physischen Körpers erwiesen wurde, wird hier die Beherrschung des astralen Körpers dargetan. Das Opfer und das Absterbenlassen der Begierde war das Ziel des Strebens. Die Begierden wurden durch das Ego gebändigt; nur das wird noch begehrt, was dem Ganzen nützt und in der Linie des Willens des Egos und des Meisters liegt. Das astrale Element ist unter Aufsicht, der Gefühlskörper wird rein und durchsichtig und die niedere Natur stirbt zusehends ab. In diesem Zustand nimmt das Ego von neuem Besitz von den zwei niederen Körpern und beugt sie unter seinen Willen. Der Drang zu dienen, zu lieben und nach Fortschritt wird so stark, dass der Eingeweihte sich meist sehr rasch entwickelt. Und dies erklärt die Tatsache, dass die zweite und die dritte Einweihung sehr oft in einem einzigen Leben vor sich gehen. In der augenblicklichen Epoche der Weltgeschichte ist der Evolution ein solcher Auftrieb gegeben worden, dass suchende Seelen, die den Aufschrei der leidenden Menschheit hören, alles daransetzen, die Not zu lindern. Wir dürfen, um es noch einmal zu sagen, nicht in den Fehler verfallen, nun anzunehmen, dass dies alles nun immer den gleichen Verlauf nimmt und in genau aufeinander folgenden Stufen abrollt. Vieles wird gleichzeitig und im Einklang vollbracht, denn es ist eine langsame und harte Arbeit, die Beherrschung zu erlangen. Jedenfalls muss in der Zeit während der ersten drei Einweihungen ein bestimmter Punkt in der Entwicklung einer jeden der drei niederen Körperhüllen erreicht und gehalten werden, ehe die Schleusen aufgezogen, d.h. ehe der Verbindungskanal zwischen Körper und Seele erweitert werden darf. Viele von uns, die den «Pfad der Erprobung» gehen, wirken in allen drei Körperhüllen.

Nach dem gewöhnlichen Verlauf (der aber nicht als Regel feststeht) wird bei der zweiten Einweihung das Kehlzentrum belebt. Dies gibt die Fähigkeit, unseren Verstand (mit allem, was durch ihn zu begreifen ist), im Dienst des Meisters und zum Nutzen der Menschheit anzuwenden; er verleiht die Gabe, das hervorzubringen [86] und von sich zu geben, was hilfreich ist, sei es auch durch das gesprochene Wort, in jedem Fall aber als Dienst in irgendeiner Form.

Die zwei weiteren Einweihungen     

Nach der zweiten Einweihung beginnt die Unterweisung auf einer höheren Ebene. Der Eingeweihte lernt von nun an, seinen Mentalkörper zu kontrollieren; er entwickelt die Fähigkeit, mit Gedankenstoff zu arbeiten und er fängt an, das Gesetz der schöpferischen Gedankenbildung zu begreifen. Er wirkt nach Belieben auf den vier niederen Unterebenen der mentalen Ebene; vor der dritten Einweihung muss er, bewusst oder unbewusst, die vier niederen Unterebenen der drei Ebenen in den drei Welten vollkommen beherrschen. Sein Wissen um den Mikrokosmos wird tiefgründig; er beherrscht theoretisch und praktisch weitgehend die Gesetze seiner eigenen Natur. Daraus erklärt sich seine Fähigkeit alle vier Unterebenen der physischen, der astralen und der mentalen Ebene experimentell zu meistern. Diese letztere Tatsache ist von Wichtigkeit. Die Beherrschung der drei höheren Unterebenen ist noch nicht vollkommen; darin liegt die Erklärung für manches Versagen und für manche Irrtümer Eingeweihter. Sie meistern die Materie der drei höheren Unterebenen noch nicht so vollkommen, wie es erforderlich ist.

Bei der dritten Einweihung, von manchen die «Transfiguration» (Verklärung) genannt, wird die gesamte Persönlichkeit des Initiierten mit Licht von oben überflutet. Erst nach dieser Einweihung ist das Ego endgültig von der Monade geleitet, indem diese ihr göttliches Leben in zunehmendem Mass in die vorbereiteten und gereinigten Kanäle ergiesst. Ebenso individualisierte in der dritten oder der Mondkette das Ego durch einen unmittelbaren [87] Kontakt die Persönlichkeit. Dieser Vorgang ist anders als die Individualisierung auf der vierten Kette. Das Gesetz der Korrespondenzen - sofern man es hier anwenden will - kann Aufschluss darüber geben, inwieweit Ähnlichkeit zwischen den Methoden der Individualisierung auf den verschiedenen Ketten und den Bewusstseins-Erweiterungen als Folge der verschiedenen Einweihungen besteht.

Weiterhin ist mit dieser Einweihung eine Vorausschau in die Zukunft verbunden. Der Eingeweihte ist in der Lage, jederzeit die anderen Mitglieder der «Grossen Weissen Loge» zu erkennen. Seine psychischen Fähigkeiten werden durch Belebung der Kopfzentren angeregt. Es ist weder notwendig noch empfehlenswert, vor dieser Einweihung die synthetischen Fähigkeiten oder Hellsehen und Hellhören zu entwickeln. Man warte damit, bis die Einweihung ganz vollzogen ist. Das Ziel aller Entwicklungen ist die Erweckung der geistigen Intuition. Wenn dieses erreicht ist, wenn also der physische Körper rein, der Astralkörper fest und standhaft ist und wenn der mentale Körper beherrscht wird, dann kann der Eingeweihte ohne Gefahr seine psychischen Fähigkeiten im Dienst an der Menschheit handhaben und weise anwenden. Nicht nur das - er ist nun auch fähig, Gedankenformen zu erschaffen und zu beleben, die klar und genau bestimmt sind, die vom Geist des Dienens durchflutet sind und weder vom Verstand noch von Begierden beherrscht. Diese Gedankenformen werden nicht (wie es bei den meisten von Menschen geschaffenen der Fall ist) in sich zusammenhanglos und ohne jede Wechselbeziehung zueinander sein, sondern sie werden ein schönes Mass von Synthese haben. Allerdings muss die vorausgehende Arbeit hart und unablässig sein; aber wenn die Natur des Begehrens gefestigt und geläutert worden ist, dann wird die Beherrschung des Denk-Körpers leichter erreicht.

Darum ist der Weg des Devoten (des «Knieenden») in mancher Hinsicht leichter als der Weg des Intellektuellen; denn er hat das Mass geläuterten Verlangens gelernt und schreitet über die erforderlichen Stufen voran.

Die Persönlichkeit steht nun an einem Punkt, an dem ihre Schwingungen einen hohen Grad erreicht haben; der Stoff (die Materie) ist in allen drei Körpern relativ geläutert. Die Auffassung über die im Mikrokosmos zu leistende Arbeit sowie auch das Begreifen des Anteils am Wirken des Makrokosmos ist bereits [88] beträchtlich fortgeschritten. Es ist daher erklärlich, dass der grosse Hierophant, der Herr der Welt selbst, erst bei der dritten Einweihung amtiert. Es ist die erste Einweihung, in der er mit dem Eingeweihten in unmittelbare Berührung tritt. Vorher wäre dies nicht möglich gewesen. Bei den ersten zwei Einweihungen amtiert als Hierophant Christus, der Weltlehrer, der Erstgeborene unter vielen Brüdern, einer der ersten aus unserer Menschheit, der die Einweihung genommen hat. Browning findet in seinem Gedicht «Saul» dafür einen grossartigen Ausdruck:

«....... und es wird sein

ein Angesicht gleich meinem Angesicht, das Dich gewahrt;

ein Mensch, gleich mir, den Du lieben sollst

und der Dich liebt immerdar;

und eine Hand wie meine Hand

wird öffnen Dir das Tor zu neuem Leben!

Siebe, der Christus stehet da!»

Wenn der Eingeweihte im weiteren Fortschreiten die zweite Einweihung empfangen hat, tritt eine Änderung ein. Der «Herr der Welt», der «Alte der Tage», der unnennbare Herrscher, erteilt selbst die dritte Einweihung. Warum wurde das möglich? Weil nun der vollkommen geweihte physische Körper ohne Gefährdung die Schwingungen der beiden anderen Körper ertragen kann, wenn diese aus der Gegenwart des Königs in ihre Schutzhülle zurückkehren; weil nun der geläuterte astrale und der beherrschte mentale Körper ungefährdet vor dem König bestehen können. Wenn sie geläutert und beherrscht sind, so bestehen sie und schwingen zum ersten Mal bewusst im Strahl der Monade, dann kann dem so vorbereiteten Körper die Fähigkeit verliehen werden: auf allen Ebenen zu sehen und zu hören, weiter die Fähigkeit: die Aufzeichnungen ohne Gefahr zu lesen und zu verstehen. Denn mit vermehrtem Wissen geht vermehrte Macht Hand in Hand. Das Herz ist jetzt mit reiner Liebe erfüllt und der Intellekt ist stark genug, die Last des Wissens zu ertragen.

Vor der vierten Einweihung wird die Vorbereitungsarbeit intensiviert; es [89] muss mit fast unglaublicher Eile ein ungeheurer Wissensstoff aufgehäuft werden. Der Eingeweihte hat häufig Zutritt zu der Bibliothek der okkulten Bücher; nach dieser Einweihung kann er nicht nur mit dem Meister Fühlung nehmen, mit dem er in Verbundenheit schon seit langem bewusst arbeitet, sondern er kann sich auch mit den Chohans, dem Bodhisattva und dem Manu in Verbindung setzen und sie alle - in bescheidenem Mass - unterstützen.

Er hat auch die Gesetze der drei niederen Ebenen mit seinem Intellekt zu begreifen, sie zur Förderung des Evolutionsplans anzuwenden. Er studiert die kosmischen Pläne und er muss die Tabellen kennen; er meistert die okkulten Techniken und entwickelt endlich eine vierdimensionale Schau, wenn er dies nicht schon vorher getan hat. Er lernt die Tätigkeit aufbauender Devas dirigieren und arbeitet gleichzeitig weiter am Ausbau seiner geistigen Natur. Er beginnt rasch die buddhische Körperhülle anzugleichen, und in dieser Gleichschaltung entwickelt er die Kraft der Zusammenfassung, zuerst in gröberen Umrissen und nach und nach immer mehr in Einzelheiten.

Zur Zeit der vierten Einweihung hat der Eingeweihte die fünfte Unterebene vollkommen bemeistert. und ist deshalb ein «Adept» (um den Terminus technicus für diesen Grad zu gebrauchen) auf den fünf niederen Unterebenen der physischen, astralen und mentalen Ebene und auf dem Weg, die sechste zu meistern. Seine buddhische Körperhülle kann auf den zwei niederen Unterebenen der buddhischen Ebene wirken.

Das Leben eines Menschen, der die vierte Einweihung, die Kreuzigung, empfängt, ist gewöhnlich eine Kette von grossen Opfern und Leiden. Es ist das Leben dessen, der den grossen Verzicht geleistet hat. Selbst sein äusseres Leben ist mühselig, hart und voller Schmerz. Er hat alles, sogar seine (in langer Wanderschaft) vervollkommnete Persönlichkeit auf den Opferaltar gelegt und ist nun allen Besitzes bar. Auf alles hat er verzichtet, auf Freunde, auf Einkommen, auf Ansehen und Titel, auf Geltung in der Welt, auf Familie, ja selbst auf das Leben.

[90]

Die letzten Einweihungen

Nach der vierten Einweihung bleibt nicht mehr viel zu tun übrig. Die Beherrschung der sechsten Unterebene schreitet rasch vorwärts, und der Stoff der höheren buddhischen Unterebenen wird gleichgeordnet. Der Eingeweihte zählt zu dem engeren Kreis der Logenmitglieder und sein Kontakt mit den Devas wird vollständiger. Er schöpft sein Wissen aus den Quellen in der Halle der Weisheit und Pläne und schwierigste Tabellen entziffert er mit Leichtigkeit. Er wird in die Bedeutung von Farbe und Ton eingeweiht; er kennt sich aus in der Anwendung des Gesetzes der drei Welten und die Erreichung des Kontaktes mit seiner Monade fällt ihm leichter als den meisten Menschen die Erreichung des Kontaktes mit ihrem Ego. Er wird mit vielen Aufgaben betraut, hat Schüler unter sich, arbeitet an vielen Planungen mit und sammelt Helfer für zukünftige Pläne. Das gilt jedoch nur für solche, die sich in den Dienst der Menschheit auf unserer Erde stellen. Später werden wir noch kurz einige der Aufgaben umreissen, die des Adepten harren, wenn er aus dem Dienst an der Erdenwelt ausscheidet.

Nach der fünften Einweihung ist der Mensch, - dies gilt für dieses Schema, - vollkommen, wenngleich es auch in seinem Belieben steht, noch zwei weitere Einweihungen zu empfangen.

Um die sechste Einweihung zu erlangen, bedarf der Adept eines tiefgründigen Lehrganges auf dem Gebiet des planetarischen Okkultismus. Ein Meister beherrscht die Anwendung des Gesetzes in den drei Welten, während ein Chohan auf der Stufe der sechsten Einweihung das Gesetz in der Kette auf allen Ebenen meistert. Ein Chohan auf der siebenten Einweihungsstufe beherrscht das Gesetz im solaren System.

Es wird dem Studierenden, sofern er mit Aufmerksamkeit bis hierher gefolgt ist, aufgegangen sein, dass ihn vieles von dem, was er bis jetzt gelesen, persönlich betrifft, auch wenn die Zeremonie selbst noch in weiter Ferne liegt. Beim Studium des Vorganges und der Ziele der Einweihung wird er auf die grosse grundlegende Tatsache stossen, dass die Methode der Einweihung das Verfahren ist zur:

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a. Kraft-Erkenntnis,

b. Kraft-Anwendung,

c. Kraft-Nutzung.

Die Eingeweihten aller Grade, angefangen vom bescheidenen Jünger des ersten Grades, der zum ersten Mal die besonderen Kräfte verspürt, bis hinauf zu dem freigewordenen Buddha des siebenten Grades, befassen sich alle mit der einen oder anderen Art von Energie. Die Entwicklungsstadien des Aspiranten können folgendermassen aufgezeigt werden:

1. Er muss durch sein Unterscheidungsvermögen die Energie oder die Kraft seines eigenen niederen Selbst verspüren.

2. Er muss auf diesen Rhythmus den einer höheren Energie übertragen, so lange, bis der niedere Rhythmus in den höheren übergegangen ist; die vorherige Art von Energie-Äusserung muss völlig absterben.

3. Dann wird ihm mit der schrittweisen Erweiterung seiner Erkenntnis erlaubt, mit bestimmten Formen von Gruppen-Energie in Kontakt zu kommen und sie - unter Anleitung - anzuwenden. Es kommt die Zeit, da er imstande ist, mit planetarischen Kräften wissenschaftlich zu arbeiten. Die Zeitdauer bis zur Erreichung dieses Endstadiums hängt von dem Fortschritt ab, den er im Dienst für seine Rasse (Menschheit) macht und in der Entwicklung jener seelischen Kräfte, welche die natürliche Folge geistiger Entfaltung sind.

Die Anwendung des «Stabes der Einweihung» bei den ersten zwei Einweihungen durch den Bodhisattva ermöglicht es dem Initiierten, die Kräfte seines niederen Selbst zu kontrollieren und anzuwenden, die wahre geheiligte Energie der Persönlichkeit im Dienste. Bei der dritten Einweihung, wenn der eine Initiator den «Stab» anwendet, wird die Kraft des Höheren Selbst, des Ego, in noch ausgedehnterem Mass verfügbar. Zugleich wird auf der physischen Ebene die gesamte Energie, die während zahlreicher Inkarnationen im Kausalkörper aufgespeichert wurde, ins Spiel [92] gebracht. Bei der vierten Einweihung werden ihm die Energien seiner Ego-Gruppe zuteil, damit er sie zum Nutzen der planetarischen Evolution anwende. Bei der fünften Einweihung steht ihm die Energie oder Kraft des Planeten (esoterisch verstanden, nicht bloss die Kraft oder die Energie der stofflichen Weltkugel) zur Verfügung. Bei diesen fünf Einweihungen sind jene beiden grossen Wesenheiten, zunächst der Bodhisattva, dann der «Eine Initiator», der «Herr der Welt», Sanat-Kumara, die amtierenden Hierophanten. Wenn sich der Initiierte nach diesen Einweihungen entschliesst, noch die beiden letzten Einweihungen zu empfangen (über die hinaus in unserem solaren System keine weiteren möglich sind), so tritt er unter den Einfluss einer noch höheren Art von Energie als Ausdruck des Einen Selbst, über die hier nur andeutungsweise gesprochen werden kann.

Bei der siebenten Einweihung figuriert der Eine, dessen Manifestation Sanat-Kumara ist, der Logos unseres Systems, auf seiner eigenen Ebene als Hierophant.

Bei der sechsten Einweihung führt den Stab und amtiert bei der Eidesleistung und Austeilung des Geheimnisses eine Wesenheit, die, als Ausdruck des Logos auf einer Zwischen-Ebene, ungenannt bleiben muss.

In diesen drei Bezeichnungen Hierarchischer Regierung: Sanat-Kumara an der Peripherie der drei Welten - der Eine Namenlose an den Grenzen der hohen Ebenen der menschlichen Evolution - und der Planetarische Geist selbst auf der letzten Stufe haben wir die drei grossen Manifestationen des planetarischen Logos selbst. Es ist der planetarische Logos, durch den bei der letzten grossen Einweihung die Kraft des solaren Logos einströmt und er ist es, der dem Eingeweihten enthüllt, dass das Absolute in der vollsten Bedeutung des Wortes Bewusst-Sein ist, wiewohl auf der Entwicklungs-Stufe der Menschheit das Absolute als Un-Bewusstsein angesehen werden muss.

Jede der grossen Einweihungen ist nichts anderes als die Synthese (Zusammenfassung) der kleineren. Und wenn der Mensch versucht, sein Bewusstsein im Bereich des täglichen Lebens beständig zu erweitern, dann darf er erwarten, jene späteren Stufen zu erreichen, die nichts anderes sind als Gipfelpunkte aller früheren. Der Studierende darf sich nicht einbilden, dass, wenn er - «sehr gütig und selbstlos» ist - er nun eines Tages plötzlich vor dem [93] grossen Herrn stehen wird. Mit dieser Einbildung würde er die Wirkung vor die Ursache stellen. Güte und Selbstaufgabe erwachsen aus Verstehen und Dienen; die Bewusstseins-Erweiterung, die sich der Mensch in harter, mühevoller Arbeit und Anstrengung; erwirbt, bewirkt einen edlen Charakter. Der Mensch kann daher hier und in jedem Augenblick damit beginnen, sich auf die Einweihung vorzubereiten; allerdings wird sein Bemühen vergeblich sein, wenn er sich dabei in (von Sensationen und Erregung gemischter) Vorwegnahme (wie das manchmal geschieht) rein auf das Zeremoniell konzentriert. Nur durch eine systematische und anhaltende Arbeit an der ständigen Entwicklung des mentalen Körpers, durch eifrige und anstrengende Bemühung, den Astralkörper zu meistern, wird ihm sein Vorhaben gelingen, denn nur dann wird letzterer aufnahmefähig werden für die drei Schwingungen:

a. die des Ego,

b. die des Meisters,

c. die seiner Brüder überall um ihn herum.

Er bekommt ein feines Ohr für die Stimme seines Höheren Selbst und arbeitet derart Karma ab unter der kundigen Führung seines eigenen Ego. Ihm werden über sein Ego die Schwingungen bewusst, die von seinem Meister ausgehen. Er lernt, sie immer stärker zu verspüren und immer deutlicher auf sie einzugehen. Endlich wird er zusehends empfindsamer für die Freuden, Schmerzen und Sorgen derer, mit denen er täglich Umgang hat und zwar so weit, dass sie zu seinen eigenen Freuden, Schmerzen und Sorgen werden: und doch wird er davon nicht beeinträchtigt.

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