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Brief 2 - Die Bedeutung der Meditation

Brief 2

Die Bedeutung der Meditation

1. Sie erwirkt [8] egoischen Kontakt und Gleichschaltung.

2. Sie führt einen Zustand des Gleichgewichts herbei.

3. Sie stabilisiert die Vibration.

4. Sie hilft bei der Übertragung der Polarisation.

Brief 2

Die Bedeutung der Meditation

3. Juni 1920

Heute möchte ich [9] dem Thema der Meditation einige weitere Gedanken widmen; sie haben eine gewisse Beziehung zu dem, was wir gestern und am 16. Mai behandelten.

Grundsätzlich soll Meditation zur Gleichschaltung verhelfen und damit den Kontakt mit dem höheren Selbst ermöglichen, dem verdankt sie ihre Entstehung. Um das Thema gebührend klarzulegen, möchte ich es im einzelnen nach folgenden Gesichtspunkten betrachten:

Die Bedeutung der Meditation.

Punkte, die bei der Zuweisung einer Meditation zu beachten sind.

Der Gebrauch des Heiligen Wortes in der Meditation.

Gefahren, die bei der Meditation zu meiden sind.

Der Gebrauch von Meditationsformeln.

Der Gebrauch von Farbe und Ton in der Meditation.

Die Annäherung an die Meister vermittels der Meditation.

Künftige Meditationsschulen.

Die Läuterung der Träger.

Das exoterische Leben des Dienstes.

Betrachten wir zunächst den ersten Punkt: Was verleiht der Meditation ihre Bedeutung?

Die Betonung der Wichtigkeit der Meditation erfolgt ganz natürlich aus der Erkenntnis des Schülers, dass sie für die Beherrschung der Persönlichkeit durch das Ego absolut notwendig ist.

Der Mensch ist heutzutage mit vielerlei Dingen beschäftigt und durch die Gewalt äusserer Umstände gezwungen, sich ganz im niederen Selbst zu polarisieren, wobei die Polarisation entweder im emotionellen oder im mentalen Körper liegt. Auf einen interessanten Punkt möchte ich dabei hinweisen: solange die Polarisierung [10] eine rein physische oder rein emotionelle ist, macht sich überhaupt kein Bedürfnis nach Meditation fühlbar. Selbst wenn der Mentalkörper aktiv ist, entsteht so lange kein solches Bedürfnis bis der Mensch viele Veränderungen und viele Leben durchlebt, den Kelch der Freude und des Leids durch manche Inkarnationen hindurch ausgekostet und die Tiefe des ganz dem niederen Selbst gewidmeten Lebens sondiert und unbefriedigend gefunden hat. Dann beginnt er, sein Denken anderen Dingen zuzuwenden, nachdem zu streben, was unbekannt ist, in sich die Gegensatzpaare zu erkennen und zu erfühlen und damit in seinem Bewusstseinsbereich bisher ungeahnte Möglichkeiten und Ideale zu entdecken. Er ist auf einem Punkt angelangt, wo er Erfolg, Popularität und gewisse Begabungen sein eigen nennt, aber daran keine Befriedigung findet. Stets bleibt ihm der innere Drang, der ihn am Ende so peinigt, dass der Wunsch nach Fortschritt und Anstieg, nach neuer Kenntnis von jenseitigen Dingen und Menschen alle Hindernisse überwindet. Der Mensch beginnt dann, sein Augenmerk nach innen zu richten und nach der Quelle zu suchen, der er entsprang. Dann fängt er an, zu meditieren, nachzudenken und die Vibration zu steigern, bis er im Lauf der Zeit die Früchte der Meditation erntet.

Die Meditation erzielt vier Resultate:

1. Sie ermöglicht es dem Menschen, mit dem Ego in Verbindung zu treten und die drei niederen Träger gleichzuschalten.

2. Sie versetzt den Menschen in die Lage inneren Gleichgewichtes, in der er weder ganz empfänglich und negativ, noch ganz positiv ist, sondern auf dem Gleichgewichtspunkt verharrt. Damit bietet sich dem Ego, und später dem Meister, die Gelegenheit, dieses Gleichgewicht zu stören und die ruhende Vibration auf eine Tonlage abzustimmen, die höher ist als bisher, das Bewusstsein nach einem neuen und höheren Zeitmass vibrieren zu lassen und (wenn ich das so ausdrücken darf) in die Peripherie des dreifältigen Geistes hineinzuschwingen. Durch stetige Praxis hebt sich der Gleichgewichtspunkt allmählich mehr und mehr, bis schliesslich der niedrigste Anziehungspunkt der Schwingung und Anpassung nicht mehr auf der physischen Ebene liegt, weder die emotionelle noch [11] die Mentalebene berührt (selbst der Kausalkörper wird umgangen) und der Mensch fortab im geistigen Bewusstsein polarisiert ist.

Dieses Stadium ist das Kennzeichen der vierten Einweihung; nach dieser Einweihung erbaut sich der Adept einen Manifestationskörper, eine freie Schöpfung; - da ist nichts mehr in ihm, was einen Körper zum Gebrauch in den drei Welten gegenständlich machen könnte, der dem Kausalgesetz unterläge.

3. Die Meditation stabilisiert die niederen Schwingungen auf den Unterebenen der emotionellen und der mentalen Ebene. Sie beginnt mit der Aufgabe, das Selbst auf die Schwingung der dritten Unterebene auf jeder der drei niederen Ebenen abzustimmen, bis diese Unterebenen unter Kontrolle stehen. Danach wird die entsprechende zweite Unterebene synchronisiert.

In diesem Zyklus erreicht der Mensch das Stadium der Persönlichkeitserfüllung, wenn er die Fähigkeit erworben hat, bewusst auf der vierten Unterebene zu vibrieren und sich zu bewegen. Man könnte daher die vierte Unterebene der physischen, emotionellen und mentalen Ebene (sobald sie einmal beherrscht und gleichgeschaltet sind und in derselben Inkarnation zeitlich zusammenwirken) im konkreten Sinn des Wortes und vom Standpunkt der niederen Vision aus als die Ebene der vollendeten Persönlichkeit bezeichnen. Es wird dies in einer besonderen Inkarnation sein, in welche der Mensch den vollsten Ausdruck seines niederen Selbst erreicht - physische Vollendung, emotionelle Lebensfülle und enorme Denkkraft. Darauf folgt dann allmählich die Übertragung auf eine höhere Schwingung, die Abstimmung auf das höhere Selbst, und die Persönlichkeit (oder die grosse Terz) wird mit dem Dominantakkord des Ego in Einklang gebracht.

4. Sie unterstützt die Übertragung der Polarisation von einem der permanenten Atome der Persönlichkeit auf das entsprechende Atom in der geistigen Triade. Das werde ich später im einzelnen erläutern.

Daraus erhellt sich die wesentliche Natur der Meditation und ihre [12] weise, sorgfältige und ernsthafte Befolgung.

Im Frühstadium seiner Erfahrung, nachdem er das Höchste erreicht hat, was die niedere Natur bieten kann, beginnt der Mensch zu meditieren. Verworren sind seine ersten Meditationsversuche, und manchmal mögen mehrere Inkarnationen verstreichen, in denen das höhere Selbst den Menschen dazu zwingt, nur ganz gelegentlich einmal nachzudenken und ernstlich zu meditieren. Die Gelegenheiten, sich ins Innere zurückzuziehen, mehren sich allmählich, bis der Mensch dann mehrere Leben durchlebt, die mystischer Meditation und mystischem Streben gewidmet sind und gewöhnlich in einem Leben gipfeln, das damit ganz ausgefüllt ist. Es bedeutet den Gipfelpunkt höchsten emotionellen Strebens, abgesehen von der wissenschaftlichen Gesetzanwendung vermittels des Mentalkörpers. Diese Gesetze sind es, die wahrer okkulter Meditation zugrundeliegen.

Hinter jedem von euch, der endgültig unter einem der Meister wirkt, liegen zwei Leben, die relative Gipfelpunkte bedeuteten: ein Leben weltlicher Apotheose und ein Leben intensivster Meditation nach mystischen oder emotionell-intuitiven Richtlinien. Dieses Meditationsleben spielte sich entweder in einem Mönchs- oder Nonnenkloster Mitteleuropas für diejenigen ab, die mit dem Meister Jesus und seinen Jüngern verbunden sind, oder in Indien, Tibet oder China, soweit es sich um Schüler des Meisters M. oder des Meisters K. H. handelt.

Jetzt steht ihr alle vor einer sehr wichtigen Reihe von Leben, für welche die vorherigen Gipfelpunkte nur die Vorstufen waren. In den unmittelbar bevorstehenden Leben derer, die sich auf dem Pfad befinden, wird das Endziel durch geordnete okkulte Meditation erreicht werden, die auf einem Gesetz beruht. Einige wenige mögen dieses Ziel in diesem oder im nächsten Leben erreichen; andere in späteren Leben. Einigen wenigen steht noch das Ziel der mystischen Methode bevor, als Grundlage für die spätere Befolgung der okkulten oder mentalen Methode.

[13]