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Brief 6 - Der Gebrauch von Meditationsformeln - Teil 1

Brief 6

Der Gebrauch von Meditationsformeln

1. Gebrauch von Formeln zur Erhöhung der Bewusstseinsebene.

2. Gebrauch von Formeln seitens des Mystikers und des Okkultisten.

3. Besondere Formeln.

4. Gemeinsamer Gebrauch von Formeln.


Brief 6

Der Gebrauch von Meditationsformeln

6. August 1920

Eurem [140] natürlichen Wunsch, dass ich euch in diesem sechsten Brief gewisse spezifische Formeln zur Erreichung bestimmter Ziele mitteile, kann nicht voll entsprochen werden. Ich habe nicht die Absicht, Formeln auszuarbeiten, die dann sorgfältig befolgt werden müssten. Wie ich bereits andeutete, ist die Gefahr zu gross, wenn kein Lehrer da ist, der die Meditation überwacht und die Auswirkungen beobachtet. Derartige Formeln mögen später ausgegeben werden. Das Werk ist für kommende Generationen von Schülern gebührend geplant, und diese Reihe von Briefen hat ihren Platz im Rahmen dieses Plans. Heute habe ich etwas anderes im Sinn. Ich beabsichtige, vier verschiedene Themen zu behandeln und im einzelnen zu erklären. Wenn man sie entsprechend in sich aufnimmt und danach handelt, so wird das zu weiterer Erleuchtung führen. Die okkulte Lehrmethode geht Schritt für Schritt voran, ein Punkt nach dem andern wird dem Schüler langsam vor Augen geführt, und nur in dem Mass, in dem jeder Schritt unternommen und jeder Punkt erfasst wird, wird der nächstfolgende klar werden. Der Lehrer macht eine Andeutung, gibt einen Wink und berührt irgend einen allgemeinen Gesichtspunkt. Der Schüler folgt in der angedeuteten Richtung und entdeckt dabei, dass mehr Licht einströmt, ein weiteres Stadium im Gesichtsfeld auftaucht und weitere Winke gegeben werden. In gemeinsamer Aktion und Reaktion wird also der okkulte Schüler vom Okkultisten ausgebildet.

Die Betrachtung des Themas «Der Gebrauch von Meditationsformeln» möchte ich in folgende vier Teile zerlegen:

1. Der Gebrauch von Formeln zur Erhöhung der Bewusstseinsebene.

2. Der Gebrauch von Formeln seitens des Mystikers und des Okkultisten.

3. Der Gebrauch von besonderen Formeln zu besonderen Zwecken.

4. Gemeinsamer Gebrauch von Formeln..

Im Verlauf der [141] Behandlung dieser Themen wird der Leser ersehen, dass ich lediglich den Wert von Formeln in der Meditation klarlegen, aber keine bestimmte Methode geben will. Ich versuche klarzumachen, wie wesentlich es ist, dass man dieses äusserst wichtige Mittel im Einklang mit dem Gesetz anwendet, um die Vereinigung mit dem Göttlichen herbeizuführen und jene Einswerdung des Höheren mit dem Niederen zu erreichen, die das Ziel aller Evolution ist. Ich möchte dem Denken all derer, die diese Worte lesen, ein richtiges Verständnis für die Beziehung zwischen Geist und Materie einprägen, denn das ist die Grundlage alles Wirkens dieser Art.

Die vom Logos in diesem zweiten Sonnensystem angewandte Methode besteht deutlich in der Verwendung gewisser Formen für die Zwecke der Manifestation, als Ausdrucksmittel und als äusserer Rahmen, in dem das innewohnende Leben wachsen, sich ausdehnen, Erfahrung sammeln und den Weg zu sich selbst finden kann. Das trifft zu, ob nun diese Form ein ganzes Sonnensystem umfasst oder ein menschliches Wesen in seiner verwickelten Gesamtheit, oder ob es sich um eine Form oder Formel handelt, die jenes Menschenwesen selbst aus dem Bestreben heraus erschafft, um zu erkennen und zu wissen - eine Formel, die nur zu dem Zweck geschaffen wird, um einen äusseren Rahmen zu bilden, mittels welchem sich das Bewusstsein in vorgesehenen Stadien Schritt für Schritt emporarbeiten kann, bis es den ihm jeweils vorschwebenden Zielpunkt erreicht. Damit kommen wir zu unserem ersten Punkt:

1. Der Gebrauch von Formeln zur Erhöhung der Bewusstseinsebene

In diesem Zusammenhang müssen wir dreierlei in Betracht ziehen:

a. Das Bewusstsein selbst.

b. Die Ebene, auf die es sich emporzuheben trachtet.

c. Die Schritte, durch die ihm das gelingt.

Jede Einheit der menschlichen Rasse ist ein Teil des göttlichen Bewusstseins und ist das, was sich bewusst oder gewahr ist von etwas ausserhalb seiner selbst - etwas, das sich verschieden weiss vom [142] Rahmen, der es umschliesst oder von den Formen, die es umgeben.

Im heutigen Stadium der Evolution ist sich der Durchschnittsmensch einfach seines Sonderdaseins bewusst, fühlt sich abgesondert von allen anderen Mitgliedern der menschlichen Familie und bildet somit in sich selbst eine Einheit unter anderen Einheiten. Er anerkennt das und erkennt ebenso das Recht aller anderen getrennten Einheiten an, sich als solche zu betrachten. Dem fügt er die Erkenntnis hinzu, dass irgendwo im Weltall ein höchstes Bewusstsein existiert, das er theoretisch Gott oder Natur nennt. Zwischen diesem rein selbstsuchenden Gesichtspunkt (ich benutze das Wort «selbstsuchend» in seiner wissenschaftlichen Bedeutung und nicht zum Zweck der Verkleinerung oder Kritik) und der verschwommenen Theorie vom immanenten Gott gibt es viele Zwischenstadien; auf einem jeden erfolgt eine Ausdehnung des Bewusstseins oder eine Erweiterung des Gesichtsfeldes, und dadurch gelangt die sich selbst erkennende Einheit Schritt für Schritt von der Selbsterkenntnis zur Erkenntnis von höheren Selbstbegriffen, bis sie so weit ist, ihrerseits als ein höheres Selbst anerkannt zu werden, um dann schliesslich zur okkulten Erkenntnis des eigenen höheren Selbst zu gelangen. Der Mensch erkennt dann sein höheres Selbst oder Ego als sein wahres Selbst, und aus diesem Stadium geht er über zu dem des Gruppenbewusstseins. Hier erkennt er zunächst seine egoische Gruppe und dann andere egoische Gruppen.

Auf dieses Stadium folgt die Erkenntnis des Universalprinzips der Bruderschaft; dabei handelt es sich nicht nur um eine theoretische Erkenntnis, sondern um ein Übergehen des eigenen in das Bewusstsein der menschlichen Gesamtheit; wir haben es hier in Wirklichkeit mit einer Entwicklung des Bewusstseins zu tun, die es dem Menschen möglich macht, nicht nur seine egoischen Gruppenverbindungen zu erkennen, sondern seinen Platz in der menschlichen Hierarchie auf deren eigener Ebene zu finden. Er weiss sich dann de facto als ein Teil von einem der grossen Himmlischen Menschen. Dieses Gesichtsfeld dehnt sich später zu einer beinahe unbegreiflichen [143] Weite aus -, und er erkennt seinen Platz im grossen Himmlischen Menschen, wie dieser sich im Logos selbst darstellt.

Weiter brauchen wir für unsere Zwecke nicht zu gehen, denn diese Briefe verfolgen nicht die Absicht, kosmisches Bewusstsein zu entwickeln.

Daraus geht klar hervor, dass all diese Stadien systematisch durchgemacht werden müssen und dass jedes davon Schritt für Schritt zu meistern ist. Zunächst muss einmal die Tatsache erfasst werden, dass die Stelle, auf der die Ausdehnung stattfindet und deren Erkenntnis bewusst wird, letztlich im denkenden, wachen Bewusstsein liegen muss. Auf seiner eigenen Ebene mag sich das Ego der Einheit seines Bewusstseins mit allen anderen Bewusstseinsträgern durchaus gewahr sein und dort seine Gruppe als eins mit sich selbst erkennen; solange sich aber der Mensch (in seinem physischen Bewusstsein) nicht selbst zu jener gleichen Ebene erhoben hat und auch physisch um sein Gruppenbewusstsein weiss und solange er sich nicht als das höhere Selbst innerhalb der egoischen Gruppe, sondern als getrennte Einheit ansieht, bedeutet das alles praktisch nicht mehr und nicht weniger als eine Theorie, die man anerkennt, ohne sie erfahrungsmässig zu erleben.

Ein Mensch muss diese Stadien in seinem physischen Bewusstsein erfahren und praktisch - nicht nur theoretisch - wissen, wovon ich spreche, ehe er für reif befunden wird, auf die nächsten Stufen vorzurücken. Letzten Endes kommt alles darauf an, dass das Denkvermögen erweitert wird, bis es das niedere Denken beherrscht, und dass die Fähigkeit abstrakter Erkenntnis erworben wird, die sich schliesslich auf der physischen Ebene auswirkt. Dies bedeutet, dass wir unsere höchsten Theorien und Ideale zu nachweislichen Tatsachen machen, dass das Höhere mit dem Niederen verschmolzen und das Niedere so ausgerüstet wird, dass es das Höhere in angemessener Weise auszudrücken vermag. Hierbei spielt die Meditationsübung ihre Rolle. Die wahre wissenschaftliche Meditation [144] benutzt abgestufte Formeln, durch welche das Bewusstsein gehoben und das Denken erweitert wird, bis es folgendes umfasst:

1. Die Familie und die Freunde des Betreffenden.

2. Die Mitmenschen seiner Umgebung.

3. Die Gruppen, mit denen er in Verbindung steht.

4. Seine egoische Gruppe.

5. Andere egoische Gruppen.

6. Jenen Himmlischen Menschen, von dem die egoischen Gruppen ein Zentrum sind.

7. Den grossen Himmlischen Menschen.

Zu diesem Zweck werden später (je nach dem Strahl des einzelnen) gewisse Formeln festgelegt, die ihn stufenweise seinem Ziel näherbringen werden. Soweit habe ich mich mit dem Bewusstsein selbst befasst und mit dem Ziel, dem es zustrebt, d.h. also mit den ersten beiden Punkten dieses Kapitels. Damit komme ich zu den zwei übrigen Punkten, nämlich zu den Mitteln, die zum gewünschten Erfolg führen.

Wenn ein Mensch mit okkulter Entwicklung beginnt und nach dem Höheren strebt, dann hat er das Stadium des Durchschnittsmenschen hinter sich - eines Menschen, der sich als isolierte Einheit betrachtet und nur sein eigenes Wohl im Auge hat. Der Aspirant strebt nach etwas anderem; er trachtet danach, sich mit seinem höheren Selbst und mit allem, was dieser Begriff in sich einschliesst, zu verschmelzen. Die nachher folgenden Stadien und alle damit verbundenen Schwierigkeiten bilden die Geheimnisse der Einweihung, und damit haben wir nichts zu tun.

Das Streben nach dem Ego und die Erlangung jener höheren Bewusstseinsstufe, die ihrerseits die Entwicklung von Gruppenbewusstsein zur Folge hat, ist jedoch etwas, woran alle Leser dieser Briefe unmittelbar interessiert sind. Es bedeutet den nächsten Schritt für alle diejenigen, welche sich auf dem Probepfad befinden. Es genügt dabei nicht, dass man sich einfach dreissig Minuten täglich bestimmten, festgelegten Meditationsformeln widmet. Vielmehr handelt es sich darum, Stunde um Stunde, Tag für Tag und von [145] morgens bis abends bestrebt zu sein, das Bewusstsein so nahe wie möglich auf der Höhe festzuhalten, die während der Morgenmeditation erreicht wurde. Das bedingt die Entschlossenheit, sich selbst jederzeit als das Ego zu betrachten und nicht als eine abgesonderte Persönlichkeit. Später, wenn das Ego mehr und mehr die Kontrolle übernimmt, gesellt sich dazu auch die Fähigkeit, sich als Teil einer Gruppe zu betrachten, ohne eigene Interessen und Wünsche, ohne Ziele oder Begehren, die ausserhalb des Wohls jener Gruppe liegen. Dazu bedarf es steter Wachsamkeit zu jeder Stunde, um ein Zurückgleiten in die niedere Vibration zu vermeiden. Das erfordert andauernden Kampf mit dem niederen Selbst, das uns hinunterzieht, es bedeutet ein Ringen ohne Ende, um die höhere Vibration aufrecht zu erhalten. Und - das möchte ich dem Leser mit allem Nachdruck einprägen - das Ziel besteht darin, dass die Gewohnheit entwickelt wird, den ganzen Tag lang zu meditieren und im höheren Bewusstsein zu leben, bis dieses so gefestigt wird, dass das niedere Denken, das Wunschleben und die physischen Elementarkräfte durch Mangel an Nahrung so eingeschrumpft und ausgehungert werden, dass die dreifache niedere Natur zum blossen Werkzeug wird, durch welches das Ego mit der Welt in Berührung tritt, um der Menschenrasse zu helfen.

Wer das tut, erreicht etwas, wovon sich der Durchschnittsschüler kaum einen Begriff macht. Er erbaut eine Form, eine bestimmte Gedankenform, die er schliesslich bei seinem Übertritt aus der niederen in die höhere Bewusstseinsebene als Träger benutzt, eine Art von Mayavirupa, die ihm als mittelbarer Wegbereiter dient. Diese Formen sind gewöhnlich, wenn auch nicht immer, von zweierlei Art:

Mit Hingabe, Sorgfalt und Liebe erbaut der Schüler täglich eine Form seines Meisters, der für ihn das verkörperte Ideal des höheren Bewusstseins ist. In der Meditation entwirft er die Umrisse dieser Form, und in seinem täglichen Leben und Denken gibt er ihr greifbare Substanz. Die Form wird mit allen Tugenden ausgestattet, [146] schillert in allen Farben und wird zunächst einmal durch die Liebe des Menschen zu seinem Meister belebt und später (wenn sie für den Zweck hinreicht) durch den Meister selbst. Auf einer bestimmten Entwicklungsstufe bildet diese Form die Grundlage für die okkulte Erfahrung des Eingehens in das höhere Bewusstsein. Der Mensch erkennt sich als ein Teil des Bewusstseins des Meisters, und vermittelst dieses allumfassenden Bewusstseins schlüpft er bewusst in die egoische Gruppenseele hinein. Jene Form dient so lange als Mittel für diese Erfahrung, bis es auch ohne sie geht und der Mensch sich nach Belieben in seine Gruppe hineinversetzen kann, um später dort bewusst dauernden Aufenthalt zu nehmen. Diese Methode ist die am meisten benutzte und ist der Pfad der Liebe und Hingabe.

Bei der zweiten Methode erschaut sich der Schüler als den idealen Menschen. Er sieht sich als den Exponenten aller Tugenden und versucht in seinem täglichen Leben, seinem Idealbilde gleich zu werden. Diese Methode wird von den mehr mentalen Typen benützt, von den Intellektuellen und denjenigen, deren Strahl weniger von Liebe, Hingabe oder von Harmonie gefärbt ist. Sie ist weniger üblich als die erste. Die solcherart errichtete mentale Gedankenform dient als Mayavirupa wie im ersten Fall, und der Betreffende geht von diesen Formen aus in das höhere Bewusstsein über. Natürlich müssen beim Erbauen dieser Formen gewisse Schritte unternommen werden, und jeder Typus wird seine Form auf seine Weise erschaffen.

Der erste Typus wird mit irgend jemandem anfangen, den er liebt, und von ihm aus auf dem Weg über verschiedene andere Individuen schliesslich zum Meister emporsteigen.

Der andere Typus wird zunächst über die am meisten ersehnte Tugend meditieren und der Form dann nacheinander weitere Tugenden hinzufügen, bis sie alle an der Reihe waren und plötzlich ein Kontakt mit dem Ego entsteht.

Morgen wollen wir dasselbe Thema von einem anderen Gesichtswinkel [147] aus betrachten und den Unterschied zwischen dem Okkultisten und dem Mystiker untersuchen.

8. August 1920

2. Formeln, wie sie der Okkultist und der Mystiker anwendet

Das Thema dieses Briefes sollte von Interesse sein, denn wir wollen uns mit Formeln befassen, wie sie seitens des Okkultisten und des Mystikers benützt werden.

Es dürfte angebracht sein, zunächst einmal den genauen Unterschied zwischen beiden klarzulegen. Da möchte ich mit der Feststellung einer Tatsache beginnen. Der Mystiker ist nicht notwendigerweise ein Okkultist, aber der Okkultist schliesst den Mystiker in sich ein. Der Mystizismus ist nur ein Schritt auf dem Weg zum Okkultismus. In diesem Sonnensystem - dem System tätiger Liebe - liegt der Pfad des Mystikers oder der Pfad der Liebe und Hingebung den meisten Menschen am nächsten. Im nächsten Sonnensystem wird der Pfad, den wir heute den okkulten nennen, der natürlichen Neigung entsprechen. Der mystische Pfad wird dann der Vergangenheit angehören. Worin liegt nun der Unterschied zwischen beiden?

Der Mystiker befasst sich mit dem Gott im Innern; der Okkultist befasst sich mit der Form, mit Gott in der sichtbaren Schöpfung.

Der Mystiker wirkt vom Zentrum aus zur Peripherie hin; der Okkultist macht es umgekehrt.

Der Mystiker wächst durch Sehnen und intensive Hingabe an den Gott im Innern oder an den Meister, den er erkennt; der Okkultist kommt dadurch ans Ziel, dass er das Gesetz in seiner Auswirkung erkennt, und indem er das Gesetz, das die Materie in Banden hält, geschickt handhabt, passt er es den Bedürfnissen des innewohnenden Lebens an. Dadurch tritt der Okkultist allmählich mit jenen Intelligenzen in Berührung, die das Gesetz handhaben, bis er die grundlegende Intelligenz selbst erreicht.

Der Mystiker [148] wirkt durch die Strahlen der Liebe, der Harmonie und der Hingabe oder auf dem Pfad des zweiten, vierten und sechsten Strahls. Der Okkultist wirkt durch die Strahlen der Macht, der Aktivität und des Zeremoniengesetzes, d.h. also durch den ersten, dritten und siebenten Strahl. Beide treffen und vereinigen sich durch die Entwicklung des Denkvermögens oder durch den fünften Strahl konkreten Wissens (ein Bruchstück kosmischer Intelligenz), und auf diesem fünften Strahl wird der Mystiker zum Okkultisten und benutzt von da an alle Strahlen.

Indem er das Reich Gottes in seinem Innern entdeckt und die Gesetze seines eigenen Wesens erforscht, gewinnt der Mystiker Einblick in die Gesetze des Weltalls, dessen Teil er ist. Der Okkultist erkennt das Reich Gottes in der Natur oder im Sonnensystem und betrachtet sich als einen kleinen Teil jenes grösseren Ganzen, der daher den gleichen Gesetzen unterliegt.

Der Mystiker wirkt im allgemeinen im Bereich des Weltlehrers, also des Christus, und der Okkultist häufiger in dem des Manu, des Regenten; wenn aber beide Typen die vier niederen Strahlen im Bereich des Herrn der Zivilisation durchschritten haben, dann wird eine Vollendung ihrer Entwicklung erkennbar, und der Mystiker wird zum Okkultisten und der Okkultist schliesst die Merkmale des Mystikers in sich ein. Um das allgemeinverständlich auszudrücken, lässt sich sagen: Nach der Einweihung wird der Mystiker eins mit dem Okkultisten, denn.er ist dann zum Erforscher okkulten Gesetzes geworden; er muss sich mit der Materie befassen, mit ihrer Handhabung und ihrem Gebrauch, und er muss alle niederen Ausdrucksformen meistern und kontrollieren lernen und die Regeln herausfinden, nach denen die bauenden Devas vorgehen. Vor der Einweihung liesse sich der mystische auch als der Probepfad bezeichnen. Ehe der Okkultist die Materie des Sonnensystems einsichtsvoll behandeln kann, muss er die Gesetze beherrschen, die im Mikrokosmos obwalten; und obwohl er sich natürlicherweise auf [149] dem okkulten Pfad befindet, muss er doch erst den Gott innerhalb seines eigenen Wesens finden, ehe er sich ohne Gefahr auf den Pfad okkulten Gesetzes wagen darf.

Der Mystiker arbeitet sich vom Gefühl zur Intuition durch und von dort aus zur Monade oder zum Geist. Der Weg des Okkultisten führt von der physischen zur mentalen Ebene und von dort aus zum Atma oder Geist. Der eine folgt der Richtlinie der Liebe, der andere der des Willens. Der Mystiker verfehlt den Zweck seines Daseins - nämlich tätig bewiesener Liebe - solange es ihm nicht gelingt, eine Synthese des Ganzen durch Anwendung intelligenten Willens zu erlangen. Deshalb muss er Okkultist werden.

Der Okkultist scheitert in gleicher Weise und wird lediglich zum selbstsüchtigen Exponenten eines sich intelligent auswirkenden Machtbedürfnisses, solange sein Machtwille und sein Wissen nicht ihren Zweck in einer beseelenden Liebe finden, die als hinreichendes Motiv für seine Bestrebungen dienen darf.

Ich habe den Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen klarzulegen versucht, denn er ist beim Studium der Meditation von grosser Wichtigkeit. Die von beiden Typen benutzte Formel ist grundverschieden und für den hellsichtigen Beobachter sehr interessant.

Die mystische Formel.

Der Ausdruck «mystische Formel» ist nahezu paradox, denn der Mystiker - solange er sich selbst überlassen bleibt - vermeidet jegliche Formel. Er konzentriert sich auf den Gott im Innern und brütet über jenes innere Bewusstseinszentrum nach; er versucht, jenes Zentrum mit anderen zu verbinden - wie z.B. mit dem Meister oder einem Heiligen oder sogar mit dem höchsten Logos selbst - und an der Linie des Lebens entlang emporzusteigen, wobei er den umgebenden Hüllen keinerlei Aufmerksamkeit schenkt. In [150] seinem Wirken folgt er dem Pfad des Feuers. «Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer» bedeutet für ihn die wörtliche Feststellung einer Tatsache und einer erkannten Wahrheit. Er erhebt sich von Feuer zu Feuer und wächst in stufenweiser Erkenntnis des inneren Feuers, bis er das Feuer des Weltalls berührt. Die einzige Formel oder Form, die ein Mystiker etwa gebrauchen mag, liesse sich als eine Feuerleiter oder ein feuriges Kreuz bezeichnen, mit dessen Hilfe er sein Bewusstsein zum gewünschten Niveau emporhebt. Er konzentriert sich auf Abstraktionen, mehr auf Attribute als auf Aspekte und mehr auf das Leben als auf die konkrete Form. Er strebt, er ist innerlich entflammt, er sucht nach Harmonie, er liebt und wirkt durch Hingabe. Er meditiert, indem er das konkrete Denken ganz und gar auszuschalten sucht und strebt danach, mit einem Satz von der Gefühlsebene auf die Intuitionsebene überzuspringen.

Er hat die Fehler seines Typus - ist verträumt, visionär. unpraktisch, gefühlvoll, und es fehlt ihm die mentale Qualität, die wir kritisches Unterscheidungsvermögen nennen. Er ist intuitiv und neigt zum Märtyrertum und zur Selbstaufopferung. Ehe er sein Ziel erreicht und ehe er zur Einweihung reif ist, muss er dreierlei tun:

Erstens muss er durch Meditation lernen, seine dreifache Natur zu beherrschen und Formeln zu entwerfen, um dann deren Wert zu würdigen.

Zweitens muss er einen Sinn für den Wert des Konkreten entwickeln und sich klar werden über den Platz, der innerhalb des Gesamtrahmens den verschiedenen Hüllen zukommt, durch die sich das von ihm so sehr geliebte Leben manifestieren muss. Er muss an seinem Mentalkörper arbeiten und ihn mit dem vorhandenen Tatsachenmaterial vertraut machen, sonst kann er nicht viel weiter vorwärtskommen.

Drittens muss er durch intelligentes Studium des Mikrokosmos, seines kleinen geistig-materiellen Systems, den zweiseitigen Wert des Makrokosmos verstehenlernen.

Anstatt nur das verzehrende Feuer zu kennen, muss er auch das aufbauende Feuer verstehen und handhaben lernen, das Feuer, welches verschmilzt und Formen entwickelt. Er muss durch Meditation den dreifachen Gebrauch des Feuers erlernen. Dieser letzte Satz ist von sehr realer Bedeutung, und ich möchte ihn daher besonders betonen.

10. August 1920

Die okkulte Formel.

Vor zwei [151] Tagen untersuchten wir die Methode, durch welche der Mystiker zur Einswerdung gelangt und skizzierten kurz den Pfad, auf dem er sein Ziel zu erreichen sucht. Heute wollen wir uns ebenso kurz mit der Methode des Okkultisten und mit seiner Meditationsart im Vergleich zu der des Mystikers befassen. Später wollen wir dann sehen, wie die beiden sich vereinigen und ihre Einzelbestandteile in einem Ganzen verschmelzen müssen.

Jede Art von Form übt auf den Okkultisten eine natürliche Anziehungskraft aus; nebenbei möchte ich hier einen Gedanken einschalten. Wenn das eben Gesagte zutrifft, so dürfen wir heute mit einiger Gewissheit eine schnelle Entwicklung okkulten Wissens und das Erscheinen einiger wahrer Okkultisten erwarten. Das Einströmen des siebenten Strahles der Formel oder des Rituals ist ein machtvoller Ansporn und erleichtert die Auffindung des okkulten Pfades und die Aneignung okkulten Wissens. Der Okkultist beschäftigt sich zunächst mehr mit der Form, durch welche die Gottheit sich manifestiert, als mit der Gottheit selbst, und hierin offenbart sich der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Typen zuerst. Der Mystiker schaltet auf seiner Suche nach dem Selbst das Denken aus oder versucht dessen Grenzen zu überschreiten. Der Okkultist kommt zum gleichen Resultat, indem er intelligentes Interesse zeigt für die Formen, die das Selbst verschleiern und indem er dabei das Denkprinzip auf seinen beiden Ebenen anwendet. Er erkennt die Hüllen, die verschleiern. Er gibt sich ganz dem Studium der Gesetze hin, die das manifestierte Sonnensystem regieren. Er konzentriert sich auf das Objektive, und dabei mag er am Anfang des öfteren den Wert des Subjektiven übersehen. Am Ende gelangt er zum Kern des Lebens, indem er eine Hülle nach der anderen bewusst erkennt, beherrscht und dann ausschaltet. Er meditiert über die Form, bis er die Form aus dem Auge verliert und bis der [152] Schöpfer der Form zu Allem im All wird.

Er muss, so wie der Mystiker, dreierlei tun:

1. Er muss das Gesetz erkennen und auf sich selbst anwenden lernen. Straffe Selbstdisziplin ist seine Methode, und das ist notwendig, denn die dem Okkultisten drohenden Gefahren sind nicht die gleichen wie die des Mystikers. Stolz, Egoismus und die Neigung, das Gesetz aus Neugierde oder Machthunger anzuwenden, müssen aus ihm herausgebrannt werden, ehe ihm die Geheimnisse des Pfades ohne Gefahr anvertraut werden können.

2. In der Meditation muss er sich mit Hilfe der erbauten Form auf das innewohnende Leben konzentrieren. Er muss das im Innern brennende Feuer suchen, das alle Formen durchstrahlt, die das göttliche Leben bergen.

3. Durch wissenschaftliches Studium des Makrokosmos, «des äusseren Gottesreiches», muss er bis zu einem Punkt vordringen, wo er das Reich Gottes auch im Innern auffindet.

Hier ist also der Verschmelzungspunkt für den Mystiker und den Okkultisten. Hier werden ihre Wege zu einem. An einer früheren Stelle dieses Briefes sprach ich davon, wie interessant es für den Hellseher sei, den Unterschied zwischen der vom Mystiker und der vom Okkultisten in der Meditation erbauten Form zu beobachten. Es mag auch für den Leser von Interesse sein, wenn ich die Unterschiede kurz berühre, obwohl es für jene, die diese Gabe des Hellsehens noch nicht besitzen, vielleicht nur Worte sind.

Okkulte und mystische Formen in der Schau des Hellsehers

Der meditierende Mystiker hat vor sich und um sich herum einen verschwommenen, nur angedeuteten und trüben Umriss dergestalt geschaffen, dass er selbst den Mittelpunkt dieser Form bildet. Je nach seiner Denkveranlagung mag der Kernpunkt der Form häufig irgendein Lieblingssymbol sein, wie z.B. ein Kreuz, ein Altar oder sogar die bildliche Vorstellung von einem der Grossen. Diese Form wird vom Nebel der Hingabe umkränzt und von Farben durchflutet sein, die von geistigem Streben, von Liebe und von brennendem Sehnen zeugen. Die Farben werden sich durch besondere Reinheit und Klarheit auszeichnen, und sie werden emporsteigen, [153] bis sie eine beträchtliche Höhe erreichen. Je nach der Fähigkeit des Betreffenden, zu streben und zu lieben, wird auch die Dichte und Schönheit der emporsteigenden Wolke sein, und die Stetigkeit seines Temperaments wird die Genauigkeit des inneren Symbols oder Bildes bestimmen, um das herum die farbigen Wolken kreisen.

Wer dagegen zu okkultem Denken neigt und mehr vom Denkprinzip beherrscht wird, erschafft Formen von geometrischer Gestalt. Die Umrisse werden klar und vielleicht etwas starr sein. Die Form wird mit grösserer Sorgfalt erbaut, und der Betreffende wird in seiner Meditation sorgfältiger und genauer vorgehen. Er wird (wenn ich so sagen darf) stolz sein auf die Art und Weise, wie er das Material handhabt, welches er in die Form einbaut. Materie der Mentalebene wird dabei vorherrschen, obwohl gewisse Wolken aus emotionaler Materie dazukommen mögen; die Materie der Emotionalebene wird nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Farben mögen von gleicher Klarheit sein, aber sie sind nach einem bestimmten Plan verteilt; die Form ist scharf umrissen und verliert sich nicht im Aufwallen emotionaler Farben, wie das bei der mystischen Form im allgemeinen der Fall ist.

Später, wenn der Mensch in beiden Fällen seine Entwicklung besser abgerundet hat und zugleich Okkultist und Mystiker ist, werden die erbauten Formen beide Eigenschaften in sich vereinen und Gebilde von seltener Schönheit sein.

Das sollte für heute genügen; aber ich möchte noch kurz die Ideen skizzieren, die später zur Sprache kommen sollen. Wir werden uns mit dem Gebrauch von Formeln befassen, die zur Erreichung besonderer Zwecke dienen; obwohl es nicht meine Absicht ist, solche Formeln im einzelnen zu umreissen oder bekanntzugeben, möchte ich sie wenigstens gruppieren, so dass, wenn später einmal der Lehrer unter den Menschen weilt, er allerorten ein leichteres Verständnis bei den Schülern finden mag.

1. Formeln, die zur Arbeit an den drei Körpern benutzt werden.

2. Formeln, die bestimmten Strahlen angepasst sind.

3. Formeln, die in [154] der Heilkunde Anwendung finden.

4. Mantrams.

5. Formeln, die in einem der drei hierarchischen Bereiche gebräuchlich sind:

a. Im Bereich des Manu.

b. Im Bereich des Weltlehrers oder Christus.

c. Im Bereich des Herrn der Zivilisation.

6. Formeln zur Herbeirufung von Elementarwesen.

7. Formeln zur Fühlungnahme mit den Devas.

8. Sonderformeln, die mit Feuer zu tun haben.

11. August 1920

... Perioden physischer Schwäche haben nur insoweit Wert, als sie beweisen, wie absolut notwendig es für einen Mitarbeiter ist, erst einen starken Körper aufzubauen, ehe er viel von sich erwarten kann, und wie wichtig eine gute Gesundheit ist, ehe der Jünger auf dem Pfad Fortschritte machen kann. Wir können es denen, welche wir lehren, nicht gestatten, gewisse Dinge zu tun, noch können wir ihnen Auskünfte gewisser Art erteilen, solange nicht ihre physischen Träger in gutem Zustand sind und solange nicht das Handikap einer schwachen Gesundheit und Kränklichkeit praktisch überwunden und das Karma, das Unfälle hervorruft, nahezu vollständig ausgeschaltet ist.

Nationales oder Gruppenkarma mag gelegentlich einen Schüler verwickeln und seine Pläne bis zu einem gewissen Grad vereiteln, aber das ist unvermeidlich und dagegen lässt sich nur selten etwas tun.

Der Gebrauch besonderer Formeln zu besonderen Zwecken.

Bisher haben wir uns mehr mit den persönlichen Aspekten der Meditation befasst und die zwei Typen betrachtet, die praktisch universal und grundlegend sind; dabei untersuchten wir kurz

a. die vom Mystiker befolgte Meditation;

b. die Meditation, wie sie beim Okkultisten üblich ist.

Wir haben uns hauptsächlich mit allgemeinen Feststellungen befasst und nicht den Versuch gemacht, auf Einzelheiten einzugehen. [155] Das wäre in diesem Stadium weder erwünscht noch angebracht. Wenn jedoch gewisse Fortschritte in der Meditation zu verzeichnen sind, und wenn der Schüler gewisse Etappen zurückgelegt und bestimmte Ziele erreicht hat (was sich durch Untersuchung seines Kausalkörpers feststellen lässt), und wenn einmal die Grundlage für eine rechte Lebensführung geschaffen wurde, die weder Stürme noch Angriffe leicht umzustossen oder zu zerstören in der Lage wären, dann mag der Lehrer dem ernsthaften Schüler Weisungen erteilen, auf Grund deren er aus mentaler Materie und nach bestimmten Regeln Formen erbauen kann, die zu bestimmten Wirkungen und Gegenwirkungen führen. Diese Formeln werden nach und nach gegeben werden, und zeitweilig (besonders am Anfang) mag der Schüler von den erzielten Resultaten überhaupt nichts merken. Er wird den Weisungen gehorchen, die mitgeteilten Worte aussprechen oder die vorgeschriebenen Formeln anwenden, und damit mag er Resultate erzielen, von deren Auswirkung der Schüler nichts ahnt. Später - besonders nach der Einweihung, wenn die subtileren Fähigkeiten in Funktion treten und die Zentren in vierdimensionaler Reihenfolge rotieren - mag er sich auf der emotionalen und mentalen Ebene der Wirkungen seiner Meditation bewusst werden.

Um die Ergebnisse kümmern wir uns nie. Der kluge Schüler begnügt sich mit der strikten Befolgung des Gesetzes und der festgelegten Regeln und strebt nach Gewandtheit im Handeln. Dann bleibt die Wirkung nicht aus und hat auch kein Karma im Gefolge.

... Wir wollen die Formeln der Reihe nach vornehmen, aber vorerst möchte ich eine Warnung aussprechen. Es ist nicht meine Absicht, Formeln zu entwerfen oder besondere Anweisungen zu erteilen, nach denen die angedeuteten Resultate erzielt werden mögen. Das kommt später; wann, lässt sich heute noch nicht sagen. Das hängt in hohem Mass von der Arbeit in den nächsten sieben Jahren ab sowie vom Gruppenkarma und dem Fortschritt nicht nur der menschlichen Hierarchie, sondern auch dem der Deva- oder Engel-Evolution. Das Geheimnis von alledem liegt im siebenten Zeremonienstrahl verborgen, und die Stunde für den nächsten Schritt [156] vorwärts wird vom siebten Planetarischen Logos bestimmt, der mit den drei Grossen Herren und insbesondere mit dem Herrn des dritten Bereichs zusammenwirkt.

Formeln, die zur Arbeit an den drei Körpern benutzt werden.

Diese Formeln werden unter den ersten sein, die zur Veröffentlichung gelangen, und unter den verschiedenen von den weisen Lenkern der Rasse empfohlenen Meditationen befinden sich bereits einige der weniger wichtigen Grundlagen für die Bearbeitung des niederen Denkprinzips. Diese Formeln werden sich nach den Sonderbedürfnissen irgendeines einzelnen Körpers richten, und sie werden auf Grund von Manipulation der Materie das aufzubauen suchen, was zur Ausfüllung der Lücke nötig ist und damit dem Mangel abhelfen. Diese Manipulation wird mit der ätherischen Materie des physischen Körpers durch Atemübungen (Respiration und Inspiration) und mit bestimmten rhythmischen Strömungen beginnen, die auf der Mentalebene in Bewegung gesetzt werden und von dort aus die niederen Äther beeinflussen. Dadurch wird der ätherische Körper gestärkt, geläutert, gereinigt und neu geordnet. Viele Erkrankungen des dichten physischen Körpers haben ihren Ursprung im ätherischen Träger, weshalb diesem in möglichst naher Zukunft gebührende Aufmerksamkeit gewidmet werden wird.

Der Emotionalkörper wird ebenfalls durch besondere Formeln behandelt werden müssen, und wenn der Schüler die Fähigkeit kritischer Unterscheidungsgabe mit Fleiss geübt und sie zu einem wirksamen Faktor in seinem Leben gemacht hat, dann werden ihm diese Formeln allmählich zugewiesen. Solange er jedoch nicht einigermassen zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen unterscheiden kann und zwischen dem, was relativ wichtig ist und was nicht, soll die Emotionalebene für ihn ein Kampfplatz bleiben, nicht ein Gebiet, auf dem er experimentiert. Was diese Formeln, die auf die emotionale Materie einwirken, letzten Endes erreichen, möchte ich hier erläutern. Der Schüler auf dem Pfad trachtet danach, einen Gefühlskörper aufzubauen, der sich aus Materie der höheren Unterebenen zusammensetzt, der klar und sensitiv und ein getreuer Übermittler ist und sich durch stetige Schwingungen und eine gleich [157] mässige rhythmische Bewegung auszeichnet, der aber nicht zu heftigen Gefühlsstürmen neigt und nicht unter den Wirkungen unbeherrschter Stimmungen leidet. Wo hoher Idealismus vorhanden ist, wenn der Prozentsatz von Materie der beiden höheren Unterebenen die erwünschte Norm nahezu erreicht, und wenn der Schüler fast ununterbrochen an der Erkenntnis festhalten kann, dass er nicht mit seinen Trägern identisch, sondern in der Tat nur ihr göttlicher Bewohner ist: dann werden ihm gewisse Weisungen zuteil, die - wenn sie genau befolgt werden - zweierlei bewirken:

Sie werden direkt auf seinen Gefühlskörper einwirken, Fremdkörper oder niedere Materie ausstossen und seine Schwingung stabilisieren.

Sie werden aus emotionaler Materie einen Körper oder Träger erbauen, den er für bestimmte Aufgaben praktisch benutzen und mit dessen Hilfe er Ziele erreichen kann, die zum Läuterungs- und Aufbauwerk eines solchen Gefühlskörpers gehören. Mehr kann ich darüber momentan nicht sagen, aber das Gesagte wird die Art der angedeuteten Formel genügend beleuchten.

Strahlenformeln.

Dies ist ein äusserst interessantes und weitreichendes Thema, und es lassen sich darüber nur allgemeine Andeutungen machen. Gewisse Formeln, die auf der Schwingungszahl verschiedener Strahlen beruhen, sind für diese Strahlen charakteristisch, verkörpern ihre geometrische Bedeutung und bekunden ihren Platz im Rahmen des Sonnensystems. Einige dieser Formeln, die mit den konkreten oder aufbauenden Strahlen zusammenhängen, liegen dem Okkultisten am nächsten, während andere Formeln, die sich auf die abstrakten oder attributiven Strahlen stützen, leichter von Mystikern befolgt werden.

Diese Formeln verfolgen drei Ziele:

a. Sie bringen den Schüler in direkte Verbindung mit seinem eigenen Strahl, entweder dem egoischen oder dem Persönlichkeitsstrahl.

b. Sie verbinden ihn mit einer Gruppe auf den inneren Ebenen, entweder mit der Dienergruppe, der Gruppe der unsichtbaren Helfer, oder später mit seiner egoischen Gruppe.

c. Sie erstreben [158] die Verschmelzung des okkulten und des mystischen Pfads im Leben des Schülers. Sollte er sich auf dem mystischen Pfad befinden, so wird er mit den auf Aspektstrahlen beruhenden Formeln arbeiten und auf diese Weise die konkrete Seite der Natur kennenlernen - die Seite, die dem Gesetz unterliegt. Das Umgekehrte lässt sich vom Menschen mit okkulter Tendenz sagen, bis die Zeit naht, da die Pfade sich vereinen und alle Formen für den Eingeweihten gleich sind. Dabei darf man nicht vergessen, dass im Zeitpunkt dieser Vereinigung der Mensch hauptsächlich auf seinem eigenen Strahl wirkt, sobald er einmal die Persönlichkeit überwunden und die egoische Note gefunden hat. Dann handhabt er Materie seines eigenen Strahls und wirkt durch seine eigenen Strahlenformeln sowie mit denen der sechs entsprechenden Unterstrahlen, bis er zum Adepten wird und das Geheimnis der Synthese kennt. Diese Formeln werden dem Schüler von seinem Lehrer gelehrt.

Obwohl ich nur wenig über dieses Thema gesagt habe, wird doch derjenige, der darüber tief nachdenkt, vieles darin finden. Diejenigen, die sich das Gesagte in dieser Weise klug anzueignen wissen, können darin den Schlüssel zu ihrem nächsten Fortschritt finden. Darauf werde ich vielleicht später zurückkommen und etwas mehr darüber sagen, wenn wir zu dem Thema kommen, das die Annäherung an die Meister auf dem Weg der Meditation behandelt.

Formeln, die beim Heilen verwendet werden.

Damit kommen wir zu diesen Formeln und erinnern uns zunächst einmal daran, dass sie notwendigerweise in drei Gruppen eingeteilt werden, von denen jede viele Untergruppen umfasst.

a. Formeln zum Gebrauch beim physischen Heilen. Es ist erstaunlich, wie selten diese Formeln vonnöten sind und wie wenige es davon gibt. Das kommt daher, dass nur sehr wenige der physischen Beschwerden des dichten physischen Körpers in diesem Körper selbst ihren Ursprung haben. Einige wenige entstehen direkt im ätherischen Körper, aber auf der gegenwärtigen Entwicklungsstufe entstehen die meisten Beschwerden im Gefühls- und der Rest im mentalen Körper. Verallgemeinernd liesse sich folgendes sagen:

25% aller fleischlichen Leiden entstehen [159] im Ätherkörper,

25% im Mentalkörper, und

50% haben ihren Ursprung im Gefühlskörper.

Obwohl Unfälle vorkommen mögen, die zu unerwartetem physischem Unheil führen und für die auch Heilformeln mitgeteilt werden könnten, wird doch der einsichtsvolle Schüler finden, dass man praktisch mit jenen Formeln beginnen sollte, die den ätherischen Körper beeinflussen. Diese Formeln, die in der Meditation aufgebaut werden, wirken direkt auf die pranischen Kanäle ein, die in ihrer Gesamtheit den ätherischen Körper ausmachen - jenes viel verzweigte Gewebe, das im Kreislaufsystem des physischen Körpers sein Gegenstück hat. Diese Kanäle sind der Sitz der meisten heutigen Erkrankungen jenes Körpers, entweder direkt oder auf Grund von Ursachen, die auf der emotionalen Ebene entstehen und von dort aus auf die ätherische rückwirken.

b. Formeln zur Heilung des Gefühlskörpers. Wie oben gesagt, sind viele der heutigen Erkrankungen auf Ursachen zurückzuführen, die im Gefühlskörper entstehen, und diese Ursachen sind im wesentlichen drei an der Zahl. Ich beschränke mich hier auf grosse Umrisse und Verallgemeinerungen.

Hefige Gefühle und unstete Vibration. Wenn man sich ihnen hingibt, so ist die Wirkung vernichtend, und sie beeinflussen das Nervensystem. Wenn man sie unterdrückt und hemmt, dann ist die Wirkung ebenso gefährlich und resultiert in Erkrankungen der Leber, in Gallenanfällen und in Giften, die sich im System bilden und sich in gewissen Fällen von septischer Vergiftung, in Hautkrankheiten und gewissen Formen von Blutarmut auswirken.

Furcht und Vorahnungen, Sorgen und Verzweiflung. Diese Gefühlsausdrücke - die so landläufig sind - schwächen das System im allgemeinen, führen zu Mangel an Vitalität, zur Trägheit organischer Funktion und zu vielen Arten von versteckten Erkrankungen des Nervensystems, des Gehirnes und der Wirbelsäule. [160]

Sexuelle Gemütsbewegungen, die ein grosses Gebiet des Gefühlslebens umfassen, von unterdrückten sexuellen Regungen, die jetzt allmählich von unseren Psychologen untersucht werden, bis zu den unreinen, kriminellen Ausdrucksformen der Orgien und Ausschweifungen.

Unter all diesen Rubriken liessen sich viele zusätzliche Einzelheiten aufzählen, aber ich schreibe keine Briefe über Heilkunde, sondern über Meditation und darf daher nicht weiter darauf eingehen.

In diesen drei Fällen wird die zu wählende Formel sich nach der Ursache der Beschwerden richten, nach der Ebene, wo sie entstanden und nach den Wirkungen auf die oder den betreffenden niederen Körper. Die Wahl der Formel richtet sich also nach dem angestrebten Zweck. Wo die Ursache beispielsweise in unterdrückten Gefühlen zu suchen ist, soll die Formel (wenn sie richtig befolgt wird) bewirken, dass das Gefühlsleben umgewandelt und in höhere Bahnen gelenkt wird. Wenn durch korrekten Gebrauch der Formel der Gefühlskörper von seiner emotionalen Verstopfung befreit ist, so werden die lebenspendenden Kräfte des Egos und des überall verfügbaren pranischen Lebens ausgelöst. Sie können dann frei zirkulieren, das ganze System beleben und alle Organe bereinigen, die unter innerer Verstopfung litten.

c. Formeln für mentale Heilung. Diese werden für die meisten Leser viel schwerer zu begreifen sein, und in der Tat sind mentale Beschwerden weit schwieriger zu heilen als die beiden vorgenannten Arten. Das beruht auf zwei Gründen, und einer davon ist der, dass wir als Rasse noch nicht im Mentalkörper polarisiert sind. Es ist stets erheblich leichter, einen Körper zu erreichen und ihn zu behandeln, wenn er der Brennpunkt des Bewusstseins ist. Ausserdem ist der emotionale Körper an sich leichter zu beeindrucken, da er beweglicher ist. Ich kann heute nicht weiter auf die Beschwerden des Mentalkörpers eingehen, möchte aber immerhin darauf hinweisen, dass ihr Ursprung auf Grund von karmischer Vererbung im Mentalkörper selbst liegen mag, oder aber sie mögen auf der Emotionalebene entstehen und von dort aus ihren Weg in den Mentalkörper zurückfinden. Jemand mag beispielsweise zu starken Temperamentsausbrüchen neigen. Das könnte - auf die Dauer - eine analoge Vibration im Mentalkörper hervorrufen. Diese Vibration mag ihrerseits nahezu chronisch werden, und die Wechselwirkung zwischen beiden Trägern wird dann zu ernstlichen Beschwerden führen. Das mag etwa in dem einen Fall bloss das zur Folge haben, dass die Persönlichkeit allgemein verbittert und der Mensch unzufrieden und unbeliebt wird, oder aber es mag in extremen Fällen zu Gehirnerkrankungen, Irrsinn, Geschwülsten und Gehirnkrebs führen.

Für alle diese Erkrankungen lassen (161) sich Meditationsformeln finden, die sie schliesslich - rechtzeitig angewandt - beseitigen werden. Dabei muss man sich grundsätzlich darüber klar sein, dass dem Schüler solche Formeln nur dann anvertraut werden können, wenn er intelligent genug ist, das Wesen seiner Beschwerden zu verstehen, wenn er fähig ist, die ihm zugewiesenen Formeln gewissenhaft zu befolgen und nur wenn sein Ziel ein selbstloses ist. Nur wenn es seine Absicht ist, sich zum Dienen auszurüsten, wenn er nur deshalb gesunde Träger zu entwickeln wünscht, um damit den Plan der Grossen auszuführen und wenn er Krankheiten nicht bloss wegen des persönlichen Nutzens entrinnen möchte, nur dann werden die Formeln in Verbindung mit dem egoischen Bewusstsein Wirkung haben. Das Niederströmen der Lebenskraft vom Gott im Innern führt zu gesunden Trägern, so dass das Werk nur in dem Mass möglich wird, wie die Persönlichkeit mit dem Ego verschmilzt und die Polarisierung aus dem niederen ins höhere Niveau verlagert wird. Dieser Zeitpunkt naht jetzt für viele, und es sind in der neuen - auf dem Denkprinzip beruhenden - Medizin Fortschritte zu erwarten. Meditationsformeln sind lediglich Formeln aus Gedankenmaterie, und das bedeutet, dass in dieser Richtung hin bereits ein Anfang gemacht worden ist.

Einen weiteren Wink gebe ich noch: Durch die verschiedenen Zentren des Körpers - jene sieben Zentren, mit denen es der Schüler [162] zu tun hat - wird die Kraft kommen, die das jeweils entsprechende physische Zentrum heilt. Die Belebung der Zentren wird gewisse nachweisbare physische Wirkungen zur Folge haben, und besondere Formeln, die auf die Zentren einwirken und diese dann als Mittel benutzen, werden zu Ergebnissen führen, die dieses schwerverständliche Thema der Heilung durch die subtilen Träger klarer machen dürften.

12. August 1920

Mantrische Formeln.

Heute wollen wir uns weiter über die Formeln unterhalten, die eines Tages einmal in der okkulten Meditation allgemein üblich sein werden. Wir haben uns mit drei dieser Formeln befasst, und es bleiben fünf weitere übrig, die noch zu besprechen sind.

Mantrische Formeln sind Zusammenstellungen von Sätzen, Worten und Lauten, die auf Grund ihrer rhythmischen Wirkung Resultate erzielen, die ohne sie nicht möglich wären. Diese mantrischen Formeln sind zu zahlreich, als dass wir sie hier im einzelnen untersuchen könnten; wir müssen uns deshalb damit begnügen, auf die verschiedenen Arten von Mantrams hinzuweisen, die in Gebrauch sein werden oder deren Gebrauch schon heute das Privileg einiger Schüler ist.

Es gibt mantrische Formeln, die ganz auf dem Heiligen Wort begründet sind. Wenn man sie rhythmisch und in gewissen Tonlagen anstimmt, so erzielen sie bestimmte Wirkungen, wie z.B. die Anrufung von Schutzengeln; diese Wirkungen können objektiver oder subjektiver Art sein. Im Orient und in den dortigen Glaubensrichtungen sind diese Formeln oder Mantrams viel häufiger in Gebrauch als das heute im Westen der Fall ist. In dem Mass jedoch, wie das Verständnis für die Gewalt der Schallwirkung wächst und deren Auswirkungen untersucht werden, wird sich auch das Abendland diese Mantrams zu eigen machen.

Einige davon sind sehr alt, und wenn sie im Original-Sanskrit angestimmt werden, so haben sie eine unglaublich machtvolle Wirkung. So machtvoll sind sie, dass sie dem gewöhnlichen Schüler vorenthalten [163] bleiben müssen; sie werden nur mündlich während der Vorbereitung auf eine Einweihung übermittelt.

Es gibt einige wenige hochesoterische Mantrams, die noch im Original-Sensa erhalten und seit den Tagen der Gründung der Hierarchie im Wissen der Bruderschaft verblieben sind. Die Herren der Flamme brachten sie mit, als sie auf die Erde kamen, und es sind ihrer nur fünfunddreissig an der Zahl. Sie bilden den Schlüssel, der die Mysterien jeder Unterebene der fünf Ebenen menschlicher Evolution erschliesst. Der Adept wird in deren Gebrauch unterwiesen, und er kann sie am richtigen Platz und unter gewissen Bedingungen anwenden. Sie sind die wirkungsvollsten, die auf unserem Planeten bekannt sind, und ihre Tragweite ist bedeutend. Bekanntlich reagiert die Schwingung einer jeden Ebene auf einen besondern Schlüssel oder eine eigene Note, und man kann ihre Materie handhaben und aus ihr Kraftstrom entnehmen, indem man gewisse Worte in besonderer Weise und in einer besonderen Tonlage anstimmt. Dadurch schaltet sich der Adept ins Bewusstsein jener Ebene und all ihrer Bewohner ein. Die Mantrams in irgendeiner anderen Sprache gründen sich darauf, obwohl sie sich durch Übersetzung weit von ihrem Ursprung entfernt und so verändert haben, dass sie dadurch praktisch nutzlos geworden sind.

Einige dieser Originalmantrams werden bei grossen Gelegenheiten von der Bruderschaft gemeinsam angestimmt, wenn z.B. zur Erzielung bestimmter Wirkungen die vereinte Macht der Loge vonnöten ist. Grosse Ereignisse werden damit eingeleitet, dass der Grundton dieser Mantrams angestimmt und die zweckdienlichen Worte angewendet werden; jede Stammrasse hat ihren eigenen, mantrischen Akkord, der denen bekannt ist, die für die Rassenentwicklung arbeiten.

Ausserdem gibt es bekanntlich gewisse Mantrams im Sanskrit, die von Schülern in der Meditation gebraucht werden, um die Aufmerksamkeit irgendeines Meisters zu erregen. Diese Mantrams werden vom betreffenden Meister seinen Schülern mitgeteilt, damit sie ihn anrufen können, wenn sein Beistand notwendig wird.

Andere und grössere Formeln werden gelegentlich mitgeteilt, [164] durch welche man mit den drei Grossen Herren in Verbindung treten und ihre Aufmerksamkeit in irgendeine besondere Richtung lenken kann.

Wenn ein Mantram richtig angestimmt wird, erschafft es ein Vakuum in der Materie, das einem Trichter gleicht. Dieser Trichter bildet sich zwischen dem Sender und dem Empfänger des Schalls. Dadurch entsteht eine direkte Verbindungslinie. Daraus erklärt sich, warum diese Formeln so sorgsam bewacht und warum die Worte und Schlüssel verheimlicht werden. Deren wahlloser Gebrauch würde nur zu Unheil führen. Ein gewisses Stadium in der Evolution muss erreicht und eine einigermassen ähnliche Vibration errungen sein, ehe dem Schüler das Vorrecht gewährt wird, Treuhänder eines Mantrams zu sein, mit dessen Hilfe er seinen Meister anrufen darf.

Ausserdem gibt es sieben Mantrams, die den drei Grossen Herren und den Häuptern der Hierarchie bekannt sind, womit sie die sieben Planetarischen Logoi anrufen können, die sieben «Geister vor dem Thron», wie sie in der christlichen Bibel genannt werden. Eines dieser Mantrams, welches die Verbindung mit dem Logos unseres Planeten herstellt, ist auch den Adepten bekannt. So geht es der Reihe nach hinauf, und die Worte werden angestimmt, bis wir zum Mantram unseres Planeten kommen, das auf dem Schlüssel der Erde basiert und einen Ausdruck enthält, der unsere Evolution zusammenfasst. Jeder Planet hat eine solche Note oder einen solchen Ausdruck, durch den jeder Lenker seinen Planetarischen Logos erreichen kann. Die sieben Logoi haben ihrerseits ein Ritual oder eine Formel, wodurch sie mit dem Dreifältigen Herrn des Sonnensystems in Verbindung treten können. Das geschieht stets viermal im Jahr oder im Fall dringender Not.

Einmal im Jahr benutzt die gesamte Hierarchie ein Sammelmantram, das ein Vakuum schafft zwischen den höchsten und den [165] geringsten Mitgliedern dieser Hierarchie und hinauf - über die sieben planetarischen Logoi - zum Logos selbst. Es ist dies der Augenblick intensivster geistiger Anstrengung und Belebung während des ganzen Jahres, und dessen Auswirkungen machen sich während der ganzen übrigen Zeit bemerkbar. Das Mantram ist von kosmischer Wirkung und stellt mit unserem kosmischen Zentrum eine Verbindung her.

Strahlenmantrams. Jeder einzelne Strahl hat seine eigenen Formeln und Laute, die belebend auf die Einheiten einwirken, die diesen Strahlen gemeinsam unterworfen sind. Der Schüler, der eine dieser Formeln in der Meditation benutzt, erzielt eine dreifache Wirkung:

1. Die Formel erwirkt die Verbindung und Gleichschaltung mit seinem höheren Selbst oder Ego.

2. Sie bringt ihn mit seinem Meister in Verbindung und durch diesen Meister mit einem der Grossen Herren, je nach dem Strahl.

3. Sie verbindet ihn mit seiner egoischen Gruppe und vereint deren Mitglieder zu einem geschlossenen Ganzen, das in der gleichen Tonlage vibriert.

Diese Mantrams sind eines der Geheimnisse der letzten drei Einweihungen; der Schüler darf sie vorher nicht ohne Erlaubnis anstimmen, obwohl er gelegentlich unter Leitung des Meisters am gemeinsamen Singen das Mantrams teilnehmen darf.

Es gibt auch Mantrams, Formeln oder Worte, die der Schüler benutzt und die auf seine drei Träger eine direkte Wirkung ausüben. Die meisten dieser Mantrams sind - obwohl in sehr verzerrter Form - bereits in Gebrauch, und zwar in den Gottesdiensten religiöser Gemeinschaften aller Länder. Das Ritual der Kirche wirft einiges Licht darauf. ... Die in der Freimaurerei üblichen Losungsworte - obwohl heute praktisch wertlos - beruhen auf dem Gebrauch von Mantrams, und wenn der Tag kommt, da all diese Organisationen (wie die Freimaurerei, verschiedene esoterische Gesellschaften und religiöse Gemeinschaften) Eingeweihte an ihrer Spitze haben werden, dann werden die alten Mantrams den Menschen in ihrer reinen Form zurückgegeben werden.

Dann gibt es Mantrams, die beim Heilen und zur Entwicklung [166] gewisser physischer Fähigkeiten verwendet werden. Einige Mantrams haben eine direkte Wirkung auf die Zentren des Körpers und werden später nach Weisung des Meisters dazu benutzt werden, um die Schwingungen zu erhöhen, vierdimensionale Bewegung hervorzurufen und das betreffende Zentrum vollends zu beleben.

Es gibt noch andere Mantrams, die auf das verborgene Feuer einwirken, aber mit denen will ich mich etwas später beschäftigen. Zahlreiche Bücher des Orients behandeln dieses Thema, das so umfassend ist, dass ich davon abrate, sich mit dieser Forschung zu befassen; es würde für den Mitarbeiter in der Welt bloss eine Zeitvergeudung sein. Ich habe das Gebiet nur deshalb erwähnt, weil ein Buch über Meditation unvollständig wäre, wenn es nicht darauf hinweisen würde, was eines Tages einmal alle bis dahin geübte Meditation zu ersetzen bestimmt ist. Sobald die Menschenrasse einen bestimmten Punkt ihrer Entwicklung erreicht hat, und wenn das höhere Denkprinzip sich stärker bemerkbar macht, dann werden diese okkulten Mantrams - richtig übermittelt und ordnungsgemäss angewandt - zum gewöhnlichen Pensum des Schülers gehören. Der Schüler wird dann seine Meditation mit seinem Strahlenmantram beginnen und sich dadurch am richtigen Platz im Rahmen des Planes einordnen; dann wird er das Mantram benutzen, das seinen Meister anruft und ihn mit der Hierarchie in Verbindung bringt. Wenn sodann seine Träger gleichgeschaltet sind und das Vakuum geschaffen ist, wird er mit der eigentlichen Meditation fortfahren, was den Austausch von Mitteilungen ermöglicht.

13. August 1920

Formeln, die in den drei hierarchischen Bereichen benutzt werden.

Was ich heute mitzuteilen habe, ist von sehr grossem Interesse, denn wir kommen jetzt zu den Formeln, die in den Bereichen des Manus, des Weltlehrers und des Mahachohan (oder des Herrn der Zivilisation) benutzt werden.

Diese drei Bereiche (oder Abteilungen) repräsentieren in der Hierarchie die drei Aspekte des Logos, wie sie sich im Sonnensystem [167] manifestieren, nämlich den Aspekt des Willens oder der Macht, den Aspekt der Liebe und Weisheit (welcher der Grundaspekt für dieses System ist), und den Aspekt der Aktivität oder Intelligenz. Das Arbeitsgebiet dieser Abteilungen ist den Schülern aus ihren anderweitigen Studien bekannt.

Der Manu manipuliert Materie und befasst sich mit der Evolution der Form, sei es die dichte physische Form von Tieren, Mineralien, Blumen, menschlicher Wesen, des Planeten oder die Form von Rassen, Nationen, Devas oder anderer Evolutionen.

Der Bodhisattva oder Weltlehrer wirkt mit dem Leben, das sich innerhalb der Form entwickelt, durch Eingebung religiöser Ideen und durch Entwicklung philosophischer Begriffe sowohl bei einzelnen Menschen als auch in ganzen Rassen.

Der Mahachohan, der die vier niederen Strahlen zu einer Synthese vereint, befasst sich mit dem Denkprinzip oder der Intelligenz, und überwacht in Zusammenarbeit mit seinen Brüdern die Evolution des Denkens, wobei der Geist oder das höhere Selbst die Form oder das Nichtselbst benutzt.