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6. Geistiges Leben im Neuen Zeitalter - Teil 1

6. Geistiges Leben im Neuen Zeitalter

Einen Punkt möchte [107] ich hier hervorheben: Die beiden grossen Gruppen göttlicher Vollzugsorgane- die Grosse Weisse Bruderschaft und die Loge materialistischer Kräfte - sind beide bestrebt, diese Energien so zu steuern, dass die Zwecke und Ziele gefördert werden, für welche beide Gruppen arbeiten, geschaffen wurden und existieren. Daher sollte man sich stets vor Augen halten, dass hinter allen äusseren Ereignissen diese beiden leitenden Kräftegruppen wirken. Demzufolge bestehen:

1. Zwei Gruppen von fortgeschrittenen Denkern. Beide sind gleichermassen durch das Licht des Intellekts erleuchtet. Beide formulieren ihre Ziele klar, unterscheiden sich aber darin, auf welche Weise sie diese verfolgen und worauf sie besonderen Nachdruck legen. Eine Gruppe arbeitet gemäss dem göttlichen Plan ausschliesslich mit dem Formaspekt und in dieser Gruppe fehlt das Licht der Liebe und der Selbstlosigkeit. Die andere Gruppe arbeitet ausschliesslich mit der Seele oder dem Bewusstseinsaspekt und in dieser Gruppe herrscht die Doktrin des Herzens und das Gesetz der Liebe.

Daher arbeiten beide Gruppen auf der Mentalebene in entgegengesetzter Richtung.

2. Die Pläne, in denen diese beiden verschiedenen Ideale und Ziele zum Ausdruck kommen, werden zunächst auf die Astralebene und damit in die Welt des Wunschlebens heruntergebracht. Die Trennungslinien bleiben für die in diesen beiden Gruppen Mitarbeitenden immer völlig klar, aber nicht so klar für gewöhnliche Menschen, Weltjünger und Eingeweihte. Grosses Chaos herrscht auf der Ebene der Triebe und Wünsche. Verwirrt und bestürzt steht heute der Welt-Arjuna zwischen den beiden Feldlagern kämpfender Kräfte. Er erkennt seine [108] Beziehung sowohl zur Form als auch zur Seele und er fragt sich, auf welcher Seite seine Pflicht liegt. Diese Frage wird durch seine Evolutionsstufe entschieden. Auf diese Weise arbeiten beide Gruppen auf der Wunschebene in entgegengesetzter Richtung.

3. Die Verwirklichung der Pläne dieser beiden Gruppen erleuchteter Denker schreitet gleichmässig vorwärts, in Übereinstimmung mit den unterschiedlichen Gesetzen ihrer Wesensart - den Gesetzen des Formlebens und den Gesetzen geistigen Lebens. In diesem Anfangsstadium und während der Kampf im Reich des Wunschlebens ausgefochten wird (denn auf dieser Ebene tobt der Kampf, und alles Geschehen in der äusseren Ebene ist nur die Widerspiegelung einer inneren Auseinandersetzung), haben die Kräfte dieser beiden Gruppen, die mit den Energien des sechsten und siebten Strahls arbeiten, im Bereich des physischen Lebens eine vollständige Umwälzung herbeigeführt. Die wirtschaftliche Lage und die religiösen Feindseligkeiten sind die Ausdrucksmittel, von denen sie in der Hauptsache Gebrauch machen. Über diesen Gegenstand meiner Ausführungen sollte man nachdenken.

Es bestehen also zwei Gruppen, zwei Ziele, zwei grosse, klar umschriebene Ideale, zwei Ströme aktiv wirksamer Energien und zwei Strahlen, die überwiegend im Kampf liegen. Aus allen diesen Faktoren erwachsen die verschiedenen Ideologien. Die Folge dieser Dualität ist das äussere Chaos, die unterschiedliche Auswirkung der beiden Gruppenideale und die sich daraus ergebende Eingliederung der gesamten menschlichen Familie unter vielerlei Bannern und Fahnen, welche die mannigfaltigen Gesichtspunkte der verschiedenen Gedankenrichtungen - politische, religiöse, wirtschaftliche, soziale, erzieherische und philosophische - widerspiegeln. Das Endergebnis all dieses Widerstreites ist, das möchte ich betonen, zweifellos ein gutes, und es spricht für die stetig und unbeirrt vollbrachte Arbeitsleistung der Grossen Weissen Loge. Zweifellos hat sich das Bewusstsein der Menschheit erweitert und im ganzen Reich der Menschen ist eine völlig neue Erscheinung, und im Leben der menschlichen Seele eine ganz neue [109] Erfahrung. Das erste Ergebnis dieses ganzen Aufruhrs besteht darin, dass der Schwerpunkt menschlicher Interessen auf die Mentalebene verlagert und dadurch den Quellen des Lichts und der Liebe nähergebracht wurde.

Eben deswegen und auf Grund dieser bedeutsamen Schwerpunktverlagerung können die Weltjünger Verantwortung übernehmen und mit der Tat vorangehen. Wenn ich hier von Jüngern spreche, so meine ich damit alle jene Menschen, die nach wahrer Menschlichkeit, Brüderlichkeit und lebendigem Ausdruck höherer geistiger Werte streben. Ich benütze das Wort Jünger nicht im regelrechten Sinn, der eine klar erkannte Beziehung zur Hierarchie voraussetzt, angefangen vom Jünger auf dem Probepfad bis zur angenommenen Jüngerschaft, obwohl auch diese hier mit eingeschlossen sind. Ich meine also alle Aspiranten, die einen Sinn für wahre Werte und den inneren Drang haben, die Not der Welt zu lindern.

Es handelt sich bei diesem Problem darum, eine klarere Vorstellung der verschiedenen Arbeitsmethoden zu gewinnen, die für diese Jünger kennzeichnend sind. Sie haben in der Vergangenheit entweder unter dem Einfluss des sechsten Strahls gewirkt oder sie lernen jetzt, sich unter dem Einfluss des einströmenden siebten Strahls zu betätigen. Es dürfte nützlich sein, beide Arbeitssysteme kurz zu vergleichen. Man darf nicht vergessen, dass beide Systeme und Arbeitsweisen zu ihrer Zeit und an ihrem Platz gleichermassen richtig waren, dass aber der moderne Jünger die alten Methoden beiseite legen und langsam, aber sicher, lernen sollte, die neueren, zeitgemässen und wirksameren Arbeitsmethoden anzuwenden. Er muss lernen, dies optimistisch und mit Zuversicht zu tun, im vollen Bewusstsein, dass Nutzen und Erfahrung, die unter dem sechsten Strahl-System der Disziplinierung gewonnen wurden, immer noch sein kostbarster Besitz sind, weil sich aus Arbeitsmethoden allmählich charakteristische Wesenszüge und festumrissene Gewohnheiten entwickelt haben. Eben diese neuen Arbeitsmethoden und die neuen Kräfte und Ziele muss der Jünger der gegenwärtigen Zeitepoche [110] meistern lernen. Er muss sich auf die Erfahrungen der Vergangenheit stützen und sein neues Wahrheitsgebäude auf den Grundlagen und festgelegten Richtlinien aufbauen, die nunmehr Gültigkeit haben müssen.

Der Aspirant, der es mit seiner Aufgabe ernst nimmt, sollte an diesem Punkt einen Augenblick innehalten und sich fragen und herauszufinden suchen, ob er vorwiegend unter dem Strahlenimpuls des sechsten oder dem Strahleneinfluss des siebten Strahls arbeitet. Ich benutze die Worte «Impuls» und «Einfluss» mit Vorbedacht, weil sie in grossen Zügen die Wirkung der beiden Energien beschreiben. Über eine Tatsache müssen alle Jünger und Aspiranten sich vollkommen im klaren sein, nämlich über die grundlegende und weiter andauernde Wirkung aller jener Kräfte des sechsten Strahles, die sich im Lauf der vergangenen zweitausend Jahre durchgesetzt haben. Mit diesen Kräften muss man rechnen. Erst wenn sie verstanden und unwirksam gemacht worden sind, kann man darangehen, die neueren Methoden zu erforschen und zu beherrschen, um neue Ideen und Ideale auf neue Art und Weise zu verwirklichen und zum Ausdruck zu bringen. Nur so können die neue Zivilisation und Kultur mit weisem Vorbedacht ins Leben gerufen und die Grundlagen für die Entwicklung der menschlichen Familie auf rechter Basis während des kommenden Zeitalters geschaffen werden. Es ist daher wertvoll, die alten und neuen Methoden der Disziplinierung und Schulung, die alten und neuen wesentlichen Eigenschaften und Qualitäten, Arbeitsweisen und Ziele miteinander zu vergleichen.

Wir wollen mit den Arbeitsmethoden des sechsten Strahls und dessen Haupteigenschaften beginnen. Wir sind mit ihnen am besten vertraut und können rasch einen Blick auf sie werfen, um dann sogleich auf die neuen Methoden der Bekundung und Enthüllung der «Alten Weisheit» überzugehen. Wir kommen so zum Verständnis der neuen Arbeitsweisen, die dem Werk der Hierarchie auf der physischen Ebene neue Lebenskraft geben werden. Das hervorragende Wesensmerkmal des Jüngers und des Aspiranten unter dem alten Regime war Devotion. Eine Änderung der Grundeinstellung der Menschheit zur Welt der geistigen Werte [111] musste notgedrungen eintreten. Infolgedessen war das Bemühen der Hierarchie während der letzten zwanzig Jahrhunderte mit Nachdruck darauf gerichtet, die Welt religiöser Werte in den Vordergrund zu stellen. Die Weltreligionen standen seit mehreren Jahrtausenden im Mittelpunkt des Geschehens mit dem klaren und eindeutigen Ziel, dass die Menschheit ihre Seele suche, um sich so auf das Kommen des fünften Naturreichs vorzubereiten. Dieses soll bestimmungsgemäss während des unmittelbar bevorstehenden Wassermann-Zeitalters in Erscheinung treten. Dieses Zeitalter wird in überwiegendem Masse die Ära weltweiter Jüngerschaft sein, die dann später in das Steinbock-Zeitalter universaler Einweihung überleiten wird. Aus diesem Grund haben die grossen Weltreligionen über eine lange Zeitperiode eine autoritäre Machtstellung eingenommen. Ihre besonderen Lehren, die jeweils einer Nation, Rasse oder Zeit angepasst waren, verkörperten in der Gestalt eines bestimmten Lehrers jeweils eine bestimmte Wahrheit. Ein solcher Lehrer zog einzelne geistig eingestellte Menschen aus allen Ländern der Welt zu sich heran, weil er in ihren Augen das höchste Ziel darstellte, dem sie möglicherweise nachstreben konnten. Alle Weltreligionen wurden also durch einen grossen Lehrer gegründet, der in seiner Person eine Idee verkörperte, die das Ideal seines Zeitalters unmittelbar zum Ausdruck brachte. Er personifizierte gewisse göttliche Eigenschaften und Vorstellungen, die der Menschheit als mögliches und unmittelbar erreichbares Ziel vor Augen geführt werden mussten. In diesen Auswirkungen lässt sich, wie bereits erwähnt, der sechste Strahleinfluss ohne weiteres erkennen. Wenn sich jedoch bei einem Einzelmenschen der sechste Strahleinfluss in einer Zeitepoche bemerkbar macht, in welcher der sechste Strahl einzigartig wirksam ist, dann lässt sich der Grund für die Macht der religiösen Idee erkennen, wie sie im theologischen Dogma und in der allumfassenden Autorität der Kirchen zum Ausdruck kommt. Diese Hinlenkung des Menschen zur Welt höherer Werte war und ist das Hauptziel des jetzt zu Ende gehenden Fische-Zeitalters [112] und des sechsten Strahleinflusses, der zusehends abnimmt. Obwohl es nie eine Zeit gegeben hat, in der diese grundsätzliche Einstellung nicht ständig Fortschritte gemacht hätte, so darf man dennoch nicht übersehen, dass der Menschheit im Lauf der letzten zweitausend Jahre ein viel höherer, feinerer und schwierigerer Entwicklungsweg vor Augen geführt wurde. Dies geschah aus folgendem Grund: Das vierte Naturreich wurde unverkennbar in das Kraftfeld des heraufsteigenden fünften Naturreichs hereingezogen. Daraus ergab sich zwangsläufig eine Ablenkung von den drei Welten menschlicher Bestrebungen und Ausdrucksformen und ein Hinstreben zur höheren Welt des Seelenbewusstseins. Es bewirkte ferner eine notwendige Umstellung im instinktiven und intellektuellen Bewusstseinsbereich, welche die Hauptfaktoren bei der Entfaltung göttlichen Bewusstseins sind. Dieses Bewusstwerden kann sowohl instinktiv, intellektuell und daher menschlich, aber auch spirituell sein. Alle drei Arten sind in gleichem Masse göttlich - ein Punkt, der oft vergessen wird.

Das zweite Ziel eines Jüngers vom sechsten Strahl oder eines Menschen, der zwar aus dem Einfluss des sechsten Strahls langsam herauskommt, aber ihm noch unterworfen ist, (weil er vom gegenwärtigen Standpunkt der Evolution aus gesehen den durchschnittlichen Menschentyp darstellt), bestand und besteht in der Entfaltung der sogenannten «Fähigkeit zur Abstraktion.» Unsere Zeitepoche zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die idealistische Natur des Menschen zum Ausdruck gebracht wurde oder dass der Mensch instinktiv auf die höheren Werte der Intuition reagierte. Dies wurde dadurch ermöglicht, dass die Qualität und der Charakter der Menschheit durch ihre Jünger umgewandelt wurde. In der Vergangenheit haben einige hochentwickelte seltene Menschen hie und da die Fähigkeit bekundet, das Bewusstsein von der materiellen oder Formseite des Lebens zu abstrahieren und es auf das Ideal und den gestaltlosen Aspekt der lebendigen Wahrheit zu konzentrieren. Heute werden den Massen und ganzen Nationen zwangsweise bestimmte Formen des Idealismus beigebracht und sie sind imstande, Ideen, die als Ideale dargestellt werden, als solche zu schätzen. So kann [113] man wiederum den Erfolg des Evolutionsprozesses und das Wirken der Hierarchie erkennen, die sich bemüht, das menschliche Bewusstsein zu erweitern.

Infolge der machtvollen Aktivität des sechsten Strahls und seines langewährenden Einflusses besteht die Reaktion des durchschnittlichen Menschen in einer starken Hingabe an sein besonderes Ideal und in dem fanatischen Bemühen, seinen idealistischen Traum - denn im besten Falle ist es ja nichts anderes - seinen Mitmenschen aufzudrängen. Er tut dies in einer solchen Weise, dass leider die ursprüngliche Idee verloren geht, das grundlegende Ideal zerstört wird und der Fanatiker sich weit mehr mit der Anwendungsmethode seines Ideals beschäftigt als mit dem Ideal selbst. So geht die Idee im Ideal und dieses wiederum in der Anwendungsmethode verloren. Der Mensch wird zum Fanatiker eines Ideals, das vielleicht oder vielleicht auch nicht, individuell zum Ausdruck kommen kann. Dies beherrscht seine Gedanken, bestimmt im voraus die Art seiner Betätigung und führt ihn oft zu erbarmungslosen Übertreibungen im Verfolg seiner besonderen und in bestimmte Formeln gekleideten Idee.

Unter der unmittelbaren Auswirkung des sechsten Strahles hat sich das göttliche Prinzip des wünschenden Verlangens gewaltig verlagert: vom Verlangen nach materieller Form hinauf auf die Ebene von Wünschen höherer Art. Obwohl der Materialismus immer noch mächtige Wellen schlägt, gibt es dennoch wenig Menschen, die nicht auf ganz bestimmte idealistische Bestrebungen ansprechen, für die sie im Notfall bereit sind Opfer zu bringen. Das ist eine verhältnismässig neue Erscheinung, die sorgfältig zur Kenntnis genommen werden sollte. Zu allen Zeiten sind grosse Gottessöhne immer bereit gewesen, für eine Idee zu sterben. Heute sind ganze Scharen von Menschen dazu bereit und haben es durch die Tat bewiesen, ob es sich nun um die Idee eines übermenschlichen Staates, Weltreiches oder Volkes handelt, um die Reaktion auf eine wirklich grosse Weltnot oder um ein zähes Festhalten an einer allgemein [114] anerkannten Ideologie. Dies alles bedeutet nicht nur eine ausserordentliche Errungenschaft der Menschheit, sondern auch einen offensichtlichen Erfolg der Hierarchie, der es gelungen ist, das menschliche Interesse auf jene Welt zu lenken, aus der Ideen entspringen - hinauf zu höheren und geistigeren Werten.

Der Instinkt, der diese zu Ende gehende sechste Strahl-Periode gekennzeichnet hat und der unter ihrem Einfluss merklich gefördert wurde, ist der Geschmackssinn - Geschmack in der Ernährung, in menschlichen Beziehungen, in Farbe, Form, Kunst, Architektur und in allen Zweigen menschlichen Wissens. Dieser scharf-unterscheidende Geschmack hat in den letzten zweitausend Jahren eine relativ hohe Entwicklungsstufe erreicht und ist heute für die Massen ein hochgeschätztes, erstrebenswertes Ziel. Dies ist eine gänzlich neue Erscheinung, die bisher das Vorrecht einiger weniger hochentwickelter Einzelmenschen war. Man halte sich dies vor Augen: es bedeutet eine Errungenschaft in der Evolution. Es ist die Aufgabe der Weltjünger, diesen Geschmackssinn in die ihm entsprechende höhere Stufe umzuwandeln - in einen unterscheidenden Sinn für Werte. Deshalb wird in allen Lehrbüchern über Jüngerschaft entscheidendes Gewicht darauf gelegt, Unterscheidungsfähigkeit zu entwickeln. Wunsch-Geschmack-Unterscheidungsfähigkeit - das sind die Werte für die ganze evolutionäre Entwicklung und insbesondere das Ziel für alle Jünger.

Die Wirksamkeit des sechsten Strahles und dessen Ziele sind der Menschheit auf dreierlei Art und Weise auferlegt worden:

1. Die Entwicklung des Instinkts. Dieser Entwicklung folgt das Stadium des verstandesmässig erkannten Wünschens und Begehrens. Hieraus ergibt sich eine ständige Zunahme von Bedürfnissen, Erkenntnissen und sodann von neuen Zielsetzungen

2. Die hieraus folgende Stimulierung des menschlichen Bewusstseins nach Ausweitung, die schliesslich zum Streben nach geistigen Zielen führt.

3. Die weiter erfolgende Widerspiegelung der Wirklichkeit im Denkbewusstsein. Dies wird durch Gruppenarbeit verspürt, verlangt und erstrebt.

Der menschliche [115] Apparat, der Mechanismus, durch den die Seele Kontakt aufnimmt mit den drei Welten, die ihr sonst (unter dem gegenwärtigen Plan) für ihre Erfahrungen und Experimente versiegelt und verschlossen geblieben wären, ist in den letzten zweitausend Jahren erheblich mehr verfeinert und entwickelt worden als in irgend einer früheren Zeitepoche von zehntausend Jahren. Der Grund dafür liegt darin, dass das menschliche Denken bewusst dazu beigetragen hat, Instinkte zu koordinieren und instinktive Reaktion so umzuwandeln, dass sich daraus verstandesmässige Wahrnehmung ergab. Bei den Weltjüngern ging dieser Prozess bis zur nächsten Entwicklungsstufe weiter, die wir als intuitives Wissen bezeichnen. Die Gegenstücke der fünf Sinne und ihre höheren Entsprechungen auf den feineren Ebenen werden in rascher Folge entwickelt, in Funktion gebracht und als solche erkannt. Mit Hilfe dieser inneren Sinne werden sowohl Entdeckungen rein geistiger Art als auch solche auf dem vertrauteren Gebiet psychischer Phänomene ermöglicht. Die drei Phasen:

a. Vom Instinkt zur geistigen Zielsetzung

b. Stimulierung göttlicher Wunschkraft

c. Widerspiegelung der Wirklichkeit

umfassen die Geschichte der Wirksamkeit des sechsten Strahls sowie dessen Beziehung während der letzten Jahrhunderte zu seinem hauptsächlichen Ausdrucksgebiet, der Astralebene.

Wir können nun dazu übergehen, den siebenten Strahl in seiner Beziehung zur gegenwärtigen Weltsituation in genau der gleichen Weise zu betrachten wie den sechsten Strahl. Dadurch wird im Bewusstsein des Lesers eine Vorstellung geweckt werden über die weitere Entwicklung, die eintretenden Geschehnisse und die unmittelbar bevorstehenden Ereignisse, die logischerweise erwartet werden können. Man muss sich vergegenwärtigen, dass man jeden [116] einzelnen Strahl in zweierlei Hinsicht betrachten kann. Erstens kann er vom Gesichtspunkt der Energie aus studiert werden, die immer mit andern Energien und Kräften in Beziehung kommt. Durch ihr Zusammentreffen und oft auch durch ihre Gegensätzlichkeit wird eine Situation geschaffen, die von derjenigen, die vor dem Kontakt bestand, gänzlich verschieden ist. Die Stadien dieses bedeutungsvollen Vorgangs könnten kurz folgendermassen bezeichnet werden: Kontakt, Widerstreit, Anpassung, Gleichgewicht (eine Art von Festgefahrenheit oder statischem Zustand, wie er z.B. während des 19. Jahrhunderts bestand), Aufsaugung und das endgültige Verschwinden der schwächeren, unwirksam gewordenen Energie. Das Endergebnis ist unter allen Umständen unausbleiblich, denn nicht die Strahlen selber stehen miteinander im Widerstreit, sondern die Substanz und die Formen, die in diesem Zeitabschnitt beeinflusst werden. Zweitens kann die Qualität des Strahles betrachtet werden. Dies ist in Wirklichkeit der Ausdruck seiner Seele und der ihm innewohnenden Natur. Wenn der Strahl in Erscheinung tritt, wirkt diese innere Natur auf den bestehenden Zustand ein und bewirkt ganz deutlich dreierlei:

1. Sie ändert in der entsprechenden Zeitepoche das Wesen der Zivilisation und der Kultur der Menschheit. Wenn ein Zusammentreffen der Strahlen-Energien erfolgt, macht sich die Hierarchie eben diese Kraft zunutze. Die Kultur wird zuerst geändert, weil alle grundlegenden Qualitätsveränderungen sich immer von oben nach unten auswirken und weil die Schicht der Intellektuellen als erste auf die eintretenden Veränderungen feinfühlig reagiert. Änderungen in der Form kehren dann automatisch den Vorgang um. Auf diese Weise treten innerhalb des Evolutionsprozesses unvermeidliche Krisen oder Wendepunkte ein. Würden die Wissenschaftler, die sich mit der Theorie und den Vorgängen der Evolution befassen, die Strahlen-Wirksamkeit anerkennen, heranziehen und studieren, dann wäre eine radikale Wandlung ihrer Einstellung und damit eine raschere Annäherung an die Wahrheit die unmittelbare Folge. Dieser Gedankengang liegt auch meiner Lehre über die «Grossen Annäherungen» zugrunde, die [117] zwischen dem vierten und fünften Naturreich erfolgen müssen (und möglicherweise bald erfolgen können). Die Hierarchie ist der dynamische und lebendige Kern des fünften Naturreichs.

2. Sie bewirkt Veränderungen auch in anderen Naturreichen, indem sie bei der seelischen Manifestierung irgend eines Reiches eine andere Qualität (denn sie alle unterscheiden sich in ihrer Seelenqualität) hervorbringt und folglich auch den Form-Aspekt verändert.

3. Sie ändert die Art der Seelen oder Egos, die sich in einer bestimmten Strahlperiode verkörpern wollen. Damit meine ich folgendes: So wie in dem nun zu Ende gehenden Zeitalter die meisten inkarnierten Seelen überwiegend die Qualitäten des sechsten Strahls hatten, genau so können wir erwarten, dass von jetzt ab eine immer grössere Zahl von Egos des siebten Strahls erscheinen werden. Die Förderung der kommenden Zivilisation (des siebten Strahls) der Synthese, Verschmelzung und zunehmenden Seelenäusserung sowie die Entwicklung des neuen Stadiums, in das die weisse Magie der Hierarchie nun eintritt, ist deshalb unausbleiblich. Für dieses Stadium sollten daher zielbewusste Vorbereitung und entsprechende Ausbildung erfolgen.

Mannigfaltig sind die Kräfte des magischen Zeitalters. Einer der Gründe, warum der siebente Strahl jetzt in Erscheinung tritt, ist der, dass infolge der raschen Vervollkommnung und Integrierung der menschlichen Persönlichkeit heute die höhere Integrierung zwischen Seele und Persönlichkeit leichter möglich und erreichbar ist als je zuvor. Folglich müssen die neuen Formen, mit deren Hilfe diese so sehr erwünschte Vollendung erreicht werden kann, Schritt für Schritt wissenschaftlich entwickelt werden. Wie der Leser sich sehr wohl vorstellen kann, wird diese Entwicklung dadurch erreicht werden, dass die durch den Ätherkörper wirkenden Kräfte verstärkt, die sieben Hauptzentren koordiniert und zueinander in rhythmische Beziehung gebracht werden müssen. Der siebte Strahl beherrscht vorwiegend die ätherischen Bereiche der physischen Ebene. Er [118] beherrscht nicht die dichte physische Form, die der Kontrolle des dritten Strahls untersteht. Eben dieser Vital- oder Ätherkörper ist für die hereinströmenden Einflüsse des siebten Strahls empfänglich und wird durch diese weiterentwickelt.

Bei der Betrachtung der Methoden, die zur Erreichung der Ziele des siebten Strahls in Anwendung kommen, möchte ich darauf hinweisen, dass ich gerade bei diesem Teil unserer Besprechung durch den Faktor der Sprache behindert und beeinträchtigt bin. Wir befassen uns hier mit etwas grundsätzlich Neuem, das in seiner wahren Natur noch nicht verstanden werden kann, und mit jenen Entwicklungsmöglichkeiten, die schliesslich mit Hilfe wahrer und wissenschaftlicher Magie zustande kommen werden. Diese neue Magie wird zu den primitiven Versuchen und oft lächerlichen Praktiken der Zauberer, Alchemisten und Taschenspieler der Vergangenheit genau so wenig Beziehung haben wie K-a-t-z-e (Katze) zu einer algebraischen Formel. Ich möchte auch daran erinnern, dass in jener Heimat der alten Magie - gemeinhin Ägypten genannt - das damalige magische Wirken eindeutig auf physische Wirkungen und materielle Ergebnisse gerichtet war. Wir sehen das Ergebnis konzentrierter Tätigkeit des Magiers jener Tage in der Erschaffung jener ehrwürdigen und riesenhaften Gebilde, die schweigend und ruhig dastehen in solch grossartig-unwandelbarer Pracht, dass selbst heute Archäologen und Touristen in ihren Bann gezogen werden. Die von ihnen durch Magie geringeren Grades geschaffenen Formen dienten dem magischen Schutz der physischen Form und Zwecken ähnlicher Art. Später erschien die Alchemie in ihren mannigfachen Abarten, die nach dem Stein der Weisen suchte und die Lehre von den drei grundlegenden mineralischen Elementen verkündete. Esoterisch und von der subjektiven Lebensseite her verspürten sie den Drang, nach dem Bindeglied zwischen den drei niederen physischen Ebenen zu forschen, und das ist seinem Wesen nach von tiefer symbolischer Bedeutung für die Menschheitsentwicklung. Diese Ebenen symbolisieren den integrierten Menschen, - physisch, astral und mental.

Wenn zu [119] diesen Elementen der Stein der Weisen hinzukommt und sein magisches Wirken vollbracht hat, dann haben wir die symbolische Darstellung dafür, dass die vier höheren Bereiche der physischen Ebene, die ätherischen oder Energiebereiche, von der Seele beherrscht werden. Der Stein der Weisen ist das Emblem dieser wünschenswerten Vollendung. Ich sage «Emblem», nicht «Symbol.» Ein Symbol ist ein äusseres und sichtbares Zeichen einer inneren und geistigen Wirklichkeit, die auf der physischen Ebene durch die Kraft des inneren verkörperten Lebens zum Ausdruck gebracht wird. Ein Emblem ist die menschliche Darstellung einer gedanklichen Vorstellung, die von Menschen erschaffen wurde und für ihn die Wahrheit verkörpert, wie er sie sieht und versteht. Ein Symbol ist in seiner Bedeutung und Tragweite immer grösser als ein Emblem.

Die ätherischen Energiebereiche sind auch das Ausdrucksgebiet der Seele, ob es sich nun um die menschliche Seele handelt oder um die Seele als Ausdruck der höheren Triade, des monadischen Lebens. Kann der Leser sich auch nur eine entfernte Vorstellung davon machen, was sich für die Menschheit ergibt, wenn einmal die innere subjektive Wirklichkeit, die sich durch den Ätherkörper auswirkt und ihre Kräfte ungehindert durch die Zentren dieses Körpers strömen lässt, ihre wesentliche Integration mit dem dichten physischen Körper vollzogen hat? Dass sie ihn dann nicht nur kontrolliert, sondern als Ergebnis der höheren, zwischen Seele und Persönlichkeit erzielten Integration auch vollständig unterwirft?

Wir befinden uns also in einer höchst interessanten und entscheidenden Periode der menschlichen und planetarischen Geschichte, - in einer Periode, die keiner früheren gleicht aus dem Grund, weil der Evolutionsprozess entschieden erfolgreich gewesen ist, trotz aller Fehlschläge, Irrtümer und Verzögerungen. Es gab viele Verzögerungen, weil die in Shamballa konzentrierten Energien beschlossen haben, (vom menschlichen Standpunkt aus eine seltsame und schwer verständliche Tatsache) der Materie und der Form die Macht des Willens nicht eher aufzuzwingen als bis die Menschheit selbst in freiwilliger Mitarbeit hierzu bereit ist. Dies ist bisher nicht möglich gewesen, weil der Mensch für diese Aufgabe noch [120] nicht vorbereitet und in bezug auf den Plan noch unwissend war. Der Herr von Shamballa und Seine Helfer mussten warten, bis zum mindesten die schwachen Umrisse des Plans in das Bewusstsein der Menschheit eingedrungen waren. Wir stehen am Anfang dieser Entwicklung, die sich nunmehr in beschleunigtem Masse vollzieht. Tagtäglich kommen immer mehr denkende Männer und Frauen direkt oder durch Einwirkung von Mittlern mit den Ideen in Berührung, die von der Hierarchie ausgehen. Wir können daher erwarten, dass die allmählich und mit Vorsicht angewandte Willensenergie des höchsten Zentrums (Shamballa) auf unserem Planeten langsam, aber stetig, in Erscheinung treten wird. Dieses Zentrum entspricht dem monadischen Zentrum, das seine Kraft im Bewusstsein jenes Jüngers fühlbar macht, der für die dritte Einweihung bereit ist. Unmittelbar nachdem die zweite Einweihung erfolgt ist, kann die überwachende Hierarchie feststellen, dass die Seele immer mehr zur Monade hinstrebt und dass die Anziehungskraft dieses höchsten Aspektes auf den Eingeweihten ständig zunimmt. Heute haben so viele Mitglieder der menschlichen Familie in oder ausser Inkarnation die ersten beiden Einweihungen erlangt, dass Shamballa seine Aufmerksamkeit durch Vermittlung der Hierarchie immer mehr der Menschheit zuwendet, während sich gleichzeitig die Gedanken der Menschen auf den grossen Plan, auf die Anwendung des Willens zur Lenkung und Führung sowie auf das Wesen der dynamischen Kräfte richten. Bezeichnend dafür ist z.B. die explosive und dynamische Art des Krieges in diesem Jahrhundert, denn die Willensenergie äussert sich in einem ihrer Aspekte als Tod und Zerstörung: der erste Strahl ist der Strahl des Zerstörers. Die sichtbaren Ereignisse sind also die Auswirkungen der Shamballa-Kraft auf die Naturformen, als direkte Folge des Missbrauchs der einströmenden Energie von seiten der Menschheit. Allgemein und esoterisch gesprochen sind die Kriege in der Vergangenheit durchweg auf die Anziehungskraft von Besitztümern zurückzuführen. Hieraus entsprangen Angriffslust und Habgier als die grundlegenden Motive. die zum Krieg führten. Allmählich trat eine Änderung ein, und [121] Kriege wurden in einem gewissen Grad aus höheren Beweggründen geführt. Die Aneignung von Land und territorialem Besitz war nicht mehr das wahre und ausschliessliche Motiv. Entweder trieb wirtschaftliche Not zum Krieg oder er kam durch den Willen einer Nation oder einer Gruppe von Nationen zum Ausbruch, die entweder irgend eine Ideologie einer anderen Nation aufzwingen oder aber sich selbst freimachen wollten von veraltetem Gedankengut, Regierungsformen oder religiösem Dogma, das der menschlichen Entwicklung hemmend im Wege stand. Dies alles geschieht jetzt bewusst, als Ausdruck der Shamballa- oder Willenskraft, während die Wunschkraft der Vergangenheit nicht mehr die alte bestimmende Rolle spielt.

Der siebente Strahl ist einer der direkten Leitungswege, durch welche die erste Strahlenergie strömen kann und hier liegt ein weiterer Grund für das Hervortreten dieser Energie in der heutigen Zeit. Wenn sich das Leben in neue und verbesserte Formen ergiesst, dann müssen die alten überlieferten Arten der Lebensgestaltung, Kultur und Zivilisation zerstört oder geändert werden. Alles dies ist das Werk des ersten Strahles des Willens, der sich heutzutage in der Hauptsache durch den siebten Strahl der Organisation und gegenseitigen Beziehungen zum Ausdruck bringt.

Beim Studium des sechsten Strahls betrachteten wir in erster Linie dessen Wirkung auf die Arbeit und Ausbildung, auf das Leben und Streben des Jüngers, die zwangsläufig alle Unternehmungen und Leistungen seines Lebens bestimmend gestalten muss. Sodann befassten wir uns in diesem Zusammenhang mit dem richtunggebenden Wunschprinzip und schliesslich streiften wir die dreierlei Arten, wie der vorherrschende Strahl sich jeweils auswirkt. Wir wollen nun in derselben Weise vorgehen, um so eine gewisse Klarheit über die Beziehungen zwischen dem sechsten und siebenten Strahl sowie darüber zu erlangen, auf welche Weise die Wirksamkeit des sechsten Strahls die Menschheit für die ihr unmittelbar bevorstehenden Ereignisse vorbereitet hat.

Es wird dem Jünger des sechsten Strahls nicht leicht fallen, für [122] meine nun folgenden Ausführungen das nötige Verständnis aufzubringen, weil ihm die Methoden noch fremd sind, die von Jenen angewandt werden, welche die neuen Energien beherrschen und lenken. Naturgemäss wurzeln seine eigenen Methoden in der Vergangenheit und dies wiederum ist die Erklärung für das Entstehen buchstabengläubiger Denkrichtungen, die auf jedem Gebiet - Religion, Politik und sogar Wissenschaft - zu finden sind. Wenn nun der Jünger des sechsten Strahls die neu einströmenden Energien zu gebrauchen versucht, wirken sie sich für ihn auf der Astralebene aus. Das Ergebnis ist astrale Magie, verstärkte Verblendung und ausgesprochene Irreführung. Diese Tatsache erklärt das derzeitige Auftreten von Lehrern, die behaupten, Magie zu lehren, bestimmte magische Erscheinungen hervorzubringen, mit Strahlen verschiedener Farben zu arbeiten, Worte magischer Kraft zu gebrauchen, höhere Aufträge zu verkünden und Empfänger von bisher nicht offenbarten Wünschen und Geheimnissen der Meister der Weisheit zu sein. Alles dies ist eine Art astraler Täuschung und ein Erhaschen von Vorgängen auf der Astralebene, die sich später auf der Erde abspielen werden. Aber die Zeit ist noch nicht reif und die Stunde für solche Arbeitsmethoden noch nicht gekommen. Es fehlt diesen aufrichtigen, aber noch im Irrtum befangenen Menschen der Sinn und das Verständnis für die richtige Zeit, in der die Einzelheiten des Plans in der Zukunft zur Durchführung gelangen werden. Noch ist ihr ganzes Augenmerk auf die Astralebene gerichtet; infolge ihrer mangelnden mentalen Reife legen sie für sich und andere das, was sie dort psychisch wahrnehmen, in irriger Weise aus. Sie haben viel zu wenig Wissen und trotzdem glauben sie, dass sie viel wissen. Sie sprechen mit Autorität, aber es ist die Autorität unentwickelten Denkens. Allzu oft wird heute alten magischen Vorstellungsbildern wieder Ausdruck verliehen, und längst überlebte Methoden einer fernen Vergangenheit werden ausgegraben. Alles dies ist die Ursache für mancherlei Irreführung der Massen und diese erliegen infolgedessen der Täuschung.

Weisse Magie - das muss man sich klar vor Augen halten - [123] befasst sich mit der Entfaltung der Seele in der Form und damit, dass die Seele hierdurch die Erfahrungen gewinnt, die sie für ihre Entwicklung benötigt. Weisse Magie befasst sich nicht mit einer direkten Einwirkung auf die Form, sondern mit dem indirekten Einfluss der Seele, die in jeder Form, in jedem Naturreich in der Weise wirkt, dass sie die Form unter ihre Kontrolle bringt und dadurch die notwendigen Änderungen in der Entfaltung des Kontaktmechanismus bewirkt. Wenn die geeignete und richtige Strahl-Stimulierung für das Zentrum angewandt wird, das wir die Seele in jeder Form nennen - nicht aber für die Form selbst - dann weiss der Weiss-Magier, dass die so stimulierte Seele von selbst das Werk der Zerstörung, der Anziehung, des Wiederaufbaus und einer darauffolgenden erneuten Lebensmanifestation vollbringen wird. Das gilt sowohl für die einzelne menschliche Seele wie für die Seele einer Nation und die der Menschheit selbst. Der Leser möge dies stets im Auge behalten, denn ich habe hier eine grundlegende und wesentliche Richtschnur gegeben, die für alle Zeiten für Weisse Magie massgebend ist.

Eben deswegen sagt man vom siebten Strahl, dass er das Mineralreich beherrscht und dass durch dieses Naturreich jene bedeutsame und charakteristische Seelenqualität in Erscheinung tritt, die wir Ausstrahlung nennen. Dieses Wort beschreibt ausgezeichnet das Ergebnis der Seelen-Stimulierung auf und innerhalb jeder Form. Das Leben der Seele strahlt schliesslich über die Form hinaus und diese Ausstrahlung bringt ganz bestimmte und im voraus bestimmbare Wirkungen hervor. Der sechste Strahl hat bekanntlich eine sehr enge Beziehung zum Tierreich und seine Wirkung besteht darin, in den höheren Formen des tierischen Lebens die Eigenschaft zu entwickeln, beim Menschen heimisch zu werden und sich ihm anzupassen. Die Strahlen, die das Tierreich beherrschen, sind der siebente, dritte und sechste. Aus diesem Grund ist es ohne weiteres verständlich, dass die Beziehung zwischen höheren Tieren und den Menschen eine Strahlenbeziehung und daher nach dem Evolutionsgesetz nützlich ist; die Auswirkungen dieser Beziehung sind unausbleiblich. Die Strahlen, die das Pflanzenreich beherrschen, sind der sechste, zweite und vierte und auch hier besteht wieder eine ineinandergreifende [124] Beziehung mit Hilfe des sechsten Strahls. Die Menschheit wird vom vierten, fünften und noch einmal vom vierten Strahl beherrscht und dies zeigt wiederum eine Beziehung an. Eines Tages werden diese Beziehungen und untereinander verbundene Kraftlinien besser verstanden, wissenschaftlich erforscht und die Linien verwandter Energien einer eingehenden Untersuchung unterzogen werden. Dieses Netzwerk leitender Energien wird das Interesse einiger führender Wissenschaftler erregen und zu einer Reihe von neuen Erkenntnissen führen. Zur Zeit ist jedoch dieser Hinweis von geringem Nutzen und wird es auch so lange bleiben, bis Menschen auf die Schwingung der verschiedenen Strahlen feinfühlig reagieren und in ihrem Bewusstsein einen Strahlenrhythmus vom andern aussondern können. Die Entwicklung dieser Sensitivität wird viele bedeutende und umwälzende Entdeckungen in rascher Folge mit sich bringen.

Eine der zwangsläufigen Wirkungen der siebten Strahlenergie wird darin bestehen, die vier Naturreiche miteinander in Beziehung zu bringen und zu einer Einheit zusammenzuschweissen. Dies muss geschehen als Vorbereitung für die seit langem vorgesehene Aufgabe der Menschheit, geistige Energie an die drei untermenschlichen Naturreiche zu vermitteln. Darin besteht in der Hauptsache der Dienst, den das vierte Naturreich durch seine inkarnierten Menschenseelen übernommen hat. Die Ausstrahlung vom vierten Naturreich wird eines Tages so kraftvoll und weitreichend sein, dass deren Wirkungen die tiefsten Tiefen der erschaffenen phänomenalen Welt sogar bis ins Mineralreich durchdringen werden. Dann werden wir die Ergebnisse sehen, auf die der grosse Eingeweihte Paulus Bezug nimmt, wenn er davon spricht, dass die ganze Schöpfung auf die Manifestation der Gottessöhne wartet. Diese Manifestation ist die Offenbarung strahlender Herrlichkeit, Macht und Liebe.

Nebenbei möchte ich hier noch bemerken, dass der siebte Strahleinfluss drei ganz bestimmte Wirkungen auf das vierte und dritte Naturreich haben wird. Es sind die folgenden:

1. Alle tierischen Körper [125] werden ständig verfeinert und, soweit es sich um den menschlichen Körper handelt, bewusst verfeinert. Auf diese Weise werden sie in ein höheres und besonderes Entwicklungsstadium übergeleitet - ein Vorgang, der heute rasche Fortschritte macht. Richtige Ernährung und Leibesübungen, frische Luft und Sonne tun das ihrige für die Entwicklung der Menschheit. In den nächsten zwei Generationen werden sensitive Menschen mit schöngebauten Körpern in Erscheinung treten und die Seele wird weit bessere Ausdrucksmittel für ihre Betätigung zur Verfügung haben.

2. Die Beziehung zwischen Menschen- und Tierreich wird in zunehmendem Masse enger werden. Die Dienste, welche die Tiere dem Menschen unaufhörlich leisten, werden durchaus anerkannt, aber der Dienst des Menschen an den Tieren wird noch nicht begriffen, obwohl schon Schritte in der rechten Richtung unternommen wurden. Es muss letzten Endes zu enger Verbundenheit und mitfühlender Zusammenarbeit zwischen beiden Naturreichen kommen. Sobald dies geschieht, werden sich unter dem Einfluss menschlicher Inspiration einige ausserordentliche Fälle von tierischer Medialität ereignen. Dadurch wird im Tier der Intelligenzfaktor, der sich im unentwickelten Zustand als Instinkt betätigt, aussergewöhnlich rasch entwickelt werden. Dies ist eines der bemerkenswertesten Ergebnisse der beabsichtigten Mensch-Tier-Beziehung.

3. Als Folge dieser beschleunigten Evolution werden gewisse Arten tierischer Körper bald ausgemerzt werden. Menschliche Körper sehr niedrigen Grades werden verschwinden, so dass eine allgemeine Erhöhung des menschlichen Niveaus erfolgen wird. Es werden viele Tierarten aussterben, wie es heute bereits der Fall ist und deshalb setzt man sich immer stärker für die Erhaltung der Tiere und für die Errichtung von Tierschutzgebieten ein.

Bei dieser vergleichenden, wenn auch unzulänglichen Betrachtung der alten und neuen Arten von Jüngerschaft taucht u.a. auch [126] folgendes Problem auf, dem sich die Hierarchie gegenübersieht: Wie können die notwendigen Änderungen in den Entwicklungsmethoden bewerkstelligt werden, die der Typus des siebten Strahls erfordert und wie können diese Änderungen beeinflusst werden, damit dieser Umstellungsprozess und die Wechselbeziehung zwischen Hierarchie und Weltaspiranten glatt und reibungslos erfolgen kann? In diese Umstellung müssen die beiden Gruppen (von denen eine gross und die andere zur Zeit noch klein ist) der Jünger des sechsten und siebenten Strahles einbezogen werden. Die Hierarchie kann sich dabei natürlich nicht mit jenen Menschen befassen, welche die Befreiung noch nicht erlangt haben und daher die Probleme und das Leben nicht mit den Augen jener sehen können, die von den Kräften der drei Welten nicht mehr festgehalten werden. Es wäre jedoch von praktischem Nutzen, wenn Jünger sich gelegentlich in Gedanken mit der Beziehung beschäftigen würden, die innerhalb der Gruppe der Meister besteht, anstatt vorwiegend an ihre eigenen Schwierigkeiten und Sonderprobleme zu denken.

Eines der hauptsächlichsten Kennzeichen des Jüngers des siebten Strahles ist seine hervorragende Begabung, im praktischen Leben seinen Mann zu stehen. Er arbeitet auf der physischen Ebene zielbewusst und beharrlich, um die Voraussetzungen zu verwirklichen, die für die Formen zukünftiger Kultur und Zivilisation bestimmend sein werden. Gegen Ende des siebten Strahlenzyklus wird er ebenso angestrengt für die Fortdauer der von ihm geschaffenen Formen arbeiten. Um jene Formen zu schaffen, die seinen Anforderungen entsprechen, setzt er zielbewusst seine Kraft ein und bei der Durchführung dieser Aufgabe geht er genauer und systematischer vor als die Jünger auf anderen Strahlen. Der Vertreter des sechsten Strahles ist in seiner Arbeit und seinen Gedankengängen weitmehr abstrakt und mystisch. Sehr selten hat er wirkliches Verständnis für die rechte Beziehung zwischen Form und Energie Er denkt fast ausschliesslich in Begriffen von Qualität und schenkt der materiellen Seite des Lebens ebensowenig Beachtung wie der wahren Bedeutung der Substanz, die doch die Quelle der sichtbaren Erscheinungen ist. Er neigt dazu, die Materie ihrer Natur nach als Übel und die Form als Beschränkung anzusehen, während einzig und allein das Seelenbewusstsein für ihn von ausschlaggebender Bedeutung ist. Dieses Unvermögen, intelligent und zugleich liebevoll mit [127] der Substanz zu arbeiten und diese mit der dichten äusseren Form in rechte Beziehung zu bringen, trägt die Schuld daran, dass die Welt in den letzten zweitausend Jahren so unheilvoll geleitet und die Bevölkerung dieses Planeten in ihre jetzige schwierige Situation hineingesteuert wurde. Die unintelligente, in der äusseren Welt geleistete Arbeit all derer, die von der sechsten Strahlkraft beeinflusst wurden, hat zu einer Welt geführt, die an Spaltungen leidet und zwar in genau demselben Sinn, wie ein Einzelmensch an einer «Spaltung der Persönlichkeit» leiden kann. Ein schlagender Beweis dafür sind die Trennungslinien zwischen Wissenschaft und Religion, die klar, eindeutig und nachdrücklich gezogen wurden. Die Spaltung, von der ich spreche, ist in der Vergangenheit ausschliesslich von Vertretern der Kirchen herbeigeführt worden. Die Grenzen wurden gezogen von unpraktischen visionären Mystikern und von fanatischen Anhängern irgendeiner Idee, die jedoch unfähig waren, die grossen Zusammenhänge und die universale Natur der von ihnen erkannten Ideen zu erschauen. Ich mache hier eine verallgemeinernde Aussage. Es hat viele aus ganzer Seele hingebungsvolle Gottessöhne gegeben, die sich nie dieser törichten Sünde des Separatismus schuldig gemacht haben. Wenn wir dies anerkennen, müssen wir uns gleichzeitig vor Augen halten, dass die orthodoxe Religion in ihren Gedanken und Lehren die beiden grossen Grundideen Geist und Materie zeitweilig geschieden und dadurch Religion und Wissenschaft voneinander getrennt hat.

Die Aufgabe der Weltdiener des neuen Zeitalters besteht darin, diese beiden scheinbaren Gegensätze zu überbrücken, den Beweis zu erbringen, dass Geist und Materie sich nicht feindlich gegenüberstehen und dass es im ganzen Universum nur spirituelle Substanz gibt, welche die äusseren sichtbaren Formen hervorbringt und auf sie einwirkt.

Wenn man eine Form oder eine Tätigkeit als schlecht oder übel bezeichnet, dann ist es nur deshalb, weil die Energie, die hinter der Form wirkt und zur Tätigkeit antreibt, falsch gelenkt, von Selbstsucht geleitet und unrichtig angewandt wird. Hier erkennen wir [128] wiederum die Bedeutung der beiden grundlegenden Wahrheiten des modernen Okkultismus (es gibt noch andere, die jedoch erst dann gelehrt werden, wenn diese beiden gemeistert und richtig angewandt sind):

1. Dem Gedanken folgt Energie.

2. Das rechte Motiv bewirkt rechtes Handeln und schafft richtige Formen.

Diese beiden Grundwahrheiten sind ihrem Ursprung nach uralt, jedoch bisher nur wenig verstanden worden. Daher muss jeder Jünger zuerst das Wesen, die Beherrschung und Lenkung von Energien lernen. Er erreicht das, indem er sich mit den primären Ursachen beschäftigt, die Wesensart des Ursachenbereichs erforscht und die Fähigkeit entwickelt, von der Wirkung her zu der Ursache vorzudringen, die hierzu den Anstoss gab und sie hervorbrachte. Für den einzelnen Jünger bedeutet dies, dass er - insbesondere in den Anfangsstadien seiner Ausbildung - ständig und unentwegt seine Beweggründe so lange erforschen muss, bis er sie durch und durch kennt und seine Gedanken so lenken kann, dass diese Motive unter allen Umständen selbsttätig und dynamisch mit absoluter Zuverlässigkeit unter Führung der Seele wirken.

In den meisten Fällen bringt der Jünger des sechsten Strahls seine Arbeit auf die Astralebene hinab, denn dort liegt der Brennpunkt seiner Lebensinteressen und Gedankenwelt. Automatisch und zwangsläufig reagiert seine physische Natur auf den von der Astralebene ausgehenden Impuls, der von der Mentalebene verstärkt und - zeitweise - von der Seele gelenkt wird. Aber die dynamische Kraft dieses Wunschbildes und seine zähe Entschlossenheit, die Früchte seiner Arbeit zu sehen, hat in der Vergangenheit zu mancherlei Schwierigkeiten geführt. Der ursprüngliche Impuls wurde lahmgelegt und konnte nicht zum Ausdruck gebracht werden - ein Vorgang, der sich auf der Astralebene abspielt. Durch das zyklische Hervortreten anderer Strahlkräfte wurde ein Ausgleich geschaffen, der in einem gewissen Grad dazu beitrug, dass die Lage sich nicht noch weiter verschlimmerte. Der Jünger des siebten Strahls wird die Energie, die er handhabt und lenkt, direkt auf die physische Ebene herabbringen und auf diese Weise eine Integration herbeiführen. Die Dualität, die sie kennzeichnet, wird aus einem Energiezentrum auf [129] der Mentalebene und einem auf der physischen Ebene bestehen. Die Dualität des Jüngers des sechsten Strahls beruht auf der Wirksamkeit der Gegensatzpaare auf der Astralebene.

Es ist daher klar, dass die nächste Aufgabe des Magiers, der die beiden Energiezentren (mental und physisch) zur Wirksamkeit gebracht hat, darin bestehen wird, eine Synthese der verfügbaren Energien auf der physischen Ebene herbeizuführen. Er muss sie sichtbar zum Ausdruck bringen und das in sie hineinlegen, was mit Beharrlichkeit und dynamischer Kraft geschaffen wurde. Die auf diese Weise zur Anwendung kommende Energie wird in den meisten Fällen von dreierlei Art sein:

1. Die Energie des Denkvermögens. Diese wird die vorherrschende lenkende Energie sein, die während der Zeit der angenommenen Jüngerschaft und bis zur zweiten Initiation benützt wird.

2. Die Energie der Seele. Diese Energie wird von der zweiten bis zur dritten Initiation gehandhabt, benutzt und schöpferisch angewandt.

3. Die Energie der Seele und des Denkvermögens, einander angepasst und zu einer Einheit verbunden. Diese vereinte Energie ist von einer ausserordentlich starken dynamischen Kraft. Nach der vierten Einweihung wird diese noch durch die von der Monade kommende Energie verstärkt werden.

Man muss sich dabei folgenden Unterschied klar vor Augen halten: Obwohl alles Energie ist, so wird dennoch in der korrekten esoterischen Lehre die höhere antreibende Aktivität Energie genannt; und alles das, was durch Vermittlung dieser Energie bestimmend beeinflusst und zur Tätigkeit getrieben wird, heisst Kraft. Diese Begriffe sind demnach relativ und übertragbar. Für die Mehrzahl der Menschen ist z.B. der astrale Impuls die höchste Energie, zu der sie normalerweise hinstreben. Die astrale Energie wirkt sodann auf die ätherischen und physischen Kräfte. Höhere Energien mögen zeitweilig vorherrschen, aber im allgemeinen ist der Lebensantrieb oder -impuls astraler Art und dieser kann je nach dem erstrebten Ziel entweder Wunschdrang oder Aspiration [130] genannt werden. Die letztere mag einfach mentaler Ehrgeiz oder Streben nach Macht sein und deshalb sollte der Begriff «Aspiration» nicht nur auf sogenannte religiöse Impulse, mystische Sehnsucht und auf das Verlangen nach Befreiung beschränkt sein.

Der Jünger des siebten Strahls arbeitet bewusst mit Hilfe gewisser Gesetze, welche die Form und deren Beziehung zu Geist und Leben beherrschen. In «Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer» gab ich die drei hauptsächlichsten Gesetze des Sonnensystems und die sieben untergeordneten Gesetze bekannt, durch welche sich diese drei auswirken. Ich gab auch Hinweise auf die Gesetze, die für Gruppenarbeit bestimmend sind. Man darf nicht vergessen, dass Jünger auf verschiedenen Strahlen diese Gesetze je nach der Qualität ihrer Strahlimpulse handhaben. Es ist nicht leicht, diese Zusammenhänge durch das Medium der Sprache präzise auszudrücken. Die Jünger werden diese Gesetze vom Standpunkt ihrer jeweiligen Lebensverpflichtung (oder Dharma) auslegen und die gewünschten Ergebnisse mit Hilfe der verschiedenen Strahlmethoden erzielen. Dabei werden sie sich jedoch stets den unausbleiblichen Auswirkungen anpassen, die durch jene Energien ausgelöst werden, deren sie sich - entsprechend ihrer Wesensart im Wechselspiel der Kräfte bedienen. Der Jünger des sechsten Strahls, der mit den Naturgesetzen und den Gesetzen der Seele arbeitet, wird seine Ergebnisse genau vorausbestimmen und seine schöpferischen Formen auf der Astralebene hervorbringen. Folglich muss er öfters lernen, mehrere Leben lang als Persönlichkeit des siebten Strahls zu arbeiten (entweder vor oder nach Erreichung der Jüngerschaft), bevor er imstande sein wird, seinen Traum und seine Vision auf der physischen Ebene zu verwirklichen. Der Jünger des siebten Strahls hat kein solches Problem. Er weiss um das Ritual, die alten Gesetze und Regeln, nach denen die Anziehungs- und Ausdruckskraft der anzuwendenden Energien sinnvoll koordiniert und in Beziehung gebracht wird. Er kennt die Bedeutung der «Worte der Macht», die er durch eigene Experimente entdeckt hat. Ton und Laut als dynamische Kraft sind das Werkzeug des Jüngers der Zukunft, mit dessen Hilfe er die neue Welt mit ihrer Kultur und Zivilisation schöpferisch gestalten wird. Ein [131] seltsames Anzeichen für die magische Wirkung des siebten Strahls auf das Massenbewusstsein ist die zunehmende Anwendung von zugkräftigen Werbeschlagworten, die bewusst dazu benützt werden, um Menschen zu bestimmten Formen von Massenaktion mitzureissen. Dies ist ein erster Versuch, Machtworte als Werkzeug einzusetzen. Wenn der Mensch einmal Tonqualitäten, ihre Verbindung mit Zahlen und die ihnen innewohnende dynamische Kraft erforscht hat, dann wird er allmählich gewaltige magische Leistungen und Schöpfungen vollbringen können, die zu Gruppentätigkeit und ganz bestimmten Ausdrucksformen auf der äusseren Ebene führen werden. Wissenschaftliche Formeln erklären doch die kompliziertesten, schwer verständlichen Entdeckungen mit wenigen Zeichen und Symbolen. Der nächste Schritt besteht darin, diese Zeichen und Symbole in ein Wort oder in Worte zu kleiden, um ihnen auf diese Weise das zu verleihen, was esoterisch «Die Macht der Verkörperung» genannt wird. Wenn ich es so ausdrücken darf: Der uralte Satz, dass «Gott sprach und so die Welt erschuf», bedeutet ganz einfach, dass Gottes Formel für die Schöpfung auf ein einziges grosses Wort reduziert wurde, das ER als Laut ertönen liess. Daraufhin stellten sich zwangsläufig die Wirkungen und Ergebnisse ein. Etwas von diesem Vorgang wird sich in winzigem menschlichem Massstab im kommenden Zeitalter abspielen. Derzeit mag das, was ich hier sage, dem durchschnittlichen Leser noch als weit hergeholt und phantastisch erscheinen.

Es dürfte daher klar sein, dass Jünger des siebten Strahles über eine grosse Macht verfügen und aus eben diesem Grund wird in allen Lehren, die ihnen übermittelt werden, die Reinheit des Motivs nachdrücklich betont. In der Vergangenheit wurden dem Jünger des sechsten Strahls besonders die Reinheit des Körpers eingeschärft. Es war unvermeidlich, dass sie diese Idee bis zur Grenze des Fanatismus verfolgten, mit all den Auswüchsen von Ehelosigkeit, Askese und solch hart-einschneidenden Regeln für das physische Leben, dass oft das Natürliche als sündhaft dargestellt wurde. Dies war eine notwendige Stufe in ihrer Entwicklung, denn es war unumgänglich notwendig, dass die äussere Welt ein grösserer Faktor in ihrem Bewusstsein werden sollte. Die Gedankenwelt dieser Jünger musste von der Linie des geringsten Widerstandes, dem Bereich [132] abstrakter Begriffe, abgelenkt und auf das physische Leben konzentriert werden, denn hier, wie immer, gilt das Gesetz: Dem Gedanken folgt Energie. So konnte ihre Einstellung zum Leben praktischer werden und die notwendige Integration erfolgen. Die Jünger des neuen Zeitalters werden das Hauptgewicht auf das mentale Prinzip legen, weil es Denken und Sprache bestimmend beeinflusst. Alles magische Wirken beruht auf der Energie des Denkens und des gesprochenen Wortes - den Ausdrucksmöglichkeiten der beiden vorher erwähnten magischen Zentren; die Reinheit der Gedanken und der Motive muss daher als grundsätzliches Erfordernis angesehen werden.

Der Einfluss des siebten Strahles wird in einer ganz bestimmten und unerwarteten Weise die westliche Schule des Okkultismus ins Leben rufen, genauso wie der sechste Strahl-Impuls die östliche Schule des Okkultismus hervorgebracht hat. Die letztere Schule brachte das Licht herab auf die Astralebene, während der neu einströmende Einfluss es bis zur physischen Ebene herunterleitet. Die östliche Lehre beeinflusste das Christentum und war für dessen Entwicklung richtunggebend und bestimmend; es ist ganz klar eine Religion der Überbrückung. Die Rollen werden schliesslich vertauscht werden und das «Licht des Ostens» wird sich dann über Europa und Amerika ergiessen. Dies wird zwangsläufig die notwendige und erwünschte Synthese des mystischen Weges und des okkulten Pfades herstellen. Später wird es zur Formulierung des höheren Weges führen, von dem zu sprechen einstweilen nutzlos wäre, weil das Verständnis hierfür noch fehlt. Keine der grundlegenden und uralten Regeln des Weges wird jemals aufgehoben oder abgeschafft werden. So wie die Menschen entsprechend den Verhältnissen ihrer Zeit auf den alten Strassen zu Fuss zu reisen pflegten, so wie sie heute mit der Eisenbahn oder dem Auto fahren und das gleiche Ziel erreichen, genau so bleiben Weg und Ziel die gleichen: aber es ändern sich die Methoden, und es mögen andere Vorsichts- und Schutzmassnahmen erforderlich werden. Von Zeit zu Zeit können auch die Regeln angepasst werden, um leichter verständliche [133] Hinweise und den notwendigen Schutz zu bieten. Die zukünftige Schulung des Jüngers wird in Einzelheiten von der Vergangenheit abweichen, aber im Prinzip bleiben die alten Grundsätze bestehen.