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8. Christus und das Kommende Neue Zeitalter

8. Christus und das Kommende Neue Zeitalter

Zum Schluss [147] unserer Betrachtung der heutigen Welt und der sie beherrschenden Strahlen, die durch die Nationen wirken und die Völker bestimmend beeinflussen, möchte ich noch einen letzten Punkt besprechen. Er betrifft das Gebiet der Religion und im besonderen die Bedeutung des Weihnachtsfestes. Seit undenklichen Zeiten wurde bekanntlich die Periode, in der die Sonne sich wieder nordwärts bewegt, als eine festliche Zeit angesehen. Seit Jahrtausenden verbindet sich mit dieser festlichen Zeit die Vorstellung, dass der Sonnengott kommen wird, um die Welt zu erretten, um der Erde Licht und Fruchtbarkeit und durch das Werk des Gottessohnes der Menschheit Hoffnung zu bringen. Die Weihnachtszeit wird von denen, die es nicht besser wissen, einzig und allein als das Christusfest betrachtet. Die christlichen Kirchen haben hierauf besonderes Gewicht gelegt und alle kirchlichen Würdenträger haben dies bezeugt. Dies ist wahr und auch nicht wahr. Der Begründer der christlichen Kirche - Gott im Fleisch - benützte diesen Zeitabschnitt, um zu uns im Dunkel des Jahres herabzukommen und eine neue Ära einzuleiten, in der Licht die bestimmende Note sein sollte. Dies ist in verschiedener Hinsicht wahr geworden, sogar vom rein physischen Gesichtspunkt aus, denn heute haben wir eine erhellte Welt. Überall brennen Lichter und die stockdunklen Nächte alter Zeiten verschwinden zusehends. Licht kam auch auf die Erde herab als «Licht des Wissens.» Das Leitmotiv unserer heutigen Zivilisation ist die Erziehung aller Menschen zu dem Endziel, alle Menschen auf einen «erhellten Weg» zu führen. Darauf arbeiten alle Länder gleichermassen hin. Die Beseitigung des Analphabetentums, die Entfaltung einer wahren Kultur und die Ermittlung der Wahrheit auf allen Gebieten des Denkens und Forschens stehen in allen Ländern im Brennpunkt des Interesses.

Wenn also Christus, gleich allen Welterlösern und Sonnengöttern, klar und deutlich verkündete, dass Er das Licht der Welt sei, [148] so leitete er damit ein unerhörtes Zeitalter ein, in dem die Menschheit allenthalben und allumfassend Licht empfing. Dieses Zeitalter begann am Weihnachtstag vor zweitausend Jahren in Palästina. Das war der grösste aller Weihnachtstage und der Einfluss seiner Strahlung war stärker als bei früheren Lichtbringern, weil die Menschheit dem Licht mehr geöffnet war. Christus kam im Zeichen der Fische - dem Zeichen des göttlichen Mittlers im höchsten Sinn oder des Werkzeugs im niederen Sinn des Wortes. Es ist das Zeichen vieler Welterlöser und jener Grossen, die das Göttliche offenbaren und in der Welt grundlegende gegenseitige Beziehungen herstellen. Dieser Satz ist bemerkenswert. Der Haupt-Impuls, von dem sich Christus bei Seiner Mission leiten liess, war der sehnliche Wunsch, rechte menschliche Beziehungen herzustellen. Der gleiche Wunsch besteht auch, bewusst oder unbewusst, bei der Menschheit. Wir wissen, dass eines Tages alle Nationen gleichermassen den glühenden Wunsch haben werden, überall rechte menschliche Beziehungen zu schaffen und dass guter Wille die Erfüllung dieses Wunsches bringen wird; so wird Friede einkehren in allen Ländern und bei allen Völkern.

Zu allen Zeiten galt der Weihnachtstag als eine Zeit neuen Beginnens, besserer menschlicher Kontakte und herzlicherer Beziehungen innerhalb von Familien und menschlichen Gemeinschaften. Aber im selben Masse wie die Kirchen herabsanken auf eine Stufe tiefster materialistischer Darstellung des Christentums, so ist der einfache Weihnachtstag, der das Christusherz erfreut hätte, in eine Orgie des Geldausgebens und Kaufens guter Dinge ausgeartet, und diese Tage werden als «gute Geschäfts-Saison» angesehen. Vergessen wir daher nie: Wenn eine Phase lebenserfüllter Religion völlig materialistisch ausgedeutet wird, wenn eine Zivilisation und Kultur den Sinn für geistige Werte verliert und in der Hauptsache auf materielle Werte anspricht, dann hat sie ihren Zweck erfüllt [149] und muss verschwinden. Das ist für Entwicklung und Fortschritt notwendig und so will es das Leben selbst.

Die Botschaft von der Geburt Christi klingt immer wieder neu, aber noch ist sie nicht verstanden worden. Im Wassermann Zeitalter, dem wir uns jetzt mit raschen Schritten nähern, wird sich das Hauptgewicht von Bethlehem auf Jerusalem verschieben, hinweg von dem Erlöser-Kind hin zu dem auferstandenen Christus. Das Zeitalter der Fische hat zweitausend Jahre lang die Verbreitung des Lichts gesehen. Das Wassermannzeitalter wird das Aufsteigende Licht erleben und Christus ist beider ewiges Symbol.

Die uralte Geschichte der Geburt wird in ihrer allumfassenden Bedeutung als die Geschichte eines jeden Jüngers und Eingeweihten gesehen werden, der die erste Einweihung erhält und zu seiner Zeit und an seinem Platz zu einem Diener und Lichtbringer wird. Im Wassermannzeitalter werden zwei bedeutsame Entwicklungen stattfinden:

1. Die Einweihung der Geburt wird menschliches Denken und Streben überall bestimmend beeinflussen.

2. Die Religion des Auferstandenen Christus und nicht die des neugeborenen oder des gekreuzigten Christus wird zum bestimmenden Grundton werden.

Man macht sich selten eine klare Vorstellung davon, dass Hunderttausende von Menschen in jedem Land diese erste Einweihung, genannt die Geburt in Bethlehem, im Hause des Brotes, bereits erhalten haben oder sich darauf vorbereiten. Die Menschheit als Weltjünger ist jetzt für diesen Schritt bereit. Anzeichen für die Wahrheit dieser Behauptung sind überall zu erkennen: in der veränderten Einstellung der Menschen zur Welt geistiger Dinge, in ihrem Interesse an menschlichem Wohl und menschlicher Wohlfahrt, in ihrer beharrlichen Suche nach Licht und in ihrem sehnsüchtigen Verlangen nach wahrem Frieden, der sich auf rechte menschliche Beziehungen gründet und durch guten Willen verwirklicht wird. Man kann beobachten, dass sich dieses «Denken, wie es in Christus lebt», gegen den Materialismus der Religion auflehnt und dass man in Europa und anderen Ländern bestrebt ist, das Land (Mutter Erde, die wahre Jungfrau Maria) dem Volke zurückzugeben. Man [150] erkennt es in der ständigen Bewegung von Menschen, die in der ganzen Welt ununterbrochen vor sich geht. Menschen wandern von Ort zu Ort, symbolisch vergleichbar mit der Geschichte der Evangelien von Marias Reise mit dem Jesuskind in das Land Ägypten.

Dann folgte, wie uns im Neuen Testament berichtet wird, ein Zyklus von dreissig Jahren. Von diesem Zeitabschnitt wissen wir nur, dass das Kind Jesus zum Mannesalter heranwuchs und dann die zweite Einweihung, die Taufe im Jordan, empfing. Damit begann sein öffentliches Wirken. Heute treten viele Menschen, welche die erste Einweihung empfangen haben, in das lange Schweigen dieser dreissig Jahre ein, in denen auch sie zum Mannesalter heranwachsen und die zweite Einweihung empfangen. Diese zweite Einweihung kennzeichnet die vollkommene Beherrschung der Gefühlsnatur und aller Wesenszüge des Fischezeitalters. Man kann die dreissig Jahre als eine Periode spiritueller Entfaltung in den drei Etappen betrachten, in die das Wassermann- und damit das jetzt hereinbrechende Neue Zeitalter zerfällt. Ich meine damit das, was man astrologisch als die drei Dekanate eines jeden Zeichens benennt. In diesem Zeichen werden die Wasser des Fischezeitalters symbolisch gesprochen - in den Wasserkrug eingefüllt werden, der auf der Schulter des Wassermanns getragen wird, ein Symbol, das für dieses Zeichen charakteristisch ist. Ist doch Aquarius der Wasserträger, der den Menschen das Wasser des Lebens bringt, des reicheren und erfüllteren Lebens.

Im Wassermannzeitalter ist der Auferstandene Christus Selbst der Wasserträger. Dieses Mal wird er nicht das vollkommene Leben eines Gottessohnes vor Augen führen, das einstmals seine Hauptmission war. Er wird als das Oberhaupt der Spirituellen Hierarchie erscheinen, um die Not der dürstenden Nationen dieser Welt zu lindern - dürstend nach Wahrheit, nach rechten menschlichen Beziehungen und nach liebendem Verstehen. Er wird diesmal von allen erkannt werden und in seiner eigenen Person für [151] die Tatsache der Auferstehung Zeugnis ablegen. Damit wird Er die entsprechende Tatsache der Unsterblichkeit der Seele, des geistigen Menschen beweisen. In den letzten zweitausend Jahren hat man den Tod in den Vordergrund gestellt. Der Tod hat allen Lehren der orthodoxen Kirchen seinen Stempel aufgedrückt. Nur ein einziger Tag im Jahr wurde dem Gedanken der Auferstehung gewidmet. Im Wassermannzeitalter wird man das Leben und die Freiheit vom Grab der Materie zum Kernpunkt der Lehre machen. Dies ist der grundlegende Unterschied zwischen der neuen Weltreligion und allen bisherigen Religionen. Das Osterfest und das Pfingstfest werden die zwei bedeutsamsten Tage des religiösen Jahres sein. Pfingsten ist bekanntlich das Sinnbild rechter menschlicher Beziehungen, wenn alle Menschen und Nationen sich gegenseitig verstehen und trotz vielerlei Zungen und Sprachen nur die eine Sprache des Geistes kennen werden. Es ist bedeutsam, dass im letzten Teil der Evangeliumsgeschichte zwei wichtige Episoden berichtet werden, von denen sich eine vor dem scheinbaren Tode Christi und die andere unmittelbar nachher abspielte. Es sind dies:

1. Die Erzählung von der oberen Kammer, wohin der Mann, der den Wasserkrug trug und sinnbildlich den Wassermann darstellt, die Jünger führte. Dort wurde die erste Abendmahlsfeier abgehalten, an der alle teilnahmen und dort wurde jene grosse brüderliche Verbundenheit vorausgesagt, welche die Menschheit im kommenden Zeitalter nach den Prüfungen des Fischezeitalters auszeichnen wird. Eine solche Abendmahlsfeier ist noch nie abgehalten worden, aber das Neue Zeitalter wird sie erleben.

2. Die Erzählung von der oberen Kammer, in der sich die Jünger trafen, zu einer wahren Erkenntnis des Auferstandenen Christus und einem vollkommenen gegenseitigen Verstehen [152] gelangten, trotzdem sie symbolisch in verschiedenen Zungen sprachen. In prophetischer Schau erhaschten sie ein Bild der kommenden Zeit, mit einem kurzen Blick auf das Wunder des zukünftigen Wassermannzeitalters.

Die Vision des Wassermannzeitalters lebt heute in der Gedankenwelt der Menschen, auch wenn sie es noch nicht klar erkennen. Die Zukunft wird rechte Beziehungen, wahre Gemeinschaft, ein Teilhaben an allen Dingen (Wein, Blut, Leben und Brot, wirtschaftlichen Wohlstand) und guten Willen bringen. Auch das gehört zum Zukunftsbild der Menschheit, dass einmal alle Nationen in vollem gegenseitigen Verstehen in Einheit verbunden sein werden; die Verschiedenheit der Sprachen - symbolisch für verschiedene Überlieferungen, Kulturen, Zivilisationen und Meinungen - wird kein Hindernis für rechte menschliche Beziehungen mehr bilden. Und Christus steht im Mittelpunkt eines jeden dieser Zukunftsbilder.

Auf diese Weise werden die angedeuteten Ziele und Bestrebungen der Vereinten Nationen schliesslich Früchte tragen. Eine neue Gotteskirche, erstanden aus allen Religionen und spirituellen Gruppen, wird vereint die grosse Ketzerei der Spaltungen beenden Liebe, Einigkeit und der Auferstandene Christus werden gegenwärtig sein und ER wird uns das Vollkommene Leben zeigen.