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1. Der Einfluss der Strahlen in der heutigen Zeit - Teil 2

Gegenwärtig ist die ganze Welt noch in das Chaos und den [33] Aufruhr verstrickt, den der Zusammenprall des sechsten und siebten Strahles hervorrief. Wenn ein Strahl in den Hintergrund und ein anderer in den Vordergrund tritt und wenn deren Einwirkung auf die Erde und alle Naturreiche einen Punkt erreicht hat, an dem beide Einflüsse gleich stark sind, dann kommt es zu einer entscheidenden Krise. Das ist jetzt der Fall. Unter dem Einfluss der zwei verschiedenen Energiearten wurde die Menschheit aus der Bahn geschleudert, und das ist der Grund für die gewaltigen Schwierigkeiten und Spannungen der gegenwärtigen Weltperiode. Die heutige Krise ist jedoch nicht ausschliesslich durch den Zusammenprall von zwei Energien bedingt, die auf alle Lebensformen mit gleicher Stosskraft einstürmen. Zwei weitere Energien werden in den Konflikt hineingezogen: einmal die Energie der Menschheit selbst - eine Verbindung des vierten und fünften Strahles - und zweitens die Energie des Tierreichs - eine Verbindung des dritten, fünften und sechsten Strahles. Hier stossen also viele widerstreitende Kräfte aufeinander. Die Menschheit, als kollektive Arjuna-Figur gesehen, steht vor einem gewaltigen Kampf, der sich in zyklischer Folge immer wieder abspielt. Aber in der jetzigen Epoche naht die Entscheidung in dem uralten Konflikt zwischen Materie und Geist, die um die Vorherrschaft ringen. Die Kräfte, die derzeit auf den Planeten wirken, sind von grösster Bedeutung. Wenn man bedenkt, dass der sechste Strahl sich durch das Sonnengeflecht betätigt, (das enge Beziehungen zur Astralebene, der sechsten Bewusstseinsstufe hat) und dass der siebte Strahl das Geschlechtszentrum beherrscht, dann versteht man ohne weiteres, warum so viele Gefühle, Wunschgedanken und idealistische Bestrebungen in den Weltkonflikt hineinverwoben sind. Das erklärt auch, warum - ausser den Stürmen in der politischen Arena und auf religiösem Gebiet - die Sexualsphäre mit ihren vielgestaltigen Problemen solch starkes Interesse im menschlichen Bewusstsein erweckt. Eine Lösung dieser Probleme, ein besseres Verstehen der kausalen Zusammenhänge und eine ungeschminkte Darlegung der [34] Sachlage ist unumgänglich notwendig und in absehbarer Zeit zu erwarten.

Vier Probleme harren in den nächsten zweihundert Jahren ihrer Lösung:

1. Das Problem territorialen Besitzes. Innerhalb der Völkerfamilie spielt Gruppenbesitz dieselbe Rolle wie materieller Besitz eines Einzelbürgers.

2. Das Geschlechtsproblem. Hier ist ein besseres Verständnis für das Gesetz der Anziehung vonnöten.

3. Das Todesproblem. Das Wesentliche ist hierbei die Beziehung zwischen innerer und äusserer Welt, zwischen körperhaftem und körperlosem Zustand und zwischen Lebensäusserung und Formgestaltung. Dieses Problem wird von der Psychologie gelöst werden und zwar durch die wissenschaftliche Erkenntnis des wahren Wesens des Individuums (der Seele) einerseits und der «Person» oder Verkörperung in der menschlichen Persönlichkeit andererseits.

4. Das Problem der Juden. Symbolisch gesehen ist dies das Problem der Gesamtmenschheit. Es ist heute zum erstenmal ein ausgesprochen humanitäres Problem, eng verknüpft mit dem vierten Naturreich, dem Sammelbecken der drei göttlichen Aspekte. Seit vielen Jahrhunderten ist der Jude in seiner leidenschaftlich betonten Rolle als Mitglied des «auserwählten Volkes» ein lebendes Symbol der wandernden inkarnierenden Seele, aber das jüdische Volk hat die symbolische Mission, mit der seine Rasse betraut war, niemals bewusst erfasst, während es Ruhm und Ehre als Gottes «auserwähltes Volk» für sich in Anspruch nahm. Das war sein Fehler und als orientalische Rasse bewies es dem Orient gegenüber seine Unfähigkeit, die göttliche Natur der Gesamtmenschheit zu bekunden, denn alle Menschen sind Gottes Kinder und alle sind Auserwählte des Herrn. Den gleichen Fehler machten Calvin und alle seine Gefolgsleute. Die Juden hätten den Menschen des Westens die [35] Erkenntnis bringen sollen, dass jene, die ihre wesenhafte Gottesnatur erkannten, diese Erkenntnis symbolisch für alle Gottessöhne auf dem Weg von Inkarnation und Evolution erlangten. Statt dessen betrachteten sie sich als das «Auserwählte Volk» und alle, die ihre Meinung nicht teilten, als verlorene Schafe. Wenn einmal Juden und engstirnige religiöse Fanatiker einsehen werden, dass sie von andern Menschen nicht verschieden sind und wenn sie diese Einsicht durch rechte Beziehung zu ihren Mitmenschen bekunden, dann wird für uns die Welt ein anderes Gesicht annehmen. Das Weltproblem ist seinem innersten Wesen nach ein religiöses und hinter allen im Streit liegenden modernen Denkbewegungen wirkt ein religiöser Impuls.

Wenn man einmal die Wurzeln des gegenwärtigen Konflikts besser versteht und die tief-inneren anstelle der oberflächlich-äusseren Motive in Betracht zieht, dann wird die Menschheit einen wesentlichen Schritt zur Befreiung aus Knechtschaft und Enge der gegenwärtigen Zivilisation getan haben. Der Einfluss der Kräfte und Energien, die für die gegenwärtige Situation verantwortlich sind, wird schwinden. Bei richtigem Verständnis und rechter Handhabung werden sie in die Bahn gelenkt, die dem erwünschten Aufbau dient. Bei diesem ganzen Geschehen darf man nicht vergessen: Das fundamentale Gesetz «Auf jeden Gedanken folgt Energie» bleibt ehern und unwandelbar bestehen. Eine der Ursachen, welche die gegenwärtigen Spannungen und Belastungen hervorrufen, ist die Tatsache, dass so viele Menschen zu denken beginnen. Das will besagen, dass die alte geistige Einfalt, die sich bis vor fünfhundert Jahren behauptet hat, geschwunden und die heutige Lage ungleich verwickelter geworden ist. In alter Zeit waren es die Herren der Materie - von unwissenden und voreingenommenen Esoterikern auch «schwarze Kräfte» genannt -, die überwiegend die Macht in Händen hatten. Die Kräfte des Geistes und die Gedankenbilder einer Handvoll fortgeschrittener Menschen in den einzelnen Ländern waren damals nicht so stark und tonangebend wie heute, und das [36] machte die damalige Lage verhältnismässig einfach. Es war im Evolutionsplan vorgesehen, dass Materie und Substanz eine Zeitlang vorherrschen und die geistigen Kräfte lernen sollten, «auf die Schulter der Materie zu steigen», wie es in der Alten Weisheit ausgedrückt ist. Doch heute, dank der weltweiten Erziehung der Massen und der vielseitigen Propagandamethoden, die sich über die ganze Welt erstrecken, denken diese Massen für sich selbst. Entweder geschieht dies unabhängig oder unter dem Einfluss von starken Persönlichkeiten, die es überall gibt und die durch ihr Denken den Weltenlauf bestimmen wollen. Daher wird das Problem immer schwieriger, sowohl für die Herren der Materie, als auch für die Mitglieder der Grossen Weissen Loge. Dies ist ein beachtenswerter Gesichtspunkt, dem man nachgehen sollte.

Die Menschheit selbst kommt schnell dem Punkt näher, wo ihr geeinter Wille der bestimmende Faktor im Weltgeschehen sein wird. Der Grund liegt darin, dass die Denkfähigkeit im Lauf des evolutionären Prozesses erfolgreich entwickelt wurde. Gerade auf diesem Gebiete werden viele Experimente unternommen werden (und schon heute gemacht), die naturgemäss auch mancherlei Fehlschläge mit sich bringen. Daher ist das wichtigste Erfordernis der heutigen Zeit, der Menschheit schnellste Aufklärung zu geben über den Plan und das Wesen der Kräfte, welche die Evolution und deren Vollzugsorgane steuern. Die Tatsache, dass es eine Hierarchie gibt, muss klar und deutlich verkündet werden, damit das öffentliche Interesse, die öffentliche Forschung und die allgemeine Anerkennung geweckt und angeregt werden. Im Verlauf dieser Bestrebungen wird man viel über jene Gruppe von Eingeweihten und Adepten hören, die sich ausschliesslich mit der materiellen Seite des Lebens befassen und so eine Art Gegengewicht darstellen. Der Seelenaspekt, der Aspekt der Liebe, bleibt bei ihnen in diesem zweiten Sonnensystem völlig unentwickelt, wohingegen sich das Denkvermögen in stärkstem Masse betätigt. Wenn der Leser noch einmal überdenkt, was ich an früherer Stelle über höhere und niedere Wesensäusserungen der Strahlen mitgeteilt habe, so werden die beiden Arbeitsfelder in ihrer Art und engen Beziehung zueinander klar hervortreten: auf [37] der einen Seite die von Liebe geleitete Hierarchie und auf der andern Seite ihr Gegenpol, die Schwarze Loge, die lediglich durch das Denkprinzip und die Substanz wirkt. Man wird dann erkennen, dass der Spielraum des Unterschieds nur sehr gering ist und einzig und allein in der Absicht und in den zugrunde liegenden konkreten Zielen besteht, die sich diese materialistische Gruppe gesetzt hat. Die Schwarze Loge wirkt in der Hauptsache durch die Formen schaffende Denkkraft, die Meister der Weisheit dagegen durch die Kraft der Liebe, die von innen heraus zusammenschweisst. Dennoch haben diese auf der dunkleren Seite des Lebens Tätigen ihre nützliche Rolle im natürlichen Ablauf des Evolutionsgeschehens. Da sie sich vorwiegend des mentalen Prinzips bedienen, können sie auf den Denkprozess der ungeschulten Massen einen Druck ausüben. Es hat sich gezeigt, wie leicht diese Massen gelenkt und gleichgeschaltet werden können; sie sind nicht fähig, selbständig klar zu denken. Infolgedessen ist ihr Denkapparat wie Wachs unter dem Druck der gewaltigen Kraftströme, die von den beiden Gruppen ausgehen, die auf diesem Planeten zur Fortentwicklung des Bewusstseins wirken: den edlen Helfern der geistigen und den dunklen Kräften der materiellen Sphäre. Da das Bewusstsein der breiten Massen noch im Materiellen verwurzelt ist, stossen die von Materie geleiteten Kräfte auf der Linie des geringsten Widerstandes vor, ein Weg, der den Meistern der Grossen Weissen Loge verschlossen ist. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wird jedoch eine Verschiebung der Kräfte erfolgen, so dass diese Gefahr allmählich abgeschwächt wird. Ich möchte diese Tatsache an Hand der beiden Strahlen beleuchten, mit denen wir uns hier beschäftigen. Diese Strahlen haben - und das ist ein ehernes, unabänderliches Gesetz - die Möglichkeit, sich in höherer oder niederer Form (oder Formen) auszuwirken. Eine höhere Auswirkung des schwindenden sechsten Strahls zeigt sich im Christentum, dessen Geist und Prinzipien sich für uns im Leben des Meisters Jesu verkörperten. Dieser war seinerseits inspiriert und überschattet von seinem grossen Ideal Christus, der in und durch Jesus wirkte. «Idealismus» ist das Leitmotiv dieses Strahles, ein [38] Idealismus, der Form annimmt, zum lebenden Beispiel wird und der Menschheit die Wege weist zur Entfaltung des in ihr selbst schlummernden göttlichen Kerns. Mit Christi Erscheinen wurde das göttliche Ideal zum ersten Mal vor aller Welt und für die Gesamtmenschheit sichtbar gemacht. Andere Gottessöhne, die früher auf Erden weilten, zeigten den Menschen verschiedene göttliche Eigenschaften und Wesensmerkmale. Unter ihnen waren drei, die in dieser Weltperiode eine gewisse Vollkommenheit der sichtbaren Darstellung erreichten, die niemals übertroffen werden kann.

Diese drei sind: Herkules, der vollkommene Jünger, aber noch nicht der vollkommene Gottessohn; Buddha, der vollkommene Eingeweihte, der Erleuchtung erreichte, aber noch nicht alle Attribute der Gottheit zur Vollkommenheit entfaltete; und Christus, der für diesen Evolutionszyklus die Gottnatur zum vollendeten Ausdruck brachte, daher sein Name: Lehrer der Engel und Menschen zugleich. Es ist gewisslich wahr, aber schwer in Worten auszudrücken, dass in ferner Zukunft die Menschheit eine noch höhere Stufe von Vollkommenheit erreichen kann als die, wie sie sich in jedem Einzelnen dieser Künder göttlichen Wesens offenbarte. Denn noch wissen wir nicht, was Göttlichkeit wirklich bedeutet, wenn auch durch diese drei ein Grad von Vollkommenheit erreicht wurde, der für die meisten Menschensöhne noch in nebelhafter Ferne liegt.

Bei allen dreien waren der sechste und zweite Strahl die entscheidend bestimmenden Einflüsse, während der erste Strahl seine höchstmögliche Wirkungskraft erreichte. Idealismus, Liebe-Weisheit und ein unbezwinglicher Wille erstrahlten in ihrer ganzen göttlichen Herrlichkeit. Es dürfte gewiss von Interesse sein, wenn ich die Strahlenformel bekannt gebe, die für diese Gottessöhne bestimmend war:

Herkules, der Sonnengott, hatte eine Seele des ersten Strahls, eine Persönlichkeit des zweiten Strahls und einen Astralkörper des sechsten Strahls. Diese Kraft- und Energie-Verteilung war hinreichend stark, um ihn durch alle Prüfungen und Aufgaben des Jüngers sicher hindurchzubringen.

Buddha hatte eine zweite-Strahl-Seele, eine erste-Strahl-Persönlichkeit und ein Denkvermögen des sechsten Strahls - eine sehr seltene Kombination.

Christus hatte eine Seele des zweiten Strahls, eine Persönlichkeit des sechsten Strahls - dies erklärt seine enge Verbundenheit mit dem Meister Jesus - und ein Denkvermögen des ersten Strahls. Diese drei verkörperten [39] die Quintessenz des Lebens im Geiste. Alle drei prägten die Geschichte und die Herzen der Menschen, hauptsächlich durch die Ausdruckskraft des sechsten Strahles. Sie alle waren Träger eines neuen geistigen Impulses, den die jeweilige Zeit benötigte. Sie brachten durch die Stärke ihrer lebendigen Liebeskraft für viele Jahrhunderte die Vision und Aspiration der Menschheit wieder näher zu jenen wesentlichen Grundsätzen des Geistes, die für jedes Menschenleben richtunggebend sein müssen. Alle drei gehören zu dem Kreis der grossen geistigen Führer, die Gottes Pläne, auf der Liebe Gottes aufgebaut, zur irdischen Vollendung bringen. Buddha und Christus sind immer noch mit der Hierarchie verbunden und arbeiten mit ihr aufs engste zusammen. Herkules ist in das Shamballa-Zentrum hinübergegangen, arbeitet aber immer noch in enger Verbindung mit Buddha, der zum Kreis derer zählt, die als Mittler zwischen Shamballa und der Hierarchie wirken.

Religion in ihrer reinsten Form, unverfälscht und ganz auf Geist begründet, ist die höhere Wesensäusserung des sechsten Strahls, der stets unter dem kraftvollen Einfluss des zweiten Strahls wirkt. Für uns war das Christentum in seinen ersten Anfängen das grosse und inspirierende hohe Symbol.

Im gleichen Zusammenhang kann man unter den niederen Aspekten des sechsten Strahls alle Formen dogmatischer, autoritärer Religion finden, wie sie durch organisierte Religionsverbände und orthodoxe Kirchen zum Ausdruck kommen. Alle auf festgelegten Dogmen aufgebauten Theologien sind die niederen Ausdrucksformen höherer geistiger Wahrheiten; sie sind ein Niederschlag der gedanklichen Reaktionen des religiösen Menschen, des Vertrauens in seine eigenen Denkschlüsse und seiner Gewissheit, dass er allen äusseren Anzeichen nach recht hat. Sie verkörpern nicht die geistigen Werte, wie sie in Wahrheit bestehen. Daher kann man die niedere Art des sechsten Strahles mit seinen Kräften der Absonderung, die [40] stets das Kennzeichen des niederen sechsten Strahles sind, nirgends so schrecklich-machtvoll am Werk sehen wie in der Geschichte der Religionen und Kirchen. Hass und heuchlerische Frömmigkeit feiern Orgien, Luxus und verschwenderischer Prunk halten Auge und Ohr in Bann, Unduldsamkeit gegenüber anderen Glaubensformen, innere Meinungsverschiedenheiten, Protestbünde, Cliquen- und Intrigenwirtschaft arbeiten auf Absonderung hin. Weit hat sich die Kirche entfernt von der Einfachheit, die in Christus lebt. Theologen haben den «Geist, der in Christus ist», verloren, sofern sie ihn jemals besassen. Was der Kirche heute am meisten not tut, ist der Verzicht auf alle Theologie und das Aufgeben sämtlicher starr festgelegter Lehren und Dogmen. Sie soll das Licht, das in Christus lebt, auf die Welt richten und so Zeugnis ablegen von Christi ewig lebendiger Wirklichkeit. Sie soll die Schönheit und Liebe widerspiegeln, die von Ihm ausstrahlt, dem Gründer des Christentums, aber nicht des Kirchentums.

Das, was ich hier sage, ist eine Verallgemeinerung. Es gibt auch in der heutigen Kirche Menschen, welche die Wahrheit bekunden und im wahrsten Sinn des Wortes Ebenbilder des lebendigen Christus sind. Sie verweisen Theologie und Autorität auf den Platz, der ihnen gebührt. Sie nehmen die Diskussionen der Theologen lediglich als vielleicht notwendige Gedankenübungen und -anregungen hin, aber sie betrachten sie nicht als das Alpha und Omega, das für des Menschen Seelenheil allein bestimmend ist. Sie sind sich darüber klar, dass dieses Endziel durch den Prozess der Evolution bestimmt wird und dass es nicht so sehr eine Frage letzter Vollendung als ganz einfach eine Frage der Zeit ist. Sie wissen, dass das dem Menschen innewohnende Leben ihn schliesslich ans Ziel bringen wird und dass die Erfahrungen und die bestimmte Art seiner jeweiligen Inkarnation ihn mit aller Gewissheit zu seinem «ersehnten Himmel» führen werden. Seine Erlösung ist nicht von der Annahme irgend eines Dogmas abhängig, das von Menschen formuliert wurde, die ihren Sinn für richtige Massstäbe (und damit ihren Sinn für Humor) aus dem Auge verloren haben und demzufolge wähnen, Gottes Gedankenwelt für ihre Mitmenschen auslegen zu können.

An eines muss [41] man hierbei denken: es gibt göttliche Attribute und Strahleneigenschaften, die bisher noch nicht dem menschlichen Denkvermögen geoffenbart oder selbst nicht in Momenten höchster Inspiration von Menschen ahnend wahrgenommen wurden. Der Grund liegt darin, dass selbst die am weitesten fortgeschrittenen Gottessöhne eine solche Sensitivität noch nicht besitzen. Ihr «Empfangsapparat» ist noch nicht voll entwickelt und demnach unfähig, diese höheren göttlichen Qualitäten zu verspüren. Selbst Christus und andere Mitglieder der Grossen Weissen Loge unterziehen sich einer vorbereitenden Schulung, um diese göttlichen Eigenschaften aufnehmend empfangen zu können und dadurch bewusst in eine noch höhere Stufe der Evolution einzugehen. Aus alledem geht klar hervor, welch gefährliche Rolle im heutigen Weltgeschehen die begrenzten Schlussfolgerungen kleiner Menschengeister spielen können.

Es wird gleichfalls klar, wie eng und nahe die Beziehungen von niederen und höheren Ausdrucksformen eines Strahles sind und wie leicht die höhere an Boden verlieren und die niedere Wurzel fassen kann. Hier muss schliesslich die Evolution selbst eingreifen, um das nötige Gleichgewicht wieder herzustellen.

Weniger leicht ist es, zwischen den höheren und niederen Ausdrucksformen des siebten Strahls der Zeremoniellen Ordnung zu unterscheiden, denn dieser Strahl steht erst im Begriff sich zu manifestieren und einstweilen wissen wir noch nicht, wie seine höheren und niederen Aspekte sich in der Hauptsache auswirken werden. Menschliche Wahrnehmungskraft hat ihre Grenzen und, wie ich schon vorher betonte, selbst die Meister können nicht voraussagen, welche Folgen der Einbruch der Kräfte haben und zu welchem Endergebnis er führen mag, obwohl in vielen Fällen die Vorhersage wahrscheinlicher Ereignisse möglich ist. Wird man verstehen können, wenn ich sage, dass die höhere Ausdrucksform des siebten Strahls Weisse Magie ist? Kann man wirklich erfassen, was mit diesen beiden Worten gemeint ist? Ich möchte es bezweifeln. In praktischer Hinsicht bedeutet Weisse Magie die Fähigkeit eines geschulten Mitarbeiters am Werk der Evolution, das «Innen und Aussen» in aufbauender Synthese zusammenzubringen, so dass ein inneres Gesetz in äussere Erscheinung umgesetzt und die untere, sich manifestierende Struktur das Vorbild des oberen Bauplans klar erkennen [42] lässt. In jedem Weltzyklus besteht die höchste Aufgabe darin, in Übereinstimmung mit der unmittelbaren Absicht und dem Plan und zum Wohl des sich entwickelnden Lebens, folgende Faktoren zusammenzubringen:

1. Geist und Materie.

2. Leben und Form.

3. Ego und Persönlichkeit.

4. Seele und Körper.

5. Die höheren Welten von Atma-Buddhi-Manas und das niedere Spiegelbild von Denken-Fühlen und die physische Natur.

6. Kopf und Herz durch Verfeinerung der Energien des Sakral- und des Sonnengeflechtszentrums.

7. Die ätherisch-astralen Ebenen und die dichte physische Ebene.

8. Die inneren unsichtbaren Daseinsebenen und die äusseren wahrnehmbaren Welten.

Das ist die Aufgabe des Weiss-Magiers. Selbst wenn der Evolutionsprozess komplizierter und verwickelter wird, so wird er dennoch schneller vonstatten gehen, da der Magier ein klarer umrissenes Bild in sich entwickelt. Die Aufgaben des Weissmagiers sind daher folgende: die Verfeinerung der menschlichen Sensitivität und die Steigerung des Wahrnehmungsvermögens, die Verbesserung der Formen, durch die das lebendige Prinzip der Gottheit sich zum Ausdruck bringen kann, die Zerstückelung oder Beseitigung des Schleiers zwischen den Welten, in denen jene leben, wirken und sich regen, die keine physischen Körper haben und den Welten der äusseren Erscheinungsform. Arbeit solcher Art ist stets in Fülle vorhanden, aber in der jetzigen Zeit mehr denn je, weil der siebte Strahl der schwarzen und weissen Magie in Erscheinung tritt. Daher fühlt die Menschheit die Allgegenwart stärker und zusehends verstärkt sich die Erkenntnis, dass Zeit als Phänomen in Beziehung zur Wirklichkeit nicht existiert.

Die Entdeckung [43] und Anwendung des Rundfunks, die vielen Verkehrs- und Verbindungsmittel und ein ständig zunehmender telepathischer Gedankenaustausch haben das ihrige dazu beigetragen. Bildung und Erziehung erfassen immer weitere Kreise. Dadurch erweitert sich des Menschen Horizont und es öffnen sich für Forschung und Entdeckung neue Welten. Es zerbrechen die alten und fortschritthemmenden Formen durch die Aktivierung des ersten Strahls. Bisher bediente sich dieser Strahl stets des siebten Strahls als seines Mittlers, weil die verschiedenen Naturreiche der ungeschwächten Energie des ersten Strahls noch nicht standhalten können. Auch das lebhafte Interesse für das Leben nach dem Tode ist hierauf zurückzuführen, ferner das Auftauchen vieler Gruppen, welche die Frage des Weiterlebens nach dem Tode und die Wahrscheinlichkeit der Unsterblichkeit wissenschaftlich untersuchen. Ebenso ist die moderne spiritualistische Bewegung eine direkte Folge der Auswirkung des siebten Strahls. Spiritualismus war die Religion der Atlantischen Epoche, deren alte Zivilisation lange Zeit, besonders in der ersten Hälfte dieser Epoche, unter der Vorherrschaft des siebten Strahles stand, genau so wie in unserem Zeitalter der arischen Epoche und Rasse der fünfte Strahl die ausschlaggebende Rolle spielt.

Wenn man den Spiritualismus einmal anhand von psychologischen Richtlinien entwickelt und den heute so stark im Vordergrund des Interesses stehenden Erscheinungen keine Bedeutung mehr beimisst, dann wird die wahre Natur des Todes und des Lebens nach dem Tode grundsätzlich geklärt werden. Gerade im Zusammenhang mit dem Phänomen des Spiritualismus kann ich am besten die niedere Ausdrucksform des hereinkommenden siebten Strahleinflusses zur Erklärung heranziehen. Bekanntlich besteht die Aufgabe des siebten Strahles darin, Leben und Form miteinander in Beziehung zu bringen. Wenn jedoch der Nachdruck auf den Formaspekt gelegt wird, dann kommt es zu falschem Handeln. Der Schwarzmagier erscheint auf der Bildfläche und mit ihm die Überbetonung seiner Ziele und Bestrebungen. Genau das geschah bei der spiritualistischen Bewegung. Die Forscher auf diesem Gebiet beschäftigen sich mit [44] der Formseite des Lebens, und ihre Anhänger suchen ihre Wünsche des Gefühlslebens - die wieder mit der Formseite zusammenhängen - zu befriedigen, so dass die wirkliche Bedeutung dieser Bewegung in Gefahr ist, verloren zu gehen.

Spiritualismus, in seinem niedersten und materiellen Aspekt, ist die untere Ausdrucksstufe des siebten Strahl und ist - für die Massen - ohne Zweifel die Linie des geringsten Widerstandes; er hat daher für ihre Fortentwicklung keine grosse spirituelle Bedeutung. Der heutige Massenmensch hat ein atlantisches Bewusstsein und rückt nur langsam in die Richtung arischen Denkens vor. Hier muss eine Änderung eintreten. Die Denktätigkeit muss in beschleunigtem Tempo auf eine höhere Stufe gebracht werden, sonst wird der echte Spiritualismus nicht zum Durchbruch kommen. Durch die heutigen spiritualistischen Bewegungen können Kräfte und Wesenheiten auf die Welt losgelassen werden, die in höchstem Masse unerwünscht sind. Die geistige Trägheit der Mehrheit jener, die sich für Spiritualismus interessieren und die fast durchweg negative Haltung der meisten Medien öffnen Tür und Tor für ganz bestimmte Gefahren. Glücklicherweise besteht innerhalb spiritistischer Zirkel eine Bewegung, die bestrebt ist, diese offensichtliche Gefahr auszumerzen und den bisher auf spiritistische Erscheinungen gerichteten Schwerpunkt auf die Welt wahrer Werte und rechten Verstehens zu lenken. Das Thema ist viel zu umfangreich, als dass ich mich an dieser Stelle eingehend damit befassen könnte. Nur einige wenige Punkte kann ich herausgreifen, denen ich einen praktischen [45] Hinweis beifügen möchte. Wenn die Gesellschaften und Organisationen, die der spiritualistischen Bewegung und den Forschungsgruppen für psychische Phänomene nahestehen, darauf bedacht wären, solche Sensitive - keine Trance-Medien - ausfindig zu machen, die von Natur aus hellhörend und hellsehend sind und wenn sie deren Enthüllungen, Worte, Reaktionen und Arbeitsweise studieren würden, dann kämen mancherlei Entdeckungen über das Wesen der natürlichen und normalen Kräfte des Menschen zum Vorschein. Diese Kräfte und Anlagen blieben inaktiv während der Zeit, in der die Entwicklung des Denkvermögens das unmittelbare Ziel war. (Die beiden grossen Lebensgruppen Hierarchie und Tierreich besitzen ebenfalls diese Kräfte und Anlagen. Diesen Gedanken sollte man festhalten.) Wenn daher diese Gesellschaften ihr Augenmerk auf die intelligenten und denkfähigen, psychischen Einflüssen zugänglichen Menschen richten und alle Trancezustände ausschalten würden, dann käme die Wahrheit in absehbarer Zeit an den Tag. Der Trancezustand ist unerwünscht, weil das Medium von seiner Seele getrennt und durch seine Passivität unweigerlich zum Spielball unkontrollierbarer und materieller Kräfte wird. Die Kräfte des Materialismus wollen jedoch die fortschrittliche Entwicklung nach Möglichkeit verhindern, denn in dem Augenblick, in dem die Menschheit mit positiv-intelligentem Verständnis der Welt auf der andern Seite des Schleiers gegenübersteht, verschwindet die Furcht vor dem Tode. Dann wird der Haupteinfluss dieser Kräfte, der die Menschheit so lange in Bann hielt, für immer verschwinden.

Wer meinen Ausführungen mit Verständnis gefolgt ist, wird zwei Punkte klar vor sich sehen, die etwas mit der anfänglichen und unmittelbaren Tätigkeit dieser beiden Strahlen, des sechsten und siebten, zu tun haben. Erstens: Ganze Menschengruppen werden hierfür immer empfänglicher und werden dadurch unweigerlich in solche Gruppen hineingeführt, die unter dem jeweiligen Einfluss des sechsten und siebten Strahls sich gegenseitig befehden und bekämpfen. Die erhöhte Sensitivität der Menschen bringt es mit sich, dass dieser Widerstreit nun zu einem Weltproblem geworden ist. Wir sehen die Folgen in dem gegenwärtigen Zusammenstoss der Ideen und in gegensätzlichen Ideologien. Wir sehen, wie altvererbte Traditionen und die überlieferten Formen von Zivilisation, Regierung und Religion mit neuauftauchenden Ideen in heftigen Streit geraten. Diese neuen Ideen sollen den Beginn des Neuen Zeitalters einleiten und sie werden schliesslich unser modernes Leben und unsere Wertmassstäbe gänzlich umformen. Sie werden die alten Ideen beiseite setzen und ihnen den gleichen Platz zuweisen, den die vor tausend Jahren herrschenden Ideen in unserem heutigen Bewusstsein einnehmen.

Zweitens: Die Sachlage [46] wird dadurch noch verwickelter, dass sich diese beiden Strahlen (wie es ja stets der Fall ist) in zweifacher Weise bekunden und eine niedere und höhere Erscheinungsform haben. In dieser Beziehung besteht eine Parallele mit der Wesensäusserung des Menschen als Doppelwesen von Persönlichkeit und Seele. Wenn ein Strahl von der Bühne abtritt, so verschwindet schnell seine höhere Erscheinungsform (die sich keimhaft immer zuerst zeigt) und wird vom neueren Idealismus mit einbezogen. Auf diese Weise tragen die besten Elemente zur neuen Darstellung der Wahrheit bei und die neue heraufsteigende Kultur wird sorgfältig in den Wurzeln der alten verankert. Die niederen Formen sind jedoch zäh und wollen hartnäckig an der Herrschaft festhalten. Darin liegt heute für die Hierarchie ein derart schwieriges Problem, dass die Meister die erste Strahl- oder Shamballa-Kraft heranziehen müssen, um die Zerstörung der niederen Formen zu bewirken. Diese Tatsache sollte man sich beim Studium der Weltlage vor Augen halten. Die niederen Ausdrucksformen des siebten Strahls sind noch in keimhafter Entwicklung begriffen. Dies geht klar aus dem Beispiel von der spiritualistischen Bewegung hervor, die erst im letzten Jahrhundert Form annahm und nur deshalb diese aussergewöhnlich starke Verbreitung fand, weil sie vom amerikanischen Kontinent ausging. Die Vereinigten Staaten von Amerika waren das Zentrum des alten Atlantis und übernahmen von dort die uralte Erbschaft einer psychisch begründeten religiösen Form, die in jenem Weltteil jahrhundertelang bestand und kraftvoll lebendig blieb.

Trotzdem ist derzeit die höhere Ausdrucksstufe des siebten Strahls mit ihrer lebensvolleren Energie am stärksten aktiv. Daraus entspringt ein Idealismus und resultieren die Gedankenformen des Neuen Zeitalters, die von feinfühligen Denkern aufgefangen werden und die Menschheit auf eine grosse und dringend notwendige Wandlung vorbereiten. Die schöpferische Arbeit des Strahls der Zeremoniellen Ordnung besteht darin, die Ergebnisse des Zusammenbringens von Geist und Materie auf einen physischen Baugrund zu «verpflanzen» und [47] irdisch sichtbar zu machen, mit andern Worten Geist in Materie zu kleiden und so die äussere Form zu schaffen.

2. Die Nationen im Zusammenhang mit den Strahlen

Dieses Kapitel [47] befasst sich mit den führenden Nationen der Welt und den Einflüssen, von denen sie geleitet und beeindruckt werden. Beim Studium dieser Fragen sollte man sich darüber klar sein, dass alle Nationen ihre heutige Prägung durch das «Gesetz der Spaltungen» erhalten und dass nur fortgeschrittene Gruppen in einzelnen Nationen begonnen haben, auf das «Gesetz liebenden Verstehens» zu reagieren. Dies ist ein Gesetz, das eines Tages einmal die ewige Menschheitsbruderschaft und die Einheit aller Seelen mit der Weltseele in den Vordergrund stellen wird. Die Menschheit wird diese Tatsache ebenso bewusst erkennen wie die Einheit des Lebensstroms, der das ganze Sonnensystem durchflutet, durchdringt, belebt und zusammenhält. Diese grosse Lebensenergie wirkt in allen und durch alle planetarischen Systeme und in allen Naturreichen. Sie wirkt auf alles ein, was man als «Formleben» bezeichnen kann. Unter diesen Sammelbegriff fallen die drei Grundbegriffe: Leben, Form und Evolution.