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Kapitel IV - Das Problem der rassischen Minderheiten - Teil 1

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Kapitel IV

Das Problem der rassischen Minderheiten

Das Rassenproblem ist im historischen Rückblick durch seine Darstellung, an der vieles unvernünftig und unwahr ist, verdunkelt und unklar; diese Verdunkelung beruht auch auf altem Hass und nationalen Eifersüchten. Dies ist der menschlichen Natur angeboren, wird aber durch Vorurteile und solche Leute noch genährt, deren Absichten verdeckt und selbstsüchtig sind. Neue und rasch um sich greifende Ambitionen tragen noch zur Erschwerung der Lage bei; solche Ambitionen sind besonders im Falle der Neger richtig und vernünftig, werden jedoch häufig durch selbstsüchtige politische Interessen und bewusste Unruhestifter ausgenutzt und verzerrt. Weitere Faktoren, die das Rassenproblem heute bestimmen, sind die wirtschaftliche Not, unter der so viele zu leiden haben, imperialistische Kontrolle durch bestimmte Nationen, der Mangel an Bildungsmöglichkeiten oder aber eine Zivilisation, die so alt ist, dass sie bereits Degenerationserscheinungen zeigt. Diese und viele andere Faktoren sind überall anzutreffen, bestimmen das menschliche Denken, führen die Betroffenen in die Irre und erschweren darüberhinaus die Bemühungen, die geeigneten Massnahmen einzuleiten, um eine ausgeglichenere, konstruktivere Haltung der Minoritäten zu bewirken. Minderheiten sind dem Gesetz der unbeirrbaren Kräfte der Evolution ebenso unterworfen, wie die übrige Menschheit und bemühen sich ebenso um gehobenere, bessere Daseinsbedingungen, um grössere individuelle und rassische Freiheit und um eine höhere Stufe rechter mitmenschlicher Beziehungen.

Die Empfindlichkeit dieser Minoritäten, die leicht entzündliche Beschaffenheit ihrer unmittelbaren, zum Ausdruck gebrachten Ambitionen und die Heftigkeit und Voreingenommenheit ihrer Wortführer und Vorkämpfer machen es der Majorität unmöglich, das Problem mit der Ruhe, der kühlen Beurteilung und mit der Erkenntnis seiner gesamtmenschlichen Beziehung zu behandeln, die dazu grundsätzlich nötig wären. Rassische Fehler werden leichter erkannt als rassische Tugenden; Rasseneigenschaften stehen oft im Gegensatz zu nationalen Merkmalen oder Welttendenzen, und das erhöht noch die Schwierigkeiten. Die Bemühungen der wohlmeinenden Bürger (und es sind ihrer viele) sowie die Pläne überzeugter Menschenfreunde zugunsten dieser Minderheiten beruhen allzuhäufig nur auf Gutherzigkeit, christlichen Prinzipien und Gerechtigkeitssinn; diese hohen Qualitäten werden aber oft durch unglaubliche Unwissenheit bezüglich der wahren Tatsachen, der historischen Wertigkeit und der verschiedenen damit zusammenhängenden Beziehungen zum Ausdruck gebracht. Die Triebfeder ist auch oft kämpferischer Fanatismus, der gegenüber der Majorität, die (nach Meinung der kämpferischen Protagonisten) für die grausame, ungerechte Unterdrückung der rassischen Minorität verantwortlich ist, schon an Hass grenzt. Sie können nicht einsehen, dass die Minderheit selbst nicht frei von Fehlern, sondern bis zum gewissen Grad für einige der Schwierigkeiten sogar mitverantwortlich ist; und die rassenbedingten Fehler und Schwierigkeiten werden gewöhnlich von der Minderheit selbst und ihren Freunden einfach ignoriert.

Rassenfehler können sich vielleicht einzig aus der erreichten Evolutionsstufe ergeben, oder aus ungerechten Zuständen in der Umwelt und aus einer bestimmten Art von Temperament, wie dies bei der Negerminorität in den Vereinigten Staaten der Fall ist, weshalb diese für die Schwierigkeiten im Grunde nicht verantwortlich ist. Oder aber, die Verantwortlichkeit der kämpfenden Minderheit kann weit grösser sein, als sie zuzugeben bereit ist, wie dies auf die jüdische Minderheit in der Welt zutrifft, die einem alten, zivilisierten Volk mit voll entwickelter Eigenkultur angehört und mit bestimmten angeborenen Charaktermerkmalen ausgestattet ist, die der Grund für einen Grossteil der Schwierigkeiten sind. Schliesslich kann das Problem hauptsächlich historische Gründe haben und auf bestimmten Wesensunterschieden beruhen, wie dies zwischen einem eroberten und einem Eroberervolk, zwischen einer militanten und einer negativen, pazifistischen Volksgruppe der Fall sein kann. Dieses Verhältnis findet man heute zwischen der Moslem- und der Hindubevölkerung Indiens vor - ein uraltes, von den Briten ererbtes Problem. Zu all diesen, zum Problem der Minoritäten beitragenden Ursachen kommt als weiterer erwähnenswerter Faktor die Trennungstendenz hinzu, die von den verschiedenen Religionssystemen seit jeher gefördert wurde und heute noch bewusst weiter gefördert wird. Die Engstirnigkeit religiöser Glaubenslehren ist eine mächtige, hierzu beitragende Ursache.

Gleich zu Beginn unserer Erörterungen scheint es empfehlenswert, daran zu erinnern, dass das gesamte uns beschäftigende Problem auf eine hervorstechende Schwäche der Menschen zurückzuführen ist, nämlich auf die grosse Sünde oder Häresie des Separatismus. Es gibt bestimmt keine grössere Sünde als diese; sie ist verantwortlich für das gesamte Ausmass des menschlichen Übels. Sie stellt den einzelnen in Gegensatz zu seinem Bruder; sie lässt ihn seine selbstsüchtigen, persönlichen Interessen als überragend wichtig erscheinen; sie führt unweigerlich zu Verbrechen und Grausamkeit; sie bildet das grösste Hindernis für das Glück in dieser Welt, denn sie stellt Mensch gegen Mensch, Gruppe gegen Gruppe, Klasse gegen Klasse und Nation gegen Nation. Sie erzeugt ein destruktives Überlegenheitsgefühl und führt zur verderblichen Doktrin «überlegener» und «minderwertiger» Nationen und Rassen; sie erzeugt wirtschaftlich Eigennutz und führt zur ökonomischen Ausbeutung menschlicher Wesen, zu Handelsbarrieren, zu dem Zustand der Habenden und Nichthabenden, zu territorialer Besitzgier und zu den Extremen von Armut und Reichtum. Sie legt das Hauptgewicht auf materielle Gewinnsucht, auf Grenzen und auf die gefährliche Doktrin nationaler Souveränität mit all ihren egoistischen Auswirkungen und Ausreden; sie züchtet Misstrauen zwischen den Völkern und Hass auf der ganzen Welt und hat seit Anbeginn der Zeit zu grausamen Zerstörungskriegen geführt. Sie hat heute die gesamte Bevölkerung des Planeten in ihren gegenwärtigen Zustand schrecklichster Not gebracht, so dass viele Menschen überall erkennen lernen, dass die Menschheit ihrer Vernichtung entgegengeht, es sei denn, es würde von Grund auf etwas geändert. Wer wird aber die notwendige Veränderung einleiten, und wo ist die Führung, die sie bewerkstelligen wird? Das ist die Sachlage, der die Menschheit als Ganzes sich stellen muss; und nur, wenn sie sich diesem grundlegenden Ausdruck universal begangener Missetaten stellt und ihm entgegentritt, kann die Menschheit die notwendigen Veränderungen bewirken, wird ihr die Gelegenheit zu richtigem Handeln geboten, welches zu rechten menschlichen Beziehungen führt.

Aus dem Blickwinkel unseres Themas, des Minderheitenproblems, lässt sich dieser Separatismus (mit seinen vielen weitreichenden Auswirkungen) in zwei Hauptkategorien einteilen; doch diese sind so eng miteinander verknüpft, dass es nahezu unmöglich ist, sie getrennt zu betrachten.

Erstens ist es der Geist des Nationalismus mit seinem Gefühl für Souveränität und seinen selbstsüchtigen Wünschen und Bestrebungen. In seinem schlimmsten Aspekt stellt er eine Nation gegen eine andere, schürt den Sinn für nationale Überlegenheit und verleitet die Bürger einer Nation dazu, sich selbst und die eigenen Institutionen gegenüber denen einer anderen als überlegen zu betrachten. Er nährt den Stolz auf Rasse, Geschichte, Besitzungen und kulturellen Fortschritt und züchtet eine böse, entartete Arroganz, Prahlsucht und die Geringschätzung anderer Zivilisationen und Kulturen; er erzeugt ausserdem die Bereitschaft, die Interessen anderer Leute den eigenen zu opfern und eine grundsätzliche Unfähigkeit, zuzugeben, dass «Gott alle Menschen gleich geschaffen hat». Diese Art Nationalismus ist universal und überall vorhanden, und keine Nation ist davon frei; sie deutet auf Blindheit, Grausamkeit und Mangel an einem Sinn für Proportion, wofür die Menschheit bereits einen erschreckenden Preis zahlt und was zu ihrer völligen Vernichtung führen wird, wenn sie in diesem Fahrwasser weitermacht.

Fast erübrigt es sich, zu sagen, dass es auch einen idealen Nationalismus gibt, der das Gegenteil von alledem ist. Er besteht vorerst nur im Denken einiger weniger Aufgeklärter in jeder Nation, ist aber noch nirgends als wirksamer, konstruktiver Aspekt im Leben irgend eines Volkes anzutreffen; aber er wird immer ein Traum, eine Hoffnung und - wir wollen es glauben - auch eine Intention bleiben. Ein solcher Nationalismus fördert rechtmässig die eigene Zivilisation, jedoch als nationalen Beitrag zum Allgemeinwohl des Konzerts der Mächte, und nicht als Mittel der Selbstverherrlichung. Er verteidigt seine Verfassung, seine Länder und ihre Bevölkerung durch die Rechtschaffenheit seines lebendigen Ausdrucks, die Schönheit seiner Lebensführung und die Selbstlosigkeit seiner Grundeinstellung. Aus keinerlei Gründen beeinträchtigt er die Rechte anderer Menschen oder Nationen. Er strebt nach Verbesserung und Vervollkommnung der eigenen Lebensweise, damit die übrige Welt davon profitieren kann. Es ist ein lebendiger, vitaler geistiger Organismus und keine selbstsüchtige, materielle Organisation.

Zweitens haben wir das Problem der rassischen Minderheiten. Aufgrund ihrer Beziehungen zu den Nationen, in denen sie leben, bilden sie ein Problem. Es ist weitgehend das Problem der Beziehung des Schwächeren zum Stärkeren, der Wenigen zu den Vielen, der Unentwickelten zu den weiter Entwickelten oder eines religiösen Glaubens, der mächtiger und vorherrschend ist, zu einem anderen. Das Problem ist eng verknüpft mit dem Nationalismus, der Hautfarbe, dem historischen Werdegang und der künftigen Absicht. Es ist in jedem Teil der heutigen Welt eines der grössten und kritischsten Probleme.

Bei der Betrachtung dieses so entscheidenden Problems (weil von ihm in so hohem Masse der künftige Weltfriede abhängt), müssen wir uns bemühen, unsere eigene mentale und nationale Einstellung ganz in den Hintergrund zu rücken und es im Licht der biblischen Feststellung zu sehen, dass es «einen Gott und Vater unser aller» gibt, «der da ist über allen und durch alle und in uns allen». Wir wollen das als eine wissenschaftliche Feststellung betrachten und nicht als eine fromme, religiöse Hoffnung. Gott hat uns alle aus einem Blut gemacht, und dieser Gott - unter irgend einem Namen oder Aspekt, ob transzendent oder immanent, ob als Energie oder Intelligenz angesehen, ob Gott, Brahma, das Abstrakte oder das Absolute genannt - ist universal anerkannt. Unter dem grossen Gesetz der Evolution und im Verlauf der Schöpfung sind wiederum die Menschen den gleichen Einflüssen ihrer Umgebung unterworfen, den gleichen Gelüsten und dem gleichen Drang nach Verbesserung, der gleichen mystischen Aspiration, den gleichen sündhaften Neigungen und Wünschen, der gleichen Selbstsucht, der gleichen erstaunlichen Fähigkeit zu heroisch göttlichem Ausdruck, der gleichen Liebe und Schönheit, dem gleichen angeborenen Stolz, dem gleichen Gefühl der Göttlichkeit und den gleichen grundlegenden Bestrebungen. Unter dem grossen Evolutionsprozess unterscheiden sich Menschen und Rassen durch mentale Entwicklung, physische Ausdauer, schöpferische Fähigkeiten, Verständnis, menschliches Wahrnehmungsvermögen sowie durch ihre Stufe auf der Leiter der Zivilisation. Diese Unterschiede sind indessen vorübergehend, denn dieselben Entwicklungsmöglichkeiten schlummern ausnahmslos in uns allen und werden am Ende zutage treten. Die Unterschiede, die in der Vergangenheit die Völker und Rassen so weit voneinander getrennt haben, sind infolge der allgemeinen Bildungsmöglichkeiten, der uns alle so eng miteinander verbindenden Entdeckungen der Wissenschaft, und der Fähigkeit zu denken, zu lesen und zu planen, rasch im Absterben begriffen.

Alle Evolution ist dem Wesen nach zyklisch; Nationen und Rassen durchlaufen die gleichen Zyklen der Kindheit, der Jugend, des Mannbarwerdens, der Reife, des Verfalls und Verschwindens genauso wie jedes menschliche Wesen. Hinter diesen Zyklen schreitet aber der siegreiche Geist des Menschen weiter, von Höhe zu Höhe, von Errungenschaft zu Errungenschaft, einem endgültigen Ziel entgegen, das bisher kein Mensch erblickt hat, das aber für uns zusammengefasst wird in der Möglichkeit, «in der Welt so zu sein, wie Christus es war»; das ist die Hoffnung, die uns im Neuen Testament und seit altersher von allen Söhnen Gottes, in allen Ländern und von allen religiösen Glaubensrichtungen vor Augen gehalten wird.

Bei der Betrachtung unseres Themas müssen wir jetzt zwei Dinge tun: zunächst ist festzustellen, wodurch ein Volk, eine Rasse oder eine Nation zu einer Minorität wird, und dann ist zu überlegen, in welcher Richtung eine Lösung zu finden ist. Die Welt ist heute voll von Minderheiten, die - zu Recht oder Unrecht - mit lauter Stimme ihre Forderungen an die Mehrheit stellen. Einige dieser Majoritäten sind aufrichtig bestrebt, diesen Ansprüchen der unterdrückten, fordernden Minoritäten gerecht zu werden; andere wiederum benutzen sie lediglich als «Verhandlungsobjekte», oder sie treten für die Belange der kleinen und schwachen Nationen nicht aus humanitären Gründen, sondern aus machtpolitischen Interessen ein.

Die Minderheiten

Es gibt sowohl nationale als auch internationale Minderheiten. Im internationalen Rahmen haben wir mächtige Majoritäten - die grossen Drei, die grossen Vier oder die grossen Fünf sowie zahlreiche kleinere Nationen, die gleiche Rechte und gleiche Stimme beanspruchen. Die Kleineren fürchten die Stärkeren und deren Fähigkeit, ihren Willen durchzusetzen. Sie befürchten, entweder von einer mächtigen Nation ausgebeutet zu werden oder einen Zusammenschluss von Nationen und misstrauen daher jeder Begünstigung oder Unterstützung, durch die sie sich etwa in Zukunft verpflichtet fühlen müssten. Sie sind unfähig, ihren Willen durchzusetzen oder ihre Wünsche auszusprechen, weil sie militärisch schwach und politisch ohnmächtig sind. Wir haben also in der heutigen Welt grosse und einflussreiche Nationen wie Russland, das Britische Commonwealth und die Vereinigten Staaten von Amerika, und ausserdem Nationen wie Frankreich und Spanien mit nur zweitrangigem Einfluss, denen das aber keineswegs passt. Schliesslich gibt es die vielen kleinen Nationen, die ihr Eigenleben führen und ihre eigene Zivilisation und Kultur besitzen. Sie alle sind ausnahmslos gekennzeichnet durch einen Geist des Nationalismus und die Entschlossenheit, um jeden Preis an dem festzuhalten, was ihnen gehört oder einmal gehört hat. Sie alle haben ihre historische Vergangenheit und ihre lokalen Traditionen, die ihr Denken bestimmen; alle besitzen ihre eigene mehr oder weniger entwickelte Kultur, und alle sind durch das verbunden, was wir moderne Zivilisation nennen. Es ist dies eine Zivilisation, die gegenwärtig ganz auf materieller Basis beruht und der es insbesondere nicht gelungen ist, den Menschen ein Gefühl für wahre Werte einzuflössen - für jene Werte, die allein die Menschheit verbinden und die grosse Irrlehre des Separatismus beenden können.

Alle diese Nationen, ob gross oder klein, haben während der Kriegsjahre (1914 - 1945) grausam gelitten und sind dazu verurteilt, auch während der unmittelbar darauf folgenden Jahre der Neuordnung weiter zu leiden. Einige haben mehr gelitten als andere und haben jetzt Gelegenheit, eine hieraus resultierende Läuterung zu demonstrieren, wenn sie es wollen. Andere haben während des Krieges den leichten Weg gewählt und darauf verzichtet, Partei zu ergreifen, wodurch sie sich eine grosse geistige Gelegenheit entgehen liessen, die auf dem Prinzip des Teilens beruht; sie werden die Lehren des Leidens auf andere Weise und langsamer lernen müssen; einige Länder der westlichen Hemisphäre haben nicht akut gelitten, denn ihre Gebiete blieben verschont und ihre Zivilbevölkerung konnte bequem, leicht und üppig weiterleben; auch ihnen ist etwas entgangen, und auch sie werden auf andere Weise die grosse Menschheitslektion der Identifikation und des Nichtgesondertseins lernen müssen.

Die Grossen und die Kleinen stehen heute vor einer neuen Welt; die Grossen und die Kleinen haben heute ihr Vertrauen zu den alten Methoden verloren, und nur wenige sehnen sich wirklich nach einer Wiederherstellung der alten Ordnung. Alle Nationen, die grossen wie die kleinen, suchen auf diplomatischem, politischem und ökonomischem Gebiet so viel wie möglich für sich zu erkämpfen; Misstrauen und Kritik sind weit verbreitet; es besteht kein wirkliches Gefühl für Sicherheit, besonders unter den Minoritäten. Aus einer gesunden Erkenntnis, dass es in der Welt keinen Frieden geben kann, es sei denn, dass allen Gerechtigkeit zuteil wird, bemühen sich einige der grossen Nationen um die Schaffung einer Organisation, die für alle Völker Platz hat und ihnen eine Gelegenheit bieten könnte, aber die Bemühungen beruhen weitgehend auf «eigennütziger Vernunft»; sie gründen sich ausserdem auf der Erkenntnis, dass materielle Sicherheit und ausreichende materielle Versorgung einen Kompromiss zwischen dem, was einmal war, und der - heute noch - unmöglichen Vision des Idealisten voraussetzen. Ihre Ziele sind indessen immer noch materiell, physisch und greifbar und werden zwar idealistisch, aber mit selbstsüchtiger Motivation dargeboten. Immerhin ist das aber schon ein grosser Fortschritt. Das Ideal wird universell anerkannt, wenn es auch noch ein Traum bleibt.

Wenn wir das heutige Weltbild betrachten, müssen wir es in seinen wahren Farben sehen und erkennen, dass es schon genügen würde, nur einmal das geistig und materiell Bestmögliche für die kleinste und unbedeutendste Minorität zu tun, um eine Lage zu schaffen, welche die Weltpolitik vollkommen umkehren und ein ganz neues Zeitalter mit einer erleuchteteren Kultur und Zivilisation eingeleitet würde. Das wird sich jedoch kaum ereignen, denn die selbstsüchtigen Interessen sind so eng verzahnt, dass die Anwendung eines Systems vollkommener Gerechtigkeit und Fairness auf einen bestimmten Sonderfall unvermeidlich materielle Interessen von grösserem Ausmass stören, die sogenannten Rechte mächtiger Nationen verletzen, bestehende Grenzen in Frage stellen und mächtige Gruppen sogar in den fernsten Ländern in Harnisch bringen würde.

Heute geht auf internationaler Ebene der Kampf der Minderheiten weiter. Russland strebt in vielen Richtungen nach Einfluss. Die Vereinigten Staaten von Amerika wollen ihre beherrschende Position in Südamerika und im Fernen Osten kommerziell und politisch halten und haben sich dadurch (ob zu Recht oder Unrecht) die Bezeichnung «imperialistisch» eingehandelt. Grossbritannien versucht, seine «Lebenslinie» in den Osten durch politische Manöver im Nahen Osten zu schützen. Frankreich möchte die verlorene Macht dadurch wiedergewinnen, dass es die Arbeit der UNO behindert und die Belange der kleineren europäischen Nationen protegiert. Während die Grossmächte ihr politisches Spiel treiben und nach Rang und Position streben, sind die Massen in jedem Land - ob gross oder klein - von Furcht und Fragen erfüllt; sie sind vom Krieg erschöpft, krank vor Unsicherheit, unterernährt und verängstigt; so schauen sie in die Zukunft, bis tief in die Seele hinein des Kämpfens und Streitens müde, der streikenden Arbeiterschaft überdrüssig, und wollen nichts weiter, als in Sicherheit leben, ihre Bedürfnisse des Daseins erfüllen können, ihre Kinder in einem gewissen Mass zivilisierter Kultur grossziehen und in einem Land leben, in dem es ein vernünftiges Wirtschafts- und Erziehungssystem und eine lebendige Religion gibt.

In jedem Land erhebt die grosse Sünde des Separatismus wieder ihr hässliches Haupt. Minoritäten nehmen überhand und werden missbraucht. Spaltungen sind überall anzutreffen. Parteien verlangen Gehör und suchen Anhänger. Religiöse Gruppen verbreiten Zwiespalt und sind bestrebt, ihre Mitgliederzahlen auf Kosten anderer zu erhöhen. Die Reichen schliessen sich zusammen, um wieder die Kontrolle über die Finanzen der Welt zu gewinnen. Die Armen kämpfen um ihre Rechte und um bessere Lebensbedingungen. Die Tyrannei selbstsüchtiger Politik durchdringt sowohl die Kapital- als auch die Gewerkschaftsseite.

Das ist ein zutreffendes und tragisches Bild. (Das Buch wurde 1947 geschrieben.) Es ist aber glücklicherweise nicht das einzige. Es gibt noch ein anderes, und die Betrachtung dieses anderen Bildes vermittelt neue Zuversicht und den beharrlichen Glauben an den göttlichen Plan und die Schönheit des menschlichen Wesens. Überall gibt es Menschen, die eine bessere Vision von einer besseren Welt vor Augen haben, die im Sinne der Menschheit denken, sprechen und planen und sich darüber klar sind, dass die Mitglieder der verschiedenen Gruppen in Politik, Religion, Erziehung und Arbeiterschaft alles Menschen sind und essentiell, wenn auch vielleicht unbewusst, Brüder. Sie sehen die Welt als ein Ganzes und streben nach der unvermeidlichen Vereinigung; sie erkennen die Probleme der grossen und kleinen Nationen und die schwierige Lage, in der sich die Minoritäten heute befinden. Sie wissen, dass Anwendung von Gewalt Auswirkungen hervorruft, die (angesichts des viel zu hohen Preises) keine wirkungsvollen Erfolge erzielen, die ausserdem zumeist nur von kurzer Dauer sind. Sie erkennen, dass die einzig wahre Hoffnung eine aufgeklärte öffentliche Meinung ist, und diese muss das Resultat vernünftiger Erziehungsmethoden und gerechter, sachlicher Propaganda sein.

Aus verständlichen Gründen ist es nicht möglich, im einzelnen auf die Geschichte aller Minderheiten auf der internationalen Bühne näher einzugehen, wie beispielsweise auf das Ringen der kleinen Nationen um Anerkennung und um das, was sie (zu Recht oder Unrecht) für ihre gerechten Ansprüche halten. Es würde Jahre dauern, die Geschichte der kleinen Nationen zu schreiben und weitere Jahre, sie zu lesen. Es wäre die Geschichte der Menschheit. Deshalb muss es genügen, wenn wir erkennen, dass es sich um vertretbare Standpunkte und ein Problem handelt, das gelöst werden muss, dass aber unparteiische Gerechtigkeit und eine volle Möglichkeit der Nutzung und gleichmässigen Verteilung der wirtschaftlichen Hilfsquellen der Erde nur dann möglich sind, wenn gewisse umfassende, allgemeine Prinzipien sich durch das Gewicht der öffentlichen Meinung durchgesetzt haben werden.

Die Probleme zweier Minderheiten erregen derzeit viel Beachtung in der Öffentlichkeit. Wenn sie gelöst werden können, wäre ein Riesenschritt vorwärts in Richtung auf gegenseitiges Verständnis in der Welt gemacht. Es handelt sich um:

1. Das jüdische Problem. Die Juden bilden eine internationale Minorität, die sehr aggressiv ist und sich lautstark bemerkbar macht. Darüber hinaus stellen sie in fast jeder Nation eine Minderheit dar. Ihr Problem ist daher einzigartig.

2. Das Negerproblem. Dies ist ein weiteres, einzig dastehendes Problem, wobei die Neger eine Majorität in dem grossen (noch unentwickelten) afrikanischen Kontinent und gleichzeitig eine Minorität in den Vereinigten Staaten bilden, weshalb das Problem erhebliche Beachtung findet. Es ist einzig dastehend in dem Sinne, dass es im wesentlichen das Problem der Weissen ist und auch von diesen gelöst werden muss, weil die Weissen es verursacht haben und weiter aufrechterhalten.

Wenn wir hier eine Vorstellung von der materiellen und geistigen Bedeutung dieser beiden Probleme und eine gewisse Einsicht in die damit verbundenen Verantwortlichkeiten bekommen können, dann wäre das ein nutzbringender Gewinn. Im Falle der Juden ist die Sünde der Absonderung tief in der Rasse selbst verwurzelt und ebenso auch in jenen, unter denen sie leben; aber für die Aufrechterhaltung der Trennung sind weitgehend die Juden verantwortlich. Im Falle der Neger rührt der Trennungsinstinkt von den Weissen her; der Neger bemüht sich, das zu beenden und deshalb stehen die geistigen Kräfte der Welt auf Seiten der Neger.

1. Das jüdische Problem.

Das Problem ist so alt und so bekannt, dass sich darüber schwer etwas sagen lässt, das nicht ein Gemeinplatz wäre und (vom Standpunkt des Lesers) als Vorurteil erscheinen, vor allem aber beim jüdischen Leser eine unerwünschte Reaktion hervorrufen könnte. Es nützt jedoch nicht viel, nur das zu sagen, was annehmbar ist oder mit allen Standpunkten übereinstimmt, oder was alle früheren Feststellungen lediglich wiederholt. Es müssen Dinge gesagt werden, die weniger bekannt waren und selten erwähnt worden sind; die im Geiste der Kritik oder des Antisemitismus vorgebracht wurden, anstatt aus einem Geiste der Liebe, wie es hier versucht werden soll.

Betrachten wir einmal kurz die Lage der Juden vor der bitteren und unverzeihlichen Attacke Hitlers auf das jüdische Volk und vor dem Krieg 1939 - 45. Sie waren in jedem Land anzutreffen und beanspruchten ihre Bürgerrechte; innerhalb ihres jeweiligen Geburtslandes bewahrten sie die Geschlossenheit ihrer eigenen Rassenidentität, ihrer eigenen besonderen Lebensweise, ihrer eigenen nationalen Religion (worauf jeder Mensch berechtigten Anspruch hat) und engen Zusammenhalt mit den Mitgliedern ihrer eigenen Rasse. Andere Gruppen haben das ebenso gemacht, aber in erheblich geringerem Masse, und wurden schliesslich von dem Land ihrer Einbürgerung absorbiert und assimiliert. Die Juden haben immer ein Volk innerhalb einer Nation gebildet, obwohl das in England, Holland, Frankreich und Italien weniger hervortrat als anderswo, und deshalb hat sich in keinem dieser Länder ein starkes antisemitisches Gefühl entwickelt.

In jedem Land und seit altersher haben sich die Juden dem Handel gewidmet und mit Geld gearbeitet; sie sind rein kommerzielle Stadtbewohner gewesen und zeigten wenig Interesse an der Landwirtschaft, ausser in letzter Zeit unter der zionistischen Bewegung in Palästina. Ihren äusserst materialistischen Tendenzen haben sie grossen Schönheitssinn und eine künstlerische Konzeption hinzugefügt, die viel zur Welt der Kunst beigetragen haben; sie waren von jeher die Mäzene des Schönen und zählten auch zu den grossen Philanthropen der Welt, ungeachtet ihrer unerwünschten und abwegigen Geschäftsmethoden, die ihnen in der Geschäftswelt viel Abneigung und Misstrauen eintrugen. Sie sind und bleiben im wesentlichen ein orientalisches Volk - was im Westen leicht vergessen wird. Vergässe man es nicht, würde man verstehen, dass sich die östliche Einstellung zu Wahrheit und Ehrlichkeit, zu Besitz und dem Gebrauch von Geldmitteln weitgehend von der westlichen unterscheidet, und darin ist ein Teil der Schwierigkeiten zu finden. Es ist nicht so sehr eine Frage von Recht und Unrecht als vielmehr von unterschiedlichen Normen und besonderen Rasseneigenschaften, die dem gesamten Osten gemeinsam sind.

Der moderne Jude ist ausserdem das Produkt vieler, vieler Jahrhunderte der Verfolgung und Wanderschaft. Er ist von Land zu Land, von Stadt zu Stadt gezogen und hat im Verlauf dieser Wanderungen unvermeidlich gewisse Lebens- und Denkgewohnheiten entwickelt, die wiederum der westliche Mensch nicht versteht und nicht in Rechnung zieht. Die Juden waren beispielsweise Jahrhunderte lang Zeltbewohner, und die Folge davon ist der unordentliche Eindruck, den sie in einer Gemeinschaft erwecken, in der sie leben, was der organisiertere Westliche (und ehemalige Höhlenbewohner) nicht einzusehen vermag. Dazu sind sie noch das Produkt der seit Jahrhunderten für sie bestehenden Notwendigkeit, von den Leuten zu leben, unter denen sie umherwanderten, jede sich bietende Gelegenheit zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse wahrzunehmen, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder von allem Verfügbaren das Beste erhalten, egal was es die anderen kostet, sich inmitten der fremden Rassen, mit denen sie ihr Schicksal verbanden, eng an die eigenen Volksgenossen anzuschliessen und so weit wie möglich ihre nationale Religion, ihre nationalen Tabus und uralten Kennzeichen unversehrt zu bewahren. Das alles war für ihre Existenz als Verfolgte wesentlich; sie mussten notgedrungen diese Faktoren in ihren alten Formen weitmöglichst erhalten, um anderen Hebräern in neuen Ländern und Städten den augenscheinlichen Beweis für ihre Behauptung, wirklich Juden zu sein, zu liefern. Das ist es, was sie zur reaktionärsten und konservativsten Rasse der Welt macht.

Rassenmerkmale traten immer stärker in Erscheinung, weil Heiraten untereinander während der vergangenen Jahrhunderte unvermeidlich wurden und weil der Jude in der Vergangenheit grossen Wert auf Rassenreinheit legte. Der junge, moderne Jude betont das nicht mehr und hat gewöhnlich nichts gegen eine Ehe mit Nichtjuden; aber das ist erst eine neuere Erscheinung, die von der älteren Generation zumeist nicht gebilligt wird. Auch der Nichtjude ist in vielen Fällen dagegen.

Der Jude ist ein guter Staatsbürger, gesetzestreu, freundlich und anständig in seinem Benehmen, nimmt gern am Leben der Gemeinde teil und ist zum Geldgeben bereit, wenn man ihn darum angeht, bleibt aber trotzdem abgesondert. Der Hang zum Ghetto, wie man es nennen könnte, tritt überall stark in Erscheinung, besonders in den grösseren Städten verschiedener Länder. Aus dem Bedürfnis nach Selbstschutz und glücklichem Gemeinschaftsleben hatten die Juden schon seit frühester Zeit die Tendenz, sich zusammenzuscharen und einander aufzusuchen; die Nichtjuden, unter denen sie lebten, bestärkten noch diese Tendenz und so entstanden Gesellschaftsgewohnheiten, die heute noch vorherrschen. Zusätzlich entstanden auch aufgrund der Trennungsmassnahmen seitens der nichtjüdischen Bevölkerung in vielen Ländern Sperrgebiete und ganze Städte, in denen kein Jude wohnen oder Besitz erwerben und sich ansiedeln durfte. Wegen seiner Neigung, von anderen Leuten zu leben und als Mitbürger einer Nation an deren Gebräuchen, Kultur und Zivilisation teilzunehmen, dabei aber seine gesonderte Identität zu wahren und nicht wirklich ein Teil des nationalen Lebens zu werden, war der Jude von jeher der Verfolgung ausgesetzt; als Rasse ist er nirgendwo beliebt und man ist vor ihm und seinen Methoden auf der Hut.

Diese allgemeine Aussage ist im Falle des einzelnen Juden häufig unzutreffend. Es gibt in jeder Nation und an jedem Ort Juden, die von allen, die sie kennen, ob Jude oder Nichtjude, tief geliebt und allseitig geachtet werden, zu denen man sich drängt und die hochgeschätzt sind. Sie gehören zur grossen geistigen Aristokratie der Menschheit und, obwohl sie in jüdischen Körpern wirken und jüdische Namen tragen, vereinen sie ihre Kräfte mit Männern und Frauen aus allen anderen Nationen, die sich zur Menschheit zählen und über nationale und rassische Merkmale hinausgewachsen sind. Diese alle sind als Gruppe die Hoffnung der Menschheit. Sie verbürgen die neue und bessere Welt, auf die wir alle warten und ihre Zahl nimmt täglich zu. Jede grobe Verallgemeinerung bezüglich irgend einer Rasse oder Nation beeinträchtigt notwendigerweise den einzelnen, aber die über die Rasse oder Nation als Ganzes gemachten Feststellungen sind richtig, wahr und nachweisbar.

Was beim Juden zu seinem Trennungsbewusstsein geführt und seinen Überlegenheitskomplex genährt hat, der (unter äusserem Anschein von Minderwertigkeitsgefühl) für ihn so bezeichnend ist, dürfte wohl in der Hauptsache sein religiöser Glaube sein. Dieser Glaube ist einer der ältesten der Welt. Er ist um Jahrhunderte älter als der Buddhismus, älter als viele der Hindulehren und erheblich älter als das Christentum, und er enthält gewisse Merkmale, die den Juden zu dem gemacht haben, was er ist. Es ist eine Religion von Tabus, sorgsam dazu bestimmt, den wandernden Juden bei ihrem Herumziehen von einer Gemeinde zur anderen zu beschützen. Es ist eine Religion auf ausgesprochen materieller Grundlage, unter Betonung des «Landes, wo Milch und Honig fliesst»; und das war zu jener Zeit nicht symbolisch gemeint, sondern ein gestecktes Reiseziel. Die ganze Färbung der Religion ist trennend: Gott ist der Gott der Juden. Die Juden sind Gottes auserwähltes Volk. Sie müssen in physischer Reinheit erhalten bleiben, und ihr Wohlergehen ist für Jehova von grösster Bedeutung. Sie haben eine messianische Bestimmung und Jehova überwacht eifersüchtig ihre Kontakte und ihr Interesse an irgend einem anderen Volk oder Gott. Diesen göttlichen Forderungen waren sie als Volk gehorsam, und daher rührt ihre traurige Lage in einer modernen Welt.

Das Wort «Liebe», soweit es die Beziehung zu anderen Volksstämmen betrifft, fehlt in ihrer religiösen Darstellung, obwohl Liebe zu Jehova unter gebührenden Androhungen gelehrt wird. Das Konzept eines zukünftigen Lebens, das von der Lebensführung, dem Verhalten anderen gegenüber und von rechter Handlungsweise in der Welt der Menschen abhängt, fehlt im Alten Testament fast ganz, und eine Lehre über Unsterblichkeit wird an keiner Stelle betont. Erlösung hängt anscheinend von der Beachtung zahlreicher physischer Gesetze und von Regeln ab, die sich auf physische Reinlichkeit beziehen. Diese führen so weit, dass Verkaufsläden eingerichtet werden, welche diese Regeln beachten -, und das noch in einer Zeit, in der zur Reinhaltung von Nahrungsmitteln moderne wissenschaftliche Methoden angewandt werden. All das und viele weniger wichtige Faktoren haben den Juden isoliert; doch er bleibt weiter darauf bestehen, egal wie überlebt oder unbequem für andere sie sind.

Diese Dinge demonstrieren unter anderem die Komplexität des Problems vom jüdischen Standpunkt aus und erklären, warum sie den Nichtjuden irritieren und zu Reibungen führen. Dieser irritierende Faktor ist etwas, das dem Juden nie oder nur selten bewusst wird. Der «Christ» denkt heute nicht mehr daran, dass die Juden (dem Neuen Testament zufolge) als Werkzeug dafür dienten, Christus zu töten, und es ist ihm auch gleichgültig. Viel eher erinnert er sich, dass Christus Jude war, und er wundert sich, warum die Juden ihn nicht als erste liebten und für sich beanspruchen. Weitaus mehr ist sich der «Christ» der jüdischen Geschäftspraktiken bewusst oder der Tatsache, dass der orthodoxe Jude nichtjüdische Nahrungsmittel als für ihn unrein ansieht und seine Pflicht als Staatsbürger seiner Verpflichtung gegenüber der eigenen Rasse als sekundär betrachtet. Er sieht den Juden als Anhänger einer veralteten Religion; er hat eine intensive Abneigung gegen den grausamen, eifersüchtigen Jehova der Juden und sieht das Alte Testament als die Geschichte eines grausamen, aggressiven Volkes - mit Ausnahme der Psalmen Davids, die von allen geliebt werden.

Das alles sind Punkte, die der Jude nicht zu beachten scheint, und doch ist es all dies zusammengenommen, was ihn von einer Welt abgesondert hat, in der er leben und glücklich sein möchte, und in der er das Opfer eines Erbes ist, das zum Vorteil modernisiert werden könnte. Nirgends ist das Erscheinen einer neuen Weltreligion so dringend nötig als im Falle des Juden in der modernen Welt.

Und doch - Gott hat alle Menschen gleich geschaffen; der Jude ist ein Mensch und ein Bruder, und jedes Recht, das ein Nichtjude besitzt, ist unveräusserlich und ureigentlich auch das seine. Das hat der Nichtjude vergessen, und deshalb trägt er grosse Verantwortung für begangenes Unrecht und grausames Handeln. Der Jude war seinem andersgläubigen Bruder seit altersher unerwünscht; er wurde von Ort zu Ort gejagt und immer wieder, unaufhörlich gezwungen, weiterzuziehen oder auszuziehen - durch die Wüste, von Ägypten ins Heilige Land, von dort, Jahrhunderte später ins Tal von Mesopotamien, und seither in einer fortwährenden Reihe von Wanderungen, bei denen grosse Ströme von wandernden Juden unaufhörlich nach Norden Süden und Westen und ein kleines Rinnsal nach Osten zogen. Im Mittelalter aus Städten und Ländern vertrieben, fanden die wandernden Juden vorübergehend etwas Ruhe, um dann neuerdings wieder in Europa in Bewegung zu kommen und heimatlos hin und her zu irren (diesmal allerdings zusammen mit Tausenden anderer Nationalitäten) hilflos einem grausamen Geschick ausgeliefert; oder auch nicht so hilflos, sondern von gewissen politischen Gruppen zu internationalen und selbstsüchtigen Zwecken organisiert. In den Ländern, in denen Jahrhunderte lang ein Antisemitismus praktisch unbekannt war, entsteht jetzt Antagonismus; in Grossbritannien erhebt sich sein übles Haupt, und in den Vereinigten Staaten von Amerika wird er immer bedrohlicher. Es ist Aufgabe der Nichtjuden, den Zyklus der Verfolgungen ein für alle Mal zu beenden; und es ist Sache der Juden, nur solche Schritte zu unternehmen, die keine Abneigung unter ihren Mitmenschen hervorrufen können.

Es ist im Interesse der Juden dringend erforderlich, dass eine Lösung für dieses uralte Problem gefunden wird, das durch Jahrhunderte den Frieden der Länder gestört hat. Die Verantwortung der Nichtjuden ist im Lichte der humanitären Anforderungen daher lebenswichtig. Die Geschichte der Judenverfolgungen ist ein betrübliches, entsetzliches Kapitel, dessen einzige Parallele in der Art und Weise zu finden ist, wie die Juden dem Alten Testament zufolge ihre eigenen Feinde behandelt haben. Das Schicksal der Juden in diesem Weltkrieg ist eine Geschichte des Grauens, der Grausamkeit, Folterung und des Massenmordes, und die Behandlung der Juden seit frühesten Zeiten ist eines der schwärzesten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Dafür gibt es keine Beschönigung oder Entschuldigung und alle rechtlich denkenden Nichtjuden sind sich dessen bewusst und fordern mit allem Nachdruck die Beendigung dieser Verfolgungen. Die geistigen Kräfte der Welt und die (sowohl auf der äusseren Ebene tätigen als auch von der inneren Seite des Schleiers her lenkenden) geistigen Führer der Menschheit suchen nach einer Lösung.

Die Lösung lässt sich aber nur dann finden, wenn die Juden selbst nach einem Ausweg suchen und ihren gegenwärtigen Grundsatz aufgeben, die Christen und anderen Nichtjuden müssten alle Arbeit leisten, alle Konzessionen machen und hätten ohne ihre Unterstützung das jüdische Problem ganz allein zu lösen und diese üble Situation zu beenden. Die Juden verkünden laut und ständig ihr Verlangen nach Entschädigung und Abhilfe; sie schieben den nichtjüdischen Völkern die Schuld für ihr Elend zu. Sie können nicht einsehen, dass gewisse Zustände auf ihrer Seite für manches der allgemeinen Unbeliebtheit verantwortlich ist, der sie sich ausgesetzt sehen. Sie machen keine Konzessionen an die Zivilisationen und Kulturen, in deren Mitte sie leben, sondern bestehen auf ihrer Absonderung. Sie legen ihre Isolierung den Nichtjuden zur Last, obwohl es eine Tatsache ist, dass ihnen in allen freidenkenden Ländern gleiche Bürgerrechte geboten werden. Ihr Beitrag zur Lösung dieses uralten Problems ist rein materieller Art und lässt keine psychologische Einsicht erkennen oder eine Anerkennung der damit verbundenen geistigen Werte; kein Problem lässt sich aber heute nur nach materiellen Gesichtspunkten lösen. Die Menschheit in ihrer Gesamtheit ist darüber hinausgewachsen.

Das Problem der Juden wurzelt tief in der gesamten Frage rechter menschlicher Beziehungen, und es kann auch nur auf dieser allumfassenden Basis gelöst werden. Es betrifft die Wechselbeziehungen zwischen Menschen verschiedener Rassen, unter Anerkenntnis der Bruderschaft innerhalb der menschlichen Familie. Es beschwört die gesamte Frage von Selbstsucht und Selbstlosigkeit, von Rücksichtnahme und Gerechtigkeit herauf, und dies sind die Faktoren, von denen alle Beteiligten sich bestimmen lassen müssen. Der Jude muss den Anteil anerkennen, den er zu der Unbeliebtheit beiträgt, die ihn überall verfolgt. Der Nichtjude muss seine Verantwortung für die endlosen Verfolgungen auf sich nehmen und den Preis der Wiedergutmachung bezahlen. Der Jude hat Abneigung hervorgerufen und tut es noch, aber hierfür besteht durchaus kein Grund.

Zusammenfassend lässt sich sagen: der Jude hat innerhalb anderer Nationen auf seinen uralten Lebensgewohnheiten bestanden. Als Bürger und mit allen Bürgerrechten ausgestattet, hat er trotzdem eine Mauer von Tabus, Gewohnheiten und religiösen Bräuchen aufgerichtet, die ihn von seiner Umgebung absondert und ihm nicht gestattet, sich zu assimilieren. Diese Schranken müssen fallen, und er muss nicht nur dem Namen nach, sondern de facto zum Bürger werden. Das Problem steht in der heutigen Welt einzig da - ein ganzes Volk einer ausgeprägten Rasse und Religion mit distinkten Zielen und Merkmalen, einer besonderen Kultur und einer unvergleichlich alten und äusserst reaktionären Zivilisation, als Minderheit in jeder Nation verstreut, das ein internationales Problem bedeutet. Ein sehr reiches und einflussreiches Volk, das überall Bürgerrechte beansprucht, aber entschlossen ist, seine Rassenidentität zu bewahren; das viel Zwietracht unter den Völkern verursacht und in keiner Weise den Versuch macht, sein komplexes Problem auf breiter Basis zu lösen und dabei gebührendes psychologisches Verständnis und Rücksichtnahme für die nichtjüdische Umgebung zu zeigen, an die es unaufhörlich appelliert, selbst aber nur materielle Lösungen anbietet unter ständigen, nahezu beleidigenden Forderungen an die Nichtjuden, die ganze Schuld auf sich zu nehmen und die Schwierigkeiten zu beenden.

Daneben muss man die lange und traurige Geschichte der Verfolgungen der Juden durch Andersgläubige stellen, die im Mittelalter weit verbreitet waren (wenn man nicht noch weiter zurückgreifen will), in neuerer Zeit vereinzelt vorkamen, aber in der gewaltsamen Behandlung der Juden während des Weltkrieges kulminierten. Allerdings waren es nicht die Juden allein, denen diese Behandlung zugefügt wurde, sondern auch Polen, Griechen, Zigeuner und die Hilflosen vieler Nationen traf das gleiche Schicksal. Es scheint, dass die Juden das heute zuweilen vergessen. Sie waren in ihrer Verfolgung diesmal nicht allein. Nur ein Fünftel der vertriebenen Personen in Europa nach dem Krieg waren Juden.

Zu dieser traurigen Geschichte der Grausamkeit von Nichtjuden gehört auch der wachsende Antisemitismus, der sich sogar in Ländern bemerkbar macht, die früher relativ davon frei waren. In der Geschäftswelt werden die Juden nach wie vor diskriminiert; überall mehren sich Sperrbezirke; jüdische Schulkinder werden vielfach schlecht behandelt, gehänselt und beschimpft, auch in den Vereinigten Staaten, und es ist empörend, das mitanzusehen. Ausserdem ergibt sich eine Situation, in der kein Land irgendwo eine Grenze öffnen will, um den unerwünschten Juden Asyl zu gewähren. Keine Nation will sie zu Hunderten hereinlassen. Trotzdem suchen rechtlich denkende Menschen überall immer wieder nach einer Lösung, und sie wird sich auch finden lassen. Dieses Sorgenkind innerhalb der Völkerfamilie ist aber ein Kind des einen Vaters und geistig mit allen anderen Menschen identisch. Die Leute wissen, dass es «weder Juden noch Heiden» gibt, wie der Apostel Paulus sagte (dem vor zweitausend Jahren dasselbe Problem begegnet ist), und Männer und Frauen beider Gruppen haben ständig und in steigendem Masse die Wahrheit dieser Aussage bewiesen.

So sieht also das Problem der jüdischen Minderheit aus; und wenn es hier mit einer Freimütigkeit dargestellt ist, die zweifellos Kritik hervorrufen wird, so geschieht das, weil Liebe der Beweggrund ist; und in der Hoffnung, dass die Juden ihre eigene Verantwortung übernehmen und nicht weiterhin laut danach schreien werden, dass die anderen allein das Problem lösen müssen, sondern dass sie mit vollem geistigem Verstehen mitwirken und dadurch den Tausenden von Nichtjuden dabei helfen werden, die ihrerseits zu ernstlicher Mithilfe bereit sind. Nie zuvor hat es eine Zeit gegeben, in der die nichtjüdische Welt eifriger bemüht war, im Sinne der Juden das Rechte zu tun um ihr Problem zu lösen und alles, was sie gelitten haben, wieder gut zu machen. Eine veränderte innere Einstellung ist auf beiden Seiten nötig, sehr weitgehend jedoch auf seiten der Juden. Es gibt Anzeichen dafür, dass diese neue Einstellung schon im Keim vorhanden ist, auch wenn es viel Zeit kosten wird, die richtige Lösung zu finden. Tatsächlich gibt es Juden, die das gleiche sagen, was hier ausgesprochen wurde.

2. Das Negerproblem.

Dieses Problem ist vollkommen anders gelagert als das der Juden. Im ersteren Fall haben wir es mit einem ausserordentlich alten Volk zu tun, das seit Jahrtausenden in der Weltarena seine Rolle gespielt, seine Kultur entwickelt und sich mit einer Zivilisation identifiziert hat, die es in die Lage versetzten, einen gleichrangigen Platz mit den sogenannten «zivilisierten» Völkern einzunehmen. Im Falle der Neger befassen wir uns mit einem Volk, das erst während der letzten zweihundert Jahre auf der Leiter menschlicher Bestrebungen aufzusteigen begann und während dieser Zeit trotz grosser Schwierigkeiten und erheblicher Widerstände erstaunlich grosse Fortschritte gemacht hat. Vor zweihundert Jahren befanden sich alle Neger noch in Afrika, und Millionen von ihnen leben auch heute dort. Vor zweihundert Jahren waren sie in den Augen der Europäer und Amerikaner noch «rohe Wilde», die, in zahllose Stämme zersplittert, vom modernen Standpunkt aus ohne jede Erziehung in einem kriegerischen, primitiven Naturzustand lebten, von Häuptlingen regiert, von Stammesgöttern geleitet und von Stammestabus beherrscht waren. Untereinander weisen sie grosse Unterschiede auf, wie zum Beispiel die Pygmäenvölker Mittelafrikas ausser ihrer Hautfarbe keinerlei Ähnlichkeit mit den Kriegern des Betschuana-Landes haben. Sie bekämpften einander ständig und überfielen gegenseitig ihre Gebiete.

Jahrhundertelang sind sie ausgebeutet und in die Sklaverei getrieben worden, zuerst von den Arabern und später von denen, die sie den Sklavenhaltern abkauften und in die Vereinigten Staaten und nach Westindien weiterverschleppten. Sie wurden auch von europäischen Nationen ausgebeutet, die weite Gebiete Afrikas in Besitz nahmen und sich durch die Produkte des Landes und die Arbeit seiner Bewohner bereicherten: die Franzosen im Sudan, die Belgier im Kongo, die Holländer und Briten im Süden und an der Westküste, die Deutschen in Ost- und Südwestafrika und die Italiener in Ostafrika. Es ist eine traurige Geschichte von Grausamkeit, Diebstahl und Ausbeutung seitens der weissen Rasse, obwohl für die schwarze Rasse auch viel Gutes dabei entstand. Die Geschichte dieser Beziehungen ist noch nicht beendet, und wenn sie nicht in Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit fortgeführt wird, könnte sie in einer Tragödie enden. Es ist jedoch schon eine erhebliche Verbesserung der inneren Geschichte dieser Gebiete zu verzeichnen, und es gibt ausreichend Grund zu Optimismus.

Das Negerproblem zerfällt in zwei Teile: das Zukunftsproblem des afrikanischen Negers und das des Negers in der westlichen Hemisphäre.

Das Potential Afrikas ist noch nicht erschlossen, und das Geschick seiner Millionen Bewohner befindet sich noch in embryonalem Zustand. Die Beziehungen seiner wahren Einwohner zu den fremden Rassen, die sie zu dominieren suchen, beschränken sich noch auf den Bereich politischer Manöver und kommerzieller Habsucht. Es sollte jedoch erkannt werden, dass trotz der vielen üblen Begleiterscheinungen, die jeweils den Spuren des ausbeutenden weissen Mannes folgen, der Aufprall der weissen Rasse auf den «schwarzen Erdteil» eine nicht zu übersehende evolutive Entwicklung mit sich brachte sowie auch Vorteile wie Erziehung, ärztliche Hilfe, die Beendigung der ewigen Stammesfehden, sanitäre Massnahmen und aufgeklärtere Religionssysteme anstelle von barbarischen Kulten und rohen religiösen Praktiken. Viel Übles folgte den Forschern, Missionaren und Händlern, aber es folgte ihren Spuren auch viel Gutes, besonders denen der Missionare. Der Neger ist von Natur aus religiös und mystisch veranlagt, und die Hauptgrundsätze des christlichen Glaubens haben grosse Anziehungskraft auf sein Wesen. Die emotionellen Aspekte der christlichen Darstellung (mit ihrer Betonung von Liebe, Frömmigkeit und einem zukünftigen Leben) finden beim emotional veranlagten Neger Verständnis. Den vielen trennenden religiösen Kulten dieses dunklen Landes liegt ein fundamentaler, reiner Mystizismus zugrunde, der von Naturverehrung und primitivem Animismus bis tief in okkultes Wissen und ein esoterisches Verständnis reicht, das Afrika eines Tages zum Sitz der reinsten Form okkulter Lehre und Lebensführung machen könnte. Das liegt aber noch einige Jahrhunderte vor uns.

Bei Betrachtung des Problems der afrikanischen Neger müssen wir uns mit einer langfristigen Vorausschau beschäftigen und haben es mit Millionen Menschen zu tun, die stetig mehr zu Macht emporsteigen, die zwar erst die ersten Schritte in Richtung einer modernen Zivilisation gemacht haben, aber ihre weiteren Schritte mit fast erschreckender Geschwindigkeit unternehmen. Die unerwünschten Aspekte der Zivilisation sind gegenwärtig, aber die dadurch gewonnenen Vorteile überwiegen bei weitem. Diese Vorteile sollten die schwarzen Völker trotz ihres natürlichen und verständlichen Antagonismus als eine Schuld anerkennen, für die sie den aggressiven, gewinnsüchtigen weissen Nationen zu Dank verpflichtet bleiben. Der Kontakt mit den Weissen hat ihre intellektuelle Wahrnehmung stimuliert; die Lebensweise des weissen Mannes hat die Neger Afrikas aus ihrem primitiven Zustand in einen moderneren herausgehoben; Erziehung und neuartige Wege des Denkens und Planens befähigen die Neger rasch dazu, ihren Platz in der modernen Welt einzunehmen. Wissenschaften, Transportmittel und Kenntnisse - die sie durch Vermittlung der weissen Rasse erwarben - verknüpfen die Neger eng mit dem Entwicklungsplan der modernen Geschichte. Die neue Welt mit ihren verbesserten Lebensbedingungen besteht für den Neger ebenso wie für den Weissen.

Abgesehen von dieser notwendigen Erkenntnis einer Dankesschuld und dem Bestreben, aus den gebotenen Umständen Nutzen zu ziehen und das Schlechte und Unerwünschte beiseite zu lassen, ist aber das Negerproblem sowohl in Afrika als auch in der westlichen Welt hauptsächlich (wenn nicht ganz und gar) eine Aufgabe der weissen Rasse, die für eine Lösung verantwortlich ist. In Afrika sind die Neger der weissen Bevölkerung zahlenmässig weit überlegen und die Letzteren sind eine so kleine Minderheit, dass sie sich innerhalb einer überwältigend zahlreicheren schwarzen Bevölkerung in einer äusserst schwierigen Lage befinden. Im Westen und in Amerika ist die Lage umgekehrt, denn dort bilden die Neger eine Minorität, der die Weissen zahlenmässig weit überlegen sind. In Afrika ist der Neger stark und kampflustig; in Amerika und Westindien ist er durch jahrelange Zwangsarbeit und Sklaverei etwas verweichlicht und psychologisch besiegt worden. Auch in Afrika gibt es Sklaverei, aber sie ist anders geartet und hat nicht ganz dieselben Folgen gehabt wie im Westen.

Die weissen Rassen stehen jetzt in Afrika vor der Aufgabe, die Schwarzen so auszubilden, dass sie fähig sein werden, sich selbst zu regieren. Es muss ihnen dabei geholfen werden, ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Es muss ihnen ein Sinn für Verantwortung übermittelt werden, und sie müssen erkennen lernen, dass Afrika seinen eigenen Völkern gehören und dabei gleichzeitig ein kooperativer Partner in den Weltangelegenheiten sein kann. Das kann nur geschehen, wenn der Antagonismus zwischen den weissen und schwarzen Rassen beendet wird - zwischen beiden muss guter Wille zum Ausdruck kommen. Rechte menschliche Beziehungen müssen zwischen dem entstehenden Negerreich und der übrigen Welt fest begründet werden. Die neuen Ideale und Welttendenzen müssen im aufnahmefähigen Bewusstsein des Negers genährt werden. Auf diese Weise wird sich das «dunkelste Afrika» zu einem strahlenden Lichtzentrum entwickeln, das für Selbstverwaltung reif ist und wahre Freiheit zum Ausdruck bringt. Immer mehr werden diese Negerrassen ihre emotionale Einstellung zu Umständen und Geschehnissen aufgeben und allem Neuen mit einem mentalen Fassungsvermögen und einer intuitiven Wahrnehmung begegnen, die sie auf gleiche, wenn nicht höhere Stufe stellen werden, als so manche, die heute noch die Umwelt und Lebensumstände des Negers bestimmen.

Hierzu liessen sich die Möglichkeiten wie folgt darstellen: Werden die Neger Afrikas zur Herrschaft über ihren eigenen Kontinent gelangen, indem sie die herrschenden weissen Rassen mit Gewalt vertreiben sowie durch eine lange Periode von Kriegen zwischen den verschiedenen Negergruppen, die den Kontinent bevölkern? Oder wird sich die Situation durch verständnisvolle, weitblickende Politik der Weissen und kooperative Zukunftsplanung regeln lassen? Wird sich parallel dazu bei den Negerrassen die Fähigkeit entwickeln, langsam und mit Weisheit zu versuchen, Blutvergiessen und Verbitterung zu vermeiden, die Machenschaften selbstsüchtiger (und auf Ausbeutung bedachter) politischer Agenten zu durchschauen und gleichzeitig eine Befähigung zu demonstrieren, solche Führer hervorzubringen, welche die eigenen Belange lenken können und auf natürliche Weise, automatisch konflikt- und gewaltlos die Zügel der Regierung in die Hand nehmen, um allmählich die Kontrolle der Weissen auszuschalten? Werden die weissen Nationen, die heute Afrika kommerziell ausbeuten und an ihrem Landbesitz festhalten, dann auf ihre sogenannten Rechte verzichten (die auf der Tatsache beruhen, dass Besitz neun Zehntel des Rechtes ausmacht) und statt dessen die dem neuen Zeitalter angemessenen Methoden rechter menschlicher Beziehungen und intelligenter Kooperation einführen? Werden sie die so reichen und vielfältigen Ressourcen dieses wunderbaren Kontinents zu teilen bereit sein und ihr geschultes Können, ihre erprobten Handelsvorteile und wissenschaftlichen Kenntnisse zu all dem beitragen, was Afrika der Welt an Nützlichem und an produktiven Gütern zu bieten hat? Die europäischen Nationen und die Briten verfolgen jetzt ein Programm, das zur Befreiung Afrikas in die Hände der eigenen Bevölkerung führt. Gleichzeitig sollte vernünftige Geduld die afrikanischen Völker dahin bringen, sich auf Erziehung und auf landwirtschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung zu konzentrieren. Die Bestimmung dieses grossen Landes wird klar werden, und Afrika wird den ihm gebührenden Platz als ein grosses Zentrum kulturellen Lichtes einnehmen, das in einem zivilisierten Lande leuchtet.

Wenn es diesen beiden Rassen, der schwarzen und der weissen, nicht gelingt, dem Problem ihrer gegenseitigen Beziehung mit Vernunft, weiter Vorausschau, mit Geduld und ohne Hass oder Furcht zu begegnen, wird sich die kulturelle Entwicklung unseres Planeten auf viele Jahre hinaus verzögern. Die bislang ungenutzte und unorganisierte Macht der zahllosen Millionen Afrikaner ist ein Faktor, den die weisse Rasse sorgfältig in Betracht ziehen sollte. Sie können den Negervölkern so schnell wie möglich Chancengleichheit, gleiche konstitutionelle und uneingeschränkte Menschenrechte ermöglichen und ihnen dabei helfen, durch das Stadium des «Entwicklungsalters», in dem sie sich jetzt befinden, zu voller, nützlicher Reife zu gelangen, damit sie dann ihre eigenen Probleme lösen und ihre Territorien selbst verwalten können. Afrika wird dann durch die vielen Möglichkeiten nationaler Gruppierungen seinen Platz in der grossen Völkerfamilie einnehmen und eine Rasse auf die Weltbühne bringen, die im Sinne geistiger Anlagen, kultureller Werte und kreativer Möglichkeiten einen ausserordentlichen Beitrag zu leisten hat.

Die dem Neger angeborene Begabung enthält grossen Reichtum. Er ist kreativ und künstlerisch und bei angemessener Schulung und Ausbildung zu höchster mentaler Entwicklung fähig - ebenso fähig wie der Weisse. Das ist wieder und wieder von den Künstlern und Wissenschaftlern bewiesen worden, die aus der Negerrasse hervorgingen, und dafür zeugen auch ihre Aspirationen und Ambitionen. Es ist Zeit, dass der Weisse aufhört, den Neger als Feldarbeiter, Fabrikarbeiter oder nur zu Hausarbeit und ungelernter Arbeit fähig anzusehen, und dass er ihm die Achtung zollt und die Gelegenheit bietet, auf die er ein Anrecht hat.

Das Hervortreten des afrikanischen Negers geschieht rasch, und wenn einige Jahre der Erziehung, des Studiums und Reisens in andere Länder ihre Wirkung gezeitigt haben, wird das Problem Afrikas noch akuter werden als es schon heute ist. Das muss aber keine Gefahr bedeuten, wenn die weisse Rasse Weisheit, Verständnis, uneigennütziges Denken und die Bereitwilligkeit zeigt, den Negerrassen volle Freiheit zu gewähren. Der künftige Friede der Welt hängt heute von aufgeklärter, weitblickender Staatsführung und von der Würdigung der Tatsache ab, dass Gott alle Menschen frei geschaffen hat.