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Kapitel III - Das Problem von Kapital, Arbeit und Arbeitsmarkt

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Kapitel III

Das Problem von Kapital, Arbeit und Arbeitsmarkt

In einzigartigem Sinne stehen wir am Beginn eines völlig neuen wirtschaftlichen Zeitalters. Dies wird allen denkenden Menschen zunehmend klar. Infolge des wissenschaftlichen Triumphs der Freisetzung der Atomenergie ist weder die Zukunft der Menschheit noch die Art der kommenden Zivilisation voraussagbar. Die unmittelbar bevorstehenden Veränderungen sind so weitreichend, dass die alten ökonomischen Wertbegriffe und der gewohnte Lebensstandard auf jeden Fall verschwinden werden. Niemand weiss, was an deren Stelle treten wird.

Die Umstände werden sich von Grund auf ändern; wäre es nicht denkbar, dass auf bestimmten Gebieten wie der Verteilung der Kohle und des Erdöls für Beleuchtung, Heizung und Transportmittel, in Zukunft keine dieser planetarischen Ressourcen mehr benötigt werden? Dies sind nur zwei Beispiele der fundamentalen Veränderungen, die durch die Nutzung der Atomenergie im Zivilisationsleben bewirkt werden könnten.

Zwei Hauptprobleme werden aus dieser Entdeckung erwachsen - das eine steht unmittelbar bevor, und das andere wird sich erst später entwickeln. Als erstes werden diejenigen, deren umfangreiche finanzielle Interessen an Produkte gebunden sind, die von der neuen Energieart unvermeidlich verdrängt werden, bis aufs äusserste kämpfen um zu verhindern, dass diese neuen Quellen des Reichtums anderen zugute kommen. Als zweites haben wir das ständig wachsende Problem der Befreiung der menschlichen Arbeitskraft von der Schwerstarbeit und den langen Arbeitsstunden, die zur Aufrechterhaltung einer Existenzgrundlage erforderlich sind. Das eine ist das Problem des Kapitals, das andere das Problem der Arbeit; das eine ist das Problem der etablierten Kontrolle durch die rein selbstsüchtigen Interessen, die so lange das Leben der Menschheit beherrscht haben; und das andere ist das Problem der Freizeit und deren konstruktiver Nutzung. Das eine Problem betrifft die Zivilisation und deren korrektes Funktionieren im neuen Zeitalter, das andere betrifft die Kultur und die kreative Verwendung von Zeit.

Es ist an dieser Stelle nicht dienlich zu prophezeien, wie diese machtvollste, bisher als Hilfsmittel für den Menschen freigesetzte Energie genutzt werden kann oder werden wird. Die erste konstruktive Anwendung war die Beendigung des Krieges. Ihre künftige konstruktive Verwendung liegt in den Händen der Wissenschaft und sollte unter der Kontrolle von Menschen guten Willens bleiben, die in allen Nationen zu finden sind. Diese Energie muss vor rein finanziellen Interessen geschützt werden; sie darf eindeutig nur zu friedlichen Zwecken genutzt werden und zur Schaffung einer neuen, glücklicheren Welt. Ein gänzlich neuer Forschungsbereich eröffnet sich heute der Wissenschaft, ein Bereich, in den sie schon lange vordringen möchte. Diese neue Macht ist in den Händen der Wissenschaft weit sicherer als in den Händen des Kapitals oder derjenigen, welche diese Entdeckung zur Erhöhung ihrer Dividenden ausbeuten möchten. Auch ist sie im Besitz der grossen Demokratien, der angelsächsischen Länder und skandinavischen Rassen sicherer als in den Händen anderer. Trotzdem kann dies nicht auf unbegrenzte Zeit so bleiben. Andere Nationen und Völker werden dieses «Geheimnis der Freisetzung» ebenfalls entdecken, und die zukünftige Sicherheit der Menschheit ist daher abhängig von zwei Faktoren:

1. Von der stetigen, planmässigen Erziehung der Bevölkerung jeder Nation zu rechten mitmenschlichen Beziehungen und der Kultivierung des Geistes des guten Willens. Dies wird zu einer vollständigen Revolutionierung der gegenwärtigen politischen Regime führen, die in ihrem Planen weitgehend nationalistisch und in ihrer Zielsetzung selbstsüchtig sind. Wahre Demokratie - gegenwärtig nur ein Traum - wird auf der Erziehung zu gutem Willen beruhen.

2. Von der Erziehung der zukünftigen Kinder zur Tatsache der menschlichen Einheit; und zur Nutzung der Hilfsquellen der Welt zum Wohle aller.

Bestimmte Nationen sind infolge ihres internationalen Charakters und der rassischen Vielfalt ihrer Bevölkerung von Natur aus einschliesslicher in ihrem Denken und Planen als andere. Sie neigen mehr dazu, in Begriffen der Menschheit als einem Ganzen zu denken, als andere es tun. Solche Nationen sind die Vereinigten Staaten, die britische Völkergemeinschaft und die vereinigten sozialistischen Republiken der Sowjetunion. Zahlreiche Nationen und Rassen bilden diese drei Grossmächte: das zentrale Dreieck im Herzen der kommenden neuen Weltordnung. Hieraus folgerte die ihnen derzeit gebotene Gelegenheit, die Menschheit zu lenken sowie die ihnen innewohnende Verantwortung, als Weltführer zu handeln. Andere Rassen besitzen keine angeborene derartige Fähigkeit. Sie sind zum Beispiel keine erfolgreichen Kolonisatoren und auch nationalistischer und ausbeutender in ihrer Behandlung von «Untertanen-Rassen». Für die drei Grossmächte war die Verschmelzung der vielen Elemente, aus denen ihre nationale Bevölkerung zusammengesetzt ist, ein notwendiger, bestimmender Impuls. Die Grundtendenz der Vereinigten Staaten ist das Wohl aller innerhalb ihrer staatlichen Jurisdiktion, und das, was «The pursuit of happiness» («Die Suche nach Glück» der Unabhängigkeits-Erklärung von 1776) genannt wird, ist ein bekannter Ausspruch, der dieser Intention Ausdruck gibt. Das Grundprinzip der britischen Herrschaft ist Gerechtigkeit für alle. Das zugrundeliegende Motiv der UdSSR sind rechte Lebensbedingungen, Chancengleichheit für alle und eine allgemeine Nivellierung aller trennenden Klassen, um die Bildung einer erfolgreichen Gruppe von menschlichen Wesen herbeizuführen. Alle diese Ziele sind gut, und ihre Anwendung auf das Leben der Menschheit wird eine glücklichere, friedlichere Welt garantieren.

In jedem Land, ohne Ausnahme, gibt es gute und schlechte Elemente; es gibt progressive und reaktionäre Gruppen. Es gibt grausame und ehrgeizige Menschen in Russland, die am liebsten die Welt zugunsten Russlands ausbeuten und versuchen möchten, allen Klassen und Kasten der ganzen zivilisierten Welt den Willen des Proletariats aufzuzwingen; aber es gibt auch denkende Menschen in Russland, welche die Vision besitzen und jenen anderen entgegentreten. Es gibt reaktionäre und klassenbewusste Leute in Grossbritannien, welche die wachsende Macht der Massen fürchten und sich verzweifelt an ihr ererbtes Prestige und ihre gesellschaftlichen Vorrechte klammern; sie möchten das britische Volk am Fortschritt hindern und sähen am liebsten die Wiederherstellung des alten hierarchischen, paternalistischen Feudalsystems; die Masse des Volkes, das durch die Stimme der Arbeiterbewegung spricht, will davon nichts wissen. In den Vereinigten Staaten haben wir Isolationismus, Verfolgung von Minderheiten wie der schwarzen Rasse, und einen unwissenden, arroganten Nationalismus, dessen Sprachrohr einige Senatoren und Abgeordnete sind, mit ihrem Rassenhass, ihrer separatistischen Einstellung und ihren zweifelhaften politischen Methoden.

Grundsätzlich sind jedoch diese drei Grossmächte die Hoffnung der Welt und bilden das zugrundeliegende spirituelle Dreieck, das hinter den Plänen und der Gestaltung der Ereignisse liegt, welche die neue Welt einleiten werden. Die anderen mächtigen Nationen, so ungern sie das auch anerkennen mögen, sind nicht in einer so starken Position; sie haben nicht den gleichen Idealismus oder die gleichen bedeutenden Ressourcen; die Beschäftigung mit ihren eigenen nationalen Interessen beschränkt ihren Weitblick; sie werden durch begrenztere Ideologien bestimmt, durch härteres Ringen um ihre nationale Existenz, durch die Kämpfe um ihre Grenzen und um materiellen Gewinn, und durch ihre mangelnde Kooperation mit der Menschheit als Ganzem. Die kleineren Nationen nehmen nicht ganz die gleiche Haltung ein; ihre politischen Regime sind relativ sauberer, und sie bilden im Grunde den Kern jener föderierten Welt, die sich unvermeidlich um die drei Grossmächte zu bilden beginnt. Diese Föderationen werden sich auf kulturelle Ideale gründen, als die Garanten für rechte menschliche Beziehungen. Sie werden letzten Endes nicht auf Machtpolitik beruhen und keine Zusammenschlüsse verbündeter Nationen um selbstsüchtiger Ziele willen sein, die sich gegen andere Zusammenschlüsse mit denselben Zielen stellen. Grenzen, regionale Kontrollen und internationale Eifersüchteleien sind dann keine bestimmenden Faktoren mehr.

Um diese glücklicheren Zustände herbeizuführen, muss eine grundsätzliche Veränderung und eine wesentliche Neuordnung erreicht werden. Anderenfalls gibt es keine Hoffnung auf Frieden auf der Erde. Wir müssen mit der Beziehung zwischen Kapital und Arbeit und zwischen diesen beiden Gruppen und der Menschheit als Ganzem fertig werden. Das Problem ist uns allen wohlbekannt. Es erweckt heftige Vorurteile und Gegnerschaft, und in dem Lärm der vielen Worte, die in diesem heftigen Kampf gesagt werden, könnte es einem nützlichen Zweck dienen, diese Frage aus einem universaleren Blickwinkel und mit den aufscheinenden geistigen Werten im Auge zu beleuchten.

Zu allererst muss erkannt werden, dass die Ursache aller weltweiten Unruhe, der Weltkriege, welche die Menschheit zerrüttet und in weitverbreitetes Elend gestürzt haben, auf unserem Planeten weitgehend einer selbstsüchtigen Gruppe zuzuschreiben ist, die materialistische Ziele verfolgt, seit Jahrhunderten die Massen ausgebeutet und die Arbeitskraft der Menschheit für ihre selbstsüchtigen Zwecke ausgenützt hat. Angefangen mit den Lehensherren Europas und Grossbritanniens im Mittelalter, über die mächtigen Unternehmergruppen der viktorianischen Zeit, bis hin zu der Handvoll nationaler und internationaler Kapitaleigner, die heute die Hilfsgüter der Welt kontrollieren, hat sich das kapitalistische System entwickelt und die Welt zerrüttet. Diese Gruppe von Kapitalisten hat die Weltressourcen und die Handelsgüter, die für ein Zivilisationsleben benötigt werden, für sich beansprucht und ausgenützt; das konnten sie, weil sie aufgrund der engen Verflechtung der Leitungsgremien ihrer Firmen den Reichtum der Welt besassen, kontrollierten und immer in der Hand behielten. Sie haben die grossen Unterschiede zwischen sehr reich und sehr arm erst möglich gemacht; sie lieben das Geld und die Macht, die ihnen das Geld verleiht; sie standen hinter Regierungen und Politikern; sie haben die Wählerschaft gelenkt und die engstirnigen nationalistischen Ziele selbstsüchtiger Politik unterstützt; sie haben weltweit die Wirtschaft finanziert, und Erdöl, Elektrizität und Transportmittel sind unter ihrer Kontrolle. Sie beherrschen offen oder hinter den Kulissen die Bankkonten der Welt.

Die Verantwortung für das weitverbreitete Elend, das heute in jedem Land anzutreffen ist, liegt vorwiegend bei gewissen grossen, verflochtenen Gruppen von Geschäftsleuten, Bankiers, Direktoren internationaler Kartelle, Monopole, Trusts und Organisationen sowie der Geschäftsleitung riesiger Konzerne, die für korporativen oder persönlichen Gewinn arbeiten. Sie sind nicht am Wohl der Öffentlichkeit interessiert, ausser insofern, als das Verlangen der Öffentlichkeit nach besseren Lebensbedingungen es ihnen unter dem Gesetz von Angebot und Nachfrage ermöglicht, die Waren, Transportmittel, die Elektrizität und den Kraftstoff zu liefern, die auf lange Sicht noch mehr finanziellen Gewinn bringen. Die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft, die Manipulation der wichtigsten planetarischen Hilfsquellen und die Befürwortung von Kriegen aus privaten oder geschäftlichen Profitgründen sind bezeichnend für ihre Methoden.

In jeder Nation sind diese Männer anzutreffen, die für das kapitalistische System verantwortlich zeichnen. Die Verästelungen ihrer Geschäftsunternehmen und ihre finanzielle Macht über die Menschheit wirkten sich vor dem Krieg ebenfalls in jedem Land aus, und obwohl sie während des Krieges in den Untergrund gingen, gibt es sie immer noch. Sie bilden eine internationale Gruppe, die in enger Verbindung steht und in vollkommener Übereinstimmung der Ideen und Intentionen arbeitet; sie kennen und verstehen einander. Diese Männer gehörten sowohl den Alliierten als auch den Achsenmächten an; sie haben vor dem Krieg und während der ganzen Kriegsperiode mit Hilfe ihrer eng verzahnten Firmenleitungen unter falschen Namen und durch Tarnorganisationen miteinander gearbeitet, unterstützt von Neutralen ihrer eigenen Denkungsart. Heute sind sie, trotz des Unglücks, das sie über die Welt gebracht haben, wieder organisiert und beginnen erneut mit den alten Methoden. Ihre Ziele bleiben die gleichen; ihre internationalen Beziehungen sind ungebrochen; sie bilden die grösste Bedrohung für die Menschheit; sie beherrschen die Politik, kaufen die Prominenz in jeder Nation; sie sichern sich Schweigen durch Drohung, Bestechung und Einschüchterung; sie häufen Reichtümer an und erkaufen sich falsche Popularität durch philanthropische Unternehmungen; ihre Familien führen ein leichtes, angenehmes Leben und kennen nur selten den Sinn gottergebener Arbeit; sie umgeben sich mit Schönheit, Luxus und Besitztümern und schliessen die Augen vor der Armut und dem Elend, vor dem Mangel an Wärme und anständiger Kleidung, vor der Hungersnot und Hässlichkeit des Lebens der Millionen Menschen, von denen sie umgeben sind. Sie spenden für wohltätige Zwecke und an kirchliche Institutionen um ihr Gewissen zu beschwichtigen und um Steuern zu sparen. Sie bieten zwar vielen Tausenden Arbeitsplätze, sorgen aber dafür, dass die Löhne dieser Tausenden niedrig bleiben, so dass wirkliches Wohlergehen, Musse, Kultur und Reisen für diese nicht möglich sind.

Das alles ist eine schwere Anklage, kann aber tausendfach durch Tatsachen belegt werden. Es züchtet Revolution und wachsende Unruhe. Die Volksmassen in jedem Lande sind aufgerüttelt, sie erwachen, und ein neuer Tag bricht an. Ein Krieg bahnt sich an zwischen den selbstsüchtigen Geldinteressen und der Masse der Menschen, die nach einer fairen Behandlung und gerechtem Anteil am Reichtum der Welt verlangen.

Es gibt aber auch Menschen innerhalb des kapitalistischen Systems, die sich der Gefahren für die Geldinteressen bewusst sind, und deren natürliche Tendenz zu weitherzigerem Denken auf mehr humanitärer Linie liegt. Diese zerfallen in zwei Hauptgruppen:

Erstens die wirklichen Menschenfreunde und um das Wohl ihrer Mitmenschen Besorgten, die nicht den Wunsch haben, die Massen auszubeuten oder vom Unglück anderer zu profitieren. Sie sind einfach aufgrund ihrer Fähigkeit oder durch ererbte Position zu Stellung und Macht gekommen und können sich der Verantwortung für die Verwendung der Millionen, die ihnen anvertraut sind, nicht entziehen. Sie sind häufig durch die anderen Vorstandsmitglieder zur Hilflosigkeit verdammt, und aufgrund der bestehenden Spielregeln sind ihnen weitgehend die Hände gebunden, weil sie ihren Aktionären verantwortlich sind und erkennen müssen, dass die Situation immer dieselbe bleibt, was sie auch tun mögen, ob sie nun kämpfen oder resignieren. Das Problem ist zu gross für den einzelnen. Daher bleiben sie relativ machtlos. Sie sind fair und gerecht, anständig und freundlich, einfach in ihrer Lebensweise, besitzen einen echten Sinn für Werte, und doch können sie wenig Ausschlaggebendes bewirken.

Zweitens jene, die klug genug sind, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Sie sehen, dass das kapitalistische System angesichts der steigenden Bedürfnisse der Menschheit und der ständig deutlicher hervortretenden geistigen Werte nicht ewig weiterbestehen kann. Sie fangen daher an, ihre Methoden zu verändern, ihren Unternehmen einen allgemein gültigeren Charakter zu verleihen und kooperative Massnahmen gemeinsam mit ihren Angestellten einzuführen. Ihre angeborene Selbstsucht veranlasst sie jedoch zu diesen Veränderungen, und der Selbsterhaltungstrieb bestimmt ihre Einstellung. Zwischen diesen beiden Gruppen stehen jene, die weder zur einen noch zur anderen gehören. Sie sind ein fruchtbarer Boden entweder für die Propaganda der selbstsüchtigen Kapitalisten oder für die nicht selbstsüchtigen Menschenfreunde.

Man sollte hier dazu sagen, dass selbstsüchtiges Denken und separatistische Motivation, die für das kapitalistische System bezeichnend sind, natürlich auch bei den kleinen, unbedeutenden Geschäftsleuten anzutreffen sind - beim Gemüsehändler, beim Installateur und beim Kurzwarenhändler, der seine Angestellten ausnützt und seine Kundschaft übervorteilt. Wir haben es hier mit dem universalen Geist der Selbstsucht und Machtgier zu tun. Der Krieg hat jedoch eine Säuberung bewirkt. Er hat den Menschen die Augen für die dem Krieg zugrundeliegende Ursache geöffnet: das wirtschaftliche Desaster, das durch die Ausbeutung der Weltressourcen durch eine internationale Gruppe selbstsüchtiger, ehrgeiziger Männer verursacht wird. Jetzt haben wir die Gelegenheit, diese Dinge zu ändern.

Betrachten wir nun die entgegengesetzte Gruppe, die Arbeiterschaft.

Eine mächtige Gruppe, die sowohl national als auch international das kapitalistische System repräsentiert, und eine ebenso mächtige Gruppe der Gewerkschaften und ihrer Führer stehen heute einander gegenüber. Und beide Gruppen sind in ihrer Zielsetzung sowohl national als auch international. Es bleibt abzuwarten, welche von beiden schliesslich den Planeten beherrschen wird, oder ob nicht eine dritte Gruppe praktischer Idealisten auftritt und die Führungsrolle übernimmt. Das Interesse der im geistigen Bereich auf der Welt Arbeitenden ist nicht auf der Seite der Kapitalisten und auch nicht auf jener der Arbeiterschaft; es ist auf Seiten der Menschheit.

Seit Jahrtausenden haben, wenn wir der Geschichte glauben können, die reichen Grundbesitzer, die eingesetzten Stammeshäuptlinge, die Feudalherren, die Sklavenhalter, Kaufleute oder Geschäftsleute die Macht besessen; sie haben die Armen ausgenützt; sie suchten nach grösstmöglichem Ertrag bei möglichst geringem Kostenaufwand. Das ist nichts Neues. Im Mittelalter fingen die ausgebeuteten Arbeiter und Bauern, die gelernten Handwerker und die Dombauleute damit an, zum gegenseitigen Schutz Gilden und Logen zu bilden, um gemeinsam zu diskutieren und häufig auch zur Förderung hochwertiger Handwerkskunst. Diese Gruppen haben im Lauf der Jahrhunderte an Macht gewonnen, doch die Lage der beschäftigten Männer, Frauen oder Kinder blieb beklagenswert.

Mit der Erfindung der Maschine und dem Beginn des Maschinenzeitalters während des 18. und 19. Jahrhunderts verschlechterten sich die Verhältnisse der arbeitenden Bevölkerung akut. Die Lebensbedingungen wurden infolge der wachsenden Ausdehnung der urbanen Bereiche rund um die Fabriken unerträglich, sie waren ohne sanitäre Einrichtungen und daher gesundheitsgefährdend. So ist es noch immer; das Wohnproblem der Munitionsarbeiter während der Kriegsjahre und die soziale Situation rund um die Kohlebergwerke, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in England, sind Beweise dafür. Die Ausbeutung der Kinder nahm zu. Akkordarbeit blühte; der Kapitalismus trat in seine Rechte, und der krasse Unterschied zwischen den sehr Armen und den sehr Reichen wurde zum hervorstechenden Merkmal der viktorianischen Epoche. Aus dem Blickwinkel der geplanten evolutiven und geistigen Entwicklung der menschlichen Familie, die zu einem zivilisierten und kultivierten Leben führt sowie zu gerechten und gleichen Aufstiegsmöglichkeiten für alle, hätte die Situation nicht schlimmer sein können. Kommerzieller Eigennutz und ungestüme Unzufriedenheit gediehen nebeneinander. Die ganz Reichen trugen ihren überlegenen Status vor den Augen der ganz Armen zur Schau, und dies war begleitet von herablassender, patriarchalischer Gönnerhaftigkeit. Der Geist der Revolution wuchs unter den zusammengepferchten, überarbeiteten Massen, die durch ihre Anstrengungen zum Reichtum der wohlhabenden Klassen beigetragen hatten.

Das geistige Prinzip der FREIHEIT wurde in steigendem Masse erkannt und seine Durchsetzung gefordert. Die Weltzustände tendierten in die gleiche Richtung. Daraus entstanden alle Arten von Bewegungen, die ein Symbol für wachsende Erkenntnis und die Forderung nach Freiheit waren. Das Maschinenzeitalter wurde vom Zeitalter der Transportmittel, der Elektrizität, der Eisenbahn, der Automobile und Flugzeuge abgelöst. Gleichzeitig begann das Kommunikationszeitalter mit Telegraf, Telefon, Rundfunk und heute mit Fernsehen und Radar. All dies verschmolz in das gegenwärtige Zeitalter der Wissenschaft, das uns die Freisetzung der Atomenergie mit allen in dieser Entdeckung latent enthaltenen Möglichkeiten brachte. Trotz der Tatsache, dass eine Maschine die Arbeit vieler Menschen verrichten kann, was in hohem Masse zum Reichtum der Kapitaleigner beitrug, konnten neue Industrien und die Entwicklung weltweiter Verteilersysteme neue Beschäftigungsbereiche erschliessen. Durch den immensen Bedarf dieser kapitalistischsten Periode, welche die Welt je gesehen hat, ergab sich eine ungeheure Akkumulation des Kapitals, und es konnten Arbeitsplätze für Millionen Menschen geschaffen werden. Bildungseinrichtungen nahmen ebenfalls zu, und dadurch entstand die Forderung der Arbeiterschicht nach besseren Lebensbedingungen, höheren Löhnen und mehr Freizeit. Diese Forderungen wurden ständig von der Arbeitgeberseite bekämpft; sie organisierte sich gegen die Ansprüche der erwachenden Massen und führte so einen Zustand herbei, der die Arbeiterseite zum Handeln zwang.

Aufgeklärte Gruppen in Europa, England und den Vereinigten Staaten begannen zu agitieren, schrieben, um eine Diskussion in Gang zu bringen, zahlreiche Bücher, welche die bemittelten Klassen zur Erkenntnis der Situation aufrütteln und auf die unmenschlichen Lebensbedingungen aufmerksam machen sollten, unter denen die Arbeiter und Bauern leben mussten. Diese Bücher wurden weitverbreitet gelesen. Die Abolitionisten bekämpften die Sklaverei jeglicher Art, ob es sich um Neger oder Weisse, um Kinder oder Erwachsene handelte. Eine rasch sich entwickelnde freie Presse begann, die «niederen Klassen» über das, was vorging, zu unterrichten; Parteien wurden gebildet, um gewisse schreiende Missstände zu beenden; die französische Revolution, die Schriften von Marx und anderen sowie der amerikanische Bürgerkrieg spielten alle ihre Rolle, um die Lösung der Probleme des einfachen Mannes zu erzwingen. In jedem Land entschlossen sich Menschen, für die Freiheit und ihre angestammten Menschenrechte zu kämpfen.

Nach und nach vereinigten sich Angestellte und Arbeiter zu gegenseitigem Schutz und der Sicherung der ihnen zustehenden Rechte. Schliesslich entstand die Gewerkschaftsbewegung mit ihren mächtigen Waffen: Erziehung zur Freiheit und Streik. Die Menschen entdeckten, dass in Einheit Stärke liegt, und dass sie gemeinsam dem Arbeitgeber Trotz bieten und der Finanzwelt anständige Löhne, bessere Lebensbedingungen und mehr Freizeit - die Rechte eines jeden - abringen konnten. Die Tatsache der ständig steigenden Macht der Arbeiterbewegung und ihrer internationalen Stärke ist wohlbekannt und eines der vorrangigen Interessengebiete der modernen Zeit.

Mächtige Männer unter den Arbeiterführern kamen in der Bewegung nach oben. Einige der Arbeitgeber, denen die Interessen ihrer Arbeiter am Herzen lagen, stellten sich ihnen zur Seite und unterstützten sie. Es war eine relativ kleine Minderheit unter den Arbeitgebern, aber sie dienten zur Schwächung der Zuversicht und Macht der Mehrheitspartei. Der Kampf der Arbeiter geht immer noch weiter; es werden ständig Erfolge erzielt; kürzere Arbeitszeit und bessere Löhne werden weiterhin verlangt, und wenn sie abgelehnt werden, wird Streik als Waffe eingesetzt. So gut und nützlich jedoch der Streik zu Beginn des Aufstiegs der Arbeiterbewegung zur Macht war, wird er in den Händen der Skrupellosen und Selbstsüchtigen jetzt selbst zur Tyrannei. Die Gewerkschaftsführer sind jetzt schon so mächtig, dass viele von ihnen in die Rolle eines Diktators geschlüpft sind und die Arbeitermassen, denen sie früher dienten, ausnützen. Die Arbeiterbewegung wird immer reicher, und von den grossen nationalen Gewerkschaftsorganisationen überall sind ungezählte Millionen angehäuft worden. Die Gewerkschaftsbewegung ist jetzt selbst kapitalistisch.

Die Arbeiterschaft und die Gewerkschaften haben ein grosses Werk getan. Der Arbeiterstand wurde auf den ihm gebührenden Platz im Leben der Nationen gehoben, und die wesentliche Würde des Menschen wurde betont. Die Menschheit verschmilzt nun rasch zu einer grossen Körperschaft unter dem Einfluss des Gesetzes von Angebot und Nachfrage, ein Punkt, den man nicht vergessen sollte. Das Schicksal der Menschheit und die Macht, national und international Entscheidungen zu treffen, welche die ganze Menschheit berühren, geht über in die Hände der Massen, der arbeitenden Klassen und des Mannes auf der Strasse. Die Einführung der Arbeitergewerkschaften war in der Tat eine grosse geistige Bewegung, die zu einem neuen Aufstieg des göttlichen Geistes im Menschen geführt hat und ist ein Ausdruck der dem Menschen innewohnenden geistigen Qualitäten.

Und doch ist nicht alles gut in der Arbeiterbewegung. Es stellt sich die Frage, ob sie nicht eine drastische Hausreinigung bitter nötig hat. Mit dem Aufkommen von Arbeiterregierungen in bestimmten Ländern, mit dem Anwachsen der Demokratie und dem Verlangen nach Freiheit, mit dem Aufstieg der Herrschaft des Proletariats in Russland, und mit dem höheren Bildungsstand der Menschheit könnte es wohl scheinen, als seien jetzt neue, bessere und andere Methoden zur Verwirklichung der vier Freiheiten und zur Sicherung rechter menschlicher Beziehungen notwendig geworden. Wenn die Erkenntnis da ist, dass rechte menschliche Beziehungen unter den Nationen bestehen müssten, dann ist klar, dass auch zwischen Kapital und Arbeit (denn beide Gruppen bestehen aus Menschen) und zwischen den streitenden Arbeiterorganisationen solche Beziehungen notwendig sind. Die Arbeiterbewegung ist heute zu einer Diktatur geworden, die Drohung, Furcht und Macht zur Verwirklichung ihrer Ziele einsetzt. Viele ihrer Führer sind mächtige, ehrgeizige Männer mit einer tiefen Liebe zum Geld und entschlossen, Macht zu gebrauchen. Überall bestehen noch immer miserable Wohnverhältnisse, niedrige Löhne und schlechte Lebensbedingungen, und daran sind nicht immer die Arbeitgeber schuld.

In Zukunft wird die Macht in den Händen der Massen liegen. Diese sind in Bewegung geraten, und schon durch ihr zahlenmässiges Gewicht, durch ihr planmässiges Denken und die rasch wachsenden gegenseitigen Beziehungen der Arbeiterbewegungen der ganzen Welt kann jetzt nichts mehr ihren Fortschritt aufhalten. Der grösste Vorteil der Arbeiterbewegung gegenüber dem Kapital besteht darin, dass sie sich für zahllose Millionen Menschen einsetzt, während der Kapitalist nur für das Wohl von wenigen arbeitet. Im innersten Kern der Arbeiterbewegung findet sich die Norm für die Menschheit.

Wir sollten uns einigermassen klar werden über dieses Bild des weltweiten Elendszustandes, das sowohl der kapitalistischen als auch der Arbeiterbewegung zuzuschreiben ist, und uns bemühen, dieses Bild realistisch und richtig zu sehen. In der einen oder anderen Form hat die Wechselwirkung zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern und zwischen den finanziell Starken und den ausgebeuteten Massen immer bestanden. Mit dem Jahrhundert der Dampfmaschine, dem Zeitalter der Wissenschaft, der Elektrizität und der planetarischen Interkommunikation wuchs dieses Übel und breitete sich aus. Das Kapital wurde immer mächtiger, die Arbeiter wurden immer unruhiger und anspruchsvoller. Der Kulminationspunkt war dann der Weltkrieg mit seinen Folgen, ein dreissigjähriger Krieg, den das Kapital einleitete und der durch die Anstrengungen der Arbeiterschaft gewonnen wurde.

Daraus ergeben sich bestimmte Fragen. Durch ihre Beantwortung wird die Menschheit ihre Probleme entweder lösen oder, wenn sie ungelöst bleiben, wird die Menschenrasse ihr Ende erleben.

1. Soll das kapitalistische System an der Macht bleiben? Ist es wirklich nur übel? Sind Kapitalisten nicht auch Menschen?

2. Wird die Arbeiterbewegung vermittels ihrer Gewerkschaften und der in ihrer Führung verkörperten Macht nicht selbst zur Tyrannei?

3. Können Arbeit und Kapital eine Arbeitsgemeinschaft oder Fusion bilden? Stehen wir vor einer neuen Art von Krieg zwischen diesen beiden Gruppen?

4. Wie lässt sich das Gesetz von Angebot und Nachfrage so erfüllen, dass Gerechtigkeit und Wohlstand für jedermann gewährleistet sind?

5. Müssen die verschiedenen Regierungen der Welt irgend eine Form totalitärer Herrschaft annehmen, um den Anforderungen von Angebot und Nachfrage zu entsprechen? Sind wir gezwungen, materielle Ziele und Wohlstand auf dem Wege der Gesetzgebung zu erreichen?

6. Was für ein Lebensstandard wird dem Menschen - im neuen Zeitalter - als wesentlich erscheinen? Werden wir eine rein materialistische Zivilisation haben, oder werden wir weltweit einer geistigen Ausrichtung folgen?

7. Was muss getan werden, um die Kapitalisten daran zu hindern, sich erneut zur Ausbeutung der Welt zu rüsten?

8. Was ist eigentlich das wahre Kernstück der modernen materialistischen Schwierigkeit?

Diese letzte Frage kann mit dem wohlbekannten Spruch beantwortet werde, dass die Liebe zum Geld die Wurzel allen Übels ist. Dies führt uns wieder zurück zur fundamentalen Schwäche der Menschheit - der Eigenschaft des WÜNSCHENS. Hierfür ist Geld das Resultat und das Symbol.

Vom simplen Vorgang des Tauschhandels (wie er vom primitiven Wilden gehandhabt wurde) bis zur komplizierten, erschreckenden Finanz- und Wirtschaftsstruktur der modernen Welt, sind Wunsch und Begehren die zugrundeliegende Ursache, nämlich das Verlangen nach Befriedigung eines erfühlten Bedürfnisses: das Begehren von Waren und Besitztümern, der Wunsch nach materiellem Komfort, nach Erwerb und Anhäufung von DINGEN, die Begierde nach Macht und Überlegenheit, die Geld allein verschaffen kann. Diese mächtige Wunschkraft kontrolliert und dominiert das menschliche Denken und ist das Leitmotiv unserer modernen Zivilisation. Sie ist wie ein Polyp, der das menschliche Leben, den Unternehmungsgeist und die Anständigkeit langsam erdrosselt; sie ist der Mühlstein um den Hals der Menschheit.

Eigentums- und Besitzstreben sowie der Wettbewerb mit anderen um den Vorrang waren die Leitgedanken des Durchschnittsmenschen: Mensch gegen Mensch, Familienvater gegen Familienvater, Geschäft gegen Geschäft, Organisation gegen Organisation, Partei gegen Partei, Nation gegen Nation, Arbeit gegen Kapital -, so dass heute die Meinung herrscht, dass das Problem von Frieden und Glück in erster Linie mit den Hilfsgütern der Welt und deren Besitz zusammenhängt.

Die dominierenden Worte in unseren Zeitungen, im Rundfunk und bei allen Diskussionen beziehen sich auf die finanzielle Struktur der menschlichen Wirtschaft: Bankzinsen, Gehälter, Staatsverschuldung, Reparationen, Kartelle und Trusts, Finanzierung und Besteuerung - das sind die Worte, die unseren Planeten beherrschen, unsere Eifersucht schüren, unseren Hass oder unsere Abneigung gegen andere Nationen nähren und uns gegeneinander aufhetzen. Die Liebe zum Geld ist die Wurzel allen Übels.

Es gibt jedoch eine grosse Anzahl Menschen, deren Leben nicht von der Liebe zum Geld beherrscht wird und die von sich aus in Begriffen der höheren Werte denken können. Sie sind die Hoffnung der Zukunft, aber als einzelne die Gefangenen des Systems, das geistig ein Ende finden muss. Obwohl sie das Geld nicht lieben, brauchen sie es und müssen es haben; sie sind im System der Geschäftswelt gefangen, denn auch sie müssen arbeiten und ihren Lebensunterhalt verdienen. Die Arbeit die sie tun möchten, um der Menschheit zu helfen, ist nicht ohne die dafür nötigen Gelder möglich. Auch die Kirchen sind in ihren Arbeitsmethoden materialistisch, kümmern sich vor allem um den organisatorischen Aspekt ihrer Arbeit, und es bleibt wenig für das Werk Christi übrig, für ein einfaches, geistiges Leben. Die heute allen Männern und Frauen guten Willens bevorstehende Aufgabe ist anscheinend zu schwer, weil die Probleme fast unlösbar erscheinen. Diese Menschen sagen nun: Kann der Konflikt zwischen Kapital und Arbeit überhaupt beendet werden, damit wieder eine neue Welt entstehen kann? Können die Lebensbedingungen so umfassend verändert werden, dass rechte menschliche Beziehungen für immer möglich werden?

Die rechten Beziehungen können hergestellt werden, und zwar aus folgenden Gründen:

1. Die Menschheit hat während der vergangenen zweihundert Jahre so unsagbar gelitten, dass es möglich ist, die notwendigen Veränderungen herbeizuführen, vorausgesetzt, die erforderlichen Schritte werden jetzt unternommen, bevor Schmerzen und Todesqualen vergessen und deren Wirkungen im menschlichen Bewusstsein ausgelöscht sind; sie müssen sofort unternommen werden, noch während die offenkundigen Zeugnisse der Vergangenheit gegenwärtig sind und wir die Nachwirkungen des Weltkrieges deutlich vor Augen haben.

2. Die Freisetzung der Atomenergie bedeutet definitiv den Beginn eines neuen Zeitalters; sie wird unsere Lebensweise so vollständig verändern, dass viele unserer jetzigen Planungen nur Zwischenlösungen sein können; sie dienen lediglich dazu, der Menschheit den Übergang aus dem jetzt vorherrschenden materialistischen System in ein anderes zu erleichtern, in dem rechte mitmenschliche Beziehungen die grundlegenden Merkmale sein werden. Diese neue und bessere Lebensform wird sich aus zwei hauptsächlichen Gründen entwickeln:

a. Auf Grund der rein geistigen Ursachen menschlicher Bruderschaft, des friedlichen, kooperativen Unternehmungsgeistes und des ständig sich entfaltenden Prinzips des Christusbewusstseins in den Herzen der Menschen. Dies mag als mystischer, visionärer Grund erscheinen; seine Auswirkungen fallen aber schon mehr ins Gewicht als man annimmt.

b. Wegen des freimütig selbstsüchtigen Motivs der Selbsterhaltung. Die Freisetzung der Atomenergie hat dem Menschen nicht nur eine gewaltige Macht in die Hand gegeben, die unvermeidlich eine neue, bessere Lebensform bringen wird, sondern auch eine schreckliche Waffe, die imstande ist, die menschliche Familie vom Angesicht der Erde wegzufegen.

3. Durch die stetige selbstlose Arbeit der Menschen guten Willens. Diese Arbeit ist nicht spektakulär, beruht aber mit Sicherheit auf richtigen Prinzipien und ist eines der hauptsächlichsten Mittel zum Frieden.

Die Entdeckung der Atomenergie hat sowohl das Kapital als auch die Arbeit vor ein Problem gestellt. Und diese beiden Probleme werden innerhalb weniger Jahre einen Krisenpunkt erreichen.

Das Geld, die Akkumulation der Finanzmittel sowie die Spekulation mit Rohstoffen zum Zwecke organisierter Ausbeutung werden sich bald gänzlich nutzlos und wirkungslos erweisen, vorausgesetzt, diese Energiequellen und deren Gewinnungsweise bleiben in den Händen der vom Volk gewählten Vertreter und nicht im geheimen Besitz bestimmter Machtgruppen oder irgend einer Nation. Die Atomenergie gehört der Gesamtmenschheit. Die Verantwortung für ihre Kontrolle muss in den Händen der Menschen guten Willens liegen. Sie müssen die Bestimmung dieser Energie unter Kontrolle behalten und sie für konstruktive Zwecke zum Nutzen aller Menschen verfügbar machen. Es geht nicht an, dass eine einzelne Nation das Geheimnis oder die Formel besitzt. Solange jedoch die Menschheit in ihrem Verständnis für rechte mitmenschliche Beziehungen noch nicht weitergekommen ist, sollte eine internationale Gruppe von Menschen guten Willens - die das Vertrauen des Volkes besitzt und von ihm gewählt ist - die Kräfte hüten.

Wenn diese Energie in konstruktive Bahnen geleitet und durch die richtigen Menschen sicher geschützt wird, ist das kapitalistische System zum Untergang verurteilt. Das Problem der Arbeit wird dann vor allem die Arbeitslosigkeit sein - ein gefürchtetes Wort, das jedoch in dem vor uns liegenden goldenen Zeitalter bedeutungslos sein wird. Dann werden die Massen vor dem Problem der Freizeit stehen, und die Lösung dieses Problems wird, wenn man es bewältigt, die schöpferische Energie des Menschen in heute noch ungeahnte Bahnen lenken.

Die Freisetzung der Atomenergie ist die erste von vielen grossen Befreiungen in allen Naturreichen; die grosse, der Menschheit noch bevorstehende Befreiung wird in der Masse der Menschen kreative und spirituelle Kräfte sowie psychische Entfaltungen zum Ausdruck bringen, welche die Göttlichkeit und Unsterblichkeit des Menschen beweisen und demonstrieren werden.

All das kostet jedoch Zeit. Der Zeitfaktor muss, wie nie zuvor, die Aktivitäten der Menschen guten Willens und die Arbeit derjenigen bestimmen, deren Aufgabe es ist, nicht nur die Kinder und Jugendlichen der Welt zu erziehen, sondern auch die Menschheit für die wichtigste Aufgabe zu schulen, nämlich für rechte menschliche Beziehungen und für die unmittelbar bevorstehenden Möglichkeiten. Der Ton, der angestimmt, und das Wort, das betont werden muss, heisst Menschheit. Nur ein einziges dominierendes Konzept kann heute die Menschheit vor einem lebensbedrohenden Wirtschaftskampf retten und die Wiederbelebung der materialistischen Systeme der Vergangenheit verhindern, kann einem erneuten Auftauchen überholter Ideen und Konzepte Einhalt gebieten und der heimtückischen Herrschaft der Grossfinanz und der virulenten Unzufriedenheit der Massen ein Ende machen: Der Glaube an die menschliche Einheit muss bekräftigt werden. Diese Einheit muss begriffen werden als etwas, wofür es sich zu kämpfen und zu sterben lohnt; sie muss die neue Grundlage für unsere gesamte politische, religiöse und soziale Neuordnung bilden und zum Thema unserer Erziehungssysteme werden. Menschliche Einheit, menschliches Verständnis, menschliche Beziehungen, menschlich ehrliches Handeln und die Wesenseinheit aller Menschen - das sind die einzigen Konzepte, auf denen die neue Welt errichtet, durch welche das Konkurrenzstreben abgeschafft, die Ausbeutung einer Klasse durch eine andere beendet wird und der bisher unehrliche Besitz der Reichtümer der Erde sein Ende findet. Solange es noch extremen Reichtum und extreme Armut gibt, erfüllen die Menschen ihre hohe Bestimmung nicht.

Das Reich Gottes kann auf Erden erscheinen, und zwar in unmittelbarer Zukunft; aber die Mitglieder dieses Reiches kennen weder reich noch arm, weder hoch noch niedrig, weder Arbeit noch Kapital. Sie kennen nur die Kinder des einen Vaters und die natürliche und dennoch geistige Tatsache - dass alle Menschen Brüder sind. Hierin liegt die Lösung des Problems, mit dem wir es zu tun haben. Die geistige Hierarchie unseres Planeten anerkennt weder Kapital noch Arbeit, sie kennt nur Menschen und Brüder. Die Lösung ist daher Erziehung und immer wieder Erziehung und die Anpassung der erkannten Zeittendenzen an die Vision, die von den geistig orientierten Menschen und von denjenigen wahrgenommen wird, die ihre Mitmenschen lieben.