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Kapitel IV - Das Problem der rassischen Minderheiten - Teil 2

Das Problem des Negers in der westlichen Hemisphäre hat eine sehr üble Vorgeschichte, an welcher der Weisse schwerwiegend beteiligt war. Sie ist eine grosse Schande. Seit der Neger vor über zweihundert Jahren nach den Vereinigten Staaten und den westindischen Inseln verschleppt und in die Sklaverei gezwungen worden war, ist ihm nie wirklich Gerechtigkeit widerfahren oder eine echte Chance geboten worden. Unter der Verfassung der Vereinigten Staaten werden alle Menschen als frei und gleich angesehen; der Neger ist aber nicht frei und gleichberechtigt, vor allem nicht in den Südstaaten. Die Lage in Westindien ähnelt mehr der in den Nordstaaten, wo die Zustände etwas besser sind, wo aber auch noch keine Chancengleichheit geboten wird und Rassendiskriminierung weiterbesteht. Die Behandlung der Neger in den Südstaaten ist ein Schandfleck für das Land; man ist dort bestrebt, sie konsequent zu erniedrigen, ihnen gleiche Bildungsmöglichkeiten vorzuenthalten, ihren Lebensstandard möglichst niedrig und erheblich unter dem des Weissen zu halten und ihnen politische Anerkennung zu versagen. Und in einem demokratischen Land, in dem alle Menschen wahlberechtigt sind, werden die Neger daran gehindert, an ihren verfassungsmässigen Privilegien teilzuhaben. Im Norden bestehen diese Zustände nicht im gleichen Ausmass, aber auch dort wird der Neger ständig diskriminiert, werden ihm gleiche Möglichkeiten vorenthalten und dadurch wird er gezwungen, um jedes Privileg zu kämpfen. Einige korrupte, ignorante Senatoren vereiteln konsequent die guten Intentionen der Masse des amerikanischen Volkes, indem sie diese üblen Zustände aufrechterhalten und mit allen Mitteln dagegen ankämpfen, dass sie geändert werden. Sie spielen mit den Ängsten der Wähler und blockieren jede Massnahme zur Schaffung einer verbesserten, bereinigten Lage, die im Einklang mit der Verfassung wäre. Diese kurzsichtigen Politiker versuchen von der Frage abzulenken und ihren Wählern Sand in die Augen zu streuen, indem sie sich für die Freiheit kleiner Nationen im fernen Europa einsetzen; gleichzeitig fordern sie ihre eigene Verfassung heraus, indem sie der Negerbevölkerung des eigenen Landes die Freiheit versagen. Für ihre Einstellung und Verhaltungsweise gibt es heute keinerlei Entschuldigung. Es bleibt ein Rätsel für andere aufgeklärte Nationen, warum die grosszügigen Menschen der Vereinigten Staaten - die so lautstark persönliche Freiheit fordern und so nachdrücklich ihre verfassungsmässigen Rechte verteidigen - eine derartige Situation weiterhin dulden und diese Männer im Amt lassen, die eine fortgesetzte Verletzung der Verfassungsrechte amerikanischer Bürger zuwege bringen.

Das Geschrei im Süden, der Neger sei wegen mangelnder Schulbildung zum Wählen ungeeignet, wird durch die Tatsache widerlegt, dass er in den Nordstaaten sehr wohl wählen kann und darf, und in vielen Fällen mit ebensoviel Weisheit wie sein weisser Bruder. Wenn seine Stimme, wie es heisst, im Wahlkampf von den Politikern gekauft werden kann, so trifft dies auch für die Stimme des weissen Wählers zu. Und das Gezeter, dass die weissen Frauen vor den animalischen Instinkten der Neger geschützt werden müssen, bedeutet gar nichts, denn sie brauchen den gleichen Schutz vor den animalischen Instinkten des weissen Mannes, was statistisch einwandfrei nachzuweisen ist. Die Behauptung, dass der Neger bevormundet werden muss und nur der Südstaatler ihn zu behandeln versteht, wird vom Neger selbst widerlegt, der von keinerlei Bevormundung etwas wissen will. Durch diese Ablehnung beweist er, dass er einen gesunden Sinn für echte Werte besitzt und den Unterschied zwischen Bevormundung (bei der er rückständig, ungebildet und dem Weissen verpflichtet bleibt) und seiner Freiheit sehr gut kennt, die er mit allen Menschen auf der Welt teilen möchte.

Der Neger ist von Natur aus ungezwungen, zuvorkommend und freundlich, und es liegt ihm daran, andere zu lieben und von ihnen geliebt zu werden. Wenn so viele Neger heute arrogant, rachsüchtig und geltungsbedürftig sind, so haben die Weissen sie so gemacht. Die Weissen stehen vor einer ernsten Verantwortung, und es liegt in ihrer Hand, die Zustände zu ändern. Wenn sie es tun, werden sie entdecken, dass der Neger auf gute und gerechte Behandlung, auf Chancengleichheit und rechte Lebensbedingungen ebenso anspricht, wie er das jetzt unter den schlechten Bedingungen in bezug auf Schulen, Politik und seine allgemeinen Lebensumstände manchmal im negativen Sinne tut. Das hier Gesagte bezieht sich auf das gesamte Negerproblem in der westlichen Hemisphäre.

Der Neger lässt sich nicht für alle Zeiten diskriminieren. Man kann nicht von ihm verlangen, dass er sein Vaterland verteidigt und dann ruhig zusieht, wie ihm das gleiche Vaterland seine einfachen Bürgerrechte verweigert. Die öffentliche Meinung steht auf Seiten des Negers, und unter der anständigen weissen Bevölkerung des Westens wächst die Entschlossenheit, ihm seine verfassungsmässigen Rechte, gleiche wirtschaftliche Chancen, gleiche Bildungsmöglichkeiten und gleich gute Lebensbedingungen zu geben. Die Bevölkerung Amerikas muss laut ihre Stimme erheben und verlangen, dass man den Negern die ihnen zustehenden Rechte einräumt. Jeder weisse Amerikaner sollte seine Verantwortung für diese Minderheit auf sich nehmen und das Negerproblem eingehend studieren; er sollte den Neger persönlich als Freund und Bruder kennenlernen; er sollte zusehen, dass er seinen Teil zur Wandlung der gegenwärtigen Lage beiträgt.

Zum Thema Mischehen ist zu sagen, dass die vernünftigsten Leute und klarsten Denker sowohl innerhalb der weissen als auch der schwarzen Rasse zur Zeit solche Ehen bedauern. Sie bedeuten für beide Teile kein Glück. Bei Betrachtung dieses Themas muss man jedoch bedenken, dass Ehen zwischen Weissen und Angehörigen der gelben Rassen (Chinesen und Japaner) ebenso bedauerlich sind und - mit ganz wenigen Ausnahmen - sich selten als erfolgreich erweisen und bezüglich der Kinder aus solchen Ehen eigentlich nie befriedigende Resultate zeigen. Der Weltkrieg (1914 - 1945) hat eine erhebliche Rassenvermischung verursacht. Wo Truppen durchmarschieren, kommt es unvermeidlich zu Promiskuität und einer daraus entstehenden neuen Population. Die Ergebnisse dieser (sogenannten) unerlaubten Beziehungen zwischen Soldaten aller Nationen und der Bevölkerung der besetzen Länder sind heute in der ganzen Welt anzutreffen. Diese Kinder gemischter Rassen sowie die Halbblütigen und Eurasier könnten ein Grossteil des Problems beantworten, denn diese Kinder aus gemischten Ehen werden zu Hunderttausenden ein Teil der Weltbevölkerung der nächsten Generation während des unmittelbar bevorstehenden Zyklus sein und eine Gruppe bilden, mit der wir werden rechnen müssen.

Die Lösung.

Es wird ohne weiteres einleuchten, dass die Findung einer Lösung des Minderheitenproblems im wesentlichen das Finden einer Lösung für die grosse Häresie des Separatismus bedeutet. Dies ist nicht nur wegen der die Menschheit in dieser Richtung prädisponierenden Tendenz sehr schwierig, sondern auch deshalb, weil diese selbe menschliche Natur sich nicht leicht und auch nicht rasch ändern lässt. Dazu kommt, dass eine solche Wandlung und die Zerschlagung des Geistes des Separatismus in einer Welt voller Menschen zuwegegebracht werden muss, die von Misstrauen und Furcht erfüllt, kaum noch wissen, was wirklich notwendig ist und nur noch fähig sind, im Verein auszurufen: Gebt uns Frieden in unserer Zeit!

Selbst wenn die Negerminorität durch einen sofortigen legislativen Akt ihre vollen Rechte erlangte, bliebe das Problem das gleiche, denn die Herzen und das Denken der Menschen hätten sich nicht verändert und die Lösung wäre rein oberflächlich. Obwohl die Juden ihren Wunsch erfüllt haben und Palästina ihnen übergeben wurde, bleibt doch das - fast ausnahmslos in jeder Nation - vorhandene antisemitische Gefühl wie es vorher war, und dazu kommt das Blutvergiessen in Palästina.

Das Problem reicht viel tiefer als man oft annimmt. Es ist der menschlichen Natur angeboren und das Produkt eines während unzähliger Jahrhunderte geförderten Wachstums und einer völlig falschen Massenerziehung. In der politischen Arena steht noch immer Nation gegen Nation, Gruppe gegen Gruppe und (innerpolitisch) Partei gegen Partei und Mensch gegen Mensch. Die weisen Weitblickenden, die von gesundem, selbstlosem Menschenverstand geleitet werden, die Idealisten und die Menschen guten Willens sind überall anzutreffen und bemühen sich um eine Lösung, um eine neue Weltstruktur, die auf Gesetz, Ordnung und Frieden aufgebaut ist und rechte menschliche Beziehungen sichern wird. Sie sind jedoch selbst eine kleine Minderheit im Vergleich zu der riesigen Mehrheit von Menschen, die unsere Erde bevölkern. Ihre Aufgabe ist schwer und von dem Punkt aus, an dem sie beginnen müssen, mag es ihnen manchmal scheinen als stehe diese vor nahezu unüberwindlichen Hindernissen.

Unvermeidlich tauchen im Denken der Menschen guten Willens überall bestimmte Fragen auf:

Kann man den Grossmächten vertrauen, dass sie im Interesse der kleinen Mächte und der Menschheit als Ganzes selbstlos handeln werden?

Kann man Machtpolitik und die verschiedenen Arten von nationalem Imperialismus vergessen und beenden?

Kann eine Weltpolitik erdacht werden, die allen, ob gross oder klein, Gerechtigkeit gewährleistet?

Kann sich die öffentliche Meinung weltweit mit genügendem Nachdruck zugunsten rechter mitmenschlicher Beziehungen einsetzen, um selbstsüchtiger Aggression die Hände zu binden und dafür denen das Tor zu einer Gelegenheit zu öffnen, die bisher nur wenig besassen?

Ist die Hoffnung auf ein Zeitalter rechter menschlicher Beziehungen im innerpolitischen wie im internationalen Rahmen ein unmöglicher Traum, ist dies nur Zeitvergeudung oder ein Beweis für reines Wunschdenken?

Sind rechte mitmenschliche Beziehungen, gleiche Rechte und Chancen für alle Menschen überall ein wirklich erreichbares Ziel, auf das alle wohlmeinenden Menschen mit berechtigter Hoffnung auf Erfolg hinarbeiten können?

Welches sind die ersten Schritte, die zur Förderung eines solchen gerechtfertigten Bemühens und zur Sicherung einer soliden Grundlage weltweiten guten Willens unternommen werden müssten?

Wie kann die öffentliche Meinung stark genug aufgerüttelt werden, um die Gesetzgeber und Politiker überall zu veranlassen, die vielen Schritte wirklich zu unternehmen, die zur Förderung rechter menschlicher Beziehungen nötig sind?

Was müssen die Minderheiten tun, um ihre gerechtfertigten Ansprüche durchzusetzen, ohne dabei neue Differenzen heraufzubeschwören und neuen Hass zu schüren?

Wie können wir die grossen Demarkationslinien zwischen Rassen, Nationen und Gruppen und die überall vorhandenen Spaltungen abschaffen und es so ermöglichen, dass «die eine Menschheit» auf der Bühne des Weltgeschehens erscheint?

Wie können wir das Bewusstsein dafür entwickeln, dass das, was für den Teil gut ist, auch für das Ganze gut sein kann, und dass das Bestmögliche für den Teil innerhalb des Ganzen auch das Wohl dieses Ganzen garantiert?

Diese und viele andere Fragen tauchen auf und verlangen nach einer Antwort. Diese Antwort ergibt sich in Form einer allgemein anerkannten Binsenwahrheit und ist leider ein rückwirkender Vorgang: Rechte menschliche Beziehungen müssen durch Entwicklung eines Geistes des guten Willens geschaffen werden. Dann, und nur dann, wird es zu einer Welt kommen können, die in Frieden lebt und reif ist zum Fortschritt in eine neue, bessere Weltepoche. Obwohl eine Binsenwahrheit meistens die Feststellung einer erkennbaren Wahrheit ist, ist es in diesem Fall schwierig, die Menschen dazu zu bewegen, deren Machbarkeit zuzugeben. Da es sich jedoch um eine Wahrheit handelt, muss sie sich zu guter Letzt als solche erweisen, und zwar nicht nur vereinzelt im Denken weniger Menschen hier und dort, sondern in grossem Ausmass in der ganzen Welt. Die Menschen suchen begierig nach etwas Unerwartetem, Ungewöhnlichem, nach einem erahnten Wunder und einem Eingriff Gottes (was immer dieser Begriff im Denken des einzelnen bedeuten mag), wodurch er sie von ihrer Verantwortung befreien und ihnen die Arbeit abnehmen soll.

Nicht mit solchen Methoden gehen aber die Menschen vorwärts; nicht durch Abwälzen der Verantwortung lernen sie und machen Fortschritte. Das Wunder kann zwar geschehen, und das Schöne und Unerwartete kann sich zeigen, aber nur dann, wenn die Menschen selber die Grundlage dafür schaffen und es durch das Wunder der eigenen Errungenschaften möglich machen, dass ein noch wunderbarerer Ausdruck der Rechtlichkeit sich manifestieren kann. Wir können keinen weiteren Ausdruck des Göttlichen erwarten, solange die Menschen nicht göttlicher handeln als sie es jetzt tun; wir werden keine «Wiederkunft Christi» und kein Herabströmen des Christusbewusstseins erleben, bis der Christus in jedem Menschen immer mehr erwacht und wirksamer ist als bisher; der Friedensfürst oder der Geist des Friedens wird nicht eher die Gegenwart des Friedens auf Erden spürbar machen, bis friedfertige Absichten überall die Vorzeichen der Weltangelegenheiten verändern. Einheit wird so lange kein charakteristisches Merkmal der Menschheit sein, bis nicht die Menschen selbst die trennenden Mauern niedergerissen und die Schranken zwischen Nationen, Religionen und zwischen Mensch und Mensch beseitigt haben.

Das Wunder der gegenwärtigen Situation mit ihrer gebotenen ausserordentlichen Gelegenheit besteht darin, dass die Menschen erstmals und in planetarischem Ausmass das Böse zur Kenntnis nehmen, das beseitigt werden muss; überall wird diskutiert und geplant; private und öffentliche Versammlungen, Konferenzen und Kommissionen tagen, die sich von den grossen Beratungen der Vereinten Nationen bis hinunter zur örtlichen Versammlung in irgend einem kleinen Dorf erstrecken.

Die Schönheit der gegenwärtigen Situation liegt darin, dass selbst in der kleinsten Gemeinde den Einwohnern ein praktischer Ausdruck davon geboten wird, was auf weltweiter Ebene erforderlich ist; Meinungsverschiedenheiten innerhalb von Familien, Kirchen, Stadt- oder Länderverwaltungen sowie zwischen Rassen und Nationen verlangen nach der gleichen Zielsetzung und dem gleichen Anpassungsprozess, nämlich der Herstellung rechter menschlicher Beziehungen. Die Technik oder Methode ihrer Verwirklichung bleibt überall dieselbe: die Anwendung des Geistes des guten Willens.

Guter Wille ist der einfachste und am leichtesten verständliche Ausdruck wahrer Liebe. Die Anwendung des guten Willens auf welche die Menschheit konfrontierenden Probleme setzt die Intelligenz in konstruktive Bahnen frei; wo guter Wille vorhanden ist, fallen die Mauern der Trennung und des Missverstehens.

Liebe und Verstehen werden sich schliesslich als Folgeerscheinung des praktisch zum Ausdruck gebrachten guten Willens ergeben, als Grundlage für jede Art von menschlichen Beziehungen und als Kontaktmethode zwischen Gruppen und zwischen Nationen, auch auf dem Gebiet internationaler Politik sowie zwischen den Religionen. Der Ausdruck wahrer Liebe als ein Faktor im Leben unseres Planeten mag noch in ferner Zukunft liegen, aber guter Wille ist schon jetzt möglich, und die Organisation dieses guten Willens ist eine dringende Notwendigkeit.

Es wird heute viel von gutem Willen gesprochen, und das Wort wird ständig gebraucht; es besteht wirklich die Absicht, guten Willen auf jedem Gebiet menschlichen Denkens und auf jedes menschliche Problem anzuwenden; es liegen augenscheinliche Beweise für ein echtes Bemühen vor, ihn bei Verhandlungen über Weltfrieden und Weltverständigung und bei der Herstellung rechter mitmenschlicher Beziehungen wirksam anzuwenden.

Das wichtigste Erfordernis ist aber ein sofortiger Einsatz aller Menschen guten Willens auf der ganzen Welt, mit dem Ziel, die Bedeutung des guten Willens zu interpretieren, die praktische Art, ihn auszudrücken, zu betonen, alle Männer und Frauen guten Willens zu einer wirksamen, aktiven Weltgruppe zu sammeln, aber nicht etwa, um eine Superorganisation zu schaffen, sondern um die Freudlosen, die Bedrängten und Ausgebeuteten von der Grösse und Bedeutung der intelligent eingesetzten Hilfe zu überzeugen, die zu ihrer Unterstützung bereitsteht. Sie müssen sich auch als fähig erweisen, all denen den Rücken zu stärken, die sich um Verwirklichung rechter menschlicher Beziehungen bemühen, und sie von der Durchschlagskraft einer geschulten (und zwar von Menschen guten Willens geschulten) lebendigen öffentlichen Meinung zu überzeugen, auf die sie sich verlassen können. So wird es in jedem Land, in jeder Stadt und an jedem Ort Menschen guten Willens geben, - Menschen mit geschultem Verständnis, mit praktischem, gesundem Menschenverstand, die über Weltprobleme Bescheid wissen und entschlossen sind, guten Willen zu verbreiten und alle Gleichgesinnten in ihrer Umgebung ausfindig zu machen.

Die Arbeit der Menschen guten Willens ist vor allem eine erzieherische. Sie besitzen und propagieren keine Patentlösungen der Weltprobleme, aber sie wissen, dass ein Geist guten Willens, vor allem, wenn er geschult ist und gepaart mit Wissen übermittelt wird, eine Atmosphäre und eine Einstellung bewirken kann, welche die Lösung von Problemen möglich machen. Wenn Menschen guten Willens zusammentreffen, gleichviel welcher politischen Partei, Nation oder Religion sie angehören mögen, gibt es einfach kein Problem, das sie nicht lösen, und zwar zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen können. In der Schaffung dieser Atmosphäre und im Hervorrufen dieser Einstellung liegt die Hauptaufgabe der Menschen guten Willens, und nicht in der Darbietung einer fix und fertigen Lösung. Der Geist des guten Willens kann sogar dann gegenwärtig sein, wenn grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den beteiligten Parteien bestehen. Es ist aber heute nur selten der Fall, aber ein echter Geist guten Willens beherrscht so manche Diskussion der Vereinigten Nationen über recht schwierige und heikle Punkte, und das zeigt sich immer deutlicher.

Es besteht kein Grund zu der Annahme, ein Anwachsen des guten Willens in der Welt müsse langsam und stufenweise vor sich gehen. Das Gegenteil kann der Fall sein, wenn die Männer und Frauen, die schon heute echten guten Willen in sich spüren, vorurteilsfrei sind, sich gegenseitig ausfindig machen und zusammenarbeiten, um guten Willen zu verbreiten. Voreingenommenen Menschen, religiösen Fanatikern und eingefleischten Nationalisten wird es schwer fallen, echten guten Willen zu entwickeln. Sie können es aber erreichen, wenn sie lernen, ihre Mitmenschen gern zu haben und ihnen ihre Freiheit zu lassen. In ihren eigenen Denkvorgängen müssen sie aber den dunklen Bereich ausfindig machen, in dem eine trennende Mauer besteht und sie niederreissen. Sie müssen (mit Überlegung) echten guten Willen (und nicht nur Toleranz) gegenüber dem Gegenstand ihres Vorurteils entwickeln, gegenüber dem Angehörigen einer fremden Rasse oder Nation, die sie als gegnerisch ansehen oder auf die sie herabblicken. Ein Vorurteil ist der erste Baustein zu einer trennenden Mauer.

Weltweit ist guter Wille viel mehr verbreitet als man annimmt; er muss nur entdeckt, geschult und zur Arbeit eingesetzt werden. Er darf aber nicht von Gruppen ausgenützt werden, die auf eigene Ziele hinarbeiten, mögen sie es noch so ehrlich, korrekt und aufrichtig meinen. Er würde sonst auf das Nebengeleise einer Parteibestrebung abgelenkt. Die Menschen guten Willens stehen in der Mitte zwischen etwaigen gegnerischen Gruppen, um einen Zustand zu schaffen, in dem Diskussion und Kompromiss zu einer erfreulichen Möglichkeit wird. Sie gehen stets den «edlen Mittelweg» Buddhas, der zwischen den Gegensatzpaaren hindurch direkt zum Herzen Gottes führt. Sie folgen dem «schmalen Pfad» der Liebe, von dem Christus sprach, und zeigen, dass sie diesen Weg gehen, indem sie den einzigen Aspekt der Liebe zum Ausdruck bringen, den die Menschheit derzeit verstehen kann: guten Willen.

Wenn guter Wille ausgedrückt, organisiert, anerkannt und angewandt wird, dann werden Weltprobleme, welcher Art sie auch sein mögen, zu gegebener Zeit ihre Lösung finden. Wenn guter Wille ein echter, aktiver Faktor in menschlichen Angelegenheiten ist, werden wir zu vollerem, tieferem Verständnis des Wesens der Liebe und zum Ausdruck eines noch höheren Aspektes dieser göttlichen Liebe fortschreiten. Wenn erst einmal guter Wille unter den Menschen weit verbreitet ist, werden wir die Herstellung der rechten mitmenschlichen Beziehungen erleben, und ein neuer Geist der Zuversicht, des Vertrauens und Verständnisses wird in der Menschheit anzutreffen sein.

Männer und Frauen guten Willens gibt es in jeder Nation und in allen Teilen der Welt zu unzähligen Tausenden. Sie sollten gefunden und miteinander in Verbindung gebracht werden; sie sollten eingesetzt werden, um sowohl in den Belangen der Welt als auch in ihren eigenen Kommunen eine richtige Atmosphäre zu erzeugen. Sie müssen erfahren, dass sie vereint allmächtig sind und die öffentliche Meinung so erziehen und schulen können, dass die Einstellung gegenüber den Weltproblemen recht und korrekt und im Einklang mit dem göttlichen Plan sein wird. Sie müssen erkennen, dass die Lösung der kritischen Probleme, die der Menschheit an der Schwelle des neuen Zeitalters gegenüberstehen, nicht darin gefunden wird, dass man sich auf eine bestimmte Aktionslinie festlegt und diese dann durch Propaganda und Massenversammlungen der Öffentlichkeit aufzwingt, sondern dass die Lösung sich ergibt, wenn der Geist guten Willens befürwortet und entfaltet wird (mit seinen Ergebnissen einer richtigen Atmosphäre und vernünftigen Einstellung) und durch ein verstehendes Herz.

Die christliche Ära wurde von einer blossen Handvoll Männern eingeleitet: von den zwölf Aposteln, den siebzig Jüngern und den Fünfhundert, welche die Botschaft Christi erkannten. Die neue Ära, in der Christus «darum, dass seine Seele gerungen hat, seine Fülle sehen wird», wird von den Hunderttausenden Menschen guten Willens eingeleitet, die jetzt in der Welt tätig sind und in noch grösserem Masse aktiv wirken können, wenn sie erkannt, erreicht und organisiert sind.