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Kapitel V - Das Problem der Kirchen - Teil 2

Zu diesen obigen, zur menschlichen Entfaltung wesentlichen Wahrheiten muss noch eine weitere hinzukommen. Diese Wahrheit wird bis jetzt nur dunkel erahnt, weil sie umfassender ist als jede andere Wahrheit, die bisher dem Bewusstsein der Menschheit dargeboten wurde. Sie ist umfassender, weil sie sich auf das Ganze bezieht und nicht nur auf den Einzelmenschen und seine persönliche Erlösung. Sie ist eine Erweiterung der individuellen Annäherung an die Wahrheit. Man könnte sie die Wahrheit über die grossen zyklischen Annäherungen des Göttlichen zum Menschlichen nennen; alle Welterlöser und Weltlehrer sind dafür Symbol und Bürge. Seit Anbeginn der Zeit kam Gott an bestimmten grossen Zeitpunkten Seinem Volk näher, und gleichzeitig machte die Menschheit grosse, wenn auch oft unbewusste Anstrengungen, um Gott näher zu kommen. Vom einen Standpunkt aus kann dies so gesehen werden, als erkenne der transzendente Gott den immanenten Gott, und als strecke sich der Gott im Menschen jenem Gott entgegen, der im Ganzen und doch grösser als das Ganze ist. Von seiten Gottes, Der durch das Oberhaupt und die Mitglieder der geistigen Hierarchie wirkt, handelte es sich dabei um ein beabsichtigtes, bewusstes und gezieltes Bemühen; auf seiten des Menschen war dieses Bemühen in der Vergangenheit meist unbewusst und von der Menschheit erzwungen durch tragische Umstände, durch verzweifelte Not und unter dem drängenden Impuls des immanenten Christusbewusstseins.

Die Spuren dieser grossen Annäherungen lassen sich durch die Jahrhunderte verfolgen; jedesmal, wenn es sich ereignete, bedeutete das ein klareres Verstehen der göttlichen Absicht, eine neue Enthüllung göttlicher Qualität, die Einführung irgend eines Aspektes einer Weltreligion, und ein neuer Ton, der zur Schaffung einer neuen Zivilisation und Kultur führte, oder eine neue Erkenntnis der Beziehung zwischen Gott und dem Menschen oder zwischen dem Menschen und seinem Bruder.

Weit zurück in grauer Vorzeit (angedeutet durch Symbolik und in den Schriften der Welt) gab es eine erste grössere Annäherung, als Gott vom Menschen Notiz nahm und - durch das Eingreifen und nach dem Willen des Schöpfergottes, des transzendenten Gottes - etwas geschah, was den Urzeitmenschen so beeinflusste, dass er zur «lebendigen Seele» wurde. Als das drängende Verlangen nach einem undefinierten und unerkannten Guten sich in den unvollkommenen Sehnsüchten des gedankenlosen (buchstäblich Gedankenlosen) Menschen fühlbar machte, rief es eine Antwort der Gottheit hervor; Gott näherte sich dem Menschen, und der Mensch wurde von jenem Leben und jener Energie durchdrungen, die ihn im Laufe der Zeit befähigen würde, sich selbst als einen Sohn Gottes zu erkennen und schliesslich diese Sohnschaft vollkommen zum Ausdruck zu bringen. Diese Annäherung machte sich durch das Erscheinen der menschlichen Denkfähigkeit bemerkbar. Die Kraft zu denken, zu urteilen und zu wissen wurde dem Menschen als Keim eingepflanzt. Das universale Denken Gottes spiegelte sich im kleinen Denkvermögen des Menschen wider.

Später, so berichtet die Überlieferung, als die mentalen Kräfte der jungen Menschheit es zuliessen, wurde eine weitere Annäherung zwischen Gott und dem Menschen, zwischen der geistigen Hierarchie und der Menschheit möglich, und das Tor zum Reiche Gottes wurde geöffnet. Der Mensch lernte, dass der Weg zur Heiligen Stätte durch Liebe betreten werden kann. Dem mentalen Prinzip wurde - wiederum durch die Kraft der Invokation und darauf antwortenden Evokation - ein weiteres göttliches Attribut oder Prinzip, das Prinzip der Liebe, hinzugefügt.

Diese zwei grossen Annäherungen ermöglichten es der menschlichen Seele, zwei Aspekte des Göttlichen auszudrücken oder zu manifestieren: Intelligenz und Liebe. Intelligenz blüht heute durch Wissen und Wissenschaft; sie hat aber die in ihr schlummernde Schönheit der Weisheit noch nicht in nennenswertem Umfang entfalten können. Liebe fängt eben erst an, die menschliche Aufmerksamkeit zu beschäftigen; ihr niedrigster Aspekt, guter Wille, wird erst jetzt als göttliche Energie erkannt, ist aber mehr oder weniger noch Theorie und Hoffnung.

Der Buddha kam als Verkörperung der göttlichen Qualität der Weisheit, er war eine Manifestation des Lichtes und Lehrer des Weges der Erleuchtung. Er demonstrierte in sich selbst den Vorgang der Erleuchtung und wurde zum «Erleuchteten». Licht, Weisheit, Vernunft, als göttliche und doch menschliche Attribute, fanden im Buddha ihren Brennpunkt. Er forderte die Menschheit heraus, den Pfad der Erleuchtung zu betreten, dessen Aspekte Weisheit, mentale Wahrnehmung und Intuition sind.

Dann kam der nächste grosse Lehrer, der Christus. Er verkörpert in sich ein noch grösseres göttliches Prinzip - grösser als das Denken, nämlich das Prinzip der Liebe; gleichzeitig umfasste er in sich alles Licht, das dem Buddha eigen war. Christus war der Ausdruck von beidem, des Lichtes und der Liebe. Christus lenkte die Aufmerksamkeit der Menschen auf drei zutiefst notwendige Konzepte:

1. Die ungemeine Bedeutung des individuellen Gottessohnes und die Notwendigkeit intensiven geistigen Bemühens.

2. Die der Menschheit gebotene Gelegenheit, einen grossen Schritt vorwärts zu unternehmen und sich der Neugeburt zu unterziehen.

3. Die Methode, wie ein Mensch in das Reich Gottes gelangen kann, die er selbst in die Worte fasste: «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst». Individuelles Bemühen, Gelegenheit als Gruppe und Identifikation miteinander - das ist die Botschaft Christi.

Wir erfuhren demnach vier grosse Annäherungen des Göttlichen zum Menschlichen - zwei grosse Annäherungen und zwei geringere. Diese geringeren machten uns die wahre Natur der grossen Annäherungen deutlich und zeigten uns, wie das, was der Rasse in fernster Vergangenheit verliehen worden war, ein göttliches Erbe und die Saat späterer Vollendung darstellte.

Eine fünfte grosse Annäherung ist jetzt möglich und wird stattfinden, sobald die Menschheit ihr Haus in Ordnung gebracht hat. Eine neue Enthüllung schwebt über der Menschheit, und hierauf haben die vorhergehenden vier Annäherungen sie vorbereitet. Ein neuer Himmel und eine neue Erde sind auf dem Wege. Die Worte «ein neuer Himmel» deuten auf eine ganz neue Vorstellung von der Welt geistiger Realitäten hin und vielleicht sogar vom eigentlichen Wesen Gottes. Wäre es nicht möglich, dass unsere gegenwärtigen Vorstellungen von Gott als dem Universalen Denkprinzip, als Liebe und als Wille vielleicht durch irgend eine neue Idee und Qualität bereichert würden, für die wir bis jetzt noch kein Wort und keinen Namen und auch noch nicht das geringste Verständnis haben? Jeder der drei auf das Wesen Gottes bezogenen Begriffe - Denkprinzip, Liebe und Wille - war bei seiner ersten Präsentation an die Menschheit gänzlich neu.

Was die fünfte Annäherung der Menschheit bringen wird, wissen wir nicht und können wir nicht wissen. Sicher wird sie im menschlichen Bewusstsein ebenso definitive Resultate zeitigen, wie das bei den früheren der Fall war. Seit einigen Jahren hat sich die geistige Hierarchie des Planeten der Menschheit genähert, und ihre Annäherung ist für die grossen Freiheitsbegriffe verantwortlich, die allen Menschen so sehr am Herzen liegen. Der Traum von Bruderschaft, Kameradschaft, weltweiter Kooperation und Frieden, der auf rechten menschlichen Beziehungen beruht, wird allmählich in unserem Denken klarer. Wir erschauen auch eine neue, vitale Weltreligion, einen universalen Glauben, der zwar in der Vergangenheit wurzeln, aber die neu aufdämmernde Schönheit und die kommende lebenswichtige Enthüllung verdeutlichen wird.

Einer Tatsache können wir gewiss sein, diese fünfte Annäherung wird auf irgend eine tief geistige und doch gänzlich faktische Weise die Wahrheit von der Immanenz Gottes beweisen und auch die enge Beziehung zwischen dem transzendenten und dem immanenten Gott, denn beide Wesensäusserungen Gottes sind wahr.

IV. Die Erneuerung der Kirchen

Können die Kirchen sowohl im Osten wie im Westen regeneriert, geläutert und mit der göttlichen Wahrheit in Einklang gebracht werden? Können sie wirklich die Aufgabe übernehmen, die sie mit lauter Stimme für sich beanspruchen, und zu wahren Verkündern der Wahrheit und zu Repräsentanten des Reiches Gottes auf Erden werden? Die Antwort lautet: Ja. Diese Umwandlung kann vollzogen werden, und die Möglichkeit dazu ergibt sich aus der Erkenntnis gewisser Faktoren, die oftmals übersehen werden.

Ein tiefgründiger, gesunder Optimismus ist selbst inmitten entmutigender Zustände möglich. Das Herz der Menschheit ist gesund; Gott in Seinem eigentlichsten Wesen und mit all Seiner Macht ist in jeder menschlichen Person gegenwärtig, zwar in der Mehrheit noch unmanifestiert, aber dennoch ewig gegenwärtig und auf dem Wege zur vollen Wesensäusserung. Nichts vermag oder vermochte jemals den stetigen menschlichen Fortschritt von Unwissenheit zum Wissen und von der Dunkelheit zum Licht zu verhindern. Die erste grosse Bitte des ältesten Gebetes der Welt: «Führe uns aus der Dunkelheit ins Licht», ist in hohem Masse in Erfüllung gegangen. Heute stehen wir unmittelbar vor der Erfüllung der zweiten Bitte: «Führe uns vom Unwirklichen zum Wirklichen». Das könnte sehr wohl die bedeutsame Auswirkung der kommenden fünften Annäherung sein.

Gott ist nicht wie Er dargestellt wurde; Erlösung wird nicht erlangt wie die Kirchen lehren; der Mensch ist nicht der elende Sünder, zu dem der Klerus ihn gewaltsam abstempelt. All dies ist unwirklich; aber das Wirkliche existiert; es existiert für die Kirchen und die berufsmässigen Vertreter organisierter Religion in gleichem Masse wie für jeden anderen Menschen oder jede Gruppe. Die Männer der Kirche sind im Grunde ebenso göttlich, innerlich gesund und auf dem Wege zur Erleuchtung, wie irgend eine andere Gruppe von Menschen auf der Erde. Die Erlösung der Kirchen beruht ebenso gewiss auf dem Menschsein ihrer Repräsentanten und auf deren eingeborener Göttlichkeit, wie die Erlösung der Masse ihrer Mitmenschen. Das sind harte Worte für die Kirche.

Grosse und gute, heilige und demütige Männer sind als dienende Priester in jeder Kirche zu finden; still und unauffällig suchen sie so zu leben, wie Christus es von ihnen erwartet, und damit geben sie ein Beispiel für ein Christus ähnliches Bewusstsein und beweisen ihre enge und erkannte Beziehung zu Gott.

Diese Männer sollten sich erheben und mit ihrer geistigen Macht jene materiell gesinnten, engherzigen Doktrinäre aus den Kirchen entfernen, welche diese in ihrem heutigen Zustand halten; sie sollten das Feuer in ihren Herzen schüren und entschlossen und verständnisvoll dem Christus näher kommen, dem sie dienen; sie sollten diejenigen, denen sie zu helfen suchen, der Hierarchie näherbringen; sie sollten - ohne Streit, Kommentar oder Heftigkeit - die Doktrinen beseitigen, welche die Menschen in einem mentalen Kerker gefangen halten und statt dessen die wenigen wahren Lehren verkünden, die in den Herzen aller Menschen Gehör finden. Sie sollten dabei Mut und Zuversicht, Optimismus und Freude bewahren, denn die Mächte des Bösen sind erheblich geschwächt, und die Masse der Menschen erwacht immer mehr zu einem Verständnis der wahren geistigen Werte. Sie können sicher sein, dass Christus und die wahre innere Kirche auf ihrer Seite stehen; deshalb ist ihnen der Sieg jetzt schon gewiss.

Die Evolutionsprozesse mögen langwierig sein, aber sie sind erwiesen und sicher, und nichts kann ein Weitergehen in das Reich Gottes aufhalten. Die Menschheit muss fortschreiten; Stufe um Stufe und Zyklus um Zyklus kommt sie der Göttlichkeit näher, entdeckt ein immer strahlenderes Licht und erwirbt immer mehr Wissen von Gott. Gleichzeitig nähert sich auch Gott den Menschen in der Person Christi und seiner Jünger. So wie es in der Vergangenheit war, wird es bestimmt auch in Zukunft sein; eine Offenbarung wird der anderen folgen, bis das Grosse Leben, das sich in unserem Planeten verkörpert hat, (in der Bibel «Der Alte der Tage»), am Ende in all Seiner Herrlichkeit dasteht; dann wird Er selbst Seinem erneuerten und geläuterten Volke näher kommen.

Ein weiterer Punkt, den man nicht vergessen darf, ist der, dass in der neuen Generation Hoffnung liegt: Hoffnung durch ihre Ablehnung des Alten und Unerwünschten, Hoffnung durch ihr stetes Verlangen nach geistigem Licht und Hoffnung, weil sie die Wahrheit sofort erkennt, wo immer sie (innerhalb oder ausserhalb der Kirchen) zu finden ist, und Hoffnung, weil diese in eine Welt der Zerstörung und des allgemeinen Chaos hineingeborene Generation zum Aufbau bereit ist.

Die Kirche wird dann verkünden, dass die Menschen Gott näher kommen können, aber nicht durch Vermittlung, Absolution und Fürbitte irgend eines Priesters oder Geistlichen, sondern kraft der den Menschen innewohnenden Göttlichkeit. Es wird die Pflicht jedes Geistlichen sein, durch sein Beispiel wachzurufen, vor allem aber durch die Energie praktisch angewandter Liebe (die sich nicht in narkotisierender väterlicher Fürsorge ausdrückt) und durch das vereinte Bemühen des Klerus aller Glaubensrichtungen der Welt.

Die westlichen Kirchen müssen sich darüber klar werden, dass es im Grunde nur eine Kirche gibt, die aber nicht unbedingt eine orthodox-christliche Institution sein muss; Gott wirkt auf vielerlei Weise, durch viele Glaubensarten und religiöse Vermittler; in ihrer Vereinigung wird die volle Wahrheit offenbar werden. Das ist einer der Gründe für die Abschaffung unwesentlicher Doktrinen.

V. Die neue Weltreligion

Auf welche Weise wird diese neue Religion mit ihren neuen Ritualen und Zeremonien Gestalt annehmen? Eine neue Form der Darbietung wird zutiefst gewünscht und hoffnungsvoll von allen erwartet, denen Religiosität grundlegend wichtig ist. Welches sind die Anzeichen für ihr Kommen? Was muss als Erstes geschehen? Machen sich bereits gewisse Tendenzen bemerkbar, die zu solch einer Erwartung berechtigen?

Viele derartige Fragen drängen sich auf, und vieles von dem, was sich darauf antworten liesse, dürfte von Skeptikern und Orthodoxen als reine Spekulation angesehen werden. Die gegenwärtige Haltung der Kirchen scheint jede Möglichkeit einer universalen Religion, sei es jetzt oder jemals, zu negieren; die Divergenzen der Lehrmeinungen und dargestellten Annäherung an Gott scheinen jede Einheitlichkeit solcher Annäherung auszuschliessen. Notwendigerweise wird es lange dauern, bis die äussere Struktur der neuen Weltreligion Gestalt annimmt; es besteht wenig Aussicht, dass sie noch in dieser Generation voll in Erscheinung tritt. Die Zeichen des Herannahens zeigen sich jedoch bereits am Horizont, und das Aufdämmern wahren Denkens enthüllt sie; die Umrisse zeichnen sich schon ab. Die innere Einstellung der Menschheit und einige äussere Ereignisse deuten auf ein wahres, inneres Erkennen der Notwendigkeit hin, die orthodoxe Religion zu überprüfen und deren geistigen Einfluss neu zu beleben. Dies sind immer die ersten Schritte zu neuer Schöpfung. Subjektive Erkenntnis geht stets objektiver Manifestation voraus, und so ist es heute auch in diesem Fall.

Die Menschheit erkennt das Bedürfnis nach einer lebendigeren Annäherung an Gott, die auch intelligenter dargestellt wird; die Menschen sind der doktrinären und dogmatischen Differenzen und Streitigkeiten müde; das vergleichende Religionsstudium hat gezeigt, dass die grundlegenden Wahrheiten jeder Glaubensrichtung identisch sind. Infolge dieser Universalität finden sie überall bei den Menschen Anerkennung und Anklang. Was der geistigen Einheit aller Menschen wirklich im Wege steht, ist nur das Vorhandensein klerikaler Organisationen und deren militante Einstellung gegenüber jeder Religion und Glaubensrichtung, die nicht die eigene ist.

Trotzdem wird das Gebäude der neuen Weltreligion von den andersdenkenden Gruppen innerhalb der institutionellen Kirchen und den vielen Weltgruppen errichtet, die den Begriff des immanenten Gottes lehren, selbst wenn sie das aus egoistischen Motiven tun und auf schädliche Art die Kräfte der innewohnenden Gottheit betonen, um vollkommene Gesundheit, viel Geld, ungestörten Geschäftserfolg und dauernde Beliebtheit zu erlangen!

Die neue Weltreligion kommt ausserdem durch das Wirken der esoterischen Gruppen überall in der Welt zum Ausdruck, weil diese besonders die Tatsache der geistigen Hierarchie sowie das Amt und Werk Christi betonen und die Technik der Meditation hervorheben wodurch die Wahrnehmung der Seele (oder das Christus-Bewusstsein) erlangt werden kann. Gebet hat sich zu Meditation erweitert; das Wunschleben wurde zu mentaler Aspiration veredelt, und dieses geistige Streben wird dann durch ein Gefühl der Einheit und durch die Erkenntnis des immanenten Gottes verdrängt. Diese führt schliesslich zur Einswerdung mit dem transzendenten Gott.

Auf der jetzigen Stufe kann die Wissenschaft von der Invokation und Evokation schon zeitweise die früheren Techniken ersetzen. Die gesamte Menschheit geht vorwärts in den Bereich mentalen Verstehens. Der selbstsüchtige bittstellerische Charakter der Gebete des Durchschnittsmenschen (da sie auf dem Wunsch nach irgend etwas beruhen) hat intelligente Menschen schon seit langem gestört; die Verschwommenheit der im Osten und im Westen gelehrten und ausgeübten Meditation (mit ihrer betont selbstsüchtigen Färbung nach persönlicher Befreiung und Befriedigung) verursacht gleichfalls Auflehnung. Es wird etwas Grösseres und Umfassenderes registriert als individuelle Wunschbefriedigung und Befreiung. Viele Gruppen mühen sich bereits mit dieser Umstellung ab, und das ist schon an sich ein vielversprechendes Zeichen.

In der Gesamtheit dieser Gruppen - innerhalb oder ausserhalb der Kirchen - liegt der Keim zur neuen Weltreligion. Dazu kommen die Aktivitäten der spiritistischen Bewegung, nicht wegen ihrer Betonung von Erscheinungen (die vielfach auf Betrug oder Einbildung beruhen, aber gelegentlich nicht einer gewissen Realität entbehren), sondern wegen ihrer Gewissheit über die menschliche Unsterblichkeit und die Beweise, die sie gesammelt hat. Den Spiritualisten ist es zwar noch nicht gelungen, die Unsterblichkeit zu beweisen, aber es gelang ihnen, ein Weiterleben nachzuweisen, und damit haben sie einen wertvollen Beitrag zum Aufbau der neuen Weltreligion geliefert.

Die sich langsam entwickelnden Kräfte telepathischer Kommunikation und das Anerkennen aussersinnlicher Wahrnehmung durch die Wissenschaft tragen ihrerseits dazu bei, die Welt nicht greifbaren Lebens und unwägbarer Werte zu beweisen. Alle diese Faktoren bilden den Grund und die «Substanz» für das Verlangen nach einer neuen Religionsdarbietung, die in ihrem Wirkungskreis inklusiv und nicht - wie heute - exklusiv ist. Die Religion der Zukunft wird den Fortschritt des Menschen durch ihre Anerkennung eines göttlichen, historisch bewiesenen Planes bewirken. Wissenschaftlich angewandte Disziplin und Schulung wird die Menschheit dazu befähigen, unter Kontrolle der inneren Göttlichkeit oder des inneren geistigen Menschen tätig zu sein; diese Schulung wird ihnen auch die Tatsache des in allen Formen immanenten Gottes enthüllen und sie befähigen, an der grossen, - jetzt langsam stattfindenden planetarischen Bewegung teilzunehmen, durch die der immanente Gott vermittels der geistigen Hierarchie der Erde in eine engere Beziehung zum transzendenten Gott eintritt.

Das Leitmotiv der neuen Weltreligion ist Göttliche Annäherung. «Nähere dich Ihm, und Er wird dir nahe kommen» ist das Gebot, das heute in neuer und deutlicher Sprache von der Hierarchie ausgeht. Das grosse Thema der neuen Weltreligion wird die Vereinheitlichung der grossen göttlichen Annäherungen sein; die Aufgabe der Kirchen liegt darin, die Menschheit durch organisierte, geistige Bewegungen auf die bevorstehende fünfte Annäherung vorzubereiten; die Methode wird im wissenschaftlichen und vernunftgemässen Gebrauch der Invokation und Evokation sowie in der Anerkennung ihrer ungeheuren Wirkungskraft bestehen; das Ziel der kommenden Annäherung, des Vorbereitungswerkes und der Invokation ist Enthüllung, eine Enthüllung, die von jeher zyklisch erfolgt ist und heute bereitsteht, um von den Menschen aufgenommen zu werden.

Invokation erfolgt auf dreierlei Art. Erstens ist da das unbewusste, aber dennoch hörbare Verlangen der Massen und der Aufschrei, der sich zu allen Krisenzeiten wie der heutigen den Menschenherzen entringt. Dieser invokative Aufschrei geht ununterbrochen von allen im Unglück lebenden Menschen aus und richtet sich an jene Macht ausserhalb ihrer selbst, von der sie erwarten, dass sie ihnen im Augenblick äusserster Not zu Hilfe kommen kann und wird. Diese grosse, wortlose Invokation erhebt sich heute überall. Zweitens gibt es jenen Geist der Invokation, den aufrichtige Menschen bezeugen, wenn sie an den Ritualen ihrer Religion teilnehmen und die Gelegenheit eines gemeinsamen Gottesdienstes und Gebetes dazu benutzen, um Gottes Hilfe zu erflehen. Wenn man diese Gruppen der breiten Masse der Menschen zurechnet, ergibt sich eine riesige, geschlossene Gesamtheit von invokativen Bittstellern; zur Zeit tritt ihr gemeinsames Verlangen stark in Erscheinung, und ihre Invokation steigt zum Allerhöchsten empor. Dazu kommen drittens die geschulten Jünger und Aspiranten der Welt, die bestimmte Wortformeln und sorgfältig definierte Invokationen verwenden und auf diese Weise den invokativen Aufschrei und das invokative Verlangen der beiden anderen Gruppen in einem Brennpunkt zusammenfassen, ihm die richtige Richtung geben und Macht verleihen. Diese drei Gruppen schwingen jederzeit, ob bewusst oder unbewusst, in aktive Tätigkeit ein, und ihr vereintes Bemühen garantiert eine sich daraus ergebende Evokation.

Diese neue invokative Arbeit wird das Leitmotiv der kommenden Weltreligion sein und aus zwei Teilen bestehen. Zunächst umfasst es die invokative Betätigung der Menschenmassen, die überall von den geistig orientierten Menschen der Welt (soweit möglich innerhalb der Kirchen und unter einem erleuchteten Klerus) dazu geschult werden, die Tatsache der herannahenden geistigen Energien zu erkennen, die in Christus und seiner geistigen Hierarchie konzentriert sind, und dazu, ihr Verlangen nach Licht, Befreiung und Verstehen auch ihrerseits zum Ausdruck zu bringen. Hierzu wird die sachkundige Invokationsarbeit derjenigen kommen, die ihr Denken durch richtige Meditation geschult haben, welche die Macht von Formeln, Mantrams und Invokationen kennen und damit bewusst arbeiten. Sie werden in steigendem Masse bestimmte grosse Wortformeln benutzen, die später der Menschheit übergeben werden sollen, ebenso wie Christus uns das Vaterunser gab und wie die neue Invokation jetzt von der Hierarchie zur allgemeinen Benützung bekanntgegeben wurde.

Diese neue religiöse Wissenschaft, auf welche Gebet, Meditation und Ritual die Menschheit vorbereitet haben, wird sie dazu erziehen, ihr gemeinsames Verlangen nach einer Verbindung mit Gott und nach engeren geistigen Beziehungen zueinander an bestimmten Tagen des Jahres zum Ausdruck zu bringen. Wenn dieses Werk richtig durchgeführt wird, dann wird es bei der wartenden Hierarchie und ihrem Oberhaupt, Christus, ein Echo hervorrufen. Der Erfolg einer solchen Invokation wird den Glauben der breiten Masse allmählich in überzeugtes Wissen verwandeln. Auf diese Weise wird die Masse der Menschen transformiert und durchgeistigt werden, und die beiden grossen göttlichen Energiezentren oder Gruppen - die Hierarchie und die Menschheit selbst - werden allmählich in vollkommener Einheit zusammen wirken. Dann wird das Reich Gottes in Wahrheit und in der Tat auf Erden wirksam sein.

Es versteht sich von selbst, dass diese Technik der Invokation und Evokation in früheren Methoden menschlicher Annäherung an die Gottheit ihre Wurzeln hat. Trotz häufigen Missbrauchs zu selbstsüchtigen Zwecken wurde das Gebet als Methode der Annäherung schon seit langem von den Menschen mit bedeutenden, tief geistigen Resultaten benützt; intelligente und mehr mental ausgerichtete Menschen haben öfter die Methode der Meditation angewandt, um Gott zu erkennen, die Intuition zu wecken und das Wesen der Wahrheit zu verstehen. Beide Methoden, Gebet und Meditation, haben die Menschheit zu den vielfältigen geistigen Erkenntnissen gebracht, die das menschliche Denken auszeichnen; dadurch sind auch die heiligen Bücher der Welt entstanden und die grossen geistigen Konzepte in das Denken der Menschen eingedrungen, die ihrer Lebensführung das Gepräge gaben und sie von einer Enthüllung zur nächsten führten. Gottesdienst hat ebenfalls eine Rolle gespielt und versucht, Gruppen von Gläubigen in Richtung auf ein gemeinsames Ziel der Gottesannäherung zusammen zu bringen; allerdings lag dabei die Betonung wieder auf dem transzendenten und nicht auf dem immanenten Gott. Wenn der jedem Menschenherzen innewohnende Gott erweckt ist und (wenn auch nur in geringem Masse) wirksam wird, dann wird die Macht des Gottesdienstes als ein Akt invokativer Gottesannäherung sich in erstaunlichen und wunderbaren Wirkungen zeigen. Diese Wirkung - die Reaktion des angerufenen Christus und der Gruppe seiner Mitarbeiter wird alle menschlichen Erwartungen weit übertreffen.

Zu diesen beiden der neuen Weltreligion zugrunde liegenden grossen Konzepten - Annäherung an Gott, Invokation und Evokation - muss noch das äusserst moderne Konzept von Energie als der Grundlage allen Lebens, aller Formen und aller Aktivität sowie als Vermittler aller Beziehungen hinzugerechnet werden. Die Kraft des Denkvermögens als Ursache telepathischer Verbindungen wurde von der Wissenschaft bereits anerkannt; mentale Kraft wird heute als eine Energie registriert, die Kontakte Erkennen und wechselseitige Aktivität hervorzurufen vermag. Im Gebet wurde dies schon immer anerkannt, wenn auch ohne den Versuch, die Art und Weise zu formulieren, wodurch vermittels des Mediums Gebet Phänomene hervorgebracht werden. In Gebet, Meditation und Gottesdienst gibt es aber zweifellos einen Energiefaktor, der sich von diesem zu jenem hinbewegt und vielfach die gewünschte Antwort in der einen oder anderen Form bewirkt. Meditation ist ebenfalls eine Energie, die Kräfte in Bewegung setzt, welche gewisse Gedankenaspekte ausschalten oder andere Aspekte wie Visionen, Ideen und geistige Erkenntnisse anziehen können. Gottesdienst war von jeher dafür bekannt, dass er bei erfolgreicher Leitung und Konzentration eine Gruppenstimulierung bewirken kann, die sich gelegentlich sogar zu Ekstase oder Hysterie, zum Pfingsterlebnis oder einer Offenbarung steigert. Zu diesen dreien - Gebet, Meditation und Gottesdienst - muss heut bewusst die Invokation sowie geschulte Erwartung einer entsprechenden Evokation kommen.

Ausserdem gibt es bekanntlich viele Energieformen und geistige Wirkkräfte, die zwar noch nicht allgemein anerkannt werden, von denen aber die Kirchenfeste aller Religionen Zeugnis ablegen; sie finden zum Zeitpunkt der Feste ihre Auslösung. Es ist im Rahmen dieses Kapitels nicht möglich, diesen Gegenstand ausführlicher zu behandeln. Wir können nur die allgemeine Gedankenrichtung andeuten, welche die neue Weltreligion hervorrufen und bedingen, sie mit allem in der Vergangenheit geschaffenen Guten verbinden, in Zukunft geistig wirksam gestalten und schon heute allmählich die menschliche Annäherung an Gott prägen wird - eine Annäherung, die zum ersten Mal in der Geschichte in weltweitem Ausmass organisiert und bewusst unternommen werden kann. Das deutet darauf hin, dass angesichts der verzweifelten Notlage und der Krise, welche die Menschheit durchgemacht hat und noch durchmacht, Männer und Frauen mit Weitblick und einschliesslichem Denken in allen grossen Glaubensrichtungen der Welt ihre doktrinären Meinungsverschiedenheiten beenden und sich über die wesentlichen religiösen Wahrheiten verständigen werden, um dann vereint und mit mehr oder weniger einheitlichen Ritualen und Zeremonien gemeinsam dem Zentrum geistiger Macht zu nahen.

Heisst das, von der Menschheit zu viel zu erwarten und zu verlangen in dieser Stunde menschlicher Not? Können die erleuchteten Mitglieder der heutigen grossen Weltreligionen im Osten und im Westen sich nicht zusammentun und den Plan zu solch einem invokativen Unternehmen entwerfen, um dadurch gemeinschaftlich die Art und Weise geistiger Annäherung einzuleiten, die dazu dienen wird, ihr Bemühen zu vereinen und zumindest den Samen der neuen Weltreligion zu verankern?

Eine gewisse Einheitlichkeit im Vorgehen sollte ohne besondere Schwierigkeiten erreicht werden können, sobald einmal ein Mindestmass an Einigung über das geistig Wesentliche erzielt worden ist. Diese sorgfältig zu determinierende Einheitlichkeit wird es den Menschen überall ermöglichen, sich in ihrem Wirken gegenseitig zu unterstützen und den Strom der Gedankenenergie machtvoll zu verstärken, der den unter Christus wirkenden geistigen Wesenheiten zugeleitet werden kann, die wartend bereitstehen, um der Menschheit zu Hilfe zu kommen. Gegenwärtig hat die christliche Religion ihre grossen Festtage, der Buddhismus feiert seine besondere Reihe von geistigen Ereignissen, und der Hindu hat jeweils noch eine weitere Liste von religiösen Feiertagen, ebenso wie der Moslem. Ist es nicht möglich, dass in der Welt der Zukunft Menschen allerorten und aller Glaubensrichtungen die gleichen Feiertage einhalten und sich zu Ehren der gleichen Festlichkeiten vereinen werden? Das wird zur Zusammenfassung aller geistigen Hilfsquellen führen und ein vereintes geistiges Bemühen sowie eine gleichzeitige geistige Invokation ermöglichen. Die daraus resultierende Potenz ist sicher offenkundig.

Wir möchten auf die Möglichkeit eines derartigen geistigen Geschehens hinweisen und das Wesen bestimmter künftiger Weltfeiertage voraussagen. Es gibt jedes Jahr drei solcher Feste, welche die Menschen normalerweise und mit Leichtigkeit gemeinsam begehen könnten, und zwar in einer übereinstimmenden einheitlichen Form der Annäherung, die sie alle eng miteinander verbinden würde. Diese drei Feste fallen in drei aufeinanderfolgende Monate, so dass es jährlich zu einem anhaltenden geistigen Bemühen kommt, dessen Nachwirkungen sich über das ganze übrige Jahr erstrecken sollten. Sie würden dazu dienen, die Gläubigen im Osten und im Westen in eine engere geistige Verbundenheit zu bringen; sie sind Ausdruck manifestierter Göttlichkeit, geoffenbart durch die Stätte, wo Gottes Willen bekannt ist, durch die geistige Hierarchie, wo die Liebe Gottes voll zum Ausdruck kommt, und durch die Menschheit, deren Aufgabe es ist, Gottes Plan in Liebe und mit gutem Willen gegenüber allen Menschen intelligent zu verwirklichen.

I. Das Osterfest. Das ist das Fest des auferstandenen, lebendigen Christus, des Hauptes der geistigen Hierarchie, der das Reich Gottes einleitet und die göttliche Liebe zum Ausdruck bringt. An diesem Tage wird die von ihm geführte und geleitete geistige Hierarchie allgemein anerkannt, des Menschen Beziehung zu ihr betont und das Wesen göttlicher Liebe verspürt werden. Allerorten werden Menschen diese Liebe anrufen, welche die Macht hat, Auferstehung und ein geistiges Leben herbeizuführen. Der Zeitpunkt dieses Festes richtet sich jeweils nach dem Tag des ersten Vollmondes im Frühling. Das Augenmerk und die Gedanken der Menschen werden sich auf das Leben und nicht auf den Tod richten; der Karfreitag wird im Leben der Kirchen keine weitere Bedeutung mehr haben. Ostern wird das grosse Fest des Abendlandes sein.

II. Das Wesakfest oder Vaisakha. Das ist das Fest des Buddha, jenes grossen geistigen Mittlers zwischen dem Zentrum, wo der Wille Gottes bekannt ist und der geistigen Hierarchie. Der Buddha ist der Ausdruck von Gottes Willen, die Verkörperung des Lichtes und der Wegweiser der göttlichen Zielsetzung. Überall werden Menschen zu dieser Zeit um Weisheit und Verstehen bitten und das Einströmen von Licht in das Denken der Menschen erflehen. Dieses Fest richtet sich zeitlich nach dem Vollmond im Zeichen Stier (Mai). Es ist das grosse Fest des Ostens und findet im Westen bereits Anerkennung; Tausende von Christen begehen heute schon das Fest des Buddha.

III. Das Fest der Menschheit. Das wird das Fest des Geistes der Menschheit sein, der näher zu Gott strebt und mit dem göttlichen Willen, auf den der Buddha aufmerksam macht, eins zu sein trachtet; der sich für die Bezeigung guten Willens einsetzt, des niedrigsten Aspekts der Liebe, auf die Christus hinwies und die er in vollendeter Weise zum Ausdruck brachte. Es wird vor allem der Tag sein, an dem die göttliche Natur des Menschen anerkannt und seine Macht, guten Willen auszudrücken (aufgrund seiner Göttlichkeit), rechte menschliche Beziehungen herzustellen, betont werden wird. Wie verlautet, hat Christus seit fast zweitausend Jahren an diesem Festtag die Menschheit vertreten und vor der Hierarchie gestanden als der Gottmensch, der Führer seines Volkes und «der Älteste in einer grossen Familie von Brüdern». Dies wird deshalb ein Fest tiefer Invokation sein; es wird ein grundsätzliches Streben nach Gemeinschaft, nach menschlicher und göttlicher Einheit ausdrücken; es wird die Wirkungen aufzeigen, die durch Buddha und Christus im menschlichen Bewusstsein ausgelöst wurden. Es wird zur Zeit des Vollmonds im Zeichen Zwillinge (Juni) stattfinden.

Wenn in diesen frühen Tagen des Wiederaufbaus, der Einleitung einer neuen Zivilisation und einer neuen Welt Menschen aller Glaubensrichtungen und aller Religionen, Sekten und esoterischen Gruppen diese drei Invokationsfeste gleichzeitig und mit vollem Verständnis ihrer weittragenden Bedeutung begehen würden, dann käme eine grosse geistige Einheit zustande; wenn sie vereint die geistige Hierarchie anriefen und mit ihrem Oberhaupt bewusst Fühlung suchten, dann würde ein allgemeiner Zustrom von geistigem Licht und geistiger Liebe erfolgen; wenn sie gemeinsam den Entschluss fassten, mit Beharrlichkeit und Verständnis Gott näher zu kommen, wer könnte dann bezweifeln, dass das am Ende erstaunliche Folgen zeitigen würde? Nicht nur wäre eine grundlegende Einheit zwischen Menschen aller Glaubensrichtungen erreichbar, nicht nur würde Bruderschaft als Tatsache anerkannt und unser Einssein im Sinne von Ursprung, Ziel und Leben klar werden, sondern es würden die ausgelösten Kraftströme auch alle Aspekte menschlicher Lebensführung ändern, unsere Zivilisation beeinflussen, unsere Lebensweise umwandeln und die geistige Welt zur vorherrschenden Realität im menschlichen Bewusstsein machen.

Gott käme in der Person Christi und seiner Hierarchie Seinem Volke näher; Gott würde durch Buddha Sein ewiges Licht offenbaren und unsere intelligente Kooperation wachrufen; Gott würde durch die geistige Hierarchie und durch das Zentrum, wo Sein Wille bekannt ist, die Menschheit zu Auferstehung und geistigem Gewahrsein führen, was allen Menschen guten Willen und Friede auf Erden brächte. Der Wille des transzendenten Gottes würde vermittels des im Menschen immanenten Gottes erfüllt und würde sich als Reaktion auf das Werk Christi durch Liebe ausdrücken; er könnte sich auf Erden vernunftgemäss darstellen lassen, weil das Denken der Menschen infolge ihrer vereinten Invokation, ihres gemeinsamen Bemühens und ihres einheitlichen Verständnisses Erleuchtung erfahren hätte.

Das ist es, worauf die Menschheit wartet; darauf müssen die Kirchen hinarbeiten; das sind die Qualitäten und Merkmale, die der neuen Weltreligion ihr Gepräge geben werden.

Die grosse Invokation, oder das Gebet, gehört nicht irgend einer Person oder Gruppe, sondern der ganzen Menschheit. Die Schönheit und Stärke dieser Anrufung liegt in ihrer Einfachheit und darin, dass sie bestimmte zentrale Wahrheiten zum Ausdruck bringt, die alle Menschen von Natur aus ganz normal akzeptieren: die Wahrheit der Existenz einer Urintelligenz, der wir vage den Namen Gott geben; die Wahrheit, dass hinter allem äusseren Schein Liebe die motivierende Kraft des Universums ist; die Wahrheit, dass eine grosse Individualität auf die Erde kam, von den Christen Christus genannt, um diese Liebe zu verkörpern, damit wir sie verstehen könnten; die Wahrheit, dass Liebe und Intelligenz die Auswirkungen dessen sind, was Gottes Wille genannt wird; und schliesslich die selbstverständliche Wahrheit, dass sich der göttliche Plan nur durch die Menschheit auswirken kann.

Die grosse Invokation

Aus dem Quell des Lichts im Denken Gottes

ströme Licht herab ins Menschendenken.

Es werde Licht auf Erden.

Aus dem Quell der Liebe im Herzen Gottes

ströme Liebe aus in alle Menschenherzen.

Möge Christus wiederkommen auf Erden.

Aus dem Zentrum, das den Willen Gottes kennt,

lenke plan-beseelte Kraft die kleinen Menschenwillen

zu dem Endziel, dem die Meister wissend dienen.

Durch das Zentrum, das wir Menschheit nennen

entfalte sich der Plan der Liebe und des Lichts

und siegle zu die Tür zum Übel.

Mögen Licht und Liebe und Kraft den Plan auf Erden wieder herstellen.