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REGEL NEUN

Während wir das Studium dieser Regeln fortsetzen, wird die Schwierigkeit, sie auszulegen und zu erklären, immer grösser. Wir sind zu einem Teil der Regeln gekommen, der für ein rechtes und wahres Verstehen eingeweihtes Bewusstsein erfordert. Wir studieren Ideen, für welche wir bis jetzt keine passende Sprache haben.  Kurz, wir haben gewisse niedere Aspekte der Lebensgesetze betrachtet, wie sie dem Eingeweihten erscheinen und von ihm innerhalb der Sphäre seines normalen Bewusstseins - dem der Geistigen Triade - ausgelegt werden. Die Darstellung, die ich euch gab, musste auf das Gebiet des Bewusstseins beschränkt werden, das wir «manasische Wahrnehmungsvermögen» nennen, welches das des abstrakten Denkvermögens ist. Nur insofern als dieses abstrakte Denkvermögen in euch entwickelt und die Antahkarana andeutungsweise erbaut ist, werden euch meine Worte verständlich sein.

Die Schwierigkeit wird noch grösser, wenn wir zum Studium der Regel IX kommen. Es war schon sehr schwierig, sie den Kandidaten in ihrer niederen Form darzustellen. Diese Regel hieß, wie ihr euch erinnern werdet, wie folgt:

[168]

Möge der Jünger ganz und gar untertauchen im Kreise der anderen Selbste. Lasst sie in eine einzige Farbe verschmelzen und dadurch ihre Einheit erscheinen. Nur wenn die Gruppe erkannt und gefühlt wird, kann Energie mit Weisheit ausgesandt werden.

Drei große Ideen erscheinen in dieser leichteren Regel:

1. Die Idee der vollständigen Identität mit allen anderen Selbsten.

2. Die Idee der Einheitlichkeit ihrer geistigen Darbietung für die Welt, wenn Einheit hergestellt ist.

3. Die Idee, dass dann - als Ergebnis der beiden obigen Errungenschaften - die Gruppenkraft als eine wirkliche und konzentrierte Energie gebraucht werden kann.

Der Neophyt spricht leichtfertig über sein Identifizieren mit anderen und ist eifrig bestrebt, seine Gruppe herauszufinden und sich mit ihr zu verbinden; doch ist in seinem Tun der ständige Begriff der Zweiheit immer zugegen: er selbst und alle anderen Selbst, er selbst und die Gruppe, er selbst und die Gruppenenergie, die er jetzt handhabt. Jedoch in Wirklichkeit ist es nicht so. Wo wahre Identität erreicht wird, gibt es kein dies oder das; wo die Verschmelzung vollständig ist, gibt es in der Gruppe kein Erkennen individueller Tätigkeit, weil der Wille der vereinigten Seele mit dem der Gruppe identisch und in seinem Wirken automatisch ist. Wo wahre Einheit gegenwärtig ist, wird der individuelle Kandidat nur zum Kanal für den Gruppenwillen, die Gruppentätigkeit, nicht durch sein eigenes Bemühen, sondern einfach als eine spontane Reaktion.

Ich habe das Obige betont, weil dies in der Regel für Jünger und Eingeweihte noch mehr der Fall sein wird, und die Ergebnisse werden durch einen bewussten Gebrauch des Willens zustande gebracht, was göttliche Synthese in Aktion ist. Auch ist die Gruppe, auf die Bezug genommen wird, nicht der Ashram eines besonderen Meisters, sondern diejenige aller Ashramen, da sie in ihrer Ganzheit den Zweck Shamballa reflektiert und den Plan in der aktiven Sphäre des hierarchischen Bewusstseins ausarbeitet.

Ashramen der Meister sind auf jeder Stufe des Bewusstseins in der dreifältigen Welt der Geistigen Triade zu finden. Einige der Meister beschäftigen sich vorwiegend mit dem Denkvermögen in allen Formen; deshalb sind ihre Ashramen vom manasischen Bewusstsein bedingt; sie sind die Ashramen jener Eingeweihten, welche [169] die vierte Einweihung erreicht haben, aber noch keine Meister sind. Sie sind größtenteils Adepten auf dem dritten und fünften Strahl und arbeiten mit Manas oder mit dem Denkvermögen, das sich in allen Formen entwickelt. Sie leisten grundlegende Arbeit, die von großer Wichtigkeit ist, werden aber kaum verstanden, und ihre Leben sind folglich große Opferleben und die Zeit ihres Dienens ist in diesem besonderen Zusammenhang verhältnismäßig kurz. Gewisse Aspekte ihres entwickelten Bewusstseins müssen außer Kraft gehalten werden und können vorübergehend nicht zum Ausdruck kommen, damit sie mit der Substanz und spezifisch mit dem Bewusstsein der Atome arbeiten können, welche die Formen in allen untermenschlichen Naturreichen bilden. Mit der Menschheit arbeiten sie sehr wenig, außer mit gewissen fortgeschrittenen Mitgliedern der Menschheit auf dem wissenschaftlichen Gebiet. Sie ziehen zu ihren Ashramen, nur diejenigen, die auf dem dritten und fünften Strahl sind und die Arbeit weiterführen können, da sie nach besonderen und speziellen Richtlinien geschult werden.

Die Ashramen der Meister (auf allen Strahlen zu finden), Die besonders mit der Menschheit arbeiten, befinden sich meistens auf den buddhischen Stufen des triadalen Bewusstseins. Dort herrscht der Ton des «liebenden Verstehens» vor, aber gerade diese Worte müssen esoterisch und nicht ihrem gewöhnlichen und offensichtlichen Sinn nach ausgelegt werden. Es ist nicht ein Fall von «Ich verstehe, weil ich liebe» oder «Dieses», mit Liebe, versteht «Jenes». Es ist etwas viel Tieferes, das die Idee der Identifikation, des Teilnehmens und der synthetischen Verwirklichung einschließt: liebliche, wohlklingende Worte, die aber für den Nichteingeweihten wenig bedeuten.

Auf atmischen Stufen, den Stufen des geistigen Willens, befinden sich die Ashramen jener Meister, die den Willen Shamballa auslegen und mit der Aufgabe betraut sind, den Zweck zu übermitteln und die Pläne zu organisieren, wodurch dieser Zweck erfüllt werden kann. Wie auf manasischen Stufen der Meister R., der Herr der Zivilisation, über die Ashramen als ein Ganzes präsidiert, so werden auf buddhischen Stufen alle Ashramen vom Meister K. H., mit Hilfe von mir selbst (Meister D. K.) und drei älteren und eingeweihten Jüngern beaufsichtigt. Das Ziel ist die Entfaltung des [170] Gruppenbewusstseins und des liebevollen Verstehens, damit die Formen, die unter der Beaufsichtigung des Meisters R. vorbereitet und bestimmt wurden, feinfühlig und sich zunehmend der Wirklichkeit bewusst werden durch die Entwicklung eines inneren Lichtmechanismus, der dann den äußeren Kontaktmechanismus bedingen und entwickeln wird. Die Ashramen auf atmischen Stufen sind unter der Herrschaft des Meisters M., Der den Willensaspekt in den entwickelten Formen fördert und (wie es der Alte Kommentar ausdrückt) «dem Licht die Dunkelheit hinzufügt, damit die Sterne erscheinen, denn im Licht leuchten die Sterne nicht, aber in der Dunkelheit ist kein verteiltes Licht vorhanden, sondern nur konzentrierte Glanzpunkte». Die Symbolik wird euch klar sein, aber nicht die volle Bedeutung.

Die Unternehmungen aller dieser Ashram-Gruppen umfassend, verschmelzend und vereinigend, steht der lebendige Christus da, das Haupt aller Ashramen, der Meister aller Meister, der Vermittler zwischen Shamballa und der Hierarchie und zwischen der Hierarchie und der Menschheit. Werdet ihr eine Einsicht in die allesdurchdringenden Zustände gewinnen, wenn ich sage, dass sein Werk der Vermittlung zwischen der Menschheit und der Hierarchie von ihm vervollkommnet und zur Beendigung geführt wurde als er das letzte Mal auf Erden war, und dass er jetzt in der höheren Mittler Schaft Befähigung erreicht, die derzeit eine engere Verbindung der Hierarchie mit Shamballa herbeiführen wird? Diese vermittelnde Arbeit, die sich auf die Verschmelzung des geistigen Willens (den er bereits entwickelt hat) mit dem universalen Willen (den er entwickelt) gründet, bezeichnet für ihn ein Ziel, das Vollendung finden wird, wenn er die neunte Einweihung nimmt. Dies sind große Geheimnisse und ich deute sie nur an, um euch einen Sinn der Synthese des ganzen Schemas und ein Erkennen des Dranges zum Guten zu übermitteln, der jeden Aspekt des planetarischen Lebens durchdringt, vom kleinsten Atom durch alle die dazwischenliegenden Formen hindurch, bis hinauf zum planetarischen Logos selbst.

Zu oft wird der Wille als eine Macht betrachtet, kraft welcher Dinge getan, Tätigkeiten arrangiert und Pläne ausgeführt werden.

Diese allgemeine Definition ist für die Menschen am leichtesten zu formulieren, weil sie von ihnen im Sinn ihres eigenen Selbstwillens [171] verstanden wird, dem Willen für individuelle Selbstverbesserung - zuerst selbstsüchtig und missverstanden, aber schließlich zur Selbstlosigkeit führend, während die Evolution ihre wohltätigen Aufgaben erfüllt. Dann wird der Wille im Sinn des hierarchischen Plans gedeutet und das Bemühen des Einzelmenschen wird zur Verneinung des Selbstwillens und zum Suchen nach Vereinigung seines Willens mit dem der Gruppe, da die Gruppe selbst ein Aspekt des hierarchischen Bemühens ist. Das ist ein großer Schritt vorwärts in der Orientierung und wird schließlich zu einer Umwandlung im Bewusstsein führen. Dieser letzte Satz ist wichtig.

In diesem Stadium befinden sich heute die meisten Aspiranten. Der Wille jedoch ist in Wirklichkeit etwas sehr Verschiedenes von den Willensäußerungen, die im menschlichen Bewusstsein existieren, da die Menschen versuchen, den göttlichen Willen vom gegenwärtig erreichten Punkt in der Evolution aus zu interpretieren. Der Schlüssel zum Verstehen (der Schlüssel, der für euch am leichtesten zu verstehen ist) ist in den Worten «das Austilgen aller Form» zu finden. Wenn der Zauber der Substanz überwunden ist und die Wunschnatur stirbt, kann die Anziehungskraft der Seele herrschend werden und der Nachdruck, der so lange auf der individuellen Form und auf individuellem Leben und Tätig sein lag, macht der Gruppenform und dem Gruppenzweck Platz. Dann verdrängt die Anziehungskraft der Hierarchie und der Ashramen der Meister die niederen Reize und die geringeren Anziehungspunkte. Wenn diese dann ihren rechten Platz im Bewusstsein einnehmen, kann der dynamische «Zug» von Shamballa gefühlt werden, völlig unabhängig von der Form oder den Formen, von einer Gruppe oder Gruppen. Nur ein Gruppengefühl des «Wohlbefindens», esoterisch verstanden, ist verwirklicht, denn es wird als der Wille zum Guten verstanden. Keine Formen können dann festhalten; keine Gruppe und kein Ashram können dann das Bewusstsein des Eingeweihten einschränken und alle Unterschiede jeglicher Art verschwinden. Diese Einleitung soll euer Denkvermögen klären, ehe wir die Regel IX sorgfältig studieren und zu ihrer wesentlichen Bedeutung gelangen.

Regel IX.

Lass die Gruppe wissen, dass keine anderen Selbste existieren. Lass die Gruppe wissen, dass es keine Farben gibt, nur Licht; dann lass Dunkelheit den Platz des Lichts einnehmen, alle [172] Unterschiede verbergen, alle Formen auslöschen. Dann - im Spannungspunkt und in diesem dunkelsten Punkt - lass die Gruppe ein klares, kaltes Feuer sehen, und in dem Feuer (direkt im Mittelpunkt) lass den Einen Einweiher erscheinen, dessen Stern beim ersten Hindurchgehen durchs Tor hervorleuchtete.

Das größte Problem, dem Aspiranten und Jünger vor der dritten Einweihung gegenüberstehen, ist das Verstehen der Art der Identifikation. Dies betrifft (in erster Linie) die Beziehung des niederen Selbst Es zum höheren Selbst und aller Selbst zum allesumfassenden SELBST. Es umschließt das Geheimnis der Zweiheit, mit der sie beschäftigt sind. Im gleichen Moment, wo die Theorie über die wesentliche Einheit zur festen Wirklichkeit wird, ist das Gebiet der Synthese betreten. Für diesen Typ der Verwirklichung hat unsere jetzige Sprache keine Worte. Es ist deshalb unmöglich, Begriffe zu bilden, die den folgerichtig daraus resultierenden Seins - Zustand auslegen. «Identifikation mit» ist der Ausdruck, welcher der ursprünglichen Idee am nächsten kommt. Bis der Mensch dieses Eins sein auch nur mit einem einzigen Menschen erfasst hat, ist es für ihn unmöglich, auf wirklich konstruktive Weise auch nur darüber nachzudenken. Die vollständige Verschmelzung der negativen und positiven Aspekte in der Ehe, im Augenblick, wo Leben übermittelt und übertragen wird, ist das einzig greifbare, obwohl unbefriedigende Symbol, dieses lebenteilenden Vorganges, der vor sich geht, wenn ein Einzelmensch oder eine Gruppe tatsächlich, und nicht nur theoretisch, weiß, dass «es kein anderes Selbst gibt».

Identifikation (um das einzige, für unseren Zweck verfügbare Wort zu benützen) ist mit dem dynamischen Leben, mit bewusster Verstärkung, mit Vollständigkeit und mit schöpferischem Beteiligen samt dem Vorgehen verbunden. Es ist ein Vorgang des Beteiligt seins - bewusst und konstruktiv unternommen - an den lebendigen Taten und Reaktionen des Einen, in dem wir leben, uns bewegen und unser Dasein haben. Es steht in Beziehung zum Netzwerk der Lebenskanäle, die den Formaspekt des planetarischen Logos in Funktion halten als eine «göttliche Repräsentation». [173] Beachtet diese Formulierung. Es ist mit der Zirkulation des «Lebens in größerer Fülle» verbunden, auf das sich Christus berief, als er sich mit der wahren Natur seiner Mission befasste. Man könnte sagen, dass ihm der Sinn seiner Mission aufging, als er diese Worte äußerte, und er machte eine einleitende Anstrengung, Shamballa zu dienen anstatt der Hierarchie, von welcher er schon damals das Haupt war. Später verkündete er, so gut er konnte, den Umfang dieser Verwirklichung in den Worten, die den Christen so vertraut sind: «Ich und der Vater sind Eins.» Das versuchte er auch im siebzehnten Kapitel des Johannes-Evangeliums zu erklären. In der Weltliteratur gibt es keine andere Stelle, die genau die gleiche Qualität aufweist. Eins sein, Einheit, Synthese und Identifikation existieren heute als Worte in Verbindung mit Bewusstsein und als Ausdruck für das, was zurzeit für die Massen der Menschen unerreichbar ist. Dieses Manifest oder diese Feststellung Christi bildet den ersten Versuch, eine Reaktion auf den Kontakt mit Shamballa zu übermitteln und kann nur von erfahrenen Eingeweihten richtig ausgelegt werden. Ein Begriff der Einheit, der zu Mitarbeit, zu Unpersönlichkeit, zu Gruppenarbeit und zu Verwirklichung führt, wie auch ein wachsendes Absorbiert sein in den Plan, sind einige der Worte, die gebraucht werden können, um ein Seelenbewusstsein in der Beziehung zur Hierarchie zum Ausdruck zu bringen. Dieses Reagieren auf die vereinigten Ashramen, welche die Hierarchie ausmachen, nimmt ständig zu und beeinflusst auf günstige Weise das Bewusstsein der führenden Glieder der Vorhut jener Menschen, die gegenwärtig im Evolutionsvorgang stehen.

Jenseits dieses Gewahrseins Zustands liegt ein Zustand des Seins, der vom Bewusstsein der Mitglieder der Hierarchie ebenso weit entfernt ist, wie das hierarchische Bewusstsein seinerseits vom Bewusstsein der Masse der Menschen entfernt ist. Bemüht euch, dies zu erfassen, auch wenn euer Gehirn und eure Kraft, Gedanken zu formulieren, die Möglichkeit dieses erhabenen Lebendig seins abweisen. Seid nicht entmutigt über diese Unfähigkeit zu verstehen; erinnert euch daran, dass dieser Seins Zustand das Ziel umfasst, dem die Meister entgegenstreben, und das Christus selbst erst jetzt erreicht.

Aus diesem Grund wird die Symbolik von Licht und Dunkelheit gebraucht in den Worten: Lass die Gruppe wissen, dass es keine Farbe gibt, nur Licht; dann lass Dunkelheit den Platz des Lichts einnehmen.

Gerade wie der Einzelmensch durch das Stadium gehen muss, in dem alle «Farbe» aus dem Leben verschwindet, während er aus der Verblendung, welche die Astralebene bedingt, herauskommt, [174] so müssen die Gruppen, die sich in Vorbereitung auf Einweihung befinden, durch den gleichen, verheerenden Vorgang gehen. Verblendung verschwindet; zum ersten Mal (wie es im Fall des Einzelmenschen ist) geht die Gruppe im Licht. Während nun die Gruppe im Licht geht, lernen ihre Einheiten gemeinsam eine Lehre (eine von der modernen Wissenschaft klar ausgesprochene Lehre), das Licht und Substanz gleichbedeutende Worte sind. Die wahre Natur der Substanz als ein Gebiet und ein Mittel der Tätigkeit wird dem eingeweihten Mitglied der Gruppe klar. Hierauf bezog sich H. P. B., als er sagte, dass der wahre Okkultist ganz und gar im Gebiet der Kräfte und Energien arbeitet.

Die nächste Lektion, die von der Gruppe gemeinsam erfasst wird, ist die Bedeutung der Worte, dass «Dunkelheit reiner Geist ist». Dieses Erkennen, Verwirklichen, Auffassen, Verstehen (nennt es wie ihr wollt) ist so überwältigend und allumfassend, dass Unterschiede und Verschiedenheiten verschwinden. Der Jünger erkennt, dass sie nur die Ergebnisse der Tätigkeit der Substanz in ihrer formbildenden Fähigkeit, Illusionen und nicht existierend sind, und vom Gesichtspunkt des Geistes aus gesehen in ihrem eigenen Zentrum ruhen. Die einzige Erkenntnis, die übrigbleibt, ist die des reinen Seins Selbst.

Diese Verwirklichung erwirbt der Jünger notwendigerweise durch schrittweise Offenbarungen in ausgeglichener Reihenfolge; jeder Kontakt mit dem Einweiher führt den Eingeweihten näher zum Zentrum der reinen Dunkelheit - einer Dunkelheit, die der genaue Gegensatz zu Dunkelheit ist, wie sie von Nichteingeweihten und Unerleuchteten verstanden wird. Es ist ein Punkt von solch intensivem Glanz, dass alles verblasst: «und lass im Spannungspunkt und in diesem dunkelsten Punkt die Gruppe ein klares, kaltes Feuer sehen».

Es ist eine Spannung und ein Punkt der Errungenschaft, die nur in Gruppenformation möglich sind. Selbst in den früheren Einweihungen und wenn der Eingeweihte sein Recht, eingeweiht zu werden, bewiesen hat, ist der Vorgang immer noch ein Gruppenunternehmen. Er vollzieht sich in der beschützenden Gegenwart von Eingeweihten des gleichen Ranges und der gleichen Entfaltung. Ihre vereinigte Konzentration befähigt den Kandidaten für Einweihung, den Punkt des klaren, kalten Lichts zu sehen, und es ist ihr vereinigter Wille, der ihn «aufrechtstehend, furchtlos und [175] mit offenen Augen vor den Einen bringt, der ihm schon von Anfang an das Geschenk des Lebens und des Lichts verliehen hat und Der ihm jetzt - mit erhobenem Stab, von Feuer umringt, die Bedeutung des Lebens und den Zweck des Lichts offenbart». Das ist etwas, worüber die Denkvermögen der Menschen nichts wissen, und das selbst der Intelligenteste unfähig ist, zu erfassen oder auch nur zu ahnen.

In den allen Esoterikern wohlbekannten Worten, die so oft in Augenblicken höchsten, geistigen Strebens gesagt oder gesungen werden, bezieht sich der Neophyt auf die Zeit, da «wir dort stehen, wo der Eine Einweiher angerufen wird und wir seinen Stern hervorleuchten sehen». Zwei Ideen sind dann deutlich zu erkennen: die Idee der Invokation und das Ergebnis dieser Invokation, das plötzliche und unerwartete Hervorscheinen des Sternes. Dieser Stern ist ganz einfach ein Punkt leuchtenden Lichts. Diese Invokation, obwohl vom Aspiranten für die Einweihung als Bestätigung für ein festgesetztes Ziel gebraucht, ist nichtsdestoweniger ein Mantram, das unmissverständlich der dritten Einweihung zugehörig ist. Es ist in seinem Invokative Anruf nur dann wirksam, wenn es in Verbindung mit einem Machtwort gebraucht wird. Dieses Machtwort wird dem Kandidaten (immer ein Eingeweihter des zweiten Grades) von Christus mitgeteilt, der ihn in die ersten zwei Einweihungen eingeweiht hat, aber dessen beschützende Aura (in Verbindung mit dem Meister des Eingeweihten und einem anderen Meister oder einem Adepten der vierten Einweihung) ist nötig, ehe der Stern hervorleuchten kann - das konzentrierte Licht des Einen Einweiher. Zum ersten Mal kann das erweiterte Bewusstsein des Eingeweihten mit Shamballa und mit Dem, der dort regiert, dem Herrn der Welt, in Berührung kommen. Zum ersten Mal macht der konzentrierte Zweck, der Sanat Kumara in Inkarnation brachte, einen Anstoß auf das erleuchtete Gehirn des Eingeweihten, der ihm etwas Neues und Anderes in seine Ausrüstung, seine Natur und sein Bewusstsein bringt. Ich weiß nicht, wie ich diese Ideen anders ausdrücken könnte. Es ist eine blendende Überzeugung eines unwandelbaren Willens, alles vor sich tragend, uneingedenk der Zeit und des Raumes, sich nur der Intensität der Richtung bewusst, die für den Eingeweihten zwei große Qualifikationen oder grundlegende Erkenntnisse mit sich bringt: einen Sinn des wesentlichen Seins, [176] der alle Handlungen und Reaktionen der Zeit und des Raumes auslöscht, und ein konzentrierter Wille zum Guten, der in seiner Wirkung so dynamisch ist, dass das Böse verschwindet. Das Böse ist trotz allem nur ein zwingender Sinn des Verschiedenseins, das unvermeidlich zu getrenntem Handeln führt.

Die Zweiheiten sind dann in der Synthese aufgelöst und zum ersten Mal versteht der Eingeweihte so unpassend übersetzt wieder die Bedeutung der uralten Worte mit «isolierte Einheit». In der Zukunft gibt es für ihn weder hell noch dunkel, weder gut noch böse, weder Unterschied noch Trennung. Der Stern, der hervorleuchtete, der verschleiert und zwischen ihm und dem Herrn der Welt, dem Alten der Tage, steht, wird als der Eingang oder Zugang gesehen und als die Zulassungskraft in etwas Anderes und Größeres hinein als nur das planetarische Leben. In den zwei früheren Einweihungen stand der Engel der Gegenwart zwischen dem Jünger-Kandidaten und der Gegenwart. Bei den späteren Einweihungen ist Christus selbst der Engel der Gegenwart, eins mit der Seele des Kandidaten (dem individuellen Engel der Gegenwart). Wie ein Lichtstrom geht die dynamische Macht des Einen Einweiher durch das Herz Christi, durch Christus herabtransformiert, damit sich der Kandidat diese Potenz ohne Risiko oder Gefahr aneignen kann.

Nach der dritten Einweihung steht der Kandidat dem Einen Einweiher allein gegenüber, ohne dass ein beschützendes Wesen zwischen ihm und dem ewigen Ursprung der Allmacht steht. Christus ist anwesend, unterstützend und aufmerksam. Er steht direkt hinter dem Eingeweihten, um die Potenz, die durch den Körper und die Zentren des Eingeweihten fließt, zu halten und zu verteilen; auch steht zu beiden Seiten des Kandidaten ein Meister. Immerhin steht er vor dem Einweiher allein und unbeschützt. Selbst jetzt, bei dieser viel späteren Einweihung, kann er nicht «von Auge zu Auge» sehen - wie die Redewendung heißt. Er wird sich eines wachsenden Lichtpunktes bewusst, der sich vor ihm von einer Nadelspitze intensivsten Glanzes zu einem fünfzackigen Stern entwickelt. Bei der vierten Einweihung ist es kein Stern, der vor ihm leuchtet, sondern ein Dreieck. In diesem Dreieck sieht er ein Auge, das ihn betrachtet und zum ersten Mal sieht er den Höchsten «von Auge zu Auge». Bei der fünften Einweihung trennt oder beschützt [177] ihn kein Symbol oder keine Lichtsubstanz, sondern er steht vor dem Einweiher von Angesicht zu Angesicht und die Freiheit der Stadt Gottes gehört ihm. Er ist noch kein Mitglied des Großen Rates, aber er hat das Recht in Shamballa einzutreten; von diesem Punkt an geht er weiter in eine intimere Beziehung hinein, wenn das seine erwählte Bestimmung ist. Er wird vielleicht am Ende nicht einmal ein Mitglied des Großen Rates; das ist für verhältnismäßig Wenige reserviert und steht jenen zu, die innerhalb des Wirkungskreises unseres Planeten sogar noch höhere Einweihungen erreichen können - eine Aufgabe von äußerster Schwierigkeit. Es gibt andere und interessante Möglichkeiten, wie ich euch anderswo gesagt habe. Der Eingeweihte mag aus diesem planetarischen Leben ganz und gar hinausgehen, er mag den einen oder anderen von verschiedenen Pfaden entlanggehen, mittels derer ein Meister auf dem Pfad der Höheren Evolution anfangen kann, für den ihn alles, was in der Vergangenheit geschah, vorbereitet hat. Der Meister bleibt ein Teil des Zwecks, einerlei welchen Weg er gehen mag. Er kennt für immer das Geheimnis der Dunkelheit, das Licht bringt, und der «unerforschliche Wille Gottes» ist für ihn kein Geheimnis mehr. Er versteht die göttliche Idee und kann jetzt mit ihr zusammenarbeiten. Er hat einen Punkt der Verwirklichung erreicht, der ihn befähigt, zu ergründen, was hinter dem Plan liegt, für welchen die Hierarchie schon äonenlang gearbeitet hat.

Gerade wie der Jünger in die Welt der Bedeutung eintritt und daher die Geschehnisse auslegen kann; gerade wie die Hierarchie in der Welt der Vermittlung wirkt und den Plan, den die Welt der Bedeutung enthüllt hat, anwendet, so wirkt der höher Eingeweihte bewusst in der Welt des Zwecks, die den Plan ausführt, die Welt der Bedeutung auslegt und die Welt der Geschehnisse in folgerichtiger Ordnung und unter dem Evolutionsgesetz zum Ausdruck bringt.

Das Symbol für das Tor der Evolution ist der Halbmond; das des Evolutionsvorganges - wie er auf das materielle oder substanzielle Leben des Menschen einwirkt - ist der zunehmende und der abnehmende Mond - das Symbol des zunehmenden Wünschens und des Aussterbens der Wünsche. Das Symbol der Welt der Bedeutung ist Licht - das Licht, das auf die Wege der Menschen scheint, Geschehnisse auslegt und Offenbarung verleiht. [178] Das Symbol der Welt der Vermittlung ist das sich drehende Kreuz, während das Symbol für die Welt des Zwecks ein zweifaches ist: der fünfzackige Stern und das strahlende Herz der Sonne. Erinnert euch daran, dass wir, wenn wir in Symbolen sprechen und denken, etwas zwischen uns und die Wirklichkeit setzen - etwas Beschützendes, Erklärendes und Bedeutungsvolles, aber trotzdem etwas, das verschleiert und verbirgt. Nach der fünften Einweihung sind alle Schleier zerrissen und nichts steht zwischen dem Eingeweihten und dem Wesentlichen Sein.