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REGEL EINS

Wir fangen jetzt mit dem Studium der vierzehn Regeln an, die für diejenigen, welche die Einweihung in dem einen oder andern ihrer Grade suchen, bestimmt sind. In «Initiation, menschliche und solare Einweihung» gab ich die Regeln für diejenigen, die im Sinn haben, in die Grade der Jüngerschaft einzutreten. Ich möchte mich einen Augenblick mit der Bedeutung des Wortes «Regel» befassen und euch eine Idee von dessen okkultem Sinn geben. Es besteht ein großer Unterschied zwischen einem Gesetz, einem Auftrag oder Befehl und einer Regel, und über diese Unterschiede sollte man sorgfältig nachdenken. Die Gesetze des Universums sind ganz einfach die Ausdrucksweisen, die Lebensimpulse und die Art und Weisen der Existenz oder Aktivität des Einen, in dem wir leben, weben und sind. Letzten Endes gibt es kein Umgehen dieser Gesetze und kein Verleugnen, denn wir werden ewig von ihnen in die Tätigkeit hineingeschoben, und sie regieren und beherrschen (vom Gesichtspunkt des Ewigen Jetzt aus) alles, was in Zeit und Raum geschieht. Aufträge und Befehle sind die schwachen Auslegungen von dem, was die Menschen unter dem Gesetz verstehen. In Zeit und Raum und in jedem gegebenen Augenblick und an irgendeinem Ort werden diese Befehle von jenen gegeben, die sich in einer autoritären Stellung befinden, oder zu herrschen scheinen, oder imstande sind, ihre Wünsche durchzusetzen. Gesetze sind okkult und grundsätzlich. Befehle weisen auf die menschliche Schwachheit und Begrenzung hin.

Regeln sind jedoch etwas Anderes. Sie sind das Resultat erprobter Erfahrung und generationenlanger Unternehmungen und - weder die Form eines Gesetzes noch die Begrenzungen eines Befehls annehmend - werden sie von jenen erkannt, für die sie existieren und verursachen daher eine sofortige intuitive Erwiderung. Nicht erzwungen, sondern freiwillig werden sie angenommen und erprobt in dem Glauben, dass das Zeugnis der Vergangenheit und die Beweisführung der Generationen die erforderliche Mühe für die erwähnten Anforderungen rechtfertigen.

Diese Wahrheit bezieht sich auf die vierzehn Regeln, die wir jetzt studieren werden. Ich möchte euch daran erinnern, dass nur das eingeweihte Bewusstsein ihren tieferen Sinn wirklich verstehen wird, aber auch, dass euer-Bemühen-darum dieses eingeweihte [26] Bewusstsein in euch entwickeln wird, vorausgesetzt, dass ihr versucht, praktisch und freiwillig diese Regeln auf euer tägliches Leben anzuwenden. Sie sind für drei Arten der Anwendung empfänglich - physisch, emotionell und mental - und für eine vierte Anwendung, die am besten mit den folgenden Worten bezeichnet wird: «die Erwiderung der integrierten Persönlichkeit auf die Seeleninterpretation und das Seelenverständnis.»

Ein anderer Punkt, auf den ich eure Aufmerksamkeit richten möchte, ehe ich diese Regel auslege, ist der, dass euer Gruppenbemühen darin bestehen muss, eine Gruppenanwendung, eine Gruppenbedeutung und ein Gruppenlicht zu suchen. Ich möchte ganz besonders das Wort «Gruppenlicht» betonen. Wir befassen uns daher mit etwas grundsätzlich Neuem im Gebiet okkulter Lehren, und ein intelligentes Verstehen ist deshalb sehr schwierig. Die wahren Bedeutungen sind nicht die einfachen, die an der Oberfläche liegen. Die Worte dieser Regeln mögen beinahe abgegriffen vertraut erscheinen. Wenn sie genau das bedeuten würden, was sie zu bedeuten scheinen, wäre es für mich unnötig, Andeutungen über ihre tieferliegenden Bedeutungen zu geben.

Zusammenfassend also: Diese Regeln sollten mit der Hilfe eines sich entwickelnden esoterischen Sinnes gelesen werden; sie beziehen sich trotz ihrer individuellen Anwendung auf Gruppeneinweihung. Sie sind nicht das, was sie oberflächlich gelesen scheinen - abgedroschene Binsenwahrheiten und geistige Plattheiten, sondern sie sind Regeln für die Einweihung, die, wenn befolgt, den Jünger und die Gruppe durch eine höhere geistige Erfahrung geleiten. Sie verkörpern die Technik des Neuen Zeitalters, welches Gruppenaktivität, Gruppenverhalten und gemeinsames Handeln verlangt. Ich habe früher schon gesagt, dass diese Regeln das Resultat erprobter Erfahrung sind, und mein Gebrauch des Wortes «neu» bezieht sich in diesem Zusammenhang auf das menschliche Wissen, aber nicht auf das Einweihungsverfahren. Das hat immer existiert, und immer in der großen Krise der Einweihung sind die Jünger in Gruppen vorwärtsgegangen, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst waren. Jetzt werden sich die Jünger dessen bewusst, und die verschiedenen Strahlen-Ashramen werden ihre Gruppen (groß oder klein) dem Einweiher nicht nur vorstellen, sondern die Angehörigen dieser [27] Gruppen werden sich jetzt der Tatsache der Gruppenvorstellung bewusst. Die Jünger werden auch erkennen müssen, dass die Weite ihres Wissens von ihrer Dezentralisation abhängt. Ich möchte euch bitten, über diese letzte Aussage nachzudenken und sie zu überlegen.

Wir wollen nun mit der Betrachtung der Regel I beginnen

Regel I

Im Feuer des Denkvermögens, konzentriert in des Kopfes klarem Licht, lass die Gruppe stehen. Der brennende Grund hat seine Arbeit getan. Das klare kalte Licht scheint hervor, kalt ist es und doch erlaubt die Hitze - durch Gruppenliebe hervorgerufen - die Wärme eines energischen Hinausbewegens. Hinter der Gruppe steht das Tor. Vor ihr öffnet sich der Weg. Miteinander lass den Bund der Brüder vorwärts sich bewegen - heraus aus dem Feuer, in die Kälte, und einer neueren Spannung entgegen.

Es wird von Vorteil sein, wenn wir diese Regel Satz für Satz vornehmen und versuchen, aus jedem Satz seine Gruppenbedeutung herauszuholen.

1. Im Feuer des Denkvermögens, konzentriert in des Kopfes klarem Licht, lass die Gruppe stehen.

In diesem Satz habt ihr den Begriff intellektueller Wahrnehmung und konzentrierter Einheitlichkeit. Intellektuelle Wahrnehmung ist nicht ein Verstehen mit dem Denkvermögen, sondern es ist in Wirklichkeit die klare kalte Vernunft, das buddhischen Prinzip in Tätigkeit und die konzentrierte Geisteshaltung der Geistigen Triade in Beziehung zur Persönlichkeit. Ich möchte euch auf die folgenden Analogien aufmerksam machen:

Kopf

Monade

Atma

Ziel und Zweck

Herz

Seele

Buddhi

Reine Vernunft

Ende der/ Wirbelsäule

Persönlichkeit

Manas        

Geistige Aktivität

 

 In diesen Worten habt ihr also die Stellung der Persönlichkeit angedeutet, wie sie am Durchdringungspunkt der Antahkarana steht, wie sie mit Manas oder dem niederen Denkvermögen in Kontakt kommt und so der Vermittler für den Zweck der Monade ist, die durch die Geistige Triade arbeitet und die - wie ihr wisst - durch die Antahkarana mit der Persönlichkeit in Beziehung steht.

Das Herz, als ein Ausdruck der reinen Vernunft, verlangt sorgfältige Berücksichtigung. Man sieht es gewöhnlich als das Organ reiner Liebe, aber - vom Gesichtspunkt [28] der esoterischen Wissenschaften aus - sind Liebe und Vernunft gleichbedeutende Worte, und ich möchte euch bitten, darüber nachzudenken, warum es so sein sollte. Liebe ist hauptsächlich ein Wort für das der Schöpfung unterliegende Motiv. Ein Motiv jedoch setzt eine Zweckbestimmung voraus, die zur Tätigkeit führt. Und daher kommt in der Aufgabe des Gruppenlebens der inkarnierenden Monade eine Zeit, wo das Motiv (Herz und Seele) geistig ungültig wird, denn der Zweck hat einen Punkt der Erfüllung erreicht und die in Bewegung gesetzte Tätigkeit ist so, dass sie nicht gehemmt oder zum Halten gebracht werden kann. Der Jünger kann dann nicht mehr zurückgehalten werden und kein Hindernis und keine Schwierigkeit ist stark genug, sein Vorwärtsgehen zu verhindern. Wir haben dann das schließlich Zerstören von dem, was die Theosophen den Kausalkörper und das Herstellen einer direkten Verbindung zwischen der Monade und ihrem berührbaren Ausdruck auf der physischen Ebene nennen. Das Kopfzentrum und das Zentrum an der Basis der Wirbelsäule werden in direkter ungehinderter Beziehung stehen; der monadischen Wille und der Persönlichkeitswille werden sich ebenfalls durch die Antahkarana in einer ähnlichen, ungehinderten Beziehung befinden. Ihr solltet euch erinnern, dass der Willensaspekt das endgültig herrschende Prinzip ist.

In der Gruppenanwendung dieser Ideen muss die gleiche grundlegende und tiefgründige Entwicklung stattfinden und eine Jüngergruppe muss durch die reine Vernunft, die fortwährend an die Stelle des Motivs treten wird, ausgezeichnet sein und so schließlich in den Willensaspekt der Monade - ihren Hauptaspekt - übergehen. Technisch gesprochen ist es Shamballa in direkter Beziehung zur Menschheit.

Was ist deshalb der Gruppenwille in irgendeinem Aschram oder eines Meisters Gruppe? Ist er in irgendeiner Form anwesend, die lebendig genug ist, die Gruppenbeziehungen zu bestimmen und ihre Mitglieder in einem Bruderbund zu vereinen - sich vorwärts bewegend ins Licht? Ist der geistige Wille der individuellen Persönlichkeit so stark, dass er die Persönlichkeitsbeziehungen verneint und zu geistiger Erkenntnis, geistigem Wechselspiel und geistigem Verhältnis führt? Nur im Hinblick auf diese fundamentalen Wirkungen, als Gruppe in «des Kopfes klarem Licht» zu stehen, ist es den Jüngern erlaubt, persönliche Empfindungen und Gedanken hereinzubringen, und dies nur wegen einer vorübergehenden Gruppenbeschränkung.

[29]

Was ist es daher, das einen Jünger - als ein Individuum - verhindert, direkten Zugang und direkten Kontakt mit dem Meister zu haben, ohne von einem Vermittler abhängig zu sein? Lasst es mich illustrieren: In der Gruppe, die ich in der Ausbildung habe (Jüngerschaft im Neuen Zeitalter, Band I und II), haben zwei oder drei direkte Annäherung, andere haben sie, wissen es aber nicht; noch andere sind Jünger mit guten Absichten und großem Eifer, aber nicht für eine Sekunde können sie sich selbst vergessen. Einer hatte ein Problem der Verblendung, ist aber jetzt vom Problem geistigen Ehrgeizes erfüllt - einem geistigen Ehrgeiz, der durch eine sehr kleine Persönlichkeit arbeitet. Einige könnten sehr schnelle Fortschritte machen, sind aber zu sehr der Trägheit ergeben - vielleicht könnte ich sagen, dass es ihnen nicht ernst genug ist. Jeder von ihnen (und jeder andere Jünger) kann selbst seinen Platz finden. Alle haben den Wunsch vorwärts zu gehen und besitzen ein starkes inneres geistiges Leben, weshalb ich Zeit aufbringe, mit ihnen zu arbeiten. Aber die Gruppen-Antahkarana ist noch nicht vollständig und der Aspekt der reinen Vernunft und des Herzens hat noch nicht die Führung übernommen. Die evokative Macht der Geistigen Triade genügt deshalb nicht, die Persönlichkeit aufrechtzuerhalten, und die Invokation Macht der Persönlichkeit existiert nicht - vom Gesichtspunkt der Gruppen-Persönlichkeiten gesehen, welche den Persönlichkeitsaspekt des Aschrams bilden. Sie meinen oft, dass ich diesen Faktor nicht zu behandeln brauche. Nur wenn gewisse Persönlichkeitsverhältnisse ausgeglichen werden und die Trägheit überwunden wird, kann er ein mächtiger Faktor werden. Dann und nur dann kann «die Gruppe stehen».

2. Der brennende Grund hat seine Arbeit getan.

Hier könnte es leicht ein Missverständnis geben. Die meisten Leute verstehen unter dem brennenden Grund eines von zwei Dingen:

a. Entweder das Feuer des Denkvermögens, das jene Dinge in der niederen Natur, deren es sich mehr und mehr bewusstwird, verbrennt,

b. oder den brennenden Grund der Sorge, der Qual, des Entsetzens und des Leidens, welcher in den drei Welten die charakteristische Qualität des Lebens ist, besonders in der heutigen Zeit.

Aber der brennende Grund, mit dem wir uns hier befassen, ist etwas ganz Anderes. Wenn das volle Sonnenlicht richtig auf oder durch ein Glas konzentriert wird, kann es [30] einen Brand verursachen. Wenn das volle Licht der Monade direkt auf die Persönlichkeit gerichtet ist, durch die Antahkarana und nicht spezifisch durch die Seele, erzeugt es ein loderndes Feuer, das alle Hindernisse in einem beständigen, folgerichtigen Vorgang verbrennt. In andern Worten, wenn der Willensaspekt aus der Monade fließt und durch den persönlichen Willen gesammelt wird (da das Denkvermögen es erfassen und erkennen kann), zerstört er wie durch Feuer alle Elemente des Eigenwillens. Während die Shamballa-Energie ausströmt und mit der Menschheit einen direkten Kontakt herstellt (die Übertragung durch die Hierarchie übergehend, was bis jetzt üblich war) hat man das, was man heute in der Welt gesehen hat, eine zerstörende Brandkatastrophe oder einen weltweiten brennenden Grund. Wenn die Antahkarana einer Gruppe richtig erbaut ist, dann wird der individualisierte Gruppenwille im vollen Bewusstsein der monadischen Zweckbestimmung oder im klar geleiteten Willen untergehen. Diese Punkte muss der Jünger berücksichtigen, während er sich auf die höheren Einweihungen vorbereitet. Diese Punkte muss auch jede Gruppe oder jeder Aschram in der Vorbereitung auf die Einweihung reiflich überlegen.

Das Geheimnis der höheren Einweihungen liegt in dem geschulten Gebrauch des höheren Willens. Es liegt nicht in der Reinigung oder in der Selbstdisziplin oder in irgendeinem der Auswege, die in der Vergangenheit als Unterbinder der Wahrheit gewirkt haben. Dieses ganze Problem des Shamballische Willens befindet sich im Stadium der Enthüllung und wird schließlich die ganze Einstellung des Jüngers (im Neuen Zeitalter) zur Einweihung ändern. Das Thema «Der Weg in Shamballa hinein» verlangt überlegtes Studium und esoterisches Verstehen. In diesem Begriff des neuen und zukünftigen Teiles des Weges (wenn ich so sagen darf), welchem der moderne Jünger gegenübersteht, liegt das Geheimnis der kommenden Offenbarung und der geistigen Verteilung, die in Erscheinung treten werden, während die Menschheit die neue Weltzivilisation aufbaut und anfängt, die neue Kultur zu gestalten. Die brennenden, reinigenden, zerstörenden Wirkungen des monadischen Willens auf seine verzerrte Widerspiegelung, den individuellen Willen, verdienen vollste Berücksichtigung.

Schon seit langer Zeit haben die Aspiranten die Wirkung des Willens auf den astralen oder emotionellen Körper bemerkt und wurden darüber belehrt. Sie ist eine der ersten und elementarsten Anfangsspannungen und wird auf dem Probepfad gelehrt. Sie [31] führt, als Resultat ihres zerstörenden Handelns, zur Reinigung und Neuorganisierung des ganzen psychischen und emotionellen Lebens. «Wenn du nur denken wolltest», «wenn du nur ein wenig Willen gebrauchen wolltest», und «wenn du dich nur erinnern wolltest, dass du ein Denkvermögen hast», sagen wir zu den Kindern der Rasse und zu den Anfängern auf dem Pfad der bewussten Rückkehr. Nach und nach verschieben sich dann der Brennpunkt und die Orientierung aus dem astralen Leben und der emotionellen Bewusstseinsebene in die mentale und folglich in die Widerspiegelung der Welt der Zweckbestimmung, die in den drei Welten zu finden ist. Wenn diese Stufe ein wenig entwickelt ist, dann folgt ihr auf dem Pfad der Jüngerschaft und der Vorbereitung auf die Einweihung eine Anstrengung, die höheren Aspekte dieses mentalen Vorganges zu erfassen und zu verstehen, und der Willensaspekt des egoischen Lebens fängt an, den Jünger zu beeinflussen. Die «Opferblätter» entfalten sich und der heilige, opfernde Lebensaspekt wird in seiner Schönheit, Reinheit, Einfachheit und in seiner revolutionierenden Qualität enthüllt.

Auf dem Pfad der Einweihung wird der monadischen Wille (von welchem der egoischen Wille die Widerspiegelung, und der individuelle Selbstwille die Entstellung ist) allmählich durch die Antahkarana direkt zum Menschen auf der physischen Ebene übertragen. Dadurch wird die höhere Entsprechung jener Qualitäten erzeugt, die von den gut ausgebildeten aber schwerfälligen Esoterikern so leichtfertig Transmutation und Transformation genannt werden. Das Resultat ist die Assimilation des individuellen Willens und des egoischen Willens in die Zweckbestimmung der Monade, welches der Zweck - unabweisbar und unveränderlich - des Einen ist, in dem wir leben, uns bewegen und sind. Dies ist das Gebiet des wahren Brennens, denn unser «Gott ist ein verzehrendes Feuer». Es ist der brennende Busch oder der brennende Lebensbaum der biblischen Symbolik. Die Wirkungen dieses höchsten aller Feuer und dieses tief geistigen und bisher selten erkannten brennenden Grundes sind im nächsten Satz der Regel I für uns zusammengefasst.

3. Das klare kalte Licht scheint hervor, kalt ist es und doch erlaubt die Hitze - durch Gruppenliebe hervorgerufen - die Wärme eines energischen Hinausbewegens.

[32]

In diesen Worten habt ihr den Schlüssel zur Gruppeneinweihung. Das Licht der höheren Einweihungen kann hereinströmen, wenn es durch die Gruppenliebe erfleht wird. Das Licht ist klar und kalt, aber es erzeugt die notwendige «Hitze»; das ist ein symbolisches Wort, das in vielen Heiligen Schriften der Welt gebraucht wird, um lebendige, geistige Energie zu bezeichnen. Ich sagte «geistige Energie» und nicht Seelenkraft; darin liegt ein Unterschied, den ihr eines Tages erfassen müsst.

Diese Gruppenliebe gründet sich auf den egoischen Aspekt des Willens, den wir «opfernde Liebe» nennen. Das bedeutet nicht glückliche Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern der Gruppe. Sie könnte vermutlich zu einem unglücklichen, äußeren, oberflächlichen Zwischenspiel führen, aber tatsächlich führt sie zu einer unveränderlichen, zuverlässigen Treue, die der Oberfläche des äußeren Lebens zugrunde liegt. Wenn der Meister seinem Jünger zu helfen sucht, erzeugt sein Einfluss immer vorübergehenden Tumult - vorübergehend vom Gesichtspunkt der Seele ausgesehen, aber oft erschreckend vom Gesichtspunkt der Persönlichkeit aus. Ähnlich ist es, wenn ein Älterer Jünger seinen Einfluss auf die Aura des Aspiranten oder des geringeren Jüngers ausübt. Diese Wirkung ist ebenfalls störend und beunruhigend. Dieser Punkt sollte sorgfältig im Gedächtnis behalten werden, sowohl in Hinsicht auf des Jüngers eigene Reaktion und Schulung, als auch auf die Wirkung, die er im Leben eines Jüngers auf dem Probepfad oder eines geringeren Jüngers, der in seinem Einflussbereich steht, hervorrufen kann. Diese aufdringlichen Einflüsse und ihre folgerichtigen Wirkungen, die ein Meister oder ein Älterer Jünger auf einen Einzelnen oder eine Gruppe ausübt, werden gewöhnlich im Sinn der Persönlichkeit ausgelegt und werden oft nicht verstanden. Trotzdem sind sie Aspekte des höheren Willens in einem höheren Jünger und treffen den Persönlichkeitswillen, um den Opferwillen des Egos hervorzurufen und daher führt dies zu einem zeitweiligen Unbehagen. Die Aspiranten und die unerfahrenen Jünger ärgern sich darüber und machen den Urhebern ihres Unbehagens Vorwürfe, statt die notwendige Lektion zu lernen, wie man Kraftströme aufnimmt und behandelt..

Wo aber wirkliche Liebe vorhanden ist, wird sie eine Verminderung des Persönlichkeitswillens und das Hervorrufen des opfernden egoischen Willens erzeugen und eine stets wachsende Fähigkeit, die Gruppe mit dem Willen oder Zweck der Monade zu identifizieren. Das [33] Fortschreiten der Gruppe geht daher von einem brennenden Grund zum andern - jeder brennende Grund kälter und klarer als der vorhergehende, aber folgerichtig das brennende Feuer, das klare, kaltleuchtende Feuer und das verzehrende göttliche Feuer erzeugend.

So tritt in Gleichnissen die Wahrheit hinaus und allmählich erfasst der Eingeweihte die Handhabung der Hitze, der Wärme, des Lichts und der Energie; er gelangt zu einem Verstehen des Selbstwillens, des Opferwillens und des Shamballischen Zwecks, und nur Liebe (Selbstliebe, Gruppenliebe und, endlich, göttliche Liebe) kann die Bedeutung dieser symbolischen Worte und dieser okkulten Widersprüche enthüllen, denen der wahre Aspirant, im Versuch den Weg zu beschreiten, gegenübersteht.

Beim weiteren Studium der Regeln, die von denen befolgt werden sollten, die Einweihungsschulung erhalten, möchte ich euch an gewisse Dinge erinnern; einige sind bereits behandelt worden, verlangen aber eine Wiederbetonung. Jeder Nutzen, den diese Regeln für euch haben möchten, hängt von eurem Erfassen einiger grundlegender Ideen ab und dann vom tatsächlichen Gebrauch dieser Ideen, soweit es an euch liegt.

Zuerst möchte ich eure Aufmerksamkeit auf das richten, was die grundsätzliche Geisteshaltung des sich auf die Einweihung Vorbereitenden sein sollte. Sie sollte zweckbestimmt sein, von reiner Vernunft regiert und in geistiger Tätigkeit sich auswirkend. Dieses lässt sich leicht schreiben; aber was für Einzelheiten vermittelt er euch? Lasst mich etwas näher darauf eingehen. Die Einstellung des Eingeweihten, der sich in der Ausbildung befindet, sollte richtig motiviert sein. - Das Motiv: die intelligente Erfüllung des Willensaspekts der Gottheit oder der Monade. Dies umfasst ein enges Verbinden des persönlichen Selbstwillens mit dem sich opfernden Willen der Seele. Wenn das erreicht ist, wird es zur Offenbarung des göttlichen Willens führen. Von diesem Willen hat niemand, der nicht eingeweiht ist, einen Begriff. Zweitens bedeutet es ein Freigeben der geistigen Wahrnehmungsfähigkeit und des intuitiven Verstehens, das die Verneinung der Tätigkeit des niederen oder konkreten Denkvermögens, des niederen persönlichen Gelbstes und die Unterordnung des Willensaspekts der Seele unter das klare, reine Licht des göttlichen Verstehens mit einbezieht. Wenn diese beiden Faktoren anfangen tätig zu werden, dann wird die wahre [34] geistige Tätigkeit auf der physischen Ebene in Erscheinung treten, von dem hohen Ursprung der Monade motiviert und mit der reinen Vernunft der Intuition durchgeführt.

Es wird euch deshalb einleuchten, dass diese höheren geistigen Fähigkeiten nur dann ihre Tätigkeit entfalten können, wenn die überbrückende Antahkarana anfängt, ihre Rolle zu spielen. Das ist der Grund, warum ich über den Aufbau der Regenbogenbrücke Unterricht erteile.

Diese Regeln sind in Wirklichkeit große Formeln der Annäherung, aber sie weisen auf das Näherkommen zu einem spezifischen Teil des Pfades hin, und nicht auf einen Zugang zum Einweiher. Ihr solltet über diesen Unterschied nachdenken. Der «Weg der Höheren Evolution» liegt für den Bewerber um die Größeren Geheimnisse offen, aber dieser ist anfangs oft verwirrt und häufig zweifelt und grübelt er über den Unterschied zwischen dem Fortschritt oder der Evolution der Persönlichkeit zum Seelenbewusstsein und der Art des vor ihm liegenden Fortschritts, die für die Entfaltung des reinen Bewusstseins wesentlich verschieden ist. Habt ihr die Tatsache erfasst, dass sich der Eingeweihte nach der dritten Einweihung überhaupt nicht mit dem Bewusstsein befasst, sondern mit der Verschmelzung seines individuellen Willens mit dem göttlichen Willen? Er beschäftigt sich dann nicht mehr mit dem Erweitern seiner Empfindungsfähigkeit für Kontakt noch mit seiner bewussten Antwort auf die Umstände, sondern bemerkt immer mehr die Dynamik der Wissenschaft des «Dem-Plan-Dienens». Diese besondere Einsicht kann er nur bekommen, wenn sein eng verbundener Persönlichkeits- und Seelenwille im lodernden Licht des göttlichen Zwecks verschwunden ist - eines Zwecks, der nicht vereitelt werden kann trotz zeitweiligen Hinausschiebens, wie es während der letzten fünfundfünfzig Jahre geschehen ist (im Februar 1943 geschrieben).

Vieles von dem Gesagten wird euch sinnlos erscheinen, weil der vollkommene Kontakt zwischen der Seele und der Persönlichkeit noch nicht besteht und der manifestierende Willensaspekt in seinen drei Phasen: Persönlich, Egoisch, Monadisch, noch nicht verstanden wird. Aber, wie ich euch früher schon gesagt habe, schreibe ich für diejenigen Jünger und Eingeweihten, die jetzt inkarnieren und die gegen Ende dieses Jahrhunderts in ihrem Bewusstsein und ihrem Dienen in voller Blüte stehen. Aber euer Bemühen um ein [35] Verstehen wird seine Wirkung haben, auch wenn das Gehirn es nicht verzeichnen kann.

Letzten Endes befassen sich diese Regeln oder Formeln der Annäherung hauptsächlich mit dem Shamballa- oder Lebensaspekt. Sie sind zurzeit die einzigen geäußerten Formeln, die in sich die Qualität besitzen, die es dem Aspiranten ermöglicht, die Worte Christi: «Größere Fülle des Lebens» zu verstehen und schließlich ihre Bedeutung zum Ausdruck zu bringen. Diese Worte beziehen sich auf den Kontakt mit Shamballa; das Resultat wird der Ausdruck des Willensaspekts sein. Der ganze Vorgang der Invokation und Evokation ist mit dieser Idee verbunden. Der geringere Aspekt ist immer der anrufende Faktor, und das ist ein unveränderliches Gesetz, das hinter dem ganzen Evolutionsvorgang liegt. Es ist notwendigerweise ein wechselseitiger Vorgang, aber in Zeit und Raum könnte man allgemein sagen, dass das Geringere immer das Höhere anruft; höhere Faktoren werden dann wachgerufen und antworten im Verhältnis zum Grad des Verstehens und der dynamischen Spannung, die das anrufende Element zeigt. Viele sehen das nicht ein. Ihr arbeitet nicht am evokativen Vorgang. Dieses Wort bedeutet einfach die Erwiderung der Einheit, die angerufen und erreicht wurde. Die Aufgabe der Gruppe oder des geringeren Aspekts ist Invokation, und der Erfolg des Invokation Ritus wird Evokation genannt. Wenn daher euer Leben grundsätzlich Invokation ist, dann wird die Evokation des Willens kommen. Es ist nur wirklich Invokation, wenn die Persönlichkeit und die Seele eng miteinander verbunden sind und als eine bewusst vereinigte und konzentrierte Einheit funktionieren.

When, therefore, your life is fundamentally invocative, then there will come the evocation of the will.  It is only truly invocative when personality and soul are fused and functioning as a consciously blended and focussed unit.

Der nächste Punkt, den ich klarzumachen suche, besteht darin, dass diese Formeln der Annäherung oder diese Regeln mit dem Entfalten des Gruppenbewusstseins zu tun haben, weil es bis jetzt nur in Gruppenformation möglich ist, die Shamballakraft des Willens verfügbar zu machen. Sie sind für den Einzelnen unter der neuen Einweihungsverwaltung nutzlos. Nur die Gruppe ist fähig, unter der vorgeschlagenen neuen Methode der Arbeit und der Gruppeneinweihung von Shamballa Erwiderung zu erflehen. Das ist der Grund, warum Hitler, der Vertreter der entgegengesetzten Shamballa Reaktion (und folglich der bösen Reaktion) eine Gruppe gleichgesinnter Leute oder Persönlichkeiten um sich sammeln [36] musste. Um auf dem oberen Bogen des evokativen Zyklus (Hitler als der Ausdruck des Invokationen Bogens der Shamballa macht) eine Evokation hervorzubringen, ist eine Gruppe erforderlich.

Wir kommen jetzt zu meinem dritten Punkt über die Regeln oder Formeln und zu deren Ziel und Zweck. Sie beziehen sich vor allem auf die Gruppeneinweihung. Darin liegt jetzt ihre Brauchbarkeit, obwohl sie auch andere Anwendungen haben. Ihr möchtet fragen, was ist Gruppeneinweihung? Verlangt sie von jedem einzelnen Mitglied das Nehmen der Einweihung? Kann eine Person einen so großen Einfluss haben, dass sie die Gruppe aufhalten, oder hindern, oder sogar die Gruppeneinweihung (in Zeit und Raum) verhindern kann? Es ist nicht unbedingt notwendig, dass alle Gruppenmitglieder die gleiche Einweihung genommen haben. Damit möchte ich sagen: dass die notwendige Einweihung in die gleiche Gruppenentwicklung hinein gleichzeitig geschieht, wird nicht verlangt. Was ich über diese Regeln mich zu sagen bemühe, bezieht sich auf die dritte Einweihung, - die Einweihung der integrierten Persönlichkeit. Sie haben jedoch notwendigerweise einen Zusammenhang mit der zweiten Einweihung und sind folglich von größerem allgemeinem Interesse, denn es ist diese Einweihung, der heute so viele Aspiranten gegenüberstehen - das Vorzeigen der Herrschaft über die gewaltige, emotionelle Natur.

Ich möchte euch raten, viel über diesen Punkt, den ich eben erwähnt habe, nachzudenken. Gruppeneinweihung bedeutet, dass die Mehrzahl der Mitglieder richtig orientiert ist, dass sie vorhaben, die Disziplin, die sie für die nächste große Bewusstseinserweiterung vorbereiten wird, anzunehmen, und dass keiner von ihnen von ihrem Ziel (bedenkt das Wort mit seiner Ersten-Strahl- oder Shamballa-Einbeziehung) abweichen kann, was auch in ihrer Umgebung oder ihrem persönlichen Leben geschehen mag. Ihr müsst hierüber nachdenken, wenn ihr den nötigen Fortschritt machen wollt.

In diesen kurzen Unterweisungen, die nur auf eine «vorläufige Andeutung» zielen (bemerkt diese Redewendung) ist es nicht notwendig, ausführlich auf Einzelheiten einzugehen. Immerhin, wenn die Formeln oder Regeln in eurem Denkvermögen nicht intuitiverweise klar sind, dann würde alles, was ich sagen könnte, meinem Zweck nur hinderlich sein und ihn vereiteln.

Endlich eignen sich diese Formeln oder Regeln für drei Arten der [37] Anwendung oder Erklärung; ich möchte euch raten, euch dessen zu erinnern, weil ihr damit entdecken könnt, wo euer individueller Brennpunkt der Aufmerksamkeit ist und ob ihr demnach als eine integrierte Persönlichkeit funktioniert. Behaltet immer in Erinnerung, dass nur eine integrierte Persönlichkeit die nötige Seelenkonzentration erreichen kann. Das ist eine grundsätzliche Vorschrift. Diese drei Arten der Anwendung sind physisch, emotionell und mental. Aber diese Worte, in ihrer einfachsten Bedeutung, nehmen wahren Bezug auf das Unternehmen, die eine oder andere höhere Einweihung zu erreichen. Nur wenn man die folgenden Bedeutungen erfasst, kann ihr tieferer Sinn wirklich in Erscheinung treten.

1. Die physische Anwendung bezieht sich auf den Gebrauch, den die Gruppe von dem gegebenen Wissen und der intuitiv erkannten Auskunft macht und zwar auf solche Weise, dass den Bedürfnissen der größeren Gruppe, von welcher die Gruppe selbst nur ein Teil ist, konstruktiv gedient wird. Die Vollendung dieses Ideals findet sich in der Aktivität der Hierarchie selbst, die sich von Fortschrittspunkt zu Fortschrittspunkt in der Lage des intuitiven Auslegers und Kraftvermittlers zwischen dem Shamballa Zentrum und der Menschheit befindet. Der individuelle Eingeweihte, auf dem Weg zu der einen oder andern der höheren Einweihungen, muss in seinem geringeren Grad die gleiche Doppelfunktion erreichen und sich dadurch für die umfassendere Arbeit tauglich machen.

2. Die emotionelle Anwendung bezieht sich sehr deutlich auf die Welt von Sinn und Zweck, in einem Gruppensinn ausgelegt. Wohlmeinende Aspiranten sind heute zufrieden, wenn sie fähig sind, ihre persönlichen Zustände, Ereignisse und Begebenheiten sinngemäß erklären zu können. Aber das bleibt immer noch eine persönliche Reaktion. Der Aspirant, der diese Regeln zu verstehen sucht, interessiert sich mehr dafür, die Situationen, mit denen er in Berührung kommt, im Sinn eines Weltganzen zu sehen; im Forschen nach dem Sinn der Regeln versucht er, sie in ihrer Gruppenbedeutung zu sehen. Das dient ihm zur Dezentralisation und bringt einen Aspekt des größeren Ganzen in sein Bewusstsein, was dann zur Bewusstseinserweiterung der Menschheit als Ganzes beiträgt.

[ Seite 38]

3. Die mentale Anwendung muss im Sinn des «großen Lichts» erfasst und berücksichtigt werden. Man muss sich erinnern, dass das Denkvermögen das Organ der Erleuchtung ist. Man könnte deshalb fragen: Sind die vereinigten mentalen Vorgänge der Gruppe als ein Ganzes geneigt, Licht auf die menschlichen Probleme und Situationen zu werfen? Wieviel trägt das Licht des einzelnen Gruppenmitgliedes zu diesem Vorgang bei? Ist das Gruppenlicht ein schwaches Flackern oder eine leuchtende Sonne?

Solcher Art sind einige der Folgerungen, die hinter dem Gebrauch dieser wohlbekannten Worte liegen; die sorgfältige Berücksichtigung ihrer Bedeutung mag eine deutliche Erweiterung des Bewusstseins mit sich bringen. Normalerweise folgt diese Erweiterung gewissen klaren und bestimmten Entwicklungsstufen:

1. Ein Erkennen des Zieles. Das Ziel ist oft mit dem Wort «das Tor» ausgedrückt. Ein Tor erlaubt Eintritt in einen größeren Raum als denjenigen, den der Stehplatz der auf-die-Einweihung-Wartenden einnimmt. Diese Aussage bezieht sich auf das «Tor der Inkarnation», durch welches die inkarnierende Seele ins Leben eintritt - begrenzt und eingeschränkt, vom Gesichtspunkt der Seele ausgesehen. Das Tor der Einweihung gibt Zulassung «zu einem grösseren Raum» oder einer Sphäre größerer Ausdrucksmöglichkeit.

2. Das Annähern des Eintretenden an ein vorausgeschautes Ziel, unter bestimmten auferlegten und gut erprobten Regeln. Das umschließt eine Übereinstimmung mit all dem, was die früheren Eingeweihten erprobt, gewusst und gezeigt haben.

3. Das Anhalten der Schritte des Eingeweihten vor dem Tor, damit er vor dem Eintritt «sich als Eingeweihter beweise».

4. Das Bestehen gewisser Prüfungen, um seine Tauglichkeit zu zeigen.

5. Dann kommt die Stufe des Eintritts - unter angemessenen und festen Regeln und doch mit voller Bewegungsfreiheit. Ihr werdet deshalb sehen, warum das Bedürfnis für ein Verstehen immer so nachdrücklich betont wird.

Ehe wir zum Studium der Schlusssätze der Regel I weitergehen, [39] möchte ich eure Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass der Eingeweihte zwei Hauptprüfungen gegenüberstand, symbolisch beschrieben als «der brennende Grund» und das «klare, kalte Licht». Nur nachdem er diese erfolgreich bestanden hat, kann er - oder die Gruppe, wenn es Gruppeneinweihung betrifft - vorwärts und hinausgehen in die weiteren Bereiche des göttlichen Bewusstseins. Diese Prüfungen werden angewandt, wenn die Seele die Persönlichkeit erfasst und das Feuer der göttlichen Liebe die Neigungen und Wünsche der integrierten Persönlichkeit zerstört. Zwei Faktoren bringen dies zuwege: das langsame Vorwärtsgehen des natürlichen Bewusstseins zu größerer Herrschaft, und die ständige Entwicklung des «feurigen Strebens», auf welches Patanjali (Der Yoga-Pfad) [ii]*hinweist. Wenn diese beiden Faktoren zu lebendiger Tätigkeit gebracht werden, versetzen sie den Jünger in die Mitte des brennenden Grundes, welcher den Engel der Gegenwart vom Hüter der Schwelle trennt. Den brennenden Grund findet man auf der Schwelle jedes neuen Vorrückens, bis die dritte Einweihung genommen wurde.

Das «klare, kalte Licht» ist das Licht der reinen Vernunft, der unfehlbaren intuitiven Wahrnehmung, und sein ununterbrochenes intensives und enthüllendes Licht bildet in seinen Wirkungen eine Hauptprüfung. Der Eingeweihte entdeckt die Tiefen des Bösen, und zu gleicher Zeit wird er durch die Höhen eines wachsenden Sinnes für das Göttliche vorwärts gelockt. Das klare, kalte Licht offenbart zwei Dinge:

A. Die Allgegenwart Gottes in der ganzen Natur und deshalb im ganzen Persönlichkeitsleben des Eingeweihten oder der eingeweihten Gruppe. Die Schuppen fallen von den Augen, und das bringt - paradoxerweise - die «dunkle Nacht der Seele» und ein Gefühl des Alleinseins und aller Hilfe-Beraubt seins mit sich. Dies führte (im Fall Christi zum Beispiel) zu dem furchtbaren Augenblick im Garten von Gethsemane, welcher am Kreuz Vollendung fand, als der Wille der Persönlichkeit-Seele und der göttliche Wille der Monade aufeinanderstießen. Die Offenbarungen, die der Eingeweihte über die Zeitalter der Trennung von der Zentral-Realität und allen begleitenden Verwicklungen erhält, kommen auf jenen hernieder, der es versucht, in «isolierter Einigkeit» zu stehen, wie Patanjali (ihn ein zweites Mal zitierend) diese Erfahrung nennt. [iii]**

[40]

Die Allgegenwart der Gottheit in allen Formen strömt in das Bewusstsein des Eingeweihten ein und das Geheimnis der Zeit, des Raumes und der Elektrizität wird enthüllt. Der Haupteffekt dieser Offenbarung (vor der dritten Einweihung) soll dem Jünger eine Vorstellung geben vom «grossen Irrtum der Trennung», wie er sich als das getrennte, vollbewusste Individuum in ihm selbst darstellt - wissend um seine Vergangenheit, und jetzt sich seines Strahls und dessen bestimmender Macht bewusst, konzentriert auf sein eigenes Streben und doch ein Teil des grossen Naturganzen. Von diesem Augenblick an weiss der Jünger, dass Göttlichkeit alles ist, was existiert und das lernt er durch das Enthüllen des innewohnenden Geteilt seins im Formleben, durch den Vorgang «der dunklen Nacht der Seele» und ihrer kulminierenden Lehre über die Bedeutung des Alleinseins und den befreienden Vorgang, der die enge Verbindung mit der Einheit zur Folge hat, durch den Laut, den Ausruf, die Invokation, wie es der Ausruf Christi am Kreuz versinnbildlichte. Seine genauen Worte sind uns nicht übermittelt worden. Sie sind für jeden Strahl verschieden, aber alle bringen das Erkennen der göttlichen Vereinigung mit sich, in welcher alle trennenden Schleier «von oben bis unten zerreißen» (wie es das Neue Testament ausdrückt).

B. Die Allwissenheit des göttlichen Ganzen wird dem Eingeweihten auch klar durch das klare kalte Licht, und die Phase der «isolierten Erfahrung», wie es manchmal okkult genannt wird, ist für immer zu Ende. Versucht so weit als möglich zu verstehen, was dies für euer gegenwärtiges Bewusstsein bedeuten kann. Bis zur Gegenwart funktionierte der eingeweihte Jünger als eine Zweiheit und als eine Verschmelzung der Seelenenergie und der Persönlichkeitskraft. Jetzt stehen diese Lebensformen unverhüllt vor ihm, als das, was sie im Wesentlichen sind; er weiss, dass sie als richtunggebende Kraft und als zeitweilige Götter keine Gewalt mehr über ihn haben. Er wird allmählich in einen anderen göttlichen Aspekt versetzt, alles mitnehmend, was er während der Zeitalter der engen Beziehung und Identifizierung mit dem dritten Aspekt der Form und dem zweiten Aspekt des Bewusstseins erhalten hat. Ein Gefühl des Verlustes, der Verlassenheit und des Alleinseins beschleicht ihn, da er erkennt, dass die Herrschaft der Form und der Seele auch verschwinden muss. Hierin liegen die Qual der Isolation und das überwältigende Gefühl des Alleinseins. Aber [41] die Wahrheiten, die ihm durch das klare kalte Licht der göttlichen Vernunft geoffenbart werden, lassen ihm keine Wahl. Er muss auf alles verzichten, was ihn von der Zentralen Realität abhält; er muss das Leben und «die grössere Fülle des Lebens» gewinnen. Hierin besteht die höchste Prüfung im Lebenszyklus der inkarnierenden Monade; «wenn der Kernpunkt dieser Erfahrung in das Herz des Eingeweihten eintritt, dann bewegt er sich durch dieses Herz hinaus in den vollen Lebensausdruck.» Auf solche Weise drückt es der Alte Kommentar aus. Ich kenne keine andere Art, euch diese Idee vorzulegen. Die erlebte Erfahrung bezieht sich nicht auf die Form; auch ist sie nicht mit dem Bewusstsein oder gar mit dem höheren physischen Empfindungsvermögen verbunden. Sie besteht aus der reinen Identifikation mit dem göttlichen Zweck. Das wird ermöglicht, weil der Selbstwille der Persönlichkeit und der erleuchtete Wille der Seele, beide gleicherweise, aufgegeben wurden.

4. Hinter der Gruppe steht das Tor. Vor ihr öffnet sich der Weg.

Bemerkt, wie diese Sätze die gewöhnliche Darstellung umkehren. Bis jetzt wurde in den okkulten Büchern das Tor der Einweihung immer als dem Eingeweihten vorangehend dargestellt. Er geht durch eine Türe nach der andern in eine erweiterte Erfahrung und Ausdehnung des Bewusstseins hinein. Aber im eingeweihten Bewusstsein entspricht dies, nach den ersten zwei Einweihungen, nicht der Wirklichkeit. Es ist einfach ein Hangen an einer alten Form der Symbolik mit den darin enthaltenen Begrenzungen der Wahrheit. Ich möchte euch hier daran erinnern, dass die Hierarchie die dritte Einweihung als die erste Haupteinweihung betrachtet, und dass die erste und die zweite Einweihung Einweihungen der Schwelle sind. Für die Mehrzahl der Menschheit werden diese ersten zwei Einweihungen für eine sehr lange Zeit Haupteinweihungserfahrungen sein, aber im Leben und Verstehen der eingeweihten Seele sind sie es nicht. Nachdem die zwei Einweihungen der Schwelle erlebt wurden, ändert sich die Geisteshaltung des Eingeweihten und er sieht Möglichkeiten und Faktoren und Offenbarungen, die bisher in seinem Bewusstsein völlig unerkannt und [42] unbekannt waren, selbst in seinen höchsten Augenblicken.

Im Bewusstsein des Neophyten erscheint das Tor der Einweihung von grosser Bedeutung; im Leben des Eingeweihten des dritten Grades ist der höhere Weg der bestimmende Faktor. Es ist die Verklärung; ein neuer Glanz strömt durch den verklärten Eingeweihten, der von jedem Festhalten der Persönlichkeit oder der Seele befreit wurde. Zum ersten Mal erscheint vor ihm das Ziel des höheren Weges und das Erreichen von Nirwana (wie es der Orientale nennt) und er weiss, dass keine Formen und keine geistigen Komplexe und kein Ziehen der Seele oder Form, oder von beiden zusammen irgendeinen Effekt auf das Erreichen seiner letzten Bestimmung haben kann.

Ich möchte hier einen Augenblick auf die Tor-Symbolik eingehen, da der Eingeweihte anfängt, die innere Bedeutung dieser einfachen Worte zu erfassen. Die Lehre über das Tor, die schon seit langer Zeit im Klaren, kalten Licht gegeben wurde, und der Nachdruck auf die Vorstellung, dass das Tor für den Aspiranten weit voraus liegt, wurden vertraut gemacht, aber das war ein Arbeiten mit den niederen Aspekten der Symbolik, auch wenn es die Aspiranten nicht bemerkten. Sie wurden die Tatsache vom Licht im Kopf gelehrt, welches die Persönlichkeitsentsprechung zu dem klaren, kalten Licht ist, auf das ich mich beziehe. Direkt im Mittelpunkt dieses Lichts, wie es viele Aspiranten theoretisch oder tatsächlich durch veränderliche Erfahrung wissen, ist ein dunkel indigoblauer - mitternachtsblauer - Punkt. Beachtet dessen Bedeutung im Hinblick auf das, was ich über die «dunkle Nacht», die Mitternachtsstunde, die kritische Stunde im Leben der Seele gesagt habe. Dieser Mittelpunkt ist in Wirklichkeit eine Öffnung, eine Türe, die irgendwo hinführt, ein Weg der Flucht, eine Stelle, durch welche die im Körper eingesperrte Seele herauskommen und in höhere Bewusstseinszustände eintreten kann, unbehindert von Formbegrenzungen. Er wurde auch «der Trichter oder der Kanal für den Laut» genannt; er wurde die «Trompete, durch welche das entfliehende AUM gehen kann», genannt. Die Fähigkeit, diese Türe oder diesen Kanal zu benützen, ergibt sich durch das Üben der Angleichung; deshalb der Nachdruck, der, im Versuch die Aspiranten und Jünger zu schulen, auf diese Übung gelegt wird.

Wenn die Angleichung einmal erreicht ist, wird man einsehen [43] (sich der Symbolik des Kopfes, des Lichts und der zentralen Öffnung erinnernd), dass in der Meditation viele Gelegenheiten auftauchen, wenn «hinter der Gruppe steht das Tor; vor ihnen öffnet sich der Weg». Das ist die niedere Entsprechung der höheren Eingeweihten-Erfahrung, mit welcher unsere Regel sich befasst.

Aufs Neue, und jetzt im Verhältnis zur Seele, kommt die Wiederholung der Entdeckung des Tores, sein Gebrauch und sein endliches Erscheinen hinter dem Eingeweihten. Jetzt muss das Tor auf der Mentalebene gefunden werden und nicht wie früher auf der ätherischen Stufe; das geschieht mit Hilfe der Seele und des niederen Denkvermögens und durch die enthüllende Macht des klaren, kalten Lichts der Vernunft. Wenn es entdeckt ist, steht der Eingeweihte der «Offenbarung eines schrecklichen, doch schönen Experimentes» gegenüber. Er sieht, dass er jetzt nicht Angleichung braucht, sondern die definitive Übernahme einer schöpferischen Arbeit - das Bauen einer Brücke zwischen dem Tor, das hinter ihm liegt, und dem Tor, das vorn liegt. Das umschließt die Erbauung von dem, was man technisch unter der Antahkarana, der Regenbogenbrücke, versteht. Sie wird von dem Jünger-in-der-Ausbildung auf der Grundlage seiner früheren Erfahrung gebaut; sie ist in der Vergangenheit verankert und ist im höchsten, richtig orientierten Aspekt der Persönlichkeit fest verwurzelt. Während nun der Jünger schöpferisch arbeitet, findet er, dass auf Seiten der Gegenwart, der Monade, der Einheit, welche hinter dem Tor steht, eine entsprechende Tätigkeit vor sich geht. Er entdeckt, dass eine Spanne der Brücke (wenn ich es so heißen darf) von der anderen Seite der Kluft, die ihn von der Erfahrung im Leben der Geistigen Triade trennt, gebaut und vorwärts geschoben wird. Diese Geistige Triade ist im Wesentlichen für den Eingeweihten, was die dreifältige Persönlichkeit für den Menschen in physischer Inkarnation ist.

Ich frage mich, ob es mir gelungen ist, euch wenigstens eine allgemeine Idee von den Möglichkeiten, die vor dem Jünger liegen, zu geben, und ob ich euch zu einer bestimmten, bewussten Erwiderung auf diese Möglichkeiten angespornt habe. Ich kann nicht anders, als vom Standpunkt des Bewusstseins aus, sprechen, obgleich das Leben der Triade - das zu seiner Zeit zur Identifikation mit der Monade führt, wie das Persönlichkeitsleben schließlich zur Seelenherrschaft und zum Seelenausdruck führt - nichts mit Bewusstsein oder Empfindungsvermögen, wie diese Worte gewöhnlich verstanden werden, zu tun hat. Erinnert euch jedoch daran, wie ich in [44] allen meinen Lehren über okkultes Entfalten das Wort IDENTIFIKATION benützt habe. Es ist das einzige Wort, das ich gefunden habe, dass irgendwie die vollständige Einheit übermitteln kann, welche endlich von jenen erreicht wird, die einen Sinn für Einheit entwickeln und die sich weigern, Isolierung anzunehmen; ein Getrenntsein verschwindet dann ganz und gar. Die erreichte isolierte Einheit ist Einheit mit dem Ganzen, mit dem Sein in seiner Totalität (und das kann euch noch nicht viel übermitteln).

5. Miteinander lass den Bund der Brüder vorwärts sich bewegen - heraus aus dem Feuer, in die Kälte, und einer neueren Spannung entgegen.

Hier sind in sehr kurzer Form gewisse grundlegende Instruktionen gegeben. Jede von ihnen zeigt die neuen Geisteshaltungen, die allen, welche die Einweihung genommen haben, auferlegt werden. Sie können nicht im Sinn des Jüngerschaft- oder Vorbereitungspfades ausgelegt werden. Die gewöhnlichen und leichtbegreiflichen Bedeutungen haben wenig Sinn für das eingeweihte Denkvermögen. Lasst mich sie kurz besprechen, so dass eine Klarheit des Begriffes, jedoch nicht der Einzelheiten überwiegen möge.

a. Heraus aus dem Feuer. Das zeigt auf symbolische Weise, dass das Persönlichkeitsleben bestimmt und endgültig zurückgelassen ist. Es ist dieser Satz, der den Schlüssel zur Einweihung gibt, auf die sich diese Regel bezieht. Jede dieser Regeln enthält in sich den Schlüssel zur besonderen Einweihung, auf die Bezug genommen wird. Die Regeln stehen nicht in ihrer richtigen Reihenfolge mit folgerichtiger Bezugnahme auf die sieben Einweihungen. Die Intuition des Aspiranten muss angerufen werden, wenn er zum rechten Wissen kommen soll. Ich werde manchmal die Einweihung, die gemeint ist, andeuten, aber nicht immer, da dies keinen Vorteil bringen würde. Der Schlüssel zur siebten Einweihung, die auch vor solch hohen Wesen wie Christus liegt, würde euch zu nichts dienen. Der Schlüssel für die Einweihung der Verklärung kann von Wichtigkeit sein, weil die Persönlichkeit einbezogen ist, und viele von euch werden in nicht so ferner Zukunft (vom Gesichtspunkt des äonengleichen Lebenszyklus der Seele aus) dies erleben. Das Geheimnis der dritten Einweihung ist die Demonstration einer vollständigen Freiheit von den Forderungen und Ansprüchen der Persönlichkeit. Es umfasst nicht das [45] darauf hin, dass das Dienen des Eingeweihten und seine Lebensdemonstration - in einem weiten und allgemeinen Sinn vom Gesichtspunkt des Lebenszweckes und ganzer Hingabe an die Menschheit betrachtet - von den Begrenzungen, die im persönlichen niederen Selbst noch existieren, unberührt bleiben.

b. In die Kälte. Das bedeutet, dass der Brennpunkt des Lebens jetzt im Bereich der klaren Wahrheit und der reinen Vernunft ist. Das Leben des Eingeweihten wird schnell aus dem egoischen Zentrum, dem Träger der Seele, auf die Stufe des buddhischen Lebens oder Seins - Zustands versetzt. Bemerkt, dass ich nicht sage «des Bewusstseins». Dieses ist formlos, aber es bewahrt das Ergebnis der Form-Erfahrung. Es wird auf eine verwirklichte Einheit und Identifikation mit dem Lebensaspekt der Göttlichkeit hin orientiert; doch bewahrt es seine eigene erkannte und erreichte Identität. Auf dieser Stufe der reinen Unpersönlichkeit und der richtigen Orientierung steht die Gruppe, den Regeln gehorchend, welche diese besondere Entwicklungsstufe lenken.

c. Einer neueren Spannung entgegen. Die Auslegung dieser Worte weist Schwierigkeiten auf. Dies kommt vom falschen Eindruck her, den das Wort «Spannung» heute übermittelt. Es ist im Denkvermögen der lesenden Allgemeinheit mit dem Gedanken an Nerven, Krisenpunkte, Mut und Müdigkeit verbunden. Ist es nicht so? Aber in Wirklichkeit ist Spannung, okkult verstanden, überhaupt nicht mit diesen Aspekten der Persönlichkeitsreaktion verbunden. Die esoterische Bedeutung der Spannung (soweit ich es mit beschränkenden Worten erklären kann) ist «konzentrierter, unbeweglicher Wille». Rechte Spannung ist die Identifikation des Gehirns und der Seele mit dem Willensaspekt, und das Bewahren dieser Identifikation - unverändert und unbeweglich - trotz der Umstände und Schwierigkeiten.

Ihr könnt daher sehen, wie weit diese Lehren den gegenwärtigen Einstellungen und Zielen voraus sind. Die Identifikation mit der Seele und der Hierarchie hängt von der Fähigkeit des Jüngers ab, richtig zu lieben. Es ist das Hervorkommen des zweiten göttlichen Aspekts, denn Liebe ist der Ausdruck des Gruppenlebens, und das ist in diesen Tagen selten genug zu finden. Rechte Spannung weist [46] auf das Hervorkommen des ersten Aspekts, des Willens, hin; dies ist bis jetzt noch selten zu finden, außer unter den fortgeschrittenen Jüngern und den eingeweihten Mitgliedern der Hierarchie.

Die Liebe lenkt den Weg in das Leben der Hierarchie hinein und ist das Fundament für alle Annähern an die Wahrheit, deren Wertschätzung und Annahme.

Der Wille lenkt den Weg in Shamballa hinein und ist das Fundament aller Annäherung, Würdigung und Identifikation mit dem Sein.

Dieser entwickelte Wille drückt sich, esoterisch verstanden, als Spannung aus. Er verkörpert die Ideen der Orientierung, der unerbittlichen Entschlossenheit, der Fähigkeit zu warten, und der Absicht und Ausrichtung, unerschüttert durch alles, was geschehen mag. Er umfasst auch den Entschluss, die beabsichtigte Tätigkeit (immer von schöpferischer Natur und auf liebendes Verstehen gegründet) im psychologischen Moment (zur rechten Zeit) oder genau in dem Moment, welchen die Psyche oder Seele als korrekt bestimmt, zu unternehmen. Hier habt ihr eine der interessantesten Übertragungen von Sinn und Verbindung, welche in der Zeitlosen Weisheit vorkommen. Der Sohn oder die Seele kommt durch die Mitwirkung und den Beistand der Mutter oder des Materie-Aspekts in die Manifestation herein. Das ist für euch eine sehr wohlbekannte Wahrheit. In der nächsten Periode, der Eingeweihten-Entwicklung, wird der Sohn dann wieder der weibliche oder negative Aspekt; als Psyche demonstrierend befähigt er den Eingeweihten, einen anderen göttlichen Aspekt - den des Willens - zum Ausdruck zu bringen. Bis die vierte Einweihung bestanden ist, ist er die Seele als ein «Brennpunkt für das niedersteigende Licht und für die aufsteigende Strahlung». Diese Doppeltätigkeit enthüllt die Natur des Willens. Bemerkt, wie diese Worte einer alten Schrift die Antahkarana beschreiben.

In diesen kurzen Instruktionen ist es nicht möglich, den Willensaspekt der Gottheit ausreichend zu behandeln, auch wäre es zurzeit ohne Nutzen. Die Aspiranten müssen die Natur des Willens durch die Kraft der inneren Erleuchtung und durch gewisse intelligente Erkenntnisse erfahren. Durch den Beistand der Persönlichkeit, welche der Schatten oder die Entstellung des göttlichen Willens ist, lernen sie die Natur des Selbst kennen. Sie gelangen vom Willensausdruck, der rein selbstsüchtig, selbstzufrieden und auf [47] dass Selbst konzentriert ist, zum Erfassen des Gruppenwillens und zum Bemühen, diesen Gruppenwillen zu verkörpern. Dieser Gruppenwille bezieht sich immer auf das, was nicht der Wille des getrennten Selbst ist.

Während diese Fähigkeit, selbstlos dezentralisiert zu sein, wächst und sich entwickelt, erreicht der Aspirant einen Punkt, wo das Gruppenleben und das Gruppenwohl als ein Teil eines viel größeren Ganzen gesehen wird. Dieses größere Ganze ist das SEIN selbst, von der Form geschieden, aber, während es sich in der Manifestation befindet, immer durch die Form und mit einem geplanten Zweck arbeitend. Dann wächst die Erkenntnis, dass Intelligenz und Liebe nicht genügen, sondern dass sie mit dem Willen, welcher aktiv-intelligenter, mit Liebe angewandter Zweck ist, ergänzt und erfüllt werden müssen.

Die Schwierigkeit dieses Themas haftet der Tatsache an, dass grundsätzlich (gleichgültig, wie fremd es auch erscheinen mag) die Liebe für das entwickelte menschliche Wesen die Linie des geringsten Widerstands ist. Sie ist das herrschende Prinzip des gegenwärtigen Sonnensystems. Der Wille ist das herrschende Prinzip des nächsten oder kommenden Sonnensystems, welches durch die Vermittlung jener Menschen, welche in diesem Sonnensystem den vollen Ausdruck des Willensaspekts erreichen, zur Manifestation gebracht wird. In der kommenden vollendenden Manifestation wird Liebe im Verhältnis zum Willensaspekt das sein, was Intelligenz in diesem Sonnensystem zur Liebe ist.