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VIERTER ABSCHNITT - DAS STUFENWEISE ERSCHEINEN DER HIERARCHIE - TEIL 4

Die Annäherung über bestimmte Ashrams

Manche nehmen vielleicht an, dass die Annäherung eine allgemeine Vorwärtsbewegung der gesamten Hierarchie in die äussere Welt sei. Aber das ist ganz und gar nicht der Fall. Das ganze Vorhaben steckt bis jetzt (und für eine gewisse Zeit) noch im Versuchsstadium. Zunächst sind nur einige Ashrams und eine bestimmte Anzahl geschulter Jünger und Eingeweihter daran beteiligt. Es bleibt noch abzuwarten, ob und wieweit die Menschheit für diesen Versuch reif und bereit ist. Die christliche Vorstellung, dass ein triumphierender Christus auf Himmelswolken nach Jerusalem zurückkehren wird, ist in einer Hinsicht richtig, aber in bezug auf Planung, Ort, Art und Weise völlig falsch. Christus wird wiederkommen. Das genannte Jerusalem (wörtlich «Die Stätte des Friedens») ist aber nicht die Hauptstadt eines kleinen Landes, Palästina oder Heiliges Land genannt. Es symbolisiert einfach eine friedvolle Welt, die durch eigene Anstrengungen einen Zustand allgemeiner Ruhe und ein gewisses Mass rechter menschlicher Beziehungen erlangt hat. Sein Kommen aus der Höhe kann buchstäblich so gedeutet werden, dass er zur gegebenen Zeit von jener Stätte auf Erden kommt, wo er viele Generationen lang geweilt und über [576] die Menschensöhne gewacht hat. Die Worte «Jedes Auge wird ihn sehen» können bedeuten, dass zur Zeit seines Kommens das Fernsehen so vervollkommnet sein wird, dass man ihn von jedem Punkt der Erde aus sehen wird. Den orthodoxen Christen mögen die obigen Bemerkungen geradezu als Gotteslästerung erscheinen, aber sogleich erhebt sich die Frage: Warum sollte seine Gottnatur dadurch entweiht werden, dass er sich moderner Methoden bedient? Als er seinerzeit auf Erden weilte, passte er sich den damaligen Sitten und Gebräuchen an. «Aus den Wolken des Himmels kommend» mag vielleicht romantischer klingen und von ihm eine grössere Manifestation seiner Göttlichkeit erfordern. Aber warum sollte er übernatürliche Mittel benutzen, wenn ein Flugzeug genau den gleichen Zweck erfüllt und die Prophezeiung voll bestätigt? Bevor er kommen kann, muss noch viel Dummheit und Stumpfsinn ausgemerzt werden; und dafür wird die junge Generation sorgen in dem Mass, in dem sie über das menschliche Denken Macht gewinnt. Aber wir wollen jetzt nicht das Thema, wann und unter welchen Umständen Christus wieder erscheinen wird, behandeln, sondern darüber sprechen, wie die Welt (das heisst in diesem Fall das menschliche Bewusstsein) auf die physische Anwesenheit und Aktivität der Hierarchie vorzubereiten ist, der Hierarchie, die sich in voller Stärke und mit ihrem esoterischen Rüstzeug manifestieren wird.

In den Anfangsstadien ist diese Vorbereitungsarbeit mühsam und schwierig. Die älteren Mitglieder der Hierarchie werden es verhältnismässig leicht haben, wenn sie feststellen, dass für sie der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Inzwischen müssen die Weltjünger die Welt so nehmen, wie sie ist. Sie müssen die Menschen langsam und mühselig mit neuen Ideen beeinflussen und für bessere Methoden menschlicher Beziehungen begeistern. Sie müssen helfen, die Nachwehen des Krieges zu beseitigen; sie müssen der geplagten Menschheit die neue Vision, das Bild der Hoffnung und geistigen Erhellung vor Augen halten. Sie müssen den Intrigen der reaktionären und konservativen Politiker und Kirchenmänner entgegentreten und ihre Pläne vereiteln; sie müssen die jungen Leute mit dem neuen Lebensstil vertraut machen, indem sie ihnen bessere Werte aufzeigen. Auf diese Weise bringen sie langsam und schrittweise die neue Ordnung herein.

Von den sieben grossen Ashrams und deren Nebenashrams haben bis jetzt nur einige ihre Jünger und Eingeweihten ausgesandt, um jetzt diese Pionierarbeit zu leisten. Von den grossen Ashrams sind es folgende:

1. Das Ashram [577] des Meisters K. H. Es ist das Ashram des zweiten Strahls und - mit dem des Meisters M. - das mächtigste in der Hierarchie; es lenkt und überwacht die Aufbaukräfte.

2. Das Ashram des ersten Strahls, das des Meisters M. Er ist der Hüter und Sachwalter des Synthese-Prinzips, das nach organischer Verschmelzung strebt. Diese Tendenz ist stets notwendig, um das Werk der Aufbaukräfte zu ergänzen.

3. Das Ashram eines Meisters auf dem fünften Strahl. Er ist u.a. der Sachwalter der Wissenschaft und fördert all das, was die Dualität Geist-Materie verbindet und zum Ausdruck bringt. Diesem Ashram fällt in der Vorbereitungsarbeit eine wichtige Aufgabe zu, denn durch die wissenschaftliche Nutzbarmachung von Energie wird die Welt neu aufgebaut und der Beweis erbracht werden, dass die Hierarchie tatsächlich existiert.

Durch den Antrieb zur Erziehung und Ausbildung (Energie des zweiten Strahls), durch den immer stärker werdenden Drang nach Zusammenschluss (Energie des ersten Strahls) und durch die richtige Nutzbarmachung von Energie (Energie des fünften Strahls) kann die Welt soweit gebracht werden, dass sie für das Erscheinen der Hierarchie bereit ist.

Die Jünger aus dem Ashram des Meisters K. H. werden sich zwar hauptsächlich mit den grossen Massen befassen, aber in erster Linie werden sie bestrebt sein, auf die Erzieher und Religionslehrer in allen Ländern einzuwirken. Die Erzieher formen und beeinflussen junge Menschen, die sich für die verschiedensten Berufe vorbereiten. Diese Mission wird, besonders anfangs, natürlich nur langsame Fortschritte machen, aber da die Jünger (wie alle des zweiten Strahls) standhaft und beharrlich sind, lassen sie sich durch nichts entmutigen. Auch wenn die Hindernisse unüberwindlich zu sein scheinen, weigern sich diese Jünger, ihre Anstrengungen einzustellen oder die geistig vorgeschriebenen Pläne zu ändern. Jünger werden sich freiwillig inkarnieren, und sie werden in höheren Bildungsanstalten und in den Kirchen Ämter übernehmen. Dort werden sie einen so starken Einfluss ausüben, dass veraltete Methoden und überlebte Theologien, egoistische Arbeitsweisen und Konkurrenzbestrebungen [578] ein Ende finden werden.

An die Stelle der gegenwärtigen Lehrmethoden werden Zusammenarbeit, rechte menschliche Beziehungen und einwandfreie Anpassung ans Leben durch Meditation und richtige visionäre Schau treten; das wird in keiner Weise die Erwerbung akademischer Kenntnisse und das rechte Erfassen geistiger Wahrheit beeinträchtigen. Die Vision wird anders sein und die Ziele werden einer höheren Rangordnung angehören, aber das Beste, was jetzt auf den Gebieten der Kunst, Religion und Wissenschaft gelehrt wird, wird noch immer gültig sein; es wird jedoch klarer und mit grösster geistiger Einsicht dargestellt und bewusst gemacht werden. So wird den menschlichen Bedürfnissen entsprochen werden. Die Kirchen, unfähig und ohne geistigen Weitblick, werden schliesslich und unausbleiblich an ihrer unverdienten und missbrauchten Autorität zerbrechen. Doch aus den Trümmern werden jene wahrhaften und geistig erleuchteten Kirchenmänner hervortreten, die geistigen Weitblick und sicheres Wissen haben, die von Dogmatismus frei sind und kirchliche Autorität verabscheuen. Diese Diener Gottes werden die neue Weltreligion entfalten.

Zu diesen Aktivitäten (auf die sich die Jünger des zweiten Strahls bereits vorbereiten) kommen noch die der Jünger und Eingeweihten, die unter der Leitung des Meisters M. arbeiten. Ihre Aufgabe besteht darin, rechte menschliche Beziehungen herzustellen und die vielen Bestrebungen so zu vereinheitlichen, dass sich ein neues intuitives Bewusstsein (oder klares Verstehen) entwickelt. Infolgedessen wird sich auch das politische Denken ändern, so dass eine Situation entstehen wird, in der sich die Familie der Nationen gemeinsam für ganz bestimmte grundsätzliche Werte einsetzen wird. Es sind dies folgende:

1. Das Recht auf Freiheit eines jeden Menschen. Franklin D. Roosevelt, der grosse Jünger des ersten Strahls, hat dieses Recht als die vier wesentlichen Freiheiten verkündet.

2. Rechte internationale Beziehungen (wechselseitiger Verkehr und Gedankenaustausch zwischen den Völkern), die zwangsläufig den Krieg abschaffen werden.

3. Saubere politische Regierungssysteme, die frei von Korruption, egoistischem Ehrgeiz und schmutzigen Machenschaften sind.

Bei der Erreichung dieser grossen Ziele (mit den kleineren und weniger wichtigen werden wir uns später befassen) werden die [579] Jünger, die nach Vereinheitlichung streben und auf ordentliche politische Verhältnisse drängen, eng mit den Jüngern des zweiten Strahls zusammenarbeiten, welche die Aufgabe haben, die Allgemeinheit in wahren Werten zu unterweisen. Ein geschultes und aufgeklärtes Publikum, das sich seiner Verantwortung voll bewusst ist, wird nur jene Männer und Frauen wählen, deren geistiges Zukunftsbild mit den neuen ethischen Lehren und mit der neuen Wissenschaft rechter menschlicher Beziehungen übereinstimmt, und die grundsätzlich die Gleichheit aller Menschen anerkennen - eine Gleichheit, die auf der universellen und grundlegenden Gottnatur beruht.

Die Bestrebungen dieser beiden Gruppen werden von jenen Jüngern auf dem fünften Strahl unterstützt, welche die Aufgabe haben, die Menschheit in das segensreiche Atomzeitalter zu führen. Die Okkultisten haben schon immer behauptet, dass das Arbeitsfeld der Hierarchie ein Energiefeld sei. Die Hierarchie lehrt, dass es nur Energie in irgendeiner Form gibt, dass alles, was wir sehen und womit wir täglich zu tun haben (einschliesslich unserer physischen, emotionalen und mentalen Natur), und alles, was Erscheinungsformen hervorbringt, Energie ist, die mit Kräften in Beziehung steht; oder anders gesagt: Kräfte sind es, die von Energie gelenkt werden.

Die dritte Jüngergruppe wird das klar und unwiderlegbar beweisen. Durch ihre Anstrengung wird die neue Zivilisation entstehen, in der die Menschheit Zeit haben wird für Freisein, für tiefere pädagogische Betrachtungen und für politische Aktivität geistiger Art. Die Wissenschaft wird eine Welt hervorbringen, in der anstrengende Arbeit (wie wir sie jetzt kennen) verschwinden und jede Phase des menschlichen Lebens mit Wissenschaft erfüllt sein wird - nicht um den Menschen bequemer, egoistischer oder zu einem Roboter zu machen, sondern als Merkmal und Ergebnis wahren Freiseins. Die Menschen werden die Freiheit haben, zu denken, neuartige kulturelle Interessen zu pflegen, das abstrakte Denkvermögen zu entfalten und dessen Ergebnisse durch den geschulten Verstand zu deuten und darzustellen.

Die vereinte Tätigkeit dieser drei Gruppen (von Jüngern und Eingeweihten) bereitet den Weg für das Erscheinen der Hierarchie vor. Die Vorbereitungsarbeit nimmt bereits erkennbare Formen an, obwohl sie noch im Anfangsstadium steckt und die Zahl der Arbeiter klein ist. Dennoch ist ein Anfang gemacht, und es werden im Lauf der nächsten fünfundzwanzig Jahre grosse Veränderungen [580] eintreten. Diese werden das allgemeine Gefüge der neuen Kulturwelt ersichtlich machen; sie werden die höheren Vorstellungen der sogenannten «visionären» Weltplaner als ganz normal betonen, und sie werden die Grundlagen für die wirksame Arbeit der anderen Ashrams schaffen, sobald die Zeit für eine Erweiterung des Wirkens gekommen ist.

Wenn die drei grossen Ashrams ihre Arbeit, die trotz der Strahlenunterschiede hauptsächlich der Erziehung gilt, beendet haben, werden auch die anderen Ashrams nach und nach ihre Vertreter aussenden, um - im Verein mit den anderen Dienstgruppen - die Aufgabe fortzusetzen. Als erstes wird das dritte Ashram folgen. Und wenn die Jünger dieses Ashrams in Erscheinung treten, wird die Welt für eine generelle finanzielle Neuordnung reif sein; das Prinzip, «miteinander zu teilen», wird als richtunggebender Leitgedanke der neuen Zivilisation bejaht und anerkannt werden. Das bedeutet aber nicht, dass dann alle Menschen nobel und humanitär denken und freundlich gesinnt sein werden. Die Welt wird noch immer voll von Egoisten sein, aber die öffentliche Meinung wird die Geschäftswelt zwingen, bestimmte fundamentale Ideale anzuerkennen und danach zu handeln. Auch wenn bei der Verwirklichung der neuen Ideen vielfach noch Nützlichkeitserwägungen eine Rolle spielen, so hat das grundsätzlich nichts zu bedeuten. Allein wichtig ist, dass an dem Prinzip, miteinander zu teilen, festgehalten wird. Wenn «der Neuordner oder Reformer des Geldwesens» (so wird in der Hierarchie ein fortgeschrittener Jünger dieses Ashrams genannt) erscheint, wird er - gegenüber den heutigen - sehr veränderte Zustände vorfinden, nämlich folgende:

1. Das Prinzip des Tauschhandels wird (zum Nutzen aller Beteiligten) allgemein vorherrschen.

2. Als Folge der fortschreitenden Entwicklung, Atomenergie zum Wohl der Allgemeinheit nutzbar zu machen, werden nationale Währungen zum Grossteil verschwinden; sie werden nicht nur durch ein Tauschhandelssystem, sondern (bei verhältnismässig kleinen Umsätzen) durch einen weltumfassenden Geld- und Wechselverkehr sowie durch eine sinnvolle Bewertungsskala ersetzt werden. Die materiellen Bedürfnisse und die notwendigen Gebrauchsartikel für jede Nation werden nach einem völlig neuen System beschafft werden.

3. Privatunternehmen werden zwar noch bestehen, aber gesetzlichen Vorschriften unterliegen. Die grossen öffentlichen Versorgungsbetriebe, die grossen materiellen Hilfsmittel und die [581] planetarischen Reichtümer (wie z.B. Eisen, Stahl, Öl und Weizen) werden in erster Linie einem Direktorium gehören, das internationale Gruppen kontrolliert. Die Reichtümer werden jedoch für den internationalen Bedarf durch nationale Gruppen zugeteilt, die vom Volk und unter internationaler Aufsicht gewählt werden.

Mit diesem Thema möchte ich mich nicht ausführlicher befassen. Überdies würde man das, was ich noch dazu sagen könnte, für phantastisch und undurchführbar halten in einer Welt, die noch nicht den Erziehungsprozessen der Jünger und Eingeweihten auf dem ersten, zweiten und fünften Strahl unterworfen wurde, und in der noch nicht die fundamentalen Veränderungen stattgefunden haben, die von der neuen, jetzt heranwachsenden Generation bald eingeführt werden.

Die Jünger auf dem dritten Strahl, die unter der Anleitung älterer Eingeweihter arbeiten, werden gemäss dem Drei-Punkte-Programm (grundsätzliche Kontrolle aller Produkte dieses Planeten) das neue Gebäude der materiellen Beziehungen errichten. Das ist eine sehr schwere Aufgabe, denn die materiellen Werte haben eine unheilvolle Anziehungskraft, und der menschliche Egoismus herrscht noch immer, wenn auch nicht mehr so machtvoll wie früher. Diese Anziehungskraft wird vom esoterischen Standpunkt aus als ein Unglück oder Übel angesehen, denn sie verkörpert das Prinzip der Einkerkerung, und sie hat seit undenklichen Zeiten die Gedanken und Sinne der Menschen gefesselt und von den wahren Werten abgelenkt.

Eine Zeit später werden Jünger und Eingeweihte des siebenten und sechsten Strahls in physische Inkarnation kommen. Das einzige Ashram, das dann (und für eine lange Zeit) nicht vertreten sein wird, wird das vierte sein. Da aber der vierte Strahl der ständige Strahl der Menschheit ist, bleibt auch sein Einfluss konstant; und dieses Ashram informiert sich gleichfalls ständig über die Menschheit und beeinflusst das Weltgeschehen. Es wird erst dann voll zum Ausdruck kommen, wenn die menschliche Intuition (eine aus der vierten oder buddhischen Ebene emanierende Energie) durch die menschliche Seele erweckt und im menschlichen Bewusstsein als wichtiger Faktor anerkannt wurde. Der vierte Strahl wird erst nach vielen Generationen in Manifestation kommen, aber nur vom Gesichtspunkt seiner inkarnierenden Monade, nicht vom Standpunkt seines aktiven Ashrams aus.

[582] Wenn einmal der Kontakt in physischer Manifestation fest fundiert und anerkannt ist, wird die Hierarchie ein System von «Erscheinungen und Abstraktionen» einführen, das etwas hervorbringen wird, was man als zirkulierende Lebensaktivität zwischen den beiden grossen Zentren (Hierarchie und Menschheit) und als Kreislauf oder Austausch ihrer Vertreter bezeichnen könnte. Ob ein Ashram aussergewöhnlich aktiv oder verhältnismässig untätig bleibt, hängt von den Erfordernissen auf dem physischen Planeten und davon ab, inwieweit gewisse Vorhaben akzeptiert werden.

Die alten Aktivitäten der Hierarchie, Jünger und Eingeweihte auf eine Einweihung vorzubereiten und bewusst an hierarchischen Bestrebungen zu beteiligen, werden auch weiterhin fortgesetzt werden. Die Mysterienschulen (die ich in meinem Buch «Briefe über okkulte Meditation» kurz beschrieben habe) werden entstehen und ihre Arbeit aufnehmen, aber das wird zunächst nur eine zweitrangige Aufgabe bleiben. In den Anfangsstadien wird sich die ashramische Energie in voller Stärke auf das praktische Leben in der Welt und auf die Erziehung der Massen richten, nicht auf esoterische Dinge. Für einen Meister und seine Jünger gibt es eigentlich so etwas wie Esoterik gar nicht, höchstens nur insoweit, als sie Shamballa betrifft. Es gibt nur die eine genau festgelegte Aufgabe, auf das Bewusstsein in allen Formen fördernd einzuwirken; und für die Menschheit gilt das als ein Erziehungsprozess, der zur Erweiterung der Wahrnehmungsfähigkeit führt und den Zweck verfolgt, erworbenes akademisches Wissen in überschattende und allesbestimmende Weisheit umzuwandeln. Diese Aufgabe der Bewusstseinsentfaltung liegt in den Händen von Jüngern, die selbst die Entwicklung durchmachen, nicht in den Händen der Meister. Die Meister, deren Bewusstsein voll entwickelt ist, treten in ein höheres und völlig verschiedenes Entwicklungsstadium ein, das mit Existenz und Leben und mit den Absichten Shamballas zu tun hat.

Erkennt der inkarnierte Jünger bewusst seine Mission?

Ich muss hier eine wichtige Tatsache klären. Die Jünger, die von den verschiedenen Ashrams ausgesandt werden, wissen bei ihrer Ankunft auf Erden nichts von ihrer hohen Mission, und sie kennen auch kaum die Art der Aufgabe, mit der sie subjektiv betraut wurden. Bei einigen Jüngern im Eingeweihten-Rang, die in der Welt [583] eine hervorragende Position einnehmen werden, kann es der Fall sein, dass sie schon in ihrer ersten Jugend von ihrer Mission (wenn ich es so nennen darf) überzeugt sind und so von Anfang an sich auf ihre Lebensaufgabe einstellen. Aber die Mehrzahl der Jünger reagiert nicht so. Sie kommen in Inkarnation mit bestimmten Begabungen und Talenten, mit fest verankerten Ideen und unwiderruflichen Idealen, und sie besitzen ein Gehirn, das auf ein gut entwickeltes Denkvermögen reagieren kann. Aufgrund ihrer natürlichen Bestrebungen und Neigungen finden sie ihren Weg in jenen menschlichen Wirkungsbereich, in dem sie bestimmungsgemäss arbeiten und (gemäss der hierarchischen Absicht) gewisse grundlegende Veränderungen herbeiführen sollen. Diese hierarchische Absicht ist ihnen meistens unbekannt. Die Arbeit, die sie leisten sollen, wird ihnen zwingend notwendig und als etwas erscheinen, was sie unter allen Umständen tun müssen. Sie werden ihren Weg in die Politik, in das Lehr- und Bildungswesen und in die Wissenschaft finden; sie werden im humanitären Bereich, im Wohlfahrts- und Fürsorgewesen oder in der Finanzwirtschaft arbeiten, einfach ihren natürlichen Neigungen folgend, und nicht etwa deshalb, um den Instruktionen eines Meisters «Folge zu leisten». Sie werden in ihren Bestrebungen Erfolg haben, weil die Macht der Hierarchie hinter ihnen steht, die viel für sie tun kann. Das innere Ashram kann die äussere Arbeit der Jünger z.B. dadurch unterstützen, dass sie Türen öffnet, Bemühungen verstärkt, Kontakte arrangiert und sonstige Erleichterungen verschafft; das alles geschieht indes ohne irgendeinen Beweis für den inneren Antrieb. Das Erkennen des inneren Antriebs oder Strebens hängt davon ab, welchen Status der Jünger im Ashram hat. Wenn der Jünger sehr fortgeschritten ist, mag er sich vielleicht seiner hohen Mission bewusst werden und zur Erkenntnis kommen, dass er sie nicht aus eigenem Antrieb und Enthusiasmus erfüllt, sondern um ein ashramisches Vorhaben durchzuführen. Das sind jedoch Ausnahmefälle, besonders in den Anfangsstadien. Diese Mitarbeiter der Hierarchie werden um sich kleinere Jünger scharen, die nach den gleichen Grundsätzen arbeiten, weil sie die gleichen Ziele verfolgen, nicht etwa deshalb, weil sie gleichartige Instruktionen festgestellt haben; und das ist etwas [584] ganz anderes. In dem einen Fall (wenn der Jünger sehr fortgeschritten ist) wird das Wissen um die Mission dadurch entwickelt, dass mit dem Ashram immer wieder genaue Pläne ausgearbeitet und mit dem Meister oder seinen ältesten Mitarbeitern beraten werden. In den meisten Fällen reagiert der Jünger auf Impressionen und lässt sich bei seiner Arbeit von ihnen leiten, hat aber nicht die geringste Ahnung, woher die Impressionen kommen; er hält sie für die treibenden Kräfte des eigenen Denkens, die seine geplanten Aktivitäten steuern und seine Lebensaufgabe verwirklichen. Das ist sein wirksamer Dienst.

Ein typischer Wesenszug aller dieser Jünger ist ihre grosse Menschenliebe und die Entschlossenheit, für das Wohl der Menschheit einzutreten und zu arbeiten. Ein interessanter Unterschied wird später in Erscheinung treten und die Methoden des neuen Zeitalters (im Gegensatz zu den alten und den jetzigen Methoden) bestimmend beeinflussen. Jünger und Aspiranten werden ihre Arbeit nicht bloss auf humanitäre Dienste und soziale Fürsorge beschränken. Es wird ein Motiv bleiben, aber kein Betätigungsfeld; sie werden ihre Zeit und Mühe nicht ausschliesslich darauf verwenden, menschliche Not und Armut zu lindern. Sie werden alle Bereiche des menschlichen Lebens - Politik, Finanzwesen, Wissenschaft und auch Religion - als ihre unmittelbare und öffentliche Aufgabe betrachten, aber ihr Beweggrund wird nicht in erster Linie geschäftlicher Erfolg und persönlicher Ehrgeiz, sondern das Bestreben sein, diese den allgemeinen Anstrengungen unterzuordnen; sie wollen der gesamten Menschheit helfen - und auf lange Sicht.

Dieser immer mehr sich ausbreitende humanitäre Geist wird einmal all den Bewegungen zugrunde liegen, die auf eine weltweite Sozialisierung in den verschiedenen Nationen hinarbeiten. Diese Bewegung ist charakteristisch für die Neuorientierung des menschlichen Denkens, und darin besteht ihr grosser Wert. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie unbedingt für eine neue Regierungsmethode eintritt, denn diese Phase ihrer Entwicklung ist zeitlich begrenzt; sie ist aber von grundsätzlicher Bedeutung für die neue Weltordnung, die sich aus den jetzigen Experimenten menschlichen Denkens und Strebens entwickeln wird.

Das sind die Faktoren, die das Denken und Streben jener Jünger bestimmen, die von der Hierarchie beauftragt sind, die nötigen Änderungen herbeizuführen und die neuen Wege [585] und Ziele aufzuzeigen; irgendeine Anerkennung von Meistern und deren Aufträgen oder eines ashramischen Hintergrundes spielt also keine Rolle.

Solchen Jüngern steht es während ihrer Inkarnation frei, dort zu dienen und sich mit ganzem Herzen für eine Sache einzusetzen, wohin ihr Schicksal und ihre Neigungen sie scheinbar geführt haben. Es mag ihnen gar nicht zu Bewusstsein kommen, dass sie (wie man heute sagt) ein geistiges Ziel erstreben; sie wissen nur, dass sie ihre Mitmenschen lieben. Diese Liebe wird alle ihre Aktivitäten und Bestrebungen richtunggebend beeinflussen.

Vom Standpunkt der Meister aus können sie erreicht, beeindruckt und gelenkt werden, und genauso geschieht es auch. Die Jünger hingegen denken und meinen, dass sie einfach fleissige und tatkräftige Leute seien und richtig denken können; sie setzen sich für ihre erwählte Lebensaufgabe voll und ganz ein und beweisen ihre Fähigkeit, auf einem speziellen Gebiet besondere Leistungen zu vollbringen. Sie können andere Menschen, die in ähnlicher Weise tätig sind, beeinflussen und lenken; sie können in dem Bereich menschlicher Bestrebungen, um den sie sich kümmern, deutlich erkennbare Änderungen herbeiführen und auf diese Weise die zugrunde liegenden Prinzipien auf ein höheres Niveau bringen. Das ist direktes und unverfälschtes hierarchisches Wirken; es beeinflusst grundsätzlich und ganz allgemein das Bewusstsein der Menschheit.

Diesen Jüngern mag vielleicht bewusst sein, dass ihr Mühen und Denken Teil einer vorwärtsstrebenden Entwicklung ist; insofern sind sie sich ihrer Mission bewusst. Aber das Wertvolle an dieser Erkenntnis ist, dass sie dadurch bewusst mit vielen anderen in Verbindung kommen, die sich von ähnlichen Motiven leiten lassen und ein ähnliches Zukunftsbild erschauen. Allerdings darf man nicht die Tatsache übersehen, dass alle diese Jünger ausgeprägte Vertreter eines bestimmten Strahls und integrierte Persönlichkeiten (im höchsten Sinne) sind. Sie wirken auf Erden als Persönlichkeiten hohen Grades, getrieben von der Kraft ihrer Überzeugungen, die auf ashramische Einwirkung hin - aus der Seele kommen; aber davon wissen sie in ihrem physischen Gehirn nichts, und sie kümmern sich auch nicht darum. Dass ihr Dienst so wirksam und erfolgreich ist, beruht zum Teil auch darauf, dass sie sich nicht mit Seelenkontakt und theoretischem Dienst befassen. Sie konzentrieren sich ganz auf die Arbeit, die getan werden muss, ihre Herzen fühlen mit den Mitmenschen, und ihre Köpfe beschäftigen sich eifrig mit neuen Methoden und praktischen Möglichkeiten, um das ganze [586] Niveau ihres erwählten Wirkungsbereiches zu heben. Eben darum sind sie so erfolgreich.

Diejenigen Jünger, die sich intensiv mit persönlichem Seelenkontakt befassen und bewusst an diesem Problem arbeiten, die sich eifrig und zielbewusst einem bestimmten Dienst widmen und die ganz von der Empfindung durchdrungen sind, dass Ashram und Meister Tatsachen sind, diese Jünger werden nicht aufgerufen werden, diese Vorbereitungsarbeiten für den Advent der Hierarchie zu leisten. Fortgeschrittene und im Ashram fest eingebürgerte Jünger, die an den Meister so gewöhnt sind, dass er nicht mehr im Mittelpunkt ihres Denkens steht, können damit betraut werden, nach richtigen Grundsätzen in der Welt zu arbeiten und die Vorbereitungsarbeiten zu leisten. Sie können durch einen Anruf oder Impuls der Seele nicht mehr von der vorliegenden Aufgabe abgelenkt werden, und so können sie sich voll und ganz dem beabsichtigten Werk widmen.

Der Bewusstseinszustand der Jünger in dieser äusserst schwierigen, aber interessanten Periode, vor der die Menschheit steht, könnte wie folgt beschrieben werden:

1. Der Jünger wird nicht durch irgendein Verlangen angetrieben, die Hierarchie nach aussen in Erscheinung zu bringen oder darauf hinzuarbeiten, dass sein Ashram in der physischen Welt tätig werde. Vielleicht hat er von dem hierarchischen Vorhaben überhaupt keine Ahnung. Und wenn es ihm dennoch irgendwie bewusst wird, dann nur ganz am Rande. Das Wohl der Menschheit und eine gefestigte geistige Zukunft für die Menschheit das sind die grossen Motive, von denen er sich leiten lässt.

2. Die geistige Einstellung und Gesinnung des Jüngers ist ausgesprochen humanitär; er wirkt und arbeitet für die Eine Menschheit. Auch wenn er vielleicht ahnt oder innerlich empfindet, dass er mit der Hierarchie verbunden ist, so richtet sich sein Sinnen und Trachten nur auf das eine Ziel, durch Pflichterfüllung und Dienst die menschlichen Lebensbedingungen zu verbessern. Diese Geisteshaltung ähnelt der Denkweise der Meister, die den Sinn ihrer Tätigkeit nicht in hierarchischen Möglichkeiten, sondern darin sehen, die Absichten Shamballas zu befolgen und den grossen Plan für alle Lebenseinheiten in den drei Welten zu verwirklichen.

3. Die Intuition des Jüngers ist wach und aktiv; sein Denken ist ganz von den neuen Ideen und lebensvollen Vorstellungen erfüllt. Er weist fast automatisch reaktionäre und konservative [587] Ansichten zurück und lebt, spricht und lehrt im Sinn der neuen rechten menschlichen Beziehungen - ohne Fanatismus und Schärfe.

4. Der Jünger, der sich mit hierarchischen Plänen für die Zukunft befasst, hat keinerlei Vorurteile gegen echte psychische Fähigkeiten. Wenn er in seiner Umwelt negative Zustände und Denkformen antrifft, beklagt und verdrängt er sie; doch er fördert die Entfaltung aller höheren Sinneswahrnehmungen, die das menschliche Bewusstsein erweitern und dessen Inhalt bereichern.

5. Er wird - entsprechend seinem hierarchischen Rang - in zunehmendem Masse zu einem Machtfaktor in der Welt werden. Sein Leben und Wirken im Ashram wird sich in dem Masse verstärken, wie sein Dienst in der Welt zunimmt. Das Bibelwort (oder vielmehr Gebot) «nach unten Wurzel zu fassen und nach oben Früchte zu tragen» hat für ihn eine tiefe okkulte Bedeutung.

Ich befasse mich hier nicht mit dem Wachstum eines Jüngers als Jünger oder mit seinem persönlichen Fortschritt auf dem Pfad; ich spreche vielmehr darüber, welche Art von Bewusstsein der Jünger haben muss, um die ihm gestellte Aufgabe bewältigen zu können. Solange er nicht die in diesem Abschnitt aufgezählten Anforderungen erfüllt, kann er auch nicht einer von denen sein, die in diesem Übergangsstadium zwischen dem alten und dem neuen Zeitalter Pionierarbeit leisten.

Die Verbreitung von Informationen vorbereitender Art

Zwei grosse Gruppen haben die Aufgabe, die Menschheit in der erforderlichen Weise zu informieren und aufzuklären. Es sind dies:

1. Jünger und überzeugte Aspiranten, die heute auf dem Gebiet des Okkultismus wirksam tätig sind.

2. Jene Jünger und Eingeweihten, die aus den drei Ashrams kommen werden; ihre Aufgabe besteht hauptsächlich darin, als Vorhut der Hierarchie in der äusseren Welt zu erscheinen. Das wird vom Jahre 1975 an geschehen, falls die jetzt tätigen Jünger ihre Aufgabe in angemessener Weise erfüllen.

Es wurde bereits [588] viel getan, um die Öffentlichkeit mit dem Begriff Hierarchie vertraut zu machen. Vieles geschah jedoch, wie ihr wisst, in einer solchen Weise, dass das ganze Thema in Verruf kam. Die Gruppen, die sich jetzt mit der Verbreitung okkulter Lehren befassen, würden gut daran tun, ihre Methoden zu ändern, falls sie trotz ihrer grossen Unwissenheit und Liebe zum Spektakulären wirklichen Glauben und echte humanitäre Gesinnung haben. Auskünfte über die Hierarchie sollten nach folgenden Richtlinien gegeben werden:

1. Es sollte die Evolution der Menschheit betont werden, insbesondere das Ziel: die Vervollkommnung, die Vollkommenheit. Das ist nicht die idealistische Vollendung des visionären Mystikers, sondern die Beherrschung des Instruments, des inkarnierten Menschen, durch die innewohnende und überschattende Seele. Die Konstitution des Menschen sollte in zunehmendem Masse gelehrt werden.

2. Es sollte auf die Beziehung der Einzelseele zu allen Seelen hingewiesen werden und klargemacht werden, dass das langerwartete Reich Gottes einfach aus Menschen besteht, die sich der Herrschaft der Seele unterworfen haben und auf Erden im Alltagsleben erscheinen; es sind Menschen in den verschiedensten Stadien seelischer Vorherrschaft.

3. Aus der Anerkennung dieser Beziehung kann dann gefolgert werden, dass die geistige Hierarchie tatsächlich existiert, und dass diese Tatsache etwas ganz Normales ist; das sollte betont werden. Das Reich Gottes bestand und besteht ja schon immer, nur blieb es bisher unerkannt, weil bis jetzt nur verhältnismässig wenige Menschen die Qualität dieses Reiches zum Ausdruck bringen.

4. Wenn sich einmal diese Anerkenntnis allgemein durchgesetzt hat (und diese Idee wird dann im menschlichen Bewusstsein überall gegenwärtig sein), dann wird auch der gesunde Menschenverstand die Tatsache bezeugen, dass die grossen Seelen, die ihr Ziel erreicht haben, wirklich anwesend sind; man wird die Manifestation ihrer göttlichen Natur als ganz normal ansehen, als allgemeingültiges Ziel und als Garantie dafür, dass alle Menschen einmal dieses Ziel erreichen können. Man wird auch die Grade dieser göttlichen Ausdrucksfähigkeit erkennen können, die vom Jünger auf dem Probepfad über Eingeweihte und Meister bis hinauf zu Christus reichen.

5. Auf diese Weise wird die Vorstellung von der körperlichen Anwesenheit der Meister allmählich eingeprägt und allgemein als Tatsache angenommen werden. Es wird sich eine [589] neue Einstellung zu Christus entwickeln, die das Beste enthält, das uns die Vergangenheit gegeben hat, die aber die Menschen zu einer vernünftigeren und leichter annehmbaren Betrachtung des ganzen Problems bringen wird.

6. Es wird einmal die Zeit kommen, dass man die Anwesenheit Christi auf Erden und sein Amt als Oberherr der Hierarchie und des Reiches Gottes als Tatsache anerkennen wird. Die Menschen werden auch zu der Erkenntnis kommen, dass die (jetzt noch revolutionäre) Behauptung, er hat zu keiner Zeit die Erde verlassen, wirklich wahr ist.

7. Auch die Entfaltung des grossen Planes wird immer stärker betont werden. Die Menschen werden zur Anerkennung dieses Planes dadurch kommen, dass sie die Evolution der menschlichen Familie und die historischen Vorgänge genau studieren, und dass sie vergleichende Untersuchungen anstellen über die alten und die modernen Zivilisationen und Kulturen. So wird die zugrunde liegende Absicht, die sich wie ein roter Faden durch die Jahrhunderte zieht, erkannt und verfolgt werden. Daraus erhellt sich, dass die geschichtliche Entwicklung ein einheitlicher und ordnungsgemässer Prozess ist, der nicht nur Schritt um Schritt die göttlichen Qualitäten durch das Medium Menschheit zum Vorschein bringt, sondern gleichzeitig auch alle Weltphilosophien, das Zentralthema aller schöpferischen Kunst, die Symbolik der Architektur und die Ergebnisse der Wissenschaft in sich zusammenfasst.

Diese zentrale Tatsache der menschlichen Evolution - die ständige Zunahme göttlicher Kräfte und Fähigkeiten, die durch den Menschen allmählich offenbar werden, - wird mit den wunderlichen und phantastischen Schilderungen aufräumen, die von okkulten Bewegungen und von verschiedenen theosophischen und Rosenkreuz-Gesellschaften verbreitet wurden. Das Thema wird in einer annehmbaren und vernünftigen Weise dargestellt werden. Dadurch wird die ganze Entwicklung beschleunigt werden. Die Art und Weise, wie man bisher dieses Thema bekanntgemacht hat, war töricht und hat das beabsichtigte Werk stark verzögert. In Zukunft jedoch werden die Menschen sofort und dankbar das akzeptieren, was vernünftig ist, was in der Vergangenheit wurzelt und geschichtlich bewiesen werden kann, und was eine wirkliche und mögliche Hoffnung für die Zukunft darstellt.

Wahrscheinlich werden die orthodoxen Christen zunächst die von den Okkultisten aufgestellten Theorien über Christus zurückweisen; gleichzeitig aber wird es den gleichen orthodoxen Christen immer schwererfallen, die intelligenten Bevölkerungsschichten auch [590] weiterhin zu überreden, so, wie bisher eine unmögliche Gottheit und einen macht- und einflusslosen Christus anzuerkennen. Das intelligente Publikum wird einen Christus anerkennen, der gegenwärtig und lebensvolle Wirklichkeit ist; der seinen Jüngern und Getreuen bekannt ist; der ein starker und fähiger Führer, aber kein sanfter und sentimentaler Dulder ist; der uns niemals verlassen hat, sondern seit fast zweitausend Jahren durch seine Jünger durch inspirierte Männer und Frauen aller Religionen und Konfessionen wirksame Arbeit geleistet hat; der für Fanatismus und hysterische Schwärmerei nichts übrig hat, sondern alle Menschen beharrlich verständnisvoll und vertrauend liebt; der in allen menschlichen Wesen das Göttliche sieht; der die Methoden der (mentalen, emotionalen und physischen) Evolution des menschlichen Bewusstseins versteht, die Zivilisationen und Kulturen hervorbringt, die der jeweiligen Entwicklungsstufe entsprechen.

Die denkenden und gebildeten Menschen werden in der Welt die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Christus in körperlicher Erscheinung sich frei unter Menschen bewegen kann; er braucht dann nicht mehr (wie jetzt) zurückgezogen in Zentralasien zu bleiben. Wenn die Beziehung zwischen Buddha und Christus in der richtigen Weise dargestellt wird, können und werden denkende Menschen bereitwillig die Einheit aller Glaubensbekenntnisse anerkennen. Dann wird das Bild von einem Christus, der gegenüber allen anderen Gottessöhnen eine einzigartige Stellung beansprucht, in dem Wunder wahrer apostolischer Nachfolge verblassen. Diese wird dann so verstanden werden, dass viele Gottessöhne, auf verschiedenen Strahlen, aus verschiedenen Nationen und mit verschiedenen Missionen die Menschheit auf dem Pfad göttlicher Entfaltung geführt und dem Ursprung, Gott, nähergebracht haben.

Die Tatsache des immanenten (innewohnenden) Gottes wird zeitweilig die Aufmerksamkeit aller wahren geistigen Lehrer fesseln. Diese göttliche Immanenz, die durch Christus und andere göttliche Repräsentanten in vollendeter Weise zum Ausdruck kommt, wird eine Zeitlang die Lehre vom transzendenten (jenseitigen) Gott in den Hintergrund drängen. Diese grosse Wahrheit wurde bisher über Gebühr betont, und die näherliegende und für das praktische Leben bedeutsamere Wahrheit, dass Gott in jedem Menschen, in jeder Erscheinungsform und in jedem Naturreich wohnt, blieb gänzlich unbeachtet. Daraus entstand viel Unheil. Wenn später einmal die Wahrheit vom immanenten Christus, die [591] durch den historischen Christus und durch seine grossen Brüder seit langer Zeit in vollendeter Weise manifestiert wurde, angenommen und anerkannt ist, wird auch die Lehre vom transzendenten Gott, das jetzt noch von Shamballa gehütete Geheimnis, geoffenbart und betont werden. Die Menschheit wird dann die beiden Hälften eines vollkommenen Ganzen erkennen.

Der Schlüssel zur Hierarchie und zu ihrem körperlichen Erscheinen auf Erden, also auch zur Verwirklichung des Reiches Gottes unter den Menschen ist die einfache Wahrheit vom immanenten Gott. Sie ist der Schlüssel zum Evolutionsprozess und die immerwährende Hoffnung aller Formen in allen Naturreichen. Das ist die zentrale Wahrheit, die überzeugende und Lichtbringende Wahrheit, die allen Informationen über die Hierarchie zugrunde liegen wird; und diese Wahrheit wird von der kommenden Jünger-Generation verbreitet werden. Wenn diese Wahrheit tatsächlich bewiesen werden kann, dann ist damit auch die Tatsache der Hierarchie bewiesen und die Errichtung des immerwährenden Reiches Gottes auf Erden verbürgt.