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DRITTER ABSCHNITT - KRÄFTE HINTER DEM EVOLUTIONÄREN FORTSCHRITT DER MENSCHHEIT - TEIL 6

In der Bibel finden wir die Existenz von Shamballa ganz klar bestätigt. Wir lesen da, dass Christus in entscheidenden Augenblicken seines Erdenlebens eine Stimme hörte, die Stimme des Vaters, der Christi Sohnschaft bestätigte und sein Werk guthiess. In [408] diesem Augenblick kam eine Verschmelzung zwischen diesen beiden geistigen Zentren (Hierarchie und Shamballa, dem Reich Gottes und der Welt des Geistes) zustande, wodurch auf der Erde eine geistige Energie freigesetzt (oder ausgelöst) wurde. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Aufgabe aller Weltlehrer und Erlöser vor allem darin besteht, als Vermittler geistiger Kraft und als Verteiler göttlicher Energie zu fungieren. Dieser Energiezustrom manifestiert sich entweder als Impuls einer Weltreligion, als Anstoss zu einer neuen politischen Ideologie oder als Prinzip einer wissenschaftlichen Entdeckung, die für die Höherentwicklung des menschlichen Geistes wichtig ist. Auf diese Weise entstehen neue Religionen, Staatsformen und Zivilisationen. Die Geschichte lehrt uns und beweist es immer wieder, dass solche Entwicklungen dadurch zustande kamen, dass ein grosser, sehr fortgeschrittener Mann in Erscheinung trat und eine wirksame Tätigkeit entfaltete. Diejenigen, die als Weltlehrer, Erlöser oder Religionsgründer hervortraten, kommen aus der Hierarchie und haben den höchsten Grad geistiger Vollendung erreicht. Diejenigen, die den Menschen die Absichten Gottes in Form neuer ideologischer Theorien vermitteln, haben keinen so hohen Rang, weil die Menschheit für die höchsten Ideen noch nicht reif ist. Der Mensch muss noch vieles lernen; Die geistige Entwicklung ist immer um einen Schritt weiter als die Fähigkeit, die gegenseitigen menschlichen Beziehungen und die soziale Ordnung zum Ausdruck zu bringen. Daher kommen zuerst die Weltreligionen, welche die Voraussetzungen für die Herrschertätigkeit schaffen. Diejenigen, die aus dem geistigen Zentrum Shamballa kommen, haben eine grosse Macht; ihr Einfluss war zu allen Zeiten deutlich zu erkennen. Geschichtliche Beispiele dafür sind die Magna Charta, die (amerikanische) Unabhängigkeits-Erklärung und die Atlantik Charta. Die hohen Sendboten, die aus Shamballa oder aus der Hierarchie kommen, um die Menschheit zu befreien und ihr den Weg zu zeigen, tun dies aufgrund der flehentlichen Bittrufe der Menschen, denn es besteht eine wechselseitige geistige Beeinflussung zwischen der Menschheit und der Hierarchie einerseits und zwischen diesen beiden und Shamballa andererseits.

Solche Sendboten manifestieren die göttliche Absicht. Der Widerhall ihrer Botschaften bei den Menschen hängt von der jeweiligen Entwicklungsstufe der Menschen ab. In der Frühgeschichte der Menschheit erfolgten solche Annäherungen nur sehr selten; oft [409] lagen zwischen ihnen unzählige Zeitalter. Jetzt können die Annäherungen des Göttlichen an das Menschliche öfter und in neuer Form erfolgen, denn die menschliche Denkfähigkeit hat sehr grosse Fortschritte gemacht, und die Empfänglichkeit der menschlichen Seele für geistige Werte, die z.B. als grosse weltweite Ideologien zum Ausdruck kommen, ist viel grösser geworden. Der Mensch erkennt seine innere geistige Kraft, und er entwickelt einen Sinn für gegenseitige Beziehungen. Infolgedessen macht er bewusste Anstrengungen, um im Guten, Wahren und Schönen Fortschritte zu machen - trotz Krieg, Elend und Not, unter denen jetzt die Menschheit leidet. Daher wurde es möglich, die Annäherung des Göttlichen an das Menschliche zeitlich in Übereinstimmung zu bringen und die grossen Massen mit der Methode vertraut zu machen, wie sie die Annäherung hervorrufen könnten. Das wird nicht nur zu einer neuen Offenbarung und zu einer neuen Weltreligion, sondern auch dazu führen, dass der Mensch eine neue Einstellung zu Gott (Religion? und zu seinen Mitmenschen (Regierung oder Gemeinschaft) gewinnt.

In der Frühgeschichte der Menschheit gab es zwei grosse und sehr bedeutsame Annäherungen; sie liegen so weit zurück, dass nur noch Mythen und uralte Denkmäler darauf hinweisen.

Die erste grosse Annäherung hatte zur Folge, dass die menschliche Seele und ein weiteres Naturreich neben den bereits bestehenden (Mineral-, Pflanzen- und Tierreich) in Erscheinung traten: das Reich der Menschen.

Äonen gingen dahin, der urzeitliche Mensch entwickelte sich langsam und stetig. Dann erfolgte die zweite grosse Annäherung: Die geistige Hierarchie unseres Planeten kam der Menschheit näher. Jetzt öffnete sich der geistige Weg zu Gott für jene, die bewusst handeln und fortschreiten, die den Geist Christi manifestieren können und die ernsthaft nach Erleuchtung und Befreiung streben. Der wahrheitsgemässe Appell Christi « Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen» (Joh. 8, 32) drängt sie, weiterzugehen ins Licht, durch das Tor der Einweihung und hin zu dem Pfad, der «immer heller wird bis zum Tag der Vollendung». [410] (Sprüche 4, 18) Nach der zweiten grossen Annäherung dämmerte im menschlichen Bewusstsein zum ersten Male die Erkenntnis, dass eine geistige Hierarchie wirklich existiert, dass das Tor der Einweihung offensteht und dass der Mensch den Weg des Opfers gehen muss. Von da an haben viele Menschen den Weg gefunden und sind in das geistige Reich gekommen; sie haben ihr menschliches Bewusstsein in göttliches Gewahrsein umgewandelt. Zwischen dem Menschenreich und dem Reich Gottes kam eine gegenseitige Beziehung zustande. In der Entwicklung des Menschengeistes wurde Religion zu einem wichtigen Faktor, und Gott kam den Seinen näher. In der menschlichen Vorstellung entstand zuerst das Bild vom transzendenten (jenseitigen) Gott. Dann wurde Gott zum nationalen Herrscher, wie Jehova in der jüdischen Gesetzesordnung. Später stellte man sich Gott als vollendetes Menschenwesen vor, und der erhabene Gott-Mensch weilte in der Person Christi auf Erden. Jetzt findet der immanente (in jedem Menschenherzen wohnende) Gott immer mehr Beachtung. Das also waren die Auswirkungen der zweiten grossen Annäherung, das waren die Ergebnisse des jahrhundertelangen Wirkens der Erlöser und Weltlehrer, das in dem Lebenswerk Christi seine Krönung fand; Christus war der Inbegriff bisheriger Entwicklungen und zukünftiger Hoffnungen.

Jetzt ist eine dritte grosse Annäherung möglich, die nach dem Krieg erfolgen wird, wenn die - durch Feuer und Leiden geläuterten - Menschen ihr Haus in Ordnung gebracht haben und folglich für eine neue Offenbarung bereit sind. Buddha und Christus haben durch ihr Werk diese kommende Offenbarung vorbereitet. Sie selbst verkörperten zwei kleine Annäherungen; durch ihre vereinten Anstrengungen wurde die ganze Menschheit vorbereitet, ihren Teil zu dieser dritten Annäherung beizutragen.

Buddha personifizierte ein grosses göttliches Prinzip, eine göttliche Qualität. Er brachte der Welt Erleuchtung, er war der erhabene Herr des Lichts. Er demonstrierte (wie immer in einem solchen Fall) zur Belehrung seiner Jünger den Werdegang der Erleuchtung und wurde «der Erleuchtete». Wie uns die Hl. Schriften Indiens berichten, erlangte er die Erleuchtung unter dem Baum, so, wie Christus die Befreiung des menschlichen Geistes auf dem Kreuzesstamm [411] in Golgatha erlangte. Licht, Weisheit, Vernunft, göttliche wie menschliche Eigenschaften vereinigten sich in Buddha. Er erbrachte den Beweis, dass es allen Menschen möglich ist, diese Erleuchtung zu erlangen und im Licht zu wirken. Er forderte die Menschen auf, den Pfad der Erleuchtung zu gehen, deren Merkmale Weisheit, gedankliche Wahrnehmung und Intuition sind.

Dann kam der nächste grosse Lehrer: Christus. Er personifizierte ein noch grösseres geistiges Prinzip, nämlich das der Liebe, und überdies das Licht des Buddha. Christus brachte Licht und Liebe vollendet zum Ausdruck.

Diese beiden Söhne Gottes haben also darauf hingearbeitet, dass das Wirken und der Einfluss jener grossen Lebensträger, die jetzt der Menschheit helfen wollen, einen stärkeren Widerhall und ein grösseres Verständnis finden können. Die Arbeit dieser beiden Gottessöhne erbrachte neben vielen anderen auch folgende Ergebnisse:

1. Sie verkörperten gewisse kosmische Prinzipien. Aufgrund ihres Werkes und Opfers strömten göttliche Kräfte in und durch die Menschheit, wodurch die Umwandlung von Intelligenz in Weisheit und von Emotion in Liebe beschleunigt wurde. Als Buddha die Erleuchtung erlangt hatte, brachte er eine Flut von Licht in das Leben und in die Probleme der Welt; er verkündigte die vier edlen Wahrheiten. Seine Jüngergruppe errichtete ein Wahrheitsgebäude, das (durch die Kraft kollektiven Denkens) die Menschheit mit Licht überflutete.

2. Die Botschaft Buddhas brachte dem Menschen zum ersten Male die Ursache seiner ständigen Unzufriedenheit und Unlust zu Bewusstsein, denn er kam zu der Erkenntnis, dass der Weg zur Befreiung nur durch Loslösung, Gemütsruhe und Unterscheidungskraft gefunden werden kann. Wer diese Qualitäten erlangt hat, wird bald vom Rad der Wiedergeburt frei werden.

3. Aufgrund der Botschaft Christi entwickelten sich im Menschheitsbewusstsein drei Grundgedanken:

a. Die Wertschätzung des Einzelmenschen und die Notwendigkeit, eigene Anstrengungen zu machen.

b. Die günstige Gelegenheit, die der Menschheit geboten werden [412] soll, um einen gewaltigen Schritt vorwärtszukommen und die neue Geburt oder erste Einweihung zu erlangen.

c. Die Frage, in welcher Weise dieser nächste Schritt erfolgen sollte, der für uns in die Worte gefasst wurde: «Du sollst den Nächsten lieben wie Dich selbst.» Individuelle Anstrengungen, günstige Gelegenheit für Gruppen und die Anerkenntnis der Wesensgleichheit aller Menschen - das ist die Botschaft Christi.

Die Botschaft Buddhas zeigt uns die drei Mittel oder Wege, wie die Persönlichkeit so geändert und vervollkommnet werden kann, dass sie die Gottnatur bewusst zum Ausdruck bringt. Durch Loslösung wird das Gehirnbewusstsein (das physische Werkzeug für das Erkennen innerer Ursachen) von sinnlichen Dingen und von den Verlockungen der niederen Natur abgelenkt oder weggezogen. Die Loslösung besteht eigentlich darin, dass man den Gehirnzellen einen neuen Rhythmus aufzwingt und angewöhnt, so dass das Gehirn auf sinnliche Reize überhaupt nicht mehr reagiert. Durch Leidenschaftslosigkeit (Gemütsruhe) wird die Gefühlsnatur unempfänglich für die Lockkraft der Sinne; Wünsche und Begierden können die Seele von ihrer rechtmässigen Aufgabe nicht mehr abhalten. Durch das Unterscheidungsvermögen lernt der Intellekt, das Gute, das Schöne und das Wahre auszuwählen und damit das «Ich-Gefühl» auszumerzen; dieses Sich-Identifizieren mit der Persönlichkeit ist für die grosse Mehrheit der Menschen charakteristisch. Die Persönlichkeit (das niedere Selbst) hält so viele in Knechtschaft. Dieses Bewusstsein muss verschwinden. Wenn diese drei Geisteshaltungen in der richtigen Weise gepflegt und vernünftig angewendet werden, bringen sie die Persönlichkeit in die rechte Ordnung, führen zur Weisheit und bereiten den Jünger auf eine Einweihung vor.

Dann folgt das Wirken Christi. Es äussert sich in der Weise, dass man den Wert des Mitmenschen erkennt und versteht und dass man eigene Anstrengungen macht, um frei und erleuchtet zu werden, mit dem Ziel, in der menschlichen Gemeinschaft guten Willen zum Ausdruck zu bringen. Wir lernen uns zu vollenden, um etwas zu haben, womit wir die Gemeinschaft bereichern können. Das ist das erste Ergebnis des wirkenden Christus-Prinzips im Leben des Einzelmenschen. In der Herrlichkeit der Seele, die (gleich der aufgehenden Sonne) die Dunkelheit verscheucht und die niedere Natur [413] durchstrahlt, schwindet die Persönlichkeit dahin. Das ist das zweite Ergebnis, und zwar die Auswirkung einer Gruppentätigkeit. An die zukünftigen Eingeweihten ergeht der Mahnruf: Als Mitarbeiter einer Gruppe denk nicht an dein kleines Selbst; vergiss es! Geh durch das Tor der Einweihung mit deiner Gruppe und lass dein Persönlichkeitsleben aufgehen im Leben der Gruppe (Gemeinschaft).

Das dritte und letzte Ergebnis des Wirkens Christi besteht darin, dass wir uns mit dem Ganzen identifizieren (oder als eins erkennen). Individualität (das höhere Selbst), Einweihung und Einswerden - mit diesen Begriffen kann die Botschaft Christi zusammengefasst werden. Als er auf Erden weilte, sagte er: «Ich und mein Vater sind eins»; das ist die Quintessenz seiner Botschaft. Durch Einweihung erkenne ich (der einzelne) die Wesensgleichheit mit der Gottheit. Daraus ergibt sich also:

1. Buddha . . . der Weg (oder die Methode): Loslösung, Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidungsvermögen. Im Englischen: Detachment, Dispassion, Discrimination.

2. Christus . . . das Ergebnis (die Auswirkung): Vollendung der Persönlichkeit, Einweihung, Identifizierung (Einswerden). Im Englischen: Individualism, Initiation, Identification.

Es ist interessant, dass das Wirken Buddhas in Worten zum Ausdruck kommt, die alle mit dem vierten Buchstaben im Alphabet, mit D, beginnen. Das Persönlichkeitsempfinden ist erreicht, die Vierheit ist überwunden; Buddha gab uns den Grund für diese Umwandlung und die Regeln hierfür an. Das Wirken Christi kommt in Worten zum Ausdruck, die mit dem neunten Buchstaben des Alphabets, mit I, beginnen; das ist die Zahl der Einweihung. Das sind keine müssigen Spielereien; alle diese Dinge haben Sinn und Zweck.

Ich habe hier ganz kurz und unzulänglich die Wesensart von zwei grossen und zwei kleineren Annäherungen umrissen. Diese haben die Menschheit auf die dritte grosse Annäherung vorbereitet, welche die neue Offenbarung und damit einen neuen Himmel und eine neue Erde bringen wird. Ich möchte die orthodoxen Theologen fragen, wie sie die Worte «einen neuen Himmel» deuten: Können sie nicht eine völlig neue Vorstellung über die Welt geistiger Realitäten, ja vielleicht sogar über das Wesen Gottes andeuten? Wäre es nicht möglich, dass unsere jetzigen Vorstellungen von Gott als universales Denken, als Liebe und Wille mit einer neuen Idee und Qualität bereichert werden könnten, für die wir bis jetzt noch keinen Namen haben und von der wir uns nicht den geringsten Begriff machen können? Jede der drei derzeitigen Vorstellungen von der [414] göttlichen Natur (Trinität) war für die Menschheit völlig neu, als sie zum ersten Male dargestellt wurde.

Wir können nicht wissen, was die dritte grosse Annäherung der Menschheit bringen wird; jedenfalls werden die Auswirkungen genauso deutlich erkennbar sein wie bei den vorherigen Annäherungen. Die geistige Hierarchie ist seit einigen Jahren der Menschheit nähergekommen. Diese Annäherung hatte zur Folge, dass die grossen Freiheitsideen auftauchten, welche die Herzen der Menschen entzündet haben und für welche die Menschheit jetzt kämpft. In dem Mass, in dem die Mitglieder der Hierarchie uns näherkommen, werden uns die Ideale «brüderliche Gemeinschaft, Kameradschaft, weltweite Zusammenarbeit und Friede (der auf rechten menschlichen Beziehungen beruht)» immer klarer. Wir erschauen im Geist eine neue lebensvolle Weltreligion, ein universales Glaubensbekenntnis, das in seinem grundsätzlichen Idealismus mit der Vergangenheit übereinstimmt, in der Ausdrucksweise jedoch verschieden ist.

Ich habe bereits die Grundwahrheiten aufgezählt. auf die sich die neue Weltreligion gründen wird. Das Thema der kommenden Religion wird das der Grossen Annäherungen sein. Diese Religion wird aufs neue die Liebe Gottes zu den Menschen betonen, wofür diese göttlichen Annäherungen ein Beweis sind, und die Menschheit wird der Aufforderung «Nähere dich Gott, so wird er dir näherkommen» Folge leisten. Die neue Religion wird sich in ihren Riten und Zeremonien mit dem invokativen und evokativen Aspekt geistiger Anrufung befassen.

Der Bittruf der Menschheit nach göttlicher Annäherung erfolgt auf zweierlei Art und Weise: Entweder durch gestammelte stumme Gebete und flehentliche Bitten, oder aber durch eine methodische, klar formulierte Invokation der geistig orientierten Aspiranten, der intelligenten und überzeugten Mitarbeiter, Jünger und Eingeweihten, also all derer, welche die Neue Gruppe der Weltdiener bilden.

Die Wissenschaft der Invokation (Anrufung) und Evokation (Hervorrufung) wird einmal das ablösen oder ersetzen, was wir heute «Gebet» und «Gottesdienst» nennen. Niemand möge sich durch die Bezeichnung «Wissenschaft» beunruhigt fühlen. Es geht hier nicht um eine kalte und gefühllose Verstandessache, sondern um die kluge und zweckmässige Zusammenfassung geistiger Energie und der Kraftströme der Liebe. Sobald diese stark genug sind, werden sie bei den geistigen Helfern eine Resonanz auslösen, so dass (415) diese wieder offen unter Menschen wandeln können. Auf diese Weise wird zwischen der Menschheit und der geistigen Hierarchie eine enge Beziehung und eine dauernde Verbindung zustande kommen.

Es dürfte wohl einleuchten, dass die Menschheit, die sich durch ihre fortgeschrittensten Vertreter auf die nächste grosse Annäherung vorbereitet, mit Vertrauen (bei den grossen Massen) und mit Überzeugung (seitens der Wissenden und der Neuen Gruppe der Weltdiener) die bereits genannten Thesen akzeptieren muss:

1. Die Tatsache eines transzendenten Gottes.

2. Die Beziehungen des Menschen zum immanenten Gott.

3. Die Tatsache der Unsterblichkeit.

4. Die brüderliche Verbundenheit der Menschen (die Ausdrucksverleihung der Gottnatur).

5. Die Tatsache, dass es einen Weg zu Gott gibt.

6. Die geschichtliche Tatsache zweier grosser Annäherungen und die Möglichkeit einer dritten, bald bevorstehenden Annäherung.

Gerade hier können die erneuerten Kirchen ihre Anstrengungen verstärken; sie sollten aufhören, die äussere und sichtbare Form zu verewigen, sondern anfangen, sich mit der Realität zu befassen, die allen Dogmen und Doktrinen zugrunde liegt. Auf diese innere Zuversicht oder Sicherheit muss sich der Mensch einstellen. Eine Untersuchung der obigen Thesen dürfte ergeben, dass diese von einer überwältigenden Mehrheit der Massen hoffnungsvoll und sehnsüchtig akzeptiert werden, allerdings ohne klares Verstehen; und eine ständig zunehmende Minderheit akzeptiert sie auch, aber mit bewusster innerer Überzeugung, als Ergebnis eigener Erfahrung. Zwischen diesen beiden Extremen befindet sich eine grosse Gruppe von Zweiflern; sie gehören nicht zu den unintelligenten Massen, auch sind sie weder Okkultisten, noch Mystiker oder gar Aspiranten. Sie zweifeln und möchten überzeugt werden; sie weisen den blossen Glauben als Dummheit oder Geistesarmut zurück, sehnen sich aber nach einem Ersatz; sie ragen aus der grossen Masse heraus und erweitern ständig ihren Bewusstseinsbereich dadurch, dass sie geistige Techniken befolgen; schliesslich finden sie ihren Standort unter jenen, die mit Paulus sagen können: «Ich weiss, an wen ich glaube.» Gerade mit diesen Techniken sollte sich die wahre Religionslehre in erster Linie befassen.

Wenn wir unseren Blick auf die Welt von morgen richten und [416] uns fragen, worauf sich der Glaube der Menschheit stützen sollte und welches Glaubensgebäude von den Wissenden für den religiösen Geist der Menschen errichtet werden wird, dann zeigen sich uns drei weitere fundamentale Wahrheiten, die zu den bereits geoffenbarten hinzukommen müssen:

1. Die bewiesene Existenz einer geistigen Hierarchie, deren Lebenszweck das Wohl der Menschheit ist. Die Mitglieder der Hierarchie gelten anerkanntermassen als die Treuhänder des göttlichen Plans, welche die göttliche Liebe zum Ausdruck bringen.

2. Die Wissenschaft der Invokation und Evokation entwickelt sich als Mittel und Methode, um dem Göttlichen näherzukommen. Gebet (seit undenklichen Zeiten der religiöse Kult der Massen) und Meditation (die Methode der Mystiker und Okkultisten) sind nur die Vorstufen dieser neuen Wissenschaft; und was man unklar «Verehrung» nennt, ist das Bestreben einer Gruppe oder Gemeinschaft, der geistigen Hierarchie in irgendeiner Form näherzukommen. Diese Hierarchie entfaltet unter der Führung Christi eine rege und wirksame Tätigkeit, und sie ist durch ihre fortgeschrittensten Mitglieder mit dem höchsten geistigen Zentrum (Shamballa) verbunden. In ganz ähnlicher Weise besteht eine Verbindung zwischen Menschheit und Hierarchie durch hochentwickelte, geistig eingestellte Menschen.

3. Es setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass die unzähligen Sterne, Sonnensysteme und Planeten die Manifestationskörper (oder Erscheinungsformen) grosser geistiger Lebewesen sind und dass zwischen diesen verkörperten Lebenseinheiten eine genauso wirkliche und wirksame gegenseitige Beziehung besteht wie unter den Gliedern der menschlichen Familie.

Die geistige Hierarchie des Planeten, die Fähigkeit der Menschheit, mit diesen Grossen Seelen in Berührung kommen zu können und mit ihnen zusammenzuarbeiten, und das Vorhandensein einer grösseren Hierarchie geistiger Energien (von der unsere planetarische nur ein winziger Teil ist) - das sind die drei Wahrheiten, auf denen die kommende Weltreligion aufgebaut werden kann.

Ein Verbundensein mit Gott durch Christus - das war seit jeher die Lehre der geistigen Führer der Welt, ganz gleich welchen Namen man ihnen gab. In der Zukunft werden wir dem innersten Lebenskern der Realität mit grösserem Verständnis näherkommen, und wir werden die bisher nur unklar empfundene Beziehung viel [417] deutlicher wahrnehmen und erkennen. Wir werden wissen und verstehen. Wir werden nicht bloss glauben und hoffen und zu begreifen suchen. Wir werden ganz offen von der Hierarchie und ihren Mitgliedern und von ihrem Wirken sprechen. Die hierarchische Natur aller geistigen Lebewesen und die Tatsache, dass es eine grosse «Kette von Hierarchien» gibt, die alle Reiche umspannt, angefangen vom Mineralreich über das Menschenreich und Reich Gottes bis zu den entferntesten geistigen Gruppen: das wird Bedeutung gewinnen und betont werden. Dann wird für die geistigen Lebewesen der sogenannte «Weg der höheren Evolution» frei werden. Diesbezüglich wurde in den letzten beiden Jahrhunderten viel bekanntgegeben. Hunderttausende anerkennen bereits die tatsächliche Existenz der Hierarchie, auch wenn sie von den Orthodoxen noch immer verleugnet wird. Die Allgemeinheit hat von der Existenz der Meister schon gehört; die einen akzeptieren leichtgläubig all die wertlosen und unsinnigen Mitteilungen, die heutzutage von vielen in Umlauf gebracht werden, die anderen kämpfen leidenschaftlich gegen die Verbreitung dieser Lehre. Einige prüfen unvoreingenommen, ob die Lehre vielleicht doch wahr ist und ob man die vorgeschlagenen Methoden befolgen sollte in der Hoffnung, dass sich die Hypothese als Tatsache herausstellt. Die Anzahl dieser Menschen nimmt ständig zu, ebenso ihr Beweismaterial, das vom Glauben zum Wissen führt. So viele kennen schon die Wahrheit; so viele angesehene und ehrenwerte Leute arbeiten bewusst mit den Mitgliedern dieser Hierarchie zusammen, dass selbst die kirchlichen Anfeindungen und die spöttischen Kommentare der Verstandesmenschen nutzlos und vergeblich sind. Was orthodoxe Theologen und Doktrinäre anzubieten haben, befriedigt den intelligenten Sucher nicht mehr und beantwortet auch nicht seine Fragen; er verlegt seine Pflichten und ethischen Grundsätze in umfassendere geistige Bereiche. Er löst sich von der doktrinären Autorität, um eigene direkte geistige Erfahrungen zu gewinnen; so kommt er durch den Kontakt mit Christus und seinen Jüngern (den Meistern) - unter den unmittelbaren Einfluss der geistigen Autorität.

Wir kommen zum zweiten Punkt, zur Wissenschaft der Invokation und Evokation. Auch darin machen wir Fortschritte, denn wir stossen immer mehr in den Bereich gedanklichen Verstehens vor. Die bisherige Art des Betens, die meistens nur darauf [418] ausgeht, einen Wunsch erfüllt zu bekommen, hat schon seit langem die Gebildeten gestört. Ebenso hat die Meditation, wie sie in Ost und West gelehrt und geübt wird, wegen ihrer Unklarheit Unruhe und Ablehnung hervorgerufen, weil dabei eine egoistische Tendenz (persönliche Befreiung und persönliches Wissen) verfolgt wird. Die heutige Zeit verlangt Gruppenarbeit, Gemeinwohl, Gruppenwissen, Gruppenkontakt mit dem Göttlichen, Errettung der Gemeinschaft, Gruppenverstehen und eine Gruppenbeziehung zu Gott und der geistigen Hierarchie. All das zeigt einen Fortschritt an.

Über die zukünftigen Entwicklungen in dieser Richtung sagte ich im Buch «Die Wiederkunft Christi» folgendes:

«Diese neue invokative Tätigkeit wird der Grundton der kommenden Weltreligion sein und wird in zwei Abschnitte zerfallen. Zuerst kommt die invokative Tätigkeit der grossen Massen überall, die von geistig eingestellten Personen (womöglich in Kirchen unter einer aufgeklärten Geistlichkeit) geschult werden, damit die Menschen die Tatsache annehmen, dass sich geistige Energien nähern, die in Christus und seiner geistigen Hierarchie ihren Brennpunkt haben. Die Massen werden ferner belehrt werden, wie sie ihr Verlangen nach Licht und Befreiung und Verstehen in Worte kleiden können. Des weiteren wird eine wirksame Invokationsarbeit von jenen erfahrenen Persönlichkeiten geleistet werden, die ihr Denken durch richtige Meditation geschult haben, welche die grosse Wirkungskraft von Gebetsformeln, Mantrams und Invokationen kennen und bewusst anwenden. Sie werden in zunehmendem Masse gewisse grosse Wortformeln verwenden, die später der Menschheit gegeben werden sollen, genauso, wie Christus das «Vaterunser» bekanntgab und die Hierarchie die Grosse Invokation zum Gebrauch in der heutigen Zeit herausgab.»

Diese neue Religionswissenschaft, zu deren Verständnis Gebet, Meditation und Ritual die Menschheit vorbereitet haben, wird ihre Anhänger darin ausbilden, dass diese alljährlich zu bestimmten Zeiten das stimmhaft geäusserte Verlangen der Erdenbürger nach näherem Kontakt mit Gott und engeren geistigen Beziehungen zueinander feierlich vortragen. Diese religiöse Praxis wird, in richtiger Weise ausgeführt, bei der erwartungsvollen Hierarchie und ihrem Oberhaupt Christus eine Rückwirkung auslösen. Durch diese Rückwirkung wird sich der Glaube der Massen allmählich zur Überzeugung von Wissenden umwandeln. Solcherart werden die [419] Volksmassen umgewandelt und vergeistigt werden; die beiden grossen göttlichen Energiezentren oder -gruppen - die Hierarchie und die Menschheit - werden in vollständiger Verschmelzung und Einheit miteinander zu arbeiten beginnen. Dann wird das Reich Gottes wirklich und wahrhaftig auf Erden wirksam tätig sein.

Es ist einleuchtend, dass nur die grossen Umrisse der neuen Weltreligion angedeutet werden können. Die Erweiterung des menschlichen Bewusstseins, die als Folge der kommenden Grossen Annäherung (Christi) eintreten wird, wird die Menschheit befähigen, nicht nur ihre Beziehungen zum geistigen Lebenszentrum unseres Planeten, dem «Einen, in dem wir leben, weben und sind», zu begreifen, sondern auch einen flüchtigen Blick gewähren über die Beziehung unseres Planeten zu dem Kreis planetarischer Lebenszentren, die innerhalb des Sonnensystems ihre Bahnen ziehen; ja diese Bewusstseinserweiterung wird auch einen Einblick in noch viel grössere Einflussbereiche gestatten, die mit unserem Sonnensystem in Berührung kommen, während es in den Himmelsräumen (durch die zwölf Sternbilder des Tierkreises) seine Bahnen zieht. Astronomische und astrologische Forschung hat diese Wechselbeziehungen und Einflüsse aufgedeckt, doch sind noch immer Spekulationen und viele unsinnige Behauptungen damit verknüpft. Die Kirche hat diese Wechselbeziehungen stets anerkannt, und die Bibel hat dafür Zeugnis abgelegt. «Von ihren Bahnen her kämpften die Sterne gegen Sisera.» (Richter 5, 20) «Wer kann dem wonnigen Einfluss der Plejaden widerstehen?» (Hiob 38, 31) Viele andere Bibelstellen unterstützen diese Behauptungen von Wissenden. Viele Daten von Kirchenfesten wurden mit Beziehung zu Mondphasen oder Tierkreis-Konstellationen festgelegt; ein genaueres diesbezügliches Studium wird die Richtigkeit dieser Aussage beweisen. Wenn das Ritual der neuen Weltreligion allgemein festgelegt werden wird, dann wird auch die Konstellation von Himmelskörpern als bedeutsamer Faktor berücksichtigt werden.

Die Festlegung bestimmter grosser Festtage in Beziehung zum Mond und in geringerem Grade zu den Gestirnen des Tierkreises wird die innere Kraft der Invokation vertiefen und das darauffolgende Einströmen der aufgerufenen Energien verstärken. Die wahre Wirkung hinter jeder Invokation beruht auf der Macht der Gedanken, sie liegt im besonderen in der telepathischen Natur, Wechselbeziehung und Art der Gedanken. Das geeinte invokative Denken der Massen und das konzentrierte, zielgerichtete Denken der Neuen Gruppe der Weltdiener bilden einen Energiestrom, der [420] ausgesendet wird. Dieser Strom erreicht auf telepathischem Weg jene grossen geistigen Wesen, die für solche anstürmenden Gedankenimpulse empfänglich sind und darauf reagieren. Deren Reaktion oder Antwort besteht im Aussenden von geistiger Energie, die - nach Umwandlung in Gedankenenergie - den Weg zur Menschheit nimmt. Diese Energie stösst nun in das Denken der Menschen, überzeugt sie und bringt ihnen Inspirationen und neue Enthüllungen. So ist es stets in der Geschichte der geistigen Entwicklung in der Welt gewesen, und auf solche Weise ist es auch zur Niederschrift der heiligen Bücher der Weltliteratur gekommen.

Zweitens wird die Einführung einheitlicher Rituale in den Weltreligionen allen Menschen in der Welt darin helfen, ihr Werk gegenseitig zu stärken und kraftvoll die Gedankenströme zu steigern, die zu den in Erwartung stehenden geistigen Helfern hingelenkt werden. Jetzt hat die christliche Religion ihre grossen Feste, der Buddhist hält seine geistigen Feiertage zu anderen Zeiten, und der Hindu hat wieder eine andere Liste heiliger Tage. Wenn die Welt in der Zukunft neu organisiert wird, dann werden alle Menschen, die eine Neigung und einen Sinn für geistige Dinge haben, allerorten dieselben heiligen Tage halten. Dies wird eine Konzentration geistiger Hilfsquellen und ein gemeinsames geistiges Bemühen zur Folge haben, und dazu kommt noch die gleichzeitig gesprochene Invokation. Die Wirkungskraft dieser Faktoren wird ganz offensichtlich sein.

Ich möchte die Möglichkeiten solcher geistigen Ereignisse andeuten und versuchen, den Charakter der künftigen, von der ganzen Welt gehaltenen Festtage vorauszusagen. Alljährlich wird es drei grosse Feiern geben, die in drei aufeinanderfolgenden Monaten stattfinden und daher während des Jahres zu einer länger anhaltenden geistigen Anstrengung und Aktivität führen, die auch den Rest des Jahres beeinflussen. Es werden dies die folgenden Festtage sein:

1. Das Osterfest. Dies ist der Festtag des auferstandenen, lebendigen Christus, des Lehrers aller Menschen und des Oberhauptes der geistigen Hierarchie. Christus ist der Ausdruck der Liebe Gottes. An diesem Tag wird die von ihm geführte und geleitete geistige Hierarchie anerkannt und das Wesen der göttlichen Liebe nachdrücklich betont werden. Das Datum dieses Festes wird stets vom ersten Frühlingsvollmond bestimmt; es ist das grosse Fest des Westens und aller Christgläubigen.

2. Das Wesak-Fest. Dies ist der Festtag Buddhas, des geistigen Vermittlers [421] zwischen dem höchsten spirituellen Zentrum Shamballa und der Hierarchie. Buddha ist der Ausdruck der Weisheit Gottes, die Verkörperung des Lichtes und der Verkünder der Absichten Gottes. Dieses Fest wird alljährlich auf den Vollmondtag im Mai festgelegt, wie es jetzt der Fall ist. Es ist das grosse Fest im Osten.

3. Das Fest des guten Willens. An diesem festlichen Tag wird man des in der Menschheit lebendigen Geistes gedenken, der sich zu Gott hinsehnt und versucht, mit Gottes Willen in Einklang zu kommen. Dieses Fest ist der Bezeigung rechter menschlicher Beziehungen geweiht und fällt jährlich auf den Juni-Vollmondtag. Es wird ein Tag sein, an dem man die geistige und göttliche Natur im Menschen anerkennen wird. Seit zweitausend Jahren repräsentiert Christus an diesem Festtag die Menschheit; er steht an der Spitze der Hierarchie und im Angesicht von Shamballa als der Gott-Mensch, der Führer seiner Getreuen und als «der älteste in einer grossen Familie von Brüdern» (Römer 8, 29). In jedem Jahr hat er an diesem Tag vor der versammelten Hierarchie die letzte Predigt Buddhas feierlich gesprochen. Dieses Fest wird daher eine Feier tiefer Invokation und Bitten sein, eine Feier fundamentalen Strebens nach Gemeinschaftsgeist, nach menschlicher und geistiger Einheit; es wird dem menschlichen Bewusstsein die Auswirkung des Heilswerkes von Buddha und Christus vor Augen halten.

Diese drei Feiertage werden bereits in der ganzen Welt gefeiert, obwohl sie noch nicht zueinander in Beziehung gebracht sind; sie bilden ein Teilstück der geistigen Annäherung an Gott, die von der geeinten Menschheit erstrebt wird. Es wird die Zeit kommen, da man in der ganzen Welt alle drei Feste zur gleichen Zeit halten wird; mit deren Hilfe wird eine grosse geistige Einheit erzielt werden, und die Auswirkungen der Grossen Annäherung - die uns jetzt so nahe bevorsteht - werden durch den vereinten Anruf der ganzen Menschheit dieses Planeten gefestigt werden.

Die anderen Vollmondtage werden Anlass zu kleineren Feiern sein, doch werden auch diese als sehr bedeutsam erkannt werden; sie werden ins menschliche Bewusstsein die göttlichen Attribute einpflanzen, so, wie es an den drei grossen Festtagen mit den drei [422] göttlichen Aspekten geschieht. Diese Aspekte und Eigenschaften Gottes werden durch ein genaues Studium über die Art und Kraft eines bestimmten Sternbildes oder von Konstellationen, die jene Festmonate beeinflussen, erschlossen und näher bestimmt werden. So wird z.B. das Zeichen des Steinbocks (im Dezember) unsere Aufmerksamkeit auf die erste Einweihung hinlenken - die Geburt Christi im Innern des Herzens - und auf die Schulung hinweisen, die notwendig ist, um im Leben des einzelnen Menschen dieses grosse geistige Ereignis herbeizuführen. Ich führe dieses Beispiel an, um die Möglichkeiten für die geistige Entfaltung anzudeuten, die uns ein rechtes Verstehen dieser Sterneinflüsse vermitteln kann, und um die alten Glaubensbekenntnisse dadurch aufs neue zu beleben, dass man deren grosse und unvergängliche Beziehung zueinander erweitert.

Wir haben daher folgendes Bild:

Shamballa: der Willensaspekt Gottes, Mai-Vollmond (Stier), Wesak

Hierarchie: der Liebesaspekt Gottes April-Vollmond (Widder) Ostern

Menschheit: göttliche Intelligenz, guter Wille, Juni-Vollmond (Zwillinge)

Die übrigen neun Vollmonde haben mit den göttlichen Wesensmerkmalen und deren Entfaltung in der Menschheit zu tun.

So werden die zwölf Festtage im Jahr eine Offenbarung der Göttlichkeit sein; sie bieten die Möglichkeit, Beziehungen zu vermitteln, und zwar in erster Linie während der drei Monate mit den drei grossen geistigen Zentren, den Wesensäusserungen der göttlichen Dreieinigkeit. Die kleineren Festtage werden die wechselseitigen Beziehungen zum grossen Ganzen betonen und auf diese Weise die Darstellung von Göttlichkeit aus dem individuellen und persönlichen Rahmen heraus in die universalen Weiten der göttlichen Absichten emporheben; die Beziehungen des Ganzen zum Teil und des Teils zum grossen Ganzen wird dadurch voll zum Ausdruck kommen.

Die Menschheit wird also die geistige Machtfülle der Hierarchie des Reiches Gottes anrufen; die Hierarchie wird diesen Anruf erhören, und dann werden sich Gottes Pläne auf Erden verwirklichen. Von einer höheren Ebene aus wird die Hierarchie das «Zentrum, wo der Wille Gottes thront», anrufen, also Gottes Ratschluss oder Absicht erbitten. Auf diese Weise wird der Wille Gottes durch Liebe verwirklicht und mit Intelligenz offenbar gemacht werden; dafür ist die Menschheit reif, und darauf wartet die Erde.

Faktoren in der Weltsituation

April 1944

Schon seit vielen Jahren wende [423] ich mich zum Wesak-Fest an die Weltaspiranten. Immer wieder habe ich darauf hingewiesen, dass jetzt eine enge Beziehung zwischen der Menschheit und der Welt der Seelen geschaffen wird. Immer wieder habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass jetzt nach dem Gesetz der Evolution gewisse grosse Fusionen oder Grosse Annäherungen erfolgen. Ich habe ferner angedeutet, dass die derzeitige Aktivität unseres planetarischen Logos innerhalb der planetarischen Einflusssphäre gewisse grössere Reformen mit sich bringt, die hauptsächlich die Menschheit betreffen. Ich habe auf die Dringlichkeit des hereinkommenden Lebensstromes hingewiesen, der Spannungen erzeugt, geistige Erkenntnisse von weitreichender Art hervorbringt, der falsche Götter und Normen stürzt, und der veraltete erstarrte Auslegungen (sogenannte Doktrinen) der geistigen Realitäten beseitigt. Dadurch wird der Weg zu einer neuen und einfachen Erkenntnis der Gottnatur frei; und diese Erkenntnis wird den Bedürfnissen auch der gebildeten Kreise gerecht werden. Ich habe gesagt, dass sich die östliche und die westliche Gedankenwelt vereinigen sollten und dass die grossen Zivilisationen, die sich unter dem Einfluss von Sri Krishna, Buddha und Christus entwickelt haben, einander näherkommen müssten. Ich sagte auch (und versichere es hier von neuem), dass der Kommende diese Vereinigung ermöglichen und wirksam machen wird. Dieses Ereignis wird weltweite Anerkennung hervorrufen.

Ich habe auch behauptet, dass die Geschichte der Menschheit jetzt wieder einen Höhepunkt erreicht. Während dieser Zeit sind die Herren des Karma ausserordentlich aktiv. Das Gesetz von Ursache und Wirkung zeigt uns die Folgen früherer Tätigkeiten, es bringt die innersten Gedanken und geheimen Impulse ans Licht und erzwingt die Strafe und den geplanten Reinigungsprozess für eine geschichtliche Epoche. Als er, dem alle Jünger dienen, vor zweitausend Jahren auf Erden weilte, sagte er voraus, dass alle geheimen Dinge offenbar werden würden. Dadurch, dass das Gute und das Böse zum Vorschein kommen, werden die Menschen Wissen und Klarheit erlangen; sie werden gezwungenermassen jene Massnahmen treffen, die für den Aufbau einer neuen und besseren Welt [424] erforderlich sind. Das Fundament dieser Welt muss das Gesetz der Liebe sein, nicht das des Separatismus und des Hasses. Und dieser Durchbruch zum Guten ist jetzt im Gang.

Ich sagte auch, dass sich die Kräfte des Lichtes der Erde nähern und dass auch die Hierarchie der Menschheit immer näherkommt.

Diese grundsätzlichen Projekte und Entschlüsse der geistigen Welt haben - nach dem Gesetz der Aktion und Reaktion - bei den Kräften des Bösen (auf unserem Planeten) eine schnellere Reaktion ausgelöst als bei der Menschheit. Gewisse grosse Kräfte oder verkörperte Energien der Finsternis und des Bösen schlossen sich zusammen und unternahmen die (wie sie glaubten) notwendigen Schritte, um die Menschheit daran zu hindern, auf dem Weg zum Licht voranzukommen. Sie bedienten sich dabei der Schwächen und egoistischen Interessen der Menschen. So wie das Gute die im Menschen ruhenden guten Eigenschaften wecken, beleben und zum Ausdruck bringen kann, genauso kann das Böse bei innerlich schwachen, bei nicht Denkenden und gefühlsbetonten Menschen noch mehr Bosheit und Schlechtigkeit wachrufen und aktivieren. Die Kräfte des Lichts suchen nur auf die menschlichen Seelen einzuwirken. Lügen, falsche Lehren, üble Propaganda, Nervenkrieg und ständiges Angstmachen, das Organisieren von Gruppen und Einzelmenschen zu dem Zweck, Rechtschaffenheit auszuhöhlen und die Wahrheit zu entstellen - alle diese Dinge stellten sich rasch ein und wurden Tatsachen. Grosse und fundamentale Wahrheiten wurden verdreht, um die Absichten und Ziele der Übeltäter zu fördern.

So wurde z.B. die Doktrin der Herrenrasse so ausgelegt, dass die deutsche Nation und Kultur allen anderen im Westen überlegen sei; und in der östlichen Hemisphäre wurde die Gottnatur der Himmelssöhne (der japanischen Rasse) betont und geltend gemacht. Die irregemachten Massen beider Nationen wurden zu dem Glauben verleitet, dass sie die grosse und geistige Aufgabe hätten, die Welt zu beherrschen.

Das war die erste Auswirkung der Annäherung des Reiches Gottes an die Erde, oder richtiger: an die physische Ebene. Im Reich Gottes werden Menschen aller Rassen ihre Gottnatur manifestieren, denn es ist die gemeinsame Heimat aller; dort gibt es keine separaten Nationalitäten.

[425] Die Kräfte des Bösen suchten nach jenen Führern und Gruppen, die - im Gegensatz zu den geistigen Führern der Menschheit - die materialistischen Bestrebungen verkörpern sollten. Sie nahmen Besitz (Dieser Ausdruck ist wohlüberlegt) von den bösen Männern, welche die Achsenmächte anführten: Hitler, Tojo, Goebbels, Ribbentrop, Himmler und - in viel kleinerem Grade - Mussolini, Hess, Göring und andere. Sie überwältigten völlig das Sinnen und Trachten dieser Männer, deren Ambition und sadistische Neigungen ohnedies schon anomal waren. Ihr fragt vielleicht, wer denn «sie» (die Kräfte des Bösen) eigentlich sind. Ich meine damit jene intelligenten, üblen, lieblosen und gehässigen Individualitäten, die für die gewissenlosen Egoisten und Materialisten in der Welt das sind, was die unter der Führung Christi wirkenden Meister für die ringenden und strebenden Menschen sind. Die Macht dieser üblen Kräfte ist ungeheuer, denn sie haben keine Hemmungen, sie kennen keinen Anstand und kümmern sich nicht um menschliche Grenzen; sie wirken durch Gewalttätigkeit, Zwang, Grausamkeit, Hass, Schrecken und Lügen; sie sind bestrebt, das menschliche Bewusstsein zu unterjochen durch völlige Beherrschung des menschlichen Denkens, durch Verhindern des Guten und Rechten und durch Verbreiten von Übel und Elend. Sie stimulieren die Gehirne der Menschen mit Hilfe ihres unheilvollen magischen Wissens; ich meine das wörtlich und physisch. Die Grosse Weisse Loge, die unter der Inspiration Christi und Shamballas wirkt, ist zwangsläufig gewissen geistigen Einschränkungen unterworfen. Zwang ist nicht gestattet; das Denken der Menschen muss frei bleiben und darf nicht behindert werden. Dagegen ist die Stimulierung der menschlichen Seelen gestattet, denn dadurch erhalten die Menschen den inneren Antrieb, Liebe und gegenseitiges Verstehen zum Ausdruck zu bringen; und das führt zu rechten menschlichen Beziehungen. Diese geistigen Einschränkungen verzögern beträchtlich den Fortschritt der Lichtkräfte; so ist z.B. die lange Dauer des Krieges zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass die Armeen des Herrn nicht fähig oder bereit waren, solche Verbrechen zu begehen, wie sie von den Achsenmächten veranlasst und verübt wurden. Die physischen Aktionen der Lichtkräfte respektieren gewisse Grenzen, und davon profitieren die Kräfte des Bösen ständig. Die Bombardierung von Städten und dichtbesiedelten Gebieten wurde von Hitler begonnen und hätte, wenn er es gewollt hätte, sofort wieder eingestellt werden können.

Ich möchte noch [426] auf einen weiteren Gesichtspunkt hinweisen. Diese von den Lichtkräften respektierten Einschränkungen haben auch eine unerwünschte Auswirkung bei unintelligenten und wohlmeinenden Personen, vor allem bei gefühlsbetonten Menschen, die das Gesetz der Liebe auf ihre Art auffassen und auslegen. Die alliierten Nationen, die für die Freiheit und Befreiung der Menschheit kämpfen, die also nach dem (richtig verstandenen) Gesetz der Liebe handeln, können nicht die grausamen Methoden der Deutschen und der Japaner anwenden: Folterungen, Aushungerung, Lügenpropaganda, Misshandlung von Gefangenen und systematische Verbreitung von Angst und Schrecken. Solche Methoden sind nach den Vorschriften der Menschheitsbrüder nicht erlaubt. Das kann von einem rein physischen Gesichtspunkt aus als Nachteil für die «Armeen des Herrn» ausgelegt werden. Eben diese richtige Geisteshaltung der Lichtkräfte hat bei den Beschwichtigern und Pazifisten eine unerwünschte Wirkung; diese Leute möchten den Krieg aus humanitären Gründen und aus Liebe zu den Formen, durch die sich die Menschheit betätigt, sofort beenden.

In ihrer wohlgemeinten Blindheit würden sie die Zukunft der Menschheit und das Leben von Millionen Menschen zu einem späteren Zeitpunkt opfern, nur um jetzt Ruhe zu haben. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass die Kräfte des Bösen jetzt vernichtet werden müssen. Die führenden Übeltäter müssen von ihren hohen Positionen vertrieben werden. Wenn den künftigen Generationen Wohlergehen und ein glückliches Leben in einer neuen Ordnung zuteil werden sollen, dann ist die völlige Vernichtung jener Männer, die für die Greueltaten verantwortlich sind, eine absolute Notwendigkeit, ja sogar eine Pflicht. Ein einstweiliges Ende des Krieges würde den Kräften des Bösen nur willkommen sein und ihnen die Zeit geben, sich neu zu organisieren; und der zukünftige Krieg würde bei weitem schlimmer sein als der jetzige. Das ist der Standpunkt des wahren und einsichtsvollen Menschenfreundes, und das ist auch die Meinung der Hierarchie. Die Hierarchie steht fest auf der Seite derer, die den Kampf bis zur Entscheidung verlangen; sie begründet dies damit, dass dadurch letzten Endes Millionen Menschenleben gerettet werden und gewisse grundsätzliche geistige Werte erhalten bleiben.

Der ganze Sachverhalt ist in geistiger Hinsicht viel ernster, als [427] ihr wissen könnt. Die Aufgabe der Hierarchie wird nicht nur durch die Einschränkungen, die den Lichtkräften auferlegt sind, erschwert, sondern auch durch die Aktionen jener einfältigen Kleinbürger, die - ohne geistigen Weitblick - nicht sehen, was alles in Zukunft sich daraus ergeben könnte, wenn der Krieg ohne eine klare Entscheidung beendet würde; sie würden die Kinder der kommenden Generationen opfern, nur um das Leben der jetzigen Generation zu erleichtern. Die Arbeit der Hierarchie wird durch die Denkweise jener kurzsichtigen und egoistischen Menschen erschwert, die zwar nicht grausam sind, aber dumme und törichte Gedanken in Umlauf bringen. Diese Leute treten in den Parlamenten und kirchlichen Versammlungen der verbündeten Nationen dafür ein, den Krieg zu beenden, bevor der Endsieg errungen ist und bevor die Feinde der Menschheit in die Knie gezwungen wurden und demütig um Gnade und Frieden gebeten haben. Sie sehen das Ende ihrer bisherigen Geschäftsmethoden kommen; sie sehen die vertrauten Kennzeichen eines komfortablen Lebens dahinschwinden; sie suchen sich den Auswirkungen des Krieges zu entziehen; oder sie sagen, dass sie das allgemeine Leid nicht länger mit ansehen können und daher aus Mitleid den sofortigen Frieden verlangen. Andere vertreten den isolationistischen Standpunkt und möchten sich deswegen aus diesem unseligen Krieg heraushalten. Wieder andere hassen jene, deren Pflicht es ist, den Krieg bis zu einem erfolgreichen Ende zu führen. Manche sehen ihre ehrgeizigen Pläne durch die kriegsbedingten Veränderungen in der Welt bedroht; ihre Politik ist kurzsichtig und ihr Urteil oberflächlich; sie verbreiten Uneinigkeit und arbeiten denen entgegen, die ein hohes Amt innehaben. Diese Leute verlängern den Krieg, entmutigen die kämpfenden Truppen, untergraben die nationale und militärische Moral und schaffen eine falsche Grundlage für die Aufgaben nach dem Krieg. Von solchen Leuten gibt es viele in jeder Nation, allzu viele in den USA, aber keine in der UdSSR; daher marschieren die Russen siegreich vorwärts.

Wir haben daher in der heutigen Welt:

1. Die Kräfte des Bösen, die sich durch Deutschland und Japan auswirken. Bis heute behaupten sie sich und sind noch nicht geschlagen. Sie terrorisieren die Welt. Innerhalb [428] ihrer nationalen Grenzen haben sie nicht genügend Leute, die Mut, einen klaren Blick und die Fähigkeit haben, klar und unbefangen zu denken, die das Böse hassen und sich an ein erschautes Idealbild halten. In beiden Nationen ist kaum eine Hilfe für die Kräfte des Lichts zu finden. Die Deutschen wurden von Anfang an getäuscht. Eine weitverbreitete, auf Terror gestützte nationale Irreführung deutet auf allgemeine Schwäche, mangelnden Mut und auf eine natürliche Vorliebe für eine bösartige Führung. Seit langer Zeit ist die Tendenz, nach aggressiven, egoistischen und schlechten Grundsätzen geführt zu werden, ein charakteristisches Merkmal der deutschen Mentalität. Dieser negativen Nation mit ihrer arroganten Psychologie (eines der grossen Paradoxe der Zeitalter) muss der Weg zum positiven Guten gezeigt werden; anstatt das Übel einfach hinzunehmen (wie es jetzt der Fall ist), sollte die entschlossene Bereitschaft treten, das Rechtschaffene mutig zu bekennen und dafür einzutreten. Auf bescheidene und einsichtsvolle Art muss der deutschen Nation beigebracht werden, den ihr geziemenden Platz in der Gemeinschaft der Nationen einzunehmen. Die japanische Nation muss trotz ihres hohen Alters in den Zustand der Kindheit zurückkehren; man muss sie (wie die Kinder) lehren, sozial und nicht antisozial zu sein. Es wird noch lange dauern, bis man dieser Nation wirklich Vertrauen schenken kann. Das Problem der italienischen Nation ist nicht grösser als das irgendeiner anderen Nation in der Welt; diese Nation ist ebenso normal wie die alliierten Nationen. Die deutsche Nation und die japanische Rasse befinden sich nicht in einem normalen regulären Zustand; sie müssen durch behutsame und freundliche Behandlung, aber mit fester Entschlossenheit sowie durch auferlegte Erziehungsmassnahmen zur Normalität zurückgebracht werden.

2. Die Kräfte des Lichts. Ich möchte hier eine Impression oder Meinung richtigstellen, die bei Esoterikern besteht. Sie neigen leicht zu der Ansicht, dass diese Worte (die Kräfte des Lichts) so zu verstehen seien, dass die Hierarchie buchstäblich gegen die Achsenmächte kämpfe. Das trifft im physischen Sinn nicht zu. Bekanntlich befasst sich die Hierarchie mit den Seelen der Menschen und sucht jene Denker zu beeinflussen, die aufgrund ihrer geistigen Einstellung und Charakteranlage auf seelische Impressionen reagieren können. Mit den «Kräften des Lichts» meine ich jene aufgeklärten Nationen, auf die das Licht der Freiheit scheint und die sich um jeden Preis weigern, auf dieses Licht zu verzichten. In Deutschland und Japan gibt es [429] keine Freiheit. In geringerem Masse und eine Zeitlang gab es auch in Italien keine Freiheit, aber trotzdem muss man dieses Land zu den aufgeklärten Nationen zählen, denn es konnte auf die Dauer nicht unter Zwang und in Unfreiheit gehalten werden. Die Kräfte des Lichts umfassen jene Nationen, die durch ihre Armeen und Diplomaten - für die Freiheit der Menschheit kämpfen, für die ewigen Menschenrechte, für Gewissensfreiheit und für Meinungsäusserung sowie für die Freiheit der Religion, also für das Recht eines jeden Menschen, selbst darüber zu bestimmen, auf welchem Weg er den geistigen Realitäten näherkommen will. Hinter diesen Nationen steht die Hierarchie. Freiheit ist das angestammte Recht der Menschheit; und freier Wille ist das höchste göttliche Wesensmerkmal.

Da die Massen der Menschheit nur bis zu einem gewissen Grad entwickelt sind, wird der Begriff Freiheit von vielen falsch ausgelegt und missbraucht; dennoch bleibt es ein fundamentales göttliches Prinzip. Und wenn es um Prinzipien geht, kennt die Hierarchie keinen Kompromiss. Hinter den Aktionen der Achsenmächte (den deutschen Massnahmen und der japanischen Aggression) steht kein geistiges Prinzip. Die Macht oder Stärke der Hierarchie steht also nicht hinter irgendwelchen Bestrebungen dieser beiden Nationen.

3. Die Menschheit als Ganzes. Alle Männer, Frauen und Kinder sind von diesem universalen Krieg betroffen und dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Die Auswirkungen erreichen sowohl die einsamsten Dörfer, die ausgedehnteste Wüste und den höchsten Berg als auch die Städte und Ballungszentren aller Nationen. Niemand ist von den Folgen dieser Katastrophe ausgenommen. Die grossen Massen in aller Welt sind die unschuldigen Leidtragenden. Die meisten haben kaum eine rechte Vorstellung, was da eigentlich vor sich geht; sie sehen dieses grosse historische Geschehen von einem rein ich-bezogenen Standpunkt aus, also inwieweit sie dadurch als Einzelmenschen und als Nation betroffen sind. Immer mehr Menschen kommen zu der Erkenntnis, dass dieser Krieg bis zu einem erfolgreichen Ende durchgekämpft werden muss, denn solange noch zwei Nationen (die eine in der westlichen, die andere in der östlichen Hemisphäre) Unheil über zahllose Millionen bringen können, gibt es keinen Frieden, keine Hoffnung und keine rechten Beziehungen zueinander in der Welt. Eine Minderheit erkennt, dass der Krieg die kondensierten Übel ganzer Zeitalter jählings zum Vorschein gebracht hat und dass sich jetzt der Menschheit die Gelegenheit bietet, [430] mit alten Fehlern und Irrtümern aufzuräumen, die tief eingewurzelte Selbstsucht und Bosheit auszurotten und eine neue und bessere Welt einzuleiten. In dieser neuen Welt wird jedermann die Freiheit haben, den Weg zu Gott selbst zu wählen, sich auf seine Art zum Ausdruck zu bringen, in rechten Beziehungen zu anderen zu leben und ein schöpferisches Leben zu führen. Nur ganz wenige wissen, dass dies der Höhepunkt eines uralten Widerstreites zwischen Christus samt der Hierarchie der Meister einerseits und «geistiger Bosheit in höchsten Stellen» andererseits ist. Nur einigen wenigen Wissenden ist genau bekannt, dass die jetzigen führenden Männer dieser unglücklichen Nationen (Deutschland und Japan) Führer in längst vergangenen Zeiten waren, die jetzt wieder den Versuch gemacht haben, über diesen Planeten Unheil zu bringen und die Bestrebungen der Grossen Weissen Loge zu vereiteln.

Tausende von Menschen sind verwirrt und bestürzt; sie ahnen die Wahrheit, aber sie fühlen sich hilflos angesichts der ungeheuren Schreckensherrschaft, die von den in Deutschland herrschenden Männern überall ausgeübt wird. Diese Menschen neigen zu richtigem Denken, sind aber noch immer die Opfer gewissenloser und egoistischer Schurken. Wenn ihr Denken durch eine richtige Darstellung der Situation in rechte Bahnen gelenkt worden ist, werden sie für die Kräfte des Lichts ein mächtiger Zuwachs sein.

Das ist die Situation, in der sich jetzt die Hierarchie und die Menschheit befinden. Die Stärke der Streitkräfte des Lichts nimmt zu; die Macht der dunklen Kräfte mag vielleicht schon abnehmen, aber auf der physischen Ebene ist sie noch immer sehr stark. Ihre Macht beruht vor allem auf dem Einfluss, den sie auf den menschlichen Intellekt ausüben; und dieser Einfluss ist ausserordentlich stark und ungeschwächt, denn er wird durch bequeme, nicht denkende Leute, durch die verwirrten und irregeführten Massen, durch Pazifisten, Beschwichtiger und Isolationisten verstärkt und unterstützt. Der Idealismus dieser Gruppen wird durch geschickte üble Demagogen für die Unterstützung Deutschlands nutzbar gemacht. Die deutschen Armeen sind noch unbesiegt. Mitteleuropa ist eine mächtige Festung, die von dem Erzfeind der Menschheit beherrscht wird, der auf dem Gipfel seiner Macht steht. Dort thront, symbolisch gesprochen, der Mann, der die Welt ins Unglück gestürzt hat und der die Völker versklaven möchte. Die Armeen des Herrn halten unerschütterlich stand; sie werden den Sieg erringen, sobald sie sich über ihre Massnahmen und Ziele geeinigt haben, wenn sie ihr Hauptaugenmerk auf rechte menschliche Beziehungen richten und wenn das idealistische Streben all derer, die [431] für die Freiheit kämpfen, sich verstärkt und ausbreitet. Alle aufgeklärten Köpfe müssen auf diesen einheitlichen Plan hinarbeiten. Das ist bis jetzt noch nicht ganz der Fall.

Wir wollen uns nun dem Wirken der Hierarchie und dem Ereignis zuwenden, auf das sich jetzt alle Eingeweihten und Jünger vorbereiten - das kommende Wesak-Fest.

Die grosse Aufgabe: die Verwirklichung des Willens zum Guten

Mai 1944

Was tut die Hierarchie in der jetzigen Zeit? In welcher Weise unterstützen die Meister die Kräfte des Lichts? Kann sich am kommenden Vollmondtag im Mai etwas ereignen, was wichtig und von dauernder Bedeutung ist? Wie sehen die Meister die Weltlage? Welche Pläne haben sie? Können diese Pläne verwirklicht werden? Und was kann der einzelne Jünger, Eingeweihte und Weltjünger angesichts der Zwangslage, in der sich die Menschheit befindet, tun?

Das sind durchaus normale und vernünftige Fragen, die nur teilweise beantwortet werden können, und zwar aus folgenden Gründen:

1. Das Ergebnis des Kampfes, der bald seinen Höhepunkt erreichen wird, hängt von der Menschheit selbst ab. Eine grössere Anstrengung ist notwendig, besonders in Amerika. Man muss sich bemühen, die entscheidenden Punkte oder Probleme zu erkennen, die wahren Ursachen des Krieges zu verstehen und entschlossen jene Massnahmen (durch Propaganda und Aussprache) zu treffen, die in das Denken der Massen Klarheit bringen. Auf die jahrhundertealten Ursachen kann ich hier nicht näher eingehen, weshalb ich nur einige davon aufzähle:

a. Egoismus, Materialismus, Angriffslust und nationalen Stolz. Das sind uralte und in der ganzen Welt verbreitete Sünden, die von allen Nationen begangen wurden.

b. Ein Gefühl des Abgetrenntseins, wofür die Grenzfrage zwischen Russland und Polen symbolisch ist. Aber an erster Stelle müssen die Bedürfnisse und das Wohl der Gesamtmenschheit stehen; Nationen und ihre kurzlebigen [432] Kontroversen sind zweitrangig.

c. Eine jahrhundertealte Tendenz unter den germanischen Völkern, sich das anzueignen, was ihnen nicht gehört, sich selbst als einzigartig und anderen überlegen zu betrachten und eine Herrenrasse zu sein; es besteht auch eine feste Entschlossenheit, um eigener Vorteile willen andere Nationen und Rassen in den Krieg zu stürzen. Jetzt haben sie einen weltweiten Krieg erreicht.