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ZWEITER ABSCHNITT - DAS ALLGEMEINE WELTBILD - TEIL 6

Viele Millionen Menschen [186] sprechen von der Führung Christi und seiner Jünger. Wie dem auch sei, allgemein und überall wird eine leitende Macht anerkannt, die durch alle Zeiten hindurch einen lenkenden Druck ausübt, der schliesslich alles zum Guten hinzuführen scheint.

Eine unverkennbare Führung hat den Urmenschen auf eine Entwicklungsstufe gebracht, auf der ein Plato, ein Shakespeare, ein da Vinci, ein Beethoven erscheinen konnte. Irgendeine Macht hat im Menschen die Fähigkeit erweckt, Ideen zu formulieren, theologische und wissenschaftliche Systeme zu entwickeln und Regierungsformen zu schaffen. Irgendeine innere treibende Kraft hat dem Menschen die Fähigkeit gegeben, Schönheit zu erschaffen und die Geheimnisse der Natur zu entdecken. Ein gewisses Erkennen göttlicher Verantwortung liegt den philanthropischen Bestrebungen, den Erziehungssystemen und Wohlfahrtsbewegungen in aller Welt zugrunde. Unaufhaltsam machte der menschliche Geist Fortschritte und entwickelte ein Verständnis für Wirklichkeit, Schönheit und Weisheit. Der Instinkt entwickelte sich zum Intellekt, und dieser entfaltet sich jetzt allmählich zur Intuition. Die Einflusskraft Gottes, das Verspüren der im Menschen liegenden göttlichen Kräfte und entwicklungsfähigen Anlagen sowie die zunehmende Fähigkeit, die Gedankengänge anderer zu verstehen und daran teilzunehmen - all das sind Anzeichen für Fortschritt und Entfaltung.

Dieses Bild von der Schönheit des menschlichen Geistes muss neben das andere Bild gestellt werden, das die menschliche Selbstsucht, Grausamkeit und Unmenschlichkeit zeigt. Beide Bilder sind wahr, aber nur das Bild von der Schönheit ist ewig; das andere ist vergänglich. Der Mensch besteht aus höheren und niedrigeren Wesensäusserungen. Hinter all den Kriegen und Schwierigkeiten, die den menschlichen Fortschritt seit jeher begleiten, steht als treibende Kraft der uralte hartnäckige Kampf zwischen der geistigen Aspiration des Menschen und seinen materiellen Wünschen. Dieser Konflikt findet jetzt einen Höhepunkt in dem Kampf, der zwischen den totalitären Mächten und jenen Nationen tobt, die für die Rechte des menschlichen Geistes und für die Freiheit der Menschheit kämpfen.

Das Wort spirituell (geistig) hat bei mir nicht dieselbe Bedeutung wie bei den orthodoxen Religionen, höchstens insofern, als die religiöse Wesensäusserung ein Teil der allgemeinen Geistigkeit der Menschheit ist. Geistig ist all das, was zu gegenseitiger [187] Verständigung, zu Freundlichkeit und Güte und zu dem neigt und hinstrebt, was Schönheit hervorbringt und die Menschen zu einer vollständigeren Wesensäusserung ihrer göttlichen Kräfte und Anlagen bringen kann. Übel ist all das, was den Menschen tiefer in den Materialismus treibt, was die höheren Lebenswerte verneint, die Selbstsucht bestärkt, die Herstellung rechter menschlicher Beziehungen durch Errichten von Schranken verhindert und was den Geist des Separatismus, der Furcht und der Rache nährt.

Aufgrund dieser Unterschiede steht Gott ganz offensichtlich auf der Seite der alliierten Nationen, denn man kann doch nicht annehmen, dass Christus für Hitler und für die grausame Herrschaft der Aggressoren Partei ergreift. Die geistige Hierarchie des Planeten stellt sich mit dem Gewicht ihrer Stärke gerade nur insoweit gegen die Achsenmächte, als geistig eingestellte Menschen in der Welt mitarbeiten können, denn für den freien Willen des Menschen kann kein Zwang bestehen. Niemand ist um die alliierten Nationen besorgt, sie haben die jetzige Situation nicht herbeigeführt. Sie wenden nicht die Methoden der Lügenpropaganda an, sie terrorisieren auch nicht die Schwachen und Wehrlosen. Das sind bewiesene Tatsachen, und eben auf dieser Erkenntnis basiert die ständige Hilfe der Vereinigten Staaten. Die Lebensart und die geistigen Ziele der Demokratien werden allgemein anerkannt, und gerade diese werden von den Lebensanschauungen der totalitären Mächte bedroht. Durch die Demokratien spricht die Menschheit.

Die Weltordnung der Achsenmächte

Die totalitäre Ordnung muss verschwinden, weil sie der geistigen Vision entgegengesetzt ist. Die von Hitler erschaute Weltordnung beruht auf der Unterwerfung der Schwachen unter die Herrschaft eines Super-Deutschlands. Nach dieser Weltordnung würde es den kleinen Nationen nur insoweit erlaubt sein weiterzubestehen, als es den Interessen Deutschlands dient. Den kleineren Achsenmächten wird ihre Existenz nur deshalb gestattet, weil sie den Zielen Deutschlands nützen: Italien, um den Deutschen die Bewegungsfreiheit im Mittelmeer zu verschaffen; Japan, um sich mit dem asiatischen Problem zu befassen, weil Deutschland allein damit nicht fertig werden könnte. Nach dieser Weltordnung sollen die besten industriellen und landwirtschaftlichen Erzeugnisse nach Deutschland gehen und die unerwünschten den kleinen Nationen [188] verbleiben. Nach dieser Weltordnung wird die Erziehung von den herrschenden Übermenschen bestimmt und kontrolliert. Alle Wissenszweige werden der Verherrlichung Deutschlands untergeordnet. Deutschland wird als der Keim oder Ursprung aller Grösse und Herrlichkeit in der Welt, als der erbarmungslose Retter der Menschheit dargestellt werden. Die Schönheit des Krieges, des kämpferischen Strebens und der physischen Stärke werden nachdrücklich betont; und diese sogenannten bewundernswerten Ziele des menschlichen Geistes werden erstrebt, um eine Menschenrasse hervorzubringen, in der die «verweichlichten» Schönheiten liebevoller Güte und weiser Berücksichtigung anderer keinen Platz haben werden.

Ich möchte eure Aufmerksamkeit darauf lenken, was jetzt der deutschen Jugend gelehrt wird: Macht ist Recht. Der Deutsche gehört einer Super-Rasse an, alle anderen Rassen sind tieferstehend. Nur einer auserwählten Aristokratie sollte das Vorrecht der Erziehung und der Herrschaft zustehen. Die breite Masse ist lediglich eine Herde von Arbeitstieren und nur dazu da, um Sklaven der höheren und besseren Rasse zu sein. Krieg ist für Männer das, was für Frauen das Gebären von Kindern ist. Krieg ist ein natürlicher Prozess und daher ewig rechtmässig. Alle Vorrats- und Versorgungsquellen müssen von Deutschland kontrolliert werden, und folglich müssen auch die derzeit neutralen Nationen unter den deutschen Einflussbereich gebracht werden. Die totalitären Mächte werden das Wirtschaftssystem in der Welt beherrschen und alle Importe und Exporte kontrollieren. Der Lebensstandard wird in beiden Welthälften herabgesetzt. Alles wird dem Wohl Deutschlands angepasst, keine andere Nation wird berücksichtigt. Die christliche Lehre und die christliche Ethik müssen natürlich abgeschafft werden, denn Deutschland hält das Christentum und dessen göttlichen Gründer für verweichlicht und schwach, da es die milden, sanften Qualitäten der menschlichen Natur betont; ausserdem sei es die Ursache für die Dekadenz aller Nationen mit Ausnahme Deutschlands. Das Christentum muss auch deswegen beseitigt werden, weil es auf jüdische Quellen gegründet ist. Die Herrschaft Christi muss beendet werden, weil nur die Herrschaft der Stärke richtig und rechtmässig ist.

In der Weltordnung der Achsenmächte hat der Einzelmensch keine Rechte; er ist nur insoweit frei, als er dem Staat dient. Eine Freiheit des Denkens und des Gewissens gibt es nicht; alle wesentlichen Fragen werden vom Staat entschieden, der Privatmann hat [189] kein Recht auf eine eigene Meinung. Die Menschen werden wie Sklaven in den Dienst des Staates abkommandiert.

Das ist das Bild von der Ordnung, welche die Achsenmächte der Welt aufzwingen wollen, und das wird durch ihre eigenen Worte bestätigt. Nur das Erkennen und Durchschauen der wahren Natur dieser Krise, die Entschlossenheit, den Tatsachen ins Auge zu sehen sowie Furchtlosigkeit werden imstande sein, Hitler zu besiegen. Diese alles überwindende Furchtlosigkeit muss auf der Erkenntnis beruhen, welche geistigen Werte auf dem Spiele stehen, muss sich auf dem Glauben an Gott sowie auf den gesunden Menschenverstand gründen, der entschlossen ist, Sicherheit, Freiheit und rechte menschliche Beziehungen zu schaffen.

Es ist wichtig, dass die Menschen den Tatsachen sofort ins Auge sehen. Sie müssen erkennen, welche Art von Ordnung Hitler der Welt aufzwingen will, und was der Menschheit bevorstünde, wenn die Achsenmächte triumphieren würden. Es ist äusserst wichtig, dass die Kinder in der Welt vor diesem drohenden Unheil und ebenso vor der falschen Erziehung bewahrt werden, der sie unterworfen würden, wenn die totalitären Mächte in Europa die Macht behielten. An den Auswirkungen der gründlichen und unablässigen Schulung, der die deutsche Jugend während der letzten zwanzig Jahre unterworfen wurde, lassen sich die Folgen erkennen, die von einer solchen Weltanschauung auf die Umwelt ausgehen. Diese jungen Männer, die über die Länder Europas mit ihren Panzern rollen und mit ihren Flugzeugen rasen und die gegen Frauen und Kinder Krieg führen, sind das Produkt eines Erziehungssystems und daher Opfer einer schlimmen Entwicklung. Die Kinder Deutschlands und anderer Länder müssen vor der Zukunft bewahrt werden, die Hitler plant. Die Frauen Deutschlands und anderer Länder müssen von der Angst befreit werden. Die Bevölkerung Deutschlands muss von der bösen Herrschaft Hitlers befreit werden. Das wird von den alliierten Nationen anerkannt. Macht keinen Fehler, missversteht mich nicht! Die Deutschen sind sowohl dem Herzen der Menschheit, Gottes und Christi als auch allen rechtlich denkenden Menschen genauso lieb und wert wie irgendwelche andere Völker. Von Hitlers Weltordnung müssen die Deutschen genauso befreit werden wie die Polen, Juden, Tschechen oder andere besetzte Länder. Bei dieser Befreiung müssen die alliierten Mächte und die neutralen Nationen den Geist des guten Willens bewahren, auch wenn sie Gewalt anwenden, denn diese ist die einzige Sprache, die von den totalitären Mächten verstanden wird.

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Vorkehrungen für die neue Weltordnung

Welche Pläne sollten im Gegensatz zur totalitären Weltordnung von der übrigen Welt entworfen werden? Auf welche Weltziele sollten die Demokratien hinarbeiten? Seit Jahrhunderten sind Utopien, idealistische Regierungsformen und kulturelle Lebensprozesse Spielzeuge menschlichen Denkens gewesen. Aber diese Utopien waren den Möglichkeiten so weit voraus, dass deren Darstellung nutzlos erscheint. Die meisten sind für die Praxis völlig unbrauchbar.

Es können indes derzeitige Möglichkeiten genützt und erreichbare Ziele angestrebt werden, vorausgesetzt, dass die Menschheit den deutlichen Willen zum Guten und Geduld hat.

Allen Bemühungen, die neue Weltordnung zu formulieren, sollten gewisse wesentliche und geistige Voraussetzungen zugrunde liegen. Ich möchte einige angeben:

1. Die neue Weltordnung muss den unmittelbaren Erfordernissen gerecht werden; sie darf nicht versuchen, ein fernes idealistisches Zukunftsbild zu verwirklichen.

2. Die neue Weltordnung muss angepasst und dienlich sein einer Welt, die eine unheilvolle Krise durchgemacht hat, und einer Menschheit, die durch das Erlebte gefährlich entzweit und zerrüttet ist.

3. Die neue Weltordnung muss die Grundlage bilden für eine zukünftige Weltordnung, die erst nach einer Zeit der Erholung und des Wiederaufbaues möglich sein wird.

4. Die neue Weltordnung wird auf der Erkenntnis beruhen, dass alle Menschen den gleichen Ursprung und das gleiche Ziel haben, dass sie aber auf verschiedenen Entwicklungsstufen stehen; dass persönliche Unbescholtenheit, Intelligenz, visionäre Schaukraft, Erfahrung und ein deutlich erkennbarer guter Wille die Kennzeichen der Führerschaft sein sollten. Die Herrschaft des Proletariats über die Aristokratie und Bourgeoisie, wie in Russland, und die Herrschaft einer unangreifbaren Aristokratie über das Proletariat und die Mittelklassen, wie sie bis vor kurzem in Grossbritannien bestand, müssen verschwinden. Ebenso muss die Herrschaft des Kapitals über die Arbeit oder die der Arbeit über das Kapital beseitigt werden.

5. In der (191) neuen Weltordnung sollte die Regierung einer jeden Nation aus solchen Menschen bestehen, die für das grösstmögliche Wohl der grössten Anzahl arbeiten, die gleichzeitig allen Menschen die gleiche Chance bieten und die darauf achten, dass jedermann frei und ungezwungen bleibt. Menschen mit Weitblick werden heute anerkannt, und so ist es möglich, die richtigen Führer zu wählen. Bis zu diesem Jahrhundert war das nicht möglich.

6. Die neue Weltordnung wird sich auf ein starkes Verantwortungsbewusstsein gründen. «Alle für einen, und einer für alle» wird ihre Richtschnur sein. Diese Geisteshaltung muss unter den Nationen noch entwickelt werden - bis heute fehlt sie.

7. Die neue Weltordnung wird den Nationen keine einheitliche Regierungsform, keine synthetische Religion und auch keine Normen vorschreiben. Die souveränen Rechte einer jeden Nation werden anerkannt, ihr Genius, ihre besonderen Neigungen und ihre rassischen Qualitäten können voll zum Ausdruck kommen. Nur in einer einzigen Hinsicht sollte der Versuch gemacht werden, Einheitlichkeit zu erreichen, nämlich auf dem Gebiet der Erziehung.

8. Die neue Weltordnung wird die Ansicht gutheissen, dass die Bodenprodukte der Welt, die natürlichen Hilfsquellen und Reichtümer des Planeten keiner Nation gehören, sondern dass alle Nationen daran teilhaben sollen. Es wird keine «besitzenden» und keine «darbenden» Nationen geben. Entsprechend den Bedürfnissen und unter Berücksichtigung der eigenen Hilfsquellen einer jeden Nation werden Weizen, Öl und die mineralischen Reichtümer der Erde in fairer und richtig organisierter Weise verteilt werden. Alles dies wird unter Berücksichtigung des Ganzen durchgeführt werden.

9. Als Vorbereitung für die neue Weltordnung wird eine ständige und geregelte Abrüstung erfolgen; diese wird nicht dem Belieben der Völker überlassen. Es wird keiner Nation erlaubt sein, irgendwelche Ausrüstungen für zerstörerische Zwecke zu erzeugen oder in Bereitschaft zu bringen, oder die Sicherheit irgendeiner anderen Nation zu verletzen. Es wird eine der ersten Aufgaben einer zukünftigen Friedenskonferenz sein, diese Dinge zu regeln und schrittweise die Abrüstung der Nationen zu betreiben.

Das sind [192] die einfachen und allgemeinen Voraussetzungen, unter denen die neue Weltordnung ihr Werk beginnen muss. Diese Vorbereitungen müssen elastisch und experimentell durchgeführt werden; erschaute Möglichkeiten dürfen nicht aus den Augen gelassen werden. Die Grundlagen müssen unversehrt bleiben, aber die überleitenden Massnahmen und Experimente müssen von solchen Männern unternommen werden, denen das Wohl der Gesamtheit am Herzen liegt, die Einzelheiten der Organisation ändern können, dabei aber das Leben des Organismus erhalten.

Rechte menschliche Beziehungen

Die Ziele dieses Bestrebens lassen sich wie folgt zusammenfassen: die neue Weltordnung wird die Herstellung rechter menschlicher Beziehungen erleichtern. Diese Beziehungen beruhen auf Gerechtigkeit, auf der Anerkennung ererbter Rechte, auf der Gleichheit der Chancen für alle, ungeachtet ihrer Rasse, Hautfarbe, Religion, auf der Unterdrückung von Verbrechen und Selbstsucht durch rechte Erziehung, auf der Erkenntnis, dass im Menschen entwicklungsfähige göttliche Anlagen ruhen sowie auf der Anerkenntnis einer göttlichen leitenden Intelligenz, in welcher der Mensch lebt, sich bewegt und sein Dasein hat.

Die Schwierigkeiten, vor denen die Nationen nach Kriegsende stehen werden, mögen unüberwindlich erscheinen, aber sie können mit geistigem Weitblick, mit gutem Willen und mit Geduld bewältigt werden. Wenn wir annehmen, dass die Menschheit nicht rasten wird, bis die Angreifer bezwungen sind, dann werden die siegreichen Demokratien edelmütig sein, Mitleid und Verständnis haben und auf die Stimme des gesamten Volkes hören müssen. Eben diese Stimme (die meistens in Reden und Äusserungen laut wird) muss erweckt, anerkannt und gehört werden, nicht aber die Stimmen separatistischer Exponenten irgendeiner Ideologie, Regierungsform, Religion oder Partei. Diejenigen, die damit betraut werden, die Welt in Ordnung zu bringen, dürfen nicht das Ziel verfolgen, der ganzen Welt die Demokratie vorzuschreiben oder den verschiedenartigen Religionen das Christentum aufzuzwingen. Es ist bestimmt richtiger, in jeder nationalen Regierung die besten Elemente, die vom Volk anerkannt und verständnisvoll unterstützt werden, zu fördern und zu stärken. Jede Nation sollte erkennen, dass die eigene Regierungsform für sie selbst ganz angemessen, aber für eine andere Nation ungeeignet sein mag. Jede Nation [193] sollte zur Erkenntnis gebracht werden, dass die Aufgabe einer Nation darin besteht, ihr nationales Leben, ihren Rhythmus und ihre Einrichtungen so zu vervollkommnen, dass sie für alle anderen Nationen ein tüchtiger Partner wird.

Ferner ist ebenso wichtig, dass durch die neue Weltordnung ein Sinn für das Göttliche und für die Beziehung zu Gott entwickelt wird, wobei aber rassische Theologien und separatistische Glaubensbekenntnisse nicht betont werden dürfen. Es müssen die wichtigsten religiösen und politischen Überzeugungen gelehrt und es muss eine neue Einfachheit des Lebens eingeschärft werden. Diese Werte sind heute verlorengegangen, da mehr Gewicht auf materielle Besitztümer, auf Geld, auf Dinge gelegt wird. Man wird sich mit dem Problem des Geldes befassen müssen; auch das Problem des natürlichen oder menschlichen - Reichtums wird sorgfältig überdacht werden müssen, und es wird ein Kompromiss zwischen jenen Nationen, die über unbegrenzte Hilfsquellen verfügen, und jenen, die nur wenige oder gar keine besitzen, erreicht werden. Das Problem der verschiedenartigen nationalen Regierungsformen muss mutig und einsichtsvoll angepackt werden. Die psychologische, geistige und physische Erneuerung der Menschheit muss eine der Hauptverantwortungen bleiben. Der Sinn für Sicherheit muss auf einer festen Grundlage beruhen - auf der Grundlage rechter Beziehungen, nicht auf Gewalt. Die Menschen müssen sich sicher fühlen, weil sie internationalen guten Willen zu entwickeln suchen und einander vertrauen können; sie sind daher nicht von der Stärke ihrer Armeen oder Flotten abhängig.

Die Erkenntnis, dass es eine geistige Hierarchie gibt, die durch die Neue Gruppe der Weltdiener wirkt, muss in irgendeiner Form ständig zunehmen. Dies wird geschehen, wenn die Staatsmänner in der Welt, die Führer der verschiedenen Nationen und die leitenden Männer der politischen und religiösen Gemeinschaften genügend Weitblick haben, selbstlos sind und sich von geistigen Motiven leiten lassen.

Die zukünftige Weltordnung wird die wirksame Ausdrucksform einer Verschmelzung von innerer geistiger Lebensweise und von äusserer zivilisierter und kultivierter Handlungsweise sein. Diese Möglichkeit besteht unbedingt, denn die Menschen der höheren Stufen haben bereits die Fähigkeit entwickelt, gleichzeitig in der intellektuellen und in der physischen Welt zu leben. Viele leben heute auch schon in der geistigen Welt, bald werden es noch viel mehr sein.

III. Einige Probleme
 

Die [194] neue Weltordnung wird vor vielen Problemen stehen. Diese Probleme werden nicht gewaltsam - nach Art der Achsenmächte gelöst werden; sie werden ihre Lösung durch rechte Erziehung und dadurch finden, dass die erstrebten Ziele der neuen Weltordnung richtig verstanden werden. Diese Probleme umfassen etwa vier Kategorien, nämlich: das Rassenproblem, das Wirtschaftsproblem, das Regierungsproblem und das Religionsproblem.

Das Rassenproblem

Es gibt keinen Weg, das Rassenproblem durch Gesetzgebung, Absonderung oder durch Bildung nationaler Blocks zu lösen, wie es im heutigen Deutschland der Fall ist, das sich als die Rasse der Herrenmenschen proklamiert. Solche Tendenzen werden nur unüberwindliche Schranken aufrichten. Es gibt - mit ganz wenig Ausnahmen - keine reinen Rassen. Besonders Deutschland, das ein Kreuzungspunkt vieler Strassen in Europa ist, ist unverkennbar eine Verschmelzung von Menschen verschiedenartiger Herkunft. Auswanderer, Armeen, die im Lauf der Jahrhunderte durch die Länder marschierten, und der neuzeitliche Reiseverkehr haben alle Rassen unentwirrbar vermischt und verschmolzen. Man kann daher annehmen, dass ein jeder Versuch, eine Rasse zu isolieren oder eine sogenannte «Rassenreinheit» zu erzwingen, zum Scheitern verurteilt ist. Die einzige Lösung dieses Problems besteht in der grundlegenden Erkenntnis, dass alle Menschen Brüder sind; dass nur ein Blut durch die menschlichen Adern fliesst; dass wir alle Kinder des einen Vaters sind und dass unser Unvermögen, diese Tatsache zu erkennen, einfach ein Zeichen der menschlichen Dummheit und Beschränktheit ist. Historische Entwicklungen, klimatische Bedingungen und wechselseitige Heiraten haben die verschiedenen Rassen zu dem gemacht, was sie heute sind. Ihrem Wesen nach ist aber die Menschheit eine Einheit - Erbe vieler Zeitalter, das Produkt vieler Verschmelzungen, bedingt durch Umstände und bereichert durch Entwicklungsprozesse. Die grundlegende Einheit muss jetzt anerkannt werden.

Das grösste Rassenproblem ist seit Jahrhunderten das jüdische, das von Deutschland auf einen kritischen Punkt gebracht wurde. Auch dieses Problem kann gelöst werden, wenn es in der rechten Weise als das erkannt wird, was es ist; wenn die Juden selbst sich [195] um die Lösung bemühen und sich an den diesbezüglichen Bemühungen der Welt beteiligen. Das ist bis jetzt noch nicht der Fall, denn der Durchschnittsjude fühlt sich einsam und nirgends heimisch; und er selbst kann nur wenig tun, um sich mit der Welt zu versöhnen. Der Jude ist instinktiv und verstandesmässig separatistisch; er besitzt intuitiven Weitblick, aber keinen Sinn für eine Verschmelzung mit anderen Völkern.

Es gibt keine wissenschaftliche und bisher unbekannte Art und Weise, Rassenprobleme zu lösen. Das ist letztlich eine Frage rechten Denkens, anständigen Verhaltens und einfacher Freundlichkeit. Die Frage wird nicht durch gegenseitige Heirat oder dadurch gelöst werden, dass man Gruppen in besonderen Gebieten ansiedelt und absondert, oder dass Menschen die Idee der Überlegenheit oder der Minderwertigkeit aufstellen. Rechte menschliche Beziehungen werden sich durch ein gegenseitiges Eingeständnis gemachter Fehler, durch aufrichtiges Beklagen falscher Handlungen und, wenn möglich, durch Wiedergutmachung einstellen. Sie werden zustande kommen, wenn die Nationen dazu erzogen werden können, die guten Eigenschaften anderer Nationen zu würdigen und verstehen zu lernen, welche Rolle sie in der Gesamtschau spielen. Sie werden sich entwickeln, wenn das Gefühl rassischer Überlegenheit ausgelöscht wird; wenn Rassenunterschiede und Rassenstreitigkeiten der unheiligen Vergangenheit angehören, und wenn in der Zukunft eine verständnisvolle und wirksame Zusammenarbeit zustande kommt. Ihre Auswirkung wird sich bemerkbar machen, wenn bei den Massen die lebendigen Massstäbe oder Normen für rechte Beziehungen (die von erleuchteten Männern jeder Rasse erstrebt werden) zu gewohnten Grundsätzen werden, und wenn es als den höchsten Interessen einer Nation zuwiderlaufend angesehen wird, dass Ideen verbreitet werden, die auf die Errichtung rassischer und nationaler Schranken hinarbeiten, Hassgefühle schüren und den Geist der Zwietracht und Absonderung nähren. Eine solche Zeit wird bestimmt kommen. Die Menschheit wird das Problem rechter menschlicher Beziehungen und Grundsätze meistern.

Es ist unausbleiblich, dass es Rassenunterschiede, nationale Zwistigkeiten und verschiedene Gesellschaftsklassen gibt, aber es ist ebenso dringend notwendig, dass diese verschwinden. Die Welt ist eine Welt. Die Menschheit ist eine Einheit im Evolutionsprozess. Die von Menschen gemachten Unterschiede erzeugen Hass und Absonderung. Wenn die Menschen der verschiedenen Rassen von Kindheit an darüber belehrt werden, dass es keine Unterschiede gibt, dass alle Menschen Brüder sind und dass die scheinbaren [196] Unterschiede tatsächlich nur oberflächlich sind, dann werden sich kommende Generationen unbehindert durch Vorurteile, Rassenstolz oder eingeflösste historische Ressentiments mit dem Problem der rechten menschlichen Beziehungen in der Welt befassen. Durch richtige Erziehung kann man den Kindern rechtes Verhalten lehren. Das Kind wird darauf reagieren, denn es sieht und macht keine Unterschiede.

Die biblische Verheissung, dass «ein kleines Kind sie führen wird», wird sich als wissenschaftlich wahr erweisen. In der neuen Weltordnung wird dieser Erziehungsprozess beginnen.

Das Wirtschaftsproblem

Dieses Problem ist grundsätzlich leichter zu lösen; gesunder Menschenverstand gehört dazu. Es gibt genügend Hilfsquellen für den Unterhalt des menschlichen Lebens, und diese können von der Wissenschaft erschlossen und vermehrt werden. Die mineralischen Schätze der Welt, das Öl, die Bodenprodukte, der Beitrag der Tierwelt, die Reichtümer des Meeres, die Früchte und Gewächse - all das bietet sich der Menschheit an. Der Mensch ist Herr darüber. Diese Reichtümer gehören allen, nicht einer einzigen Gruppe, Nation oder Rasse. Einzig und allein die menschliche Selbstsucht ist daran schuld, dass (trotz der heutigen schnellen Transportmöglichkeiten) Tausende Menschen Hungers sterben, während Nahrungsmittel verderben oder vernichtet werden. Nur den habgierigen Methoden und den ungerechten Geldgeschäften der Menschen ist es zuzuschreiben, dass die Güter der Erde nicht allgemein zur Verfügung stehen und nach einem weisen System zur Verteilung kommen. Es gibt keine berechtigte Entschuldigung dafür, wenn es in irgendeinem Teil der Welt an den unentbehrlichen Lebensbedürfnissen mangelt. Ein solcher Mangelzustand ist ein Beweis für eine kurzsichtige Politik und dafür, dass der freie Versand lebensnotwendiger Güter aus irgendeinem Grund blockiert wurde. Alle diese bedauerlichen Zustände beruhen auf der Selbstsucht einer Gruppe oder Nation sowie auf dem Unvermögen, einen gerechten Verteilungsplan auszuarbeiten, um die Menschen in aller Welt mit lebenswichtigen Dingen zu versorgen.

Was muss, abgesehen von der Belehrung künftiger Generationen, dass man miteinander teilen muss, geschehen, um den freien Verkehr mit allen wichtigen Gütern zu sichern? die Ursache dieser üblen Handlungsweise ist einfach; sie ist die Folge unrichtiger Erziehung, des Konkurrenzkampfes und der gegebenen Möglichkeit, die Hilflosen und Schwachen leicht ausbeuten zu können. [197] Daran trägt nicht eine bestimmte Gruppe die Schuld, wie fanatische Theoretiker den Unwissenden einreden möchten. Es ist einfach so, dass in unserer Zeit die menschliche Selbstsucht den Höhepunkt erreicht hat; entweder wird sie die Menschheit vernichten oder sie wird in verständnisvoller Weise beseitigt werden müssen.

Dieser Zustand, dass es einerseits grossen Luxus, andererseits grosse Armut gibt, dass einige zuviel essen, wogegen viele Hungers sterben, und dass eine Handvoll Menschen in jedem Land die Güter der Erde kontrolliert - dieser Zustand wird durch drei Faktoren beendet werden. Diese sind: Erstens die Erkenntnis, dass es genügend Nahrung, Brennstoff, Öl und Mineralien in der Welt gibt, um die Bedürfnisse der ganzen Erdbevölkerung zu befriedigen. Das Problem ist also grundsätzlich nur eine Frage der Verteilung. Zweitens: diese Voraussetzung, dass durch eine gerechte und richtige Verteilung eine angemessene Versorgung möglich ist, muss akzeptiert werden; die Versorgung mit Waren und Gebrauchsgütern, die für die Gesundheit, die Sicherheit und das Wohlergehen der Menschheit von wesentlicher Bedeutung sind, muss gesichert sein. Drittens: Von einer Wirtschaftsgemeinschaft der Nationen sollte das gesamte Wirtschaftsproblem behandelt, sollten die notwendigen Richtlinien ausgearbeitet und die Verteilerstellen festgesetzt werden. In dieser Gemeinschaft sollen alle Nationen vertreten sein; sie kennen (aufgrund der Bevölkerungszahl und der eigenen Hilfsquellen) die nationalen Erfordernisse und wissen auch, welchen Beitrag sie für die Völkerfamilie leisten können. Alle werden von dem Willen für das allgemeine Wohl beseelt sein vom Willen zum Guten, der zunächst wahrscheinlich auf Nützlichkeitserwägungen und auf nationalen Erfordernissen beruhen, später aber sich konstruktiv auswirken wird.

Gewisse Tatsachen sind offensichtlich. Die alte Ordnung hat versagt. Die Hilfsquellen und Reichtümer der Erde sind in die Hände der Egoisten gefallen, und es gab keine gerechte Verteilung. Einige Nationen hatten zuviel, und sie haben ihren Überschuss ausgenützt; andere Nationen hatten zuwenig, und dadurch wurden ihr nationales Leben und ihre Finanzlage geschwächt und gelähmt. Am Ende dieses Krieges werden alle Nationen in finanziellen Schwierigkeiten sein. Alle Nationen werden einen Neuaufbau brauchen; alle werden ihr Augenmerk darauf richten müssen, das Wirtschaftsleben auf diesem Planeten in Ordnung zu bringen und auf gesündere Grundlagen zu stellen.

Diese Zeit der Neugestaltung bietet die günstige Gelegenheit, [198] drastische und sehr notwendige Änderungen vorzunehmen und eine neue Wirtschaftsordnung einzuführen, die sich darauf gründet, dass jede Nation ihren Beitrag zum Ganzen leistet, dass die fundamentalen Lebensnotwendigkeiten miteinander geteilt werden, dass alle Hilfsquellen klug in einem Verband zusammengefasst werden und dass ein kluges Verteilungssystem geschaffen wird. Ein solcher Plan ist möglich und durchführbar.

Die hier angebotene Lösung ist so einfach, dass sie vielleicht gerade deshalb keinen Anklang finden mag. Ebenso einfach ist auch die Eigenschaft, die von denen verlangt wird, welche diese Änderungen im Wirtschaftsleben herbeiführen sollen, nämlich der Wille zum Guten, dass auch dieser vielleicht übersehen wird; aber ohne Einfachheit und guten Willen kann nach dem Krieg nur wenig geleistet und erreicht werden. Man wird Männer mit Weitblick, mit starkem Mitgefühl, mit Fachkenntnissen und weltweiten Interessen sehr notwendig brauchen. Sie müssen auch das Vertrauen des Volkes haben. Sie müssen zusammenkommen und die Richtlinien festlegen, nach denen die Welt in angemessener Weise ernährt werden kann. Sie müssen Art und Ausmass des Beitrages bestimmen, den eine jede Nation zu leisten hat. Sie müssen auch festsetzen, womit und in welchem Umfang eine jede Nation versorgt werden soll. Auf diese Weise werden sie die Bedingungen dafür schaffen, dass die Güter der Erde in gerechter Weise verteilt werden, und sie werden auch alle vorbeugenden Massnahmen treffen, um die menschliche Selbstsucht und Habgier unwirksam zu machen.

Kann eine solche Gruppe von Menschen gefunden werden? Ich glaube schon. Überall gibt es gründliche Kenner der menschlichen Natur, wissenschaftliche Forscher mit starkem Mitgefühl sowie Männer und Frauen mit Gewissen, die sich seit langem (unter dem alten und grausamen System) mit dem Problem menschlicher Schmerzen und Nöte abmühen.

Es muss die neue Epoche der Einfachheit kommen. Die neue Weltordnung wird dieses einfachere Leben einleiten, das auf angemessener Nahrung, rechtem Denken, schöpferischer Tätigkeit und physischem Wohlbefinden beruht. Diese wesentlichen Dinge sind nur unter einer gerechten und richtigen Wirtschaftsordnung möglich. Diese Vereinfachung und diese weise Verteilung der Güter der Erde muss Hohe und Niedrige, Arme und Reiche umfassen und so allen gleichermassen dienen.

Das Problem der Regierungsform

Wenn wir nun im zusammenhang mit der neuen Weltordnung zu diesem Thema kommen, dann stehen wir vor einer [199] sehr komplexen Situation. Grosse ideologische Regierungsformen haben die Welt in gegensätzliche Gruppen geteilt. Wir haben grosse demokratische Regierungen, darunter auch einige verbliebene Monarchien. Wir haben die totalitären Mächte, die in sich die Diktaturen und Autokratien der Vergangenheit vereinen. Die Methoden und Prinzipien der Achsenmächte sind nichts Neues; sie sind im Grund genommen reaktionär, denn Tyrannei, Grausamkeit und Ausbeutung der Schwachen spielten schon in der Vergangenheit eine Rolle. Die Demokratien, mit all ihren Schwächen, tragen in sich den Keim des wirklich Neuen, denn sie sind die Ausdrucksform einer Aufwärtsentwicklung der Gesamtmenschheit zur Selbstregierung und Selbstbeherrschung. Wir haben ferner das kommunistische Ideal, das aus einer merkwürdigen Mischung von Individualismus, Diktatur, dem uralten Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital, der Bergpredigt sowie den schlimmsten Aspekten der Revolution und Ausbeutung besteht. Man kann nicht einmal für die unmittelbare Zukunft voraussagen, welche Richtung der Kommunismus einschlagen wird. Ferner gibt es da noch andere Länder und Völker, deren Regierungsformen durch die Umwelt bestimmt sind; sie spielen im derzeitigen Weltgeschehen keine entscheidende Rolle, höchstens insoweit, als sich die grösseren Mächte ihrer bedienen. Schliesslich gibt es noch kleine Völker und Stämme, die ihr bescheidenes Alltagsleben weiterführen, unberührt vom Aufruhr der zivilisierten Welt.

Aus der Mannigfaltigkeit all dieser Regierungsmethoden zeichnen sich bestimmte klare Umrisse ab, die umfassendere Verschmelzungen andeuten und die Tendenz zur Zusammenfassung erkennen lassen. Es treten verschiedenartige grundsätzliche Denkrichtungen in Erscheinung, die sich in der neuen Weltordnung zu jener grossen Einheitsschau entfalten werden, die von der geistigen Hierarchie des Planeten so sehr gewünscht wird. Diese Einheitsschau wird unter Beibehaltung der grossen nationalen und rassischen Grundgedanken eine innerliche grundlegende Geistesverfassung hervorbringen, die dem separatistischen Zeitalter ein Ende bereiten wird. Schon jetzt wird der Wunsch nach den vereinigten Staaten von Europa laut, die nach dem Vorbild des Britischen Commonwealth und der Vereinigten Staaten von Amerika geschaffen werden sollen. Man spricht auch von einer neuen Ordnung in Asien, von einer Politik guter Nachbarschaft in Amerika und von einer föderativen Union der demokratischen Nationen. Auch die sowjetischen sozialistischen Republiken breiten sich ständig [200] aus. Gewisse grössere Gruppierungen scheinen möglich und wahrscheinlich ratsam zu sein. Man könnte sie wie folgt einteilen:

1. Eine föderative Union der grossen Demokratien nach dem Krieg. Diese könnte das gesamte britische Weltreich, die Vereinigten Staaten, die skandinavischen Länder und einige nordeuropäische Nationen - einschliesslich Deutschland umfassen.

2. Eine Union der romanischen Länder, mit Frankreich, Spanien, allen Mittelmeerländern, den Balkanstaaten (mit Ausnahme von ein oder zwei Staaten, die in die UdSSR eingegliedert werden könnten) und mit Südamerika.

3. Die vereinigten Sowjetrepubliken und gewisse asiatische Nationen, die mit ihnen zusammenarbeiten, wie z.B. China und später auch Japan.

Diese drei grossen Völkergruppen würden keine antagonistischen Blocks, sondern nur geographisch bedingte Einflussbereiche sein. Alle drei würden in engster wirtschaftlicher Verbundenheit zusammenarbeiten. Innerhalb der drei Völkergruppen würde eine jede Nation ihre volle Unabhängigkeit bewahren, aber alle diese unabhängigen Nationen und diese drei grossen Blocks würden die gleichen Ziele verfolgen, einheitlich vorgehen und die Wirtschaftskontrolle einer Völkerliga anerkennen. Diese Liga, die aus Repräsentanten aller Nationen bestünde und deren Führung von den drei Blocks gewählt würde, könnte alle Rohstoffquellen kontrollieren, alle Lieferungen verteilen und die gesamte Wirtschaftspolitik bestimmen.

Mit den Einzelheiten einer solchen künftigen Neuordnung will ich mich nicht befassen; diese muss von Männern und Frauen guten Willens durch Versuche und Erfahrungen erprobt und ausgearbeitet werden. Nur das weltweite Unheil konnte die Menschen in ihrem Denken soweit bringen, dass derartige Lösungen vorgeschlagen werden können. Die allgemeine Erkenntnis, dass die alte Ordnung kläglich versagt hat, ist sehr wertvoll.

Das religiöse Problem

Wir wollen nun das Thema Religion in der neuen Weltordnung betrachten. Dieses Problem ist viel schwieriger, aber gleichzeitig [201] viel leichter. Der Grund dafür ist der, dass das Thema Religion von den meisten Menschen studiert und einigermassen verstanden wird. Die theologischen Auslegungen weichen voneinander ziemlich stark ab; aber eine universale göttliche Intelligenz oder Gott (ganz gleich, wie man das allumfassende Lebenszentrum nennen mag) wird allgemein anerkannt, und die Reaktion ist überall die gleiche. Die Religionsformen sind so verschieden, und die theologischen Anhänger sind in ihrer Gefolgstreue so fanatisch, dass sich eine Weltreligion naturgemäss nur unter grössten Schwierigkeiten entwickeln kann. Aber diese Entwicklung steht nahe bevor, und die Unterschiede sind verhältnismässig oberflächlich. Die neue Weltreligion ist näher bevorstehend, als viele glauben, und zwar aus zwei Gründen: erstens geht es bei den theologischen Streitigkeiten meistens um unwichtige Fragen, und zweitens ist die jüngere Generation grundsätzlich geistig eingestellt, aber an theologischen Fragen völlig uninteressiert.

Die intelligente Jugend aller Länder weigert sich zusehends, die orthodoxe Theologie, das staatliche Kirchentum und die Herrschaft der Kirchen anzuerkennen. Diese jungen Menschen interessieren sich weder für die menschlichen Auslegungen der Wahrheit noch für die alten Streitigkeiten unter den grossen Weltreligionen. Andererseits sind sie aber an geistigen Werten stark interessiert und ernsthaft bestrebt, die Richtigkeit ihrer unausgesprochenen tiefsitzenden Erkenntnisse nachzuprüfen. Sie kümmern sich weder um die Bibel noch um ein System sogenannter inspirierter geistiger Erkenntnisse und Enthüllungen, sondern richten ihr Augenmerk noch unklar auf grössere Ganzheiten, in denen sie aufgehen möchten, wie z.B. den Staat, eine Ideologie oder die Menschheit selbst. In dieser Manifestation des Geistes der Selbstverleugnung können das Erscheinen der tiefsten Wahrheit jeder Religion und die Rechtfertigung der christlichen Botschaft erkannt und begriffen werden. Christus an seiner hohen Stätte kümmert sich nicht darum, ob die Menschen die Auslegungen theologischer Akademiker annehmen, aber er ist sehr besorgt, ob das Leitmotiv seines Opferlebens und dienens unter den Menschen Verbreitung findet. Es ist ihm nicht wichtig, ob die Einzelheiten und die Glaubwürdigkeit des Evangeliums, auf die so viel Gewicht gelegt wird, anerkannt und angenommen werden; er ist weit mehr daran interessiert, dass die Suche nach Wahrheit und nach subjektiver geistiger Erfahrung beharrlich fortgesetzt wird. Er weiss, dass [202] in jedem Menschenherzen das zu finden ist, was instinktiv für das Göttliche empfänglich ist, und dass die Hoffnung auf eine schliessliche Herrlichkeit im Christusbewusstsein verborgen liegt.

In der neuen Weltordnung wird daher Geistigkeit die Theologie verdrängen; lebendige Erfahrung wird theologische Annahmen überflüssig machen. Die geistigen Wirklichkeiten werden immer deutlicher sichtbar werden, und der Formaspekt wird in den Hintergrund treten. Dynamisch gelebte Wahrheit wird das Leitmotiv der neuen Weltreligion sein. Der lebendige Christus wird seinen rechtmässigen Platz im menschlichen Bewusstsein einnehmen und die Früchte seiner Pläne, Opfer und Dienste erleben, aber die Macht der kirchlichen Ordnung wird schwächer werden und verschwinden. Nur jene werden als Führer des menschlichen Geistes übrigbleiben, die aus eigener lebendiger Erfahrung sprechen und keine konfessionellen Schranken kennen; sie werden die fortschreitenden Enthüllungen und die neuauftauchenden Wahrheiten erkennen. Diese Wahrheiten werden sich auf die uralten Wirklichkeiten stützen, aber sie werden den neuzeitlichen Erfordernissen angepasst sein und fortschreitend die göttliche Natur und Qualität enthüllen und manifestieren. Gott ist jetzt als Intelligenz und Liebe bekannt. Das hat uns die Vergangenheit gegeben. Er muss nun als Wille und Absicht erkannt werden; das wird in der Zukunft offenbar werden.

Wenn einmal durch die Erkenntnis, dass es nur ein Leben gibt, das Rassenproblem nicht mehr besteht, wenn von den Nationen das Wirtschaftsproblem in Zusammenarbeit gelöst ist, wenn in jeder Nation die richtige Regierungsform durch den freien Willen des Volkes bestimmt wurde und wenn der Geist wahrer Religion nicht mehr durch alte Formen und Auslegungen behindert wird, dann werden wir eine Welt mit rechten Erfahrungen und rechten menschlichen Beziehungen erleben, die auf dem Weg zur geistigen Wirklichkeit vorwärtsschreitet.

Ein Studium dieser vier Gebiete menschlichen Lebens wird zeigen, wie sehr heute Deutschland der Brennpunkt des Weltgeschehens ist. In dieser unglücklichen Nation hat das Rassenproblem eine derartige Bedeutung erlangt, dass dadurch die ganze Welt in Mitleidenschaft gezogen wird. Hitler hat gesagt, dass Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen gewesen sei zu kämpfen, um die wirtschaftliche Lebenskraft des Volkes zu erhalten. In Wirklichkeit war die deutsche Wirtschaftslage nicht so kritisch wie [203] die vieler kleinerer Nationen. Auch das Problem der Staatsführung wurde durch die deutsche Aktivität und Eroberungssucht sowie dadurch in ein entscheidendes Stadium gebracht, dass die Achsenmächte auf das Verhältnis des Staates zum Individuum soviel Nachdruck legten. Die Einstellung der deutschen Führung zur Religion ist ausgesprochen feindselig. Auf diese Weise bringt das heutige Deutschland die vier grössten Weltprobleme in ein akutes Stadium. Diese Probleme erwecken überall Interesse, und die Menschen aller Länder befassen sich jetzt eingehend damit; sobald der Krieg vorbei ist, werden die Probleme unbedingt gelöst werden. Wenn die Männer und Frauen guten Willens diese Probleme in der richtigen Weise anpacken, dann werden wir eine Welt erleben, die für eine harmonische Lebensweise «Pläne schmiedet», wie es früher niemals möglich war.

Es ist Sache der Menschheit, dass sie ihre ernsten Probleme auf der Grundlage der Brüderlichkeit löst und solche Lebensmöglichkeiten einführt, dass mit Hilfe einer zweckentsprechenden Organisation die lebensnotwendigen Dinge in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen. Das wird zu einer Wechselbeziehung zwischen Bürger und Staat führen, wodurch wiederum beim Einzelmenschen welche Dienstbereitschaft geweckt und der Staat in der richtigen Weise gesichert wird. Die Menschheit wird dann für das Experiment einer geistigen Lebensweise frei sein, und das wird sich in der Weise auswirken, dass in den Menschen der innewohnende Funke göttlichen Lebens geweckt wird. Kann man denn noch mehr verlangen oder erwarten? Eine solche Lebensweise kann möglich werden, wenn intelligente, von Idealen beseelte Männer und Frauen guten Willens die Aufgabe in Angriff nehmen, die neue Weltordnung einzuführen.

IV. Die bevorstehenden Aufgaben

Wir kommen nun zur praktischen Seite des Themas und zur Beantwortung der folgenden Frage: Angenommen, dass die neue Weltordnung möglich ist, was kann getan werden, um sie jetzt, mitten im Krieg, anzubahnen?

Wir haben jetzt folgende Zeitabschnitte zu gewärtigen:

1. Die Dauer des Krieges, bis Deutschland besiegt und der Kampf beendet ist.

2. Die Zeit [204] nachher, wenn der Lärm der Waffen verstummt ist. Dann müssen der Friedensvertrag und die nötige Aufbauarbeit festgesetzt werden.

Mit diesen beiden Zeitabschnitten müssen wir uns befassen. Es werden sehr schwierige Zeiten sein, mit schmerzlichen Konflikten und Umstellungen. Die Wiederherstellung der Harmonie und Ordnung in der Welt ist eine ungeheure Aufgabe. Es wird nicht leicht sein, den Menschen in allen Ländern beizubringen, dass sie neue Ideale einer richtigen Lebensführung, eines neuen Rhythmus und die Bereitschaft, miteinander zu teilen, haben müssen. Die Männer und Frauen guten Willens werden ihre besten Kräfte und Fähigkeiten einsetzen müssen, um die Wunden der Menschheit zu heilen, um die zertrümmerte Zivilisation wiederaufzubauen, um die Abrüstung einzuleiten, um die nationalen, materiellen und psychologischen Notwendigkeiten zu erkennen, um die Kinder in der Welt wieder glücklich zu machen und deren Zukunft zu sichern. Die weise Führung der Neuen Gruppe der Weltdiener und das rege Interesse der intelligenten und einsichtsvollen Menschen in jeder Nation werden gleichfalls notwendig sein.

Zunächst müssen sich die Männer und Frauen guten Willens ein für allemal entscheiden, für welche der beiden kämpfenden Kräfte sie - gedanklich und geistig - Partei ergreifen, auch wenn sie vom eigenen Land zu keiner physischen Dienstleistung aufgerufen werden. Ich schreibe in der jetzigen Zeit für jene Menschen, die sich auf die Seite der konstruktiven Kräfte stellen, die für demokratische Werte und für die Freiheit der Völker kämpfen. Ich möchte hier daran erinnern, dass es in Deutschland und in Italien viele Tausende Menschen gibt, die im stillen für jene Kräfte eintreten, die um den Sieg über die Achsenmächte kämpfen. Das darf man niemals vergessen, denn auch unter der totalitären Herrschaft gibt es sehr viele solche Leute. Die Kräfte des Lichtes sind in jedem Land zu finden, sie können aber derzeit nur in jenen Ländern wirksam zum Ausdruck kommen, die gegen Deutschland kämpfen.

Die Männer und Frauen guten Willens, im Verein mit der Neuen Gruppe der Weltdiener, sollten bestrebt sein, die laufenden Probleme einsichtsvoll zu verstehen und die Weltlage von jedem möglichen Gesichtspunkt aus zu studieren. Einsichtsvolles Verstehen, Liebe [205] zu den Mitmenschen und gesunder Menschenverstand sind die Vorbedingungen für den verlangten Dienst. Die Menschen sollten diese Eigenschaften kultivieren, indem sie sich von allen sentimentalen Gefühlen frei machen und sich mit den gegebenen Tatsachen und Umweltbedingungen befassen. Man muss klar erkennen, dass die zu leistende Aufgabe Zeit braucht und dass die Männer und Frauen guten Willens ständige Anstrengungen machen müssen, um gegen die Teilnahmslosigkeit und krankhafte Trägheit anzukämpfen, an der die Massen in jedem Land leiden. Zweierlei kann sofort unternommen werden:

1. In jedem Land sollen jene Menschen guten Willens entdeckt werden, die für das geistige Zukunftsbild der neuen Weltordnung empfänglich sind.

2. Diese Menschen sollen den Massen in allen Ländern die zukünftigen Möglichkeiten aufzeigen.

Ich möchte noch darauf aufmerksam machen, dass man die Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener und die Menschen guten Willens in jedem Lebensbereich suchen muss. Man findet sie unter den Anhängern aller derzeitigen Ideologien, in politischen und wissenschaftlichen Kreisen, unter Erziehern und Philanthropen, unter den schöpferisch Tätigen, unter Industriellen, in gewöhnlichen Heimen und unter den Arbeitern.

Die Neue Gruppe der Weltdiener

Diese Gruppe ist keine neuentstehende Organisation in der Welt. Sie ist einfach eine lose Verbundenheit aller jener Menschen, die konstruktive Friedensziele verfolgen und guten Willen haben, die nachdrücklich betonen, dass zu allererst rechte menschliche Beziehungen geschaffen werden müssen, bevor ein dauernder Friede möglich ist. Diese Gruppe mischt sich in keiner Weise in die Treuepflichten oder Bindungen eines Menschen ein. Sie ist eine Vereinigung all derer, die bestrebt sind, den Geist Christi zu manifestieren, und die frei von Hassgefühlen und Rachegelüsten sind. Sie ruft die Welt auf, alle Feindseligkeiten und Abneigungen aufzugeben, Hassgefühle zu unterdrücken, rassische Unterschiede ausser acht zu lassen und zu versuchen, im Geist der einen Familie, des einen Lebens und der einen Menschheit zu leben.

Die Neue Gruppe [206] der Weltdiener glaubt daran, dass durch die Wirksamkeit des guten Willens die neue Weltordnung auf Erden geschaffen und gefestigt werden kann. Jetzt, während des Krieges, kann der Wiederaufbau vorbereitet werden, aber gleichzeitig gehen auch die Anstrengungen weiter, um die totalitären Mächte zu besiegen.

Die Menschen guten Willens dürfen nicht mit dem Opfermotiv zur Tätigkeit angespornt werden; der Krieg stellt ohnedies schon grosse Anforderungen. Der helle Ton der Freude durch werktätigen guten Willen muss angestimmt und verkündet werden. Man muss ihnen die Schönheit des Erreichbaren, das herrliche Zukunftsbild und den geistigen, wissenschaftlichen und physischen Wiederaufbau der Menschheit vor Augen halten und sie zu immer neuen Anstrengungen inspirieren.

Aufgrund der Arbeit, die von weitblickenden Menschen guten Willens bereits in aller Welt geleistet wurde, gibt es heute viele tausend Menschen in Europa, Amerika und anderswo, die auf die Führung warten, die den Anstoss zur richtigen Tätigkeit gibt. In jedem Land sind Menschen guten Willens bereit, einer klaren Aufforderung und sinnvollen Organisation Folge zu leisten, um dem Wiederaufbauwerk zu dienen. Mögen diese Menschen gefunden werden!

Die Botschaft, die vor einem künftigen Friedensschluss verkündet werden muss, besteht aus den folgenden drei klar verständlichen und praktischen Wahrheiten:

1. Die Irrtümer und Fehler der Vergangenheit, die im jetzigen Weltkrieg ihren Höhepunkt finden, sind Irrtümer und Fehler der gesamten Menschheit. Diese Erkenntnis wird dazu führen, dass das heute so dringend notwendige Prinzip, miteinander zu teilen, in der Welt Fuss fasst.

2. Es gibt keine Probleme und Situationen, die nicht durch den Willen zum Guten gelöst und gemeistert werden könnten. Guter Wille stärkt den Geist gegenseitigen Verstehens und trägt dazu bei, dass sich das Prinzip der Zusammenarbeit manifestiert und auswirkt. Dieser Geist der Zusammenarbeit ist das Geheimnis aller rechten Beziehungen und der Feind des Konkurrenzkampfes.

3. Alle Menschen sind Brüder. Diese Erkenntnis beseitigt alle Schranken und überwindet den Geist der Absonderung und des Hasses. Allein wichtig sind der Friede und das Wohlergehen eines jeden - und daher aller Menschen.

Das entwickelt [207] und fördert das Prinzip der Verantwortung und schafft die Grundlage für rechte gemeinschaftliche Aktionen und Massnahmen.

Das sind die grundsätzlichen Überzeugungen der Menschen guten Willens, die Beweggründe für alles dienen und Handeln. Diese drei praktischen und wissenschaftlichen Wahrheiten umfassen drei grundsätzliche Tatsachen, die von allen Weltdienern als richtig angenommen werden. Diese Wahrheiten stehen zu einer weltoffenen Einstellung in keinem Gegensatz, untergraben weder eine Regierung noch eine religiöse Geisteshaltung und erwecken sofort einen Widerhall, da sie im Bewusstsein aller Menschen eingeboren sind. Die Annahme dieser Wahrheiten wird die Wunden in aller Welt heilen.

Ich rufe alle Menschen guten Willens in der Welt auf, die Grundsätze der neuen Weltordnung genau zu studieren. Ich fordere sie auf, ihren Kampf für Gerechtigkeit, für das Recht der kleinen Nationen und für die Zukunft der Kinder aller Nationen mit der Erziehung jener Menschen anzufangen, die sie erreichen können; sie sollen sie zu Menschen mit richtigen Anschauungen und mit weitblickender Voraussicht erziehen. Das wird die früheren Irrtümer in Zukunft unmöglich machen.

Ein grundsätzlicher göttlicher Wesenszug ist in der Menschheit noch nicht so stark und vorherrschend, wie er sein sollte, nämlich: Vergeben. Man verbindet dieses Attribut noch immer mit Hochherzigkeit, Grossmut. Man erkennt nicht, dass Vergeben eine wesentliche Bedingung für das künftige Verhältnis unter den Nationen ist, das auf der Anerkenntnis unserer gemeinsamen menschlichen Natur beruht. Das unter der bösen Führung irregeleitete Deutschland braucht Vergebung. Alle grossen Mächte haben auch mehr oder minder gesündigt und schwere Irrtümer begangen. Deutschland hat das Übel, das über die Welt gekommen ist, beschleunigt herbeigeführt, aber dieses Land trägt in sich die Saat der eigenen Strafe; diese Saat wird nicht reifen, wenn die von aussen auferlegte Strafe allzuhart ist.

Drei Erkenntnisse werden, sobald einmal die Waffen schweigen, die Welt retten:

1. Die Erkenntnis gemeinsamer Verantwortung für die früheren Zustände in der Welt. Man muss die Wahrheit anerkennen, dass «alle gesündigt haben».

2. Die Erkenntnis, dass das deutsche Volk, obwohl es sich willensschwach in die Herrschaft Hitlers fügte, grundsätzlich ein Opfer organisierter Irreführung ist.

Seit 1914 hat [208] man diesem Volk nur Lügen erzählt. Die kommende neue Weltordnung wird eine Ära einleiten, in der die Propaganda und die nationalen und internationalen Informationen wahrheitsgemäss sein werden.

3. Die Erkenntnis, dass die Vergangenheit mit all ihren Übeln und Sünden vorbei ist und dass vor uns eine Zukunft mit unbegrenzten Möglichkeiten liegt, um konstruktive Änderungen und das Gute herbeizuführen. Die Zukunft muss von allen Nationen in engster Zusammenarbeit ausgebaut werden.

Diese drei Punkte müssen der Öffentlichkeit immer wieder und mit einfachen Worten vorgetragen werden, denn gerade die trägen, nicht denkenden Massen werden das schwierigste Problem sein. Man muss an das Beste in ihnen appellieren, denn die unmittelbare Aufgabe besteht darin, diese rechten Denkweisen zu entwickeln, ohne die ein dauernder Friede und Gerechtigkeit unmöglich sind. Friede darf von denen, die den Krieg hassen, nicht aufgezwungen werden. Friede muss ein natürliches Ergebnis und Ausdruck des menschlichen Geistes und der Entschlossenheit sein, die Gesinnung und das Verhalten der Menschen in rechte menschliche Beziehungen umzuwandeln.

Wenn der Geist des Vergebens und guten Willens vorhanden ist, dann ist das kein unmöglicher idealistischer Traum, sondern eine derzeitige Möglichkeit. Es wird grosser Geduld bedürfen, denn man muss die Nervenbelastung des Krieges, Schmerz, Unruhe, Furcht und Unterernährung berücksichtigen. Die Menschen werden die gleichen sein wie vor dem Krieg, höchstens erschöpft; die meisten werden bereit sein, fast alle Bedingungen anzunehmen, die ihnen ermöglichen, wieder ruhig und friedlich zu leben, ohne die unmittelbare Gefahr, bombardiert oder vernichtet zu werden und zu hungern. Ein langsames Vorgehen wird notwendig sein, denn die Heilung der Wunden und die Wiederherstellung brauchen Zeit, bevor die Nationen in einer Konferenz die Friedensbedingungen festsetzen können. Die Nationen müssen sich erst wieder umstellen vom Kriegszustand auf geregelte Friedenstätigkeit, von den organisierten Spannungen des Krieges auf die verhältnismässige Entspannung und Ruhe des Friedens. Als erster Schritt muss die Abrüstung erfolgen, aber in einer solchen Weise, dass das Arbeitslosenproblem nicht unnötig erschwert wird. Die «Umwandlung der Geschütze in Pflugscharen» muss in vernünftiger Weise und nur im Rahmen einer weitschauenden internationalen Abmachung erfolgen.

[209] Eine der grössten Schwierigkeiten wird die Festsetzung der nationalen Grenzen und der Einflussbereiche sein. Diese Fragen können nur dann in befriedigender Weise gelöst werden, wenn guter Wille tatsächlich vorhanden ist und bewusst bezeigt wird und wenn die Wünsche der betreffenden Völker in sachlicher Weise berücksichtigt werden. Es ist immer gefährlich, die früheren historischen Grenzen als bestimmenden Faktor zu betonen. Man wird dabei langsam und weise vorgehen und die Wünsche der Bevölkerung korrekt berücksichtigen müssen. Nicht die Wiederherstellung der alten Grenzsteine ist das erwünschte Anliegen, sondern die Wiederherstellung der nationalen und rassischen Einflussbereiche in Übereinstimmung mit der jetzigen Lage.

Nicht die zwangsweise Vorschreibung oder Abschaffung einer Ideologie ist wichtig, sondern die Schaffung solcher Zustände in der Welt, dass alle Nationen genügend Nahrung, lebensnotwendige Dinge und dann die Möglichkeit erhalten, sich Ausdruck zu verschaffen und ihren besonderen Beitrag zum Wohl der Gesamtheit zu leisten.

Die Einzelheiten der Durchführung müssen von allen Völkern in engster Zusammenarbeit festgelegt werden. Diese entscheidenden Dinge müssen von Menschen mit Weitblick, nicht einfach von Politikern, von Weltdienern, nicht einfach von militärischen Führern, von Menschenfreunden, nicht einfach von nationalen Führern bestimmt werden. Dabei müssen sie auf die Unterstützung der Menschen guten Willens in jedem Land rechnen können. Zusammenfassend möchte ich sagen:

Die Übergangszeit von der Gegenwart bis zur endgültigen Neuordnung zerfällt in zwei Hauptabschnitte, für welche die praktische Arbeit klar umrissen werden kann:

1. Die Zeit bis zum Kriegsende muss in folgender Weise genützt werden:

a. Alle Männer und Frauen guten Willens sind zu schulen und in ihrer Geisteshaltung zu festigen.

b. Es sind die Mitarbeiter, Menschenfreunde und jene Männer und Frauen mit Einsicht und Weitblick zu entdecken, die für die hier angegebenen Grundsätze empfänglich sind.

c. diese Männer und Frauen sind so auszubilden und einsatzbereit zu machen, dass sie sich nach Kriegsende in vollem Einklang für Gerechtigkeit und rechte menschliche Beziehungen in allen Ländern einsetzen.

2. Die Zeit [210] vom Kriegsende bis zur endgültigen Neuordnung. Hoffentlich (um der Gerechtigkeit willen) wird diese Zeitspanne mehrere Jahre der Rehabilitierung und Erziehung umfassen. Während dieser beiden Übergangszeiten zwischen der alten und der neuen Weltordnung können die Menschen guten Willens den Staatsmännern aller Nationen in der Weise wirksam helfen, dass sie einsichtsvoll zusammenarbeiten, die Öffentlichkeit planmässig aufklären und die wirkliche Bedeutung rechter menschlicher Beziehungen definieren und lehren.

Wir wollen uns mit der ersten Phase befassen. Es ist erwünscht, sofort den Kontakt mit jenen Menschen aufzunehmen, deren Namen euch bereits bekannt sind. Diese sollen sich gleich ans Werk machen und ihrerseits andere ausfindig machen, um sie in die Wiederaufbauarbeit einzuführen. Alle diese Namen und Anschriften sollen in Listen erfasst werden, sowohl in einer Zentralkartei als auch nach Nationen geordnet. Diese Listen müssen aber auch in New York und London geführt werden, denn es ist die Aufgabe der englischsprechenden Völker, die Welt mit Hilfe aller anderen Nationen wiederaufzubauen. Das Werk braucht also eine gewisse Zentralisierung, und es muss die Möglichkeit bestehen, diese Leute zu erreichen und zu einheitlicher Tätigkeit zu bringen.

Ich rufe alle Menschen guten Willens, die für dieses Zukunftsbild Verständnis haben, auf, mit festem Glauben an die göttlichen Möglichkeiten der Menschen und an die zukünftige Auferstehung der Menschheit, mit begeisterter Anerkenntnis Gottes, mit der Anerkennung der fundamentalen Werte der Lehre Christi und mit freudiger Entschlossenheit sogleich ans Werk des Wiederaufbaus zu gehen.