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DRITTER ABSCHNITT - KRÄFTE HINTER DEM EVOLUTIONÄREN FORTSCHRITT DER MENSCHHEIT - TEIL 1

DRITTER ABSCHNITT

KRÄFTE HINTER DEM EVOLUTIONÄREN FORTSCHRITT DER MENSCHHEIT

Die Doktrin von den Avatars

Mai 1941

Am Anfang dieses so bedeutsamen Monats Mai fragte ich mich, wie ich die Weltaspiranten und meine Jünger dazu bringen könnte, die innere Bedeutung der gebotenen Gelegenheit richtiger einzuschätzen und auf welche Weise ich die Doktrin vom Kommenden (die ja mit der Lehre einer jeden grossen Religion verbunden ist) einfacher und wirklichkeitsnäher darstellen könnte. In jeder Religion finden wir die Grundidee einer subjektiven geistigen Ordnung, die sich mit der Entfaltung des Wohlergehens der Menschheit befasst.

Wir leben in einem Zeitalter der Höhepunkte. Solche Höhepunkte treten gegenwärtig sowohl im Bereich der Religion als auch in der Wissenschaft und in der Politik zutage.

Alle grossen menschlichen Bestrebungen, der Wahrheit und Wirklichkeit näherzukommen, verlassen jetzt die Welt des Gegenständlichen und Exoterischen und dringen in das Reich des Immateriellen und Esoterischen ein. Die Wissenschaft wird zusehends zur Lehre vom Unsichtbaren und Unbeweisbaren. Die Religion erhob sich aus dem Bereich des Mystischen in die hellere Atmosphäre des Okkulten; sie muss jetzt mit grösserem Nachdruck darauf hinweisen, dass die Realität des Unsichtbaren die wirkende Ursache des Sichtbaren ist. Politik und Staatsführung befassen sich mit Denkvorgängen und Ideologien.

Was also ist die wahre innere Struktur der Realität, die der jetzigen Menschheit die notwendige Kraft und Stärke geben kann, damit sie das Verlangen nach Wahrheit befriedigen und die unaufhörlichen intelligenten Fragen der Menschheit ausreichend beantworten kann?

Ich möchte hier behaupten und erklären, dass die grosse und [286] befriedigende Antwort auf alle die menschlichen Fragen und Bedrängnisse in der Doktrin von den Avataren zu finden ist und sich darauf gründet, dass Gottes Offenbarungen niemals aufhören. Dieser beharrliche Glaube daran, dass Gott (in Zeiten grösster Weltnot) sich durch Erscheinungen, durch einen Sendboten offenbart, dieser Glaube ist unzerstörbar und unwandelbar. Diese Glaubenslehre existiert in allen Weltreligionen und in jedem Zeitalter; wir finden sie in der Hindu-Religion als Doktrin von den Avatars, in der Lehre vom Wiedererscheinen des Maitreya-Buddha oder des Kalki-Avatars, im Glauben der westlichen Welt an die Wiederkunft (oder zweiten Advent) Christi und in den Prophezeiungen des Islam, dass ein Himmelsbote (Iman Mahdi) erscheinen wird. Alles das verbindet sich mit dem unzerstörbaren Glauben der Menschheit an das liebevolle Herz Gottes, der stets die menschliche Not und Bedrängnis erleichtert. Das Zeugnis der Geschichte beweist, dass wenn die Menschheit in Not und Bedrängnis geriet, diese Notlage durch eine göttliche Offenbarung immer wieder gemildert oder behoben wurde.

Der Grund für diesen, dem menschlichen Herzen eingeborenen Glauben liegt in der Tatsache der Gottnatur selbst. Die christliche Feststellung, dass «Gott Liebe ist», gründet sich auf diese tiefinnerliche, anerkannte geistige Tatsache. Dieser göttliche Wesenszug wird in dem Buch «Die Stimme der Stille» mit folgenden Worten beschrieben:

Mitgefühl (Barmherzigkeit) ist kein Attribut. Es ist das Gesetz der Gesetze - ewige Harmonie, Alayas Selbst; es ist eine uferlose universale Essenz, das Licht immerwährender Richtigkeit und Zweckdienlichkeit der Dinge, das Gesetz ewiger Liebe.

Das zyklische Erscheinen der Sonnengötter der uralten Mythen, der Welterlöser und Avatars bezeugt und garantiert dieses nie endende Erbarmen.

Die Wesak-Feier

In diesen Tagen vor dem Wesak-Fest möchte ich euch auf die Tatsache aufmerksam machen, dass die alljährliche Wiederkehr des Buddha, der wahrhaftig aus dem Herzen der Gottheit kommt, um sein Volk zu segnen und der Menschheit die Botschaft der [287] Weisheit, des Lichts und der Liebe zu bringen - dass dieses jährliche Wiederkommen des Buddha der äussere Beweis und die Bürgschaft für eine innere Führung und Offenbarung im derzeitigen Weltzyklus von 2500 Jahren sind. Jahr um Jahr kommt er wieder. Eine kleine Weile lang erinnert er uns daran, dass Gott existiert und seine Liebe ewig währt; dass er seines Volkes eingedenk ist; dass das Herz des Universums unwandelbares Erbarmen und dass der Mensch nicht verlassen ist. Um dieser Erkenntnis den Weg zu bahnen und um dieses Erscheinen zu ermöglichen, wird ein lebendiges Energiedreieck aus drei grossen geistigen Individualitäten geschaffen, die im Osten und Westen gleichermassen Anerkennung finden. Sie sind den Anhängern jeder Glaubensrichtung und allen Völkern bekannt. Es sind dies:

1. Der Herr der Welt, der Alte der Tage, Sanat Kumara, der planetarische Logos, Melchisedek, er, den Christus meinte als er sagte: «Ich und mein Vater sind eins.»

2. Buddha, der Erleuchtete, der uns Licht und Weisheit offenbart, die aus weit grösseren Quellen stammen als es unser planetarisches Lebenszentrum ist. Ein Götterbote.

3. Christus, der Sohn des Vaters, der Welterretter, der Erlöser. Er, der bei uns geblieben ist und seine Schäflein um sich schart. Der Herr der Liebe.

In diesen drei Grossen, deren Natur strahlende Liebe und Licht sind, kann die Menschheit einigermassen das Wesen der Gottnatur erfassen. Sie sind grösser als das, was man von ihnen weiss oder sich vorstellen kann. Menschliche Intelligenz und Aspiration können ihre wesentliche Natur nur erahnen. Die geistige Kraftfülle dieser Grossen muss abgeschwächt werden, denn sonst könnte die Menschheit die Stosswirkung der von ihnen gehandhabten Energie, die sie übermitteln wollen, nicht ertragen. Diese Spannungsverminderung (oder -abschwächung) zwecks Weiterleitung von Energien erfolgt zum Mai-Vollmond; dieser Akt wird durch die geballte Absicht der Hierarchie und durch das geballte Verlangen der Weltaspiranten und Jünger (das selbst wieder der Notlage der Massen in der Welt entspringt) veranlasst und herbeigeführt.

[288] Das, meine Brüder, ist die einfache Feststellung von Tatsachen. Wenn ihr das Bestreben habt, in verständnisvoller Weise am Wesak-Fest teilzunehmen und als Übermittler geistiger Energie, die an diesem Tag in die Menschheit einströmt, zu fungieren, dann müsst ihr diese Tatsachen erfassen. Wenn jeder geistig eingestellte Mensch den erforderlichen Grad von Selbstlosigkeit, disziplinierter Reinheit und der daraus resultierenden Empfänglichkeit aufbrächte, dann könnte dieses Wesak-Fest 1941 die derzeitigen Zustände ändern und zu einem Wendepunkt im Leben der Menschheit werden.

Es gibt bestimmte fundamentale Wahrheiten, die allen offenbarten Religionen zugrunde liegen. Diese Wahrheiten sind für das geistige Wachstum und für die progressive Verwirklichung der Göttlichkeit durch den Menschen von wesentlicher Bedeutung. Alles andere, was sich sonst noch mit dem Begriff «Doktrin» oder ähnlichen Stichworten verbindet, ist lediglich eine Erweiterung dieser Grundwahrheiten; es handelt sich dabei im wesentlichen um menschliche Erläuterungen und Auslegungen sowie um Formulierungen evolutionärer Erkenntnisse. Es sind hauptsächlich Zusätze, die ihrem Wesen nach Ausschmückungen, Spekulationen und Voraussagen enthalten; sie unterliegen einem ständigen Wechsel, sie werden verworfen oder weiterentwickelt in dem Mass, in dem sich der menschliche Intellekt und die intuitive Erkenntnis entfalten. Die unwandelbaren Wahrheiten müssen entdeckt und anerkannt werden, wenn die neue Weltreligion auf Erden Gestalt annehmen und im kommenden Zeitalter das menschliche Denken und Bewusstsein bestimmen soll.

Die grundsätzlichen Wahrheiten

Diese Grundwahrheiten ändern sich niemals, weil sie mit dem Wesen der Gottheit zusammenhängen; sie werden der Menschheit durch Offenbarungen erkennbar, und zwar in dem Mass, in dem der Mensch im Lauf der Evolution das erforderliche Wahrnehmungsvermögen, die Beharrlichkeit des Forschens und Suchens sowie das innere Licht der Seele entfaltet hat. Diese der Gottnatur eingeborenen Wahrheiten offenbaren die Seele Gottes. Es sind dies:

1. Das Gesetz des Erbarmens. Das ist die Wahrheit der rechten Beziehung zueinander, die Wahrheit liebenden Verstehens und werktätiger Liebe. Es ist die Grundlage der Brüderlichkeit und der Ausdruck innerer Einheit.

2. Gott ist [289] eine Tatsache. Das ist die Wahrheit, dass das Sein der immanente (innewohnende) Gott und der transzendente (jenseitige) Gott ist. Das bedingt die Anerkenntnis des grossen Ganzen und der zugehörigen Teile; es ist das Wissen um die Gottnatur, das durch ein richtiges Grundverhältnis und durch Wesensgleichheit des Ursprunges gewonnen wurde. Die Offenbarung des göttlichen Lebens, das alles Seiende durchdringt (der immanente Gott) und desselben Lebens, das jene noch viel grössere kosmische Beziehung (den transzendenten Gott) begründet, ist die sichere und endgültige Garantie für jeden Fortschritt und für weitere Offenbarungen. «Nach dem Ich dieses ganze Universum mit einem Bruchteil von Mir durchdrungen habe, verbleibe Ich»; das ist die Herausforderung der Gottheit und die ewige Hoffnung der Menschheit. Das ist die Antwort des Lebens selbst auf die Forderungen und Wünsche der Menschheit, auf das Fragen und Forschen der Wissenschaft und auf das gesamte Weltproblem. Gott ist hier, gegenwärtig unter uns und in allen Ausdrucksformen; er umfasst und durchdringt alles und bleibt darüber hinaus. Er ist grösser als der Anschein und die Erscheinungswelt. Er offenbart sich stufenweise fortschreitend und in zyklischer Folge entsprechend der menschlichen Fähigkeit, weiteres Wissen zu empfangen.

3. Die Tatsache, dass immer wieder Offenbarungen gegeben werden. In Zeiten menschlicher Krisen und Nöte, an der Wiege einer neuen Rasse oder um einer dafür bereiten Menschheit ein neues und umfassendes Zukunftsbild aufzuzeigen - immer wieder sandte das Herz Gottes, angetrieben durch das Gesetz des Erbarmens, einen Lehrer, einen Welterlöser, einen Lichtbringer, einen Avatar. Er verkündet die neue Botschaft, die Heilung bringt und den nächsten Schritt aufzeigt, den die Menschheit tun muss, die ein dunkles Weltproblem aufhellen und einem von der Menschheit bisher noch nicht erkannten Aspekt der Gottnatur Ausdruck verleihen wird. Auf der Tatsache dieser immer wiederkehrenden Offenbarungen und der stufenweisen Manifestationen der Gottnatur beruht die Doktrin von den Avataren, göttlichen Sendboten, göttlichen Erscheinungen und inspirierten Propheten. All das ist historisch ganz klar bezeugt.

4. Die unausbleibliche Resonanz in der Menschheit. Mit diesen einfachen Worten meine ich die instinktive geistige Reaktion des Menschen und seines unsterblichen Geistes auf die obigen Grundwahrheiten. Dieser göttliche Geist in der Menschheit muss [290] stets auf das göttliche Erscheinen reagieren, und er reagiert auch ganz gewiss. Das ist bestätigt und bewiesen. Da ist etwas in der Menschheit, das mit Gott verwandt oder ihm ähnlich ist und das von der Menschheit als ihr Besitz anerkannt wird, wenn es erscheint. Das ist die unerschütterliche Wirklichkeit im menschlichen Herzen, und Anerkenntnis ist die unausbleibliche Belohnung und Folge von Offenbarungen.

5. Fortschritt. Es kann nicht abgeleugnet werden, dass sowohl Einzelmenschen als auch die grossen Massen auf die immer wiederkehrenden Offenbarungen, die historisch bewiesen sind, reagiert haben. Das ist die Grundlage jeder Religion. Die Art dieser Offenbarungen mag verschieden sein, aber jede neue Offenbarung, die durch die Notlage und Bitten der Menschheit ausgelöst wurde, hat stets die Menschheit weitergeführt zu einem immer klarer werdenden Ziel und zu grösserer Herrlichkeit. Die Offenbarung kann auf verschiedenen Gebieten des menschlichen Bewusstseins erfolgen. Es mag sich um die Entdeckung und Eroberung von Neuland handeln, sei es irdisch oder mental. Jemand wies den Weg. Es kann die Erkenntnis neuer Naturgesetze und -tatsachen sein, die wissenschaftlich verstanden und nutzbar gemacht werden. Es mag sein, dass ein intelligenter Mensch aufgrund seines höheren Wissens eine neuartige Zivilisation ins Leben ruft; irgendein befreiter Geist wies den Weg. Es mag sich um den Widerhall handeln, der im Menschenherzen durch das göttliche Herz ausgelöst wurde; diese Reaktion führte zu mystischer Glückseligkeit und zur Erkenntnis geistigen Seins. Es kann die Reaktion eines Menschen auf eine neue Lehre oder Entwicklung sein, die zu einem neuen und stärkeren religiösen Hinstreben zum Lebenszentrum führt. Ein Sendbote wies den Weg. Aber stets folgten Fortschritt und Weiterentwicklung, die bestehende Begrenzungen verwarfen und die das Unerwünschte und Üble zurückwiesen. Stets ist damit die Erkenntnis des Möglichen, des Idealen und des Göttlichen verbunden.

6. Transzendenz. Das bedeutet die Fähigkeit, über die sogenannten Naturgesetze hinauszuwachsen. Dieses Überwinden von Begrenztheiten findet fortwährend statt, und dieser Vorgang wird eine immer stärkere Beachtung finden. Es ist das nächste grosse Entwicklungsstadium des Menschen, um seine Gottnatur zu manifestieren. Es bedeutet die Herrschaft über die physischen Gesetze und den baldigen Triumph der Menschheit über Kräfte, die den Menschen so lange an die Erde gefesselt gehalten haben. Das Symbol dafür ist die jetzige Beherrschung der Luft. Der Mensch ist im Begriff, die vier Elemente zu beherrschen. Er kultiviert den Erdboden; er [291] fährt über die Meere; er beherrscht die elektrischen Feuer des Planeten und fliegt erfolgreich durch die Luft. Da erhebt sich die Frage: Was kommt jetzt, meine Brüder? Wir stehen vor einer neuen Transzendenz, die uns vom kommenden Avatar (neben anderen Dingen) geoffenbart werden wird.

Mit den kleineren Führern, die der menschliche Geist zu Hilfe ruft, will ich mich nicht befassen. Ich möchte bis zu einem gewissen Grad die Doktrin von den göttlichen Sendboten, den Avatars, entwickeln. Woher kommen sie? Von welcher Art ist ihr Wesen? Wer sind sie? In welcher Beziehung stehen sie zur Menschheit, zur Hierarchie und zu noch viel grösseren Lebensgruppen? Das sind Fragen, die normalerweise gestellt werden und die einer klaren Antwort bedürfen.

Ein Avatar ist ein grosses Wesen, das die eigene (menschliche und göttliche) Natur voll entfaltet hat und dann darüber hinausgewachsen ist. Er ist imstande, ein kosmisches Prinzip oder eine göttliche Qualität und Energie widerzuspiegeln, die in der Menschheit die gewünschte Wirkung hervorrufen. Diese Qualitäten und Energien lösen eine Reaktion aus, bringen den notwendigen Ansporn und bewirken, dass (esoterisch ausgedrückt) «ein Schleier zerrissen wird und ein Licht eindringt». Diese Energie wurde vielleicht in der menschlichen Familie (durch Invokation) hervorgerufen und hat sich in einem dafür empfänglichen Sendboten konzentriert; sie kann vielleicht innerhalb des Planeten selbst erzeugt worden sein und einen planetarischen Avatar hervorbringen; sie kann die Manifestation der Lebensimpulse und der Energie des Sonnensystems sein, ja sogar kosmischen Ursprung haben. Aber immer verdichtet sich diese Energie in einem manifestierten Wesen, wird durch ein starkes Verlangen hervorgerufen, weckt einen Widerhall und bewirkt infolgedessen Veränderungen im Leben, in der Kultur und in der Zivilisation der Menschheit.

Die Resonanz oder Reaktion der Menschheit auf göttliche Sendboten bewirkt zur gegebenen Zeit die Erkenntnis eines transzendenten Etwas, das erwünscht und erstrebenswert ist, das ein Zukunftsbild aufzeigt, zunächst nur als eine Möglichkeit, die später verwirklicht und zur Errungenschaft wird. Das ist der geschichtliche Werdegang und schliessliche Beweis für eine Tatsache. Wenn diese neue Tatsache zu anderen, von früheren Avatars geschaffenen Tatsachen hinzukommt, bereichert sie den geistigen Inhalt des menschlichen Bewusstseins, steigert das Geistesleben der Menschheit und spornt den Menschen dazu an, sich aus der Welt der [292] Illusion herauszuwagen und einen Schritt vorwärts in die Welt der Realität zu tun. Jede Offenbarung bringt ihn der Ursachenwelt näher.

Die derzeit bestbekannten und als solche anerkannten Avatars sind Buddha und Christus, denn ihre Botschaften sind allen wohlbekannt. Das Leben und die Worte dieser Grossen haben das Denken und die Zivilisationen beider Hemisphären bestimmend beeinflusst. Beide sind göttlich-menschliche Avatars, die etwas verkörperten und vor Augen führten, was von der Menschheit leicht verstanden werden konnte; ihr Wesen ist von derselben Art wie das der Menschheit, «Fleisch von unserem Fleisch, Geist von unserem Geist». Sie bedeuten daher für uns mehr als andere göttliche Sendboten. Sie sind Millionen von Menschen bekannt, die ihnen nachfolgen und sie lieben. Ich möchte euch bitten, darüber nachzudenken, welches Kraftfeld sie aus einem Atomkern geschaffen haben. Solch einen geistig-positiven Atomkern zu schaffen ist die ständige Aufgabe eines Avatars. Er konzentriert oder verankert eine dynamische Wahrheit, eine kraftvolle Gedankenform oder einen Wirbel magnetischer Energie in den drei Welten. Im Lauf der Jahrhunderte beeinflussen dann diese Wahrheit und die Wirkung ihres Lebens und ihrer Worte ständig und nachhaltig das menschliche Denken. Die geschaffene Gedankenform wirkt immer stärker als Übermittler göttlicher Energie, die ja eine göttliche Idee zum Ausdruck bringt. All das bringt mit der Zeit eine Zivilisation hervor, deren Begleiterscheinungen Kultur, Religion, Politik, Staatsführung und Erziehungswesen sind. Auf diese Weise wird «Geschichte» gemacht. Geschichte ist nichts anderes als die Aufzeichnung zyklischer Reaktionen der Menschheit auf eine einströmende göttliche Energie, auf einen Avatar oder auf einen inspirierten Führer.

Göttliche Intervention

Zum Thema Avatars möchte ich noch darauf hinweisen, dass es (vom Standpunkt der jetzigen menschlichen Entwicklungsstufe aus) zwei Arten von Avatars gibt; das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass das menschliche Bewusstsein unter der Herrschaft der Gegensatzpaare steht. Es sind dies:

1. Jene Avatars, die den Engel der Gegenwart verkörpern, sei [293] diese göttliche Gegenwärtigkeit die Seele im Menschen, der planetarische Logos, eine ausserplanetarische Wesenheit, ein kosmisches Wesen oder ein Ausdruck des kosmisch Guten.

2. Jene Avatars, die den Hüter der Schwelle verkörpern, möge es sich um den menschlichen Hüter der Schwelle, um planetarische Kräfte des Materialismus oder um einen Aspekt des kosmischen Übels handeln.

Ich möchte diese Analogie ein wenig erläutern. So wie der Einzelmensch im Lauf seiner Lebenserfahrung einen Punkt erreicht, wo er den Engel der Gegenwart als den Offenbarer des Göttlichen empfindet, erkennt, erlebt und anerkennt, genauso kann sich im Lauf der Menschheitsgeschichte die gleiche grosse Erleuchtung einstellen. Der Aspirant steht vor einer Offenbarung, die Menschheit steht vor einer Offenbarung. Das Wissen um Gott ruht tief im Herzen, beim Einzelmenschen und in der Menschheit. Dieses Erkennen des Göttlichen in seinen verschiedenen Aspekten ist naturgemäss eine stufenweise fortschreitende Erkenntnis. Jede Stufe und jede Inkarnation bringt dem Jünger die entsprechende Offenbarung in grösserer Wahrheit und Klarheit, die Offenbarung von der Schönheit des Göttlichen und der Herrlichkeit des Lichtes. In ganz ähnlicher Weise kommen Zeiten, da der Hüter der Schwelle dem Aspiranten entgegentritt, dessen Vorhaben und Fortschritt in Frage stellt und den Weg blockiert, der zu einem erweiterten Leben und zur Befreiung führt. Der Hüter fordert die Freiheit der menschlichen Seele heraus. Genauso ist es im Leben einer Nation, einer Rasse und der Gesamtmenschheit.

Der Engel der Gegenwart weist auf eine göttliche Möglichkeit hin, offenbart dem Jünger den nächsten Schritt zur Befreiung und erhellt die unmittelbare Teilstrecke des zu beschreitenden Lichtpfades. Genau das macht auch der Avatar, welcher der Menschheit den erleuchteten Weg zeigt.

Der Hüter der Schwelle ist der Inbegriff, die Quintessenz aller üblen Tendenzen und Unzulänglichkeiten sowie die Gesamtheit egoistischer Gewohnheiten und Wünsche, welche die materielle Natur des Jüngers kennzeichnen. Der Engel der Gegenwart weist auf die zukünftige Möglichkeit und auf die Gottnatur hin. Dasselbe macht der Avatar. Der Hüter der Schwelle weist auf die Vergangenheit [294] mit all ihren Mängeln und üblen Gewohnheiten hin. Genau das tun auch jene Avatars, die von Zeit zu Zeit als Verkörperungen des Bösen und der niederen menschlichen Natur erscheinen; und sie erscheinen wahrhaftig immer wieder, meine Brüder.

Im Kreislauf des Lebens sieht sich der Jünger einmal dem einen Aspekt und dann wieder einem anderen gegenübergestellt. So ist er vielleicht in einer Inkarnation ausschliesslich damit beschäftigt, den Hüter der Schwelle zu bekämpfen oder zum Engel der Gegenwart hinzustreben und die göttliche Energie in sich einströmen zu lassen; er mag dem Einfluss seiner (insgesamt erschreckend vielen) üblen und materialistischen Wünsche erliegen, oder er kommt vielleicht dem Engel allmählich näher. Aber (und das ist der springende Punkt) stets ruft er selbst eine der beiden Manifestationen hervor. Genauso ist es mit der Menschheit. Der Ruf der Menschheit, der entweder aus ihrer Seele oder aber aus ihrer materiellen Natur kommt, muss eine Wirkung auslösen; und so kann sich ein Avatar manifestieren. Es ist der magnetische Appell oder der geballte zielstrebige Willensantrieb des Jüngers oder der Menschheit, der die Manifestation bewirkt. In anderen Inkarnationen schwankt vielleicht der Jünger bloss zwischen den beiden Polen seines Daseins hin und her, ohne bewusste Anstrengungen zu machen, ohne sich einer direkten Manifestation gegenübergestellt zu sehen, ja ohne sogar den Lebenszweck klar zu erkennen. Genauso ist es mit der Menschheit.

Schliesslich kommt jedoch einmal ein Leben, in dem er gleichzeitig dem Hüter und dem Engel gegenübersteht; damit beginnt der Hauptkampf seiner Lebenserfahrungen. Das ist die heutige Situation in der Welt. Das Geistige und das Materielle kämpfen gegeneinander, und die Menschheit ist der Kampfplatz.

Eine weitere Analogie zur Doktrin von den Avatars lässt sich im individuellen Leben des Jüngers feststellen. Wenn er so weit ist, dass er das Rechte wünscht und verlangt, und wenn er sich wirklich angestrengt hat, um den rechten Weg einzuschlagen, dann kommt - im Höhepunkt des Kampfes zwischen Gut und Böse ein Zeitpunkt, da er nach mehr Licht, mehr Kraft, mehr Verstehen und nach Befreiung verlangt, um den nächsten Schritt vorwärts zu tun. Wenn dieses Verlangen stark und zielstrebig ist und wenn er unbeirrt und unerschrocken standhalten kann, dann wird von der Gegenwärtigkeit selbst unweigerlich eine Antwort oder Resonanz kommen. Eine Manifestation von Licht und Liebe und Kraft wird heranfluten.

Die Anerkenntnis einer Notlage hat diese Reaktion ausgelöst. [295] Der Kampf hört auf; der Hüter zieht sich auf seinen Ausgangspunkt zurück; der Weg voran ist klar und frei; der Jünger kann mit Zuversicht weitergehen; ein besseres Leben beginnt für ihn.

Genau so ist es mit der Menschheit. Ein starkes Verlangen steigt bis zu der Pforte des Himmels; der geballte zielbewusste Wille der Menschheit muss dem Übel ein Ende machen, damit ein besseres und richtigeres Leben möglich werde. Im Zeitpunkt stärkster Spannung und grösster Not geht das starke Verlangen hinaus. Die Antwort folgt. Der Avatar erscheint, und Licht strömt herein, das den Weg erhellt. Neue Hoffnungen erwachen, und neue Entschlüsse werden gefasst. Neue Willenskraft, rechte menschliche Beziehungen zu schaffen, strömt durch die Menschheit, der sich ein umfassenderes Leben auftut, das von wahreren Werten bestimmt wird. Zwischen der äusseren Welt des täglichen Lebens und der inneren Welt geistiger Wirklichkeiten wird eine Verschmelzung möglich. Liebe und Licht können neu hereinströmen.

Jetzt ist die Spannung im Leben der Menschheit genügend stark. Der Engel der Gegenwart und der Hüter der Schwelle ringen um die Entscheidung. Die Menschheit durchlebt anscheinend ihre dunkelste Stunde. Aber ständig geht der dringende Ruf hinaus, der Ruf nach Hilfe, nach Abhilfe und Befreiung, nach Offenbarung, Licht und Stärke, um das Übel abzuschütteln. Unentwegt und zielbewusst streben die Weltaspiranten nach einer Welt wahrerer Werte, nach besseren menschlichen Beziehungen zueinander, nach einer aufgeklärteren Lebensweise und nach einem besseren gegenseitigen Verstehen zwischen allen Menschen und Völkern. Mit geballtem Willen halten sie stand, ständig werden ihre Reihen grösser und stärker. Mit konzentriertem Willen zum Guten, mit klarerem Erfassen zukünftiger Möglichkeiten, entschlossen, die Welt im Sinn des göttlichen Leitbildes zu gestalten, und mit der dringenden Bitte um Hilfe steht die Menschheit da und erwartet Abhilfe. In allen Landen wächst die Erkenntnis, dass, wenn die Menschheit wirklich alles getan hat, sie den psychologischen Höhepunkt erreicht hat, auf dem sie nurmehr auszuharren braucht; dann wird sich die göttliche Entschlossenheit, in irgendeiner Form zu intervenieren, sichtbar manifestieren. Immer stärker wird die Überzeugung, dass zur Unterstützung der menschlichen Anstrengungen für eine rechtmässige Aktion eine göttliche Kraft oder Person hervortreten oder ein Ereignis eintreten wird, das den Krieg beenden wird.

Ich möchte hier noch bemerken, dass in ähnlichen, aber weniger ernsten Krisenzeiten in der Vergangenheit diese göttliche Intervention [296] anstelle der menschlichen Anstrengungen erfolgte. Die grossen Helfer der Menschheit hoffen indes, dass eine solche Intervention in der heutigen Zeit die menschlichen Bemühungen nur ergänzen wird. Das ist etwas ganz anderes.

In allen Ländern erwartet also die Menschheit den Kommenden. Man ahnt und verspürt, dass der Avatar unterwegs ist. Der zweite Advent steht (gemäss der Prophezeiung) unmittelbar bevor. Jünger, Mystiker, Aspiranten und die erleuchteten Menschen in allen Landen senden den flehentlichen Ruf empor: «Mögen Licht und Liebe, Macht und Tod das Vorhaben des Kommenden verwirklichen.» diese Worte sind Ausdruck eines dringenden Verlangens und hingebungsvoller Opferbereitschaft, sind eine Glaubensüberzeugung und eine Aufforderung an den Avatar, der an seiner hohen Stätte wartet, bis das Verlangen genügend stark und der Ruf ganz deutlich vernehmbar ist, um sein Herabkommen und Erscheinen zu rechtfertigen.

Verlangen ohne gleichzeitige Aktion ist nutzlos, so, wie Glaube ohne werktätigen Dienst leer und leblos ist. Gerade da ist eine Bruchstelle in dem magnetischen Band, das die Verbindung zwischen dem Avatar und dem Verlangen nach seinem Kommen schaffen sollte. Voraussetzung für sein Kommen ist ein fünffaches Energieband: der konzentrierte Wille des Volkes, die vereinte Zielstrebigkeit der Weltjünger und Aspiranten, ihr starkes, sehnsuchtsvolles Verlangen, ihre aktive Mitarbeit an der Aufgabe, ihm den Weg zu bereiten, und ihre völlige Selbstlosigkeit. Erst wenn die Menschheit selbst wirklich alles getan hat, um das Unrecht und das Böse zu beseitigen, erst wenn sie dazu sogar mit dem Einsatz des Lebens bereit ist, erst dann kann er, der von allen Völkern Ersehnte, erscheinen.

Derzeit werden solche Anstrengungen gemacht. Durch eine kleine zusätzliche Anstrengung kann das grosse Ereignis, das Erscheinen des Avatars, ermöglicht werden. Buddhas Aufgabe bei der diesjährigen Wesak-Feier besteht gerade darin, diesen neuen Anstoss, weitere Erleuchtung, zusätzliche Kraft zu geben und den Willen zu stärken, damit die Menschheit diese Krise überwinden kann. Auf seiten der geistigen Kräfte des Planeten wird dann alles getan sein, um das Erscheinen des Avatars zu ermöglichen. Ich möchte fragen: Was wird von seiten der Menschheit getan?

[297] Zwischen dem Ausgangspunkt aller Avatars und der Menschheit steht die Hierarchie der Liebe, steht Christus mit seinen Jüngern, stehen die Meister der Weisheit. Sie alle haben sich in dieser Zeit zusammengetan, um durch eine gewaltige Anstrengung den Hüter der Schwelle zu überwinden und dem Engel näherzukommen. Das erfordert eine noch grössere Hilfe, die auch gegeben werden wird, wenn die Menschheit und die Hierarchie gemeinsam diese Hilfe herbeirufen und erwarten, und wenn sie vereint und beharrlich sich bemühen.

Das Erscheinen von Avatars

Seit dem Jahr 1400 (das ich schon einmal erwähnt habe) sind Avatars von weniger hohem Rang, dem Anruf folgend, immer wieder erschienen, um bei den kleineren Krisen, nationalen Schwierigkeiten oder Bedrängnissen religiöser Art zu helfen. Sie nahmen die Gestalt jener Männer und Frauen an, die erfolgreich für eine Wahrheit oder gerechte Sache, für ein Menschenrecht oder für ein gerechtfertigtes Verlangen der Menschheit eintraten. Alle diese Menschen waren auf der physischen Ebene sehr aktiv und wurden nur selten als das erkannt, was sie in Wirklichkeit waren; erst die spätere Geschichtsschreibung hob ihre Leistungen hervor. Sie änderten die Richtung des menschlichen Denkens; sie wiesen den Weg zu einem besseren Leben; sie erschlossen neue Gebiete und bahnten den Weg für neue menschliche Grosstaten. Zu ihnen gehören Luther, Kolumbus, Shakespeare und Leonardo da Vinci, um nur einige zu nennen. Sie lebten, dachten und handelten so, dass sie noch lange Zeit das Geschehen in einem menschlichen Denk- und Tätigkeitsbereich nachhaltig beeinflussten; auch heute noch werden sie als bahnbrechende Persönlichkeiten und Menschheitsführer anerkannt. Mit diesen Jüngern werde ich mich nicht befassen. Sie verkörperten Ideen und machten Geschichte - nicht die Geschichte der Eroberungen, sondern die des Fortschritts. Ich möchte von jenen viel grösseren Erscheinungen sprechen, die aus einem verborgenen Zentrum (nah oder fern der Menschheit) kommen und «Die Menschensöhne von Krisen befreien». Es sind in der Hauptsache folgende vier, verhältnismässig kleine Gruppen:

1.Nationale Avatars. Diese Erscheinungen werden durch den Genius und die Bestimmung einer Nation hervorgerufen. Der Menschentyp (in bezug auf Qualität und Bewusstsein, nicht unbedingt in physischer Hinsicht) lässt [298] die zukünftige Wesensart einer Nation ahnen. Ein solcher Mann war Abraham Lincoln. Er kam aus der Seele des Volkes hervor und stellte in seiner Person eine neue nationale Qualität dar, die sich später in der Nation entfalten sollte. Ein Gegenstück dazu war Bismarck, der aus dem Bereich des kosmisch Bösen kam und dem es zuzuschreiben ist, dass der Materialismus auf unserer Erde so stark werden konnte. Beide Männer erschienen im gleichen Jahrhundert und demonstrierten also den Ausgleich in der Natur und das ständige Wechselspiel der Gegensatzpaare. Beide Männer sind typisch für die mächtigsten Avatars, welche die Menschheit bis jetzt hervorgebracht hat. Sie treten in der Staatsführung hervor, stehen unter der Einwirkung des ersten Strahls, gehören in die Abteilung des Manu und sind für Shamballa-Kraft sehr empfänglich. Solche Avatars treten häufig bei der Gründung einer Nation in Erscheinung. Das gilt sowohl für Bismarck als auch für Lincoln.

2. Lehrer-Avatars. Diese Erscheinungen bringen in den Denk- und Bewusstseinsbereich eine neue Note oder Grundtendenz; sie offenbaren die nächste notwendige Wahrheit; sie verkünden und formulieren jene Wahrheiten, die auf die geistige Entfaltung der Menschheit Licht werfen. Solche Avatars waren Plato, der erste Patanjali und Shankaracharya; sie gehören zum zweiten Strahl, in die «Abteilung Christi», und sie sind Manifestationen hierarchischer Kraft. Ich möchte daran erinnern, dass die Bezeichnung «Abteilung Christi» der Name für ein hohes Amt ist, das schon immer einen Hochmeister gehabt hat. In diese Gruppe gehört nicht Christus oder Buddha, denn diese beiden haben einen viel höheren Rang und eine unendlich grössere Machtfülle.

3. Strahl-Avatars. Diese grossen Wesen treten nur in verhältnismässig langen Zeitabständen hervor, wenn ein Strahl zur Wirksamkeit kommt. Sie verkörpern die Qualität und die Kraft eines bestimmten Strahls. Wenn im nächsten Jahrhundert der siebente Strahl zur vollen Wirksamkeit gekommen und der Fische-Einfluss völlig verschwunden sein wird, wird der Avatar des siebenten Strahles erscheinen. Sein Wirken wird ein sichtbarer Beweis dafür sein, wie sich das Gesetz, die Ordnung und der Rhythmus des schöpferischen Gestaltens auf der physischen Ebene auswirken, wenn sich Geist und Materie harmonisch verbinden. Da dieser Strahl der Strahl der zeremoniellen Ordnung und des Rituals ist, wird dieser Avatar hauptsächlich [299] bestrebt sein, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Einweihungsmysterien, deren Hüter die Hierarchie ist, wieder auf Erden erscheinen können. Er steht natürlich mit der Grossen Weissen Loge auf dem Sirius in Verbindung. Aber diese Tatsache berührt uns jetzt nicht, denn wir erwarten einen viel grösseren Avatar.

4. Überbringer-Avatars. Diese Inkarnationen des Göttlichen erscheinen in jenen grossen Zeitenwenden, wenn die Menschheit die Darstellung einer neuen Wahrheit oder die Erweiterung einer alten Wahrheit dringend braucht, um eine höhere Entwicklungsstufe zu erreichen. Diese Avatars erscheinen auf dringendes Verlangen hin; sie befassen sich weniger mit nationaler Entwicklung, vielmehr mit der subjektiven Bewusstseinsentfaltung und Stimulierung der Gesamtmenschheit. Markante Beispiele solcher Avatars sind Buddha und Christus. Sie waren nicht nur göttliche Avatars in einem menschlichen Körper und daher imstande, zwischen der Menschheit und der Hierarchie eine Verbindung herzustellen, sondern sie waren noch viel erhabener und wichtiger. Sie hatten den Punkt erreicht, an dem sie als Übermittler kosmischer Prinzipien fungieren konnten. Diese in ihnen (in einem ausserplanetarischen Sinn) konzentrierten Prinzipien konnten das tief verborgen ruhende analoge Prinzip in der Menschheit stimulieren. Sie brachten und übermittelten etwas von ausserhalb des planetarischen Lebens - direkt aus dem Herzen Gottes zu den Menschen. Da der Buddha die Erleuchtung erlangt hatte, fachte er das Licht in der Welt, in der Menschheit und in allen Erscheinungsformen an; er diente der menschlichen Seele. Christus, der im Bereich geistigen Verstehens eine aussergewöhnliche Vollendung erreicht hatte, überbrachte der Menschheit - zum erstenmal in der menschlichen Geschichte einen Aspekt und eine Wirkkraft der Gottnatur selbst, nämlich das Liebesprinzip der Gottheit. Vor dem Erscheinen Buddhas kamen Licht, Aspiration und das Erkennen eines transzendenten Gottes in der menschlichen Einstellung zu Gott nur in unbestimmter unbeständiger Weise zum Ausdruck. Dann kam Buddha und manifestierte durch sein Leben die Tatsache eines immanenten und transzendenten Gottes. Es entfaltete sich das Gedankenbild eines Gottes im Universum [300] und eines Gottes in der Menschheit. Im menschlichen Bewusstsein wurden die Individualität einer Gottheit und das höhere Selbst in jedem einzelnen Menschen bedeutsame Faktoren. Es war eine verhältnismässig neue Wahrheit, die von der Menschheit erfasst werden sollte; Jüngern und Eingeweihten war sie seit jeher bekannt.

Bis zu der Zeit, da Christus kam, ein Leben der Liebe und des Dienstes vorlebte und der Menschheit das neue Gebot der Liebe verkündete, war in den Heiligen Schriften der Welt Gott als Liebe kaum betont worden. Als er als der Avatar der Liebe erschien, wurde Gott bekannt als überirdische Liebe, Liebe als das Ziel der Schöpfung, Liebe als das Grundprinzip gegenseitigen Verbundenseins und als das, was in der ganzen sichtbaren Schöpfung auf einen Plan hinarbeitete, dessen Antrieb Liebe ist. Christus offenbarte diese göttliche Qualität und änderte dadurch die Lebensweise und die Ziele der Menschen. Gleichzeitig erhielt durch ihn auch die Hierarchie einen starken Impuls, so dass sie grösser wurde und ihr Wirken zunahm; im geringeren Grade war das beim Erscheinen des Buddha der Fall gewesen. Viele Eingeweihte wurden Meister, viele Meister übernahmen einen höheren Wirkungsbereich, und viele Jünger rückten in die Reihen der Eingeweihten auf. Eine grosse Anzahl von Aspiranten erlangte den Rang angenommener Jünger.

Ich habe in meinen früheren Schriften einige dieser Avatars unter verschiedenen Namen und Kategorien besprochen. Hier möchte ich lediglich einen grösseren Leserkreis mit der Doktrin von den Avatars (oder göttlichen Erscheinungen) bekannt machen. In der Bibel finden wir eine Fülle solcher Phänomene, aber ihre wahre Natur und Bedeutung sind nur wenig verstanden worden. Die oben angegebene Gruppierung ist besser bekannt.

Im September 1940 erklärte und besprach ich eine neue Strophe der Grossen Invokation. In dieser Mitteilung sprach ich von göttlichen Verkörperungen als dem höchsten Typ eines Avatars, den die Menschheit auf ihrer jetzigen Entwicklungsstufe erwarten könnte. Ich sprach auch von der Aktivität der Hierarchie und Shamballas und von der Möglichkeit, dass diese beiden Zentren vielleicht es für notwendig erachten würden, in Form einer weltweiten Katastrophe, die alle Völker treffen würde, einzugreifen. Ich wies auch auf die Möglichkeit hin, dass sich die göttliche Führung und Anteilnahme auf einer niedrigeren Ebene in der Form manifestieren könnten, dass inspirierte Führer hervortreten.

Die Menschheit erhält [301] jetzt eine solche Führung durch Winston Churchill und Franklin D. Roosevelt, im Gegensatz zur konzentrierten Führerschaft der materialistischen Kräfte durch Hitler und einen Mann in seiner Gruppe. Aber nicht mit dieser Art von Führerschaft - als Ausdruck des Avatar-Prinzips - will ich mich hier befassen. Eine solche Führerschaft wird durch wesentliche Faktoren hervorgebracht, die in der Menschheit selbst liegen. Ich möchte jetzt von einem fünften Avatar-Typ sprechen, der grösser ist als die anderen vier. Diese Avatars sind in diesem Weltzyklus durch keine menschliche Inkarnation gegangen.

5. Göttliche Verkörperungen. Diese Avatars erscheinen selten; und wenn sie erscheinen, dann sind die Folgen ihres Wirkens sehr gross und nachhaltig. Sie treten über Shamballa in Manifestation, denn sie bringen die Willensnatur der Gottheit zum Ausdruck; sie verkörpern göttliche Absicht. Die durch sie strömende und von ihnen übermittelte Energie konzentriert sich im Herrn der Welt. Sie können nur durch die vereinte und gleichzeitige Invokation der Hierarchie und der Menschheit erreicht werden; ihr Dienst kann nur dann aufgerufen werden, wenn die Notlage absolut klar ist, und wenn die Anrufenden nicht bloss auf die Hilfe vertrauen, sondern selbst in unermüdlichen Anstrengungen ihr Äusserstes getan haben, um das Übel zu überwinden.

Sie kommen niemals tiefer als bis zur Mentalebene herab. Der Schwerpunkt ihres Wirkens liegt bei der Hierarchie, die als Mittler zur Weiterleitung von Energien und Kräften fungiert. Die Avatars erreichen gelegentlich auf der Mentalebene jene konzentrierten Denker, die eine klare Vision und zielstrebigen Willen besitzen, die entschlossen und vorurteilsfrei sind und deren Körperhüllen durch und durch rein sind. Diese Avatars bringen den Willen Gottes zum Ausdruck, die Energie Shamballas, und den Impuls, welcher der göttlichen Absicht zugrunde liegt. Wenn sie wirklich hervortreten, dann manifestieren sie den Zerstörer-Aspekt des ersten Strahls der Macht: sie bringen den Tod für alles, was veraltet und verbraucht ist, was das Formleben beengt und das Böse in sich trägt. Sie bewirken also zweierlei:

a. Sie werden vermittels der Lichtkräfte die Kräfte des Bösen vernichten.

b. Sie werden [302] von der göttlichen Absicht so viel offenbaren, wie die besten Denker und hingebungsvollsten Aspiranten davon erfassen können. Die Weltjünger und alle jene Menschen, die einen disziplinierten Willen zu wissen besitzen und sich kraftvoll und aktiv für den Willen zum Guten einsetzen, werden das geistige Zukunftsbild klarer und deutlicher erschauen. Dieses Wissen und dieser Wille sind für die kommende Zeit der Neuordnung notwendig.

Auf welche Weise sie die jetzigen üblen Zustände beenden und die materialistische Aggression zunichte machen werden, kann und darf ich nicht sagen. Ausserdem ist es gar nicht sicher, ob die Intelligenz, der geballte Wille und das erforderliche Verlangen der Menschheit ausreichen, um sie hervorzurufen. Die Zeit allein wird das beantworten. Gebe Gott, dass sich die Aspiranten und Weltjünger dessen bewusst werden, welche Chance und Möglichkeit sich ihnen jetzt bietet. Die missliche Lage riesiger Völkergruppen dieses Planeten lastet schwer auf dem Herzen der Hierarchie. Aber für die Befreiung und für das Erscheinen der befreienden Mächte ist die Mitarbeit der Menschheit unbedingt erforderlich. Nirgends ist das dringender notwendig als unter den Deutschen in ihrem unglücklichen Land. Gebe Gott, dass alle die Deutschen, die den geistigen Weitblick haben, sich jenen Kräften anschliessen, die Deutschland und das deutsche Volk von der Tyrannei des Übels (repräsentiert durch sieben Männer) zu befreien suchen. Wenn einmal die in Freiheit lebenden Auslandsdeutschen im Sinn der Gesamtmenschheit denken und sich nicht von nationaler Verblendung, Rachsucht oder Selbstbemitleidung leiten lassen, dann werden sie die Stimmen der freien Völker und der Aspiranten und Jünger aller Nationen verstärken.

Wenn der Avatar kommt, wird er der Menschheit etwas überbringen, wofür wir bis jetzt noch keine richtige Bezeichnung haben. Es ist weder Liebe noch Wille, wie wir sie verstehen. Nur eine Wortfolge kann den Sinn einigermassen andeuten: das Prinzip zielgerichteter Absicht.

Dieses Prinzip umfasst drei Faktoren:

a. Intuitives [303] und instinktives, aber vernunftgemässes Erkennen des Planes und dessen Verwirklichung in unmittelbarer Zukunft.

b. Konzentrierte, zielstrebige Absicht, die auf Punkt a) basiert und den Willensaspekt betont, der im Menschen bis jetzt noch nicht entwickelt ist.

c. Die Fähigkeit, durch Klarsicht und Willenskraft Energie zu einem erkannten und erwünschten Ziel hinzuleiten, die alle Hindernisse überwindet und all das zerstört, was im Weg steht. Das bedeutet nicht die gewaltsame Zerstörung von Formen, wie das heute unter Zwang geschieht, sondern eine Vernichtung, die durch das ausserordentlich erstarkte Leben in der Form zustande kommt. Erst die nächsten hundert Jahre werden die Bedeutsamkeit dieser Behauptung offenbaren, und auch nur in dem Fall, wenn der geballte Wille der Völker diesen Avatar der Synthese im Lauf der nächsten zwölf Monate hervorruft. Ich gebe diesem grossen Wesen diesen Namen, weil er die Qualität und das Ziel der Kraft, die er bringt und lenkt, zum Ausdruck bringt.

Auch ein anderer, rangniedrigerer Avatar erwartet jetzt den Ruf der Menschheit. Er ist esoterisch mit dem Avatar der Synthese verbunden, und er wird von diesem überschattet. Dieser kleinere Avatar kann bis zur physischen Ebene herunterkommen und in sichtbarer Gestalt erscheinen; so kann er die Stimulierung und Qualität der Kraft des grösseren Avatars, der nur bis zur Mentalebene kommen kann, abschwächen und übermitteln. Wer dieser Kommende sein mag, ist bis jetzt nicht bekannt. Er kann vielleicht Christus sein, wenn es ihm seine andere Diensttätigkeit erlaubt; es mag auch ein von ihm Erwählter sein, der vom Avatar der Synthese überschattet würde und dessen Aktionen von Christus, dem Herrn der Liebe, gelenkt würden. Auf diese Weise würden sich die Energien aus Shamballa und von der Hierarchie in dem erwählten Kommenden konzentrieren. So würde ein Energiedreieck aus Liebe und zielstrebiger Absicht geschaffen werden, was sich als wirksamere Methode für Energiefreisetzung und als ein sicherer Weg erweisen würde als der konzentrierte Ansturm einer speziellen Kraft.

Ich sehe ein, dass dieses Thema schwierig ist und möchte es daher kurz zusammenfassen und dadurch vereinfachen.

1. Ein grosser kosmischer Avatar kann kommen, wenn die Hierarchie und die Menschheit vereint mit geballter Absicht zusammenstehen.

a. Er wird [304] in die drei Welten menschlichen Ringens und Strebens herabkommen, aber nur bis zur Mentalebene.

b. Er wird eine kosmische Energie überbringen, deren Qualität Synthese ist. Diese wird sich als Harmonie und Einheit auswirken, so dass zwangsläufig geistiges Verstehen entwickelt und guter Wille gefördert wird und die separatistischen Tendenzen der Menschheit ein für allemal ein Ende haben.

c. Seine Wesensart und Schwingung können nur von jenen verspürt werden, deren Grundzug ebenfalls Synthese und deren Lebensziel der Wille zum Guten ist. Das sind in erster Linie die Mitglieder der Hierarchie, ferner die Jünger und Aspiranten in der Welt sowie einige wenige Menschen guten Willens.

2. Es kann auch sein, dass ein Sendbote oder Avatar im gleichen Rang wie Christus (vielleicht sogar Christus selbst) kommt, um als Vertreter des Avatars der Synthese zu fungieren.

a. dieser Avatar ist derzeit als Seniormitglied der Grossen Weissen Loge tätig und steht mit Christus, mit dem Manu und mit dem Herrn der Zivilisation (dem Meister R.) in enger Verbindung. Er wird als koordinierendes Organ zwischen der Hierarchie und Shamballa fungieren. Er wird aufgrund der Qualität seines eigenen Lebens folgende grosse Energien in sich vereinigen:

Den Willen zu geistiger Macht.

Den Willen zur Liebe in der geistigen Bedeutung.

Den Willen, Geistigkeit zu manifestieren.

b. Dass dieser Kommende seine Vollendung schon in längst vergangenen Zeiten erreicht hat, geht aus seinem Namen hervor, der in so vielen Heiligen Schriften der Welt zu finden ist: Der «Reiter auf dem Weissen Pferd». Das bezieht sich auf die urferne Zeit, bevor (wie es in der christlichen Bibel heisst) «das Lamm seit Anbeginn der Welt geschlachtet» war. In früheren Zyklen nannten es die damaligen Eingeweihten «das Opferross, geschlachtet für alle Ewigkeit». Die Grundidee ist die gleiche.

c. dieser Avatar kann bis in die äussere Welt herabkommen, um als Herr und Fürst sein Volk durch Krieg zum Frieden zu führen.

d. Das [305] ganze Problem, vor dem die Hierarchie und die Menschheit anlässlich des kommenden Avatars stehen, kann in den folgenden Fragen zusammengefasst werden:

Kann er die Energie der Synthese mitbringen und dadurch sofortige Änderungen herbeiführen?

Das hängt davon ab, ob er vom Avatar der Synthese überschattet wird und ob er durch das geballte, von der Hierarchie unterstützte Verlangen der Menschheit hervorgerufen wird.

Wird das dringende Verlangen der Völker stark genug sein, um die höheren Mächte zum Hervortreten zu bewegen? Oder wird dieses Verlangen zu schwach sein, weil die Weltjünger und Aspiranten nicht imstande waren, die Völker des ganzen Erdballs für dieses Vorhaben zu mobilisieren?

Wird die höhere Überschattung nicht stattfinden? Wird also nur der kleinere Avatar kommen, um eine langsamere Methode anzuwenden und nur schrittweise Reformen einführen?

Diese langsamere Methode wird nur dann zur Anwendung kommen, wenn und weil die Menschheit ihre Unfähigkeit bewiesen hat, die grössere und stärkere Vibration göttlicher Energie hervorzurufen und zu empfangen. Das hängt ausschliesslich von der Entscheidung der Weltjünger und Aspiranten, nicht von der Entscheidung der bestürzten und irregeführten Menschheit ab. Werden die Weltjünger und Weltaspiranten die Krise und die günstige Gelegenheit richtig einschätzen? Im ganzen gesehen ist das bis jetzt noch nicht der Fall.

3. Die Hierarchie steht jetzt zielbewusst und wie ein Mann bereit. Der flehentliche Ruf der Massen steigt bis zu den Pforten Shamballas empor. Dieser Ruf ist viel stärker als das Verlangen der geistig eingestellten Menschen - der Jünger, Aspiranten und Menschen guten Willens. Diese scheinen aus der Sicht der Hierarchie - von dumpfer Untätigkeit so übermannt und in ihre Theorien und Idealismen so vertieft zu sein, dass sie gar nicht sehen, was auf dem Spiel steht. Kann man sie aufwecken? Können sie in eiserner Beharrlichkeit [306] durchhalten, schweren physischen Dienst leisten und die Willenskraft aufbringen, für die Vernichtung des Bösen sogar ihr Leben einzusetzen? Können sie dabei die innere Geisteshaltung der Liebe und der Verbundenheit bewahren? Können sie aus Liebe zur Menschheit alles aufgeben? Können sie für die Sache der Freiheit und Gerechtigkeit alles opfern? Das sind die Probleme jener Grossen Seelen, die auf das Erscheinen des grösseren oder kleineren Avatars hinarbeiten, der jetzt die Menschheit retten kann, wenn diese die Rettung dringend verlangt und dafür auch alles Notwendige tut.

Die erforderlichen Massnahmen
Diese sind verschiedenartig, erstreben aber alle das gleiche Ziel. Der erste Schritt besteht darin, klar zu erkennen, wie oder nach welchem Plan der Avatar kommen und so die Menschheit erreichen kann. Praktisch sind die Methoden die gleichen, ob es sich nun um den über die Hierarchie wirkenden Avatar der Synthese oder um den Avatar der Koordinierung (wie ich ihn nennen möchte) handelt, der - als Repräsentant des grösseren Avatars - auf die Menschheit direkt und sichtbar einwirkt.

Die Avatars erreichen und beeinflussen ihre Beauftragten oder jene Menschen, die auf ihre Wesensart, Vibration und Botschaft reagieren können, auf folgende Art und Weise:

1. Durch Überschattung. Bei Vorhandensein ähnlicher Qualität, Zielsetzung und Wesensart kann der Avatar ein Mitglied der Hierarchie (wie im Fall des Avatars der Synthese) oder einen Jünger oder Aspiranten der Menschheit (wie im Fall des kleineren Avatars) überschatten. Das kann durch Meditation oder in der Weise erfolgen, dass dem Überschatteten ein gelenkter Strom Gedankenenergie zugesandt, eine Gedankenform dargestellt oder in dem Betreffenden ein konzentrierter Wille hervorgerufen wird. Wenn zwischen dem sensitiven Jünger und dem Avatar eine enge Zusammenarbeit besteht, geht das alles sehr rasch vor sich. Zwischen Christus und dem Avatar der Synthese besteht derzeit eine enge Verbundenheit, die bis zum Juni-Vollmond noch inniger werden wird. Christus und sein Bruder Buddha leisten jeden möglichen Beistand. Gerade deswegen wird der kommende Mai-Vollmondtag von ganz besonderer Bedeutung sein.

Eine Gruppe [307] von Meistern und Eingeweihten, die in besonderem Masse mit der Abteilung Christi verbunden sind, und eine unter dem Meister M. arbeitende Gruppe sind bestrebt, für diese Überschattung empfänglich zu werden, was (sogar ihnen) nur dann möglich ist, wenn diese Überschattung durch Christus erfolgt. (Ich spreche hier von Mysterien). Es dürfte daher klar sein, dass in dem Mass, in dem diese Meister und Eingeweihten für die überschattende Energie der grossen Avatars immer stärker empfänglich werden und sie sich dieser Energie immer deutlicher bewusst werden, dass da auch ihre Jünger auf der Erde schwach und unbestimmt auf die Idee ansprechen, die von ihrem Meister (aufgrund der vom Avatar empfangenen Impression) gedanklich formuliert werden. Denkt darüber nach.

2. Durch Inspiration. Diese Methode ist unmittelbarer oder persönlicher als das Überschatten, und die Ergebnisse sind wirksamer. Bestimmte Mitglieder der Hierarchie werden «von oben her» vom kosmischen Avatar inspiriert, und sie werden dadurch bisweilen zu direkten Repräsentanten seines Denkens, seiner Energie und seiner Pläne. Das ist die spirituelle Analogie zu Besessenheit. Die Besessenheit besteht darin, dass ein Mensch von einem bösen Wesen in Besitz genommen und zu etwas veranlasst wird. Bei der Inspiration gibt es keine Besessenheit, sondern nur eine sogenannte «identische Resonanz»; das ist etwas ganz anderes. Bei der Inspiration stellt ein Meister oder Jünger seinen freien Willen und seine Intelligenz dem grossen geistigen Vermittler zur Verfügung; der betreffende Meister oder Jünger, der sich als Seele betätigt, wird so zu einem Kanal für fremde Kräfte, Ideen und Aktivitäten, wofür er aber seine volle intuitive Zustimmung gibt. All dies geht bei vollem Einverständnis vor sich, im Wissen um die Methode, den Vorgang und die Ergebnisse. Es ist ein Akt freier geistiger Mitarbeit am Werk einer grossen geistigen Kraft oder Wesenheit zum Wohl der Menschheit. Die Zusammenarbeit des Meisters Jesu mit Christus ist ein Beispiel dafür. Für das Kommen des Avatars mag vielleicht die Mitarbeit Christi oder einer «gleichartigen ebenbürtigen Seele» mit einem kosmischen Wesen erforderlich werden, die auf viel höheren geistigen Bewusstseinsebenen stattfindet und eine unglaubliche Machtkonzentration bewirkt.

Bei Besessenheit versklavt die böse Kraft die Persönlichkeit, die meistens nur ein Gehäuse ist. Dafür ist Hitler ein Beispiel. Dieser Zustand bringt auf der physischen und astralen Ebene mehr Macht und Stärke hervor; die Erfolge treten zwar rascher in Erscheinung, aber die Macht ist nicht von langer [308] Dauer, und auch die Wirkungen schwinden verhältnismässig bald.

Durch Inspirationen beeinflusst der kleinere Avatar, der in der äusseren Welt lebt und Kontakte gewinnt, zwangsläufig die sensitiven, geistig orientierten Jünger und Aspiranten; auf diese Weise wird die vom kosmischen Avatar kommende Inspiration mit der Zeit zu einer Gruppeninspiration, die zuverlässiger gelenkt werden kann. Zu einer solchen Gruppeninspiration kann es jetzt kommen. In diesem Fall würden gleichzeitig der kosmische Avatar, der Welterlöser (in der Person des kleineren Avatars) und eine Rettergruppe, die aus sensitiven Jüngern und Weltdienern besteht, erscheinen. Denkt auch darüber wieder nach.

Auf diese Weise käme eine direkte Verbindung von der Menschheit über die Hierarchie bis zu Shamballa zustande. Die Hierarchie arbeitet an der Schaffung dieses Verbindungsweges und wird dabei von ihren Jüngern unterstützt. Alle Aspiranten sind jetzt zur Mitarbeit aufgerufen, denn die Zeit drängt. Wenn dieses Verbundensein zustande kommt (es wäre traurig für die Menschheit, wenn es nicht dazu käme), dann kann die avatarische Äusserung nach der dritten Methode erfolgen.

3. Durch sichtbares Erscheinen. Die Hierarchie hat alles getan, um das Erscheinen des Avatars, des Kommenden, zu ermöglichen. Was für Massnahmen das waren, kann hier nicht gesagt werden. Nur einige Fragen sind gestattet, die auf eine Möglichkeit hinweisen. Meint oder glaubt ihr, dass sein Manifestationskörper bereits hier auf Erden ist und darauf wartet, überschattet, inspiriert und zur gegebenen Zeit benutzt zu werden, wie seinerzeit der Meister Jesus von Christus? Es gibt Leute, die sagen, dass er schon seit 22 Jahren wartet. Wäre es vielleicht möglich, dass der Fürst des Lichtes und des Friedens plötzlich zu uns herabkommt, um durch die Wirksamkeit seiner Strahlung und seiner Botschaft die derzeitigen Zustände zu ändern? Es gibt Millionen Menschen, die sein plötzliches Erscheinen erwarten. Manche sagen sogar, dass er schon unterwegs ist. Wäre es denkbar, dass er an diesem [309] Wesak-Fest der Hierarchie näherkommt und mit ihr Verbindung aufnimmt? Manche sagen, dass es so sein wird. Kann die «geballte Absicht» der Menschheit einen solchen Widerhall auslösen, dass der kleinere Avatar auf Erden erscheint? Einige sagen, dass nichts das verhindern kann. Prophezeiung, Erwartung und der jetzige Zeitzyklus zeugen von dieser Möglichkeit. Dieses doppelte Ereignis (das Kommen des Avatars der Synthese zur Hierarchie und seines Repräsentanten - des kleineren Avatars - zur Menschheit) ist möglich und wahrscheinlich, wenn sich die Weltjünger und Aspiranten der sich bietenden Gelegenheit würdig erweisen.

Die unmittelbare Aufgabe

Ich komme zum Schluss meiner Ausführungen. Ich möchte wissen, ob und was ich sonst noch hinzufügen sollte, um die Jünger zur notwendigen geistigen Anstrengung anzuspornen, die sich in Entscheidungen und äusseren Aktivitäten auswirken muss. Die Macht der Umstände machte bereits gewisse Dienstleistungen in der physischen Welt notwendig: die Arbeit des «Roten Kreuzes» in jedem Land, die Reaktion auf die dringenden physischen Nöte der Umwelt und die von den Führern in allen Ländern angeordnete Mobilisierung aller Kräfte und Hilfsquellen - das sind die Leitgedanken der gegenwärtigen Zeit. Aber neben der äusseren Betätigung ist auch die geistige Aktivität und Ausrichtung notwendig. Voraussetzung für diese Aktivität sind klares realistisches Denken und Entschlossenheit. Können die Weltjünger und Aspiranten dieses vollständige Leben auf allen Ebenen dokumentieren? Sind sie imstande, ein intensives inneres Leben zu führen und gleichzeitig den äusseren Pflichten und Erfordernissen nachzukommen? Das ist das Problem. Können sie ihre Lieblingstheorien und unbedeutenden Ideale (unbedeutend angesichts der schrecklichen Weltlage) beiseitelegen und ihre Anstrengungen ausschliesslich darauf richten, das Böse in der äusseren Welt und auch auf anderen Ebenen zu bekämpfen? Können sie gleichzeitig ein dynamisches Leben mit allesumfassender Denkweise führen, das in dem hörbaren Appell an den Avatar zum Ausdruck kommt? Oft behindern das Gefühlsleben und das fanatische Festhalten an einem geliebten Ideal den Jünger am wirksamen Dienst in der äusseren Welt. Wirksames Dienen ist [310] verhindert worden durch alte Denkgewohnheiten und das Festhalten an irgendeinen mystischen Traum, der zwischen den Zuständen steht, wie sie wirklich sind und wie sie sein könnten, wenn die Jünger richtig handeln würden.