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ZWEITER ABSCHNITT - DAS ALLGEMEINE WELTBILD - TEIL 8

Wir, die Lehrer auf der inneren Seite, die wir seit Äonen die Menschheit für das kommende Zeitalter friedlicher und brüderlicher Zusammenarbeit vorbereitet haben, sehen nun alle unsere Zukunftshoffnungen gefährdet. Aggression und gewaltsame Eroberung friedlicher Länder gehen ständig weiter. Nation um Nation zerbröckelt unter der eisernen Faust Deutschlands, das die Völker unterdrückt, zu Sklavendiensten presst und Grausamkeiten verübt, wie sie die Welt bisher noch nicht erlebt hat. In dem Grad, wie diejenigen, die den deutschen Vormarsch aufzuhalten suchten, der Hinterlist und dem Verrat, den Schmerzen und Leiden erliegen, rollt die Maschinerie der bösen Kräfte weiter. Neutrale Nationen, die sich auf ihre friedlichen Absichten und darauf verlassen, ein Anrecht auf Zivilisation zu haben, werden von diesen bösen Kräften, die Deutschlands Forderung nach Lebensraum mit Gewalt durchsetzen, verschluckt; sie werden ihrer Freiheit, ihres Landes und ihrer wirtschaftlichen Hilfsquellen beraubt. Und währenddessen rüstet sich die grösste und mächtigste neutrale Nation der Welt für die Verteidigung ihrer territorialen Rechte, nicht aber für die Verteidigung der menschlichen Freiheit!

Sind meine Worte für euch, die ihr an diesem planetarischen Krieg nicht teilnehmt, zu stark? Ich spreche zu euch klar und offen, denn ich möchte, solange es noch Zeit ist, euch aufrütteln, damit ihr die wahre Sachlage erkennt. Ich möchte, dass ihr euch von der Vorstellung frei macht, die westliche Hemisphäre sei der [236] Sitz jeglicher Zivilisation und der Hüter der besten Werte der Menschheit und dass die geistige Zukunft der Menschheit allein im gepriesenen Land der Freiheit liege. Freiheit ist etwas, was zum Wesen der Seele gehört und überall unter den Menschen zu finden ist. Zivilisation ist ein universales Menschenrecht und nicht das Vorrecht irgendeiner Nation. Ich sage euch, dass die Menschen überall geistig eingestellt sind und dass die neue Menschheit, die kommende Zivilisation und die Kultur des Neuen Zeitalters überall in der Welt in Erscheinung treten werden, denn das ist das Erbe der gesamten Menschheit. Aber überall wird die Menschheit zum Opfer einer Propaganda, die in ihrem wahren Licht nur dann erkannt und durchschaut werden kann, wenn die Menschen auf die menschliche Freiheit bedacht sind und diesen Gesichtspunkt im Auge behalten; wenn sie gemeinsam die notwendigen Massnahmen ergreifen, um das Wohl der Menschheit zu sichern; wenn sie lernen, die Zustände in der Welt so zu sehen, wie sie wirklich sind, und wenn sie sich nicht in eine selbstgeschaffene Traumwelt zurückziehen. Die Welt der Zukunft, von der die Menschen aller Länder träumen, ist mehr als nur eine Möglichkeit, wenn die Menschen die ihnen gerechterweise zustehenden Verantwortungen übernehmen und in die Tat umsetzen würden. Wenn Europa unter dem Ansturm der deutschen Kriegsmaschinerie zusammenbricht und unterliegt, dann wird eine solche zukünftige Welt erst nach vielen Jahren möglich werden. Diese Welt wird erst dann eine Wirklichkeit werden, wenn es genügend viele Menschen in der Welt geben wird, die klar denken können, die das Zukunftsbild richtig erschauen, verständnisvoll handeln und der Gewalt mit Gewalt entgegentreten, denn das ist die einzige Sprache, die von der Aggression verstanden wird.

Die Kräfte des Bösen haben jetzt Frankreich, Belgien, Holland, Norwegen, Polen, Finnland und Rumänien überflutet; weder Wahrheit noch Waffengewalt oder Opfer haben ihren Ansturm aufgehalten. Derzeit leistet nur Grossbritannien mit wenigen Verbündeten Widerstand und hält das Banner der menschlichen Freiheit hoch. An Grossbritanniens Seite stehen Frankreich (wo noch viele tausend aufrechte Menschen Wahrheit und Freiheit schätzen), Polen, Holland, Norwegen und Belgien, die alle auf den britischen Inseln in dieser kleinen Festung der Lichtkräfte vertreten sind. Dahinter stehen die Länder des Commonwealth mit ihren bis jetzt noch unangetasteten Hilfsquellen. Hinter diesen wieder stehen die geistig eingestellten Menschen in aller Welt, und hinter ihnen allen steht die Hierarchie des Lichts. In dieser Zwischenphase vor [237] dem Endkampf schreibe ich denen, die wohl mit Anteilnahme und Wohlwollen zuschauen, aber keine Opfer bringen, und frage sie: Auf welcher Seite steht ihr?

Ich halte euch ganz schlicht und einfach einige Gegensätze in diesem Krieg vor Augen, damit ihr eure Wahl treffen und in der rechten Weise handeln könnt.

Als erstes grosses Gegensatzpaar kann man die Methoden der Beschwichtigung (oder friedlichen Vermittlung) und der Aggression nennen. Die Methode, auf friedlichem Weg durch Aussprache zu einer Einigung zu kommen, wurde von den friedliebenden Männern Frankreichs und Grossbritanniens versucht; Deutschland, Russland und in geringerem Grad Italien entwickeln seit vielen Jahren die aggressive Methode. Ich möchte daran erinnern, dass es den Alliierten ewig zur Ehre gereicht (auch wenn es ihnen dabei in weltlicher Sicht an gesundem Menschenverstand mangelte), dass sich ihre Kriegsvorbereitungen angesichts der Aufrüstung in Deutschland als unzureichend erwiesen. Die Alliierten konzentrierten sich nicht einseitig auf Kriegsvorbereitungen, denn sie befassten sich mehr mit dem höheren Wert der Weltzivilisation und mit den Aufgaben in all den Ländern, die im Rahmen ihrer Weltreiche in Frieden leben. Sie haben (wie alle Völker) in der Vergangenheit schwere Fehler begangen, aber sie haben dafür auch gesühnt und bereitwillig Opfer auf sich genommen; ihr Lohn ist die Freiheit der Menschheit.

Ein weiterer Gegensatz, der sich aus dem Obengenannten entwickelt, ist der, dass innerhalb der rasch wechselnden Welt eine neue Weltordnung immer stärker zur Bedeutung kommt. Die Alliierten vertreten und verteidigen ihren Standpunkt, die Deutschen einen anderen. Die Menschen mit Weitblick und geistiger Schau kämpfen jetzt für diese neue und bessere Welt sowie für die Herbeiführung jener Bedingungen, unter denen ein dauernder Friede herrschen und die neue Weltordnung sich entfalten kann. Im Gegensatz dazu steht die gewaltsam auferlegte Weltordnung, für die sich die sogenannten «deutschen «Übermenschen» so nachdrücklich einsetzen. Nach dieser Weltordnung, die der Verherrlichung Deutschlands dienen, dessen Lebensraum erweitern und die Lieferung der notwendigen Wirtschaftsgüter sichern soll, will Deutschland zum Mittelpunkt der Welt werden. Eine solche durch Terror, Grausamkeit und Totschlag erzwungene Weltordnung ignoriert die Bedürfnisse und Rechte aller anderen Nationen und wäre sogar imstande, für den Ruhm und die Grösse Deutschlands die ganze Welt hinzuopfern. Vergleicht nun diese aufgezwungene deutsche Herrschaft und Ordnung, Deutschlands Gier nach territorialer Expansion und [238] seine rücksichtslose Ausbeutung anderer Nationen mit den von den Alliierten verkündeten Zielen, die von französischen und britischen Staatsmännern immer wieder betont werden und die von einem grossen Engländer, einem Regierungsvertreter, der nach Recht und Wahrheit strebt, mit folgenden Worten zusammengefasst wurden:

«Wir werden unseren ganzen Einfluss aufbieten, um zur gegebenen Zeit eine neue Weltordnung zu schaffen, derzufolge die Nationen ein wahnsinniges Wettrüsten nicht mehr erlauben werden, das ihre Hoffnungen auf ein volleres Leben und ihr Vertrauen in die Zukunft in Frage stellen und sie mit schrecklichen Vorahnungen eines drohenden Unheils erfüllen und ständig niederdrücken würde. Die neue Weltordnung, die wir schaffen wollen, wird für die Zusammenarbeit aller Völker auf der Grundlage menschlicher Gleichheit, Selbstachtung und gegenseitiger Toleranz eintreten. Wir werden vieles gründlich überlegen müssen, was auf der Linie internationaler Kontakte (auf sozialem, politischem und wirtschaftlichem Gebiet) liegt, und wir werden Mittel und Wege finden müssen, um in einer ständig sich wandelnden Welt die notwendigen Veränderungen in Einklang zu bringen mit der sicheren Gewissheit, dass der allgemeine Friede durch Gewaltmassnahmen nicht mehr gestört wird. Für diese kommende Weltordnung müssen alle Nationen ihren Beitrag leisten, und auf unserem Volk lastet eine schwere Verantwortung sowohl im Denken als auch im Handeln. Wir müssen genauso, wie andere Völker aus den Fehlern und Misserfolgen der Vergangenheit lernen.»

Es ist beachtenswert, wie dieser Staatsmann - als Sprecher der Alliierten - die Notwendigkeit einer Veränderung und neuen Weltordnung erkennt und mit welcher Bescheidenheit er frühere Fehler und Irrtümer zugibt.

Ich möchte eure Aufmerksamkeit kurz auch auf den Gegensatz lenken, der in den angewandten Methoden liegt: Grausamkeit gegen Freundlichkeit; gnadenloses Bombardement und Maschinengewehrfeuer auf der einen Seite, und auf der anderen Seite die Zurückhaltung der Alliierten, weil sie befürchten, durch ihre Angriffe auch Wehrlose zu töten. Der englische Rundfunk macht die deutsche Bevölkerung auf einen bevorstehenden Angriff aufmerksam und mahnt sie, Schutz zu suchen. Vergleicht die zurückhaltenden und wahrheitsgemässen englischen Nachrichten, die nichts bringen, was [239] den Hass aufwühlen und verstärken könnte, mit der deutschen Lügenpropaganda aus Berlin und den eroberten Städten. Ich möchte lediglich auf diese Gegensätze hinweisen, die einer völlig verschiedenen Einstellung zur Menschheit entspringen. Zur Klärung der Sachlage sind sie aber für uns alle bedeutsam. Der fundamentale Gegensatz zwischen der Freiheit des Sprechens, Denkens und Handelns in den demokratischen Ländern und der grausamen Unterdrückung jeder Denkfreiheit und persönlichen Aktivität der Massen in Deutschland ist zu gut bekannt, als dass ich diesen Punkt noch besonders betonen müsste. Mit dem Hinweis auf diese Gegensätze fordere ich euch auf, eure Verantwortung zu erkennen, euch hinter jene zu stellen, die für die Freiheit kämpfen, und dem Treiben der Feinde jeder menschlichen Freiheit ein Ende zu setzen.

Stellt euch bitte vor, wie die Welt aussehen würde, wenn die Alliierten, die sich für die Ideale der Lichtkräfte einsetzen, vollständig besiegt würden. Ich möchte euch an zweierlei erinnern: erstens, dass diese Kräfte schon einmal - vor vielen tausend Jahren - besiegt wurden und zweitens, dass - wenn dieser Fall wieder einträte - daran die mangelnde Bereitschaft und die pazifistische Einstellung der Neutralen die Schuld trügen. Wären die Alliierten gewappnet gewesen (allein schon eine solche Tatsache hätte eine Einstellung erkennen lassen wie sie heute in Deutschland herrscht) und hätten sich die neutralen Staaten sofort bei Ausbruch der Feindseligkeiten zusammengeschlossen und einmütig erklärt: Das darf nicht sein! - dann wäre Deutschlands triumphales Vordringen aufgehalten oder sogar verhindert worden.

Die Alliierten waren jedoch auf den unerwarteten Angriff der Kräfte des Bösen nicht vorbereitet; auf der physischen Ebene war ihre Position nicht genügend gesichert. Die Neutralen waren und sind noch immer unentschlossen, schlapp und teilnahmslos; ihre Angst, ihr unangebrachter Idealismus, ihre separatistische Einstellung und ihr Unvermögen, diese Weltkrise und deren ungeheure Auswirkungen voll und ganz zu verstehen, bringen die Menschheit in die Gefahr eines unmittelbar drohenden, aber nicht unvermeidbaren Unheils. Diese Punkte verdienen sorgfältige Beachtung; alle jene, die nichts tun, um die Anstrengungen der Lichtkräfte und [240] der Menschen guten Willens zu unterstützen, mögen ihre Standpunkte überprüfen.

Was soll also getan werden, um die Aggression aufzuhalten, den selbstsüchtigen Nationalismus zu hemmen und dem grausamen Vorgehen gegen Schwache und Wehrlose Einhalt zu tun? All das nimmt in Deutschland zu. Diese Dinge, besonders der egoistische Nationalismus, sind bis zu einem gewissen Grad auch bei vielen anderen Nationen anzutreffen, auch wenn sie noch wahren Idealismus besitzen und ihnen der Angriffsgeist fehlt. Eigeninteresse, Kurzsichtigkeit und Vorurteile beherrschen die neutralen Nationen (einschliesslich der USA), die sich zwar für eine Verteidigung rüsten, sich aber weigern, für das Wohl der Menschheit zu kämpfen. Wie sollen wir also der Welt die wirkliche Lage zu Bewusstsein bringen und eine weltweite Anstrengung organisieren, um das Joch der Diktatoren abzuwerfen, die danach trachten, auch andere Länder zu beherrschen? Wie sollen wir der Menschheit den Weg ebnen, damit sie ohne Angst und Schrecken den nächsten Schritt tun kann, geleitet von dem gemeinsamen Bemühen, das zu tun, was der Gesamtheit nützt und nicht bloss einem Teil materiell zugute kommt? Das sind die Fragen, mit denen wir heute zu tun haben. Voll Angst und Verzweiflung suchen die Menschen nach einer Lösung und wenden sich dahin und dorthin, um Hilfe und Trost zu erhalten. Soll das weltweite Verlangen nach einer göttlichen Intervention so gewaltig zum Himmel steigen, dass es notgedrungen Gehör finden muss? Ein solches Verlangen beraubt jedoch die Menschheit ihres Rechtes, ihre Angelegenheiten selbst zu ordnen, ihre Entscheidungen selbst zu treffen und Fortschritte zu machen durch Prüfungen und Irrtümer, durch klares Erschauen des Zukunftsbildes und durch die feste Entschlossenheit, aus der jetzigen Situation den richtigen Ausweg zu finden. Eine solche Intervention ist möglich, wird aber von den Kräften geistigen Wissens nicht für wünschenswert erachtet. Diese halten ihre Hand weiter über der Menschheit, da sie der Ansicht sind, dass diesmal die Menschheit ermutigt werden muss, den Kampf, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, selbst auszufechten. Die Menschen beten um Frieden, sind aber nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen. In der Stille zu beten und die Arbeit anderen Menschen und Kräften oder Gott zu überlassen, ist leicht; diese Methode befriedigt nur die Gefühlsnatur, aber es fehlt dabei das klare Denken. Die Menschheit ist der Kindheit entwachsen und grossjährig geworden. Sei es [241] zum Wohl oder Wehe, zum Guten oder Schlimmen: die Menschen müssen selber entscheiden, welchen Weg die Welt, ihre Regierungen und ihre Sozialordnung gehen müssen.

Eine neue Weltordnung ist möglich, aber es müssen bestimmte Schritte unternommen werden, wenn das Zukunftsbild dieser neuen Welt Wirklichkeit werden soll. Ich möchte ganz kurz einige Aspekte dieses Zukunftsbildes aufzeigen und die Meilensteine auf dem Weg der zukünftigen Weltordnung andeuten. Dabei muss ich aber nachdrücklich betonen, dass ein jeder Schritt auf diesem Weg mit Kampf verbunden ist, den Umsturz des Altgewohnten und Liebgewonnenen sowie die Vernichtung all dessen mit sich bringt, was unmenschlich, egoistisch und grausam ist. Ich möchte euch ganz besonders klarmachen, dass es in erster Linie unbedingt notwendig ist, die verschanzten Kräfte der Aggression zu vernichten, die jetzt durch die totalitären Mächte wirken.

Erstens möchte ich euch bitten, unvoreingenommen über das Zukunftsbild dieser neuen Weltordnung nachzudenken. Ihr werdet zu der Erkenntnis kommen, dass diese neue Lebensart schon darauf wartet, verwirklicht zu werden. Diese Verwirklichung wird aber erst dann möglich werden, wenn die Selbstsucht überwunden wurde, wenn sich Menschen und Völker eine klare Vorstellung von rechten menschlichen Beziehungen machen können und wenn das Ideal dieser neuen Weltordnung von allen nationalistischen Vorstellungen und Bestrebungen losgelöst ist. Diese Weltordnung wird weder amerikanisch oder französisch noch britisch oder totalitär sein; sie wird das Resultat der untergehenden Zivilisation und der Niederschlag des Höchsten und Besten von der Kultur dieser Zivilisation, aber dennoch keines von beiden sein. Es wird eine menschliche Welt sein, die auf dem richtigen Verstehen rechter menschlicher Beziehungen und auf der Erkenntnis basiert, dass allen Menschen, Rassen und Nationen die gleichen Möglichkeiten der Erziehung und Ausbildung offenstehen müssen; eine Welt, die zu der fundamentalen Erkenntnis gekommen ist, dass «Gott alle Geschlechter der Erde aus demselben Blut und Leben erschaffen hat». Man wird feststellen, dass die Rassenunterschiede und die nationalen Einheiten das Gesamtbild und die Ausdrucksmöglichkeiten der Menschheit bereichern. Diese Unterschiede und nationalen Eigentümlichkeiten werden erhalten bleiben und verfeinert werden, nicht in einem separatistischen Geist, sondern aufgrund der Erkenntnis, dass die vielen Aspekte menschlicher Entfaltung und Differenzierung ein prachtvolles Gesamtbild ergeben und dass alle [242] Teile dieses Ganzen voneinander abhängen. Alle Menschen werden ihre Beziehungen zueinander als ein einziges, ständig fortschreitendes Streben nach Synthese verstehen; und dieses Vorhaben, miteinander als Einheit zu leben, wird eine innere Tendenz und Wirksamkeit entfalten, aus der eine Schönheit und ein Reichtum erblühen werden, welche die gesamte Menschheit auszeichnen werden. Daran werden alle teilhaben, vorausgesetzt, dass klug geplant und das Erforderliche getan wurde. Ein jeder wird dann das, was er beitragen soll, den anderen Menschen und Nationen in der Welt darbieten. Dies wird durch die Erkenntnis möglich werden, dass die ganze Menschheit eine im Wesen bedingte Einheit ist und eine grössere geistige Bedeutung hat als der Teil.

Das ist kein leerer Traum, kein Hirngespinst, ja es sind schon Ansätze dafür zu erkennen. Bewegungen, die auf diese Weltsynthese hinarbeiten, sind bereits im Entstehen. Man träumt von Bündnissen, von wechselseitiger Abhängigkeit im Warenverkehr, von religiöser Einheit und von sozialen und nationalen Wechselbeziehungen, die - zuerst im Denken der Menschen, und dann in Experimenten - rasch Form annehmen. Es gibt gemeinsame Absichten und Ziele, die von vielen Politikern und Nationalökonomen erkannt werden; das ist kein Wunschdenken, keine Fantasie, sondern das Anzeichen einer sichtbar werdenden Realität. Dieser Werdegang wird von vielen Denkern in der Welt erkannt, und er hat sich bereits auf dem Gebiet der Regierungsform ausgewirkt, wie z.B. im Verhältnis der Britischen Dominions zu Grossbritannien oder in der Föderation der USA. Diese Tendenz ist in verzerrter Form in der Vorstellung von einem Superstaat zu finden, mit der die Diktatoren ihre Völker täuschen und faszinieren. Aber die Pläne werden schon ausgearbeitet, um das Zukunftsbild herabzubringen und den Lauf der Dinge auf Erden so zu gestalten, wie sie für den nächsten Weltzyklus vorgesehen sind.

Wenn einmal diese Vision von der neuen Weltordnung von den Menschen guten Willens in aller Welt erfasst wurde und wenn dieses erschaute Ideal im Leben und Denken aller Jünger und Aspiranten eine wesentliche Bedeutung erlangt hat, dann besteht der nächste Schritt darin, alle jene Faktoren zu untersuchen, welche die Verwirklichung dieser Vision verhindern. Dabei sind Toleranz und unparteiisches Denken unbedingt notwendig, aber diese Eigenschaften kommen beim Durchschnittsstudierenden und beim Kleinstadtbürger leider nur sehr selten vor. Frühere nationale Irrtümer müssen als solche klar erkannt werden, genauso, wie die Tatsache, [243] dass in den Interessenkreisen sowohl des Kapitals als auch der Arbeit Egoismus vorherrscht. Blindheit, nationaler Ehrgeiz, das Festhalten an uralten territorialen Forderungen und angemassten Rechten, vererbte Gier nach Besitz, die Weigerung, frühere Gewinne oder Vorteile aufzugeben, Agitationen im Bereich des religiösen und sozialen Lebens, Unsicherheit hinsichtlich der Wirklichkeiten des subjektiven und geistigen Lebens sowie die Unaufrichtigkeiten, die auf trügerischem Anschein und Furcht beruhen - alle diese Faktoren sind im Lebensmuster einer jeden Nation (ohne Ausnahme) verwoben und werden von den bösen Kräften ausgenützt; die gutgesinnten Menschen entziehen sich diesen Faktoren und Einflüssen. Alle diese Dinge müssen in der richtigen Perspektive gesehen werden. Die Menschen, die im Sinn der Lichtkräfte wirken möchten, müssen ihr Augenmerk den Ursachen, nicht den Wirkungen zuwenden. Die Faktoren, welche die heutige Welt beeinflusst und geprägt haben, müssen richtig eingeschätzt und als das erkannt werden, was sie sind. Der Versuch, die neue Weltordnung zu verwirklichen, kann erst dann Erfolg haben, wenn zuerst einmal die Situation richtig eingeschätzt wird und Schuld und Verantwortung anerkannt werden.

Diese neue Welt wird nicht durch Gebetserhörung oder durch passives Wunschdenken und erwartungsvolles Hoffen friedliebender Idealisten und mystischer Träumer zustande kommen; sie weisen den Weg und deuten die zu erstrebenden Ziele an. Die neue Welt wird entstehen, wenn die Mystiker und Träumer erwachen und sich der Erfordernisse der Zeit bewusst werden, wenn sie aus ihrer Welt der Träume, Theorien und Worte herabsteigen und in die rauhe Wirklichkeit des täglichen und öffentlichen Lebens kommen. Sie müssen bereit sein, für das zu kämpfen, was sie ersehnen und was nach ihrer Erkenntnis gut, wahr und richtig ist; sie müssen sich standhaft gegen jene stellen, die das erschaute Ideal zu verzerren und dessen Verwirklichung zu verhindern suchen; sie müssen sich für den Kampf rüsten und bewaffnen, damit zu guter Letzt abgerüstet werden kann.

Bevor die Hindernisse auf dem Weg zu einer neuen Weltordnung weggeräumt werden können, ist es notwendig, sich über diese Weltordnung (in groben Umrissen, nicht im einzelnen) ein klares Bild zu machen; ferner gehören dazu die einsichtige Erkenntnis, welche Hindernisse der Verwirklichung im Wege stehen, die Bereitschaft, die notwendigen Schritte in der äusseren Welt zu tun, den verlangten Preis [244] zu zahlen und die geforderten Opfer zu bringen. Es ist eine praktische Vision - langersehnt, vielbesprochen und klar umrissen. Es scheint viele Hindernisse zu geben, aber sie alle können in dem einzigen Wort Selbstsucht zusammengefasst werden - nationale, politische, rassische und individuelle Selbstsucht.

Genauso einfach ist die Aufzählung der praktischen Mittel und Wege zur Beseitigung der Hindernisse. Das Zukunftsbild wird auf Erden Wirklichkeit werden, wenn die Einzelmenschen ihre persönlichen Interessen dem Wohl der Gruppe unterordnen; wenn die Gruppen das Wohl der Nation über ihre eigenen Interessen stellen; wenn die Nationen ihre egoistischen Absichten aufgeben und das internationale Wohl erstreben; wenn die rechten internationalen Beziehungen dem Wohl der ganzen Menschheit dienen. Auf diese Weise kann der einzelne seinen Beitrag für das grössere Ganze leisten (und diese Hilfe wird gebraucht), und so verliert der einzelne das Gefühl seiner Nutzlosigkeit. Auch an den unbedeutendsten Mann in der unwichtigen nationalen Einheit ergeht der Ruf, der Gruppe, der er angehört, Opfer zu bringen und zu dienen. So wird schliesslich die ganze Menschheit - wieder als integrale Einheit - dazu gebracht, dem grossen planetarischen Lebenszentrum zu dienen.

In den obigen Ausführungen versuchte ich, das umfassendere Zukunftsbild darzustellen, die erforderlichen praktischen Massnahmen anzugeben und auf die grösseren Möglichkeiten hinzuweisen, die sich der Menschheit bieten. Dafür kämpfen in Wahrheit die Alliierten, und dagegen hat Deutschland seine Kriegsmaschinerie eingesetzt.

Was kann nun der einzelne tun, um der Sache der Menschheit zu helfen und die Flut des Bösen aufzuhalten? Wenn er bereits an der Seite der Lichtkräfte und der Alliierten kämpft, dann kennt er die ihm vorbestimmte Aufgabe und seinen Dienst. Was aber ist mit jenen, die nicht recht wissen, was sie tun könnten, die aber wirklich Klarheit erlangen und ihre Pflicht tun möchten, weil sie das Zukunftsbild richtig erschauen? Allen denen möchte ich folgendes sagen:

1. Verbannt aus eurem Bewusstsein Vorurteile, nationalen Stolz und religiöse Antipathien. Die geschichtlichen Fehler der Alliierten sind Tatsachen, die von ihnen selber nicht in Abrede gestellt werden. Hinsichtlich der Selbstsucht stehen sie nicht allein da, denn dieselben Fehler kommen in der [245] Geschichte einer jeden Nation vor. Aber heute treten die Alliierten für eine neue und geistige Ordnung ein, die auf dem Wunsch nach Synthese, richtigen Regierungsmethoden und dem Wohl des Volkes beruht. Die unerfreuliche Vergangenheit aller Nationen dient jetzt all denen als Vorwand, die nicht willens sind, eine Verantwortung zu übernehmen und für die grosse Sache der Menschheit Opfer zu bringen. Alle sollten ihre eigenen Fehler und Schwächen anerkennen und im Geist der Toleranz vergeben und vergessen.

2. Fürchtet euch nicht vor den Folgen rechten und positiven Handelns. Viele nahmen nur aus Angst einen anderen Standpunkt ein; Furcht erstickt die Wahrheit, verdunkelt die geistige Schau und hemmt rechtes Handeln. Der grosse Führer dieser christlichen Ära hat uns gesagt, wir sollten uns nicht vor denen fürchten, die den Körper töten, sondern nur vor denen, welche die Seele zu verderben suchen. Die Kräfte der Aggression unterdrücken und ersticken in Deutschland und in den eroberten Ländern langsam und unbarmherzig die seelischen Eigenschaften Liebe und Hoffnung. All dies im Verein mit dem grossen humanitären Leitgedanken sollte für alle Menschen guten Willens ein hinreichender Antrieb sein, um an der Seite der Lichtkräfte zu den Waffen zu greifen. Denkt darüber nach und nehmt dabei eure Vorstellungskraft zu Hilfe. Ich möchte es noch deutlicher ausdrücken und euch fragen: Wäre es euch recht, wenn eure Kinder den Erziehungsmethoden des Naziregimes ausgesetzt wären, eines Regimes, das jede menschliche Regung unterdrückt, den Rassenstolz betont und Grausamkeiten verübt? Könnt ihr da müssig zuschauen, nur zum Gebet Zuflucht nehmen und über die Schönheiten des Friedens sprechen, wenn in den Nachbarländern die kleinen Kinder unter die Gewalt des seelentötenden deutschen Systems kommen? Weigert euch im Interesse dieser Kinder, Angst zu haben.

3. Wenn ihr das Zukunftsbild erschaut, die Hindernisse erkannt habt und mit den angeborenen Vorurteilen und Befürchtungen fertiggeworden seid, dann wird euch klar werden, was ihr angesichts dieser gefährlichen Krise tun müsst. Es ist nicht meine Sache, euch das zu sagen. Über die Einzelheiten müsst ihr selber entscheiden. Die anzuwendenden Methoden und die humanitären Folgen werden euch immer klarer werden. Ihr werdet dann an der Seite der Lichtkräfte die Anstrengungen jener Menschen unterstützen, die für den Weltfrieden und für die Weltsicherheit kämpfen, um die Vorbedingungen für die neue Weltordnung zu schaffen. Ihr werdet das tun, ohne [246] an euch selbst zu denken. Ihr werdet dem Leben wahr und aufrichtig die Stirn bieten und mit voller Hingabe Opfer bringen, Opfer an Zeit und Geld, und wenn es notwendig sein sollte, auch das Opfer des Lebens. Ihr werdet voll innerer Kraft erkennen, dass ein Mensch, der den Lichtkräften dienen will und die Menschheit liebt, niemals ein untätiger Zuschauer bleiben kann.

4. Ihr werdet auch lernen, eure Gedanken von Hass freizuhalten. Ihr werdet euch weigern, den irregeführten Sünder zu hassen, selbst wenn ihr ihm die Strafe für seine Sünden auferlegt. Hass und der Geist des Separatismus müssen verschwinden, und sie werden auch verschwinden, wenn jeder Aspirant diese Empfindungen bei sich selbst ausrottet. Der grosse Irrtum der neutral Eingestellten und Pazifisten besteht in ihrer Weigerung, sich in aktiver und positiver Weise mit dem Kummer und Leid anderer Menschen zu identifizieren. Auch wenn ihre Gefühle z.B. durch die Leiden der Kleinkinder in diesem Krieg oder der wehrlosen Flüchtlinge heftig erregt werden, so sind sie dennoch nicht wirklich bereit, diesbezüglich etwas zu tun, da dies ja Opfer erfordern würde. Das klingt hart, aber es muss gesagt werden, denn es ist eine Tatsache. Sympathie, die nicht zu einer positiven Aktion führt, wird zu einem eiternden Geschwür.

So wird derjenige, der die Menschheit liebt, den Kampf gegen das Böse in Gedanken, mit Wort und Tat aufnehmen, und er wird sich unter Hintansetzung der eigenen Person für die grosse Sache der Menschheit einsetzen; er wird sich nicht von dem Gefühl, dass alles nutzlos und vergeblich sei, unterkriegen lassen, und er wird auch keine Rechtfertigung für einen falschverstandenen Idealismus suchen. Er wird den gegebenen Tatsachen die Stirn bieten in dem Licht, das aus der Vision selbst strahlt. Er wird dann mit vollem Vertrauen in das Zeitalter rechter menschlicher Beziehungen, geistiger Einigkeit und gemeinschaftlich genützter Hilfsquellen vorwärtsdrängen, denn er hat seine bisherigen Werturteile und Wertmassstäbe korrigiert. Er weiss, dass die Menschheit eine göttliche Bestimmung und Aufgabe hat, die auf den Schwingen der Liebe durch verständnisvolles Handeln, durch selbstlosen Dienst und durch die Bereitschaft erfüllt werden müssen, sogar im Kampf zu sterben, wenn dies der einzige Weg ist, um dem Bruder zu helfen und die Freiheit zu bringen.

Nachdem ich die Einstellung zur derzeitigen Weltkrise dargelegt habe (und diese Stellungnahme stimmt nach meiner Ansicht mit [247] allen meinen bisherigen Lehren und mit der Lehre der Hierarchie überein), nachdem ich die grundsätzlichen Gegensätze in diesem Weltkonflikt klargemacht und die deutlich hervortretenden Demarkationslinien aufgezeigt habe, rufe ich euch alle auf, an die Seite der Lichtkräfte zu treten.

Wir haben jetzt schwere und schreckliche Zeiten; sie erfordern Männer und Frauen, die den Mut und die Einsicht haben, unerschütterlich standzuhalten und alle erforderlichen Schritte zu tun, um diesen Krieg zu beenden. Grosse Teile der Menschheit können im Augenblick nichts anderes tun als sich mit ihrem unglücklichen Los abzufinden. Sie sind nicht imstande, zu denken oder zu beten oder gar Vertrauen zu fassen; sie haben keinerlei Hoffnung. Für alle diese Menschen müsst ihr denken und beten, für sie müsst ihr Vertrauen haben und - vor allem anderen - jetzt handeln. Der Wiederaufbau ist eine Sache der Zukunft. Die Gegenwart braucht dringend ein Bollwerk zum Schutz der Menschheit; und wenn alle äusseren Erfordernisse restlos erfüllt sind, dann heisst es: Unbeweglich standhalten. Dabei müsst ihr aber den Blick auf den Feind der menschlichen Seelen gerichtet halten, bereit, tatsächlich und physisch zu kämpfen, bereit, alle notwendigen Schritte zu tun, um den Feind zurückzutreiben, bereit, bis zum Äussersten Opfer zu bringen, um das weitere Vordringen des Feindes zu verhindern.

Ihr habt demnach eine dreifache Aufgabe. In den mentalen Bewusstseinsbereichen wird eure Vision in bezug auf die Erfordernisse und die Zukunft klar sein; sie wird euch inspirieren und befähigen, ein Quell der Stärke für eure Umwelt zu sein. Euer Glaube wird hinter dem sichtbaren Geschehen «das Wesen und die Kraft der erhofften, das Zeugnis der unsichtbaren Dinge erkennen», wie der Eingeweihte Paulus sagt. Euer Denken wird im rechten, von der Seele gelenkten Handeln verankert sein. Im emotionellen Bewusstseinsbereich werdet ihr für unnütze Tränen und für ganz allgemeine Worte des Mitgefühls keine Zeit haben, weil ihr im realen Geschehen völlig aufgeht und eure gesamte Gefühlsenergie darauf konzentriert, auf jede mögliche Weise die Schmerzen und Leiden tatsächlich zu lindern. Die Energie des Herzens wird für verständnisvolle Hilfeleistung eingesetzt, so dass sich die üblichen Emotionen im Solarplexus nicht entfalten und auswirken können. Auf der physischen Ebene braucht ihr euch erst gar nicht zu fragen, was ihr tun sollt, denn ihr werdet den [248] gerechten Anteil an physischen Anstrengungen, an Zeit und persönlichem Einfluss auf euch nehmen, um den Vormarsch der aggressiven Kräfte aufzuhalten. Das könnte bedeuten, dass ihr an der Seite der Alliierten mit der Waffe in der Hand kämpft oder dass ihr euch dem Roten Kreuz zur Verfügung stellt, dass ihr Spenden für die Flüchtlingshilfe sammelt, dass ihr öffentliche Ansprachen haltet und den Leuten klarmacht, was auf dem Spiel steht, oder dass ihr euch in irgendeiner anderen Weise an den nationalen Anstrengungen beteiligt, um die Alliierten zu stärken und zu unterstützen. Was immer es auch sei, es erfordert euren ganzen Einsatz für eine ständige, echte und zielbewusste Anstrengung.

Wenn ihr vielleicht in eurer Umgebung Aktivitäten zugunsten der bösen Mächte bemerken solltet, dann wird euer Wille zum Guten diese Bestrebungen zu vereiteln suchen. Ihr werdet mit wachsamen Augen für das Wohl des eigenen Landes eintreten und alle nationalen Anstrengungen unterstützen, um durch den äusseren Sieg der Lichtkräfte den Krieg zu beenden. Denkt daran!

Die Bestrebungen weltweiten guten Willens, die ich schon vor längerer Zeit anzubahnen und zusammenzufassen suchte, gerieten eine Zeitlang ins Stocken, in ein negatives Stadium, in dem eine wirksame Tätigkeit nicht möglich war. Jetzt aber braucht die Neue Gruppe der Weltdiener die wirksame Unterstützung des guten Willens. Die Mitglieder dieser Gruppe müssen - möglichst in allen Ländern - wieder erfasst und sofort ermutigt, weise rehabilitiert und subjektiv wieder eingesetzt werden, sie müssen auch äusserlich gefördert und von neuem für ihre Arbeit begeistert werden, denn sie sollen später, sobald die Lichtkräfte den Sieg errungen haben, die Kerntruppe für die Kräfte des Wiederaufbaus werden. Das ist der erste Teil eurer Aufgabe, die ihr bedenken und durchführen sollt.

Zweitens sollt ihr jetzt anfangen, eine weitere Strophe der Grossen Invokation kraftvoll anzuwenden. Die 1935 herausgegebene Invokation hat vorläufig ihren Zweck erfüllt; sie kann jedoch nach dem Krieg wieder benützt werden. Ich gebe euch jetzt eine neue Anrufung, die bei richtiger Anwendung bewirken kann, dass [249] die Kräfte des göttlichen Willens den Lichtkräften zu Hilfe kommen. Es ist nicht leicht, dieses Mantram in entsprechender Weise zu übersetzen oder wiederzugeben und dessen kraftgeladene Spannung so zu reduzieren, dass es einerseits von allen ohne Gefahr benützt werden kann, andererseits aber trotzdem seine herausfordernde dynamische Qualität behält. Die folgenden Sentenzen dürften jedoch diesen Zweck erfüllen. Wenn ihr sie mit Konzentration und im Geist der Opferbereitschaft sprecht, wobei eure Persönlichkeit schweigend und hingebungsvoll im Lichte der Seele verharrt, dann kann viel Kraft erzeugt werden. Wenn ihr das Wesen des Opfers einigermassen versteht, dann könnte durch die Kraftbahnen, die ihr auf solche Weise schafft, all das kommen und sich entwickeln, was notwendig ist, um die Menschheit aus der Knechtschaft des Bösen zu befreien.

Mögen die Grossen Befreier hervortreten.
Mögen sie den Menschensöhnen zu Hilfe kommen.
Möge der grosse Reiter aus der verborgenen Stätte
hervorkommen und die Welt erretten.
O komm zu uns, du Mächtiger.

Mögen die Menschenseelen zum Licht erwachen
und mit geballtem Willen standhalten.
Möge das FIAT des Herrn ergehen:
Die Zeit des Leidens ist vorbei!
O komm zu uns, du Mächtiger!
Die Stunde zum Einsatz der rettenden Kraft ist gekommen.
Verbreite die Kraft in der Welt, o Mächtiger.

Mögen Licht und Liebe, Macht und Tod
den Plan des Kommenden verwirklichen.
Der Wille zu retten ist da.
Die Liebe, das Werk zu vollbringen, ist überall vorhanden.
Und die Wissenden stehen bereit, um wirksam zu helfen.
O komm zu uns, du Mächtiger, und vereinige diese drei!
Erricht' einen starken, schützenden Wall!
Die Herrschaft des Übels muss jetzt zu Ende kommen.

Wenn ihr also diese drei Stanzen mit Konzentration und starkem Willen sprecht, dann kann eine machtvolle Kraft [250] freigesetzt werden, um die Menschheit zu erretten und die Kräfte der Aggression bald zu überwältigen. Ich möchte aber nochmals betonen, dass ihr beim Sprechen dieser Invokation eure Persönlichkeit für die grosse Sache der Menschheit einsetzen und euren persönlichen Willen in den opferbereiten Willen der Seele umwandeln müsst.

Schliesslich möchte ich euch bitten, sobald wie möglich die Verbindung mit der Zentrale des guten Willens aufzunehmen und eure Bereitschaft zu erklären, mit den Kräften des Lichtes voll und ganz zusammenzuarbeiten. Das wird eure Anstrengungen anspornen. Ich möchte euch ferner bitten, diesen Artikel soviel wie nur möglich zu verbreiten, damit diese neue Invokation überall bekannt und gesprochen werde; sie könnte an viele Menschen hinausgeschickt werden, bei denen sie neue Hoffnungen wecken und frische Aktivität auslösen würde. Sprecht diese neue Invokation vertrauensvoll, denn sie verbindet die Kräfte des göttlichen Willens zum Guten, die aus grosser Liebe gemachten Anstrengungen der Hierarchie und die intelligente Aktivität der Menschheit zu einer magnetischen Einheit; auf diese Weise wird ein Kraftreservoir geschaffen, in das die Energie der drei göttlichen Zentren strömen kann und aus dem Kräfte des Lichtes schöpfen können. Das Sprechen dieser Invokation ist kein Ersatz für die äusseren Anstrengungen, sondern deren Ergänzung. Je mehr ihr in der äusseren Welt dient, um so wirksamer werdet ihr die neue Invokation anwenden.

Ich sagte bereits einmal, dass der äussere Krieg hätte verhütet werden können, wenn die Jünger und Aspiranten in der Welt die gebotene Gelegenheit genützt hätten und ihren Verantwortungen nachgekommen wären. Die Grosse Invokation blieb verhältnismässig kraft- und wirkungslos, weil daraus von den meisten Menschen, die sie benützten, ein Friedensgebet gemacht wurde. Sie ist aber eine grosse geistige und kämpferische Anrufung. Das darf bei dieser neuen Invokation nicht wieder vorkommen. Sie ist ein dringendes Verlangen und eine autoritative Bekräftigung einer bestehenden Tatsache; sie setzt bisher ruhende Kräfte in Bewegung, [251] die das Bild des weltweiten Kampfes verändern können. Sie ruft den Friedensfürsten an, der aber ein Schwert führt; und die Auswirkungen seiner Aktivität mögen vielleicht alle jene überraschen, die nur die Erfordernisse des Formaspekts der Menschheit sehen.

Mögen euch Kraft und Erleuchtung erfüllen, bleibt standhaft und seid kampfbereit, um die Menschheit zu retten! Das sind die Bitte und der Appell eures Bruders, des Tibeters.

Die Grosse Invokation - 2. Strophe

September 1940

Nach gründlicher Überlegung scheint es mir recht nützlich zu sein, sowohl das Thema der neuen Invokation etwas zu erläutern als auch über die Idee einer göttlichen Intervention zu sprechen. Die Gedanken darüber sind unklar und verworren, was auf die teils wahre, teils unrichtig ausgelegte christliche Lehre von der Wiederkunft Christi zurückzuführen ist. Das theologische, analytische Denken der Menschen hat die göttliche Offenbarung verzerrt und entstellt. Ich möchte daher dazu beitragen, dass die Menschen eine richtige Einstellung zu der Realität dieser unausbleiblichen Wiederkunft gewinnen. Dieses unklare Denken ist ein grosses Hindernis für eine verständnisvolle Zusammenarbeit, denn der Erfolg des Anrufens und die Wirksamkeit des Betens hängen vom klaren Denken ab, nicht vom gefühlsmässigen sehnsuchtsvollen Verlangen oder von starken Wunschkomplexen. Ausserdem gehört dazu ein neuer dynamischer Enthusiasmus, den man in diesen schweren und spannungsgeladenen Zeiten nur schwer aufbringen kann. Wenn wir das Wesen und die Absicht einer göttlichen Intervention besser verstehen lernen, dann wird uns der Kern der ganzen Sache klar werden.

Nach Ansicht eines oberflächlichen Denkers und ungeschulten Okkultisten müsste es doch einer allmächtigen Gottheit (oder dem planetarischen Logos) möglich sein, ohne viel Mühe, aber mit grossem Nutzen und Mitgefühl in dieser traurigen Weltsituation einzugreifen; er könnte doch durch auffällige Ereignisse, durch hochdramatische Naturkatastrophen oder durch eine ganz grosse [252] Erscheinung, die viel Gutes wirken würde, den Völkerkrieg beenden. Das könnte - nach dieser Ansicht- die aggressiven Mächte entscheidend davon überzeugen, dass es mit ihrer Sache aus und zu Ende ist und dass sie am besten gleich Schluss machen sollten. Ja, wenn das so einfach wäre! Aber die Naturgesetze, der freie Wille der Menschheit und das unabwendbare Karma verhindern gerade eine solche Intervention. Das heisst nicht, dass ein Eingreifen in irgendeiner Form nicht möglich wäre, aber es muss mit dem Gesetz in Einklang stehen. Es darf auch nicht das Recht der Menschen, ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen, beeinträchtigen, und es muss im richtigen Zeitpunkt und in einer solchen Weise erfolgen, dass die für die Mehrheit bestmöglichen Ergebnisse erzielt werden.

Zunächst möchte ich über die obenerwähnten drei Faktoren sprechen, nämlich über Naturgesetz, freien Willen und Karma. Vielleicht gelingt es mir, in die verworrenen Gedanken vieler Leser Klarheit zu bringen.

Naturgesetz ist das unabänderliche Wirken von seit undenklichen Zeiten erzeugten Kräften und Energien in der äusseren Welt. Die Menschen neigen leicht zu der Ansicht, dass diese Kräfte und Energien nicht beherrscht werden können, da sie dem unerforschlichen Willen Gottes unterworfen sind, dass also die Menschen damit nichts zu tun haben. Wenn man damit sagen will, dass gewisse Aspekte des Naturgesetzes lediglich mit den Kräften unter, auf und über unserer Erde zu tun haben, dann ist die obige Ansicht richtig und wird bei der heutigen Denkweise der Menschen noch lange richtig sein. Es gibt indes Ursachen und Wirkungen, die man in die Kategorie der Naturgesetze einreihen kann und die sich dennoch nicht völlig der menschlichen Kontrolle entzogen haben. Seit undenklichen Zeiten haben die Menschen Energien erzeugt, die in der äusseren Welt Ereignisse herbeiführen, Gefühlsregungen hervorrufen und mentale Reaktionen auslösen. Gerade hier treffen sich Naturgesetz und karmisches Gesetz und wirken aufeinander ein.

Es gibt heutzutage viele Menschen, die in der gegenwärtigen Weltlage für sich eine Rechtfertigung oder Entschuldigung suchen und folglich sich vor jeder Aktion und Verantwortung drücken, indem sie folgendes sagen: Das heutige Weltgeschehen ist einfach Karma, die gesetzmässige Manifestation von Ursache und Wirkung; ich kann da also gar nichts machen. Diese Leute stellen sich auf den [253] Standpunkt, «dass das nicht ihre Angelegenheit sei; im Lauf der Zeit werde schon alles wieder ins richtige Gleis kommen und die Lage sich klären. Zufällig waren sie eben nicht darin verwickelt, sondern nur (wenn auch mit einigem Unbehagen) «Zuschauer». Wenn diese Leute so sprechen, dann übersehen sie den dritten Aspekt eben dieses Gesetzes, den wir den freien Willen nennen. Gerade der richtig angewandte freie Wille und dessen verständnisvolle Bekundung müssen schliesslich das karmische Wirken wieder in Ordnung bringen; und er muss das, was heute soviel Unglück bringt und Verwüstungen anrichtet, in eine Bekundung des Guten umwandeln und so die Grundlage für wahres Glück und Wohlergehen schaffen. Wenn also diese Leute nur Zuschauer bleiben, während die Menschheit leidet, wenn sie es ablehnen, in dieses tragische Geschehen hereingezogen zu werden und wenn sie - als Bestandteil der menschlichen Familie - sich vor jeder Verantwortung drücken, dann laden sie unbedingt ein böses Karma auf sich. Sie müssen auf irgendeine Art und Weise lernen, Anteil zu nehmen, denn wenn man das Wesen des Bösen einigermassen begreift und wenn man die Einheit der Menschheit und die Rechte der Menschen wirklich anerkennt, dann trägt die gegenwärtige Situation den Keim der künftigen Erlösung der Menschheit in sich. Wenn die Feinde der Menschheit versuchen, den Menschen die ihnen von Gott verliehene Freiheit gewaltsam zu entreissen, dann muss man diese Feinde dorthin zurücktreiben, von wo sie herkamen. Wer es ablehnt, sich am Kampf für die Freiheit zu beteiligen, wird auch keinen Anteil am Gewinn der Freiheit erhalten, weder innerhalb der Grenzen seines Vaterlandes noch im Rahmen seiner Lebensgewohnheiten und privaten Sphäre. Wenn ich sage, dass man die Feinde dorthin zurücktreiben muss, von wo sie herkamen, dann meine ich das sowohl im wörtlichen als auch im okkulten Sinn.

Es müssen also der freie Wille und der Wille zum Guten den gegenwärtigen Konflikt tatkräftig beenden. Der freie Wille hat mit der Verantwortung gegenüber den Mitmenschen zu tun; der Wille zum Guten betrifft - richtig verstanden - die rechte Beziehung des Menschen zur göttlichen Absicht, seine richtige Einstellung zum göttlichen guten Willen und die rechte Bezeigung dieses guten Willens. Nur unter diesen Umständen kann eine göttliche Intervention erwirkt werden.

Die Auswirkungen des Luft- und Erdkampfes, die ständige [254] Ortsveränderung ganzer Armeen und Völker sowie die ungeheuren Veränderungen im ganzen Wirtschaftsleben werden - nach dem Naturgesetz - zu grossen Veränderungen führen. Die geschaffenen Zustände müssen sich jetzt in der Richtung des vorbestimmten Zieles auswirken. Es ist die Aufgabe derer, welche die Menschheit geistig lenken, nach Möglichkeit dafür zu sorgen, dass aus dem sichtbaren Übel und aus der materiellen Aktivität schliesslich das Gute hervorgeht, dass aus den verruchten materialistischen Absichten, die der jetzigen Aggressivität gewisser Gruppen zugrunde liegt, am Ende das Gute zum Durchbruch kommt und dass die bösen Aktivitäten aufhören. Aber dieses mögliche Gute wird aus der geistigen Tätigkeit jener hervorgehen, die das Gesetz kennen und die Absicht des göttlichen Willens verstehen; das Gute wird sich trotz - und nicht wegen - der rohen Gewalt und der egoistischen Ziele der Aggressoren durchsetzen. Diese Aggressoren verkörpern und beseelen die materialistischen Kräfte des Planeten in einer völlig neuen Art und Weise.

Freier Wille setzt voraus, dass man die Trennungslinien in der Welt gründlich kennt und versteht, dass man die richtige Wahl trifft und folglich im Interesse der Gruppe richtig handelt. Für den freien Willen ist das entscheidend, was für die Gesamtheit recht und billig ist, nicht so sehr für den Teil. Die Menschheit erreicht erst jetzt den Punkt, an dem der Begriff freier Wille Sinn und Bedeutung erlangen kann. Bisher hat es nur wenig freien Willen gegeben; jetzt ist unzweifelhaft der gegebene Zeitpunkt, da man ihn bezeigen muss. Gerade der Mangel an wahrem freiem Willen verzögert derzeit abschliessende Aktionen. Das ist eine bedeutsame Feststellung. Die grossen und freien neutralen Staaten sollten die Initiative ergreifen und das Weltgeschehen ins richtige Gleis bringen. In vielen Teilen der Welt wird heute durch Aggression, Angst, Terror und Prophezeiungen sowie durch die Erstarrung, die aus übermässigen und unaufhörlichen mentalen und physischen Schmerzen entsteht, der freie Wille niedergehalten und wirkungslos gemacht. In vielen Teilen Europas gibt es heute keinen freien Willen mehr.

Vorurteil, die irrige Auslegung bekanntgegebener Tatsachen, falscher und überbetonter Idealismus, rassische und nationalistische Gedankenformen und die Angst vor Verantwortung behindern die Bekundung des freien Willens in den weniger mitgenommenen [255] Gebieten der Welt. Ungenügende moralische Reife und die Weigerung, die vielen irrigen Auslegungen der Wahrheit oder der Lehre Christi aufzugeben, sind heute für viele Menschen ein Hindernis. Die Errettung der Menschheit wird erst dann erfolgen, wenn die sogenannten guten Menschen ihre Lieblingstheorien und -ideale aufgeben, wenn sie die wesentliche Tatsache begreifen, dass der Übergang ins Reich Gottes und in das Neue Zeitalter nur dann möglich ist, wenn man die Menschheit wahrhaft liebt und ihr selbstlos dient, und wenn man die wahre göttliche Absicht sowie die Tatsache erkannt hat, dass die Menschheit ein unteilbares Ganzes ist. Dann wird man kleinlichen Nationalismus, religiöse Differenzen und egoistische Idealismen (die meisten Menschen sind Idealisten, nur um ihre eigene Seele zu retten) den Erfordernissen und dem zukünftigen Wohl der gesamten Menschheit unterordnen. In dieser Zeit ist es dringend notwendig, dass die Menschen ihre Ansichten und Standpunkte vereinfachen. Ideologien müssen verschwinden, alte Ideale, kleinliche politische, religiöse und soziale Ansichten müssen aufgegeben werden. Die Menschen müssen fest entschlossen sein und nur den einen Gedanken haben, die Menschheit von der Angst und von der aufgezwungenen Sklaverei zu befreien, die Freiheit wiederherzustellen und jedermann die Möglichkeit zu geben, rechte menschliche Beziehungen zu pflegen. Das ist jetzt noch nicht möglich, denn Schreckensherrschaft, Versklavung und drohende Strafen brechen das Herz der Menschheit, verursachen schmerzliche Betrübnis und rufen Zweifel in den Herzen derer hervor, die noch nicht so niedergedrückt und zerbrochen sind.

Das vom Menschen geschaffene Karma kann geändert und wieder rückgängig gemacht werden; das wird oft vergessen. Karma ist keine starre Regel, es lässt sich in dem Masse ändern, wie der Mensch denkt und was er wünscht. Karma bietet die Gelegenheit zu einer Änderung; sie ergibt sich aus früheren Aktivitäten, und wenn man diese in der rechten Weise handhabt, dann legt man den Grundstein für zukünftiges Wohlergehen und Fortschritt. Wenn das Gesetz der Wiedergeburt und gemeinsamer Verantwortung überhaupt etwas zu bedeuten hat, dann sind an der jetzigen Situation alle Völker (besonders die intelligenteren) in allen Ländern schuld, also auch die grossen neutralen Nationen. Karma ist nicht all das, was schlecht und böse ist; nur törichte, dumme Menschen stellen es so hin. Derzeit sind grosse üble Kräfte bestrebt, [256] in der Welt zur Wirkung zu kommen; sie tauchen aus der Vergangenheit auf und versuchen, eine sehr böse Zukunft zu bestimmen und zu gestalten, in der es nur einer einzigen Nation wohl ergehen soll.

Sie wollen der Welt Egoismus und materialistische Ziele aufzwingen, einer Welt, die innerlich gegen eine solche Diktatur und Entstellung der Wirklichkeit revoltiert. Der Einfluss des bösen Beispiels zeigt sich in der Tatsache, dass zwei weitere Staaten so verächtlich und bestrebt sind, die Kräfte der Aggression, die derzeit in der Angreifernation zusammengeballt sind, zu verstärken und zu unterstützen.

Die Kräfte des Guten sind bestrebt, diese Diktatur des materialistischen Egoismus unwirksam zu machen, doch sind sie - trotz der Bedrängnis - noch immer nicht zu einer Entscheidung gekommen, ausser auf der Mentalebene. Diese in Gedanken schon getroffene Entscheidung muss sich jetzt noch auf der physischen Ebene als der Triumph des Guten auswirken. Wenn diejenigen, die vom jetzigen Krieg noch nicht so hart betroffen sind, ihre Selbstsucht, ihre Vorurteile und ihre Auslegungen aufgeben und den fundamentalen Gegensatz im wahren Licht erkennen würden, dann würden sie in immer stärkerem Masse für die Partei des guten Willens und rechter menschlicher Beziehungen eintreten. Dann wird das unheilvolle Karma, das sie anscheinend gelassen für andere hinnehmen, aber für sich selbst zurückweisen, in gutes Karma umgewandelt werden. Dieses ist die wahre Bestimmung der Menschheit, und es wird die neue Ära der Freude, des Friedens und der geistigen Synthese (die wir Brüderschaft nennen) einleiten.

Da so viele Menschen die wahre Lage nur langsam erkennen und richtig einschätzen, konnten die geistigen Führer der Menschheit (die auf der inneren Seite des Lebens wirken) bisher nicht viel tun; sie mussten sich darauf beschränken, diejenigen geistig zu stärken, die für die Kräfte des Lichts wirken und arbeiten. Der Glaube vieler Menschen hat das Tor offengelassen, aber sogar diese haben oft das Wort vergessen, dass «Glaube ohne Werke leer und tot ist». Nur dann kann das Tor gewaltsam geöffnet und eine göttliche Intervention möglich werden, wenn der Glaube auch in der äusseren Welt - in richtiger Zusammenarbeit und Opferbereitschaft (sogar bis zum Tod) - tätig zum Ausdruck kommt. Erst wenn an die Stelle des visionären Traums vom Frieden, der so viele gutgesinnte Menschen betört, die Entschlossenheit tritt, mit allen Mitteln den Frieden zu erringen, wird es den geistigen [257] Kräften möglich sein, wirksam auf Erden einzugreifen.

Es ist merkwürdig genug, dass die geistigen Kräfte jetzt oft von jenen Idealisten behindert werden, die ihre Ideale mehr lieben als die Menschheit. Diese Idealisten klammern sich an ihre speziellen Auslegungen dessen, was Christus ihrer Ansicht nach gemeint hat, lassen dabei aber die wirkliche Liebe ausser acht, die jede seiner Handlungen kennzeichnete; diese wahre Liebe würde sie dazu drängen, den Kräften des Lichtes wirksam und selbstlos Hilfe zu leisten. Da sie sich vor allem mit ihren eigenen Träumen, Idealen und Auslegungen beschäftigen, tun sie nichts, um den Konflikt zu einem Ende zu bringen. Wenn sie diese Illusion aufgeben würden, dann könnten sie das neue Zukunftsbild erschauen und zur Rettung der Welt beitragen; die Kräfte des Lichts würden machtvoll zum Ausdruck kommen, und die Kräfte der Aggression würden niedergerungen und vernichtet werden.

Angenommen, das erschaute Zukunftsbild würde die Menschen zu aktivem Handeln in der äusseren Welt (derzeit das dringendste Erfordernis) bringen: In welcher Form wäre nun das erhoffte göttliche Eingreifen möglich? Ich will keine Voraussagen machen, sondern lediglich die Hindernisse aufzeigen, die auf seiten der Menschen bestehen. Diese Hindernisse liegen weder bei den Kräften des Lichtes, des Lebens und der Liebe noch auf seiten Christi und seiner Jünger, der Meister der Weisheit, die (unter verschiedenen Namen) die geistige Hierarchie des Planeten bilden. Nennt sie, wie ihr wollt. Der am meisten geschätzte und genährte Glaube der Menschheit ist der, dass es seit jeher und in alle Ewigkeit eine verborgene Realität gibt, dass jene Grossen existieren, die den Tod besiegt haben, die eine unbegrenzte Macht haben, um zu helfen, und dass man sie durch Gebet und Invokation erreichen kann.

Die Anziehungskraft und Wirkung materieller Dinge sowie das völlig auf die äussere Welt gerichtete Augenmerk haben den Aggressoren bisher so viele Erfolge gebracht. Diese aggressiven Kräfte haben - gerade wegen ihrer Machtfülle - eine Gruppe von sieben Männern zusammengeschweisst, die grosse und besondere Aspekte materieller Kräfte (der sieben Energiearten in ihrer niedrigsten und gröbsten Ausdrucksform) und deren sichtbare Auswirkungen - Krieg, Furcht und Grausamkeit - personifizieren. [258] diese sieben haben alle nur einen einzigen Gesichtspunkt, nur ein einziges Ziel, und deshalb haben sie Erfolg. (Es ist interessant, dass auch in diesem Fall wieder die verursachende und treibende Zahl sieben erscheint - die niedrige und dunkle Parallele zur grossen Sieben, welche die Entwicklung veranlasst und die Menschen ins Licht führt. Die Vorsteher einer Freimaurerloge symbolisieren diese grosse Sieben). Diese Gruppe von sieben Männern wird von den dunklen Kräften völlig beherrscht, die Männer selbst haben nicht die geringste Macht über diese Kräfte. Diese sieben Männer sind: Hitler, von Ribbentrop, Goebbels, Göring, Hess, Himmler und Streicher. Diese Männer personifizieren die Kräfte der Aggression. Sie verbreiten Furcht und Schrecken und beherrschen dadurch nicht nur die versklavten Nationen, sondern auch ihre wenigen Verbündeten, die (zu ihrem Glück) nicht in dieselbe Kategorie der Gewaltherrschaft gehören.

Wenn alle diejenigen, die auf der Seite der Lichtkräfte stehen, ihr Ziel ebenso klar erkennen und sich ebenso einheitlich in dem Bestreben verbinden würden, der Unterdrückung und Sklaverei ein Ende zu machen und die Menschheit zu befreien, dann würden sie auch die Manifestation geistiger Kraft erleben, die über die sieben Mächtigen Unheil bringen wird. Eine solche Vereinheitlichung der Ziele und Absichten ist möglich und notwendig. Sobald dies der Fall ist, werden die angesammelten Kräfte und Machtmittel, die auf der physischen Ebene zum Einsatz kommen, so gewaltig und aussergewöhnlich sein, dass die Menschheit sehr rasch befreit werden wird.

Dafür habe ich gearbeitet, und aus diesen Gründen habe ich euch aufzurütteln versucht. Dieser Geist entwickelt und verstärkt sich bei den Alliierten, obgleich der Abfall Frankreichs unausbleiblich war. Frankreich liess sich zum Teil von selbstsüchtigen Absichten leiten; es ging diesem Land mehr um die Sicherheit und Ruhe als um das Wohl der Gesamtmenschheit. Das führte unweigerlich zum Zusammenbruch. Frankreich lernt aber daraus; die unerschütterliche Masse des Volkes und der geistige Kern der Nation werden den Sieg erringen. Die neutralen Staaten sind noch immer egoistisch (obwohl sie diese Tatsache durch menschenfreundliche Gesinnung zu verschleiern suchen), aber der wahre Sachverhalt wird ihnen von Tag zu Tag klarer. Wenn einmal auf der Mentalebene eine tatsächliche Einigung hinsichtlich der Ziele und Absichten zustande kommt und das Zukunftsbild einheitlich erschaut wird, wenn die Gefühlsebene mit festem und unabänderlichem Verlangen erfüllt ist und wenn es [259] auf der physischen Ebene zu unermüdlichen praktischen Anstrengungen kommt, dann besteht die Hoffnung, dass sich «der Wunsch aller Nationen» sichtbar auswirken wird.

Diese sichtbare Auswirkung ist eine der Möglichkeiten, wie eine göttliche Intervention erfolgen kann. Der Friedensfürst wird sein Volk - durch Krieg - zum Frieden führen. Diejenigen, die nur so einen Frieden im Sinn haben, wie sie ihn verstehen und wünschen, vergessen gern den biblischen Hinweis, dass der Friedensfürst an der Schlacht von Armageddon (der Entscheidungsschlacht zwischen Gut und Böse, die jetzt in vollem Gang ist) in entscheidender Weise teilnimmt. Nach dem Siege wird er die siegreichen Kämpfer nach «Jerusalem», in die Stadt des Friedens, führen. Die symbolische und praktische Bedeutung all dessen wird immer deutlicher und klarer. Dieses hochwichtige Ereignis kann und wird stattfinden, sobald der durch Invokation und Gebet geeinte freie Wille der Völker dies ermöglicht.

Eine göttliche Intervention könnte auch in Form einer Naturkatastrophe erfolgen, die ungeheure Verwüstungen anrichten und die Aggression beenden würde. Aber eine solche Naturkatastrophe würde voraussichtlich eine so ungeheure Anzahl von Menschenleben vernichten, dass die Sachwalter des Naturgesetzes und die geistigen Menschheitsführer, die den göttlichen Plan verstehen, gegen eine solche Form des Eingreifens sehr starke Bedenken haben; überdies hat die Menschheit in ihrer Entwicklung jetzt einen Punkt erreicht, an dem die freie Willensäusserung des Menschen unbedingt möglich ist. Wie ihr ja aus den Berichten von der Sintflut wisst, wurde diese Methode in den Zeiten von Atlantis angewandt. Damals wurde durch die Flut die Zivilisation fast völlig zerstört. Hoffentlich wird in der heutigen Zeit eine solche drastische Massnahme nicht notwendig sein, obwohl nach uralten Prophezeiungen die Möglichkeit besteht, dass diese Welt diesmal durch Feuer (statt Wasser) zerstört werden könnte. Welche von den beiden Methoden (sichtbare Auswirkung des Wunsches aller Nationen oder Naturkatastrophe) diesmal zur Anwendung kommt, wird ausschliesslich davon abhängen, ob die Menschheit wirklich entschlossen ist, den freien Willen einzusetzen und intelligent zu handeln. Wenn es der Menschheit nicht gelingt, unter dem Banner der Lichtkräfte sich im Kampf gegen die Kräfte materieller Aggression und Selbstsucht zu vereinigen, dann könnte die «feurige Schicksalsprüfung» unvermeidlich werden.