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ZWEITER ABSCHNITT - DAS ALLGEMEINE WELTBILD - TEIL 4

Vorbereitung für den weltweiten guten Willen

Die Ursachen des jetzigen Krieges sind uralt. Man kann die historische Reihenfolge der bedingenden Faktoren sowohl in den exoterischen Aufzeichnungen aller Nationen als auch in den esoterischen Archiven der Hierarchie klar zurückverfolgen. Die dem [138] Menschen innewohnenden Eigenschaften, die zu diesem Krieg geführt haben, sind wohlbekannt. Alle, die den Kampf zwischen der Selbstsucht der Persönlichkeit und der Selbstlosigkeit der Seele an sich selbst bewusst beobachten, sehen auch die Folgen und Analogien. Worin liegt denn die Lösung des Problems? Was muss getan werden, um die Feuer des Hasses und der Angriffslust, der Rache und der Furcht einzudämmen? Welche Vorbereitungen sind schon jetzt für den nachherigen Wiederaufbau der menschlichen Welt und für die kommende neue und bessere Zivilisation zu treffen? Damit wollen wir uns jetzt kurz befassen.

In der jetzigen Zeit kann in der äusseren Welt nur wenig getan werden, um die Welt auf die Bezeigung guten Willens vorzubereiten. Man muss geduldig die Ereignisse abwarten und beobachten, in welcher Richtung sich die Aktionen der Völker bewegen werden. In esoterischer Hinsicht aber kann sehr viel Vorbereitungsarbeit geleistet werden, und dazu möchte ich euch aneifern.

Bis jetzt sind die Kräfte des Lichts trotz des gegenteiligen Anscheins siegreich und lenken stetig den Lauf der Dinge. Eben deshalb wurde bis jetzt noch nicht der Geist des guten Willens und mitfühlenden Verstehens erstickt, der in den Menschen aller Nationen lebt - Deutschland nicht ausgenommen. Das war bis jetzt das bedeutsamste Merkmal des gegenwärtigen Konflikts. Es ist nur wenig Hass oder Rachsucht festzustellen, und das ist der Unterschied zwischen dem jetzigen und dem Ersten Weltkrieg. Das ist ein Triumph für die Kräfte des Lichtes, und darin liegt die Hoffnung der Zukunft. Da ist jedoch der Faktor «Zeit» zu berücksichtigen, denn ein längerer Krieg könnte diese erwünschte Geisteshaltung ändern, und viele harte Erfahrungen könnten tiefe psychologische und unvermeidliche Veränderungen im menschlichen Denken und Handeln bewirken. Dem muss bewusst entgegengearbeitet werden. Bis jetzt ist es noch nicht so weit gekommen, aber wenn dieser Fall einträte, dann könnten Schmerz, Schrecken, angstvolle Erwartung, Leiden und seelische Ängste, die durch den Anblick Leidender hervorgerufen werden, diesen guten Willen in einen [139] dynamischen Geist des Hasses und der Rache umwandeln, falls dem nicht entschieden und bewusst entgegengearbeitet wird. Gruppen, die sich zu den Grundsätzen der Lichtkräfte bekennen, die alles daran setzen, den Angriffsgeist zu brechen und die Welt von den Brennpunkten materieller Kräfte und Einflüsse zu befreien, müssen auch weiterhin ihrer Aufgabe nachkommen, Männer und Frauen jeder Nation in einem Geist liebevollen Verstehens miteinander zu verbinden.

Das ist in der heutigen Zeit nicht leicht. Die Astral- oder Emotionalkörper der Menschen (die den Astralkörper der gesamten Menschheit ausmachen) befinden sich heute in einem chaotischen Zustand und werden von uralten Wünschen, tief verwurzelten egoistischen Einstellungen und Hassgefühlen durchflutet. Die Aufgabe wird noch durch die menschliche Gedankentätigkeit erschwert, die durch zunehmende, deutlich erkennbare Illusionen, durch separatistische Einstellungen und Scheinargumente gekennzeichnet ist. Andererseits gibt es genug Leute in der Welt, die für den Geist guten Willens und verständnisvoller Toleranz empfänglich und von dem Wunsch nach dauernden rechten menschlichen Beziehungen erfüllt sind.

In einem früheren Buch («Eine Abhandlung über die Sieben Strahlen», 2. Band, Seite 694-695) sagte ich, dass es möglich sein müsste, später einmal einen Welttag des Vergebens und Vergessens einzuführen, um das Bibelwort zu erfüllen: «Vergesst die zurückliegenden Dinge und geht vorwärts» in das Neue Zeitalter, in die neue Zivilisation und in ein neues Verbundensein. Für diese spätere Zeit können wir schon jetzt anfangen, zu planen und für jenen psychologisch günstigen Moment vorzuarbeiten, in dem diese Idee vor die Öffentlichkeit gebracht werden könnte. Dieser Zeitpunkt wird unmittelbar nach Einstellung der Feindseligkeiten eintreten. Jetzt aber müssen wir, soweit dies möglich ist, überall die Menschen dazu erziehen, den Geist menschlicher Einheit und gegenseitiger Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen.

Das setzt jedoch voraus, dass die von mir in diesem Artikel angeführten Werte nachdrücklich betont werden. Das ist die [140] gemeinschaftliche Verantwortung der Menschheit, denn sie hat ja in ihrer Gesamtheit Fehler gemacht und falsche Grundsätze und Einstellungen gehabt. Das setzt infolgedessen weiter voraus, dass man den Standpunkt, Kritik zu üben und die Verantwortung anderen zuzuschieben, aufgibt und gemeinsam an die ungeheure Aufgabe herangeht, die derzeitigen Zustände zu ändern und jene Umkehr anzubahnen, die eine geeinte Weltordnung möglich und schön macht. Das ist keine leichte Aufgabe. Alle Männer und Frauen guten Willens müssen aufgerufen werden, sich schon jetzt während des Krieges auf das vorzubereiten, was nach dem Krieg getan werden kann.

Ich habe in meinen früheren Schriften und Büchern vieles gegeben, was als Grundlage für Ziele und Methoden dienen könnte. Diese Richtlinien sind noch immer gültig, nur die Durchführung ist auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Sieben kritische Jahre lang hatten die geistig eingestellten Menschen in der Welt, die grossen Kirchen, die Menschen guten Willens und die Weltaspiranten die Gelegenheit, so zu wirken und zu arbeiten, dass der gegenwärtige Konflikt hätte vermieden werden können. Aber der Geist Christi ging in der klerikalen Organisation verloren; der Akzent lag auf der kunstgerechten Theologie; der Geist guten Willens kam nicht auf dynamische und praktische Art, sondern in theoretischer und negativer Weise zum Ausdruck. Die Weltaspiranten besassen nicht den wahren Sinn für Werte, sondern sie begnügten sich damit, etwas von ihrer Zeit dem geistigen Leben und anderen Leuten zu widmen; aber die meiste Zeit wurde für persönliche Zwecke und Ziele verbraucht. Ein Geist der Schlaffheit und Untätigkeit kam über die strebsameren und verständnisvolleren Menschen. Unseren Bemühungen gelang es nicht, sie zu einer kraftvollen Aktion anzuspornen oder dazu zu bringen, persönliche, vergängliche Werte den dauernden und universalen Werten zu opfern. Den Einzelmenschen waren die Eigeninteressen wichtiger als das Wohl der Gesamtheit.

Seid nicht allzu betrübt, meine Brüder. Ihr seid nicht allein, sondern nur ein Teil sehr vieler Menschen in der gleichen Lage; vielleicht ist das Trost und Genugtuung für euch.

Euch bietet sich indes eine neue Gelegenheit praktischer Art, die mit der geplanten Vorbereitungsarbeit zusammenhängt. Ich möchte [141] euch bitten, euch auf die grosse Gelegenheit nach Kriegsende in der Weise vorzubereiten, dass ihr

1. allen Leuten die Ursache klargemacht, welche die Gelegenheit herbeiführt und dazu dienen soll, den gegenwärtigen Zustand zu beenden;

2. irgendein wirkungsvolles weltweites Ereignis in Szene setzt, das als Inspiration und dazu dient, die neue Epoche guten Willens und rechter menschlicher Beziehungen einzuleiten.

Bleibt ferner, solange der Krieg dauert, unbeirrt bei der Gewohnheit, richtig zu denken, die laufenden Ereignisse richtig zu interpretieren und richtige Vorbereitungen zu treffen. Auf diese Weise kann jede etwaige Schwächung des Geistes guten Willens sofort ausgeglichen werden; und das geistige Verstehen, das sonst abnehmen würde, kann noch zunehmen und Einfluss gewinnen. Um dies zu erreichen, schlage ich folgende Aktivitäten vor, beginnend mit denen des einzelnen Mitarbeiters:

1. Ein jeder von euch möge genau darauf achten, was er schreibt oder spricht; es soll darin nichts vorkommen, was als Hass oder Vorurteil gedeutet werden könnte. So werdet ihr eure Gedanken und Herzen von allen unerwünschten Reaktionen freihalten. Das ist die schwierige, praktische Aufgabe für einen jeden einzelnen von euch, der diese Zeilen liest.

2. Studiert und erfasst klar die entscheidenden Punkte, welche diesem Konflikt zugrunde liegen, auf dass ihr niemals schwankend werdet, dass die Seite, auf der ihr steht und auf der eure Interessen liegen, die richtige ist, die der Kräfte des Lichtes. Vergleicht dies damit, wie das Problem von denen verstanden und gewertet wird, die infolge der machtvollen und dynamischen Aktionen seitens derer bestürzt und irre werden, durch die sich die Kräfte des Materialismus auswirken. Unterdrückt auch jede gehässige Kritik.

3. Sprecht womöglich täglich das folgende Mantram. Es ist eine modernisierte, mystisch gehaltene Übersetzung [142] jenes Mantrams, das in der atlantischen Ära ganz allgemein während jenes uralten Konfliktes benutzt wurde, dessen Auswirkung der jetzige Krieg ist. Für viele von euch dürfte dieses Mantram eine Art Wiedererweckung einer alten und wohlbekannten Wortfolge sein:

«Im Wesens eins sind alle Menschensöhne, und ich bin eins mit ihnen. Ich möchte allen Liebe schenken, nie mehr hassen.

Ich möchte Dienste leisten, nicht schuldigen Dienst verlangen. Ich möchte Wunden heilen, nicht schädigen und verletzen.

Erlittenes Leid mög' als verdienten Lohn uns Licht und Liebe bringen. Die Seele soll beherrschen die äussere Form, das Leben und das Wirken; sie bring' ans Licht der Liebe Kraft, die allem Zeitgeschehen zugrunde liegt.

Mögen innere Schau und Einsicht in uns wachsen, damit wir klar die Zukunft sehen. Wir wollen die innere Einsicht bekunden und alles Trennende vergessen. Lasst doch die Liebeskraft erstarken!

O dass doch alle Menschen lieben würden!»

Diese Worte mögen unzulänglich erscheinen, aber wenn man deren Sinn und Bedeutung richtig erfasst, wenn man sie dynamisch, mit der Kraft des Denkens und Herzens spricht, dann können sie sich im Leben dessen, der sie spricht, als unglaublich wirksam erweisen. Sie werden auch in der Umgebung des Betreffenden eine Wirkung ausüben. Wenn ihr dieses Mantram und das Wissen um dessen Bedeutsamkeit verbreitet, werden die vervielfachten Wirkungen gross und eindrucksvoll sein. Es wird Anschauungen und Denkweisen ändern, die geistige Schau erhellen und den Aspiranten dahin bringen, mit grösserer Opferbereitschaft zu dienen und mitzuarbeiten. Meine Brüder, auf lange Sicht könnt ihr euch dem Opfer nicht entziehen, auch wenn ihr das bis jetzt getan habt.

4. Setzt euch eifrig für die Anwendung und Verbreitung der Grossen Invokation ein; helft auch mit, den Verteilungsplan durchzuführen. Wie ihr aus dem nächsten Artikel ersehen werdet, ist die Grosse Invokation ein machtvolles solares Instrument, dazu bestimmt, Veränderungen und notwendige Reformen herbeizuführen. Sie ist so mächtig, dass, als sie für den allgemeinen Gebrauch in der Welt der Menschen vorgeschlagen wurde, einige Mitglieder der Hierarchie opponierten, weil sie befürchteten, dass die Wirkungen auf die unentwickelten und dafür nicht vorbereiteten Menschen zu stark sein würden. Ihre Anwendung hat sich indes als gerechtfertigt [143] herausgestellt, und es ist erwünscht, dass ihre Nützlichkeit gesteigert werde und ihre Anwendung in einem noch viel grösseren Masse erfolgt.

5. Ich möchte, dass ihr euch in eurem eigenen Bereich für eine grössere geistige Anstrengung vorbereitet, die erfolgen soll, sobald dieser Krieg beendet ist und einigermassen Friede und Ruhe eingezogen sind. Jeder von euch hat seinen Einfluss und Kontaktbereich, und ein jeder von euch kommt mit gleichgesinnten oder interessierten Menschen in Berührung, mit Gruppen, Kirchen, Klubs, Organisationen und Vereinen, die in irgendeiner Form für die Verbesserung der menschlichen Lage, für guten Willen und für das Wohlergehen der Menschen eintreten. Jetzt ist die Zeit da, dass ihr mit den Führern und älteren Mitarbeitern solcher Gruppen die Verbindung aufnehmt und Arbeit leistet, und dass ein jeder von euch geeignete Menschen auf eine aktive Mitarbeit vorbereitet, die einsetzen soll, sobald die Zeit dafür gekommen ist. Dazu rufe ich einen jeden von euch auf. Später könnt ihr diese Menschen dazu bringen, am Goodwill-Werk mitzuarbeiten und die Bestrebungen zu fördern, die auf weltweite Verständigung und Vereinigung abzielen. Mit ihrer Hilfe werdet ihr dann imstande sein, die Wunden der Menschen zu heilen eine sehr notwendige Aufgabe, auf die ihr euch jetzt schon vorbereiten könnt. Ihr könnt mit solchen Leuten Kontakt aufnehmen, Anschriftenlisten anlegen und Vormerkungen darüber führen, in welcher Weise sie dienen und helfen können; ebenso könnt ihr mit Gruppen in Verbindung treten. Bereitet alles systematisch vor, damit - wenn der Ruf ergeht (wie im Jahr 1936) - den Organisatoren eine Fülle vorbereiteter Kontakte und eine grosse Anzahl interessierter und vorbereiteter Menschen zur Verfügung stehen, die dann verständnisvoll daran arbeiten werden, die neue Ordnung zu begründen.

6. Die Anweisungen in meinen früheren Flugschriften bleiben weiterhin gültig und sollten als Vorbereitung für die nach Beendigung der Feindseligkeiten einsetzende Kampagne sorgfältig studiert werden. Durch Wiederaufnahme eines klug geführten Briefverkehrs können alte Anschriften gesammelt werden; neue Versandlisten sollten angelegt werden. Wenn die von mir angegebene Methode befolgt und von euch richtig angewendet wird, kann die Grosse Invokation in zunehmendem Masse zur Anwendung kommen. Auf diese Weise kann der in der Welt schon vorhandene gute Wille zu einer dynamischen Kraft entfaltet werden, die dann zur gegebenen Zeit zur Verfügung steht. Aber, meine Brüder, ihr müsst etwas tun, von [144] selbst wird nichts.

DIE GROSSE INVOKATION - Erste Strophe

Mögen die Kräfte des Lichtes der Menschheit Erleuchtung bringen. Möge der Geist des Friedens überall verbreitet werden.

Mögen alle Menschen guten Willens einander im Geist der Zusammenarbeit begegnen. Möge das jetzige Leitmotiv aller Menschen Vergeben sein.

Mögen die Anstrengungen der Grossen Helfer kraftvoll unterstützt werden.

Mögen wir alle unseren Teil dazu beitragen. So sei es.

Oktober 1939

In meinem vorhergehenden Artikel kündigte ich an, einige Tatsachen über die Grosse Invokation mitzuteilen und deren Sinn und Bedeutung zu erklären. Das könnte den Studierenden des Okkultismus in der heutigen Zeit befähigen, diese Anrufung mit grösserer Inbrunst und tieferem Verständnis zu sprechen, wodurch die mantrische Wirkung wesentlich verstärkt würde.

Von Studierenden werden mehrere solche mantrische Formeln und kraftstrahlende Worte benützt, aber ohne merkliche Wirkung. Der Betreffende versteht nur mangelhaft deren Zweck und Bedeutung; meistens ist er in seiner emotionellen, nach Höherem strebenden astralen Natur so verwurzelt und verstrickt, dass alles, was er in Verbindung mit solchen Mantrams spricht und tut, gänzlich wirkungslos bleibt. Krafttragende Worte, alte Mantrams (wie das Gebet des Herrn) und die Grosse Invokation sind nur dann wirksam, wenn man sie auf der Mentalebene anwendet und wenn die Kraft eines beherrschten Denkvermögens, das sich auf die Absicht und Bedeutung dieser Formeln konzentriert, hinter dem gesprochenen Worte steht. Erst dann werden diese Mantrams wirksam. Werden sie sowohl mit der Kraft der Seele als auch mit gedanklicher Konzentration gesprochen, dann strahlen sie automatisch Kraft und Wirkung aus.

Studierende in aller Welt intonieren seit Jahren das heilige Wort, die Silbe OM, mit Fleiss und Sorgfalt. Ich möchte hier fragen: Mit welchem Erfolg? Ich gebe darauf selbst die Antwort: Praktisch ohne Erfolg; höchstens wird die Aspiration ein bisschen stimuliert und die schöpferische Vorstellungskraft etwas geweckt. Das bedeutet aber, dass eine Wirkung nur innerhalb der Aura des Betreffenden zustande kam, aber nicht in die Umwelt drang oder sich sonst irgendwie bemerkbar machte. Wenn das OM richtig [145] angewendet wird, ist es machtvoll und dynamisch wirksam. Es führt Veränderungen herbei und zerstört das, was ausgemerzt oder beendet werden muss; durch Anziehung und Verdichtung baut es in das Gefüge des Gruppenlebens das ein, was erwünscht ist, bringt nebenbei (aber dessen ungeachtet ganz gewiss) notwendige Veränderungen hervor und baut das individuelle Leben von neuem weise auf. Denkt darüber nach.

Wenn das Gesagte für das OM und dessen Gruppenwirkungen gilt, dann trifft es in weit höherem Masse für die Grosse Invokation zu. Worte der Kraft (und das gilt auch für das OM) stammen alle vom zweiten Strahl; er ist die Manifestation des Bewusstseins. Diese Worte sind daher für den seelischen Gebrauch bestimmt. denn die Seele ist die Wesensäusserung des zweiten Aspekts der Gottnatur; nur die Seele kann diese krafterfüllten Worte und Laute wirklich anwenden und so die gewünschten Wirkungen hervorbringen, die stets mit dem göttlichen Plan in Einklang sind. Es wird oft vergessen, dass die Worte von der Seele in dynamischer Weise ausgesandt werden müssen; das bedingt die ernsthafte Erkenntnis und Bejahung des Willensaspektes. Die Grosse Invokation, das OM und alle solche Worte der Kraft müssen aus der Seele kommen (deren Wesen Liebe, und deren Absicht einzig und allein das Wohl der Gruppe ist); sie müssen durch den dynamischen Willensaspekt unterstützt oder «okkult vorwärtsgetrieben» werden (es ist fast unmöglich, dafür den richtigen Ausdruck zu finden), und sie müssen als integrierte Gedankenform auf einem Strom lebendiger, erleuchteter Gedankensubstanz nach aussen getragen werden. Das aktiviert den Willen, die Liebe und die Intelligenz desjenigen, der diese Worte und Formeln benützt. Oft entsteht jedoch eine Lücke, selbst wenn ein Mensch diese drei beherrschenden Faktoren in sich geeint und integriert hat, soweit er dazu auf seiner Entwicklungsstufe imstande ist. Es ist ihm lediglich gelungen, die erschaffene Gedankenform auf der Mentalebene festzuhalten; er ist nicht imstande, diese Gedankenform auf der physischen Ebene sinnlich wahrnehmbar zu machen und die erwünschten Ergebnisse zu erzielen. Sein Gehirn (das niedere, empfangende und verteilende Zentrum im Kopf) ist ausserstande, in zweifacher Weise aktiv zu sein: Es soll sich sowohl der Bedeutung und Absicht der benutzten Formel bewusst bleiben als auch gleichzeitig die Wirkkraft hinaussenden, die [146] in den Worten und Lauten liegt. Diese beiden Tätigkeiten müssen von der Seele auf ihrer eigenen Ebene gleichzeitig ausgeführt werden, und zwar vermittels des Denkvermögens und des Gehirns. Das ist auch ein Ziel jeder Meditationsarbeit, aber eines, das nicht eigens betont zu werden braucht, da es sich von selbst ergibt. Die Wirksamkeit hängt demnach davon ab, dass die obigen Tatsachen erfasst wurden und dass zwischen Seele, Denkvermögen, Wunsch, Gehirn und dem gesprochenen Wort oder Laut eine vollausgebildete Integration besteht.

Das Gesagte bezieht sich nicht nur auf die Grosse Invokation, sondern auch auf das heilige Wort, das von okkulten Studierenden und Aspiranten in der täglichen Meditation ständig benützt wird. Sie könnten ihr Leben ändern, eine neue geistige Einstellung, ein neues Lebensziel sowie geistige Entwicklung und Ausweitung erlangen, wenn sie das OM in der richtigen Weise anwenden würden. Wenn die Grosse Invokation von den vielen hunderttausend Menschen, die sie bereits zu benützen versuchen, in der richtigen Weise angewendet würde, dann könnte sie das Bewusstsein der Menschheit in eine neue Richtung bringen, die Menschen im geistigen Sein festigen, die planetarische Gedankenform, die von Menschen in der Vergangenheit geschaffen wurde und solche verheerende Auswirkungen hatte (und noch hat), zerstören und neu erschaffen; und sie könnte das Tor ins Neue Zeitalter öffnen und damit die neue und bessere Zivilisation einleiten. Das könnte so schnell geschehen, dass die notwendigen Änderungen fast über Nacht kämen. Die derzeitige Schreckensherrschaft würde enden, und die Menschheit könnte sich einem Leben widmen, das durch guten Willen von Gruppen, durch individuelle Lauterkeit und Rechtlichkeit sowie durch rechte menschliche Beziehungen gekennzeichnet wäre.

Dessen ungeachtet möchte ich zu eurer Ermutigung sagen, dass die Anwendung der Grossen Invokation das Weltgeschehen wesentlich beschleunigt hat, auch wenn sie unverkennbar in der äusseren Welt viel Verwirrung gestiftet und Unannehmlichkeiten verursacht hat. Die im Grunde genommen egoistische Absicht (wenn auch als solche nicht erkannt) all derer, welche die Grosse Invokation angewendet haben, hat dazu beigetragen, die egoistischen Absichten der materialistischen Kräfte zu stimulieren. Ich möchte euch fragen: Wie viele von euch sprachen die Grosse Invokation wirklich innerlich frei, geistig wirksam und verständnisvoll? Kaum eine Handvoll. Wie viele sandten die Grosse Invokation aus im Geiste reiner [147] Liebe, völlig unvoreingenommen? Wahrhaftig nur wenige. Wie viele sprachen sie mit beherrschtem Denken, mit der Gewissheit und dem tiefen Glauben, dass sie den Willen des planetarischen Logos verkörpert und demzufolge in der äusseren Welt dynamisch wirksam werden muss? Nur sehr wenige. Viele, die sie benutzten, interessierten sich für sie wegen ihrer Neuartigkeit oder empfanden sie - wenn auch in einer nicht zu verwirklichenden Weise - als umfassend, inhaltsreich; oder sie hielten sie deshalb für okkult wirksam, weil sie hörten, dass sie von einem Mitglied der Hierarchie stammt, von der okkulten Hierarchie angewendet und von denen gutgeheissen wird, denen sie vertrauten; oder weil sie sich zunächst einmal sagten, dass das, was die Welt freundlicher, angenehmer und glücklicher machen und schliesslich bessere Lebensbedingungen schaffen könnte, zumindest versucht werden sollte; man braucht ja dafür nicht viel Zeit, und so ist es wahrscheinlich ganz gut, dass man sie spricht. Aber die dynamische Kraft, die hinter dem Bemühen in manchen Fällen stand, war oft persönliches Interesse, die Bitterkeit und Betrübnis über die bestehenden schrecklichen und unglückseligen Zustände in der Welt und eine gefühlsmässige Reaktion auf Schmerz, Schrecken und Furcht. In vielen Fällen war und ist das eine normale Reaktion, und die war auch zu erwarten. Die von mir oben angegebene Richtschnur oder Norm ist zu hoch und ist von Durchschnittsaspiranten unmöglich zu erreichen; das weiss ich sehr wohl. Und die meisten Leute sind Durchschnittsmenschen. Aber die Not in der Welt ist so gross, dass sich diese Leute jetzt über das normale Niveau hinausheben müssen; sie sollten um des Dienstes willen ihren Bewusstseinszustand erhöhen und ganz entschieden von einer höheren Bewusstseinsebene aus wirken.

Ich suche heute in der ganzen Welt nach einer Gruppe von Aspiranten und Jüngern, welche die Grosse Invokation in der richtigen Weise anwenden können und wollen, und die auch bereit sind, sich einer diesbezüglichen Schulung zu unterwerfen. So wird in der äusseren Welt und im Alltagsleben eine Gruppe da sein, die fähig sein wird, ihre Anstrengungen mit denen der Hierarchie zu vereinen und durch die wirksame Anwendung der Grossen Invokation erstaunliche Resultate zu erzielen.

Ich möchte, dass ihr noch einen weiteren Punkt bedenkt: Um die von Gruppenbewusstsein bestimmte menschliche Willens- und Handlungsfreiheit zu entwickeln, sähe die Hierarchie lieber, wenn diese erwünschten Entwicklungen und Veränderungen in [148] der äusseren Welt ausschliesslich durch eine bewusste und erwachende Menschheit zustande kämen. Eine solche Menschheit (und sie ist im Begriff, diesen Bewusstseinszustand durch gemeinsame Schmerzen und Leiden zu erlangen) wird für die gelenkten Gedanken der Älteren Brüder empfänglich und beeindruckbar sein, aber es wird ihr jederzeit freistehen, solche Impressionen zurückzuweisen und nach eigener Wahl zu handeln. Die Hierarchie übt keine autoritäre Kontrolle über das Denken der Menschen aus; allen Aspiranten und Jüngern steht es frei, einen andern als den vorgeschlagenen Weg zu wählen. Es mag sein, dass ihnen die angedeutete Arbeitsmethode nicht ratsam erscheint; oder dass sie sich vor der mühsamen Aufgabe fürchten, den ihnen bezeichneten Abschnitt des Planes weiter voranzubringen; oder sie drücken sich vielleicht vor der damit verbundenen Disziplinierung, die von denen verlangt wird, die bestrebt sind, die Menschen in der richtigen Weise für geistige Kontakte und Lehren empfänglich zu machen, so dass sie die Absicht der Hierarchie richtig deuten lernen.

Die Fähigkeit, die Grosse Invokation wirksam anwenden zu lernen, kann von denen entwickelt werden, die richtige Meditationsarbeit leisten; sie können einen Anfang damit machen, dass sie das heilige Wort in der richtigen Weise intonieren, was keiner so lange aufrechterhaltenen okkulten Konzentration bedarf. Sie müssen lernen, es in der oben angegebenen Weise (als ich über die Grosse Invokation sprach) hervorzuatmen und die Auswirkungen an sich selbst abzuschätzen; auf diese Weise lernen sie, ihr Leben vom Standpunkt eines geschulten geistigen Beobachters aus zu betrachten und zu beurteilen.

Ich möchte kurz über die Bedeutung des ganzen Vorganges und der Methode der Invokation sprechen.

Von wissbegierigen Forschern und Menschen, die sich mit magischem Wirken irgendwelcher Art befassen, ist in der Vergangenheit über die Anwendung der Invokation schon viel gesagt und geschrieben worden. Es handelt sich dabei um die Anrufung von Elementarkräften aus dem untermenschlichen Bereich und um die darauffolgende Hervorrufung von Wirkkräften und entsprechenden Energien irgendwelcher Art in die äussere Welt. Es wird oft vergessen, dass dieser Vorgang ausschliesslich den Zweck verfolgt, mit den Kräften der Erde, des Wassers, des Feuers und der Luft den Kontakt herzustellen, um sie dann zu beherrschen. Das ist eines der Ziele der Magier, aber es betrifft die stoffliche Natur und die [149] Herrschaft über die Substanz. Im Bereich des niederen Okkultismus finden wir die Invokation und Evokation von Geld, guter Gesundheit und greifbarer materieller Wirkungen, wie dies von manchen Studiengemeinschaften im Bereich der Mystik praktiziert wird. Beachtet dies, denn es enthält den Schlüssel zur Beziehung von Okkultismus und Mystik auf den niederen Bewusstseinsebenen, und es deutet die Notwendigkeit für beide Gruppen an, ihr Hauptaugenmerk höheren und geistigeren Werten zuzuwenden. Die Beherrschung der Naturkräfte und die Evokation der erwünschten materiellen Belohnungen werden sich normal und von selbst einstellen, aber als Nebenwirkungen; sie hängen auch vom Karma oder Schicksal des Betreffenden ab, das er anerkennen und berücksichtigen muss. Nur so entgeht er der Gefahr, von den materialistischen Kräften selbst beherrscht und angetrieben zu werden, denn in einer solchen Situation lässt er zwangsläufig vieles herein, was übel und gefährlich ist.

Die Invokation, Evokation und die sich daraus ergebende Tätigkeit der Hierarchie und jener Kräfte, Energien und Wesenheiten, die in keiner Weise von Materie und von Substanz (dem niederen Pol der Erscheinungswelt) beherrscht werden, sondern mit dem positiven geistigen Pol verbunden sind, ist eine neue Aktivität und ein bis jetzt verhältnismässig unerprobtes Experiment von seiten der Menschheit, mit unbekannten Formeln. Welchen Zweck hätte es haben sollen, der Menschheit die Formeln bekanntzugeben, solange sie noch immer von den niederen Werten beherrscht und unfähig war, sich vom seelischen Aspekt beeinflussen zu lassen und sich auf jener Bewusstseinsebene zu betätigen, auf der sich die Seele befindet. Nur diejenigen können die Formeln wirksam anwenden, die als Seelen leben, wirken, denken und fühlen, das heisst: Nur diejenigen, die gruppenbewusst sind.

In der heutigen Zeit gibt es in jedem Land Menschen, die im Begriff sind, die Seele als beherrschenden Bewusstseinsfaktor zu erkennen, die auf das Weltgeschehen immer mehr als Seelen reagieren, und die daher geschult werden können, auf der physischen Ebene zu wirken. Dann besteht die Möglichkeit, einige dieser Kraftworte und Mantrams bekanntzugeben und jene neue wirksame Tätigkeit einzuleiten, die sowohl die Hierarchie und die Menschheit zu bewusster und direkter Zusammenarbeit bringen [150] wird, aber ebenso auch Shamballa und gewisse grosse interplanetarische oder solare Kräfte und grosse kosmische Energien. Es ist jetzt möglich, jene Menschen zu entdecken, die - da sie innerlich frei sind und rasch lernen, losgelöst und selbstlos zu sein - die Aufgabe übernehmen und fördern können, diese höheren geistigen Kräfte anzurufen und auf diese Weise die Anstrengungen der Grossen Weissen Loge zu verstärken. Gerade die Anwendung geistigen Anrufens wird der Leitgedanke der kommenden Weltreligion sein. Das ist keine magische Invokation im menschlichen Sinn, die sich damit befasst, substantielle und elementare Kräfte der manifestierten Welt anzurufen und sich dienstbar zu machen. Es ist vielmehr ein Anruf, der den Kontakt sowohl mit geistigen Lebewesen und verkörperten göttlichen Energien als auch mit der Hierarchie (welche diese Energien empfängt und weitergibt) herstellt, um auf Erden die Seele der Menschheit offenbar zu machen und die Qualitäten des inneren göttlichen Lebens, das von äusseren Formen verhüllt wird, zu entfalten. Diese Möglichkeit besteht jetzt zum ersten Male im Leben des Planeten.

Diese Anrufungen verfolgen ein dreifaches Ziel:

1. Die Seele der Menschheit soll angerufen werden, damit sie in der äusseren Welt freier und ungehemmter zum Ausdruck komme. Das kann auf zweierlei Art und Weise erfolgen:

a. Durch Stimulierung der menschlichen Seelen in allen Ländern; diese Stimulierung erfolgt durch verstärktes Einströmen des Christus-Prinzips der Liebe, das in weltweitem Ausmass als gegenseitiges Verstehen, guter Wille, Zusammenarbeit und Friede zum Ausdruck kommen wird.

b. Durch Verursachen einer Schwingung innerhalb der Menschheit von solcher Stärke, dass sie in der wartenden, beobachtenden Hierarchie einen magnetischen Widerhall auslösen und eine viel engere bewusste Verbindung zwischen diesen beiden Zentren (Hierarchie und Menschheit) herstellen wird.

Das wird die Anrufung der Grossen Weissen Loge genannt. Dieses Anrufen des Christus-Prinzips geschieht bereits in grösserem Umfang durch wahre Gläubige in allen Ländern (durch Christen und Nichtchristen), die sich an Christum wenden, ganz gleich unter welchem Namen sie Ihn erkennen.

Diese wahren Gläubigen suchen dann - voller Liebe zu Ihm und zu ihren Mitmenschen - die Zustände in der Welt zu bessern, den Hass zu beseitigen, der Not und dem Elend ein [151] Ende zu bereiten und überall guten Willen zu bezeigen. Das bezieht sich auf das erste Stadium des Erweckens eines Widerhalls von Liebe und Verständnis in den Herzen und Köpfen der Menschen, und das ist die Folge des Anrufens Christi und des Christus-Prinzips. Denkt über diese Worte nach und beobachtet diesen Vorgang überall. Studierende der Esoterik überchätzen gerne die Wirksamkeit der eigenen Arbeit. Konzentrierte Aspiration und selbstlose Bemühungen (zu dienen) sind Wesenszüge von Millionen von Menschen, die zu Christus, dem Oberhaupt der Hierarchie, dem Meister aller Meister, beten, die Ihm nachfolgen und Ihn anzurufen suchen. Diese Wesenszüge wirken sich jetzt tatsächlich und wahrhaftig aus. Es mag sein, und meistens ist es so, dass diese Menschen dabei nicht viel Gedankentätigkeit entwickeln und dass sie auch nicht die Tragweite und die wissenschaftliche Art ihrer Handlungsweise verstehen; aber gerade deshalb ist ihre Handlungsweise wirksam. Bei esoterisch und okkult Studierenden zeigt sich fast unvermeidlich ein geteilter Brennpunkt; das hängt mit der Eigenart ihrer Denktätigkeit zusammen, die es ihnen noch nicht ermöglicht, Seele und Persönlichkeit vollkommen zu integrieren. Das verzettelt ihre Energie und macht ihre guten Absichten wirkungslos. Immerhin treten aus diesen Gruppen rasch jene Menschen hervor, die in der richtigen Weise arbeiten und wirken können; die von ihnen erzielten Wirkungen werden immer grösser werden.

Die durch richtige Invokation bewirkte Evokation der Hierarchie macht ebenfalls rasche Fortschritte und ruft in der Hierarchie des Lichtes starken Widerhall und eine grosse Aktivität hervor.

2. Es soll mit dem dritten Hauptzentrum unseres Planeten, mit Shamballa, eine engere Verbindung angebahnt werden. Aus diesem Zentrum kommt der Wille Gottes, und die göttliche Macht wird zum Boten Seines Willens. Wie schon erwähnt hat bisher diese höchste Form geistiger Energie die Menschheit nur über die Hierarchie erreicht. Heute wird es für wünschenswert gehalten festzustellen, ob es auf diesem Planeten eine genügende Anzahl selbstloser und gruppenbewusster Menschen gibt, so dass ein direktes Einströmen dieser höheren Energie in die Menschheit gerechtfertigt erscheint; dadurch würde die Durchführung des göttlichen Planes und all dessen, was sein sollte, beschleunigt werden. Dieser direkte Kontakt kann zustande kommen, wenn die Grosse Invokation von den [152] Aspiranten und Jüngern in der Welt in Zusammenarbeit mit der Hierarchie angewendet wird. Eben deshalb meine ständige Ermahnung, diese Grosse Invokation als Seelen zu sprechen, als Menschen, die wenigstens teilweise mit der Hierarchie Kontakt haben. Wenn durch Anwendung der Grossen Invokation der Grundton der Menschheit und der Grundton der Hierarchie synchronisiert sind, dann wird sofort ein dynamischer Widerhall aus Shamballa kommen; es wird dann sehr bald das eintreten, was die Hierarchie und die Weltjünger sehnlichst erwarten.

Wenn die Grosse Invokation richtig angewendet wird, stellt sich für die Menschheit als erstes Ergebnis Beschleunigung (des Fortschrittes und des Weltgeschehens) ein. Ich habe schon früher darauf hingewiesen, dass eine solche Beschleunigung Risiken mit sich bringt; infolgedessen tauchen jetzt wirklich schreckliche Probleme auf, und es ereignen sich grässliche Dinge, die seit Jahren die Aspiranten und Jünger in der Welt aus der Fassung bringen. Durch diese Vorgänge lernen sie, was zur Errettung der Welt getan werden muss, und so bereiten sie sich allmählich für die Aufgabe eines Welterretters vor, der imstande ist, karmisches Übel zu absorbieren. Ihr mögt hier ganz richtig darauf hinweisen, dass jetzt die ganze Welt leidet und dass das Welt-Karma in den letzten fünfundzwanzig Jahren allgemein recht unheilvoll war. Worin besteht dann der Unterschied zwischen dem Schmerz und Leid in der Welt im allgemeinen und dem Schmerz und Leid der Aspiranten und Jünger im besonderen? Ich möchte darauf antworten, dass die Aspiranten und Jünger sich dieses Karmas voll bewusst sind und dessen Auswirkungen gleichzeitig in allen drei Körperhüllen verspüren, sowohl im Denken als auch im Gefühlskörper mit den daraus resultierenden physischen Reaktionen. Das steigert alle Reaktionen und führt zu gedanklicher Rückschau und Vorausschau, was bei der grossen Masse nicht der Fall ist, da ja nur bei Fortgeschrittenen die ganze Persönlichkeit betroffen ist. Dazu kommen beim Jünger noch die Sensitivität und die Fähigkeit, sich auf die Schmerzen, Reaktionen und Zustände in der Welt einstellen zu können und diese in sich aufzunehmen. All das macht die Bürde, die er ohnehin schon persönlich zu tragen hat, noch schwerer. Diese Fähigkeit, sowohl den Schmerz der Gruppe zu verspüren als auch sein persönliches Karma zu tragen, erschwert die Aufgabe des Jüngers ausserordentlich.

Wenn ich also die Weltaspiranten und Jünger dazu aufrufe, die Grosse Invokation anzuwenden, dann rufe ich sie auch zur [153] «Gemeinschaft der Leiden Christi» auf. Das ist stets eine Vorbereitung für die Auferstehung oder Freilassung des menschlichen Bewusstseins in höhere geistige Gewahrseinsbereiche. Die Kräfte, mit denen man durch die Anwendung dieser Grossen Invokation - im Verein mit den geschulten Bemühungen der Hierarchie - in Berührung kommt, werden magnetisch angezogen oder gezwungen zu reagieren; so können mächtige Energien direkt zum wartenden planetarischen Zentrum, zur Menschheit, gesandt werden. Dadurch werden sogleich zwei Wirkungen eine bestimmte Zeit lang ausgelöst:

a. die Energie des göttlichen Willens dient dazu, den erleuchteten, aber latenten Willen zum Guten in den Menschen zu erwecken; sobald dies in dynamischer Weise erfolgt ist, wird dieser als guter Wille hervorspriessen. So vieles bleibt heute latent und verborgen, weil der Wille, werktätigen guten Willen zu bezeigen, noch nicht erweckt wurde. Dazu wird es aber ganz automatisch kommen, sobald die Weltjünger das Einströmen dieser höheren dynamischen Energie an- und hervorgerufen haben. Die Menschheit erwartet dieses Ereignis, dessen Eintritt von den Bemühungen derer abhängt, die wissen, was getan werden sollte, und die jetzt ihre geistigen Theorien in die Tat umsetzen sollten. Nichts kann schliesslich den Fortschritt dieses Willens zum Guten und dessen plangemässes Wirken aufhalten, genausowenig wie eine Knospe, die unter dem wohltuenden Einfluss des Sonnenlichtes zu blühen beginnt, wieder in den Zustand einer fest geschlossenen Knospe zurückkehren kann. Die Manifestierung dessen, was der Anlage nach möglich und entwicklungsfähig ist, wird die Folge der hereinströmenden Kraft des ersten Strahls sein, des Willens zum Guten in der jetzigen Zeit, der durch die Anstrengungen der Weltjünger hervorgerufen wird.

b. die zweite Wirkung wird darin bestehen, dass sich ein planetarisches «Dreieck» bildet, eine erkennbare Triade, die eine Analogie der drei planetarischen Zentren zur geistigen Triade - Monade, Seele, Persönlichkeit - (in der theosophischen Literatur atma-buddhi-manas) sein wird. Bisher hat das Wort Gleichschaltung oder Harmonisierung die planetarische Situation am besten gekennzeichnet; es bestand eine direkte Verbindungslinie, entlang der die [154] Energie aus Shamballa zur Hierarchie und von dort zur Menschheit strömte; das war aber keine direkte Wechselbeziehung zwischen der Menschheit und Shamballa. Wenn die Grosse Invokation wirksam gemacht werden kann, dann kann die Menschheit eine direkte Verbindung mit Shamballa anbahnen. Die sich aus dem Kräftedreieck ergebende Verbundenheit wird den Umlauf geistiger Energien von einem Zentrum zum andern begünstigen, so dass die wechselseitige Beziehung dreifach sein wird. Dann wird zwischen allen drei Zentren ein planetarisches Geben und Nehmen stattfinden, aber das Geben wird weit mehr betont werden.

Ihr werdet nun einigermassen verstehen, welche okkulten Absichten hinter den Worten liegen, die ihr alle in Verbindung mit der Grossen Invokation sprechen solltet:

Wir wissen, o Herr des Lebens und der Liebe, um die Not; entflamm unsere Herzen von neuem mit Liebe, damit auch wir lieben und geben können.

Eben dieser Energiekreislauf innerhalb der drei Weltzentren ist der Leitgedanke dieses mantrischen Sinnspruches. Dessen Studium wird euch zeigen, dass die Auswirkung und Bedeutsamkeit solcher anscheinend einfachen Worte viel tiefer und weiterreichend sein können, als ihr erfassen könnt. Die Anerkenntnis dessen und eine schöpferische, starke Vorstellungskraft könnten dazu beitragen, eurem Denken und persönlichen Willen zum Guten grössere Kraft zu verleihen, wenn ihr die Grosse Invokation und das unterstützende Mantram anwendet. Das Leitmotiv des ersten Aspekts ist Opfer, das des zweiten Liebe. Daher können die Worte «damit auch wir lieben und geben können» einen Kontakt zwischen diesen beiden Aspekten herstellen.

Beim Studium obiger Feststellungen werden auch im Weltbewusstsein allmählich der Sinn und die Bedeutung von Schmerz und Leid klarer werden. Leiden ist das schnellste und wirksamste Mittel, um weltweite Verständigung hervorzurufen und die Schranken zu beseitigen, welche die Menschen an der Bezeigung des Willens zum Guten hindern. Eine der wohltätigsten Auswirkungen der Shamballa-Kraft, die [155] infolge des konzentrierten Verlangens der Aspiranten und Weltjünger hereinströmt, wird die Erkenntnis sein, dass das Erdulden von Schmerz und Leid zum Nutzen gereicht. Gerade diese - verzerrte, in egoistischer Weise missbrauchte und missdeutete - Wahrheit hat bestimmte Arten von Menschen und herrschenden Gruppen unter den Nationen dazu gebracht, den Standpunkt einzunehmen, dass das erwünschte und rechte Ziel um so rascher erreicht wird, je grösser die auferlegten Leiden (z.B. während des Krieges) und die Schreckensherrschaft sind; sie glauben oder behaupten oft, dass das richtige Endziel um so schneller erreicht wird, je schrecklicher die Auswirkungen der geplanten Bedingungen und Zustände sind. Der Mensch hat jedoch nicht die Pflicht oder das Recht, die Kraft des ersten Strahls für egoistische Zwecke und materielle Ziele nutzbar zu machen. Verantwortung kann nicht mit trügerischen und verzerrten Halbwahrheiten verschleiert werden; man darf nicht Böses tun, um Gutes zu erreichen. Was der Herr der Welt in Shamballa, von Liebe, Weisheit und Selbstlosigkeit geleitet und mit einem sicheren Gefühl und Urteil für Zeiten und Verhältnisse, zur praktischen Anwendung bringt, kann nicht in gleicher Weise von denen angewandt werden, die sich bei ihren Bestrebungen von der Persönlichkeit leiten lassen, mag es sich nun um die Persönlichkeit eines Einzelmenschen oder einer Nation (denn auch diese hat eine Persönlichkeit) handeln. Denkt darüber nach und erbittet Erleuchtung von eurer Seele.

3. Wenn also die Grosse Invokation in der richtigen Weise angewendet wird und wenn folglich die Weltzentren bewusst in wechselseitiger Beziehung stehen, dann können vom Regenten in Shamballa ausserplanetarische Kräfte zu Hilfe gerufen werden, um die erforderlichen Reformen für das Neue Zeitalter und dessen kommende Zivilisation durchzuführen. Von diesen, ihrer Natur nach geistigen und mächtigen Kräften gibt es zwei Kategorien: solare, also interplanetarische Kräfte, und kosmische Kräfte. Diese letzteren strömen in unser Sonnensystem vom Jupiter her, der die göttlichen Energien von Jungfrau und Wassermann (die er esoterisch beherrscht) übermittelt. Das Sternbild Jungfrau ist esoterisch die Mutter des Christuskindes und strahlt daher Energien aus, die das Christusbewusstsein nähren und fördern. Das Sternbild Wassermann ist die zukünftige Manifestation des Gruppenbewusstseins, welches das stets vorhandene Christusbewusstsein sogleich und in grossem Massstab in der Menschheit zum Ausdruck bringt. Ebenso ist es mit Jupiter, der nach [156] der orthodoxen Astrologie das Sternbild Schütze (das der Jüngerschaft) und auch das Sternbild Fische, das Zeichen der Welterlöser, beherrscht. Den wirklich Studienbeflissenen dürfte daher die Tragweite der Auswirkungen und Folgerungen klar sein.

Wenn ihr über diese grossen Energien nachdenkt, könnt ihr wohl kaum etwas anderes tun als meine Behauptungen zu akzeptieren (wenn euch etwas daran liegt) und sie als interessante, einfach erläuternde Hypothesen anzusehen. Weder ihr könnt über diese Tatsachen ein Wissen aus erster Hand gewinnen noch kann ich es. Selbst in der Hierarchie gibt es nur wenige Mitglieder, die sich dieser Krafteinwirkungen aus Zentren ausserhalb des Sonnensystems oder aus geistigen Kraftreservoiren bewusst sind. Nur die Gruppe der Kontemplativen in der Hierarchie, die man exoterisch Nirmanakayas nennt, vermag einigermassen bewusst den Einfluss dieser Kräfte zu verspüren, und auch nur dann, wenn die Frequenz dieser Kräfte durch machtvolle Mittler in Shamballa reduziert oder herabgesetzt wurde. Es ist weder für mich noch für euch notwendig, über diese grossen Kräfte mehr zu sagen, obwohl ich darauf später noch zu sprechen komme.

Bevor wir die Grosse Invokation Satz für Satz durchnehmen, möchte ich noch kurz darüber sprechen, wie ihr vorgehen müsst, wenn ihr sie richtig und wirksam sprechen wollt:

Zuerst müsst ihr die innere Gleichschaltung oder Harmonisierung herbeiführen, wobei zweierlei zu beachten ist:

1. Bemüht euch bewusst (und das heisst für die meisten von euch imaginär), die Verbindung zwischen Seele, Denkvermögen und Gehirn herzustellen, so dass ein direktes, unbehindertes Einströmen aus dem höheren Selbst in das niedere erfolgen kann.

2. Bemüht euch, über eure eigene Jüngergruppe (falls ihr sie kennt) eure Verbindung mit der Hierarchie zu sehen, im Geist wahrzunehmen, oder die Verbundenheit mit einem Meister, der eurem Herzen und Denken am nächsten steht, zu verspüren. Wenn in eurem Bewusstsein keiner der beiden Wege Anklang findet, dann trachtet euch mit Christus zu verbinden, wobei die gleichen Ergebnisse erzielt werden.

Ich möchte hier noch auf den Unterschied hinweisen, der bei der Herstellung einer wirksamen Verbindung zwischen euch und einem Mitglied der Hierarchie besteht. Ihr stellt die Verbindung [157] über die Hierarchie her und versucht dann, mit Hilfe der Grossen Invokation Shamballa zu erreichen; die Eingeweihten und Meister dagegen verbinden sich direkt mit Shamballa und machen von der Grossen Invokation in einer Weise Gebrauch, die von der euren total verschieden ist. Für euch und die Durchschnittsaspiranten gibt es keinen direkten Kontakt, und das ist ganz gewiss ein Glück für euch. Mehr möchte ich darüber nicht sagen.

Der nächste Schritt ist das Bemühen, euch in einem so hohen Bewusstseinszustand zu konzentrieren, wie es euch überhaupt möglich ist. Dann strebt ihr völliges Selbstvergessen an, und wenn ihr das erreicht habt, richtet euer Augenmerk auf die bereits erwähnte zweifache Tätigkeit des wahren Jüngers, nämlich darauf, den Sinngehalt und die Tragweite der gesprochenen Worte sowie die Ergebnisse, die erzielt werden sollen, in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen. Dann sendet ihr die Worte mit ihrer verborgenen Wirkkraft hinaus, und zwar als Seele, wobei ihr das Denkvermögen und das Gehirn als Werkzeuge oder Vollzugsorgane benützt.

Der ganze Vorgang besteht also aus Integrierung, bewusster Tätigkeit und Ausdrucksgebung der auf der physischen Ebene zu leistenden Arbeit. Wenn all das richtig durchgeführt wird, dann wird es sich auch wirksam erweisen. Vielleicht wird euch die Sache klarer, wenn ich noch folgende Erläuterung gebe:

1. Integrierung entspricht im Bewusstsein dem Einatmen. Das ist das Anhalten des Bewusstseins auf einem möglichst hohen Punkt.

2. Bewusste Tätigkeit entspricht der richtig benutzten Phase zwischen Einatmung und Ausatmung. Das erbringt das Erkennen der erspürten, erhaschten Kräfte und deren Absicht.

3.Richtige Ausdrucksgebung entspricht der Phase des Ausatmens. Das ist das Aussenden der aufgefangenen Kräfte durch einen Willensakt, damit diese die gewünschten Absichten und Ziele verwirklichen.

Vergesst nicht, dass dieses Bemühen durch eine Gruppe und in Zusammenarbeit mit der Hierarchie erfolgen muss. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass die Seele eine Einheit, ein Ganzes, ist. So etwas wie meine Seele gibt es nicht - nur unsere Seele.

Wenn wir nun die fünf Sätze (am Anfang dieses Kapitels) betrachten, die [158] man den Auftrag der Grossen Invokation nennen könnte, möchte ich zunächst einige grundsätzliche Ideen klarmachen.

Diese grosse Invokation wird von der Hierarchie erst seit dem Jahr 1425 angewendet, obwohl sie um viele tausend Jahre älter ist. Da aber die Menschheit noch nicht so weit oder bereit war, in der Anwendung der Grossen Invokation zusammenzuarbeiten, verzögerten sich bisher die Ergebnisse; sie sind noch in der Schwebe. Ich weiss nicht, wie ich die bereits erzielten Ergebnisse anders ausdrücken sollte. Heute können sich diese Ergebnisse einstellen oder verwirklichen, wenn die rechte Zusammenarbeit seitens der Menschheit erfolgt, was jetzt möglich erscheint.

Der erste Satz, «Mögen die Kräfte des Lichtes der Menschheit Erleuchtung bringen», ruft ganz klar jene Wirkkräfte an, die sich auf monadischen Bewusstseinsebenen befinden; okkult ausgedrückt: Auf der zweiten Ebene göttlicher Manifestation. zu diesen grossen Kräften gehören der Herr der Welt und die Repräsentanten der sieben heiligen Planeten, die in der christlichen Bibel «die sieben Geister vor dem Throne Gottes» genannt werden. Ausserdem gehören dazu die drei grossen Wesenheiten der göttlichen Dreiheit, die esoterisch und im Osten als die drei Kumaras oder die drei Buddhas der Aktivität bekannt sind.

Was bedeuten diese grossen Wesenheiten und ihre Namen für euch und die Menschheit? Überhaupt nichts, und das ist zwangsläufig so. Sie bleiben bis nach der dritten Einweihung nur Namen und hypothetische Ausdrucksformen der Göttlichkeit, denn erst dann kann die Monade bewusst erkannt werden; erst dann ist der Beweis möglich, dass diese grossen Kräfte und Energien, die sich für uns in diesen gewaltigen Lebewesen personifizieren, tatsächlich existieren. Solange man noch nicht zu diesen fundamentalen Erkenntnissen gekommen ist, muss man die Annahme gelten lassen, dass sich im Rahmen der Hierarchie drei Repräsentanten dieser gewaltigen Wesenheiten befinden, die analoge Funktionen haben. Diese drei sind: der Manu, der Brennpunkt des ersten Strahls des Willens oder der Macht; Christus, das Oberhaupt der Hierarchie, die Verkörperung des zweiten Strahls der Liebe-Weisheit; und der Herr der Zivilisation, die Manifestation des dritten Strahls aktiver [159] Intelligenz. Dieses Wissen wird im Lauf der Schulung für die ersten drei Einweihungen erlangt. Daher muss die Richtigkeit all dessen, was ich euch hier sage, nachprüfbar sein und aus den Heiligen Schriften und von Eingeweihten aller Länder bewiesen und beglaubigt werden können; ihr persönlich werdet erst in einem späteren Zeitpunkt eurer Entwicklung in der Lage sein, die Wahrheit meiner Angaben zu prüfen und zu bestätigen.

Der Geist des Friedens, der mit dem zweiten Satz «Möge der Geist des Friedens sich über die Erde verbreiten» angerufen wird, ist jene geheimnisvolle und göttliche Wesenheit, mit der Christus in Berührung kam und deren Einfluss durch ihn wirkte, so dass er danach das Recht erwarb, «Friedensfürst» genannt zu werden. Wie ich euch schon in meinen früheren Schriften gesagt habe, verkörpert Christus das kosmische Prinzip der Liebe, das sich in der Erscheinungswelt als «Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind» auswirken wird. Dafür legten die Engel bei seiner Geburt Zeugnis ab. Als er dieses Prinzip der Liebe in seinem Leben und Weltdienst zum Ausdruck brachte, verband er endgültig unseren Planeten und (ganz besonders) die Menschheit mit der grossen Quelle des Lichtes, der Liebe und des Lebens, an die wir uns im zweiten Satz wenden. Das war die Welterrettung, die er brachte. Diese Tatsache ist bis jetzt kaum erkannt, und sie wird erst dann weltweite Anerkennung finden, bis sich diese machtvolle Invokation in gebührender Weise ausgewirkt haben wird.

Wenn die Weltaspiranten und Jünger diese Invokation anwenden, erhebt der erste Satz das Bewusstsein zur Hierarchie des Lichtes, zur Vermittlerstelle zwischen Menschheit und Shamballa. Der erste Satz dient dann dazu, das menschliche und das hierarchische Zentrum eng miteinander zu verbinden und zu verschmelzen. Sobald dies geschehen ist, kann die Hierarchie diese Grosse Invokation mit grösserer Wirksamkeit anwenden und diese Verbundenheit auf eine noch höhere Stufe bringen; sie kann eine Verschmelzung mit dem Shamballa-Zentrum bewirken, wo die Kräfte des Lichtes als verkörperte hohe Wesen weilen, und wo ihre konzentrierte Energie dazu dient, grosse Vorräte an Licht und Liebe zu speichern. Diese Reserven wurden bisher für eine planetarische Verteilung zur Verfügung gestellt, da die Beziehung zwischen den drei Zentren - Menschheit, Hierarchie und Shamballa noch nicht hergestellt war. Diese Verbundenheit kommt erst jetzt [160] einigermassen zustande. Licht und Liebe können jetzt in die Menschheit einströmen, wenn die Jünger und Aspiranten der Welt dazu gebracht werden können, die nötigen Anstrengungen zu machen, im geistigen Sein zu verharren und in dieser erwartungsvollen Geisteshaltung diese grossen Wesen anzurufen. Auf diese Möglichkeit bezieht sich die Erzählung im Neuen Testament, wo es heisst, dass der Tümpel zu Zeiten von dem Engel aufgerührt und so eine Situation geschaffen wurde, die zur Heilung von Kranken führte. Der Engel der Gegenwart, die Menschheitsseele, die in der Hierarchie und all denen verkörpert ist, die bewusst als Seelen zu wirken bestrebt sind, kann jetzt diese Sammelbecken von Kraft und Licht in den ätherischen Bereichen von Shamballa umrühren, so dass ein deutlich erkennbares «Heilen der Nationen» stattfinden kann.

Wenn die Gedanken und Absichten, die der Grossen Invokation zugrunde liegen, im Bewusstsein derer, die sie sprechen, eine genügende Höhe erreichen, und zwar durch die vereinten Anstrengungen der Weltjünger und der Hierarchie des Lichts, verstärkt durch die Kräfte des Lichtes - dann kann der Geist des Friedens angerufen werden.

Ihr könnt bemerken, dass sich bei der Wesak-Feier ein ähnlicher invokativer Vorgang auf einer tieferen Ebene abspielt. Bei dieser Feier rufen die drei Repräsentanten Shamballas - der Manu, Christus und der Mahachohan - den Buddha an, der seinerseits wieder der Übermittler noch viel höherer Kräfte ist. Er wird durch ein besonderes Mantram angerufen, worauf er den Anruf an den Einen weiterleitet, dessen Vollzugsorgan er ist. Wenn die Grosse Invokation, die wir jetzt betrachten, in der richtigen Weise gesprochen wird, können die drei grossen planetarischen Zentren auf ähnliche Weise miteinander verbunden werden. Der Herr der Zivilisation, der Meister R, der die Menschheit repräsentiert, Christus, der Repräsentant der Hierarchie sowie der Herr der Welt, der durch den Manu verbunden und Repräsentant von Shamballa ist, können miteinander in eine so enge Verbundenheit gebracht werden, dass durch diese machtvolle Vibration besonderer Art der Geist des Friedens angerufen und erreicht wird. Infolge des hörbar gesprochenen Appells wird dieser sich gezwungen sehen, seine Aufmerksamkeit unserem Planeten zuzuwenden. Die Folgen werden äusserst wirksam und bedeutend sein, aber ich kann unmöglich [161] sagen, welche Form sie annehmen werden. Vielleicht werden dann in einer besonderen und überzeugenden Art und Weise Sinn und Bedeutung des Friedens als der Ausdruck universaler planetarischer Liebe ersichtlich werden; vielleicht kommt es dadurch zur Aussendung eines Avatars oder grossen Friedensboten, um die Nationen zu rechtem Handeln zu bringen; vielleicht wird ein derart wichtiges Ereignis eintreten, dessen Bedeutung sofort von der ganzen Menschheit erkannt wird und dazu führt, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um rechte Beziehungen unter den Menschen herzustellen. Welche Art von Tätigkeiten der Geist des Friedens einleiten wird, ist nicht unsere Sache. Wir haben die Pflicht zu lernen, wie man - über die eigene Seele - in der richtigen Weise die Hierarchie erreicht, wie man - als Seele - die Grosse Invokation richtig anwendet und wie man sich in der richtigen Weise für die nachfolgenden Auswirkungen empfänglich macht. Denkt darüber nach!

Man könnte daher sagen, dass sich die Kräfte des Lichts durch die Hierarchie des Lichts zum Ausdruck bringen, und dass die von ihnen ausgeübte Wirkung hauptsächlich darin besteht, das Denken der Menschen mit Liebe und Licht zu erhellen. Das erfolgt auf der Mentalebene. Dadurch wird die Persönlichkeit, der Formaspekt der Menschheit, durchdrungen und erleuchtet. Auf diese Weise wird das dritte grosse planetarische Zentrum, die Menschheit, schöpferisch und magnetisch, und es werden die beiden göttlichen Aspekte - Intelligenz und Liebe - auf der physischen Ebene zur Reife kommen. Dadurch können der erste Aspekt und der Wille Gottes (von der Menschheit als der grosse Plan verstanden) bewusst auf Erden Fortschritte machen, und zwar in Übereinstimmung mit der in Shamballa eingeleiteten Aktivität. Der Wille Gottes ist zielbewusste Absicht, und diese soll zum ersten Male von den Menschen bewusst erkannt werden.

Der Geist des Friedens wird - über die Hierarchie- die Fähigkeit der Menschheit, für den Willen Gottes empfänglich zu sein, stimulieren. Die grundsätzliche Absicht des göttlichen Willens ist, Frieden auf Erden zu bringen. Was ist Friede? Er ist im wesentlichen die Herstellung rechter Beziehungen unter den Menschen, harmonischer Einheit und Zusammenarbeit, richtiger Wechselbeziehungen zwischen den drei planetarischen Zentren sowie ein erleuchtetes, liebevolles Verstehen des göttlichen Willens, wie er auf die Menschheit einwirkt und die göttliche Absicht verwirklicht. Gerade aus diesem Grund hat Christus, der zum ersten Male in der [162] planetarischen Geschichte einen Kontakt zwischen der Hierarchie, der Menschheit, Shamballa und dem Geist des Friedens hergestellt hatte, in seiner ersten uns überlieferten Ansprache gesagt, dass er sich um «die Geschäfte seines Vaters» kümmern müsse; und am Ende seines Lebens wiederholte er den gleichen Gedanken mit den Worten: «Vater, nicht mein Wille geschehe, sondern der deine.» Damit trug er den Gedanken auf die höchste Seinsebene hinauf, denn er wandte sich an den Vater, den ersten Aspekt der Göttlichkeit. Dann verankerte er in seinem Inneren die beiden göttlichen Hauptattribute und Aspekte: Wille und Liebe (atma-buddhi). Dadurch erlangte er ein über die Aura des Planeten hinausreichendes Bewusstsein, wie es auch der Herr der Welt besitzt. Er konnte dann gewisse Bewusstseinshöhen erreichen und mit bestimmten solaren Kräften in Berührung kommen, die bisher noch nie von einem Menschen erreicht worden waren. Diese Grosstat befähigte ihn, die Menschheit mit dem Geist des Friedens in Verbindung zu bringen. Auf diese Weise wurde er selbst das Licht der Welt und der Fürst des Friedens.

Solcherart wurden Shamballa und die Hierarchie miteinander in eine enge Verbundenheit gebracht; die beiden grossen Kraftströme vermischten sich, und es kam eine klar erkennbare Wechselwirkung zustande. Der Buddha stellte aufgrund seiner errungenen Erleuchtung die erste starke Verbindung mit den Kräften des Lichtes her. Christus stellte durch seine Fähigkeit, den Willen Gottes in Liebe und zur Errettung der Welt zum Ausdruck zu bringen, die erste starke Verbindung mit dem Geist des Friedens her.

Wenn ihr das Gesagte sorgfältig studiert, werdet ihr feststellen, dass die Wesak-Feier zum Mai-Vollmond in eurem Denken eine immer grössere Bedeutung gewinnt. An diesem Festtag werden drei für die Menschheit bedeutsame Faktoren miteinander in Verbindung gebracht: