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2. Buch - Die Stufen zur Vereinigung - Teil 3

2. Verlangen nach Freiheit. All das, was die Seele in ihren vielfältigen Lebensläufen erfährt und erforscht, hat den Zweck, in ihr ein grosses Sehnen nach einem anderen Zustand und ein tiefes Verlangen nach Befreiung und Freisein vom Rad der Wiedergeburt zu wecken.

3. Verlangen nach Glück. Dieses Verlangen ist ein Grundmerkmal aller Menschen, wenn es sich auch in verschiedenen Arten äussert. Es basiert auf einem angeborenen Unterscheidungsvermögen und der tiefinneren Fähigkeit, des «Vaters Haus» mit der jetzigen Lage des verlorenen Sohnes zu vergleichen. Diese innere Fähigkeit zur «Glückseligkeit» oder Freude bewirkt diese Ruhelosigkeit und treibt den Menschen dazu, das zu ändern, was dem Entwicklungsdrang selbst zugrundeliegt. Hier ist die Ursache des Tätigseins und des Fortschritts. Die Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Zustand beruht auf einer dunklen Erinnerung an eine Zeit der Zufriedenheit und Glückseligkeit. Dieses Glück muss wieder erlangt werden, ehe ein wahrer Friede gefunden werden kann.

4. Das Verlangen, seine Pflicht zu erfüllen. Die ersten drei Modifikationen des Denkprinzips bringen die sich entwickelnde Menschheit schliesslich dahin, dass einzig die Erfüllung des Dharma [Dharma ist die richtige Erfüllung (oder Abtragung) des Karmas an dem Platz und in der Umwelt, wohin das Schicksal den Menschen gestellt hat.] der Antrieb zum Leben wird. Das Sehnen nach Erkenntnis, [174] Freiheit und Glück hat den Menschen zu einem Zustand völliger Unzufriedenheit geführt. Nichts bringt ihm wahre Freude oder Frieden. Er hat sich in der Suche nach eigener Freude erschöpft. Nun fängt er an, seinen Horizont zu erweitern und zu suchen, wo (in der Gruppe oder in seiner Umwelt) das, was er sucht, liegen könnte. Ein Gefühl der Verantwortung für Andere wird wach in ihm, und er beginnt, das Glück in der Erfüllung seiner Verpflichtungen gegenüber seinen Untergebenen, seiner Familie, seinen Freunden und all denen zu suchen, mit denen er in Berührung kommt. Diese neue Tendenz ist der Anfang eines Lebens des Dienens, das schliesslich zur vollen Erkenntnis der Bedeutsamkeit des Gruppenbewusstseins führt. H.P. Blavatsky hat gesagt, dass ein Gefühl der Verantwortung das erste Anzeichen sei für das Erwachen des Egos oder Christus-Prinzips.

5. Leid. Je feiner und reiner der menschliche Lebensträger ist, desto stärker reagiert sein Nervensystem auf die Gegensatzpaare - Schmerz und Freude. Wenn ein Mensch Fortschritte macht und auf der Leiter der menschlichen Entwicklung höher steigt, steigert sich ganz ersichtlich seine Fähigkeit, Schmerz oder Freude zu empfinden. Das gilt ganz besonders für einen Aspiranten oder Jünger. Sein Sinn für Werte wird so geschärft und sein physischer Körper so feinfühlig, dass er mehr leidet als der Durchschnittsmensch. Das treibt ihn dazu, sein Suchen noch zu verstärken. Er reagiert immer schneller auf äussere Kontakte, und seine Fähigkeit, physisch und seelisch zu leiden, wird immer grösser. Das zeigt sich in der fünften [175] Rasse und besonders in dieser fünften Unterrasse in den zunehmenden Selbstmorden. Die Fähigkeit der Menschen, zu leiden, ist der Entfaltung und Verfeinerung des physischen Körpers und der Entwicklung des Gefühls- oder Astralkörpers zuzuschreiben.

6. Furcht. Wenn sich der Mentalkörper entwickelt und die Modifikationen des Denkprinzips schneller werden, beginnt Furcht und das, was sie hervorruft, sich zu zeigen. Das ist nicht die instinktive Furcht der Tiere und der primitiven Rassen, die durch Reaktionen des physischen Körpers auf äussere Zustände ausgelöst wird; es handelt sich vielmehr um mentale Befürchtungen, die ihre Ursachen im Gedächtnis, in Einbildungen, im Vorausschauen und in der Fähigkeit haben, sich in Gedanken etwas vorzustellen. Diese Befürchtungen sind schwer zu überwinden und können nur vom Ego oder der Seele selbst gemeistert werden.

7. Zweifel. Das ist eine der interessantesten Modifikationen, denn sie bezieht sich mehr auf die Ursachen als auf die Wirkungen. Man könnte einen Zweifler vielleicht folgendermassen beschreiben: Er ist ein Mensch, der daran zweifelt, Gestalter seines Schicksals zu sein; er ist über das Wesen und die Reaktionen seiner Mitmenschen im Zweifel; er zweifelt an Gott oder die erste Ursache, wie es die Streitfragen beweisen, die um die Religionen und ihre Exponenten entstanden sind; er zweifelt sogar an der Natur, so dass er dadurch zu wissenschaftlichem Forschen angetrieben wird; und schliesslich bezweifelt er sogar das Denken. Wenn er anfängt, die Fähigkeit des Denkens zu begreifen, zu erklären und zu deuten, in Frage zu stellen, hat er praktisch alle seine Hilfsquellen in den drei Welten erschöpft.

Die Tendenz dieser sieben mentalen Zustände, die durch die Erfahrungen des Menschen auf dem Rad des Lebens hervorgerufen werden, geht dahin, in ihm das Gefühl zu wecken, dass das äussere [176] Leben, mit seinen Empfindungen und gedanklichen Vorgängen ihm nichts mehr zu geben hat und ihn überhaupt nicht befriedigen kann. Er erreicht dann den Zustand, den Paulus meint, wenn er sagt: «Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen als Schaden geachtet. Ich achte alles für Schaden, auf dass ich Christum gewinne».

Die sieben Stadien der Erleuchtung werden von einem Hindu-Lehrer folgendermassen beschrieben:

a. Das Stadium, in dem der Mensch erkennt, dass er die ganze Skala der Lebenserfahrungen durchlaufen hat und sagen kann: «Ich habe alles kennengelernt, was es zu erfahren gab; es gibt nichts mehr, was noch zu erfahren wäre». Sein Platz auf der Leiter ist ihm bekannt; er weiss, was er zu tun hat. Das bezieht sich auf die erste Modifikation des Denkprinzips, das Verlangen nach Wissen.

b. Das Stadium, in dem sich der Mensch von jeder ihm bekannten Begrenzung frei macht und sagen kann: «Ich habe mich von meinen Fesseln befreit». Das ist ein langes Stadium, und es bezieht sich auf die zweite der genannten Modifikationen.

c. Das Stadium, in dem sich das Bewusstsein völlig aus der niederen Persönlichkeit herausverlagert und zum wahren geistigen Bewusstsein wird, das seinen Mittelpunkt im wirklichen Menschen, im Ego oder der Seele hat. Dadurch wird das Bewusstsein der Christus Natur hereingebracht, welches Liebe, Frieden und Wahrheit ist. Er kann nun sagen: «Ich habe mein Ziel erreicht. Nichts in den drei Welten kann mich mehr fesseln». Das Verlangen nach Glück ist gestillt. Die dritte Modifikation ist überwunden.

d. Das Stadium, in dem er in Wahrheit sagen kann: «Ich habe mein Dharma erfüllt und meine ganze Pflicht getan». Er hat sein [177] Karma abgetragen und das Gesetz erfüllt. So wird er ein Meister, der das Gesetz mit Geschick anwendet. Dieses Stadium hat Beziehung zur vierten Modifikation.

e. Das Stadium, in dem völlige Beherrschung des Denkens erreicht ist und der Seher sagen kann: «Mein Denken ist zur Ruhe gebracht». Dann, und nur dann, wenn völlige Ruhe besteht, kann die wahre Kontemplation und der höchste Zustand des Samadhi erlebt werden. Trübsal, die fünfte Modifikation, ist durch die Herrlichkeit der empfangenen Erleuchtung verscheucht. Die Gegensatzpaare bekämpfen sich nicht mehr.

f. Das Stadium, in dem der Mensch erkennt, dass Materie oder Form keine Macht mehr über ihn haben. Er kann dann sagen: «Die Gunas oder Qualitäten der Materie in den drei Welten wirken nicht mehr anziehend auf mich; sie rufen keinen Widerhall in mir hervor». Es besteht also keine Furcht mehr, denn im Jünger ist nichts, das Übles, Tod oder Schmerz zu ihm hinziehen könnte. So ist auch die sechste Modifikation überwunden, und an ihre Stelle tritt die Erkenntnis des wahren Wesens der Göttlichkeit und völlige Glückseligkeit.

g. Vollkommene Selbstverwirklichung ist das nächste und letzte Stadium. Der Eingeweihte kann nun bewusst sagen: « Ich bin, was Ich bin». Und er weiss sich eins mit dem All-Selbst. Es gibt kein Zweifeln mehr. Das volle Licht des Tages oder vollkommene Erleuchtung überflutet das ganze Sein und Wesen des Sehers.

Das sind die sieben Stadien auf dem Pfad; die sieben Stationen des Kreuzes, wie sie der Christ nennt; die sieben grossen Einweihungen und die sieben Wege zur Gottseligkeit. «Nun aber glänzet der Pfad des Gerechten wie das Licht, das immer heller leuchtet bis auf den vollen Tag».

DIE ACHT MITTEL

28. Wenn die [178] Mittel zum Yoga ständig angewendet wurden und die Unreinheit überwunden ist, kommt es zu einer Erhellung, die zur vollen Erleuchtung führt.

Wir kommen nun zum praktischen Teil des Buches, der die Anleitung gibt, wie Yoga, Vereinigung oder Einswerdung voll und ganz erreicht werden kann. Die zu leistende Arbeit ist von zweifacher Art:

1. Die beharrliche Anwendung der richtigen Mittel, durch welche die Vereinigung erreicht wird.

2. Die Disziplinierung des dreifachen niederen Menschen, damit Unreinheit in jedem der drei Körper vollständig beseitigt wird.

Die beharrlich durchgeführte zweifache Arbeit zeitigt zwei entsprechende Ergebnisse, die beide durch ihre Ursachen bedingt sind.

1. Unterscheidung wird möglich. Durch Anwendung der Mittel kommt der Aspirant zu einem wissenschaftlichen Erkennen des Unterschieds, der zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst besteht, zwischen Geist und Materie. Dieses Wissen ist dann kein theoretisches Wissen mehr, sondern eine Erfahrungs-Tatsache des Jüngers, von der er sich in der Folgezeit bei allen seinen Aktivitäten leiten lässt.

2. Klare Einsicht folgt. Mit zunehmender Läuterung werden die Hüllen oder Körper, welche die Wirklichkeit verdecken, durchlässiger; sie wirken nicht mehr als dichte Verhüllungen, welche die Seele verbergen und die Welt abschirmen, in der die Seele normalerweise lebt. Der Aspirant wird sich eines Teiles seiner selbst bewusst, der [179] ihm bisher verborgen und unbekannt war. Er nähert sich seinem innersten Mysterium und kommt der innewohnenden Göttlichkeit näher, die nur bei der Einweihung richtig erfahren werden kann. Er erkennt einen neuen Faktor und eine neue Welt, und er versucht, sie zu einem bewussten Erleben auf der physischen Ebene zu machen.

Hier sollte beachtet werden, dass die beiden Massnahmen zur Erlangung klarer Erkenntnis - die ständige Anwendung der acht Mittel zur Vereinigung und die Läuterung des Lebens in den drei Welten - sich auf den Menschen in den drei Welten beziehen und in seinem physischen Gehirn die Fähigkeit entwickeln, zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen zu unterscheiden, und die Dinge des Geistes klar zu erkennen. Sie bewirken ferner gewisse Veränderungen im Kopf, sie reorganisieren die Lebenslüfte und wirken unmittelbar auf die Zirbeldrüse und den Hirnanhang ein. Wenn diese vier Massnahmen:

1. Anwendung der Mittel,

2. Läuterung,

3. Feststellen der Unterschiede,

4. Klare Einsicht (oder Erkenntnis)

zu einem Teil des äusseren Lebens des Menschen geworden sind, dann übernimmt der geistige Mensch, das Ego oder der Denker auf seiner eigenen Ebene, seinen Anteil am Befreiungsprozess, und die beiden letzten Stadien werden von oben nach unten bewirkt. Diese sechsfache Entwicklung ist die Entsprechung auf dem Weg des Jüngers zum Individualisierungsprozess, im Verlaufe dessen der Tiermensch, die niedere Vierheit (das Physische, Ätherische, Astrale und niedere Mentale) jenen zweifachen Ausdruck des Geistes - Atma-Buddhi - geistigen Willen und geistige Liebe empfing, die ihn vollständig und erst richtig zum Menschen machten. Die beiden [180] letzten Entwicklungsstadien, die im geläuterten und ernsthaft strebenden Menschen vom Ego bewirkt werden, sind folgende:

1. Erhellung. Das Licht im Kopf, das zuerst nur ein Funke ist, wird zur Flamme entfacht, die alle Dinge erhellt und ständig von oben her gespeist wird. Das erfolgt stufenweise (siehe vorhergehenden Lehrspruch) und hängt von unentwegter Übung, Meditation und ernsthaftem Dienen ab.

2. Erleuchtung. Das allmählich zunehmende Herabströmen feuriger Energie verstärkt ständig das «Licht im Kopf» oder die Helligkeit, die im Gehirn in der Umgebung der Zirbeldrüse zu finden ist. Für das kleine System des dreifachen Menschen in physischer Manifestation ist es das, was die physische Sonne für das Sonnensystem ist. Dieses Licht wird schliesslich zu einer herrlich schimmernden Strahlenkrone, und der Mensch wird ein «Sohn des Lichts» oder eine «Sonne der Gerechtigkeit». Buddha, Christus und alle grossen Menschen, die das Ziel erreicht haben, waren solche Söhne des Lichtes.

29. Die acht Mittel des Yoga sind: die Gebote (für richtiges Verhalten) oder Yama, die Regeln der Selbstzucht oder Niyama, richtige Haltung oder Asana, Beherrschung der Lebenskraft oder Pranayama, Abstraktion oder Pratyahara, Konzentration oder Dharana, Meditation oder Dhyana, Kontemplation oder Samadhi.

Diese Mittel oder Übungen scheinen einfach zu sein, aber man muss dabei folgendes bedenken: sie beziehen sich nicht bloss auf eine Vollendung, die auf irgendeiner Ebene in einem der Körper errungen wurde, sondern auf die gleichzeitige Befolgung dieser Vorschriften in allen drei Körpern, so dass der ganze dreifache niedere [181] Mensch die Mittel anwendet, die sich ja auf das physische, emotionale und mentale Werkzeug beziehen. Das wird oft vergessen. Darum müssen wir beim Studium dieser verschiedenen Mittel des Yoga (oder der Vereinigung) beachten, wann sie den physischen, wann den emotionalen und wann den mentalen Menschen betreffen. Der Yogi muss z.B. verstehen, welche Bedeutung das richtige Atmen und die Körperhaltung für den dreifachen harmonisch ausgeglichenen Menschen hat; er muss dabei bedenken, dass es dem Ego nur dann möglich ist, den niederen Menschen zu belehren und zu erleuchten, wenn er ein übereinstimmendes rhythmisches Instrument bildet. Die Atemübungen z.B. haben den Aspiranten häufig dazu verleitet, sich auf die physischen Atmungsorgane zu konzentrieren, dabei aber die dazugehörige rhythmische Beherrschung des Gefühlslebens ausseracht zu lassen.

Bevor wir die Mittel im einzelnen betrachten, wollen wir sie übersichtlich ordnen und, wo möglich, die Synonyme angeben:

I. Mittel.

Die Gebote. Yama. Selbstbeherrschung oder Unterlassung. Zügelung. Enthaltung von falschen Handlungen. Es sind fünf Gebote, die sich auf das Verhalten des Jüngers zu anderen Menschen und zur äusseren Welt beziehen.

II. Mittel.

Die Regeln. Niyama. Richtiges Befolgen dieser Regeln. Es sind ebenfalls fünf an der Zahl, und sie werden häufig die «religiösen [182] Vorschriften» genannt, weil sie sich auf das innere Leben des Jüngers und auf das Band (Sutratma oder Bindeglied) beziehen, das ihn mit Gott, seinem Vater im Himmel verbindet. Diese beiden Mittel (die fünf Gebote und die fünf Regeln) sind für den Hindu die Entsprechung zu den zehn Geboten der Bibel und beziehen sich auf das tägliche Leben des Aspiranten, das ja seine Umwelt und seine inneren Reaktionen beeinflusst.

III. Mittel.

Haltung oder Asana. Richtige Ausgeglichenheit. Richtige Einstellung. Richtiger Standpunkt. Dieses dritte Mittel betrifft die Körperhaltung des Menschen in der Meditation, seine gefühlsmässige Einstellung zu seiner Umgebung oder Gruppe, und seine mentale Stellungnahme zu Ideen, Gedankenströmungen und abstrakten Begriffen. Die Anwendung dieses Mittels harmonisiert und vervollkommnet den dreifachen niederen Menschen so, dass die drei Körperhüllen ein vollkommenes Instrument bilden können, um das Leben des Geistes zum Ausdruck zu bringen.

IV. Mittel.

Richtige Beherrschung der Lebenskraft. Pranayama. Anhalten des Atems. Regulieren des Atems. Das bezieht sich auf die Kontrolle, Regulierung und Unterdrückung der Lebenslüfte, des Atems und der Kräfte (Shaktis) des Körpers. Dieses Mittel bewirkt die Organisierung des Lebens- oder Ätherkörpers, so dass die Lebensströme oder Kräfte, die vom Ego oder dem geistigen Menschen auf [183] seiner eigenen Ebene ausgehen, in der richtigen Weise an den physischen Menschen in objektiver Manifestation weitergeleitet werden können.

V. Mittel.

Abstraktion. Pratyahara. Richtige Beherrschung und Zurückziehung der Sinne nach innen. Hier kommen wir nach dem physischen und ätherischen Körper zum Emotionalkörper, dem Sitz der Begierden, der sinnlichen Wahrnehmung und der Gefühle. Hier ist das methodische Vorgehen im Streben nach Yoga oder Vereinigung zu erkennen. Das innere und äussere Leben auf der physischen Ebene wird bereits beachtet; die richtige Einstellung zum Leben in seinem dreifältigen Ausdruck wird gepflegt; der Ätherkörper ist geordnet und kontrolliert, und der Astralkörper hat eine richtige Grundtendenz, denn die Wunschnatur wird beherrscht; der wirkliche Mensch zieht sich allmählich von allen Sinneskontakten zurück. Das nächste Mittel bezieht sich auf den Mentalkörper und das letzte auf den wirklichen Menschen oder Denker.

VI. Mittel.

Konzentration. Dharana. Gespannte Aufmerksamkeit. Konzentrierung der Gedanken. Das Instrument des Denkers, des wirklichen Menschen, wird hier unter Kontrolle gebracht. Der sechste Sinn wird eingeordnet, klar verstanden, auf einen Brennpunkt gerichtet und das Mittel benutzt.

VII. Mittel.

Meditation. Dhyana. Die Fähigkeit des Denkers, das Denkvermögen so zu gebrauchen, wie er es wünscht, und höhere Gedanken, abstrakte Begriffe und idealistische Vorstellungen dem Gehirn zuzuleiten. Dieses Mittel bezieht sich auf das abstrakte und konkrete Denken.

VIII. Mittel.

Kontemplation. Samadhi. Dieses [184] Mittel bezieht sich auf das Ego oder den wirklichen Menschen, es betrifft das Reich der Seele. Der geistige Mensch ist versunken in das Studium der Welt der Ursachen, der «Dinge Gottes», er meditiert darüber. Er benützt dann sein von ihm beherrschtes Instrument, die Denkfähigkeit, (beherrscht durch die Übung der Konzentration und Meditation), um - über das Sutratma oder den Lebensfaden, der durch die drei Welten hindurch bis zum Gehirn hinabreicht, - das an das physische Gehirn weiterzuleiten, was die Seele weiss und versteht. Dadurch entsteht völlige Erleuchtung.

I. MITTEL. DIE GEBOTE

30. Nicht schädigen oder unrecht tun [Das hier benutzte Wort «harmlessness» (Sanskrit: ahimsa) bedeutet das Bemühen, niemanden zu schädigen oder zu verletzen, niemandem ein Leid oder Unrecht zuzufügen]; Wahrhaftigkeit gegenüber allen Wesen; Enthaltung von Diebstahl, von Ausschweifung und von Habgier. Das sind die fünf Gebote oder Yama.

Diese fünf Gebote sind einfach und klar; und doch würden sie den Menschen, der sie tatsächlich befolgt, vollkommen machen in seinen Beziehungen zu seinen Mitmenschen, zu Übermenschen und zu den untermenschlichen Reichen. Im ersten Gebot sind eigentlich die anderen schon enthalten. Diese Gebote sind bemerkenswert vollständig und beziehen sich auf die dreifache Natur des Menschen. Bei der Betrachtung aller dieser Mittel werden wir ihre Beziehung zu den einzelnen Teilen der dreifachen niederen Ausdrucksform der Seele feststellen.

I. Die physische Natur.

1. Enthaltung von Schädigung und Unrecht. Das umfasst alle physischen Handlungen des Menschen, die sich auf alle Formen der göttlichen Manifestation beziehen. Es betrifft speziell die Wesensart [185] der Kräfte, oder die Energie, die er durch seine Handlungen auf der physischen Ebene zum Ausdruck bringt. Er verletzt niemanden und fügt keinem Wesen Schaden zu.

2. Wahrhaftigkeit. Dieses Gebot betrifft vor allem den Gebrauch der Sprache und der Sprechorgane und bezieht sich auf die «Wahrheit im tiefsten Inneren», so dass sie auch im äusseren Leben zum Ausdruck kommt. Das ist ein umfassendes Thema, das die Art und Weise betrifft, wie ein Mensch seine Ansichten über Gott, Menschen, Dinge und Formen durch das Mittel der Sprache zum Ausdruck bringt. Darauf bezieht sich der Ausspruch in «Licht auf dem Pfad»: «Bevor die Stimme in der Gegenwart des Meisters sprechen darf, muss sie die Fähigkeit verloren haben, verletzen zu können».

3. Enthaltung von Diebstahl. Der Jünger ist in allen seinen Angelegenheiten korrekt und genau; er eignet sich nichts an, was ihm nicht zu Recht gehört. Das ist ein weitgehender Begriff, der mehr umfasst als die tatsächliche Aneignung materiellen Eigentums eines anderen Menschen.

II. Die Astralnatur.

4. Enthaltung von Ausschweifung. Das ist, genau genommen, Begierdelosigkeit. Es ist die Beherrschung der Triebe und Neigungen, die sich auf das richten, was nicht zum Selbst gehört, und was auf der physischen Ebene in der Beziehung zwischen den Geschlechtern zum Ausdruck kommt. Für den okkulten Schüler ist dies jedoch nur eine der Formen, wie sich die nach aussen drängenden Impulse auswirken können. Es ist eine Form, die den Menschen eng mit dem Tierreich verbindet. Jeder Impuls, der darauf hinzielt, den wirklichen Menschen an eine Ausdrucksform auf der physischen Ebene zu binden, wird [186] als eine Art von Ausschweifung angesehen. Physische Triebe und Gelüste sollte der Jünger längst überwunden haben. Aber es gibt noch vielerlei Neigungen zu Vergnügungen, die ein Verlangen befriedigen sollen; und das wird vom wahren Aspiranten ebenfalls als Genusssucht angesehen.

III. Die Mentalnatur.

5. Enthaltung von Habgier. Dieses Gebot bezieht sich auf die Sünde heftigen Verlangens nach irgendeinem Besitz und ist im Grund genommen Diebstahl auf der Mentalebene. Die Sünde der Habgier kann zu zahlreichen Sünden auf der physischen Ebene führen und ist sehr mächtig. Sie hat mit der Denkkraft zu tun und ist ein Sammelbegriff für alle jene machtvollen Begierden, die ihren Sitz nicht nur im Emotional- oder Wunschkörper haben, sondern auch im Mentalkörper. Auf dieses Gebot, vom Begehren abzulassen, weist Paulus hin: «Ich habe gelernt, in jedem Zustand, in dem ich mich befinde, zufrieden zu sein». Dieser Zustand muss erreicht werden, ehe das Denken so ruhig geworden sein kann, dass die Dinge der Seele Einlass finden können.

31. Yama oder die fünf Gebote sind allgemein gültige Verpflichtungen, die ohne Rücksicht auf Rasse, Ort, Zeit und Umstände eingehalten werden müssen.

Dieser Lehrsatz macht die Universalität gewisser Forderungen klar. Wenn wir diese fünf Gebote, welche die Grundlage dafür bilden, was der Buddhist «rechte Lebensführung» nennt, studieren, wird [187] uns klar, wieso sie die Grundlage aller wahren Gesetze sind, und dass ihre Übertretung Zügellosigkeit bedeutet. Das als «Pflicht» oder «Verpflichtung» übersetzte Wort könnte hinsichtlich unseres Verhaltens zu unseren Mitmenschen recht gut durch den umfassenden Begriff Dharma ausgedrückt werden. Dharma bedeutet wörtlich die richtige Erfüllung unserer Verpflichtungen (oder unseres Karmas) an dem Platz, in der Umgebung und in dem Kreis, den das Schicksal uns angewiesen hat. Gewisse bestimmende Faktoren im Verhalten müssen beachtet werden, und es ist auch nicht erlaubt, diese nach Belieben auszulegen, ganz gleich, welcher Nation wir angehören, an welchem Platz wir uns befinden, wie alt wir sind oder welche Umstände auftreten können. Es sind die fünf unwandelbaren Gesetze, die das menschliche Verhalten bestimmen; und wenn sie von allen Menschen befolgt werden, wird die volle Bedeutung des Ausspruchs «Friede allen Wesen» verstanden werden.

II. MITTEL: DIE REGELN

32. Innere und äussere Reinigung, Zufriedenheit, glühendes Streben, geistiges Studium und Hingabe an Ishvara bilden Niyama (oder die fünf Regeln).

Diese fünf Regeln bestimmen das Leben des niederen persönlichen Selbstes und bilden das Fundament seines Charakters. Die Yoga-Übungen, die den denkenden und strebenden Menschen im Westen so sehr interessieren, die ihm so verlockend erscheinen wegen ihrer offensichtlich leichten Durchführbarkeit und des lohnenden Ergebnisses (etwa der Entfaltung psychischer Fähigkeiten), werden vom Meister oder Lehrer so lange nicht erlaubt, bis Yama und Niyama die beherrschenden Faktoren im Leben des Jüngers [188] geworden sind. Zuerst müssen die Gebote und Regeln eingehalten werden; und wenn einmal das äussere Verhalten zu seinen Mitmenschen und die innere Disziplin des Lebens mit diesen Forderungen übereinstimmen, dann kann er ohne Gefahr mit den Übungen des praktischen Yoga beginnen, aber nicht früher.

Es wird leider nicht erkannt, dass gerade darauf viele Beschwerden unter den Yoga-Schülern im Westen zurückzuführen sind. Es gibt keine bessere Grundlage für die Beschäftigung mit dem östlichen Okkultismus als die strikte Beachtung der Erfordernisse, die der Meister aller Meister in der Bergpredigt niedergelegt hat; und für den selbstdisziplinierten Christen, der sich zu einer reinen Lebensführung und selbstlosem Dienen verpflichtet fühlt, sind die Yoga-Übungen viel weniger gefährlich als für seinen weltlichen und selbstsüchtigen, aber intellektuellen Bruder. Er wird nicht in die Gefahr kommen, in die sein unvorbereiteter Bruder geraten kann.

Die Worte «innere und äussere Reinheit» beziehen sich auf die drei Körperhüllen, in die das Selbst eingehüllt ist, und sie müssen in einem zweifachen Sinn gedeutet werden. Jede Hülle hat ihre dichteste und greifbarste Form, und diese muss rein gehalten werden. Genauso wie der physische Körper können auch der Astral- und der Mentalkörper von den Unsauberkeiten gereinigt werden, die aus ihrer Umgebung kommen. Die feinere Materie dieser Körper muss gleichfalls rein gehalten werden. Das ist die Grundlage jenes Strebens nach magnetischer Reinheit, der Grund für so viele rituelle Vorschriften im Osten, die dem Menschen im Westen unerklärlich sind. Wenn der Schatten eines Fremden auf eine Speise [189] fällt, macht er sie unrein; diese Meinung beruht auf dem Glauben, dass gewisse Arten von Kraftausstrahlungen unreine Zustände erzeugen. Wenn auch die Art des Entgegenwirkens gegen diese Zustände den Beigeschmack eines überholten Rituals hat, so bleibt dennoch der Gedanke, der dem Einhalten der Vorschriften zugrunde liegt, immer noch eine Wahrheit. Bis jetzt weiss man noch so wenig über die Kräfte, die vom Menschen ausstrahlen oder auf den menschlichen Mechanismus einwirken, dass das, was man «wissenschaftliche Läuterung» nennen könnte, noch in den Kinderschuhen steckt.

Zufriedenheit schafft Bedingungen, unter denen das Denken ruhig ist. Sie beruht auf der Anerkennung der Gesetze, die das Leben bestimmen, und besonders des Karma-Gesetzes. Zufriedenheit bewirkt eine Gemütsverfassung, in der alle Zustände als richtig und gerecht, und als diejenigen Bedingungen anerkannt werden, unter denen der Aspirant mit seinem Problem am besten fertigwerden und sein Ziel für ein bestimmtes Leben erreichen kann. Das heisst aber nicht, dass man sich willenlos dreinfügt, was zu Trägheit führt, sondern, dass man die jetzigen Fähigkeiten und Kräfte erkennt, die gebotenen Möglichkeiten nutzt und sie zur Grundlage des künftigen Fortschritts macht. Wenn das in der richtigen Weise getan wird, können die drei folgenden Regeln leichter eingehalten werden.

Glühendes Streben wird im nächsten Buch ausführlicher behandelt werden, aber man kann schon hier darauf hinweisen, dass diese Qualität des «eifrigen Hinstrebens» zum Ideal oder Ziel so intensiv sein muss, dass keine Schwierigkeiten den Yoga-Schüler zurückhalten können. Erst wenn diese Qualität entwickelt und erprobt ist, und wenn sich herausgestellt hat, dass kein Problem, kein Mangel an Klarheit und kein Zeitumstand ihn zu hindern vermag, kann ein Mensch als Jünger eines Meisters zugelassen werden. Intensives [190] Bemühen, beharrliches Verlangen und beständiges Festhalten am erschauten Ideal sind die unerlässlichen Erfordernisse der Jüngerschaft. Diese Merkmale müssen in allen drei Körpern zu finden sein; sie führen zu einer beständigen Disziplinierung des physischen Körpers, zu einer stetigen Ausrichtung der Emotionalnatur und zu der mentalen Einstellung, die den Menschen fähig macht «alles für nichts zu erachten», wenn er nur sein Ziel erreichen kann.

Geistiges Studium betrifft die Entfaltung des Sinnes für innere Wirklichkeiten. Es wird gefördert durch Forschen und Studieren im üblichen Sinn sowie durch das Bemühen, zu den Gedanken vorzudringen, die durch Worte übermittelt werden. Es wird entwickelt durch eine genaue Erforschung der Ursachen, die allen Wünschen, Bestrebungen und Gefühlen zugrunde liegen; folglich hat es eine Beziehung zur Wunsch- oder Astralebene. Geistiges Studium bezieht sich auch auf das Deuten und Erklären von Symbolen und geometrischen Formen, die eine Idee oder einen Gedanken darstellen; dem zufolge hat es eine Beziehung zur Mentalebene. Dieses Thema wird später im dritten Buch behandelt werden.

Hingabe an Ishvara kann kurz bezeichnet werden als der Wille des niederen dreifachen Selbstes, dem Ego, dem inneren Herrscher, dem Gott oder Christus im Innern zu dienen. Das zeigt sich auf dreifache Weise. Erstens bringt das persönliche Selbst sein Leben unter die Herrschaft des Meisters im Herzen; zweitens kommt dann der Aspirant in die Gruppe eines Adepten oder geistigen Lehrers; und schliesslich kommt er dahin, dass er Ishvara oder dem göttlichen Selbst, das im Herzen aller Menschen und in allen Formen der göttlichen Schöpfung zu finden ist, hingebungsvoll dient.

33. Wenn sich Gedanken [191] einstellen, die dem Yoga schädlich sind, sollte man entgegengesetzte Gedanken wachrufen.

Die Übersetzung von Johnston gibt den gleichen Gedanken in sehr schönen Worten wieder, und die Art der Abhilfe ist treffend formuliert. Er sagt:

«Wenn üble Gedanken aufsteigen, sollte das Gewicht der Vorstellungskraft auf die andere Seite geworfen werden».

Die ganze Lehre vom Ausgleich der Gegensatzpaare ist in diesen beiden Übersetzungen wiedergegeben, keine ist ganz vollständig ohne die andere. Es ist oft sehr schwierig, die alten Sanskritworte mit einem einzigen Ausdruck oder Begriff zu übersetzen, denn in dieser Sprache steht ein Ausdruck für eine ganze Vorstellung und verlangt mehrere Sätze in einer anderen Sprache, um die wahre Bedeutung wiederzugeben.

In diesem Lehrsatz sind gewisse Grundbegriffe enthalten, die um der Klarheit willen hier angegeben werden:

1. Wie ein Mensch denkt, so ist er. Das, was sich in sichtbarer Form auswirkt, ist immer ein Gedanke, und diesem Gedanken entsprechen dann die Form und der Lebenszweck.

2. Gedanken sind von zweifacher Art; erstens solche, die sich darauf richten, Formen zu bilden, Grenzen zu setzen und sich auf der physischen Ebene zum Ausdruck zu bringen; zweitens jene, die sich hinwegwenden von den niederen drei Ebenen und damit vom Form-Aspekt, wie wir ihn in den drei Welten kennen, und die zur Vereinigung (zum Yoga oder Einssein) mit der Seele, dem Christus-Aspekt, führen.

3. Wenn man [192] feststellt, dass die gewohnheitsmässigen Gedanken astrale und physische Auswirkungen haben, muss man sich klarmachen, dass sie für den Yoga nachteilig sind; sie verhindern die Einswerdung.

4. Dann müssen entgegengesetzte Gedanken gepflegt werden; diese sind leicht festzustellen, denn sie sind das direkte Gegenteil der hindernden Gedanken.

5. Die Pflege von Gedanken, die den Yoga erstreben und den Menschen dazu führen, sein wahres Selbst zu erkennen und sich infolgedessen mit diesem Selbst zu vereinigen, bedingt einen dreifachen Vorgang:

a. Man muss den neuen Vorstellungsinhalt, der sich als Gegenteil der alten Gedankengänge erweist, finden, reiflich überlegen und genau formulieren.

b. Dann muss man mit Hilfe der Vorstellungskraft den Gedanken in eine konkrete Form bringen. Das führt in den Bereich des Verlangens und beeinflusst infolgedessen den Astral- oder Emotionalkörper.

c. Dann macht man sich in Gedanken ein genaues Bild darüber, wie sich das, was man sich gedacht und vorgestellt hat, im Leben auf der physischen Ebene auswirken wird.

Man wird feststellen, dass dadurch Energie erzeugt wird. Infolgedessen wird der Ätherkörper durch den neuen Kraftstrom mit Energie- und Lebenskraft erfüllt, und es erfolgen gewisse Umwandlungen und Neuordnungen, die schliesslich die Aktivitäten des Menschen auf der physischen Ebene völlig ändern. Die ständige Übung bewirkt eine völlige Umwandlung im dreifachen niederen Menschen, so dass sich schliesslich die christliche Formulierung bewahrheitet: «Nur Christus wird gesehen und gehört». Nur der [193] wirkliche oder geistige Mensch ist zu sehen, der sich durch ein physisches Instrument zum Ausdruck bringt, so wie sich Christus seinerzeit durch seinen Jünger Jesus manifestierte.

34. Dem Yoga entgegenstehende Gedanken sind: Unrecht und Schädigung, Falschheit, Diebstahl, Ausschweifung und Habsucht, einerlei, ob man diese Dinge selbst tut, ob man sie billigt oder ob man andere dazu veranlasst; gleichgültig, ob die Gedanken aus Habgier, Zorn oder Verblendung (Unwissenheit) entstanden sind und ob die Versündigung geringfügig, mittelmässig oder gross ist. Immer enden sie in grossem Leid und Unwissenheit. Darum müssen entgegengesetzte Gedanken gebildet werden.

Wie man sieht, beziehen sich die fünf Gebote speziell auf «Gedanken», die dem Yoga entgegenstehen, und auf das Halten der Gebote. Dadurch wird folgendes erreicht:

a. Enthaltung von Unrecht tun und von schädigendem Verhalten.

b. Wahrheit statt Falschheit.

c. Enthaltung von Diebstahl.

d. Selbstbeherrschung statt Ausschweifung.

e. Zufriedenheit statt Habgier und Geiz.

Dem Aspiranten bleibt keine Entschuldigung mehr, er erkennt die Wahrheit, dass das Übertreten der Gebote immer Folgen nach sich zieht, ganz gleich, ob die Verfehlung geringfügig oder sehr gross ist. Ein «entgegenstehender Gedanke» muss seine Wirkung ausüben, und diese Wirkung ist zweifach: Schmerz oder Leid, und Unwissenheit oder Selbsttäuschung. Es gibt drei Worte, mit denen sich in der Vorstellung des Esoterikers stets die drei Welten verknüpfen:

1. Maja oder [194] Illusion bezieht sich auf die Welt der Formen, in der sich das wahre Selbst befindet, wenn es verkörpert ist, und mit der es sich aus Unwissenheit äonenlang identifiziert.

2. Selbst-Täuschung - der Zustand irriger Identifizierung, in dem das Selbst in seiner Verblendung sagt: «Ich bin die Form».

3. Unwissenheit oder Avidya, die Folge dieser falschen Identifizierung und gleichzeitig deren Ursache.

Das Selbst ist in einer Form eingehüllt; es wird getäuscht durch die Welt der Illusion. Jedesmal jedoch, wenn «dem Yoga entgegenstehende Gedanken» wissentlich gehegt werden, versenkt sich das Selbst noch mehr in die täuschende Welt und in die Unwissenheit. Jedesmal, wenn «das Gewicht der Vorstellungskraft» auf die Seite des wahren Wesens des Selbst geworfen wird und die Imagination sich von der Welt des Nicht-Selbst abwendet, wird die Illusion gemindert; die Täuschung wird schwächer, und Unwissenheit wird allmählich durch Wissen ersetzt.

35. In der Gegenwart eines Menschen, der keinem Wesen mehr ein Leid oder Unrecht zufügt, hört alle Feindschaft auf.

Dieser Lehrspruch zeigt uns die Auswirkung eines grossen Gesetzes. In Buch IV - Lehrspruch 17 - sagt uns Patanjali, dass das Erkennen eines Merkmals, einer Qualität und einer objektiven Form von der Tatsache abhängt, dass im Wahrnehmenden gleiche Merkmale, Qualitäten und Fähigkeiten anzutreffen sind. Diese Gleichartigkeit ist die Basis der Wahrnehmung. Auf die gleiche Wahrheit wird im ersten Brief des Johannes hingewiesen, in dem [195] es heisst: «Wir werden IHM gleich sein, denn wir werden IHN sehen, wie ER ist». Der Wahrnehmende kann nur das erkennen was bereits ganz oder zum Teil in seinem Bewusstsein vorhanden ist. Wenn also dem Wahrnehmenden Feindschaft und Hass begegnen, ist es darum, weil in ihm. die Keime der Feindschaft und des Hasses vorhanden sind. Wenn sie nicht mehr da sind, besteht nur noch Einheit und Harmonie. Das ist die erste Stufe der universellen Liebe, das praktische Bemühen des Aspiranten, mit allen Wesen eins zu sein. Er beginnt bei sich selbst und sorgt dafür, dass die Keime des ungerechten und schädigenden Verhaltens in seinem eigenen Wesen ausgerottet werden. Er befasst sich daher mit der Ursache, welche die Feindseligkeit gegen ihn und andere bewirkt. Die natürliche Folge davon ist, dass er mit sich und mit anderen in Frieden ist. Diese geistige Verfassung des Yogi bewirkt es, dass selbst wilde Tiere in seiner Gegenwart zahm werden.

36. Wer die Wahrhaftigkeit gegenüber allen Wesen wirklich vollkommen erreicht hat, dem wird die Wirksamkeit seiner Worte und Handlungen sofort sichtbar.

Die Frage der Wahrhaftigkeit ist eines der grossen Probleme, die der Aspirant zu lösen hat. Wer stets bestrebt ist, nur das auszusprechen, was genau der Wahrheit entspricht, sieht sich vor ganz bestimmte Schwierigkeiten gestellt. Wahrhaftigkeit ist im Verlauf der Evolution völlig relativ und in der Ausdruckgebung stufenweise fortschreitend. Man könnte sie folgendermassen definieren: Sie ist die physische Manifestation von so viel göttlicher Wirklichkeit, [196] wie es die jeweilige Entwicklungsstufe und das zur Verfügung stehende Ausdrucksmittel ermöglicht. Wahrhaftigkeit setzt daher voraus, dass der Wahrnehmende oder Aspirant imstande ist, genau zu erkennen, wieviel Göttliches in einer Form (greifbar, objektiv oder Wortform) enthalten ist. Dazu gehört also die Fähigkeit, in das Innere einzudringen und das zu erkennen, was jede Form verhüllt. Ebenso gehört dazu die Fähigkeit des Aspiranten, eine Form (greifbar, objektiv oder Wortform) zu bilden, welche die Wahrheit so wiedergibt, wie sie ist. Das sind in Wirklichkeit die ersten beiden Stadien im grossen schöpferischen Vorgang:

1. Richtige Wahrnehmung, 2. Genaue Formbildung;

sie führen zu der Vollendung, die in diesem Lehrsatz gemeint ist zur Wirksamkeit aller Worte und Handlungen, welche die Wirklichkeit oder Wahrheit so ausdrücken, wie sie ist. Dieser Lehrsatz gibt uns den Schlüssel für das Wirken des weissen Magiers und ist die Grundlage für die grosse Wissenschaft der Mantrams oder Worte magischer Macht, die zur Ausrüstung eines jeden Adepten gehören.

Wenn der Adept

a. das Gesetz der Schwingung,

b. die Lehre vom Ton oder Laut,

c. den Sinn und Zweck der Entwicklung,

d. den gegenwärtigen Stand der Entwicklung,

e. das Wesen der Form,

f. die Handhabung atomarer Substanz

versteht, dann erkennt er nicht nur die Wahrheit in allen Dingen, sondern er weiss auch, wie man sie sichtbar machen kann; auf diese Weise fördert er den Entwicklungsprozess und «wirft schöpferische Vorstellungen auf den Bildschirm der Zeit». Das geschieht durch gewisse Worte und Handlungen. Der Aspirant kann diese Fähigkeit [197] dadurch entwickeln, dass er sich unablässig bemüht, die folgenden Erfordernisse zu erfüllen:

1. Strenges Beachten einer jeden Formulierung der gebrauchten Worte.

2. Klug angewandtes Schweigen im Interesse des Dienstes.

3. Stetes Erforschen der Ursachen, die einer jeden Handlung zugrundeliegen, damit der Grund für die Wirksamkeit oder Wirkungslosigkeit einer Handlung klar erkannt wird.

4. Andauerndes Bemühen, die Wirklichkeit in jeder Form zu sehen. Dazu gehört ein genaues Studium des Gesetzes von Ursache und Wirkung oder Karma. Das Ziel des karmischen Gesetzes ist es, den Gegenpol des Geistes, die Materie, in genaue Übereinstimmung zu bringen mit den Erfordernissen des Geistes, damit Materie und Form das Wesen des Geistes vollkommen zum Ausdruck bringen können.

37. Wenn es dem Yogi gelungen ist, sich von Diebstahl jeglicher Art völlig zu enthalten, fällt ihm alles zu, was er braucht.

Hier ist der Schlüssel zu finden zu dem grossen Gesetz von Angebot und Nachfrage. Wenn der Mensch gelernt hat, nichts zu verlangen für sein abgesondertes Selbst», dann können ihm die Reichtümer des Universums anvertraut werden; wenn er keine Ansprüche stellt für seine niedere Natur und nichts verlangt für den dreifachen niederen Menschen, dann strömt ihm alles zu, was er braucht, ohne dass er darum bittet oder es verlangt. In einigen Übersetzungen heisst es: «Alle Schätze sind sein.»

Man muss sich darüber klar sein, dass der hier gemeinte Diebstahl sich nicht nur auf das Wegnehmen greifbarer und physischer Dinge bezieht, sondern auch auf die Aneignung von Werten der Gefühls- und Gedankenwelt. Der Aspirant nimmt nichts; er eignet [198] sich die Gefühle anderer Menschen, aus denen er Nutzen ziehen könnte, wie Liebe und Gunst, Abneigung und Hass gegen andere, nicht an, wenn sie ihm nicht zukommen. Intellektuelle Vorteile, der Anspruch auf Ehrung, die ihm nicht zukommt, die Annahme des Amtes eines anderen Menschen, Begünstigung oder Popularität, all das wird gleichermassen abgelehnt, und er hält sich streng an das, was ihm gehört. «Jeder Mensch soll sein eigenes Dharma erfüllen» und die ihm zugewiesene Rolle spielen; so heisst es im Osten. «Kümmern Sie sich um ihre eigenen Sachen», sagt man im Westen, um damit die gleiche Wahrheit zu lehren und nachdrücklich darauf hinzuweisen, einem anderen Menschen nicht die Möglichkeit zu nehmen, das Rechte selber zu tun, einer Verantwortung sich würdig zu erweisen und seine Pflicht zu erfüllen. Das ist die wirkliche Enthaltung von jeglicher Bereicherung; sie führt den Menschen dahin, dass er allen seinen Verpflichtungen nachkommt, seine Verantwortung auf sich nimmt und seine eigene Pflicht erfüllt. Sie wird ihn davon abhalten, sich irgend etwas anzueignen, was seinem Bruder in den drei Welten menschlichen Bemühens gehört.

38. Durch Enthaltsamkeit erlangt man Energie.

Unter Ausschweifung oder zügelloser Sinnenlust versteht man gewöhnlich die Vergeudung der Lebenskraft oder der animalischen Zeugungskraft. Die Kraft der Schöpfung auf der physischen Ebene zur Erhaltung der Rasse ist der höchste physische Akt, dessen der Mensch fähig ist. Die Vergeudung der Lebenskraft durch ausschweifendes Leben ist die grosse Versündigung am physischen Körper. Ein solcher Mensch erkennt nicht die Bedeutung des Zeugungsaktes, [199] er kann den niederen Begierden und Freuden nicht widerstehen, er hat die Selbstbeherrschung verloren. Die Auswirkungen dieses Unvermögens sind überall zu sehen: eine durchschnittlich schwache Gesundheit, überfüllte Krankenhäuser, kranke, geschwächte und blutarme Männer, Frauen und Kinder. Auf die Erhaltung der Energie wird zuwenig geachtet, und die Worte «Vergeudung» und «ausschweifende Menschen» enthalten eine Lehre.

Ein Jünger muss als erstes das wahre Wesen der Zeugung verstehen lernen und seine Energie bewahren. Ein Zölibat ist dazu nicht erforderlich, nur Selbstdisziplin. In den relativ kurzen Lebenszyklen, in denen sich der Aspirant auf den geistigen Weg vorbereitet, kann es jedoch sein, dass er ein oder auch mehrere Leben lang unbedingte Enthaltsamkeit üben muss, um völlige Selbstbeherrschung zu lernen und zu beweisen, dass er die niedere Geschlechtsnatur völlig überwunden hat. Die richtige Einstellung zum Geschlechtsprinzip, verbunden mit einer völligen Anpassung an das Gesetz des Landes, ist kennzeichnend für jeden wahren Aspiranten.

Das ist die eine Seite zu diesem. Thema von der Erhaltung der Energie. Es gibt aber noch einen anderen Standpunkt, von dem aus der Aspirant dieses Problem betrachtet, nämlich die Umwandlung des Vitalprinzips (wie es sich im physischen Mechanismus ausdrückt) in seine dynamische Manifestation durch das Organ des Tons oder der Schöpfung, durch das Wort; das ist die Aufgabe des wahren Magiers. Wie alle Studierenden des Okkultismus wissen, besteht eine enge Verbindung zwischen den Zeugungsorganen und [200] dem dritten Hauptzentrum, dem Kehlzentrum. Das ist physiologisch zu erkennen am Stimmbruch während der Reifungsperiode. Der Yogi, der enthaltsam lebt und sich seine Energie in der rechten Weise erhält, wird durch die Anwendung des Wortes und von Tonschwingungen zum Schöpfer auf der Mentalebene; so wird die Energie, die durch die Tätigkeit des niederen Zentrums vergeudet werden kann, konzentriert und in das grosse schöpferische Werk des Magiers umgewandelt. Das geschieht durch Enthaltsamkeit, durch ein reines Leben und lauteres Denken, nicht durch irgendwelche Entstellungen der okkulten Wahrheit, wie zum Beispiel Geschlechtsmagie oder die abscheulichen sexuellen Perversitäten, die in verschiedenen sogenannten okkulten Schulen gelehrt werden. Diese gehören zur schwarzen Magie und führen nicht zum Portal der Einweihung.

39. Wer sich von Gier und Geiz völlig freigemacht hat, lernt das Gesetz der Wiedergeburt verstehen.

Dieser Lehrspruch sagt ganz eindeutig, dass es das Verlangen nach Form irgendeiner Art ist, das den Geist in die Verkörperung führt. Wenn der Yogi völlig wunschlos ist, können ihn die drei Welten nicht mehr fesseln. Wir schmieden uns selbst unsere Ketten im Feuer der Begierden und der verschiedenen Wünsche nach Dingen, nach Erfahrung und nach dem Formleben.

Wenn Zufriedenheit erstrebt und erreicht wird, fallen diese Ketten allmählich ab, und es werden keine neuen mehr geschmiedet. In dem Mass, in dem wir uns von der Welt der Illusion freimachen, wird [201] unsere Sicht klarer; die Gesetze des Seins und des Bestehens werden uns offenkundig, und sie werden nach und nach verstanden. Die Fragen nach dem Wie und Warum des Lebens werden beantwortet. Der Grund für das Dasein auf der Erde und die Methodik unserer Wiedergeburt sind kein Problem mehr, und der Yogi versteht, warum die Vergangenheit war und worin ihre Merkmale bestehen. Er erkennt die Ursache seiner gegenwärtigen Lebens- und Erfahrungsperiode und kann jeden Tag das Gesetz praktisch anwenden; er weiss genau, was er für die Zukunft zu tun hat. Auf diese Weise macht er sich frei, er begehrt nichts in den drei Welten und stellt sich auf die Bedingungen der Welt des geistigen Seins um.

Aus diesen Qualitäten besteht das Befolgen der fünf Gebote.

40. Innere und äussere Reinheit bewirkt Abkehr von der Form, von der eigenen und von allen Formen.

Die Umschreibung dieses Lehrspruchs hält sich nicht an die technische Übersetzung der Sanskritworte, da diese leicht missverstanden werden. Wörtlich lautet die Übersetzung: «Innere und äussere Reinigung verursacht Abneigung gegen den eigenen Körper und Abwendung von allen Körpern». Die Neigung des Menschen im Westen, wortwörtlich zu interpretieren, macht eine etwas freiere Übersetzung notwendig. Der Student im Osten, der mit der symbolischen Darstellung der Wahrheit besser vertraut ist, verfällt nicht so leicht solchen Irrtümern. Bei der Betrachtung dieses Lehrspruchs sollte man daran denken, dass Reinheit eine Qualität des Geistes ist.

Reinheit ist [202] natürlich von verschiedener Art und bezieht sich auf die vier Träger (den physischen Körper, den Ätherleib, den Emotionalkörper und den Mentalkörper), die es dem Menschen ermöglichen, mit den drei Welten in Verbindung zu kommen. Wir können daher wie folgt unterscheiden:

a. Äussere Reinheit                 physischer Träger          dichter Körper.

b. Magnetische Reinheit         Ätherleib                          innere Reinheit.

c. Psychische Reinheit             Astralkörper                    emotionelle Reinheit.

d. Mentale Reinheit                Mentalkörper                  Reinheit des konkreten Denkens.

Es ist genauestens zu beachten, dass diese Reinheit die Substanz betrifft, aus der ein jeder dieser Träger besteht. Die Reinheit wird auf dreierlei Art erlangt:

1. Durch Aussonderung der unreinen Substanz oder jener Atome und Moleküle, die den freien Ausdruck des Geistes beeinträchtigen und ihn an die Form binden, so dass er weder unbehindert einströmen noch frei sich entfalten kann.

2. Durch Aufnahme solcher Atome und Moleküle, die auf eine Form hinarbeiten, durch die sich der Geist in angemessener Weise auswirken kann.

3. Durch Schutz der gereinigten Form vor Verunreinigung und Verderbnis.

Auf dem Pfad der Läuterung oder dem Probepfad beginnt die Aussonderung; auf dem Pfad der Jüngerschaft werden die Regeln für den Aufbau- oder Assimilationsprozess erlernt; und auf dem Pfad der Einweihung (nach der zweiten Einweihung) beginnen die Schutzmassnahmen.

Im Abendland sind die Grundsätze der äusseren Reinheit, die Normen der Gesundheitsfürsorge und der Hygiene hinreichend bekannt, und sie werden auch weitgehend befolgt. Im Orient hingegen sind die Richtlinien für magnetische innere Reinheit besser [203] bekannt; und wenn beide Systeme anerkannt und zusammengefasst werden, wird der zweifache physische Träger (der physische Körper und der Ätherleib) schliesslich ganz beträchtlich verfeinert werden.

In der heutigen Zeit jedoch richtet sich das Interesse der Hierarchie hauptsächlich auf die Frage der psychischen Reinheit; und das ist auch der Grund dafür, dass die okkulte Lehre derzeit soviel Wert darauf legt. Das hat nichts mit psychischer Entwicklung im üblichen Sinn zu tun; auf die niederen psychischen Kräfte wird kein Wert gelegt; der Aspirant soll nur die Gesetze des geistigen Lebens erlernen. Dadurch wird das Wesen der Psyche erkannt und die Herrschaft über die niedere psychische Natur erlangt. Ein starker Antrieb in dieser Richtung wird von der Hierarchie in diesem Jahrhundert (1927-2026) ausgehen mit dem gleichzeitigen Bestreben, die Denkgesetze zu verbreiten. Aus diesem Grunde wird diese Yoga-Lehre herausgegeben. Sie enthält die Regeln für die Beherrschung des Denkvermögens, befasst sich aber auch eingehend mit dem Wesen der psychischen Kräfte und der Entwicklung des psychischen Bewusstseins.

Das ganze dritte Buch befasst sich mit diesen Kräften. Das Thema der Lehrsprüche als Ganzes ist, kurz gesagt, die Entwicklung der Gedankenbeherrschung mit dem Ziel, den Kontakt mit der Seele zu erlangen, die niederen psychischen Kräfte unter Kontrolle zu bringen und gleichzeitig die höheren Kräfte zu entfalten. Das sollte betont werden. Abkehr von der Form oder «Begierdelosigkeit» ist der Sammelbegriff für diesen Zustand des Denkens; und das ist der grosse Impuls, der schliesslich zur völligen Befreiung von der Form führt.

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