Navigieren durch die Kaptitel von diesem Buch

Viertes Kapitel - Das Werk Christi in der heutigen Zeit und in kommenden Tagen - Teil 1

(61)

Viertes Kapitel

Das Werk Christi in der heutigen Zeit und in kommenden Tagen

Wir haben gesehen, dass allen Weltreligionen die Lehre von grossen Heilsbringern zugrunde liegt; alle Religionen basieren auf der Doktrin von dem Erscheinen von Avatars oder Weltlehrern. Durch ihre Tätigkeit ist die Fortdauer der Offenbarung garantiert, wodurch die Menschheit befähigt wird, in einem Zeitalter nach dem anderen auf dem Pfad der Evolution einen Schritt vorwärts zu tun und Gott näher zu kommen. Die Grossen Sendboten erschliessen der Menschheit auch jenes Zentrum, in dem der Eine residiert, «in dem wir leben und weben und sind» (wie Paulus es ausdrückte - Apg. 17, 28); hier ist der Wille Gottes zentralisiert, verstanden und dienstbar gemacht. Wir sprachen von der Mission zweier dieser Avatars, Buddha's, des Lichtbringers für den Osten, und Christi, des Künders der Liebe im Westen, und wir berührten kurz ihre Bedeutung für die gesamte Welt. Wir erwähnten ferner die einzigartige Gelegenheit, die sich Christus heute bietet, und sprachen von der Rückwirkung, die ihn im Jahr 1945 veranlasste, von seinem geplanten Wiederkommen Kenntnis zu geben; zur gleichen Zeit gab er uns die Grosse Invokation als Hilfe in dem Vorbereitungswerk, mit dem wir uns unverzüglich zu befassen haben. Es scheint nun angebracht, etwas über die Art des von ihm geplanten Hilfswerkes und über die Lehren, die er voraussichtlich geben wird, nachzudenken. Die Tatsache, dass Offenbarungen und Lehren seit altersher ununterbrochen fortbestanden haben, ermächtigt uns zu wohlüberlegten Vermutungen und spirituellen Spekulationen über die voraussichtliche Richtung, die er in seinem Werk einschlagen wird.

Im Lauf der Jahre ist von verschiedenen Quellen - philosophischen Schulen und von Kirchen - über (62) Christus mancherlei gesagt und verkündet worden, über die ihm bevorstehende Situation und über die gegebenen Möglichkeiten seines Wiederkommens. Jünger, Aspiranten und Menschen guten Willens haben das ihrige getan, um die Welt auf seine sogenannte Wiederkunft vorzubereiten. Osten und Westen stehen heute in gleicher Erwartung. Wenn wir das Thema seines Werkes ins Auge fassen, müssen wir daran erinnern, dass der Lehrer des Ostens die Weisheit Gottes in sich verkörperte, die in der menschlichen Intelligenz (dem dritten Aspekt der Gottheit) zum Ausdruck kommt. In Christus wurde der zweite göttliche Aspekt in Vollkommenheit geoffenbart. Es fanden daher zwei Aspekte Gottes in ihm ihre volle Wesensäusserung: Licht und Liebe. Für den höchsten Aspekt, den Willen Gottes, steht die Verkörperung noch aus, und eben dafür bereitet sich Christus vor. Die Stufenfolge neuer Offenbarungen ist nicht unterbrochen. Und welche anderen Emanationen der göttlichen Natur sich zu einer späteren Zeit hier auf Erden noch verkörpern werden, darüber zu spekulieren, ist völlig zwecklos.

Die Einzigartigkeit der bevorstehenden Mission Christi und der für ihn so günstigen Umstände beruht darin, dass er - in sich selbst - zwei göttliche Energien vereint und zum Ausdruck bringt: Die Energie der Liebe und die Energie des Willens; die magnetische Machtfülle der Liebe und die dynamische Wirkungskraft des göttlichen Willens. Niemals in der langen, langen Geschichte der Menschheit war solch eine Offenbarung möglich gewesen.

Das Werk und die Lehre Christi wird für die christliche Welt schwer zu verstehen sein und von der östlichen Welt leichter aufgenommen werden. Kein Zweifel, dass der christlichen Welt ein harter Stoss oder eine unbequeme Darstellung der Wahrheiten dringend nottut, damit sie endlich erwacht, in dem weltweiten göttlichen Offenbarungswerk ihren Platz findet, in Christus den Repräsentanten aller Glaubensbekenntnisse sieht und ihn als rechtmässigen Weltenlehrer anerkennt. Er ist ein Lehrer für die ganze Welt, und nicht bloss für die Christen. Er selbst sagte uns, dass er noch andere (63) «Gemeinden» habe, und für diese bedeutete er genau so viel wie für die orthodoxen Christen. Sie mögen ihn nicht «Christus» nennen, sondern haben ihren eigenen Namen für ihn, folgen ihm aber ebenso wahrhaftig und treu nach wie ihre Brüder im Westen.

Wir wollen uns für einen Augenblick die irrtümlichen Auslegungen etwas näher ansehen, die man dem Evangelienbericht gab. Es ist eine alte, symbolische Erzählung, wie sie im Lauf der Zeiten schon oft dargeboten wurde, lange bevor Christus nach Palästina kam. Die Symbolik dieses Berichts wurde von Theologen so lange verdreht und entstellt, bis die kristallklare Reinheit der früheren Lehre und die unnachahmliche Einfachheit der Worte Christi völlig verschwanden und einer Umdichtung - voller Irrtümer - und einem Mummenschanz von rituellem Prunk, Besitztümern und menschlichem Ehrgeiz Platz machen mussten. Das Bild, das man sich heute über Christus macht, sieht so aus: Geboren auf unnatürlichem Weg, ein Lehrer und Prediger während dreier Jahre, ans Kreuz geschlagen und sodann wiederauferstanden, um die Menschheit zu verlassen und «zur rechten Hand Gottes» in asketisch-strengem Pomp zu thronen. Orthodoxe Christen zögern keinen Augenblick, alle anderen Arten, sich der Gottheit zu nähern, wie sie bei anderen Völkern, zu anderen Zeiten und in anderen Ländern gebräuchlich sind, als falschen Gottesdienst und «heidnischen» Glauben zu brandmarken, und sie fühlen sich als Christen zu jeder Einmischung berufen. Man hat die allergrössten Anstrengungen gemacht, um das orthodoxe Christentum denen aufzudrängen, welche die Inspirationen und Lehren Buddhas annehmen oder anderer Religionsstifter, die dafür verantwortlich sind, dass die göttlichen Offenbarungen ununterbrochen andauern. Das Hauptgewicht wurde, wie wir alle wissen, auf das «Blutopfer Christi» gelegt, auf das Kreuz und die Errettung des einzelnen, die von der Anerkennung und Annahme dieses Opfers abhängt. Man ersetzte die Zuversicht und das Vertrauen in unsere eigene Gottnatur, das uns von Christus selbst dringend ans Herz gelegt worden war, durch die Idee eines stellvertretenden Eins-Seins. Die Kirche Christi hat sich einen traurigen Ruhm erworben und ist - wie der Weltkrieg zeigte - wirkungslos und oberflächlich geblieben, zufolge ihres engstirnigen Bekenntnisses und Vernachlässigung der wirklichen Werte, durch ihren klerikalen Pomp, durch eine angemasste Autorität, durch ihren materiellen (64) Reichtum und dadurch, dass sie einen toten Christus auf den Altar hob. Seine Auferstehung wurde zwar angenommen, doch wurde von den Kirchen der grössere Nachdruck auf seinen Tod gelegt.

Zweitausend Jahre blieb Christus eine schweigende, passive Figur, weitabgerückt von der Wirklichkeit, durch endlose Debatten einer Armee von Erklärern und Predigern. Die Kirchen haben auf den sterbenden Christus am Kreuze hingewiesen, nicht aber auf den lebenden, arbeitenden, aktiven, gegenwärtigen Christus, der seinem Versprechen gemäss seit zwanzig Jahrhunderten in körperlicher Erscheinung bei uns gewesen ist.

Wir wollen daher versuchen, über Christi Tätigkeit und Leben - und demnach für unsere zukünftigen Hoffnungen - ein wahreres Bild zu gewinnen. Bemühen wir uns einmal, ihn uns als den immer gegenwärtigen, und doch göttlichen Menschen vorzustellen, der für die Zukunft Pläne ausarbeitet, um der Menschheit zu helfen, der seine Hilfsmittel überschaut und abschätzt, der seine Jünger beeinflusst, und der die Einzelheiten organisiert, die mit seinem Wiederkommen verbunden sind. Wir müssen den Glauben an die Tatsache göttlicher Offenbarung erwecken, und wir müssen die Kirche zu einem wirklichkeitsnäheren Verständnis für ihn und sein Werk bringen und anspornen. Wir müssen uns zum lebenden, handelnden, denkenden Christus hinwenden; wir dürfen nicht vergessen, dass der Evangelienbericht ewig wahr ist und lediglich der rechten Auslegung bedarf, und zwar im Licht des Platzes, der ihm in der langen Reihe göttlicher Offenbarungen zukommt. Seine Mission auf Erden vor zweitausend Jahren ist nur ein Abschnitt aus dieser Offenbarungsreihe und ist auch kein ausserordentliches Ereignis, das - ohne Bezug auf die Vergangenheit - nur eine Zeitspanne von dreiunddreissig Jahren hervorhebt und für die Zukunft keine klaren Hoffnungen gibt.

Welche Hoffnungen halten uns die orthodoxen Theologen, bar jeder Einbildungskraft, vor Augen? Es ist dieses Bild: In ferner Zukunft, die nur dem unerforschlichen Willen Gottes des Vaters bekannt ist, wird sich Christus von seinem Sitz zur rechten Hand Gottes erheben und in Begleitung seiner Engel und der unsichtbaren Kirche unter Trompetenschall aus den Wolken (65) des Himmels herabsteigen und in Jerusalem erscheinen. Die Schlacht, die dort zu dieser Zeit wütet, wird ihr Ende finden, und er wird in die Stadt Jerusalem einziehen, um dort tausend Jahre zu regieren. Während dieser tausend Jahre wird der Teufel (oder das Prinzip des Bösen) gefesselt und in Ketten gelegt, und es wird da einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. Darüber hinaus wird uns nichts verheissen; die Menschen hegen aber weit grössere Hoffnungen, so dass dieses Bild sie nicht besonders interessiert.

Hinter dieser Darstellung steht bei richtiger Betrachtung die menschliche, liebende, göttliche Gegenwart Christi, der göttliche Liebe verkörpert und göttliche Macht ausübt, der seine Kirche leitet und das Reich Gottes auf Erden aufrichtet. Was ist diese Kirche Christi? Sie besteht aus all denen, die das Leben Christi (oder das Christus-Bewusstsein) bereits in sich tragen oder bei denen es im Begriff ist, zum Ausdruck zu kommen; sie ist die Gesamtheit all derer, die ihre Mitmenschen lieben, denn die Liebe zum Nächsten ist jene göttliche Eigenschaft, die uns zu Vollmitgliedern der Gemeinschaft Christi macht. Nicht die Annahme eines historischen Ereignisses oder die Glaubensmeinung von Theologen ist es, was uns mit Christus in Verbindung bringt. Wahre Bürger im Reich Gottes sind all jene, die aus innerem Antrieb und mit Vorbedacht das Licht suchen, und die durch selbst-auferlegte Disziplin den Versuch unternehmen, vor den «Einen Grossen Initiator» hinzutreten. Die Mitglieder dieser weitverbreiteten Gruppe - sie mögen in einem physischen Körper leben oder diesen verlassen haben - nehmen die Lehre von der Einheit aller Menschen an: «Die Menschensöhne sind eins.» Sie wissen, dass Gott sich ohne Unterbrechung und stets aufs neue offenbart, und dass sich der Plan Gottes auf Erden auswirkt.

Es leben viele hier auf Erden, die wissen, dass durch die Mitarbeit, Inspiration und Unterweisung jener Menschensöhne, die durch hartes tägliches Leben ihren göttlichen Kern freigeschmiedet haben, das Reich Gottes auf Erden erstehen wird. Diese Wissenden arbeiten nun unter der direkten Beeindruckung Christi sehr aktiv daran, (66) die Menschheit aus dem Dunkel ins Licht und aus dem Tod in die Unsterblichkeit zu führen.

Dies sind die grossen zugrunde liegenden Wahrheiten, die für Christus, Buddha und die Kirche Gottes charakteristisch sind, und die im Osten und im Westen gleicherweise zum Ausdruck kommen; dies sind die einzigen Wahrheiten, auf die es ankommt. In Zukunft werden sich die Augen der Menschheit auf Christus richten und nicht auf solche von Menschen geschaffene Institutionen, wie es die Kirchensysteme und ihre Würdenträger sind. Christus wird gesehen und verstanden werden, wie er wirklich ist, wie er durch seine Jünger wirkt, durch die Meister der Weisheit und durch seine Anhänger, die sich ungesehen (und meistens unerkannt) hinter dem Vorhang des Weltgeschehens abmühen und plagen. Man wird erkennen, dass sein Wirkungsbereich die Menschenherzen sind und auch die bevölkerten Marktplätze, aber nicht steinerne Paläste und Pomp und Zeremonien kirchlicher Hauptquartiere.

Unsere Untersuchung des zukünftigen Werkes Christi basiert notwendigerweise auf drei Voraussetzungen:

1. Dass das Wiedererscheinen Christi unvermeidlich und sicher ist.

2. Dass er heute wie früher durch die geistige Hierarchie unseres Planeten - deren Haupt er ist - zum Wohl der Menschheit tätig war und ist.

3. Dass er bei seinem Wirken und Kommen gewisse Lehren geben und bestimmte Energien auslösen wird. Man vergisst zu leicht, dass sein Kommen ihm eine Periode intensiver Vorbereitung aufbürdet. Auch er arbeitet unter dem Einfluss des Gesetzes und ist der Kontrolle verschiedenster Kräfte ausgesetzt, genau wie wir alle es sind, nur in einem viel geringeren Mass.

Sein Wiederkommen ist bestimmt und beeinflusst von der Reaktion der Menschheit selbst, er muss sich an diese Reaktion halten. Sein Werk ist auch gewissen Phasen (67) geistigen und periodisch ablaufenden Gestehens unterworfen, die zeitlich vorbestimmt sind; und es ist auch von Impressionen abhängig, die aus höheren Ebenen kommen als diejenigen, auf denen er normalerweise wirkt. So wie die Angelegenheiten der Menschen seine Tätigkeit beeinflussen, ebenso haben auch die grossen «Entschliessungen» und die «tiefgehenden Regelungen im Willen Gottes» ihre starken Wirkungen auf seine Aktionen. Die menschliche Seite (oder Natur) Christi reagiert vollkommen und feinfühlig auf den dringenden und bittenden Ruf der Menschen; gleicherweise ist seine göttliche Seite (oder Natur) für jene Energien empfänglich, die aus dem «Zentrum, wo der Wille Gottes thront», kommen. Er muss diese beiden Faktoren ausgleichen und zeitlich aufeinander abstimmen. Es ist kein leichtes Unterfangen, aus dem sogenannten menschlichen Übel das Gute hervorzubringen. Christus überblickt das weite Arbeitsfeld mit visionärem Auge, und er ist sich der Bedeutung der Gesetze von Ursache und Wirkung, von Aktion und Reaktion so sehr bewusst, dass es für ihn wahrlich nicht einfach ist, für die Art und den Zeitpunkt seines Vorgehens die richtige Entscheidung zu treffen. Menschen sind gewöhnt, alles, was sich ereignet oder noch kommen mag, vom rein menschlichen und nächstliegenden Standpunkt aus zu betrachten; sie haben wenig Verständnis für die Probleme, Entscheidungen und Verwicklungen, mit denen sich Christus auseinanderzusetzen hat. Seine erklärten Jünger teilen seine Sorgen. Es ist ihre Aufgabe, «das Denken, das in Christus lebt», in den Menschen zu entfalten; und damit helfen sie, den Weg zu bereiten für «das Kommen seiner Füsse», wie es die Bibel ausdrückt (Hebräer 12, 13). Wer wie er, Leben und Ereignisse im Licht geistiger Werte betrachtet, wird mithelfen, die Verkündigung der neuen Lehre zu erleichtern und das Gerüst für die neue Weltreligion zusammenzufügen. So erhalten wir einen frischen Eindruck über Gottes Absichten und eine lebendige Innenschau in die Denkart derer, die den Göttlichen Willen verwirklichen und die Zukunft der Menschheit aufbauen. Wir wollen daher nicht nur Christi Möglichkeiten, uns zu helfen, (die übliche Darstellung) richtig einschätzen, sondern auch an die Krisen und Probleme denken, die sich ihm bei der Durchführung des geplanten Werkes entgegenstellen.
 

(68)

I. Die Krisen Christi.

Im Leben eines jeden Jüngers kommt es zu einem Krisenpunkt, besonders im Leben derer, die vor gewissen grossen Bewusstseinserweiterungen stehen. In diesem kritischen Zeitpunkt werden - freiwillig oder unfreiwillig - Entscheidungen getroffen. Danach befindet sich der Jünger auf einem Spannungspunkt; die Entscheidung ist gefällt, und der nächste Schritt erscheint ihm klarer und beeinflusst seine weitere geistige Einstellung. Sobald während der Spannungsperiode das Werk getan ist, kommt es zu einem Punkt, an dem neue Entwicklungsmöglichkeiten sichtbar werden. Dieser Moment des Erschauens ist beides, ein Abrücken von alten Erfahrungen und ein Hineintreten in ein neues Erfahrungsgebiet.

Christus selbst macht keine Ausnahme von dieser dreifachen Erfahrung. Zum besseren Verständnis wollen wir diese drei Phasen (auch wenn sie sich im Grunde nicht recht dafür eignen) zu den Aktionen und Reaktionen Christi in Beziehung setzen.

Für ihn gibt es keine Krisen in unserem Sinn. Seine Periode der Spannung ist nicht von krampfhaften Anstrengungen begleitet. Immerhin ist die Parallele zutreffend genug, um uns eine Ahnung zu geben, was sich im inneren Bewusstsein, das die geistige Hierarchie kennzeichnet, abspielt. Diesem Bewusstseinszustand können wir den Namen «spirituelles Erfassen» geben, im Gegensatz zum «gedanklichen Erfassen» der Menschen. Wir müssen verstehen, dass der Krisenpunkt, der den Zustand der Spannung im Gefolge hat, (dem sich Christus sozusagen aus freien Stücken unterwirft) eine hierarchische Angelegenheit (oder Begebenheit) ist, da die ganze Hierarchie in diese Krise mit verwickelt ist. Der Grund dafür ist einfach: Christus und seine Mitarbeiter leben und arbeiten nur im Gruppenbewusstsein. Eine separatistische Teilnahme am Werk oder ein individueller Standpunkt sind ihnen ganz unbekannt, (69) denn ihr Bewusstsein schliesst alle Seelen ein und niemanden aus.

Wenn wir also zur Deutung der göttlichen Reaktionen Christi und seiner Jünger die menschliche Terminologie benützen, dann müssen wir uns klarmachen, dass der Krisenpunkt, der für den hierarchischen Spannungszustand und für die mögliche Wiederkunft Christi verantwortlich ist, hinter Christus liegt, weit zurück auf dem Feld langer Erfahrungen. Die Spannung, die jetzt die Angelegenheiten der geistigen Hierarchie und ihrer vielen Arbeitsgruppen beherrscht und leitet, ist eine Folge dieser Krise. Der «Höhepunkt der Entscheidung» (wie er in hierarchischen Kreisen genannt wird) wurde in der Zeit zwischen dem Juni-Vollmond 1936 und dem Juni-Vollmond 1945 erreicht. Die Periode der Entscheidung erstreckte sich demnach über neun Jahre, eine verhältnismässig kurze Zeitspanne; sie resultierte in dem Entschluss Christi, auf Erden wieder in sichtbare Erscheinung zu treten, und zwar so bald als möglich, also viel früher, als es geplant gewesen war.

Diese Entscheidung wurde naturgemäss erst nach Befragung des Herrn der Welt gefällt, des «Alten der Tage» (nach dem alten Testament), des «Einen, in dem wir leben, weben und sind» (nach dem Neuen Testament). Er ist der Hüter und Wahrer des Willens Gottes. Die Entscheidung war auch mit der vollen Zustimmung und in Zusammenarbeit mit den Meistern und älteren Eingeweihten getroffen worden. Das konnte auch nicht anders sein, denn ihre Teilnahme und Hilfe ist eine zwingende Notwendigkeit. Sie müssen mit ihm in Gedanken verbunden sein und zusammenarbeiten, denn sein Wiedererscheinen bedeutet gleichzeitig eine grosse hierarchische Annäherung an die Menschheit, - ein wahrhaft titanisches geistiges Ereignis!

Dessenungeachtet lag die Entscheidung bei Christus allein; sie stellte in seiner Erfahrung nicht nur einen Krisenpunkt dar, sondern auch einen Höhepunkt göttlicher Wesensäusserung. Wir müssen in aller Ehrerbietung und im Rahmen unserer menschlichen Erkenntnis (70) dessen eingedenk sein, dass es im evolutionären Werdegang unseres Planeten (und ebenso des Weltalls) keinen Stillstand gibt; da gibt es nichts anderes als Entwicklung und Fortschritt, ein dauerndes Vorwärtsschreiten zu immer grösserem Vollbringen, bis zur krönenden Vollendung. Diesem grossen, universalen Gesetz ist auch Christus unterworfen. In schuldiger Ehrerbietung wollen wir nochmals andeuten, dass auch er auf dem Weg zu Gott mit neuen Erfahrungen weiterschritt und (wenn man es so ausdrücken darf) dem Allvater, dem Einen Universalen Leben nähersteht als je zuvor. Sein umfassendes Wahrnehmen und Begreifen des Willens Gottes ist tiefer und das Erfüllen dieses Willens in grösserer Übereinstimmung mit den Absichten Gottes, als es vor zweitausend Jahren in Palästina der Fall war. Notwendigerweise wuchs auch bei Christus das Wahrnehmungsvermögen, die Absicht der göttlichen Gedanken zu erkennen, die in jener Identität verkörpert sind, der wir den Namen Gott geben.

Nicht länger braucht Christus in Verzweiflung zu sagen: «Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe!» Er hat seinen persönlichen Willen völlig aufgegeben und ist nur vom Willen des Vaters erfüllt; seine Entscheidungen sind das Ergebnis der erworbenen Fähigkeit, den göttlichen Willen voll zum Ausdruck zu bringen. Es ist schwierig, die von ihm erreichte Stufe mit anderen Worten zu beschreiben. Bibelerklärer haben in blinden Worten versucht, sein Gethsemane-Erlebnis zu bemänteln; sie haben, was ihnen als Schwäche erschien, einem Aufflackern der menschlichen Natur in Christus zugeschrieben und daher von einem zeitweiligen Untertauchen seiner göttlichen Natur gesprochen. Sie wurden in diese Alternative gedrängt, da die herrschende theologische Anschauung dem Christus göttliche Vollkommenheit zuspricht, eine absolute, souveräne und endgültige Vollkommenheit, auf die er selbst niemals den leisesten Anspruch erhob. Heute ist er dieser Vollendung näher als damals in seinen Erdentagen. Es war dieses Hineinwachsen in Gottes Bewusstsein, das es ihm möglich machte, die rechte Wahl und Entscheidung zu treffen, nicht nur für sich selbst, (71) sondern auch für die geistige Hierarchie; das erwies sich in den Jahren der Entscheidung, also vor dem Juni 1945.

Gemäss Gottes Willen soll er auf Erden wieder sichtbar erscheinen. Er soll die Aufsicht übernehmen, dass das Reich Gottes auf Erden Wirklichkeit werde; er soll die Mysterien der Einweihung in einer solchen Form neu einsetzen, dass sie als Grundlage für die neue Weltreligion dienen können. Vor allem aber soll er das Wesen des göttlichen Willens kundtun. Dieser Wille wird oft als eine Macht angesehen, die Dinge tut, Situationen herbeiführt, Tätigkeiten einleitet und Pläne ausarbeitet, oft unbarmherzig ausarbeitet. Diese Definition ist für die Menschen die einfachste, da sie im Sinn des eigenen Willens, des Willens zur Verbesserung der persönlichen Lage, begriffen und verstanden wird. Diese Art von Willen ist selbstsüchtig und wird zuerst unrichtig verstanden; aber in dem Mass, wie die Evolution ihr wohltätiges Erziehungswerk durchführt, gleitet sie schliesslich in Selbstlosigkeit hinüber. Dann wird der Wille im Sinn des hierarchischen Planes aufgefasst, und die Anstrengungen des Einzelmenschen gehen dahin, seinen persönlichen Eigenwillen zurückzustellen und mit dem Willen der Gruppe zu verschmelzen; die Gruppe selbst ist ein Aspekt oder eine Seite hierarchischer Bemühungen. Diese Orientierung ist ein grosser Schritt vorwärts und wird schliesslich zu einer Bewusstseinsänderung führen.

In diesem Stadium befinden sich heutzutage die meisten Aspiranten. Der Wille ist jedoch in Wirklichkeit etwas ganz anderes, als es diese Auswirkungen charakterisieren, die im Bewusstsein des Menschen auftauchen, wenn er es unternimmt, den «Göttlichen Willen» von dem Niveau seiner derzeitigen Entwicklung aus zu definieren. Der Schlüssel zum Verständnis ist in den Worten zu finden: «Alle Erscheinungsformen entwerten». Wenn der Lockruf der Materie kein Gehör mehr findet und das Verlangen ausstirbt, dann gewinnt die anziehende Kraft der Seele die Oberhand. Das Schwergewicht, (72) das so lange auf den einzelnen Menschen, auf individuelle Lebensweise und Betätigung gelegt wurde, verschiebt sich zu Gunsten des Gruppen-Lebens und der Gruppen-Zielsetzungen; dann werden durch die wirkungsvolle Kraft der Hierarchie und der Jüngergruppen der Meister die niederen Tendenzen verdrängt und die weniger wichtigen Brennpunkte der Interessengebiete hintangesetzt. Wenn diese dann ihren rechtmässigen Platz im Bewusstsein gefunden haben, dann erst kann der Einfluss des göttlichen Willens-Aspektes empfunden werden, und zwar völlig losgelöst von Erscheinungsformen und ohne jede Beziehung zu Gruppen.

Im Licht des göttlichen Willens traf Christus gewisse grundlegende Entscheidungen und beschloss, diese in verhältnismässig naher Zukunft zur Ausführung zu bringen; das genaue Datum seines Kommens ist nur ihm selbst und wenigen älteren Mitarbeitern bekannt. Doch alle diese zukünftigen Ereignisse liegen verhüllt in einer bestimmten, fundamentalen Entscheidung, welche die Menschheit selber treffen muss. Zu dieser Entscheidung kommt es erst durch neue Tendenzen im menschlichen Denken, und sie ergibt sich als Folge einer subjektiven menschlichen Reaktion auf den Entschluss, den Christus und die geistige Hierarchie, die unsichtbare Kirche, bereits gefasst haben.

Der Beweggrund für dieses Wiederkommen ist vollständig geklärt und von Christus klar erfasst. Das von ihm vor zweitausend Jahren begonnene Werk muss vollendet werden; die neue Weltreligion muss ins Leben gerufen werden; die Bedürfnisse und Notschreie einer Menschheit, die um Hilfe ruft, können nicht unbeachtet bleiben; es müssen alle Schritte unternommen werden, die einer machtvollen, hierarchischen Initiative vorangehen, bei der Christus die führende Rolle spielt; die Ereignisse, die für die «Zeit des Endes» charakteristisch sind, können nicht verschoben werden.

Die Belohnung, die Christus verliehen wurde, als er seine Entscheidung als endgültig und unwiderruflich verkündet hatte, (wenn man darüber in ehrerbietiger und symbolischer Weise sprechen darf), war die Erlaubnis oder eigentlich das Recht, eine gewisse grosse Invokation zu benützen, - was vordem niemals eingeräumt worden war - und zwar auf zweierlei Art und Weise: (73)

1. Als einen hierarchischen Anruf an jenes «Zentrum, wo der Wille Gottes thront.»

2. Als ein Weltgebet, dessen Worte so einfach sind, dass es von allen Menschen verständnisvoll angewendet werden kann.

Das Recht, bestimmte Worte mit magischer Kraft (oder «zielgerichtete» Strophen) zu gebrauchen, ist niemals leicht gewährt worden. Der Entschluss Christi, wieder unter Menschen zu erscheinen und seine Jünger mitzubringen, erbrachte diese Erlaubnis seitens des Herrn der Welt, des Alten der Tage.

Nachdem der Höhepunkt der spirituellen Krise erreicht und als deren Folge die Entscheidung gefallen war, folgte die Periode der Spannung. In diesem Zustand spiritueller Spannung arbeitet nun die unsichtbare Kirche, macht ihre Pläne und bringt die auf Erden tätigen Jünger Christi in dieselbe Verfassung spiritueller Spannung. Der Erfolg der Rückkehr Christi in sichtbare Gegenwart und ebenso andere Faktoren (die sich auf sein Wiederkommen beziehen) sind von Ereignissen und Anknüpfungen abhängig, die während dieser Spannungsperiode eintreten bzw. zustandekommen. Bei jeder Spannung wird - gleichgültig, welcher Zeitfaktor damit verbunden ist, - Energie erzeugt, die für künftige Nutzung bereitsteht; diese Energie kann derartig kondensiert werden, dass ihre Wirkungswelle dorthin dirigiert werden kann, wo und wann sie gebraucht wird. Das ist eine Feststellung, die natürlich nicht leicht zu verstehen ist. Spannung ist - symbolisch ausgedrückt - eine Kraftzentrale. Heute nehmen diese Energien, die für das Reich Gottes ganz besonders charakteristisch sind, an Intensivität zu und bekommen durch Vermittlung der Meister der Weisheit und in Übereinstimmung mit dem Willen Christi ihre Richtung angewiesen.

Während das Potential dieser Energien seit dem Juni-Vollmond 1945 ständig zunimmt, haben sich drei Ereignisse (74) abgespielt, die für das Erfahrungsleben Christi (und daher auch der Hierarchie) von grosser Bedeutung sind; deren Auswirkungen beginnen sich bereits zu festigen. Ich kann auf diese Ereignisse lediglich hinweisen, denn die wahre Natur dessen, was hier gesagt wird, entzieht sich jeglicher Nachprüfung. Anzeichen für die Richtigkeit dieser Ereignisse können nur in «Möglichkeiten», «Wahrscheinlichkeiten» und durch das Gesetz der Entsprechung gefunden werden. Die Auswirkungen werden jedoch zu bemerken sein, besonders nach dem «Moment des Erschauens.» Die drei Ereignisse können folgendermassen beschrieben werden:

1. Der Geist des Friedens stieg herab und kam über Christus. Das Neue Testament gibt von einem ziemlich ähnlichen Ereignis Zeugnis. In dem Kapitel über die Taufe lesen wir: «Und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und sich über ihm niederlassen. (Matth. 3, 16.) Dieser «Geist» ist ein Wesen von unvorstellbarer kosmischer Macht; er überschattet heute Christus in der gleichen Weise, wie Christus vor zweitausend Jahren den Meister Jesus überschattete und durch ihn wirkte. Dieser Geist des Friedens ist nicht der Inbegriff einer gefühlvollen, bewegungslosen Stille, die nun den irdischen Aufruhr beenden und ein Zeitalter des Friedens bringen wird. In einem geheimnisvollen Sinn ist er der Geist des Gleichgewichts; er bedient sich des Gesetzes von «Ursache und Wirkung», und man wird bald einsehen und erkennen, dass sein Eingreifen unvermeidlich notwendig ist. Sein Wirken wird sich in zwei Etappen bemerkbar machen: Langsam und stufenweise bis zur Wiederkunft Christi, und danach voll und ganz.

a. Das Chaos, der Aufruhr und die Verwirrung der Gefühle und Gedanken in der heutigen Welt werden (in Übereinstimmung mit dem Gesetz) von einer entsprechenden Periode friedlicher Stille, beruhigter Gemüter und ausgeglichenen Denkens abgelöst werden; solcherart wird die Menschheit in eine neue Phase der Erfahrung und der Freiheit geführt werden. Der wiederhergestellte und neu geregelte Friede wird für die durchgemachten Zeiten der Unruhe einen angemessenen Ausgleich bringen.

b. Der Hass, der heutzutage die Welt beherrscht, wird durch den Einfluss des Geistes des Friedens, der durch Christus (die verkörperte Gottesliebe) (75) wirkt, durch verwirklichten Guten Willen ausgeglichen werden. Das Wüten masslosen Hasses, der sich seit Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zunehmend der Menschheit bemächtigt und heute einen neuen Höhepunkt erreicht hat, ist eine Art Garantie, dass die Epoche des guten Willens erscheinen muss. Als Folge der Aktivität des Geistes des Friedens wird sich später ein ebenso grosses Mass von Liebes-Energie bemerkbar machen, die durch den Friedensfürsten (wie Christus manchmal genannt wurde - Jesaja 9, 6) ausgestrahlt wird.

Dieses spirituelle Wesen wird nicht von seiner hohen Wirkungsstätte herabsteigen, von wo aus er seine Energien aussendet; vielmehr wird Christus als Empfänger und Durchflussrohr für diese machtvollen Ausstrahlungen dienen. Das Einströmen seiner göttlichen Energie (einer ausserplanetarischen Energie) wird den guten Willen verwirklichen und schliesslich den Frieden auf Erden bringen. Durch den guten Willen werden rechte menschliche Beziehungen geschaffen werden. Die Menschheit nahm (unbewusst natürlich) den ersten Impuls dieser Energie im Mai 1939 und ein zweitesmal im Juni 1945 wahr.

2. Die evolutionäre Kraft, der wir den Namen «Christus-Bewusstsein» geben (welcher Ausdruck in der heutigen Zeit von den metaphysischen Gruppen stark benützt wird), konzentrierte sich in der Person Christi in einer bisher unbekannten Art und Weise. Damit ist die starke, in jedem Menschenherzen schlummernde Wirkungsfähigkeit gemeint, die Paulus beschrieb als «Christus in euch, die Hoffnung auf ewige Herrlichkeit» (Kolosser 1, 27). Es ist jene Kraft, die gemäss dem Gesetz der Evolution den Menschen schliesslich in das Reich Gottes bringt und «hingelangen lässt zum Vollmass des Wuchses in der Fülle Christi» Eph. 4, 13). Christus ist seit jeher ein Symbol dieser mächtigen Kraft und ewigen Herrlichkeit (76) gewesen. In der jetzigen Periode hierarchischer Spannung und infolge seines Entschlusses, wiederzukommen, verkörperte sich diese Energie in Christus, und dadurch trat er zur Menschheit in engere Beziehung. Andere grosse Gottessöhne sind «Kanäle» dieser Energie für die niedrigeren Lebensbereiche, aber in bezug auf die Menschheit nimmt Christus einen einzigartigen Platz ein. Um diesen Gedanken symbolisch auszudrücken: Diese Energie erschafft eine lebendige Brücke vom Menschenreich zum Gottesreich, vom vierten Naturreich zum fünften. Christus ist der Hüter dieser Energie, aber nur vorübergehend für die Dauer dieser menschlichen Krise. Er kann daher in den Menschenherzen die Resonanz verstärken, so dass die Menschen fähig werden, ihn bei seiner Wiederkunft zu erkennen und zu wissen, wer und was er ist. Dieses Durchschleusen oder Weiterleiten der Energie begann am Ende des Weltkrieges und geht noch immer weiter; das ist auch der Grund für die überall spürbaren Tendenzen nach Verbesserungen, für die stärkere Beachtung des Prinzips «Miteinander-Teilen» und für den unleugbar gesunden Kern im Herzen und Denken der Menschen, und zwar mehr bei der grossen Masse (wenn sie richtig informiert wird) als bei ihren Führern.

3. Wie jedermann weiss, ist die Geschichte der Menschen im Grund genommen die Geschichte der grossen spirituellen Sendboten, die - von Zeit zu Zeit, in den Stunden menschlicher Krisen - die verborgene Residenz des Allerhöchsten verliessen, um zu helfen, zu inspirieren, Offenbarungen zu bringen und um die Menschheit zu führen und zu leiten. Geschichte ist also die Einführung und Darstellung neuer Ideen, auf welche die Menschheit aufmerksam gemacht wurde, und diese Ideen entwickelten sich im Lauf der Zeit zu Zivilisationen und Kulturen. Die Not der Menschheit ist heute so gross und die Gelegenheit so günstig, dass solch ein «Sohn Gottes» - während dieser Zeit der Spannung - mit Christus zusammenzuarbeiten sucht. Zufolge der Entscheidung Christi und seiner «spirituellen Verschmelzung» mit dem göttlichen Willen wurde der Avatar der Synthese für die gegenwärtige Epoche der enge Verbündete Christi. (77) Das ist ein Ereignis von allergrösster planetarischer Bedeutung. Diese enge Verbindung und die geplante Hilfe datieren von der Zeit an, seit die Grosse Invokation verkündet wurde und von den Menschen angewendet wird. In klarer Einschätzung der ungeheuren Aufgabe, vor der Christus steht, will der Avatar der Synthese ihm einen Rückhalt geben; der «schweigende Avatar» will ihm helfend zur Seite stehen und wird (symbolisch gesprochen) ein Auge auf ihn halten und den Weg ebnen, und beider Herzen werden im gleichen Takt pulsieren.

Dieses grosse Wesen steht in enger Beziehung zum göttlichen Willens-Aspekt, und sein Zusammenarbeiten mit Christus wurde dadurch möglich, dass Christus die Übereinstimmung mit dem höchsten geistigen Willen erlangt hatte. Er wirkt nach dem grossen Naturgesetz der Synthese, das «Einswerden», «Vereinigen» und «Verschmelzen» hervorbringt. Seine Funktion besteht darin, (in Harmonie mit der Energie Christi) den spirituellen Willen in der Menschheit zu erwecken, den Willen zum Guten; sein machtvolles Wesen ist derzeit auf drei Gebieten wirksam:

a. Innerhalb der geistigen Hierarchie; hier offenbart er das Wesen des göttlichen Willens zum Guten, den das Reich Gottes zum Ausdruck bringen muss sowie die Natur der göttlichen Absichten.

b. In der Versammlung der Vereinten Nationen, nicht aber im Sicherheitsrat; er erzeugt hier einen immer stärker werdenden Willen zur Einigung.

c. In den Volksmassen auf der ganzen Welt; er nährt das Verlangen nach allgemeiner Verbesserung.

Sein Wirken ist notwendigerweise eine Tätigkeit im grossen, da er seine Energien nur durch das Massenbewusstsein leiten kann, wie z.B. durch die gruppenbewusste Hierarchie, die Vereinten Nationen oder die Menschheit. Der Brennpunkt seiner Anstrengungen und der Vermittler, durch den er seine Energien verteilen kann, ist die Neue Gruppe der Weltdiener; diese Gruppe steht in einzigartig naher Beziehung zu diesem Avatar der Synthese.  (78) Das Hauptziel der Neuen Gruppe der Weltdiener besteht und bestand seit jeher darin, alle wirksamen Vermittler des guten Willens (die auf die Energie des göttlichen Willens zum Guten reagieren) zusammenzubringen. Ihre Arbeit kann nun - im Aufbau und Neuschaffen - durch das Bündnis des Avatars der Synthese mit Christus gesteigert werden. Es ist ihre Aufgabe, das Neue Zeitalter einzuleiten; in diesem Neuen Zeitalter werden die fünf Naturreiche anfangen, als schöpferische Einheit zu funktionieren. Ihr Programm besteht aus den folgenden Abschnitten, Funktionen oder Tätigkeiten:

a. Die Bildung einer menschlichen Synthese oder Einheit, die zur universellen Anerkennung der einen Menschheit führt, als Folge rechter menschlicher Beziehungen.

b. Die Anbahnung einer rechten Einstellung zu den niederen Naturreichen, die in der universellen Einsicht gipfelt, dass es nur eine Welt gibt.

c. Die Verankerung des Reiches Gottes, der planetarischen geistigen Hierarchie, in offener Form auf Erden, die zur universalen Erkenntnis führt, dass die Menschensöhne eins sind.

Diesen Zielen wird der Avatar der Synthese seine Unterstützung und Hilfe geben, und aus diesem Grund hat er sich mit Christus verbündet, der nach den Instruktionen aus dem «Zentrum, wo der Wille Gottes thront», durch die Hierarchie wirkt und arbeitet. Das obige Programm und die drei vorher genannten Wirkungsbereiche seiner Energie traten während der Spannungs-Periode in ein aktives Stadium, in der sich Christus und die Hierarchie derzeit befinden. Das alles dient dem Plan, Energien «umzuleiten» und zum Wohl der Menschheit zusammenzufassen; all dies ist die Folge der Entscheidung, die Christus nach seiner Krise getroffen hat; und alles steht im Zusammenhang mit der Vorbereitung, (79) welche die Hierarchie für das Wiederkommen Christi trifft.

II. Christus als Vorbote des Wassermann-Zeitalters

Es wird so leicht die Tatsache übersehen, dass Christus, der seine Aufgabe als Lehrer und geistiger Führer der Menschheit während des Zeitalters der Fische (das sich nun rasch dem Ende nähert) klar vor Augen hatte, sich ebenso klar das Werk vergegenwärtigte, das er durchzuführen gedachte, wenn dieses Zeitalter zu Ende gehen und der neue Astronomische Zyklus beginnen würde.

Der christliche Durchschnittsmensch weiss seltsamerweise nichts von den Zeiten und Zyklen, durch die unser Planet infolge der Sonnenprogression hindurchgeht. Die derzeit zweifelhafte astrologische Wissenschaft hat das berechtigte menschliche Interesse an der Astronomie sowie die spirituelle Deutung des Durchganges der Sonne durch den Tierkreis auf ein Nebengeleise geschoben. Im Neuen Testament jedoch tritt diese Anerkennung klar zutage und durchzieht die Darstellung der ganzen biblischen Geschichte; ähnliches gilt für das Alte Testament. Was denn sonst war die Sünde der Kinder Israels in der Wüste, als ein Rückfall in den alten Mithras-Kult, der die Zeitepochen charakterisiert, da die Sonne «im Zeichen des Taurus, des Stiers» war, wie es astronomisch heisst. Sie fielen vor dem goldenen Kalb nieder und beteten es an und vergassen dabei die neue Lehre des Widder-Zeitalters, in das sie damals eintraten; die Lehre vom Bock oder Widder färbt bekanntlich die ganze jüdische Geschichte.

Die Tatsache, dass Christus der Lehrer der neuen Periode war, (als die Sonne in das Tierkreiszeichen Fische rückte) ist vergessen, wiewohl sich diese Epoche klar im Symbol des Fisches dokumentiert, und diese Symbolik ist in allen vier Evangelienberichten zu finden. Das Symbol des Fisches (80) ist das astrologische Zeichen für Pisces, und zwar seit unvordenklichen Zeiten. Aber Christus fasste auch sein zukünftiges Werk ins Auge, das er im Wassermann-Zeitalter zu tun gedachte, im nächsten Zeichen, in das die Sonne eintreten würde. Vor seinem «Entschwinden» nahm er Bezug auf das Symbol des Wassermann-Zeitalters und die Aufgabe, die er dann erfüllen würde. Mit seinen zwölf Jüngern dramatisierte er eine eindrucksvolle Episode, die das Werk andeutet, das er nach zweitausend Jahren, nach Ablauf des Fische-Zeitalters unternehmen würde. Er gab seinen Jüngern den Auftrag, in die Stadt zu gehen; dort würden sie einen Mann treffen, der einen Wasserkrug trägt; diesem sollten sie bis in den oberen Raum folgen, und dort sollten sie das Gemeinschaftsmahl richten, an dem er mit ihnen teilnehmen werde (Lukas 22, 10). Die Jünger taten wie geheissen, und das letzte Abendmahl fand statt. Das alte Symbol für das Aquarius-Zeichen (in das nun unsere Sonne eintritt) ist das eines Wasserträgers, eines Mannes mit einem Wasserkrug. Das Eintreten der Sonne in das Wassermann-Zeichen ist eine astronomische Tatsache, wovon sich jedermann überzeugen kann, indem er einfach an eine Sternwarte schreibt; es ist keine astrologische Vorhersage. Die grosse geistige Errungenschaft und das evolutionäre Ereignis des jetzigen Zeitalters wird in der Gemeinschaft aller Völker und deren gegenseitigen menschlichen Beziehungen bestehen; dann werden die Menschen in der Lage sein, sich in Anwesenheit Christi zu Tisch zu setzen und miteinander Brot und Wein (die Symbole der Nahrung) zu teilen. Die Vorbereitungen für dieses «gemeinschaftliche Festmahl» (symbolisch gesprochen) sind im Gang. Es sind die grossen Massen selber, die diese Vorbereitungen treffen: sie kämpfen und quälen sich ab und suchen den wirtschaftlichen Unterhalt der Nationen durch Gesetze sicherzustellen; die Ernährungsfrage ist das Hauptthema aller Gesetzgeber in allen Ländern. Dieses «Miteinander-Teilen» fängt auf der physischen Ebene an und wird sich auch bei allen anderen menschlichen Beziehungen als wahr erweisen. Das wird das grosse Geschenk des Wassermann-Zeitalters für die Menschheit sein. Das wurde von der Kirche nicht beachtet, und ihre Geistlichen können die Tatsache nicht wegdisputieren, dass die Juden ihre Vorliebe für die Verehrung des goldenen Kalbes, (81) (wie sie im Taurus-Zeitalter gang und gäbe war), weiterhin bekundeten, dass ferner die jüdische Gesetzesordnung das Symbol des Sündenbocks oder Widders im Aries-Zeitalter benützte, und schliesslich, dass die Christen in der christlichen Ära (dem Zeitalter der Fische) das Symbol des Fisches nachdrücklich betonten.

Christus kam, um die jüdische Gesetzesordnung zu Ende zu bringen; diese hätte nach Erreichen ihres Höhepunktes und als die Sonne aus dem Aries-Zeichen in das der Fische überging, als Religion verschwinden sollen. Daher stellte er sich als ihr Messias dar, der durch die jüdische Rasse in Erscheinung trat. Dadurch, dass die jüdische Rasse Christus als den Messias ablehnte, verblieb sie symbolisch und praktisch im Aries-Zeichen, im Zeichen des Bockes. Sie müssen - wieder symbolisch gesprochen - erst noch in das Fische-Zeitalter übergehen und ihren Messias anerkennen, wenn er im Wassermann-Zeitalter wiederkommt. Wenn sie es nicht tun, dann werden sie wieder in ihre alte Sünde zurückfallen, das heisst, sich gegen den evolutionären Prozess auflehnen und widerspenstig bleiben. In der Wüste wiesen sie alles, was neu und spirituell war, ab; vor zweitausend Jahren taten sie es in Palästina wieder; werden sie es bei der nächsten Gelegenheit noch einmal tun? Die Schwierigkeit mit den Juden besteht darin, dass sie sich mit einer Religion, die fast fünftausend Jahre alt ist, zufrieden geben und nicht die geringste Neigung zu einer Änderung zeigen.

Christus sah das Herannahen des Wassermann-Zeitalters voraus und brachte seine Eröffnungen in eine bildliche Form, um uns auf diese Weise - über Jahrhunderte hinweg - eine prophetische Episode zu erhalten, deren Deutung erst in unseren Tagen und in unserem Zeitalter möglich ist. Astronomisch sind wir noch nicht dem vollen Einfluss des Wassermann-Zeitalters ausgesetzt, wir machen uns eben erst vom Einfluss des Fische-Zeitalters frei; der volle Energiestrom, den Aquarius auslösen wird, ist noch nicht fühlbar. Dessenungeachtet bringt uns jedes Jahr dem Kraftzentrum näher; dessen Hauptwirkung wird die Menschen zu der Erkenntnis bringen, dass die Menschheit dem innersten Wesen nach eine Einheit ist, (82) dass die Menschen miteinander teilen und zusammenarbeiten müssen, und dass eine neue Weltreligion im Entstehen ist, deren Leitgedanken mit den Worten «Allgemeingültigkeit» und «Einweihung» gekennzeichnet sind. Wenn das Wort «Initiation» den Vorgang bedeutet: «in etwas hineingehen», dann ist es gewiss wahr, dass sich die Menschheit heute, bei ihrem Eintritt in das Wassermann-Zeitalter, einer wahren Initiation unterzieht. Sie wird dann jenen Energien und Kraftströmen ausgesetzt sein, welche die trennenden Schranken niederreissen und das Bewusstsein aller Menschen zu jener Einheit vermischen und verschmelzen wird, die für das Christus-Bewusstsein charakteristisch ist.

Zum Juni-Vollmond 1945 (an diesem so bedeutsamen Tag in der spirituellen Erfahrung Christi) übernahm er endgültig und bewusst seine Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten als Lehrer und Führer für das Wassermann-Zeitalter. Er ist der erste der grossen Weltlehrer, der in zwei Zyklen des Tierkreises tätig ist, - im Zeitalter der Fische und des Wassermanns. Das ist eine Feststellung, die man leicht aussprechen und niederschreiben kann, aber damit sind drei Arten oder Methoden des Erscheinens verbunden, die ich an früherer Stelle erwähnt habe. Seine ausströmende Liebe und geistige Vitalität (verstärkt durch die Energien des Geistes des Friedens, des Avatars der Synthese und Buddha's) wurden in einen Strom zusammengefasst und neugerichtet; und diesem Strom wurde zum Durchbruch nach aussen verholfen (wenn ich es so unzulänglich ausdrücken mag) durch die Sätze aus der Invokation: «Es ströme Liebe aus in alle Menschenherzen» und «Mögen Licht und Liebe und Kraft den Plan auf Erden wiederherstellen.»

Mit diesen drei Worten: Licht, Liebe und Kraft sind die Energien seiner drei Verbündeten beschrieben (das grosse Kräfte-Dreieck, das machtvoll hinter ihm steht): Licht, die Energie Buddha's, denn Licht kommt immer aus dem Osten; Liebe, die Energie des Geistes des Friedens, die rechte menschliche Beziehungen schafft; Kraft (oder Macht), die Energie des Avatars der Synthese, welche die beiden Energien Licht und Liebe zur Verwirklichung bringt. Im Mittelpunkt dieses Dreiecks nahm Christus seine Position ein - von diesem Punkt (83) aus begann er sein Werk im Wassermann-Zeitalter, und dieses Werk wird zweitausendfünfhundert Jahre andauern. In solcher Weise leitete er die «neue Ära» ein, und auf den inneren geistigen Ebenen begann die neue Weltreligion Form anzunehmen Das Wort «Religion» hat etwas mit innerer Beziehung zu tun, - und so begann die Epoche rechter menschlicher Beziehungen und einer rechten Beziehung zum Reich Gottes. Eine solche Feststellung ist leicht gemacht, aber ihre Folgerungen sind weitreichend und erstaunlich.

Damals übernahm Christus zwei neue Funktionen: Die eine hängt mit der Art seines zweiten physischen Wiederkommens zusammen, die andere mit der Art des Überschattens. Licht, Liebe und Kraft wird dauernd über die grossen Massen ausgegossen, und daher wird das Anwachsen des Christus-Bewusstseins dauernd belebt und beschleunigt. Durch seine physische Gegenwart wird er der «Verteiler des Wassers des Lebens» werden; durch Überschattung derer, die für seine Impressionen und konzentrierten Gedanken empfänglich sind, wird er zum «Ernährer der Kleinen», wie es esoterisch heisst.

Im Wassermann-Zeitalter nimmt er sein Arbeitsprogramm als Verteiler des Wassers des Lebens und als Ernährer der Kleinen auf, während er vom Mittelpunkt des oben genannten Dreiecks aus die rechten Beziehungen in den Massen beeinflusst, erhellt und aufrichtet. In der kommenden Ära wird er daher bekannt sein als

1. Der Mittelpunkt im Dreieck.

2. Der Verteiler des Wassers des Lebens.

3. Der Ernährer der Kleinen.

Diese Benennungen umreissen seinen dreifachen Pflichtkreis der Menschheit gegenüber und beschreiben das Werk, das seinen Weltdienst während des ganzen Wassermann-Zeitalters auszeichnet.

(84) Wir wollen die verschiedenen Abschnitte seiner Tätigkeit im einzelnen betrachten, um besser die Bedeutung der Verantwortung zu erfassen, die er auf sich genommen hat. Ein etwas gründlicheres Verständnis ist vonnöten, wenn die Neue Gruppe von Weltdienern und die tätigen Jünger in der Welt imstande sein sollen, die Menschheit in entsprechender Weise für sein Wiederkommen vorzubereiten. Vieles kann getan werden, wenn die Menschen sich sorglich bemühen, die Einzelheiten zu erfassen und sodann das Nötige zu tun.

Als Mittelpunkt im Dreieck wird Christus zum Erwecker der Menschenherzen, der rechte menschliche Beziehungen schafft, einfach durch die Eigenart seines Wesens und durch bewegungsloses Verharren an seinem Platz. Er vollbringt dies in der Weise, dass er die Energien, die von den drei Punkten des ihn umgebenden Dreiecks ausgehen, an die Menschheit weiterleitet. Diese vermischte, unpersönliche Energie von dreierlei Art wird überallhin ausgesendet; ihre Auswirkungen sind: Evolutionäres Wachstum und eine magnetische, gegenseitige Anziehung von Menschen und Nationen, was automatisch den Sinn für Synthese erweckt, die mögliche Einheit beweist und die erwünschte Verschmelzung der Völker auf Erden herbeiführt. So wie im Fische-Zeitalter bei der grossen Masse der Menschheit ein gesteigertes Interesse für Wissen und die Prinzipien der Intelligenz wachgerufen wurde, so wird in gleicher Weise im Wassermann-Zeitalter bei den Massen ein Echo für rechte Beziehungen geweckt werden, und als Ausdruck dieser Entwicklung wird Guter Wille das Massen-Bewusstsein kennzeichnen. Es mag nicht leicht sein, sich diese Möglichkeiten vorzustellen und gebührend zu schätzen. Aber war es nicht für die meisten Menschen in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung (im Fische-Zeitalter) genau so schwierig, sich über die zukünftige Entwicklung der Erziehungs-Systeme in der Welt ein Bild zu machen oder sich die ungeheure Zunahme und Verbreitung von Wissen vorzustellen das für unsere jetzige Zivilisation und Kultur so bezeichnend ist? Die Leistungen in der Vergangenheit sind immer eine Garantie für die möglichen Fortschritte in der Zukunft.

Als Verteiler des Wassers des Lebens ist sein Werk höchst geheimnisvoll und durchaus nicht leicht zu verstehen. Vor zweitausend Jahren, in der Zeit seines öffentlichen Lehrens sagte er: «Ich bin gekommen, damit sie Leben haben sollen und es in grösserer Fülle haben (85) mögen.» (Joh. 10, 10). Der Lebens-Aspekt, vom visionären Standpunkt Christi aus gesehen, manifestiert sich auf dreierlei Art:

1. Als physisches Leben, das die Zellen des Körpers ernährt. Dieses Leben ist in jedem materiellen Atom als der Zentralpunkt lebendigen Lichtes zu finden.

2. Als seelisches Leben, das als Liebe und Licht aus dem Herzen strahlt. Wenn diese höhere Lebensform da ist und sich kundtut, dann wird das menschliche Atom ein Teil der geistigen Hierarchie.

3. Als Leben in grösserer Fülle. Dieses Leben ist erkennbar als Licht, Liebe und Kraft in und über dem Haupt eines Jüngers Christi. Dieses Leben in Fülle befähigt ihn, nicht nur mit der Menschheit und der geistigen Hierarchie, sondern darüber hinaus auch mit Shamballa zusammenzuarbeiten, - dem Lebenszentrum in seiner reinsten Essenz.

Wenn wir sagen: «Leben ist lebendiges Sein, das Befähigung in sich trägt», sind das nicht eigentlich bedeutungslose Worte? Wenn wir jedoch dieses höhere Lebendigsein gleichzeitig auf das Leben in der äusseren Welt, auf das geistige Leben des Jüngers und auch auf die lebendigen Absichten Gottes beziehen, dann mag uns eine schwache Ahnung von dem wunderbaren Werk aufdämmern, das Christus in der Vergangenheit getan hat und als zukünftige Verantwortung voraussah. Christus kann aus der Fülle dieser Energien schöpfen, die mit den Worten «Leben in grösserer Fülle» umrissen werden; sie werden im Wassermann-Zeitalter in einer neuen und dynamischen Art und Weise die neuen Energien freisetzen, die vonnöten sind, um die Ordnung wiederherzustellen und die Menschen in ein Leben der Auferstehung zu führen. Diese neue Energie (86) ist die «ausführende Kraft mit universaler Qualität» und ist für die Zukunft von Bedeutung. Dieses Einströmen von Wassermann-Energie ist einer der Faktoren, die es Christus ermöglichen, seine Mission als Welterlöser und Weltlehrer zu erfüllen. Im Juni 1945 verpflichtete er sich, die Aufgaben eines Verteilers, Ernährers und Spenders genau zu erfüllen, und inzwischen hat er den Pflichtenkreis als Vorläufer und Lehrer des Wassermann-Zeitalters bereits übernommen.

Der Ausdruck «Ernährer der Kleinen» hat mit einem Aspekt von Christi Werk zu tun, das die Bewusstseins-Anregung seiner Jünger betrifft, die sich für eine Einweihung vorbereiten oder dabei sind, in tiefere Bereiche geistigen Bewusstseins einzudringen. Das Ergebnis seiner «Arbeit im Dreieck» an den grossen Volksmassen wird das sein, dass er die erste Einweihung - die Geburt Christi im Herz-Innern - als die grundlegende Zeremonie in der neuen Weltreligion vor die Öffentlichkeit bringen wird. Durch diese Zeremonie werden die grossen Massen in allen Ländern imstande sein, «die Geburt Christi» im Herzen bewusst wahrzunehmen und zu erleben, wie man «von neuem geboren wird»; darauf hatte Christus bereits bei seinem früheren Hiersein auf Erden Bezug genommen (Joh. 3, 3). Wenn die Esoteriker von der ersten Einweihung sprechen, dann meinen sie diese neue Geburt. Diese Einweihung wird in der Zukunft nicht bloss ein gelegentliches Erlebnis des einen oder anderen Jüngers sein, sondern wird - gegen Ende des Wassermann-Zeitalters - zu einer allgemeinen Erfahrung von ungezählten Tausenden werden. Die reinigenden Wasser der Taufe-Einweihung (der zweiten Initiation) werden sich über Hunderte von Aspiranten in allen Ländern ergiessen, und diese beiden Einweihungen, (die als Vorbereitung für den wahren Dienst an der Menschheit und für die dritte Einweihung der Verklärung gelten) (87) werden Christi Mission als wirksamen Vermittler des grossen spirituellen Dreiecks, das er repräsentiert, besiegeln.

Die Hauptaufgabe Christi für die Jünger und die wirklich geistig eingestellten Menschen (und überdies für Hunderttausende von fortschrittlichen Menschen) besteht indes darin, deren geistiges Bewusstsein und Leben zu «nähren», so dass sie in den Stand gesetzt werden, die dritte und vierte Einweihung - die der Verklärung und der Verzichtleistung (oder Kreuzigung) - zu empfangen.

Wie den Esoterikern bekannt ist, bezieht sich die Bezeichnung «die Kleinen» auf jene Jünger, die «unmündige Kinder in Christo» sind (1. Korinther 3, 1), welche die beiden ersten Einweihungen, die der Geburt und der Taufe, bereits empfangen haben. Sie sind sich dessen bewusst, was geistiges Streben und Sehnen ist, das sich in ihren Herzen als «Christusleben» manifestiert; sie haben sich den Reinigungs-Prozessen unterworfen, die in den Wassern der Taufe ihren Höhepunkt finden. Christus muss diese Aspiranten für die höheren Einweihungen vorbereiten und stärken, und er muss ihnen zu Hilfe kommen, damit sie vor den Einen Initiator hintreten können und damit sie «Säulen im Tempel Gottes» werden, das heisst: Mitglieder der geistigen Hierarchie und demzufolge aktive, tätige Jünger.

Als Christus damals in Palästina weilte, tat er den Ausspruch: «Niemand kommt zum Vater als durch mich.» (Joh. 14, 6). Das war eine Voraussagung zu dem Werk, zu dem er im Wassermann-Zeitalter berufen werden würde. Durch die ersten beiden Einweihungen, die von Christus erteilt werden, finden die von älteren Jüngern geschulten Aspiranten den Weg zu Christus; mit den obigen Worten bezieht er sich indes auf noch höhere Zustände geistiger Entfaltung. Durch die von Christus erteilten Einweihungen wird der Jünger ein wirksamer Vermittler der göttlichen Liebe; und durch die höheren Einweihungen wird er nach und nach ein wirksames Werkzeug des göttlichen Willens. Die erste Gruppe kennt und versteht die zweite Strophe der Invokation: «Aus dem Quell der Liebe im Herzen Gottes ströme Liebe aus in alle Menschenherzen.» Die andere Gruppe, von Christus selbst «ernährt» und vorbereitet, wird die Bedeutung der dritten Strophe erfassen:

«Aus dem Zentrum, wo der Wille Gottes thront, lenke plan-beseelte Kraft die kleinen Menschenwillen.»

(88) Die Bemühungen Christi waren im Fische-Zeitalter darauf gerichtet, die Menschheit mit der planetarischen Hierarchie in Verbindung zu bringen; im Wassermann-Zeitalter wird es seine Aufgabe sein, diese rasch anwachsende Menschengruppe mit jenem höheren Zentrum in Verbindung zu bringen, wo man mit dem Vater in Berührung kommt, wo die Sohnschaft anerkannt und gewährt wird, und wo die göttliche Absicht erkannt wird. Durch das bevorstehende Werk Christi werden die drei göttlichen Aspekte, die von allen Weltreligionen (einschliesslich der christlichen) anerkannt sind, in der Menschheit bewusst zur Entwicklung gebracht: Intelligenz (oder das universale Denkprinzip), Liebe und Wille. Die Menschheit, die geistige Hierarchie und das «Zentrum, wo der Wille Gottes bekannt ist», werden zueinander noch mehr als bisher in eine offenbare und generelle Beziehung gebracht.

Die mystische Annäherung an das Reich Gottes wird mit der zunehmenden Intelligenz nach und nach aussterben, und es wird eine mehr wissenschaftliche Annäherung bevorzugt werden; die Regeln für die Zulassung in dieses Reich werden ganz öffentlich sein; die Gesetze, die das höchste Zentrum des Willens Gottes leiten, werden jenen enthüllt werden, die bereits Mitglieder des Reiches Gottes sind. All dies wird unter der obersten Leitung Christi nach seiner Wiederkunft Wirklichkeit werden. Dann wird das Leitmotiv seiner Mission darin bestehen, bei der Menschheit eine Resonanz auf geistige Einflüsse hervorzurufen und - auf breiter Basis - die intuitive Wahrnehmungsfähigkeit zu entfalten, - eine Fähigkeit, die derzeit wahrlich noch selten ist. Bei seinem früheren Hiersein erweckte er in der Menschheit eine allmählich zunehmende Empfänglichkeit für Wahrheit und gedankliches Verstehen. Daher haben wir heute, am Ende der Zeitenrunde, die er vor zweitausend Jahren einleitete, formulierte Lehrsysteme und können eine mentale oder intellektuelle Entfaltung feststellen, die sich überallhin verbreitet.

III. Christus, der Freilasser von Energien