Navigieren durch die Kaptitel von diesem Buch

Fünftes Kapitel - Die Lehren Christi - Teil 2

Das englische Wort «glamour» = Verblendung (Blendwerk, Scheinwirklichkeit), das markante Kennzeichen der Astralebene, ist niemals in korrektem Sinn gebraucht worden; es ist bedauerlich, dass es in den Anfängen esoterischer Unterweisungen überhaupt benützt wurde. Die sogenannte «astrale Ebene» ist nur ein Name für die Gesamtheit aller Gefühlsreaktionen, der Empfänglichkeit für Empfindungen und der Gefühls-Substanz, die der Mensch selbst so machtvoll erschaffen und so erfolgreich ausgestrahlt hat, dass er heute das Opfer dessen ist, was er selbst ins Leben rief. Achtzig Prozent der Lehren über die Astralebene sind selbst ein Teil dieser grossen Täuschungen und ein Teil jener unwirklichen Welt, die wir im Sinn haben, wenn wir das alte Gebet sprechen: «Führe uns aus dem Unwirklichen zum Wirklichen!» Was bisher über die Astralebene gesagt wurde, hat nur geringen Wahrheitsgehalt; es hat jedoch einem nützlichen Zweck gedient, als Erfahrungsgebiet, das uns lehrt, das Wahre vom Unwahren zu unterscheiden. Es ist auch ein Bereich, in dem der Aspirant seine verstandesmässige Urteilskraft betätigen kann, jenes Unterscheidungsvermögen, das Irrtümer aufdeckt und uns am Ende die Wahrheit finden lässt.

Sobald einmal diese «Gesinnung in uns ist, wie sie auch in Christus vorhanden ist», (Philister 2, 5), dann werden wir erleben, dass wir die emotionale Natur und diesen Gefühlsbereich unseres Bewusstseins (die «Astralebene», wenn dieser Ausdruck mehr zusagt) vollständig im Zaum halten. Dann hört die bisherige Gefühlsherrschaft mit ihrem ganzen Einflussbereich auf zu bestehen. Die Astralebene ist unwirklich, sie hat keine Realität, es sei denn, dass sie als Arbeitsfeld diene und als Nebelland, in dem die Menschen in Verzweiflung und Verwirrung umherirren. Der grösste (131) Dienst, den jemand seinen Mitmenschen tun kann, ist der, sich von der Herrschaft dieser Astralebene freizumachen, indem er die astralen Energien vermittels der Macht des inneren Christus lenkt und leitet. Er wird dann finden, dass die egoistischen Kräfte und die Energien des persönlichen Begehrens und irdischer Liebe von einer lebendigen Energie verdrängt werden, die zwar ganz allgemein zu spüren ist, die jedoch in ihrer reinsten Essenz noch nicht verwendet werden kann. Wir nennen diese Energie die «Liebe zu Gott». Es ist jene frei-flutende, ausströmende, magnetische Anziehungskraft, die jeden Pilger zurück in des Vaters Haus führt. Es ist jene Kraft, die sich in den Herzen der Menschen regt und vermittels solch grosser Avatars wie Christus zum lebendigen Ausdruck kommt. Diese Kraft leitet die mystische Sehnsucht, die in jedem Menschenherzen schlummert, und zeigt sich in der Arbeit all jener Bewegungen, deren Ziel die Wohlfahrt der Menschheit ist; sie wirkt in den verschiedensten philanthropischen und erzieherischen Bestrebungen und ebenso in der instinktiven Mutterliebe, die man überall auf Erden findet. Sie ist jedoch ihrem Wesen nach ein Gruppengefühl, und erst im Wassermann-Zeitalter - und als Folge der Wiederkunft Christi - wird ihr wahres Wesen richtig verstanden werden; dann wird die Liebe zu Gott in die Herzen aller Menschen getragen werden.

Christus wusste viel über diese Welt der Verblendung und Illusion, und er selbst zeigte und bewies uns, dass wahre Liebe diese Täuschungen beherrschen könne. Ein Teil der drei grossen Versuchungen Christi in der Wildnis beruhen auf den drei Spielarten der Welt-Verblendung: Auf den Illusionen, die das Denken hervorbringt, auf den Trugbildern, die auf der Bühne der Gefühle erlebt werden, und auf dem Labyrinth irdischer Umstände oder Verhältnisse. Alle diese Täuschungen drohten ihn zu verwirren. Er wehrte jede Verblendungs-Kategorie mit der Verkündigung eines klar umrissenen Prinzips ab und nicht mit wortreichen Argumenten eines zergliedernden Verstandes. Nach diesem dreifachen Erlebnis ging er den Weg der Liebe, des Lehrens und Heilens (132) weiter. Christus wird nach seiner Wiederkunft der grosse Bekämpfer oder Zerstreuer von Welt-Verblendung sein, und dafür hatte ihm Buddha bereits den Weg geebnet. Die Möglichkeit, solche Verblendung zu zerstreuen, konzentriert sich daher eindeutig in den beiden Avatars Buddha und Christus. Es ist eine wesentliche Aufgabe dieser Zeit, das Wesen des von Buddha und Christus unternommenen Werkes der Menschheit und den Nationen der Erde wieder näherzubringen und die Wahrheiten, die sie in die Weltarena der Gedanken aussandten, von neuem und nachdrücklich zu betonen. Das Werk und die Aufgabe des Herrn des Lichts und des Herrn der Liebe muss der bedürftigen Welt erneut vorgetragen und gezeigt werden. In diesem Zusammenhang wäre zu sagen, dass es einige Nationen notwendig hätten, die Lehre Buddhas voll zu erfassen, die er in den «Vier Edlen Wahrheiten» verkündete; sie sollten zur Einsicht kommen, dass die Ursache von allem Ach und Weh im Missbrauch des Verlangens liegt, - im Begehren dessen, was materiell und vergänglich ist. Die Vereinten Nationen müssen die praktische Anwendung des Gesetzes der Liebe lernen, wie sie im Leben Christi zum Ausdruck kam, und sie müssen die lebenswichtige Wahrheit verwirklichen, dass «keiner von uns im Leben sich selbst angehört» (Römer 14, 7) und auch keine Nation für sich allein leben kann. Das Ziel aller menschlichen Bemühungen ist liebendes Verstehen, das getragen und ständig belebt wird von einem Plan der Liebe und rechter menschlicher Beziehungen für die ganze Menschheit.

Wenn das Leben dieser beiden grossen Lehrer verstanden und ihre Lehre im Leben der heutigen Menschen von neuem in die Tat umgesetzt würde, in der Welt menschlicher Angelegenheiten, auf dem Gebiet menschlichen Denkens und im politischen und wirtschaftlichen Leben, dann könnte die jetzige Weltordnung (die eher eine grosse Unordnung ist) so umgestellt und abgeändert werden, dass schrittweise eine neue Weltordnung und eine neue Menschenrasse ins Leben käme. Dann wird die weltweite Verblendung und Illusion zerstreut und vertrieben werden.

In der Welt der Verblendung - in der Welt der astralen Ebene und der Gefühle - erschien vor vielen hundert Jahren ein Licht. Buddha, der Herr des Lichts, (133) unternahm es, in sich jenes Licht der Aufklärung zu konzentrieren, das schliesslich einmal imstande sein würde, die Verblendung zu zerstreuen. Inmitten einer Welt der Illusionen, der Welt der mentalen Ebene, erschien Christus, der Herr der Liebe. Er unternahm es, Illusion zu vertreiben, indem er (durch die Anziehungskraft der Liebe) die Herzen aller Menschen zu sich heranzog; seinen Entschluss kleidete er in die Worte: «Ich werde, wenn ich erhöht bin, alle Menschen zu mir ziehen» Joh. 12, 32).

Das vereinte Werk dieser beiden grossen Gottessöhne, verstärkt durch die Tätigkeit der Weltjünger und ihrer Eingeweihten, muss und wird unausbleiblich das Phantom der Illusion zerschmettern und die Verblendung in alle Winde streuen. Illusion wird durch intuitives Erkennen der Wirklichkeit von jenen Denkern aufgelöst werden, die sich dieser Wirklichkeit angepasst haben; und die Verblendung wird verschwinden, wenn sich das Licht der reinen Vernunft ins menschliche Denken ergiesst. Buddha machte die erste Anstrengung auf diesem Planeten, die Welt-Verblendung zu zerstreuen; und Christus machte die erste weltweite Anstrengung, um Illusion Wahn, Täuschung auf der mentalen Ebene) zu zerstreuen. Das von den beiden Grossen begonnene Werk muss nun von einer Menschheit, die weise genug ist, ihre Pflicht zu erkennen, mit Klugheit und Verstand fortgesetzt werden.

Die Menschen sind nun dabei, sich vom Wahn (der Illusion) immer mehr zu befreien; infolgedessen werden sie vieles klarer sehen. Welt-Verblendung wird ständig von ihren Wegen vertrieben. Diese Entwicklung kam dadurch zustande, dass sich die neu einströmenden Ideen in intuitiven Persönlichkeiten konzentrierten und sodann von der denkenden Klasse der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Diese Entwicklung wurde auch dadurch stark gefördert, dass die grossen Massen die wahre Bedeutung dieser vier edlen Wahrheiten zwar unbewusst, doch nichtsdestoweniger unverfälscht erkannt hatten. Eine von Wahn und Verblendung befreite Menschheit harrt erwartungsvoll der kommenden Offenbarungen; und diese werden durch die vereinten Anstrengungen seitens Buddhas und Christi erfolgen. Wir können über diese Offenbarungen nur so viel voraussehen oder voraussagen, dass durch die Verschmelzung von Licht und Liebe und durch die Rückwirkung «erleuchteter Substanz» (134) auf die «Anziehungskraft der Liebe» gewaltige und weitreichende Folgen sich einstellen werden. Ich habe hier einen Schlüssel zum wahren Verständnis für das Werk dieser Avatars gegeben, etwas, was man bisher überhaupt nicht klar erkannt hat. Es mag hinzugefügt werden, dass, wenn einmal der Sinn und die Bedeutung der Worte «Verklärung eines menschlichen Wesens» richtig verstanden und eingeschätzt sein werden, man dann auch die Worte verstehen und wahrfinden wird: «Wenn der Körper von Licht erfüllt ist», (Lukas 11 36) dann «werden wir in Deinem Licht das Licht schauen» (Psalm 36 9). Das heisst Wenn das niedere Selbst einen bestimmten Grad der Reinheit, Weihe und Erleuchtung erlangt hat, setzt die Tätigkeit der seelischen Anziehungskraft ein, denn das Wesen der Seele ist Liebe und Verstehen; dann verschmelzen Seele und Persönlichkeit zu einer Einheit. Und genau das ist von Christus bewiesen und augenfällig dargetan worden.

Wenn das Werk Buddhas (des verkörperten Weisheits-Prinzips) im strebenden Jünger und in seiner integrierten Persönlichkeit vollbracht wurde, dann kann auch das Werk Christi (des verkörperten Prinzips der Liebe) vollendet zum Ausdruck kommen; dann werden diese beiden Wirkungskräfte - Licht und Liebe - im verklärten Jünger ihren leuchtenden Ausdruck finden. Was für den einzelnen Menschen gilt, ist in gleicher Weise für die Menschheit als Ganzes wahr; die Menschheit kann jetzt nach Erlangung der Reife «in die Verwirklichung eintreten» und sich bewusst am Werk der Aufklärung und an geistiger, von Liebe getragener Arbeit beteiligen. Vertreibung der Verblendung und Befreiung des Menschengeistes von der materiellen Hörigkeit werden die praktischen Auswirkungen dieses Werdeganges sein. Ebenso wird Illusion zerstreut werden, und man wird die Wahrheit erkennen, wie sie im Bewusstsein derer lebt, die im Bewusstseinsbereich Christi verankert sind. Dieser Werdegang ist begreiflicherweise ein langsamer. Es ist ein geordneter und geregelter Vorgang, dessen Enderfolg ganz sicher ist; aber dessen Organisation und natürlicher Ablauf erfolgen verhältnismässig langsam. Dieser Vorgang wurde auf der astralen Ebene von Buddha und auf der mentalen Ebene (135) von Christus eingeleitet, als er auf Erden weilte. Es war ein Anzeichen dafür, dass sich die Menschheit der Reife näherte. Diese Entwicklung hat sich langsam dadurch verstärkt, dass diese beiden grossen Führer im Lauf der letzten zweitausend Jahre Jünger und Eingeweihte um sich geschart haben. Diese Entwicklung hat nun ein besonders nutzbringendes Stadium dadurch erreicht, dass zwischen dem «Zentrum, wo der Wille Gottes bekannt ist», und der Hierarchie, wo sich die Liebe Gottes kundtut, ein Verbindungsgang geschaffen und erweitert wurde; dadurch wurde der Kontakt zwischen diesen beiden grossen Zentren und der Menschheit noch weiter verstärkt.

Auf diese Weise werden Tausende intelligenter Menschen imstande sein, sich von allen Irreführungen und von den allbeherrschenden Gefühlen freizumachen. Wenn einmal die Herzen der Menschen lebendig werden, dann hört die Gefühlsduselei, also die Aktivität des Sonnengeflechts, auf. Das ist eine feststehende Tatsache. Es sind die Herzen der Menschen, die dem Ruf Christi Folge leisten, und eben diese Herzen rufen nach ihm. Die Zeit quälender Gefühlsherrschaft, welche die Menschheit in den letzten hundert Jahren durchmachte, und die Gefühlsspannung, in der die Menschen heute leben, tragen auch ihren Teil dazu bei, um die Menschheit für das Vordringen in das Reich klaren Denkens reif zu machen. Das wird ein bedeutsamer Wendepunkt in der menschlichen Geschichte und eine Folge des künftigen wissenschaftlichen Werkes Christi (wenn ich so sagen darf) sein, einer Arbeit an Menschenherzen mit dem Ziel, diese Herzen mit Gottes Herzen in harmonische Verbindung zu bringen.

Wegen der Weitläufigkeit dieses Themas und infolge des so ausgedehnten psychologischen Bereiches, in dem heute die Menschen leben, kann ich nicht auf weitere Einzelheiten eingehen. Dieses Gebiet ist als ein Feld von Erfahrungen, Versuchungen und Prüfungen allen Aspiranten wohlbekannt und ist der Kampfplatz für Millionen. «Christus im Inneren», als der Herrscher und Lenker des individuellen Lebens, kann diesen Kampf (136) beenden; der Aspirant kann daraus mit klarer Sicht und ohne Furcht hervorgehen. Die Wiederkunft Christi unter den Menschen wird bei der gesamten Menschheit die gleiche Wirkung hervorrufen, nicht in einem «stellvertretenden» Sinn, sondern durch das seelendurchdrungene Leben seiner Gegenwart, die in jedem Menschenherzen den Funken des Christus-Prinzips entfacht.