Erziehung im neuen Zeitalter
Erziehung ist jetzt in allen Teilen der Welt zu einem Thema von allergrößter Bedeutung geworden. Die Anforderungen, die heute unter den modernen Bedingungen internationaler Beziehungen und im Lichte der im Entstehen begriffenen neuen Zivilisation an die Erziehung gestellt werden, beschäftigen nicht nur Länder, die jetzt zum ersten Mal in ihrer Geschichte der Masse ihres Volkes Bildungsmöglichkeiten bieten wollen, sondern auch solche, in denen irgendeine Form der allgemeinen Schulpflicht schon geraume Zeit existiert hat. Welcher Art sollten die Prinzipien und Absichten sein, die den neuen erzieherischen Techniken zugrunde liegen? Wie sollten diese Techniken aussehen?
In der vorliegenden Broschüre werden bestimmte Ideen und Konzeptionen, grundlegend für Erziehung in all ihren Aspekten und den zahlreich verschieden gearteten Umständen in einer modernen Welt vorgestellt.
Dieser Text wurde dem Buch „Erziehung im neuen Zeitalter“ entnommen.
Erziehung im neuen Zeitalter
Erziehung der Vergangenheit und Erziehung der Gegenwart
Erziehung hat sich bis in unsere Tage hinein größtenteils mit der Kunst beschäftigt, die Geschichte der Vergangenheit mit ihren Errungenschaften auf allen Gebieten menschlichen Denkens, mit dem bis heute erworbenen menschlichen Wissen zu einer Synthese zu vereinen. Sie war primär rückblickend und nicht vorausschauend tätig.
Die Wertvorstellungen unserer modernen Erziehung sind noch immer sehr wettbewerbsorientiert, nationalistisch und infolgedessen der Tendenz nach trennend. Dem Kind wurde bis anhin beigebracht, materielle Werte als das Wichtigste zu erachten, und zu glauben, dass die spezielle Nation, in die es hineingeboren wurde, von besonderer Bedeutung und jede andere Nation zweitrangig und damit der eigenen unterlegen sei. Dies nährte seinen Stolz und förderte den Glauben, dass es, seine Gruppe, seine Religion und seine Nation anderen Menschen und Völkern überlegen ist. Es entwickelte sich folglich zu einem Menschen mit einer einseitigen und eingeschränkten Sichtweise, dessen Weltverständnis von falschen Vorstelllungen, und dessen Lebenseinstellung durch Voreingenommenheit und Vorurteil geprägt ist.
Erziehung befasste sich vor allem mit der Organisation des niederen Denkvermögens, dem rein rationalen Denken, im Gegensatz zu den schöpferischen, intuitiven Fähigkeiten. Lesen, schreiben und die Beherrschung elementarer Rechnungsarten galten als Mindestanforderungen. Die Kinder wurden in elementaren Begriffen der Künste unterrichtet, damit sie mit der nötigen Effizienz in einer auf Wettbewerb ausgerichteten Gesellschaft und ihrem besonderen Umfeld bestehen können.
Der natürliche Idealismus des Kindes (und welches Kind ist kein geborener Idealist?) wurde langsam aber sicher durch das Gewicht des Materialismus der weltweiten Erziehungsmaschinerie erstickt.
Allmählich hat sich diese unglückselige Sachlage insofern geändert, dass heute in vielen Ländern das Gemeinwohl des Staates, die allgemeinen Bedürfnisse der Nation als höchstmögliches Ideal dem Kinde von frühestem Kindesalter an vor Augen geführt wird. Dies ist ein entscheidender Schritt vorwärts in der Erweiterung des Bewusstseins, den die menschliche Rasse erlangen muss. Bewusstseinserweiterung und die Erzeugung gesteigerter Empfindungs- und Wahrnehmungsfähigkeit dem grossen Ganzen gegenüber sind die Ziele allen evolutionären Bemühens. Ein weiterer Schritt kann in der Tatsache gesehen werden, dass man Menschen überall und in jedem Land schult, sich zu Vertretern verschiedenster Gruppenideologien zu entwickeln. Diese Ideologien können letzten Endes als materialisierte Träume, Visionen oder Ideen angesehen werden.
Führende Pädagogen und pädagogische Organisationen, die UNESCO auf weltweiter Ebene eingeschlossen, legen immer mehr Nachdruck auf moralische, ethische und spirituelle Zielesetzungen und Anforderungen an die Erziehungsprozesse. Es wird daher offensichtlich, dass hinter der Oberfläche des heutigen Aufruhrs und all dem Chaos im Bewusstsein der Menschheit, der Mensch beginnt, in sich selbst drei Zustände des Bewusstseins zu verschmelzen: denjenigen des Einzelwesens, den des Bürgers und den des Idealisten. Der Sinn der Menschheit für ein Weltbewusstsein wächst fraglos.
Nun kommt die Frage auf: Wie wird die nächste evolutionäre Entwicklung im erzieherischen Bereich aussehen?
AUFGABEN UND ZIELE DER NEUEN ERZIEHUNG
Aus der Sicht menschlicher Entwicklung, hat Erziehung drei Hauptziele:
Erstens: Sie hat die Aufgabe den Menschen zu einem intelligenten Bürger, zu weisen Eltern und einer beherrschten Persönlichkeit heranbilden, der fähig ist, seine Rolle in den Weltarbeitsprozessen harmonisch und konstruktiv einzunehmen.
Zweitens: Die Lücke zwischen dem niederen Denkvermögen und der Seele muss überbrückt werden. Wahre Erziehungsarbeit besteht darin, den Menschen in richtigem Urteilsvermögen und exakter Empfindungsfähigkeit für moralische und spirituelle Ideen und Ideale zu schulen, dass er getreu den Absichten der Seele gestalten und aufbauen kann und das auf der Erde hervorbringt, welches als sein eigener Beitrag zum Ganzen angesehen wird. Seltsamerweise hat die Menschheit dies stets erkannt und sprach deshalb in Begriffen wie ‚ Einheit erlangen‘ oder ‚ Angleichung erzielen‘. Dies sind alles Versuche, die intuitiv erkannte Wahrheit auszudrücken.
Drittens: Sie hat die Aufgabe, den Menschen zu befähigen, die Lücke zwischen den verschiedenen Aspekten seiner eigenen mentalen Natur zu überbrücken. Dies beinhaltet die Überbrückung zwischen dem niederen Denken und der Seele. Diese Aspekte sind:
- Das niedere konkrete Denkvermögen, das dem rationalen Denkprinzip, dem aufnahmefähigen Denken entspricht, mit dem sich die Psychologie befasst. Dies ist derjenige Aspekt des Menschen, mit dem sich alle gegenwärtigen Erziehungssysteme befassen.
- Der ‚Sohn des Denkens‘, das individualisierte Denkvermögen, welches wir als Ego oder die SEELE bezeichnen können. Dies ist das Intelligenzprinzip, auch bekannt unter Namen wie ‚der Sonnenengel‘ oder ‚das Christusprinzip‘. Mit diesem hat sich in der Vergangenheit die Religion vorgeblich befasst..
- Das höhere abstrakte Denkvermögen, das erleuchtende Denkvermögen, der Hüter der Ideen. Dieses Denkvermögen ist der Übermittler der Erleuchtung an das niedere Denkvermögen, sobald das niedere Denkvermögen mit der Seele in Übereinstimmung gebracht ist. Mit dieser Welt der Ideen hat sich die Philosophie vorgeblich befasst.
Wahre Erziehung ist demnach die Wissenschaft der Verbindung der wesentlichen Teile des Menschen. Dies beinhaltet auf der anderen Seite dennoch, ihn ebenso mit seiner unmittelbaren Umgebung und mit dem grösseren Ganzen, in dem er seine Rolle zu spielen hat, in Verbindung zu bringen. Dies wird durch den Prozess erlernt, sich Fakten anzueignen und aus erworbenen Kenntnissen Schlussfolgerungen zu ziehen, um in jeder gegebenen Situation von praktischem Nutzen geleitet vorgehen zu können. Bei diesen Prozessen geht es vor allem darum, Wissen in Weisheit umzuwandeln. Es ist die Kraft, Wissen in einer solchen Art einzusetzen, dass gesunde Lebensweise und ein verständnisvoller Standpunkt, plus eine intelligente Verhaltenstechnik, deren natürliche Folgen sind. Letzten Endes handelt es sich dabei um den Vorgang durch den Einheit, oder ein Sinn für Synthese kultiviert wird.
Zukünftige Erziehung sollte daher eine Schulung in Staatsbürgerschaft, Elternschaft und einem Verständnis für Weltangelegenheiten umfassen. In einem erweiterten Sinne könnte man sie als die Wissenschaft rechter menschlicher Beziehungen und sozialer Ordnung bezeichnen.
Die allgemeine Tendenz einer neuen Erziehung sollte stärker psychologisch ausgerichtet sein, als dies in der Vergangenheit der Fall war und Erzieher sollten daher in Zukunft besonderen Nachdruck legen auf:
- die Entwicklung mentaler Kontrolle über die Gefühlsnatur.
- vorausschauende Fähigkeiten – eine Vision, die über das, was ist, hinausblicken kann auf das, was sein könnte.
- ererbtes Fachwissen, das geeignet ist, als Basis für die Weisheit der Zukunft zu dienen.
- die Befähigung, Beziehungen weise handzuhaben und Verantwortung zu erkennen und zu übernehmen.
-
die Fähigkeit, das Denken auf zwei Arten zu gebrauchen:
a) Im Sinne des ‚gesunden Menschenverstandes‘, der die von den fünf Sinnen übermittelten Informationen analysiert und synthetisch verbindet.
b) Als Scheinwerfer, der in die Welt der Ideen und der abstrakten Wahrheit eindringt.
Schliesslich sollte durch Erziehung die Hypothese von der Seele im Menschen als innerem Faktor, der das Gute, Wahre und Schöne hervorbringt, der Menschheit nahegebracht werden.
Dieser ‚innere Faktor‘, oder die Seele, offenbart sich in jedem menschlichen Wesen als eine eigentümliche Qualität, die man ‚mystische Wahrnehmung‘ nennen könnte. Diese Qualität der ‚mystischen Wahrnehmung‘ umfasst folgendes:
- Die mystische Vision der Seele, von Gott und dem Universum.
- Die Fähigkeit, in die Welt der Bedeutung einzudringen und ihrer bewusst zu werden.
- Die Kraft zu lieben und sich auf das, das anders ist als das eigene Selbst, zuzubewegen.
- Das Fassungsvermögen oder die Aufnahmefähigkeit, Ideen zu erfassen und intuitiv zu erkennen.
- Die Fähigkeit, das Unbekannte, das Wünschenswerte und das Gewünschte zu erspüren, die Entschlossenheit und Ausdauer die es dem Menschen erlaubt, diese unbekannte Realität zu erstreben, nach ihr zu suchen und sie einzufordern. Es ist diese mystische Tendenz im Menschen, die die grossen und weltbekannten Mystiker, die unzähligen Forscher, Entdecker und Erfinder hervorgebracht hat.
- Die Kraft, das Gute, Schöne und Wahre zu erahnen, zu verzeichnen und zu erfassen. Diese Fähigkeit hat den Schriftsteller, den Dichter und Komponisten, den Künstler und den Architekten hervorgebracht.
- Den Drang, die Geheimnisse Gottes und die der Natur zu entdecken und in sie einzudringen. Dies brachte sowohl den Wissenschaftler als auch den religiösen Menschen hervor.
‚Mystische Wahrnehmung‘ ist daher nicht mehr und nicht weniger, als die dem Menschen innewohnende Kraft, sich nach dem auszustrecken und zu greifen, was grösser und besser ist als er selbst. Es ist die Kraft, nach dem scheinbar unerreichbaren Guten zu streben und sich diesem bewusst zu werden.
Das Ziel jeder Erziehung sollte daher darin bestehen, den Mechanismus der Persönlichkeit so zu schulen, dass dieser auf das Leben der Seele zu reagieren vermag. Schöpferischer Ausdruck und humanitäre Bemühungen werden dann auf einer spirituellen Grundlage aufgebaut sein, und eine wahrheitsgetreuere Antwort auf die Frage „Was ist der Mensch?“ geben können. Dies wird der Jugend der Welt die ganze Problematik der Führerschaft und der Motivation offenlegen. Das Fassungsvermögen des Verstandes eines Studenten wird nicht mehr nur bereichert werden durch historische und literarische Tatsachen, denn seine Imagination wird entzündet und seine Ambition und Aspiration wird nach wahren und richtigen Grundsätzen geweckt werden.
Entfaltung und Studium des Kindes
Es besteht eine dringende Notwendigkeit, angemessene Mittel und Wege zu entwickeln, Kinder und junge Menschen besser zu verstehen und zu studieren, sollen die Ziele einer neuen Erziehung verwirklicht werden. Zukünftige Erziehung kann nur auf einem umfassenden Verständnis für das Wesen und die Struktur des Menschen und den Prozess seiner Entfaltung aufgebaut werden.
Die Wachstumsstufen des Kindes, die auf dem Entfaltungsprozess eines Menschen beruhen, können tabellarisch folgendermassen kurz dargestellt werden:
- Reaktion auf Eindrücke, die Sinne erwachen im Säugling. Er beginnt zu hören und zu sehen.
- Reaktion auf Besitz und Erwerbstrieb. Das Kind beginnt sich Dinge anzueignen, wird sich seiner selbst bewusst und greift nach Dingen für das eigene persönliche Selbst.
- Reaktion auf den Instinkt, der die Tier- und Wunschnatur beherrscht, sowie auf menschliche Absichten und Neigungen.
- Reaktion auf die Gruppe. Das Kind wird sich seiner Umwelt bewusst und erkennt, dass es ein wesentlicher Teil eines grösseren Ganzen ist.
- Reaktion auf Wissen. Die Übermittlung informativer Tatsachen führt zu Interesse, zu Wechselbeziehungen, Synthese und ihrer Anwendung auf das Leben.
- Reaktion auf den angeborenen Forscherdrang. Dies führt zum Experiment auf der physischen Ebene, zur Innenschau auf der Gefühlsebene und zu intellektuellem Lernen und einem Zustand mentaler Aktivität.
- Reaktion auf ökonomischen und sexuellen Druck und auf das Gesetz der Selbsterhaltung. Dies zwingt das Kind seine Ausrüstung und sein Wissen anzuwenden, um seinen Platz als Faktor im Gruppenleben einzunehmen, und durch einen gewissen Aspekt aktiver Tätigkeit das Gemeinwohl zu fördern.
- Reaktion auf rein intellektuelle Wahrnehmung. Dies führt zu einem bewussten, freien Gebrauch des Denkvermögens, zu individuellem Denken, zur Erschaffung von Gedankenformen und schliesslich zu einer beständigen Ausrichtung des Denkens auf grössere und erweiterte Bereiche der Erkenntnis und des Gewahrseins.
- Reaktion auf den ‚Denker‘ oder die Seele. Mit der Registrierung dieser Reaktion tritt der Mensch in sein eigenes Reich ein. Die objektiven und subjektiven Welten sind vereint. Auf diese Vollendung hin sollte alle Erziehung ausgerichtet sein.
Jedes Kind sollte eingehend studiert und untersucht werden, um über seine natürlichen Neigungen und Antriebe Klarheit zu gewinnen. Zeigt sich eher eine Neigung hin zu physischem Ausdruck? Besteht eine latente Befähigung zu künstlerischem Ausdruck der einen oder anderen Art? Ist die intellektuelle Befähigung eine, die eine mentale Schulung in Analyse, deduktivem Denken, Mathematik oder Logik erfordert? Später dann, im weiteren Verlauf der Lebensentwicklung, kann man die jungen Leute vielleicht in zwei Gruppen einteilen: einerseits in die mystisch Veranlagten, diejenigen mit kulturellen, künstlerischen oder religiösen Neigungen und andrerseits in die okkult Veranlagten, die die intellektuellen, wissenschaftlichen und geistigen Typen umfassen würde.
Wenn das Kind siebzehn Jahre alt ist, sollte die erteilte Ausbildung den jungen Menschen befähigen, seine Note klar anzuschlagen, und sie sollte das Muster seiner Lebensimpulse anzeigen, nach welchem sich sein Leben aller Voraussicht nach gestalten wird. In den ersten vierzehn Jahren seines Lebens sollte dem Kind Gelegenheit geboten werden, auf möglichst vielen Erfahrungsgebieten zu experimentieren. Rein berufsbezogene Ausbildung sollte erst während der späteren Jahre den Erziehungsprozess bestimmen.
Die Zeit wird kommen, in der unsere Kinder viel umfassender und eingehender studiert werden, als dies bis jetzt der Fall war. Im Einzelnen wird dies ermöglicht werden durch:
- eine Weiterentwicklung der Wissenschaft der Psychologie und deren Anwendung auf breiter Ebene. Das ist die Wissenschaft vom wesentlichen Menschen. Die verschiedenen psychologischen Schulen werden ihre Forschungsergebnisse und die daraus abgeleiteten Wahrheiten beitragen, und aus dieser Synthese wird die wahre Wissenschaft der Seele hervortreten.
- die Entwicklung und das Wachstum der Wissenschaft der sieben grundlegenden Typen des individuellen Menschen, in welcher viele der psychologischen Gedanken des Ostens begründet liegen.
- eine Anerkennung der Lehre über die Konstitution des Menschen, mit der besonderen Betonung auf die Natur, den Zweck und die Qualität der drei Ausdrucksträger oder Körper der Wesensäusserung; des mentalen, emotionalen und ätherisch-physischen Bewusstseinsträgers und deren Beziehung zur Seele.
Um dies zu verwirklichen, müssen sowohl die besten Errungenschaften und Weisheiten die der Ostens zu bieten hat, als auch das Wissen des Westens verfügbar gemacht werden. Zusätzlich zu den oben aufgelisteten Methoden des Studiums des Kindes, sollten alle Kinder medizinisch untersucht werden. Dabei sollte dem Endokrinen Drüsensystem, der Entwicklung des Reaktionsapparates, sowie der speziellen Eignung einer späteren beruflichen Laufbahn besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit im weiteren Verlauf des Lebens seine Talente und Fähigkeiten vollen Ausdruck finden können. Im Laufe der Zeit, wird auch die wissenschaftliche Astrologie als Instrument entwickelt werden, um Lebenstendenzen und die besondere Aufgabenstellung der Seele zu ermitteln.
Alle Kinder werden alsdann auch in spiritueller Hinsicht studiert werden. Das offenbare Alter der Seele und die erreichte Stufe auf der Evolutionsleiter werden in etwa festgestellt. Mystische und introspektive Veranlagungen werden berücksichtigt oder ihr anscheinendes Fehlen vermerkt. Die Koordination aller Aspekte des Individuums werden sorgfältig untersucht werden, um die gesamte Ausrüstung des Kindes zu einem funktionierenden Ganzen zu vereinen.
Das Wort spirituell bezieht sich nicht nur auf sogenannte religiöse Angelegenheiten. Alle Beschäftigungen, die einen Menschen in der Entwicklung vorwärtstragen – seien diese physisch, emotional, mental, intuitiv oder sozial – sind, wenn sie gegenüber dem gegenwärtigen Zustand Fortschritt bedeuten, grundlegend spirituell in ihrer Natur und weisen auf die lebendige Wirklichkeit der inneren göttlichen Natur hin. Der Geist des Menschen ist unsterblich, er bleibt für immer bestehen, entwickelt sich von Punkt zu Punkt und Stufe zu Stufe auf dem Evolutionspfad weiter und entfaltet stetig und fortlaufend die göttlichen Attribute und Aspekte.
Sollte ein wirkliches Verständnis der sieben grundlegenden Strahltypen, der Konstitution des Menschen und der Astrologie, plus einer richtigen Anwendung der synthetischen Psychologie überhaupt einen Nutzen haben, müssen sie sich selbst in der Erzeugung eines korrekt koordinierten, weise entwickelten, hoch intelligenten und mental ausgerichteten Menschen beweisen.
Erziehung und die sieben Strahlen
Es gibt sieben ‚Strahlen‘ oder Energiequalitäten, die die Menschheit beeinflussen und die sieben Grundtypen von Individuen hervorbringen. Mit diesen Qualitäten und Merkmalen, und den mit ihnen in Beziehung stehenden Eigenschaften und Instinkten sollten zukünftige Erziehungssysteme arbeiten:
- Mit der Qualität des Willens oder der Absicht, die bis zu dem Grad entwickelt wird, wo das in der Form erscheinende Leben von bewusster spiritueller Absicht beherrscht wird. Rechte Lenkung des Willens sollte das Hauptanliegen aller wahren Erzieher sein.
- Mit der Qualität der Liebe-Weisheit. Dies betrifft tatsächlich die Entfaltung des Bewusstseins des Ganzen, das Gruppenbewusstsein eingeschlossen.
- Mit der Qualität der Aktiven Intelligenz. Dies betrifft die Entfaltung der schöpferischen Natur, des Bewusstsein und des spirituellen Menschen. Die richtige Lenkung dieser schon entwickelten Veranlagung ist die Zielsetzung aller wahren Erziehungsarbeit.
- Durch Harmonie, die durch Bewältigung von Konflikten errungen wird. Dies führt zu Ausgeglichenheit, zu Befreiung und schliesslich zu der Kraft, die es erlaubt schöpferisch zu wirken. Dies ist eines der Attribute, mit dem sich Erziehung aus einem Blickwinkel der Intuition heraus befassen sollte.
- Durch konkretes Wissen, wodurch es dem Menschen möglich ist, seine Vorstellungen und Ideen zu verdeutlichen und im Einzelnen auszuführen. Wahre Erziehungsarbeit ist die Schulung des niederen Denkaspekts des Menschen zu richtiger Urteilskraft und richtiger Empfindungsfähigkeit für die Vision, damit er im Einklang mit der Absicht seiner Seele tätig ist, und das auf Erden hervorbringt, das er als seinen Beitrag zum Ganzen leisten kann.
- Durch Hingabe. Hingabe entspringt aus der Frucht der Unzufriedenheit und dem Gebrauch der Fähigkeit, auf Grund klar empfundener Ideale zu wählen. Durch Hingabe und Idealismus vereinigt sich der Mensch schliesslich mit dem für ihn höchstmöglichen Ideal. Erziehern bietet sich daher die Gelegenheit, mit dem eingeborenen Idealismus, der in jedem Kind von Natur aus angelegt ist zu arbeiten und die interessante Aufgabe, die Jugend der Welt vorwärts, von einer Errungenschaft zu einer nächst grösseren zu führen.
- Durch Ordnung und die Auferlegung eines festgesetzten Rhythmus, durch die Entwicklung der eingeborenen Fähigkeit, sich mit zielgerichteter Absicht und Ritual zu betätigen. Erzieher müssen mit dem Prinzip dieser eingeborenen Eigenschaft und diesem Instinkt für geordneten Rhythmus arbeiten, um ihn in einer kreativeren Art und Weise aufbauend zu gestalten und um dadurch ein Feld für die Entfaltung der Seelenkräfte sicherzustellen.
Die neue Erziehung
Das Ziel aller Erziehung ist die Erzeugung einer Form von Kultur – materiell oder spirituell, oder materiell und spirituell.
Zivilisation ist die Reaktion der Menschheit auf den Zweck und das Ziel einer bestimmten Weltperiode. In jedem Zeitalter muss eine Idee in dem momentan gegenwärtigen rassischen Idealismus zum Ausdruck kommen.
Kultur ist die Annäherung zweier Wege – der der Sensibilität und der des Verstandes; zweier Welten – der der Empfindung und der des Denkens; und der der Gesinnung der inneren Einstellung, verbindend ihrer Natur nach, die es dem Menschen erlaubt, als intelligente subjektive Wesenheit in einer greifbaren, physischen Welt zu leben. Der kulturelle Mensch stellt eine Beziehung her zwischen der Welt der Bedeutung und der Welt der Erscheinungen und betrachtet diese als eine Welt mit zwei Aspekten.
Zu guter Letzt bezieht sich Zivilisation auf die Massen und das rassische Bewusstsein, während Kultur das Individuum und den schöpferischen, spirituellen Menschen betrifft.
Schulen und Lehranstalten
In den heutigen Schulen, den Grundschulen, Gymnasien, Hochschulen und Universitäten kann ein unvollkommenes, symbolisches Bild des dreifachen Zweckes der neuen Erziehung gesehen werden: Zivilisation, Kultur, Vereinigung.
Volks- oder Grundschulen könnte man als die Treuhänder der Zivilisation betrachten. Sie sollen das Kind zum Staatsbürger erziehen, es hinsichtlich seiner Stellung als soziale Einheit unterrichten und ihm seine Gruppenbeziehungen nahebringen.Lesen, Schreiben und Rechnen, elementare Geschichte (mit einer Betonung auf die Weltgeschichte), Erdkunde und Literatur, werden zusammen mit einigen wesentlichen und wichtigen Grundfakten über Lebenshaltung, fundamentalen Wahrheiten, Koordinierung und Kontrolle unterrichtet werden.
Die Mittelschulen und höheren Lehranstalten sollten als Treuhänder der Kultur aufgefasst werden; sie sollten einen umfassenderen Wert der Geschichte und der Literatur vermitteln und ein Verständnis für Kunst fördern. Sie sollten damit beginnen, die Jungen und Mädchen auf ihren zukünftigen Beruf oder auf ihre schon ersichtlichen Lebenstendenzen, die sie bedingen, vorzubereiten und zu schulen. Staatsbürgerschaft wird in erweiterten Begriffen unterrichtet werden, wahre Wertmassstäbe werden aufgezeigt und Idealismus bewusst und ausdrücklich kultiviert. Die Jugend der Welt muss damit beginnen, die Welt des äusseren objektiven Lebens mit dem des inneren subjektiven Daseins in Verbindung zu bringen.
Hochschulen und Universitäten müssen eine Erweiterung all dessen bereitstellen, was bisher vermittelt wurde. Sie müssen die Strukturen, die schon errichtet sind verschönern und vervollständigen, und sie müssen sich eingehender mit der Welt der Bedeutung befassen. Internationale Schwierigkeiten – wirtschaftlich, sozial, politisch und religiös – sollten in Betracht gezogen und der Mann oder die Frau sollte fester mit der Welt als Ganzem verbunden werden. Diese Bildungseinrichtungen sollen die Treuhänder der Methoden, Techniken und Systeme des Denkens und eines Lebens sein, welches einen Menschen mit der Welt der Seelen, dem Reich Gottes in Beziehung bringt.
Einen Menschen für das Bürgertum im Reich Gottes tauglich zu machen, ist nicht notwendigerweise eine religiöse Aufgabe. Dies muss die Aufgabe der höheren Bildung und Erziehung sein, die allem bis dahin Erreichten einen Zweck und Bedeutung verleiht.
Die Entfaltung der Intuition, die Wichtigkeit von Idealen und Ideen und die Entwicklung abstrakten Denkens und die Erkenntnisfähigkeit werden betont und gefördert werden.
Instinkt – Intellekt – Intuition – stellen die Schlüsselnoten für die drei pädagogischen Einrichtungen dar, die jeder junge Mensch durchlaufen wird. Das erste Erziehungsbemühen, das Kind zu einem zivilisierten Menschen heranzubilden, ist die Schulung und richtige Lenkung seiner Instinkte. Die zweite Verpflichtung des Erziehers wird darin bestehen, durch Unterweisung in richtigem Gebrauch des Intellekts des jungen Menschen, seine wahre Kultur hervorzubringen. Die dritte Pflicht der Erziehung und Bildung wird darin bestehen, die Intuition wachzurufen und zu entwickeln.
Energien der Beziehungen
Erziehung sollte grundsätzlich mit Beziehungen und Wechselbeziehungen befasst sein, mit der Überbrückung oder der Heilung von Spaltungen und somit mit der Wiederherstellung von Einheit und Synthese.
Es gibt einen Energiefaden, den wir den Lebens- oder Geistaspekt nennen, der im menschlichen Herzen verankert ist. Er benutzt den Blutstrom als verteilenden Vermittler.
Ein weiterer Energiefaden, den wir den Bewusstseinsaspekt oder die Erkenntnisfähigkeit der Seele nennen, ist im Zentrum des Kopfes verankert. Er kontrolliert das Gehirn und lenkt die Aktivitäten über das Nervensystem.
Diese zwei Energiefaktoren, die vom Menschen als Leben und Wissen, oder Lebensenergie und Intelligenz erkannt werden, sind die zwei Pole im Wesen eines Kindes. Die Aufgabe die vor ihm liegt besteht darin, den mittleren oder ausgleichenden Aspekt, der als Liebe oder Gruppenbeziehung bezeichnet wird, bewusst zu entwickeln. Ein richtiges Gleichgewicht wird durch die Erkenntnis erreicht, dass die Methode des Dienstes eine wissenschaftliche Technik darstellt, diesen Ausgleich zu erzielen.
Während der gegenwärtigen Übergangsperiode sollten Erzieher daher drei Dinge im Auge behalten:
- Das Wissen, den Bewusstseinsaspekt oder den Sinn für Gewahrsein neu auszurichten, damit das Kind vom frühesten Kindesalter an erkennt, dass alles was ihm beigebracht und gelehrt wird, aus einem Blickwinkel auf das Wohl für andere heraus, mehr noch als auf sein eigenes ausgerichtet ist.
- Das Kind zu lehren, dass das Leben welches es fühlen kann, wie es durch seine Adern pulsiert, nur ein kleiner Teil des Lebens ist, das durch alle Formen, durch alle Naturreiche, alle Planeten und das Sonnensystem pulsiert, und dass daher eine ‚wahre Blutsbrüderschaft‘ überall existiert. Infolgedessen kann es von allem Anfang seines Lebens an über Beziehungen unterrichtet werden. Wenn diese beiden Erkenntnisse – über Verantwortung und Beziehungen – dem Kind von frühester Kindheit an eingeprägt werden, wird die dritte Zielsetzung der neuen Erziehung leichter zu erreichen sein.
- Die Vereinigung des Lebensimpulses mit dem Drang zu Wissen im Bewusstsein, wird letzten Endes zu einer geplanten Tätigkeit führen, die als Dienst bezeichnet werden kann und drei Dinge für das Kind bewirkt:
a. Sie wird als leitender Vermittler dienen und schliesslich auf Beruf oder Berufung und Begabung hinweisen.
b. Sie wird das Beste im Kind zum Vorschein bringen und es an dem Platz, an dem es steht, zu einem magnetischen, strahlenden Mittelpunkt machen.
c. Sie wird die schöpferischen Kräfte im Kind unweigerlich offenbaren und es in Stand setzen den Energiefaden zu spinnen, der Kopf, Herz und schöpferische Tätigkeit in einen vereinten und funktionierenden Vermittler verbindet.
Das Zusammentreffen dieser drei Voraussetzungen wird der erste Schritt (auf das ganze Menschengeschlecht bezogen) zur Bildung der ‚Antahkarana‘*, oder der Brücke im Bewusstsein sein zwischen:
- Den verschiedenen Aspekten der Formnatur..
- Der Persönlichkeit und der Seele.
- Einem Menschen und seinen Mitmenschen.
- Dem Menschen als einem Mitglied der menschlichen Familie und seiner Umwelt.
Hier sollte berücksichtigt werden, dass die Überbrückung im Bewusstseinsaspekt erfolgen muss und die Kontinuität des menschlichen Bewusstseins für das Leben in all seinen verschiedenen Aspekten zum Inhalt hat.
*Antahkarana (Sanskrit): Das Wort ist abgeleitet von antah, was innen, und karana, was Werkzeug, Instrument oder Apparat bedeutet.
Drei Wissenschaften für das neue Zeitalter
Drei hauptsächliche Wissenschaften sollten das Feld der Erziehung im neuen Zeitalter beeinflussen:
-
Die Wissenschaft der Antahkarana (beachten Sie die weiter oben gegebene Definition).
Dies ist die neue und wahre Wissenschaft des Denkens, die mentale Substanz zum Bau der Brücke zwischen der Persönlichkeit und der Seele, und später zwischen der Seele und dem Geist, benutzt. Dies betrifft die drei höheren Stufen der Mentalebene.
-
Die Wissenschaft der Meditation.
Diese Wissenschaft kann auf alle erdenklichen Lebensprozesse angewandt werden. Sie ist der Wissenschaft der Antahkarana untergeordnet und eine Vorbereitung auf sie.
Sie stellt das Überbrückungsmittel zwischen Persönlichkeit und Seele dar. Dabei handelt es sich um die wahre Wissenschaft der Überbrückung im Bewusstsein. Sie verbindet letzten Endes das individuelle mit dem höheren Denkvermögen und später mit dem universalen Denken. Dies wird schliesslich die neuen Erziehungsmethoden in Schulen und höheren Bildungsanstalten beherrschen.
- Die Wissenschaft des Dienstes entwickelt sich automatisch und natürlich aus der erfolgreichen Anwendung der beiden vorigen Wissenschaften. Dienst ist die wahre Wissenschaft der Schöpfung und eine wissenschaftliche Methode, Kontinuität herzustellen.
Diese drei Wissenschaften können schliesslich als die drei wichtigsten Aufgaben des erzieherischen Prozesses betrachtet werden und auf sie wird eine wachsende Betonung gelegt werden.
Die Tendenz dieser neueren Erziehung sollte sich darauf hinbewegen, den Probanden des erzieherischen Versuchs, zum bewussten Besitzer seiner Ausrüstung auszubilden; sie sollte ihn ermächtigen, dem Leben mit klarem Blick und den vor ihm geöffneten Toren für objektive Phänomene und Beziehungen zu begegnen; sie sollte ihn zu dem unumstösslichen Wissen um eine Tür, die in die Welt der Wirklichkeit der Seele führt bringen, durch die er willentlich hindurch schreiten kann und dort seine Beziehungen zu anderen Seelen annehmen und ausarbeiten kann.
Erziehung und Welteinheit
Ein internationales Erziehungssystem, welches auf gemeinsamen Tagungen von weitsichtigen Lehrern und pädagogischen Autoritäten aus allen Ländern, ins Leben gerufen wird, ist in der heutigen Zeit von allergrösster Wichtigkeit und wäre ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung des Weltfriedens. Die ersten Umrisse eines solchen weltweiten Erziehungssystems lassen sich heute schon, vor allem als Resultat der Pionierarbeit der UNESCO erkennen.
Eine Weltdemokratie wird Formen annehmen, wenn Menschen überall tatsächlich als gleichwertig und gleichberechtigt angesehen werden. Die Welteinheit wird zu einer Tatsache werden, wenn den Kindern der Welt durch Schulung beigebracht wird, dass religiöse Unterschiede nur davon abhängen, wo und in welche Umstände ein Mensch hinein geboren wurde. Rechte menschliche Beziehungen werden sich verwirklichen lassen, wenn den Kindern der Welt zwei Hauptideen nahegebracht werden. Dabei handelt es sich um die Idee des Wertes des Einzelnen und die ebenso wichtige Tatsache DER EINEN MENSCHHEIT. Der Wert des Einzelnen und die Existenz dessen, was wir Menschheit nennen, stehen in enger Beziehung. Diese zwei Prinzipien führen zu der intensiven Kultivierung des Individuums und später zur Erkenntnis seiner Verantwortung als integraler Teil der gesamten Menschheit. Auf diese Weise werden unsere Streitigkeiten, Unterschiede und Gegensätze nach und nach aufgehoben und die Idee der einen Menschheit wird an ihre Stelle treten.
Momentan muss vor allem Überbrückungsarbeit geleistet werden. Wenn es uns gelingt in unmittelbarer Zukunft diese Technik zur Überbrückung der vielen Spaltungen in der menschlichen Familie zu entwickeln und voranzubringen, den Rassenhass und die separatistische Haltung von Nationen und Völkern zu beseitigen, kann es uns auch gelingen eine Welt zu erschaffen, in der Krieg unmöglich wird.
Wäre es nicht denkbar, unseren Geschichtsunterricht auf den grossen, fruchtbaren Ideen und den schöpferischen Begabungen aufzubauen, die die Nationen beeinflusst, sie alle gekennzeichnet und zu dem gemacht haben, was sie heute sind? Könnten wir die grossen kulturellen Epochen nicht eindrucksvoller darstellen, die plötzlich in irgendeiner Nation auftauchten und die ganze Welt um ihre Literatur, ihre Kunst und Vision bereicherten?
Wir sollten jene grossen Wendepunkte in der Geschichte der Menschheit betonen, in denen das Göttliche im Menschen aufleuchtete. Diese entscheidenden Momente brachten die Geburt der Magna Carta hervor; sie betonten während der französischen Revolution das Konzept der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit; sie formulierten die amerikanische ‚Bill of Rights‘ und die ‚vier Freiheiten‘ und sie fanden ihren Höhepunkt in der ‚Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte‘ der Vereinten Nationen. Dies sind die grossen Leitbilder, die das neue Zeitalter mit seiner aufkeimenden, neuen Zivilisation und seiner zukünftigen Kultur beherrschen müssen.
Trotz aller trennenden Feindseligkeiten, drängt sich ein wachsender Idealismus in den Vordergrund des menschlichen Denkens. Dies ist vor allem für das heutige Chaos und für die Etablierung und das Wachstum der Vereinten Nationen und ihrer Sonderorganisationen verantwortlich. Er hat die widerstreitenden Ideologien, die nach weltweitem Ausdruck streben erzeugt. Diese widerstreitenden Idealismen sind, ob wir sie nun befürworten oder nicht, ein gesundes Zeichen. Durch diesen Idealismus soll einmal eine tolerante, inklusive Denkhaltung und eine Neigung zu Synthese hervortreten. Das ist es, was von der Seele des Menschen genährt und ausgedrückt werden will.
Der Sinn für Verantwortung ist einer der ersten Hinweise, dass die Seele eines Menschen erwacht ist. Die Seele der Menschheit als Ganzes ist jetzt gesamthaft im Aufwachen begriffen. Dafür finden sich folgende Anzeichen:
- Eine zunehmende Anzahl von Gesellschaften, Organisationen und Massenbewegungen zur Besserstellung der Menschheit.
- Ein wachsendes Interesse der breiten Öffentlichkeit am Gesamtwohl.
- Humanitäre und philanthropische Bestrebungen sind trotz eskalierender Gewalt und Grausamkeiten, Hass, trennender Tendenzen und sonstiger Abnormitäten im Leben aller Nationen, auf einem Höhepunkt angelangt.
- Erziehung und Bildung entwickeln sich rasch zu einer Massenanstrengung und zu einem der wichtigsten Themen von öffentlichem Interesse.
- Eine wachsende Erkenntnis amtlich befugter Entscheidungsträger, dass der ‚Mann‘ und die ‚Frau‘ der Strasse sich zu einem Einflussfaktor in Sachen Weltangelegenheiten entwickelt hat.
Der moderne Mensch vermag sich kaum eine Zeit vorzustellen, in der es kein rassisches, nationales oder trennendes religiöses Bewusstsein im menschlichen Denken mehr gibt. Daher ist es offensichtlich, dass noch viele Jahrzehnte vergehen werden, bevor ein solcher Zustand eine Tatsache werden kann. Dennoch, es könnte nur noch Jahrzehnte dauern und nicht mehr Jahrhunderte!
Wesentlich grössere Sorgfalt wird man auf die Auswahl und Ausbildung der Lehrer der Zukunft legen müssen.
Mentale Ausrichtung und die Beherrschung seines Fachgebietes sind sicher unerlässlich, dennoch wird einer Notwendigkeit, frei von Vorurteilen zu sein, der höchste Stellenwert zukommen. Der Erzieher der Zukunft muss mehr noch wie ein geschulter Psychologe sein, als er dies in der heutigen Zeit ist. Er wird erkennen, dass seine Hauptaufgabe darin besteht, in den Schülern seiner Klasse einen wahren Sinn für Verantwortung zu wecken. Welches Fach auch immer er unterrichtet, er wird den Unterrichtsstoff immer in Beziehung zur Wissenschaft rechter menschlicher Beziehungen setzen.
Kooperativer guter Wille ist mit Sicherheit die erste Idee, die der Allgemeinheit vorgestellt und an unseren Schulen gelehrt werden sollte.
Liebevolles Verständnis, intelligent angewandt, sollte das Merkmal der gebildeten und klügeren Gruppen sein.
Weltbürgertum, als Ausdruck sowohl des guten Willens als auch des Verständnisses, sollte das Ziel der Erleuchteten überall und das Merkmal des spirituellen Menschen sein und in diesen sehen wir, richtige Beziehungen zwischen Erziehung, Religion und Politik verwirklicht.
Erleuchtung ist das hauptsächliche Ziel der Erziehung. In dieser Aussage und diesem Gedankenbereich findet sich der Unterschied zwischen der Aufgabe des Buddha und der des Christus. Buddha erlangte ‚Erleuchtung‘ und war der erste in unserer Menschheit, der dies erreicht hat. Aufgrund dieser Errungenschaft Buddhas war es Christus aufgrund seiner eigenen hohen Entwicklungsstufe möglich, das ‚Zeitalter der Liebe‘ einzuleiten und damit einen neuen göttlichen Aspekt zum Ausdruck zu bringen, den der Liebe.
Buddha brachte das ‚Zeitalter des Wissens‘ zu seinem Höhepunkt. Mit Christus brach das ‚Zeitalter der Liebe‘ an. Diese beiden Zeitalter verkörpern und bringen zwei göttliche Hauptprinzipien zum Ausdruck. Auf diese Weise wurde die neue Erziehung durch das Werk Buddhas möglich. Durch das Werk und das Leben Christi wurde die neue Religion ins Leben gerufen.
In Zukunft wird ‚Erleuchtung‘ vor allem aus einer intellektuellen Sichtweise heraus betrachtet und das ganze Thema von einem mentalen Gesichtspunkt her angegangen werden und nicht mehr so endgültig und eindeutig vom Religiösen her, wie das noch heute der Fall ist. Erleuchtung, Mystizismus und Religion sind bisher Hand in Hand gegangen. Eines der grössten Beiträge des jetzigen Zeitalters zur Entfaltung der Menschheitsrasse, kann in der wachsenden Erkenntnis gesehen werden, dass Spiritualität nicht durch die Anerkennung und das Befolgen der Gebote begrenzt ist, die uns in den religiösen Schriften der Welt überliefert sind.
Der Grundton oder die Schlüsselnote der neuen Erziehung ist im Wesentlichen die richtige Interpretation des Lebens, der Vergangenheit und der Gegenwart in Beziehung zur Zukunft der Menschheit. Die Schlüsselnote der neuen Religion muss und sollte die richtige Annäherung an Gott sein, seinem Wesen nach transzendent und immanent im Menschen, während der Grundton der neuen Wissenschaft der Politik und Regierung rechte menschliche Beziehungen sein werden. Erziehung muss das Kind auf diese beiden vorbereiten.
Diejenigen, die in diesen drei Gruppen arbeiten, müssen letztendlich in engster Zusammenarbeit vorgehen und auf dieses geplante Verständnis und diese intelligente Tätigkeit der Menschheit muss die neue Erziehung den Menschen vorbereiten.
Zusammenfassung
- Die neue Erziehung wird sich vor allem mit der wissenschaftlichen und bewussten Überbrückung zwischen den verschiedenen Aspekten des menschlichen Wesens befassen und damit eine wachsende Erweiterung des Bewusstseins erzeugen.
- Es ist daher die Aufgabe der neuen Erziehung, die Persönlichkeit harmonisch zu koordinieren, um letzten Endes die Versöhnung mit der Seele hervorzubringen.
-
Die neue Erziehung wird die Gesetze des Denkens analysieren, auslegen und erklären.
Diese Gesetze sind die Mittel:
a.wodurch Ideen intuitiv erkannt werden.
b. wodurch Ideale bekannt und verbreitet werden.
c. wodurch mentale Konzepte oder Gedankenformen gebildet werden, die zu gegebener Zeit ihren Eindruck durch telepathische Wirkung im Denken der Menschen geltend machen.
- Die neue Erziehung wird das niedere, konkrete Denkvermögen organisieren und entwickeln.
- Sie wird den Menschen lehren, sowohl vom Universalen auf das Spezielle zu schliessen, als auch das Spezielle zu analysieren.
- Die neue Erziehung wird den Menschen durch die Entwicklung der rationalen Aspekte seines Bewusstseins und seines Lebens zu einem guten Bürger heranbilden und ihn unterrichten seine ererbte, erworbene und angeborene Ausrüstung für die Beweisführung eines sozialen Bewusstseins und sozialer Verhaltensweisen einzusetzen.
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Vor allem anderen werden sich die Erzieher des neuen Zeitalters bemühen, den Menschen in der Wissenschaft der Vereinigung seiner eigenen drei Aspekte zu unterrichten:
a. dem niederen konkreten Verstand, dem aufnahmebereiten Denkvermögen oder dem gesunden Menschenverstand.
b. dem ‚Sohn des Denkens‘ der Seele oder dem Selbst – dem individualisierten Denkvermögen.
c. dem höheren, abstrakten oder intuitiven Denkvermögen – dem erleuchteten Denkvermögen.
- Die Erzieher des neuen Zeitalters werden mit den Prozessen oder Methoden arbeiten, die in der Arbeit der Überbrückung der Lücke im Bewusstsein zwischen den verschiedenen Aspekten angewandt werden müssen.
- Die Erweiterung dieses Konzepts der Überbrückung wird nicht nur entwickelt um die innere Geschichte des einzelnen Menschen, sondern auch die Überbrückung zwischen ihm und seinen Mitmenschen auf allen Ebenen einzuschliessen.
- Die Erweiterung dieses Konzepts der Überbrückung wird nicht nur entwickelt um die innere Geschichte des einzelnen Menschen, sondern auch die Überbrückung zwischen ihm und seinen Mitmenschen auf allen Ebenen einzuschliessen.