DIE KREATIVE ERFAHRUNG


Die Grammy-Preisträgerin Jan Karlin ist Bratschistin, Produzentin, Pädago­gin und Kulturschaffende. Frau Karlin ist die Gründungsdirektorin des LA International New Music Festival, des Summer Festival at The Huntingdon und von Southwest Chamber Music. Sie hat 2010 das größte Kulturaus­tausch- und Musikfestival in der Ge­schichte zwischen den USA und Viet­nam organisiert, das vom US-Außen­ministerium unterstützt wurde.

 

Eines der vielen Dinge, die nach aus­gedehnten Reisen und jahrelangem Le­ben und Arbeiten in Asien klargeworden ist, dass man die Lehren von Kon­fuzius nicht  verstehen  kann,  ohne  die  vielen einzigartigen asiatischen Kul­turen, die er beeinflusst hat, gründlich zu kennen. Und genauso wie man die Lehren von Konfuzius kennenlernen muss, muss man auch Kreativität ken­nen­lernen und erfahren.

Kreativität ist die Wurzel menschlicher Leistung, und obwohl die meisten Men­schen sie vor allem in der Kunst erfah­ren, berührt Kreativität jeden Bereich unseres Lebens. Umfragen im Techno­lo­gie-, Geschäfts- und Kulturbereich haben gezeigt, dass Kreativität die wich­tigste Fähigkeit ist, um sich in einer zunehmend komplexen Welt zurechtzu­fin­den. Unsere größten Innovatoren sind sich darin einig, wie wichtig Kreativität ist.

1996 erklärte Steve Jobs, dass Kreati­vität darin besteht, Dinge zu verbinden. Kreative Menschen sehen einfach et­was, und nach einiger Zeit erscheint es ihnen als offensichtlich. Sie sind in der Lage, ihre Erfahrungen zu verknüpfen und Neues zu synthetisieren. Je umfas­sender jemandes Verständnis für die menschliche Erfahrung ist, desto besser ist das Design, das er entwerfen wird.

Kreativität wird definiert als die Fähig­keit, über traditionelle Ideen, Regeln oder Muster hinauszugehen und sinn­vol­le neue Ideen, Formen und Metho­den als Originalität oder Einfallsreich­tum zu schaffen. Sie ist derzeit das Schlagwort in Büros und auf dem Uni­ver­sitätsgelände, in akademischen Lehr­gängen und in den Konferenzräumen von Kunstinstitutionen und sie ist die Quelle für wissenschaftliche Studien, schöne Kunstwerke, Reisen zum Mars und Hollywood-Blockbuster! Heute sind die Grenzen zwischen Kunst und Unterhaltung, die sich beide auf Krea­tivität als Inspiration stützen, jedoch fließend geworden. Während die Kunst zum Nachdenken anregt, hält die Unter­haltung vom Denken ab.

 Ein wichtiger Faktor, der von künstleri­schen Erfahrungen wegführt und dazu beiträgt, dass das Publikum immer weni­ger in der Lage ist, die Qualität kreativer Ideen zu erkennen, die nicht nur auf Profit ausgerichtet sind, ist das Marketing. Wir brauchen beides, Kunst und Unterhaltung, aber man sollte in der Lage sein, zwischen beiden zu unter­scheiden. Die Entwicklung kreativer Fähigkeiten oder der oben genannten Unterscheidungsfähigkeit ist jedoch in einem Bildungsumfeld schwierig, das hauptsächlich auf Testergebnisse und Abschlussnoten ausgerichtet ist. Wir beschäftigen uns mit den Ergebnissen, aber nicht mit dem Prozess.

Ein kreativer Denker beschäftigt sich mit neuen Ideen, braucht aber Inspira­tion und gründliche Kenntnisse in sei­nem Fachgebiet als Eckpfeiler seines kreativen Prozesses. Ein kreativer Mensch geht an die Grenzen, probiert neue Dinge aus und findet sein ganz persönliches Rezept. Picasso skizzierte täglich, um Lösungen für seine Gemäl­de zu finden; Beethoven erforschte ver­schiedene Lösungen anhand von Kla­vier­sonaten und Streichquartetten, und Monet malte mehrere Male dieselbe Kathedrale in Rouen, um jede Schattie­rung des Lichts einzufangen. Sie alle benötigten umfangreiche Techniken, um ihre kreativen Fähigkeiten zu ent­wickeln.

Ein gemeinsamer Wesenszug kreativer Menschen ist die Neugier und das Interesse an neuen Ideen. Man könnte eine Analogie zwischen Meditation und der Entwicklung neuer Fähigkeiten im Laufe der Zeit ziehen. Wenn man medi­tieren lernt, ist man zu Beginn mit der Körperhaltung, der richtigen Geistes­hal­tung und der Aufrechterhaltung der Konzentration beschäftigt. Mit zuneh­men­der Praxis wird es immer leichter. Nachdem man anfangs versucht hat, fünf Minuten lang zu sitzen, wird einem plötzlich bewusst, dass 20 Minuten vergangen sind und eine einstündige Meditation möglich ist. Wie bei allen Herausforderungen im Leben gilt: Übung macht besser, nicht perfekt, aber die dauerhafte Anstrengung, sich zu verbessern, lohnt sich.  §


 Video und Transkript 

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