Esoterische Schulung in einer Übergangsperiode

Die Übergangsperiode

Eine der Auswirkungen des heutigen Weltzustandes ist die, dass alle atomaren Lebewesen auf und in diesem Planeten einer beschleunigten Entwicklung unterworfen werden. Damit ist notwendigerweise eine erhöhte Schwingungstätigkeit im menschlichen Mechanismus verbun­den, die wiederum die psychische Natur beeinflusst und eine abnorme Sensitivität und psychische Wahrnehmungsfähigkeit hervorruft. Man darf dabei nicht übersehen, dass es nicht nur ein einziger Faktor ist, der die derzeitige Situation der Menschheit hervorgerufen hat. Hier wirken mehrere Faktoren zusammen, weil in dieser Periode ein Zeitalter zu Ende geht und ein neues beginnt.

Vor allem möchte ich auf folgende drei Faktoren hinweisen:

1.  Wir leben in einer Übergangszeit. Das Fische-Zeitalter, das im Zeichen von Autorität und Glauben stand, geht zu Ende, und es beginnt das Wassermann-Zeitalter, das mehr Wert auf individuelles Verstehen und unmittelbares Wissen legen wird. Die Aktivität dieser für die beiden Tierkreiszeichen charakteristischen Kräfte bewirkt in den Atomen des menschlichen Körpers eine analoge Tätigkeit. Wir stehen unmittelbar vor neuen Entdeckungen und Erkennt­nissen, und die Atome des menschlichen Körpers werden jetzt für die Aufnahme dieser Erkenntnisse „eingestimmt“ oder empfänglich gemacht. Die Atome, die vorwiegend die Merkmale des Fische-Zeitalters aufweisen, verlangsamen jetzt ihre Aktivität und werden im okkulten Sinne „zurückgezogen“ oder abstrahiert. Dagegen werden die Atome, die für die Tendenzen des Neuen Zeitalters empfänglich sind, stimuliert, und ihre Vibration wird verstärkt.

2.  Der Weltkrieg war ein Höhepunkt in der Geschichte der Menschheit; seine subjektive Auswirkung war weitaus stärker, als man dies bis jetzt begriffen hat. Infolge der gewaltigen Lufterschütterungen durch Detonationen, die wie ein großes Experiment auf allen Schlacht­feldern der Welt vier Jahre lang (von 1914 bis 1918) stattfanden, und infolge der ungeheuren emotionellen Spannungen der ganzen Erdbevölkerung wurde das Äthergewebe (der „Schleier des Tempels“), das die physische Ebene von der astralen trennt, zerrissen. So begann die Vereinigung zweier Welten, die des physischen Lebens und die des astralen Erlebens, und dieser erstaunliche Vorgang setzt sich jetzt langsam fort. Es ist klar, dass dieser Vorgang ungeheure Veränderungen im menschlichen Bewusstsein mit sich bringen muss. Während er einerseits das Zeitalter gegenseitigen Verstehens, der Brüderlichkeit und der Erleuchtung einleitet, erzeugt er andererseits auch reaktionäre Zustände und lässt psychische Kräfte frei, die heute die unbeherrschten und unwissenden Menschen bedrohen; dies verdient Beachtung, und Vorsicht ist geboten.

3.  Der dritte Faktor ist folgender: Seit langer Zeit ist es den Mystikern der Weltreligionen und allen Esoterikern bekannt, dass jetzt bestimmte Mitglieder der planetarischen Hierarchie der Erde näherkommen. Damit meine ich, dass sich jetzt das Denken (oder die mentale Aufmerksamkeit) Christi und einiger seiner großen Jünger, Meister der Weisheit, auf Menschheitsprobleme richtet und dass einige von ihnen bereit sind, ihr langes Schweigen zu brechen und zur gegebenen Zeit unter den Menschen zu erscheinen. Das hat natürlich eine ungeheure Wirkung, vor allem auf ihre Jünger und jene Menschen, die auf das Denken dieser Großen „eingestellt“ sind. Ferner darf man nicht vergessen, dass die Energie, die durch diese Brennpunkte göttlichen Willens strömt, sowohl zerstörend als auch aufbauend wirkt, je nach der Qualität der Körper, die darauf reagieren. Verschiedene Kategorien von Menschen reagie­ren auf jeden Energiezustrom, so dass jetzt eine ungeheure psychische Stimulierung stattfindet, die sich sowohl segensreich als auch destruktiv auswirken kann.

Ergänzend möchte ich noch bemerken, dass durch gewisse astrologische Konstellationen neuartige Kräfte frei werden, die im ganzen Sonnensystem wirksam sind und daher auch unsere Erde beeinflussen. Dadurch werden neue Entwicklungen möglich, die bisher vereitelt wurden; neue Fähigkeiten kommen zum Vorschein, und neue Erkenntnisse stellen sich ein. All das muss von demjenigen, der sich mit Menschheitsproblemen beschäftigt, sorgfältig bedacht und berücksichtigt werden, wenn die gegenwärtige Krise richtig eingeschätzt und die damit verbundene einzigartige Gelegenheit richtig genutzt werden soll. Ich hielt es für richtig, kurz die Situation in der heutigen Welt zu beleuchten, besonders im Hinblick auf esoterische, okkulte und mystische Gruppen sowie geistige Bewegungen.

Alle wahren geistigen Denker und Helfer sind in der heutigen Zeit sehr besorgt über die ständig zunehmende Kriminalität, über die Zurschaustellung niederer psychischer Kräfte, über die offensichtliche Verschlechterung des körperlichen Zustandes, die in der Zunahme und Verbreitung von Krankheiten zum Ausdruck kommt, sowie über die außerordentliche Zunahme von Wahnsinn, neurotischen Zuständen und mentaler Unausgeglichenheit. All das ist die Folge des zerrissenen planetarischen Gewebes, aber ebenso gehört es zum Evolutions­plan, der der Menschheit die Möglichkeit gibt, den nächsten Schritt vorwärts zu tun. Hinsichtlich der jetzigen Weltsituation waren die Adepten in der Hierarchie geteilter Meinung. (Eigentlich ein ganz unpassendes Wort für eine Gruppe von Seelen und Brüdern, denen separatistisches Denken gänzlich unbekannt ist, und deren Ansichten höchstens darin auseinandergehen, wie man am besten und geschicktesten vorgehen sollte.) Einige meinen, dass die jetzige Situation verfrüht und daher unerwünscht sei und zu Schwierigkeiten führen könnte; andere wieder vertreten den Standpunkt, dass die Menschheit im Kern gesund ist und dass diese Krise zwangsläufig eingetreten ist, da sie durch den in der Menschheit selbst liegenden Entwicklungsdrang herbeigeführt wurde. Sie betrachten die gegenwärtige Lage als ein erzieherisches Moment, das nur vorübergehend ein Problem bildet; sobald es gelöst ist, geht die Menschheit einer ruhmvollen Zukunft entgegen. Andererseits ist die Tatsache nicht abzustreiten, dass starke und oft zerstörerische Kräfte auf die Erde losgelassen wurden, deren Wirkungen den Meistern und ihren Jüngern und Mitarbeitern schwere Sorgen bereiten.

Die Schwierigkeit kann hauptsächlich darauf zurückgeführt werden, dass der Mechanismus der Körper überstimuliert und allzu stark belastet oder angespannt wird; denn die inkarnierten Seelen müssen ja diesen Mechanismus benützen, um sich in der äußeren Welt manifestieren und auf die Umwelt reagieren zu können. Die von der Astralebene und (in geringerem Grad) von der niederen Mentalebene hereinströmende Energie kommt mit Körpern in Kontakt, die zuerst unempfänglich, später aber überempfänglich sind. Die Energie strömt in wenig benutzte Gehirnzellen, die diesen machtvoll auferlegten Rhythmus nicht gewöhnt sind. Der Wissensschatz der Menschheit ist so armselig, dass die meisten Menschen nicht genügend Gefühl oder Verständnis haben, um vorsichtig und langsam Fortschritte zu machen. Sie kommen daher bald in Gefahren und Schwierigkeiten; ihre ganze Natur ist oft so unrein oder so selbstsüchtig, dass die neuen Kräfte, die sich jetzt bemerkbar machen und daher neue Wahrnehmungs- und Kontaktwege öffnen, für rein egoistische Zwecke ausgenützt und für profane Ziele missbraucht werden. Die dem Menschen gewährten flüchtigen Blicke auf das, was hinter dem Schleier liegt, werden unrichtig ausgelegt, und die gewonnene Kenntnis wird missbraucht und durch falsche Motive entstellt. Ob nun jemand unbeabsichtigt ein Opfer der Kraft wird oder sich vorsätzlich mit ihr in Berührung bringt, auf jeden Fall zahlt er im physischen Körper den Preis für seine Unwissenheit oder Unbesonnenheit, selbst dann, wenn vielleicht seine Seele Fortschritte macht.

Es ist jetzt zwecklos, seine Augen vor dem bestehenden Problem zu verschließen oder die Schuld für das traurige Versagen, für die verborgenen Schäden, die halb verrückten Medien, die sinnesverwirrten Mystiker und die geistesschwachen Stümper der Esoterik der eigenen Dummheit dieser Menschen oder irgendwelchen Lehrern, Gruppen und Organisationen zuzuschreiben. Obwohl in vielen Fällen tatsächlich ein Verschulden besteht, so ist es doch richtiger, den Tatsachen ins Auge zu sehen und die Ursache dessen zu erkennen, was überall vor sich geht und wie folgt beschrieben werden kann:

Die derzeitige Zunahme des niederen Psychismus und der menschlichen Sensitivität ist darauf zurückzuführen, dass durch den zerrissenen Schleier, der bis vor kurzem noch vielen Menschen Schutz bot, plötzlich eine neue Art astraler Energie hereinströmte. Wenn man weiter berücksichtigt, wie unzulänglich die Körperhüllen der meisten Menschen sind, um der neuen Belastung standzuhalten, dann kann man sich ungefähr eine Vorstellung von dem Problem machen.

Man darf indes nicht vergessen, dass diese Sachlage auch eine andere Seite hat. Der Zustrom dieser Energie hat Hunderten von Menschen neue und tiefere geistige Erkenntnisse gebracht. Er hat ein Tor geöffnet, durch das bald viele Menschen gehen werden, um ihre zweite Einweihung zu erlangen. Ein Lichtstrom flutete in die Welt, der sich im Lauf der nächsten dreißig Jahre noch verstärken wird, der Gewissheit über die Unsterblichkeit bringt und die göttlichen Wirkkräfte im Menschen von neuem offenbart. So dämmert das Neue Zeitalter herauf. Der Zugang zu bisher unberührten Inspirationsquellen ist jetzt erleichtert worden. Die Stimulierung der höheren Fähigkeiten (in großem Maßstab) ist jetzt möglich; die Herstellung der Harmonie zwischen Persönlichkeit und Seele kann jetzt mit neuem Verständnis und Elan vorgebracht und die Energie in der richtigen Weise benutzt werden. Der Sieg ist bei den Starken, und noch immer sind viele berufen, aber wenige auserwählt. So lautet das okkulte Gesetz.

Für alle, die sich auf dem Probepfad oder auf dem Pfad der Jüngerschaft befinden, ist jetzt eine Zeit gewaltiger geistiger Machtfülle und einer günstigen Gelegenheit gekommen. Ein heller Ruf wird laut und fordert die Menschen auf, guten Mutes und guten Willens zu sein, denn die Errettung ist nahe. Es ist aber auch die Zeit der Gefahr und der Bedrohung für die Unbesonnenen und Unvorbereiteten, für die Ehrgeizigen und Unwissenden, und für alle diejenigen, die in selbstsüchtiger Absicht den WEG suchen und sich weigern, mit lauterem Motiv den Pfad des Dienens zu gehen. Wenn jemand diesen allgemeinen Aufruhr und das darauffolgende Unheil als ungerecht empfinden sollte, so möchte ich ihn daran erinnern, dass dieses eine Leben nur eine Sekunde in dem viel längeren und umfassenderen Dasein der Seele ist. Menschen, die jetzt versagen, weil sie dem Ansturm der gewaltigen Kräfte nicht gewachsen sind, werden dennoch – gleich den vielen Erfolgreichen – ihre Vibration erhöht und für höhere Werte empfänglich gemacht haben, auch wenn dabei ihre physischen Körper zerstört werden. Die Zerstörung des physischen Körpers ist nicht das schlimmste Unheil, das einen Menschen treffen kann.

Ich habe nicht die Absicht, das ganze Thema bezüglich der Situation zu erschöpfen, die jetzt durch den Zustrom astraler Energie im Bereich des Psychismus entstanden ist. Ich möchte mich darauf beschränken, die Auswirkungen auf Aspiranten und Sensitive zu beschreiben. Ich benutze diese beiden Worte „Aspiranten“ und „Sensitive“, um den erwachten, nach Selbstbeherrschung und Selbstmeisterung strebenden Menschen von dem niederen medialen Menschentyp zu unterscheiden, der beherrscht und bemeistert wird. Es erscheint mir der Hinweis notwendig, dass man den sogenannten Psychismus in die folgenden beiden Gruppen einteilen kann:

höherer Psychismus niederer Psychismus
göttlich
beherrscht
positiv
einsichtig angewandt
als Mittleramt
animalisch
unbeherrscht
negativ
automatisch
als mediale Tätigkeit

 

Diese Unterschiede werden nur wenig verstanden; ferner wird auch die Tatsache nicht gewürdigt, dass die Qualitäten beider Gruppen Anzeichen unserer Gottnatur sind. Alle sind Wesensäußerungen Gottes.

Gewisse psychische Fähigkeiten sind Menschen und Tieren gemeinsam. Diese Fähigkeiten sind instinktiv und dem animalischen Körper angeboren, aber bei den meisten Menschen sind sie unter die Schwelle des Bewusstseins gesunken, unerkannt und daher nutzlos. Solche Fähigkeiten sind z. B. astrales Hellsehen und Hellhören, das Sehen von Farben und ähnliche Phänomene. Hellsehen und Hellhören gibt es auch im mentalen Bereich, und wir nennen es dann Telepathie und das Sehen (oder Erkennen) von Symbolen, denn jedes visionäre Erschauen geometrischer Formen ist mentales Hellsehen. Alle diese Fähigkeiten sind jedoch mit dem menschlichen Mechanismus (oder Reaktionsapparat) verbunden und dienen dazu, den Menschen mit den Aspekten der Erscheinungswelt in Verbindung zu bringen, für die der Reaktionsmechanismus, den wir die Persönlichkeit nennen, existiert. Diese Fähigkeiten sind das Ergebnis der Wirksamkeit der göttlichen Seele im Menschen, die die Form der soge­nannten „animalischen Seele“ annimmt; diese entspricht tatsächlich dem Aspekt des Heiligen Geistes in der menschlichen mikrokosmischen Dreiheit. Alle diese Kräfte haben ihre höheren geistigen Entsprechungen, die offenbar werden, sobald die Seele bewusst aktiv wird und ihren Mechanismus durch das Denkvermögen und Gehirn beherrscht. Wenn astrales Hellsehen und Hellhören noch nicht unter die Bewusstseinsschwelle abgesunken, sondern auch jetzt noch wirksam sind und benutzt werden, so heißt das, dass das Solarplexus-Zentrum offen und aktiv ist.

Wenn die entsprechenden mentalen Fähigkeiten im Bewusstsein vorhanden sind, dann be­deutet dies, dass das Kehlzentrum und das Zentrum zwischen den Augenbrauen „erwachen“ und aktiv werden. Die höheren geistigen Fähigkeiten aber, wie z. B. geistiges Wahrnehmen mit seinem unfehlbaren Wissen, die Intuition mit ihrer untrüglichen Urteilskraft, und die höhere Psychometrie mit ihrer. Fähigkeit, Vergangenheit und Zukunft zu enthüllen, sind Vorrechte der göttlichen Seele. Diese höheren Fähigkeiten stellen sich ein, wenn Kopf-, Herz- und Kehlzentrum durch Meditation und Dienst wirksam wurden. Der Studierende sollte indes zweierlei bedenken, nämlich:

dass das Größere stets das Kleinere miteinschließt, dass aber im rein Animalisch-Psychischen das Höhere nicht einbegriffen ist;

dass es zwischen der niedrigsten medialen Tätigkeit (die negativ ist) und den höchsten inspirierten Lehrern und Sehern sehr viele Zwischenstufen oder Gradunterschiede gibt, und dass die Zentren in der Menschheit nicht einheitlich entwickelt sind.

Dieses Thema ist überaus vielseitig und schwierig. Immerhin ist es möglich, die allgemeine Situation zu erfassen, die Bedeutung der sich bietenden Gelegenheit zu verstehen und das Wissen in der rechten Weise anzuwenden, um aus der jetzigen kritischen Zeit das Gute herauszuholen; so kann das psychische und geistige Wachstum des Menschen genährt und gefördert werden.

Mit zwei Fragen sollten sich jetzt alle diejenigen gründlich befassen, die auf dem Gebiet der Esoterik arbeiten und damit beschäftigt sind, Studierende und Aspiranten zu schulen.

I.   Wie sollen wir unsere Sensitiven und medial Veranlagten ausbilden, dass sie den Gefahren entgehen und ungefährdet ihrem neuen und ruhmvollen Erbe näherkommen können?

II. Wie können esoterische Schulen und Gruppen von der günstigen Gelegenheit den richtigen Gebrauch machen?

Wir wollen zuerst über die Schulung und Sicherung der medial Veranlagten und Sensitiven sprechen.
 

I.  Die Schulung der medial Veranlagten

Vor allem muss man sich darüber klar sein, dass die negative, unintelligente mediale Tätigkeit und Veranlagung die Ausübenden zu einem Automaten erniedrigt; diese Tätigkeit ist gefährlich, weil sie den Menschen seines freien Willens und seiner positiven Wesensart beraubt, und weil sie der Fähigkeit, als freier intelligenter Mensch zu handeln, entgegenwirkt. In diesem Fall fungiert der Mensch nicht als Instrument seiner Seele, sondern ist kaum besser als ein instinktbegabtes Tier, ja vielleicht sogar bloß ein leeres Gehäuse, das von einem fremden Wesen in Besitz genommen und benützt werden kann. Ich spreche hier von der niedrigsten Kategorie animalischer Medien, von denen es heutzutage viel zu viele gibt; sie bereiten den besten Köpfen in den Kreisen, die mediale Fähigkeit zu fördern suchen, viel Sorge. Wenn jemand die Funktion als Medium mit vollem Bewusstsein übernimmt und seinen Körper verständnisvoll einem Wesen zur Verfügung stellt, das ihm wohlvertraut ist und das Einlass sucht, um geistigen Zielen zu dienen und Mitmenschen zu helfen, dann kann diese mediale Tätigkeit richtig und gut sein. Aber wie oft findet man schon solche Medien? Nur wenige Medien kennen die Methode, wie man eine Wesenheit in den Körper eintreten lässt und dann wieder entlässt, und nur wenige wissen, wie man dabei vorgehen und sich so verhalten muss, dass ihnen auch nicht für einen Augenblick unbewusst bleibt, was sie tun und welchem Zweck sie dienen. Bewusst und mit Absicht leihen sie vorübergehend einer anderen Seele ihren Körper für einen Dienst, bewahren aber dabei während der ganzen Zeit ihre volle Unversehrtheit oder Ganzheit. Diese Art von Hingabe fand ihren höchsten Ausdruck, als der Jünger Jesus seinen Körper für das Wirken Christi zur Verfügung stellte. Der Schlüssel zum Verstehen dieser medialen Funktion, bei der die eigene Integrität gewahrt bleibt, liegt in dem Wort „Dienen“. Wenn man einmal diese wahre Funktion eines Mediums besser verstehen wird, dann wird man feststellen, dass das Medium bei vollem Wachbewusstsein seinen Körper durch die Öffnung am Scheitel des Kopfes verlässt; heute ist es in den meisten Fällen so, dass das Medium durch den Solarplexus austritt, sich dieses Geschehens nicht bewusst ist und sich nachher an nichts erinnern kann.

Es wird dann so sein, dass ein neuer Bewohner bei übereinstimmender Schwingung durch die Kopföffnung in den Körper des Mediums eintritt und dieses Instrument eine Zeitlang für einen bestimmten Dienst benützt. Dieses Verfahren wird aber niemals dazu angewendet werden, um müßige Neugier zu befriedigen oder einen ebenso nichtigen Kummer zu stillen, der auf persönlicher Einsamkeit und Selbstbemitleidung beruht. In der heutigen Zeit werden viele Medien niederer Art von neugierigen oder unglücklichen Leuten ausgenützt und zu medialer Tätigkeit gezwungen, um die Sensationslust der Massen zu befriedigen oder ihren fast ebenso unintelligenten Mitmenschen Trost zu bringen. Das Bewusstsein solcher Medien ist gänzlich unterhalb des Zwerchfells konzentriert, und ihr Solarplexus ist tatsächlich ihr Gehirn, so wie bei den Tieren.

Es gibt aber auch Medien weit höheren Ranges oder Grades, die sich fortgeschrittenen Seelen auf der anderen Seite des Schleiers für eine Dienstleistung zur Verfügung stellen und sich als Werkzeug darbieten, damit die Erdenmenschen von der Existenz dieser Seelen Kenntnis erhalten. So wird auf beiden Seiten des trennenden Schleiers Seelen geholfen und Gelegenheit gegeben, zu lauschen oder einen Dienst zu tun. Aber auch für diese höheren Medien wäre es recht nützlich und vorteilhaft, wenn sie sich gründlich schulen und die technische Seite ihrer Arbeit und ihres Körpergefüges genauer verstehen würden. Sie wären dann bessere Instrumente und verlässlichere Übermittler.

Vor allem aber sollten die psychisch Veranlagten in der Welt heute begreifen, dass es unbedingt notwendig ist, selbst die Kontrolle auszuüben und nicht unter Kontrolle zu stehen; sie sollten zur Erkenntnis kommen, dass all das, was sie tun, auch von irgendeinem geschulten Jünger der zeitlosen Weisheit ausgeführt werden kann, wenn der Anlass und die Umstände eine solche Kraftverausgabung rechtfertigen. Psychisch Veranlagte lassen sich leicht täuschen. So besteht auf der Astralebene natürlich auch von mir, eurem tibetanischen Bruder, eine Gedankenform. Alle, die monatlich die Unterweisungen des Jüngergrades erhalten, die die Bücher lesen, die ich mit Hilfe von A. A. B. in die Welt hinausgesandt habe, und alle, die in meiner persönlichen Jüngergruppe wirken und arbeiten, haben natürlich und ganz automatisch dazu beigetragen, diese astrale Gedankenform zu schaffen. Aber ich bin das gar nicht, ich bin mit dieser Gedankenform weder verbunden noch benutze ich sie.

Ich habe mich ein für allemal von ihr losgelöst und benütze sie nicht einmal als Kontaktmittel, um meine Schüler zu erreichen; denn ich wirke mit Vorbedacht ausschließlich in mentalen Bereichen. Zweifellos beschränke ich dadurch die Reichweite meiner Kontakte, steigere aber dafür die Wirksamkeit meiner Tätigkeit. Ich brauche wohl kaum bemerken, dass diese astrale Gedankenform ein Zerrbild von mir und meinem Werk ist und einem mit Leben erfüllten Gehäuse ähnelt.

Da diese Form zum Großteil aus emotioneller und teilweise auch aus mentaler Substanz besteht, kann sie eine große Anziehungskraft ausüben; in der Maske von mir wirkt sie, wie alle Erscheinungen, die z. B. bei einer Séance zitiert werden, überzeugend. Wenn die Intuition noch nicht erwacht ist, ist die Illusion vollständig. Gläubige Schwärmer können sich daher mit Leichtigkeit auf diese illusorische Form einstellen und unterliegen der Täuschung vollkommen. Die Schwingung dieser Form ist verhältnismäßig hoch; ihre mentale Wirkung gleicht einer schönen Parodie von mir und bringt die getäuschten Schwärmer mit den Aufzeichnungen des astralen Lichtes in Berührung, die ein Spiegelbild der Akasha­Chronik sind. Diese Chronik ist das ewige Allbuch, das den Plan für unsere Welt enthält und aus dem wir Lehrer einzelne Tatsachen sammeln und viel Belehrung gewinnen. Diese werden durch das Astrallicht verzerrt und entstellt. Da dieses Zerrbild nur in den drei Formwelten eine Wirkung ausübt und aus keiner höheren Welt stammt, trägt es die Saat des Separatismus und Unheils in sich. Von ihm gehen schmeichelnde Bilder aus, und aus dem Kontakt mit ihm entstehen separatistische Ideen und Gedanken, die den Ehrgeiz und das Verlangen nach Macht schüren sowie alle die Keime des Begehrens und der persönlichen Wünsche nähren, die die Gruppen voneinander trennen. Die Folgen für die Getäuschten sind recht traurig.

Ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass die im sogenannten Trancezustand arbeitenden Medien unbedingt durch solche ersetzt werden müssen, die auf der astralen Ebene hellsichtig und hellhörig sind; ein solcher Mensch, der sich bei vollem Bewusstsein betätigt und dessen Gehirn wach und aktiv ist, kann sich als Mittler anbieten zwischen physisch inkarnierten Menschen (die also von den subtileren Bereichen nichts sehen und hören können) und den körperlosen Seelen, die vom irdischen Kontakt abgeschnitten sind. Ein solches Medium kann sich mit beiden Gruppen verständigen; der Wert und Nutzen seiner Mittlertätigkeit ist unschätzbar, wenn er sich aufrichtig und selbstlos, rein und hingebungsvoll diesem Dienst unterzieht. Aber wenn sich solche Medien einem Training unterziehen, sollten sie vermeiden, die derzeitigen negativen Methoden anzuwenden. Statt in leerem Schweigen zu sitzen und auf Entfaltung zu warten, sollten sie sich bemühen, in positiver Weise als Seelen zu wirken, dabei aber bewusst und einsichtig im Besitz der niederen körperlichen Funktionen zu bleiben. Sie müssen genau wissen, welches Zentrum im Körper sie benutzen, während sie medial arbeiten, und sie müssen lernen, als Seelen die Welt der Illusion zu betrachten, in der sie sich betätigen wollen. Von ihrem hohen und reinen Standort aus sollen sie klar sehen, richtig hören und genau berichten, um auf diese Weise den Zeitgenossen zu dienen und die Astralebene zu einem vertrauten und wohlbekannten Tätigkeitsbereich zu machen; dadurch machen sie die Menschheit mit dem Gedanken vertraut, dass es einen Daseinszustand gibt, in welchem ihre Mitmenschen leben, Erfahrungen machen und dem Pfad folgen.

Ich kann hier auf diese Schulungsmethode nicht näher eingehen, denn das Thema ist für einen kurzen Artikel viel zu umfangreich. Ich sage aber mit Nachdruck, dass eine sorgfältigere und einsichtigere Schulung unbedingt notwendig ist und dass das Wissen (das zur Verfügung steht, wenn man nur danach trachtet) in einer verständnisvolleren Weise angewandt werden muss. Ich appelliere an alle, die ihre psychischen Kenntnisse erweitern möchten, so lange zu studieren, zu denken, zu experimentieren, zu lehren und zu lernen, bis der gesamte Bereich psychischer Phänomene aus seiner jetzigen unwissenden, spekulativen und negativen Betrachtungsweise herausgehoben und zu einer machtvollen Zuversicht, erprobten Methode und geistigen Wesensäußerung geworden ist. Ich appelliere an alle betreffenden Bewegungen, wie z. B. an die psychischen Forschungsgesellschaften, und an die vielen spiritistischen Vereinigungen, mehr Gewicht auf die göttliche Wesensäußerung zu legen, als sich um Phänomene zu kümmern; sie sollten das Thema vom Standpunkt des Dienens aus angehen und studieren, ihre Forschungen in den Energiebereich bringen und aufhören, nur die Wünsche des Publikums im Auge zu haben. Die Gelegenheit ist günstig und ihre Funktion sehr wichtig. Der bisher geleistete Dienst war von wesentlicher Bedeutung. Wenn diese Gruppen jedoch von den neuhereinströmenden Energien Gebrauch machen wollen, dann müssen sie ihr Augenmerk dem Reich der wahren Werte zuwenden. Sie sollten eine ihrer Hauptaufgaben darin sehen, den Intellekt zu schulen und der Welt zu zeigen, dass sie eine Gruppe intelligenter Psychiker sind. Die Astralebene würde für sie dann lediglich eine Etappe auf dem Weg zu jener Welt sein, in der sich die geistigen Führer und Meister befinden, von wo aus alle Seelen sich wieder verkörpern und wohin alle Seelen aus der Welt irdischen Erlebens und Experimentierens wieder zurückkehren.

Es könnte jemand fragen, welche Gebiete oder Themen diese Schulung umfassen sollte. Ich möchte empfehlen, dass Unterweisungen über die Natur des Menschen sowie über die Ziele und Absichten der Seele gegeben werden sollten. Es könnten ferner die Methode der Ausdruckgebung gelehrt und gründliche Instruktionen darüber gegeben werden, wie man die ätherischen Zentren benützen und die Fähigkeit entwickeln muss, um unversehrt die Einstellung eines positiven Zuschauers beibehalten zu können, der stets die Kontrolle in den Händen hat. Es wird notwendig sein, den Typus und Charakter des medial Veranlagten sorgfältig zu untersuchen und dementsprechend geeignete Methoden anzuwenden, damit er möglichst unbehindert Fortschritte machen kann. In den Schulungskursen müssen die Studierenden entsprechend ihrer Entwicklungsstufe gruppiert oder eingereiht werden; die optimistische Einstufung oder Versetzung in eine Gruppe in der Hoffnung, dass der Betreffende in dieser Klasse schon irgendwie weiterkommt, muss aufhören.

Der negative Psychiker niederen Grades sollte darauf bedacht sein, sein Denkvermögen zu schulen und den Solarplexus so lange auszuschalten, bis er die Funktion eines echten Übermittlers ausüben kann. Wenn damit der zeitweilige Verlust seiner medialen Fähigkeiten (und folglich der kommerziellen Auswertung) verbunden ist, umso besser für ihn, wenn man ihn als unsterbliche Seele ansieht, die ihm eine geistige Bestimmung und eine nutzbringende Aufgabe zuweist.

Die einem intelligenten Medium und Psychiker gegebenen Instruktionen sollten ihn so weit bringen, dass er sich und seine Fähigkeiten durch und durch versteht; diese Kräfte sollten sehr behutsam und ohne jede Gefährdung für ihn entwickelt werden, damit seine Position oder Einstellung als positiver kontrollierender Faktor gefestigt werde. Seine Fähigkeiten des Hellsehens und Hellhörens sollten schrittweise vervollkommnet werden, und er sollte auch darin ausgebildet werden, das, was er in der Welt der Illusion (auf der Astralebene) sieht und antrifft, richtig zu deuten und darzustellen.

So werden nach und nach in der Welt viele geschulte Psychiker zum Vorschein kommen, deren Fähigkeiten richtig verstanden werden, Menschen, die sich auf der Astralebene genau so klug und vernünftig betätigen können wie auf der psychischen Ebene, und die sich darauf vorbereiten, die höheren psychischen Kräfte (geistige Wahrnehmung und Telepathie) zum Ausdruck zu bringen. Diese Leute werden schließlich eine Gruppe von Seelen bilden, die einerseits zwischen denen, die auf der Astralebene nichts sehen und hören können, weil sie Gefangene des physischen Körpers sind, und andererseits zwischen denen, die Gefangene der Astralebene sind, denen der physische Reaktionsapparat fehlt, vermitteln können.

Das wirkliche Erfordernis besteht also nicht darin, einfach aufzuhören, unsere Psychiker und Medien um Rat zu fragen und zu schulen, sondern vielmehr darin, sie in der richtigen Weise zu schulen und verständnisvoll zu schützen, damit sie zwischen der physischen und der astralen Welt die Verbindung herstellen und halten können. (s. dazu: Sieben Strahlen, Band 2, S. 597-643 dt./555-598 engl.)

II. Esoterische Schulen und Geistesströmungen

Unsere zweite Frage betrifft das Wirken der esoterischen Schulen oder Bewegungen sowie die Ausbildung und Sicherung der Aspiranten, die in diesen Bewegungen wirken und arbeiten.

Vor allem möchte ich einen Punkt klarstellen. Das Wirken der meisten esoterischen Schulen wird heutzutage durch ihre separatistische Einstellung und durch ihre Intoleranz gegenüber anderen Schulen und Methoden sehr stark behindert. Die Leiter dieser Schulen müssen folgende Tatsachen anerkennen: Alle Schulen, die den Einfluss der Loge jenseits des Himalaya verspüren und anerkennen und deren Mitglieder mit Meistern der Weisheit, wie z. B. Meister Morya oder Meister K. H. – bewusst oder unbewusst – in Verbindung stehen, bilden eine einzige Schule und sind ein Teil einer einzigen Schulungsgemeinschaft. Es besteht daher kein prinzipieller Widerstreit von Interessen, und diese Schulen mit ihren verschiedenen Anschauungen werden – wenn sie nur einigermaßen von Bedeutung sind – auf der inneren Seite als eine Einheit angesehen. Es gibt keine prinzipiellen Unterschiede in der Lehre, auch wenn für dieselben Begriffe nicht die gleichen Worte benützt werden, und ebenso ist auch die Arbeitsmethode grundsätzlich die gleiche. Wenn in dieser Zeit bedrückender Weltnot das Werk der Großen Seelen in der gewünschten Weise vorankommen soll, dann ist es unbedingt notwendig, dass diese verschiedenen Schulen ihre tatsächliche Einheit in Bezug auf Ziel, Führung und Methode erkennen und anerkennen; die Leiter dieser Schulen sollten einsehen, dass nur das Misstrauen gegenüber anderen Gruppenführern und der Wunsch, die eigene Gruppe zur stärksten und wichtigsten zu machen, sie häufig zu der Phrase veranlasst: „Das ist eine andere Denkrichtung.“ Oder: „Sie arbeiten nicht so wie wir.“ Gerade diese Einstellung oder Denkweise verhindert, dass unter den vielen Studierenden in den äußeren Organisationen das geistige Leben und Verstehen wirklich zunimmt. Diese separatistische Denk- und Handlungsweise beeinträchtigt den Fortschritt. Die Führer und Mitglieder sprechen von „unserem“ oder von „eurem“ Standpunkt, von der oder jener Richtung und halten die eine Methode (meist die eigene) für richtig und eine andere, die genauso richtig sein kann, für wahrscheinlich zweifelhaft, wenn auch nicht direkt für falsch. Jede Gruppe vermeint, nur der eigenen Gruppe und Lehrmethode verpflichtet zu sein, und den Mitgliedern werden schreckliche Folgen in Aussicht gestellt, wenn sie mit Mitgliedern anderer Gruppen zusammenarbeiten. Stattdessen sollten sie erkennen, dass alle, die in analogen Schulen studieren und unter dem gleichen geistigen Impuls arbeiten, Mitglieder der einen Schule sind und innerlich grundsätzlich eine Einheit bilden. Es wird und muss die Zeit kommen, da diese verschiedenen (und jetzt noch) gesonderten esoterischen Vereinigungen ihre wesentliche Einheit verkünden werden; die Gruppenführer, Sekretäre und Mitarbeiter werden zusammen­kommen, um einander kennen- und verstehenzulernen. Eines Tages wird diese Erkenntnis und Einsicht sie dahin bringen, dass sie sich bestreben werden, einander in ihren Bemühungen zu unterstützen und ihre Ideen auszutauschen. So werden sie tatsächlich ein großes esoterisches Kollegium in der Welt bilden mit verschiedenen Klassen und Graden, aber alle damit beschäftigt, Aspiranten zu schulen und für die Jüngerschaft vorzubereiten oder die Arbeit der Jünger zu überwachen, die sich für eine Einweihung vorbereiten. Dann werden endlich die Versuche aufhören, die Arbeit der anderen dadurch zu behindern, dass man Methoden und Techniken vergleicht, dass man kritisiert und verleumdet, warnt und Angst einjagt und auf der Selbstisolierung besteht. Gerade diese Geisteshaltungen und Methoden verhindern das Einströmen des reinen Lichtes der Wahrheit.

Aspiranten in diesen Schulen bilden ein eigenes Problem, das sich von dem der gewöhnlichen psychischen und medialen Personen unterscheidet. Diese Menschen haben sich bereit erklärt, sich einem intellektuellen Training und einem Beschleunigungsprozess zu unterziehen, der die Seele zum vorzeitigen Erblühen bringen soll, um der Menschheit früher und wirksamer dienen und am Plan der Hierarchie mitarbeiten zu können. Diese Aspiranten setzen sich Gefahren und Schwierigkeiten aus, die sie hätten vermeiden können, wenn sie den lang­sameren und ebenso sicheren Weg gewählt hätten. Darüber sollten sich alle Mitarbeiter in solchen Schulen klar sein. Dem eintretenden Aspiranten sollte dieses Problem genau erklärt werden, damit er auf der Hut sei und die Regeln und Instruktionen sorgfältig beachte. Er sollte sich dadurch nicht abschrecken lassen oder weigern, sich diesem Beschleunigungsprozess zu unterwerfen; er sollte sich mit offenen Augen auf dieses Unternehmen einlassen, und man sollte ihn lehren, sich der angebotenen Sicherheitsmaßnahmen und der Erfahrung älterer Studenten zu bedienen.

In allen esoterischen Schulen steht natürlich – und mit Recht – die Meditation im Vorder­grund. Technisch gesprochen ist die Meditation ein Vorgang, bei dem das Kopfzentrum erweckt, unter Kontrolle gebracht und benützt wird. Sobald dies der Fall ist, kommt zwischen Seele und Persönlichkeit eine harmonische Übereinstimmung, eine völlige Integration, zustande; diese bewirkt, dass in den Aspiranten ein gewaltiger Strom geistiger Energie hereinströmt, der sein ganzes Wesen belebt und anspornt und das latente Gute, aber auch das Böse an die Oberfläche bringt. Gerade darin liegt ein Großteil des Problems und der Gefahr. Daher legt man in den wahren Schulen soviel Nachdruck auf Reinheit und Wahrheit. Der physischen Reinheit wurde zuviel Bedeutung beigemessen; dagegen wurde nur ungenügend die Notwendigkeit betont, jede Art von Fanatismus und Intoleranz zu meiden. Diese beiden Faktoren behindern den Studierenden weit mehr als unrichtige Diät, und sie nähren das Feuer des separatistischen Denkens mehr als irgendein anderer Umstand.

Meditation bedingt, dass man ständig und jeden Tag ein zielbewusstes Leben führt. Das überanstrengt zwangsläufig die Gehirnzellen, denn es bringt ruhende Zellen zur Aktivität und stimuliert das Gehirnbewusstsein für das Licht der Seele. Wenn die Meditation regelmäßig und jahrelang ausgeübt und durch eine meditative Lebensweise sowie durch zielbewusstes Dienen ergänzt wird, erfährt das ganze System einen guten Ansporn und Antrieb, so dass der niedere Mensch unter den Einfluss und die Kontrolle des geistigen Menschen kommt. Die Meditation erweckt auch die Kraftzentren im Ätherkörper und stimuliert die geheimnisvollen Energieströme, die am unteren Ende der Wirbelsäule schlummern. Wenn dieser Prozess bedachtsam unter Anleitung und Einhaltung der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen eine lange Zeit hindurch fortgesetzt wird, dann besteht kaum eine Gefahr; die Belebung erfolgt in normaler Weise gemäß dem Gesetz des Seins. Wenn jedoch diese Stimulierung forciert betrieben und durch verschiedenartige Übungen beschleunigt wird, bevor der Studierende dafür reif ist und bevor seine Körper koordiniert und entwickelt sind, dann droht dem Aspiranten Unheil. Atemübungen oder Pranayama-Training sollten erst nach einer jahre­langen geistigen Lebensweise, Hingabe und Diensttätigkeit unternommen werden, und auch dann nur unter fachmännischer Anleitung. Die Konzentration auf die Zentren im Kraftkörper (mit der Absicht, sie zu erwecken) ist unter allen Umständen zu vermeiden; das führt zu Überstimulierung und öffnet die Tore zur Astralebene, die der Studierende nur mit großer Mühe wieder schließen könnte. Den Aspiranten in allen okkulten Schulen kann ich nicht nachdrücklich genug ans Herz legen, dass der Yoga für diese Übergangszeit der Yoga zielbewussten Strebens, zielstrebiger Absicht, des ständig geübten Bewusstwerdens der göttlichen Gegenwart sowie der regelmäßigen Meditation ist, die systematisch und jahrelang ausgeübt wird.

Wenn dies mit innerer Losgelöstheit geschieht und gleichzeitig ein Leben liebenden Dienens geführt wird, dann gehen das Erwecken der Zentren und das Emporheben des schlummernden Kundalini­Feuers ungefährdet und vernünftig vor sich; das ganze System kommt so in den Zustand lebendiger Wirksamkeit. Ich möchte die Studierenden nachdrücklich davor warnen, intensiv stundenlang zu meditieren oder Übungen zu betreiben mit dem Ziel, ein bestimmtes Zentrum zu erwecken oder das Kundalini-Feuer zu erregen. Die allgemeine Stimulierung in der Welt ist jetzt so stark, der Durchschnittsaspirant ist so sensitiv und so fein organisiert, dass übertriebenes Meditieren, fanatische Diät, verkürzte Schlafruhe oder ein übermäßiges Interesse an psychischen Erlebnissen das mentale Gleichgewicht stört und oft einen nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichtet.

Die Studenten in esoterischen Schulen sollen unbeirrt, still und ohne Emotionen ans Werk gehen; sie sollten allzulange Studien­ und Meditationszeiten vermeiden. Ihre Körper können die erforderliche Spannung noch nicht aushalten und würden nur geschädigt. Sie sollen ein normales werktätiges Leben führen, jedoch im Drang der täglichen Pflichten und Dienst­leistungen nicht vergessen, wer sie dem innersten Wesen nach sind und welche Ziele sie erstreben. Sie sollen jeden Morgen regelmäßig meditieren, in der ersten Zeit fünfzehn Minuten lang, aber niemals länger als vierzig Minuten. Sie sollen selbstlos dienen, ohne an die eigene psychische Entwicklung zu denken. Sie sollen ihre Denkkraft durch ein Studium im normalen Rahmen schulen, sollen lernen, klug und verständig zu denken, so dass sie ihre Gefühle durch ihre Denkkraft im Gleichgewicht halten und all das richtig auslegen können, womit sie in Kontakt kommen, und zwar in dem Maße, wie ihr Wahrnehmungsvermögen zunimmt und ihr Bewusstsein sich erweitert.

Die Studierenden müssen bedenken, dass die Hingabe an den Pfad oder den Meister nicht genügt. Die Großen Seelen sind mehr an intelligenten Mitarbeitern und Helfern als an einer schwärmerischen Verehrung ihrer Persönlichkeit interessiert; ein Student, der unabhängig im Licht der eigenen Seele wandert, ist für sie ein verlässlicheres Werkzeug als ein devoter Schwärmer. Das Licht der Seele wird dem ernsthaften Aspiranten die allen Gruppen zugrunde liegende Einheit offenbaren und ihn befähigen, das Gift der Unduldsamkeit auszustoßen, das so viele verdirbt und behindert. Es wird ihn die geistigen Grundwahrheiten erkennen lassen, die die Schritte der Menschheit lenken; es wird ihn zwingen, die Intoleranz, den Fanatismus und den Separatismus, die charakteristischen Merkmale kleiner Geister und Anfänger, nicht zu beachten; es wird ihm helfen, seine Mitmenschen so zu lieben, dass sie die Wahrheit besser erkennen und ihren Horizont erweitern; es wird ihn befähigen, den esoterischen Wert des Dienens wahrheitsgemäß einzuschätzen, und es wird ihn vor allem anderen die praktisch augewandte Harmlosigkeit lehren, die eine charakteristische Qualität jedes Gottessohnes ist. Eine Harmlosigkeit, die nichts spricht, was jemandem schaden könnte, die nichts denkt, was vergiften oder Missverständnis schaffen könnte, die nichts tut, was den geringsten unserer Mitmenschen verletzen könnte, das ist die Haupttugend, die den Studenten der Esoterik befähigt, ungefährdet den schwierigen Pfad der Entwicklung zu gehen. Wenn Dienst an den Mitmenschen an erster Stelle steht und wenn sich die Lebenskraft nach außen, zur Welt hinwendet, dann kann der Aspirant sicher und ungefährdet meditieren, streben und arbeiten. Sein Motiv ist lauter, und er bemüht sich, nicht im Mittelpunkt zu stehen, sondern sein ganzes Augenmerk auf die Gruppe zu richten. So kann ihn das seelische Leben durchströmen und als Liebe zu allen Wesen zum Ausdruck kommen. Er weiß, dass er ein Teil des größeren Ganzen ist und dass das Leben dieses Ganzen bewusst durch ihn hindurchströmen kann. Das bringt ihn zu der Erkenntnis, dass alle Menschen Brüder sind und dass er mit allen manifestierten Lebewesen eine Einheit bildet.

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Dieser Artikel wurde 1934 von dem tibetischen Lehrer Djwhal Khul diktiert. Er ist in dem Buch Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, S. 17-37 dt./3-20 engl., abgedruckt, herausgegeben vom Lucis-Verlag.
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