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1. Der Willensaspekt und die Schöpfung

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An früherer Stelle besprachen wir die Übermittlung des egoischen Willens an das physische Gehirn und stellten fest, dass dieser Wille des Egos nur in denjenigen Menschen zur Übermittlung kommen kann, bei denen (aufgrund evolutionärer Entwicklung) das Sutratma und die Antahkarana verbunden, und deren physische Kopfzentren mehr oder weniger erwacht waren. In anderen Fällen, wie beim durchschnittlichen und beim wenig entwickelten [964] Menschen, kam der das physische Gehirn beeinflussende Impuls von den astralen oder den niederen mentalen Stufen her und war daher eher der Impuls irgendeines lunaren Herrn (wenn auch vielleicht von hohem Range) als der göttliche Wille des Sonnenengels, welcher der wahre Mensch ist.

A. Der Zustand des Magiers. Man sollte nicht die Tatsache übersehen, dass beim erstmaligen Erwachen der physischen Kopfzentren (durch Gleichschaltung der ätherischen Zentren) nur der allerniedrigste Aspekt des egoischen Einflusses zutage tritt. Auf dem Probepfade und bis hinauf zur dritten Einweihung lenkt und beherrscht der Mensch von diesen drei Zentren aus seine Hülle und verbreitet von ihnen aus das Licht, welches sein Leben auf der physischen Ebene durchstrahlt. Zur Zeit der dritten Einweihung ist der Übermittlungskreislauf des inneren Dreieckes voll im Gang, und das gesamte Leben der Persönlichkeit ist dem Willen des Egos unterworfen. «Der Stern absorbiert das Licht des Mondes, um die Strahlen der Sonne widerspiegeln zu können» ist ein okkulter Ausdruck, der diesen Evolutionspunkt wahrheitsgetreu kennzeichnet. An dieser Stelle dürfte es ausserdem angebracht sein, auf den Zustand der ätherischen Zentren während dieser Phase der direkten, solaren Vorherrschaft hinzuweisen.

Ehe die drei physischen Kopfzentren erwachen, steht der Mensch hauptsächlich unter dem Einfluss der durch die vier geringeren ätherischen Zentren strömenden Kraft; später beginnen die drei Hauptzentren - das Kopf-, Herz- und Kehlzentrum - zu vibrieren und allmählich immer stärker wirksam zu werden, bis ihre Energie es fertig bringt, die der niederen Zentren auszuschalten, deren Lebenskraft in sich aufzusaugen und in eine andere Richtung abzulenken, so dass am Ende die drei höheren Räder im vierdimensionalen Sinn voll tätig sind. Im Lauf dieser Entwicklung erwachen die drei physischen Kopfzentren aus ihrem Schlummerzustand, und ihre Tätigkeit macht sich in folgender Weise fühlbar:

a. Wenn das Haupt-Kopfzentrum erwacht, beginnt sich die Zirbeldrüse zu regen.

b. Wenn das Herzzentrum vollends lebendig wird, tritt der Hirnanhang in Tätigkeit [965].

c. Wenn das Kehlzentrum seine rechtmässige Rolle im Evolutionsvorgang antritt, vibriert das Alta-Major-Zentrum in angemessener Weise.

Wenn das von diesen drei physischen Zentren gebildete Kraftdreieck wirksam zirkuliert, erscheint auch das grössere Dreieck in Zirkulation; es wird dann zu einem «Rad, das sich um sich selbst dreht». Die hauptsächlichen ätherischen Zentren befinden sich in voller Wirksamkeit, und der betreffende Mensch ist dem Augenblick seiner Befreiung nahe.

Im okkulten Verlauf des Schöpfungswerkes müssen all diese drei physischen Zentren in Anspruch genommen werden, und aus den nachfolgenden Betrachtungen wird der Leser ersehen, warum es notwendig war, sie in dieser Reihenfolge zu behandeln.

Vermittels der Zirbeldrüse [*C89] des Organes geistiger Wahrnehmung, ermittelt der Mensch den Willen und die Absicht des Egos, und von dort bezieht er aus den höheren Bereichen - über das Kopfzentrum und das Sutratma - die notwendige Energie.

Vermittels [966] des Hirnanhangs wird das zweite Element des Wünschens oder der formbildenden Energie verfügbar, und der Mensch kann mit Hilfe des Anziehungsgesetzes aus Deva-Substanz Gebilde erschaffen und bauen.

Wenn das Alta-Major-Zentrum, die Synthese dessen, was man als Nervenenergie bezeichnen könnte, erwacht ist, kann der Mensch die gewünschte Form, die er durch anziehende Energie zu errichten sucht, in materieller Gestalt verwirklichen und in Aktion bringen.

Das erklärt also, warum nur so wenige Menschen Gedankenformen errichten können, die für die Menschheit von dauerndem, positivem Wert sind, und warum die Grossen (die ja durch ihre Jünger wirken) gezwungen sind, mit Gruppen zu arbeiten, weil sie selten einen Mann oder eine Frau finden können, deren physische Kopfzentren gleichzeitig tätig sind. Sie müssen häufig grosse Gruppen in Anspruch nehmen, ehe die ihnen zur Erfüllung ihrer Zwecke zur Verfügung gestellte Energie das erforderliche Mass erreicht.

Es dürfte ausserdem klar geworden sein, dass die Befähigung eines Jüngers zum Dienst an der Menschheit in hohem Mass von drei Bedingungen abhängt, nämlich:

a. vom Zustand [967] seiner Körper und deren egoischer Gleichschaltung;

b. in welchem Mass seine physischen Kopfzentren wirksam tätig sind;

c. von der Wirksamkeit der innerhalb des Dreiecks zirkulierenden Kraftübertragung.

Diese Faktoren hängen ihrerseits von wieder anderen ab und dazu gehören:

1. Die Fähigkeit des Jüngers, zu meditieren.

2. Die von ihm praktisch bewiesene Befähigung, die Pläne und Absichten, von denen sein Ego Kenntnis hat, fehlerfrei von den subtileren Ebenen herunterzubringen.

3. Die Lauterkeit seiner Motive.

4. Sein Vermögen, «im Zustand der Meditation zu verharren» und in diesem Zustand seiner Idee Gestalt zu verleihen, und damit den Plan seines Egos zu materialisieren.

5. Das Mass an Energie, das er dann später in seine Gedankenform hineinzugiessen vermag, um ihr auf diese Weise eine Daseinsperiode oder ihren winzigen «Brahmatag» zu verschaffen.

Diese untergeordneten Faktoren hängen wiederum ab:

a. von seinem Platz auf der Leiter der Evolution;

b. von der Verfassung seiner Körper;

c. von seinem karmischen Zustand;

d. von der Dünnheit seines ätherischen Gewebes;

e. von der Beschaffenheit und relativen Verfeinerung seines physischen Körpers.

In diesem Zusammenhang muss der Leser vor der Annahme gewarnt werden, dass die Reihenfolge, in welcher die physischen Kopfzentren entwickelt und die Kraftzentren belebt werden, ganz bestimmten und unabänderlichen Regeln unterworfen sei. Dieser Vorgang hängt vielmehr von verschiedenen Umständen ab, wie z.B. vom Strahl der Monade und von der Art der Entwicklung in vergangenen Inkarnationen. In allen Bereichen ihres Gemeinschaftslebens verfolgt die Natur ihre Ziele durch parallel laufende und ineinander übergreifende Bestrebungen; und nur ein Seher [968] von umfassender Weisheit und Erfahrung vermag das genaue Stadium festzustellen, in dem sich irgendeine Einheit der menschlichen Familie zurzeit befinden mag. Wer klug ist, enthält sich so lange jeder Behauptung, bis er wirklich etwas weiss.

Damit kommen wir zum nächsten Absatz unseres Themas:

B. Aufbau, Belebung und Ingangsetzung der Gedankenform. Sobald das Ego im physischen Gehirn des Menschen einen Zustand der Empfänglichkeit und des Erkenntnisvermögens erwirkt und die nötige Resonanz bei ihm erweckt hat, kann der eigentliche Aufbau beginnen.

Die Erweckung dieser Resonanz auf der physischen Ebene beruht - wie überall in der Natur - auf der Beziehung zwischen den polaren Gegensätzen. Die physischen Zentren sind für den positiven Einfluss der Kraftzentren empfänglich. Das physische Gehirn reagiert in den Frühstadien der Evolution auf den positiven Einfluss der niederen Natur und lässt sich von der Substanz der Hüllen und den Impressionen der lunaren Herren bestimmen. In späteren Stadien reagiert es dann auf den positiven Einfluss des Egos, den Eindruck des solaren Herrn.

Dieser Bauprozess zerfällt offensichtlich in drei Abschnitte, die ineinander übergreifen und allem Anschein nach zeitlich zusammenfallen. Wenn der Vorgang (wie beim grössten Teile der menschlichen Familie) unbewusst vor sich geht, nur durch Reflexbewegung verursacht wird und hauptsächlich auf der Befriedigung von Wünschen beruht, geht alles sehr rasch und führt zu schnellen Ergebnissen, deren Wirksamkeit ganz von der Fähigkeit des betreffenden Menschen abhängt, seine Idee zu beleben und in kohärenter Form zu erhalten. Die meisten, vom Durchschnittsmenschen geschaffenen Gedankenformen sind nur relativ wirksam, und auch das nur innerhalb enger Grenzen und in einem ganz beschränkten Umkreis. Wenn der Mensch erst einmal lernt, bewusst zu erschaffen, indem er geordnetes Denken, Konzentration und Meditation verwendet, dann kommt er langsamer vorwärts, denn ehe der Schöpfungsvorgang durchgeführt werden kann, muss er zwei Hauptbedingungen erfüllen, nämlich:

a. sich mit [969] dem Ego, dem Sonnenengel, in Verbindung setzen;

b. den Schöpfungsvorgang erlernen und dafür sorgen, dass er Schritt für Schritt mit dem evolutionären Naturgesetz übereinstimmt.

Mit Obigem haben wir also im Grunde nichts anderes getan, als den Begriff der Meditation und ihr Ziel mit anderen Worten zu umschreiben.

Später, wenn ein Mensch schon viel Erfahrung in der Meditation hat, geht die Gedankenschöpfung immer rascher vor sich, bis er schliesslich (auf einer höheren Spiralwindung) gegenüber der früheren unbewussten Periode viel rascher vorankommt.

Nachdem er also die egoische Absicht in seinem physischen Gehirn erkannt hat, geht der Mensch dazu über, seiner Idee eine Form zu erbauen. Er beginnt damit, dass er zuerst einmal das notwendige Material auf der Mentalebene organisiert. Das ist die Ebene, auf welcher der Impuls seine ursprüngliche Gestalt annimmt. Auf der Wunsch- oder Astralebene erfolgt dann hauptsächlich die Belebung der Gedankenform, denn deren Lebensdauer hängt (selbst bei Formen, wie unserem Sonnensystem) ganz von der Nachhaltigkeit und Stärke des Wunsches ab.

Auf den ätherischen Stufen der physischen Ebene kommt es dann zur physischen, konkreten Gestaltung; und sobald ihr physischer Träger den nötigen Umfang angenommen hat, trennt sich die Gedankenform von dem, der ihr Gestalt gibt. Jede Idee von genügender Stärke wird unvermeidlich in dichter physischer Materie Gestalt annehmen, aber die Hauptaufgabe ihres Schöpfers endet, wenn er sich auf mentalen, astralen und ätherischen Stufen damit richtig befasst hat. Die dichte physische Reaktion ist automatisch und unvermeidlich. Gewisse Ideen umfassender und wichtiger Art, die im Bewusstsein der Lenker der Rasse aufgetaucht sind, erreichen erst mit Hilfe vieler Vermittler und durch die dynamischen Impulse vieler Denker ihre volle Manifestation. In solchen [970] Fällen beteiligen sich einige wenige bewusst an der Herstellung der benötigten Form; viele andere werden gerade durch die negative Einstellung ihres Wesens zum Mitmachen angeregt; sie sehen sich gegen ihren Willen «gezwungen», Interesse zu zeigen und werden «in die Bewegung mit hineingerissen», nicht etwa, weil sie diese gedanklich verstehen oder für besonders erwünscht erachten, sondern weil es eben «Mode ist». Darin kann man ein Beispiel sehen für die Fähigkeit der Grossen, bestehende Zustände von offensichtlicher (auf geringer Entwicklung beruhender) Trägheit und Negativität auszunutzen und zum Guten zu verwenden.

Wir wollen uns hier nur mit dem Menschen befassen, der bewusst zu erschaffen lernt, also nicht mit der Methode eines Adepten oder mit den chaotischen Versuchen der nur wenig Entwickelten. Wenn der Mensch die Idee erfasst und das Motiv der zugrunde liegenden Idee richtig erkannt hat, wenn er also die Zweckmässigkeit dieser Idee und den Wert für den Gruppendienst an der Menschheit festgestellt hat, dann muss er bestimmte Dinge tun, die wir der Klarheit wegen wie folgt zusammenfassen können:

Er muss erstens einmal die Idee lange genug festhalten, damit sie vom physischen Gehirn genau erfasst werden kann. Häufig wird das Ego irgendeinen Begriff oder Teil des Planes bis zum Gehirn «hindurchzubringen» vermögen, wird aber trotzdem den Vorgang ständig und für lange Zeit wiederholen müssen, bis die physische Resonanz so gut ist, dass das Ego sich darauf verlassen kann, dass der Plan in verständiger Weise empfangen und festgehalten worden ist. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass der gesamte Vorgang erheblich erleichtert wird, wenn der «Schatten» (der Mensch) regelmässig meditiert, wenn er die Gewohnheit pflegt, täglich und stündlich des höheren Selbstes zu gedenken, und wenn er vor dem Zubettgehen den «Gedanken festzuhalten» sucht, dass er beim Erwachen soviel wie möglich von irgendwelcher egoischen Beeindruckung behalten möchte. Sobald die gegenseitige Einstellung zwischen den beiden Faktoren, dem Ego und dem empfänglichen physischen Gehirn, hergestellt ist, so dass ein wechselseitiger Austausch zustande kommt und beide aufeinander abgestimmt sind, beginnt das zweite Stadium. Die Idee wird empfangen, aufgenommen.

Dann [971] folgt eine Schwangerschaftsperiode, die ihrerseits in verschiedene Stadien zerfällt. Der Mensch brütet über der Idee; er sinnt darüber nach, setzt dadurch mentale Materie in Tätigkeit und zieht das zur Bekleidung seines Keimgedankens notwendige Material an. Er stellt sich die Umrisse der Gedankenform bildlich vor, versieht sie mit Farbe und malt die Einzelheiten ein. Daraus lässt sich der grosse Wert einer wahren Einbildungskraft und deren rechtmässige, wissenschaftliche Verwendung erkennen. Einbildungskraft ist ihrem Ursprung nach kama-manasisch, weder reines Wünschen, noch reines Denken, und ein rein menschliches Produkt. Im vollendeten Menschen und bei den höheren Intelligenzen der Natur tritt die Intuition an ihre Stelle.

Wenn sein Wille oder der ursprüngliche Impuls stark genug und die Einbildungs- oder Vorstellungskraft lebhaft genug ist, beginnt der zweite Teil der Schwangerschaftsperiode - die Belebung durch Wünschen. Das Wechselspiel zwischen dem mentalen Impuls und dem Wünschen erzeugt in der im Entstehen begriffenen Form der Idee eine Art von Pulsschlag, und sie wird lebendig. Noch ist sie nebelhaft und zart, aber es erscheinen schon Anzeichen von Organisation und der Umriss ihrer Form. Wir dürfen nicht vergessen, dass in dieser Periode der gesamte Vorgang sich im Gehirn abspielt. Es besteht also eine deutliche Entsprechung zur Tätigkeit der neun Sephirothen:

Die ursprünglichen drei entsprechen dem egoischen Impuls, den wir an früherer Stelle erwähnt haben.

Die zweite Gruppe von Sephirothen wirkt ähnlich wie der Mensch im soeben genannten Stadium, d.h. durch den Impuls des Wunsch-Denkens, der bewusst vom menschlichen Gehirn ausgeht.

Die Aufgabe der drei letzten ist erfüllt, sobald die in mentale und astrale Materie gekleidete Gedankenform auf der physischen Ebene objektiv in Erscheinung tritt.

In einem späteren [972] Stadium der Schwangerschaftsperiode umhüllt sich die in mentale Materie eingekleidete und von Wünschen belebte Gedankenform mit einer Substanzschicht aus astraler Materie, so dass sie dann in der Lage ist, sowohl auf der astralen als auch auf der mentalen Ebene zu fungieren. Dabei ist zu beachten, dass das Bauen in mentaler Materie gleichzeitig erfolgt und die Entwicklung eine zweifältige ist. Hier muss der bewusste Erbauer darauf bedacht sein, das Gleichgewicht zu wahren und seiner Einbildungskraft keinen ungebührend grossen Spielraum zu lassen. Das manasische und das kamische Element muss im richtigen Verhältnis bemessen werden, denn sonst ergibt sich leider nur die gewöhnliche Manifestation einer Idee, die falsch aufgefasst und genährt ist, und daher unmöglich ihre gebührende Rolle im Evolutionsplan spielen kann, weil sie eine groteske Verzerrung darstellt.

Die Idee erreicht damit ein kritisches Stadium und sollte jetzt bereit sein, physische Materie anzunehmen und sich eine ätherische Form zuzulegen. Wenn sie auf ätherischen Stufen angelangt ist, empfängt sie jenen letzten Impuls, der sie sozusagen aktiv in Bewegung setzt und ihr den Antrieb gibt, sich von ihrem Urheber loszulösen und

1. eine dichte Form anzunehmen und

2. ein getrenntes Dasein zu führen.

Die Gedankenform hat also jetzt die Mentalebene verlassen, hat eine astrale Hülle angenommen und ist ausserdem dabei, sich einen Körper aus ätherischer Materie zuzulegen. Wenn sie dieses Stadium erreicht hat, nimmt auch ihre Belebung zusehends zu und die Stunde ihres getrennten Daseins naht.

Die Belebung wird bewusst vom Menschen in der Weise durchgeführt, dass er - je nach der ursprünglichen Absicht oder dem anfänglichen Impuls - der Gedankenform Energie irgendwelcher Art zuleitet. Diese Energie kommt je nach der Qualität der verkörperten Idee aus einem der drei höheren Zentren, und es lässt sich beobachten, wie sie von dem betreffenden Zentrum aus zu [973] der rasch objektive Gestalt annehmenden Idee hinfliesst. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass wir es in diesem Fall mit der Gedankenform eines bewussten Erbauers zu tun haben. Die Gedankenformen der meisten Menschen erhalten ihre Energie von keiner solch hohen Quelle, denn ihr Antrieb entstammt entweder dem Sonnengeflecht oder den noch niedrigeren Fortpflanzungsorganen.

Gerade dieser ständige Strom von emotionaler oder sexueller Energie ist für die chaotischen Zustände der Gegenwart verantwortlich; das Gleichgewicht wird nicht gewahrt, die Wechselwirkung zwischen beiden und die dadurch erzeugten Myriaden von Gedankenformen niederen Ranges und niederer Schwingung schaffen eine Lage, die später einmal von den geistigen Mitarbeitern die höchsten Anstrengungen erfordern wird, um diese Gedankenformen unwirksam zu machen und umzuwandeln. Diese Formen, welche die Vorsilbe «Gedanken» kaum verdienen, weil sie hauptsächlich kamischer Art sind und nur eine Beimischung von mentaler Materie niedrigsten Grades aufweisen, sind der Grund für den schweren, langsam vibrierenden oder pulsierenden Nebel, der die menschliche Familie wie mit einem Mantel umgibt und in hohem Mass für die gegenwärtigen Übelstände, die Kriminalität und mentale Lethargie verantwortlich ist. Die Menschen sind, wie wir wissen, hauptsächlich im Astralkörper polarisiert, und die niederen Zentren betätigen sich bei ihnen am meisten; wenn dazu noch eine Atmosphäre von Gedankenformen niedriger Schwingung kommt, die von den gröberen Formen astraler Energie belebt werden, dann kann man sich vorstellen, wie ungeheuer gross die Aufgabe ist, die Menschheit in eine klarere, reinere und bessere Atmosphäre zu erheben, und wie leicht es den niederen Aspekten und Gelüsten fällt, zu gedeihen und zu wachsen.

Während die Belebung stattfindet und die Energie von einem der Zentren in die Gedankenform strömt, beginnt der bewusste Erbauer diesen Einfluss auszudehnen, um die Gedankenform zur Erfüllung seiner Mission (gleich, welcher Art) von sich auszusenden und sie im okkulten Sinn «strahlend» zu machen, damit ihre Schwingungen hinausgehen und sich bemerkbar machen; und schliesslich ist er bestrebt, sie magnetisch zu machen, so dass irgend [974] etwas in der Gedankenform und bei den Denkern, von denen sie verspürt wird, eine Resonanz erweckt.

Wenn diese drei Ziele erreicht sind, ist das Leben der Form selbst so stark geworden, dass sie ihren eigenen kleinen Lebenszyklus verfolgen und ihre Aufgabe erfüllen kann, wobei sie mit ihrem Schöpfer bloss durch einen winzigen Faden aus strahlender Substanz verbunden bleibt, der ein Gegenstück zum Sutratma bildet. Alle Formen haben solch ein Sutratma. Es verbindet die Körper eines Menschen mit der inneren Identität oder jenem magnetischen Strom, der von der wahren Identität, dem Sonnenlogos, ausgeht, und den Schöpfer des Sonnensystems mit seiner grossen Gedankenform durch einen Energiestrom verbindet, der von der zentralen geistigen Sonne bis zu einem Punkt im Zentrum der physischen Sonne fliesst.

Solange der Schöpfer irgendeiner grossen oder kleinen Gedankenform seine Aufmerksamkeit zuwendet, bleibt dieses magnetische Band bestehen, die Gedankenform erfährt Belebung und setzt ihre Tätigkeit fort. Wenn das Werk vollendet ist und die Gedankenform ihre Aufgabe erfüllt hat, wendet jeder Schöpfer bewusst oder unbewusst seine Aufmerksamkeit etwas anderem zu und seine Gedankenform zerfällt.

Daraus erhellt sich die okkulte Bedeutung aller solchen Vorgänge, die im okkulten Sinn mit dem Sehvermögen zu tun haben. Solange das Auge des Schöpfers auf seiner Schöpfung ruht, bleibt sie bestehen; sobald er aber das «Licht seines Antlitzes» von ihr wendet, stirbt die Gedankenform, da ja Lebenskraft oder Energie der Richtung des Auges folgt. Wenn also ein Mensch in der Meditation sein Werk betrachtet und seine Gedankenform zum Zweck des Dienens erbaut, dann schaut er sie im okkulten Sinn an und durchkraftet sie mit Energie; er beginnt auf diese Weise das dritte Auge in dessen sekundärem Aspekte zu benützen. Das dritte oder geistige Auge hat mehrere Funktionen. Unter anderem ist es das Organ der Erleuchtung, das entschleierte Auge der Seele, durch welches Licht und Erleuchtung ins Denkvermögen eindringt und somit das gesamte niedere Leben durchstrahlt. Es ist auch das Organ, welches die vom bewusst schöpferischen Adepten ausströmende Leitenergie an die Werkzeuge seines Dienstes, seine Gedankenformen, weitergibt.

Wenig [975] entwickelte Menschen benutzen zur Belebung ihrer Gedankenformen natürlich nicht das dritte Auge. Die von ihnen benützte Energie geht in den meisten Fällen vom Sonnengeflecht aus und wirkt nach zwei Richtungen hin, entweder über die Fortpflanzungsorgane oder die physischen Augen. Bei vielen Menschen bilden diese drei Punkte - die niederen Organe, das Sonnengeflecht und die physischen Augen - ein Kraftdreieck, welches der Energiestrom umkreist, ehe er sich der objektivierten Gedankenform zuwendet. Bei einem Aspiranten und einem intellektuellen Menschen mag sich das Dreieck vom Sonnengeflecht zum Kehlzentrum und von dort bis zu den Augen erstrecken. Wenn später der Aspirant an Wissen und Reinheit der Motive zunimmt, wird der niedrigste Punkt des Dreiecks im Herzen anstatt im Sonnengeflecht liegen und das dritte Auge wird, wenn auch noch in sehr unvollkommener Weise, allmählich in Funktion kommen.

Genauso lange wie das «Auge» sich der erschaffenen Form zuwendet, wird auch der Kraftstrom an sie übermittelt, und je unbeirrter und eindeutiger der Mensch dabei vorgeht, um so mehr wird die Energie gebündelt werden und wirksam sein. Die Erfolglosigkeit der Menschen beruht grossenteils darauf, dass ihre Interessen nicht scharf auf einen Punkt gerichtet, sondern sehr verstreut sind, und dass kein einziger Gegenstand ihre volle Aufmerksamkeit fesselt. Sie zerstreuen ihre Energie und versuchen, jeden umherschweifenden Wunsch zu befriedigen und ihre Zeit mit irgend etwas zu vertrödeln, was ihnen gerade in den Weg läuft. Daher nimmt keiner ihrer Gedanken jemals gebührende Gestalt an und erhält auch nicht die nötige Energie. Solche Menschen sind daher von einer dichten Wolke von halbfertigen und zerbröckelnden Gedankenformen und von Schwaden von Materie umgeben, die nur teilweise mit Energie versorgt und schon im Verfall begriffen ist. Daraus entsteht im okkulten Sinn ein Zustand, welcher der Zersetzung einer physischen Form ähnlich, und ebenso unerfreulich und ungesund ist. Er ist grossenteils für die derzeitigen ungesunden Verhältnisse der menschlichen Familie verantwortlich.

Der [976] Misserfolg in der Erschaffung von Gedanken beruht auch auf der Tatsache, dass die Gesetze des Denkens nicht gelehrt werden und die Menschen nicht wissen, wie sie durch Meditation die Gedankenkinder so erschaffen, dass diese ihre Aktivität fortsetzen können. Erfolge auf der physischen Ebene lassen sich viel leichter durch wissenschaftliche Gedankenschöpfung als durch direkte, im eigentlichen Sinn physische Mittel erreichen. Darüber wird man sich mehr und mehr klar, aber solange die Rasse noch nicht einen Punkt erreicht hat, wo sie grössere Reinheit und Selbstlosigkeit besitzt, muss ihr eine eingehendere Erklärung des Vorganges notwendigerweise vorenthalten bleiben.

Der Mangel an schöpferischem Erfolg beruht ausserdem darauf, dass die von den meisten Menschen ausgehenden Strömungen von so niedriger Art sind, dass die Gedankenformen gar nicht dazu kommen, selbständig wirksam zu werden, ausser wenn sie durch die Aktion einer Gruppe verstärkt werden. Solange eine Gedankenform keine Materie der drei höheren Unterebenen der astralen und der physischen Ebene enthält, hängt ihre Energieversorgung hauptsächlich von der breiten Masse ab. Sobald aber höhere Substanz in die Form einzudringen beginnt, lässt sich beobachten, dass sie unabhängig handelt, denn dann kann sich das individuelle Ego des betreffenden Menschen allmählich durch die Materie Ausdruck verschaffen, was vorher unmöglich war. Das Ego kann sich erst dann frei in der Persönlichkeit auswirken, wenn Materie der dritten Unterebenen in ihren Körpern anzutreffen ist; die Entsprechung behält damit ihre Gültigkeit.

Sobald die Gedankenform belebt und ihre ätherische Form vervollständigt oder, wie man sagt, «besiegelt» ist, kann sie, sofern es erwünscht ist, dichte physische Gestalt annehmen. Das bedeutet nun nicht, dass die individuellen Gedankenformen eines jeden Menschen ausser der ätherischen auch noch dichte Substanz annehmen, aber sie werden immerhin eine gewisse Wirksamkeit auf der physischen Ebene auslösen. Wenn ein Mensch beispielsweise einen freundlichen Gedanken denkt und ihn dann ausbaut und mit Lebenskraft versieht, so nimmt der Gedanke für einen Hellseher objektive Gestalt an und bleibt in nächster Nähe des Menschen in ätherischer Materie bestehen; er wird also in einer freundlichen Geste oder in einer Liebkosung physisch zum Ausdruck kommen. Wenn das geschehen ist, hat der Betreffende an dieser speziellen Gedankenform kein Interesse mehr, und dann stirbt sie. Ähnlich ist es bei [977] einem Verbrechen - die Gedankenform ist erschaffen worden und wird unvermeidlich in irgendeiner Tat auf der physischen Ebene Ausdruck finden. Alle Aktivität, gleich, welcher Art, ist das Resultat:

a. von bewusst oder unbewusst aufgebauten Gedankenformen;

b. von selbsterzeugten Gedankenformen oder der Einwirkung von Gedankenformen anderer Leute;

c. des Empfänglichseins für unsere eigenen, inneren Impulse, oder für die Impulse anderer, d.h. also für Gedankenformen einer Gruppe.

Daraus erhellt sich, wie wichtig dieses Thema ist und wie sehr einzelne Männer und Frauen von Gedankenformen eigener Schöpfung oder von den Gedankenkindern anderer Leute beeinflusst werden.

C. Die okkulte Bedeutsamkeit der Sprache. Die alte Schrift sagt: «Wo viele Worte sind, da geht es ohne Sünde nicht ab [*C90]», weil im gegenwärtigen Stadium der menschlichen Evolution in jedem Wortschwall vieles enthalten ist, was keinen Zweck hat oder auf Motiven beruht, die bei näherer Betrachtung einzig und allein auf die Persönlichkeit zurückzuführen sind. Je weiter der Aspirant auf dem Pfad der Annäherung an die Mysterien vorwärts kommt, um so grössere Vorsicht muss er walten lassen. Das ist aus folgenden drei Gründen notwendig:

Erstens einmal ist er infolge seiner Evolutionsstufe in der Lage, seinen Worten einen derartigen Nachdruck zu verleihen, dass er selbst darüber erstaunt wäre, wenn er nur auf der Mentalebene sehen könnte. Seine Schöpfung ist klarer umrissen, als die des Durchschnittsmenschen, seine Gedankenform besitzt dementsprechend mehr Vitalität, und sie kann die Funktion, zu der sie vermittels des «Schalles» oder der Sprache ausgesandt wird, mit grösserer Präzision erfüllen.

Zweitens neigt jedes gesprochene Wort und jede darauf aufgebaute Gedankenform (es sei denn sie entsteht auf dem höheren Pfad und beruht nicht auf Persönlichkeitsimpulsen) dazu, zwischen dem Menschen und seinem Ziel eine Schranke aus mentaler Materie aufzurichten. Diese Materie oder Trennungswand muss [978] beseitigt werden, ehe ein weiterer Fortschritt möglich wird; diese Beseitigung ist karmisch bedingt und unvermeidlich.

Drittens ist die Sprache im wesentlichen ein Verständigungsmittel auf physischem Gebiet; auf den subtileren Stufen, auf denen sich ein Jünger befindet, und im Verkehr mit seinen Mitarbeitern und erwählten Gehilfen wird sie eine immer geringere Rolle spielen. Intuitive Wahrnehmung und telepathischer Austausch kennzeichnen den Verkehr zwischen Aspiranten und Jüngern, und wenn volles Vertrauen, Sympathie und vereinte Anstrengungen für den Plan dazukommen, dann entsteht eine Gruppe, mit welcher der Meister arbeiten, und durch die er seine Kraft hindurchströmen lassen kann. Ein Meister wirkt durch (grosse oder kleine) Gruppen, und sein Bemühen wird erheblich erleichtert, wenn zwischen den Einheiten der betreffenden Gruppe ein steter und ununterbrochener telepathischer Austausch stattfindet. Der Missbrauch von Sprache ist eine der häufigsten Ursachen für Schwierigkeiten im Gruppenwerk und für die vorübergehende Abdämmung der vom Meister her einströmenden Kraft. Dieser Missbrauch verursacht eine zeitweilige Verstopfung des Kraftkanales auf der Mentalebene.

Ich erwähne diese drei Faktoren deshalb, weil diese Frage des Gruppenwerkes von vitaler Bedeutung ist und weil heutzutage viel davon erhofft wird. Wenn der Meister in irgendeiner Organisation auf der physischen Ebene einen Kern von wenigstens drei Menschen finden kann, die wechselseitig zusammenarbeiten (ich wähle dieses Wort mit Bedacht) und den Pfad des Dienens uneigennützig verfolgen, dann kann Er in kürzerer Zeit mehr erreichen, als mit einer grossen und geschäftigen Gruppe von Menschen, die vielleicht aufrichtig und eifrig bestrebt sein mögen, die aber nicht wissen, was es heisst, einander zu vertrauen und zusammenzuarbeiten, und die ihre Sprache nicht im Zaume halten können.

Wenn es einem Menschen gelingt, die tiefere Bedeutung der Sprache zu verstehen, wenn er lernt, wie und wann er sprechen soll, was durch Sprache erreicht wird und was sich ereignet, während er spricht, dann ist er seinem Ziel schon recht nahe. Wer [979] seine Sprache richtig abzumessen weiss, der wird am ehesten Fortschritte machen. Darüber sind sich die Leiter von okkulten Bewegungen von jeher klar gewesen. Der hochokkulte Orden des Pythagoras zu Crotona und viele andere esoterische Schulen in Europa und Asien machten es zur Regel, dass alle Neophyten und Probeschüler nach ihrem Eintritt in die Schule zwei Jahre lang nicht sprechen durften; und wenn sie während dieser Zeit zu schweigen gelernt hatten, dann gab man ihnen das Recht, zu sprechen, denn inzwischen hatten sie eine bestimmte Verschwiegenheit erworben.

Okkulte Schüler sollten sich wirklich darüber klar werden, dass jeder gute Redner sich in höchst okkulter Weise betätigt. Wenn jemand z.B. einen guten Vortrag hält, dann tut er in kleinem Massstab etwas, was dem Werk des Sonnenlogos entspricht. Was tat Er denn? Er dachte, er erbaute, er belebte. Ein Redner sucht also das Material aus, das er zum Aufbau seines Vortrages benutzen und mit Lebenskraft erfüllen wird. Aus aller gedanklichen Materie der Welt sucht er die Substanz zusammen, die er in individueller Weise zu verwenden sucht. Dann ahmt er das Werk des zweiten Logos nach, indem er die Substanz klug zu einer Form ausgestaltet. Er erbaut die Form, und wenn das geschehen ist, spielt er zum Abschluss noch die Rolle der ersten Person der Dreieinigkeit, indem er ihr seinen Geist, sein Leben und seine Kraft einflösst, damit sie zu einer vibrierenden, lebendigen Manifestation wird. Wenn ein Vortragender oder Redner irgendwelcher Art das fertig bringt, dann kann er jederzeit seine Zuhörer fesseln, und sie werden stets von ihm lernen können; sie werden das erkennen, was die Gedankenform ihnen zu vermitteln beabsichtigt.

Im Alltagsleben macht der okkulte Schüler es ebenso, sooft er spricht; aber das Traurige dabei ist meistens das, dass er eine Form erbaut, die gewöhnlich nicht der Mühe wert ist, und dass er sie dann mit einer falschen Art von Energie belebt, so dass sie keine konstruktive, lebenskräftige und hilfreiche, sondern eine zerstörende Kraft in der Welt darstellt. Wenn wir die verschiedenen Schöpfungsgeschichten der Welt studieren, werden wir feststellen, [980] dass die Schöpfung durch Schall oder Sprache, oder durch das Wort vollbracht wurde. In der christlichen Bibel heisst es: «Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott. Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist.» [*C91] Somit wurden der christlichen Lehre nach die Welten durch das Wort Gottes erschaffen.

In den heiligen Schriften der Hindus finden wir, dass der Herr Vishnu, der die zweite Person der Dreieinigkeit vertritt, «Die Stimme» genannt wird. Er ist der grosse Sänger, der die Welten und das Universum mit seinem Gesang erbaut hat. Er ist der Enthüller der Gedanken Gottes, der das Universum von Sonnensystemen erschaffen hat. So, wie die Christen vom grossen Wort, vom Wort Gottes, von Christus sprechen, genauso sprechen die Hindus von Vishnu, dem grossen Sänger, der durch seinen Gesang schöpferisch wirkt.

In der Manifestation auf der physischen Ebene erkennt man uns an unserer Sprache; man erkennt uns an unserer Zurückhaltung, an dem, was wir sagen, und an dem, was wir ungesagt lassen; und man beurteilt uns nach der Qualität unserer Unterhaltung. Wir schätzen die Menschen nach dem ein, was sie sagen, denn ihre Worte enthüllen die Art von Gedankenmaterie, in der sie sich betätigen, und die Qualität der Energie oder Lebenskraft, mit der sie ihren Worten Nachdruck verleihen. Die verschiedenen Sonnenlogoi der ungeheuren Konstellationen, die uns bei Betrachtung des Sternenhimmels ins Auge fallen, beurteilen die Qualität des Logos unseres eigenen Sonnensystems nach jener grossen Gedankenform, die er durch die Kraft seiner Sprache erbaut und durch die besondere Qualität seiner Liebe mit Energie erfüllt hat. Wenn Gott spricht, werden die Welten erschaffen, und zur gegenwärtigen Zeit hat Er noch nicht zu Ende gesprochen. Er hat das, was Er zu sagen hat, noch nicht abgeschlossen, und daraus erklärt sich die scheinbare Unvollkommenheit der Gegenwart. Wenn dieser grosse, göttliche Satz, der sein Denken in Anspruch nimmt, zum Abschluss gebracht ist, werden wir ein vollendetes, von vollendeten Daseinsformen bewohntes Sonnensystem haben.

Durch [981] Sprache wird ein Gedanke hervorgerufen und gegenwärtig gemacht; er wird aus einer Abstraktion und einem nebelhaften Zustand herausgebracht und auf der physischen Ebene materialisiert, wodurch auf ätherischen Stufen (wenn wir das nur sehen könnten) eine ganz bestimmte Wirkung hervorgebracht wird. Es entsteht eine objektive Manifestation, denn die «Dinge sind das, was das Wort aus ihnen macht, indem es sie benennt». Die Sprache ist buchstäblich eine grosse magische Kraft; die Adepten und weissen Magier können, weil sie die Kräfte und die Macht des Schweigens und des Sprechens kennen, Wirkungen auf der physischen Ebene hervorbringen. Bekanntlich gibt es einen Zweig der Magie, in dem dieses Wissen in Gestalt von Machtworten, Mantrams und Formeln angewandt wird, welche die verborgenen Kräfte der Natur in Bewegung setzen und die Devas ans Werk rufen.

Die Sprache ist einer der Schlüssel, der die Verbindungstür zwischen den Menschen und den subtileren Wesen erschliesst. Sie weist den Weg zur Entdeckung jener Entitäten, die auf der anderen Seite des Schleiers anzutreffen sind. Aber derjenige, der das Schweigen gelernt hat und die gegebenen Augenblick zum Sprechen kennt, darf diesen Schleier durchdringen und gewisse esoterische Verbindungen aufnehmen. Wie die Geheimlehre uns mitteilt, besteht die Magie darin, dass man die Götter in ihrer eigenen Sprache anspricht; daher kann die Sprache des Durchschnittsmenschen sie nicht erreichen.

Wer also die okkulte Sprache zu erlernen sucht, wer gar zu gern die Worte erfahren möchte, die auf der anderen Seite des Schleiers vernehmbar sind, und wer die Formeln und Sätze verwenden möchte, die ihm Gewalt über die Bauleute verleihen würden, der muss erst einmal seinen bisherigen Gebrauch von Worten verlernen und sich der üblichen Sprechweise enthalten. Dann wird er sich die neue Sprache aneignen, und es werden ihm die neuen Ausdrücke, Worte, Mantrams und Formeln anvertraut werden.

Die Gesetze [982] der Sprache sind die Gesetze der Materie, und deshalb können okkulte Schüler die Gesetze, welche die Substanz der physischen Ebene betreffen, auch auf ihren Gebrauch von Worten anwenden, denn dabei handelt es sich um die Handhabung von Materie auf anderen Ebenen. Die Sprache ist das grosse Mittel, wodurch wir das Wesen des kleinen, von uns erbauten Systems offenbaren - jenes Systems, in welchem jede menschliche Einheit die zentrale Sonne ist, denn gemäss dem Anziehungsgesetz zieht jeder Mensch das an sich, was er benötigt.

A1
A2
A3
A4??