Navigieren durch die Kaptitel von diesem Buch

Zweiter Teil - Die Ursachen der Verblendung - Teil 1

Zweiter Teil

Die Ursachen der Verblendung

1. Rassische und individuelle Entwicklung der Verblendung.

In diesem Zusammenhang gebrauchen wir das Wort «Verblendung» zur Bezeichnung für alle Phasen [94] jener Täuschungen, Illusionen, Missverständnisse und Missdeutungen, denen der Aspirant auf jedem Schritte seines Weges ausgesetzt ist, bis er die Einheit erlangt. Dieses Wort «Einheit» ist bemerkenswert, denn es birgt das Geheimnis des Freiwerdens von Illusion, wie die Loslösung von der Verblendung okkult genannt worden ist. Wer diese Anweisungen sorgfältig studiert hat, wird sich darüber klar sein, dass die grundlegende Ursache der Verblendung hauptsächlich das Gefühl der Dualität ist. Wenn solch eine Dualität oder Zweiheit nicht vorhanden wäre, gäbe es keine Verblendung, und die Wahrnehmung der Doppelnatur aller Manifestation ist die eigentliche Wurzel aller Schwierigkeiten, denen die Menschheit - in Zeit und Raum - gegenübertritt. Diese Wahrnehmung macht verschiedene Stadien durch und bildet das grosse Problem der bewussten Einheit. Es handelt sich dabei um eine Schwierigkeit, die im Bereich des Bewusstseins liegt, also in keiner Weise der Substanz oder Materie innewohnt. Der Bewohner des Körpers nimmt nicht richtig wahr: er legt das Wahrgenommene falsch aus; daraufhin identifiziert er sich mit etwas, das nicht er selbst ist; er verlegt sein Bewusstsein in den Bereich der Erscheinungen, der ihn so lange umwogt, täuscht und gefangen hält, bis er rastlos und unzufrieden wird in dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Dann kommt er schliesslich zur Erkenntnis, dass er nicht das ist, was er zu sein scheint und dass die phänomenale Welt der Erscheinungen nicht mit der Wirklichkeit identisch ist, wie er das bislang geglaubt hatte. Von [95] da an hat er das Gefühl einer Dualität; er kommt zur Erkenntnis von «Etwas Anderem» und zur Wahrnehmung, dass dieses Gefühl überwunden werden muss und dass Schritte zur Vereinheitlichung und der Versuch der Einswerdung unternommen werden sollten. Fortab beobachtet er die Schwierigkeiten des sich entwickelnden Menschen, gegen die er bewusst ankämpft; er steht vor einer langen Periode der «Freimachung von der Verblendung und des Eintretens in jene Welt, in der nichts als Einheit bekannt ist.» Von da an ergeben sich folgende Stadien:

Erstens: Das Stadium, in welchem die materielle Welt anerkannt und geschätzt wird. Vorübergehend wird sie zum Ziel aller Betätigung; der Mensch weigert sich, den Unterschied zwischen sich und der materiellen Naturwelt anzuerkennen; er identifiziert sich mit ihr und findet seine Befriedigung in rein physischen Vergnügungen und Betätigungen. Dieses Stadium zerfällt in zwei Teile:

a. In der ersten Hälfte sucht der Mensch Befriedigung darin, dass er fast automatisch auf die physischen Instinkte reagiert, wie Fortpflanzung, Ernährung und Wärme. Diese sind für sein Bewusstsein von grosser Bedeutung. Die Tiernatur wird zum Mittelpunkt des Versuches, ein Gefühl der Einheit hervorzurufen. Weil der innere und subtile Mensch vorerst nur «einen schwachen Eindruck» macht (wie man das esoterisch ausdrückt), findet eine vorübergehende, physische Einswerdung statt, die dazu dient, die Verblendung zu vertiefen und den Fortschritt zur Freiheit zu verzögern.

b. In der zweiten Hälfte wird Befriedigung und das Gefühl des Einsseins im Bereich materiellen Besitzes und in dem Bestreben gesucht, das Leben auf der physischen Ebene zum Mittelpunkt der Schönheit und persönlichen Behaglichkeit zu machen. Dort kann der Mensch sich zu Hause fühlen und das Gefühl des Dualismus vergessen, das sich von Tag zu Tag immer stärker bemerkbar macht. Aber dazu kommt es erst Jahrtausende später, wenn [96] der Aspirant danach strebt, eine neue geistige Einstellung zur Wahrheit zu gewinnen und die ersten Schritte zum Probepfad hin zu unternehmen. Dieses Stadium entspricht gegen Ende des Evolutionspfades der vorhergenannten Periode, nur dass der Mensch, der die damalige Erfahrung durchgemacht hat, sich erheblich unterscheidet von dem, der jetzt in der Materialisierung von Schönheit auf der physischen Ebene nach Synthese strebt. Der subtile, innere Mensch macht sich jetzt allmählich geltend.

Zweitens: Das Stadium, in dem der Mensch vor allem der Dualität gewahr wird, die sich mit den Worten «der Mensch und die Kräfte» ausdrücken lässt. Er empfindet lebhaft die Tatsache, dass er selbst und alle anderen Menschen Opfer von Kräften und Energien sind, über die sie keine Macht haben und von denen sie hin und her getrieben werden. Er verspürt auch Kräfte und Energien in seinem eigenen Innern, die er auch nicht beherrscht und die ihn in verschiedener Weise zum Handeln zwingen; sie machen ihn häufig zum Opfer seines Aufruhrs, seines Tuns und von Energien, die er auf selbstsüchtige Ziele lenkt. Hier entdeckt der Mensch (zuerst unbewusst und später bewusst) die erste Dualität - den physischen und den vitalen (oder ätherischen) Körper. Der eine ist das Kontakt-Instrument auf der physischen Ebene, der andere das Instrument, um mit den inneren Kräften, Energien und Welten in Verbindung zu kommen. Der Vitalkörper beherrscht und belebt den physischen Körper und treibt ihn zu fast automatischer Aktivität. Auf diese Dualität nahm ich an früherer Stelle Bezug. Dieses Stadium bereitet sowohl dem Einzelmenschen als auch der gesamten Menschheit erhebliche Schwierigkeiten. Die Menschen wissen immer noch wenig von der «Wirklichkeit, die unter der sie umgebenden Hülle leuchtet» (wie der Alte Kommentar es nennt), dass wahre Erkenntnis schwierig und im Anfang nahezu unmöglich ist. Blind und unwissend müssen sich die Menschen mit dem ersten Gegensatzpaare abmühen. Gerade diesen Vorgang können wir jetzt in der Welt beobachten. Die Massen erwachen zu der Erkenntnis, dass sie die Opfer von Kräften sind, über die sie keine Macht haben [97] und von denen sie nichts verstehen. Sie möchten darüber Macht gewinnen und sind auch dazu entschlossen, wann immer es möglich ist. Dies ist heute das Hauptproblem im täglichen Leben, in der Volkswirtschaft und in der Regierungspolitik.

Die Spannung in der heutigen Welt beruht auf der Tatsache, dass physische Kraft und ätherische Energie aneinandergeraten sind. Dabei darf man nicht vergessen, dass, wie bereits erwähnt, die ätherische Kraft in enger Beziehung zur Monade, dem höchsten geistigen Aspekt steht. Es ist das Leben selbst, das nahe daran ist, in der äusseren Welt in Erscheinung zu treten. Deshalb wird heute der Geist der Menschheit, der Geist einer Nation und der Geist einer Gruppe betont. All das resultiert aus dem Kampf, der von diesem Gegensatzpaar im Leben der Menschheit und im Leben des einzelnen Durchschnittsmenschen ausgefochten wird. Immerhin ist es dieser - bis zur Synthese und zur Einswerdung durchgefochtene - Konflikt, der die neue geistige Einstellung der Rasse und des Einzelnen auf wahrere Werte und auf die Welt der Wirklichkeit hervorbringt. Wenn dieser Konflikt erfolgreich ausgekämpft ist, bringt er den Menschen als Individuum und in der Masse auf den Pfad der Läuterung. Wenn es zur Vereinigung dieser Energien auf der physischen Ebene kommt, so führt das zu zielbewusster Aktivität und zum Entschluss, in einer bestimmten Richtung fortzuschreiten. Darauf folgt die «Lösung» (im Sinne von «Entschluss» sowohl als «Auflösung») der Dualität zu einer Einheit.

Diese Lösung führt (beim Durchschnittsaspiranten) zuerst zu einer vorübergehenden astralen Einheit, aus der dann der starrsinnige Meinungsfanatiker auftaucht. Er ist auf allen Gebieten anzutreffen - in der Religion, Wissenschaft, Politik - oder irgendeinem anderen Lebensbereich. Seine ätherische Einheit und folglich Neuorientierung mit ihren Folgeerscheinungen: klare Vision, Erfassen der Wahrheit und Erschauen des unmittelbar nächsten Zieles - trägt vorübergehend dazu bei, den Betreffenden mit einem Gefühl der Errungenschaft, der Gewissheit (seiner Überzeugung), der Macht und Schicksalsbestimmung zu verblenden. Blind, [98] ungestüm und rücksichtslos geht er seinen Weg, bis er sich plötzlich und unerwartet vor wechselnden Bedingungen gestellt sieht und einer anderen und weit schwierigeren Sachlage gewahr wird. Die Gegensatzpaare auf der Astralebene treten ihm entgegen und er wird zum Arjuna auf dem Schlachtfeld. All sein Gefühl des Eins-Seins, sein Zielbewusstsein und seine sichere und oft selbstgefällige Genugtuung verschwinden und er geht in den Nebeln und Verblendungen der Astralebene verloren. Das ist die missliche Lage, in der sich viele wohlmeinende Jünger zu dieser Zeit befinden und darauf muss ich etwas näher eingehen, weil meine Schülergruppe, sofern sie als Gruppe fungieren kann, sich die Auflösung eines Teiles der Weltverblendung zur Aufgabe gemacht hat. Diese und andere, ähnliche Gruppen sollten eines Tages (und wir wollen hoffen bald) geschlossen und unter Leitung ihres Meisters sich der Aufgabe widmen, die Weltverblendung zu durchdringen und mehr Licht und Erleuchtung herein zu lassen, damit die Menschen fortab mit mehr Klarheit und Sicherheit auf dem Weg weitergehen können.

Ich habe deshalb zur Teilnahme an diesem Werk verschiedene Aspiranten ausgesucht, die leicht der Verblendung unterliegen, obwohl zwei von ihnen weniger dazu neigen als die anderen. Diese beiden sind verhältnismässig frei von Verblendung und das war einer der Gründe, weshalb ich sie auswählte. Es sind D.L.R. und D.P.R. (vergleiche Jüngerschaft im Neuen Zeitalter, Seite 301 beziehungsweise 382). Sie sollten ihr Leben von jeder Verblendungstendenz freihalten, wenn sie ihren Brüdern in der rechten und von mir gewünschten Weise dienen wollen. In meinen persönlichen Unterweisungen werde ich auf ihre Tendenz in dieser Richtung hinweisen. Die anderen Gruppenmitglieder neigen schnell zu Verblendung, aber sie leiden auch darunter. Diese Neigung kann jedoch eben so schnell in einen Aktivposten umgewandelt werden. Wie kann denn Weltverblendung zerstreut werden, wenn nicht von denen, die sie als solche erkennen und die in ihrem täglichen Leben damit gerungen haben? Wie kann denn Weltverblendung mit Erfolg durch Erleuchtung beseitigt werden? Doch nur dadurch, dass diese Erleuchtung von denen hervorgerufen wird, die gelernt haben, den Scheinwerfer der Seele auf die dunklen Stätten und die sie umgebende [99] Verblendung zu richten, so dass diese deutlich erkennbar verschwindet. Die Gruppenmitglieder sollten sich durch diese «Verblendungsschwäche» nicht entmutigen lassen; sie sollten vielmehr ihr Bestreben, das Problem zu verstehen und es möglichst im eigenen Leben zu lösen, als einen Beitrag ansehen, den sie zu diesem schwersten aller Weltprobleme leisten können. Sie sollten ihre Verblendung dadurch lösen, dass sie im Licht verharren, ihr Denken stetig in diesem Licht festhalten und lernen, dieses Licht auf die Verblendungsnebel der Astralwelt zu richten. Sie sollten die Lösung nicht dadurch versuchen (wie gewisse Aspiranten es so oft tun), dass sie sagen: «jetzt verstehe ich», während sie (wie auch viele andere Schüler) in Wirklichkeit bloss auf eine selbstverständliche, okkulte Binsenwahrheit reagieren.

Drittens: Dieses Stadium der Verblendung wird oft die Arjuna-Erfahrung genannt. Heute steht der Welt-Arjuna den Gegensatzpaaren gegenüber, genauso wie der individuelle Jünger; und wenn diese Paare zu einer Einheit aufgelöst sind, sind beide bereit, den Pfad der Jüngerschaft zu betreten. Dazu liesse sich Folgendes bemerken:

1. Die grossen Massen in allen Ländern mühen sich mit dem ersten Gegensatzpaare ab, also mit den Gegensätzen auf der physischen Ebene. Wenn die «Lösung» erfolgt ist, werden diese Massen den Läuterungspfad betreten. Das geschieht heute in beschleunigtem Mass. Es ist dies ein langwieriger Vorgang, weil das Bewusstsein auf dieser Stufe noch nicht das intelligente Gewahrsein des denkenden Menschen erreicht hat; es ist das blinde Bewusstsein des physischen Menschen im Zusammenwirken mit den eigentlichen Naturkräften.

2. Der gebildete Durchschnittsmensch aller Länder steht heute vor der Arjuna-Erfahrung und vor den Gegensatzpaaren auf der Astralebene. So erklärt sich das intensive Gefühlsleben in der ganzen Welt und ebenso das Suchen nach Erleuchtung durch Erziehung, Religion und durch die vielen Methoden mentaler [100] Ausbildung, so dass Wissen, Weisheit und rechte Beziehungen ständig zunehmen. Diese Intellektuellen lassen sich normalerweise in zwei Klassen einteilen:

a. Diejenigen, die zwar überzeugt sind, dass im Denken und Auswählen Entschlossenheit und Urteilskraft notwendig sind, die sich aber über die möglichen Auswirkungen noch nicht völlig klar sind. Sie machen das sogenannte «Verwirrungsstadium der Arjuna-Erfahrung» durch und unterliegen ausser der rassischen, nationalen und persönlichen Verblendung noch obendrein einer geistigen Verblendung, die den Nebel verdichtet.

b. Diejenigen, die sich aus diesem Zustand herausgearbeitet haben und ihr Problem allmählich erkennen. Sie sehen die Gegensatzpaare und treten in das «Erkenntnisstadium der Arjuna-Erlösung» ein. Sie sehen die Form Gottes und die dieser Form innewohnende Wirklichkeit und sie kommen zu dem Entschluss, den weiteren Kampf dem inneren Krieger zu überlassen. Sie werden dann (wenn sie den rechten Entschluss gefasst und die rechte Entscheidung getroffen haben) «sich erheben und kämpfen»; dann werden sie sich nicht mehr auf dem Probepfad, sondern auf dem der Jüngerschaft befinden.

Mit diesem Stadium sind wir alle vertraut. Aspiranten wie diejenigen meiner Schülergruppe brauchen von mir keine Unterweisung mehr in bezug auf den Pfad, der aus Verblendung ins Licht führt. Die Regeln sind wohlbekannt. Dem Aspiranten sind die Verblendungen, für die er selbst anfällig ist, ebenso vertraut wie diejenigen, denen die Menschheit leicht verfällt. Er braucht also nur dem alten Weg des Raja Yoga zu folgen und seine Denkkraft als Werkzeug zur Zerstreuung einzusetzen; dadurch lernt er, «im Licht» zwischen den Gegensatzpaaren zu verharren und durch dieses «Licht» auf dem Edlen Mittelweg zur Freiheit zu gelangen. Manchmal habe ich das Empfinden, liebe Brüder, dass ihr theoretisch so viel wisst, aber so wenig davon in die Praxis umgesetzt habt. Dann frage ich mich, ob ich mir nicht [101] durch Ausgabe weiterer Unterweisungen nur ungebührliche Verantwortung auflade. Ich bin aber dessen eingedenk, dass ich auch für andere schreibe und dass meine Zeit für diesen besonderen Dienst kurz bemessen ist.

Die Auflösung dieser Dualitäten erfolgt dann, wenn die Seele, der wahre geistige Mensch, sich nicht länger mit einem der beiden Gegensätze identifiziert, sondern frei auf diesem mittleren Weg dasteht; dann sieht der Jünger den «erleuchteten Weg voraus» und lernt ihn zu beschreiten, ohne in die Verblendungswelten hineingezogen zu werden, die sich zur Rechten und zur Linken erstrecken. Er geht geradewegs auf sein Ziel zu.

3. Das Stadium, in welchem der intelligente, denkende Mensch, sei er Jünger oder wohlmeinender Aspirant oder ein Eingeweihter des ersten oder zweiten Grades, lernen muss, zwischen der Wahrheit und den Wahrheiten, zwischen Wissen und Weisheit, zwischen Wirklichkeit und Illusion zu unterscheiden. Dieses Stadium führt am Ende zur dritten Einweihung, bei der die Persönlichkeit (die zu Maya, Verblendung und Illusion neigt) frei wird; sie erfährt wiederum ein Gefühl des Einsseins. Es beruht auf der Entfaltung der Intuition, die dem Jünger ein unfehlbares Werkzeug zur kritischen Unterscheidung in die Hand gibt. Seine Wahrnehmung wird allmählich genau und er ist verhältnismässig frei von Täuschung und von falscher Identifizierung und Auslegung.

Wir konnten also beobachten, wie die Höherentwicklung den Menschen aus einer Dualitätskrise zu einer relativen Einheit führte und wie dieses Einheitsgefühl dann immer wieder durch ein neues Erkennen einer höheren und tieferen Dualität gestört wurde. Diese Dualität führt dann vorübergehend zu einer weiteren Spaltung im menschlichen Leben und damit beginnt von neuem der mühselige Prozess der Überbrückung oder «okkulten [102] Heilung» dieser Bruchstelle in der Kontinuität des geistigen Bewusstseins. Dabei möchte ich daran erinnern, dass dieses Gefühl des Friedens oder das Gewahrsein einer Spaltung selber eine Illusion und eine Art von Verblendung ist, da es auf der illusorischen Identifizierung mit dem beruht, was nicht das Selbst oder die Seele ist. Das Problem kann vollständig dadurch gelöst werden, dass das Bewusstsein sich nicht mehr mit den niederen Erfahrungsformen, sondern mit dem wirklichen und wahren Menschen identifiziert.

4. Stufe um Stufe ist der Mensch von einem Illusions- oder Verblendungszustand zum anderen, von einer Gelegenheit zu kritischer Beurteilung zur anderen vorgerückt, bis er drei hauptsächliche Fähigkeiten in sich entwickelt hat:

1. Die Fähigkeit, mit Kraft umzugehen.

2. Die Fähigkeit, den Mittelweg zwischen den Gegensatzpaaren zu gehen.

3. Die Fähigkeit, die Intuition zu benutzen.

Diese Fähigkeiten hat er dadurch entwickelt, dass er die Gegensatzpaare auf der physischen, astralen und niederen Mentalebene aufgelöst hat. Mit diesen Kräften gewappnet, steht er nun vor der höchsten Lösung (und Entscheidung). Er wird jetzt jener zwei grossen und scheinbar gegensätzlichen Wesenheiten gewahr (und identifiziert sich bewusst mit beiden) - des Engels der Gegenwärtigkeit und des Hüters der Schwelle. Hinter dem Engel erspürt er verschwommen nicht etwa eine weitere Dualität, sondern eine grosse Identität, eine lebendige Einheit, die wir - in Ermangelung einer besseren Bezeichnung - die GEGENWÄRTIGKEIT nennen.

Er entdeckt dann, dass in diesem Fall der Ausweg nicht in der Handhabung von Kraft oder in der Zurücklassung beider Gegensatzpaare oder in rechter intuitiver Erkenntnis besteht, sondern dass dieser Hüter und dieser Engel zusammengebracht werden müssen; die niedere Wesenheit muss «im Licht ausgelöscht» oder «innerhalb des Strahlenglanzes [103] zum Verschwinden gezwungen» werden. Das ist die Aufgabe der höheren von den beiden Wesenheiten, mit der sich der Jünger oder der Eingeweihte bewusst und vorsätzlich identifiziert. Mit diesem Vorgang werden wir uns später befassen. Dies ist das Problem, das der Eingeweihte zu lösen hat, ehe er die letzten drei Einweihungen durchmacht.

Dabei ist zu beachten, dass in Wirklichkeit keines der drei Stadien von den anderen getrennt oder durch klare Grenzlinien abgesondert und dass auch ihre Reihenfolge durchaus nicht klar bestimmt ist. Sie greifen vielfach ineinander über und fallen zum Teil oft zeitlich zusammen. Erst wenn der Jünger vor gewissen Einweihungen steht, leuchtet ihm die Tatsache dieser Unterschiede ein. Man könnte also folgende Feststellungen machen:

1. In der ersten Einweihung beweist der Jünger, dass er die Dualitäten der physischen Ebene gelöst hat und dass er ätherische Energie (die höhere von beiden) in richtiger Weise der physischen Energie auferlegen kann.

2. In der zweiten Einweihung beweist der Eingeweihte, dass er zwischen den Gegensatzpaaren wählen und entschlossen auf dem «Mittelweg» fortschreiten kann.

3. In der dritten Einweihung weiss der Eingeweihte die Intuition zwecks rechter Wahrnehmung von Wahrheit anzuwenden, und in dieser Einweihung erhascht er den ersten, kurzen Ausblick auf den Hüter der Schwelle und den Engel der Gegenwärtigkeit.

4. In der vierten Einweihung beweist der Eingeweihte, dass er eine vollkommene Einswerdung zwischen dem höheren und dem niederen Aspekt der sich manifestierenden Seele hervorbringen kann; und er sieht, wie der Hüter der Schwelle in dem Engel der Gegenwärtigkeit aufgeht.

5. In der fünften Einweihung - und hier können Worte die Wahrheit nicht ausdrücken - sieht er den Hüter der Schwelle, [104] den Engel und die Gegenwärtigkeit zu einer göttlichen Synthese vereint.

Man fragt sich, was diese Verblendung und Illusion hervorruft. Das Thema ist so ausgedehnt (da es ja das Gesamtgebiet planetarischer Geschichte umfasst), dass ich mich darauf beschränken muss, nur einige der Ursachen anzugeben. Nur wenige davon liessen sich bis jetzt abstellen, ausgenommen im Fall von Individuen. Das heisst also: Wenn Individuen die Evolutionsstufe erreichen, auf der sie sich mit ihrem höheren Aspekt, der Seele, identifizieren und dann Seelenenergie hereinbringen können, um die niederen Kräfte der Persönlichkeit unwirksam zu machen, zu unterwerfen und zu beherrschen, dann wird es möglich und sogar unvermeidlich, dass Abhilfe stattfindet. Wenn also die Zeit kommt, dass eine grosse Anzahl von Menschen den Verblendungszustand der Welt erkennt (dadurch, dass sie ihn im eigenen Leben entdecken und bekämpfen), dann werden sich ganze Gruppen mit dem Problem befassen. Dann wird es zu einem energischen Angriff auf die Weltverblendung kommen, wodurch - esoterisch gesprochen - «eine Bresche geschlagen wird, die das Licht der Sonnensphäre hereinlässt. Unter dem Strahlenglanz der Sonne werden die Nebel langsam verschwinden, und die Pilger werden dann den erleuchteten WEG finden, der aus dem Herzen des Nebels direkt zu den Toren des Lichtes führt».

Um festzustellen, wie weit die Aspiranten und Jünger gelernt haben, dieses Problem zu verstehen und zu behandeln, wurde solch ein Versuch, wie er jetzt innerhalb dieser Gruppen stattfindet, unternommen und gestattet.

2. Die Ursachen der Weltverblendung.

Die Ursachen, welche die Weltverblendung hervorrufen, können in drei Gruppen eingeteilt [105] werden:

A. Planetarische Ursachen.

B. Ursachen, die von der Menschheit selbst eingeleitet wurden.

C. Ursachen, die von einer Einzelperson hervorgerufen, die aber trotzdem auf die beiden obigen Gruppen von bestimmenden Faktoren zurückzuführen sind.

A. Planetarische Ursachen. Es sind ihrer zwei, und sie liegen jenseits des begrenzten Begriffsvermögen meiner Leser. Ich erwähne sie lediglich mit der Bitte, sie als denkbar mögliche Spekulationen und als möglicherweise zutreffende Hypothesen hinzunehmen.

1. Ursachen, die der Substanz selbst innewohnen. Die Atome, aus denen alle Formen geschaffen sind, bilden das Erbe eines früheren Universums oder Sonnensystems und sind deshalb durch die Ergebnisse jener grossen, schöpferischen Manifestation «gefärbt» und beeinflusst. Die in jenem Ausdruck göttlichen Daseins hervorgerufenen Wirkungen bilden im jetzigen Sonnensystem und planetarischen Leben die vorbestimmenden Tendenzen und anfänglichen Ursachen. Diese bedingenden und ererbten Faktoren lassen sich nicht umgehen. Sie bestimmen das Wesen des Lebenstriebes, die Richtung der evolutionären Entfaltung und die innewohnenden Tendenzen aller Formen, wie z.B. die Fähigkeit, zu wachsen und sich zu entfalten, jedem Typus seine Richtung zu weisen und das Urbild (oder die Grundidee) in Zeit und Raum auszudrücken und den Aufbau der Naturreiche zu umgrenzen und zu bestimmen, in welche die Wissenschaft die natürliche Welt einteilt. Dies sind nur einige wenige der eingewurzelten und der Substanz anhaftenden Merkmale, die ererbt sind und unsere gegenwärtige Manifestation göttlichen Lebens bedingen.

2. Das Leben oder die Manifestation des planetarischen Logos, des «Einen, in dem wir leben und weben und sind», wird durch sein eigenes Wesen bestimmt. Für uns verkörpert dieses grosse Leben alle Vollendung; die Eigenschaften, die ihn auszeichnen, sind für uns das Ziel höchsten Strebens. Vom Gesichtspunkte [106] jener Lebensträger jedoch, die ihm auf dem kosmischen Pfade voraus sind (ich spreche symbolisch und im Sinne menschlicher Erfahrung), gehört er zu den «unvollkommenen Göttern». Wenn diese Unvollkommenheiten, welche die Entfaltung oder den vollendeten Ausdruck göttlicher Energie behindern, mit den ererbten Eigenschaften und Tendenzen der Substanzen zusammentreffen, durch welche er sein Leben, seine Vorhaben und Absichten ausdrücken muss, dann bewirken sie die «Keime des Todes und des Zerfalls», die für unsere planetarische Evolution in allen vier Naturreichen kennzeichnend sind. Sie schaffen die Hürden, Hindernisse und Hemmungen, gegen welche die Seele in allen Schöpfungsformen zu kämpfen hat, um dadurch Stärke und Erkenntnisvermögen, und am Ende Befreiung zu erlangen.

Dies sind die zwei hauptsächlichen, planetarischen Ursachen. Sie können die Seele nicht auf die Dauer von ihrer Freiwerdung abschrecken, aber sie können verhindern und verzögern und tun dies in der Tat. Über diese Hypothesen nachzugrübeln ist zwecklos für Menschen mit ihrer gegenwärtigen, unzulänglichen Ausrüstung und heutigem Gehirntypus. Nichts käme dabei heraus und keiner würde davon weiser werden.

B. Ursachen, für welche die Menschheit selbst verantwortlich ist. Allmählich und schrittweise hat die Menschheit jenen Verblendungszustand des Bewusstseins geschaffen, den wir die Astralebene nennen. Alle Verblendung entsteht dadurch, dass Energieströme aufeinandertreffen und vorübergehend einen Energiestrudel erzeugen; sie bewirken vom Standpunkte des Menschen - als Zuschauer und Teilnehmer - einen Zustand der Dunkelheit und der Verwirrung der eine klare Auswahl und kritische Unterscheidung schwierig und in den Anfangsstadien unmöglich macht. Es entsteht eine Aura, die heute so allgemein und so allumfassend ist, dass - bildlich gesprochen - jedermann darin eingehüllt ist. In den Kindertagen [107] der Rasse umgab diese Aura nur die fortgeschritteneren Menschen. Zum Verständnis dieser Feststellung verweise ich auf die Tatsache, dass sehr unintelligente Leute, also diejenigen, die zum niedrigsten Menschentypus gehören und die in ihrem Handeln wenig mehr sind als hauptsächlich von ihren Instinkten bewegte Tiere, im allgemeinen sehr einfach und ohne alle Umschweife mit den Tatsachen ihrer Existenz fertig werden, die für sie von grösster oder alleiniger Wichtigkeit sind - wie Hunger, Geburt und Tod, Selbstschutz und Fortpflanzung. Das Leben und seine Umstände erregen in ihnen wenig wirkliche Verblendung und ihre kindhafte Einfalt hilft ihnen und schützt sie vor vielem Übel feinerer Art. Ihre Gemütsregungen sind einfach und natürlich, ihr Denkvermögen schlummert. In dem Mass jedoch, wie die Menschheit sich entwickelte, wie die höheren Ebenen des Rassenbewusstseins sich verfeinerten und das Denkvermögen aktiver wurde, entwickelten sich Verblendung und Illusion sehr schnell.

Die ersten Anzeichen von Verblendung tauchten in der lemurischen Welt auf, als die damaligen Jünger und Aspiranten (deren Problem im rechten Verstehen, in der richtigen Funktion und Kontrolle des physischen Körpers lag) anfingen, zwischen sich selbst als selbstbewussten Wesen und den physischen und vitalen Kräften zu unterscheiden. Das bewirkte sofort eine ungeheure Aktivität des Kehlkopfzentrums, welches der höhere Aspekt des Kreuzbein- (oder Geschlechts-) Zentrums ist; und so kam es zum Beginn der Verblendung und zur erstmaligen klaren Erkenntnis und Bewusstheit des Geschlechtstriebes, der sexualen Anziehung, und - für den Eingeweihten jener Periode - der notwendigen Umwandlung des Geschlechtstriebes. Das geschah Hand in Hand mit dem frühesten Yoga oder dem Kult des physischen Körpers in dem Bestreben, den Körper unter Seelenkontrolle zu bringen und sodann das Bewusste mit dem Unterbewussten zu verschmelzen.

Um die damaligen Aspiranten herum wurden dann die ersten Nebelwolken der Verblendung sichtbar, aber Illusion war noch [108] nirgends vorhanden. Das erste Erkennen der Gefühls- oder Astralebene wurde im Bewusstsein jener Gruppen hervorgerufen, die sich in Vorbereitung auf die erste Einweihung befanden, die höchstmögliche zur damaligen Zeit. Dieses langsame Auftauchen des astralen Bewusstseins im physisch-polarisierten Aspiranten jener Tage beruhte auf der Tatsache, dass eines der Einweihungsgeheimnisse im rechten Verstehen und Gebrauch des Bewusstseins besteht, das sich auf einer Gewahrseins-Ebene betätigen kann, die höher ist als diejenige, auf der die jeweilige Menschheit als Ganzes lebt. Zu lemurischen Zeiten umfasste demnach das Gewahrsein des physisch eingestellten Menschen, der unmittelbar vor seiner Zulassung zum Pfad stand, folgendes:

1. Die physische Dualität, in der sein Bewusstsein sich normalerweise zu bewegen gewohnt war und den Konflikt zwischen dem grobphysischen und dem vital-ätherischen Körper.

2. Ein dumpf verspürtes, höheres Bewusstsein, das sich durch Qualität und Empfindsamkeit auszeichnete. Das war zu jener Zeit der einzige Berührungspunkt des Menschen mit der Astralebene, die heute die vertrauteste von allen ist.

3. Einen zunehmenden Sinn für Selbstidentifizierung, der die erwachende Seele oder das Selbst betraf, den Meister, der ihn aus rein physischem Bewusstsein in das nächste göttliche Stadium, das astrale Bewusstsein führen sollte. Man darf in seiner Vertrautheit und Kampfesmüdigkeit nicht vergessen, dass jede einzelne Entwicklungsstufe göttlichen Charakter trägt.

Wenn das oben Gesagte eine wirkliche Feststellung von Tatsachen ist, so erhellt sich daraus, dass Verblendung aus dem Erkennen dieser Bewusstseinsfaktoren entstand und eine Folge davon war, wie der Mensch auf die Vielschichtigkeit seiner eigenen Konstitution und auf die Energie seiner eigenen Seele reagierte.

Mit der [109] Zeit wurde die ganze menschliche Familie des neu auftauchenden Dualismus zwischen der physischen Konstitution und der Astralebene gewahr; ausserdem verspürte sie die Tätigkeit des Zentrums im Innern, das auf dieser Stufe als Gewissen und als eingeborene - und zu der Zeit vernunftlose - Erkenntnis eines Dranges nach höherem Leben oder einer Tendenz zu niederer Betätigung in die Erscheinung trat. Dieses nebelhafte Gewissen entwickelte sich schliesslich zu dem, was wir die Stimme des Gewissens nennen. Damit erhöhten sich die Komplikationen und Schwierigkeiten des Lebens erheblich und die Verblendung hatte auf der Erde endgültig Wurzel gefasst. Sie war das, was das Niedere auf Kosten des Höheren umfasste und überbetonte und was dazu diente, die Aufmerksamkeit des Aspiranten von der Wirklichkeit abzulenken. Wiederum möchte ich betonen, dass in jener Frühzeit die Verblendung nur von hoch entwickelten Menschen hervorgebracht und innerlich festgestellt wurde.

Die lemurische Rasse schwand langsam dahin und die atlantische Rasse erschien auf der Bildfläche. Während der Millionen von Jahren, in denen diese Rasse auf Erden gedieh, gab es jedoch immer noch eine Unmenge von Menschen mit lemurischem Bewusstsein. Genau so ist es heute, in dieser jetzigen, arischen Rasse; es leben viele, viele Millionen Leute, die das atlantische Bewusstsein manifestieren und in ihren Astralkörpern polarisiert sind, wodurch sie zu Opfern ihrer Gefühle und der daraus folgenden Verblendung werden.

In der atlantischen Rasse wurde dann die physische Dualität gelöst: der physische und der ätherische Körper wurden zu einer Einheit, wie das bis heute beim gesunden Menschen der Fall ist. Das Dualitätsgefühl änderte sich damals in ein zunehmendes Erkennen des Widerstreites im Bereich der Qualität und auf dem Gebiet der «Gegensatzpaare», wie wir sie heute nennen - Gut und Böse, Freud und Leid, Recht und Unrecht, Sinn und Unsinn und die zahllosen Gegensätze, mit denen sich der Aspirant heute befassen muss.

Jede dieser [110] Rassen errang in ihrer Frühperiode vorübergehend ein Einheitsgefühl, nachdem vorherige Spaltungen behoben worden waren und die anfängliche Dualität sich in eine Einheit aufgelöst hatte. Dann folgt und entwickelt sich das Erkennen eines neuen Bereiches, innerhalb dessen eine Auswahl zu treffen ist; und schliesslich kommt für den Einzelmenschen und die Gesamtmenschheit eine Zeit der Gewissenskämpfe, wenn sie den Versuch unternehmen, diese Dualität zu lösen.

Diese Lösung kommt zustande, wenn ein höherer Aspekt des Bewusstseins dunkel erschaut wird und wenn die Menschen sich allmählich als denkende Wesen erkennen. Dann verstärkt sich immer mehr das Verlangen, das Denkvermögen zu entwickeln und zur Wirkung zu bringen, um das Problem der Gegensätze auf der Astralebene zu lösen.

Gleichzeitig wächst das Gefühl für die eigene Identität oder das «Ich bin»-Bewusstsein immer mehr; der Eingeweihte der betreffenden Periode steht vor der Aufgabe, sich aus dem Sinnenzauber der Astralebene und aus dem dichten Verblendungsnebel, in die seine Sinneswahrnehmung in hineingebracht hat, zu befreien und sein Freisein durch eine vollkommene Beherrschung des Astralkörpers zu beweisen. Das erreicht er schliesslich dadurch, dass er die Fähigkeit entwickelt, zwischen den Gegensatzpaaren hindurchzugehen, ohne sich von einem der beiden beeinflussen zu lassen; auf diese Weise lässt er sie hinter sich. Er benutzt zu diesem Zweck sein Denkvermögen als die Lichtquelle, die den «Mittelweg» enthüllt und die Verblendung durch ihren strahlenden Glanz zerstreut.

Diese Verblendung vertiefte und verstärkte sich in dem Masse, wie es immer mehr Menschen gelang, die anfängliche physische Spaltung zu lösen und den Mittelpunkt ihres Bewusstseins ins Astrale zu verlegen. So gross ist heute diese Verblendung und so erfolgreich der Evolutionsprozess, dass die Menschheit als Ganzes in den Nebeln und im Sumpfbrodem der Welt des Empfindungsbewusstseins umherwandert. Wenn ich das Wort «Empfindung» benutze, [111] so meine ich damit nicht den Empfindungmechanismus des physischen Nervensystems, sondern das empfindende Gewahrsein des höheren Selbstes, das heute dermassen in Verblendung versunken ist, dass die Masse der Menschen sich gänzlich mit der Welt des Gefühls identifiziert, mit der Welt der Qualität, wechselseitiger Empfindungen und gefühlsmässiger Reaktionen mit ihren Zuneigungen und Abneigungen und ihrer vorherrschenden Selbstbemitleidung. Selbstbemitleidung ist eine der hauptsächlichen Verblendungen des fortgeschrittenen und fein empfindenden Menschen. Gerade die fortgeschrittenen Menschen tragen am meisten zur Weltverblendung bei. Die Hauptverblendung liegt in der Art und Weise, wie der Aspirant auf die Wahrheit und die Wirklichkeit reagiert, wenn er erstmalig dessen gewahr wird, was jenseits der Astralebene liegt. Alles, was er dort sieht und erspürt, legt er im Sinn von Verblendung, von gefühlsmässigem Verstehen und von fanatischer Schwärmerei aus. Er vergisst, dass Wahrheit ganz und gar jenseits der Welt der Gefühle liegt, dass sie davon unberührt bleibt und in ihrer Reinheit erst dann erspürt werden kann, wenn man das Gefühl hinter sich gelassen und umgewandelt hat. Die zweitwichtigste Verblendung ist Selbstbemitleidung.

Die heutige Welt lässt sich in drei Gruppen einteilen, von denen jede bestimmten Phasen der Verblendung unterworfen ist:

1. Diejenigen, die ihrem Bewusstsein nach atlantisch sind und deshalb völlig geblendet werden durch:

a. Das, was materiell und wünschenswert ist.

b. Das, was sie in all ihren Beziehungen gefühlsmässig empfinden.

c. Das, was sie für ideal, wahr oder unrecht halten, je nachdem, wie sie auf zeitgenössische Denker reagieren, die sie aber gedanklich nicht verstehen.

d. Das, was sie an Schönheit und an gefühlsmässiger Behaglichkeit verlangen.

e. Das, was ihnen im Bereich der Religion und des religiösen Wünschens geistigen Trost verschafft. Man beachte diese Formulierung.

2. Diejenigen, die [112] in ihrem Bewusstsein viel deutlicher arisch eingestellt sind. Das bedeutet, dass in ihnen das Denkvermögen erwacht ist und entsprechende Schwierigkeiten bereitet und dass jetzt zu den Verblendungen der Astralwelt noch die Illusionen der Mentalebene hinzugekommen sind. Diese Illusionen sind theoretischer und intellektueller Natur.

3. Diejenigen, die aus den Reihen derer, die im Bann der Illusion und der Verblendung stehen, heraustreten und für die Stimme der Stille und die Anforderungen der Seele empfänglich sind.

Das psychologische Problem der Jetztzeit wird durch die Tatsache erschwert, dass in unserer Rasse und Periode eine Synthese aller Verblendungen stattfindet und die Illusionen auf der Mentalebene auftauchen. Heute gibt es Aspiranten auf allen Stufen der Entfaltung. Die Masse der Menschen wiederholte die verschiedenen Phasen der Evolution, wobei die niedrigste Schicht der menschlichen Rasse noch deutlich lemurisch in ihrem Bewusstsein ist; allerdings ist ihre Anzahl verhältnismässig gering.

Die Illusion wächst rasch in dem Mass, wie sich das Denkvermögen der Rasse entwickelt, denn Illusion bedeutet, dass man den mächtigen Gedankenformen unterliegt, die von den Denkern der jeweiligen Zeit und der unmittelbar vorangegangenen Periode geschaffen wurden und die zur Zeit ihres Entstehens die Zukunftshoffnung der Rasse darstellten. Wenn diese Formen altern und verknöchern, werden sie gefährlich und verhindern das Wachstum neuen Lebens. Es wird noch Jahrhunderte dauern, bis die Probleme der Illusion voll erkannt sein werden und bis die Rasse die Verblendung überwunden haben wird; es wird dann nur mehr wenige Leute mit atlantischer Einstellung geben und überhaupt keine mehr mit lemurischem Bewusstsein. Der Verlauf der Evolution beschleunigt sich jedoch immer mehr, und die Zeit, da die Menschheit sich durch vorwiegend arisches Bewusstsein auszeichnen wird, ist nicht so fern, wie man allgemein annimmt.

(113)

Rasse                              Dualität                                    Problem                              Methode                                  Ziel

Lemurische                   Physische Kraft                       Maja                                     Astrale Kontrolle                     1. Einweihung 
                                        gegenüber                                                                             Hatha Yoga:                               Inspiration
                                        vitaler Energie                                                                       Aspiranten     
                                                                                                                                         Laya Yoga:
                                                                                                                                         Jünger

Atlantische                    Die Gegensatz-                        Verblendung                       Gedankenkontrolle               2. Einweihung
                                        paare                                                                                       Bhakti Yoga:                           Erleuchtung
                                        Qualitäten                                                                               Aspiranten
                                        Empfindung                                                                            Raja Yoga 
                                                                                                                                          Jünger

Arische                         Hüter der Schwelle                    Illusion                                Seelenkontrolle                       3. Einweihung
                                      Engel der                                                                                  Raja Yoga:                                  Intuition
                                      Gegenwärtigkeit                                                                      Aspiranten
                                                                                                                                         Agni Yoga:
                                                                                                                                          Jünger

Mit dem [114] Begriff «Arische Rasse» meine ich nicht das, was man jetzt allgemein darunter versteht und ich gebrauche diesen Ausdruck auch nicht im «nordischen» Sinn.

C. Ursachen, für die der Einzelne verantwortlich ist. Wer das oben Gesagte mit der nötigen Sorgfalt studiert hat, wird sich darüber klar sein, dass der sich inkarnierende Mensch mit einer bereits bestehenden Verblendung belastet ist, die uralten Ursprungs ist und er ist auf dieser Stufe völlig ausserstande, diese zu beherrschen. Sie ist äusserst wirkungsvoll. Ich sage absichtlich «belastet», in Ermangelung eines besseren Ausdrucks. Gleichwohl möchte ich darauf hinweisen, dass die wahre Bedeutung dieser Sachlage auf der Tatsache beruht, dass diese Zustände dem Menschen Gelegenheit geben, das Erkenntnisvermögen und den Standpunkt der Seele anzurufen, denn sie sind die Mittel, um Erfahrung zu sammeln. Diese Erfahrung wird am Ende dazu führen, dass die Seele die Leitung des Mechanismus, der Persönlichkeit, übernimmt und auf diese Weise ein bestimmtes Dienstgebiet gewinnt. Die Träger oder Körper, durch welche die Seele Erfahrung und Ausdruck sucht, sind normaler- und natürlicher Weise den Weltverblendungen, den Verblendungen der Menschheit und ausserdem der Illusion unterworfen. Wenn die Seele in den Anfangsstadien ihrer Erfahrung dem Bann von Maya, Verblendung und schliesslich von Illusion verfällt, so liegt das daran, dass sie sich mit jenen Formen und demnach mit der sie umgebenden Verblendung identifiziert; es ist ihr daher unmöglich, die Identifizierung mit sich selbst zu erlangen. Im Laufe der Evolution wird der inkarnierten Seele das Wesen des Problems offenbar; dann beginnt ein Vorgang, in dessen Verlauf die Seele sich von den Folgen falscher Identifizierung befreit. Jede inkarnierte Seele, der es gelingt, ihr Bewusstsein aus der Welt der Illusion und der Verblendung loszulösen, leistet der Rasse einen wesentlichen Dienst und hilft mit, die Menschheit aus dieser alten und mächtigen Knechtschaft zu befreien.

Man darf [115] aber nicht vergessen, dass ein Mensch, der sich der Bewusstseinsstufe nähert, auf der sowohl der Astral- als auch der Mentalkörper in voller Tätigkeit sind, selbst zum Erzeuger von Verblendung wird. Er kämpft mit Kräften in seinem Inneren und der Welt, in der er lebt; und die zunehmende Kraft der einströmenden Seelenenergie (die mit den Kräften der Persönlichkeit in Konflikt gerät) erzeugt um ihn herum allmählich ein Feld der Verblendung und einen Bereich der Illusion, der die dritte Art von Verblendung zu voller Wirkung bringt.

Diese Verblendungen hängen vom Ausdruck der verschiedenen Kräfte ab, welche die niedere Natur eines Menschen ausmachen und die er in zunehmendem Mass wahrnimmt. Sie machen vom Augenblick ihres Auftauchens an die verschiedenen Stadien des Erkanntwerdens, der Entwicklung zu voller Ausdruckskraft und Erzeugung heftiger Konflikte durch, bis die ringende Seele - gleich, wie Arjuna - sich inmitten der beiden gegnerischen Kräfte (Persönlichkeitskraft und Seelenenergie) niedersetzt und sich folgende Fragen vorlegt:

1. Was ist richtig, dies oder das?

2. Wie kann ich herausfinden, wo meine Pflicht oder meine Verantwortung liegt?

3. Wie kann ich einen Ausweg aus dieser verwirrenden Lage finden?

4. Wie kann ich den Krieger zur Vorherrschaft bringen, so dass die beiden Kräftegruppen, die ich liebe, zu einer Einheit werden könnten?

5. Wie kann ich aus dieser Sackgasse herauskommen?

6. Warum muss ich dem Leid antun, das ich liebe und durch das ich mir seit altersher Ausdruck verschafft habe?

7. Wie kann ich jener mentalen Erleuchtung gewahr werden, die den «Mittelweg» zwischen den Gegensatzpaaren enthüllt?

8. Wie kann ich Gott erschauen? Oder wenigstens Gottes Formgestalt?

Viele [116] solche Fragen tauchen im Denken des Aspiranten auf. Sie deuten auf Bedrängnis, Verwirrung, Erkenntnis der ihn umgebenden Verblendung, ein Stadium der Illusion und einen Zustand der Ohnmacht. Gegen den Jünger kämpfen alle Kräfte seiner eigenen Natur und dazu noch die der Gesamtmenschheit und des Planeten. Er fühlt sich hilflos, schlaff, schwach und hoffnungslos. Er kann nicht einmal einen Ausweg sehen. Nur eine klare Tatsache bleibt ihm, nämlich die Tatsache der Seele, der unsterblichen Identität, des Kriegers hinter den Kulissen, des Wagenlenkers, Krishna, des Christus im Innern.

Die Bhagavad Gita kann insgesamt als des Jüngers Kampf mit Verblendung aufgefasst werden und die Schüler täten gut daran, sie in diesem Sinne zu studieren.

Die einzelnen Verblendungen, deren der Jünger gewahr wird, bestehen demnach aus fünf Arten von Kraft. Wenn diese zur gleichen Zeit wirksam werden, rufen sie jene Verblendungen hervor, die ausschliesslich vom Menschen selbst eingeleitet und bewirkt werden. Es sind dies:

1. Die Kräfte seiner dichten, physischen Natur und des Ätherkörpers, welch' letzterer sich durch die dichte, physische Natur auswirkt und dabei einen Zustand von Maya oder unbeherrschter Energie hervorruft.

2. Die Kräfte der astralen Natur, die auf Wünschen und Empfindungen beruhen. Sie zerfallen auf dieser Stufe in zwei Gruppen, die wir die Gegensatzpaare nennen. In dieser Epoche in der Geschichte des Einzelmenschen ist ihr Einfluss ausserordentlich stark, denn der Jünger ist in den meisten Fällen in seinem Astralkörper polarisiert und deshalb den Verblendungen unterworfen, die sich aus dem Wechselspiel der Gegensätze und der oben erwähnten Maya ergeben.

3. Die Kräfte der niederen Denknatur, des Chitta oder Gedankenstoffes, aus dem der Mentalkörper besteht. Dieser ist entsprechend [117] seiner Wirksamkeit in der Vergangenheit «gefärbt», so wie die Substanz aller anderen Träger. Dadurch kommt zu Maya und Verblendung noch der Zustand der Illusion hinzu.

4. Dann macht sich der Persönlichkeitsstrahl bemerkbar und verstärkt diese drei Aspekte der Kraftäusserung. Am Ende bringt er sie zu einer Synthese zusammen und dann geht der sogenannte «dreifältige Verblendungszustand» in eine einzige grössere Verblendung über.

5. Der Strahl oder die Energie der Seele verstärkt während dieser ganzen Zeit ihre rhythmische Wirkungskraft und ist bestrebt, ihre Absicht und ihren Willen der Persönlichkeit aufzuerlegen. Diese vereinte Beziehung und gegenseitige Einwirkung zwischen diesen beiden ist es, was den Menschen - sobald ein Gleichgewichtszustand erreicht wurde - vorwärts treibt auf den Probepfad, den Pfad der Jüngerschaft und bis hinauf zur Pforte der Einweihung. Dort, vor der Pforte stehend, erkennt er die letzte Dualität, die auf die Lösung wartet: den Hüter der Schwelle und den Engel der GEGENWÄRTIGKEIT.

Die Art dieser Verblendungen ist bei einzelnen Menschen verschieden, denn die Strahlenqualität bestimmt sowohl die Art der Verblendung oder der Illusion, der ein Mensch am ehesten unterliegt, als auch die besondere Verblendung, die er am leichtesten hervorruft. Jünger müssen unterscheiden lernen zwischen:

1. Verblendungen oder Verblendung, die bereits in seiner Umgebung vorhanden sind, zu denen er sich leicht hingezogen fühlt oder die er leicht anzieht, da sie seiner natürlichen Neigung entsprechen und er ihnen am wenigsten zu widerstehen vermag.

2. Verblendung, die er neu erschafft, weil er in sein Leben eine ganz bestimmte Anlage oder Ausrüstung mitgebracht hat, die gefärbt ist durch die Erfahrungen vergangener Inkarnationen und durch die Strahlenqualität, mit der er ins Leben trat.

Dieses Thema [118] ist so verwickelt, dass es keinen Zweck hat, auf weitere Einzelheiten einzugehen. Ich kann nur die hauptsächlichen Verblendungen erwähnen (einschliesslich der verschiedenen Arten von Maya und Illusion), zu denen ein Mensch aufgrund der verschiedenen Strahleneinflüsse im voraus veranlagt ist. Wenn man diese Einflüsse auf die drei Träger der Manifestation, auf die Persönlichkeit und auf die Seele anwendet, dann versteht man, wie kompliziert das Problem ist. Dennoch ist Folgendes zu bedenken, lieber Bruder:

Der Ausgang ist gewiss und vorherbestimmt, denn in diesem Sonnensystem steht der Sieg der Seele und ihre endliche Vorherrschaft von vornherein fest, wie gross auch die Verblendung und wie hart auch der Kampf sein mögen. Deshalb ist für den Aspiranten die Feststellung seiner Strahleneinflüsse einer der ersten Schritte, um sein Problem zu verstehen und auch die Methode, um frei zu werden. Die Psychologie der Zukunft wird sich eifrig mit der Entdeckung der beiden Strahlen befassen, welche die Seele und die Persönlichkeit beherrschen. Nach Untersuchung des physischen Typus, der Gefühlsreaktionen und der mentalen Neigungen wird sich die Psychologie der Entdeckung derjenigen Strahlen zuwenden, welche die einzelnen Träger beeinflussen. Wenn diese fünf Strahlen (der egoische, Persönlichkeits-, physische, astrale und mentale Strahl) annähernd festgestellt sind, müssen folgende Faktoren in Betracht gezogen werden:

1. Beschaffenheit, Qualität und Dauerhaftigkeit des Drüsensystems.

2. Die in der Evolution erreichte Stufe. Dies geschieht durch sorgfältige Beobachtung der Zentren und der Drüsen ihrer Beziehung zueinander.

3. Erkennen der einzelnen Zwiespältigkeiten oder der Spaltungen innerhalb der Persönlichkeit. Solche mögen bestehen:

a. Zwischen dem physischen und dem ätherischen Körper, was zu mangelnder Lebenskraft, physischer Schwäche, Besessenheit und vielen anderen Beschwerden führt.

b. Im [119] Gefühls- oder Astralkörper, was zu zahlreichen Problemen und psychologischen Schwierigkeiten führt; diese beruhen auf übermässiger Empfindlichkeit, auf Erregbarkeit durch Verblendung in der Umgebung, auf angeborenen Verblendungstendenzen der einzelnen Träger oder auf der Fähigkeit, die Verblendungen anderer Menschen zu empfinden.

c. Im Mentalkörper, bedingt durch mentale Illusionen mancherlei Art; das sind z.B. die Macht selbsterzeugter Gedankenformen, Empfänglichkeit für Gedankenformen irgendeiner weltweiten, nationalen oder lokalen Geistesrichtung, eine fixe Idee, eine Neigung zu Dramatik oder zur Wichtigtuerei, fanatische Anhänglichkeit an ererbte Ideengruppen oder mentale Reaktionen rein persönlicher Natur.

d. Zwischen irgendeiner dieser Kräftegruppen, die wir Körper (oder Träger) nennen:

Zwischen dem ätherischen und dem astralen Körper.

Zwischen dem astralen und dem mentalen Körper.

So besteht beispielsweise eine bestimmte Parallele zwischen der negativen Einstellung auf das äussere Leben, die auf mangelnder Integration zwischen dem physischen und dem ätherischen Körper beruht und der Interesselosigkeit des abstrakten und wissenschaftlichen Denkers gegenüber den Notwendigkeiten des physischen Daseins. Bei beiden Gruppen kommt es zu keiner bestimmten und entschiedenen Manifestation auf der physischen Ebene, beide sind unfähig, sich mit den Problemen der physischen Ebene in klarer und befriedigender Weise zu befassen, beide sind physisch nicht-positiv, aber diese verhältnismässig ähnlichen Zustände beruhen auf völlig verschiedenen Ursachen - wenn sie auch ähnliche Wirkungen zeitigen.

4. Klares Erkennen des Lebenspfades eines Menschen durch Erforschung seiner astrologischen Anzeichen. In diesem Zusammenhang muss [120] das Sonnenzeichen, in dem ein Mensch geboren wurde, als ein Hinweis auf die Neigungen seiner Persönlichkeit angesehen werden und als Verkörperung der Eigenschaften, die er aus der Vergangenheit ererbt hat, während das aufsteigende Zeichen die Richtung weist, in der die Seele den Menschen gehen lassen möchte.

Viele andere Faktoren verdienen ebenfalls eine sorgfältige Beachtung. Das Problem des Einzelnen wird durch gewisse ererbte Tendenzen kompliziert, die im Wesen seiner Familie, Nation und Rasse liegen. Sie beeinflussen in hohem Mass beide Aspekte des physischen Körpers und führen zu Verblendungen vielerlei Art. Der physische Körper wird ausserdem von bestimmten, ererbten Ideen beeinflusst, welche die Wahrheitssuche der Familie, Nation und Rasse gedanklich verkörpern. Sie schaffen starke Illusionen, denen der einzelne Mensch leicht zum Opfer fällt. Dazu kommen die einströmenden Kräfte des Zeichens, in das die Sonne vielleicht gerade eintritt, wie das z.B. jetzt der Fall ist, da unsere Sonne in ein neues Zeichen des Zodiak übergeht. Infolgedessen wirken neue und mächtige Energien auf die Menschheit ein und machen sich in allen drei Körpern bemerkbar. Sie rufen Verblendungen in der Gefühlsnatur und Illusionen in der mentalen Natur wach. Diejenigen, die leicht der Verblendung anheimfallen, verspüren jetzt in besonderem Mass eine Dualität. Aus all dem lässt sich ermessen, wie umfangreich das Thema ist; diese Wissenschaft der psychologischen Einflüsse und ihrer Einwirkung auf den menschlichen Mechanismus steckt immer noch in den Kinderschuhen. Immerhin habe ich genügende Andeutungen gemacht, um Interesse zu erwecken und Nachforschungen auf diesem neuen Gebiet psychologischer Tätigkeit anzuregen. Damit kommen wir zurück zur Betrachtung der vielen Verblendungen, die von bestimmten Strahlenarten hervorgerufen werden und zu diesen in Beziehung stehen:

I. STRAHL.

Die Verblendung physischer Stärke.

Die Verblendung persönlicher Anziehungskraft.

Die Verblendung [121] des Ich-Standpunktes und der persönlichen Macht.

Die Verblendung des «Einen im Mittelpunkt.»

Die Verblendung selbstsüchtigen, persönlichen Ehrgeizes.

Die Verblendung des Herrschens, der Diktatur und weitreichender Kontrolle.

Die Verblendung des Messias-Komplexes auf dem Gebiet der Politik. Die Verblendung eines selbstsüchtigen Schicksalsbewusstseins, des Gottesgnadentums der Könige im Sinn eines persönlichen Rechtsanspruches.

Die Verblendung der Zerstörung.

Die Verblendung der Selbst-Isolierung, des Alleinseins, der Weltflucht.

Die Verblendung des - anderen Menschen oder Gruppen - aufgezwungenen Willens.

II. STRAHL

Die Verblendung der Liebebedürftigkeit.

Die Verblendung der Popularität.

Die Verblendung persönlicher Weisheit.

Die Verblendung eines selbstsüchtigen Verantwortungsgefühls.

Die Verblendung eines zu umfassenden Verstehens, das rechtes Handeln zunichte macht.

Die Verblendung der Selbstbemitleidung, die für diesen Strahl grundlegend ist.

Die Verblendung des Messiaskomplexes auf dem Gebiet der Religion und der Weltnot.

Die Verblendung der Furcht, die auf übermässiger Empfindsamkeit beruht.

Die Verblendung der Selbstaufopferung.

Die Verblendung selbstsüchtiger Selbstlosigkeit.

Die Verblendung der Selbstzufriedenheit.

Die Verblendung selbstsüchtigen Dienstes.

III. STRAHL.

Die Verblendung der Geschäftigkeit.

Die Verblendung, mit dem grossen Plan individuell und nicht [122] mit einer Gruppe zusammen zu arbeiten.

Die Verblendung emsiger Plänemacherei.

Die Verblendung schöpferischer Arbeit ohne wahres Motiv.

Die Verblendung guter Absichten, die im Grunde selbstsüchtig sind.

Die Verblendung der «Spinne im Mittelpunkt».

Die Verblendung des «Gottes in der Maschine».

Die Verblendung abwegiger und fortgesetzter Manipulationen. Die Verblendung der eigenen Bedeutung, vom Standpunkte des Wissens und der Tüchtigkeit.

IV. STRAHL.

Die Verblendung der Harmonie, die nach persönlicher Behaglichkeit und Befriedigung trachtet.

Die Verblendung des Krieges.

Die Verblendung der Gegnerschaft, die Rechtschaffenheit und Frieden gewaltsam aufzuerlegen sucht.

Die Verblendung vager, künstlerischer Empfindung.

Die Verblendung psychischer Wahrnehmung anstelle von Intuition.

Die Verblendung musikalischen Empfindens.

Die Verblendung der Gegensatzpaare, im höheren Sinne.

V. STRAHL.

Die Verblendung der Körperlichkeit oder der Überbetonung von Form.

Die Verblendung des Intellektes.

Die Verblendung des Wissens und der Definition.

Die Verblendung der festen Überzeugung, die auf Engstirnigkeit beruht.

Die Verblendung der Form, welche die Wirklichkeit verhüllt. Die Verblendung der Organisation.

Die Verblendung des äusseren, welches das Innere verhüllt.