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Analyse der drei Sätze - Teil 1

 

ANALYSIS OF THE THREE SENTENCES

Wie ihr [447] wisst, ist diese Regel die letzte von denen, die massgebend sind für die Arbeit auf der Astralebene und für die magische Aufgabe, jene Gedankenformen in Bewegung zu setzen, die irgendeine Energieart zum Ausdruck bringen sollen. Wir haben die verschiedenen Energien erörtert, mit denen die Menschen wirken, und die Macht, die einem Menschen durch den Aufbau von Gedankenformen in die Hände gelegt ist. Wir haben auch gesehen, in welcher Weise ein Mensch die verschiedenen Grade der Materie handhaben kann, bis sich die verkörperte Idee mit Mental- und Astralstoff umkleidet hat. Sie ist also eine lebendige Wesenheit, die dabei ist, auf der physischen Ebene materielle Gestalt anzunehmen. Man sollte beachten, dass jetzt nichts mehr ihr Hervortreten in die objektive Erscheinung aufhalten kann, ausser ein ausdrücklicher Willensakt ihres Schöpfers; denn da die Form von diesem Schöpfer belebt wurde, ist sie immer seinem Willen untertan, bis er durch das Aussprechen des «mystischen Satzes» die Verbindung mit ihr gelöst hat. Wir wollen annehmen, dass sie nach dem Entschluss ihres Schöpfers tatsächlich hervortreten soll, und dass das Schöpferwerk weitergeht.

Es sei hier bemerkt, dass dieses Werk entweder bewusst oder unbewusst vor sich geht. Bei dem unbewussten Aufbau von Gedankenformen - wie es beim Durchschnittsmenschen der Fall ist - kommt es vielfach überhaupt nicht zu der gewünschten Wirkung auf der physischen Ebene, und so verfehlen derartige Formen das für sie vorgesehene Ziel. Solange jedoch der Mensch von Selbstsucht und Hass beseelt ist, gereicht das nur zum Heil. Zum Glück für die Menschheit arbeiten erst wenige Menschen im Mentalstoff. Die meisten von ihnen wirken mit Astral- oder Begierdenstoff, und diese Formen sind beweglich und veränderlich und haben nur durch die Gabe der Beharrlichkeit eine gewisse Macht. Es gibt eine okkulte Grundlage für die Behauptung, dass, wenn jemand sich eine [448] Sache nur lange genug wünscht, er sie auch erhalten wird. So lautet das Gesetz, das die Rückkehr des Durchschnittsmenschen in die Inkarnation bestimmt. Da diesen Begierdenformen die Zielstrebigkeit des Stoffes der Mentalebene fehlt, der ja durch ein konzentriertes Denken beeinflusst wird, können sie nicht den Schaden anstiften, den sie sonst anrichten könnten. Ihre Wirkungen werden in der Hauptsache von dem Schöpfer dieser kama-manasischen Formen empfunden, und nicht von den Gefährten in der Umgebung. In dem Augenblick, da der Denkfaktor hinzutritt und die Herrschaft übernimmt, in diesem Moment wird ein Mensch gefährlich oder nützlich, je nachdem der Fall liegen mag, - gefährlich nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Umgebung oder aber nützlich bei der Ausführung des Evolutionsplanes. Er kann dann Gedankenformen erschaffen, die in der Lage sind, äussere sichtbare Ergebnisse und greifbare Wirkungen zu erzielen. Mit höherem Streben und geistigen Impulsen jedoch kann ein Mensch zu einem wahren Okkultisten werden und harmonische Ergebnisse und wirksame Organismen auf der physischen Ebene hervorbringen. Ich verwende das Wort «Organismen» mit Vorbedacht, denn es hilft den Gedanken zu vermitteln, dass jede Gedankenform von uns als eine subjektive, tatsächlich vorhandene Wesenheit betrachtet wird, die in feinen Stoff gekleidet und imstande ist, sichtbare Gestalt anzunehmen. Dies wird allgemeinverständlich manchmal die «Ausarbeitung einer Idee» genannt, oder die «Ausführung eines Planes»; zu anderen Zeiten wird es als eine «Entdeckung» oder «Erfindung» oder etwas derartiges bezeichnet. Immerwährend spricht der Mensch - ohne es sich klar zu machen -, in okkulten Begriffen und beweist damit eine innere Wertschätzung und Wahrnehmung der Methoden, durch die alles, was von Gott oder dem Menschen je gedacht worden ist, ins Dasein tritt.

Die verkörperte Idee oder der Gedanke (wobei die erstere anlagenmässig viel stärker ist als letzterer) hat sich den Weg bis an die Schwelle physischer Manifestation gebahnt. Ihr Schöpfer, der - im Fall eines weissen Magiers - kein gefühlsverhafteter Mensch ist, bringt sie bewusst bis zu dem Stadium, da ihr innerer Zweck und [449] Plan aufgezeigt werden kann. Er hält die Gedankenform in seinem Bewusstsein und gibt ihr Gestalt und Energie durch die Macht seiner eigenen, zielbewussten gedanklichen Konzentration.

Uns wird in der Regel, die wir jetzt erörtern, gesagt, dass der Aspirant dreierlei zu tun hat:

1. Er muss die Formel ermitteln, welche die von ihm geschaffene Form kristallisieren lässt, und zwar fast in der gleichen Weise, wie Architekten und Brückenbauer die gewünschte Form auf eine mathematische Formel zurückführen.

2. Er muss bestimmte Worte aussprechen, die der Form Lebenskraft geben und sie so auf die physische Ebene hinausbringen.

3. Er muss den Satz aussprechen, der die Gedankenform aus seiner Aura entbindet und so den Abfluss seiner Energien verhindert.

Man wird bemerken, dass die Formel mit der Gedankenform zu tun hat, die Machtworte mit dem Ziel, für das die Gedankenform aufgebaut wurde, und der mystische Spruch mit der Zerreissung des magnetischen Bandes, das den Schöpfer mit seiner Schöpfung verknüpft. Das eine betrifft also die Form, das andere die in der Form verkörperte Seele (deren niederstes Merkmal die Begierde ist, die Widerspiegelung der Liebe), und das letzte den Lebensaspekt, mit welchem der Schöpfer die Schöpfung ausgestattet hat. Wir stehen infolgedessen wieder vor der ewigen Dreiheit von Geist, Seele und Körper. Man sollte sich daran erinnern, dass die Regeln zur Magie, so wie sie von dem wahren Esoteriker verstanden werden, ebenso für ein erschaffenes Universum, ein Sonnensystem oder einen Planeten gelten, wie auch für die winzigen Gedankenschöpfungen eines Chelas oder Aspiranten.

In den «Einführenden Bemerkungen» erklärte ich, dass, wenn der Durchschnittsschüler die obigen Ausführungen liest, seine erste Reaktion darin besteht, dass er sogleich an die Körpernatur denkt; er bemerkt die Dualität und denkt an das, was diese Dualität in Anspruch nimmt oder beschäftigt. Für den okkulten Aspiranten von heute ist jedoch eines der wichtigsten Erfordernisse, dass er im Sinn der einen Realität [450] denkt, die Energie an sich ist, und nichts anderes.

Deshalb ist bei unseren Diskussionen dieses schwer verständlichen Themas die Betonung der Tatsache wertvoll, dass Geist und Energie synonyme und daher austauschbare Begriffe sind. Nur in dieser Erkenntnis können wir zu einer Aussöhnung zwischen Wissenschaft und Religion gelangen, und zu einem wahren Verständnis der Welt aktiver Phänomene, von denen wir umgeben sind und in denen wir uns bewegen.

Die Begriffe organisch und anorganisch sind weitgehend für einen Grossteil der Verwirrung verantwortlich, und die scharfe Differenzierung in den Köpfen vieler Leute zwischen Körper und Geist, zwischen Leben und Form, hat zu der Weigerung geführt, die essentielle Wesensidentität dieser beiden zuzugestehen. Die Welt, in der wir leben, wird von der Mehrheit als wirklich fest und berührbar angesehen, aber es wird ihr auch eine geheimnisvolle in ihr verborgene Macht zugeschrieben, welche Bewegung, Aktivität und Wandel bewirkt. Das ist natürlich eine grobe Vereinfachung, aber sie genügt für eine Zusammenfassung einer unintelligenten Denkhaltung.

Der orthodoxe Wissenschaftler beschäftigt sich weitgehend mit Strukturen, mit Verbindungen, mit der Zusammensetzung der Form und mit der Aktivität, die von den Formkomponenten und deren Wechselbeziehungen und wechselseitigen Abhängigkeiten hervorgebracht wird. Die chemischen Bestandteile, die Elemente, die Funktionen und Rollen, die diese spielen sowie deren gegenseitige Beeinflussung bei der Bildung aller Formen in allen Naturreichen, sind der Inhalt ihrer Untersuchungen. Die Natur des Atoms, des Moleküls und der Zelle, deren Funktionen, die Eigenschaften ihrer Kraftmanifestationen, die variierenden Aktivitätstypen und die Lösung des Problems bezüglich Merkmale und Wesen der Energien - welche in den unterschiedlichen Formen der natürlichen oder materiellen Welt ihren Brennpunkt finden oder lokalisiert sind - beanspruchen die Überlegungen der fähigsten Köpfe in der Welt des Denkens. Und doch bleiben die Fragen: Was ist das Leben? Was ist Energie? oder: Was ist der Prozess des Werdens und das Wesen des Seins? unbeantwortet. Das Problem, warum und wozu das alles, [451] wird als fruchtlos und spekulativ und als fast unlösbar angesehen.

Trotzdem sind diese Probleme für die reine Vernunft und durch korrekt funktionierende Intuition lösbar und die Fragen können beantwortet werden. Ihre Lösung ist eine der gewöhnlichen Enthüllungen und Errungenschaften der Einweihung. Die einzig wahren Biologen sind die Eingeweihten der Mysterien, denn sie besitzen ein Verständnis des Lebens und seines Zwecks, und identifizieren sich so sehr mit dem Lebensprinzip, dass sie in Begriffen von Energie und deren Wirkungen denken und sprechen. Alle ihre Aktivitäten in Zusammenarbeit mit der planetarischen Hierarchie beruhen auf einigen wenigen fundamentalen, das Leben betreffenden Formeln, wie diese sich vermittels seiner drei Differenzierungen oder Aspekte, nämlich Energie, Kraft und Materie, bemerkbar macht.

An dieser Stelle sollte man bedenken, dass ein Mensch nur wenn er sich selbst versteht zu einem Verständnis dafür gelangen kann, was die Gesamtsumme ist, was wir Gott nennen. Das ist eine Binsenwahrheit und ein okkulter Gemeinplatz; wenn man aber danach handelt führt dies zu einer Enthüllung, die den gegenwärtigen «Unbekannten Gott» zu einer erkannten Wirklichkeit macht. Lasst mich das erläutern:

Der Mensch kennt sich selbst als lebendes Wesen und nennt den Tod jenen geheimnisvollen Vorgang, bei das Etwas, das er für gewöhnlich als den Atem des Lebens bezeichnet, zurückgezogen wird. Mit diesem Zurückziehen löst sich die Form auf. Die zusammenhaltende, lebenspendende Kraft ist fort, und dadurch wird der Zerfall dessen in seine wesentlichen Elemente bewirkt, was wir bisher als den Körper angesehen haben.

Dieses Lebensprinzip, dieses grundlegend Wesentliche des Seins und dieser geheimnisvolle schwer fassbare Faktor ist im Menschen die Entsprechung dessen, was wir im Makrokosmos Geist oder Leben nennen. Wie das Leben im Menschen die Form zusammenhält, beseelt, mit Leben erfüllt und zur Aktivität antreibt, und sie so zu einem lebendigen Menschen macht, ebenso erfüllt das Leben Gottes - wie es die Christen nennen - denselben Zweck im Universum und bringt jenes zusammenhängende, [452] lebendig-vitale Ganze hervor, das wir als Sonnensystem bezeichnen.

Dieses Lebensprinzip manifestiert sich im Menschen auf dreifache Weise:

1. Als richtunggebender Wille, Absicht und eigentlicher Antrieb. Das ist die dynamische Energie, die das Lebewesen in Funktion setzt, es ins Dasein bringt, seine Lebenszeit bestimmt, ihn durch die Jahre, ob kurz oder lang, trägt, und sich am Ende dieses Lebenszyklus zurückzieht. Das ist der Geist im Menschen, der sich als der Wille zu leben, zu sein, zu handeln, ein Ziel zu verfolgen und sich weiterzuentwickeln manifestiert. In seinem niedersten Aspekt wirkt er sich durch den Mentalkörper oder die mentale Natur aus und macht sich in Zusammenhang mit dem dicht Physischen vermittels des Gehirns fühlbar.

2. Als die zusammenhaltende Kraft. Es ist jene bedeutsame essentielle Qualität, die jeden Menschen verschieden macht, die jene verflochtene Manifestation von Stimmungen, Wünschen, Eigenschaften, Komplexen, Hemmungen, Gefühlen und Merkmalen bewirkt, die eines Menschen spezifische Psychologie hervorbringt. Dies ist das Resultat der Wechselwirkungen zwischen dem Geist- und Energieaspekt und der Materie- oder Körpernatur. Das ist der deutlich unterscheidbare subjektive Mensch, seine Färbung oder individuelle Note; das ist es, was den Grad der Schwingungsaktivität seines Körpers bestimmt, seinen besonderen Typ oder seine Form hervorbringt; es ist verantwortlich für den Zustand oder die Beschaffenheit seiner Organe, seiner Drüsen und seiner äusseren Erscheinung. Das ist die Seele und - in ihrem niedersten Aspekt - wirkt sie sich durch die emotionale oder astrale Natur, und in Zusammenhang mit dem dicht Physischen vermittels des Herzens aus.

3. Als die Aktivität der Atome und Zellen, aus denen der physische Körper zusammengesetzt ist. Es ist die Gesamtsumme jener kleinen Leben, aus denen die menschlichen Organe bestehen, die den ganzen Menschen ausmachen. Diese besitzen ein Eigenleben und [453] ein Bewusstsein, das streng individuell ist und eine Identität besitzt. Dieser Aspekt des Lebensprinzip wirkt sich durch den ätherischen oder Vitalkörper aus und in Zusammenhang mit dem soliden Mechanismus der berührbaren Form vermittels des Rückgrats.

Es ist natürlich nicht möglich, die mantrischen Worte und Sätze bekanntzugeben, welche in der elften Regel erwähnt sind. Sie würden zutiefst unbegreiflich sein für alle, ausser dem Eingeweihten, und brauchen deshalb unsere Aufmerksamkeit nicht in Anspruch zu nehmen. Es sollte beachtet werden, dass vieles in diesen Anweisungen dem modernen Denken der Zeit voraus ist, und dass man sowohl diese Lehren als auch die «Abhandlung über kosmisches Feuer» erst gegen Ende dieses Jahrhunderts völlig verstehen wird.

Wir wollen diese Regel Satz für Satz betrachten und zu jener Auslegung kommen, die für den Durchschnittsaspiranten die leichteste ist. Alle diese Regeln können vom Standpunkt des intelligenten Menschen aus gelesen werden, und werden doch nur wenig besagen; sie können vom Standpunkt des Aspiranten gelesen werden und werden dann bestimmte praktische Ideen vermitteln, die im Alltag anwendbar sind und im Schmelztiegel der Lebenserfahrung ausgearbeitet werden können. Sie werden einen Sinn bekommen, wenn der Aspirant lernt, mit Energien umzugehen, im Mentalstoff zu arbeiten und schöpferisch an der göttlichen Absicht mitzuwirken, die dem Evolutionsplan zugrunde liegt. Aus der Sicht des Jüngers bergen diese Regeln bestimmte machtvolle Belehrungen, die ihn zu einem Verständnis für das schöpferische Wirken in der Natur führen werden, das dem Denken des Aspiranten notwendigerweise verschlossen ist. Der Fassungskraft des Eingeweihten vermitteln diese Worte bestimmte Vorschriften, welche nur seine Intuition richtig auslegen kann. Mit den höheren Intelligenzgraden brauchen wir uns nicht zu befassen. Wir wollen diese Regel deshalb einzig und allein vom Gesichtspunkt des Durchschnittsaspiranten aus betrachten und die anderen Auslegungen jenen Menschen überlassen, welche die innere Ausrüstung haben, die ihnen ein Verständnis ermöglicht.

1. Er muss die Formel ermitteln, welche die Lebewesen innerhalb der sie umgebenden Mauer festhält.

Alle Formen in der Natur bestehen, wie wir wohl wissen, aus Myriaden von winzigen Lebewesen, die ein gewisses Mass [454] an Gewahrsein, Rhythmus und Zusammenhalt haben, entsprechend der Kraft des Gesetzes der Anziehung, die sich der Erbauer der Form zunutze gemacht hat. Dies gilt sowohl für den Makrokosmos als auch für die unendliche Welt der mikrokosmischen Lebewesen, die in dem grösseren Ganzen enthalten sind. Keimhafte Sonnensysteme, die unter dem Impuls des göttlichen Gedankens ins Dasein treten, sind zuerst leichtbeweglich, nebelhaft und wechselnd im Umriss, und werden durch den zentralen Energiekern lose zusammengehalten; - das ist eine andere Art und Weise, um die darin liegende Idee auszudrücken. Im Lauf der Zeit gehen sie in andere Zustände über, nehmen bestimmtere Formen an, treten in spezielle Verbindungen mit verwandten und benachbarten Formen und stellen sich auf mannigfache innere Beziehungen zu diesen ein, was in dem früheren Stadium nicht möglich war. Schliesslich erleben wir dann ein Sonnensystem, wie etwa das unsere, und Myriaden anderer - ein Sonnensystem, das sich uns darstellt als eine Sonne mit den sie umkreisenden und sich drehenden Planeten, die sich auf ihren verschiedenen Bahnen und in ihren festgesetzten Positionen und Relationen halten, die als unabhängige und in gegenseitiger Abhängigkeit stehende Organismen wirken und doch für das Auge des Astronomen einen Zusammenhang, eine Einheit und ein Gefüge darstellen, das in jedem Fall einzigartig ist und sich doch nach dem kosmischen Gesetz verhält und betätigt. Es entspricht irgendeiner ungeheuren Absicht, die vom Universalen Denken erfasst und stetig festgehalten wird, das seinerseits ein Aspekt jener gruppenbewussten und eigenbewussten Wesenheit ist, die der Urheber seines Daseins und der Schöpfer seiner Form ist.

Man könnte behaupten, dass dieses eine intelligente, grosse Leben in seiner Meditation und also auch in seinem widerspiegelnden Denkvermögen das erschafft, was wir eine Gedankenform nennen. Diese Gedankenform hat vier Hauptmerkmale:

1. Sie wird durch die bewusste Anwendung des Gesetzes der Anziehung ins Dasein gerufen. [455]

2. Sie ist aus einer unendlichen Anzahl lebendiger Wesenheiten gebildet, die von dem Denken des göttlichen Schöpfers angezogen werden und so miteinander in Beziehung treten.

3. Die Form ist das äussere Erscheinungsbild von dem, was ihr Schöpfer:

a. im Geiste erschaut hat;

b. einsichtsvoll gebildet und «gefärbt» oder «qualifiziert» hat, damit es dem Zweck diene, zu dem es bestimmt war;

c. durch die Wirkungskraft seines Verlangens und die Stärke seiner lebendigen Gedanken belebt hat;

d. in einer Gestalt erhalten hat, so lange es notwendig ist, damit es seine spezielle Aufgabe vollziehe;

e. mit sich durch einen magnetischen Faden verbunden hat, - den Faden seiner lebendigen Absicht und der Stärke seines beherrschenden Willens.

4. Diese innere Absicht, die sich in mentale, astrale und lebendige Substanz gekleidet hat, ist auf der physischen Ebene gerade so lange kraftvoll, als:

a. sie bewusst im Denken ihres Schöpfers bleibt;

b. sie okkult von ihrem Schöpfer «Abstand hält». Viele Gedankenformen bleiben wertlos, da sie ihrem Schöpfer «zu nahe» stehen;

c. sie in jede gewünschte Richtung gelenkt werden und nach dem Gesetz des geringsten Widerstandes ihren eigenen Platz finden kann, so dass sie also die gewünschte Aufgabe erfüllt und die Absicht ausführt, für die sie erschaffen wurde.

Die «Formel» könnte deshalb als die von dem göttlichen Denker ausgehende Idee angesehen werden; man könnte sie als die dynamische Absicht bezeichnen, als das «Ding», so wie der Denker es sieht, ihm in seinem Denken Gestalt verleiht und es als den Träger seiner Absicht erschaut. Die mathematischen Berechnungen, die der Konstruktion einer Brücke oder jeder anderen grossen Bogenspannung zugrunde liegen, Zeichen menschlicher Leistung, sagen dem [456] Uneingeweihten nichts; aber für diejenigen, die es wissen und verstehen, sind sie die Brücke selbst, auf ihre wesentlichen Begriffe zurückgeführt. Sie sind im Verborgenen schon die Brücke, und in diesen mathematischen Formeln liegt die Absicht, die Qualität und Form des vollendeten Baues und dessen schliessliche Brauchbarkeit beschlossen. So ist es auch mit den Vorstellungen und Ideen, die eine Gedankenform ins Leben rufen. Diese okkulten Formeln existieren auf der Ebene der Urbilder, die (für den Aspiranten) die Ebene der Intuition ist, obgleich es sich um eine viel höhere Bewusstseinsstufe handelt. Diese Formeln liegen einer Welt von Formen zugrunde und müssen von denjenigen aufgespürt und aufgegriffen werden, die entsprechend ausgerüstet sind, um unter den Grossen Architekten des Universums zu arbeiten. Es gibt - symbolisch gesprochen - drei grosse Formelbücher. Beachtet die Worte «symbolisch gesprochen» und vergesst sie nicht. Da gibt es erstens das Buch des Lebens, das von den Eingeweihten aller Grade gelesen und schliesslich gemeistert wird. Ferner gibt es das Buch der Göttlichen Weisheit, manchmal das Buch der Wissenden Erfahrung genannt, das von den Aspiranten aller Grade gelesen wird; - und schliesslich gibt es das Buch der Formen, das alle zwangsweise lesen müssen, deren Intelligenz zu wirksamer Tätigkeit erwacht ist. Eben mit dem Buch der Formen wollen wir uns jetzt beschäftigen.

Patanjali spricht an einer Stelle von der «Regenwolke der erkennbaren Dinge», welche die Seele bewusst wahrnimmt. Der Aspirant - des ewigen Kreislaufs seiner eigenen, nutzlosen, unwichtigen Gedanken müde - sucht die Quellen dieser «Regenwolke» anzuzapfen und so einige der Gottesgedanken auf die Erde herabzuholen. Er versucht so zu arbeiten, dass er die Offenbarung der Ideen des Schöpfers fördern kann. Dazu muss er bestimmte Anfangsforderungen erfüllen, die kurz, wie folgt, aufgestellt werden konnten:

1. Er muss die wahre Bedeutung der Meditation kennen.

2. Er muss leicht und gewandt Seele, Denkvermögen und Gehirn in Einklang bringen können.

3. Er muss sich als die Seele auf ihrer eigenen Ebene betätigen, [457] also kontemplieren können. Es wird dann der Seele möglich, als Mittler zwischen der Ebene der göttlichen Ideen und der Mentalebene zu wirken. Ihr erkennt doch, wie sich dieses Beteiligen am göttlichen Schöpfungsprozess als das Ziel aller wahren Meditationsarbeit herausstellt?

4. Er muss die Idee registrieren, die intuitiv von der Seele empfangen wird, und die Form erkennen, die sie annehmen sollte. Diese letzten sieben Worte sind ausserordentlich wichtig.

5. Er muss die vage und nebelhafte Idee auf ihre wesentlichen Bestandteile zurückführen, alle eitlen Einbildungen und Formulierungen des niederen Denkens ausschalten und sich so zum Sprung in bereitwillige Tätigkeit rüsten; durch Beharrlichkeit in der Kontemplation wird er dann die Schau des inneren Gefüges oder - wenn ich es so ausdrücken darf - des subjektiven Gerippes der Form, die werden soll, empfangen.

6. All dies, was bewusst von der Seele dem Denkvermögen mitgeteilt wurde, wird ebenso bewusst vom ständig im Licht gehaltenen Denkvermögen registriert und könnte als die auf den Kerngedanken zurückgeführte Formel betrachtet werden. Es ist nicht die Formel selbst, sondern der abgeleitete Vorgang. Je nach der Stärke, der Einfachheit und Klarheit, mit der die Formel in einem einfach umrissenen Gefüge verkörpert ist, wird schliesslich auch der fertige Bau und folglich die Gestalt beschaffen sein, die innerhalb der äusseren Form selbst die zu deren Aufbau verwendeten Lebewesen einschliesst.

Dies gleicht eigentlich dem Stadium der Empfängnis. In dem Keim (dem Ergebnis der männlich-weiblichen Wechselbeziehung) liegen alle die inneren Anlagen und Fähigkeiten des vollendeten Erzeugnisses verborgen. In der materiell empfangenen Idee, die jedoch von dem Geistaspekt inspiriert wurde, liegen die Wirkungsmöglichkeiten der fertigen Gedankenform beschlossen. Der Materieaspekt - vertreten durch das Denkvermögen - wurde durch den Geistaspekt befruchtet, und die Dreiheit wird schliesslich durch [458] die erschaffene Form vervollständigt. Aber in den Frühstadien gibt es bis jetzt nur die «Formel» - die empfangene Idee, die verborgene, jedoch dynamische Vorstellung. Sie ist stark genug, um die Grundelemente für Wachstum und Formung an sich zu ziehen, aber wer kann sagen, ob sie sich als eine Fehlgeburt, als mittelmässiges, schwaches Erzeugnis, oder als eine Schöpfung von wirklicher Schönheit und echtem Werk erweisen wird?

Jede veräusserlichte oder sichtbar gewordene Idee ist daher im Besitz einer Form, von Verlangen beseelt und aus der Kraft des Denkens erschaffen. Eben die Begierdenebene ist es, der das Denkvermögen die erfassten Vorstellungen einprägt, um die «inkarnierte Idee» hervorzubringen, um also die Idee in eine Form zu kleiden; diese Ebene ist daher der Boden für die Schwangerschaft. Vorher war das Denkvermögen Empfänger der urbildlichen Idee, so wie sie von der Seele erfasst und erschaut worden war. Die Seele ist ihrerseits Empfänger der Formel, so wie sie ihr in der Ideenwelt dargeboten worden war. So habt ihr die «dargebotene Idee», die «wahrgenommene Idee», die «formulierte Idee» und die Idee, die sich zur sichtbaren Form entwickelt.

Man sollte wohl beachten, dass die folgenden Faktoren das Auftauchen der Idee aus dem Universalen Denken in die Welt der greifbaren Formen bestimmen:

1. Die Energien, die von der Ebene der Urbilder ausgehen. Auf dieser Ebene konzentriert sich die Aufmerksamkeit der höchsten Gruppe intelligenter Wesen auf unserem Planeten. Ihr Bewusstsein kann auf diese Wirkungssphäre ansprechen und sie umfassen; auf ihr kommt das Denken Gottes zum Ausdruck - frei von den Begrenzungen dessen, was wir unter Form verstehen. Sie sind die Bewahrer der Formel; sie sind die Mathematiker, welche die Entwürfe für den grossen Plan vorbereiten; sie berechnen die Wirkungen der Kräfte, durch die das Werk gefördert wird, und die Energien, die gehandhabt werden müssen; sie ziehen die Anstrengungen und Anspannungen in Betracht, denen die Formen unter dem Ansturm der Lebenskraft ausgesetzt werden müssen; sie befassen sich mit den zyklischen Impulsen, auf die der Evolutionsprozess [459] reagieren muss; sie beschäftigen sich mit der Beziehung zwischen dem Formaspekt und dem Lebensdrang.

2. Der intuitive Erkenntniszustand. Auf dieser Bewusstseinsebene leisten die Meister der Weisheit ihre Arbeit, und eben in dieser Einflusssphäre wirken sie mit grösster Mühelosigkeit und Leichtigkeit, genau so wie normal intelligente Menschen auf der physischen Ebene. Ihr Denken steht in ständigem Kontakt mit den Denkern der Urbilder, welche die Bewahrer der Formeln sind; sie nehmen die Entwürfe auf (ich spreche wieder im symbolischen Sinn) und befassen sich mit den speziellen Einzelheiten, schauen aus nach jenen, die zur Beaufsichtigung des Werkes geeignet sind, und versammeln die notwendigen Mitarbeiter um sich. Unter ihren Jüngern suchen sie, bis sie denjenigen finden, der auf der physischen Ebene als Brennpunkt für Mitteilungen am besten geeignet ist, oder die Gruppe, die den gewünschten Teil des Planes am besten zur entfalteten Form bringen kann. Sie arbeiten mit den so Erwählten, indem sie ihrem Denken jene ewige Dreiheit von Idee - Qualität - Form einprägen, bis die Einzelheiten allmählich in Erscheinung treten und das, was tatsächlich ein «Niederschlag» ist, vor sich gehen kann.

3. Die Aktivität des mentalen Bewusstseinszustands. Gerade auf der Mentalebene wird notwendigerweise viel derartige Arbeit geleistet, und hiermit ist ein ausreichender Grund dafür gegeben, dass der Aspirant seinen Verstand schult und entwickelt. Die «Regenwolke erkennbarer Dinge» senkt sich zuerst auf die Mentalebene herab, und ein weiterer Niederschlag tritt ein, wenn Jünger und Aspirant die Empfänger sind. Diese letzteren versuchen ihrerseits, auf die kleineren Mitarbeiter und Aspiranten einzuwirken, die karmisch oder durch Wahl innerhalb ihres Einflussbereiches stehen. So wird die dargebotene «Idee» von vielen Denkern aufgegriffen, und der Formelaspekt des grossen Werkes hat seine Rolle gespielt.

Man sieht, wie dieses Werk folgerichtig und dem Wesen nach eine Gruppenarbeit und deshalb nur jenen wirklich möglich ist, die den Meditationsprozess bis zu einem gewissen Grad beherrschen, und die «das Denken stetig im Licht halten» können. Dieses [460] Licht strahlt in Wirklichkeit von dem universellen Denken aus und hat vielerlei Erscheinungsformen; es wurde (esoterisch gesprochen) in einem vorhergehenden Sonnensystem erzeugt und muss in diesem benutzt und entwickelt werden.

Mit den Worten «Das Licht der Intuition» wird uns jene besondere Energieart angedeutet, welche die Absicht, den Willen Gottes, den Plan verkörpert, so wie wir ihn ansehen. In den Worten «Das Licht der Seele» haben wir einen Ausdruck, der die Absicht, den Plan, den Willen jener Wesenheiten in sich schliesst, welche - in menschlicher Gestalt inkarniert und manchmal ausserhalb des Körpers wirkend - die Verantwortung dafür haben, dass die göttlichen Ideen in den vier Naturreichen verwirklicht werden. Das Menschenreich ist vor allem anderen das Ausdrucksmittel für das Universale Denken, und wenn die Söhne Gottes in menschlicher Gestalt vervollkommnet sind, dann werden die Probleme der natürlichen Welt zu einem grossen Teil gelöst sein. Die voll bewussten Gottessöhne, die um sich selbst wissen, während sie sich in der Menschenform befinden (und es gibt deren noch wenige), stellen tatsächlich das Gehirn des planetarischen Lebens dar.

Es liegt eine wahrhaft okkulte Bedeutung in dem Ausdruck «das Licht werfen» auf ein Problem, einen Zustand oder eine Situation. In seiner eigentlichen Bedeutung kennzeichnet er die Offenbarung der dargebotenen Idee, des Prinzips, das der äusseren, sichtbaren Erscheinungswelt zugrunde liegt. Es ist die Erkenntnis der inneren, geistigen Wirklichkeit, welche die äussere, sichtbare Form hervorbringt. Das ist der Leitgedanke allen Wirkens in symbolischer Art. Die Ermittlung der Formeln, die Anfertigung der subjektiven Skizzen oder Pläne für die intuitive Einwirkung und für die intensive Tätigkeit auf der Mentalebene, - all dies ist die alleinige Aufgabe der organisierten planetarischen Hierarchie. Der zweite Abschnitt des Werkes wird von jenen Arbeitern durchgeführt, die in bewusstem Zusammengehen mit der Hierarchie die wahre Natur dieses Werkes in den drei Welten menschlicher Evolution dartun. Sie bringen den Kern der Idee und den keimhaften Begriff zum äusseren, vollendeten Dasein, indem sie richtig denken, das Verlangen erwecken [461] und die rechte öffentliche Meinung nähren. So bringen sie die nötige physische Tätigkeit zustande.

Aspiranten, Gruppenleiter und Denker in allen Teilen des Erdballs können für diese Arbeit zur Verfügung stehen, vorausgesetzt, dass ihr Denken unvoreingenommen und konzentriert ist. Je nach der Einfachheit ihres Weges zur Wahrheit, entsprechend der Klarheit ihrer Gedanken, ihres Gruppeneinflusses und ihres allumfassenden Erkenntniszustandes sowie entsprechend ihrer Fähigkeit zu lang anhaltender Bemühung wird die äussere Form der inneren Idee und der geistigen subjektiven Wirklichkeit nahekommen.

Was ich hier klarzumachen versuche, ist, dass der Durchschnittsleser dieser Unterweisungen mit den Formeln nichts zu tun hat. Diese werden von den grossen Wissenden erfasst und verstanden, die hinter dem Evolutionsgang stehen und für dessen planvolle Wirksamkeit verantwortlich sind. Die Hierarchie der Meister, der älteren Eingeweihten und Jünger macht stetig Fortschritte in der Arbeit, ist aber nach dem Gesetz von jenen auf der physischen Ebene abhängig, welche die äusseren Formen hervorbringen sollen. Wenn diese keine Reaktion zeigen, kommt es zu Verzögerungen oder zu einem ungenauen, falschen Aufbau; wenn sie Fehler machen, geht Zeit und Energie verloren und wieder gibt es Aufschub; wenn sie das Interesse verlieren und zu arbeiten aufhören, oder wenn sie hauptsächlich an ihren eigenen Angelegenheiten und Persönlichkeiten interessiert sind, muss der Plan warten, und die Energie, die sonst zur Lösung menschlicher Probleme und für die Führung der Menschheit benutzt werden könnte, muss ihren Abfluss in anderen Richtungen finden. Es gibt niemals einen Stillstand im Schöpfungsprozess; die Energie, die mit dem Pulsschlag des Einen Lebens ausströmt, und deren rhythmische und zyklische, niemals endende und niemals ruhende Wirksamkeit muss irgendwo nutzbringend verwendet werden und den Weg in irgend eine Richtung finden, was oft (wenn der Mensch seine Pflicht versäumt) katastrophale Folgen hat. Man wird entdecken, dass das Problem der Katastrophen - zum Beispiel die Ursache der ständig zunehmenden Insektengefahr - mit dem Einströmen ungenutzter und unerkannter Energie zu tun [462] hat, die in der rechten Weise geleitet werden könnte und für rechte Absichten und zur Förderung des Planes brauchbar wäre, wenn die Aspiranten und Jünger der Welt ihre Gruppenverantwortlichkeit auf sich nehmen, ihre Persönlichkeiten aufgeben und rechte Erkenntnis gewinnen würden. Die Menschheit muss fleissiger und einsichtsvoller an der Erfüllung ihrer wahren Bestimmung und an ihren karmischen Verpflichtungen arbeiten. Wenn einmal die Menschen universell mit den Bewahrern des Planes in Verbindung stehen, und wenn ihr Denken und ihre Gehirne vom Licht der Intuition, der Seele und des universalen Denkens erleuchtet sind, wenn sie sich schulen können, einsichtsvoll auf die zeitgemässen Impulse zu reagieren, die zyklisch von der inneren Seite des Lebens ausgehen -, dann werden sich Leben und Form immer mehr aneinander anpassen, und die Weltzustände werden sich rasch bessern. Es ist beachtenswert und interessant, dass sich die Reaktion der weiter fortgeschrittenen Menschensöhne auf die Formeln, die von den Wissenden übersetzt und übermittelt werden, zuerst in der Herstellung rechter Beziehungen zwischen den vier Naturreichen und rechter Beziehungen zwischen Einzelmenschen und Gruppen in der Menschengemeinschaft auswirken wird. Ein Schritt in dieser Richtung wird jetzt getan. Die Beziehungen zwischen den Tätigkeitsbereichen, die wir als menschlich, tierisch, pflanzlich und mineralisch bezeichnen, sind jetzt schlecht geordnet, da die Energie der Materie der hauptsächlich herrschende Faktor ist. Im Menschenreich zeigt sich das Wirken dieser Energie in dem, was wir Selbstsucht oder Egoismus nennen. Im Tierreich macht sie sich als das bemerkbar, was wir Grausamkeit nennen, obgleich dort, wo das Gefühl der Verantwortlichkeit nicht vorhanden ist und man nur instinkthafte und vorübergehende elterliche Verantwortung antrifft, solche Kritik nicht am Platze ist. Im Pflanzenreich kommt diese schlechte Anpassung in der jetzigen planetarischen Epoche des Missbrauchs als Krankheit zum Ausdruck.

Erstaunt euch das? Krankheit hat ihre Wurzeln vorwiegend in mangelnder Angleichung und missgeleiteter Kraft im Pflanzenreich; das wirkt auf das Tier- und Mineralreich ein, und folglich auch [463] auf das Menschenreich. Der Beweis dafür liegt noch zu weit in der Zukunft, aber wenn man diesen Zustand verstehen lernt, wird sich die Aufmerksamkeit der Forscher gerade auf dieses Naturreich konzentrieren müssen, und so wird das Problem, wie man die Krankheit ausrotten kann, schliesslich seine Lösung finden.

II. Er muss die Worte aussprechen, die ihnen sagen, was zu tun ist, und wohin das, was geschaffen wurde, zu bringen ist.

Im Zusammenhang mit dieser Regel wollen wir beachten, dass sie nur insofern Macht hat, als der «mit dem Gesetz Wirkende» mit der inneren Realität in sich, mit der Seele in Verbindung steht. Es ist wesentlich, dass die Seele durch ihn bei vollem Wachbewusstsein wirken sollte. Die Seele spricht die Worte aus. Die Seele verkündet den mystischen Spruch, aber es ist die Seele als Herrscher oder Regent über den Mechanismus, den Formapparat. Diese Beherrschung ist nur möglich, wenn Gehirn, Denkvermögen und Seele harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Wieder muss man berücksichtigen, dass diese Regel, die das schöpferische Wirken aufzeigt, auf jeden Schöpfungsprozess anwendbar ist, - sei er nun makrokosmischer oder mikrokosmischer Art, ob es sich nun um Gott als den Schöpfer unseres Sonnensystems handelt, um die Seele als den Schöpfer des menschlichen Mechanismus, oder um den Menschen, der versucht, die Methode des magischen Wirkens zu meistern und so, zu einem Schöpfer von Formen in seinem eigenen kleinen Bereich zu werden. Alle müssen die wahre Bedeutung der Regel herausarbeiten, denn Gott wirkt nach dem Gesetz seines Wesens, und dieses Gesetz zeigt sich uns in Gestalt der Naturgesetze.

In dem Satz, den wir hier betrachten, sind die Gedanken geordneter Tätigkeit und eines bewussten, zweckbestimmten, sinnvollen Zieles enthalten. Derjenige, der irgendeine Form erbauen will, ist vor allem Herrscher über Lebewesen und Richter über die Schicksale bestimmter Wesenheiten. Mit diesem Gedanken wird Licht geworfen auf das Problem des freien Willens und auf das Gesetz von Ursache und Wirkung. Man darf jedoch nicht vergessen, dass das Mysterium der Ursachen in vergangenen Universen verborgen liegt - die zu ihrer Zeit alle «von Gott bewohnte Formen» waren. [464] Für uns kann es so etwas wie eine reine Ursache nicht geben, sondern nur das Hervortreten grosser Hauptwirkungen. So wie uns eine solche Realität wie die «reine Vernunft» vollständig unbegreiflich und unerreichbar ist, genau so ist es auch mit der «reinen Ursache». Diese Faktoren stammen aus der Zeit vor unserem Sonnensystem, und deshalb lohnt sich ein Nachgrübeln darüber nicht. Dieses Sonnensystem ist ein System der Wirkungen, die ihrerseits wieder Ursachen schaffen. Nur in der Menschengemeinschaft und nur unter denjenigen, die bewusst die Denkkraft anwenden, werden Ursachen irgendwelcher Art erzeugt. Alle Ursachen, die durch irgendein Denkprinzip ins Leben gerufen werden, das bewusst wirkt und klar denkt, setzen einen Denker voraus, und das ist grundsätzlich der Standpunkt der okkulten Wissenschaften. Unser Sonnensystem ist eine Gedankenform, die aber nur so lange ein reales Dasein hat, als der Gedanke besteht. Alles, was ist, bildet einen Teil der Ideenströme, die von dem göttlichen Denker ausgehen. Alle Gedanken sind ein Teil des göttlichen Stroms. Die Menschenmassen denken nicht und erzeugen also auch keine Ursachen, die zu gegebener Zeit ihre Wirkungen zeitigen müssten.

Ihr fragt, wo dann die Wahrheit der in vielen okkulten Büchern aufgestellten Behauptungen liegt, dass nämlich die Tendenz eines Lebens oder eines Zyklus von Inkarnationen notwendigerweise in die Zukunft weist, und dass die Ursachen, die in einem Leben angebahnt werden, sich in einem anderen als Wirkungen zeigen? Da, wo die Leben vorwiegend emotionell und physisch orientiert sind, ist es nicht ein einzelnes Leben, das die Gangart bestimmt, sondern die Gruppe von Leben, die gleichzeitig miteinander in Wechselbeziehung stehen, und dies legt die Zukunft in gewissen Richtungen im voraus fest. Das gilt immer und ewig für alle Menschenwesen auf einer gewissen Ebene bewusster Entwicklung, wo sie von Massenideen hin- und hergerissen und gedankenlos durch Tradition und öffentliche Meinung geformt werden, wo sie unbefangen in egoistischen Interessen aufgehen und nicht selbst die Gelegenheit ergreifen, sondern sich von der Flut der Evolution vorwärts treiben lassen. Es [465] handelt sich um eine Form von Gruppentätigkeit (bei Gruppen, die durch die Schwingung physischer und astraler Formen beherrscht werden), welche jene Merkmale und Tendenzen erzeugt, aus denen sich die Situation und die Umweltbedingungen ergeben. In dieser Erkenntnis liegt das Geheimnis des rassischen und nationalen Karmas und der entsprechenden Zustände verborgen. In diesen Gruppen ist der normal fühlende, tätige Mensch eingebettet, und aus diesem Versunkensein muss er den Weg dadurch herausfinden, dass er sein Denkvermögen entdeckt und benutzt. Der Instinkt muss dem Intellekt weichen. Über ganze Lebenszyklen hin inkarnieren sich Gruppen von Seelen, da sie von materiellen Formen angezogen werden. Diese anziehenden Energien wurden früher von der Seele benutzt - um schliesslich abgeworfen und aufgelöst zu werden. Im ersten Falle zieht die Kraft der Form die Seele in die Inkarnation, denn in der ersten Hälfte des Evolutionsprozesses ist die - in einem vorhergehenden Sonnensystem schon stark durchgebildete - Materie der beherrschende Faktor. Später steigt - wie wir wissen - der Geist auf die Schultern der Materie. Das Wechselwirken zwischen Geist und Materie ist jetzt so umfangreich und stark geworden, dass es zu einer der Haupterfahrungen der Seele wird, wenn sie das Stadium erreicht, in dem der Zug der Materie zu schwinden beginnt, und die Seele Abstand zu nehmen lernt. Dies ist die Erfahrung, welche die Menschheit jetzt durchmacht, - also wieder eine Gruppentätigkeit auf einer höheren Runde der Spirale.

Weitläufige Verallgemeinerungen sind in der Tat sicherer, als die ins Einzelne gehenden und häufig irrtümlichen Mitteilungen über die Regeln, nach denen Annahme und Verlassen der Form vor sich gehen; solche Regeln kann man in einem Grossteil unserer kindischen Literatur finden. Aber selbst diese Verallgemeinerungen sollten mit viel Misstrauen betrachtet werden. Tatsächlich festgestellt werden kann lediglich, dass nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung Geist und Materie sich vereinigten, und so die Welten geschaffen wurden. Nach dem gleichen Gesetz wurden Formen erschaffen und wurden zu materiellen Äusserungen des Lebenstriebes. Sie wurden in die Inkarnation und aus ihr heraus getrieben in Übereinstimmung mit einem rhythmisch-zyklischen Pulsschlag, der in noch früheren Sonnensystemen ins Leben gerufen wurde, als in demjenigen, das dem unseren unmittelbar voranging. Es erschienen und verschwanden Gruppen von Formen, die beinahe völlig von ihrem Gruppenzusammenhang und [466] ihrer Gruppenschwingung beherrscht wurden. So schritt das Leben weiter durch die elementaren oder involutionären Reiche, durch die drei niederen Naturreiche und weiter bis in das Menschenreich.

Auf den niederen Menschenstufen und auf der Stufe des Tiermenschen regiert die gleiche Gruppenwirksamkeit, nur werden es (wie in den involutionären Reichen) immer kleinere und kleinere Gruppen in dem Mass, in dem die Einzelwesen - eines nach dem anderen - die Stufe der wahrhaft selbstbewussten Individualität erreichen und als Seelen zu wirken beginnen. Dann werden sie nicht nur Schöpfer mit der Kraft, allein zu stehen, mit der Fähigkeit klaren Denkens und genauen Schauvermögens, sondern sie beweisen auch, dass sie die schöpferische Kunst oder die Fähigkeit zu schöpferischer Imagination besitzen. Sie gehen durch ein Leben der Selbstgenügsamkeit nach dem anderen, in denen die Persönlichkeit entwickelt und benutzt wird; dann beginnen sie, ihre subjektive Gruppe zu finden, die schliesslich in ihrem Bewusstsein an die Stelle der äusseren, materiellen Gruppen tritt. So kommen sie wieder zum Gruppendasein, nur diesmal mit voller Bewusstheit und Selbstbeherrschung.

In der Gruppe, mit der sie sich subjektiv verbunden fühlen, treffen sie jene an, die mit ihnen auf der früheren Massenstufe gearbeitet hatten; sie wirken also in enger Verbindung mit jenen, die ihnen am nächsten gestanden hatten und mit ihnen in dem grossen Lebenszyklus verbunden gewesen waren.

Man gibt diesen Stufen in den okkulten Archiven bestimmte Namen, die vielsagend und aufschlussreich sind; natürlich sind sie symbolisch gemeint. Es wäre vielleicht von Interesse, wenn ich einige von diesen uralten, geheimnisvollen Aussprüchen angeben würde, in denen drei Mitteilungen enthalten sind, nämlich der Name der Stufe, ihre esoterische Farbe und ihr Symbol. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass diese interessanten Angaben, die ich manchmal mache, und die einige Schüler als besonders bedeutsam anzusehen scheinen, viel weniger wichtig sind als das Geheiss, gütig zu leben, [467] Worte der Sanftmut und Weisheit zu sprechen und Selbstvergessen zu üben. Die okkulte Angabe wird gelesen und beachtet, die gewohnten Unterweisungen jedoch werden übersprungen und übersehen. Wir, die wir mit den Aspiranten arbeiten, lächeln oft über die Torheit und mangelnde Urteilskraft, die sich bei jenen zeigen, die wir belehren. Sage zu einem Schüler: «Handle mit Beharrlichkeit nach dem Gesetz liebevoller Güte», und er wird erklären, dass er dies tatsächlich versuchen will; aber in ihm selbst wird das Geheiss infolge seiner Vertrautheit den Reiz verlieren und bestenfalls als eine notwendige Binsenwahrheit angesehen werden. Sage zu dem Schüler: «Ich will dir einige okkulte Sätze oder einige Mitteilungen und Hinweise über die Grossen geben», und mit Eifer und Aufregung, mit selbstgefälliger Zufriedenheit und einer fröhlichen Neugier bereitet er sich auf die wichtige Enthüllung vor. Und doch werden ihm durch die erste Vorschrift okkulte Mitteilungen gegeben; sie weist hin auf das Gesetz, das - wenn man ihm in der rechten Weise folgt - zu Erlösung und Befreiung führt. Die letztere Angabe betrifft die Phänomene, und deren Kenntnis führt den müden Wanderer nicht zu den Toren des Himmels. Einige von euch bedürfen dieser Mahnung.

Jene Stufen, welche der menschlichen vorausgehen, werden ausgelassen, da niemand, der diese Worte lesen wird, das Rüstzeug besitzt, um ihren inneren Sinn zu begreifen.

Stufe 1.

Das Leben hat durch täglichen Gebrauch der Form den Stufenweg erklommen. Mit Hilfe der geringeren drei wurde in langsamem Fortschreiten der lange Weg gewandert. Ein neues Tor steht nun offen. Die Worte werden verkündet: «Betritt den Pfad des wirklichen Verlangens.»

Das Leben, das sich nur als Form erkennt, hüllt sich in lebendig-kraftvolles Rot, das Rot erkannten Verlangens, und durch das Rot nähern sich alle ersehnten Formen; sie werden erfasst und gehalten, gebraucht und abgelegt, bis das Rot sich in Rosenrot verwandelt, [468] das Rosenrot in blassestes Rosa, und das Blassrosa in Weiss. Dann erblüht die rein weisse Rose des Lebens.

Die winzige Rose des wesentlichen Lebens ist in der Knospe zu schauen; noch ist es nicht die vollerblühte Blume.

Stufe II.

Das Bild nimmt andere Gestalt an. Eine andere Stimme, aus nächster Nähe kommend, spricht einen anderen Satz aus. Das Leben schreitet auf seinem Wege weiter. «Betritt das Feld, wo Kinder spielen und geselle dich zu ihren Spielen.» Erwachend zum Spiele des Lebens durchschreitet die Seele das Tor.

Das Feld ist grün, und in seiner Weite tummeln sich die vielen Formen des einen, bewegenden Lebens; sie weben den Tanz des Lebens, die vielfältig gearteten Gestalten, die Gott annimmt. Die Seele betritt den «Spielplatz des Herrn» und spielt darauf, bis sie den Stern mit den fünf strahlenden Zacken sieht, und sagt: «Mein Stern».

Der Stern ist nur ein Lichtpunkt, und noch keine strahlende Sonne

Stufe III.

Der Weg des roten Verlangens geht zu Ende. Er verliert seine Lockung. Der Spielplatz der Gottessöhne bietet keinen Reiz mehr. Die Stimme, die zweimal aus der Formenwelt erklang, ertönt jetzt im Herzen. Die Aufforderung kommt: «Erprobe deinen eigenen Wert. Nimm die orangenfarbige Kugel deiner zielbewussten Absicht an dich». Empfänglich für das verkündete Wort tritt die lebendige Seele, die in der Form eingebettet ist, aus den vielen Gestalten hervor und bahnt sich ihren Weg vorwärts. Es kommt der Weg des Zerstörens, des Erbauens und Wiederabreissens der Formen. Die zerbrochenen Formen vermögen nicht zu befriedigen. Der Seele eigene Form ist jetzt das grosse Verlangen, und so kommt es zum Eintritt auf den Spielplatz des Denkens.

Aber in diesen Träumen und Phantasien erscheint manchmal eine [469] Vision - das geistige Bild einer gefalteten Lotosblüte, die Blätter eng und dicht verschlossen, noch ohne Duft, aber in kaltes, blaues Licht getaucht.

Orange und blau werden in einer ferneren Zeit verschmelzen, doch weit ist es noch bis dahin. Deren Verschmelzung badet die Knospe im Licht und führt das künftige Öffnen herbei. Lasst das Licht scheinen.

Stufe IV.

Das Leben schreitet in das Dunkel hinein. Eine andere Stimme scheint zu sprechen: «Betritt die Höhle und finde, was dir gehört; wandere im Dunkel und trage auf deinem Haupte eine angezündete Lampe.» Die Höhle ist finster und einsam; kalt ist sie, ein Ort mit vielen Geräuschen und Stimmen. Die Stimmen der vielen Gottessöhne - beim Spiel zurückgelassen auf dem Spielplatz des Herrn - verlangen nach Licht. Die Höhle ist lang und eng. Die Luft ist nebelerfüllt. Das Rauschen rinnenden Wassers vereinigt sich mit dem Rauschen des Windes und dem häufigen Rollen des Donners.

In der Ferne erscheint, trübe und sehr verschwommen, eine ovale Öffnung in blauer Farbe. Quer über diesem blauen Raum sieht man ein rosiges Kreuz ausgespannt, und inmitten des Kreuzes, wo die vier Arme sich treffen, eine Rose. Auf dem oberen Balken leuchtet ein schimmernder Diamant in einem fünfstrahligen Stern.

Die lebendige Seele drängt vorwärts, dem Kreuz entgegen, das den enthüllten und erkannten Weg zum Leben versperrt.

Noch ist das Kreuz nicht erstiegen und daher zurückgelassen. Doch vorwärts geht die lebendige Seele, die Augen auf das Kreuz gerichtet, die Ohren offen für die wehklagenden Rufe all ihrer Bruderseelen.

Stufe V.

Hinaus in strahlendes Licht und Leben! Die Höhle wird zurückgelassen; das Kreuz ist umgestürzt, der Weg steht offen. Das Wort erklingt hell im Kopf und nicht im Herzen. «Betritt wiederum den Spielplatz des Herrn und leite dieses Mal die Spiele». Der Weg auf der zweiten Treppenreihe ist versperrt, und dies durch [470] der Seele eigenes Tun. Nicht mehr beherrscht rotes Verlangen alles Leben, sondern nun brennt kraftvoll die klare blaue Flamme. Auf der untersten Stufe des versperrten Weges wendet die Seele sich zurück und schreitet die Treppe hinunter, dem Spielplatz zu; sie stösst auf tote Hüllen, die in einem früheren Stadium erbaut worden waren, tritt auf Formen, die verlassen und zerstört sind, und streckt hilfreich ihre Hände aus. Auf ihrer Schulter sitzt der Vogel des Friedens, an den Füssen trägt sie die Sandalen des Boten.

Noch ist es nicht der äusserste Glanz des strahlenden Lebens! Noch ist es nicht der Eintritt in ewigdauernden Frieden! Sondern noch geht die Arbeit und das Emporheben der Kleinen weiter.

Hier haben wir in symbolischer Form Bilder menschlichen Lebens und Fortschritts, vom Leben in der Form, das durch den Aufbauprozess heranwächst, der das schöpferische Wirken kennzeichnet. Es ist dies nur eine dürftige Übersetzung einiger mantrischer Sätze und einiger grundlegender Symbole, und man darf keinesfalls etwas anderes darin sehen, als einen Hinweis auf einen bestimmten Vorgang, der so verhüllt und verborgen ist, dass nur Wissende ihn verstehen können. Die Esoteriker werden verstehen, dass diese fünf Stufen die Lebensepochen jeder Form umschliessen, ganz gleich, ob der Schöpfer kosmischer, planetarischer oder menschlicher Art ist.

Jede Form wird von einem impulsiven Lebensfunken erbaut, der von einem Schöpfer ausgesandt wurde, und wächst Stufe um Stufe nach dem Gesetz des Zuwachses - einem Aspekt des Gesetzes der Anziehung, welches das Gesetz des Lebens ist. Dieses Gesetz wirkt zusammen mit dem Gesetz von Ursache und Wirkung, das, wie wir wissen, die Materie beherrscht. Ursache, Anziehung oder Verlangen, Wachstum und Wirkung - diese vier Worte sind für den Aufbau jeglicher Gedankenform massgebend. Wenn letztere eine vollendete Wesenheit ist, dann ist sie eine Wirkung, durch Zuwachs geschaffen, unter dem Machteinfluss einer planvollen Ursache.

Die Menschheit hat sich jetzt bis zu einem Punkt entwickelt, wo wir Wirkungen viel mehr vom Standpunkt der Qualität als der Materie beurteilen. Eine Gedankenform besteht für uns, um [471] eine Wirkung zu erzielen. Wir haben jetzt die Empfindung, dass es der Daseinszweck aller Formen ist, eine subjektive Qualität zum Ausdruck zu bringen, die uns den Schlüssel zu der Absicht ihres Schöpfers gibt. Denkt über diese Worte nach. Darum finden wir in dieser elften Regel, dass der Zweck des ausgesprochenen Wortes darin besteht, den Lebewesen, aus denen die Form besteht, zu sagen, «was zu tun ist, und wohin das, was erschaffen wurde, zu bringen ist». So sehen wir also die Gedanken der Absicht, der Tätigkeit und des Ziels.

Ich brauche nicht noch mehr zu der riesigen Menge an Literatur beizutragen, die schon herausgegeben worden ist, noch brauche ich die Bedeutung des Zwecks hinsichtlich einer solchen Gedankenform betonen, wie es ein Sonnensystem, ein Planet, ein Naturreich oder ein Menschenwesen ist. In verschiedener Beziehung ist diese Dreiheit von Absicht, Tätigkeit und Ziel wohl bekannt, in anderer Hinsicht ist sie für uns von zu hoher und zu unergründlicher Art, als dass wir uns in diesen Unterweisungen damit befassen und in Bereiche der Spekulationen abwandern könnten. Die Religion hat lange Zeit versucht, sich mit dem Ziel zu beschäftigen; an dem Tätigkeitsaspekt versucht sich jetzt der Wissenschaftler; und über den Willen Gottes sinnen ständig die fortgeschrittensten Denker und Philosophen nach. Erst wenn sich der Mensch der Disziplin seines eigenen, geistigen Willens unterwirft, die Tätigkeit der Lebewesen in seiner Formnatur überwacht und sich in dem Mass dem Ziel zuwendet, in dem es immer mehr seiner geistigen Schau gefällt, wird er zu einem echten Verständnis für den Plan gelangen. Dieser stellt den Willen Gottes dar, soweit ihn ein Menschenwesen überhaupt erfassen kann.

Mit den Gedankenformen, die er zu erschaffen beginnt, da er ja täglich denken lernt, können wir uns jedoch befassen, denn es handelt sich dabei um die erste Lektion im magischen Wirken, die bald gelernt werden muss. Der Schöpfer im Mentalstoff muss:

a. Lernen, einsichtsvoll aufzubauen.

b. Den Impuls geben durch rechte Sprache, die das, was er [472] erschaffen hat, belebt; so wird die Gedankenform fähig, die vorgesehene Idee anzudeuten.

c. Seine Gedankenform genau auf das Ziel einstellen und sie also richtig gelenkt aussenden, damit sie das erstrebte Ziel erreicht und die Absicht ihres Aussenders erfüllt.

Die Notwendigkeit klaren Denkens und der Ausschaltung müssiger, zerstörerischer und negativer Gedanken tritt immer klarer hervor in dem Mass, in dem der Aspirant auf seinem Wege fortschreitet. Wenn die Macht des Denkens zunimmt und der Mensch seine Gedanken immer mehr aus dem Massendenken herauslöst, gestaltet er unvermeidlich Gedankensubstanz zu Formen. Das geschieht zuerst automatisch und unbewusst. Er kann gar nicht anders, und zum Glück für die Menschheit sind die gebildeten Formen so schwach, dass sie weitgehend unschädlich sind, oder sie stehen mit dem Massendenken so im Einklang, dass ihre Wirkung unbedeutend ist. Aber wenn der Mensch sich entwickelt, nimmt seine Macht und seine Fähigkeit zu schaden oder zu helfen zu; wenn er nun nicht lernt, in der rechten Weise aufzubauen und das, was er geschaffen hat, mit richtigen Motiven zu lenken, dann wird er ein Zerstörer und ein Zentrum schädigender Kraft - die nicht nur ihm selbst schadet und ihn vernichtet, wie wir bald sehen werden, sondern die ebenso verderblich und schädigend auf jene wirkt, deren Schwingung auf ihn abgestimmt ist.

Wenn dies wirklich so ist, dann könntet ihr berechtigterweise fragen: Gibt es einige einfache Regeln, die der ernste und gewissenhafte Anfänger bei dieser Wissenschaft des Aufbauens anwenden könnte, und die so klar und präzis sind, dass sie die nötige Wirkung erzielen? Es gibt solche Regeln, und ich will sie ganz einfach darstellen, so dass der Anfänger bei deren Befolgung der Gefahr schwarzer Magie entgeht und im Einklang mit dem Plan aufbauen lernt. Er wird, wenn er die von mir gegebenen Regeln befolgt, das verwickelte Problem vermeiden, das er selbst blindlings geschaffen hat und das in der Tat das Tageslicht ausschliessen, seine Welt verdunkeln und ihn hinter einer Mauer von Formen gefangen halten würde, die für ihn dann seine eigene, besondere, grosse Illusion verkörpern.

Diese Regeln mögen dem geschulten Aspiranten zu einfach klingen, aber für diejenigen, die bereit sind, wie kleine Kinder [473] zu werden, können sie sich als ein sicherer Führer zur Wahrheit erweisen und sie schliesslich instand setzen, die Prüfungen zur Adeptschaft zu bestehen. Einige sind in symbolische Ausdrücke gekleidet, andere sind notwendigerweise Verhüllungen, und wieder andere drücken die Wahrheit so aus, wie sie ist.

1. Prüfe die Welt der Gedanken und scheide das Falsche vom Wahren.

2. Lerne die Bedeutung der Illusion kennen und suche in ihrer Mitte nach dem goldenen Faden der Wahrheit.

3. Beherrsche den Empfindungskörper, denn die Wogen, die sich auf der stürmischen See des Lebens erheben, verschlingen den Schwimmer, schliessen die Sonne aus und machen alle Pläne zunichte.