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3. Die geistigen Wirkungen der Tierkreis-Sternbilder - Teil 6

2. Mars ist eng mit dem Geschlecht, als einem Aspekt der Gegensatzpaare verbunden; seine Wirkung, den Blutstrom zu beleben, ist deutlich erkennbar. Er belebt, reinigt und stimuliert alle Aspekte und Organe im Körper über den Blutstrom. Es wird euch daher klar sein, wie die Prüfungen im Skorpion und die Aktivität des Mars machtvoll dahin wirken, die ganze niedere Natur in Erregung zu versetzen und ihre letzte Rebellion und sozusagen den letzten Widerstand der Persönlichkeit gegen die Seele herbeizuführen. Mars ist es, der den Welten-Arjuna zum aktiven Kampf veranlasst. Der ganze Mensch wird davon betroffen, und der «Streit der Geschlechter» wird dann in seinem höchsten Aspekt abgelöst [212] durch den Kampf zwischen der hoch entwickelten Persönlichkeit oder Formnatur und der Seele, welche die oberste herrschende Triebfeder sein will.

Wie ihr wisst, wird dem Mars die Farbe rot zugeordnet. Das entspricht der Farbe des Blutstromes, und daher verknüpft sich mit Mars die Vorstellung von Leidenschaft, Zorn und einem Gefühl allgemeiner Opposition. Das Gefühl der Zwiespältigkeit oder Dualität ist ausserordentlich stark. Daraus resultiert auch die Notwendigkeit, das gesamte Leben des Menschen (denn Blut ist in diesem Sinne das Leben) in den Widerstreit zu bringen, so dass keine Seite des menschlichen Wesens unbeachtet bleibt; daher ist es wiederum notwendig, dass der Jünger seine physische Natur, seine emotionelle oder Begierdennatur und sein Gedankenleben in den Himmel hinauf trägt. Dies tritt ein, wenn er «die Schlange des Bösen» (die Formnatur mit ihren Einflüsterungen und Begehren) mit Hilfe der «Schlange der Weisheit» - der oft gebrauchte esoterische Name für die Seele - überwunden hat.

Im Hinblick auf den symbolischen Zusammenhang zwischen Mars und dem Blut, durch den der Kampf zwischen Leben und Tod entsteht, (denn Skorpion ist eines der Todeszeichen), ist es interessant, dass die Christenheit vom Mars regiert wird. Man kann leicht erkennen, dass der sechste Strahl, der durch Mars wirkt, die Christenheit beherrscht. Das Christentum ist eine Religion der Verehrung, des Fanatismus, des hohen Mutes, des Idealismus, der geistigen Betonung des Einzelwesens und seines Wertes und seiner Probleme, des Kampfes und Todes. Alle diese Kennzeichen sind uns aus der Darlegung der christlichen Theologie vertraut. Sie ist indes vor allem eine Religion, die einen grausamen und oft unlogischen Krieg gegen das Geschlecht und alles damit Zusammenhängende geführt hat. Sie hat ein kämpferisches Zölibat betont (kämpferisch insofern es die Frauen, ihr Recht und ihre Natur betrifft); sie hat die Geschlechtsbeziehung als eines der Hauptübel in der Welt betrachtet und den Nachdruck auf die Unverletzlichkeit des durch die [213] Kirche sanktionierten Ehebundes gelegt. Dies alles war das Ergebnis der wohltätigen oder üblen Wirkung, welche die Kraft des sechsten Strahles auf die Formnatur ausübte. Trotzdem ist dem Einfluss des Mars auf die Christenheit wenig Bedeutung beigemessen worden, obwohl er sie zu einer ausgesprochen streitbaren Religion machte, die oft grausam und sadistisch war (wie es die Morde und Folterungen bezeugen, die im Namen Christi ausgeführt wurden, der doch der hervorragende Repräsentant der Gottesliebe war). Durch die ganze Lehre der christlichen Theologie zieht sich unaufhörlich das Thema des Blutes; und die Quelle des Heils wird in die Blutbeziehung gelegt und nicht in den Lebensaspekt, der durch das Blut verhüllt und symbolisiert wird. Der Glaube an den gekreuzigten und toten Christus beherrscht die Christenheit, nicht der an den auferstandenen Meister. Einer der Gründe für diese Verzerrung der Wahrheit ist der, dass Paulus, der grosse Eingeweihte, vor seiner dritten Einweihung, (in der Zeit seines Wirkens laut «Apostelgeschichte»), stark unter dem Einfluss des Mars stand und im Skorpion geboren war. Ein Studium seines Horoskops würde euch dies zeigen, wenn ihr in der Lage wäret, es zu studieren wie wir es können, die wir mit der Hierarchie in Verbindung stehen. Er war es, welcher der Auslegung und Darstellung der christlichen Lehre die Skorpion-Mars-Tendenz gab und ihre Energie in Kanäle umleitete, die ihr Gründer niemals im Sinn gehabt hatte. Das ist oft die unerwünschte Wirkung der Tätigkeit wohlmeinender Jünger auf das Werk, das sie weiterzuführen versuchen, nachdem der Urheber eines für die Hierarchie vollbrachten Werkes durch Tod auf die andere Seite überging oder seine Aufgabe zurückliess, um andere Pflichten zu übernehmen.

Das Blut-Thema und das Todes-Thema, das Leiden und die schreckliche Prüfung des Jüngers, der Wert des individuellen Konfliktes und das Bewusstsein von der Not des Daseins hängen im Grunde ab von den gemeinsamen Einflüssen von Skorpion und (214) Mars, welche die Christenheit so lange Zeit beherrscht haben und erst jetzt anfangen, etwas von ihrem Einfluss zu verlieren.

Ein Studium der Todesvorgänge, wie das Zeichen Skorpion sie beeinflusst und derjenigen, die wir im Zeichen Fische zur Auswirkung kommen sehen, könnte sehr wertvoll sein. Tod durch die Einflüsse des Pluto und Tod durch den Mars sind sehr verschieden. Tod durch die Energie des Pluto in den Fischen ist Umgestaltung (Transformation) - eine Umgestaltung, die so wesentlich und grundlegend ist, dass

«. . . der Alte nicht länger sichtbar ist. Er sinkt in die Tiefe des Lebens-Ozeans; er steigt in die Hölle hinab, aber die Tore der Hölle halten ihn nicht fest. Er, der Neue und Lebende, lässt unter sich zurück das, was ihn die Zeitalter hindurch niedergehalten hat, und steigt aus den Tiefen zu den Höhen empor, bis in die Nähe des Thrones Gottes.»

Dass diese Worte mit Christus, dem gegenwärtigen Welterlöser, zusammenhängen, ist in den Folgerungen klar und doch wurden sie in unseren Archiven vor über siebentausend Jahren aufgeschrieben. Der Tod im Skorpion ist von anderer Art und wird in derselben alten Schrift mit den folgenden Worten beschrieben:

«. . . der Alte stirbt durch Ertrinken. Das ist die Prüfung. Die Wasser umhüllen ihn und es gibt kein Entrinnen. Er ertrinkt. Die Feuer der Leidenschaft werden dann gelöscht. Das Wunschleben verliert seine Anziehungskraft und er steigt nun bis zum Grunde des Sees hinab. Später steigt er wieder zur Erde hinauf, wo das weisse Ross sein Kommen erwartet. Er besteigt es und geht auf den zweiten Tod zu.» (d.h. zu den Fischen).

Die Beziehung zum Schützen ist hier klar. Der Jünger geht - nach dem Tod der Persönlichkeit und der Ausrottung der Begierde - vorwärts [215] zu den Fischen, wo er wiederum stirbt «bis zur ewigen Auferstehung». Im Skorpion haben wir den Tod der Persönlichkeit, mit ihren Sehnsüchten, Begierden, ihrem Ehrgeiz und Stolz. In den Fischen erleben wir den Tod aller Bindungen und die Befreiung der Seele zum Dienst auf universeller Ebene. Christus gab in den Fischen ein Beispiel, wie die Bindung durch Liebe ersetzt wird. Die Christenheit gibt ein Beispiel für den Tod der Persönlichkeit mit seinen individuellen, aber nicht universellen Folgerungen. Die Liebe hat sichtbar gefehlt, und die beherrschende Farbe des Christentums ist tatsächlich rot gewesen. Das ist nicht die Ausdrucksweise Christi, sondern die von Skorpion und Mars beeinflusste Darstellung des Paulus. Mars hat die Christenheit beherrscht, weil Paulus die esoterischen Hintergründe der Botschaft des Neuen Testaments falsch auslegte; und dies geschah, weil die Wahrheit - wie alle Wahrheiten, wenn sie die Menschheit erreichen - durch den Filter seines persönlichen Denkvermögens und Gehirns gehen musste. Dadurch kam unvermeidlich eine persönliche Tendenz und Verdrehung hinein, und das erklärt die traurige Geschichte des Christentums und den jetzigen schrecklichen Zustand der Völker. Diese sind scheinbar christliche Nationen, aber von Hass getrieben, von Furcht und gleichzeitig von Idealismus beherrscht; sie halten fanatisch an ihrem nationalen Schicksal fest, so, wie sie es auslegen und «dürsten nach Blut», wie es die Anhäufung des Rüstungsmaterials zeigt. Alles das sind Kennzeichen des sechsten Strahles, betont durch Skorpion und bedingt durch Mars, der stets den Pfad des individuellen Jüngers beherrscht; und heute steht der Weltjünger, die Menschheit als Ganzes, direkt vor dem Tor zum Pfad. Der gesamte Westen steht derzeit unter dem Mars-Einfluss, der aber in den nächsten fünf Jahren aufhören wird.

3. Mars beherrscht die fünf Sinne. Diese sind die Grundlage alles menschlichen Wissens, soweit es sich um Greifbares und Objektives handelt. Mars regiert daher die Wissenschaft; das ist auch der Grund für den fundamentalen, aber nicht dauerhaften Materialismus [216] der Wissenschaft in der gegenwärtigen Zeit - einen Materialismus, der schnell verschwinden wird, wenn sich Mars dem Ende seines gegenwärtigen Einflusszyklus nähert. Schon jetzt verlagert sich die Tendenz der modernen Wissenschaft in das Reich des Unberührbaren und in die Welt des nicht Materiellen. Daher verblasst auch der Widerstand gegen den Okkultismus; der Tag seiner Macht kommt näher. Die feineren Sinne werden die physischen verdrängen, über die Mars so lange erfolgreich geherrscht hat; daher nimmt die Entwicklung der psychischen Sinne in der heutigen Welt zu und es treten überall die feineren und mehr esoterischen Sinne des Hellsehens und Hellhörens in Erscheinung. Diese Entwicklung ist unvermeidlich, weil der Einfluss des Skorpions und des Mars abzunehmen beginnt, wie es heute der Fall ist. Das Jahr 1945 sah diesen Einfluss beinahe vollständig verschwinden, besonders von der Astralebene. Die Astrologen würden gut daran tun, zu berücksichtigen, dass der Einfluss der Sternbilder, Zeichen und Planeten sich auf drei Ebenen des Gewahrseins - drei absteigenden Ebenen - auswirkt und zu allererst auf der Mentalebene, dann auf der Astralebene und zuletzt auf der physischen Ebene spürbar wird. Aber gerade mit dieser letzten Ebene beschäftigen sich die Astrologen in erster Linie, denn sie betonen äussere Geschehnisse und Ereignisse, nicht deren ursächliche Hintergründe. Gegenwärtig befasst sich die Astrologie mit Wirkungen und nicht mit dem, was diese verursacht. Es gibt viel Verwirrung in dieser Angelegenheit, und die Horoskope der drei Ebenen werden oft sehr verfälscht. Ein Horoskop, das rein auf der mentalen Ebene gedeutet werden könnte, erhält eine physische Auslegung; so werden Ereignisse, die gänzlich mentaler Art sind, als physische Geschehnisse hingestellt. Ein Hinweis auf diese dreifache Ausdeutung, welche die Astrologie schliesslich anerkennen muss, kann in der Beziehung der orthodoxen, esoterischen und hierarchischen Planeten und den Strahlen, die sich durch diese Planeten auswirken, gefunden werden.

Ihr werdet daraus ersehen, wie wichtig die Funktionen des Skorpions [217] und des Mars zurzeit auf unserem Planeten sind, und ihr werdet auch merken, dass der Menschheit nur noch eine kurze Zeit verbleibt, um mit diesen Prüfungen (in rechter oder falscher Weise) fertig zu werden. Ihr werdet auch erkennen, unter welcher Bedrängnis die Hierarchie jetzt kämpft, da die Mars-Energie auf der Astralebene zum Ausdruck kommt. Wird der Welt-Herkules dieses Problem zum Himmel erheben und die «Hydra» der Leidenschaft und des Hasses, der Gier und Aggression, der Selbstsucht und des Ehrgeizes in die Region der Seele emporheben? Oder wird die ganze Angelegenheit hinunter auf die physische Ebene getragen werden mit der zwangsläufigen Folge (corollary) von Weltunglück, Weltkrieg und Tod? Das sind die Probleme, denen die führende Hierarchie gegenübersteht.

Skorpion ist durch die Einflüsse des sechsten Strahles auch in höchst interessanter Weise mit dem Sternbild Krebs verbunden, denn man sollte daran denken, dass dieser Strahl auch durch Neptun zum Ausdruck kommt, jedoch in einer spirituellen und esoterischen Weise. Neptun beherrscht den Krebs esoterisch. Die Bedeutung ist daher klar, denn Krebs ist das Zeichen der Geburt; er ist das Tor zur Inkarnation und das Zeichen der Zeugung. Skorpion ist das Zeichen des Geschlechts und der Regeneration, und Geburt ist stets das beabsichtigte Ergebnis der Geschlechtsbeziehung. Vater-Geist und Mutter-Materie bringen, wenn man sie zusammenführt, den Sohn hervor. Die Prüfungen, Schwierigkeiten und Schmerzen der jetzigen Zeit sind Symptome oder Anzeichen dafür, dass die neue Zivilisation und Kultur «in sichtbare Erscheinung tritt». Sie künden die Geburt der neuen Ära, auf welche die Welt wartet. Das wird geschehen, wenn - esoterisch gesprochen - die Energie des sechsten Strahles des Mars in die Neptun-Energie des sechsten Strahles umgewandelt wird, denn der eine «ist objektiv und voll Blut» und der andere ist «subjektiv und voll Leben». Ein grosses Geheimnis ist in der obigen Beziehung verhüllt und verborgen, denn Krebs-Neptun ist Ausdruck für den siebenten [218] Strahl, der die achte Schöpferische Hierarchie regiert und beherrscht. Diese ist eine der fünf Hierarchien, deren Namen uns unbekannt sind und gerade sie steht vor der Befreiung. Sie ist zugleich eng verbunden mit dem Denkprinzip, das sich ja durch die Sonnenengel oder durch die menschliche Hierarchie auswirkt. Sie hat zu tun mit der Geburt der vierten Schöpferischen Hierarchie in einem Sinne, der von niemandem unter der Stufe der vierten Einweihung verstanden werden kann; aber es ist eine interessante Tatsache, dass in der Verbindung zwischen dem sechsten und siebenten Strahl jenes «mächtige Verlangen nach Inkarnation» erregt wurde, das mit dem Fall der Engel in Urzeiten endete. Dieser Einfluss des sechsten Strahles, der in drei Aspekten hereinkommt - dem exoterischen, esoterischen und hierarchischen - und daher sowohl Neptun wir Mars betrifft - macht die Menschheit wie auch den Einzelmenschen bereit, zum zielstrebigen Jünger im Schützen zu werden. Dieses letztere Sternbild wird von Mars beherrscht, der den Menschen unter die Kontrolle oder in engere Berührung mit den Lunarherren, der sechsten Schöpferischen Hierarchie, bringt. Die Studierenden sollten ihre Diagramme mit Sorgfalt betrachten und berücksichtigen, dass sie unterscheiden müssen zwischen den fünf Hierarchien, die nicht in der Manifestation stehen und den sieben, die sich jetzt zum Ausdruck bringen und zu denen auch die sechste Hierarchie gehört. Diese Hierarchie ist vom grösseren Blickpunkt der zwölf- und nicht nur der sieben sich manifestierenden - Hierarchien die elfte oder zweite. Der sechste Strahl der Devotion ist folglich in diesem Zeitalter oder Zyklus ausserordentlich machtvoll. Daher zeigt er sich heute in jedem Land sowohl von seiner besten wie auch seiner schlimmsten Seite, wofür die intensive Hingabe an materielle Dinge und die intensive Hingabe an geistige Werte dramatische Beispiele sind.

Skorpion und Wassermann stehen auch in einer besonderen Beziehung zueinander durch den Planeten Merkur, der die Menschheit [219] regiert (und der hierarchische Planet im Skorpion ist) und durch Neptun, der den Krebs und damit die Wesensäusserung auf der physischen Ebene beherrscht. In diesem Zusammenhang wird der Mond als der exoterische und hierarchische Regent des Wassermanns angegeben. Ich möchte euch hier daran erinnern, dass man gewöhnlich sagt, der Mond «verhülle» oder «verberge» einen Planeten und es gibt deren drei, die er verhüllen kann. Hier muss die Intuition des Astrologen und des esoterischen Studierenden aufgerufen werden. Es sind die Planeten Vulkan, Neptun oder Uranus. Diese drei schaffen und beeinflussen gewisse Aspekte des Mutterprinzips, die das Leben der inneren göttlichen Wirklichkeit so lange hegen und nähren, bis die Zeit für die Geburt des Christuskindes kommt. Sie bestimmen den Zustand der physischen, astralen und mentalen Natur und schaffen damit die Persönlichkeit. Sie bilden ein Dreieck von ungeheurer schöpferischer Wirksamkeit, worauf ich später eingehen werde, wenn ich die Wissenschaft der Dreiecke behandle. Hier möchte ich darauf hinweisen, dass das Gruppenbewusstsein des Einzelmenschen durch den Einfluss von Merkur und Neptun entwickelt wird, so dass durch die Prüfungen im Skorpion und die Erfahrungen im Wassermann der Jünger auf der physischen Ebene in die Stellung eines Weltdieners aufsteigt. Alle Weltdiener sind selbstlos Wirkende und lassen sich von der Not und den Reaktionen der Massen oder der Gruppen leiten. Das ist einer der Gründe, warum in Ausbildung befindliche Jünger in die Gruppe eines Meisters aufgenommen werden; diese ist eine in sich geschlossene Versammlung von Einzelmenschen, welche von der Gruppenidee durchdrungen sind und in zunehmendem Mass darauf reagieren lernen. Neptun ist in dieser Weltepoche und in einer besonderen Weise, (soweit es die (arische) Rasse betrifft, zu der die westliche Welt gehört) esoterisch als der Einweihende bekannt. In gewissen alten Formeln wird von dem grossen Lehrer des Westens und dem gegenwärtigen Welt-Einweihenden, Christus, als von Neptun [220] gesprochen, der den Ozean beherrscht, dessen Dreizack und astrologisches Symbol die manifestierte Trinität andeutet und der auch der Regent des Fische-Zeitalters ist. Die Formel lautet in esoterischer Sprache wie folgt: «. . . die Fische-Göttinnen, die von der Erde (Jungfrau) ins Wasser (Fische) gesprungen sind, bringen gemeinsam den Fischgott (Christus) zur Welt, der das Wasser des Lebens in den Ozean der Substanz und damit Licht in die Welt bringt. So wirkt Neptun». Dies ist jedoch ein grosses Mysterium, das erst bei der zweiten Einweihung enthüllt wird, wenn die Beherrschung der beweglich-fliessenden Astralebene erreicht wurde.

Krebs, das Tor zur Inkarnation, hat eine enge Beziehung zum Skorpion durch Neptun und Mars, welche beide die Energie des sechsten Strahles zum Ausdruck bringen. Im Krebs wird die Hingabe der Seele dermassen stark entwickelt, dass der Drang zur Manifestation alle anderen Triebe übersteigt; und so werden die Inkarnationsvorgänge der Seele aufgenötigt. Im Skorpion wird derselbe Geist der Hingabe (der auf dem Gefühl der Dualität und auf dem Bedürfnis beruht, nach aussen auf das hinzugehen, was nicht das Selbst ist) in die umgekehrte Richtung gewendet; der Drang nach Befreiung und das Verlangen, den Pfad der Rückkehr zu betreten, wird so stark, dass der Jünger sich Prüfungen unterwirft; mit ungeheuren Kosten und Schmerzen dreht er seine Stellung auf dem Rad des Lebens um und nimmt die Haltung des Beobachters (im Unterschied zu der des Erfahrenden) ein. Alte Neigungen und Interessen hören auf; neue Tendenzen zu höheren, feineren und mehr geistigen Dingen beginnen sich zu zeigen und dann fangen Neptun und Mars an, ihre Rolle zu spielen.

Ein näheres Studium aller oben genannten Beziehungen wird die Tatsache aufzeigen, dass demnach vier Tierkreiszeichen eine dominierende Rolle im Leben des Menschen spielen, der in der Inkarnation mit der Sonne im Skorpion oder mit Skorpion als aufsteigendem Zeichen wirkt. Es sind dies:

1. Widder                 Kardinalkreuz                        Anfangsimpuls                   Leben

2. Krebs                   Kardinalkreuz                        Konzentrierter Impuls       Inkarnation

3. Skorpion              Fixes Kreuz                            Umkehrimpuls                   Rückkehr

4. Wassermann       Fixes Kreuz                            Gruppenimpuls                  Dienst

Das [221] sind die Zeichen 1-4-8-11. Diese Zahlen sind an sich höchst bedeutungsvoll, denn sie sind die Zeichen des Willens und Verlangens, der menschlichen Wesensäusserung, des Christusprinzips und der Einweihung. Ich brauche nicht auf dieses vierfache Thema und die Wahrheit der damit verbundenen Lehre einzugehen, denn sie ist klar ersichtlich, und die Geschichte der Seele ist in diesen Zahlen versiegelt.

Ich möchte noch auf einen anderen interessanten Punkt hinweisen, der helfen wird, die Kraft des Skorpions und seiner Energien im Leben des Jüngers zu zeigen. Skorpion ist einer der vier Arme des Fixen Kreuzes am Himmel, wie ihr wohl wisst. Auf diesem Kreuz steht der in rechter Weise ausgeglichene Mensch mitten im Zentrum, wo sich die vier Arme treffen, also an dem Punkt, wo die Energien aller vier Zeichen und ihrer herrschenden Planeten durch ihn hindurchströmen, die nötigen Reaktionen hervorrufen und die Bedingungen schaffen können, unter welchen die Prüfung möglich ist. So können sie die notwendige Umkehr der Lebensströmungen im Wesen des Menschen hervorbringen und ihn auf das umgedrehte Rad einordnen. Die Planeten, die ihn in dem einen oder anderen Aspekt seiner Natur beherrschen und bestimmen, sind folgende:

Planet                  Zeichen                    Strahl                Gruppe

1. Venus              Stier                           5                      Exoterisch

2. Vulkan             Stier                           1                      Hierarchisch

3. Sonne              Löwe                         2                      alle drei

4. Mars                Skorpion                    6                     exoterisch und esoterisch

5. Merkur             Skorpion                    4                     Hierarchisch

6. Uranus            Wassermann             7                      Exoterisc

7. Jupiter             Wassermann             2                      Esoterisch

8. Mond              Wassermann              4                     Hierarchisch

Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, dass der Einfluss nur eines Strahles, des dritten Strahles der Aktiven Intelligenz, fehlt. Alle anderen [222] Strahlen strömen vertikal und horizontal in das Wesen des Menschen und in seine Umwelt ein. Leben, Qualität und Erscheinung werden alle geprüft; da aber die ganze Erfahrung subjektiv durchgekämpft und schliesslich «in die Luft hinauf», in die Welt der geistigen Werte gehoben werden muss, wo alle Probleme im Licht der Intuition und von der Seele gelöst werden müssen, ist die Stimulierung des Intellekts und die Konzentration des Jüngers auf die physische Ebene (die Welt der materiellen Werte) nicht wünschenswert. Daher wird der Einfluss des dritten Strahles ausgelassen oder «okkult abgelenkt», wie man es nennt, ausser insoweit, als die Substanz des Gehirns automatisch bedingt wird durch den dritten Strahl, den unterbewussten Herrscher über die Materie. Dieses Einströmen von sechs Wirkkräften sorgt für die entsprechende Umwelt und die Bedingungen der Prüfungen; alle diese Strahlenergien kommen als aktive Unterstrahlen desjenigen Strahles zum Ausdruck, auf dem sich die Seele des Jüngers befindet. Daher die Notwendigkeit, den Strahl der Seele festzustellen, bevor man das Horoskop stellt und das Situationsbild entwirft.

Dies bringt mich zu zwei Punkten, über die ich gern ein Wort sagen möchte. Bei Behandlung des Horoskops der Persönlichkeit und des durchschnittlichen, nicht strebenden Menschen, sollte sich der Astrologe bemühen, den Persönlichkeitsstrahl durch ein Studium des Charakters, der physischen Merkmale, der emotionellen Qualitäten, des Denktypus und der Art der Umwelt zu entdecken. Er wird dann in der Lage sein, mit den das Leben beherrschenden orthodoxen Planeten ein viel nützlicheres und brauchbareres Situationsbild darzustellen. Beim Horoskop eines Jüngers sollte er dasselbe tun und sich bemühen, den Strahl der Seele zu entdecken. Der Seelenstrahl zeichnet sich erst bei einem vorgeschrittenen Menschen ab und betont seine Qualität und Beschaffenheit; und wenn dies einmal klar hervortritt, dann ist der Mensch offensichtlich ein Jünger und die esoterischen Planeten beherrschen sein Diagramm. [223] Wenn der Astrologe den Strahl des Menschen bestimmt hat, der die Prüfungen im Skorpion auf sich nimmt, dann kann er die anderen Strahlen in Beziehung zu ihm und seiner wahrscheinlichen Erfahrung setzen.

Der andere Punkt, auf den ich hinweisen wollte, ist der ständige Gebrauch der Worte «Verbindung» und «Beziehung» und ähnlicher analoger Ausdrücke. Dies ist aus dem Grunde unvermeidlich, weil die ganze Wissenschaft der Astrologie letzten Endes eine Wissenschaft der Beziehungen ist; folglich hat es keinen Zweck, diesen Ausdruck zu vermeiden, besonders, da es keinen anderen gibt, der den Erfordernissen in ähnlich angemessener Weise entsprechen dürfte. Gegenseitige Beziehung, gegenseitige Abhängigkeit, gegenseitige Verbindung, Wechselwirken - das sind Worte, welche die wissenschaftliche Grundlage der Astrologie bestimmen; und sie kommen schon jetzt ganz allgemein in Gebrauch in bezug auf menschliche Angelegenheiten und menschliches Verhalten. Das wird immer mehr der Fall sein. Wir befinden uns jetzt in den Vorbereitungsstufen zur Welt-Verschmelzung, -Vermischung und -Synthese und darin liegt die Hoffnung der Welt und die Sicherheit für die letztliche Lösung der Weltprobleme in der rechten Richtung.

In Zusammenhang mit dem vertikalen und horizontalen Leben des Fixen Kreuzes ist es lehrreich zu bemerken, dass das vertikale Leben des Menschen auf diesem Kreuz (ungeachtet, in welchem Zeichen seine Sonne zu der Zeit etwa steht) immer die Richtung Wassermann-Löwe hat. Dies zeigt an, dass die auf sich selbst konzentrierte Individualität im Löwen ihre Lektion auf dem Kreuz lernt, unpersönlich und gruppenbewusst wird und sich dem Dienst widmet. Der horizontale Arm ist Stier-Skorpion und zeigt an, dass das Verlangen nach materiellen Dingen schliesslich durch das Verlangen nach geistigen Werten überwunden wird; das erweist sich durch die Prüfungen im Skorpion. Erde und Wasser (Stier und Skorpion) müssen vermischt und verbunden werden und diese zu den beiden Tierkreiszeichen gehörige Wahrheit steht hinter allen Lehren über Taufe und Reinigung. Die irdisch-materiellen Begierden des Stiers [224] müssen zur rechten Zeit unter den Einfluss des reinigenden Wassers im Skorpion gebracht werden. Taufe durch Wasser (ein Name für die zweite Einweihung) bedarf einer vorbereitenden Zeit der Prüfung und der Reinigung und diese soll die Erfahrung im Skorpion geben. In gleicher Weise müssen auch Feuer und Luft (Wassermann und Löwe) vereinigt werden und so müssen sowohl die vier Elemente als auch sechs der sieben Strahlen ihren Beitrag leisten, um den Menschen im Skorpion für die letzten Stufen des Pfades zu qualifizieren.

Die Stellung der Planeten in diesem Zeichen ist auch höchst aufschlussreich und liegt in einer Linie mit dem allgemeinen Ziel der Erfahrung im Skorpion, wie oben ausgeführt wurde. Uranus steht im Skorpion erhöht; die Kraft der Venus ist in diesem Zeichen vermindert, während der Mond fällt. Was beschreiben diese Tatsachen symbolisch? Lasst mich versuchen, euch die Schönheit dieser Beziehungen klar zu machen.

Uranus ist der Planet, dessen Kennzeichen das wissenschaftliche Denkvermögen ist. Das bedeutet auf dieser Stufe in der Laufbahn des Jüngers, dass er anfangen kann, das okkulte Leben zu führen, und dass der Weg des göttlichen Wissens an die Stelle des mystischen Weges des Fühlens treten kann. Es bedeutet auch, dass das Wissen in den Weg der Weisheit und des Lichtes umgewandelt werden kann. Dies bringt notwendigerweise den Willensaspekt oder den Einfluss des ersten Strahles (Vulkan) herein, verbunden mit dem siebenten Strahl (Uranus), was dann zu der gewünschten Manifestation auf der physischen Ebene führt. Uranus leitet daher eine neue Ordnung des Lebens und der Umstände ein, die ihrerseits - wenn sie im Leben des Jüngers weiterentwickelt wird - sowohl ein Verständnis für die wirklichen Ursachen der Dinge bringt, als auch den Wunsch erzeugt, die alte Ordnung und die alte Orientierung in die neue umzuwandeln. Dies bewirkt die Umkehrung des Rades. Man kann heute ganz deutlich sehen, dass das in der Menschheit und in den Weltereignissen geschieht. Die logische Folgerung daraus: der Einfluss des Uranus entfaltet ein spirituelles Bewusstsein, [225] im Gegensatz zum menschlichen Bewusstsein. Deshalb steht er in diesem Zeichen erhöht und nimmt eine Stellung der Macht und des zielgerichteten Einflusses ein.

Venus, das intelligente Denkvermögen, hat in diesem Zeichen verminderte Macht, da der - inzwischen entwickelte und angewandte - Intellekt nun einer höheren Macht der Seele, nämlich der geistigen Intuition, untergeordnet werden muss. Der Sohn des Denkens, der Sonnenengel, muss sich nun als ein Sohn Gottes manifestieren. Dieser Sonnenengel muss schliesslich, wenn er herrscht, der (göttlichen) Gegenwart weichen. Diese war bisher verhüllt und verborgen. Venus muss verblassen, und die Sonne - als Symbol der Gottheit - muss an Einfluss zunehmen und endlich ihren Platz einnehmen. Das sind die symbolischen und esoterischen Bedeutungen.

Den Mond betrachtet man hier als in seinem wahren Wesen wirksam; er drückt daher symbolisch das aus, was tot ist. Er steht hier für die Persönlichkeit, die beim endgültigen Sieg im Skorpion vollständig besiegt und überwunden ist. Das Verlangen ist tot, denn gerade durch Begehren jeglicher Art zeigt die Persönlichkeit Leben, Qualität und Erscheinung. Denkt darüber nach, denn im Skorpion fällt der Mond und sein Einfluss vergeht.

In dem Jünger, der an dieser Wegmitte oder im Mittelpunkt des Fixen Kreuzes im Skorpion steht, treffen sich immer die Extreme. Die geistige Imagination, ein Faktor von grösstem Nutzen für den Menschen, beginnt die Stelle der alten Verblendung einzunehmen, mittels welcher wir die unwirkliche Welt erbaut haben, in der wir scheinbar leben, weben und sind. Die im Stier eingeleitete Genusssucht weicht im Skorpion der selbstlosen Haltung des Jüngers. Ehrgeiz weicht der ausführenden Aktivität der Seele, während das Anklammern an persönliche Wünsche, Neigungen und Abneigungen sich in die Zähigkeit der Seelenabsicht verwandelt. Die verborgenen Kräfte der Seelennatur - die geheim blieben und missbraucht wurden, weil man sie missverstanden, falsch angewandt und daher auch [226] falsch gelenkt hat - werden von den Geheimnissen der Einweihung verdrängt und durch ein tatsächliches Verstehen der Energien ersetzt, die dadurch auf den Empfänger übertragen werden. Das sind einige der grossen Umformungen, die im Leben des Jüngers stattfinden, der sich mit Einsicht den Prüfungen und Schwierigkeiten im Skorpion unterwirft.

Die drei Dekanate und ihre Regenten werden von den verschiedenen Astrologen sehr unterschiedlich angegeben. Die eine Gruppe stellt Mars, Sonne und Venus als Beherrscher der Dekanate im Skorpion auf, während eine andere Mars, Jupiter und Mond als die drei Regenten betrachtet. Vielleicht liegt die Wahrheit in beiden Schlussfolgerungen, je nachdem, ob wir sie vom esoterischen Standpunkt oder von dem des unentwickelten Menschen aus betrachten. Dies wird für die Astrologen ein interessanter Punkt für Forschung und Studium sein. Eines Tages werden sie zu einer klaren Entscheidung über die Stellung der fünf als Dekanatsregenten vorgeschlagenen Planeten kommen (in einem stimmen sie ja überein); ich kann euch die tatsächliche Wahrheit nicht sagen, weil ein neuer Planet sich in diesem Zeichen erhebt und es ist Sache des Menschen ihn zu entdecken und im Umkreis des Grossen Rades an die richtige Stelle zu setzen.

Die Schlüsselworte dieses Zeichens sind bedeutsam und aufschlussreich. Täuschung und Triumph - Beherrschung durch Maya und Beherrschung durch die Seele - Kampf und Frieden - das sind die verborgenen Geheimnisse dieses Zeichens, die für alle Jünger in den beiden Schlüsselworten oder Leitgedanken zusammengefasst sind. Auf dem gewöhnlichen Rad, auf dem sich die Seele blind und augenscheinlich hilflos befindet, geht der Ruf hinaus: «Und das Wort lautete: Maya gedeihe und Täuschung herrsche.» Auf dem umgekehrten Rad jubelt oder singt die Seele: «Krieger bin ich, und aus dem Kampf gehe ich siegreich hervor!»

DIE WAAGE

Das Zeichen Waage ist besonders interessant, jedoch in einer sehr paradoxen Weise und zwar in der Hauptsache deshalb, weil an [227] ihm eigentlich gar nichts irgendwie Interessantes sichtbar ist - ausser bei Jüngern und solchen Menschen, die sich dem Pfad nähern. Es ist ein Zeichen des Ausgleichens, des sorgfältigen Abwägens der Werte; hier erreicht der Mensch das rechte Gleichgewicht zwischen den Gegensatzpaaren. Man könnte es als das Zeichen betrachten, in dem zum ersten Mal der Jünger den Pfad und das Ziel, dem er schliesslich seine Schritte zuwenden muss, wirklich erschaut. Dies ist der schmale, messerscharfe Pfad, der zwischen den Gegensatzpaaren verläuft und der - wenn man ihn gefahrlos begehen will - erfordert, dass man ein Gefühl für Werte entwickelt und imstande ist, die ausgleichende, analytische Fähigkeit des Denkvermögens richtig zu nutzen. Waage ist ausserdem das Zeichen der intuitiven Wahrnehmung und bei dem gewöhnlichen Gang um den Tierkreis folgt es nach der normalerweise drastischen Erfahrung des Menschen im Skorpion; diese wirkt für gewöhnlich so, dass der Selbsterhaltungsinstinkt in einem solchen Mass geweckt wird, dass der Mensch (diesmal nicht der Jünger) in seiner schrecklichen Not einen Ruf zur Seele sendet und eine Resonanz erweckt. Die ersten wenigen, schwachen Blitze der Intuition werden wahrgenommen und undeutlich erkannt. Dann folgt die Erfahrung in der Waage, dass der Mensch ein Leben in ruhigem, beschaulichem Nachdenken oder in einem Zustand statischer Unempfänglichkeit verbringt. Das kann ein Leben des Ausgleichens oder des Abwägens von diesem und jenem sein, in dem man entscheidet, wohin sich die Waagschalen neigen sollen, so dass sich im nächsten Zeichen bestimmte, beabsichtigte Dinge ereignen werden. Das darauf folgende Jungfrau-Leben wird entweder das einer Persönlichkeit, einer materialistischen Natur unter dem Einfluss des materiellen Aspekts der Jungfrau, der Mutter, sein oder es wird sich allmählich eine Seelenschwingung zeigen, die auf jenes verborgene, geistige Leben hinweist, dessen vorbestimmter Hüter oder Bewahrer die Jungfrau-Mutter ist. Bei dem wiederholten oder zyklischen Fortschreiten um das Lebensrad verstärken sich diese Erfahrungen und Schwingungstätigkeiten, bis einmal die Umkehrung des Rades eintritt. Dann [228] führt Waage weiter zum Skorpion; das aktive Seelenleben (das jetzt durch die Persönlichkeit und nicht nur auf seiner eigenen Ebene wirkt) wird in der Jungfrau wahrgenommen und im Gedächtnis festgehalten, in der Waage ausgeglichen und abgeschätzt. Schliesslich entstehen daraus jene Prüfungen und Kampfe zwischen Seele und Persönlichkeit, bei denen die letztere mit Gewalt und Entschlossenheit kämpft, um wenigstens den «Status quo» des Gleichgewichts zwischen den beiden zu erhalten, wenn schon der Einfluss der Persönlichkeit nicht mehr vorherrschen kann.

Man kann von der Waage auch im Sinne der Meditation sprechen, wie sie in Ost und West gelehrt wird. Sie kann also betrachtet werden als die «Zwischenpause zwischen zwei Tätigkeiten», - das ist die Erklärung für jenes Meditationsstadium, das wir Kontemplation nennen. In den fünf Stufen der Meditation (wie man sie normalerweise lehrt) finden wir die folgenden Phasen: Konzentration, Meditation, Kontemplation, Erleuchtung (Illumination) und Inspiration. Diesen fünf Stadien entsprechen die fünf spezifisch menschlichen Zeichen des Tierkreises:

1. Löwe - Konzentration. In der Form konzentriertes Seelenleben. Individualisierung. Selbstbewusstsein. Unentwickelter und durchschnittlicher Mensch. Menschliche Erfahrung.

2. Jungfrau - Meditation. Seelenleben, so, wie es der Mensch verspürt, die Reifungsperiode. Das Stadium des verborgenen Christus. Der intelligente Mensch. Die Persönlichkeit, die das Christusleben verbirgt.

3. Waage - Kontemplation. Das Leben von Seele und Form hält sich das Gleichgewicht. Keines von beiden dominiert. Ausgeglichenheit. Ein Zwischenstadium, in welchem die Seele sich für den Kampf rüstet und die Persönlichkeit wartet. Dies ist der Probepfad. Erkennen der Dualität.

4. Skorpion - Erleuchtung. Die Seele triumphiert. Die Erfahrung des Stiers findet ihre Erfüllung. Die astrale Verblendung wird [229] zerstreut. Das Seelenlicht strömt ein. Der Pfad der Jüngerschaft. Der Jünger.

5. Schütze - Inspiration. Vorbereitung auf die Einweihung. Die Seele inspiriert das Leben der Persönlichkeit. Die Seele bringt sich durch die Persönlichkeit zum Ausdruck. Der Eingeweihte.

Ich möchte hier daran erinnern, dass der Mensch - obwohl die Einweihung im Steinbock stattfindet - schon ein Eingeweihter ist, bevor er initiiert wird. Das ist das wahre Geheimnis der Einweihung.

So sehen wir also die Aktivität, bei der die Persönlichkeit wächst und sich entwickelt, aber gleichzeitig den geheimen «Menschen im Herzen», den Christus, in der menschlichen Formgestalt verhüllt und verbirgt. Dann haben wir das Zwischenstadium, in welchem der Gleichgewichtspunkt zwischen diesen beiden erreicht wird und keiner die Oberhand hat. Die «Waagschalen schwanken hin und her» in jeder Richtung oder - wie man manchmal sagt - der Mensch schwingt zwischen den Gegensatzpaaren. Daher ist dieses Zeichen in der Lebensäusserung des Menschen so wichtig und auch so schwierig; es - bringt die merkwürdige «Schaukelerfahrung», die sich für den Menschen zuerst als so schrecklich verwirrend erweist, wenn er versucht, ganz Mensch zu sein und doch in sich Hindernisse und Antriebe feststellt, die ihn weiter anspornen, zu etwas Höherem als dem menschlichen Dasein und weiter zur Stufe des Aspiranten oder Jüngers. Er konzentriert sich ganz auf das Seelenleben und strebt nach diesem, doch findet er in sich noch das, was ihn immer wieder zu den alten Gewohnheiten und Wünschen zurückzuziehen versucht.

Man nennt dieses Zeichen manchmal «den Ort des Gerichtes», denn hier fällt die Entscheidung und fallen die Würfel, welche «die Schafe von den Böcken trennen»: jene Sternbilder, die vom Widder und jene, die vom Steinbock beherrscht werden. Es kennzeichnet tatsächlich den Unterschied zwischen dem gewöhnlichen und dem [230] umgekehrten Lebensrad. In den Tagen, bevor Löwe-Jungfrau in zwei Zeichen geteilt wurden, bildete Waage tatsächlich die Mitte. Damals war die Situation folgendermassen:

Widder             Stier             Zwillinge              Krebs                 Löwe    -  Die Jungfrau

                                                            WAAGE

Skorpion          Schütze        Steinbock            Wassermann      Fische.

In dieser Runde des Tierkreises ist (soweit es die Menschheit betrifft) die ganze Menschheitsgeschichte geschildert. Dazu gehören die mentalen Anfänge im Widder (der Wille zur Manifestation) und der Beginn des nach aussen drängenden Lebens; dann dessen zielgerichtetes Begehren im Stier, das zur Manifestation führt; dann tritt das Doppelbewusstsein heraus, die Seele-Körper-Erkenntnis in den Zwillingen; die physische Inkarnation geht weiter im Krebs und ihr folgt die zweifache Entwicklung von Seele und Körper oder des subjektiven und objektiven Bewusstseins und der Gott-Mensch in Löwe-Jungfrau. Danach folgt Waage, in welchem Zeichen der Gleichgewichtspunkt zwischen dem geistigen und dem persönlichen Menschen schliesslich erreicht wird; hier wird der Schauplatz hergerichtet für den letzten, fünffachen Prozess, der in Wirklichkeit subjektiv dem äusseren In-Erscheinung-Treten auf dem Pfad des Hinausgehens entspricht und der auf dem Pfad des Nach-Innen-Gehens dem Pfad der Rückkehr, fortgesetzt wird. Dann kommt es zur Umkehr des Rades, dem Beginn der neuen Orientierung und der Jüngerschaft im Skorpion, zum gelenkten, beherrschten Leben des Jüngers im Schützen, zur Einweihung im Steinbock, dem der Dienst im Wassermann und das Wirken des Welterlöser in den Fischen folgt und die schliessliche Befreiung.

In dieser Weltepoche ist das Zeichen der Sphinx in zwei Teile geteilt (Löwe und Jungfrau, Seele und Form), denn die menschliche Evolution und das Bewusstsein sind so weit, um die Dualität zu erkennen; erst zu dem Zeitpunkt, den man das «Jüngste Gericht» nennt, wird eine andere Verschmelzung stattfinden; dann werden [231] Jungfrau-Waage ein Zeichen bilden, denn dann wird das Gefühl des Menschen für einen gegensätzlichen Dualismus erloschen sein; die Waagschalen werden sich endgültig zugunsten dessen verschoben haben, was die Jungfrau-Mutter äonenlang verborgen und davor bewahrt hat, zum Ausdruck zu kommen.

Dieses letzte Gericht wird, soweit es den jetzigen planetarischen Erdenlauf betrifft, im nächsten grossen Weltzyklus stattfinden; zu dieser Zeit werden zwei Drittel des Menschengeschlechts das Christusprinzip in dem einen oder anderen Stadium entwickelt haben und sich auf einer der letzten Stufen des Evolutionspfades befinden. Sie werden entweder Probejünger oder angenommene Jünger auf dem Pfad der Einweihung sein. Schliesslich wird es, auf eine geheimnisvolle Weise, wieder nur noch zehn Tierkreiszeichen geben; Widder und Fische werden eine Einheit bilden, denn «Das Ende ist wie der Anfang». Dieses zweifache, verschmolzene Zeichen wird in einigen alten Büchern «Das Zeichen des Fisches mit dem Kopf des Widders» genannt. Wir werden dann folgende Zeichen haben:

1. Widder-Fisch

2. Stier

3. Zwillinge

4. Krebs

5. Löwe

6. Jungfrau-Waage

7. Skorpion

8. Schütze

9. Steinbock

10. Wassermann

Dann werden sich Feuer und Wasser vereinigen und die Vergangenheit verhüllen, nicht die Zukunft, wie es heute der Fall ist. Erde und Luft werden verschmelzen und so wird sich die alte, in der Bibel wiederholte Prophezeiung erfüllen, dass es nämlich «keine Flut mehr geben werde». Die Luft (der Himmel) wird dann «zur Erde herabgestiegen» sein und die Vereinigung wird herbeigeführt sein.

Im kosmischen Sinne - nicht im individuellen - wird sich dann der kosmische Christus offenbaren, auf den «die ganze Schöpfung wartet»; so wird sich das Verlangen erfüllen als Folge hingebungsvollen (232) Strebens. Dann, und erst dann, wird das «Verlangen aller Völker kommen» und Er, auf den alle Menschen warten, wird erscheinen.

Die Entwicklungsgeschichte des Verlangens findet man in den vier Zeichen Stier, Waage, Skorpion und Fische.

1. Stier - Der Stier des Verlangens. Das Materielle Begehren herrscht. (Leben.)

2. Waage - Das Ausgleichen des Verlangens. Das entgegengesetzte objektive Verlangen ist die Waage oder das Abwägen. (Ausgeglichenheit.)

3. Skorpion - Der Sieg des geistigen Verlangens. Die triumphierende Seele. (Qualität.)

4. Fische - Erfüllung des göttlichen Verlangens. Das «Verlangen aller Völker»; der Kosmische Christus. (Das Erscheinen.)

In der Waage sehen wir also die individuelle Erfahrung des ausgeglichenen Lebens, in welchem Versuche angestellt werden und die Waagschalen sich in der einen oder anderen Richtung senken, bis entweder das Begehren oder das geistige Streben die eine Waagschale ausreichend beschwert, um den Weg anzuzeigen, den der Mensch zu diesem Zeitpunkt begehen muss. Es gibt auch die Menschheitserfahrung in der Waage; bei ihr werden dieselben Anpassungen und Versuche vorgenommen, aber diesmal ist das ganze Menschengeschlecht einbezogen, nicht nur ein Einzelmensch. Diese Gruppenerfahrung - auf der Mentalebene - wird erst dann eintreten, wenn alle Menschen mental polarisiert sind; und eben darin wird der oben erwähnte Gerichtstag bestehen. Seine Vorläufer sind der «Krisenpunkt» in der Waage, die gegenwärtige Weltlage und die daraus sich ergebenden Neuordnungen. Heute jedoch geschieht der Ausgleich auf der Astralebene; in den meisten Fällen sind die [233] Wünsche der Menschen die bestimmenden Faktoren, wogegen im nächsten grossen Zyklus ihre Gedanken die Entscheidung bringen werden. Derzeit werden die am weitesten fortgeschrittenen Menschen des Zeitalters - Jünger, Aspiranten und die Intelligenz - unter der Skorpionerfahrung geprüft, die Massen jedoch befinden sich auf der Waagschale; das Gewicht des Massen-Verlangens wird sie entweder hinauftragen zur spirituellen Entscheidung oder hinunter zu materiellen und egoistischen Zielen.

Infolge dieser ausgleichenden Eigenschaft in der Waage lässt sich dieses Sternbild viel spezifischer als alle anderen mit dem Geschlechtsproblem verbinden. Das Geschlecht ist in den Gedanken des durchschnittlichen astrologischen Studierenden für gewöhnlich mit den Zeichen Stier und Skorpion verknüpft. Das liegt wahrscheinlich an der Tatsache, dass der Stier so häufig als das Symbol der wilden Triebe des unbeherrschten Geschlechtsprinzips betrachtet wird und weil im Skorpion grundlegende Prüfungen stattfinden. Für die meisten Aspiranten bildet das Geschlecht in den Frühstadien ein fundamentales Problem. Esoterisch jedoch tritt die ganze Frage in der Waage auf den Plan und sie wird hier immer stärker eine Antwort verlangen; in diesem Zeichen müssen sich die Gegensatzpaare ausgleichen und zur Lösung gelangen; erstens durch die Wirksamkeit des kritischen Denkvermögens und zweitens dadurch, dass zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip ein Gleichgewicht hergestellt wird. Dies ist (da die Symbolik immer wiederkehrt) das Problem, das grundsätzlich zwischen den Schafen und Böcken besteht, zwischen negativ und positiv, zwischen denen, die blindlings entweder dem Instinkt oder der Gewohnheit folgen und denen, die frei dorthin klettern, wohin sie wollen und die sich in ihrem Verhalten und ihrer Einstellung selbst leiten. Diese Selbstlenkung kann sie in jeder Richtung auf dem Lebensrad führen, entweder zu egoistischem Verlangen oder zu spirituellem Streben, aber man muss dabei beachten, dass sie dann mit kritischer Überlegung, vorsätzlich und nach gebührendem Nachdenken und [234] Abwägen der verschiedenen Wege nach ihrem Willen handeln - so, wie es ihnen richtig und wünschenswert erscheint. Das ist an sich von grundlegendem Wert und sie lernen dadurch; denn jede Tätigkeit hat ihre Folgen, und das kritische Denkvermögen wägt genauer als irgendetwas anderes Ursache und Wirkung ab.

A1
A2
A3
A4??