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Dritte Frage: Kann die Tatsache der Seele bewiesen werden?

Die akademische Wissenschaft hat die Tatsache der Seele hinreichend widerlegt. Seit Jahrhunderten verfolgt die Forschung das Ziel, wissenschaftlich [90] den Sitz der Seele im Körper nachzuweisen. Darauf haben sich die Wissenschaften versteift und das ist der Hauptfaktor im wissenschaftlichen Denken, im Gegensatz zu der Denkweise des mehr mystisch eingestellten Forschers.

Alle Forschungen, besonders die der modernen materialistischen Schulen, die den Mechanismus des menschlichen Körpers schon besser verstehen, gingen darauf aus, die Seele als einen Aberglauben, als einen Abwehrmechanismus hinzustellen; sie möchten nachweisen, dass bewusstes Denken mit all den höheren Manifestationen des menschlichen Geistes (also auch die niederen Wesensäusserungen der Persönlichkeit, das Ichgefühl und die bewusste Integration) mit dem derzeitigen menschlichen Rüstzeug, mit dem Gehirn, dem Nerven- und endokrinen System ohne weiteres vollbracht und erklärt werden kann. Man ist in der Meinung, dass all dies wiederum die Folge einer langen Evolution und eines Ausleseprozesses sei. Das Wunder des menschlichen Manifestations-Instrumentes ist göttlich in seiner Vollendung und in seinem Wirkungsbereich. Die Theorie sagt nun folgendes: Aus einem Urkeim, der sich unter dem Zwang der Naturgesetze gebildet hatte und den Bedingungen der Umwelt ausgesetzt war, hat sich durch ständige Anpassung an wechselnde Lebenserfordernisse und durch eine sehr sorgfältige Auslese der Mensch entwickelt; so kam es, dass er heute einen Mechanismus besitzt, der auf seine Umgebung, auf Empfindungen und Gedanken reagieren kann. Was man gemeinhin Seele nennt, sieht man oft als die Folge dieses Ausleseprozesses an, als die Gesamtheit der Fähigkeiten von Zellen und Zellverbänden zu reagieren und zu unterscheiden; und dazu kommt das Lebensprinzip. All dies, sagen die Wissenschaften, ist in der Keimzelle der Eltern enthalten; die Phänomene menschlichen Bewusstseins können hinreichend aus den Bedingungen der Umwelt sowie aus Vererbung und Erziehung erklärt werden. Der Mensch ist eine Maschine und selbst wieder ein Teil einer noch grösseren Maschine, die wir Natur nennen und beide, Mensch und Natur, sind unabänderlichen Gesetzen unterworfen. Ein freier Wille wird nicht anerkannt, von gewissen klar definierten Begrenzungen abgesehen, die von einer besonderen Anlage und von besonderen Umständen abhängen. Es [91] kann keine Unsterblichkeit geben; denn wenn die Maschine in Stücke bricht und sich in ihre Bestandteile auflöst, dann bleibt nichts übrig als die Summe von Zellen und Atomen, aus denen sie bestanden hatte. Wenn das Prinzip der Kohärenz und der Integration (des Zusammenhaltens und der einheitlichen Zusammenfassung) aufhört zu existieren, dann hört zur selben Zeit das Produkt - der kohärente Körper - auf zu funktionieren. Bewusstsein und Wahlvermögen, Erkenntnis und Gemütsbewegung, Gedanke und Temperament, Leben und Liebe, Charakter und Fähigkeiten - all das verschwindet und was zurückbleibt, sind nur die Atome, aus denen der Körper bestanden hatte. Auch diese werden dann in alle Winde zerstreut und zerbröckeln und werden am Ende wieder in das grosse Sammelbecken der Kräfte und Atome aufgesogen.

Was blieb von all den ungezählten Millionen von Menschen übrig, die auf unserem Planeten gelebt und geliebt, gelitten und sich gefreut haben, was uns einen Beweis von ihrer früheren Existenz geben könnte, ganz zu schweigen von ihrem Weiterleben in der Gegenwart? Ein Häufchen Knochen, ein paar Gebäude und später - Hinweise über ihren Einfluss in der geschichtlichen Vergangenheit; und aus den geschichtlichen Quellen der neueren Zeit können wir feststellen, was sie zurückliessen an schönen Denkmälern in der Literatur, Architektur, Malerei und in all jenen Dokumenten und Gegenständen, die ihr Denken und geistiges Streben, ihre Visionen und Ideale zum Ausdruck bringen. Auf diesem Planeten finden wir heute eine Menschheit auf allen Entwicklungsstufen, mit verschiedenartigen entsprechenden und nicht entsprechenden Ausdrucksmechanismen. Wir sehen, wie sie alle ohne Ausnahme unter schweren Prüfungen zusammenbrechen und von Krankheiten behindert werden oder wie Krankheitskeime sich in ihnen festsetzen; ein vollkommener Körper ist so gut wie unbekannt und jeder hat damit seine liebe Not. Niemand besitzt einen ungestört arbeitenden Körpermechanismus, sondern einen solchen, der mit Gewissheit irgendwann einmal zusammenbricht, z.B. infolge eines unter- oder überentwickelten endokrinen Systems, das in einer der Drüsen eine vererbte Disposition oder inhärente Rassenschwäche in sich trägt oder das sonstwie im Bauplan des Körpers versagt, wenn es heisst, den Anforderungen des Tages und der Stunde (in körperlicher, gefühls- und verstandesmässiger Hinsicht) nachzukommen. Was will das alles besagen? Hier die Totalität des Zellenlebens; hier das Umgebungsmilieu, in dem der einzelne Mensch zu leben hat; hier der unpersönliche Lebensodem, der den ganzen Menschen [92] durchflutet; hier ein unbestimmtes Gefühl für einen Zusammenhang der Geschöpfe des vierten Naturreiches als eine grosse Gruppe unter sich, hier die Tatsache eines Selbst, das nur zeitlich und nicht dauernd ist; oder spricht dies alles für ein unsterbliches Wesen, das in dem Körper wohnt?

Das sind einige der Fragen, die heute gestellt werden; als Quintessenz geht daraus hervor, dass der Glaube an eine Seele mehr oder weniger eine Sache des Temperamentes sei, ein Ausdruck des Wünschens und Sehnens vergangener Zeiten, in denen der Mensch kämpfte, litt und sich sein Leben durch einen Lieblingsgedanken erträglich zu machen versuchte, einen Gedanken, der sich um ein glückliches unsterbliches Etwas dreht, dessen Bestimmung es ist, möglicherweise einmal allen Schwierigkeiten körperlicher Existenz enthoben zu sein. Die Seele (so argumentiert man) kann als eine schöne Vision oder als eine Halluzination angesehen werden; denn alles, was als Beweis ihrer Existenz dienen könnte, geht auf Aussagen der vielen Mystiker aller Zeiten zurück, die von Kontakten und Erlebnissen berichten, die man mit dem Traumleben, mit Gehirnverletzungen oder Verdrängungsreaktionen erklären kann; wie es auch sei, ihre Erfahrungen fussen auf keiner sicheren Grundlage. So sprechen die Materialisten und die Verfechter wissenschaftlich erwiesener Tatsachen. Glaube, mündliche Zeugnisse, Hoffnungen, seltsame und unerklärliche psychische Phänomene, die massenhaften Meinungen ohne realen Hintergrund und die Erlebnisse von Leuten, die Geister sehen (was mit grosser Wahrscheinlichkeit psychopathische Fälle sind) sind nicht ausreichend, um die Tatsache der Seele zu bestätigen. Die erwähnten Dinge sind nur Bestätigungen der menschlichen Einbildungskraft und beweisen nur die Fähigkeit, Vorstellungen und Bilder zu erzeugen und sich selbst aus dem [93] jetzigen schrecklichen Leben in die Phantomwelt einer möglichen und heiss ersehnten Zukunft zu flüchten, in der getäuschte Hoffnungen ein Ende haben, in der eine volle Wesensäusserung möglich ist und in der ein jeder eine visionäre Erbschaft antreten kann, die er sich selbst aus den unerfüllten Hoffnungen und unausgesprochenen Sehnsüchten seiner tief verborgenen Gedankenwelt gebildet hat. Wir wissen, dass sich der Glaube an Gott, Himmel und Unsterblichkeit aus der Ehrfurcht der Vorzeit und aus der Unwissenheit einer von Schrecken geplagten frühen Menschheit entwickelt hat. Man sah in all den unverständlichen und schreckhaften Naturerscheinungen die Tätigkeit eines gigantischen Regenten - so, wie der jeweils erreichte Bewusstseinsgrad ihn ausmalte -, den man günstig stimmen oder erzürnen konnte, je nachdem wie sich der Mensch benahm. Wie der Mensch sich dieser Gottheit gegenüber verhielt, so entschied sich sein Geschick, das gut oder böse war, je nach der Reaktion dieses Gottes auf sein Tun. In dieser Vorstellung finden wir den Ursprung von Himmel und Hölle der gegenwärtigen religiösen Bekenntnisse. Daraus erwuchs ganz von selbst die Idee einer fortdauernden Wesenheit, Seele genannt, die sich in einem Himmel wohlfühlen oder in einer Hölle leiden konnte, gemäss dem Willen Gottes und der Handlungsweise im irdischen Leben. Mit zunehmendem Empfindungsvermögen, mit der Verfeinerung seines Körperbaues auf Grund des Gesetzes der Auslese und Anpassung, mit der Zunahme des Gemeinschaftssinnes und dem Fortschritt im Zusammenleben, mit der zunehmenden Bereicherung der Geschichte, der Tradition und Künste, die ihre Rückwirkung nicht verfehlten und die Vorstellung über Gott und die Seele und die Welt vertiefen halfen, wuchs des Menschen Einsicht in die Wirklichkeit zusehends. Wir stehen daher heute dem Problem einer Gedankenerbschaft gegenüber, die für eine Welt von Begriffen, Ideen und Intuitionen, welche sich um immaterielle und unfassbare Dinge drehen, Zeugnis ablegt und den uralten Glauben an eine Seele und ihre Unsterblichkeit bejaht, wofür indes eine regelrechte Bestätigung noch aussteht. Demgegenüber steht die Feststellung der Wissenschaft, dass wir mit Gewissheit nur die sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungen, die Formen und deren Mechanismen mit Reagenzgläsern und Laboratoriumsapparaten erfassen können und dass wir nur die unterschiedlichen menschlichen Körper, die «erschreckend wunderbar gebaut sind», wirklich kennen. Diese menschlichen Körper produzieren auf rätselhafte Art und Weise Gedanken, Träume und Vorstellungen, die man in den gestalteten Dingen der Vergangenheit, den Methoden der Gegenwart und den Entwürfen für die Zukunft wiederfindet oder die in Literatur, Kunst und den Fachgebieten der Wissenschaft ihren Niederschlag finden; sie spiegeln sich schliesslich im täglichen Leben des Alltagsmenschen wieder, der lebt, liebt, arbeitet, Erholung geniesst, Kinder grosszieht, isst, Geld verdient und schläft.

[94] Und was kommt nachher? Verschwindet der Mensch in das Nichts oder lebt ein Teil von ihm (bisher unsichtbar) irgendwo weiter? Überlebt dieser Teil den Körper für eine gewisse Zeit und muss er dann selber verschwinden oder gibt es da ein Prinzip der Unsterblichkeit, eine feinstoffliche, unsichtbare Wesenheit, die entweder im Körper oder ausserhalb desselben existiert und die jenes unsterbliche und unwandelbare Wesen ist, an das ungezählte Millionen zu allen Zeiten glaubten und darin sie Trost fanden? Ist die Seele eine Erfindung unserer Einbildungskraft, hat die Wissenschaft wirklich befriedigend ihre Existenz widerlegt? Ist Bewusstsein eine Funktion des Gehirns und des damit verbundenen Nervensystems oder sollen wir die Idee eines Residenten akzeptieren, der in dem Körper wohnt und Bewusstsein besitzt? Kommt unsere Fähigkeit, unsere Umgebung wahrzunehmen und auf unsere Umwelt zu reagieren, aus unserer körperlichen Konstitution oder gibt es da eine Wesenheit, die beobachtet und Massnahmen ergreift? Ist diese Wesenheit etwas anderes als der Körper und von diesem loslösbar, oder ist sie das Ergebnis des jeweiligen Körpertypus mit seinen vitalen Funktionen? Bleibt sie bestehen, wenn der Körper stirbt und sich auflöst oder verschwindet sie mit ihm und geht verloren? Gibt es nichts anderes als Materie oder Energien in ständiger Bewegung, welche die menschlichen Erscheinungsformen hervorbringen, die ihrerseits reaktionsfähig sind und die durchströmenden Energien blind und unbewusst zum Ausdruck bringen, so dass also diese Formen kein individuelles Dasein besitzen? Oder enthalten alle diese Theorien nur die halbe Wahrheit? Sollen wir nicht des Menschen Wesen und Sein zu verstehen suchen, indem wir alle Theorien zusammenfassen und ihre allgemeinen Voraussetzungen gelten lassen? Kann es nicht sein, dass die Forscher der mechanistischen Richtung recht haben mit ihren Schlussfolgerungen über den Mechanismus und die Formstruktur (unseres Körpers) und dass die geistig eingestellten Denker, die eine unsterbliche Wesenheit voraussetzen, genau so recht haben? Vielleicht fehlt bis jetzt noch ein Bindeglied, das die Kluft zwischen beiden Richtungen überbrückt. Wäre es nicht möglich, dass wir das Bindeglied ausfindig machen, das die unfassbare Welt des höheren, wahren Seins mit der sogenannten realen Welt des formgebundenen Lebens verbindet?

Sobald die Menschheit einmal überzeugt ist, dass Gott und Unsterblichkeit existieren und wenn sie über das Wesen der Seele [95] und das Reich ihres Wirkens wirklich etwas wissen wird, dann wird sich ihre Einstellung zum täglichen Leben und seinem wechselvollen Geschehen so fundamental verändern, dass wir wirklich und wahrhaftig einen neuen Himmel und eine neue Erde zu gewärtigen haben. Sobald dieser innere Regent im menschlichen Körper seinem Wesen nach erkannt und anerkannt und die Tatsache seines göttlichen Fortbestandes erwiesen ist, dann wird auch das göttliche Gesetz auf Erden zur Herrschaft kommen, - ein Gesetz, das ohne Reibung oder Revolution zur Anwendung kommen wird. Diese segensreiche Auswirkung wird dadurch zustande kommen, dass ein allgemeines Gewahrwerden oder Erkennen der Seele alle Denker zusammenbringen wird; hieraus wird ein Gruppenbewusstsein erstehen und sie befähigen, den Plan und Zweck zu erkennen, der dem Wirken des Gesetzes zugrunde liegt.

Wir wollen dies etwas einfacher fassen. Das Neue Testament sagt, dass wir versuchen sollen, jene Denkart, die Christus besass, auch in uns zu entwickeln. Wir bemühen uns bereits, diesen Grundsatz Christi wahr zu machen; unser Ziel ist die Entwicklung des Christusbewusstseins und wir trachten danach, das Gesetz Christi, das Liebe ist, immer mehr zu verwirklichen. Das wird im Wassermannzeitalter zur Reife kommen, und wir werden erleben, dass alle Menschen Brüder werden. Nach den Grundsätzen Christi sollen alle grundlegenden spirituellen Gesetze die Oberhand haben. «Denkart Christi» ist ein Ausdruck, der das Prinzip göttlicher Liebe, verbunden mit Intelligenz, klarmachen will; diese Liebe inspiriert die Seele in allen Formen und bringt den Geist zur Herrschaft. Es ist nicht so einfach, mit Worten das Wesen der Offenbarung zu kennzeichnen, die immer näher zu uns kommt. Das setzt die Erkenntnis aller Menschen voraus, dass der «Gedankenstoff» (wie der Inder es nennt), mit dem die menschliche Denkkraft in ursächlicher Beziehung steht und mit dem die individuellen Mentalkörper ein unteilbares Ganzes bilden, auch ein Teil der Denkkraft Christi ist, des kosmischen Christus, dessen beauftragter Vertreter der historische Christus unseres Planeten ist. Wenn der Mensch durch Meditation und Gruppendienst sich seiner eigenen Denkkräfte, die ihn [96] beherrschen und erleuchten, bewusst wird, dann wird er darauf kommen, dass er zu einem Bewusstsein wahren Seins und in einen Wissensbereich gekommen ist, der ihm die über jeden Zweifel erhabene Tatsache der Seele beweist.

Das Geheimnis der grossen Zeitepochen steht vor der Enthüllung, und durch die Offenbarung über das Wesen der Seele wird dieses Geheimnis (hinter dem sich das Wissen der Seele verbirgt) gelüftet werden. Die Schriften der Welt haben stets prophezeit, dass wir am Ende der Zeiten die Enthüllung des Geheimnisvollen erleben werden und dass alles, was uns bisher verborgen war, ans helle Tageslicht kommen wird. Wir wissen, dass unsere jetzige Epoche das Ende des Fischezeitalters bedeutet. Im Lauf der nächsten 200 Jahre werden wir die Idee des Todes abtun oder vielmehr wir werden unsere bisherigen Auffassungen über den Tod gänzlich aufgeben, denn die Existenz der Seele wird als unumstössliche Tatsache erwiesen werden. Man wird erkennen und wissen, dass die Seele eine Wesenheit ist, die mit ihren treibenden Impulsen und ihrer geistigen Kraft hinter allen Erscheinungsformen wirkt. In den nächsten Jahrzehnten werden wir erleben, dass sich gewisse grosse Glaubensmeinungen bestätigen werden. Das Werk Christi vor 2000 Jahren bestand darin, gewisse grosse Möglichkeiten und das Vorhandensein grosser Kräfte, die in jedem Menschen schlummern, der Welt aufzuzeigen. Sein Ausspruch, dass wir alle Söhne Gottes seien und einen einzigen Allvater haben, wird in naher Zukunft nicht mehr als eine wunderschöne mystische und symbolische Äusserung angesehen werden, sondern als eine bewiesene wissenschaftliche Aussage gelten. Unsere universale Bruderschaft und unsere wesensgemässe Unsterblichkeit werden als Tatsachen der menschlichen Natur bewiesen werden. Wie er sagte, kam er nicht, um Frieden zu bringen, sondern ein Schwert. Im esoterischen Sinne war er der «kosmische Zweiteiler». Warum? Weil er bei der Herstellung von Einheit doch einen Unterschied zwischen Körper und Seele macht. Körper und Seele sind jedoch nur zwei Teile eines Ganzen, was man nicht vergessen darf. Sobald einmal die Tatsache bewiesen sein wird, dass es wirklich eine Seele gibt und dass der Körper ihr Ausdrucksmedium ist, dann wird die Zusammengehörigkeit beider Komponenten als ein Ganzes restlos erwiesen sein.

Auf welche Weise werden diese Enthüllungen zutage treten? Wir betreten hier den Boden der Weissagung, den viele mit der [97] Begründung ablehnen, dass nur das von Bedeutung ist, was unseren spirituellen Bedürfnissen zugute kommt; man macht geltend, dass, wenn man von der Seele, von Versprechungen, von Hilfe und Enthüllungen spricht, die erst die Zukunft bringen soll, der Aspirant zu beglückenden Spekulationen und eitlen Erwartungen ermutigt werde, was die Keime von Gefahren in sich trägt und Untätigkeit sowie nutzloses Spintisieren zur Folge hat. Doch der Spruch ist richtig, der sagt: «Wenn die Vision fehlt, kommen die Leute um» (geht die Nation zu Grunde). In den letzten 200 Jahren hat sich so viel ereignet und so vieles ist bereits offenbar geworden, dass wir sicherlich eine solide Unterlage für alle weiteren Erwartungen haben. Würde z.B. jemand den Denkern des 16. Jahrhunderts die Entwicklung vorhergesagt haben, die im 19. und 20. Jahrhundert allein auf dem Gebiet der Wissenschaft und Psychologie erfolgen würde, wie seltsam und unwahrscheinlich hätte dies geklungen; und sicherlich hätte es viel merkwürdiger angemutet als das, was ich hier prophezeien könnte. Es hat sich doch so vieles schon bewahrheitet und die Beweise für die Welt des wahren Seins häufen sich so schnell, dass uns ein neues Ereignis nicht mehr verwundern kann. Die Tatsache der Seele wird bei der Menschheit auf so vielerlei Wegen Anerkennung finden, und die Details werden von so vielen Seiten kommen, dass Menschen aller Denkrichtungen befriedigt sein werden. Ich will nur einige Faktoren anführen. Die Zahl der medial veranlagten Menschen nimmt in der ganzen Welt ständig zu und die immer grössere Empfindungsfähigkeit und stärkere Beeindruckbarkeit rufen Freude und Gefahren hervor. In der ganzen Welt nehmen Aspiranten Kontakte wahr, von denen sie bisher nichts gewusst haben, beginnen eine Welt zu sehen, die ihnen normalerweise nicht zugänglich ist und erfahren eine Erweiterung ihres Bewusstseins. Sie erleben Phänomene - oft astraler, manchmal mentaler und sehr selten egoischer Natur, die ihnen eine neue Bewusstseinsdimension und einen neuen Seinszustand erschliessen. Diese Bewusstseinserweiterung zeitigt Folgen in zweierlei Hinsicht; sie ermutigt die Aspiranten in ihren Bestrebungen und macht gleichzeitig ihren Weg kompliziert. Diese zunehmende Empfindungsfähigkeit ist überall zu beobachten; daher entwickelt sich der Spiritualismus und die Wissenschaft von der Psyche so rapid. Hier liegt [98] auch die Ursache für die starken nervösen Spannungen unter den Menschen und für die immer häufigeren neurotischen Symptome, welche die Probleme der Psychiater immer schwieriger machen; aus diesem Boden wachsen neue Nervenkrankheiten und Geistesstörungen. Diese Sensibilität ist die Rückwirkung des menschlichen Wahrnehmungsapparates auf die näherkommenden Ereignisse und die ganze Menschheit kommt dabei in eine eigenartige Verfassung, in der sie fähig wird, das zu «sehen und zu hören», was bis jetzt verhüllt war.

Das wachsende Verständnis für Farben und die Fähigkeit, Vierteltöne in der Musik zu hören und auf feinste Nuancen zu reagieren, zeigt deutlich eine Auflösung des Schleiers, der die Phänomene der äusseren greifbaren Welt von denen des inneren Seins und der feinstofflichen Welt trennt. Auch die Zunahme der Wahrnehmung ätherischer Dinge und die wachsende Zahl der Menschen mit hellsichtigen und hellhörigen Eigenschaften erbringt immer wieder die Bestätigung für die Existenz der Astralebene und des ätherischen Gegenstücks der physischen Welt. Immer mehr Menschen nehmen diese subjektive (innere oder feinstoffliche) Welt wahr; sie sehen Gestalten umherwandeln, die entweder sogenannte «Verstorbene» sind oder solche, die während des Schlafes ihr Körperkleid abstreiften. Sie nehmen Farben, besondere Farbtönungen und planvoll gestaltete Lichtbündel wahr, die nicht aus dieser materiellen Welt stammen; sie hören Laute und Stimmen, die ohne die Stimmbänder unseres physischen Sprachapparates erzeugt sind und von solchen herrühren, die nicht mehr in einem Körper leben.

Als erster Schritt, der die Tatsache der Seele bestätigen soll, muss ein Weiterleben erwiesen werden, obwohl damit die Tatsache der Unsterblichkeit nur bedingt bestätigt wird. Dessen ungeachtet ist es ein Schritt in der rechten Richtung. Dass etwas den Tod überlebt und dass etwas fortbesteht, nachdem der Körper zerfallen ist, wird (99) immer wieder erwiesen. Wenn dies nicht die Wahrheit ist, dann sind wir Opfer von Massenhalluzinationen, und Gehirn und Verstand von Tausenden registrieren falsch und geben falsche Auskunft, sind krank und abnorm. Es ist schwerer, an solch eine massenhafte, gigantische Geistesstörung zu glauben, als das Gegenteil, nämlich eine Bewusstseinserweiterung anzunehmen. Diese Entwicklung in psychischer Richtung beweist indes noch nicht die Tatsache der Seele; es wird damit zunächst nur der materialistische Standpunkt erschüttert.

Die erste wirkliche Anerkennung der Seele wird aus Denkerkreisen kommen, und zwar als Ergebnis von Forschungen und Analysen internationaler Psychologen über das Wesen des Genies und den Sinn schöpferischen Schaffens.

Vereinzelte Männer und Frauen ragen turmhoch über ihre Mitmenschen empor und vollbringen überragende Leistungen auf ihrem Fachgebiet; in ihrer Arbeit wirkt mit Urgewalt der Funke der Göttlichkeit und Unsterblichkeit. Die Leistungen schöpferischer Künstler, das intuitive Forschen wissenschaftlicher Grössen, die inspirierte Ideenwelt der Dichter und die Visionen erleuchteter Idealisten müssen ergründet und erklärt werden, denn man muss den Gesetzen, nach denen solche Männer und Frauen arbeiten und schaffen, nachgehen. Die Psychologen haben sich zu viel um die abnormen und subnormalen Störungen, um die pathologischen Denkanomalien und die Körpermissbildungen von Patienten gekümmert und man hat den Menschen mit abnormen göttlichen Eigenschaften und jenen Bewusstseinsgraden, die über den Standard des Durchschnittsmenschen hinausragen, nicht genügend Beachtung geschenkt. Solche überdurchschnittliche Eigenschaften zeigen sich bei grossen Künstlern, Musikern, Dramatikern, Schriftstellern und vielen anderen schöpferischen Arbeitern, die ein Ruhmesblatt der Geschichte sind und im nächsten Jahrhundert werden solche schöpferische Kräfte in noch grösserer Herrlichkeit hervortreten.

Wenn die Hypothese der Seele akzeptiert ist, wenn die Energie, die durch die Seele vibriert, als spirituelle Energie erkannt ist und wenn die Kraftzentren und ihre Funktionen ein Forschungsthema [100] werden, dann werden wir sehr bald mehr Kenntnisse an Hand haben. Wenn Meditation für Experimente herangezogen wird, um innerlich erschaute Schönheit in Werke umzusetzen, um erhaschte Ideen und Vorbilder auf schöpferische Art zu verwerten, dann werden wir imstande sein, das Geniale auszubilden, und wir werden wissen, wie man Menschen schulen muss, damit sie schöpferisch arbeiten. Dann wird man viel über die menschlichen Zentren erfahren, in denen das göttliche Prinzip seinen Sitz hat und von wo aus der «Christus im Innern» wirken kann. Man kann nicht beim Studium des Selbstbewusstseins und Unterbewusstseins stehen bleiben, sondern muss die Erforschung des Überbewusstseins hinzunehmen. Wenn solche Forschungen unvoreingenommen durchgeführt werden, dann wird die moderne Psychologie schliesslich dazu kommen, die Seele anzuerkennen.

Das Feld, das es zu erforschen gilt, ist so umfangreich, dass ich nur einige mögliche Unterabteilungen anführen kann:

1. Die Erforschung des Wesens des Genies und dessen zielbewusste und spezialisierte Ausbildung.

2. Systematische Ausbildung für schöpferische Leistungen und kritische Vergleiche dieser Schulungsart mit der Vorbereitung zu normaler beruflicher Arbeit. Schöpferisches Wirken bestätigt die Tatsache der Seele, Berufsausbildung weist auf die besondere Art der Persönlichkeit hin.

3. Wissenschaftliche Erforschung der höheren Kräfte und Fähigkeiten im Menschen, mit besonderer Berücksichtigung der Telepathie. Man wird feststellen, dass eine telepathische Gedankenübertragung von einem Intellekt zum anderen oder von der Seele zum Intellekt erfolgt, was nicht unbedingt eine Kommunikation und einen Kontakt von Gehirn zu Gehirn bedeutet. Dies ist eines der aussichtsreichsten Forschungsgebiete, obwohl es noch viele Schwierigkeiten bietet. Die Existenz der Seele wird als wissenschaftliche Tatsache durch telepathische Experimente erst nach 1945 erwiesen werden; dann wird ein Weltereignis stattgefunden haben und eine eigenartige neue Lehre herauskommen, die das ganze Thema des telepathischen Rapports in ein neues Licht rücken wird.

4. Die wissenschaftliche Ausbildung hellsehender Menschen und die intelligente Entfaltung hellseherischer Fähigkeiten durch (101) die Weltintelligenz lässt noch viel zu wünschen übrig; doch wird auch dies kommen, wenn das Denkvermögen besser beherrscht und erleuchtet sein wird. Der Mensch muss erst lernen, wie er sein körperliches Instrument für das Einströmen spiritueller Energie und Anregung empfänglich macht und dadurch psychische Kräfte mobilisiert; die alte Methode, regungslos in sitzender Stellung zu verharren, um ein Zentrum zu erwecken, wird als gefährlich und unnötig abgetan werden.

Von der modernen Psychologie können wir die schrittweise Anerkennung der Tatsache des niederen Selbstes erwarten. Es bleibe für die Psychologen das Problem übrig, die Verwandtschaft oder Wesensgleichheit dieses Selbstes mit der Seele zu begreifen.

Die grösste Hilfe wird uns jedoch durch die Wissenschaften zuteil werden. Die Forschungen über Licht und Strahlung (und im weiteren Verfolg über Lichtpartikel) werden die Tatsache der Seele beweisen. Durch diese bevorstehende Entwicklung werden wir imstande sein, mehr zu begreifen und tiefer in Probleme einzudringen, als wir es heute können. Die Naturwissenschaften haben bereits die Tatsachen anerkannt, dass die Fauna und Flora unseres Planeten zyklischen Veränderungen unterliegt. Tiere, die man während vieler Jahrtausende kannte und die in grosser Zahl vorhanden waren, sind nun ausgestorben; wir rekonstruieren jetzt aus Knochenresten ihre einstige Form. Und so sind auch Blumen und Bäume, die einstmals die Oberfläche unseres Planeten bedeckten, verschwunden und nur die fossilen Überreste zeigen uns eine Vegetation an, die ganz verschieden ist von der Pflanzenwelt, deren wir uns heute erfreuen. Auch der Mensch hat sich so grundlegend verändert, dass es schwer wird, in den frühen primitiven Rassen der Vorzeit den homo sapiens wiederzuerkennen. Diese Veränderlichkeit und das Verschwinden früherer Typen hat ausser vielen anderen Gründen eine prinzipielle Ursache. Die Qualität des Lichts, die das Wachstum, die Vitalität und Fruchtbarkeit in den Naturreichen bestimmt, hat sich im Lauf der Zeiten mehrere Male geändert und dadurch entsprechende Mutationen in der sichtbaren Formenwelt hervorgerufen. Von einem esoterischen Standpunkt aus gesehen, werden alle Lebensformen [102] auf unserem Planeten von drei Arten von Lichtsubstanz beeinflusst und z.Zt. macht sich langsam ein vierter Typ bemerkbar. Diese Lichtarten sind die folgenden:

1. Das Licht der Sonne.

2. Das Licht, das im Planeten selbst steckt; damit ist nicht das reflektierte Licht der Sonne gemeint, sondern die Strahlung, die der Erde eigen ist.

3. Eine Lichtart, die von der Astralebene einsickert (wenn ich einen solchen Ausdruck anwenden darf); dies ist ein «astrales Licht», das stetig und immer stärker zu uns vordringt und sich mit den beiden anderen strahlenden Lichtarten verbindet.

4. Ein Licht, das gerade begonnen hat, sich mit den drei anderen Lichtqualitäten zu verschmelzen; es kommt aus jenem Zustand der Materie, den wir die mentale Ebene nennen, - ein Licht, das aus dem Reich der Seelen zurückgestrahlt wird.

Der Lichtstrom wird ständig stärker und zwar seit der Zeit, als der Mensch die Anwendungsmöglichkeiten der Elektrizität entdeckte; diese Entdeckung war eine direkte Folge der verstärkten Lichtfülle. Der Gebrauch von Elektrizität auf dem ganzen Planeten ist eines der Momente, das die neue Zeit einleitet und dazu beitragen wird, die Gegenwart der Seele zu offenbaren. Diese Lichtzunahme wird bald so stark werden, dass sie auf physikalische Art dazu beitragen wird, den Schleier zu zerreissen, der die Astralebene von der physischen Welt trennt; das trennende ätherische Gewebe wird sich bald auflösen und dadurch wird das Licht der dritten Gruppe viel rapider hereinfluten. Das Licht der Astralebene (das wie ein Stern schimmert) und das Eigenlicht des Planeten werden sich enger vermischen und daraus werden sich für die Menschheit und die drei Naturreiche Folgen ergeben, die nicht hoch genug angeschlagen werden können. Das menschliche Auge z.B. wird tiefgehend beeinflusst werden und die ätherische Vision, die heute nur selten anzutreffen ist, wird Allgemeingut sein. Die Skala der infraroten und ultravioletten Farbtöne wird in unseren Wahrnehmungsbereich [103] kommen, wir werden das wahrnehmen können, was uns bisher versagt war zu sehen. All das wird die Plattform erschüttern, auf der die Materialisten stehen und wird den Weg ebnen einmal dafür, dass die Theorie einer Seele eine annehmbare und vernünftige Hypothese ist und zum anderen werden weitere Beweise für ihre Existenz ans Tageslicht kommen. Was uns im esoterischen Sinne not tut, ist «mehr Licht», um die Seele zu «sehen»; dieses Licht wird uns in Kürze zur Verfügung stehen und wir werden dann den wahren Sinn der Worte erfassen: «Und in Deinem Licht werden wir Licht sehen.»

Diese Zunahme der Lichtintensität wird bis 2025 n. Chr. anhalten, dann wird eine Periode folgen, in der die Lichtemanation relativ stabil bleibt, also keine weitere Verstärkung erfährt. Im zweiten Dekanat des Wassermannzeitalters werden die drei genannten Gruppen wieder eine Verstärkung erfahren durch das Licht der vierten Gruppe, das aus dem Reich der Seele einströmt und uns über die Urmasse des kosmischen «Chitta» (des Denkstoffes) erreicht. Dieses Licht wird die Welt durchfluten. Zu dieser Zeit aber wird die Seele bereits als Tatsache anerkannt sein und infolge dieser Anerkennung wird sich unsere gesamte Zivilisation so radikal geändert haben, dass wir heute nicht einmal mutmassen können, wie diese Zivilisation aussehen wird. Während der nächsten zehn Jahre wird eine stärkere Vermischung der drei ersten Lichtarten zu beobachten sein und diejenigen meiner Leser, die ein offenes Auge für diese Dinge haben, werden mit gespannter Aufmerksamkeit die Geschehnisse dieser Zeit verfolgen. Die übereinstimmende Meinung in religiösen und spirituellen Kreisen, biblische Prophezeiungen und die Symbolik der Pyramiden führt viele Studierende zu der Annahme, dass ein grosses Ereignis und ein unvorhergesehenes spirituelles Erlebnis in der nahen Zukunft bevorsteht. Eine solche Möglichkeit sollte durchaus als richtig angenommen werden und man sollte sich hierfür sorgsam vorbereiten. Ich denke dabei nicht an eine grosse Persönlichkeit, die kommen soll, sondern an einen Prozess in der Natur, der weitreichende Folgen haben wird. Auch andere Tätigkeitsbereiche werden ihren Teil beitragen, die Tatsache der Seele zu bestätigen.

So existiert z.B. eine Abart menschlichen Bewusstseins, welche [104] die Psychologen materialistischer Richtung schon lange stutzig gemacht hat, nämlich die merkwürdige Fähigkeit der Voraussage, das Vermögen, Ereignisse der nahen oder fernen Zukunft genau vorauszusehen und vorauszusagen. Eine Art innerer Helfer gab Warnungszeichen, die immer wieder Menschen vor Tod und Unheil bewahrt haben. Gestalten näherten sich Freunden und Verwandten von Menschen, die gerade gestorben waren und von deren Tod noch niemand etwas wusste. Dies hat nichts mit einer telepathischen Vorankündigung des Ablebens zu tun, sondern es handelt sich um die sichtbar gewordene äussere Gestalt. Ebenso existiert die Fähigkeit, an Ereignissen teilzunehmen, die sich weit entfernt abspielen und sich genau an den Platz, die Personen und Details zurückzuerinnern. Diese parapsychologischen Fähigkeiten und ähnliche andere Vorausschauungen und Wahrnehmungen des Ungewussten haben schon lange die Forscher verwundert; sie müssen richtig erklärt werden. Wenn diese Kräfte systematisch erforscht und glaubwürdige Einzeltatsachen zusammengetragen werden und wenn sich nachher die Voraussagen bestätigen, dann wird man anfangen einzusehen, dass sich im Menschen eine Wirkungskraft befindet, die nicht durch Raum und Zeit begrenzt ist, sondern über das normale menschliche Bewusstsein hinausgeht. Die derzeitigen Forschungen und Erklärungsversuche sind unvollkommen und werden nicht allen Tatsachen gerecht. Wenn man das ganze Gebiet aber von dem Standpunkt der Seele angeht und ihre Allwissenheit und ihr Freisein von unserer Klassifizierung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft berücksichtigt, (Zeiten, die sich für die Seele im Bewusstsein des Ewigen Jetzt verlieren), dann werden wir diese Dinge etwas besser verstehen. Wenn der wahre «Wohngast» in unserem Körper anerkannt ist und die Gesetze des Voraussehens ergründet sind und wenn die Fähigkeit der Vorschau allgemein verbreitet sein wird, dann werden wir genügend Bestätigungen für die Existenz der Seele haben. Es wird dann völlig unmöglich sein, die tagtäglich vorkommenden Phänomene anders als durch die Existenz des wahren «Wohngastes» zu erklären.

Von allen Seiten wird Beweismaterial zusammengetragen werden. Das Sammeln von überzeugenden Details wird zu einem [105] fruchtbaren Arbeitsfeld werden. Wenn höhere Menschentypen im Gebrauch von seelischen Kräften und Fähigkeiten geschult werden und ihr körperliches Instrument vollkommen beherrschen, dann wird das erbrachte Beweismaterial so erstklassig und wissenschaftlich sein, dass es als genau so wichtig und berechtigt angesehen werden wird, wie irgend eine Meinung unserer führenden Forscher auf einem sonstigen Forschungsgebiet. Es wird nicht lange dauern, bis Forschungen über die Seele ebenso anerkannt und geachtet sein werden wie jedes andere wissenschaftliche Problem, z.B. die Forschung über die Natur der Atome. Studien über die Seele und ihre leitenden Gesetze werden bald die Aufmerksamkeit unserer feinsten Köpfe in Anspruch nehmen. Die neue Psychologie wird schliesslich die Existenz der Seele beweisen und Hand in Hand damit wird das intuitive und instinktive Eingehen auf erzieherische, aus der unsichtbaren Welt kommende Seelenimpulse die Existenz einer spirituellen Wesenheit im Menschen, die allweise, unsterblich, göttlich und schöpferisch ist, immer stärker und erfolgreicher bestätigen.

Doch dieser Fortgang würde wahrlich ein langsamer sein, würden nicht Jünger und Eingeweihte nachhelfen, zusammen mit dem Meister P . . ., der sich in Amerika aufhält und mit seinen Jüngern überall die verschiedenen Schulen für Psychologie inspiriert. Die Leser brauchen keine Anstrengung zu machen, um seine Identität zu ermitteln. Er wirkt durch spirituelle Bewegungen und Geistesrichtungen, nicht aber durch private und einzelne Personen. Seinen Einfluss übt er zum grössten Teil von der mentalen Ebene aus, durch die Kraft der Gedanken; er ist ziemlich unbekannt und unerkannt, mit Ausnahme von seinen Mitarbeitern in den verschiedenen Ländern der Welt und den Jüngern auf dem vierten Strahl, der sein Strahl ist. Was an neueren Gesichtspunkten auf dem Gebiete der Psychologie zu Tage tritt, ist meistens seinem Einfluss zuzuschreiben; er gibt den Gedanken der führenden Köpfe von Bewegungen neuen Antrieb. Er beeinflusst sie auf mentaler Ebene, kommt aber mit diesen Personen in der äusseren Welt nicht zusammen.

Die Not [106] der Zeit ist gross, die Meister sind ausserordentlich aktiv und beschäftigen sich derzeit ausschliesslich damit, die Welt zu retten. Es bleibt ihnen keine Zeit, sich mit Einzelpersonen abzugeben, ausgenommen ihre eigenen Gruppen akzeptierter Chelas, die alle für das Wohl der Welt arbeiten (sonst wären sie ja nicht in der Gruppe eines Meisters). Die Meister mögen hie und da einmal mit kleineren Gruppen in Kontakt kommen, deren Mitglieder auf dem Probe- und Bewährungspfad sind, um ihnen eine Chance und gelegentliche Hinweise zu geben. Jeder Meister schult nur sehr wenige Kandidaten und zwar solche, die an die Stelle jener Chelas treten sollen, die sich einer Initiation unterziehen; mit Ausnahme dieser beiden Gruppen unterrichten sie in diesem Jahrhundert keine Einzelmenschen; sie geben die vielen Aspiranten in die Obhut von Eingeweihten und Chelas geringerer Grade. Selbst diese ihre ureigene Arbeit und die Zahl ihrer persönlichen Chelas ist z.Zt. stark reduziert; die Jünger, die in der Welt tätig sind, sind gebeten worden, sich auf eigene Füsse zu stellen, ihr eigenes Urteil heranzuziehen und die Meister während dieser äusserst gespannten und kritischen Zeit nicht dadurch zu überfordern, dass sie deren Aufmerksamkeit unnötig in Anspruch nehmen. Die entscheidenden Weltfragen sind jetzt von solcher Bedeutung, die Chancen der Menschheit so gross, und die Meister sind jetzt mit dem Weltgeschehen und mit den einflussreichen, prominenten Persönlichkeiten so stark beschäftigt, dass persönliche Instruktionen für Leute ohne Einfluss, solche in den verschiedenen kleinen okkulten Gruppen und Vereinen, zeitweise eingestellt werden mussten. Die Zeit ist relativ zu kurz, um gewisse Phasen des Planes, mit dem die grossen Meister betraut sind, auszuarbeiten und durchzuführen; daher müssen alle treugesinnten Chelas ans Werk gehen und versuchen, ihre eigenen Probleme selber zu lösen, ohne an des Meisters Türe zu klopfen und seine kostbare Zeit in Anspruch zu nehmen, die er für wichtigere Dinge braucht. Je näher ein Jünger seinem Meister steht, umso klarer kann er das verstehen und umso mehr wird er alles tun, um seine Pflicht zu erfüllen, seine Lektionen zu lernen, der Menschheit zu dienen und seinem Meister einen Teil der Last abzunehmen.

Die heutige Welt ist voll von Jüngern aller Grade, und ein jeder [107] von ihnen ist, eben an seinem Platz, imstande, irgend einem Aspiranten zu raten und zu helfen. Es gibt eine Unmenge von Lehren und Büchern, die allen Suchenden, die sich wirklich nach spirituellem Wissen sehnen, hilfreiche Dienste leisten. In den letzten 50 Jahren ist viel Neues gelehrt und viel esoterische Ausbildung in der ganzen Welt erteilt worden, die allen ernstlichen Interessenten zugänglich ist. Aspiranten haben viel Arbeitsmaterial und müssen viel Theorie in die Praxis umsetzen; dieser Umstand lässt den Meistern Zeit für wichtigere Fragen.

Eine interessante Erscheinung, die mithelfen wird, die Tatsache der Seele aufzuzeigen, ist die Unmenge von Mitteilungen, inspirierten Schriften und telepathischen Diktaten, welche die Welt heute überschwemmen. Bekanntlich bringt die spiritualistische Bewegung eine ganze Menge inspirierter und pseudo-inspirierter Literatur heraus, zum Teil höchst wertvoll und unzweifelhaft die Arbeit hochentwickelter Jünger, zum andern Teil sehr mittelmässig. Die verschiedenen theosophischen Gesellschaften empfingen ähnliche Mitteilungen und man kann sie auch in jeder okkulten Gruppe finden. Echte Mitteilungen haben oft einen grossen spirituellen Wert, enthalten viel Belehrung und sind für den Aspiranten hilfreich. Studierende der heutigen Zeit sollten daran denken, dass die Lehre ausschlaggebend ist, und nicht die vermutliche Quelle. Diese Schriften und Botschaften dürfen einzig und allein nach ihrem inneren Werte beurteilt werden. Diese Mitteilungen kommen in den meisten Fällen aus der Seelenebene und der Empfänger oder Mitteiler (der Vermittler oder Schreiber) ist entweder von seiner eigenen Seele inspiriert oder er entnahm die Gedanken aus dem Gedanken- und Wissensreservoir der Strahlgruppe, zu der seine Seele gehört. Er stellt sich auf diesen Gedankenspeicher ein und dann übersetzen sein Verstand und sein Gehirn diese Gedanken in Worte und Sätze.

In einer [108] kleineren Anzahl von Fällen ist derjenige, der ein Diktatschreiben erhält, mit einem Jünger in telepathischem Rapport, der weiter fortgeschritten ist als er selbst und hier werden des Schreibers Gedanken von einem Chela der Gruppe beeindruckt. Dieser Chela, der in einer engeren Beziehung zum Meister steht als der Empfänger, übermittelt diesem etwas von dem Wissen, das er in des Meisters Aura aufgenommen hat, in der zu leben er befähigt ist. Der Meister selbst ist hier jedoch gar nicht im Spiel; es betrifft nur diesen Chela und seinen Aspiranten, den Schreiber. In solchen Fällen wird der Empfänger von Mitteilungen oft zu der irrigen Annahme verleitet, dass der Meister selbst ihm diktiert, während er in Wirklichkeit durch einen weiter fortgeschrittenen Chela den Zugang zu des Meistes Gedankenatmosphäre fand.

Keiner der Meister, welche die sechste Einweihung erlangt haben, (wie der Meister M. und K. H.) diktieren zurzeit ihren Jüngern. Sie sind zu sehr von Weltproblemen in Anspruch genommen; sie wachen über die Geschicke der prominenten Persönlichkeiten in den verschiedenen Nationen und haben daher keine Möglichkeit, einem Jünger mit einem kleinen Tätigkeitsbereich Dokumente zu diktieren über Themen, über die man schon ein hinreichendes Wissen besitzt; der Jünger kann daraus schöpfen und ohne Hilfe allein weiterkommen. Nur zwei Meister benützen telepathische Übermittlungen und Diktate zur Beeinflussung mehrerer akzeptierter Jünger in dem Bestreben, diese ihre Jünger, die mitten im Weltwerk stehen, zu grösserer Erfüllung des Planes anzuregen. Sie geben auf diese Weise einigen wenigen prominenten Denkern der Wissenschaft und sozialen Wohlfahrt das nötige Wissen an die Hand, damit diese die zur Förderung der menschlichen Freiheit richtigen Entscheidungen treffen können. Ich kenne jedoch keine anderen Meister die für diese Generation so vorgehen, denn sie haben ein gut Teil dieser Arbeit den Eingeweihten und Jüngern übertragen. Die meisten Mitteiler von Botschaften (an Aspiranten in der äusseren Welt) sind tätige Chelas von akzeptiertem Grad, die in der Gedankenaura des Meisters und seiner Gruppe leben und sich ständig bemühen, alle Arten von Menschen in der ganzen Welt und in allen [109] Gruppen zu erreichen. So erklären sich die Unmengen von Mitteilungen, von inspirierten Artikeln, von persönlichen Botschaften und Instruktionen.

Wenn man zu dieser Fülle die gleich grosse Flut von Informationen hinzuzählt, die aus des Übermittlers eigenen Seelenkräften und aus seinem Unterbewusstsein stammen, dann ist man im Bild, woher die grosse Menge von Artikeln stammt, die heute veröffentlicht werden. Wir haben allen Grund, für die wachsende innere Bereitschaft und Empfänglichkeit für Neues dankbar zu sein.

Dass solche Ergüsse von Mitteilungen anfangs oft eine Steigerung des spirituellen Stolzes und persönlichen Ehrgeizes im Gefolge haben und dass die erhaltenen Instruktionen dadurch, dass sie stufenweise vom Denkvermögen zum Gehirn und von da in Worte und Sätze übertragen werden, oft nicht mehr dem Original entsprechen, ist nur zu wahr; und es ist gleichfalls wahr, dass die Quelle, aus der die Instruktionen stammen, oft missverstanden wird, ist doch der Mangel an Bescheidenheit und der mangelnde Sinn für Distanz eine grosse menschliche Schwäche. Doch wie dem auch sei, aus diesem kraftvollen Zufluss von der inneren Seite des Lebens her kommt neues Wissen, die Hingabe an den Plan nimmt zu und die Zeichen werden deutlicher, die uns schliesslich die Gewissheit bringen. Der Mensch wird es wissen, und er wird es bald wissen, dass die Seele kein Märchen ist, das mit symbolischen Worten eine tiefverankerte Hoffnung poetisch verklärt; sie ist weder das Produkt eines menschlichen Abwehrmechanismus noch ein ausgeklügeltes Mittel, um einer harten Gegenwart als Notausgang zu dienen. Die Welt wird es wissen, dass die Seele eine Wesenheit ist, ein Geschöpf, das für all das verantwortlich ist, was sich in der Welt der Erscheinungen abspielt.

Wir haben nun noch zwei weitere Fragen zu erörtern, die folgendermassen lauten:

Vierte Frage: Welchen Nutzen bringt uns das Wissen über die sieben Strahlen?

Fünfte Frage: Von welcher Bedeutung sind die markanten Seeleneigenschaften, wie Empfindungsfähigkeit, Bewusstsein, Erkenntniskraft und Licht?