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Erste Frage. Was ist die Seele? Können wir die Seele und ihre Natur definieren?  - Teil 1

Ich will hier nur vier Definitionen geben, die dem Verständnis der späteren Besprechungen dienen sollen.

A. Die Seele kann beschrieben werden als der Sohn des Vaters und der Mutter (das Produkt aus Geist und Materie) und ist daher das verkörperte Leben Gottes. Sie kommt ins Dasein, um die Eigenschaft von Gottes Natur, die wesenhafte Liebe ist, offenbar zu machen. Dieses formgewordene Gottesleben erzieht die Eigenschaften der Liebe in allen Formbildungen und offenbart zuletzt den Zweck der ganzen Schöpfung. Das ist für die Durchschnittsmenschheit die einfachste Umschreibung, ausgedrückt in der Sprache der Mystik, die sich mit dem Wahrheitsgehalt aller Religionen berührt. Sie ist begreiflicherweise unvollständig, da darin die Wahrheit nicht zum Ausdruck kommt, dass alles, was für den Menschen Gültigkeit hat, in gleicher Weise auf das Universum zutrifft. So wie ein menschliches Wesen, das hier auf Erden erscheint, Eigenschaft und Absicht (in verschiedener Abstufung) verbirgt, ebenso verhüllt die Summe aller Formen oder Erscheinungen innerhalb des sogenannten Sonnensystems die Qualität und Absicht der Gottheit. Erst wenn der Mensch sich nicht mehr von den sichtbaren Dingen der Welt täuschen lässt und sich vom Schleier der Illusion befreit hat, wird er zu einem Verständnis für die Qualität des göttlichen Bewusstseins und für die Absicht kommen, die es enthüllt. Der Weg hierzu ist folgender:

a. Er entdeckt seine eigene Seele, die Frucht aus der Vereinigung [37] des Vaters im Himmel mit der Mutter oder der materiellen Natur. Letztere ist die Persönlichkeit. Wenn er die Persönlichkeit entdeckt hat, ergründet er auch die Qualität seiner eigenen Seele und den Zweck, weshalb er «eine Erscheinungsform angenommen hat.»

b. Er findet dann heraus, dass diese Qualität sich in sieben Aspekten oder grundsätzlichen Verschiedenheiten äussert und dass diese siebenerlei Qualitäten im esoterischen Sinne alle Formen in allen Naturreichen imprägnieren und somit die Gesamtheit der Offenbarungen göttlicher Absichten ausmachen. Dieses Aggregat von sieben Energien übt durch jeden Einzelstrahl verschiedene Wirkungen aus, die in verschiedenen äusseren Erscheinungen zu Tage treten. Diese Entdeckung kommt ihm durch die Einsicht, dass seine eigene Seele von einer der sieben Strahlqualitäten durchtränkt ist, dass er mit einem bestimmten Strahlzweck übereinstimmt - gleichgültig, welcher Strahl es im einzelnen ist - und dass er eine ganz bestimmte Art göttlicher Energie zum Ausdruck bringt.

c. Diese Erkenntnis erweitert sich dann zu einem Verständnis für das gesamte Kräftespiel der sieben Strahlen. Und wenn er sich auf dem Pfad der Einweihungen befindet, erhascht er einen Blick von der grossen Einheit, von der er bisher weder eine Vorstellung, noch eine Empfindung hatte.

Nachdem der Mensch sich seiner selbst bewusst wurde, sieht er klar die Beziehungen der sieben Strahlenergien zueinander; und aus dieser Erkenntnis lernt er die Dreieinigkeit verstehen, bis er sich in der letzten (fünften) Einweihung bewusst eins weiss mit den Absichten Gottes, die allen äusseren Erscheinungen und inneren Qualitäten zugrunde liegen. Ich möchte hinzufügen, dass höhere Einweihungen als die fünfte noch weitere und tiefere Schöpfungszwecke enträtseln, als solche, die in unserem Sonnensystem ihre Erfüllung suchen.

Das Vorhaben unseres manifestierten Logos ist nur ein Teil eines grösseren Programms. Ich möchte auch erwähnen, dass ein Mensch, der durch das vierte Naturreich geht und sich auf dem Pfad der Evolution und Bewährung befindet, seine individuelle Seele kennenlernt und einen Einblick in deren Qualität und Zweck bekommt.

Auf dem Pfad [38] der Jüngerschaft und der Einweihung erhascht er mit einem ersten flüchtigen Blick Qualität und Zweck seines planetarischen Lebenszentrums und er macht die Feststellung, dass er selbst ein Teil eines solchen Strahlenherrn ist, der sich durch einen Planeten manifestiert und einen Aspekt göttlicher Absicht und Energien verkörpert. Nach der dritten Einweihung sieht er von ferne die Qualität und den Zweck des Sonnensystems; er erkennt, dass das Leben und die Energie seines Strahles nur ein Bruchteil eines weit grösseren Ganzen sind. Das sind alles Ausdrucksweisen, um die aufkommenden Qualitäten und verborgenen Absichten der verschieden hohen, grossen Lebenseinheiten, die alle Erscheinungsformen als Hülle benützen und sie mit bestimmten Eigenschaften ausstatten, dem Bewusstsein näher zu bringen.

B. Die Seele kann als Prinzip der Intelligenz betrachtet werden, einer Intelligenz, die durch Denkvermögen und mentale Bewusstheit gekennzeichnet ist; diese beiden letzteren erweisen sich als das Vermögen zu analysieren, zu kennzeichnen, zu sondern und zu unterscheiden, zu wählen oder abzulehnen, - mit all den Bedeutungen, welche diese Worte besitzen. Solange sich ein Mensch mit seiner äusseren Erscheinungsform identifiziert, rufen diese Betätigungen des mentalen Prinzips die «grosse Ketzerei der Getrenntheit» hervor. Es ist die äussere Erscheinung, das Formbild, das ihn fasziniert und völlig irreführt. Er betrachtet sich selbst als Form und von dieser Selbsteinschätzung als eine materielle Figur und der Identifizierung seines Ich mit seiner äusseren Erscheinung geht ein unersättliches Verlangen und Begehren aus. Er fühlt sich dann identisch mit seinem Wunschkörper und dessen guten und schlechten Gelüsten und er betrachtet sich und seine Stimmungen, Gefühle und Sehnsüchte als eins, gleich ob sie in die materielle Welt oder nach innen in die Gedankenwelt und das Reich der Seele gerichtet sind. Er ist völlig zerrissen durch das Gefühl der Dualität. Später identifiziert er sich mit einem weiteren Körper, dem Verstandeskörper, der Denknatur. Gedanken packen ihn so sehr, dass er von ihnen beherrscht, bestimmt und beeinflusst wird; und so kommt zur Welt der materiellen Erscheinungen und zur Welt der grossen Illusion noch die Welt der Gedankenformen. Der Mensch ist dann in eine dreifache Illusion verstrickt und er, das bewusste Leben hinter aller Illusion, beginnt die Täuschungsformen in ein geordnetes Ganzes unterzubringen, um sie besser zu beherrschen.

So tritt die Persönlichkeit der Seele in Erscheinung. Der Mensch [39] steht nun am Rand des Bewährungspfads. Er beschäftigt sich mit Eigenschaften und Werten, beginnt das Wesen der Seele zu entdecken und wendet sich von den äusseren Bildern weg und hin zu den Eigenschaften jenes Wesens, das die Formen schuf. Diese Gleichsetzung innerer Qualität für die äussere Form wächst ständig während dieser Zeit, bis die Verschmelzung von Qualität und Erscheinung, von Energie und Energiespender so vollkommen wird, dass die äussere Erscheinung den wirklichen Tatbestand nicht länger verbergen kann und die Seele nunmehr die Oberhand gewinnt. Das Bewusstsein weiss sich nun eins mit sich (oder mit seinem Strahl) und identifiziert sich nicht mehr mit seiner äusseren Erscheinung.

Später wird dann die Seele von der Monade verdrängt, und die Monade wird dann zum wahren verkörperten Zweck.

Dieser Werdegang kann in einfachen Symbolen ausgedrückt werden wie folgt: - o o o oder o o o oder o o o , Zeichen, welche die getrennten drei Aspekte darstellen sollen. Die Vereinigung der Aspekte: Erscheinung - Qualität - und Zweck oder Leben hat das Verschwinden der Erscheinung zur Folge und das Resultat ist das Ende der Existenz in sichtbarer Form. Denkt ernstlich über die folgende einfache Anordnung dieser Zeichen nach, denn sie schildern euer Leben und euren Fortschritt:

Der unentwickelte Mensch o o o Erscheinung, Qualität, Leben.

Der Jünger o o - oErscheinung-Qualität . . Leben.

Der Eingeweihte o - o o Erscheinung . . Qualität-Leben. Am Ende alle drei - im Kreis der Unendlichkeit.

Qualität-Leben. Am Ende alle drei   im Kreis der Unendlichkeit.

Das trifft zu für den Menschen, für Christus während einer Inkarnation; es ist ebenso wahr in Bezug auf den kosmischen Christus, der eine Inkarnation Gottes im Sonnensystem ist. Im Sonnensystem geht ein ähnlicher Verschmelzungs- und Kombinationsprozess vor sich, auch hier treten die getrennten Aspekte während des Evolutionsgeschehens zueinander in Beziehung, woraus die Synthese von Erscheinung und Qualität, und später von Qualität und Zweck resultiert. Es mag hier angemerkt werden, dass die Hierarchie - als [40] Ganzes - durch das Sinnbild o - o o gekennzeichnet ist. Die Neue Gruppe der Weltdiener durch das Symbol o o - o und die unentwickelte Masse durch das Zeichen o o o. Man vergesse indessen nicht, dass in allen drei Gruppen, genau wie in der Natur, Zwischenstationen existieren, also für jene, die sich auf dem Übergangsweg zu neuem Werk rüsten.

Die Aufgabe all derer, welche diese Abhandlung von den sieben Strahlen studieren, besteht darin, Qualität und Erscheinung miteinander zu verbinden; man muss daher das Wesen dieser Qualität kennen, um eine vollkommene Erscheinung zu formen. In den alten Regeln, die den Mystikern in der atlantischen Periode anhand gegeben wurden, finden wir folgende Sätze:

«Der Jünger soll das Wesen seines Herrn der Liebe kennen. Siebenfach sind die Aspekte von Gottes Liebe; siebenfach die Farben des Einen, wenn er sich manifestiert; siebenfach ist das Werk, siebenfach sind die Energien und siebenfach ist der Weg zurück zum Zentrum des Friedens. Der Jünger soll leben in Liebe, und lieben im Leben.»

In jenen Vorzeiten trat kein Gedanke über den Zweck ins Denken der Menschen, da die damalige Rasse mental unentwickelt und eine solche Entwicklung noch nicht beabsichtigt war. Bei allen Vorbereitungen für Einweihungen wurde das Gewicht auf die Qualität der Erscheinung gelegt; der höchste Eingeweihte in jener Zeit war bemüht, nur die Qualität der Gottesliebe zu verkörpern. Der Plan war noch ein grosses Mysterium. Der kosmische und auch der individuelle Christus wurde erfühlt und erkannt, doch blieb sein Zweck oder Ziel unbekannt und ward nicht geoffenbart. Der «edle achtfache Pfad» war unbekannt und nur sieben Stufen wurden erschaut, die in den Tempel führen. Mit dem Erscheinen der arischen Rasse begann die Enthüllung des Zwecks und Planes. Der Zweck kann nur dann dunkel empfunden oder geahnt werden, wenn Qualität die Erscheinung zu beherrschen beginnt und das Bewusstsein den Impuls erhält, sich durch die Form zu bekunden.

Ich versuche auf verschiedene Art und Weise, mit Hilfe des symbolischen Gehaltes von Worten die Bedeutung der Seele verständlich zu machen. Die Seele ist also Gottes Sohn, ein Spross der Vermählung von Geist mit Materie. Die Seele ist ein Ausfluss des manasischen Prinzips, des Denkvermögens Gottes; Denk- und Erkenntnisvermögen sind beschreibende Worte, die das kosmische [41] Prinzip der Liebe, durchflutet von Gedanken, zum Ausdruck bringen, - eine Liebe, die vermittels der Denkkraft Erscheinungen ins Leben ruft und so zum Schöpfer der vielen Einzelformen und äusseren Erscheinungen wird. Die Seele bewirkt auch durch die Qualität der Liebe eine Verschmelzung von Form und Eigenschaft, von Erscheinung und Bewusstheit.

C. Die Seele ist ein Lichtwesen, das durch eine bestimmte Strahlvibration seine Tönung erhält (Worte haben hier ihre Grenze und können leicht verwirren); sie ist ein Zentrum schwingender Energie, das im Innern der Form für die Dauer der Wirksamkeit eines Strahles seinen Wohnsitz hat. Sie gehört zu einer der sieben Gruppen, die aus Millionen von Einzelwesen bestehen, die in ihrer Gesamtheit das Eine Gottesleben darstellen. Eben wegen ihrer Art oder Beschaffenheit ist die Seele in dreierlei Hinsicht bewusst: sie ist gottbewusst, gruppenbewusst und eigenbewusst. Dieses Eigenbewusstsein kommt während des körperlichen Daseins eines Menschen zum vollen Durchbruch; beim Gruppenbewusstsein besteht der menschliche Bewusstseinszustand weiter, aber es kommt dazu ein Gewahrwerden des - schrittweise entfalteten - eigenen Strahlenlebens. Diese Bewusstheit ist dann die der Liebe, der Qualität und des Geistes in ihren verschiedenen Wechselbeziehungen; es ist dies noch kein volles Gottesbewusstsein, sondern nur ein potentielles, das die Seele nach oben und aussen wachsen lässt, sobald die Phase des Eigenbewusstseins vollendet und Gruppenbewusstsein voll verstanden ist. Die Seele besitzt daher die folgenden Bewusstseinsbereiche:

o Bewusstsein über Gott und das Sonnensystem. Einheit.

Die Seele ooo.....o Bewusstsein über einen der sieben Strahlen, die ein Inbegriff göttlicher Qualität sind. Gruppen-Bewusstsein.

Der Aspirant o Eigen-Bewusstsein, das Wissen um die äussere Form. Wechselvolles Form-Leben.

Aspiranten, die ihrem Studium obliegen und sich für ein Leben des Dienens schulen, mögen den Status erreicht haben, der durch die gezogene Linie markiert ist. Wer sich dies innerlich vorstellen [42] kann, sollte diese Linie in rapider Bewegung sehen, wie ein Rad, das sich dreht, - als Symbol des Lebens, das einem schwingenden Rad vergleichbar ist.

Ich möchte wiederholen:

1. Die Seele ist Gottes Sohn, hervorgegangen aus der Vereinigung von Geist und Materie.

2. Die Seele ist ein Gefäss für bewusste Denkkraft, für das Bewusstsein von Gottes eigenen Gedanken, wenn man es so ausdrücken will.

3. Die Seele ist eine Energieeinheit, die mit einem der sieben Strahlenwesen übereinstimmend vibriert und von diesem besonderen Strahl ihr Licht erhält.

Die Persönlichkeit der Seele ist dazu bestimmt, Liebe zu verkörpern, die mit Intelligenz gepaart ist und jene «anziehenden» Formen zu schaffen, die solche Intelligenz und Liebe zum Ausdruck bringen können. Die Seele ihrerseits ist dazu bestimmt, Gottes Absicht und Willen zu erfüllen und diese verständig für das grosse Schöpfungswerk zu benutzen, das durch die Kraft schöpferischer Liebe hervorgebracht wurde.

Jeder Sohn Gottes kann sprechen: Ich bin geboren aus des Vaters Liebe zur Mutter, aus dem Verlangen des Lebens nach Form. Ich bringe daher die Liebe und magnetische Anziehungskraft der Gottesnatur sowie die Empfindungsfähigkeit dieser meiner formhaften Natur zum Ausdruck; ich bin also das Bewusstsein selber, das um die Gottheit und Lebenseinheit weiss.

Jede von Intelligenz erfüllte Lebenszelle kann sagen: Ich bin das Produkt eines intelligenten Willens, wirke durch intelligentes Tätigsein und schaffe eine Welt neuer Formen, die der Gottheit liebende Absichten offenbaren oder verhüllen.

Jede vibrierende Energieeinheit kann sagen: Ich bin ein Teil aus Gottes ganzer Fülle, die in siebenfacher Art die Liebe und das Leben der einen grossen Wirklichkeit zum Ausdruck bringt; ich trage den Stempel einer der sieben Eigenschaften aus dem Born göttlicher Liebe in mir und bin für die anderen Eigenschaften empfänglich.

Für die Zwecke unserer Abhandlung müssen wir die Tatsache [43] erfassen, dass die Welt der Erscheinungen ihre Energie aus der Welt der Qualitäten oder Werte erhält (und danach vibriert) und dass diese letztere Welt wiederum aus der Welt der Absicht und des Willens mit Energie gespeist wird.

Wie in der «Geheimlehre» und der Abhandlung über «Kosmisches Feuer» ausgeführt wurde, ruft das elektrische Feuer des Willens und das solare Feuer der Liebe zusammen mit dem Feuer durch Reibung die ganze Welt geschaffener und schaffender Formen hervor. Diese Feuerkräfte gehen nach dem Gesetz der magnetischen Anziehung der Liebe vor, einem zweckbetonten evolutionären Ziel zu, das für uns gegenwärtig unergründlich ist. Dieser Zweck bleibt deshalb unerforschlich, weil die «Erscheinung» Begrenzungen aufweist und so viele beseelte Formen noch nicht auf Qualität reagieren. Wenn der Mensch einmal über die illusorische Natur der Formenwelt und die verborgene Lebensqualität mehr weiss und erfasst hat, wird der Zweck, der hinter der Erscheinungen Flucht ruht, klar zu Tage treten. Schwache Anzeichen sind hierfür vorhanden. Man kann diese wachsende Erkenntnis in der modernen Tendenz sehen, über Pläne und Modelle, über Grundrisse und Formulierungen zu diskutieren sowie im Aufspüren historischer Entwicklungen in nationalen- und Rassenfragen, in Forschungen über den Menschen und seine Seele. Während wir lesen, nachdenken und das Gelesene mit Bedacht zu erfassen suchen, erscheinen die schwachen Umrisse des Planes; der volle Plan in seinen wirklichen Ausmassen kann jedoch erst dann erfasst werden, wenn der Mensch in seinem Bewusstsein alle seine Begrenzungen überschritten hat und befähigt ist, in das Bewusstsein unter- und übermenschlicher Regionen einzudringen. Der Gotteswille, der die treibende Kraft hinter den Schöpfungszwecken ist, kann in seiner Gänze erst dann begriffen werden, wenn der Mensch sogar den Bewusstseinsgrad des Übermenschen überschritten hat und in das Meer der Gottheit versunken ist.

Wille oder Lebensenergie sind synonyme (sinnverwandte) Worte, sie drücken etwas Abstraktes aus, das für sich existiert und mit einer wie immer gearteten körperlichen Erscheinungsform nichts zu tun hat. Der Wille-zum-Sein kommt von ausserhalb des Sonnensystems. Er ist identisch mit der alles durchdringenden göttlichen Energie, die mit einem Bruchteil ihrer Energie das Sonnensystem belebt und dennoch ausserhalb dieses Systems bleibt. Der Plan und der Zweck betreffen diese von dem Urleben ausstrahlenden Energien und bringen eine Dualität mit sich: - den Willen oder Lebensdrang, und [44] zweitens die anziehende magnetische Liebe, die das Resultat des Zusammenprallens der Willensenergie mit der (schon immer) in Schwingung befindlichen Muttersubstanz des Weltalls ist. Dies ist das Vorstadium, aus dem die Schöpfung von Formen hervorgeht; der Gotteswille, der seinen Kraftstrom in dem Ozean des Raumes und des Raumäthers (der Materie) spielen liess, schuf als erste Differenzierung die drei Hauptstrahlen, die in ihrem wechselseitigen Energieaustausch die vier kleineren Strahlen ins Leben riefen. Auf diese Weise manifestierten sich die sieben Emanationen, die sieben Kraftfelder und die sieben Strahlen. Sie sind die sieben Atemzüge des Schöpfers, seine sieben kardinalen Energien; sie bahnten sich einen Weg aus dem Kraftzentrum, das aus dem Anprall des Gotteswillens auf die göttliche Substanz zustande kam, und teilten sich in sieben Kraftströme. Ihr Einflussbereich bestimmte die Ausdehnung und das Tätigkeitsfeld eines Sonnensystems und «umriss» die Formgrenzen des inkarnierten kosmischen Christus. Jeder dieser sieben Ströme oder Energieemanationen war mit einer göttlichen Eigenschaft, einem Aspekt der Liebe imprägniert und sie alle sind für die letzte Vollendung des verborgenen und geheimgehaltenen Zweckes vonnöten.

Die Gottheit imprägnierte jenen Strom von Energieeinheiten, den wir den ersten Strahl, den des Willens oder der Macht nennen, mit ihrem Willen, und der Anprall dieses Strahles auf den Raumäther ist die Garantie dafür, dass in der Zukunft der mysteriöse Zweck der Schöpfung mit Gewissheit offenbar werden wird. Dieser Strahl ist von einer solchen dynamischen Wucht, dass er der Zerstörerstrahl genannt wird. Er ist z.Zt. noch nicht in Funktion. Er wird nicht eher zur vollen Wirkung kommen, als bis die Zeit für die ungefährdete Enthüllung des Zweckes gekommen ist. Nur wenige Ausläufer seiner Energie betätigen sich im Reich der Menschen; wie ich bereits erwähnt habe, befindet sich bis jetzt noch kein echter Menschentypus des ersten Strahles in Inkarnation. Die Wirkungskraft dieses Strahles ist hauptsächlich im Mineralreich zu finden, Radium birgt den Schlüssel zu seinem Geheimnis.

Im Pflanzenreich betätigt sich der zweite Strahl in [45] einer eigenartigen Weise, indem er unter anderem die magnetische Anziehungskraft der Blumen hervorbringt. Das Mysterium des zweiten Strahles ruht verborgen in dem Duft der Blumen. Duftstoffe und Radiumemanationen sind verwandte Phänomene; es sind Ausstrahlungen, die auf Grund der Einwirkung von Strahlen auf verschiedenartig materielle Substanz zutage treten. Der dritte Strahl steht in seiner Weise dem Tierreich nahe; er bewirkt das kluge Verhalten, das wir bei Haustieren höherer Ordnung beobachten können. Was wir als Radioaktivität und Blumenduft im Mineral- und Pflanzenreich antreffen, tritt im Tierreich als treue Ergebenheit in Erscheinung, die im Zusammenleben des Menschen mit Haustieren so charakteristisch ist. Menschen, die in ihrem Leben Anhänglichkeit an Personen zeigen, würden ihre Ergebenheit schneller veredeln und auf die höhere Stufe der Liebe zu Prinzipien bringen, wenn sie sich klarmachen würden, dass sie nur die Treue eines Tieres zur Schau tragen.

Die Wunschgedanken der Gottheit kommen in dem zweiten Strahl, - dem der Liebe und Weisheit -, zum Durchbruch. Verlangen ist ein Wort, das herabgewürdigt wurde zur Erklärung der Sucht, sich nach materiellen Werten oder Vergnügungen zu sehnen, welche die Sinne befriedigen. Es wird zur Erklärung jener Umstände herangezogen, die das niedere Selbst befriedigen; letzten Endes aber ist Verlangen im Kern identisch mit Liebe. Verlangen ist die Kraft der Anziehung, die Fähigkeit, das, was man liebt, an sich und in seinen Bann zu ziehen. Verlangen ist das Band, das eint und ist jenes Prinzip magnetischen Zusammenhaltens, das aller Schöpfung zugrunde liegt und das all die Formen ins Licht des Daseins ruft, durch die ein Verlangen befriedigt werden kann.

Dieser zweite Strahl ist vorzüglich der Strahl des angewandten Bewusstseins, der all die vielen Formen schafft und weiterbildet, die sich im ganzen Universum vorfinden. Diese Formen sind im wesentlichen Instrumente zur Entfaltung von Empfindung und Bewusstsein; sie sind empfindende Mechanismus, die auf ihre Umgebung [46] reagieren. Das trifft für alle Formen zu, vom Kristall bis zum Sonnensystem. Sie wurden geschaffen, um Verlangen zu befriedigen und als Kontaktmittel zu dienen, so dass Befriedigung auf immer höheren Stufen gesichert ist. In der menschlichen Familie ruft diese gegenseitige Beziehung von Leben (das Befriedigung erheischt) und Form (dem Schauplatz der Erfahrungen) ein Bewusstsein wach, das statt zur Sehnsucht nach Formen zur Liebe für das Ungeformte hinstrebt, sich weise den Erfahrungen anpasst und bemüht, Verlangen in Liebe umzuwandeln. Daher ist dieser Strahl ganz besonders der Doppelstrahl des Sonnenlogos selber, ein Strahl, der alle geschaffenen Formen imprägniert, die Bewusstseinszellen in allen Formen der Naturreiche lenkt und Bewusstseinsvorgänge überall dort kontrolliert, wo Entwicklung im Gang ist. Er treibt die Lebensimpulse durch alle Spielarten von Formen in dem sehnsuchtsvollen Drang, ein inneres Verlangen zu befriedigen, bis ein Zustand von Wonne und Seligkeit erreicht ist. Dieser Drang und Ansporn im Verein mit der Wechselwirkung der Gegensatzpaare rief die mannigfachen bewussten Reaktionen auf gesammelte, wechselvolle Erfahrung hervor, die wir in ihren Hauptstadien als menschliches und tierisches Bewusstsein klassifizieren und mit ähnlichen Ausdrücken benennen.

Dieser zweite Strahl ist der Strahl der Gottheit selber, der von den charakteristischen Aspekten des Verlangens oder der Liebe erfüllt ist. Diese Aspekte rufen alle sich manifestierenden Erscheinungen hervor, - alle Formen, belebt durch die Lebensessenz, welche die Qualität bestimmt. Der Vater, als Geist oder Leben bezeichnet, tätigt einen Willensakt, um sein Verlangen zu befriedigen. Die Mutter, als Repräsentantin der Materie, fühlt sich angezogen von dem Vater und erfüllt sein Verlangen. Ihre gegenseitigen Beziehungen veranlassen das Schöpfungswerk und so wird der Sohn geboren. Er trägt als Erbe vom Vater dasselbe Sehnen nach Wünschen und nach Liebe in sich und von der Mutter die Lust und Vorliebe, aus Geist und Leben Formen zu schaffen. Dies ist eine symbolische Erklärung der Erschaffung der Formwelten, ein Prozess, der durch die Gesetze der Evolution ständig weitergeht, um das geistige Verlangen zu befriedigen. Wir sehen daher in den zwei grossen Strahlen [47] des Willens und der Liebe die beiden Haupteigenschaften Gottes am Werk, die unsichtbar hinter all den Myriaden von Formen wirken. Im Lauf von Äonen werden diese beiden Energien in allen Erscheinungen vorherrschen und die geschaffene Welt auf das Ziel hinlenken, die göttliche Natur in hellstem Licht zu offenbaren. Das trifft auf Götter wie auf Menschen zu.

In der gleichen Weise, wie der Vater dem Sohn seine göttlichen Eigenschaften des Willens und der Liebe vermacht, so beschenkt auch die Mutter den Sohn. Das ursprüngliche Vater-Mutter-Erbe wird vermehrt, und die mitgegebenen Qualitäten werden durch eine weitere Eigenschaft verstärkt, die in der Materie selbst ruht, die Qualität oder der Strahl der aktiven Intelligenz. Diese ist die dritte göttliche Eigenschaft und vervollständigt, wenn ich so sagen darf, die Ausstattung der Formen, die auf der Lebensbühne erscheinen; sie macht die ganze Schöpfung empfänglich und geneigt sowohl für ein verstandesmässiges Erfassen des wahren Zieles - des Verlangens - als auch für die intelligent angewandte Technik der Formbildung, um Gottes Schöpfungszweck zu offenbaren. Der Erkennende (der wissende Mensch) ist der Hüter dieser tiefen Weisheit, die ihn instand setzt, Gott in seinem Plan zu unterstützen und seinem Willen zur vollen Auswirkung zu verhelfen. Das Feld des Erkennens oder Wissens ist so beschaffen, dass es auf die langsam hervorbrechende Willensenergie mit seinen Schwingungen intelligent reagiert. Wissen (Erkennen) selbst kennt seine eigenen Ziele und arbeitet auf diese Ziele hin durch Experimente, Wahrscheinlichkeitsformeln, Erfahrungen, Aufwerfen von Fragen und Aufgehen in Einzelheiten, so dass sich schliesslich Endergebnisse zeigen. Worte, wie sie hier gebraucht werden, sind Symbole für Ganzheitsfragen, die kosmisches Geschehen in einer kurzen, aber konstruktiven Wortwahl ausdrücken wollen.

So bringen die drei Strahlen des Willens, der Liebe und der Intelligenz die Formwelt zustande, beschenken sie mit Eigenschaften und stellen durch das Lebensprinzip - das Band, das sie alle verbindet - ein weiteres Wachsen sicher, bis die Zeit erscheint, da der Gotteswille sich als Macht erwiesen hat, das Ersehnte an sich gezogen, die Erfahrungen einer stufenmässig sich steigernden Befriedigung mit Weisheit ausgewertet und den Gewinn an Erfahrungen für die Schaffung verfeinerter, schönerer und ausdrucksvollerer Formen nutzbar gemacht hat, die tiefer und vollständiger die Qualität des Lebens offenbaren.

Jeder der [48] drei Strahlen besitzt in Zeit und Raum eine doppelte Natur, obwohl nur der zweite Strahl, vom Standpunkt letzter Abstraktion gesehen, wirklich zweifach ist. In ihrer zeitweiligen Doppelnatur kann man bei allen dreien das Wechselspiel beobachten, das wir Ursache und Wirkung nennen.

Erster Strahl: Wille, als Kraftstrom betätigt, tritt als Macht in Erscheinung.

Zweiter Strahl: Liebe, bringt in ihrer magnetischen Natur Weisheit hervor.

Dritter Strahl: Intelligenz, gebunden und schlummernd in Substanz, hat Tätigkeit zur Folge.

Das Resultat aus der Wechselwirkung dieser drei Hauptstrahlen ist in der Tätigkeit der vier kleineren Strahlen ersichtlich. In der «Geheimlehre» ist die Rede von den Herren des Wissens und der Liebe, und wir finden dort auch die Herren der «unaufhörlichen Hingabe» erwähnt. Um die mystische Bedeutung dieser Namen besser zu verstehen, mag erwähnt werden, dass der beständige dynamische Wille des Logos durch die Herren der unaufhörlichen Hingabe zum Ausdruck kommt. Mit «Hingabe» ist hier nicht jene Eigenschaft gemeint, deren ich an früherer Stelle dieses Buches Erwähnung tat; es ist vielmehr der Wille Gottes gemeint, der dauernd auf ein bestimmtes Ziel gerichtet ist, ein Wille, wie er sich in dem Herrn des ersten Strahles personifiziert. Die Herren der Liebe und des Wissens sind die zwei grossen Wesen, welche die Aspekte der zwei grösseren Strahlen, diejenigen der Liebe-Weisheit und der schöpferischen Intelligenz verkörpern und beseelen. Die drei Hauptaspekte stellen den Inbegriff aller Erscheinungsformen dar, sie verleihen alle Qualitäten und sind die Lebensemanationen, die hinter den substantiellen Manifestationen wirken. Sie haben in der menschlichen Familie ihre Parallele in der dreigeteilten Struktur des Menschen, in der Persönlichkeit, Seele und Monade. Die Monade ist treibender Wille oder Zielstrebigkeit, aber ihr Geheimnis wird erst nach der dritten Einweihung enthüllt. Die Monade ist Leben an sich; sie ist die Kraft, die den Fortbestand des Seins verewigt, eine Existenz, die in beharrlicher, nie endender Hingabe (Devotion) das klar erschaute Ziel verfolgt, das sie sich gesteckt hat. Die Seele ist eine Wesenheit der Liebe und Weisheit und die Persönlichkeit [49] eine Wesenheit des Wissens und intelligenter Tätigkeit. Die gegebenen Erklärungen gelten für ein bereits erreichtes Ziel; sie treffen für den gegenwärtigen Entwicklungsstand nicht zu, da wir noch nicht in einer End- sondern in einer Zwischenperiode leben. Keiner der drei Kraftpole des Menschen ist heute in voller Entfaltung, sie werden es jedoch alle eines Tages sein. Kein Mensch betätigt sich schon als vollkommener Meister der Liebe, aber viele haben das Ideal vor Augen und suchen es immer mehr zu verwirklichen. Bis jetzt ist noch niemand ein Herr des unaufhörlichen Willens, niemand kann den Plan der Monade klar erkennen oder das grosse Ziel klar erschauen, dem wir alle zustreben. Eines Tages wird es jedoch so weit kommen, denn jeder Mensch besteht der Anlage nach aus diesen drei Kraftpolen, und einstens wird die Erscheinungsform (die wir die Persönlichkeit nennen), welche die Wahrheit entstellt und uns vorenthält, die Eigenschaften Gottes voll offenbaren. Wenn diese Zeit da ist, wird der Schöpfungszweck, den alle Kreatur erfahren möchte, als wache Vision aufflammen. Dann werden wir erfahren, was die Worte «Wonne und Seligkeit» bedeuten, und wir werden den Bibelspruch begreifen, warum die Morgensterne zusammen ein Loblied anstimmten. Freude ist der starke Grundakkord unseres derzeitigen Sonnensystems.

Von den sieben Grundstrahlen verkörpert einer das Prinzip der Harmonie; es ist der vierte Strahl, der allen Formen das gibt, was Schönheit bewirkt, und er sucht alle Auswirkungen, die aus der Welt der Ursachen - dem Reich der drei grossen Strahlen - hervorquellen, in harmonische Ordnung zu bringen. Dieser Strahl der Schönheit, Kunst und Harmonie ist der Erwecker jener Qualität, die «Organisation durch Form» schafft. Im Grunde genommen ist er der Strahl mathematischer Exaktheit und nicht, wie manche denken, der Strahl des Künstlers. Künstler werden unter allen Strahleneinflüssen angetroffen, genau so, wie der Ingenieur, der Arzt, der Architekt und der Musiker. Ich möchte dies klarstellen der vielen Missverständnisse wegen, die in Umlauf sind.

Jeder der grossen Strahlen vermittelt der Menschheit auf seine Art eine Wahrheit, die ein einzigartiger Beitrag ist. Durch ein System, eine Technik, die von der spezifischen Strahlenqualität überschattet ist, wird der Mensch in einer einzigdastehenden Art und Weise höherentwickelt. Ich möchte die Abarten dieses Unterrichts [50] von Gruppen kurz erläutern:

Erster Strahl: obere Klasse: Wissenschaft der Staatsführung und Verwaltungswissenschaft.

untere Klasse: moderne Diplomatie und Politik.

Zweiter Strahl obere Klasse: Kurse über Initiation, geleitet von den Meistern der Hierarchie.

untere Klasse: Religion.

Dritter Strahl obere Klasse: Mitteilungs- und Verbindungswesen: Radio, Telefon, Telegraf und Reisemöglichkeiten.

untere Klasse: Gebrauch und Nutzniessung von Geld und Gold.

Vierter Strahl obere Klasse: Freimaurertätigkeit nach dem Vorbild der Hierarchie, im Zusammenhang mit dem 2. Strahl.

untere Klasse: architektonische Bauten. Moderne Städteplanung.

Fünfter Strahl obere Klasse: Die Wissenschaft von der Seele. Esoterische Psychologie.

untere Klasse: modernes Erziehungswesen und Geisteswissenschaften.

Sechster Strahl obere Klasse: Das Christentum und seine Abarten. (Beachte die Beziehung zum 2. Strahl).

untere Klasse: Kirchen und religiöse Organisationen.

Siebenter Strahl obere Klasse: alle Arten weisser Magie.

untere Klasse: Spiritismus und spiritistische «Erscheinungen» (Phänomene).

Der vierte Strahl ist im wesentlichen der Verfeinerer, der Bewirker von Vollendung innerhalb der Form und der Haupthandhaber der Energien Gottes, der fürwahr den Tempel des Herrn, in dem das Licht «wohnt», in seiner wahren tatsächlichen Beschaffenheit sichtbar macht. So wird denn die Shekina, wo Gott in dem verborgenen Platz des Tempels wohnt, in vollem Strahlenglanz [51] erscheinen. Darauf zielt ja das Werk der sieben Baumeister ab. Der vierte Strahl betätigt sich in erster Linie auf der ersten der formlosen Ebenen, (wenn man von unten nach oben zählt), sein wahrer Zweck kann erst sichtbar werden, wenn die Seele erwacht ist und wenn das Bewusstsein die Erkenntnisse entsprechend wahrnehmen und festhalten kann. Die Ebenen oder Sphären, auf denen sich die Strahlen bei ihrer Betätigung manifestieren, werden in zahlenmässiger Reihenfolge beeinflusst:

Strahl I: Wille oder Macht                                             Ebene der Gottheit.

Strahl II: Liebe-Weisheit                                                 Ebene der Monade. 

Strahl III: Aktive Intelligenz                                            Ebene des Geistes, Atma.

Strahl IV: Harmonie                                                        Ebene der Intuition.

Strahl V: Konkretes Wissen                                            Mentale Ebene.

Strahl VI: Devotion, Idealismus                                      Astrale Ebene.

Strahl VII: Ordnung durch Zeremoniell                         Physische Ebene.

Der fünfte Strahl betätigt sich auf der Ebene, die für die Menschheit grösste Bedeutung hat, nämlich auf der Ebene der Seele und der Ober- und Unterstufe der Denktätigkeit. In diesem Strahl ist das Prinzip des Wissens verkörpert und wegen dieser Eigenschaft und der engen Beziehung zum dritten Strahl der aktiven Intelligenz ist er vielleicht der wesentlichste für den Menschen, ganz besonders in unserer gegenwärtigen Zeit. Dieser Strahl, der auch in den Tagen von Lemuria aktiv war, bewirkt Individuation (Menschwerdung als Einzelwesen) und das bedeutet buchstäblich die Verlagerung des sich entwickelnden göttlichen Lebens auf eine neue, höhere Bewusstseinsebene. Dieses Emporgehobenwerden in eine höhere Bewusstseins-Sphäre neigt und führt anfangs zu Trennung und Eigenwillen.

Der fünfte Strahl ist der Schöpfer der Wissenschaft. Wissenschaft auf ihrem höchsten Gipfel ist derzeit eine seltene Erscheinung. Wenn Wissenschaft die verschiedenen Aspekte göttlicher Manifestierung, die wir die Welt der Naturphänomene nennen, untersucht, so liegt etwas Trennendes in ihren Methoden. Doch Wissenschaft als solche ist eigentlich nicht separatistisch, denn unter den verschiedenen Disziplinen gibt es nur wenig Streit und unter ihren Vertretern nur wenig Konkurrenzneid. Hierin unterscheiden sich die Forscher auf wissenschaftlichem Gebiet grundsätzlich von denen im religiösen Bereich. Der Grund hierfür liegt darin, dass der wahre Wissenschaftler eine ausgeglichene Persönlichkeit ist und daher auf mentalen Ebenen, nahe der Seele arbeitet. Wenn die Persönlichkeit im Vordergrund steht, tritt die untere Region des Denkvermögens [52] in ihre Rechte, wenn jemand jedoch in Nachbarschaft der Seele lebt (wenn solch ein symbolischer Vergleich passend erscheint), hört alle separatistische Einstellung auf. Der religiös gesinnte Mensch befindet sich mitten in der astralen Gefühlswelt und wirkt daher in einer mehr oder weniger separatistischen Art und Weise, was in diesem Fischezeitalter, das nun zur Neige geht, ausgesprochen der Fall ist. Wenn ich vom religiösen Menschen spreche, so meine ich den Mystiker und mystischen Seher, der wonnevolle Visionen gefühlsmässig empfindet. Ich denke hier also nicht an Jünger oder Eingeweihte, denn diese besitzen ausser der mystischen Schau auch eine geschulte mentale Fassungskraft.

Der sechste Strahl der Devotion trägt das Prinzip bewussten Erkennens der Wahrheit in sich. Ich meine hiermit die Fähigkeit, die ideale Wirklichkeit zu sehen, die hinter dem Formbild verborgen ruht; hierzu ist ein konzentriertes Aufbringen von innerem Sehnen und kraftvollen Gedanken erforderlich, um eine Ausdrucksform jener geahnten Wirklichkeit zu schaffen. Viele Formulierungen von Ideen, welche die Menschen tief beeindruckt und zu Tätigkeiten angespornt haben, sind dem Einfluss dieses Strahles zuzuschreiben, und er ist verantwortlich, dass so viel Gewicht auf äussere Erscheinungsformen gelegt wurde, hinter denen, verschleiert und verhüllt, die wahre Wirklichkeit lebt. Dieser Strahl ist es in erster Linie, der - bei seinem Kommen und Gehen im zyklischen Geschehen - das Unterscheidungsvermögen für Erscheinung und Qualität vertieft hat; diese Lektion der Differenzierung zwischen scheinbarer und wirklicher Welt wird auf der astralen Ebene erteilt. Es ist daher ersichtlich, wie kompliziert dieses Thema ist und welch' heftige Gefühlsmomente darin verwickelt sind.

Der siebte Strahl der zeremoniellen oder magischen Ordnung besitzt eine seltsame Eigenschaft, die das hervorstechende Merkmal jenes Wesens ist, das diesen Strahl beseelt. Es handelt sich um eine Eigenschaft oder ein Prinzip, das die innere Wahrheit mit der äusseren sichtbaren Form, dem physischen Körper, in Übereinstimmung bringt. Diese Tätigkeit spielt sich hauptsächlich auf ätherischen Ebenen ab und hierzu wird physikalische Energie herangezogen und benützt. Das ist echtes magisches Wirken. Ich möchte hier einflechten, dass wir eine höchst bemerkenswerte Zeitperiode erleben werden, voller Enthüllungen und Erleuchtungen, wenn der vierte und siebte Strahl zusammen in Aktion treten werden. Von dieser Zeit sagt der Spruch, dass dann «der Tempel des Herrn neuen [53] Glanz bekommen wird und die Erbauer sich zusammen darüber freuen werden.» Das wird - im spirituellen Sinne - der Höhepunkt freimaurerischer Tätigkeit sein. Das verlorene Wort wird dann wiedergefunden und vor aller Welt neu ausgesprochen werden, und der Meister wird sich aufmachen und unter seinen Bauleuten wandeln, in der Fülle des Glanzes und der Glorie, die aus dem Osten kommt.

Die Vergeistigung von Formen mag als das Hauptprogramm des siebten Strahles angesehen werden und eben dieses Prinzip der Verschmelzung, der harmonischen Angleichung und Übereinstimmung wirkt sich auf ätherischem Grund aus, so oft eine Seele zur Inkarnation kommt und ein Kind auf Erden geboren wird.

D. Die Seele ist das Prinzip der Empfindung, das allen Geschöpfen der Aussenwelt eigen ist und alle Formen durchdringt und sie macht das Bewusstsein Gottes selber aus. Solange die Seele in Substanz eingebettet ist, besitzt sie einfach generelle Empfindung; doch während ihres evolutionären Aufstiegs schafft sie etwas Neues, nämlich die Eigenschaft und Fähigkeit, auf Vibrationen der Umwelt zu reagieren. Das ist die Kategorie von Seele, die man in allen niederen Naturreichen findet.

Wenn die Seele zum Empfindungs- und Reaktionsvermögen noch die Fähigkeit des Eigenbewusstseins, losgelöst vom Einfluss äusserer Faktoren, hinzuerwirbt, dann tritt jenes Geschöpf zu Tage, das sich als ein Selbst erkennt; wir nennen es ein menschliches Wesen.

Wenn die Seele ausser den genannten Qualitäten auch noch das Gruppenbewusstsein entwickelt, dann erkennt sie die Übereinstimmung oder Verbundenheit mit einer Gruppe, die sich unter einem bestimmten Strahleneinfluss betätigt und damit tritt der Jünger, der Eingeweihte und der Meister zu Tage.

Wenn die Seele überdies noch das Bewusstsein eines alles umfassenden göttlichen Zweckes (des «Planes») erlangt, dann haben wir jenen Seins- und Wissenszustand, der allen Wesen eigen ist, die sich auf dem Pfad der Einweihung befinden; das betrifft die Rangordnung der höheren Lebenseinheiten, angefangen vom Jünger höheren Grades bis zum planetarischen Logos selber. Man vergesse jedoch nicht, dass, selbst wenn wir so viele Unterscheidungen machen und Unterschiede beschreiben, es doch nur die eine Seele ist, die sich durch Ausdrucksmittel von verschiedener [54] Leistungsfähigkeit, von abgestufter Verfeinerung und grösserer oder geringerer Begrenzung am Werk zeigt, in dem gleichen Sinne, wie der Mensch eine einzige Identität ist, die sich einmal durch den physischen Körper, ein anderes Mal durch den Gefühlskörper und wieder ein anderes Mal durch den mentalen Körper betätigt, ja sich gelegentlich als das Selbst erkennt, - ein seltenes und ungewöhnliches Ereignis für die Mehrzahl der heutigen Menschen.

Jede in Manifestation befindliche Form tut zweierlei:

1. Sie eignet sich so viel von der Natur der Weltseele an oder lässt sich von ihr durchdringen, als es ihre Aufnahmefähigkeit erlaubt. Jedes Atom der Materie, jedes Molekül einer Zelle hat seine eigene Seele, gradmässig verschieden von einem Tier; und ein Tier hat wiederum einen anderen Grad von Seele, verschieden z.B. von der eines Meisters und so geht die Stufenleiter weiter, nach oben und unten.

2. Aus der Wechselwirkung zwischen der Seele im Inneren einerseits und der äusseren Form andererseits ergeben sich zwei Folgen:

a. Empfindungsfähigkeit und Qualität äussern sich je nach dem Körpertypus und dessen erreichter Evolutionsstufe.

b. Die alles durchdringende Seele treibt den Körper und seine Ausdrucksmittel zu Tätigkeiten an und zwingt ihn zum Fortschritt; so tut sich für die Seele ein grosses Erfahrungsfeld auf und dem Körper wird ein Tor zu den höheren Impulsen der Seele geöffnet. Hierdurch wird die Schule der Erfahrungen bereichert, und die Seele kann die Technik, Kontakte zu schaffen, völlig meistern, was ihr angestrebtes Ziel im Rahmen einer individuellen Form ist.

Von diesem Standpunkt aus gesehen ist die Seele ein Aspekt des Körpers, denn sie lebt in jedem Einzelatom in den Körpern aller Naturreiche. Die subtile, zusammenhängende Seele, die aus der Verbindung von Geist und Materie stammt, existiert als Wesenheit auch unabhängig von der Struktur des Körpers und bildet (wenn vom Zellaggregat losgelöst, den ätherischen Körper, auch Duplikat oder Gegenstück des physischen Körpers genannt. Der ätherische Körper ist also die Summe der Atomseelen, die den physischen Körper ausmachen. Er ist die Form im wahren Umriss; er stellt das Prinzip der Kohäsion dar, das in jeder Form waltet.

In der Beziehung zum Menschen ist die Seele das manasische [55] Denkprinzip in seinen zwei Abarten oder anders ausgedrückt: Das Denkvermögen, das sich in zwei Richtungen betätigt. Wenn der menschliche Körper genügend verfeinert und entwickelt ist, werden diese beiden Denkweisen wahrgenommen und bilden einen Teil der menschlichen Fähigkeiten:

1. Das niedere konkrete Denkvermögen, der mentale Körper, die «Chitta» oder der Gedankenstoff.

2. Das höhere spirituelle oder abstrakte Denkvermögen.

Diese beiden Seelenaspekte, zwei grundlegende Qualitäten der Seele, bringen das Menschenreich ins Dasein und befähigen den Menschen, sowohl mit den unteren Naturreichen als auch mit den höheren spirituellen Regionen in Verbindung zu treten. Der erstgenannte Aspekt, die Qualität der konkreten Denkkraft, besteht der Anlage nach in jedem Atom und in jeder Form aller Naturreiche. Er ist ein Teil der Eigennatur jedes Körpers, gehört zu ihm und ist als entwicklungsfähige Anlage in der ganzen Natur vorgesehen; er ist die Grundlage der Bruderschaft, die Basis für absolute Einheit, für universellen Zusammenschluss und für den Zusammenhang der ganzen Gottesschöpfung. Der andere, höhere Aspekt ist das Prinzip des Wissens um das eigene Selbst; wenn dieses Prinzip zusammen mit dem unteren Aspekt in Aktion tritt, dann resultiert hieraus das menschliche Eigenbewusstsein. Wenn die Kräfte des unteren Aspektes die Erscheinungsform in den niederen Naturreichen erfüllt und durchdrungen haben und wenn sie diese Formen und deren Empfindungsfähigkeit durch ihre Einwirkung derart verbessert haben, dass grössere Verfeinerung und stärkere Empfindung die Folge sind, dann wird die Schwingung so wirkungsvoll, dass höhere Kräfte angezogen werden und eine Verschmelzung, ein Einswerden erfolgt. Dies ist ein ähnlicher Vorgang wie bei der ersten Vereinigung von Geist und Materie, welche die Welten ins Dasein rief, nur spielt sich hier die Wiederholung auf einer höheren Stufe ab. So kommt die menschliche Seele ins Leben und kann ihre lange Laufbahn beginnen. Sie ist nun ein abgesondertes oder Einzelwesen.

Man gebraucht das Wort «Seele» auch als Zusammenfassung der dreigeteilten Natur unserer psychischen Konstitution - des vitalen, ätherischen Körpers, des Trägers für Gefühle und der Gedankenbaustoffe. Doch sobald das menschliche Stadium erreicht ist, ist sie noch mehr. Dann ist «Seele» eine spirituelle Wesenheit, ein [56] physisches Geschöpf mit Bewusstsein, ein Gottessohn, der Leben, Qualität und Erscheinung sein eigen nennt, eine einzigartige Manifestierung - in Zeit und Raum - der drei Abarten der Seele, wie wir sie gerade skizziert haben:

1. Die Seele aller Atome, aus denen die materielle Erscheinungsform besteht.

A1
A2
A3
A4??