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I. Der zunehmende Einfluss der Seele - Teil 3

1. Aneignung der physischen Körperhülle.

Diese erfolgt zwischen dem vierten und siebten Jahr, wenn die Seele, die bisher den Menschen überschattete, von dem physischen Träger Besitz ergreift.

2. Eine Krise tritt im Jünglingsalter ein, wenn [53] die Seele sich den Astralkörper aneignet. Diese Krise wird von der grossen Masse nicht erkannt; sie wird vom Durchschnittspsychologen auf Grund vorübergehender Abweichungen von der Norm nur dunkel erahnt. Die Psychologen erkennen nicht die Ursache, sondern nur die Wirkungen.

3. Eine ähnliche Krise tritt zwischen dem einundzwanzigsten und fünfundzwanzigsten Jahr auf, wenn der mentale Körper angeeignet wird. Zu dieser Zeit sollte der Mensch auf den Einfluss des Ego zu reagieren beginnen, was im Fall eines fortgeschrittenen Menschen auch häufig der Fall ist.

4. Zwischen dem fünfunddreissigsten und zweiundvierzigsten Jahr entsteht eine Krise, in der ein bewusster Kontakt mit der Seele hergestellt wird; die dreifache Persönlichkeit beginnt dann als eine Einheit auf den Seelenimpuls zu reagieren.

5. In den restlichen Lebensjahren sollte eine immer stärker werdende Verbundenheit zwischen der Seele und ihren Trägern zustande kommen, die zu einer weiteren Krise zwischen dem sechsundfünfzigsten und dreiundsechzigsten Lebensjahr führt. Vom Ausgang dieser Krise hängt es ab, ob der betreffende Mensch auch in den weiteren Jahren noch von Nutzen sein könnte, ob also das Ego die Träger bis ins hohe Alter weiter benützen oder ob die im Innern wohnende Wesenheit sich allmählich zurückziehen wird.

Es gibt eine grosse Zahl analoger Krisenzyklen in der äonenlangen Lebensgeschichte jeder Seele, aber diese fünf Hauptkrisen können vom Standpunkt höherer Schau deutlich verfolgt werden.

Eine der Methoden, um die Lebensgeschichte der Seele in den Archiven der Meister aufzuzeichnen, besteht (solange das derzeitige Experiment auf diesem Planeten andauert) in einer graphischen Darstellung, aus der diese Krisen - sowohl für die Rassen als für Einzelmenschen - ersichtlich sind. Manchmal, z.B. bei fortgeschrittenen Aspiranten, werden sogar wichtige physiologische Krisen in der Urkunde vermerkt. Welcher Grad von Verbundenheit zwischen einer Seele und ihren verschiedenen Trägern in den drei Welten besteht, ist eine Frage der verschiedenen Energiearten, die in magnetischer [54] Beziehung zueinander stehen und zeitweilig den verschiedenen Kraftaspekten untergeordnet werden, um jene magnetischen Felder zu schaffen, in denen die benötigten Schwingungsfrequenzen hervorgerufen werden können. Vom Gesichtspunkt derer, die in die zeitlose Weisheit eingeweiht sind, ist die Geschichte des Menschen - des Aspiranten - ein Bericht darüber, ob er auf herangezogene Energien reagiert oder sie zurückgewiesen hat. Die Tatsache, dass aus dem Wechselwirken der verschiedenen Energiearten jene Anhäufungen oder Kraft-Verdichtungen resultieren, die wir Körper, Hüllen oder Träger (materielle oder immaterielle) nennen, ist nur eine Nebenerscheinung des Hauptproblems, - der Entwicklung eines bewussten Reagierens auf Gottes Leben.

Verhältnismässig kleine Energie-Einheiten werden in grosse Kraftfelder, die wir Ebenen nennen, hineingeschleudert. Je nachdem, wie stark der Zusammenprall ist, fällt die Reaktion zwischen Energieeinheit und dem berührten Kraftfeld aus, und dementsprechend sind auch Qualität und Schwingungs-Frequenz der materiellen Atome, die angezogen und zusammengehalten werden. Das Ausmass des Anpralls hängt - symbolisch gesprochen - von der Stärke des Urheberwillens, vom sogenannten Alter der Seele, von der Wirkungskraft der Gruppentätigkeit und vom Karma des Planeten oder einer Gruppe ab. Die Atome schliessen sich auf diese Weise zu einer Form zusammen, die nur von begrenzter Dauer ist; sie ist ein äusserlich sicht- und verhältnismässig greifbares Gebilde, ein Instrument oder Medium, durch das die Seele mit grösseren Formen göttlichen Lebens und Ausdrucks in Berührung kommen kann. Je komplizierter die Form organisiert, und je vielseitiger und vollkommener der Resonanzapparat ist, um so deutlicher tritt das Alter der Seele und ihre vervollkommnete Zielstrebigkeit oder Willenskraft zutage, umso freier ist sie von den karmischen Begrenzungen eines unentwickelten Trägers.

Ein eingehendes Studium dieses Gegenstandes ist hier nicht möglich. Die Aneignung solcher Energieeinheiten seitens einer Seele, die ihren Körper [55] oder ihre Hüllen bilden, der Übergang von einer Ebene zur anderen und von einem Bewusstseinszustand zum anderen verlangt ein so tiefgründiges und kompliziertes Studium, dass nur Eingeweihte, die durch ihre Entwicklung entsprechend ausgestattet sind und deren Interesse sie zwingt, am Karmagesetz mitzuwirken (das in Zeit und Raum mit «Substanz und Kraft» identisch ist), die Vielfältigkeit dieses Themas ohne Schwierigkeit erfassen können.

Zwei Worte wurden in der heutigen Psychologie geprägt, die eine Beziehung zu diesem schwerverständlichen Gesetz haben; sie charakterisieren zwei fundamentale Ideen, mit denen geschulte Eingeweihte arbeiten. Das sind die Ideen: «Vorbilder» und «Prägung», mit ausgesprochen okkulten Folgerungen. Diejenigen, die sich mit esoterischen Fragen dieser Art befassen, ziehen in erster Linie Vorbilder heran, die allen Tätigkeiten der Weltseele und der individuellen Seelen zugrunde liegen. Man vergesse nicht, dass der Ausdruck «individuelle Seelen» nur ein beschränkender Begriff ist, den unser Verstand in seiner Absonderungstendenz gebraucht, um die verschiedenen Aspekte der einen Wirklichkeit anzudeuten.

Vorbilder sind letzten Endes nur jene Energietypen, die darum kämpfen, sich in eine materielle Ausdrucksform umzuwandeln, und denen es schliesslich gelingt, die mehr oberflächlichen und augenfälligen Energien (die sich während des Manifestationsprozesses ihren Weg zur Oberfläche gebahnt haben) ihrem neu auferlegten Rhythmus unterzuordnen. Auf diese Weise bringen diese Vorbilder veränderte Typen, neue Formen und verschiedene Merkmale, Grundtöne und äussere Erscheinungen hervor. Sie sind buchstäblich die göttlichen Ideen, die aus dem inneren Gruppenbewusstsein hervorquellen und jene mentalen Formen annehmen, die der Verstand und das Gehirn des Menschen im Lauf irgendeiner Epoche verstehen und sich aneignen kann. Man könnte daher sagen, dass diese Vorbilder oder fundamentalen Ideen, die Gestalt und Form annehmen, um den «Weg des Menschen auf Erden» (wie es esoterisch genannt wird) zu überwachen und zu gestalten, die hier genannte Qualitätsprägung bewirken. Sonderbarerweise ist es aber nicht so. Esoterisch gedacht, hat die qualifizierende Prägung (richtig verstanden) mit der Reaktion der Materie oder Substanz zu tun, mit welcher der Materie eigenen und in ihr selbst schlummernden Reaktionsfähigkeit auf die [56] Vorbilder. Man könnte daher sagen, dass das Vorbild die Aktion oder Reaktion erweckt und wachruft, dass aber die darauffolgende Prägung (eines Zustandes oder einer Eigenart) von der Qualität des Reaktionsapparates bestimmt wird. Diese spezifische Qualität ist der Substanz als solcher eigen, und das Wechselspiel zwischen Vorbild und prägender Materie lässt den besonderen Hüllentypus entstehen, den die Seele sich in Zeit und Raum aneignet, um damit zu experimentieren und Erfahrungen zu sammeln. Wenn man dieses Thema durchdenkt und die sich ergebenden Folgerungen erwägt, wird es klarer werden, dass in dem Mass, wie ein Mensch in seiner Entwicklung fortschreitet und an die Stufe der Eingeweihten herankommt, das Umprägen der angeborenen, von Natur aus gegebenen Form den Forderungen des Vorbildes ständig näher kommt. Ich möchte hinzufügen, dass ein Vorbild, in seiner innewohnenden Eigenart, wie es aus dem Denken der Gottheit des Makrokosmos oder des mikrokosmischen Denkers hervorquillt, relativ unwandelbar und unveränderlich ist. Im Gegensatz hierzu ist die innere Prägung der Materie veränderlich und unterliegt einem ständigen Wechsel. Wenn bei der dritten Einweihung Vorbild und umgeprägte Form übereinstimmen, dann findet die Verklärung des Eingeweihten statt, die zu der letzten Krise führt; dabei werden Vorbild und Form als Einheit erkannt, und es wird die Formnatur (einschliesslich des Kausalkörpers und der niederen Träger) aufgelöst, sie verschwindet.

Die Anfangsstadien menschlicher Entwicklung sind - wie überall in der Natur - anscheinend primitiv und gestaltlos, im Vergleich zu dem wahren Vorbild, wie es ewiglich in den Himmeln existiert. Auch wenn schon eine physische Form gebildet ist, so stimmt doch die innere, bewegliche, subjektive Natur der Gefühle und Gedanken noch in keiner Weise mit dem Vorbild überein; daher ist auch die äussere Form unzulänglich. Aber eine Krise folgt der anderen, sodass die [57] innere Form-Natur immer deutlicher und genauer auf die äussere Stosskraft des Seelenantriebes (man beachte diesen Widerspruch) reagiert, bis der astrale Träger und der Mentalkörper bewusst angeeignet sind, und beide ebenso bewusst benützt werden. Man darf niemals aus dem Auge lassen, dass Evolution (wie wir sie verstehen und wie sie vom menschlichen Intellekt studiert werden muss) die Geschichte der Bewusstseinsentfaltung und nicht die der Formentwicklung ist. Letztere ist in ersterer enthalten und - vom okkulten Gesichtspunkt aus - von zweitrangiger Bedeutung. Bewusstsein ist buchstäblich die Reaktion der aktiven Intelligenz auf das Vorbild. Es hat den Anschein, als ob wir uns heute bewusst und mit immer intelligenterer Zielsetzung auf den Entwurf einstellen würden, den der Meisterarchitekt auf dem Zeichenbrett ausgearbeitet hat. Doch einstweilen können wir noch nicht in die Gedankenwelt des kosmischen Denkers eindringen und in bewusstem Gleichklang mit Gottes Idee schwingen, geschweige denn den Plan so verstehen, wie ihn der kosmische Denker erkennt. Wir müssen uns an den Entwurf, an das Vorbild und den Plan halten, da wir gerade erst dabei sind, etwas von diesem Plan zu erfahren; wir wissen noch nichts über die wahre Bedeutung des grossen Einsseins, das den Zimmermann von Nazareth berechtigte zu sagen: «Ich und der Vater sind eins.»

Wir müssen uns aber ebenso vor Augen halten (und darin liegt der Schlüssel zum Verständnis der Weltevolution und des Mysteriums der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft), dass wir es mit Materie-Substanz, und mit «geprägten» Formen zu tun haben, die schon beim Beginn der Schöpfung vorgeprägt waren. Das Material, das man in den Steinbrüchen der sichtbar gewordenen schöpferischen Absicht vorfindet, ist, bildlich ausgedrückt, Marmor, und ist daher bereits vorgeprägt. Es ist weder Ton noch Schiefer. Aus diesem Marmorgestein mit all seinen Merkmalen muss gemäss dem Entwurf oder Vorbild der Tempel des Herrn erbaut werden. Diese konditionierte (vorgeprägte) Substanz muss als vorhanden angenommen werden, und man muss sie so hinnehmen wie sie ist. Solcherart ist das Gleichnis aller Zeiten. Der Entwurf, das Material und der zukünftige Tempel sind innerlich zusammengehörig, und [58] die Seele weiss es. Denn die Seele ist es, die sich das Material aneignet, das bereits geprägt und mit Qualitäten ausgestattet ist. Seit undenklichen Zeiten ringt sie mit diesem Material, macht erste Formversuche, verwirft sie nach Gutdünken, wählt wieder neues Material und erbaut nach dem erschauten Vorbild besser angepasste Modelle. Eines Tages wird das Versuchs-Modell beiseite getan, das Urbild wird in seinem wirklichen Grundriss sichtbar, und dann beginnt der Baumeister - die Seele - bewusst den Tempel des Herrn aus dem qualifizierten und vorbearbeiteten Baumaterial zu errichten, das sie in langen Zeitläufen in dem Steinbruch des Formlebens, des persönlichen Lebens, vorbereitet hat.

Zwei Krisen sind demnach im inneren Leben der Seele zu finden:

1. Die Krise, in der die Seele, weit von ihrer eigenen Heimat, geblendet, eingeengt und behindert durch die Körperform, in dem Steinbruch der Erfahrung, mit ungeeigneten Werkzeugen und in selbstauferlegter, zeitweiliger Unwissenheit über den Grundriss oder das Vorbild, zu arbeiten beginnt.

2. Die Krise, die sehr viel später in dem Erleben der Seele eintritt, wenn sie den Grundriss viel klarer erkennt und wenn bereits viel Material vorbereitet worden ist. Die Seele ist nicht mehr blind, sie kann nun bei der Zubereitung des Materials für den endgültigen Tempelbau mit anderen Seelen zusammenarbeiten. Die in einem menschlichen Körper inkarnierte Seele gibt zu diesem Tempel ihren besonderen Beitrag zu dem ganzen Bau, was symbolisch ausgedrückt werden kann als

a) ein Stein, der ins Fundament verankert wird, als Sinnbild des geweihten physischen Lebens;

b) eine Säule im Innern des Tempels, als Sinnbild für ein Leben geistigen Verlangens und Strebens;

c) ein Entwurf auf dem Zeichenbrett, der mit dem Grossen [59] Vorbild oder Ur-Entwurf übereinstimmt.

Das ist jener Bruchteil in der Zeichnung, den der einzelne Mensch beizusteuern hatte und zu dessen Suche er ausgezogen war;

d) eine Strahlung oder ein Licht, das die Shekina, das Licht, das «immer scheinet im Osten», verstärkt.

Drei Dinge sind es, die im Zusammenhang mit der Aufgabe der Seele auftauchen, wenn sie eine Hülle nach der anderen sich zu eigen macht, um sich hierdurch kundzutun:

1. Die Beschaffenheit oder Qualifikation der Hüllensubstanz, welche die Art der Ausrüstung entscheidet.

2. Die innere Bereitschaft, auf das Vorbild zu reagieren, die vom Stadium bewusster Entwicklung abhängt.

3. Die Fähigkeit, in Übereinstimmung mit dem Plan zu wirken, die von der Zahl und Qualität der durchgemachten Krisen abhängt.

Alles dies findet statt, während die Seele immer wieder Erfahrungen in physischen Inkarnationen sammelt; im weiteren Verlauf sammelt die Seele diese Erfahrungen bewusst in einer Ebene nach der andern und zwar mit zielbewusster Absicht. Die Aufgabe wird leichter und kommt immer schneller voran, sobald die Seele beginnt, vom Vorbild aktiv, verständnisvoll und intuitiv Gebrauch zu machen; von einer Krise zur andern (die alle eine Bewusstseinserweiterung mit sich bringen) erschliesst sie neue Entwicklungsbereiche und vermittelt ein frisches Erfassen des grossen Grundrisses, im Verein mit einer besseren und wirksameren Ausrüstung, die all dies ermöglicht.

Für die Betrachtung des zweiten Teils dieses Abschnitts, der sich mit der Beziehung der Seele zu ihrem Instrument befasst - jenem Mechanismus, durch den die Seele Qualität, Tätigkeit und schliesslich Göttlichkeit (was immer dieses unbestimmte Wort bedeuten mag), zum Ausdruck bringt, - müssen wir das Thema von zwei Gesichtspunkten aus angehen:

Erstens müssen [60] wir erwägen, wie dieser Mechanismus auf dem «Weg hinaus», nach dem Verlassen der geistigen Heimat, nutzbar gemacht wird.

Zweitens müssen wir in Betracht ziehen, welche Dienste dieser Mechanismus auf dem Rückweg zur Heimat (dem «Pfad der Rückkehr») tut.

Im ersten Fall haben wir es mit dem physiologischen Aspekt (wie man es nennen könnte) zu tun, da das Bewusstsein grösstenteils im Körperlichen verankert ist. Im zweiten Fall haben wir es ausschliesslich mit dem mentalen Apparat zu tun, obwohl der Ausdruck «Apparat» völlig ungeeignet ist.

Es scheint hier angebracht, einen Augenblick abzuschweifen und die Begriffe «Mechanismus» und «Göttlichkeit» näher anzusehen, denn sie können - besonders im Westen - leicht als materialistischer Göttlichkeits-Begriff verstanden werden. Die Göttlichkeit Christi wird z.B. oft in seinen Wundern und jenen übernatürlichen Kräften gesehen, die er so oft bezeugte. Übernormale Kräfte sind als solche noch gar kein Beweis von Göttlichkeit. Die grossen Vertreter dunkler Mächte können dieselben Wunder wirken; sie haben die gleiche Fähigkeit, Dinge ins Leben zu rufen, welche die normalen Möglichkeiten eines Menschen weit überschreiten. Diese Kräfte sind dem schöpferischen Aspekt der Gottheit (dem dritten oder Materie-Aspekt) von Natur aus gegeben; sie verbünden sich mit scharfsinnigem Verstehen der Materie und mit der Kraft des Denkens, um die Substanz zu beherrschen und sich dienstbar zu machen. Diese Macht ist daher weder göttlich noch nicht göttlich. Es handelt sich vielmehr um eine Demonstration der mentalen Leistungsfähigkeit, die genau so leicht sowohl von einem inkarnierten Gottessohn, der als Welterlöser oder Christus wirkt, als auch von denen benutzt oder verwendet werden kann, die sich der Zerstörung verschrieben haben - Existenzen, die (von Menschen, die es nicht besser wissen) schwarze Magier, böse Mächte und Teufel genannt werden.

Der Ausdruck Göttlichkeit (im Sinne von Einzeleigenschaften) bezieht sich auf die Qualitäten des zweiten, aufbauenden Aspekts, wie z.B. Magnetismus, Liebe, oder jene Wesensart, die alles umfasst, kein Getrenntsein kennt, sich für das Wohl der Welt aufopfert, selbstlos ist, intuitives Verstehen besitzt, um am Plan Gottes mitzuarbeiten - und viele (61)  andere solche Eigenschaften. Das Wort Mechanismus bedeutet letzten Endes die Erschaffung einer Form aus materiellen Grundsubstanzen und die Durchdringung dieser Form mit einem Lebensprinzip, das sich in der Kraft dokumentiert, sich zu entwickeln und zu vermehren, sich die Eigenart zu erhalten, gewisse Instinkte aufblühen zu lassen und seine besondere Natur mit ihren Qualitäten beizubehalten. Leben gleicht dem Brennstoff, der zusammen mit dem Mechanismus das Antriebs-Prinzip darstellt, und Aktivität und die nötige Bewegung ermöglicht. Aber es gilt mehr zu manifestieren als nur Formen, die ein Lebensprinzip in sich tragen. Überall in der Natur herrscht Verschiedenheit und Vielfältigkeit sowie ein konditionierendes Prinzip, das die Mechanismen verschieden gestaltet. Überall herrscht Synthese und planvolle Absicht, welche die Fähigkeiten und Kräfte des Menschen wecken, um in ihm den Wetteifer, schöpferisch zu sein, anzufachen; und das ist das rühmliche wesentlichste Merkmal der Göttlichkeit. Diese bekundet sich durch Farbe und Schönheit, durch Vernunft und Liebe, durch Idealismus und Weisheit sowie durch jene vielen Eigenschaften und Absichten, die z.B. den Aspiranten beseelen. Das ist in kurzen, unzulänglichen Worten eine Darstellung der Göttlichkeit. Es ist jedoch nur eine relative Beschreibung. Wenn wir einst alle dort angelangt sind, wo die Meister stehen und wo Christus steht, dann werden wir diese Frage von einem ganz anderen Gesichtspunkt aus betrachten. Entfaltung von Tugenden, Kultivierung rechten Verstehens, Beweise guten Charakters und hochfliegender Pläne sowie die Bezeugung ethischer und moralischer Prinzipien sind alles notwendige Grundbedingungen und Voraussetzungen, bevor ganz bestimmte Erfahrungen gemacht werden können; diese führen die Seele in Welten der Wirklichkeit, die von unserem derzeitigen Gesichtspunkt so weit entfernt sind, dass jede weitere Erklärung hierüber unverständlich bliebe. Was uns hier beschäftigt, betrifft nur die Entwicklung und Erarbeitung jener Eigenschaften und Tugenden, die geeignet sind «unsere geistige Schau zu klären», da sie die Läuterung der Träger bewirken, so dass die wahre Bedeutung der Göttlichkeit in unserem Bewusstsein sich entfalten und zum Vorschein kommen kann.

b) Gewisse grundlegende Voraussetzungen

Nach dieser [62] Vorbemerkung wollen wir nun den Mechanismus sowie all das betrachten, was ihn mit Leben und Intelligenz erfüllt und zur Tätigkeit antreibt.

Einige fundamentale Voraussetzungen sind allgemein anerkannt und mögen daher kurz angeführt werden:

1. Die Seele bringt in diesen Mechanismus Leben auf zweierlei Art und über zwei Kontaktstellen im Körper:

a) Der «Lebensfaden» ist im Herzen verankert. Dort residiert das Lebensprinzip, und von da aus durchdringt es mit Hilfe des Blutstroms den ganzen physischen Körper. Denn «Blut ist Leben».

b) Der «Bewusstseinsfaden» oder Intelligenzfaden ist im Kopf verankert, in der Gegend der Zirbeldrüse; von dieser Empfangs- oder Wahrnehmungsstelle aus werden über Gehirn und Nervensystem alle Tätigkeiten auf der physischen Ebene angeordnet und geleitet.

2. Die richtungweisende Tätigkeit der Seele oder ihre Machtergreifung über den Mechanismus des Körpers hängt von der erreichten Entwicklungsstufe, dem sogenannten «Alter der Seele» ab. Vom menschlichen Gesichtspunkt aus hat die Seele kein «Alter». Gemeint ist in Wirklichkeit die Zeitspanne, in der eine Seele sich der Methode physischer Inkarnation bedient hat.

3. Das Ergebnis dieser zweifachen Besitzergreifung von dem Mechanismus, über lange Zeiten hinweg, bestand in einer Konditionierung und Umprägung des Materials, im Verein mit dessen eigener, vorkonditionierter Beschaffenheit. Auf diese Weise wird eine Körperform entwickelt, die den jeweiligen, zeitgebundenen Erfordernissen der Seele entspricht. Diese Form spiegelt in Zeit und Raum das «relative Alter» der Seele [63] wider, sie ist mit anderen Worten ein Spiegelbild der erreichten seelischen Entwicklungsstufe. So kommt der folgerichtige Gehirntypus zustande, so wird die passende Körpergestalt gebildet, das entsprechende endokrine System aufgebaut, sodass eine Reihe von Eigenschaften, jene Art mentaler Reaktion und jene Charakterzüge hervorgebracht werden, die jeder Mensch mitbringt, wenn er wieder in physische Inkarnation tritt. Von dieser Grundlage aus geht das Werk systematisch weiter. Man könnte diesen Prozess als ein Bemühen kennzeichnen, den Griff zu verstärken, den der göttliche Denker auf den Mechanismus ausübt. Das hat zur Folge, dass der Mensch mit mehr Weisheit und unumschränkter geleitet werden kann, dass die Absicht klarer zutage tritt und der Weg für die Seele dadurch geebnet wird, dass jene praktischen Massnahmen ergriffen werden, die ein richtiges Verhalten, rechte Rede und die Ausbildung eines guten Charakters anstreben. Die Leitgedanken dieses Absatzes verbinden die Schlussfolgerungen der Psychologen der materialistischen Schule mit den Ideen der introspektiven Forscher und mit jenen Schulen, die ein Selbst, eine Seele oder spirituelle Wesenheit voraussetzen. Diese Leitgedanken machen klar, dass beide Richtungen ihre Meinungen auf Tatsachen aufbauen, und dass daher beide Gruppen ihr Teil dazu beitragen müssen, um den Aspiranten im Neuen Zeitalter zu schulen.

4. Wenn wir die introspektive Methode weiter verfolgen und von diesem Blickpunkt aus den Menschen studieren, so machen wir die Entdeckung, dass allen Teilen des menschlichen Körpers - als wesentlicher Bestandteil seines Apparates - eine Hülle zu Grunde liegt, die man den «Ätherkörper» genannt hat. Dieser besteht aus lauter Kraftfäden, die ihrerseits Kanäle bilden, durch welche noch feinere Energien verschiedener Art fliessen. Diese wiederum werden während der Manifestationszeiten dem jeweiligen Status der Seele «angepasst». Diese Fäden liegen dem ganzen Körper zugrunde und durchziehen Körper und Nervensystem; sie sind tatsächlich die Kräfte, die das Nervensystem zur Tätigkeit anspornen. Sie reagieren unglaublich stark auf äussere und innere Impulse. Die Nervenreaktionen von Jüngern und hochentwickelten Personen, deren [64] Ätherkörper in engem Rapport mit ihrem Nervensystem steht, sind derart intensiv, dass sie für den Durchschnittsmenschen unbegreiflich sind.

5. Die gesamten Nerven mit den Millionen von Nadis («Fadengegenstücke» im Ätherkörper) bilden eine Einheit; darin liegen - nach den Lehren uralter Weisheit - Brennpunkte für verschiedene Energietypen, «Kraftzentren» genannt. Von diesen Kraftzentren und nicht von dem Körper, hängt es ab, was die Seele an Lebenserfahrungen gewinnt und wie sie sich kundtut. Die Kraftzentren sind die Faktoren, die auf das innersekretorische Drüsensystem des Körpers einwirken und dieses gestalten.

6. Dieses innere und äussere System bestimmt und lenkt die Manifestierung der Seele auf der physischen Ebene. Es zeigt denen, die diese Dinge sehen können, wie sie in Wahrheit sind an, in wieweit die Seele von ihrem Instrument Besitz ergriffen hat und es festhält; es lässt sich einschätzen, ob diese Besitznahme nur teilweise und gelegentlich erfolgt, oder ob sie dauernd ist und die ganze Persönlichkeit umfasst. Dies kommt sehr sinnfällig in einem bestimmten Handgriff zum Ausdruck, den die Freimaurer anwenden und der im Leben des Kandidaten der Mysterien einen Höhepunkt bedeutet.

Ich sprach an früherer Stelle vom Hauptkanal, der als Verbindungsweg zwischen der Seele und ihrem Mechanismus dient; es ist dies:

a) Das Zentrum am Ende der Wirbelsäule.

b) Das Zentrum auf dem Scheitel des Kopfes, wo sich, vom Standpunkt der Seele aus, das wichtigste Körperzentrum befindet. Hier ist die Eingangs- und Ausgangspforte der Seele; hier ist die grosse Radio-Empfangsstation und die Zentrale, die leitet und verteilt.

c) Die Milz. Sie ist ein Nebenzentrum und Hilfsorgan, das in Beziehung zum Herzzentrum steht.

Durch die Milz wird eine Verbindung hergestellt zwischen dem Lebensprinzip (im Herzzentrum) und dem System des Bewusstseins, [65] so dass alle materiellen Organe und die atomische Substanz des physischen Körpers untereinander verbunden sind. Daraus geht hervor, dass sich in der Gegend der Milz, zusammen mit ihrem inneren Kraftzentrum, zwei grosse Energieströme kreuzen: der Kraftstrom der physischen Lebenskraft und der Kraftstrom des Bewusstseins der Atome, die den Körper aufbauen. Man möge beachten, dass wir hier von dem unterbewussten Leben des Zellsystems reden, und nicht von dem Leben in Bewusstheit und von dem Eigenbewusstsein. Die Milz ist das Organ, das planetarische Prana- (oder Lebens-) Energie aufnimmt und weiterleitet. Prana kommt durch «das offene Tor» des Milz-Kraftzentrums herein und strömt von da zum Herzen. Dort tritt eine Verschmelzung mit dem individuellen Lebensprinzip ein. Durch das Milzzentrum strömt auch das bewusstseintragende Lebenselement aller Körperzellen, die ihrerseits wieder die Empfänger der Energie des Bewusstseinsaspektes oder der Ursprungsquelle aller Atome und Formen innerhalb des vierten Naturreiches sind. Man kann nicht erwarten, dass dies für uns jetzt schon verständlich ist, doch wird der wahre Tatbestand im Lauf der späteren Menschheitsentwicklung gewürdigt werden. Ein Hinweis kann darin gefunden werden, dass der Solarplexus für Gruppeneinwirkungen aus der nächsten Umgebung und für Eindrücke astraler Natur ungemein empfänglich ist. Das Milzzentrum steht in enger Verbindung sowohl mit dem Solarplexus als auch mit dem Herzen.

7. Diese beiden inneren und unterbewussten Energieströme kreuzen sich in der Gegend der Milz und bilden hier im menschlichen Körper ein Kreuz, da die eine Kraftlinie die andere überquert. Dies entspricht im menschlichen Körper dem Kreuz der Materie, von dem man in Verbindung mit der Gottheit spricht. Bewusstsein und Lebensimpuls bilden ein Kreuz. Der vom Herzen herabfliessende Lebensstrom und der Strom lebenspendender Energie von der Milz ergiessen sich, nachdem sie sich gekreuzt und dabei einen Kraftwirbel gebildet haben, in den Solarplexus; von hier aus vereinigen sie sich, wenn [66] der fortgeschrittene Aspirant ein bestimmtes Lebensstadium erreicht hat, zu einem einzigen Kraftstrom. In diesem Fall vereinigen sich die beiden Ströme mit den gesamten Energien, indem sie die genannten drei Stellen - im Kopf, am Ende der Wirbelsäule und in der Milz - als endgültigen Transportweg, als Verteilungs- und Regulierungsstationen benützen. Im Augenblick des Todes, oder wenn die Methode angewandt wird, die jenes Stadium der Energiemeisterung herbeiführt, das als Samadhi bekannt ist, dienen diese drei Stellen den Energien als Austrittspforte, gleich, ob der Sterbende es weiss oder nicht.

8. Wenn das leitende, lenkende Agens im Kopf mit Bedacht und durch einen Willensakt die am Ende der Wirbelsäule angehäuften Energien nach oben zieht, werden diese in das magnetische Feld der Zentren längs der Wirbelsäule hineingezogen und mit der Doppelenergie, die aus der Milz strömt, vereinigt. Die Rückgratbahn mit ihren fünf Zentren tritt nun in Tätigkeit und schliesslich werden alle Kraftströme in einen einzigen Energiestrom verschmolzen und vereinigt. Dann ereignet sich dreierlei:

a) Das Kundalini-Feuer wird erweckt, steigt aufwärts und brennt sofort alle ätherischen Gewebe durch, die als schützende Schranken die verschiedenen Zentren voneinander trennen.

b) Der Ätherkörper verstärkt seine Vitalität; infolgedessen wird der physische Körper in hohem Mass belebt, mit Lebenskraft aufgeladen und mit Energien erfüllt.

c) Die ganze Aura ist harmonisch organisiert und mit Licht erfüllt und die Seele kann sich nun nach eigenem Willensentschluss bei vollem Wachbewusstsein aus ihrem physischen Gehäuse zurückziehen oder darin verbleiben als ein inkarnierter Gottessohn, dessen Bewusstsein nun ein vollkommenes ist; es ist vollendet sowohl auf der physischen, astralen und mentalen Ebene, als auch in den drei Aspekten des niederen Denkbereiches, des kausalen Bewusstseins und nirvanischer Erkenntnis. Dieser Werdegang findet seinen Höhepunkt bei der dritten Einweihung.

Die Macht, dieses [67] gewaltige Ereignis im Leben des Aspiranten zu veranlassen, hängt von der inneren, subjektiven und spirituellen Arbeit ab, die wir bereits als «das Erbauen der Brücke auf der Mentalebene» erwähnt haben; diese Brücke soll die eben genannten drei Aspekte verbinden. Diese Arbeit begann für das Menschengeschlecht - als Ganzes gesehen - in der mittleren Periode unserer arischen Rasse und kommt heute ungemein rasch voran. Dem einzelnen Aspiranten wurde eine solche Aktion während aller Zeitalter ermöglicht; heute ist es die Hauptaufgabe aller Jünger. Ich möchte an dieser Stelle hinzufügen, dass die Neue Gruppe der Weltdiener aus den Reihen derer gebildet ist, die sich an dieser Arbeit für die Menschheit beteiligen. Jeder, der an seiner eigenen Brücke baut, gesellt sich dieser Gruppe okkulter «Brückenbauer» zu. Die Tätigkeit unserer modernen Brückenarchitekten hat in dieser Hinsicht eine gewisse symbolische Bedeutung; sie verbinden Felsenklüfte und überspannen Gewässer und geben damit in der Aussenwelt ein Bild dessen, was die fortgeschrittene Menschheit heute in ihrer inneren Entwicklung tut.

Wir sind nun soweit, dass wir den Prozess studieren können, durch den ein Mensch den Schlund oder Abgrund (bildlich ausgedrückt) zwischen seinem niederen Selbst und dem höheren Selbst, das in seiner eigenen Welt wirkt, überbrückt. Diese tiefe Kluft muss überbrückt werden, bevor das Einswerden und eine völlige Integration des ganzen Menschen zustande kommen kann. Um den Vorgang klar zu verstehen, wird es gut sein, das höhere Selbst und seine Wesensart genau zu erklären.

Wir sahen, dass die Seele, soweit die zeitlich begrenzte Beziehung zum Mechanismus in Frage kommt, aus einer zweifachen Energiemischung besteht - aus der Lebens-Energie und der Denk-Energie. Wenn diese beiden Energien im menschlichen Mechanismus sich vereinen, entsteht das, was wir Bewusstsein nennen - zunächst Eigenbewusstsein und später Gruppenbewusstsein. Der Mechanismus selbst ist seiner Natur nach auch eine Mischung und Verbindung von Energien. Da haben wir: erstens die Energie der Substanz selbst, [68] welche die Form der atomischen Körperstruktur annimmt; zweitens die Lebenskraft, die diesen Körper belebt; drittens die Energie des sogenannten Astralkörpers mit seiner Empfindungsfähigkeit, Gefühlstätigkeit und jener magnetischen Kraft, die wir Verlangen nennen; und viertens die Energie des Denkvermögens. Diese vier Energietypen bilden das sogenannte niedere, persönliche Selbst; aber der höhere mentale Aspekt des Denkvermögens ist das, was die Persönlichkeit innerlich mit der Seele verbindet. Wenn das niedere Bewusstsein entwickelt ist, befähigt es den Menschen schliesslich, einen bewussten Kontakt mit dem höheren Bewusstsein herzustellen. Erst muss das niedere Denkvermögen (der konkretisierende Verstand) erweckt, verstanden und endgültig benutzt werden, ehe das höhere Denkvermögen zum Mittler werden und man mit dessen Hilfe ein Wissen über jene Wirklichkeiten erlangen kann, die das Reich Gottes ausmachen. Erst muss der Intellekt voll entfaltet sein, bevor die Intuition in richtiger Weise erweckt werden kann.

Als Ergebnis einer langen Erfahrung aus vielen Inkarnationen herrschen also im Menschen zwei Hauptgruppen von Energien vor, nämlich die Energie der Astral- oder Wunschnatur und die Energie des Denkvermögens. Wenn diese beiden vereint und verbunden, gründlich organisiert und nutzbar gemacht sind, dann sehen wir eine aktive, kraftvolle Persönlichkeit zur Wirkung kommen. Die grosse Energie-Einheit, die wir die Seele nennen, sucht über diese Energien Macht zu gewinnen und sie höheren und anderen Zielen unterzuordnen. Ihre beiden Energien, Denken und Liebe (letztere ist ebenfalls eine Doppel-Energie) sind im menschlichen Gehirn «verankert» (wenn wir dieses Wort in einem symbolischen und esoterischen Sinn gebrauchen dürfen), während das Lebensprinzip, wie wir gesehen haben, im menschlichen Herzen verankert ist. Die vier Energien des niederen Selbstes: atomische-, vitale-, Gefühls- und Gedankenenergie sowie die beiden genannten Energien der Seele sind jene sechs Energien, die der Mensch auf Erden anwendet, um Erfahrungen zu sammeln. Die Energie der Atome wird jedoch für gewöhnlich nicht zu den menschlichen Energien gerechnet, weil sie sich in allen Lebensformen aller Naturreiche in gleicher Weise [69] vorfindet und betätigt. Deshalb sieht man den Menschen als ein Produkt von fünf und nicht von sechs Energien an.

Die menschliche Seele (im Gegensatz zu der höheren Seele, die in ihrem eigenen Reich, frei von den Beschränkungen des menschlichen Daseins wirkt und lebt) wird während des grössten Teils der Zeit, in der sie Erfahrungen sammelt, von den niederen Energien gefangen gehalten und beherrscht. Auf dem Probepfad beginnt dann die Doppelenergie der Seele immer wirksamer zu werden; der Mensch sucht bewusst seine Denkkraft zu gebrauchen und Liebe und Weisheit auf der physischen Ebene zu bekunden. Das ist in einfachen Worten das Ziel aller Aspiranten. Sobald die fünf Energien bewusst und mit Überlegung für den Dienst an der Menschheit herangezogen werden, bahnt sich ein Rhythmus zwischen der Persönlichkeit und der Seele an. Es ist, als ob ein magnetisches Feld geschaffen worden wäre und diese beiden vibrierenden magnetischen Einheiten (oder Energie-Aggregate) beginnen würden, mit ihren Schwingungen in die gegenseitigen Einflussbereiche vorzudringen. In den Anfangsstadien geschieht dies nur gelegentlich und selten.

Später erfolgt dies regelmässiger und öfters, und so wird ein Kontaktweg geschaffen, der schliesslich zu einem Weg des geringsten Widerstandes wird, «einem Weg vertrauter Annäherung», wie es manchmal in esoterischer Ausdrucksweise heisst. Auf diese Weise wird die erste Hälfte der «Brücke», die Antahkarana, erbaut. Bei der dritten Einweihung ist der Bau dieses Brückenweges beendet, und der Eingeweihte kann nun «nach Belieben höhere Welten aufsuchen und die niederen weit zurücklassen; oder er kann wieder zurückkommen und den Weg wandern, der vom Dunkel ins Licht, vom Licht ins Dunkel und aus der Tiefe der niederen Welten ins Lichtreich führt.»

So werden die beiden Energiegruppen eins, und damit ist, auf dem Weg zurück zum Licht, der erste grosse harmonische Einklang zustande gekommen. Dann muss eine zweite Wegstrecke beschritten werden, die zu einer zweiten harmonischen Vereinigung von noch weit grösserer Bedeutung führt, denn sie bringt die völlige Befreiung von den Schranken und Banden der drei Welten. Man vergesse nicht, dass auch die Seele aus zwei vereinten Energien, zuzüglich der [70] Energie des Geistes besteht; ein Spiegelbild dessen sind die drei niederen Energien. Die Seele ist eine Synthese, bestehend aus der Energie des Lebens an sich (die sich in der Welt der Formen als Lebensprinzip bekundet), aus der Energie der Intuition - der spirituellen Liebe-Weisheit oder des geistigen Verstehens - (die als Empfindungsfähigkeit und Gefühl im Astralkörper zum Ausdruck kommt), und aus spirituellem Denken, das sich in der niederen Natur als Denkvermögen oder als Intelligenzprinzip in der Formwelt manifestiert. Diese drei Energien heissen in der theosophischen Literatur: atma - buddhi - manas. Das ist die höhere Dreiheit, die sich in der niederen widerspiegelt und die sich im Seelen- oder Kausalkörper in den höheren Bereichen der Mentalebene konzentriert, bevor sie «in irdische Verkörperung herabgeschickt wird», wie es in esoterischer Ausdrucksweise heisst.

Wenn wir diesen Gedanken in moderne Sprache übersetzen, so könnten wir folgendermassen sagen: Die Energien, die den physischen Körper und den Intelligenz-tragenden Kern der Atome beleben, die Empfindungen und Gefühle sowie das Denk- und Erkenntnisvermögen anregen - diese drei müssen schliesslich vereint und in solche Energien umgewandelt werden, welche die Seele erfüllen; das sind: spirituelles Denken, das Erleuchtung bringt; intuitive Wesensart, die spirituelle Wahrnehmung verleiht; und gottdurchdrungenes Sein, das lebendige Wirklichkeit ist.

Nach der dritten Einweihung wird der «Weg» mit grösserer Schnelligkeit fortgesetzt. Die «Brücke», welche die höhere spirituelle Dreiheit mit ihrem niederen Spiegelbild in der materiellen Welt verbindet, ist vollendet. Die drei Sphären der Seele und die drei Bereiche der Persönlichkeit werden zu einer einzigen Welt, in welcher der Eingeweihte arbeitet und lebt. Er sieht nun keinen Unterschied mehr. Die eine Welt ist für ihn das Reich der Inspiration und die andere ist sein Arbeitsfeld. Beide zusammen sind für ihn eine einzige Welt reger Tätigkeit. Die äusseren Symbole für diese beiden Welten sind der subjektive Ätherkörper (der Körper vitaler Inspiration) und der dichte physische Körper.

Wie wird diese Antahkarana-Brücke gebaut? Welche Schritte hat ein Jünger zu tun? Wir haben hier nicht den Bewährungspfad im [71] Auge, welcher der Beseitigung grober Fehler und der Erlangung höherer Tugenden dient. In vielen geistigen Unterweisungen wurden in der Vergangenheit die Regeln für die Pflege jener Tugenden gegeben, die für die Jüngerschaft notwendig sind, und die Notwendigkeit betont, sich selbst zu beherrschen, tolerant und selbstlos zu sein. Doch dies sind die Anfangsstadien, die alle Leser dieser Abhandlung sicherlich schon hinter sich haben. Fortgeschrittene Leser befassen sich vermutlich nicht nur mit der Charakterbildung, wie sie für einen Jünger gefordert wird, sondern mit tiefgründigeren und schwierigeren Forderungen, wie sie an jene gestellt werden, deren Ziel eine Einweihung ist.

Wir befassen uns hier mit der Arbeit der «Brückenbauer». Vorab wollen wir feststellen, dass der wirkliche Ausbau der Antahkarana erst dann erfolgen kann, wenn der Jünger begonnen hat, unverkennbar auf dem mentalen Niveau verankert zu sein, wenn also sein Denken klug und voll-bewusst ist. Er muss in diesem Stadium beginnen, sich eine genauere Vorstellung als bisher über die Unterschiede zwischen dem «Denker», dem «Denkapparat» und dem «Denken» zu machen; letzteres hat eine doppelte esoterische Aufgabe, nämlich:

1. Ideen zu erkennen und aufzunehmen.

2. Gedankenformen bewusst zu erschaffen.

Das bedingt notgedrungen eine starke mentale Einstellung und eine Neuorientierung des Denkens zur Wirklichkeit hin. Wenn der Jünger anfängt, sich auf die Mentalebene zu konzentrieren (was das Hauptziel der Meditation ist), beginnt er in mentaler Materie zu arbeiten und schult sich im Gebrauch der Denkkräfte. Er erreicht ein gewisses Mass an Gedankenbeherrschung; er kann den Scheinwerfer seiner Gedanken nach zwei Richtungen hin wenden - in die Welt menschlicher Bestrebungen und in die Welt, in der die Seele tätig ist. So, wie die Seele einen Weg für sich bahnt, indem sie sich in die drei Welten durch einen Energiefaden oder -Strom projiziert, genau so beginnt auch der Jünger bewusst in die höheren Welten [72] vorzustossen. Seine Energie dringt in die höhere spirituelle Gedankenwelt und ins Reich der Intuition vor; er erreicht dies mittels seiner überwachten und dirigierten Gedanken. So kommt eine wechselseitige Aktivität zustande. Dieses Echo von der höheren zur niederen Gedankenwelt wird symbolisch als Licht beschrieben, und es entsteht der «erhellte Weg» (ein häufig gebrauchter Ausdruck), der von der Persönlichkeit über den Kausalkörper zur geistigen Triade führt; in ähnlicher Weise kam die Seele über das Denkvermögen mit dem Gehirn des Menschen endgültig in Kontakt. Dieser «erhellte Weg» ist die erleuchtete Brücke; sie wird durch Meditation erbaut. Der Bau wird errichtet durch ein ständiges Bemühen, Intuition hervorzuholen, durch Unterordnung und Gehorsam gegenüber dem Plan (der erfasst wird, sobald Intuition und Denken in Einklang sind) sowie durch bewusste Einordnung in die Gruppe, um Dienst zu tun und sich der Gesamtheit anzupassen. All diese Eigenschaften und Tätigkeiten fussen auf dem soliden Fundament eines guten Charakters und auf den Qualitäten, die während der Probezeit entwickelt wurden.

Das Bemühen, Intuition herauszulocken erfordert okkulte Meditation, die sich auf ein solches Ziel einstellt; eine nur auf Aspiration beruhende Meditation genügt nicht. Es bedarf einer geschulten Intelligenz, um die Trennungslinie zwischen intuitivem Erkennen und den Formen des höheren Psychismus klar zu sehen. Der Verstand muss dauernd in Zucht und Schulung gehalten werden, damit er sich «ständig im Licht halten» kann; ebenso ist die Entwicklung und Pflege der rechten Auslegungsfähigkeit notwendig, um das Wissen, das auf intuitivem Wege gewonnen wurde, in die rechten Gedankenformen kleiden zu können.

Unterordnung und Gehorsam gegenüber dem Plan verlangt mehr als eine unbestimmte und nebelhafte Vorstellung, dass Gott einen Plan habe, in dem auch wir einbezogen sind. Es ist mehr, als sich im Schatten von Gottes Willen zu verbergen. Es setzt zwingend voraus, dass [73] man klug und verständig zu unterscheiden vermag zwischen:

1. Dem allgemeinen Zukunftsbild des grossen Weltplanes, wie er im Rahmen der Gesamtevolution dieses Planeten vorgesehen ist, und

2. Jenen unmittelbaren Abschnitten dieses Planes, der jetzt und in der unmittelbaren Gegenwart eine verständnisvolle Mitarbeit erfordert.

Es mag von Interesse sein, über die letzten Wurzelrassen tiefer nachzusinnen und Spekulationen nachzuhängen, wie wohl das Leben und die Entwicklung auf anderen Planeten vor sich geht. So anziehend dies an sich wäre, so ist es doch verhältnismässig zweck- und nutzlos. Es nährt ungebührlich die Einbildungskraft, ruft einen Hang für unkontrollierbare Einzelheiten hervor und verursacht nur Zeitverlust infolge der wilden Vermutungen und Hirngespinste, die einem unerleuchteten Intellekt entspringen. Nur der Abschnitt des Planes, der sofort in Angriff genommen werden kann, ist wichtig und nützlich. Der geschulte Jünger hat nur das unmittelbare Ziel und seine Pflicht im Auge. Jene Mitarbeiter, die weit mehr vom Plan wissen als wir, lassen ihre Gedanken nicht bei unbeweisbaren, wenn auch möglichen Hypothesen über die zukünftige Rassenentwicklung verweilen. Sie konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf das, was hier und heute in Angriff genommen werden muss. Ich möchte alle Jünger dringend ersuchen, diesem Beispiel zu folgen; denn dadurch ist es möglich, die Kluft zu überbrücken und die beiden Ufer der höheren und niederen Bewusstseinsstufen zu verbinden, die das alte von dem neuen Zeitalter und das Reich Gottes von dem der Menschen trennen. So soll jeder Jünger seinen Platz in den Reihen der Neuen Gruppe der Weltdiener einnehmen, deren schwierige Aufgabe unsere opferfreudige Mithilfe erfordert. Bewusste Eingliederung in die Gruppe verlangt das Aufgeben unserer Persönlichkeitsrolle im Leben und das Unterordnen unseres kleinen Selbstes zum Wohl der Allgemeinheit. Diese Worte sind leicht zu schreiben und ebenso leicht zu lesen; aber sie enthalten die Aufgaben und Pflichten für alle Jünger dieser Zeit. Wenn dieser Antrieb nicht verspürt wird und diese Einsicht fehlt, dann ist der Jünger noch sehr weit von seinem Ziel entfernt.

Hier mag auch erwähnt werden, dass das Erbauen der Brücke, mit deren Hilfe sich das Bewusstsein leicht in den höheren [74] und niederen Welten betätigen kann, in erster Linie durch eine zielbewusste, dem Leben selbst innewohnende Tendenz zustande kommt, die den Menschen ständig in die Richtung spiritueller Wirklichkeiten vorwärts treibt und ihn zu bestimmten kraftvollen Aktionen anhält, die klar geplant sind, im richtigen Zeitpunkt erfolgen und in die rechte Richtung gelenkt werden. In diesem soeben erwähnten Prozess wird alles, was in den vergangenen Monaten und Jahren gewonnen wurde, genau abgeschätzt; die Wirkung dieses Gewinnes auf das tägliche Leben und in den körperlichen Mechanismen wird ebenso sorgfältig studiert; und der Wille, als geistiges Wesen zu leben, wird so deutlich und mit einer derartigen Entschlossenheit ins Bewusstsein eingeprägt, dass alles auf einen raschen Fortschritt lossteuert.

Jünger in den Gruppen einzelner (nicht aller) Meister werden alle sieben Jahre ermutigt, so zu handeln und sich der «Krise der Polarisation», zu unterwerfen, wie es esoterisch genannt wird. Das ist eine Art prüfender Rückschau, wie man sie vor dem Einschlafen für den Tagesablauf vornimmt, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht Stunden, sondern Jahre umfasst. Diese Feststellung verdient Beachtung.

Der Aufbau der Antahkarana-Brücke kommt mit aller Gewissheit im Leben eines jeden Aspiranten voran, der mit Hingabe arbeitet. Wenn der Aspirant die Arbeit klug fortsetzt und sich des erwünschten Zieles voll bewusst ist, wenn er nicht nur den Vorgang als solchen erkennt und versteht, sondern auch alles tut, um diesen Prozess zu beschleunigen, dann schreitet der Bau zusehends voran und die Brücke kommt zur Vollendung.

Noch etwas muss in Verbindung mit dem Bau der Antahkarana-Brücke betont werden - und das ist eine wichtige Feststellung: Je mehr Menschen imstande sind, die höheren und niederen Aspekte der menschlichen Natur zu verketten, um so schneller wird das Welterlösungswerk Fortschritte machen. Je gewissenhafter und beharrlicher diese Arbeit ausgeführt und fortgesetzt wird, desto früher wird die Hierarchie dieses Planeten ihre uralte Aufgabe wieder aufnehmen [75] und ihre ehemalige Stellung in der Welt wieder einnehmen können, um so eher werden die Mysterien wieder hergestellt werden und um so besser wird das Weltgetriebe mit dem grossen Plan übereinstimmen. Ein einzelnes Glied der menschlichen Familie, das auf dem Weg der Jüngerschaft zum Erfolg kommt, mag an sich verhältnismässig wenig bedeuten. Doch wenn solche Menschen in grosser Zahl vorkommen, so bedeutet das einen enormen Machtfaktor. Bei dieser Gelegenheit möchte ich den Leser mit der Feststellung erfreuen und ermutigen, dass die Anzahl der Jünger in der Welt beträchtlich zunimmt. Leiden und Schwierigkeiten, gesteigerte Fassungskraft und die zwingende Notwendigkeit, innerlich frei und leidenschaftslos zu werden, vollbringen das notwendige Erziehungswerk. Hie und da, und fast in jeder Woche, gehen Männer und Frauen aus allen Nationen der Erde vom Probepfad zum Pfad der Jüngerschaft über. Darin liegt die Hoffnung der heutigen Welt und das ist der Grund dafür, dass die Meister ihre Tätigkeit so sehr verstärken konnten.

Ein solches Ereignis wie dieser Übergang kann nicht eher stattfinden, als bis die erste feine Energiefaser (dem ersten Stahlkabel einer Brücke vergleichbar) am anderen Ufer verankert wurde; so wird ein zarter, anfänglich nebelhafter Verbindungskanal zwischen der höheren und niederen Natur, zwischen der Welt der Seele und der Welt menschlicher Belange hergestellt. Jeden Monat verstärken die Meister zur Vollmondzeit ihre Anstrengungen, um Männer und Frauen so schnell, als es ohne Gefährdung möglich ist, für eine Einweihung vorzubereiten. Geistiges Verstehen muss stets mit dem verstandesmässigen Erfassen eines Themas parallel laufen; da dies nicht immer der Fall ist, sind manche Jünger dadurch gehindert, diesen grossen Schritt vorwärts zu tun.

Dieses Werk des Brückenbaues kommt dadurch voran, dass der Aspirant seine nächsten Pflichten erfüllt, dass er sein Leben hingebungsvoll auf die Wirklichkeit einstellt, Illusionen abbaut und seinen Dienst mit Liebe und Verständnis tut. Gehen solche Bemühungen über [76] unsere Leistungsfähigkeit?

Oder übersteigen die gemachten Andeutungen unsere Fassungskraft? Ich glaube das nicht.

c. Aneignungsmethoden der Sieben Strahlen

Wie wir gesehen haben, ist der Vorgang der Aneignung ein zweifacher, oder besser gesagt, es ist damit eine doppelte Aktivität verbunden: Nehmen und Geben, Festhalten und Aufgeben, seine Hand fest auf das Erwünschte legen und sich von dem frei machen, woran man bisher gehangen hat. Die verschiedenen Menschentypen, die durch einen der sieben Strahlen sich entwickeln, tun dies in der ihnen eigenen Art und Weise, die ich schildern werde. Gleichzeitig muss man sich jedoch vor Augen halten, dass nur diejenigen die wahre Bedeutung des hier Dargestellten und den Sinn des Geschehens verstehen können, die bereits mitten im Verzichtsprozess drinstehen. Man geht durch das Stadium der Aneignung blind und unbewusst. Der Mensch weiss nicht, was er tut. Erst am Ende seiner langen Pilgerfahrt und nach Beendigung des Aneignungsprozesses entdeckt er, wie müde er tatsächlich des ewigen Strebens nach unwesentlichen und materiellen Dingen ist und wie willensbereit er wurde, sich davon loszureissen. Diesen doppelten Prozess kann man symbolisch bei einem jeden Menschen beobachten, dessen Erdendasein reich an Erlebnissen und Jahren war. In der Jugend ist der Mensch gedankenlos (ein jeder ist so, da es in der Natur liegt) und klammert sich ans Leben; er denkt nicht an die Zeit, wenn er seine physische Existenz aufgeben muss. Der junge Mensch vergisst, mit vollem Recht, dass die endgültige Loslösung, die wir symbolisch Tod nennen, unvermeidlich ist. Hat er aber dem Leben seinen Tribut gezollt und hat das Alter seine Interessen und Kräfte vermindert, dann fürchtet der abgekämpfte und weltüberdrüssige Mensch den Loslösungsprozess nicht mehr und versucht nicht länger das festzuhalten, was er sich in jüngeren Jahren ersehnt hatte. Der Tod ist ihm willkommen und er gibt bereitwillig alles auf, was früher seine Blicke gefangen hielt.

Wenn wir nun den Prozess der Aneignung im einzelnen betrachten, (77) so sollte der Leser die folgenden Sätze genau studieren, da sie von verschiedenen Blickpunkten aus Licht über die mannigfachen Stadien werfen:

1. Das Stadium der Verdichtung und der Bildung einer festen Form. Die Seele zieht alles das zu sich heran, was sie braucht und wünscht, um eine Form zu bilden.

2. Das Stadium der Inkarnation, das derzeit «blind» erlebt wird.

3. Die Periode, in der die Befriedigung der Wünsche das Hauptziel ist. Die Skala der Wünsche reicht vom physischen Verlangen und dessen Befriedigung bis hinan zu einem ganz allgemeinen und unbestimmten Sehnen nach Befreiung.

4. Im einzelnen handelt es sich um die Aneignung

a) eines oder mehrerer Körper;

b) einer oder mehrerer Hüllen;

c) eines Trägers oder mehrerer Träger;

d) einer Form oder mehrerer Formen.

5. Versinken in Dunkelheit. Das war die Folge sehnsüchtigen Verlangens. Der Mensch wählte die Nacht der Unwissenheit und begann, im Schlepptau seiner Wünsche sich einen Weg zu bahnen aus Nacht zum Licht, aus Unwissenheit zum Wissen, vom Unwirklichen zum Wirklichen.

Das ist das grosse symbolische Werk, dem die Freimaurer sich widmen. Es ist eine Illustration des Weges des Verzichts.

6. Der Weg in die Welt, um Besitztümer zu ergattern.

7. Selbstsucht, das Hauptmerkmal des niederen Selbstes in Beziehung zu und identifiziert mit dem Nicht-Selbst.

8. Schmachten nach Besitz, die Entwürdigung spiritueller Liebe.

9. Gewinnsucht, die Illusion, materielle Güter zu benötigen.

10. Jene Periode, die in der Bibel «ausschweifendes Leben» des verlorenen Sohnes genannt wird.

11. Die Anwendung und Nutzbarmachung von Energien zu persönlichen, selbstischen Zwecken.

12. Ein Leben als Persönlichkeit, mit all dem was sich darum gruppiert - Ehrgeiz, selbstsüchtige Ziele usw.;

13. Verhaftetsein (78) an das, was man sehen und kennen lernen kann, an vertraute Dinge und Formen der Aussenwelt.

14. Das Stadium des Bildens von Gedankenformen, erst ohne es zu wissen, dann vorsätzlich aus selbstsüchtigen Motiven.

15. Die Periode der ausschliesslichen Beschäftigung mit Dingen dieser Welt.

16. «Die Welt, die Fleischeslust und der Teufel», wie die Bibel sagt.

Hinsichtlich der Seele und ihrer Wesensäusserung, die durch das Prinzip der Loslösung bestimmt ist, geben die folgenden Sätze einen Begriff von den Fortschritten und Absichten:

1. Das Stadium der Durchgeistigung und Loslösung vom Materiellen. Die Seele arbeitet auf das Ziel der Befreiung hin, nicht aber, um weitere Erfahrungen auf der physischen Ebene zu sammeln.

2. Das Aufgeben des Lebens in einer Form.

3. Eine Periode, in der ein Sättigungspunkt erreicht wird; sehnsüchtige Wünsche, die bisher so vorherrschend waren und denen so oft Genüge getan wurde, haben keine Anziehungskraft mehr.

4. Der spezielle Vorgang der Befreiung von

a) einem Körper oder mehreren Körpern;

b) einer Hülle oder mehreren Hüllen;

c) einem Träger oder mehreren Trägern;

d) einer Form oder mehreren Formen.

5. Hervortreten ins Licht, eine symbolische Ausdrucksweise, die das Gegenteil, das Versinken in Dunkelheit, deutlich macht.

6. Der «Weg zurück», geleitet von dem Wunsch, sich nichts mehr für das irdische Selbst anzueignen. Der Anfang von Gruppenbewusstsein und Gruppenarbeit.

7. Selbstlosigkeit, die Haupteigenschaft der Seele oder des höheren Selbstes.

8. Kein Verlangen mehr, Besitz zu haben oder zu erwerben, also ein Zustand von Wunschlosigkeit.

9. Ausbildung [79] des Sinnes für Wirklichkeit als vorherrschendes Lebensprinzip.

10. Die Rückkehr des «verlorenen Sohnes» ins Vaterhaus.

11. Anwendung und Nutzbarmachung von Energie für Gruppen-Zwecke und für die Mitarbeit am grossen Plan, welcher der Gesamtheit dient.

12. Ein Leben, wie es die Seele führt, mit allem, was sich daraus ergibt.

13. Liebe zu Gott im Gegensatz zur Eigenliebe.

14. Eine hingebungsvolle Vorliebe für das Unsichtbare, das Wahre, für die Innenwelt, die Wirklichkeit, was nur dann möglich ist, wenn eine innere Loslösung von dem Sichtbaren, dem Falschen, von der Aussenwelt und der Unwirklichkeit erfolgt ist.

15. Vollständiges Freiwerden von der Herrschaft des niederen Denkens.

16. Die Periode, in der sich das Interesse auf das Reich Gottes und der Seele konzentriert.

17. Wirklichkeit. Gestaltlosigkeit. Gott.

Wenn man die Aneignungsmethoden der sieben Strahlen und die Stadien der umgekehrten Vorgänge studiert, muss man sich vor Augen halten, dass wir es mit Energien zu tun haben. Schüler des Okkultismus müssen immer mehr in Begriffen von Energien denken und handeln. Diese Energien werden in esoterischer Definition folgendermassen geschildert: Energien, die «antreibende Wirkungen ausüben, magnetische Anziehungskraft besitzen und Tätigkeiten auslösen, die auf ein bestimmtes Ziel gerichtet sind.» Solche Ströme oder Energie-Emanationen existieren bekanntlich in sieben Hauptaspekten oder Qualitäten. Sie bringen die Menschensöhne ins inkarnierte Leben und führen sie auch wieder aus diesem Zustand heraus. Sie haben ihre spezifischen Eigenschaften und Merkmale, und sie bestimmen die Art und Beschaffenheit der gebildeten Formen, die Qualität des Lebens, das zu irgendeiner Zeit oder in einer bestimmten Inkarnation in Erscheinung tritt; sie entscheiden die Länge des Lebenszyklus und bestimmen, welche der drei Formaspekte erscheinen oder verschwinden sollen. Einige kurze Abschnitte werden genügen, um die einzelnen Stufen der Aneignung zu erläutern. Die Abschnitte, welche die Methoden der Loslösung im einzelnen behandeln, sind bereits früher in der «Abhandlung über Weisse Magie» gegeben worden.

Erster Strahl.
Die Energie [80] des Willens oder der Macht. Der Aspekt des Zerstörers.