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1. Die Weltlage

Der Anbruch des Neuen Zeitalters auf Erden und das gleichzeitige Auftauchen des fünften Naturreiches der Seelen ist ein Geschehen, das die vereinten und harmonisch abgestimmten Anstrengungen all derer erfordert, die ihre Kräfte dafür einsetzen, um die erstrebten Ziele zu erreichen. Dazu ist auch die einmütige Zusammenarbeit der Fortgeschrittenen in der Menschheit notwendig, die für diese neuen Einflüsse empfänglich sind, welche die Eigenart und die weitreichenden Möglichkeiten dieses hochbedeutsamen Geschehens erfassen können und die daher bereit sind, nach bestem Vermögen den Erfordernissen dieses äusserst kritischen Augenblicks nachzukommen und sich an der Hilfsaktion zu beteiligen, welche die Grossen Seelen zu unternehmen trachten. Dieses Bemühen, mit der Hierarchie zusammenzuarbeiten, ist in Wirklichkeit das, was die Hierarchie unter den dafür empfänglichen Menschensöhnen erreichen möchte.

Der Druck, der auf der Hierarchie und auf all denen lastet, die als Jünger und Eingeweihte sich mühen, ist heute gross. Eine ständige Zusammenarbeit in äusserster Kraftanspannung war dringend erforderlich, da die Treuhänder der menschlichen Evolution in hohem Masse darauf bedacht waren, das notwendige Gleichgewicht in der heutigen Welt aufrecht zu erhalten. Wenn irgend möglich, [630] sollte es zu keiner raschen Zuspitzung der Lage kommen, weil daraus entweder ein Weltbrand oder (was ganz leicht möglich wäre) eine allgemeine brodelnde Unruhe von solch weltweitem Ausmass und so hartnäckiger Art entstehen könnte, dass die Völker im ersten Fall durch Krieg, Hungersnot und Seuchen verheerende Verluste erleiden oder im andern Fall ermattet und aufgerieben würden durch wirtschaftliche Unruhen, bittere Not und Ausbeutung der Massen durch Fanatiker, geltungssüchtige Streber und wohlmeinende, aber unpraktische Idealisten.

Die Gefahren, denen die Menschen durch Heraufbeschwörung eines Krieges oder mehrerer Kriege ausgesetzt sind, und die ebenso verhängnisvolle Situation, dass eine wirkliche und entscheidende Entwicklung nicht erfolgen kann, sondern für Jahrzehnte die gegenwärtige Sackgasse und der wirtschaftliche Bankrott bestehen bleiben, sind gleich gross und gleich unerwünscht. Diesen Möglichkeiten den Weg zu versperren und in den nächsten zehn Jahren sogar ein Höchstmass an erwünschten Veränderungen zustandezubringen, das ist seither das Ziel der Hierarchie des Planeten (jener verborgenen Schar von Menschheitsdienern, die von den Christen «Christus und seine Jünger» genannt werden), und das ist der Brennpunkt ihres Kampfes. Ich benütze das Wort «Kampf» mit Vorbedacht. Die Hierarchie kämpft einen schweren Kampf mit den sogenannten «Kräften des Bösen». Die Neue Gruppe der Weltdiener ist gegenwärtig das einzige Instrument auf Erden, dessen sich die Hierarchie bedienen muss. Sie hat kein anderes Werkzeug zur Hand.

Was meinen wir mit dem Ausdruck «Kräfte des Bösen»? Sicher nicht die Armeen der Ungerechtigkeit und Sünde, die auf Grund der erdichteten Vorstellung eines Teufels oder eines machtvollen Antichrist aufgestellt wurden. Eine solche Armee gibt es nicht, und Gott hat keinen titanischen Feind, den man beschuldigen könnte, dass er sich gegen den Allerhöchsten im Kampfe erhebe. Es gibt nur die leidende, irrende Menschheit, erst halb erwacht, nur schwach das Zukunftsbild erahnend, die sich abmüht und kämpft, um sich von der Knechtschaft der Vergangenheit mit ihren dumpfen Gehorsamspflichten und ihrer blinden Untertanentreue freizumachen. Was wir die Kräfte des Bösen nennen, sind letzten Endes nur die eingefleischten uralten Gedankenbilder und Denkgewohnheiten, die dazu dienten, die Menschheit bis zum gegenwärtigen Entwicklungspunkt zu bringen, die jedoch jetzt verschwinden müssen, wenn [631] das Neue Zeitalter den ersehnten Einzug halten soll. Der altgewohnte Rhythmus, der mit den alten Formen der Religion, der Politik und der sozialen Ordnung untrennbar verknüpft ist, muss neuen Idealen, verständnisvoller Einheitsschau und der neuen Ordnung weichen. Die Gesetze und Methoden, die für das Neue Zeitalter charakteristisch sind, müssen die alten ablösen; sie werden mit der Zeit eine neue soziale Ordnung und eine Regierungsform aufrichten, die auf einer umfassenderen Grundlage ruht.

In der heutigen Welt werden sehr viele Experimente gemacht, insbesondere auf dem Gebiet der Regierungsformen. Es sind dies menschliche Versuche, die neuen, dunkel erahnten und langsam hervortretenden Ideale in die Praxis umzusetzen. Sie müssen unseren modernen Lebensbedingungen angepasst werden und diese schliesslich ablösen. Es gibt keine Form nationaler Experimente, die nicht auf einem der neuen Ideale basieren würde, und die im wesentlichen nicht das Bemühen einer idealistischen Bewegung wäre, die Zustände in der Welt zu verbessern oder irgend einer Menschengruppe Hilfe zu bringen. Das ist ein unumstösslicher Grundsatz, den man von vornherein annehmen muss, und auf den sich die Gruppe der Weltdiener innerlich eingestellt hat. Es ist für sie ein Grundsatz, der folgerichtig jede politische Feindschaft unwirksam macht. Das Verwirklichen des Ideals, das Bemühen, diesem Gedanken Anerkennung zu verschaffen und mit seinem vitalen Zweck in Übereinstimmung zu bringen, die hierbei angewandten Methoden, die dadurch erweckten Hassgefühle, die Grausamkeiten, die im Namen des Ideals verübt wurden, um dessen Annahme zu erzwingen, und alle die Untaten, die unter dem Banner der neuen Ziele begangen wurden - alles das hat so viel Zündstoff gebildet, dass die Grossen Seelen, die hinter dem Weltgeschehen und der Menschheitsentwicklung stehen, die grösste Mühe hatten, die Zeitgeschehnisse so ruhig zu halten, wie sie es noch sind.

Wie liegen die Verhältnisse heute in der Welt? Täglich treten die Trennungslinien deutlicher zutage, und die Lage lässt sich immer klarer überblicken. Menschen ohne geistigen Weitblick und solche, die mit kurzsichtigen Augen nur die Ereignisse ihrer Umgebung sehen, vermeinen, dass all das, was heute in der Welt geschieht, ständig [632] schlimmer und betrüblicher würde. Sie sehen kein Licht in der Finsternis und debattieren heftig darüber, dass unsere Zivilisation zum Untergang verurteilt sei. Andere sehen in der Situation eine günstige Gelegenheit, um Ansehen und Berühmtheit zu erlangen oder um auf irgend einem Gebiet der Weltaktivität in die vorderste Reihe zu kommen. Daher beuten sie die Massen aus und nützen die Situation geschickt für eigene Zwecke, manchmal mit besten Absichten, zuweilen deshalb, weil sie darin eine gute Gelegenheit wittern, um zu Macht und Ansehen zu gelangen, oder weil das Leben, das Los, Schicksal oder Karma (wir können uns nach Belieben ein Wort aussuchen) sie für diese Stellung vorgesehen hat. So werden sie prominente Persönlichkeiten, die ihre Hand am Steuer eines Staatsschiffes haben, oder die in einer Partei, einer Gruppe, im politischen, religiösen oder wirtschaftlichen Bereich eine führende Rolle spielen. Doch sind sie immer nur Schachfiguren in den Händen der grossen Menschheitsdiener, die auf ein grösseres Ziel hinarbeiten.

Man kann alle diese Dinge von zwei Seiten betrachten, und wir sollten stets daran denken, dass das Ziel der neuen sozialen Ordnung, der neuen politischen Richtungen und der neuen religiösen Einstellung darin besteht, das menschliche Bewusstsein zu entwickeln, des Menschen Augenmerk auf höhere Werte zu lenken und diesen Werten Geltung zu verschaffen, um dadurch die Herrschaft des Materialismus zu beenden. Das ist das Ziel, das sich alle Wissenden und geistig Eingestellten seit jeher gesetzt haben: das Reich Gottes zu errichten, die Herrschaft der Seele zu begründen, deren Wesen die Liebe ist, und das von Christus begonnene Werk fortzusetzen - die Ära des Friedens auf Erden und des guten Willens unter allen Menschen einzuleiten. Darauf weist ganz klar die Tatsache hin, dass sich die grossen politischen Führer nachdrücklich für den Weltfrieden einsetzen und dass auch die Kirchen in allen Landen dafür arbeiten.

Vom Standpunkt jener, die bestrebt sind, die Menschheit ins Neue Zeitalter hinüberzuleiten, kann man die Menschen dieser Erde heute in vier Gruppen einteilen. Das ist natürlich [633] eine weitläufige Verallgemeinerung, denn es gibt dazwischen viele Übergangsgruppen.

Erstens: Die unwissenden Massen. Sie sind infolge von Armut, Arbeitslosigkeit, mangelnder Bildung, Hunger und Not sowie deshalb in einem Zustand des Aufruhrs, weil ihnen die Musse und die Mittel fehlen, an den Fortschritten und Vorteilen der Kultur teilzuhaben. Sie sind gerade genug entwickelt, um sich von Menschen, die eine Stufe höher entwickelt sind, geistig führen zu lassen und auf deren Vorschläge zu reagieren. Sie lassen sich leicht beeinflussen, zu einer einheitlichen Masse formen und durch Führer irgend einer Denk- oder Glaubensrichtung zu kollektiver Handlungsweise antreiben, wenn diese Führung genügend klug und gefühlsbetont ist, um sich für materielle Wünsche einzusetzen, an die Vaterlandsliebe zu appellieren und den Hass gegen diejenigen zu schüren, die mehr als sie besitzen. Wenn man ihnen Angst einjagt und sie von der Gefühlsseite her anpackt, kann man sie gefügig machen und zu Handlungen antreiben.

Da sie es nicht besser wissen und so sehr leiden, können sie leicht zu Hass und Fanatismus entflammt werden; mit ihrer naiven Einfalt bilden sie daher eine der grössten Gefahren der jetzigen Zeit. Sie sind ein Spielball in den Händen der Aufgeklärten und sind eine hilflose Masse unter der Fuchtel derer, die sie für alles und jedes an ihren Wagen spannen. Man kann sie mit Leichtigkeit gewinnen, wenn man an ihre Gefühle appelliert und ihnen Versprechungen macht, wogegen sich ihr Bewusstsein von Ideen nur wenig beeindrucken lässt, da sie noch nicht genügend entwickelt sind, um selbstständig zu denken. Die meisten von ihnen sind junge Seelen, obwohl es natürlich auch Ausnahmen gibt. Es ist nicht der Idealismus der Führer und Demagogen, der auf sie Eindruck macht und sie zu Taten (meistens Gewalttaten) treibt, sondern der Wunsch, Unrecht heimzuzahlen, das Verlangen, materielle Güter zu besitzen und die Entschlossenheit, das Rennen zu machen», wie der Volksmund sagt. Diese Charakterzüge verkörpern die Seelenverfassung, Hauptgrundsätze und Brutalitäten des Pöbels. Diese Massen sind hilflos und werden ausgebeutet, und da sie nicht denken können und unvernünftig sind, bilden sie, wie wir alle wissen und wie es allen Regierungen klar ist, ein ernstes Problem. Blinde, gedankenlose Gewaltakte wurden bisher mit Waffengewalt niedergehalten. Und so [634] ist es noch bis heute. Die Massen kämpfen und sterben, aufgestachelt durch flammende Ansprachen, und sie sind selten im Bilde, worum es im Grunde geht. Ihre Lage muss verbessert werden, aber nicht durch Blutvergiessen und Ausbeuten.

Zweitens: Die sogenannten Mittelklassen, sowohl die höhere als auch die niedere. Diese bilden den Stamm der Nationen, das Bürgertum mit seinen intelligenten, fleissigen, wissbegierigen, engstirnigen Vertretern, die ihrem Wesen nach religiös sind, obwohl sie häufig die äusseren Religionsformen ablehnen. Sie werden durch wirtschaftliche Konflikte zermürbt und ruiniert. Sie bilden ohne Ausnahme das machtvollste Element in jeder Nation, da sie lesen, denken und debattieren können und fähig sind, Geld unter die Leute zu bringen und Partei zu ergreifen. Sie bilden den Hauptteil der Parteigänger in der Welt. Sie kämpfen für eine Sache und schliessen sich zu grossen Gruppen zusammen, die entweder für oder gegen diese oder jene Partei sind. Sie lieben es, einen Führer zu wählen und anzuerkennen, und sind bereit, für eine gute Sache ihr Leben hinzugeben und endlose. Opfer für ihre Ideale zu bringen, die auf den Ideen basieren, die ihnen von den erwählten Führern dargelegt werden.

In der sogenannten Aristokratie sehe ich keine Sondergruppe, da es sich hier nur um einen Klassenunterschied handelt, der grösstenteils auf ererbten Attributen und Liegenschaften beruht. Die modernen Nivellierungen in den Nationen verschmelzen sie immer mehr mit der weit verzweigten Mittelklasse. Wir befassen uns hier mit grundsätzlichen Charakteristiken, also mit Gruppierungen, die auf prinzipiellen Einstellungen zum Leben fussen, nicht aber mit solchen, die materielle Hilfsquellen in Betracht ziehen. Das Denken des Mittelstandes durchdringt langsam aber stetig die Massen, das Proletariat, dringt aber auch in jene Kreise ein, die man bisher die oberen Gesellschaftsschichten nannte. Das bürgerliche Denken besteht als Bewusstseinszustand in der Aristokratie jeder Nation und absorbiert sie in dem gegenwärtigen grossen Nivellierungsprozess. Infolge dieser Aus- und Angleichungen, die in der ganzen Welt vor sich gehen, kann nun die Geistesaristokratie in Erscheinung treten, - eine Aristokratie, deren Grundlage die Erkenntnis des göttlichen Ursprungs und Zieles ist, die weder Klassenunterschiede [635] noch religiöse Schranken kennt und auch sonst keine separatistischen Tendenzen bekundet. Unsere Einleitung basiert daher auf menschlichen Aspekten, nicht auf Klassenunterschieden.

Diese zweite Gruppe ist ein sehr ergiebiger Nährboden, aus dem die neuen Führer und Organisatoren hervorkommen. Sie bilden eine Zwischengruppe zwischen den hochgebildeten Denkern in der Welt und den grossen Massen. Letzten Endes sind sie in Angelegenheiten von weltweiter Bedeutung der ausschlaggebende Faktor. Die Massen leiden unter den Zuständen in der Welt und unter den Situationen, die durch diese zweite Gruppe dadurch geschaffen wurden, dass diese in verschiedener Weise auf die neuen Einflüsse, die neuen Ideale und die neuen Faktoren reagiert, welche die moderne Welt in Atem hält. Andererseits leidet die grosse zweite Gruppe selbst wieder unter den Aktionen derer, die den Rhythmus der neuen Zeit den Menschen aufzuzwingen suchen, - der politischen Gruppen, der religiösen Idealisten und Fanatiker, und der Verfechter der neuen sozialen Ordnung und Wirtschaftssysteme, wie sie dem Mittelstand von den führenden Persönlichkeiten zutreffend oder unzutreffend dargestellt werden.

Infolge ihrer Intelligenz, die den erleichterten Möglichkeiten zu einer guten Ausbildung sowie dem Einfluss der neuen Propagandamethoden durch Presse und Rundfunk zuzuschreiben ist, bilden sie die mächtigste Gruppe in allen Nationen. Daher wenden sich die führenden Köpfe an sie und trachten sie als Anhänger und zu ihrer Unterstützung zu gewinnen, die für jeden Führer Erfolg bedeutet. Sie sind es, die in nationalen Entscheidungen die massgebliche Stimme haben. Sie werden heute durch Ungewissheit hin- und hergeworfen, sind voller Fragen und Zweifel und haben tiefeingewurzelte Angst; sie sehnen sich nach Gerechtigkeit und der Neuordnung aller Dinge. Vor allem anderen aber ersehnen sie Frieden, gefestigte wirtschaftliche Verhältnisse und Ordnung in der Welt. Dafür sind sie bereit zu kämpfen, und sie kämpfen heute in jeder Partei und in jeder Organisation für alle Arten politischer, nationaler, [636] religiöser, wirtschaftlicher und sozialer Ideale. Wenn sie auch nicht im buchstäblichen Sinne mit Waffen kämpfen, so verfechten sie ihre Sache doch mit Worten, in Ansprachen und Büchern.

Drittens: Die Denker in der Welt. Es sind die intelligenten und hochgebildeten Männer und Frauen, welche Ideen erfühlen und zu Idealen formulieren. Diese Menschen sprechen öffentlich darüber, schreiben Artikel und Bücher und nutzen alle bekannten Methoden, um die Öffentlichkeit zu erreichen und aufzuklären; auf diese Weise spornen sie das Bürgertum zu aktiver Mitarbeit an und rütteln durch dieses wieder die grossen Massen auf. Die Arbeit, die von diesen Denkern geleistet, und die Aufgabe, die von ihnen erfüllt wird, sind von allergrösster Bedeutung. Aus ihren Reihen kommen jene Persönlichkeiten, die ständig das Weltgeschehen beeinflussen, manchmal um gute Ziele zu erreichen, manchmal aus egoistischer Absicht. Sie spielen auf dem menschlichen Denkapparat, wie ein Musiker auf seinem Instrument spielt. In ihren Händen liegt die Macht der Presse, des Rundfunks und der öffentlichen Parteiprogramme. Ihre Verantwortung ist enorm. Einige wenige - vielleicht sind es mehr, als es den Anschein hat - wirken in selbstloser Weise unter der Inspiration der neuen Ära. Sie setzen sich nachdrücklich für die Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen ein und verfolgen aufmerksam gewisse Tendenzen im Weltgeschehen, die ihnen - sei es richtig oder falsch - eine Zukunftshoffnung zu enthalten und geeignet scheinen, den Aufschwung der Menschheit zu fördern. Man findet sie in jeder Regierung, Partei, Vereinigung und Organisation, in jeder Kirche und in jeder religiösen Gruppe. Sie bilden gegenwärtig die einflussreichste Gemeinschaft, weil durch sie der grosse Mittelstand für politische, religiöse und soziale Zwecke erreicht, gelenkt und organisiert wird. Ihre Gedanken und Äusserungen dringen durch die oberen und mittleren Klassen hindurch, bis sie schliesslich den Fortgeschrittenen unter den unentwickelten Massen zu Ohren kommen.

Viertens: Die Neue Gruppe der Weltdiener. Das sind die Menschen, die eine neue soziale Ordnung in der Welt zu errichten beginnen. Sie gehören keiner Partei oder Regierung als Parteigänger an. Sie lassen alle Parteien, alle Glaubensbekenntnisse und alle sozialen und wirtschaftlichen Organisationen gelten. Sie erkennen alle Regierungen an. Man findet sie in allen Nationen und in allen [637] religiösen Organisationen. Sie beschäftigen sich mit der Ausarbeitung einer neuen sozialen Ordnung. Rein äusserlich gesehen kämpfen sie weder für die besten Grundsätze der alten Ordnung noch für die Verbesserung der Weltzustände. Sie sind der Ansicht, dass die alten Mittel des Kampfes, der Parteipolitik und der Schmähung, und die alten Methoden des Parteihaders ganz und gar versagt haben. Sie sind ferner der Meinung, dass die bisher von allen Parteien und Gruppen benutzten Mittel und Wege, - nämlich einander zu bekämpfen, für einen Führer oder eine Sache heftig Partei zu ergreifen und über Menschen herzufallen, deren Ideen oder Lebensweisen als für die Menschheit nachteilig erachtet werden - veraltet sind, weil sie sich als nutzlos und ungeeignet erwiesen haben, um den ersehnten Frieden, wirtschaftlichen Wohlstand und gegenseitiges Verstehen zu erlangen. Sie beschäftigen sich mit der Aufgabe, die neue Weltordnung einzuführen, indem sie in der ganzen Welt, in jeder Nation, in jeder grösseren und kleineren Stadt Gruppen von Menschen bilden, die keiner Partei angehören, die kein Für und Wider kennen, sondern einen ebenso klaren und eindeutigen Standpunkt einnehmen und ein genau so praktisches Programm haben wie jede andere Einzelpartei in der heutigen Welt. Sie vertreten den Standpunkt, dass das innerste Wesen des Menschen göttlich sei. Ihr Programm fusst auf gutem Willen, weil dies eine Grundeigenschaft des Menschen ist. Daher organisieren sie jetzt die Menschen guten Willens in der ganzen Welt, legen ihnen ein klares Programm vor und stellen Grundsätze auf, die allen Menschen guten Willens als gemeinsame Plattform dienen können.

Sie haben die feste Überzeugung, dass ihr erster Appell einen derartigen Widerhall gefunden hat, dass sie mit Hilfe geschulter Köpfe aus der oben erwähnten dritten Kategorie und mit der nötigen finanziellen Unterstützung, die für die erzieherische Arbeit und für die Propaganda für den guten Willen erforderlich ist, die Welt allein durch die wirksame Hilfe der Menschen guten Willens umwandeln können. Sie glauben, dass es möglich ist, ohne Krieg, ohne unter den Menschen Hass zu erwecken, ohne jemanden anzugreifen oder für eine Sache Partei zu nehmen, die neue Ordnung auf Erden einzuführen [638] und zu festigen. Ihr Programm und ihre Arbeitsweise wird weiter unten in grossen Zügen beschrieben.

Hinter diesen vier Menschheitsgruppen stehen die geistigen Führer, deren Recht und Vorrecht es ist, über die Entwicklung der Menschen zu wachen und deren Geschicke zu lenken. Diese Überwachung besteht nicht darin, dass irgend ein Zwang ausgeübt wird, was den freien Willen des Menschengeistes verletzen würde, sondern geschieht in der Weise, dass die geistigen Führer den grossen Denkern in der Welt Ideen einpflanzen und das menschliche Bewusstsein wecken und anregen, so dass diese Ideen gebührende Anerkennung finden und mit der Zeit die alles beherrschenden Faktoren im Leben der Menschen werden. Sie schulen die Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener für ihre Aufgabe, Ideen in Ideale zu verwandeln.

Ideale werden mit der Zeit erstrebenswerte Ziele der Denker, von denen sie dann den breiten Schichten der Mittelklassen aufgezeigt werden. So finden sie weltweite Zustimmung bei Regierungen und Religionen, und bilden die Grundlage für die neue Gesellschaftsordnung, in welche die Massen behutsam eingeführt werden.

Man vergesse nicht, dass die Männer und Frauen guten Willens allen oben aufgeführten Gruppen angehören; darin liegt ja ihre Stärke und deshalb sind sie der Neuen Gruppe der Weltdiener von grossem Nutzen.

Die Stärke dieser Weltdiener beruht auf zwei Faktoren:

1. Sie nehmen eine Mittelstellung ein zwischen den grossen Massen und der Weltregierung, die von der inneren, subjektiven Seite aus den Planeten leitet.

2. Sie gewinnen ihre Mitglieder (wenn so ein unzulängliches Wort benützt werden kann) aus allen Klassen, - aus der Aristokratie, den gebildeten Kreisen, den höheren und niederen Mittelklassen sowie aus der Oberschicht des Proletariats. Sie repräsentieren daher tatsächlich alle Schichten.

3. Sie stehen untereinander in enger Wechselbeziehung und miteinander in ständiger Verbindung durch die gleichen Ziele, das [639] gleiche zielstrebige Vorgehen, die gleichen Arbeitsmethoden und den gleichen guten Willen.

Wir wollen für einen Augenblick das heutige Weltbild so betrachten, wie der nachdenkliche Beobachter des Weltgeschehens es sieht. Keine meiner Bemerkungen soll als Kritik angesehen werden, denn dadurch würde eine der Grundregeln der Neuen Gruppe der Weltdiener übertreten werden, was absolut nicht beabsichtigt ist. Aus diesem Grunde erwähnen wir keine speziellen Gruppen, Nationen oder Parteien und spielen auch nicht auf besondere Persönlichkeiten an. Wir verfolgen nur ein einziges Ziel: die neue Weltordnung einzuführen. Wir müssen die Situation so sehen, wie sie ist. Wir sind mit der Bildung jener neuen Partei beschäftigt, die alle friedliebenden Menschen guten Willens in ihre Reihen aufnimmt, ohne deren Treuepflicht und Bestrebungen in anderen Organisationen zu stören, obwohl ihre Methoden, soweit sie auf der alten Ordnung fussen, wahrscheinlich stark abgeändert werden müssen. Diese neue Partei ist als eine Verkörperung des entstehenden Reiches Gottes auf Erden anzusehen. Dabei ist aber wohl zu beachten, dass mit diesem Reich kein christlicher Staat oder eine irdische Regierung gemeint ist. Es ist ein Zusammenschluss all derer, die - irgendeiner Weltreligion, Nation und politischen Partei angehörend - von dem Geist des Hasses und der Absonderung frei sind und sich danach sehnen, dass auf der Grundlage gegenseitigen guten Willens rechte Beziehungen auf Erden zustande kommen.

Der Gärungsprozess in der Welt ist heute bis zu den tiefsten Tiefen der Menschheit vorgedrungen. Sämtliche Bereiche menschlichen Denkens sind von den Spaltungen und Verwirrungen betroffen. In der Vergangenheit wurden die Nationen immer wieder in Angriffskriege verwickelt. Solche Kriege werden immer seltener. Unsere heutigen Spannungen und Feindseligkeiten beruhen hauptsächlich auf wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Dafür gibt es offensichtlich sachliche Gründe. Überbevölkerung, Handelsbeschränkungen, Ungleichheiten in Angebot und Nachfrage, ehrgeizige Bestrebungen [640] und wohlgemeinte Experimente von Menschen aller Denk- und Lebensbereiche sind für diese Umwälzungen verantwortlich. Es erübrigt sich, mehr zu sagen, denn die Ursachen sind allgemein bekannt, und wir geben hier nur die Grundgedanken für eine praktische Lösung an. Die wahre Ursache ist jedoch tief verwurzelt und nicht leicht erkennbar, obwohl sich die Denker der Welt bereits damit befassen und deren Umrisse deutlich sehen. Diese Ursache liegt in dem Konflikt zwischen gewissen grossen Idealen, die alle auf spirituellen Ideen basieren, aber herabgewürdigt werden für Zwecke, die zu Separatismus, Hass, Parteihader, Bürgerkrieg, weltweiter Wirtschaftsnot, Entsetzen vor einem Weltbrand und allgemeiner Angst führen. Wir sind förmlich umringt von Furcht und Ungewissheit, von zermürbender Armut und Misstrauen; und dazu kommt noch der allgemeine Zusammenbruch der Bollwerke Religion und Regierung, die bisher noch einen Schutz und eine Zuflucht zu bieten schienen.

Sowohl nationale wie religiöse Führer machen allenthalben den Versuch, diese Probleme anzupacken. Manchmal leitet sie wahre Liebe zur Menschheit, manchmal werden sie von Ehrgeiz getrieben, oder sie unternehmen, entflammt von einem Ideal, gewalttätige Aktionen, um die menschliche, rassische und nationale Lage zu verbessern. Überall findet man Aufrichtigkeit und Unaufrichtigkeit, Hass und Liebe, hilfreichen Dienst und rücksichtsloses Ausbeuten, Spaltungen und Zusammenschlüsse. Überall sind Schlagworte zu hören wie: religiöse Einheit, Normung aller Menschen, Freiheit für die Menschheit, Probleme der Links- und Rechtspartei, Kommunismus, Faschismus, Nazismus, New Deal (amerikanisches Reformprogramm), Liberalismus und Konservatismus, schöpferisches Leben, Bevölkerungsprobleme, Schwangerschaftsverhütung, Utopien einer Sozialordnung, die Menschenrechte, Diktaturen, Verteidigungstaktiken und Aufrüstung, Ausbildung aus staatlichen Mitteln, Geheimdiplomatie, politische Abschliessung vom Ausland. Das sind nur einige der Schlagworte, die heute in aller Leute Mund sind. Sie zeigen deutlich, wie lebhaft die Menschen ihre Probleme empfinden, wie empfänglich sie für die Schwierigkeiten sind, denen sie sich gegenübergestellt sehen, und dass sie klar erkennen, in welche Sackgasse wir offensichtlich hineingeraten sind. Von allen Seiten treten Leute hervor, die eine Lösung anbieten und alle diejenigen in eine Partei zusammenziehen, die bereit sind, diese Lösung durchzusetzen und für ihr Ideale zu kämpfen.

Täglich sieht man, dass Geld wie Wasser ausgeschüttet wird, um [641] die Propaganda einer bestimmten führenden Persönlichkeit zu schwächen - oder die Ideen eines anderen zu unterstützen. Propaganda-Feldzüge werden in der ganzen Welt unternommen, um die nötigen Mittel aufzutreiben, um irgend ein veraltetes, verschanztes Ideal umzustürzen oder durch eine neue Idee zu ersetzen. Männer und Frauen in beiden Hemisphären sind heute von dem Wunsch beseelt, die alte Ordnung zu ändern und eine neue Ära wirtschaftlichen Wohlstandes und friedlichen Lebens zu begründen. Sie setzen ihr Leben ein, um irgendein Prinzip, das ihnen von höchster Wichtigkeit erscheint, zu verteidigen oder ein anderes Prinzip, das ihren Mitbürgern lieb und wert erscheint, zu bekämpfen und umzustossen. Angriff gegen Persönlichkeiten von Rang, Verleumdung, das Unterschieben unehrenhafter Motive und Schüren von Hassgefühlen sind anerkannte Methoden jener Menschen, die - mit guten Absichten - den Versuch machen, die Welt zu retten, Ordnung aus dem Chaos zu schaffen und das Recht, wie sie es sehen, zu verteidigen. Zweifellos sind Liebe zur Menschheit und der Wunsch zu helfen vorhanden. Dennoch wächst das Chaos, der Hass nimmt zu; die Kriegsbereitschaft wird überall stärker; frühere Anstrengungen scheinen vergeblich zu sein, um die Flut zurückzudämmen, welche im Begriff zu sein scheint, die Menschheit über den Rand des Abgrundes zu reissen.

Die Erkenntnis, dass so viele Bemühungen vergeblich sind und dass ein so langer Kampf auf die Dauer ermüdet, dämmert heute überall in den Köpfen der führenden Persönlichkeiten. Man verlangt einen neuen Weg, man will endlich wissen, was grundsätzlich falsch war und warum die unermüdliche Opferfreudigkeit und die von göttlichen Motiven geleiteten Anstrengungen so vieler Männer und Frauen nicht imstande waren, Kriege zu verhindern, das Wirtschaftsproblem zu lösen und die Menschen von ihrem Alpdruck zu befreien.

Man kann feststellen, dass der Misserfolg hauptsächlich auf zwei Tatsachen zurückzuführen ist:

1. Es wurde alle Kraft dafür aufgewendet, um sich mit Wirkungen zu beschäftigen, aber die zugrunde liegenden Ursachen wurden nicht berührt, obgleich sie von einigen wenigen klar erkannt wurden. Es wurde der Versuch gemacht, Unrecht wieder gut zu machen, unheilbringende Kräfte und Persönlichkeiten anzuprangern, und Organisationen, Gruppen, Parteien, [642] Religionen und nationale Experimente anzugreifen und zu beschimpfen. Das war offensichtlich ein unnützer Aufwand an Zeit, Kraft, Energie und Geld.

2. Es wurden keine Anstrengungen gemacht, um die Menschen guten Willens, die Menschen mit friedliebenden Absichten, und die intelligenten, gütigen und freundlichen Menschen zu finden und in einer Organisation zusammenzufassen, so dass sie als gewaltige Gruppe zusammenarbeiten könnten. Ihre Anzahl ist unglaublich gross, sie hassen den Krieg, weil sie alle Menschen als Brüder betrachten. Aber sie sehen keinen Weg, um kriegerische Auseinandersetzungen aus der Welt zu schaffen, da ja alle Organisationen, die dieses Ziel verfolgen, letzten Endes machtlos zu sein scheinen. Sie sind bedrückt über die wirtschaftliche Not, wissen aber nicht, was sie tun sollen. Es ist bei all den verschiedenen Gruppen, die sich mit demselben Problem befassen, immer die gleiche Geschichte: einer schiebt dem andern die Schuld in die Schuhe und sucht Sündenböcke. Sie sind sich bewusst, dass die vielen Versuche, ins rechte Fahrwasser zu kommen, gescheitert sind.

In Millionen von Menschen lebt der Geist des guten Willens und erweckt ein Verantwortungsgefühl. Das ist das erste Zeichen dafür, dass der Mensch göttlichen Ursprungs ist. Die Neue Gruppe der Weltdiener rechnet mit diesem ständig zunehmenden guten Willen und ist unentwegt bestrebt, ihn nutzbar zu machen. Man findet guten Willen unter den Mitgliedern aller Gruppen, die sich für eine bessere Welt einsetzen. Er ist eine unausgenützte Macht, die bisher noch niemals zu einem leistungsfähigen Ganzen zusammengefasst wurde, das in der gleichen Weise unterstützt und gefördert wird, wie die einzelnen Menschen guten Willens ihre Pflicht gegenüber der eigenen Organisation und deren Bestrebungen erfüllen und dafür arbeiten. Die Neue Gruppe der Weltdiener hat nicht die Absicht, dieser loyalen Gesinnung entgegenzuwirken oder irgend eine bisherige Arbeit aufzuhalten; sie will nur alle diese Menschen in eine organisierte Leistungseinheit zusammenziehen, ohne eine neue Organisation zu gründen, und ohne irgend jemanden von der bisherigen Arbeit und Treuepflicht abzubringen.

Die Neue Gruppe der Weltdiener ist bereits eine wirksam tätige Gruppe. Alle Männer und Frauen in allen Ländern beider [643] Hemisphären, die sich dafür einsetzen, die Spaltungen zwischen den Menschen zu überbrücken, das Gefühl der Brüderlichkeit zu wecken und den Sinn für gegenseitige Beziehungen zu fördern, und die weder rassische noch nationale oder religiöse Schranken kennen, sind Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener, auch wenn sie diesen Ausdruck noch nie gehört haben.

Die Mitglieder dieser Gruppe sind nicht Anhänger einer Partei oder Religion, und dennoch gehören sie allen Parteien und Religionen an. Sie nehmen weder für noch gegen irgendeine Regierung, Religion oder soziale Ordnung Stellung. Sie lassen sich in keine politische Tätigkeit, gleich welcher Art, ein und greifen niemals eine bestehende Ordnung an. Sie sind weder für noch gegen eine Regierung oder Kirche, spenden keine Gelder, organisieren keinen Werbefeldzug und verbreiten keine Literatur, die als Angriff oder Verteidigung einer Organisation politischer, religiöser, sozialer und wirtschaftlicher Art gedeutet werden könnte. Sie sagen und schreiben nichts, was den Hass schüren oder dazu beitragen könnte, Menschen und Nationen voneinander zu trennen. Dennoch sind diese Mitglieder in jeder politischen Partei und jeder Weltreligion zu finden. Sie repräsentieren eine Geisteshaltung.

Die Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener sind aber keineswegs unpraktische Mystiker. Sie wissen genau, was sie vorhaben, und sie haben ihre Pläne in einer solchen Weise ausgearbeitet, dass sie - ohne eine bestehende Situation umzustürzen - in der Lage sind, die Menschen guten Willens in der ganzen Welt zu entdecken und zusammenzubringen. Sie fordern einmütig, dass die Menschen guten Willens in völligem Einvernehmen zusammenstehen und eine langsam anwachsende Körperschaft bilden sollten, die sich für das Wohl der ganzen Menschheit, und nicht nur der unmittelbaren Umgebung einsetzt. Ihr umfassenderer Standpunkt wird sie jedoch nicht daran hindern, gute Staatsbürger des Landes zu sein, in das ihr Schicksal sie verschlagen hat. Sie werden die Situation, in der sie sich befinden, als gegeben hinnehmen und sich ihr anpassen, aber dennoch im Rahmen ihrer Möglichkeiten und ohne die gesetzlichen oder religiösen [644] Vorschriften zu verletzen, im Geiste guten Willens wirken, die trennenden Schranken niederreissen und für den Weltfrieden arbeiten. Sie werden Angriffe auf bestehende Regierungsformen und führende Persönlichkeiten vermeiden und die Gesetze des Landes, in dem sie ihrer Bestimmung gemäss leben müssen, einhalten. Aber sie werden den Geist, der keinen Hass kennt, pflegen und jede Gelegenheit benützen, um nachdrücklich zu betonen, dass alle Nationen in brüderlicher Eintracht leben sollten, dass alle Glaubensbekenntnisse dieselbe Wurzel haben und dass wir in wirtschaftlicher Hinsicht voneinander abhängig sind. Sie werden sich bemühen, nichts zu sagen und zu tun, was Separatismus und Abneigung hervorrufen könnte.

Das sind in grossen Zügen die Merkmale, die das Verhalten der Menschen guten Willens bestimmen, die bestrebt sind, am Werk der Neuen Gruppe der Weltdiener mitzuarbeiten. In dem Mass, in dem die Menschen lernen, erfolgreich mitzuarbeiten und ihre Einstellung zu den Mitmenschen unbeirrt beizubehalten, werden sie allmählich in die Reihen der Neuen Gruppe aufgenommen. Das geschieht nicht durch eine formelle Aufnahme, (denn es gibt weder solche Formalitäten noch eine formale Organisation), sondern dadurch, dass der einzelne die notwendigen Qualitäten und Merkmale entwickelt. Es wird daher an dieser Stelle nochmals betont, dass die Neue Gruppe der Weltdiener keine Organisation ist. Es gibt keine Zentrale, sondern nur Diensteinheiten, die über die ganze Welt verstreut sind. Die Gruppe hat weder einen Vorsitzenden noch einen Beamtenapparat, sondern nur freiwillige Mitarbeiter, die sich einfach damit beschäftigen, überall die Menschen guten Willens aufzuspüren. Das ist ihre unmittelbare Aufgabe. Diese Menschen guten Willens müssen ausfindig gemacht und darin geschult werden, nicht separatistisch zu denken; sie müssen die Grundlagen der Zusammenarbeit und die Merkmale der neuen sozialen Ordnung kennen lernen. Im wesentlichen ist dies die Wiederherstellung einer inneren Harmonie oder Ausgeglichenheit, die entscheidende Änderungen herbeiführt. Die öffentliche Meinung, die sich auf guten Willen gründet, der weder nationale oder rassische Schranken noch religiöse Unterschiede kennt, erlangt in der ganzen Welt ausschlaggebenden Einfluss. Jahr für Jahr sollte wirksame Arbeit geleistet [645] und die Lehre vom universalen guten Willen verbreitet werden; aus einem sentimentalen Gefühl soll ein werktätiger guter Wille erwachsen, der in allen Bereichen des täglichen Lebens auf der ganzen Welt zur praktischen Anwendung kommt.

In Begriffen der christlichen Lehre ausgedrückt: Es müssen die Bürger jenes Reiches, das Christus zu gründen kam, ausfindig gemacht werden. Man wird sie erkennen an dem Geist, der vereint und verbindet, an ihrer geistigen Einstellung, die alles einbezieht, und daran, dass sie sich nachdrücklich für eine Welteinheit einsetzen, die auf internationaler Synthese (d.h. tatsächlich auf der Anerkennung unserer menschlichen Beziehungen) beruht, auf unserer religiösen Einheit, (da wir ja Kinder des einen Vaters sind) und auf unserer gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeit, die wohlbekannt ist, aber völlig ignoriert wird. Die Männer und Frauen guten Willens werden in dem Masse Fortschritte machen, wie sie liebendes Verstehen praktisch zum Ausdruck bringen. Die Neue Gruppe der Weltdiener wird wissen, wer diese Bürger des Reiches Christi sind und wo man sie finden kann.

Die nächste Aufgabe, für die sich die Neue Gruppe der Weltdiener mit aller Kraft einsetzen wird, wird die Beseitigung der Angst und Furcht sein, die sich in der Welt ausbreitet. Das kann und wird geschehen, wenn es den Männern und Frauen guten Willens klar werden wird, welch ein Reichtum an gutem Willen in jedem Land vorhanden ist. Es gibt Millionen Menschen guten Willens in der Welt. Infolge der während des Weltkrieges ausgestandenen Ängste und Leiden nahm ihre Zahl ständig zu, aber sie waren machtlos und ihre Anstrengungen vergeblich, weil sie sich alleinstehend und vereinsamt, unnütz und unbedeutend fühlten. Als Einzelmenschen sind sie das auch, jedoch als Teil einer grossen Weltbewegung, die eine geistige Grundlage hat und die wesenhafte Gottnatur des Menschen zum Ausdruck bringt, sind sie es nicht. Die geballte Macht guten Willens, die bisher noch nie planmässig aufgeboten wurde, wird sich als unwiderstehlich erweisen. Die Arbeit der Neuen Gruppe der Weltdiener wird bis zum Mai 1942 darin bestehen, diese latente Macht zu organisieren, methodisch zu stärken und dadurch zur Auswirkung zu bringen, dass man immer wieder darlegt, in welcher Art und Weise sich dieser machtvolle Geist manifestieren kann.

Die Neue Gruppe der Weltdiener sollte sich daher unter der Anleitung der Grossen Führer, die auf der inneren spirituellen Seite [646] des Lebens wachsame Beobachter sind, für die genannte Zeitspanne einen Plan ausarbeiten. Dieses Programm muss drei Ziele haben:

1. Die Menschen guten Willens müssen gefunden, erzogen und in eine Gemeinschaft zusammengefasst werden. Man muss ihnen die Tatsache vor Augen halten, dass in allen Ländern der Welt, ohne Ausnahme, vieles geleistet wird, und zwar:

a) für die internationale Verständigung und Verbrüderung der Nationen;

b) für die Verbesserungen der Lebensbedingungen, woran Gruppen, Kirchen und Organisationen nach den neuen Grundsätzen arbeiten, nämlich ohne Hass, ohne irgendwelche Gruppen oder Personen anzugreifen und ohne für jemanden Partei zu nehmen;

c) für die religiöse Einheit und geistige Entfaltung innerhalb und ausserhalb der Kirchen;

d) an erzieherischer Arbeit, die dem Geist des Separatismus entgegenwirkt und die universale Geisteshaltung pflegt und fördert. Diese Ziele können durch eine neue Zeitschrift bekannt gemacht werden, die das Organ der Menschen guten Willens sein wird.

2. Die Menschen guten Willens müssen alle Massnahmen treffen, um die Aktion «Invokativer Appell», wie er am 6. Mai 1936 stattfand, in einem weit grösserem Massstab zu wiederholen. Damals wurde ein inständiges Bittgebet von Millionen von Menschen gesprochen; über die Wirksamkeit dieser machtvollen Invokation besteht kein Zweifel. Sie förderte die Ziele der Hierarchie in hohem Masse und schuf eine «Kontaktbahn», die niemals mehr zerstört werden kann. In den nächsten Jahren können ähnliche, grössere Aktionen unternommen werden als Manifestation der grossen geistigen Anstrengungen, die von den Menschen guten Willens gemacht werden; die Zwischenzeit dient den Vorbereitungen hierfür. Wenn möglich sollte für diese Aktionen der Rundfunk in weit grösserem Umfang [647] herangezogen werden, so dass zur Zeit jedes Vollmondes diese «dringende Bitte an Gott» in ununterbrochener Folge (mit dem Lauf der Sonne) über die Ätherwellen hinausgesandt wird. An solchen Invokations-Tagen wird sich die spirituelle Haltung der Menschheit manifestieren. Dies wird zu einer inneren spirituellen Synthese zwischen den Menschen guten Willens, der Neuen Gruppe der Weltdiener und der inneren spirituellen Hierarchie führen. Die Hierarchie arbeitet darauf hin, auf diesem Planeten die neue Ordnung einzuführen, das Neue Zeitalter einzuleiten und das Reich Gottes auf Erden zu verwirklichen.

Diesem Bitt- oder Weltgebettag sollte man in Zukunft viele Gedanken und Vorbereitungen widmen, damit die Wirkung und der Erfolg noch deutlicher und stärker werden, als es der erste immerhin erfolgreiche Versuch war. Ein Gebet oder Anruf ist entweder ein machtvolles Mittel, um gewisse grosse Kräfte in Bewegung zu setzen, oder es ist ein unwirksames Mittel. Das Zeugnis der Vergangenheit spricht eine beredte Sprache, dass es wirksam ist.

3. Der Menschheit muss als Teil dessen, was die Menschen guten Willens in eindrucksvoller Weise lehren und im Alltag vorleben, vor Augen geführt werden, dass eine grosse Gruppenbeteiligung notwendig ist, um einen Tag des Vergebens und des Vergessens zu organisieren. Das wird vielleicht in einigen Jahren möglich sein, aber es könnte bereits 1942 erfolgreich versucht werden. Diese Versöhnungsbereitschaft beruht auf der Erkenntnis, dass alle Menschen in der Vergangenheit Fehler begangen haben und dass man nicht dieser oder jener Gruppe, Nation oder Kirche die Schuld zuschreiben darf. Wir alle haben gefehlt und zu wenig Verständnis gehabt, und wir alle sind schuldig, weil es uns an Liebe und Toleranz gemangelt hat. Es handelt sich daher nicht um ein Vergeben, das aus einem Geist der Grossmut, aus Nützlichkeitserwägungen oder aus einem Überlegenheitsgefühl erwächst, sondern auf dem starken Verlangen beruht, die Vergangenheit zu vergessen, [648] dem Neuen Zeitalter den Weg zu bahnen, an der neuen Gesellschaftsordnung, die frei von den alten Hassgefühlen ist, teilzuhaben, die Erinnerung an die alten Fehler (in Taktiken, Anschauungen und Methoden) auszulöschen, die altgewohnten Scheidewege nicht zu beachten und unsere eingewurzelten separatistischen Instinkte zu unterdrücken.

Das ist das dreifache Programm, dem sich die Neue Gruppe der Weltdiener verschrieben hat. Jedermann ist dringend gebeten, sich daran zu beteiligen. Die neue Gruppe ihrerseits wird für diese Bestrebungen die Menschen guten Willens mobilisieren; sie hat kein anderes Programm oder Vorhaben.

Durch gegenseitiges Verstehen und gleiche Ziele lose miteinander verknüpft, stehen die Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener, ganz gleich, ob sie einander kennen und sich der Gruppe, wie sie hier beschrieben ist, bewusst sind oder nicht. Man findet sie in jedem Lande, und überall sind sie sehr aktiv. Sie entdecken ständig die Menschen guten Willens, deren Namen und Adressen festgestellt und in Listen eingetragen werden; ebenso werden nach Möglichkeit besondere Fähigkeiten, den Mitmenschen zu helfen, vorgemerkt und auf Wunsch in Anspruch genommen. Auf diese Weise kann das Prinzip des guten Willens in jedem Lande gestärkt und schliesslich praktisch nutzbar gemacht werden. Diese Menschen guten Willens werden in jeder Nation eine neue Gemeinschaft praktischer Denker bilden, die für keine Regierung eine Gefahr bedeuten; sie werden auch niemals der bestehenden Ordnung zuwider handeln. Sie werden nur jene Bewegungen unterstützen und nur solche Tätigkeiten aufnehmen, die in keiner Weise Hass nähren, Feindschaft ausstreuen oder unter ihren Mitmenschen Zwietracht verursachen können. Keine Regierung oder Kirche kann gegen diese Gruppe etwas einzuwenden haben.

Regeln aufzustellen und Voraussagen zu machen, ist gefährlich; vorzeitige Massnahmen und übereiltes Vorgehen wären die Folgen. Wenn die hier in den Hauptzügen umrissene Arbeit in der gewünschten Richtung vorangeht, wenn durch die tägliche Anwendung des [649] folgenden Anrufes:

«Mögen die Kräfte des Lichtes der Menschheit Erleuchtung bringen!

Möge der Geist des Friedens sich über die Erde verbreiten!

Mögen die Menschen guten Willens sich überall im Geiste der Zusammenarbeit zusammenschliessen!

Möge «Vergeben» das Leitmotiv aller Menschen in dieser Zeit sein!

Mögen die Anstrengungen der Grossen Helfer kraftvoll gefördert werden!

So geschehe es! Lasst uns mit allen Kräften zum Gelingen beitragen!»

Die Verbindungsbahn erweitert und gefestigt wird, wenn der Gebetstag in gebührender Weise organisiert ist, wenn Vergebung eine tägliche Bejahung im Sinne des Apostels Paulus wird, der sagte: «Vergesset die Dinge, die hinter euch liegen, strebet vorwärts», und wenn alle Menschen guten Willens sich dies zur Richtschnur nehmen würden, so dass schliesslich in der ganzen Welt ein «Tag des Verzeihens» zustande kommen könnte, - dann wird die Arbeit der Neuen Gruppe der Weltdiener aufbauend und erfolgreich vorankommen und viele Früchte tragen. Dann werden auch die Lenker und Führer auf der inneren Seite Grund haben, mit grösserem Vertrauen weiterzugehen, und Christus wird die Früchte «seiner Seelenqual in Fülle ernten und befriedigt sein.»

Nachdem wir nun das Programm für die heutige Zeit in grossen Zügen skizziert haben, erhebt sich die Frage: was werden wir also unternehmen? Dieses Programm kann keinen Erfolg haben und die weltweite mittlere Partei (die zwischen den Parteigängern und jenen Gruppen steht, die ihre Stimme für oder gegen Weltfragen erheben) kann nicht zu Erfolg und konstruktiver Arbeit kommen, wenn nicht jeder einzelne die Notwendigkeit dieses Programms erkennt und - individuell, finanziell und spirituell - sich dafür mit ganzer Kraft einsetzt, um den grossen Plan zu fördern.