Navigieren durch die Kaptitel von diesem Buch

II. DAS WESEN DIESER BEWEGUNG

Wie wir [1032] wissen, handelt es sich bei der Bewegung auch der Ebene der Materie um eine Umdrehung. Jedes Atom der Materie dreht sich um seine eigene Achse, und jedes grössere Atom tut vom physischen Standpunkt aus das Gleiche; ein kosmisches Atom oder Sonnensystem, ein planetarisches Atom und das Atom, das wir «Mensch» nennen, sie alle drehen sich ebenfalls in verschiedenen Graden der Geschwindigkeit um ihre eigene Achse oder um ihre Pole. Auf der Ebene des Denkvermögens müssen wir jedoch die Tätigkeit des zweiten Aspekts der Gottheit in Betracht ziehen, der die Form erbaut und zusammenhält, und der die Grundlage für das Phänomen ist, das wir Zeit (buchstäblich das Gewahrsein von Form) nennen; und wenn wir auf dieser Ebene angelangt sind, tritt eine andere Art von Kraft oder Bewegung in Erscheinung. Diese Art von Energie schaltet aber die vorhergenannte atomare Umdrehungsenergie in keiner Weise aus, sondern schliesst sie in sich ein; gleichzeitig aber bringt sie die Atome aller Grade unter den Einfluss ihrer eigenen Aktivität, so dass in jeder manifestierten Form beide Energiearten zum Ausdruck kommen. Dabei möchte ich den Leser daran erinnern, dass wir hauptsächlich die Kraft des zweiten Aspekts betrachten, insoweit sie mit dem menschlichen Reich und den übermenschlichen Naturreichen, d.h. mit den Manasaputras und ihren verschiedenen Gruppen zu tun hat. Auf dem involutionären Kreisbogen macht sich die Vishnukraft ebenfalls fühlbar, aber solange nicht ein besseres Verständnis für das Wesen der Gruppenseele vorhanden ist, und solange man keine genauere Kenntnis über die Qualität des grossen Lebens besitzt, welches die untermenschlichen Naturreiche als Ausdrucksform benutzt, ist es für uns nützlicher, wenn wir uns mit «Kraft» befassen, die auf den Menschen einwirkt, ebenso auf den Planeten, auf dem er sich befinden mag, und auf das System, in dem dieser Planet seine Rolle spielt.

Die Tätigkeit des zweiten Aspekts ist als spiral-zyklisch bezeichnet worden und das bedingt schon an sich den Begriff der Dualität. Diese Tätigkeit ist die Ursache für alle zyklische Evolution, und in der Sprache des Okkultismus hat man sie die «Tätigkeit eines Brahmajahres» genannt. Sie ist das, was das periodische [1033] Erscheinen und Verschwinden aller Daseinsformen, ob gross oder klein, zur Folge hat. Sie hängt eng mit dem Willens-Aspekt und mit den Lipika-Herren höchsten Grades zusammen, und ihr Ursprung ist deshalb für uns schwer verständlich. Bestenfalls liesse sich vielleicht sagen, dass sie hauptsächlich von gewissen Impulsen abhängt, die sich (soweit unser Sonnensystem dabei in Frage kommt) auf die Sonne Sirius zurückführen lassen. Es besteht eine Analogie zwischen diesen Impulsen und denjenigen, welche in zyklischen Abständen vom Kausalkörper des Menschen ausgehen und dann sein zeitweiliges Erscheinen auf der Ebene der Maya zur Folge haben. Hier lässt sich für den ernsthaften Leser ein Wink einschalten: im dreifachen Ego (den Lebewesen, welche die innere Knospe bilden, denjenigen, welche die Blätter bilden, und die dreifache Gruppe, die das Leben der drei permanenten Atome ausmacht) lässt sich ein Gegenstück zu den drei Gruppen von Lipika-Herren erkennen, welche die karmische Ursache der solaren Manifestation sind und deren periodische Formwerdung kontrollieren. Diese drei Gruppen stehen mit Intelligenzen in Verbindung, welche diese Gruppen vom Sirius aus leiten.

Das Gesetz der Periodizität ist das Ergebnis der Vermischung dieser beiden Kraftarten mit einer dritten. Die beiden Arten voll Kraft oder Energie sind die Aktivität des ersten Aspekts, des logoischen Willens oder Vorhabens, und die Energie des zweiten Aspekts. Dieses Vorhaben verbirgt sich im Vorherwissen des Logos und ist selbst einem Adepten der fünften Einweihung ein vollkommenes Geheimnis. Der Adept hat das Vorhaben (oder die Absicht) des Sohnes erfasst und es steht ihm noch das Problem bevor, die Absicht des Vaters zu erkennen. Der eine ist der Impuls zur Vorwärtsbewegung alles Lebens, der andere der Impuls zu dessen zyklischer Aktivität, und diese nennt man spiral-zyklisch. Wenn diese vermischte Doppelkraft mit der Umdrehungstätigkeit der Materie in Berührung gebracht wird, ergibt sich beispielsweise die dreifache Aktivität des Egos, die spiral-zyklisch-kreisend ist sowie das, was die Stimulierung einer Atomeinheit, das periodische Erscheinen einer Form und den stetigen, wenn auch langsamen [1034] Fortschritt in Richtung auf ein Ziel zur Folge hat. Im Interesse der Klarheit könnte man die Wirkungen etwa wie folgt auseinanderhalten:

1. Umdrehungstätigkeit

Die interne Aktivität jedes Atoms, als Einheit betrachtet, also die im ersten Sonnensystem vervollkommnete Aktivität Brahmas oder des Heiligen Geistes. Es ist einheitliches, individuelles Bewusstsein. ... «Ich bin.»

2. Zyklische Betätigung

Die Aktivität aller Formen, wenn man diese vom Aspekt des Bewusstseins oder der Zeit aus betrachtet. Es ist einheitliches Gruppenbewusstsein. ... «Ich bin Das», die Aktivität Vishnus, die im Verlauf des jetzigen, zweiten Sonnensystems zur Vollendung kommt.

3. Spirale Betätigung

Der Einfluss, der alle Formen durchdringt, der von ihrem grösseren Zentrum ausgeht, und der sich ein wenig, ein ganz klein wenig, mit den beiden anderen Bewegungsarten vereinigt, aber praktisch in deren stärkerer Schwingung verloren geht. Es ist die Tätigkeit, die erst im dritten Sonnensystem zur Vollendung kommt, die Shiva-Art der Bewegung und das geeinte Bewusstsein aller Gruppen. Es ist das Bewusstsein, welches verkündet: «Ich bin Das ich bin.»

Bei Betrachtung des Wesens der spiral-zyklischen Aktivität muss der okkulte Schüler vor allem beachten, dass sie zwei Wirkungen ausübt.

Erstens ist es eine anziehende Kraft, welche die kreisenden Atome der Materie sammelt, in ganz bestimmte Arten und Formen zusammenzieht und sie darin solange festhält, wie die Notwendigkeit es verlangt.

Zweitens wird sie ihrerseits von einer anderen, höheren Schwingung beherrscht, und im Lauf ihres spiralförmigen Fortschritts durch die Materie bringt sie die Formen systematisch immer näher an einen anderen und stärkeren Energiepunkt heran.

Diese Wirkungen lassen sich klar an der Evolution des Menschen beobachten, der ja im Lauf der Zyklen dem Zentrum der spiral-zyklischen Energie und dann später dem noch eindrucksvolleren Punkt seines «Vaters im Himmel» näherkommt. Der Engel zieht [1035] zuerst den Tiermenschen an; zyklisch beeinflusst Er die materiellen Hüllen, gibt ihnen Zusammenhalt und bringt sie in immer engere Beziehung zu sich. Später und in dem Mass, in dem der Impuls stärker wird, tritt der Mensch in eine deutlichere Beziehung zum monadischen Aspekt, bis dessen höherer Rhythmus ihm schliesslich ganz auferlegt wird. Das gilt in gleicher Weise für einen planetarischen und einen solaren Logos.

Wie zu erwarten ist, kommt die spiral-zyklische Kraft in siebenfacher Weise zum Ausdruck; die drei hauptsächlichen Ausdrucksweisen sind im Einweihungsstabe Sanat Kumaras symbolisiert. Der von den Menschen am häufigsten erkannte Stab ist der des Hierophanten, des Bodhisattvas; er besteht aus einer geraden mittleren Schlange, um die sich zwei andere herumwinden, wodurch

a. die drei Ausgiessungen,

b. die drei Welten,

c. die Wirbelsäule und deren Kanäle,

also jene Faktoren bildlich dargestellt werden, mit denen es der Eingeweihte hauptsächlich zu tun hat. Er muss einigermassen das Wesen der Materie sowie den okkulten Begriffsinhalt dieses Ausdrucks verstehen, nämlich seine eigene dreifache Konstitution, die drei Welten, in denen er seine Aufgabe zu erfüllen hat, und das Werkzeug, das er dazu verwenden muss. Dieser Stab des Bodhisattva ist mit einem Diamanten gekrönt, der zwar nicht so gross ist, wie der «Flammende Diamant» des ersten Kumaras, aber dennoch ausserordentlich schön ist. Wenn bei der Einweihung die elektrischen Kräfte herangezogen werden, dreht sich dieser Diamant um seine Achse und verbildlicht damit die Rotationstendenz der atomaren Materie.

Der Stab Sanat Kumaras ist viel komplizierter und anstelle des mittleren Stabes (oder der auf ihrer Schwanzspitze stehenden Schlange) sind alle drei Schlangen spiralförmig ineinander verflochten; und der flammende Diamant an der Spitze hat eine so starke [1036] Ausstrahlung, dass um die in sich verschlungenen Schlangen herum eine sphärenartige Aura entsteht, welche für die formbildende Art der Vishnu-Aktivität bezeichnend ist.

Je nach der in Frage kommenden Einweihung lässt sich ein Widerschein von einem Teil der verschlungenen Schlangen beobachten, und das erweckt die Illusion, als ob der Diamant zwischen der Spitze und dem durchstrahlten Teil auf- und absteigen würde.

Zu gleicher Zeit dreht sich jede Schlange um sich selbst und windet sich dabei um ihre Nachbarin; und daraus entsteht ein Schauspiel von ausserordentlichem Glanz und seltener Schönheit, welches die spiral-zyklisch-kreisende Kraft in typischer Weise darstellt.

Die sieben Arten von spiral-zyklischer Energie kennzeichnen das Wesen der planetarischen Logoi und verursachen daher die Unterschiede, die sich unter den Menschen beobachten lassen; sie bestimmen auch die Art der Zyklen, und das ist etwas, was häufig übersehen wird. Okkulte Schüler sprechen gern von den Erscheinungsperioden der Strahlen und legen dabei willkürlich Zeitspannen fest, z.B. 2500 Jahre für die Manifestation irgend eines Strahls.

Ein Strahl durchläuft tatsächlich seinen Zyklus innerhalb dieser Zeitspanne, aber nur einer, während die anderen dazu entweder längere oder kürzere Zeit brauchen. Der Unterschied hat einen grossen Einfluss auf die egoischen Zyklen und bedingt die Zeitspanne zwischen den einzelnen Inkarnationen. Einige Egos machen ihre Inkarnationen und ihre Pralayas sehr rasch durch, andere brauchen dazu unzählige Äonen; daher kann man unmöglich sagen, dass es beispielsweise für das Erscheinen von Egos auf der Astralebene auch nur «durchschnittliche» Normen gibt. Diese Tatsache wirft auch einiges Licht auf die Bemerkung von H. P. B., die besagt, dass die Loge alle hundert Jahre einmal eine besondere Anstrengung unternimmt. Im Einklang mit der besonderen Art von zyklischer Kraft, die von der Loge ausgeht, erreicht sie den Höhepunkt ihrer Aktivität je einmal im Lauf von sieben Zyklen. Alle von diesem Strahl ausgehenden Impulse sind durch spiral-zyklische Bemühungen bedingt, die auf der Zahl 10 oder einem Vielfachen von 10 beruhen; und zufällig trifft es zu, dass sie während des letzten Viertels eines jeden Jahrhunderts ihre höchste zyklische [1037] Schwingung erreichen. Dabei vergessen unsere modernen Schüler aber gar zu leicht, dass es sich bei dieser Aktivität nur um den Ausdruck einer einzigen Kraftart, von sieben möglichen, handelt, und dass sie hauptsächlich jene Gruppe von Adepten angeht, die auf diese Energieart reagieren, und ausserdem natürlich alle Jünger und Menschen der gleichen Kategorie. Zu gleicher Zeit wird das von dieser Energie eingeleitete Bestreben von der gesamten Loge unterstützt, denn sie ist ja ein Teil der Kraftausströmung des planetarischen Logos. Aufgrund der Tatsache, dass diese Strahlenenergie einem der drei Hauptstrahlen angehört, ist sie natürlich von grosser Bedeutung; sie wird aber im Lauf der Zeit durch eine analoge Wirksamkeit ins Gleichgewicht gebracht, die zyklisch von den beiden anderen Hauptstrahlen ausgeht.

Wenn man dem zustimmt, dann wird es auch ohne weiteres einleuchten, dass die umwälzenden, wissenschaftlichen Entdeckungen im Lauf der Jahrhunderte, wie die Formulierung des Gravitationsgesetzes, die Erforschung des Blutkreislaufs, die Nutzung der Dampfkraft, die Entdeckung von elektrischen Erscheinungsformen, die der Mensch sich bislang dienstbar gemacht hat, und die erst kürzlich erfolgte Entdeckung des Radiums - dass alle diese Entdeckungen in ihrem eigenen Bereich (d.h. im Bereich des Mahachohans) von ebensolcher Bedeutung sind, wie das jeweils im letzten Viertel eines jeden Jahrhunderts angestrengte Bemühen, die Evolution des Menschen durch eine weitere Enthüllung eines Teiles der Geheimlehre zu fördern. Newton, Kopernikus, Galilei, Harvey und die Curies sind auf ihrer eigenen Kraftlinie Lichtbringer von gleichem Range wie H. P. B. Sie alle wirkten umwälzend auf das Denken ihrer Zeit; sie alle förderten in erheblichem Mass die Fähigkeit des Menschen, die Naturgesetze zu deuten und den kosmischen Vorgang zu verstehen; und nur Leuten ohne Weitblick wird es unmöglich sein, die Einheitlichkeit der vielen, von der einen Loge ausgehenden Kraftimpulse anzuerkennen.

Diese Zyklen werden zeitlich nicht zusammenfallen, denn sie gleichen nicht alle der einhundertjährigen Spirale. Vom Zyklus der vom Mahachohan ausgehenden Impulse kann man sich eine [1038] ungefähre Vorstellung machen, wenn man die Epochen der wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen seit Platos Zeiten untersucht; ebenso lassen sich die Zyklen des zweiten Strahls im Durchschnitt ermitteln, wenn man die Zeitpunkte zusammenstellt, zu denen die grossen Lehrer im Lauf der Jahrhunderte in Erscheinung traten.

Die Kraftausströmungen, die vom Manu oder vom ersten Strahl ausgehen, lassen sich leicht im Zusammenhang mit den einzelnen Rassen verfolgen, und dabei muss man sowohl die Rassen als auch die Unterrassen in Betracht ziehen. In dieser Hinsicht übersieht man oft, dass jeder dieser Energiestrahlen in konstruktiver Weise durch die formbildenden Kräfte zum Ausdruck kommt, dass er sich aber auch als destruktiv erweist durch die Fähigkeit der Kraft, erst einmal zu zerstören, ehe es wieder zum Aufbau kommt. Daher lassen sich die Zyklen von zwei Gesichtspunkten aus betrachten.

Was gewisse Schüler eines Zweiges unserer theosophischen Bewegung anerkennen müssen, ist die Tatsache, dass H. P. B. zwar von einer zyklischen Energiewelle getragen wurde, um die in der damaligen Welt der Wissenschaft und Religion anzutreffenden, begrenzenden Formen zu zerstören, dass sein Werk aber zu gleicher Zeit mit konstruktiven Kraftausströmungen in Einklang steht, wie z.B. mit der Bestrebung des zweiten Strahls im Verein mit der jetzt bemerkbar werdenden Energie des siebten Strahls.

Wenn okkulte Schüler erst einmal lernen, die einhundertjährigen Zyklen der ersten Energieart mit den gleich machtvollen Impulsen des zweiten und dritten Strahls in Einklang zu bringen, dann werden sich mancherlei bisherige Diskussionen erübrigen. Vor Ablauf eines Jahrhunderts werden keine grossen Impulse des ersten Strahls des Willens oder der Macht von der Loge ausgehen. Ein solcher Impuls entlang einer anderen Kraftlinie erfolgte zu der Zeit, als man durch Erforschen der Elektrizität und der radioaktiven Substanzen das Wesen des Atoms entdeckte; und ein Impuls vom zweiten Aspekt steht unmittelbar bevor. Für okkulte Schüler mit beschränkter Vision empfiehlt es sich nicht, sich dogmatisch auf bestimmte Zyklen festzulegen. Abgesehen von den zyklischen Impulsen, die ständig ausgehen, ineinander übergreifen, sich überholen und mit einander vermischen, gibt es viele, die man als geringere Impulse bezeichnen könnte (und dazu gehört auch der von H. P. B. erwähnte Zyklus von einhundert Jahren. Es gibt einen Zyklus von [1039] tausend Jahren, der wichtiger ist). Es gibt grössere Zyklen, von 2'500 Jahren, von 7'000 Jahren, 9'000 Jahren und 15'00 Jahren und viele andere, die nur fortgeschrittene Eingeweihte verfolgen können. Diese Zyklen können zwischen irgendeinen der geringeren Impulse hineingeraten und (soweit das Wissen des Durchschnittsmenschen dabei in Frage kommt) ganz unerwartet in Erscheinung treten; dennoch sind sie nur zurückflutende Impulse, die ursprünglich vielleicht vor Tausenden von Jahren zyklisch in Bewegung gesetzt worden sind.

H. P. B. hat recht mit ihrer Behauptung, soweit sie sich auf Impulse des ersten Strahls bezieht; ihre Anhänger haben aber insofern nicht recht, als sie die sechs anderen Arten von Impulsen übersehen und ausser acht lassen, die von gleicher oder sogar grösserer Wichtigkeit sind. Diese Impulse werden von der Loge zyklisch ausgesandt, und darauf reagieren diejenigen, deren Schwingung auf die betreffende Art von Energie abgestimmt ist.