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Zwischenpausen und Zyklen

Wir kommen jetzt zu den vier Regeln, die mit [511] der physischen Ebene zu tun haben. In mancher Hinsicht sind sie sehr viel schwerer zu verstehen als die anderen Regeln, und zwar in eben derselben Weise, wie ja die praktische Anwendung viel schwerer ist als theoretische Überlegungen. Wir können zwar oft mit Klarheit denken und richtig empfinden, aber die gesetzmässige und konstruktive Ausarbeitung der subjektiven Ideen in sichtbarer Form auf der physischen Ebene ist niemals eine leichte Sache. Gerade in diesem Punkt beginnt aber für den weissen Magier die wirkliche Arbeit, und gerade hier kann er Misserfolg begegnen und entdecken, dass sein inneres Begreifen der Wirklichkeit nicht notwendigerweise zu richtiger schöpferischer Tätigkeit führen muss. In der «Abhandlung über kosmisches Feuer» findet man gewisse interessante Punkte zu unserer Betrachtung, und ich möchte hier ein paar Worte davon anführen:

«Es mag hier nützlich sein, daran zu denken, dass der weisse Magier sich bei dem Schöpfungswerk der jeweils aktiven Strahleneinflüsse bedient. Wenn der fünfte, dritte und siebente Strahl an der Macht sind - sei es beim Eintritt, auf dem Höhepunkt oder beim Ausgang - dann wird die Arbeit viel leichter, als wenn der zweite sechste oder vierte Strahl herrscht. Wie wir wissen, übernimmt heute der siebente Strahl rasch die Herrschaft, und er ist eine der Kräfte, mit denen der Mensch am leichtesten arbeiten kann. Unter diesem Strahl wird es möglich sein, für die rasch in Verfall geratene Zivilisation ein neues Gerüst zu bauen und den neuen Tempel aufzurichten, dessen man für den religiösen Impuls bedarf. Unter seinem Einfluss wird die Arbeit der zahlreichen, unbewusst wirkenden Magier sehr erleichtert werden.»

Es ist also offensichtlich, dass der Tag der Gelegenheit jetzt für uns gekommen ist, und dass die künftige Generation, wenn sie [512] es will, das magische Werk vollziehen kann, da nun viele jener Faktoren anwesend sind, die mithelfen werden, befriedigende Ergebnisse zu erzielen. Der fünfte Strahl schwindet jetzt, aber sein Einfluss ist noch spürbar; der dritte Strahl steht auf dem Höhepunkt, und der siebente Strahl kommt rasch zur rechten Wirksamkeit. In der Folge wird vieles geschehen, um dem Menschen Erfolg zu verleihen, vorausgesetzt, dass er beständig eine rechte Orientierung, Reinheit der Motive und des Lebens, einen gefestigten und empfänglichen Emotionalkörper und jene innere Ausrichtung bewahrt, die seine Persönlichkeit zu einem wahren Träger für seine Seele oder sein Selbst macht.

Eine sehr interessante Entsprechung zeigt sich, wenn wir die Worte studieren: «Das Gewebe pulsiert; es zieht sich zusammen und dehnt sich aus. «Dem liegt der Gedanke des Pulsierens, der Diastole (des Ausdehnens) und der Systole (des Zusammenziehens) zugrunde, der Gedanke von Ebbe und Flut, von zyklischer Tätigkeit, vom Tag der Gelegenheit und der Nacht der Untätigkeit, von Ein- und Ausströmen, und von jenem vielfachen Erscheinen und Vergehen, das die treibende Flut allen Lebens in allen Reichen und Dimensionen kennzeichnet. Dieser Kreislauf von Tag und Nacht, der das unvermeidliche Merkmal manifestierten Daseins ist, muss erkannt werden. Jeder Jünger muss lernen (ich bringe diese Wahrheit so einfach als möglich zum Ausdruck), jene Weisheit zu erlangen, die auf einem Wissen beruht, wann Tätigkeit oder Zurückhaltung geboten ist; jene Weisheit, die auf einem Verstehen jener Zwischenzeiten beruht, die durch Sprechen oder Schweigen gekennzeichnet sind. Gerade hier werden viele Fehler gemacht, und hier versäumen viele, das Richtige zu tun.

Diese ganze Regel könnte in folgender Umschreibung gegeben werden, die sorgfältig überdacht werden sollte und die ich etwas erläutern möchte.

Gott atmet, und sein pulsierendes Leben strömt von dem göttlichen Herzen aus und manifestiert sich als die Lebensenergie aller Formen. Sie fliesst, in Zyklen pulsierend, durch die ganze Natur. Dies stellt die göttliche Ein- und Ausatmung dar. Zwischen diesem Aus- und Einatmen liegt ein Zeitraum der Stille, der Augenblick für wirksames Tun. Wenn die Jünger lernen, sich diese Zwischenzeiten zunutze zu machen, können [513] sie die «Gefangenen des Planeten» befreien, was das Ziel allen magischen Tuns in dieser Weltepoche ist.

Mit der Art, wie dieses Eine grosse Leben des Sonnensystems in jenen ungeheuren Zwischenpausen meditativer Stille - technisch Pralaya genannt - wirkt, brauchen wir uns nicht zu beschäftigen. Die Tätigkeit des Universalen Denkens und seiner umfassenden Absicht kann erst dann erfasst werden, wenn ein jeder Gottessohn bewusst sein göttliches Erbe antritt. Die Arbeitsmethode, nach der unser planetarisches Lebenszentrum die Zyklen der Stille ausnutzt, geht dieses allein an, und man muss berücksichtigen, dass jeder planetarische Logos einen anderen Rhythmus, eine verschieden lange periodische Zwischenpause und seine eigene, besondere Methode und Handlungsweise hat.

Worum sich jedoch derjenige, der diese Anweisung studiert, kümmern muss, das ist die Frage, wie er selber eine positive, aufbauende Tätigkeit in seinen eigenen Zwischenpausen erreichen kann. Zum Zweck unserer Erörterung gliedern sich diese Zwischenzeiten in drei Kategorien:

1. Lebenszwischenpausen oder jene Epochen, in denen der geistige Mensch nicht in der Inkarnation lebt, sondern sich in das egoische Bewusstsein zurückgezogen hat. Für die wenig Entwickelten sind diese Epochen praktisch nicht vorhanden, denn sie kreisen mit erstaunlicher Schnelligkeit von einer Inkarnation zur anderen. Die Entsprechung zu diesem schnellwechselnden Tätigsein finden wir auf der physischen Ebene in dem angestrengten Hin- und Herjagen des gewöhnlichen Menschen, wenn er den Daseinsforderungen nachkommen will, wie auch in der ersichtlichen Schwierigkeit, Geduld aufzubringen, zu warten, und das meditative Gleichgewicht zu erlangen. Mit dem inneren Wachstum verlängern sich ständig die Perioden des Zurückgezogenseins aus der Inkarnation, bis der Punkt erreicht ist, da die Zeiten ausserhalb der physischen Manifestation weitaus jene überwiegen, die in der äusseren Ausdrucksform verbracht werden. Dann dominiert die Zwischenpause. Die Zeiten des Heraustretens (der Ausatmung) und des Einatmens sind verhältnismässig kurz, und - was hervorgehoben werden muss - diese beiden Perioden werden von dem bestimmenden Einfluss der Seele und von deren Absichten beherrscht, die während der Pause zwischen den beiden aktiveren Erfahrungsstadien formuliert und [514] dem Denkvermögen eingeprägt worden waren. Das innere Leben, das sich während der zyklischen Zwischenpausen allmählich entwickelte, wird zum beherrschenden Faktor. Der Mensch wird allmählich in seiner Einstellung subjektiv, und die Äusserung auf der physischen Ebene ist dann vornehmlich das Ergebnis des inneren Gedankenlebens, und nicht so sehr die Rückwirkung auf Geschehnisse der physischen Ebene und der Ruhelosigkeit der Begierdennatur.

2. Die Ebbe und Flut des täglichen Lebens in einer speziellen Inkarnation weisen ebenfalls ihre Zwischenpausen auf, und diese muss der Aspirant erkennen lernen und nutzbar machen. Er muss den Unterschied zwischen intensiver, hinausgehender Tätigkeit, Perioden des Zurückgezogenseins, und Zwischenpausen verspüren, in denen das äussere Leben zum Stillstand gekommen und frei von aktivem Interesse erscheint. Dazu muss er kommen, wenn er sich die Gelegenheit völlig zunutze machen will, welche ihm die Lebenserfahrung vermitteln soll. Das ganze Leben ist weder eine einzige, wilde Anstrengung, sich dauernd in die Arbeit zu stürzen, noch besteht es aus einem immerwährenden Ausruhen. Es hat normalerweise seinen eigenen Rhythmus, seine Schwingung und seinen eigenen, besonderen Pulsschlag. In manchen Lebensläufen ändert sich der Rhythmus und die Art der Tätigkeit alle sieben Jahre, in anderen alle neun oder elf Jahre. Wieder andere arbeiten mit kürzeren Zyklen, und bei ihnen folgen auf Monate rastlosen Bemühens Monate scheinbaren Ruhens. Einige Menschen wieder sind so feinfühlig organisiert, dass inmitten der Arbeit solche Ereignisse und Umstände eintreten, dass sie zu einer zeitweiligen Zurückgezogenheit gezwungen werden, in der sie die gelernten Lektionen der vorangegangenen Arbeitsepoche sich zu eigen machen.

Zwei Gruppen von Menschen arbeiten anscheinend ohne Ebbe und Flut auf der physischen Ebene und zeigen einen stetigen Trieb zur Arbeit. Das sind einmal die wenig entwickelten Menschen, die auf der Evolutionsleiter so tief unten stehen, (wenn man es so ausdrücken darf), und die so überwiegend sinnlich sind, dass es bei ihnen keine mentale Reaktion auf äussere Umstände gibt, sondern nur einen Widerhall auf den Ruf physischer Bedürfnisse, und die Verwendung der Zeit zur Befriedigung der Begierden. Dies hört niemals auf, und darum gibt es bei ihnen wenig, was in [515] ihrer Lebensäusserung als zyklisches Geschehen bezeichnet werden könnte. Zu ihnen gehören der nicht denkende Schwerarbeiter und der unzivilisierte Mensch. Dann gibt es jene Männer und Frauen, die auf der entgegengesetzten Waagschale stehen und auf der Leiter des Fortschritts verhältnismässig hoch gestiegen sind. Diese haben sich von dem rein Physischen so frei gemacht, und sind sich des Wesens der Begierde so sehr bewusst, dass sie gelernt haben, eine Tätigkeit ohne Unterbrechung fortzuführen, da sie sich auf Disziplin und Dienst gründet. Sie arbeiten bewusst in Übereinstimmung mit Zyklen und verstehen etwas von deren Wesen. Sie kennen die göttliche Kunst, ihr Bewusstsein in das Bewusstsein der kontemplierenden Seele zurückzuziehen, und sie können ihre Arbeit in der Menschenwelt meistern und weise leiten. Das ist die Lektion, die alle Jünger lernen, und das ist die grosse Errungenschaft der Eingeweihten und der geschulten Menschheitsdiener.

3. Die dritte Art von Zwischenpause, die uns hauptsächlich angeht, wenn wir das magische Wirken auf der physischen Ebene betrachten, ist das Intervall, das während der Meditation erreicht und benützt wird. Mit diesem muss sich der Schüler vertraut machen, denn sonst ist er nicht fähig, mit Macht umzugehen. Diese Zwischenpause oder Zeit intensiver Stille zerfällt in zwei Abschnitte:

Da ist erstens jene Zwischenpause, die wir Kontemplation nennen. Ich möchte euch auf die Definition hinweisen, die in einem Buch von Evelyn Underhill gegeben wird, welche die Kontemplation als «eine Zwischenpause zwischen zwei Tätigkeiten» beschreibt. Dieser Zeitraum der Stille folgt auf die aktive Bemühung (die von den Anfängern als so schwierig empfunden wird), die innere Angleichung zwischen Seele, Denkvermögen und Gehirn herzustellen, den Emotionalkörper zu beruhigen und jenen Konzentrations- und Meditationszustand zu erlangen, der dazu dient, das Denkvermögen auf eine neue Welt zu konzentrieren und neu zu orientieren und es in den Einflussbereich der Seele zu bringen. In dieser Phase, die der Einatmung entspricht, wird das hinausgehende Bewusstsein nach innen gesammelt und emporgehoben. Wenn diese [516] Bemühung von Erfolg gekrönt ist, dann schlüpft das Bewusstsein aus dem, was wir die Persönlichkeit, den Mechanismus-Aspekt, nennen, heraus, und wird zu einem veränderten Bewusstsein. Die Seele wird auf ihrer eigenen Ebene tätig, und dieser Aktivität sind sich Denkvermögen und Gehirn bewusst. Vom Standpunkt der Persönlichkeit aus gesehen, tritt in der Aktivität eine Zwischenpause ein. Es ist ein Moment inspirierten Wartens. Der Mechanismus ist ganz zur Ruhe gekommen. Das Denken wird ständig im Licht gehalten, und währenddessen denkt die Seele, wie es ihre Gewohnheit ist, im Einklang mit allen Seelen, schöpft aus den Quellen des Universalen Denkens und formuliert ihre Absichten in Übereinstimmung mit dem universalen Plan. Dieser Phase, in der die Seelentätigkeit wahrgenommen wird, folgt das, was man den Ausatmungsvorgang nennen könnte. Die Zwischenpause endet; das wartende Denkvermögen tritt wieder in Tätigkeit, und soweit es richtig orientiert war und in rein aufnehmendem Zustand gehalten wurde, wird es zum Ausdeuter und Werkzeug der Seele, die jetzt «das Licht ihres Angesichts der aufmerksamen Persönlichkeit» zugewandt hat. Durch deren Hilfe kann sie nun die in der Zwischenpause der Kontemplation formulierten Pläne ausarbeiten. Die emotionale Natur wird von dem Wunsch getrieben, die Pläne objektiv auszugestalten, mit denen das neu orientierte Denkvermögen seine Erfahrungen zu imprägnieren sucht, und folglich empfängt auch das Gehirn den übermittelten Eindruck; das Leben auf der physischen Ebene wird dann so eingerichtet, dass jene Pläne sich angemessen verwirklichen können. Das erfordert natürlich einen Mechanismus, der geschult und harmonisch ausgeglichen ist und in der richtigen Weise reagiert, was man in der Tat sehr selten findet.

Der zweite Teil der Zwischenpause wird nur dann möglich, wenn man die erste oder kontemplative Zwischenpause erreicht hat. Der Jünger, der versucht, mit der Hierarchie der Meister zusammenzuwirken und diese Zusammenarbeit durch aktive Teilnahme an ihrem Werk auf der physischen Ebene zu manifestieren, muss lernen, nicht nur durch kontemplative Erkenntnis zu arbeiten, sondern auch dadurch, dass er sich die Zwischenpausen im wissenschaftlichen Sinn zunutze macht; er muss sie beim Atmen entwickeln, zwischen den Momenten des Ein- und Ausatmens im rein physischen Sinn [517] dieses Begriffs. Das ist die wahre Wissenschaft und das Ziel des Pranayama. Das Gehirnbewusstsein ist notwendigerweise darin einbezogen. Der Augenblick zwischen den Atemzügen kann nur dann in der rechten Weise verwendet werden, wenn der Mensch fähig geworden ist, der Zwischenpause der Kontemplation zu folgen, bei der Seele, Denkvermögen und Gehirn beteiligt sind. So wie das Denkvermögen im Licht gehalten wurde und für die Seelen-Impression empfänglich war, so muss auch das Gehirn empfänglich gehalten werden für die vom Denkvermögen kommende Beeindruckung.

Die eine Zwischenpause findet also (vom Standpunkt der geeinten Seelen-Persönlichkeit) nach der Seeleneinatmung statt, wenn das hinausgehende Bewusstsein nach innen gesammelt worden war; und die andere findet am Ende dieser Pause statt, wenn die Seele bewusst wieder in die objektive Welt hinausgeht; die Ausatmung tritt an die Stelle der Einatmung, und auch sie hat ihre Zwischenpause.

Der Jünger muss lernen, diese beiden Seelenpausen gewandt nutzbar zu machen - von denen die eine Wirkungen auf das Denkvermögen, die andere auf das Gehirn ausübt.

Wie immer gibt es auch für diesen Vorgang göttlichen Ein- und Ausatmens mit seinen beiden Zwischenpausen der Stille und des Denkens eine Entsprechung auf der physischen Ebene. Ich möchte noch einmal die Konsequenzen dieser Zwischenpausen wiederholen. In der höheren Pause beeindruckt abstraktes göttliches Denken die Seele und wird dem wartenden Denkvermögen übermittelt; in der anderen beeindruckt das Denkvermögen das Gehirn und zwar mit Hilfe des konkreten Denkens und indem es versucht, göttliche Gedanken in einer Form zu verkörpern. So kommt mit Hilfe des physischen Körpers eine Handlung zustande.

Okkulte Schüler, die ihre Hingabe und mentale Ausgeglichenheit bewiesen und die (um die alte Formel der Meditationsschulen anzuführen) die fünf Gebote und die fünf Regeln befolgt und das rechte Gleichgewicht erlangt haben, können beginnen, die Zwischenpausen zwischen den beiden Aspekten des physischen Atmens zu intensiver Tätigkeit und zur Anwendung der Willenskraft auszunutzen, um magische Wirkungen [518] hervorzurufen. Das Bewusstsein, das im Gehirn konzentriert und an der Kontemplationsarbeit beteiligt gewesen ist, kann jetzt an die materielle Verwirklichung des Plans auf der physischen Ebene gehen, und zwar mit Hilfe der konzentrierten Willensenergie, die der bewusste Mensch in der Stille anwendet. Wie man sehen kann, gibt es auch da zwei Atemzwischenpausen, nämlich nach der Einatmung und der Ausatmung; und je erfahrener ein Jünger ist, um so länger wird die Pause sein, und daher um so grösser auch die Gelegenheit zu konzentriertem magischem Wirken und zur Äusserung jener Kraftworte, die den göttlichen Plan ins Dasein rufen werden.

Es wäre weder richtig noch angebracht, wollte ich hier auf die nützliche Verwendung dieser «Wegmitten», wie sie in der zwölften Regel genannt werden, eingehen, die der Magier «ergreift» und für sein konstruktives Wirken benützt. An diesen Punkten in der Wegmitte wendet er bewusst Energie an und lenkt diese nach seinem Ermessen; dort kommt er bewusst mit jenen Kräften und Lebewesen in Fühlung, die er verwenden und denen er befehlen kann, ihm das zu bringen, wessen er zur Förderung der geistigen Absichten und zum Aufbau jener Formen und Organismen bedarf, die gerade benötigt werden; dort arbeitet er weiter daran, die «Gefangenen des Planeten» zu befreien; dort wird er sich seiner Mitarbeiter bewusst, der Gruppe der Weltmystiker und der Hierarchie der Seelen.

In Anleitungen wie diesen, die von der Allgemeinheit gelesen werden sollen, würde es höchst unklug sein, ausführlichere Hinweise zu geben. Es ist genug ungesagt geblieben, um es jedem ausser einem tieferfahrenen Jünger unmöglich zu machen, zu den notwendigen Wechselbeziehungen zu gelangen, die es ihm ermöglichen, die «Arbeit der Zwischenpausen», in denen allein ein magisches Wirken stattfinden kann, zu betreiben. Ihr könntet fragen: «Warum ist das so? Warum werden die Geheimnisse des Atems so sorgfältig bewacht?» Weil man gerade hier die Wirksamkeit der schwarzen Magie findet. Hier ist ein Punkt, wo beide - schwarze wie weisse Magie - notwendigerweise eine gleiche Phase in ihrem Wirken benutzen. Gewisse Menschen mit starkem Willen und [519] klarem, geübten Denken, die jedoch von rein egoistischen Absichten beseelt sind, haben gelernt, die niedere der beiden Seelenzwischenpausen zu benutzen - jene, die mit der Beziehung von Denkvermögen und Gehirn zu tun hat. Durch eine intensive Anwendung und eine Kenntnis der Wissenschaft von den Zentren wurden sie fähig, ihre egoistischen Pläne auszuarbeiten und den «Gefangenen des Planeten» ihren Willen und ihre Gedankengewalt aufzuzwingen. So haben sie viel Unheil angerichtet. Sie haben nicht das Verlangen, an der höheren Zwischenpause teilzunehmen, in der die Seele aktiv und das Denkvermögen empfänglich ist. Sie kümmern sich einzig um die intellektuelle Tätigkeit und um die Empfänglichkeit des Gehirn gegenüber den Einwirkungen des Denkvermögens. Sowohl weisse wie schwarze Magier verwenden die niedere Zwischenpause, wie ihr seht, und beide kennen die Bedeutung der physischen Atempausen. Aber der weisse Magier wirkt von der Seelenebene aus in die manifestierte Welt hinein und versucht den göttlichen Plan auszuführen, während der Schwarzmagier von der Ebene des Verstandes aus wirkt, um seine eigenen Sonderziele zu erreichen. Der Unterschied liegt nicht nur in den Beweggründen, sondern auch in der inneren Ausrichtung, in dem Bewusstseinskreis und dessen Ausdehnungsbereich. Daraus erseht ihr, warum alle echten Lehrer solch ausserordentliche Vorsicht anwenden, wenn sie sich bemühen, das Wesen des magischen Wirkens zu lehren. Nur dem Erprobten und Aufrichtigen, nur dem Selbstlosen und Reinen können die Unterweisungen voll gegeben werden. Wohl kann allen die Mitteilung über die Haupt-Zwischenpausen von Seele zu Denkvermögen und von Denkvermögen zu Gehirn gegeben werden. Nur wenigen jedoch kann bis jetzt auch die bedeutsame Mitteilung über die kleineren Zwischenpausen anvertraut werden, die im physischen Körper zwischen den Atemzügen und im Gehirnbewusstsein stattfinden.

Ein weiterer Punkt könnte hier interessant sein, ehe ich von den «Gefangenen des Planeten» und von dem weiterspreche, was mit ihnen getan werden muss.

Die Menschheit geht jetzt durch einen Zyklus übermässigen Tätigseins. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte bezieht diese [520] Aktivität das ganze Menschengeschlecht in sämtlichen drei Aspekten des Persönlichkeitsbewusstseins ein. Die physischen Körper, die emotionalen und mentalen Bewusstseinszustände befinden sich alle in starkem Umbruch. Diese vereinte, dreifache Aktivität wird durch einen Zyklus gleich intensiver, planetarischer Wirksamkeit verstärkt. Dieser ergibt sich aus dem Hereinkommen des Neuen Zeitalters, aus dem Übergang der Sonne in ein neues Tierkreiszeichen, und aus der dadurch bedingten Vorbereitung, den Menschen tauglich zu machen, mit den auf ihn eindringenden neuen Kräften und Energien mühelos zu arbeiten. Im Mittelpunkt des menschlichen Lebens muss darum die sich zusammenschliessende Gruppe der Weltdiener einem sehr realen Bedürfnis entgegenkommen. Ihre Aufgabe muss hauptsächlich darin bestehen, durch ihre eigene, planvolle Seelentätigkeit eine so enge Verbindung mit der Seele der Menschheit - die aus allen Seelen auf ihrem eigenen Seinsniveau besteht - aufrecht zu erhalten, dass es immer solche Menschen geben wird, die «in den Zwischenpausen wirken» können, die also ständig darauf bedacht sind, den Plan weiterzuentwickeln und das geistige Bild jenen vor Augen zu halten, welche noch nicht selbst in die hohe und geheime Stätte eintreten können. Wie ich schon oft gesagt habe, müssen sie lernen, subjektiv zu wirken, und dies müssen sie tun, um sich - in dieser Epoche der Betriebsamkeit und der exoterischen Wesensäusserung - die in allen ruhende Fähigkeit zu bewahren, sich in das Zentrum zurückzuziehen. Sie stellen symbolisch gesprochen das Tor dar. Fähigkeiten und Kräfte können absterben, wenn man sie nicht benutzt; die Macht der göttlichen Zurückziehung und die Fähigkeit, das zu finden, was «der goldene Pfad, der zu dem klaren Teich und von dort zu dem Tempel der Zurückgezogenheit führt», genannt wurde, darf nicht verloren gehen. Das ist die erste Aufgabe der Gruppe der Weltmystiker; sie müssen den Pfad offen und den Weg frei von Hindernissen halten. Sonst könnte die weisse Magie vorübergehend aussterben, und die egoistischen Absichten der Formnatur könnten sich eine ungebührliche Herrschaft aneignen. Dieses fürchterliche Ereignis geschah in den atlantischen Tagen, und die damalige Gruppe von Weltdienern musste sich von aller äusseren Tätigkeit zurückziehen und «die göttlichen Mysterien zurückholen, um sie vor den Neugierigen und Unwürdigen zu verbergen».

Jetzt wird ein neuer Versuch gemacht, um «die Gefangenen des [521] Planeten» zu befreien. Die Hierarchie versucht, durch die sich jetzt bildende Gruppe der Weltdiener in äussere Erscheinung zu treten und die Mysterien der Menschheit zurückzugeben, der sie in Wahrheit gehören. Wenn der Versuch gelingen soll, ist es grundlegend notwendig, dass ihr alle, die ihr das geistige Bild erahnt oder einen Teil des vorgesehenen Plans erschaut habt, euch neu dem Dienst für die Menschheit weiht und euch verpflichtet, bis an die äusserste Grenze eurer Kräfte (denkt über diese Worte nach und erforscht ihre Bedeutung) allen Weltdienern zu helfen; ihr solltet eure Zeit opfern und von eurem Geld geben, um die Bestrebungen der Grossen zu fördern. Lasst vor allem eure Meditationsarbeit nicht ruhen; haltet die innere Verbindung aufrecht; denkt Wahrheit zu allen Zeiten. Die Not und die Gelegenheit ist gross, und alle verfügbaren Helfer werden in die Vorderfront der Schlacht gerufen. Alle können auf irgendeine Weise nützlich sein, wenn sie das wahre Wesen des Opfers begreifen, wenn sie Geschicklichkeit im Handeln entwickeln, und wenn ein jeder von euch sich bemüht, innerlich frei und sachlich zu arbeiten.