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4. Krankheiten und Probleme der Jünger und Mystiker - Teil 1

Wir wollen das, was wir über dieses Thema zu sagen haben, in vier Abschnitte einteilen:

1. Krankheiten und Probleme, die durch erwachende Zentren entstehen. Sie bilden eine Hauptschwierigkeit, und wir wollen sie daher an erster Stelle erörtern.

2. Solche, die sich aus der Entfaltung psychischer Kräfte einstellen.

3. Solche, die mit Gruppenzuständen und Gruppenproblemen zu tun haben.

4. Solche, die mit den schwindenden Kräften des sechsten Strahls und den stärker werdenden Einflüssen des siebten Strahls zusammenhängen.

a) Probleme, die aus dem Erwecken und Stimulieren der Zentren entstehen.

Wer meine anderen Bücher und Abhandlungen gelesen hat, wird wissen, wie ungeheuer umfangreich das Thema ist, mit dem wir uns beschäftigen, und wie wenig bisher über die Zentren und deren Kraft-Emanationen sowie über die Leistungen des Vital- oder Ätherkörpers, des Empfängers und Verteilers von Energien, bekannt gegeben und gelehrt wurde. Diese Energien bestimmen und [521] bedingen den inneren Zustand und Körperbau des Menschen, und sie erschaffen letzten Endes die sichtbare Gestalt des Menschen auf der physischen Ebene mit all seinen angeborenen Eigenheiten. Über all das habe ich schon früher Auskunft gegeben, und wen es interessiert, der mag es nachlesen und überdenken; er wird über die verschiedenen Zentren Klarheit gewinnen. Auf einen Punkt möchte ich hier hinweisen, den ich später erörtern will, das ist die Beziehung der Strahlen zu den verschiedenen Zentren. Hier ist die Übersicht:

Erster Strahl                           Wille oder Macht                                  Kopfzentrum

Zweiter Strahl                         Liebe-Weisheit                                      Herzzentrum

Dritter Strahl                           Aktive Intelligenz                                   Kehlzentrum

Vierter Strahl                          Harmonie durch Konflikt                      Ajnazentrum

Fünfter Strahl                         Konkretes Wissen                                   Sakralzentrum

Sechster Strahl                       Hingabe                                                    Solarplexus

Siebter Strahl                          Zeremonielle Ordnung                          Zentrum am Ende der Wirbelsäule.

Wenn jemand alle verstreuten Einzelheiten, die hierüber bisher mitgeteilt wurden, sammeln und in einem Buch so zusammenstellen würde, dass das Wissen über die spezifischen Energiepunkte im menschlichen Körper übersichtlich dargestellt wäre, könnte man viel daraus lernen. Ich kann hier lediglich allgemeine Gedanken und Ideen über das Thema geben, gewisse Entwicklungslinien und die inneren Zusammenhänge aufzeigen, die zwischen den sieben Hauptzentren und den sieben Hauptdrüsen bestehen sowie die Stellen angeben, wo sich die Zentren und Drüsen im menschlichen Körper befinden. Ferner möchte ich meine Leser bitten, sich folgende fünf Tatsachen zu vergegenwärtigen:

1. Unentwickelte Menschen erhalten durch die drei Zentren unterhalb des Zwerchfells Energie und Ansporn für die äusseren Aktivitäten.

2. Der Durchschnittsmensch beginnt jetzt durch sein Sonnengeflechtszentrum zu wirken, das er als Kraftzentrum zur Übertragung von Energien benützt, die aus dem Bereich unterhalb des Zwerchfells in den oberhalb des Zwerchfells heraufgebracht werden müssen.

3. Die Weltaspiranten werden jetzt langsam von den Kräften [522] stimuliert und gesteuert, die sowohl aus den Zentren unterhalb des Zwerchfells als auch. von der Seele in das Kehlzentrum weitergeleitet werden. Das führt zu irgend einer Art schöpferischer Tätigkeit.

4. Die Weltjünger werden jetzt immer stärker vom Kehl- und Herzzentrum beeinflusst und beherrscht. Sie sind auch dabei, die bis zum Herzen und Kehlkopf emporgehobenen Kräfte in das Ajnazentrum zwischen den Augenbrauen weiterzuleiten. Sobald dies vollbracht wurde, ist der Mensch eine integrierte Persönlichkeit. Das Ajnazentrum wird auch von der Seele stimuliert.

5. Die weiter fortgeschrittenen Jünger und Welt-Eingeweihten werden gleichfalls aus zwei Quellen mit Energie erfüllt: erstens mit den Energien, die aus allen Körperzentren in den Kopf emporgehoben wurden, und zweitens mit den Energien, die aus der Seele über das höchste Zentrum (im Scheitel des Kopfes) in das Gefüge des menschlichen Körpers einströmen.

Der ganze Prozess ist, wie ersichtlich, der gleiche wie bei allen evolutionären Entwicklungen: Kräfte kommen ins Spiel, werden benutzt und dann weitergeleitet. Es gibt im Ätherkörper zwei Hauptübertragungszentren - das Sonnengeflecht und die Kehle - und ein Haupt-Führungszentrum, durch welches, wenn die rechte Zeit dafür gekommen ist, die Energie der Seele strömen muss; diese Energie strömt bei vollem Bewusstsein des Jüngers. Dieses Führungs-Zentrum ist das Kopfzentrum, das in der Philosophie des Ostens «der tausendblättrige Lotos» genannt wird. Das Problem des Durchschnittsmenschen hängt demnach mit seinem Solarplexus zusammen. Das Problem des Jüngers, des fortgeschrittenen Aspiranten und des Eingeweihten der unteren Grade steht im Zusammenhang mit dem schöpferischen Zentrum, dem Kehlzentrum.

Ich möchte hier daran erinnern, dass die folgenden drei Punkte, die mit der Übertragung von Energie zu tun haben, klar erfasst [523] werden müssen:

1. Aus allen niederen Zentren muss eine Übertragung in die höheren erfolgen, was für gewöhnlich in zwei Stadien geschieht. Diese Übertragung, die sich innerhalb der Persönlichkeit vollzieht, hat ihre Parallele in der Übertragung geistiger Energie aus dem Kraftreservoir, das wir die Seele nennen, zum Menschen auf der physischen Ebene. Das wird dann möglich, wenn der Mensch die notwendige Übertragung innerhalb seines Körpergefüges vollzogen hat. Diese Energie-Übertragungen finden entweder im Lauf der normalen Evolution statt, oder sie können durch intensive Schulung, wie sie Jüngern aller Grade geboten wird, beschleunigt werden.

2. Folgende Übertragungen müssen in diesem grossen Aktivitäts-Bereich vorgenommen werden:

a) Die Energie des Zentrums am Ende der Wirbelsäule (des Organs des persönlichen Willens) muss erweckt und längs der Wirbelsäule - über das Ajnazentrum - zum Kopfzentrum emporgehoben werden.

b) Die Energie des Sakralzentrums (die das Sexualleben und die Zeugungsorgane beherrscht) muss aufwärts zum Kehlzentrum gebracht werden; dieses wird dadurch zu einem Organ schöpferischer Tätigkeit, die nicht physischer Art ist.

c) Die Energie des Solarplexus (in dem das eigenbewusste persönliche Wunschleben seinen Sitz hat), muss zum Herzen erhoben und dort in Gruppendienst umgewandelt werden.

3. Alle diese Zentren werden in drei Stadien in Funktion gebracht und bestimmen so immer stärker die äusseren Lebensaspekte des Menschen:

a) Es gibt eine Periode, in der sich die Zentren nur träge und schläfrig betätigen: die Kräfte, aus denen sie bestehen und [524] denen sie Ausdruck verleihen, bewegen sich nur langsam und in schwerfälligem Rhythmus; das Licht, das dort wahrnehmbar ist, wo immer sich ein Zentrum befindet, scheint nur schwach; der Zentralpol des elektrischen Kraftfeldes (das «Herz des Lotos oder des Chakraorgans», der Radmittelpunkt in esoterischer Ausdrucksweise der östlichen Philosophie) ist relativ ruhig. Es strömt gerade nur so viel Energie in das Zentrum, um das Leben zu erhalten und um die ordnungsgemässe Funktion der Instinktnatur zu gewährleisten; ausserdem besteht die Neigung, unregelmässig und ohne Verständnis auf Reize zu reagieren, die - über den Astralkörper des Menschen - von der Astralebene herkommen.

b) Eine weitere Periode folgt, in der ein unverkennbarer Zuwachs an Kraft und eine Intensitätssteigerung stattfindet. Das Licht der Zentren ist heller, und speziell das Sonnengeflecht wird sehr aktiv. Aber das wirkliche Leben des Menschen spielt sich noch immer unterhalb des Zwerchfells ab. Die Zentren oberhalb des Zwerchfells sind noch matt, teilnahmslos und relativ untätig, ihr zentraler Pol ist jedoch bereits stärker elektro-dynamisch geladen. Das ist das Stadium eines Bürgers mit Durchschnitts-Intelligenz, der vorwiegend von seiner niederen Natur und seinen Gefühlsregungen beherrscht wird; er benützt sein Denkvermögen nur, insoweit es notwendig ist, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Seine Zentren sind in erster Linie die Empfänger physischer und astraler Kräfte, doch sprechen sie mitunter auch auf mentale Impulse an.

c) In der nächsten Periode findet die erste Kraftübertragung statt. Diese Zeitspanne kann lange dauern, sie kann sich sogar über mehrere Inkarnationen erstrecken. Die Zentren unterhalb des Zwerchfells sind voll erwacht; ihre Tätigkeit ist beträchtlich; ihr Licht ist lebhaft; ihre Zusammenarbeit ist so gut und wirksam, dass ein vollständiges magnetisches Feld geschaffen wurde, das den ganzen Bereich unterhalb des Zwerchfells umfasst und stark genug wird, um seinen Einfluss auf die Region oberhalb des Zwerchfells [525] auszudehnen. Anstelle des Sakralzentrums, das so lange die Äusserungen der Tiernatur bestimmt und bedingt hat, wird jetzt der Solarplexus das beherrschende Organ. Er wird zum Empfänger von Energieströmen, die von unten kommen und hier absorbiert werden. Sodann geht dieses Zentrum daran, diese Energieströme zu den höheren Zentren weiterzuleiten. Dieser Mensch zählt nun zu den hochintelligenten Bürgern und Aspiranten. Er ist sich des Zwiespalts seiner Natur bewusst, er weiss was «unten» und «oben» ist (wie man es genannt hat) und ist bereit, den Probepfad zu betreten.

d) Es folgt eine Periode, in der Kraftübertragungen fortgesetzt werden. Die Sakralkräfte werden zum Kehlzentrum und die Sonnengeflechtskräfte zum Herzen geleitet. Diese letztere Übertragung ist einstweilen noch so geringfügig, dass deren Wirkung praktisch unbedeutend ist. Diese Periode ist lang und sehr schwierig. Heute gehen die meisten Menschen durch die unter c und d beschriebenen Perioden, die eine Vorbereitungszeit für die mystische Epoche sind.

e) Nun folgt die Periode, in der das Herz- und das Kehlzentrum in Tätigkeit kommen. Dieser Mensch betätigt sich sinnvoll und schöpferisch auf irgendeinem Gebiet und erlangt langsam Gruppenbewusstsein. Dennoch lassen seine Reaktionen noch immer egoistische Motive erkennen, obwohl er andererseits auch zeitweise zu visionärer Schau neigt und geistige Anstrengungen macht. Er wird ganz deutlich in den Bann des mystischen Lebens gezogen. Er ist dabei, ein Mystiker zu werden.

f) Es folgt eine zweite Übertragungsperiode, in der das Ajnazentrum, das die integrierte Persönlichkeit beherrscht, sich zu betätigen beginnt und einen sehr starken Einfluss ausübt. Das Gefühlsleben des Menschen und seine mystischen Anstrengungen neigen - in dieser Zeitspanne - dazu, in dem bisherigen Eifer und der schroffen Disziplin zeitweise nachzulassen, und an deren Stelle treten Integration der [526] Persönlichkeit, Ehrgeiz, Ziele und Wesensäusserung als Persönlichkeit. Diese Veränderung ist recht und gut, und diese Tendenz führt ganz richtig zu einer Abrundung der weiteren Entwicklung. Sie ist jedoch nur vorübergehend, denn unter den äusseren Aktivitäten und vernunftgemässen weltlichen Bestrebungen schläft noch immer der Mystiker; er wird mit neuen, lebendigen Anstrengungen wieder zum Vorschein kommen, wenn die Denkkraft voll erweckt ist und die Führung übernimmt, wenn das Verlangen nach mentaler Befriedigung gestillt und «der Sohn Gottes bereit ist, sich aufzumachen und ins Vaterhaus zu gehen». In dieser Periode erreicht der schöpferisch denkende, machtvolle Mensch den Höhepunkt seines Lebens als Persönlichkeit. Alle Zentren unterhalb des Kopfes sind aktiv und wirksam, während die Zentren unterhalb des Zwerchfells unterworfen sind und von den oberen beherrscht werden. Diese stehen dann unter dem bestimmenden Willen des Menschen, der sich in dieser Zeit von Ehrgeiz, intellektueller Zweckmässigkeit und jener Form von Gruppenarbeit leiten lässt, die der Machtfülle seiner Persönlichkeit Ausdruck verleiht. Das Ajnazentrum ist lebendig und kraftvoll, das Kehlzentrum ist sehr aktiv und das Herzzentrum beginnt rasch zu erwachen.

g) In einer letzten Periode wird das höchste Zentrum im Kopf zu strahlender Wirksamkeit gebracht. Das ist das Resultat des erneuten und viel stärkeren Auflebens des mystischen Instinkts, womit sich dieses Mal noch eine einsichtsvolle Einstellung zur Wirklichkeit verbindet. Das Ergebnis ist ein zweifaches:

1. Die Seele lässt jetzt ihre Energie - über das Kopfzentrum - in sämtliche ätherischen oder vitalen Zentren strömen.

2. Der innerste Punkt im Herzen eines jeden Zentrums wird zum ersten Mal wirklich aktiv: er wird prächtig strahlend und glänzend, magnetisch und kraftvoll, so dass «alles Licht ringsherum verdunkelt wird». Durch die [527] Kraft der Liebe und des Willens werden dann alle Zentren im Körper in geordnete Tätigkeit versetzt. Hierauf findet die abschliessende Übertragung aller körperlichen und psychischen Energien in das Kopfzentrum statt, und zwar durch das Erwecken des Zentrums am Ende der Wirbelsäule. Dann sind die grossen polaren Gegensätze, die symbolisch durch das Kopfzentrum (das Organ geistiger Energie) und das Zentrum am Ende der Wirbelsäule (das Organ der materiellen Kräfte) zum Ausdruck kommen, verschmolzen und vereint; und von dieser Zeit an wird der Mensch nunmehr von oben, von der Seele aus, gelenkt und geleitet.

Wenn man den Mystiker analysiert und seine Schwierigkeiten verfolgt, muss man zwei Punkte beachten. Erstens den Zeitabschnitt, in welchem die Zentren erweckt und sodann nutzbar gemacht werden. Zweitens die Periode, in welcher Energie aus dem Sonnengeflecht zum Herzen, und dann aus allen vier Zentren längs der Wirbelsäule ins Kehlzentrum übertragen wird; das ist also die Zeit, bevor die Energien aller Zentren im Ajnazentrum zusammengezogen werden. Dieses Zentrum zwischen den Augenbrauen beherrscht und steuert das Leben der Persönlichkeit, denn es fasst alle fünf Zentren (vom Ende der Wirbelsäule bis zur Kehle) zu einer Einheit zusammen. Jedes dieser Stadien bringt seine eigenen Schwierigkeiten und Probleme mit sich. Wir wollen uns jedoch damit nur insoweit befassen, als sie einer günstigen Gelegenheit entgegenwirken oder den Menschen, der sich auf dem Pfad befindet und daher seine Weiterentwicklung selbst in die Hand nimmt, behindern. Hier steht er dann «in der Mitte zwischen den Paaren der Gegensätze», und das bedeutet (im Rahmen unseres derzeitigen Interesses), dass das mystische Erleben durch drei Stadien geht, von denen ein jedes einen deutlichen Krisenpunkt mit allen damit verbundenen Erprobungen und Prüfungen aufweist:

1. Das Stadium, in dem alle niederen Energien in das Sonnengeflecht übertragen werden; das ist die Vorbereitung für die Weiterleitung [528] in das Kehl- und Herzzentrum. In diesem Stadium erfolgt nicht nur die Übertragung, sondern auch die Konzentrierung der Kräfte in den höheren Zentren.

Periode:                      Die späteren Etappen des Probepfades und die frühen Stadien des Jüngerschaftspfades.

Leitmotiv:                    Disziplinierung.

Ziel:                              Idealismus und angestrengtes Bemühen als Persönlichkeit. Läuterung und Beherrschung.

2. Das Stadium, in dem die Übertragung ins Ajnazentrum erfolgt und die Persönlichkeit integriert und kraftvoll wird.

Periode:                        Die späteren Stadien des Jüngerschaftspfades bis zur Zeit der dritten Einweihung.

Leitmotiv:                     Wesensäusserung der Seele durch das Mittel der Persönlichkeit.

Ziel:                                Das verständnisvolle Erfassen des Plans und folglich die Mitarbeit am Plan.

Dann kommt das dritte und letzte Stadium, mit dem wir uns nicht zu befassen brauchen. In diesem Stadium werden alle Körperkräfte (die im Ajnazentrum zusammengezogen sind) mit den Seelenkräften (die im Kopfzentrum konzentriert sind) vollständig vereint. Zu diesem Zeitpunkt geschieht es, dass der nunmehr geläuterte und dem Dienst geweihte Wille der Persönlichkeit endgültig erweckt wird, der bisher am Ende der Wirbelsäule «schlief, zusammengerollt wie die Schlange der Weisheit». Dieser Wille brandet, wenn sich der Impuls der Hingabe, Aspiration und Willenserleuchtung einstellt, wie eine Welle nach oben und verschmilzt auf diese Weise mit dem spirituellen Willen im Kopf. Das ist das letzte Emporheben des Kundalini-Feuers, das durch einen Akt umsichtigen Entschlusses bewirkt wird. Dieses Hinaufbringen findet in drei Stufen oder Impulsen statt:

1. Die niederen Energien werden [529] zum Sonnengeflechtszentrum geleitet.

2. Von da aus strömen sie aufwärts ins Herzzentrum, vereinen sich mit diesem und werden dann zum Kehlzentrum weitergeleitet.

3. Alle fünf niederen Energieformen werden dann im Kopfzentrum, dem Ajnazentrum, vereint.

Leser könnten hier die Frage stellen: Sind die Energien des sakralen und des Zentrums am Ende der Wirbelsäule die einzigen Energien unterhalb des Zwerchfells, die über das Zentrum des Sonnengeflechts aufwärts zum Ajnazentrum geleitet werden? Gewiss gibt es noch eine Anzahl kleinere Zentren mit ihren Energien, aber ich möchte sie aus Gründen der Klarheit nicht einzeln anführen. Wir wollen uns hier nur mit den Hauptzentren, mit deren Wirkungen und Beziehungen zueinander befassen. Das Thema ist an sich schon so schwer verständlich und kompliziert, dass es nicht angebracht erscheint, es noch weiter zu erschweren. So gibt es z.B. Energien, die aus planetarischen Quellen in die Milz und in zwei kleine Zentren strömen, die ganz nahe bei den Nieren liegen. Es gibt noch verschiedene andere solche Energien. Alle diese Kräfte müssen verstandesmässig erfasst, umgewandelt, umgeformt und weitergeleitet werden. Es ist interessant, dass die beiden kleinen Zentren in der Nähe der Nieren eine Beziehung zu den unteren Schichten der Astralebene haben und viel Furcht und ähnliche beängstigende Gefühle, die diese Unterebenen charakterisieren, in unserem Körpergefüge loslassen. Daher liegen diese beiden kleinen Kontaktstellen so nahe bei jenem Zentrum, das sie im Zaume halten kann. Sogar der Forscher innersekretorischer Drüsen weiss, dass die stimulierten Nebennieren (als seelisches Resultat einer Hormonfunktion) eine Anwandlung von Mut und eine Art zielbewussten Willens hervorrufen, der Leistungen ermöglicht, die zu anderen Zeiten geradezu unmöglich sind.

Ich möchte hier noch etwas bemerken. Die Behauptung, die so häufig in okkulten Büchern zu finden ist, dass «Kundalini schläft», entspricht nur teilweise der Wahrheit. Das Zentrum am Ende der [530] Wirbelsäule ist demselben rhythmischen Leben, wie alle anderen Zentren unterworfen. Die besondere Zeit, in der die «Kundalini erwacht», bezieht sich auf jene Zeitspanne, in welcher der «Pol im Zentrum» zu vibrieren beginnt, an Kraft zunimmt und aktiver wird: seine Kräfte können dann den ganzen Bereich des Rückgrats durchdringen, bis sie das höchste Kopfzentrum erreicht haben. Dies wäre jedoch nicht möglich, wenn nicht vorher drei «Eruptionen der latenten Willenskraft» stattgefunden hätten. Diese Eruptionen dienen dazu, den Durchgangsweg längs der Wirbelsäule zu säubern, indem sie das ätherische Isoliergewebe durchdringen und zerstören. Dieses Isoliergewebe trennt jedes Zentrum und dessen Wirkungsbereich von dem nächst höheren ab.

All diese Übertragungen und inneren Vorgänge rufen normaler- und begreiflicherweise Unruhe und Konflikte im Leben des Mystikers hervor. Sie bringen Schwierigkeiten mit sich, die ausgesprochen psychologischer Natur sind, aber häufig auch zu pathologischen Störungen führen. Man muss daher drei Vorgänge auseinanderhalten: Übertragung, psychische Reaktion, pathologische Folgeerscheinung.

Diese Zusammenhänge können klarer werden, wenn ich zum Beispiel auf gewisse Tatsachen hinweise, die mit dem Sakralzentrum zu tun haben, das während einer so langen Zeit das animalische und physische Zeugungsleben des Menschen beherrscht. Während der Evolutionsprozesse geht das Sakralzentrum durch Stadien automatischer unbewusster Tätigkeit hindurch, wie es beim reinen Tiermenschen der Fall ist. Dann betätigt es sich unter dem Drang der Sinnenlust und körperlicher Befriedigung, wobei die Vorstellungskraft ihren Einfluss geltend zu machen beginnt. Dann kommt der Zeitraum, in welchem das Leben dem sexuellen Impuls bewusst untergeordnet wird. Das ist eine ganz andere Situation als die zuerst erwähnte. Die Sexualvorgänge erlangen im Bewusstsein eine überragende Bedeutung. Viele Menschen gehen heute durch dieses Stadium, wie ja ein jeder zu einer gewissen Zeit oder in einer bestimmten Inkarnation das durchmachen muss. Hierauf folgt eine Übertragungsperiode, in welcher der physische Geschlechtstrieb und der körperliche Zeugungsdrang nicht mehr so stark vorherrschen und die Kräfte anfangen, sich im [531] Sonnengeflecht zu sammeln. Dort werden sie mehr von dem phantasiereichen astralen Leben, und weniger von dem unbewussten tierischen Trieb- oder dem bewussten Wunschleben beherrscht. Sie vereinigen sich dort mit den Eigenkräften des Sonnengeflechts und werden allmählich aufwärts zum Kehlzentrum, doch stets über das Herzzentrum geleitet. Hier liegt eine Hauptschwierigkeit für den Mystiker, der heute rasch in Erscheinung tritt und aktiv wird. Schmerzlich wird er sich der grossen Gegensätze bewusst: der Anziehungskraft der Welt und der Anziehungskraft der mystischen Schau, der Möglichkeiten der Gottnatur und der Chancen der Persönlichkeitskräfte, der Äusserung von Liebe anstelle von Verlangen und Anhangen, der Verbundenheit mit Gott anstelle der Verbindung mit Menschen. Aber all dies wird noch immer vom Standpunkt der Dualität ausgelegt. Sexualität drängt sich noch immer in die Vorstellungswelt des Mystikers und ist noch immer nicht auf den Platz verwiesen, wo sie mit den anderen Instinkten der menschlichen Natur im Gleichgewicht gehalten würde. Die Folge davon ist eine fast krankhafte Vorliebe für Sexualsymbole und für ein sozusagen vergeistigtes Geschlechtsleben. Für diese Neigung finden sich zahlreiche Beispiele in den Schriften und Erfahrungen vieler Mystiker des Mittelalters. Wir finden Ausdrücke wie «die Braut Christi», die «Hochzeit im Himmel», die Vorstellung von Christus als dem «himmlischen Bräutigam» und ähnliche Symbole und Redewendungen. Im Hohelied Salomons finden wir eine maskuline Wiedergabe derselben, grundsätzlich sexuellen Annäherung an die Seele mit ihrem allesumfassenden Leben.

Neben diesen gibt es noch viele andere unerfreuliche Beispiele aus der Sexualpsychologie, vermengt mit echtem und ausgesprochen mystischem Streben und Sehnen, und mit einer tiefempfundenen Sehnsucht nach Vereinigung mit dem Göttlichen. Die Ursache all dieser Phänomene liegt in dem Stadium der Übertragung. Die niederen Energien werden, wie ersichtlich, zwei Übertragungsstadien unterworfen: zuerst sammeln sie sich im Sonnengeflecht, und von da werden sie ins Kehlzentrum geleitet. Das letztere ist zu dieser Zeit noch nicht genug aktiv oder noch nicht genügend erwacht, um die Sakralenergien zu absorbieren und nutzbar zu machen. Diese werden in manchen Fällen auf ihrem Weg nach oben aufgehalten und eine Zeitlang im Herzzentrum zurückgehalten; das [532] ruft geschlechtliches Verlangen hervor, das mitunter von starken geschlechtlichen Erregungen begleitet ist; ferner tritt religiöse Erotik mit all ihren ungesunden Einstellungen auf, vom unbeschränkten Geschlechtsverkehr bis zum fanatischen Zölibat. Letzteres ist ein ebenso unerwünschtes Extrem wie das erste und zeitigt höchst unerwünschte Resultate. Im Fall eines männlichen Mystikers kann es leicht zu sexuellen Ausschweifungen, zu Perversitäten verschiedener Art oder zu ausgesprochener Homosexualität kommen. Im Fall einer Frau mag das Sonnengeflecht (und nicht das Sakralzentrum) Störungen erleiden und so stellen sich Magenleiden ein, verbunden mit ungesunden Vorstellungen, angefangen mit schwachem Sinnenkitzel bis zu ausgesprochenen Formen sexuellen Wahns, der häufig mit einem starken religiösen Hang verbunden ist. Ich möchte noch bemerken, dass es sich hier um ausgesprochen abnorme Fälle handelt, und dass ich daher unerfreuliche Themen berühren muss. Wenn in den Anfangsstadien der mystischen Entwicklung eine richtige Führung des gedanklichen Lebens bestünde und wenn all das, was diese Übertragungsprozesse mit sich bringen, mutig erklärt würde, dann könnten viele spätere Schwierigkeiten vermieden werden. Diese Anfangsstadien haben viel Ähnlichkeit mit dem Interesse, das die heranwachsende Jugend für Sexualität und Religion zeigt. Beide Fragen sind in dieser besonderen Entwicklungsperiode eng miteinander verbunden. Wenn Erzieher, Eltern und Lehrer, denen die Heranbildung der Jugend anvertraut ist, zur rechten Zeit entsprechende Aufklärung geben würden, dann würden sich gewisse unerfreuliche Tendenzen, die jetzt so überhand nehmen, gar nicht zu Gewohnheiten und fixierten Gedankenbildern entwickeln, wie es heute der Fall ist.

Die nächste ganz berechtigte Frage, die sich im Bewusstsein des Studierenden erheben könnte, liesse sich folgendermassen formulieren: Wie kommt es, dass dieser ganze Vorgang - das Erwecken der Zentren, deren Benützung als Kraftleitungen (anfänglich unbewusst, später mit wachsender Bewusstheit) und schliesslich die Übertragung von Energie in die höheren Zentren - Probleme, Krankheiten und so viele und vielartige Schwierigkeiten sichtbarer Art schaffen kann, [533] deren Erbe die Menschheit zu sein scheint, sobald die mystische Erfahrung zum höchst erwünschten Ziele wird? Ich möchte wieder daran erinnern, dass das ganze Problem von der Seite her gesehen und beurteilt werden muss, dass der Bewusstseinsbereich zunimmt und dass in stufenweisem Fortschreiten verschiedenartige Energien miteinander in Berührung kommen. Der menschliche Körper ist letzten Endes ein Aggregat von Energie-Einheiten. Im Vitalkörper (der den Zustand des endokrinen und lymphatischen Systems bestimmt) gibt es gewisse Brennpunkte, durch die Energie in den physischen Körper einströmt; dadurch werden die Atome des Körpers beeinflusst und stimuliert, und auf diese Weise wird auf das ganze Nervensystem eine sehr starke Wirkung ausgeübt. Der Vital- oder Ätherkörper ist das feinstoffliche Gegenstück zum Nervensystem im physischen Körper, und die Energiezentren bedingen und beherrschen das Drüsensystem. So strömen Energien, Strahleinflüsse, Kraftfelder und Kraftströme aus den drei Welten, in denen der Mensch wirkt und arbeitet, in und durch den physischen Körper; in manchen Fällen ist der Mensch sich dessen bewusst, in den meisten Fällen jedoch nicht. Sobald das Herzzentrum und die Kopfzentren erwacht sind und von den inneren und äusseren Kräften benützt werden, dann beginnt das mystische und okkulte Leben.

Es gibt zwei Gründe, warum diese Periode so aussergewöhnlich schwierig ist:

1. Der Bewusstseinsfaden ist im Kopf, in der Nähe der Zirbeldrüse verankert. Der Lebensfaden ist im Herzen verankert. Die Verlagerung der unterhalb des Zwerchfells befindlichen Kräfte in das Sonnengeflecht und von da zum Herzen und Kopf lenkt des Mystikers Aufmerksamkeit auf zwei grosse Energieströme: der eine kommt von der Monade und fliesst über den Seelenkörper ins Herzzentrum, der andere fliesst direkt von der Seele zum höchsten Kopfzentrum. Der Mystiker wird sich bewusst, welche Möglichkeiten das Leben bietet, er sieht den weiten Bereich, in dem sich das Bewusstsein betätigen [534] kann, und er erkennt, welcher Erweiterung und Fassungskraft dieses Bewusstsein fähig ist. Das ist die Periode des inneren Bewusstwerdens.

2. Planetarische und solare Wirkungskräfte strömen durch das Kopfzentrum zum Herzen und von hier aus zu den anderen Zentren. Dieses Einströmen bewirkt:

a) Die Stimulierung sämtlicher Haupt- und Nebenzentren, entsprechend den jeweiligen Strahltendenzen und -einflüssen.

b) Die Enthüllung von Gut und Böse, also das Erkennen und Durchschauen der Welten, in denen die Persönlichkeit ihr Wesen äussert, und der Welt, in der sich die Seele manifestiert. Dieser zweifache Vorgang vollzieht sich gleichzeitig.

c) Die Erscheinungsform Dualität; wenn diese erkannt ist und wenn die grossen Gegensätze (Seele und Persönlichkeit) verschmolzen und aufgehoben sind, dann kann und wird sie das Eins-Sein zuwege bringen.

Wenn diese Erkenntnisse ins Bewusstsein eindringen, rufen sie unweigerlich Kampf, Konflikt und Aspiration hervor und führen zu dauernden Vereitelungen. Dieser Prozess bewirkt jene Anpassungen und Umstellungen, die erfolgen müssen, sobald der Mensch sein Ziel immer deutlicher erkennt und zunehmend «lebendiger» wird. Die Lebensäusserung des dreifachen niederen Menschen muss sich erst an die neuen Bewusstseinsbereiche und an die sich ihm öffnenden Gewahrseins-Dimensionen gewöhnen; er muss erst mit den neuauftauchenden Kräften vertraut werden, die ihn befähigen, in grössere Dienstbereiche, die er jetzt entdeckt, leichter hineinzukommen. Ganz allgemein könnte man hier folgendes sagen:

1. Stimulierung bewirkt das Erwachen der niederen psychischen Kräfte, wenn die einströmende Energie zum Sonnengeflecht oder ins Kehlzentrum geleitet wird. Das verursacht in den [535] Zentren eine starke Aktivität, was in den Frühstadien zu deutlichen psychischen Störungen führen kann. Zur Erläuterung dessen möchte ich die generellen physischen Krankheits-Symptome andeuten, die beim Mystiker mit Vorliebe auftreten:

a) Das Erwecken des Kopfzentrums kann, wenn es verfrüht geschieht, zu ernsten Gehirnstörungen, manchmal sogar zu Geisteskrankheiten führen. Regionäre Gehirnentzündung und gewisse Arten von Gehirntumoren können durch zu rasches Einströmen der höchsten Energieform entstehen, die ein Mensch vor einer Einweihung in sich aufnehmen kann. Das ist jedoch nur dann der Fall, wenn es sich um einen hoch entwickelten Menschen des mentalen Typus handelt. In anderen Fällen vorzeitigen Einfliessens von Seelen-Energie strömt die Energie durch die Öffnung am Scheitel des Kopfes ein und sucht sich den Weg zu einem der Zentren und zwar entsprechend dem Strahltyp oder dem jeweiligen Entwicklungsstadium. Die hereinströmende Energie strömt fast automatisch dorthin, wo sich die stärkste Bewusstseinskonzentration und die grösste Lebenskraft befinden.

b) Das Erwachen des Ajnazentrums ist, wie wir gesehen haben, hauptsächlich eine Folge der Entwicklung der Persönlichkeit bis zur Stufe der Integration; falls die in Frage kommenden Energien nicht richtig im Zaum gehalten werden, kann es zu ernsten Augenstörungen, zu Ohrerkrankungen, zu verschiedenen Arten von Neuritis, Kopfschmerz, Migräne und Nervenleiden in verschiedenen Körperregionen kommen. Auch kann es zahlreiche Erkrankungen der Hypophyse mit nachfolgenden psychischen Störungen hervorrufen, die mit dieser wichtigen, regulierenden Hirnanhangdrüse zusammenhängen; es können auch ausgesprochen physische Störungen auftreten.

c) Das Erwecken des Herzzentrums (ein Vorgang, der zurzeit rasche Fortschritte macht) ist die Ursache für viele Arten von Herzstörungen und von Erkrankungen [536] des autonomen Nervensystems, ganz besonders des nervus vagus. Das derzeitige Überhandnehmen verschiedenartiger Herzkrankheiten besonders in den Kreisen der Intelligenz, der Fach- und Finanzleute ist auf das Erwachen dieses Zentrums zurückzuführen. Eine weitere Folge ist die Entdeckung, dass die Menschheit die Fähigkeit besitzt, gruppenbewusst zu werden und als Gruppe Dienste zu leisten. Die Thymusdrüse, die in einer eigenartigen Weise den Lebensaspekt im Menschen überwacht, ist mit dem Herzzentrum, wie zu erwarten, eng verbunden. Diese Drüse muss einmal bei Erwachsenen viel funktionstüchtiger werden als es heute der Fall ist. Ähnlich verhält es sich mit der Zirbeldrüse: in kommenden Rassen wird diese Drüse nicht mehr ein verkümmertes Organ sein, dessen wahre Funktion niemand verstehen und begreifen kann, sondern ein aktiver und wichtiger Baustein der menschlichen Organausstattung. Das wird durch eine normale und natürliche Entwicklung zustande kommen, wenn nämlich der Mensch lernt, als Seele und nicht bloss als Persönlichkeit zu leben.

d) Ferner sind heute viele pathologische Störungen dem Lebendigwerden des Kehlzentrums zuzuschreiben. Dieses Zentrum hat einen massgeblichen Einfluss auf den Zustand der Schilddrüse und der Nebenschilddrüsen. Wenn es übermässig entwickelt oder vorzeitig erweckt wird, kann sich Hyperthyroidismus mit all seinen schwierigen Begleiterscheinungen und seinen oft gefährlichen Folgen für Herz und Stoffwechsel einstellen. Die Rückwirkungen auf die Psyche sind wohlbekannt und wissenschaftlich anerkannt.

Durch gewaltsame sexuelle Enthaltsamkeit, die so viele Leute wegen der heutigen ungünstigen Wirtschaftslage auf sich nehmen müssen, nehmen diese Schwierigkeiten dauernd zu; wenn dieses höhere, schöpferische Zentrum ungebührlich stimuliert wird, wird es zu einer Gefahr anstatt zu einer Hilfe. Die misslichen wirtschaftlichen Zustände halten die Menschen davon ab, sich zu verehelichen, weshalb ihnen [537] die Gelegenheit fehlt, die durch das Sakralzentrum einströmende Energie zu gebrauchen (oder zu missbrauchen). Auch Mystiker sind dieser Schwierigkeit unterworfen. Weder wird das Kehlzentrum für schöpferische Zwecke benützt, noch wird das Sakralzentrum seinem naturgegebenen Zweck gemäss in Anspruch genommen. Die Sakralenergie wird vorzeitig zum Kehlzentrum weitergeleitet, wo sie einen starken Reiz ausübt. Die Ausrüstung eines solchen Menschen ist noch nicht so weit fortgeschritten, dass diese Energie umgewandelt und in schöpferischer Weise nutzbar gemacht werden könnte. Es fehlt jede schöpferische Ausdrucksgestaltung, denn die Entwicklung des Betreffenden erlaubt es noch nicht, in einem höheren Sinn produktiv zu sein. Ein Beispiel dafür sind die Schweizer. Obwohl sie sehr intelligent sind, sind sie in unserem Sinn nicht schöpferisch. Die Energie, die durch ihre Schilddrüsen pulsiert, wird nicht in schöpferische Kunst, Musik oder Literatur, der eine besondere Bedeutung zukäme, sublimiert; daher gibt es in der Schweiz so viele Kropf- und Schilddrüsenerkrankungen. Es fliesst genug Energie in und durch die Schilddrüse, aber diese Energie wird kaum genützt.

e) Die zunehmende Aktivität und Stimulierung des Solarplexus-Zentrums wirkt sich heute in hohem Masse als Störungsquelle aus. Sie ruft einen grossen Teil der nervösen Schwierigkeiten, denen besonders Frauen unterworfen sind, hervor; auch viele Magenleiden, Leber- und Darmkrankheiten entstehen auf diese Weise. Eine der stärksten Ursachen für Krebs in verschiedenen Teilen des Körpers (ausgenommen Kopf und Gesicht) kann - nach esoterischer Auffassung - auf Energiestauung im Solarplexus-Zentrum zurückgeführt werden. Diese Kongestion hat eine äusserst intensive Fernwirkung. Schwierigkeiten, die infolge der Erweckung des Herz- und des Sonnengeflechts-Zentrums auftreten (die beide eng miteinander verbunden sind und bei Mystikern lange Zeit hindurch aufeinander einwirken), beeinflussen auch den Blutstrom sehr stark. Diese Zentren [538] hängen mit dem Lebensprinzip zusammen, das ständig «auf den Wellen des Verlangens» getragen wird (wie die alten Schriften es ausdrücken). Wenn dieses Prinzip sich nicht voll auswirken kann, - sei es, dass ihm keine volle Entwicklung ermöglicht wird oder dass andere Ursachen vorliegen - so führt dies überall da, wo das Zellgewebe schwach ist, zu krebsartigen Wucherungen.

f) Das Erwecken des Sakralzentrums fand vor so langer Zeit statt, dass es heute unmöglich ist, die Schwierigkeiten, die der sexuelle Aspekt verursacht hat, bis zum Ursprung zurückzuverfolgen; ausserdem dürfte ein solcher Rückblick kaum erwünscht sein. Ich habe mich mit der sexuellen Frage in anderen Büchern befasst, speziell in der Abhandlung über Weisse Magie. Ich erwähne dieses Thema nur aus folgendem Grunde: Wenn der Mensch das Leben eines Mystikers führt, macht er oft eine Zeit sexueller Schwierigkeiten durch, falls er nicht rechtzeitig gelernt hat, die Geschlechtskraft zu beherrschen und sie mit den anderen Lebensaktivitäten und Naturinstinkten in Einklang zu bringen. Ist dies noch nicht der Fall, dann wird, wenn er mit geistigen Höhen in Berührung kommt und daraufhin die Energie seiner Seele in die Persönlichkeit herabströmt, diese Energie sich einen direkten Weg zum Sakralzentrum bahnen und nicht im Kehlzentrum zurückgehalten werden, wie es eigentlich richtig wäre. Wenn die Energie ins Sakralzentrum strömt, dann können sexuelle Perversitäten auftreten oder der Mystiker legt vielleicht der sexuellen Betätigung allzugrosse Bedeutung bei oder seine sexuelle Vorstellungskraft kann in gefährlicher Weise stimuliert werden, was zu mangelnder Beherrschung und zu den vielen Komplikationen führt, die Ärzten und Psychologen wohlbekannt sind. Das Resultat ist stets ein überspanntes Geschlechtsleben in irgend einer Form.

g) Das Erwecken des Zentrums am Ende der Wirbelsäule, das in den letzten Stadien höherer mystischer Erfahrungen erfolgen soll, bringt seine eigenen Gefahren mit sich. Die Wirbelsäule wird ganz deutlich angegriffen, und folglich werden [539] auch alle Nerven, die von dem Rückgrat aus sich in alle Richtungen verteilen, in Mitleidenschaft gezogen. Wenn das Kundalini-Feuer aus Unwissenheit und vorzeitig erweckt wird, kann es dazu kommen, dass das ätherische Schutzgewebe rasch durchgebrannt wird, das die verschiedenen Regionen des Körpers (die von den sieben Zentren beherrscht werden) voneinander trennt; das verursacht ernsthafte Nervenstörungen, Gewebsentzündungen, Rückgrat- und Gehirnerkrankungen. Ich habe hier auf einige Schwierigkeiten hingewiesen, in dem Bestreben, eine allgemeine Übersicht über die Probleme des Mystikers zu geben.

2. Nutzbarmachung eines Zentrums.

Diesen Satz will ich erklären. Gewisse Schwierigkeiten können auch entstehen, wenn ein Zentrum in solchem Ausmass betätigt wird, dass die anderen Zentren immer weniger beachtet und daher vernachlässigt werden. Dadurch können zeitweise ganze Bewusstseinsregionen ausgeschaltet werden. Man darf nicht vergessen, dass es das Ziel aller mystischen Bestrebungen sein sollte, eine ausgeglichene Entwicklung zu erreichen, die nacheinander die verschiedenen Zentren in der richtigen Weise und in Übereinstimmung mit den entsprechenden Strahlmethoden in Funktion bringt. Viele Menschen jedoch (bei denen ein Zentrum gerade erwacht und von innen stimuliert wird) finden sofort heraus, dass die Nutzbarmachung des Zentrums die Linie des geringsten Widerstandes ist. Sie beginnen daher fast ausschliesslich dieses Zentrum zu benützen. Zwei Beispiele mögen dies treffend veranschaulichen.

Das Sonnengeflecht ist gegenwärtig bei Männern und Frauen in der ganzen Welt hoch aktiv. Millionen von Menschen in allen Ländern sind überempfindlich geworden, sie sind häufig so überreizt, dass sie hysterisch, voller Träume, Visionen und Furchtkomplexe sind; sie sind nervös im höchsten Grade. Dadurch entstehen überall Verdauungsstörungen, organische Magen- und Leberkrankheiten und Darmerkrankungen. Die ganze Menschheit inkliniert heute in hohem Masse zu allen diesen Störungen. In Verbindung damit treten häufig alle Arten [540] von Hautausschlägen auf. Zwei Ursachen bestehen hierfür:

a) Übergrosse Stimulierung des Solarplexus auf Grund der fast ausschliesslichen Inanspruchnahme dieses Zentrums. Infolgedessen strömen Kräfte von der Astralebene herein, für die das Sonnengeflecht ein weit offenes Tor ist.

b) Der zunehmende und ständige Gebrauch dieses Zentrums macht dessen Rhythmus und Schwingung zu kraftvoll, weshalb die Kontrolle darüber verloren geht. Der Mensch unterliegt dann der Versuchung, sein Lebensinteresse und seine Aufmerksamkeit auf die Astralwelt zu konzentrieren; er tut dies immer bewusster und mit steigendem Interesse, und das Ergebnis sind «Erscheinungen».

Dieser Mensch ist daher ein Opfer von Kräften, die normalerweise alle Energien der «unteren Region» sammeln und unbedingt in die obere Region leiten sollten. Das würde einen Zweck erfüllen, der einer Notwendigkeit dient. Aber in dem angeführten Fall konzentrieren sich alle Kräfte in jenem zentralen Körperbereich, der lediglich als Sammelstelle dienen sollte, um Energien «von unten nach oben» zu übertragen. Anstatt dessen wird ein enormer Strudel von Kräften in Bewegung gesetzt, der nicht nur physische Störungen vielerlei Art (wie oben angeführt) hervorruft, sondern auch zu einer reichen Quelle für Spaltungen wird, mit denen sich heute die modernen Psychologen befassen müssen. So stark sind die Kräfte, die durch übertriebene Inanspruchnahme des Sonnengeflechts (eines der machtvollsten Zentren) hervorgebracht und durch den darauffolgenden Zustrom astraler Kräfte aller Art verstärkt werden (wodurch die Schwierigkeiten noch zunehmen), dass sie schliesslich das Leben dieses Menschen vollständig beherrschen. Durch dieses vibrierende und überaus starke Kraftzentrum werden die Kräfte unterhalb des Zwerchfells von denen oberhalb des Zwerchfells abgesondert. Spaltungen, astrale Betörung, Wahnvorstellungen, Halluzinationen, nervöse Störungen aller Art und physische Komplikationen, die das Verdauungssystem, die Leber und die Bauchspeicheldrüse [541] befallen, sind nur einige der Schwierigkeiten, die aus dem unkontrollierten Gebrauch des Sonnengeflechts-Zentrums entstehen. Der Mensch lässt sich von diesem Zentrum beherrschen, anstatt es in Schach zu halten, wie es sein sollte.

Das zweite Beispiel betrifft die Entwicklung des Herzzentrums. Dadurch erlangt das Leben als Gruppe und folglich die Verantwortung für die Gruppe Geltung und Anerkennung, - ein Prozess, der heute rasche Fortschritte macht, wie man allenthalben feststellen kann. Studierende neigen leicht zu der Annahme, dass die Erweckung des Herzzentrums und die daraus resultierende Wertschätzung von Gruppen eine Angelegenheit sei, die mit religiöser Betätigung, mit Liebesäusserung und Bekundung von Göttlichkeit zusammenhängen müsste. Sie machen daher etwas «Spirituelles» daraus, wie dieses so oft missbrauchte Wort von religiösen Menschen orthodoxer Richtung verstanden wird. Aber es hat eine viel tiefere Bedeutung. Das Herz steht im Zusammenhang mit dem Lebensaspekt, denn hier ist der Sitz des Lebensprinzips, hier ist die Lebensenergie verankert. Es hängt zusammen mit Synthese, mit der Monade und mit allem, was höher steht als das irdische Ich. Jede Gruppe, die von einem Mann oder einigen Männern geführt und geleitet wird, möge es sich um eine Nation, einen grossen Wirtschaftskonzern oder irgendeine Organisation (wie z.B. ein grosses Krankenhaus) handeln, hängt mit dem Lebensaspekt zusammen, der im Herzen verankert ist. Daran ändert sich nichts, auch wenn die Motive vermischt und unerwünscht oder sogar rein egoistisch sind. Ein Grosskaufmann mit weltweitem Geschäftsbereich, dessen Angestellte von den Zufälligkeiten seines Geschäftsunternehmens abhängen, das er vielleicht gegründet hat oder an dessen Spitze er steht, beginnt durch sein Herzzentrum zu wirken. Hier ist die Ursache vieler Herzstörungen, an denen so viele einflussreiche und mächtige Persönlichkeiten so häufig leiden. Das Herz wird durch den Ansturm von Energien überreizt, die auf den leitenden Mann einstürmen, der (neben anderen Einflüssen) den auf ihn gerichteten Gedanken all derer ausgesetzt ist, die mit seiner Organisation zusammenhängen. Ist es nun verständlich, warum die älteren Mitglieder der Hierarchie, die mittels des Kopf- und Herzzentrums wirken, [542] sich vom öffentlichen Leben zurückhalten und den Kontakt mit Menschen möglichst meiden? Diese beiden Beispiele mögen klarmachen, in welchem Sinn ich hier den Ausdruck «Nutzbarmachung eines Zentrums» benütze.

3. Während der Zeit der Übertragung strömen und wechseln die Kräfte des Körpers in einer aussergewöhnlichen Art und Weise. Das macht es verständlich, welche Gefahren dies für den Mystiker und Jünger mit sich bringt und welch ernste Folgen eine gewaltsam herbeigeführte Übertragung haben kann, anstatt dem normalen Lauf der Entwicklung zu folgen. Das erklärt zu einem Teil den gegenwärtigen Aufruhr und die chaotischen Zustände in der Welt. Die Kräfte, die heute durch die Massen der Menschen mit Durchschnittsintelligenz fliessen (ich meine damit die gebildeten Menschen, die fähig sind, den Lauf der Dinge in der Welt zu verstehen und die Ereignisse und Tendenzen zu diskutieren), bilden das Versuchsfeld für Energieübertragung aus dem Sakralzentrum ins Sonnengeflecht.

Dadurch entstehen unvermeidlich gärende Unruhen, Überreizung, Aufstände und viele andere kritische Situationen.

Es gibt also viele Probleme, aber sie können gelöst werden. Das sollte man nicht vergessen. Das ganze Thema ist ausserordentlich umfangreich, doch versuchen heute viele Denker damit fertig zu werden. Sie arbeiten in selbstloser, uneigennütziger Weise, um die nötigen Änderungen herbeizuführen, mehr Verständnis für des Menschen physische und psychische Natur zu wecken und neue Einstellungen zu Religion und Erziehung aufzuzeigen. Wenn einmal durch Studien und Experimente die mystische Einstellung oder Denkweise (mit all ihren guten und schlechten, materiellen und geistigen Folgen) besser verstanden werden wird, dann werden wir unser Problem vollständiger erfassen und ein besseres Programm für die Entfaltung des Menschen aufstellen können.

Ich möchte nun den Grund angeben, warum ich in diesem Abschnitt unserer Abhandlung die Bezeichnung «Mystiker und [543] mystisch» gebrauche. Ich wünsche nämlich, dass meine Darstellung das Interesse derer erweckt, welche zwar die Tatsache anerkennen, dass es eine mystische Annäherung an Gott und ein mystisches Leben der Seele gibt, die aber noch nicht gewillt sind, ihre Vorstellung darüber in der Hinsicht zu erweitern, dass sie auch den intellektuellen Weg zur Einswerdung mit dem Göttlichen mit einschliesst.

Die Leitmotive, die der Mystiker gegenwärtig anerkennt, und die auch der religiöse Schriftsteller und Denker gelten lässt, sind Empfindungen, Empfänglichkeit für Gottes Existenz, das mögliche Erschauen Gottes, das schon genügt, um einem persönlichen Notstand abzuhelfen und damit Erleichterung, Frieden und Verständnis zu bringen; dazu kommt die Erkenntnis, dass es göttliche Kräfte ausserhalb des Menschen und in seinem inneren Wesen gibt, und dass der Mensch eine Beziehung zu einem Aussenfaktor hat, den man Gott oder das Selbst oder Christus nennt. Diese Einstellung ist jedoch stets mit einem Dualitätsgefühl vermischt. Es führt zur Erlangung einer Vereinigung, für welche die eheliche Verbindung immer noch das beste Symbol und Beispiel ist, wie es die Schriften der Mystiker aller Zeiten und Nationen bezeugen; dabei bleibt das Bewusstsein der beiden Wesenheiten gesondert erhalten.

Die Leitmotive oder Grundprinzipien des Okkultisten sind stets (und mit Recht) diejenigen des Wissens, der mentalen Einstellung zum Problem der Göttlichkeit, die Anerkennung der Immanenz Gottes und die Tatsache gewesen, dass «wie er ist, so sind auch wir». Bei dieser Einstellung fehlt jedoch das Empfinden einer Zweiheit. Der Okkultist hat sich als Ziel die Erlangung des bewusst wahrgenommenen und erkannten Eins-Seins gesetzt, damit er zu dem wird, was er im Grunde ist - ein Gott und letztlich ein sich manifestierender Gott. Das ist nicht dasselbe wie die mystische Vereinigung.

Dennoch ist das ganze Thema mystisch und von Natur aus seelisch-subjektiv. Die Zeit muss kommen, da der Mystiker die Eingebungen seines Kopfes, und nicht nur die seines Herzens schätzen und ihnen folgen wird. Er wird zur Einsicht kommen, dass er sein Empfinden für den seelisch Geliebten austauschen muss gegen die Erkenntnis, dass er und das, was er verehrt und liebt, eins sind, und dass die mystische Schau der Dualität verschwinden muss und verschwinden [544] wird, sobald er sich in dem grössten aller Identifizierungsprozesse, im Einswerden durch Einweihung, darüber hinaus erhebt.

Der Okkultist wiederum muss lernen, die Erfahrung des Mystikers verständnisvoll und als eine kurz zusammenfassende Übung miteinzubeziehen, bevor er über die mystische Erfahrung hinausgeht und zu einer Synthese und Allverbundenheit kommt, der gegenüber die mystische Annäherung nur der Anfang ist, und die dem Mystiker gar nicht bewusst wird.

Der Mystiker neigt zu leicht zu der Ansicht, dass der Okkultist den Weg des Wissens überschätzt; und er zitiert gedankenlos und leichthin den Satz, dass das Denkvermögen die Wirklichkeit vernichte, und dass der Intellekt ihm nichts zu bieten habe. Der Okkultist ist gleichermassen geneigt, den Weg des Mystikers gering zu achten und die mystische Methode als etwas anzusehen, «das er längst hinter sich gelassen hat». Beide jedoch müssen lernen, den Weg der Weisheit zu gehen. Der Mystiker muss und wird mit Naturnotwendigkeit ein Okkultist werden, ganz gleich, ob er diesen Werdegang liebt oder nicht. Auf die Dauer kann er diesem Prozess nicht entgehen. Der Okkultist wiederum ist erst dann ein richtiger Okkultist, wenn er sich die Erfahrung des Mystikers aufs neue zu eigen macht und im Sinne von Synthese umwandelt. Man beachte die Wortwahl in diesem Absatz, denn sie trägt mit dazu bei, Licht in mein Thema zu bringen. Ich gebrauche also die Worte «Mystiker und mystisch» in diesem Abschnitt der Abhandlung, um den intelligenten, stark mental eingestellten Menschen und seinen Werdegang auf dem Pfad der Jüngerschaft zu beschreiben.

Was die Probleme und Krankheiten jener Mystiker anbelangt, die in ihrer Entwicklung so weit gekommen sind, dass eine grössere Kraftübertragung stattfindet, so muss betont werden, dass in den Anfangsstadien eine lange Zeit verstreichen mag zwischen dem ersten Versuch, Energien umzuwandeln und zu übertragen, und jener besonderen Lebenszeit, in der die Energien endgültig angesammelt und - wie man in esoterischer Sprache meistens sagt - «erhoben» werden. Gerade in diesem Zeitpunkt konzentrierter Aktivität [545] (nicht wie bei früheren stossweisen Anstrengungen) stellt sich eine ganz deutliche Krise im Leben des Mystikers ein.

Häufig wird die Frage gestellt: Wieso trifft man unter den Heiligen dieser Erde und unter denen, die sich klar zum Licht wenden, so viele Krankheiten, Nervenstörungen und vielerlei pathologische Zustände an? Die Antwort lautet: Die Belastung oder Spannung, welcher der Körper durch die Kräfteverlagerung ausgesetzt wird, ist meist übermässig gross und verursacht so diese unerwünschten Zustände. Oft verschlimmert der Aspirant noch diese Zustände durch törichte Versuche, seinen Körper in seine Gewalt zu bekommen. Es ist jedoch bei weitem besser, wenn die unerwünschten Folgen sich im physischen Körper, statt in dem astralen oder mentalen auswirken. Dieser Punkt wird selten erkannt, und daher versteift man sich auf die Vorstellung, dass Krankheit, schwache Konstitution und Verlust der Gesundheit typische Kennzeichen dafür sind, dass der Betreffende Irrtümer, Unterlassungen oder sogenannte Sünden begangen hat. All das kann natürlich dabei eine Rolle spielen, aber im Fall eines ernsthaften Aspiranten, der bemüht ist, ein diszipliniertes und beherrschtes Leben zu führen, bestehen diese Ursachen oft überhaupt nicht. Es sind vielmehr die unvermeidlichen Folgen des Zusammenpralls von Kräften, - einerseits der Kräfte, die erweckt und im Begriffe sind, einem höheren Zentrum zuzustreben, andererseits jener in dem Zentrum, in das die Energien emporgehoben werden. Dieser Zusammenstoss ruft Überanstrengung und physisches Unbehagen hervor, und er bringt (wie wir gesehen haben) vielerlei beunruhigende Beschwerden mit sich.

Die weite Verbreitung von Krankheiten und gestörter Gesundheit, die heute überall anzutreffen ist, hat ihre Ursache in der massenhaften Kräfteübertragung, die ständig in der ganzen Menschheit vor sich geht. Infolge dieser Kraftübertragung wird das Zentrum des Solarplexus in eine abnorme Tätigkeit versetzt, wobei alle Arten von astralen Kräften ins Bewusstsein des Menschen eindringen: - Angst, Wünsche falscher Art und zahlreiche Kennzeichen eines gestörten Gefühlslebens, die dem Menschen so viel zu schaffen machen. Der Vorgang ist folgender: zuerst werden diese astralen Eindrücke vom Bewusstsein aufgenommen, dann werden sie in Gedanken formuliert und so kommt - da jedem Gedanken Energie folgt - der physische Körper in eine ungesunde Zwickmühle. In dem Tumult, der aus dem Zusammenprall der Kräfte entsteht, die

a) von unten in das Sonnengeflecht emporsteigen, [546]

b) aus der Astralebene in das Sonnengeflecht strömen,

c) auf die magnetische Anziehungskraft der höheren Zentren reagieren, wird das innere Leben des Menschen zu einem Wirbelstrom widerstreitender Energien, die eine unheilvolle Wirkung auf das Verdauungssystem, die Leber und andere Organe unterhalb des Zwerchfells ausüben. Bekanntlich leidet der Mystiker oft an Magenbeschwerden, die nicht immer durch falsche Ernährung und schlechte Essgewohnheiten bedingt sind. In vielen Fällen sind es Übertragungsprozesse, die dieses hervorrufen.