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1. Die Aneignung der Körper - 2. Teil

Es ist interessant, dass der ätherische Körper ganz einzigartig eingerichtet ist. Er ist bei weitem mehr das Instrument der Lebensenergie, und viel weniger ein Instrument für Qualitäten. Es ist jener Faktor, der das Instrument der Erscheinung, den physischen Körper, hervorbringt, ernährt und erhält. Wie erinnerlich, haben wir im ersten Band dieser Abhandlung (deutsche Ausgabe Seite 36) den [294] Menschen in drei göttliche Aspekte eingeteilt: Leben, Qualität und Erscheinung. Die Energien der sieben Strahlen manifestieren sich und wirken durch die sieben Zentren im Ätherkörper; aber im Zentrum eines jeden Chakras oder Lotos befindet sich ein Kraftwirbel, der aus reiner manasischer Energie besteht und daher ausschliesslich Energie der ersten drei Strahlen ist. Diese Energie ist so lange untätig, bis der Jünger ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat. Sie nimmt erst dann ihre rhythmische göttliche Tätigkeit auf, wenn die drei Reihen von Blumenblättern im egoischen Lotos (im höheren Gegenstück) anfangen, sich zu entfalten, und wenn das Zentrum des egoischen Lotos in Schwingung gerät. Obschon der Ätherkörper des Menschen die Qualitäten der sieben Strahlen in verschiedenen Kraftgraden zum Ausdruck bringt, so ist der Ätherkörper eines Meisters ein Ausdrucksmittel monadischer Energie, die erst nach der dritten Einweihung zur vollen Wirkung kommt.

Es ist offensichtlich, dass in der seelischen Behandlung von Menschen grosse Fortschritte zu verzeichnen sein werden, sobald der Psychologe die verschiedenen Energie-Arten, die in des Menschen Konstitution hineinfliessen, in Betracht ziehen und auf Grund von Studien, Nachforschungen und Erkenntnissen über die Strahlen herausfinden kann, welche Energien es sind, die einen Patienten beeinflussen. Man wird dann das Wesen der menschlichen Energie-Ausstattung im inneren Zusammenhang sowie die äusseren Auswirkungen besser verstehen. Sachlich ausgedrückt: der extreme psychologische Standpunkt (wie ihn der Behaviorismus [*O2] vertritt, der prinzipiell gesund ist, soweit der dichte materielle Mechanismus des Menschen in Frage kommt) wird an den rechtmässigen Platz rücken. Psychologen der materialistischen Richtung haben sich mit den Substanz-Energien und mit dem Instinktleben des Organismus beschäftigt. Diese Energien machen die Summe aller verfügbaren Energien aus, die in die Form des automatisch arbeitenden physischen Körpers planvoll eingegliedert wurden; die Atome dieses Körpers werden von Tendenzen und Qualitäten beeinflusst, die im vorhergehenden Sonnensystem entwickelt wurden. In unserem jetzigen Sonnensystem sind wir dabei, den Bewusstseinsaspekt der Göttlichkeit, dessen Qualität und Charakteristik zu entwickeln und verstehen [295] zu lernen. In der früheren Manifestationsperiode Gottes, in welcher der dritte Aspekt vorherrschte, war die instinktbetonte Intelligenz oder die automatische Aktivität das Entwicklungsziel.

Das Problem und dessen Ausmass kann recht gut klargemacht werden, wenn wir die folgende Zusammenstellung von Strahlen studieren, die - als Annahme oder Hypothese - einen Menschen in einer bestimmten Inkarnation beeinflussen und beherrschen.

1. Der Strahl der Monade                               Zweiter Strahl der Liebe- Weisheit.
     (der Lebens-Aspekt)                                     

2. Der Strahl der Seele                                     Erster Strahl des Willens oder
    (der Bewusstseins-Aspekt)                            der Macht.

3. Der Strahl der Persönlichkeit                      Zweiter Strahl der Liebe- Weisheit.
     (der Aspekt der Materie)                         

a) Strahl des Mentalkörpers.                            Fünfter Strahl des konkreten Wissens. 

b) Strahl des Astralkörpers.                              Sechster Strahl der Hingabe.

c) Strahl des physischen Körpers.                    Zweiter Strahl der Liebe-Weisheit.

Gewisse Gedankengänge sollten hier aufmerksam überdacht werden, die in Form von positiven Erklärungen mitgeteilt werden. Wir wollen sie nicht weiter ausarbeiten, sondern es einfach dem Leser überlassen, darüber sorgfältig nachzudenken.

1. Nur Eingeweihte sind in der Lage, die Wesensart des monadischen Strahls - des eigenen und des ihrer Jünger - zu erfühlen, zu bestimmen oder anzugeben. Der monadische Strahl ist jenes Lebenselement im Menschen, mit dem sich Eingeweihte besonders befassen müssen, wenn sie den Jünger für Einweihungen vorzubereiten suchen. Es ist die «unbekannte Grösse» in der Natur des Menschen. Doch kompliziert dies sein Problem nicht besonders bei seinen alltäglichen Bemühungen in den drei Welten, da der monadische Strahl bis nach der dritten Einweihung verhältnismässig untätig bleibt, obwohl er grundsätzlich den ätherischen Körper bestimmend beeinflusst.

2. Die drei Strahlen (die in der Geheimlehre «die drei periodischen [296] Träger» genannt werden) sind also die Strahlen der Monade, des Ego und der Persönlichkeit. Sie sind im wesentlichen drei Energieströme, die einen einzigen grossen Lebensstrom bilden. Diese Ströme bringen den Menschen in Beziehung zu den drei Aspekten oder Ausdrucksformen, die Göttlichkeit manifestieren.

a) Der monadische Strahl ist jene Energie, die, bewusst genutzt, den Eingeweihten mit dem Vater oder Geistaspekt verbindet und ihm die «Freiheit des Sonnensystems» verleiht.

b) Der bewusst benutzte egoische Strahl bringt den Jünger mit dem zweiten Aspekt der Göttlichkeit in Verbindung und ermöglicht ihm die «Freiheit der planetarischen Sphäre».

c) Der Persönlichkeits-Strahl, gleichfalls bewusst gelenkt und gebraucht, bringt den Menschen mit dem Göttlichkeits-Aspekt der Materie oder Substanz in Beziehung, und er gibt ihm die «Freiheit in den drei Welten» und in den Naturreichen, die unter ihm liegen.

3. Betrachtet man die obige hypothetische Zusammenstellung, so kann man feststellen, dass die Persönlichkeits-Strahlen - innerhalb ihres eigenen Manifestationsbereiches - eine Beziehung zu den Hauptstrahlen der Monade, des Ego und der Persönlichkeit haben. Diese Beziehung (innerhalb der mikrokosmischen Manifestation) ist ein Spiegelbild der makrokosmischen Situation, die wir im vorhergehenden Abschnitt kurz erwähnt haben. Aus dem oben angenommenen Fall (der übrigens ziemlich häufig ist) können wir folgendes feststellen:

a) Der fünfte Strahl des Mentalkörpers bringt den Betreffenden mit seinem egoischen Strahl in Verbindung, so dass dadurch ein Seelenkontakt erleichtert wird. Würde anstatt dessen eine Beziehung zu seinem monadischen Strahl bestehen, so würde sich daraus eine ganz andere Situation ergeben. Die Zahlenfolge 1. 3. 5. 7. sollte man stets im Auge behalten.

b) Der sechste Strahl des Astralkörpers bringt (im obigen Beispiel) den Menschen mit seinem monadischen Strahl [297] in Verbindung. Das wird ihm schliesslich die astral-buddhische Lebensannäherung bescheren, die bei der vierten Einweihung einsetzt. Dieser Strahl verbindet ihn auch mit seinem Persönlichkeitsstrahl, wodurch sein naturgemässes Problem eine Verschärfung erfährt. Die Zahlenreihe 2. 4. 6. ist ebenfalls sorgfältig zu beachten.

c) Die Qualität des zweiten Strahls, die seinen physischen Körper beeinflusst, bringt ihn mit seiner Persönlichkeit und - am Ende der Entwicklung - mit seiner Monade in Verbindung. Diese Beziehung bedeutet daher für ihn ein grosses Problem, eine sehr günstige Gelegenheit und einen starken «Energie-Anschluss». Dadurch tritt das Persönlichkeitsleben sehr stark in den Vordergrund und erhält Anziehungskraft, aber ebenso erleichtert dies dem Betreffenden (noch während seiner physischen Inkarnation) den zukünftigen Kontakt mit der Monade. Sein Problem des Seelen-Bewusstseins wird jedoch nicht so leicht gelöst werden.

Man kann ferner beobachten, dass die Monade (Strahl II), der Astralkörper (Strahl VI) und der physische Körper (Strahl II) alle derselben Aktivitäts-Richtung oder göttlichen Energieströmung folgen, wodurch ein höchst interessantes psychologisches Problem entsteht. Die Seele (Strahl I) und der Mentalkörper (Strahl V) sind in einer ganz anderen Richtung tätig; eine solche Kombination bietet grosse Möglichkeiten, verursacht aber auch grosse Schwierigkeiten.

4. Der analysierende Psychologe wird feststellen, dass der betreffende Mensch (den wir hier psychologisch studieren) in seinen niederen Wesensäusserungen eine höchst sensitive, weltweit denkende und eigenwillige Person ist. Da die Persönlichkeit und der Körper durch denselben Strahl - den zweiten - verbunden sind, wird eine ausgesprochene Neigung bestehen, sich auf weltweiter Basis materielle Werte anzueignen, und eben deswegen wird der Betreffende sich als eine ausserordentlich selbstsüchtige und egozentrische Person entpuppen. Er [298] wird nicht sonderlich intelligent sein, weil nur sein (vom fünften Strahl kontrollierter) Mentalkörper eine klare und direkte Verbindung mit dem Denkapparat der Gottheit hat, während die egoische Kraft des ersten Strahls es ihm ermöglicht, alle Mittel und Wege für eigene Pläne nutzbar zu machen und den Willensaspekt dafür einzusetzen, um materielle Güter, nach denen es ihn gelüstet oder die er zu benötigen glaubt, zu erlangen und an sich zu ziehen. Da indes die Energie des zweiten Strahls in seiner Ausrüstung vorherrscht, werden schliesslich die höheren Werte zur Geltung kommen.

Derselbe Mensch auf einer höheren Stufe wird, nachdem der evolutionäre Zyklus sich ausgewirkt hat, ein feinfühliger, intuitiver, allumfassender Jünger sein, dessen Weisheit zur Blüte kam und dessen Körperhüllen hervorragende «Schleusen» für göttliche Liebe wurden.

Man könnte viele derartige Beispiele aufstellen und studieren, und solche hypothetische Fälle konnten als Grundlage für okkulte Forschung, für graphische Darstellungen und für das Studium des Gesetzes der Entsprechungen dienen. Der Leser dürfte es gewiss interessant finden, sich selbst mit Hilfe dieser Methode zu analysieren und an Hand der in dieser Abhandlung gegebenen Aufschlüsse sein eigenes Stellungsbild entwerfen. Er könnte darüber nachsinnen, welche Strahlen wohl seine eigenen sein könnten, und wie sie sich in seinem Leben auswirken. Das gäbe höchst interessante Studienbilder über die eigene Natur, Eigenschaften und Eigentümlichkeiten.

Es dürfte hier die Bemerkung interessant sein, dass in dem Zeitpunkt, da ein Mensch als Jünger akzeptiert wird, ein derartiges Situationsbild tatsächlich ausgearbeitet und in die Hand seines Meisters gelegt wird. In Wirklichkeit sind vier derartige «Bilder» vorhanden, denn der Persönlichkeits-Strahl ist in jeder Inkarnation verschieden; daher muss das Situationsbild über die Persönlichkeit auf dem laufenden gehalten werden. Die vier Grundbilder sind folgende:

1. Das Situationsbild über die Wesensäusserung eines Menschen zur Zeit seiner Individuation. Dieses Dokument ist natürlich [299] uralt. Daraus sind die Strahlen des Mental- und Astralkörpers ausserordentlich schwer zu ermitteln, da es ja damals so wenig Gedanken und Gefühlserlebnisse gab. Nur der Strahl der Seele und des physischen Körpers sind klar bezeichnet. Die anderen Strahlen können nur als Andeutung betrachtet werden.

Das ist das Situationsbild eines Menschen, der noch schläft.

2. Das nächste Dokument zeigt das Wesensbild eines Menschen, dessen Persönlichkeit den höchsten Punkt selbständiger Entwicklung erreicht hat. Das ist jener Zeitpunkt, bis zu dem die Seele noch keine bewusste Kontrolle begonnen und überhaupt noch keinen Einfluss ausgeübt hatte.

Das ist das Situationsbild des träumenden Menschen.

3. Die nächste Urkunde stellt die Wesensäusserung eines Menschen in jener besonderen und entscheidenden Krisenzeit dar, wenn die Seele und die Persönlichkeit im Kampfe liegen, wenn das Ringen um die geistige Umstellung den Höhepunkt erreicht hat und der Aspirant darum weiss. Es ist ihm wohlbekannt, dass von dem Ausgang dieses Kampfes vieles abhängt. Er ist Arjuna, der auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra tapfer kämpft.

Das ist das Bild des erwachenden Menschen.

4. Das letzte Diagramm zeigt das Lebensbild eines Menschen, dessen Neigungen und Ziele, dessen Einstellung zu den Lebenskräften sich völlig verändert haben, - einen Menschen, der ein akzeptierter Jünger wurde.

Diese vier Diagramme, deren Farben den in Frage kommenden Strahlen entsprechen, bilden in grossen Zügen die Akte oder Urkunde eines Jüngers, denn der Meister befasst sich nur mit allgemeinen Tendenzen und nicht mit Einzelheiten. Ihn interessieren die Hauptneigungen, die vorhandenen Veranlagungen und hervorstechenden Charakterzüge, und nach welchem Modell oder Vorbild der Betreffende sein Leben offensichtlich gestaltet.

Das Wort «Vorbild» findet heute in Kreisen der Psychologen und Denker eine zunehmende Beachtung. Es ist ein Wort, das eine tiefe okkulte Bedeutung hat. Eine der Übungen, die man dem Jünger auf (300) den inneren Ebenen aufgibt, hängt mit diesen psychologischen Diagrammen oder Lebens-Vorbildern zusammen. Man verlangt von ihm, alle vier sorgfältig zu studieren und sodann ein Modellbild zu skizzieren, das sein Ziel darstellt, soweit er es im gegenwärtigen Entwicklungsstadium zu sehen imstande ist. Wenn er die erste Einweihung erhält, fügt der Meister ein weiteres Diagramm den Akten des Jüngers bei, und dieser kann dann folgendes studieren:

a) Das Situationsbild über seine Verfassung in jenem Zeitpunkt, als man ihn als Jünger akzeptierte.

b) Das hypothetische Diagramm, das er selbst früher entworfen hatte, als seine Schulung zum akzeptierten Jünger begann.

c) Das Situationsbild über seine allgemeine Seelenverfassung, wie sie zur Zeit seiner ersten Einweihung bestand.

Wenn er diese drei Diagramme sorgfältig analysiert und miteinander vergleicht, vermag er festzustellen, wie genau oder ungenau seine eigene Diagnose war; dadurch entwickelt er einen besseren Wertmassstab dafür, wie weit er sich selbst in Gedanken richtig einschätzen kann.

Es wäre für späterhin interessant, wenn man Studierenden zum Beispiel die Aufgabe stellen könnte, eine Selbst-Analyse graphisch darzustellen; sie würden die Strahlen einzeichnen, die ihrer Meinung nach ihr geistiges und körperliches Rüstzeug beeinflussen, und die Gründe angeben, warum sie sich diese Strahleneigenschaften zuschreiben.

Wenn der künftige Psychologe alle verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse heranziehen und gleichzeitig besonders jene Fachgebiete pflegen wird, die sich mit der inneren Struktur eines Menschen und nicht hauptsächlich mit seiner äusseren befassen (obwohl letztere nicht ausseracht gelassen werden sollte), dann wird in der Behandlung des menschlichen Problems (oder der Energiegleichung eines Menschen) eine grundlegende Änderung eintreten. Das ist ein aktuelles und ziemlich beunruhigendes Problem, dem sich Psychologen, Psychiater, Neurologen und die auf dem sozialen und humanitären Gebiet Tätigen gegenüber gestellt sehen.

Der Psychologe wird später folgende [301] Fachwissenschaften heranziehen:

1. Die moderne Schul-Psychologie, die Gewicht legt auf Organe und deren Funktionen, auf endokrine Drüsen und deren Rückwirkungen, auf Träume und deren gelegentliche Nachwirkungen, und auf instinktgeleitetes Benehmen (das grösstenteils eine Reaktion des physischen Körpers ist); dazu kommen die letzten Schlussfolgerung jener Forscher und Wissenschaftler in der ganzen Welt, die sich mit dem Studium der materiellen Struktur beschäftigen.

2. Die esoterische Psychologie, wie sie in dieser Abhandlung über die sieben Strahlen niedergelegt ist. Hier werden Energiearten und Kraftströme beschrieben, welche die verschiedenen Aspekte der Ausrüstung eines Durchschnittsmenschen beeinflussen und kontrollieren, und die sein Bewusstsein formen und prägen.

3. Die Astrologie, mit ihren noch wenig verstandenen Hinweisen auf des Menschen Platz «in der Sonne» und in dem grossen Grundplan. Astrologische Tatsachen bringen den Menschen in Beziehung zu dem planetarischen Ganzen und geben viel Aufschluss über den Zeitfaktor, der für jeden einzelnen bestimmend ist, so wenig er das meinen mag.

Diese besondere Art von Astrologie, mit der wir uns hier befassen und die ich später etwas eingehender beschreiben will, hat nichts mit der Wesensäusserung der Persönlichkeit zu tun. Die Führer auf der inneren Seite wissen, wie bedeutsam die Astrologie ist, die sich mit den Planeten und der Menschheit befasst. Sie halten jene Astrologie für wichtig, die mit Jüngerschaft und mit den Beziehungen der Sterne zu den Aktivitäten der Seele zu tun hat. Ihr ganz besonderes Interesse gilt der Astrologie, die sich mit Einweihungen befasst. Obwohl die Zeit noch in weiter Ferne liegt, so werden wir doch eines Tages in der Lage sein, das Horoskop der Seele zu stellen und dem erwachenden Menschen deutlicher klar zu machen, welchen Weg er gehen sollte. Darüber später mehr.

Es wird sich auch zeigen, dass in dem Masse, wie die Verbundenheit der verschiedenen Aspekte im manifestierten Leben eines Menschen zutage tritt, seine sieben Zentren mit den sieben Aspekten oder [302] Qualitäten in Verbindung kommen, die eines Menschen essentielle Göttlichkeit ausmachen. Die folgende Aufstellung wird daher Interesse finden:

1. Kopfzentrum                    Monade. Lebensenergie. Erster Aspekt.

2. Herzzentrum                    Seele. Bewusstsein. Zweiter Aspekt.

3 Ajnazentrum                      Persönlichkeit. Substanz. Dritter Aspekt.

Das sind die drei Hauptzentren eines fortgeschrittenen Menschen.

4. Kehlzentrum                                                  Denkkraft. Der mentale Aspekt und die mentale Energie.

5. Zentrum des Sonnengeflechts                   Gefühl. Der astrale Aspekt und das astrale Energie-Zentrum.

6. Sakrales Zentrum                                          Physische Funktionen.

7. Zentrum am Ende der Wirbelsäule            Leben als Urkraft. Zentrum der Monade.

Dieses letztgenannte Zentrum ist erst bei der dritten Einweihung wirklich und endgültig erweckt. Der Kreis ist dann geschlossen. Wie schon früher erwähnt, steht der Ätherkörper zu der Monade in Beziehung und ist die äussere Form des Lebensaspektes. Wenn das Endzentrum lebendig wird und das Kundalini-Feuer aufflammt, dann wird der Ätherkörper mit all seinen sieben Zentren in wirksame Tätigkeit versetzt. An dieser Stelle möchte ich gleich darauf hinweisen, dass, wenn ein Leser den Eindruck hat oder glaubt, dass in ihm das Kundalini-Feuer erweckt wurde, meistens sich nichts anderes ereignet hat, als dass die Energie des sakralen (also sexuellen) Zentrums umgewandelt und zur Kehle emporgehoben oder dass die Energie des Sonnengeflechts zum Herzen hinaufgebracht wurde. Aspiranten fühlen sich jedoch wohl bei dem Gedanken, dass sie das Kundalini-Feuer angefacht hätten. So manche fortgeschrittene Okkultisten haben das Hinaufleiten des sakralen Feuers oder der Energie des Sonnengeflechts bis oberhalb des Zwerchfells irrtümlich für das «Emporbringen der Kundalini-Energie» gehalten und daher sich und andere für Eingeweihte angesehen. Sie sind völlig guten Glaubens gewesen und es war leicht, diesen Fehlschluss zu tun. C. W. [303] Leadbeater verfiel häufig in diesem Irrtum, doch soll seine Aufrichtigkeit und der Grad seiner Errungenschaften und Kenntnisse nicht in Frage gestellt werden.

Die obigen Fragen und Themen sind alle verwickelt und schwer verständlich. Für den Durchschnittsaspiranten, der, wie jeder Jünger, in der Welt des trügerischen Scheins und der Illusion lebt, ist es nicht so leicht, seine Gedankengänge über diese Fragen zu klären oder die nötige Perspektive zu gewinnen, um das umfangreiche Thema überblicken zu können. Er muss damit den Anfang machen, zuerst die Prämisse, dass es Strahlen gibt, zu akzeptieren. Obwohl er das nicht beweisen kann, so könnte er dennoch zweierlei tun:

1. Er könnte die Idee der Strahl-Energien mit der neuzeitlichen Lehre der Schulwissenschaft in Beziehung bringen, derzufolge es nichts als Energie gibt, die aller sichtbaren Schöpfung zugrunde liegt.

2. Obwohl diese Theorie für ihn bis jetzt nur eine Hypothese ist, könnte er die ihm geläufigen Tatsachen damit besser erklären als mit jeder anderen Theorie. Man kann mit Bestimmtheit voraussagen, dass er schliesslich, wenn er sich selbst aufmerksam studiert, seine Hypothese in eine lebendige Realität verwandeln wird. Eine der ersten Wahrheiten, die ein Jünger erkennen muss, ist die, dass er im wahren Sinne des Wortes ein Mikrokosmos des Makrokosmos ist, und dass er in sich selbst das offene Tor zum Universum finden muss.

Die hier gegebenen Hinweise und Mitteilungen sind schwierig und gleichzeitig interessant genug, um eine gründliche Erwägung und Überlegung zu verdienen.

Ich frage mich, ob die Studierenden wohl eine Ahnung davon haben, wie hell die Ideale, die ich ihnen nahezubringen suche, ihr Leben erleuchten könnten, wenn sie sich damit wenigstens einen Monat lang beschäftigen und sie in ihr «brütendes Bewusstsein» aufnehmen würden. Dieser Bewusstseinsaspekt entspricht im Seelenkörper dem Mutteraspekt, der über den Christusaspekt brütet, über ihn wacht und ihm schliesslich zur Geburt verhilft. Wir ändern unser Leben in erster Linie durch Nachdenken; Eigenschaften werden durch bewusst gelenktes Denken entwickelt; charakteristische Eigenarten entstehen dadurch, dass wir nachdenkliche - brütende - Betrachtungen [304] anstellen. Auf all das möchte ich den Leser aufmerksam machen.

Ich schweifte einen Moment ab und hatte das Thema der drei Strahlen, die an den drei Körpern der Persönlichkeit wirken, aufgenommen, ohne die Einzelheiten über den Strahl der Persönlichkeit zu vervollständigen. Ich tat dies mit Absicht. Ich wollte den Unterschied klar herausarbeiten, der zwischen den Strahlen besteht, welche die Elementarwesen der drei niederen Körper einerseits, und das Elementarwesen der Persönlichkeit andererseits beherrschen. Die drei Elementarwesen leben hauptsächlich in den drei untersten Zentren des Ätherkörpers:

1. Sakrales Zentrum                                      der mentale Elementar-Impuls; wird später zum Kehl-Zentrum übergeleitet.

2. Zentrum des Sonnengeflechts                der astrale Elementar-Impuls; wird später zum Herz-Zentrum übergeleitet.

3. Zentrum am Ende der Wirbelsäule         der physische Elementar-Impuls; wird später zum Kopf-Zentrum übergeleitet.

Der Lebensimpuls der innewohnenden Seele ist in den drei höheren Zentren konzentriert.

1. Im Kopf-Zentrum                              als mentales Bewusstsein.

2. Im Kehl-Zentrum                               als schöpferisches Bewusstsein.

3. Im Herz-Zentrum                               als Empfindungs-Bewusstsein.

Während des Evolutionsprozesses gewinnen zwei Stadien im Leben des Menschen eine besondere Bedeutung:

Erstens: Das Stadium der ersten grossen Verschmelzung, in welchem die Seele «ihren Herrschaftsanspruch geltend macht». In diesem Zeitpunkt belebt sich das Ajnazentrum. Dieses Stadium geht dem Übergang zum Probepfad voraus und ist jene Etappe, die für den Durchschnitt der Männer und Frauen unserer Zeit typisch ist.

Zweitens: Das Stadium eines deutlicheren geistigen Erwachens.[305] Zu diesem Zeitpunkt kommt der zirkulierende Lebens-Impuls des Zentrums am Ende der Wirbelsäule mit allen Zentren des Ätherkörpers in Berührung. Diese Periode geht den sogenannten Einweihungen voraus und ist die Ankündigung dafür, dass der zentrale Kraftherd im Herzen der pranischen Chakras oder ätherischen Lotosblumen zum Leben erwacht. In allen früheren Stadien waren es die Blumenblätter der verschiedenen Lotosblüten, Chakras oder Kraftwirbel, die immer mehr in Schwingung kamen. In diesem späteren Stadium ist es die «Rad-Nabe», der «Punkt im Zentrum» oder das «Herz des Lotos», das kraftvoll in Aktion tritt; der ganze innere Kraftkörper kommt mit all seinen Teilen in Verbindung und fängt an harmonisch zu funktionieren.

Das muss man sich vor Augen halten, denn darauf ist die Lehre der esoterischen Psychologie aufgebaut. Drei Tätigkeits-Perioden lassen sich also während eines langen Evolutionszyklus feststellen, alle verschieden, je nach dem Strahl und den karmischen Umständen.

1. Zuerst kommt das Stadium, in dem ein Mensch nichts weiter als «lebendig» ist. Das ist das Frühstadium, die einfachste Grundstufe, eine Periode, in der ein Mensch als elementares Urgeschöpf lebt und sich betätigt. Während dieser Zeit sind natürlich sämtliche Zentren aktiv, aber sie arbeiten in einem langsamen Rhythmus. Alle bergen Licht in sich, aber es ist schwach und trüb. Alle haben die drei Blumenblätter (aber nicht mehr) in Funktion, was ein Hellsehender wahrnehmen kann. Mit der Zeit kommen alle Blumenblätter, die in den Zentren unterhalb des Zwerchfells liegen, in Tätigkeit, aber sie sind weder dynamisch im wahren Sinn des Wortes, noch sind sie konzentrierte, strahlende Lichtpunkte.

2. Dann folgt das Stadium der ersten Verschmelzung, wie bereits geschildert. Alle Zentren haben nun vibrierende Blumenblätter. Gleichzeitig werden sie von verschiedenen Faktoren bestimmend beeinflusst oder geprägt, und zwar

a) ob der antreibende Lebensimpuls oberhalb oder unterhalb der Zwerchfells wirkt;

b) von welcher Art die besondere Strahl-Energie ist; [306]

c) welches Stadium in der Evolution bereits erreicht wurde;

d) vom gegenwärtigen Körpertypus; dieser hängt selbst wieder von dem Karma des betreffenden Menschen und davon ab, welches Arbeitsfeld er sich in einer bestimmten Inkarnation gewählt hat;

e) von der Qualität der Aspiration, und von vielen anderen Faktoren.

3. Im dritten Stadium kommt die zweite Verschmelzung zustande. Der Eingeweihte manifestiert sich durch alle Zentren, in denen nun sowohl alle Blütenblätter als auch die energetischen Zentralpunkte in voller Kraft wirksam sind.

Christus symbolisierte uns diese drei Stadien: das Lebendigwerden durch seine irdische Geburt, die Durchlichtung in der Verklärung, die Befreiung in der Himmelfahrt.

Zusammenfassend könnte man sagen:

1. Während des Stadiums der Individuation

a) erwachen alle Zentren im ganzen Körper und beginnen sich schwach zu betätigen;

b) erfahren die Zentren unterhalb des Zwerchfells den Hauptimpuls und die Hauptwirkung von Seiten der einströmenden Lebenskräfte;

c) sind drei Blumenblätter in allen Zentren «erwacht» und bekunden Aktivität, (Qualität und Licht.

2. Während des Stadiums der Verstandesentwicklung, das einen Menschen zu einem eigenbewussten, sich selbst bestimmenden Wesen und zu einer ausgesprochenen Persönlichkeit macht,

a) sind alle Blumenblätter in den Zentren erwacht. Der Zentralpunkt aller Zentren ist jedoch noch im Ruhestand, erglüht zwar mit einem matten Licht, doch kann man von keiner richtigen Tätigkeit sprechen;

b) sind die Zentren oberhalb des Zwerchfells, mit Ausnahme des Ajna- und Kopfzentrums, für das Einströmen und die Einwirkung der Lebenskräfte empfänglich.

3. Während [307] des Stadiums der Jüngerschaft, wenn das höhere Selbst und die Persönlichkeit sich zu vereinen beginnen,

a) werden die beiden Kopfzentren zunehmend aktiver;

b) sind alle Blumenblätter in Vibration, und die Seele beginnt mit ihren dynamischen Kräften das Zentrum des Lotos zur Tätigkeit anzutreiben;

c) beginnt das Licht der Blumenblätter in den Zentren unterhalb des Zwerchfells schwächer zu werden; dafür wird das Zentrum des Lotos immer strahlender und lebenserfüllter.

Dieser ganze Prozess benötigt viel Zeit; er umfasst den Pfad der Bewährung oder Läuterung, und den Pfad der Jüngerschaft.

4. Während des Stadiums der Einweihungen, wenn vollständiges Einssein erreicht ist,

a) werden die vier Zentren oberhalb des Zwerchfells vollaktiv und bekommen die Oberhand;

b) kommt das Zentrum am Ende der Wirbelsäule in wirksame Tätigkeit, und die drei Feuerarten des Aspekts der Materie, der Seele und der geistigen Energie (Feuer durch Reibung, solares Feuer und elektrisches Feuer) gehen ineinander auf;

c) können sämtliche Zentren im Körper eines Eingeweihten elektrisch verstärkt und nach Belieben benutzt werden, entweder alle gleichzeitig oder eines allein, je nach den Erfordernissen und Bedürfnissen, denen der Eingeweihte nachzukommen hat.

Alle diese Ereignisse finden in stufenweiser Entwicklung statt, während der Mensch sich auf dem Einweihungspfad befindet. Dieselbe Wahrheit kann man auch in Verbindung mit Strahlen zum Ausdruck bringen:

Auf der Stufe der Individuation sind jene Strahlen vorherrschend, die den physischen und emotionellen Körper regieren. Der Seelenstrahl ist kaum wahrnehmbar und flackert nur mit trübem Licht im Herzen jeder Lotosblüte.

Auf der Stufe der Verstandesentwicklung tritt der Strahl des Mentalkörpers in Tätigkeit. Dieser zweite Prozess erfolgt seinerseits [308] wieder in zwei Etappen:

1. In der ersten wird das niedere konkrete Denkvermögen entfaltet.

2. In der zweiten wird der Mensch eine integrierte und harmonisch ausgeglichene Person.

In diesen beiden letzten Etappen werden die Strahlen des niederen Selbstes immer stärker. Eigenbewusstsein entwickelt sich, und die Persönlichkeit schält sich immer klarer heraus; die drei Elementarwesen der niederen Natur, die Kräfte der sogenannten «drei lunaren Herren» (die dreifachen Energien der integrierten Persönlichkeit) kommen immer mehr unter die Kontrolle des Persönlichkeitsstrahls. In diesem Stadium sind demnach vier Strahlen im Menschen aktiv, vier Energieströme machen ihn zu dem, was er ist, und der Strahl der Seele beginnt, wenn auch nur sehr schwach, seine Gegenwart fühlbar zu machen; dadurch entsteht der innere Widerstreit, den alle Denker erleben.

Auf der Stufe der Jüngerschaft gerät der Seelenstrahl immer mehr in Widerstreit mit dem Persönlichkeitsstrahl, und so beginnt der grosse Kampf der Gegensatzpaare. Der Strahl oder die Energie der Seele gewinnt langsam die Vorherrschaft über den Persönlichkeitsstrahl, ähnlich wie letzterer sich die Strahlen der drei niederen Körper gefügig gemacht hatte.

Auf der Stufe der Einweihungen setzt sich dieser dominierende Einfluss der Seele fort; bei der dritten Einweihung beginnt die höchste Energie, die ein Mensch in diesem Sonnensystem bezeigen kann - die Energie der Monade - die Herrschaft zu übernehmen.

Individuation ist das Stadium, in dem ein Mensch ins Dasein kommt; er beginnt zu existieren. Mit der Entfaltung des Intellekts tritt die Persönlichkeit deutlich hervor und äussert sich ihrer Natur gemäss. Das Stadium der Jüngerschaft macht den Menschen magnetisch. Auf der Stufe der Einweihung wird er dynamisch.

In bezug auf die Gegensatzpaare, die so viel Konflikte bringen, könnten folgende Tatsachen ein Interesse beanspruchen:

[309] Es gibt verschiedene Gegensatzpaare, mit denen alle Studierenden der Reihe nach zu tun haben, was oft vergessen wird. Man kümmert sich gewöhnlich mehr um die Gegensatzpaare, die auf der Astralebene vorkommen, während die der physischen und der mentalen Ebenen vernachlässigt werden. Es ist jedoch wichtig, dass auch die anderen Gegensatzpaare gebührende Beachtung finden.

Die Äther-Energie, die sich im Ätherkörper des Menschen zusammenballt, macht zwei Stadien durch, bevor die Periode der Jüngerschaft beginnt.

1. Erstens das Stadium, in welchem die genannte Ätherenergie die Energie der atomaren Substanz, die in der dichten physischen Form latent vorhanden ist, in sich aufnimmt und dadurch eine vollkommene Verschmelzung und Vermischung herbeiführt. Diese Assimilierung bewirkt, dass die tierische Natur ganz den inneren Impulsen gehorcht, die beim völlig unentwickelten Menschen aus der pranischen Welt kommen, oder im Fall eines mehr entwickelten oder Durchschnittsmenschen von den niederen astralen Regionen stammen. Dieser Tatbestand basiert auf der so häufig gehörten Feststellung, dass der dichte physische Körper ein Automat, ein automatisch arbeitendes Aggregat ist.

2. Doch wenn sich die innere Einstellung auf höhere Werte richtet, dann gerät der Ätherkörper (oder die Vitalkraft) mit dem niedersten Aspekt des Menschen, dem dichten physischen Körper, in Konflikt, und der Kampf der niederen Gegensatzpaare beginnt.

Es ist erklärlich, dass gerade während dieses Stadiums so viel Wert auf physische Disziplinierung gelegt wird, wie Enthaltung von Alkohol und Geschlechtsverkehr, vegetarische Kost, Körper-Hygiene und gymnastische Übungen. Dadurch kann die Herrschaft, die von der Form, dem niedersten Ausdruck des dritten Aspekts der Göttlichkeit, über den Lebensimpuls ausgeübt wird, unwirksam gemacht werden, so dass der Mensch den Kampf mit den wirklichen Gegensatzpaaren aufnehmen kann.

Dieser zweite Kampf ist der wahre Kampfplatz Kurukshetra, [310] und er wird in der astralen Gefühlsnatur zwischen den Gegensatzpaaren ausgefochten, die für unser Sonnensystem genau so charakteristisch sind wie es die physischen Gegensatzpaare im letzten Sonnensystem waren. Eine interessante Parallele ist der Kampf der Gegensätze auf einer tieferen Spirale, (bei dem der physische Körper in seinem doppelten Aspekt beteiligt ist) der im Tierreich stattfindet. Dabei fungieren die Menschen als disziplinierende Macht, genau so, wie die Hierarchie diese Funktion der menschlichen Familie gegenüber erfüllt; und die Haustiere, die gezwungen werden, sich den Anordnungen des Menschen zu fügen, kämpfen mit dem Problem der niederen Gegensatzpaare, wenn dies auch von unserem Standpunkt aus ein unbewusster Kampf ist. Ihr dichter physischer Körper und die Ätherkräfte sind die Kämpfer, die den Kampf ausfechten. Durch diesen Widerstreit wird eine höhere Aspiration geweckt. Das führt zur gegebenen Zeit zu dem Erleben dessen, was wir Individuation nennen, bei welcher der Samen der Persönlichkeit eingepflanzt wird. Auf dem Feld von Kurukshetra, dem Kampfplatz des Menschen, beginnt der höhere Aspekt der Seele wirksam zu werden und schliesslich die Oberhand zu gewinnen. Das Resultat ist jener Zusammenschluss von göttlich-menschlichen Zügen, die wir Einweihung nennen. Es wäre nützlich, darüber nachzudenken.

Sobald ein Aspirant die Evolutionsstufe erreicht hat, die eine Kontrolle der physischen Natur dringend notwendig macht, wiederholt er kurz in seinem derzeitigen Leben diesen damaligen Kampf mit den niederen Gegensatzpaaren und geht dazu über, seinen Körper zu disziplinieren.

In grober Verallgemeinerung könnte man sagen, dass für die menschliche Familie - als Totalität genommen - dieser Konflikt des dichten physischen Körpers mit den Ätherkräften im Weltkrieg ausgefochten wurde, welcher der Menschheit eine gewaltige Prüfung und Disziplinierung aufnötigte. Man sollte nicht vergessen, dass unsere Prüfsteine und Zuchtruten von uns Menschen selber auferlegt werden, und dass sie aus unseren eigenen Begrenztheiten und Möglichkeiten erwachsen. Das Resultat dieser grossen Prüfung war dieses: eine enorme Anzahl von Menschen betrat den Bewährungspfad als [311] Folge der Reinigung und Läuterung, der sie unterworfen worden waren. Dieser Läuterungsprozess war für sie in einem gewissen Masse eine Vorschulung für den viel längeren Kampf auf der Astralebene, den alle Aspiranten zu gewärtigen haben, ehe sie das Ziel der Einweihung erreichen können. Es ist die Erfahrung Arjunas, die mit Bestimmtheit vielen Menschen bevorsteht. Das ist ein interessanter Punkt, über den man nachdenken sollte; viele Rätsel und Schwierigkeiten, die mit der zeitlichen Folge menschlicher Entwicklung zusammenhängen, liegen hier verborgen. Der einzelne Aspirant ist so leicht geneigt, nur an sich und seine persönlichen Schicksals-Prüfungen zu denken. Aber er muss lernen, im grösseren Zusammenhang an die Aktivität der Massen und an die vorbereitende Wirkung auf die ganze Menschheit zu denken. Der Weltkrieg war ein Höhepunkt in dem Kampf, der Welt-Maya «den Odem zu entziehen» (soweit die Menschheit an diesem Kampf beteiligt ist). Viel angehäufte Kraft wurde freigesetzt und ihrer Kraft beraubt, und viel Energie wurde dazu verausgabt. Eine grosse Klärung war die Folge.

Viele Menschen machen heutzutage in ihrem persönlichen Leben genau denselben Prozess und Konflikt durch. In einem verkleinerten Massstab wirkt sich in ihrem Leben ähnliches aus, was im Weltkrieg im grossen Massstab geschah. Sie sind mit den Mayaproblemen beschäftigt. Daher wird ein immer grösserer Nachdruck auf Körperkultur, Körperzucht und Körperausbildung, die geradezu Mode wurde, gelegt; Sport, Athletik, Militärdrill und Training für die Olympischen Spiele sind hierfür bezeichnend. Diese letzteren sind als solche Anstoss zu einer Entwicklung. Trotz vieler falscher Motive und schrecklicher und nachteiliger Folgen (ich spreche wieder stark verallgemeinernd) bereiten Körpertraining und planmässige Körperschulung, wie sie heute für die Jugend aller Nationen obligatorisch ist, für Millionen von Menschen den Weg, der zum Pfad der Läuterung führt. Klingt dies hart? Nein, denn die Menschheit wird richtig geführt, selbst wenn sie für eine kurze Zeit den Entwicklungs-Prozess missversteht und ihren richtigen Aktivitäten unrichtige Motive zugrunde legt.

Es gibt noch eine höhere Dualität, die wir erwähnen müssen. Jeder [312] Jünger erlebt deutlich diese Dualität, wenn der Hüter der Schwelle und der Engel der Gegenwart - als letztes Gegensatzpaar - sich gegenüberstehen.

Der Hüter der Schwelle wird oft als ein Unheil angesehen, als ein Schreckgespenst und ein letztes, höchstes Übel, dem man aus dem Wege gehen müsse. Dem muss man entgegenhalten, dass der Hüter «vor dem Eingangstor ins Gottesreich» steht, dass er im Schatten der Pforte lebt, die zum Einweihungstempel führt, und dass er dem Engel der Gegenwart ins Antlitz schaut, mit offenen Augen, wie es die alten Schriften nennen. Man kann den Hüter folgendermassen definieren: er ist die Gesamtheit der Kräfte des niederen Selbstes, die in der Persönlichkeit zum Ausdruck kommen, solange noch keine Erleuchtung, keine Inspiration und keine Einweihung erlebt wurde. Die Persönlichkeit an sich ist in diesem Stadium äusserst kraftvoll; der Hüter der Schwelle verkörpert alle psychischen und mentalen Kräfte, die sich durch Jahrtausende im Menschen entwickelt haben, und die mit Sorgfalt genährt und gepflegt wurden. Man kann ihn als die Wirkkraft der dreifachen materiellen Form bezeichnen, ehe diese drei Körper begannen, in bewusster Zusammenarbeit sich der Seele, dem Dienst für die Hierarchie, für Gott und die Menschheit zu verschreiben.

Der Hüter der Schwelle ist der ganze Mensch ohne sein höheres spirituelles Selbst. Er ist der dritte Aspekt der Göttlichkeit, der sich im menschlichen Instrument und durch dieses manifestiert. Dieser dritte Aspekt muss aber schliesslich dem zweiten Aspekt, dem der Seele, untergeordnet werden.

Die beiden grossen gegensätzlichen Kräfte, der Engel und der Hüter, werden einander Auge in Auge gegenübergestellt, und damit beginnt der Endkampf. Das ist wieder, wie man sieht, ein Zusammenstoss und ein Zweikampf zwischen einem anderen und höheren Gegensatzpaar. Auf seinem Wege zum Licht und zur Freiheit stösst der Aspirant demnach auf drei Gegensatzpaare, mit denen er [313] sich befassen muss:

Die Gegensatzpaare

1. Auf der physischen Ebene. Die Kräfte im dichten Körper und die Ätherkräfte.

Diese Kräfte treten dem Menschen auf dem Läuterungspfad entgegen.

2. Auf der Astralebene                      Die wohlbekannten Gegensätze.

Diesen Dualitäten sieht sich der Mensch auf dem Pfad der Jüngerschaft gegenübergestellt.

3. Auf der Mentalebene                    Der Engel der Gegenwart und der Hüter der Schwelle.

Diese sieht der Mensch vor sich, wenn er sich auf dem Pfad der Einweihung befindet.

b) Entfaltung und Gleichschaltung der Körper.

Nach diesen Vorbemerkungen können wir nun die früher angegebenen Themen ausarbeiten und die Methoden studieren, wie die Seele sich die verschiedenen Körper zu eigen macht, wie die Körper sich entfalten, wie sie miteinander verbunden sind und wie schliesslich deren harmonische Gleichschaltung oder Integration zustande kommt. Der letzte Teil der genannten Themen-Übersicht wurde so dargestellt, dass manche Probleme, denen die heutigen Psychologen gegenüberstehen, von einem esoterischen Gesichtspunkt aus angegangen werden können, was vielleicht etwas Licht in diese Fragen bringen mag.

Beim Studium der herkömmlichen okkulten Literatur wird der Studierende zu dem Schluss kommen, dass jenem Vorgang grosse Bedeutung beigelegt wird, durch den das Ego oder die Seele die Form an sich zieht. Zu diesem Zweck macht sich die Seele eine Mentaleinheit und zwei permanente Atome zunutze und verankert sich auf diese Weise in den drei Welten menschlicher Erfahrung. Hier kommt der Aspekt der Materie, oder richtiger gesagt, der Substanz-Aspekt zu unmittelbarer Bedeutung. Daher wurde dieses Thema in meinen früheren Büchern umfassend behandelt, die den Zweck haben, eine Brücke zu schlagen zwischen der älteren Art der Darstellung und der Esoterik, die im neuen Zeitalter eine Rolle spielen wird. Zwei Dinge müssen wir uns jedoch vor Augen halten:

1. Solche Bezeichnungen wie «Mentaleinheit», «Daueratom» und ähnliche sind nur symbolische Ausdrucksweisen für eine [314] schwerfassliche Tatsache. Die Wahrheit ist, dass die Seele auf allen drei niederen Ebenen tätig und eine Energieart ist, die in einem Kraftfeld wirkt und daher eine spezifische Aktivität hervorruft.

2. Die sogenannten Daueratome sind in Wirklichkeit überhaupt keine Atome, sondern einfach Energie-Brennpunkte, die stark genug sind, um jede Substanz an sich zu ziehen und fest zusammenzuhalten, die von der Seele benötigt wird, um sich eine Ausdrucksform zu erschaffen.

Die Seele ist im Leben der Monade ein Hauptzentrum, durch das letztere Erfahrungen sammelt. Die niederen Körper sind die Zentren, durch die sich das Leben der Seele manifestiert. Wenn das Bewusstsein des Menschen sich ständig in die höheren Körper verlagert, die dann als neue Ausdruckszentren fungieren können, wird die Seele immer mehr zum obersten Zentrum, das mit vollem Bewusstsein Erfahrungen einsammelt; und die untergeordneten Erfahrungszentren (in den niederen Körpern) verlieren ständig an Bedeutung. Die Seele sammelt dann weniger Erfahrung durch diese Körper, sondern spannt sie immer mehr in ihre Dienste.

Denselben Gedanken müssen wir in unsere Vorstellung übertragen, dass die Seele ein Bewusstseinszentrum ist. Die Seele benutzt in den ersten Entwicklungs-Stadien die Körper als Zentren bewusster Erfahrung, und daher liegt der Schwerpunkt auf beiden, auf den Zentren und der Erfahrung. Im Lauf der Zeit jedoch wird der Mensch mehr seelen-bewusst, und daher verliert das Bewusstsein, das er in den drei Körpern erlebt, ständig an Bedeutung. Schliesslich werden die Körper blosse Kontakt-Instrumente, mit deren Hilfe die Seele mit der äusseren Welt, mit den Regionen der Gefühle und der Gedankenwelt in Verbindung kommt und Erfahrungen sammelt.

Dieser Abschnitt des Buches, mit dem wir uns nun befassen wollen, kann daher nur dann richtig verstanden werden und später einmal der Psychologie Nutzen bringen, wenn wir uns ständig vor [315] Augen halten, dass wir stets in Begriffen von «Bewusstsein» und «Seelenenergie» sprechen, und dass wir uns mit «empfindungsfähiger Substanz» nur im Hinblick auf deren Nützlichkeit in Zeit und Raum, also in der Manifestation befassen. Wenn wir an die Brennpunkte der Seelenenergie auf der mentalen, astralen und physischen Ebene denken, so wollen wir uns die Daueratome nicht als materielle Zentren oder als Keime einer Körperform vorstellen, wie es meistens der Fall ist. Wir wollen uns diese Brennpunkte einfach als Äusserungen von Seelen-Energie vorstellen, - von anziehender oder magnetischer Qualität, je nachdem wie der Fall liegt - die auf andere Energien einwirken; diese wiederum besitzen die Eigenschaft, auf positive Energie-Aspekte, mit denen sie in Berührung kommen, zu reagieren. Um in diese höchst komplizierte Frage etwas Licht zu bringen, wollen wir die psychologischen Probleme in zwei Hauptgruppen einteilen, nämlich in:

1. Eine Gruppe von schwierigen Fällen, mit denen der Psychologe sich zu befassen hat, wenn die Träger der Wesensäusserung eines Menschen als Zentren für Erfahrungsgewinnung nicht genügend auf ihre Umgebung ansprechen, um der innewohnenden Seele und ihrer schöpferischen Natur zu dienen. In einem solchen Fall sind die Zentren im Ätherkörper verschiedentlich erwacht, aber nur teilweise, und daher kann das endokrine System nur mittelmässig und unregelmässig arbeiten.

2. Eine zweite Gruppe von schwierigen Fällen, die jene Menschen betrifft, deren Träger der Wesensäusserung als Erfahrungs-Zentren überentwickelt und überstark angeregt sind, ohne dass die Seele eine entsprechend bewusste Kontrolle ausübt. Der Astralkörper ist derzeit der Hauptherd einer solchen Überstimulierung, die zu Überempfindlichkeit des Sonnengeflechts oder des Kehlzentrums führt, was Funktionsstörungen im Gefolge hat. Die vielen Schilddrüsen-Anomalien, die heute beobachtet werden, haben hier ihre Wurzel.

Eine dritte Kategorie von schwierigen Fällen betrifft die Menschen, die auf dem Pfad der Jüngerschaft sind, doch wollen wir diese [316] Fälle hier nicht näher untersuchen. Die Bewusstseinsträger dieser Menschen sind krankhaft überempfindlich; die von der Seele hervorquellende Kraft, die durch die Zentren strömt, verursacht reale Schwierigkeiten, und in vielen Fällen reagieren solche Menschen auf ihre Umgebung in übersteigerter Weise.

Diese Zustände werden, wie man erkennen wird, von verschiedenen Faktoren bestimmt: von der Evolutions-Stufe, dem Strahl-Typus, der Art des früheren Karmas, der derzeitigen Familie, und den nationalen- und Rassenmerkmalen, die mit ins Leben gebracht wurden. Beim Studium dieses Themas müssen wir uns immer klar vor Augen halten, dass wir uns hier mit der Seele als Bewusstseinszentrum und den Bewusstseinsträgern (Körpern) als Erfahrungszentren befassen. Wir sollten uns bemühen, die mehr materiellen Nebenbedeutungen, auf welche die früheren Lehren so viel Gewicht gelegt haben, auszuschalten und aus unseren Gedanken zu tilgen. Annie Besant versuchte in ihrem Buche Eine Studie über das Bewusstsein die irrige materielle Auffassung durch eine der Wirklichkeit entsprechende Vorstellung zu ersetzen. Aber Worte sind unzulänglich, sie verhüllen und verschleiern oft die Wahrheit! Das Buch hat jedoch einen positiven Wert. Auch muss man bedenken, dass des Menschen Bewusstsein in erster Linie und in der Regel aufeinanderfolgend in den drei Körpern verankert ist, und dass es diese Zentren sind, die seinen hauptsächlichen Bewusstseinsbereich ausmachen und ihm Erfahrung vermitteln. Lange Zeit hindurch identifiziert er sich mit dem Erfahrungsbereich anstatt mit seinem wahren Selbst. Er hat sich noch nicht mit dem Bewusstseins-Urheber oder mit dem Einen bewusst Wahrnehmenden identifiziert, aber mit der Zeit verlagert er das Zentrum, mit dem er sich identifiziert; sein Interesse für den Erfahrungsbereich nimmt ab, und immer mehr verspürt und erkennt er die Seele als die bewusste, denkende Einheit.

Das Fassungsvermögen oder Verständnis eines jeden von uns hängt davon ab, worauf wir als Individuen Wert und Bedeutung legen, in welcher Hinsicht wir wach und lebendig sind und wessen wir uns bewusst sind. Wenn wir die dritte Einweihung erlebt haben und wir uns nicht mehr mit den Bewusstseinsträgern, unseren Körpern, identifizieren, dann wird - auf einer höheren Windung der Spirale - eine weitere Verschiebung in den Lebensäusserungen und [317] im Sammeln von Erfahrungen eintreten. Alsdann werden weder die Seele - als Mittelpunkt für Erfahrungswissen - noch die Ausdrucksträger - der niedere dreifältige Mensch - vom Standpunkt des Bewusstseins überhaupt in Betracht kommen, denn der Lebensaspekt wird an deren Stelle treten. Hat es einen Zweck, über diese Stadien zu sprechen, wenn bei so vielen Menschen bis jetzt nur die niederen göttlichen Manifestationen vorherrschen (oder sollte man sagen überhandnehmen?) und sogar die Seele es nicht fertig bringt, die Zügel in die Hand zu bekommen?