Navigieren durch die Kaptitel von diesem Buch

II. Die sieben Gesetze des Seelen- oder Gruppenlebens - Teil 2

 Es dürfte angezeigt sein, darauf hinzuweisen, dass wir uns hier nicht mit jenem Aspekt des zweiten Strahls befassen wollen, der [110] eine spezielle Beziehung zu der Formwelt hat und der in jeder Form die Ursache der magnetischen Kohäsionskraft ist, ob es sich nun um ein Atom, einen Menschen oder ein Sonnensystem handelt. Wir befassen uns hier auch nicht mit dem Kraftverhältnis zwischen den einzelnen Formen, obwohl dieses wesensgemäss mit der Energie des zweiten Strahls zusammenhängt; wir wollen auch nicht die Beziehung der Seele zur Form betrachten, sei es die Beziehung der Allseele zu den vielen Einzelformen, oder einer individuellen Seele zu ihrem Formgefängnis. Die Gesetze, die wir hier untersuchen, beziehen sich ausschliesslich auf die innere Beziehung und Verbundenheit der Seelen untereinander sowie auf die grundsätzliche Synthese, die allen Formen zugrunde liegt. Diese Gesetze regeln und bestimmen den bewussten Kontakt, der zwischen den vielen Aspekten der Einen Seele besteht. Ich habe diesen Satz mit Sorgfalt geprägt.

Dieses Gesetz des magnetischen Impulses beherrscht und bestimmt die Wechselbeziehungen, die gegenseitige Beeinflussung, den Verkehr untereinander und die wechselseitige Durchdringung der sieben Gruppen von Seelen, die in den höheren Bereichen der Mentalebene leben. Diese sieben Gruppen stellen die erste Hauptdifferenzierung in Formen dar. Wir können diese Differenzierungen nur in der Weise studieren, dass wir uns die sieben Strahlgruppen, die den spirituellen Aspekt der menschlichen Familie darstellen, näher ansehen. Das Gesetz des magnetischen Antriebs reguliert auch die Wechselbeziehungen der Seelen untereinander, die - während ihrer Manifestierung in einer Form - miteinander in Verbindung stehen. Es ist demnach ein Gesetz, das die Beziehung der «Seelen untereinander» innerhalb der Grenzen dessen betrifft, was die Christen «das Reich Gottes» nennen. Wenn der Mensch dieses Gesetz richtig versteht, gelangt er zu einem Wissen über seine Innenwelt; er kann Macht subjektiv handhaben und auf diese Weise bewusst in einer Form und durch eine Form wirken, dabei aber sein Bewusstsein in einer anderen Dimension verankert halten und sich also aktiv hinter den Kulissen betätigen. Dieses Gesetz betrifft jene internen esoterischen Aktivitäten, die nicht vorwiegend mit dem Form-Leben verknüpft sind.

Dieses Gesetz ist von grösster Wichtigkeit, weil auch die Gottheit selbst dem zweiten Strahl zugehört. Unser Sonnensystem ist bekanntlich ein Produkt des zweiten Strahls; daher sind alle Strahlen, all die verschiedenartigen Bewusstseins-Stufen oder -Gruppierungen und alle Lebewesen, in oder ausserhalb physischer Manifestierung, [111] von diesem Strahl imprägniert und beherrscht, und sie unterstehen daher letzten Endes wieder diesem Gesetz. Das Gesetz magnetischen Impulses nimmt im Seelenreich jene Stellung ein, die das Gesetz der Anziehung in der Aussenwelt innehat. Es ist im Grunde der innere Aspekt des letzteren. Das Gesetz der Anziehung hat auch im Seelenreich Gültigkeit, aber da es auf jenen Ebenen wirksam ist, wo die «grosse Ketzerei der Absonderung» unbekannt ist, ist es für uns, die wir rastlos denken und Unterschiede machen, schwierig, dessen Bedeutung und Auswirkungen zu erfassen. Das Gesetz des magnetischen Impulses beherrscht das Reich der Seelen; ihm gehorchen die Sonnenengel, und unter seinem Antrieb entfalten sich die egoischen Lotosblüten. Man wird es vielleicht am ehesten verstehen, wenn man es betrachtet als

a) die impulsive, antreibende Kraft, welche die Seelen - in und ausserhalb einer Form - wechselseitig beeinflusst;

b) die Grundlage egoischer Erkenntnis;

c) den Faktor, der in den drei Welten Umstellungen bewirkt;

d) die Ursache des magnetischen Kontakts zwischen einem Meister und seiner Gruppe oder einem Meister und seinem Jünger.

Das Gesetz hat einen okkulten Namen und wird «das Gesetz der Vereinigung der Pole» genannt. Wenn ich dazu erkläre, dass damit die Vereinigung der Gegensatzpaare, die Verschmelzung der Zweiheiten und die Hochzeit der Seelen gemeint ist, so besagen diese Worte nicht viel oder deuten bestenfalls ein Ideal an, das so eng mit materiellen Dingen verknüpft ist (wie sie der Aspirant im Auge hat) und so sehr mit dem Prozess der Loslösung zusammenhängt (woran Jünger so angestrengt arbeiten), dass ich in Verlegenheit bin, wie ich diese Wahrheit über die Seelen und ihre Beziehungen zueinander klarlegen soll.

Dieses Gesetz lenkt und regelt auch die Beziehung einer Gruppen-Seele zu der Seele anderer Gruppen. Es ist auch bestimmend für die wechselseitige Beeinflussung (die äusserst wesentlich, aber in ihrer Stärke noch unerkannt ist) zwischen der Seele des [112] vierten Naturreiches (des Menschenreiches) und der Seele der drei Reiche unter und über dem Menschen. Da der Menschheit eine Hauptrolle in dem grossen Plan Gottes zugeteilt ist, wird dieses Gesetz für die ganze Menschheit von massgeblicher Bedeutung sein. Das wird jedoch nicht eher der Fall sein, als bis die Mehrzahl der Menschen einigermassen begreift, was es heisst, als Seele zu wirken. Dann wird die Menschheit, gehorsam diesem Gesetz, als Übermittler von Licht, Energie und spiritueller Kraft an die untermenschlichen Reiche fungieren und eine Verbindungsschleuse zwischen «dem was oben und dem was unten ist» bilden. Das ist die hohe Bestimmung der Menschheit in der Zukunft.

So, wie gewisse Menschen durch Meditation, Selbstzucht und Dienstleistungen einen unverkennbaren Kontakt mit ihrer eigenen Seele bekommen haben, was sie geeignet macht, Mittler für Seelenäusserungen zu werden und Seelenenergie in die Welt weiterzuleiten, genau so bilden Männer und Frauen, die sich auf ein seelisches Leben eingestellt haben, in ihrer Gesamtheit eine Gruppe von Seelen, die mit der Quelle geistiger Kraftversorgung in Verbindung stehen. Vom Standpunkt der Hierarchie aus haben sie, als eine Gruppe, eine Verbindung mit der Welt spiritueller Wirklichkeiten hergestellt und sind mit dieser Welt «in Fühlung». So, wie der einzelne Jünger einen solchen Kontakt zu festigen sucht und es lernt, seine Wesensglieder (die drei niederen Körper) rasch in Harmonie zu bringen, um dadurch - und nur dadurch - mit dem Meister seiner Gruppe in Berührung zu kommen und auf den grossen Plan verständnisvoll eingehen zu können, genau so kommt diese Gruppe harmonischer, gleichgeschalteter Seelen in Kontakt mit gewissen grossen Wesen und Lichtkräften, wie z.B. Christus und Buddha. Die vereinte Aspiration, Weihe und verständnisvolle Hingabe dieser Gruppe bringt die einzelnen Mitglieder zu grösseren Höhen, als es einem einzelnen möglich wäre. Die Gruppen-Stimulierung und die vereinte Anstrengung bringt in der ganzen Gruppe eine solche Intensität von Vorstellungen und Erkenntnissen hervor, wie sie sonst unmöglich wäre. So, wie das Gesetz der Anziehung Männer und [113] Frauen auf der physischen Ebene zusammenführt und zu einer Gruppe gemeinsamen Strebens vereint, so kann das Gesetz des magnetischen Impulses seine Wirkung entfalten, wenn die Betreffenden, wiederum nur als Gruppe, ein Instrument oder Mittel für Dienstleistungen in reinem Selbstvergessen bilden.

Dieser Gedanke eröffnet allen heutigen Gruppen von Aspiranten und verbündeten Menschen guten Willens eine sofortige Aktionsmöglichkeit. Wenn sie als eine Gruppe von Seelen zusammenarbeiten, können sie sehr viel erreichen. Dieser Gedanke veranschaulicht auch die Bedeutung dieses Gesetzes, das eine polare Vereinigung bewirkt. Man muss begreifen, dass für solche Zusammenarbeit kein persönlicher Ehrgeiz in Frage kommt, nicht einmal ein solcher spiritueller Natur, und dass keine Vereinigung persönlicher Art gesucht wird. Es handelt sich hier nicht um die mystische Vereinigung, auf die sich die Schriften und mystischen Überlieferungen beziehen. Es hat auch nichts mit einer Ko-ordinierung und Vereinigung mit eines Meisters Gruppe zu tun oder mit dem Aufgehen in der zugehörigen Schar verpflichteter Jünger, ja nicht einmal mit dem Lebens-Impuls des eigenen Strahls. Alle diese Faktoren sind nur vorbereitende Auswirkungen und Vorstufen, die einen Einzelmenschen betreffen. Man möge über diese Feststellung einmal nachdenken. Die Vereinigung, die hier gemeint ist, ist eine weit grössere und lebenswichtigere, da es sich um eine Gruppenvereinigung handelt.

Unser Trachten geht nämlich dahin, eine Gruppenbestrebung voranzubringen, die zur rechten Zeit, durch ihre zunehmende Wucht einen solch starken magnetischen Impuls hervorrufen könnte, dass hierdurch grosse Wesen erreicht werden können, die über die und wachen, und die sich der Meister der Weisheit und der gesamten Hierarchie bedienen, um ihre Pläne auszuführen. Ein solches Gruppenstreben wird von den Grossen Wesen mit einem magnetischen Impuls beantwortet werden, der durch das Medium aller gleichgesinnten Gruppen die überschattenden, uns wohlwollenden Kräfte zusammenbringen wird. Wenn diese Gruppen in der Welt (die eine einzige innere Gruppe darstellen) ihre Anstrengungen vereinen und konzentrieren, können Licht, Inspiration und spirituelle Offenbarung in einer derartigen Flut von Kraftströmen mobilisiert werden, dass [114] dies entscheidende Änderungen im Bewusstsein des Menschen bewirken und dazu beitragen wird, die Zustände dieser notleidenden Welt zu bessern. Des Menschen Auge wird sich dann für die fundamentalen Wirklichkeiten öffnen, die heute von dem denkenden Publikum erst schwach erahnt werden. Die Menschheit hat die notwendigen Verbesserungen im Vertrauen auf ihre eigene Weisheit und Stärke vorzunehmen. Hinter den Kulissen aber stehen allezeit die Aspiranten der Welt als eine Gruppe; sie arbeiten in aller Stille, in Einklang miteinander und mit der Hierarchie und halten so den Kanal offen, durch den die notwendige Weisheit, Stärke und Liebe fliessen können.

Es bestehen daher für diese grosse Aufgabe die folgenden Beziehungen und Gruppierungen, die man berücksichtigen muss:

1. Die Kräfte des Lichts und der Geist des Friedens, - grosse Lebewesen, die als Gruppe eine unbeschreiblich grosse Wirkungskraft darstellen.

2. Die Hierarchie des Planeten.

3. Buddha.

4. Christus.

5. Die Neue Gruppe der Weltdiener.

6. Die Menschheit.

Buddha zieht in sich die herabströmenden Kräfte zusammen, während Christus der Sammelpunkt all der Bitten und geistigen Aspirationen ist, die vom ganzen Planeten zu ihm aufsteigen. Das bringt auf diesem Planeten eine sehr wirksame Harmonisierung hervor. Wenn die notwendige Arbeit geleistet wird, dann können die nötigen Neuordnungen in der Welt zustandekommen. Der Erfolg oder Misserfolg liegt ganz in den Händen der verstreuten, aber spirituell harmonisch zusammenarbeitenden Männer und Frauen, die wir die Neue Gruppe der Weltdiener nennen.

Die obige Tabelle enthält eine kleine Darstellung dessen, was die Worte «Das Gesetz der Vereinigung der Pole» andeuten. Die ganze Frage dreht sich um Bewusstsein und um die im Bewusstsein erarbeiteten Resultate, die sich dann auf der physischen Ebene auswirken [115] und die von den klaren Erkenntnissen der Menschen guten Willens abhängig sind, mögen diese nun innerhalb oder ausserhalb der Neuen Gruppe der Weltdiener tätig sein.

Wenn dieses Werk erfolgreich und verständnisvoll vorangebracht wird, dann sollte es möglich sein, eine neue Beziehung zwischen Hierarchie und Menschheit einzuleiten. Solch ein strebendes Bemühen würde den Beginn einer neuartigen Mittlertätigkeit kennzeichnen (hoffentlich wird es Wahrheit), die von einer Gruppe von Dienstwilligen ausgeübt wird, welche die Errettung der Menschheit ersehnen; diese Dienstwilligen werden jetzt geschult, um jene übergeordnete Gruppe ins Leben zu rufen, die einstmals die Welt, kraft des Opfergesetzes, erlösen wird. Diese Mittlertätigkeit setzt indes die Kenntnis des Gesetzes des magnetischen Impulses sowie das Verlangen voraus, es richtig zu verstehen und mit denen zusammenzuarbeiten, die es handhaben. Wenn das Gesetz richtig verstanden wird, sollte es mit dessen Hilfe möglich sein, die so dringend nötige Vereinigung der erlösten Seelen (die an sich das Symbol der Seele in allen Formen sind) mit den irdischen, eingekerkerten Seelen zustande zu bringen. Ein gut Teil des Erfolges dieser geplanten Bemühungen hängt davon ab, inwieweit die Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener das Problem intellektuell erfassen und die notwendigen Methoden anwenden. Der Erfolg hängt auch von ihrer Bereitwilligkeit ab, die Idee einer jetzt gegebenen guten Gelegenheit zu akzeptieren und in der angedeuteten Richtung ans Werk zu gehen. Sie haben weder die Garantie, dass diese Periode wirklich so wichtig ist, wie hier behauptet wird, noch besitzen sie persönliche Kenntnisse über die geschilderte Lage. Einige wissen nicht einmal, dass es eine Hierarchie gibt, die über allem wacht.

Aber sie sind hingebungsvolle und selbstlose Seelen und als solche gehören sie zu der Neuen Gruppe der Weltdiener. Wenn sie sich darauf konzentrieren, nach einem spirituellen Ziel zu streben, zu beten, zu meditieren und zu dienen und wenn sie dabei stets mit allen anderen Dienstwilligen in Übereinstimmung bleiben, dann wird die Errettung der Menschheit viel grössere Fortschritte machen als bisher. Diesem Ruf werden viele Folge leisten.

[116] Dem einzelnen Jünger können die Bedeutung dieses Gesetzes des magnetischen Impulses sowie die entsprechenden Beziehungen innerhalb seines eigenen Lebenskreises gleichfalls in einer Tabelle aufgezeigt werden:

1. Die Welt der Seelen, die sich in den höheren mentalen Bereichen befinden.

2. Der Meister seiner Gruppe.

3. Der Sonnenengel.

4. Der strebende Jünger in den niederen mentalen Bereichen.

5. Die Persönlichkeit, integriert und oft beschwerlich und lästig.

6. Die Mitarbeiter im Kreise des Aspiranten.

Es ist für Studierende von Nutzen, sich diese Analogien vor Augen zu halten. Wenn sie einsehen, dass ihr kleines, unbedeutendes Leben nur ein Widerschein grösserer und viel wichtigerer Faktoren ist, dann können sie sich von den Beschränkungen ihres Lebens freimachen und den grösseren Sachverhalt besser verstehen.

Es ist immer gut, daran zu denken, dass es auf der Ebene seelischer Existenz keine Trennung in «meine Seele und deine Seele» gibt. Nur in den drei Welten der Illusion und Maya denken wir in Begriffen von Seelen und Körpern. Das ist eine wohlbekannte okkulte Binsenwahrheit, doch ist deren erneute Betonung manchmal nützlich, um die Richtigkeit dieser Tatsache stets im Auge zu behalten.

Die zweite Erläuterung, die den Sinn und Zweck dieses Gesetzes vielleicht noch besser beleuchtet und bei Esoterikern grosses Interesse finden dürfte, ist in dem Symbol zu finden, das in den geheiligten Aufzeichnungen und den Archiven der Weissen Loge dieses Gesetz in Form von zwei feurigen Kugeln und einem Dreieck darstellt. Dieses Symbol hat nicht nur eine planetarische und kosmische Bedeutung, sondern auch eine unzweifelhafte Beziehung zu der individuellen Entfaltung des geistigen Lebens, die ein Jünger in seinem physischen Körper durchmacht. Ich will es ganz einfach ausdrücken. Jeder Studierende weiss, dass es zwei Zentren im Kopfe gibt, das Ajnazentrum und das Kopf-Zentrum - zwei feurige Kugeln, die [117] das feurige Bewusstsein der Seele, nicht das tierische Bewusstsein des Körpers symbolisieren.

Diese beiden Zentren (deren äussere Erscheinungsformen die Zirbel- und die Hirnanhangdrüse sind), kommen durch Dienstleistungen, Meditation und rechte Aspiration in Schwingung, beleben sich und werden sehr aktiv. Schliesslich kommt es zu einer Kontaktverbindung, die sich ständig verstärkt. Ein weiterer Pol, aus dem feurige Kräfte entweichen, befindet sich am Kopfende der Wirbelsäule. Wenn nun das Leben der Seele stärker und energischer wird, nimmt auch die Strahlfähigkeit dieser Zentren zu und der Radius ihrer Einflusssphäre wird abgesteckt, sodass ein zweifaches magnetisches Feld entsteht. Diese beiden Zentren fühlen sich - esoterisch ausgedrückt - «magnetisch zueinander hingezogen» und zu jenen Energien hingetrieben, die in der Wirbelsäule - in den fünf Zentren längs der Wirbelsäule - aufgespeichert sind. Schliesslich wird die wechselseitige Einwirkung so stark, dass innerhalb des magnetischen Feldes ein Kraftdreieck entsteht; dieses Dreieck aus Licht und lebendigem Feuer verbindet die drei «Laya-Zentren». Das Symbol ist damit vollständig. Es zeigt an, dass der Jünger jetzt von der inneren, subjektiven Seite seiner Natur gesteuert und geleitet wird. Von nun an leitet ihn das Gesetz des magnetischen Impulses (wie die Verbundenheit der Kopf-Zentren beweist) und die beiden Aspekte seiner höheren und niederen Natur, - die beiden Pole, mit denen er es zu tun hat - sind nun vereint. Die «polare Vereinigung» ist zustande gekommen.

Das Thema dieser magnetischen Wechselwirkung gibt Stoff zum Nachdenken und weist den Weg, wie eine Gruppe und ein einzelner dienen soll. Wenn die einzelnen Aspiranten ihr kleines Selbst im Dienst an der Menschheit aus den Augen verlieren und sich den Wünschen und Angelegenheiten ihrer Persönlichkeit gegenüber gleichgültig verhalten, lernen sie, den Geist des Vertrauens, tiefer Freude und dauernder Liebe füreinander zu schätzen und zu pflegen. Sie lernen aus ganzem Herzen zusammen zu arbeiten, um der Welt zu helfen und das Wirken der Hierarchie [118] zu unterstützen.

                            Exoterischer                    Esoterischer                         Symbol                             Strahlenenergie
                            Name                              Name

Nr.      3. Das Gesetz des Dienens            Das Gesetz des Wassers       Ein Mann mit einem        Ausströmende Energie.
                                                                   und der Fische.                     Wasserkrug.                      Sechster Strahl.
                                                                                                                                                            Beseelendes Leben.

Wir kommen nun zur Betrachtung des dritten Gesetzes der Seele, dem die Aufgabe obliegt, alle Seelentätigkeit zu lenken. Es ist das Gesetz des Dienens. Bevor wir uns jedoch damit eingehender befassen, möchte ich über drei Dinge, die unsere besondere Aufmerksamkeit verdienen, ein Wort sagen.

Zuerst ist die Tatsache zu erwähnen, dass das Ergebnis der in der Meditation erreichten Kontakte und das Ausmass unseres Erfolges von den Dienstleistungen abhängen, die wir für die Menschheit aufbringen. Wenn hierfür rechtes Verständnis vorhanden ist, folgt rechtes Handeln von selbst.

Es wurde früher erwähnt, dass die drei grossen Wissenschaften, die im Neuen Zeitalter eine führende Rolle übernehmen und die Menschheit aus dem Schein ins Sein und aus der Aspiration zur Erkenntnis bringen werden, die folgenden sind:

1. Die Wissenschaft der Meditation, die künftige Wissenschaft des Denkens.

2. Die Wissenschaft der Antahkarana oder die Wissenschaft der Überbrückung der höheren und niederen Denkbereiche.

3. Die Wissenschaft des Dienens, die eine ganz klare Methode zur Erlangung des Einswerdens ist.

Wir wollen nun diese letztere Wissenschaft, die im Leben des Jüngers für sein Freiwerden von entscheidender Bedeutung ist, in grossen Umrissen studieren.

Zweitens möchte ich darauf hinweisen, dass sich niemand diesem Gesetz des Dienens entziehen kann. Wer es bewusst zu umgehen sucht, hat Strafen zu gewärtigen. Die Fähigkeit, zum Wohl der Menschen Dienst zu tun, ist ein deutliches Kennzeichen [119] des Fortschrittes auf dem Pfad. Solange dieses Stadium noch nicht erreicht wurde, ist es nicht möglich, aus innerem Antrieb heraus einen von Liebe und Weisheit geleiteten Dienst zu leisten. Bis dahin sind allenfalls gute Absichten, Motive verschiedenster Art und Prinzipien massgebend, die oft von Fanatismus diktiert sind. Darüber wollen wir später mehr sagen.

Durch dieses Gesetz werden dem Rhythmus des Planeten gewisse Energien und Impulse auferlegt, die von dem Wassermann-Sternbild ausgehen, dem wir uns ständig nähern. Daher, sage ich, gibt es kein Entrinnen. Es ist die Wirkung dieser Kraftströme, dass in einzelnen Ländern die Massen einer harten Disziplinierung unterworfen werden; der Einzelne muss der Allgemeinheit dienen und wird gezwungen, sein persönliches Selbst aufzugeben. Er hat seine eigenen Ideen, sein eigenes Wohlergehen und seine persönliche Eigenart dem Wohl der Gesamtheit unterzuordnen. Seine eigene Seelenentwicklung kommt demgegenüber verhältnismässig wenig zur Geltung. Er muss sich freiwillig oder unfreiwillig den Gruppenbedingungen fügen. Dies ist eine der niedersten Erscheinungsformen, wie dieses Gesetz auf das Bewusstsein der Menschen einwirkt. Am höchsten kommt es in der Hierarchie der Meister zum Ausdruck, die auf diesem Planeten allen Naturreichen ihre hilfreichen Dienste erweisen. Zwischen diesen beiden Extremen ist ein riesiger Unterschied. Aber beide Erscheinungsformen sind Rückwirkungen des Gesetzes des Dienens; die eine Reaktion ist bewusst und die andere unbewusst.

Drittens. Dieses Gesetz des Dienens wurde zum ersten Mal vor zweitausend Jahren von Christus voll und ganz kundgetan und nachgelebt. Er war der Vorbote des Wassermann-Zeitalters. Daher betonte er ständig die Tatsache, dass er «das Wasser des Lebens» und das «lebendige Wasser» sei, das die Menschen benötigen. Aus dem gleichen Grunde hat dieses Gesetz den esoterischen Namen: «Das Gesetz des Wassers und der Fische» erhalten. Das Fische-Zeitalter bereitete nur langsam, sehr langsam, den Weg für den göttlichen Aspekt des Dienens vor, der in den kommenden Jahrhunderten einen ruhmvollen Höhepunkt erreichen wird. Heute leben wir in einer Welt, die immer mehr zu der Erkenntnis heranreift, dass [120] «kein Mensch nur für sich allein lebt», und dass der Mensch nur dann beginnen kann, seinen inneren Fähigkeiten gerecht zu werden, wenn Liebe (worüber so viel geschrieben und gesprochen wurde) sich in Dienstleistungen bekundet.

Das Zeichen des Wassermann-Zeitalters ist ein Mann, der auf seinen Schultern einen Wasserkrug trägt, der so voll ist, dass er nach allen Seiten überläuft und allen Wasser spendet und der dennoch niemals leer wird. Das Zeichen für dieses Gesetz des Dienens ist sehr ähnlich, unterscheidet sich aber darin, dass der Mann vollkommen ausgeglichen in der Form eines Kreuzes, mit ausgestreckten Armen dasteht, den Wasserkrug auf seinem Kopf tragend. Dieser Unterschied ist wirklich sehr bedeutsam. Der auf den Schultern getragene Wasserkrug ist ein Zeichen für die Last, die der Dienst mit sich bringt. Dienen ist keine leichte Sache. Der Mensch beginnt gerade erst zu lernen, wie man dienen soll. Der wassergefüllte Krug auf dem Kopf des Mannes, der so lange am Opferkreuz gefesselt war, dass diese Stellung für ihn eine ganz natürliche wurde, lässt erkennen, dass das Kreuz, das ihn während einer so langen Zeit aufrecht gehalten hat, nun verschwunden ist. Der Mann mit dem Krug auf seinem Kopf deutet auf einen Menschen hin, dessen Körper und Geist sich im Zustand vollkommener Ausgeglichenheit und Harmonie befindet. Dadurch, dass er das Gesetz des magnetischen Impulses richtig verstehen lernte, wurde er fähig, diese Ausgeglichenheit zu erlangen. Das ist das Gesetz der Vereinigung der Pole und dessen Symbol ist der Ursprung des Sternzeichens der Waage Gleichgewicht und Diensterfüllung. Diese beiden Ausdrucksformen der Gottnatur sind heute das nächste grosse Ziel der Menschheit.

Dienen wird für gewöhnlich als etwas ausserordentlich Wünschenswertes hingestellt, doch wird nur selten erkannt, wie unendlich schwer es ist, wirklich zu dienen. Damit sind viele Opfer an Zeit, das Aufgeben persönlicher Interessen und eigener Ideen verbunden und es erfordert ausserordentlich harte Arbeit. Dazu gehören überlegte Anstrengung, durchdringende Weisheit und die Fähigkeit, innerlich frei und losgelöst zu arbeiten. Einem Durchschnittsaspiranten fällt es nicht leicht, diese Eigenschaften zu erringen; und doch ist heute der Wunsch, zu dienen und nützlich zu sein, bei den meisten Menschen echt. Diesen Erfolg brachte der Evolutionsprozess mit sich.

Diensteifer wird häufig als das Bemühen [121] eines Diensttuenden angesehen, die Menschen um ihn herum zu seinen Ansichten zu bekehren, denn was solch ein angeblich Dienstbeflissener für gut, wahr und nützlich hält, müsse - so wird argumentiert - notwendigerweise für alle gut und wahr und nützlich sein. Den Armen, Leidgeprüften, Kranken und Unglücklichen zur Seite zu stehen, wird als Dienst betrachtet, weil wir uns einreden, dass wir ihnen helfen wollen. Nur wenige sehen ein, dass wir diese Hilfe in erster Linie deshalb anbieten, weil wir uns selbst durch traurige Zustände bedrückt fühlen und daher bestrebt sein müssen, diese zu verbessern, damit wir uns selber wieder wohler fühlen können. Durch einen solchen Akt der Hilfe fühlen wir uns von unserem eigenen Weh erleichtert, selbst wenn es uns nicht gelingt, die Not der Leidgeprüften zu beseitigen oder zu lindern.

Diensteifer ist oft typisch für einen Menschen mit geschäftigem und überaktivem Temperament oder mit einer selbstzufriedenen Charakteranlage, die den Betreffenden rastlos dazu anspornt, Situationen so zu ändern, wie sie nach seinem Empfinden sein sollten. Damit zwingt er die Leute, allem zuzustimmen, was nach seinem Dafürhalten getan werden sollte.

Eine andere Art des Dienens kann einem fanatischen Verlangen entspringen, den Fussstapfen Christi zu folgen, jenes grossen Gottessohnes, der «auf Erden wandelte und Gutes tat» und uns ein Beispiel gab, seiner Spur zu folgen. Solche Menschen dienen daher aus einem Gefühl des Gehorsams und nicht aus dem spontanen, inneren Drang, den Bedürftigen zu helfen. Die wesentliche Eigenschaft des Dienens fehlt also und ihre Aktionen sind von Anfang an nichts weiter als schöne Gesten. Ferner können Dienste auch aus einem tiefwurzelnden Verlangen nach eigener geistiger Vervollkommnung geleistet werden, wird doch Dienen als eine der notwendigen Eigenschaften eines Jüngers angesehen; wenn also jemand ein Jünger werden will, so muss er dienen. Das ist theoretisch richtig, doch fehlt hier das Wesentliche, die lebendige, treibende Kraft. Das Ideal als solches ist richtig, wahr und verdienstvoll, aber das Motiv ist völlig falsch. Dienste werden auch deshalb geleistet, weil es täglich mehr [122] zur Mode und Gewohnheit wird, sich mit irgend einer Art von Hilfswerk zu befassen. Es ist wie eine Flutwelle. Jedermann betätigt sich in den Wohlfahrts- oder philanthropischen Bewegungen, für das Rote Kreuz, für die Hebung des Erziehungswesens oder beteiligt sich an der Aufgabe, die bedrückenden Zustände in der Welt zu bessern. Es gehört zum guten Ton, in irgend einer Weise sich nützlich zu machen. Gutes tun verleiht eine Art Machtgefühl, es verschafft Freunde, ist eine Form geselliger Aktivität und ist oft (vom geschäftlichen Standpunkt aus) für den, der seine Dienste zur Verfügung stellt, viel einträglicher als für diejenigen, denen man hilft.

Und dennoch werden trotz aller unrichtigen Motive und allem falschen Ehrgeiz dauernd und bereitwilligst Dienste verschiedenster Art geleistet. Die Menschheit ist auf dem rechten Wege, Hilfsbereitschaft richtiger zu verstehen; sie ist für dieses neue Gesetz aufgeschlossen und lernt, dem ständigen Willens-Impuls jenes grossen Wesens Folge zu leisten, das in der Wassermann-Konstellation verkörpert ist, genau so, wie unser Sonnenlogos das Sonnensystem, und der planetarische Logos unsere Erde als Manifestations-Instrument benützen.

Die Idee des Dienens ist derzeit die wichtigste Idee, die erfasst werden soll, denn dadurch, dass wir sie aufgreifen und verstehen lernen, öffnen wir uns weit den neu einströmenden Einflusskräften. Durch das Gesetz des Dienens kommt die Energie eines grossen Wesens zum Ausdruck, das im Verein mit Ihm, «in Dem wir leben, weben und sind», die menschliche Familie gewissen Einflüssen und Energieströmen auszusetzen beginnt, die schliesslich drei Auswirkungen zeitigen werden:

1. In allen Aspiranten und Jüngern das Herzzentrum zu erwecken.

2. Die gefühlsverhaftete Menschheit zu befähigen, sich intelligent im Denkvermögen zu konzentrieren.

3. Die Energie des Sonnengeflechts ins Herz zu leiten.

Diese Entfaltung eines «Herz-Bewusstseins» (wenn wir es so nennen wollen) oder echten Empfindens ist der erste Schritt in der Richtung zum Gruppenbewusstsein. Erwachtes Gruppenbewusstsein und [123] das Sich-einsfühlen mit allen Gruppen, das sind die Eigenschaften, die zum Dienen führen; und ein Dienst soll so geleistet werden, wie ihn die Meister tun und wie ihn Christus in Galiläa uns vorgelebt hat.

a) Einige Fragen über Dienen

Dienste, die heute geleistet werden, sind mit all ihren Eigenheiten eine Reaktion auf die neuen Wassermann-Einflüsse; diese werden derzeit im Astralkörper registriert und im Sonnengeflecht verarbeitet. Das ist die Erklärung dafür, dass die meisten Dienstleistungen in der heutigen Zeit gefühlsbetont sind. Es erklärt auch die Hassgefühle, die in jenen Leuten hochkommen, die auf Leid stark reagieren und die wegen ihres starken Mitgefühls für die Leidenden die Schuld für die misslichen Zustände einer Person oder einer Gruppe in die Schuhe schieben. Dieser Umstand erklärt auch die allgemeine Unzufriedenheit mit vielen heutigen Hilfsaktionen. Vom höheren Gesichtspunkt der Seele aus gesehen, ist diese Hilfe unbefriedigend.

Gründet sich die Hilfe jedoch auf ein mentales Reagieren auf menschliche Notstände, dann wird das ganze Problem aus dem Reich der Illusion und Weltverblendung auf eine höhere Ebene gehoben. Dann werden die Impulse, sich hilfreich zu zeigen, im Herzzentrum und nicht im Sonnengeflecht verspürt; und wenn dies einmal in grösserem Mass der Fall sein wird, werden wir glücklichere und erfolgreichere Beweise des Dienens haben.

In dieser Abhandlung suche ich besonders praktische Gesichtspunkte zu behandeln, denn diese neue Wissenschaft vom werktätigen Dienst muss auf einer festen Grundlage ruhen und richtig verstanden werden. Vielleicht kann ich dieses neue und doch so abgedroschene Thema am einfachsten in der Weise behandeln, dass ich bestimmte Fragen aufstelle und sie dann so ausführlich und summarisch beantworte, als [124] es eben geht.

1. Wie definieren wir das Wort «Dienst»?

2. Welches Arbeitsfeld bietet sich dieser Wissenschaft und warum nennen wir sie eine Wissenschaft?

3. Welche charakteristischen Merkmale hat ein echter Menschheitsdiener?

4. Welche Wirkung hat das Dienen

a) auf das Denken?

b) auf die Gefühle?

c) auf den Ätherkörper?

5. Kann diese Wissenschaft den Beweis erbringen, dass die sieben Grund- oder Strahltypen verschiedene Methoden des Dienens anwenden?

Die Beantwortung dieser Fragen ermöglicht mir dreierlei:

1. Ich werde zeigen, dass Dienen nichts mit Sentimentalität oder einem Ideal zu tun hat, sondern dass es eine Wirkung und zugleich ein wissenschaftlicher Vorgang ist.

2. Ich werde darauf hinweisen, dass es heute an der Zeit ist, eine Methode richtig verstehen zu lernen, die - bei entsprechender Anwendung seitens der Neuen Gruppe der Weltdiener - die Menschheit in eine Welt führen wird, welche den wahren Sinn und Zweck des Seins und die wirklichen Werte erschliesst. Ich werde zu zeigen versuchen, wie die Neue Gruppe der Weltdiener arbeiten wird.

3. Ich werde einen kleinen Einblick darüber geben, in welcher Weise derzeit gewisse Gruppen von Meistern der Weisheit auf unserem Planeten Dienste erweisen.

Wir wollen diese Fragen nun der Reihe nach beantworten.

Wie definieren wir das Wort «Dienst»?

Die Definition dieses Wortes ist nicht leicht. Allzu viele Versuche sind bereits gemacht worden, diesen Begriff vom Standpunkt des Wissens der Persönlichkeit aus zu erklären. Man kann in kürzester Fassung Dienst als die spontane Folge von Seelenkontakt definieren. Dieser Kontakt ist so endgültig und beständig, dass die Seelenenergie [125] in das körperliche Instrument einströmen kann, das die Seele notgedrungen auf dieser physischen Ebene benützen muss. Auf diese Art und Weise kann sich die Natur der Seele in der Welt menschlicher Ereignisse äussern. Dienen ist weder eine Qualität noch das Vollbringen einer Leistung; es ist weder ein Tätigsein, nach dem die Menschen unentwegt zu streben haben, noch eine Methode zur Errettung der Welt. Diese Kennzeichnung, was Dienen nicht ist, muss man klar erfasst haben, sonst ist unsere ganze Einstellung zu diesem bedeutungsvollen Beweis erfolgreicher Menschheitsentwicklung falsch. Dienst ist eine Lebensäusserung. Dienst ist ein Drang, der von der Seele ausgeht, und genau so ein evolutionärer Antrieb der Seele, wie der Selbsterhaltungstrieb und die Arterhaltung eine sichtbare Bekundung der Tierseele ist. Das ist eine wichtige Feststellung. Dienst ist ein Seelen-Instinkt, wenn man solch ein unzulängliches Wort gebrauchen darf und ist daher angeboren und ein charakteristisches Merkmal seelischer Entfaltung. Dienst ist die hervorragendste Eigentümlichkeit der Seele, genau so, wie Sehnsucht und Verlangen das Hauptmerkmal der niederen Natur ist. Dienst ist ein aus der Gruppenqualität der Seele stammendes Verlangen, genau so, wie die Wünsche der Persönlichkeit aus der niederen Natur stammen. Dienst ist die treibende Kraft, für das Wohl der Gruppe zu leben. Dienen kann daher nicht gelehrt werden, man kann es niemanden als erwünschten Beweis einer Aspiration aufzwingen, die von aussen her wirkt und nur auf einer Theorie über werktätigen Dienst beruht. Es ist einfach der erste reale Beweis für die Tatsache, dass die Seele begonnen hat, sich in der Aussenwelt zu manifestieren.

Weder Theorien noch geistiges Streben können einen Menschen zu einem wahrhaft Dienenden machen. Wie kommt es dann, dass sich in der heutigen Welt ein solcher Eifer und Drang, Dienste zu tun, so bemerkbar macht?

Einfach deshalb, weil das Leben, die Worte und Taten des ersten Grossen Weltdieners, der zu uns kam, um uns klar zu machen, was Dienst wirklich ist, eine nachhaltige Wirkung hatten. Die heutigen Menschen versuchen ernsthaft, sein Beispiel nachzuahmen, kommen aber kaum zu der Einsicht, dass ihnen die Nachahmung allein keine wahren Ergebnisse bringen kann, sondern nur ein Hinweis auf eine [126] Entwicklungsmöglichkeit ist.

All diese Seelengesetze (von denen das Gesetz des Dienens keine Ausnahme macht) manifestieren sich unweigerlich auf zweierlei Art. Erstens als Wirkung auf den einzelnen. Das ist dann der Fall, wenn es zu einem eindeutigen Seelenkontakt kam und die Körperhüllen, die der Seele als Instrument dienen, zu reagieren beginnen. Die Tatsache solcher Kontakte sollte sich heute unter den über die ganze Welt verstreuten esoterischen Studenten sichtbar auswirken, da diese ein Stadium erreicht haben, dass aus ihren Reihen der wahrhaft Dienende hervorgehen und von dem erlangten Seelenkontakt Zeugnis ablegen kann. Zweitens beginnen diese Seelengesetze in der Menschheit selbst eine Gruppenwirkung hervorzurufen und die Menschen als Gesamtheit zu beeinflussen. Diese Wirkung ist gleichsam ein Reflex des höheren Bewusstseins in der niederen Natur. Das erklärt, warum heute so viele Leute so sehr darauf aus sind, zu helfen und humanitäre Bestrebungen zu unterstützen. All dies trägt indes das Mal persönlicher Eigenart an sich und wirkt sich oft recht nachteilig aus, da die Menschen versuchen, ihre eigenen Ideen und Dienstmethoden anderen Aspiranten aufzudrängen. Solche Menschen mögen vielleicht für höhere Eindrücke empfänglich geworden sein, aber sie legen oft die Wahrheit irrig aus und lassen sich von persönlichen Gesichtspunkten leiten. Sie müssen noch lernen, den Kontakt mit der Seele besser zu pflegen und sich mit dem Leben des Ego praktisch vertraut zu machen, anstatt die äussere Form der Dienstleistung zu betonen. Ich möchte diejenigen meiner Leser, die diesen Gedankengängen zustimmen und für Seelenimpressionen empfänglich sind (auch wenn sie die Wahrheit oft unrichtig deuten, da ihre Persönlichkeit voreingenommen ist) bitten, den Kontakt mit ihrer Seele voranzustellen und der formellen Seite der Dienstleistung keine solche Bedeutung beizumessen. Letztere stützt sich auf persönlichen Ehrgeiz und verblendet den Dienstwilligen mit einem Trugbild des Dienens. Wenn man sich aber mit dem wesentlichen Punkt - dem Seelenkontakt - befasst, dann wird der Dienst spontan in die rechten Bahnen gelenkt werden und reiche Früchte tragen. Dafür ist der selbstlose Dienst und die starke Strömung geistiger Interessen, die sich in letzter Zeit in der Welt bemerkbar machen, ein hoffnungsvolles Anzeichen.

Welches Arbeitsfeld bietet sich dieser Wissenschaft und warum [127] nennen wir sie eine Wissenschaft?

Als nächsten Punkt wollen wir das Betätigungsfeld des Dienens und dessen Merkmal als Wissenschaft betrachten. Der Dienstbereich tritt vor allem als das Leben des Geistes zutage, der sich im Rahmen der menschlichen Natur auswirkt. Wenn ein Kontakt zustande kam und der Betreffende es - infolge der Beeindruckung seiner Gedanken - im Gehirnbewusstsein weiss, muss die Seele zu allererst dem Menschen zu Bewusstsein bringen, dass ein Göttlichkeits-Prinzip in ihm lebt; sodann muss sie seine dreifache niedere Natur so bereit und willens machen, dass diese sich automatisch dem Gesetz des Opfers unterwirft. Dann wird die niedere Natur für die Lebensenergien, die sie durchfliessen wollen und müssen, kein Hindernis bilden. Das ist die erste und schwerste Aufgabe, mit der sich derzeit die Aspiranten in der Welt befassen. Zeigt dies nicht die Evolutionsstufe an, die von der Mehrheit erreicht wurde? Wenn der Rhythmus dieses Gesetzes auferlegt und der inkarnierte Mensch aus innerem Antrieb bestrebt ist, das Wesen der Seele zu äussern, und wenn dieser Rhythmus im täglichen Leben Fuss fassen und sich auswirken kann, dann beginnt der Mensch «im geistigen Sein zu verharren»; und die Lebensenergien, die in ruhigem, natürlichem Fluss durch ihn strömen, werden dann eine Rückwirkung auf seine Umgebung und seine Mitarbeiter haben. Diese Wirkung und Leistung kann man dann ein «Leben der Diensterfüllung» nennen.

Zu viel Nachdruck ist auf den Prozess gelegt worden, durch den die niedere Natur dem höheren Gesetz des Dienens unterworfen werden soll und so hat sich die Idee eines «Opfers» mit schlimmsten Auswirkungen entwickelt. Diese Idee betont die unvermeidbare Notwendigkeit, dass die niedere Natur, die ihren eigenen Gesetzen folgt, mit den höheren Aspekten, die nach geistigen Gesetzen wirken, in Widerstreit kommt und hart zusammenprallt. So nimmt das Opfer, das die niedere Sphäre der höheren zu bringen hat, grosse Proportionen an und der Ausdruck «Opfer» ist durchaus gerechtfertigt. Es handelt sich in der Tat um opfern; es ist ohne Zweifel ein Dulden und Erleiden und es geht wirklich um [128] einen schmerzhaften Loslösungsprozess. Endlose Anstrengungen werden gemacht, um die Lebensenergien durchströmen zu lassen, währenddessen die Persönlichkeit ein Hindernis nach dem anderen auftürmt. Wir können dieses Stadium und diese Haltung gewiss mit Mitgefühl und Verstehen verfolgen; es gibt ja viele Leute, die über das Dienen und die Art, wie es sich äussern soll, theoretisch so viel wissen, dass sie selbst praktisch versagen und auch die Schmerzperiode nicht verstehen können, die stets einer Zunahme und Vergrösserung der Dienstleistungen vorauszugehen pflegt. Ihre Theorien blockieren den Weg für echte Äusserungen und schliessen das Tor zum wirklichen Verstehen. Hier ist das Denkelement zu aktiv.

Wenn das persönliche niedere Selbst dem höheren Rhythmus untergeordnet ist und dem neuen Gesetz des Dienens Folge leistet, dann wird durch diesen Menschen das Leben der Seele zu anderen Menschen überströmen und bewirken, dass er in seiner Familie und Gruppe ein wirkliches Verständnis und echte Hilfsbereitschaft zeigt. Wenn der Lebensstrom genützt und damit stärker wird, strahlt die gute Wirkung über den kleinen Familienkreis hinaus in die weitere Umgebung. Der Kontaktbereich kann so immer grösser werden. Wenn der Mensch mehrere Inkarnationen unter dem Einfluss des Gesetzes des Dienens verbracht hat, kann sich schliesslich die Wirkung des Lebensstromes auf eine Nation und sogar über die ganze Welt erstrecken. Doch all das wird weder geplant noch als ein Endziel erkämpft. Es ist ein natürlicher Ausdruck des Seelenlebens, das gemäss dem Strahl des Menschen und seinen Wesensäusserungen in früheren Inkarnationen eine bestimmte Form annimmt und die Richtung bestimmt. Die Umweltbedingungen - Zeit, die Zeitepoche, die Rasse und das Alter der Seele sind bestimmende Faktoren. Es ist ein lebendiges Strömen und ein spontanes Schenken; die Lebensenergie, Kraft und Liebe, die aus den Regionen der Seele ausgesandt werden, üben eine starke Anziehungskraft auf alle Gruppeneinheiten aus, mit denen der Jünger in den drei Welten seelischer Wesensäusserung in Berührung kommen mag. Die Seele kann sich gegenwärtig in keinen anderen Welten so zum Ausdruck bringen. Nichts [129] vermag die Wirkkraft eines solchen Lebens natürlichen liebenden Dienens aufzuhalten oder zu hemmen, ausser wenn sich die Persönlichkeit des Menschen in den Weg stellt. In diesem Fall wird aus dem Dienst, so, wie ihn die Lehrer auf der inneren Seite des Lebens verstehen, ein Zerrbild, eine geschäftige Betriebsamkeit. Dienst artet dann in Ehrgeiz aus und in ein Bemühen, andere Leute dahin zu bringen, Dienst so zu tun, wie er nach unserer Ansicht getan werden sollte; und die Liebe zu unseren Mitmenschen wird durch die Liebe zur Macht verdrängt, die wahren Dienst verhindert. In jedem Leben tritt ein Gefahrenpunkt auf, sobald der Mensch die Theorie des Dienens erfasst und das höhere Gesetz erkannt hat. Dann kann es leicht dazu kommen, dass die Persönlichkeitsnatur, die gern nachäfft und hochfliegende Pläne hat, die Theorie für Wirklichkeit hält und die äusseren Gesten eines dienenden Lebens mit dem natürlichen, spontanen Fluss des Seelenlebens verwechselt.

Ein immer feineres Unterscheidungsvermögen ist erforderlich, und alle Studenten, die sich dem Dienst widmen wollen, werden nachdrücklich gebeten, sich jetzt daraufhin abzuschätzen. Sie stehen vor einem neuen Dienstzyklus und müssen die günstigen Möglichkeiten nutzen. Es ist heute dringend notwendig, im geistigen Sein zu beharren. Wenn eine solche ausgeglichene Haltung bei jemandem besteht, dann brauchen ihn andere nicht zum Dienst anzueifern. Lasst den «Kräften des Lichts» freien Weg, und die Reihen der Weltdiener werden sich rasch füllen. Lasst den «Geist des Friedens» die niedere Natur als ein Instrument benützen, dann wird Friede und Harmonie im persönlichen Dienstbereich herrschen. Lasst den «Geist guten Willens» unser Denken beherrschen, dann gibt es keine Gelegenheit mehr für Kritiksucht und die Verbreitung zersetzender Erörterungen. Aus diesem Grund und um eine Gruppe Dienender heranzubilden, die nach wahren geistigen Richtlinien arbeiten können, muss die notwendige Eigenschaft der Harmlosigkeit immer stärker betont werden. Harmlosigkeit bereitet den einströmenden Lebensenergien den Weg. Harmlosigkeit räumt die Hindernisse beiseite, die dem ungehinderten Ausströmen von Liebe im Wege stehen. Harmlosigkeit ist der Schlüssel, der die niedere Menschennatur von den Fesseln der Weltillusion und von dem machtvollen Einfluss der Erscheinungsformen dieser Welt befreit.

Wir haben unserer Überzeugung Ausdruck gegeben, dass eine der [130] Hauptwissenschaften des kommenden Zeitalters auf dem Fundament des werktätigen Dienstes errichtet werden wird. Wir haben den Ausdruck «Wissenschaft» gebraucht, weil Dienst, als geistige Qualität, sehr bald als die sichtbare Äusserung einer inneren Realität erkannt werden wird; und wenn man einmal richtig verstanden hat, was Dienen wirklich ist, dann werden viele Erkenntnisse über das Wesen der Seele folgen. Dienst ist eine Methode, um in der physischen Welt sichtbare Ergebnisse und greifbare Wirkungen hervorzubringen; das ist ein Beweis für die schöpferische Qualität des Dienens. Kraft dieser schöpferischen Qualität wird Dienst einmal als eine Welt-Wissenschaft angesehen werden. Es ist ein schöpferischer Drang, ein schöpferischer Impuls, eine schöpferische Energie, die Bedeutsames schafft. Dass Dienen eine schöpferische Kraft ist, wurde bereits dunkel erkannt und sie hat unter mancherlei Namen wie z.B. als Wissenschaft der Berufsschulung Anerkennung gefunden. Es mangelt nicht an der Einsicht, dass vom rechten Verstehen und Studium der sozialen Beziehungen geistige Anregungen ausgehen. Auf der gleichen Linie bewegen sich die vielen Forschungen über Kriminalistik und darüber, wie die Probleme der Jugend bei den einzelnen Nationen und ihren Verbänden behandelt werden sollen.

Werktätiger Dienst ist vor allem anderen die Methode, um richtige Gruppenbeziehungen zu pflegen, ob es sich nun um ein asoziales Kind in einer Familie handelt, das richtig geleitet werden muss oder um einen Störenfried, der mit weisem Verständnis in eine Gruppe eingefügt werden soll, oder um die Behandlung asozialer Elemente in unseren grossen Städten, oder um die richtigen Methoden der Kindererziehung an unseren Schulen, oder um die Beziehungen zwischen religiösen und politischen Parteien, oder zwischen verschiedenen Nationen. Alles das sind Teilaufgaben der neuen Wissenschaft vom Dienen, die im Aufstieg begriffen ist. Die Anwendung dieses Seelengesetzes wird schliesslich Licht in diese zerrüttete Welt bringen und die menschlichen Energien in die richtigen Bahnen lenken. Ich kann hier nur kurze Hinweise geben, da das Thema zu umfangreich ist. Es umfasst das Erwachen des geistigen Bewusstseins mit all seinen Verantwortungen und das Eingliedern des einzelnen in eine Gruppe von Menschen, die bereits erwacht sind; dazu gehört auch ein neuer [131] und höherer Rhythmus in allen Weltfragen. Das sind unverkennbar wissenschaftliche Ziele und Bemühungen, die begreiflicherweise die Aufmerksamkeit der besten Köpfe rechtfertigen. Und das sollte auch die Weltjünger auf den Plan rufen, sich nachdrücklich für dieses Seelengesetz einzusetzen.

Welche charakteristischen Merkmale hat ein echter Menschheitsdiener?

Es ist leicht, diese Merkmale kurz anzuführen. Es sind nicht gerade jene, die man uns glaubhaft machen wollte. Ich spreche hier nicht von den Befähigungen, die jemand als Jünger oder Novize haben muss; diese sind wohlbekannt. Sie gehören zu den Gemeinplätzen des geistigen Lebens und bilden den Kampfplatz (oder die Kurukshetra) für die meisten Aspiranten. Wir befassen uns hier mit jenen Eigenschaften, die zutage treten, wenn jemand unter dem Ansporn des Gesetzes des Dienens arbeitet. Diese Eigenschaften kommen an die Oberfläche, wenn der Mensch wirklich ein Stromleiter für die Energien der Seele ist. Er weist dann drei Haupteigenschaften auf:

1. Er zeichnet sich, wie zu erwarten ist, durch die Qualität der Harmlosigkeit aus; er enthält sich bewusst aller Handlungen und Bemerkungen, die verletzen oder ein Missverständnis hervorrufen könnten. Er wird seine Gruppe mit keinem Wort, keinem Hinweis, keiner Anspielung, keiner Bemerkung des Missfallens, sei es angedeutet oder ausgesprochen, verletzen. Wie der Leser bemerken wird, sagte ich nicht «er wird keinen Menschen verletzen». Jene Menschen, die in Übereinstimmung mit dem Gesetz des Dienens arbeiten, brauchen nicht daran erinnert zu werden, keine Person zu verletzen. Aber bei der intensiven geistigen Stimulierung und bei ihrer grossen Aspiration bedürfen sie oft der Erinnerung, das Harmlosigkeitsprinzip der Gruppe gegenüber sichtbar zu vertreten.

2. Das zweite Merkmal des wahren Menschheitsdieners ist seine Bereitwilligkeit, andere so dienen zu lassen, wie es ihnen am besten erscheint, denn er weiss, dass das Leben, das einen dienenden Mitarbeiter durchströmt, seine eigenen Wege und Ventile [132] finden muss, und dass es gefährlich sein kann, diesen Strömen eine erzwungene Richtung zu geben und damit den beabsichtigten Dienst zu verhindern. Die Bemühungen des Menschheitsdieners richten sich auf zweierlei, nämlich:

1. Anderen zu helfen «im geistigen Sein zu verharren», wie er es ja selbst lernt.

2. Den Mitarbeiter darin zu unterstützen, dass er seine Dienste auf dem von ihm erwählten Feld nach seinem Gutdünken leistet, und nicht wie es einem zuschauenden Partner richtig erscheint.

An dieser Stelle soll noch ein Punkt geklärt werden. Die Aufgabe derer, die unter dem Gesetz des Dienens arbeiten, wird nicht in erster Linie mit jener Gruppe in der Welt bewältigt, die auf das allgemeine Echo reagiert, von dem ich früher gesprochen habe. Diese Tendenzen lassen sich leicht in jene Aktivitäten dirigieren, die sich durchwegs als philanthropische Bestrebungen, als erzieherische Experimente oder als soziale Versuche im Leben der Gemeinschaft auswirken. Die Zahl derer, die sich hierzu bereitfinden, ist Legion; und der Wille, auf diesen speziellen Gebieten Gutes zu tun, bedarf keines besonderen Anstosses. Der bemerkenswerte Erfolg, den die vielen Propaganda-Aktionen des guten Willens gehabt haben, beweist das zur Genüge. Dem gegenüber wendet sich die Arbeit der neuen Kategorie von Menschheitsdienern jenen Menschen zu, die dabei sind, den Seelenkontakt herzustellen und die daher gemäss dem neuen Gesetz des Wassermann-Zeitalters wirken können. Dieses Gesetz stellt in den Mittelpunkt die Fähigkeit, nicht nur im geistigen Sein zu verharren, sondern zusammen mit anderen fest dazustehen, geeint durch subjektive, telepathische und harmonische Zusammenarbeit. Dieser Unterschied verdient Beachtung, denn man kann Zeit und Mühe leicht damit vergeuden, dass man sich Arbeitsgebieten zuwendet, die - vom Standpunkt erzielter Leistungen aus - schon in guten Händen sind.

3. Das dritte Zeichen [133] des neuen Menschheitsdieners ist sein freudiges Gemüt, das die grässliche Untugend zu kritisieren (die so viel Trübsal mit sich bringt) ersetzt. Frohgemute Stimmung ist klingende Stille.

Es empfiehlt sich, über diese letzten Worte nachzusinnen. Ihre wahre Bedeutung kann nicht in Worte gefasst werden. Nur ein Leben voller Hingabe an den neuen Rhythmus und an den Dienst für die ganze Menschheit kann den Sinn klären. Erst dann kann man wahrhaft erfassen, was «klingende Freude» und «freudvolles Klingen» ist.

Welche Wirkung hat Dienen auf das Denken, auf die Gefühle und auf den Ätherkörper?

Der Wissenschaftler der Zukunft wird aus den sichtbaren Resultaten des Dienens den Schluss ziehen, dass eine innere Ursache, eine innere Realität, ein Selbst oder eine Seele wirklich existiert. Daran sollte man denken. Wir haben gesehen, dass Dienen nicht einfach eine Tätigkeit ist, die ein einzelner oder eine Organisation für eine andere Person oder Gruppe in guter Absicht durchführt. Dienen ist klar und eindeutig das Ergebnis eines gewaltigen inneren Ereignisses. Gleichzeitig damit entsteht - wie man feststellen kann - als Nebenwirkung eine ganze Reihe schöpferischer Ursachen. Dazu gehören in erster Linie eine Umstellung im niederen Bewusstsein, die Tendenz, sich von den unbedeutenden Dingen des niederen Selbstes abzuwenden und sich mit den grösseren Fragen der Gruppe zu befassen; ferner eine Neuorientierung, die real und nachdrücklich ist und die Macht hat, - durch schöpferische Arbeit - Zustände zu ändern; und das ist ein Zeichen einer neuen dynamischen Kraft. Wenn dieses inseitige Geschehen sich gefestigt und einen Zustand innerer Ausgeglichenheit erreicht hat, dann treten die oben genannten Änderungen regelmässiger und weniger stossweise auf; die Wirkung der neuen Kräfte, die in die Persönlichkeit einströmen, um dann in schöpferische Leistungen umgesetzt zu werden, macht sich in allen drei Körpern bemerkbar. So kommt der wahre Menschheitsdiener in den Besitz der Instrumente, die er für sein Werk benötigt, und von diesem Moment an kann er, in Übereinstimmung mit dem Plan, auf allen drei Ebenen schöpferisch sein. Gott in seiner Weisheit hat es so gewollt, sich Beschränkungen aufzuerlegen, so dass [134] die Evolution ausschliesslich durch seine erwählten Baumeister und (auf diesem Planeten) unter der Leitung jener Menschen fortschreitet, deren Leben durch Seelenkontakt und schöpferisches Dienen eine Wandlung erfuhr; sie bilden die planetarische Hierarchie.

Wenn die harmonische Gleichschaltung erreicht wurde, wenn das Eins-Sein beständiger gemacht und gefestigt ist und wenn die Antahkarana-Brücke (welche die unteren mit den oberen Regionen verbindet) endgültig im Bau begriffen ist, dann beginnt sich zu zeigen, das wahrer Dienst in der Praxis des einzelnen wirklich ist. Die erste Auswirkung der einströmenden Seelenkraft- der hauptsächlichen Triebfeder des Dienens - besteht darin, die Persönlichkeit zu integrieren und die niederen Aspekte des Menschen zu einer organischen Dienst-Einheit zu verschmelzen. Dieses Anfangsstadium ist vom Standpunkt des Schülers, der in der Halle der Weisheit studiert, nicht leicht. Er wird sich seiner Macht und Fähigkeit bewusst und da er sich zu Dienstleistungen verpflichtet hat, beginnt er fanatisch zu dienen. Er sucht nach Mitteln und Wegen, um der Energie, die ihn antreibt, Ausdruck zu verschaffen. Was er auf diese Weise aufbaut, reisst er ebenso schnell nieder und zerstört es wieder. Dadurch wird er zeitweilig zu einem ernsten Problem für die Mitarbeiter, denen er sich angeschlossen haben mag, denn er erschaut nur sein eigenes Wunschbild. Umgeben von einer Wolke der Kritik und unter dem ständigen, starken Druck der positiven Kräfte, die sich in seinem Innern geltend machen, bringt er die «kleinen Seelen» zum Straucheln. Die älteren und erfahreneren Jünger haben (seinetwegen) dauernd damit zu tun, die Schäden wieder gutzumachen. Er wird eine Zeitlang ein Opfer seiner eigenen Dienstbestrebungen und der Kräfte, die ihn durchströmen. In manchen Fällen werden in diesem Stadium die glimmenden Funken des Ehrgeizes zu hellen Flammen angefacht. Dieser Ehrgeiz ist in seinem tiefsten Grund nur der Drang der Persönlichkeit, alles zu verbessern und ist am richtigen Platz und zur richtigen Zeit ein göttlicher Faktor; aber er muss entwurzelt werden, sobald die Persönlichkeit zum Instrument der Seele wird. In anderen Fällen gewinnt der Dienende einen umfassenderen und liebenswerteren Ausblick und er wird, wenn er sein Auge von seinen eigenen Leistungen abwendet, in schweigsamer Übereinstimmung [135] mit den Gruppen aller wahren Menschheitsdiener an seine Arbeit gehen. Er wird seine persönlichen Neigungen, Ideen und ehrgeizigen Bestrebungen dem grösseren Wohl der Allgemeinheit unterordnen und sein kleines Ich aus den Augen verlieren. Wer immer - Mann oder Frau - ein wahrer Menschheitsdiener sein möchte, dem kann man nichts Besseres anraten, als täglich aus ganzem Herzen und mit innerster Sammlung das Gelöbnis zu wiederholen, das am Schluss des Buches Initiation, Menschliche und Solare Einweihung (im esoterischen Katechismus) steht. Diejenigen Dienstwilligen, die sich innerlich gegen die darin ausgedrückten Gedanken auflehnen oder gar darüber bestürzt sind, mögen daran denken, dass dies vielleicht gerade ein Anzeichen dafür ist, wie sehr sie es nötig haben, dieses Lebensziel ihrem Bewusstsein einzuprägen. Dieses Gelöbnis hat folgenden Wortlaut:

«Ich tue meine Pflicht mit fester Entschlossenheit und mit ernstem Streben. Ich schaue nach oben, ich helfe nach unten; ich träume nicht und raste nicht. Ich mühe mich ab; ich diene; ich ernte; ich bete. Ich bin das Kreuz, ich bin der Weg. Ich achte mein Werk für nichts; ich erhebe mich über mein überwundenes, niederes Selbst. Ich töte meine Wünsche, ich kämpfe und ringe und suche keinen Lohn. Ich verzichte auf Frieden. Ich entsage der Ruhe, und unter der Wucht von Schmerz und Leid verliere ich mich und finde mein Selbst und gehe ein in den Frieden. All das gelobe ich feierlich unter Anrufung meines Höheren Selbstes.»

Wenn im Erlernen des Dienens Fortschritte gemacht werden und der innere Kontakt sicherer wird, dann stellt sich eine Vertiefung der Meditation und eine häufigere Erleuchtung des Denkens durch das Seelenlicht ein. Dadurch wird der Plan offenbar. Das bedeutet indessen nicht, dass dadurch die Pläne des Dienenden erhellt werden, seien es Pläne für sein eigenes Leben oder für das Arbeitsfeld, das er sich erwählt hat. Das muss klar erfasst werden. Wenn sich dies scheinbar ereignet, so könnte das nur ein Anzeichen für die geistige Beweglichkeit des Diensttuenden sein, der nach Mitteln und Wegen sucht, um seinen Ehrgeiz zu rechtfertigen. Diese Erleuchtung ist vielmehr ein gedankliches Erkennen, welchen Plan Gott für die Welt in [136] der jeweiligen Epoche vorgesehen hat und welche Aufgabe der Dienende erfüllen könnte, um die Ziele derjenigen zu unterstützen, die für die Ausführungen dieses Planes verantwortlich sind. Er ist dann gewillt, ein kleiner Stein im grossen Mosaikbild zu werden. Diese innere Haltung erfährt keinerlei Änderung, selbst wenn der Jünger ein Meister der Weisheit wurde. Er gewinnt dann einen weit umfassenderen Begriff von dem Plan, aber seine Bescheidenheit und sein Sinn für die richtigen Grössenverhältnisse und Wertmassstäbe ändert sich nicht mehr.