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REGEL ELF

An diesem Punkt in unserer Diskussion über die vierzehn Regeln für Eingeweihte möchte ich über das Thema der Gruppeneinweihung sprechen; diese Regeln sind jene, welchen Gruppen, die vereint eine Gruppenerweiterung im Bewusstsein suchen, zu gehorchen lernen müssen. Aus diesem Grunde habe ich es bis jetzt unterlassen, in der Beziehung dieser Regeln zu den sieben Zentren oder, spezifisch, zu den großen sieben solaren Einweihungen auf Einzelheiten einzugehen. Von diesen sieben Einweihungen betreffen nur fünf die durchschnittliche Menschheit. Die übrigen zwei Einweihungen betreffen nur diejenigen, die gewillt sind, gewissen außerordentlichen Anforderungen zu begegnen und die besondere Anstrengung zu leisten, die sie zur Benennung, «Sieger durch den klaren reinen Willen», berechtigt.

Die Gruppeneinweihung ist keine leichte Errungenschaft, besonders da sie praktisch ein unerprobtes Experiment und im wesentlichen Pionierarbeit ist. Dass eine solche Entwicklung unumgänglich ist, wenn das evolutionäre Wachsen der Menschheit sich irgendwie befriedigend erweisen sollte, wurde von der Hierarchie schon früh erkannt. Trotzdem hat es Jahrtausende gedauert, bis es - als hypothetisches Bemühen - auf irgendeine Art möglich erschien, und bis jetzt wurden nur versuchsweise Experimente unternommen. Das erste Ziel dieser Experimente (die an verschiedenen Orten überall auf der Welt ruhig vor sich gehen) ist, zu sehen ob eine Gruppe von Jüngern auf solche Weise zusammenarbeiten kann, dass ein sich vollziehendes inneres Verschmelzen von den Meistern gesehen werden kann. Die Resultate waren bis jetzt nicht ermutigend. Erstens war es schwierig, Jünger zu finden, die ungefähr auf dem gleichen Evolutionspunkt stehen, deren Strahlen genügend «durchscheinen» und die irgendeine Qualität oder irgendein beherrschendes Thema (wenn ich es so ausdrücken darf) nachweisen können, an dem sie sich gemeinsam beteiligen und das genügen würde, sie zusammenzuhalten und sich als stark genug erweisen würde, Persönlichkeitsunterschiede, Vorrechte und Schranken auszugleichen. Dies zu erreichen war noch nicht möglich. Gruppe für Gruppe wurde von verschiedenen Meistern in verschiedenen Teilen der Welt ausprobiert und geprüft, aber bisher haben alle solchen Versuche fehlgeschlagen. Wenn ich das Wort «fehlgeschlagen» gebrauche, meine ich ein Fehlschlagen vom [209] Gesichtspunkt des geplanten Zieles aus. Vom Gesichtspunkt des individuellen Wachsens irgendeines besonderen Jüngers aus war es nicht notwendigerweise ein Misserfolg. Vom Gesichtspunkt der ahnungslosen Allgemeinheit aus wird sich die Veröffentlichung von «Jüngerschaft im Neuen Zeitalter» in späteren Jahren als ein aufsehenerregender Erfolg erweisen.

Es kann wertvoll sein, kurz zu betrachten, was Gruppeneinweihung umschließt, und zwar in Wirklichkeit und nicht sentimental oder mit Wunschdenken.

Eines der Probleme, dem die Hierarchie in diesem Zusammenhang gegenübersteht, ist die Beseitigung des Gefühls - diese eigenartige, emotionelle Reaktion und Beziehung, die alle Mitglieder einer Gruppe in Bindungen von Zuneigung und Abneigung verkettet. Wo Zuneigung besteht, wird in Bezug auf das Gute der Gruppe eine zu starke Persönlichkeitsbeziehung hergestellt. Das Gruppengleichgewicht wird gestört. Wo Abneigung vorhanden ist, ist die innere Fähigkeit der Zurückweisung beständig an der Arbeit und dann entstehen Trennungen. Ist es nicht wahr, meine Brüder, dass eure Beziehungen untereinander oft der Zustimmung und Missbilligung unterworfen sind? Wenn diese Einstellung vorhanden ist, fehlen die ersten Schritte zur Gruppenverschmelzung. Das ist es, was wir unter Gefühl verstehen; als ein einleitendes Stadium muss diese emotionelle Reaktion verschwinden. Ich spreche jetzt nicht in Hinsicht auf Unpersönlichkeit. Für manche Leute ist Unpersönlichkeit ganz einfach eine Ausflucht, um Verantwortung zu vermeiden; für andere bezeichnet sie Unterdrückung und erfordert solch schwere Arbeit, dass die ganze Zeit des Jüngers dem Erreichen der Unpersönlichkeit gewidmet wird und deshalb Erfolg absolut verunmöglicht. Das, wonach man angestrengt strebt, und was im Denken übermäßigen Platz einnimmt, wird mit der Zeit selbst ein Gefängnis und verdient, später zerstört zu werden. So ist das okkulte Gesetz. Unpersönlichkeit ist nur für jenen Jünger möglich, der wahre Liebe kennt und für jenen, der das Leben und dessen Blendwerk (einschließlich aller assoziierten Personen) im Licht der Geistigen Triade sieht.

Hierauf bezieht sich hauptsächlich Regel XI. Es wird für euch nur dann möglich sein die Bedeutung dieser Regel zu verstehen, wenn in eurem Denkvermögen eine gewisse Klarheit über wahre Gruppenbeziehungen vorhanden ist. Solche Beziehungen sind nicht auf Persönlichkeit oder Unpersönlichkeit, auf Zuneigung oder [210] Abneigung, auf Kritik oder Nicht-Kritik gegründet, sondern auf ein wirkliches Verstehen der «göttlichen Gleichgültigkeit», auf geistige Losgelöstheit und tiefe, dauernde, unveränderliche Liebe. Vielen ernstlichen Aspiranten wird die Nebeneinanderstellung dieser Sätze als paradox erscheinen, aber ein Verstehen der Okkulten Paradoxe führt zur Befreiung. Im Verstehen dieser grundlegenden Gesinnungen liegt die erste Lektion des Aspiranten für Teilnahme an Gruppeneinweihung.

Der zweite Punkt, den die in diesem Sinn strebende Gruppe zu erfassen hat ist die Notwendigkeit, von der Kraft der Zerstörung Gebrauch zu machen.

Eine Gruppe kommt unter dem karmischen Gesetz, ashramischer Notwendigkeit und Führung der Seele zustande. Sofort zeigt sich den beobachtenden Meistern eine Gelegenheit für die sehr bestimmte Schulung einiger williger Aspiranten, aber auch ein ebenso eindeutiger Punkt der Spannung, was auf wirkliche Schwierigkeiten hinweist. In Wirklichkeit besteht außer Zuneigung, einem vereinten geistigen Streben und einem Ziel, das einstimmig gesehen und festgehalten wird, wenig das diese Leute verbindet. Das hervorstechende Merkmal einer solchen Gruppe ist eine geistige Selbstsucht. Diese Behauptung mag euch überraschen bis eine genaue Prüfung eurer Herzen unternommen wird; ich wage vorherzusagen, dass ihr dann die Entdeckung macht, dass nicht göttliche Liebe zur Menschheit euch befähigt hat, euren Weg in die äußere Gruppe eines Aschrams zu finden, sondern das Verlangen nach Entwicklung, nach Vollkommenheit und Befreiung. Deshalb besteht der erste Schritt darin, dies zu erkennen und daher die so oft missverstandene Anweisung: Töte das Wünschen. Das muss die erste Zerstörungstat des Jüngers sein. Es ist nicht das, was der Jünger sucht oder haben möchte oder wünscht, das ihn bestimmen sollte und ihn zu dem treibt, was wir ashramische Zustimmung nennen könnten, sondern der alles bezwingende Beweggrund der Welt Not. Durch bewusste Nichtbeachtung fängt der Jünger an, sich vom Wünschen zu befreien. Er kämpft nicht ausdrücklich gegen sein Wünschen um es auszurotten; er versucht nicht, es umzuwandeln (wie es der Probejünger sollte), aber er hört auf, es anzuerkennen. Er entzieht ihm die Aufmerksamkeit und damit die notwendige Anregung, denn wie immer folgt Energie dem Gedanken; er ist mit der [211] Welt Not und dem Dienst, den er leisten kann, beschäftigt, und beinahe unbemerkt stirbt das Wünschen wegen Nichtbeachtung.

Es wird euch daher klar sein, dass alle Mitglieder einer Gruppe Zeit brauchen, um das Zerstören der individuellen Wunschnatur zu erreichen und dass die Gruppe nicht als eine Einheit auf dem Weg der Einweihung vorwärtsgehen kann, bis ein gewisses Maß von dieser gemeinsamen Befreiung erreicht ist.

Der nächste Schritt ist die Zerstörung der Bindungen, welche die Persönlichkeiten der Gruppenmitglieder verbinden. Diese müssen gelöst werden. Die Beziehung zwischen den Gruppenmitgliedern muss auf Seelenaktivität, auf gemeinsame Verpflichtung zum Meister des Aschrams und auf einen gemeinsamen Dienst an der Menschheit gegründet werden. Es kommt dann in der Gruppenbeziehung ein Punkt der Freiheit, der sich in einer genau geplanten und vereinigten Aktivität zeigen und in der äußeren Welt durchgeführt wird, aber das Leben der Aschrams bereichert. Bis dieses Stadium erreicht wird, entsprechen die Tätigkeiten der Gruppe denen des Probejüngers und nicht denen des verpflichteten Jüngers. Die spontan auftauchende Gruppenarbeit, vom Gruppenbewusstsein veranlasst, und die ganze Gruppe der Jünger in einem Punkt der Spannung im Dienen verschmelzend, ist der erste Hinweis, dass die Gruppe für weitere Instruktionen, für eine Intensivierung ihrer Gruppenwirksamkeit und für eine nähere Beziehung zum Meister bereit ist. Dies wurde alles durch die Gruppe selbst erreicht, unabhängig von irgendeinem Ersuchen des Meisters, als ein Resultat des vereinigten Seelenlebens der Gruppe, welches seine Gegenwart wirksam fühlbar macht. Diese zwei geistig zerstörenden Vorgänge - die Zerstörung des Wünschens und das Auflösen aller Persönlichkeitsbindungen - sind die zwei ersten und wesentlichen Resultate wahrer Gruppenarbeit.

Die dritte Qualität, die völlig entwurzelt und zerstört werden muss, ist die der Reaktion auf Anerkennung, ob nun diese Anerkennung von der Welt der Menschen, von anderen Jüngern oder vom Meister gewährt wird. Die Fähigkeit, ohne irgendein Zeichen der Anerkennung zu arbeiten; zu sehen, dass andere die Belohnung der getanen Arbeit beanspruchen oder sich nicht einmal bewusst sein, dass die Ergebnisse des Guten, das von einem einzelnen Jünger oder seiner Gruppe geleistet wurde, von anderen beansprucht [212] werden, sind die Kennzeichen des hierarchischen Arbeiters. Die Meister erhalten keine Anerkennung für die Arbeit, die von ihren Jüngern getan wird, obwohl sie den ursprünglichen Impuls einleiten und sowohl Führung wie Anweisung gegeben haben; der Jünger führt den Plan aus und trägt die Verantwortung; er bezahlt den Preis, ob gut oder böse, oder auch die karmischen Folgen der eingeführten Tätigkeit und er ist derjenige, der die Anerkennung der Menge gewinnt. Aber, bis der Jünger keine Anerkennung mehr sucht, bis er nicht mehr im Sinn von Ergebnissen denkt und die Reaktion der Welt auf seine Arbeit als ein individueller Jünger unbeachtet lässt, hat er noch weit zu gehen, um die höheren Einweihungen zu gewinnen. Das ganze Problem nimmt an Schwierigkeit zu, wenn eine ganze ashramische Gruppe in Frage kommt, denn von der Welt, der gedient wird, die Anerkennung des Gruppendienstes zu erwarten, scheint wenig genug; nichtsdestoweniger verzögert ein solches Verlangen und Erwarten die vollständige Absorbierung der Gruppe in den inneren Ashram.

Das sind jedoch keine unmöglichen Ziele, sonst würde ich weder eure noch meine Zeit mit ihrer Beschreibung verlieren. Die Gruppe ist der okkulten Notwendigkeit gewachsen, wenn sie vereinigt den Umfang des Unternehmens erkennt und vereinigt nach vollständiger Absorbierung im Dienen strebt, einer so tiefen Absorbierung, dass sie alles andere Erkennen ausschließt, besonders jenes von persönlicher Art. Wir kommen deshalb zurück (wie es fortwährend der Fall ist) zur Tatsache, dass unwesentliche Reaktionen verschwinden und unerwünschte Qualitäten automatisch weggeräumt werden, wenn eine Gruppe einen geeigneten Punkt vereinigter Spannung erreichen kann.

Diese drei Arten der Arbeit den Linien der Zerstörung entlang verdienen eure sorgfältige Überlegung und - weil sie der Linie des Zerstörungsaspekts entlang gehen - wird es euch klar sein, dass der Gebrauch des Gruppenwillens die angewandte Methode ist. Es wird ebenso einleuchten, dass der Gruppenwille unter dem Gesetz der Okkulten Fortdauer nur dann erscheinen kann, wenn die Gruppe intelligent funktioniert und genügend Liebe zeigt.

Wir kommen jetzt zum dritten Faktor, den die Gruppeneinweihung umschließt. Das ist die Mannigfaltigkeit in der Einheit, bewusst erkannt und gebraucht. Eine Gruppe besteht nicht aus [213]

Jüngern, die alle für die gleiche Einweihung vorbereitet werden. Das ist oft schwer hinzunehmen für Gruppenmitglieder. Die

Bedeutung meiner früheren Aussage, dass eine Gruppe aus Männern und Frauen besteht, die alle auf dem gleichen Punkt in der Evolution stehen, ist eine Verallgemeinerung und meint einfach, dass alle den Punkt erreicht haben, wo sie verpflichtet und unabänderlich der Arbeit des Aschrams unter einem besonderen Meister verbunden sind.

Die Arbeit jedoch verlangt eine Verschiedenheit der Qualität und der Fähigkeiten, um in der Manifestation auf der äußeren Ebene wirksam zu sein. Sie benötigt diejenigen, die mit dem Meister in enger Verbindung stehen und deshalb Eingeweihte eines gewissen Ranges sind. Sie braucht auch diejenigen, die gewandt in der Beziehung mit dem inneren Ashram und deshalb Ältere Jünger sind, doch nicht notwendigerweise hohe Eingeweihte. Sie bedarf auch jener, die auf dem Pfad der Jüngerschaft nicht so weit fortgeschritten sind, weil sie mit der gewöhnlichen Menschheit im täglichen Leben eine enge Verbindung haben oder herstellen können. Eine Jüngergruppe wie diese ist folglich eine Miniaturhierarchie, und eine Hierarchie existiert in ihren verschiedenen Graden, um einen weiten Umfang wirksamer Beziehungen zu erlauben. Denkt über diese Aussage nach. Ihr könnt jetzt sehen, warum es notwendig ist, Persönlichkeitsreaktionen auszuscheiden, denn nur so könnten die Gruppen als eine koordinierte Einheit funktionieren, mit verschiedenen Mitgliedern, die den Stand von jedem anerkennen und sich trotzdem nicht zu Eifersucht oder Herabsetzung bewegen lassen. Die Arbeit wird dann auf der Grundlage der Inspiration, der Koordinierung und der praktischen Anwendung fortgeführt. Die Älteren Mitglieder der Gruppe und diejenigen im fortgeschrittensten Rang (was immer er sein mag) liefern die Anregung für den Plan, wie sie diese vom Meister erhalten; die Jünger mit größerer Erfahrung koordinieren dann den Plan innerhalb der Gruppe, bringen ihn mit dem Ashram in Beziehung und zeigen seinen Zugang zur Welt der Menschen auf; die Neophyten - verpflichtet und ergeben, aber noch ohne Erfahrung - führen den Plan auf der physischen Ebene aus. Dies erfordert, wie ihr sehen könnt, reibungslose und wirksame Koordinierung, volle Aufmerksamkeit für das allgemeine Bild und Anpassung der Einzelheiten der Arbeit auf die unmittelbare Notwendigkeit. Es ist eine schwere [214] Aufgabe für eine Gruppe von intensiv individualistischen Jüngern (und alle Jünger sind individualistisch), mit den ersten Schritten anzufangen, die zu diesen Einstellungen und Beziehungen führen, welche die Hierarchie als Ganzes auszeichnen.

Noch ein anderer wichtiger Faktor in der Gruppenvorbereitung auf Einweihung ist die Pflege des Schweigens. Zu Zeiten, wenn über das Funktionieren des Aschrams diskutiert wird, fragen wir uns: wie können wir unsere Jünger schulen, damit sie verstehen, dass im Grund das Schweigen nicht ein Verzicht auf Sprechen ist. So viele Jünger scheinen zu denken, das stimme, und dass sie lernen müssen nicht zu sprechen, wenn sie hoffen, die Einweihung zu erhalten. Für einige wäre es viel besser, wenn sie mehr sprechen würden als sie es tun, aber auf richtige Art. Das in einem Ashram auferlegte Schweigen ist ein Zurückhalten von gewissen Gedankengängen, das Ausscheiden von Träumereien und des ungesunden Gebrauchs der schöpferischen Einbildungskraft. Das Sprechen wird folglich an seiner Quelle kontrolliert, denn das Sprechen ist das Resultat gewisser innerer Quellen von Ideen, von Gedanken und von Vorstellungen; es ist der Niederschlag (an einem gewissen Punkt der Sättigung, wenn ich es so ausdrücken darf) innerer Reservoire, die auf die physische Ebene überfließen. Das Zurückhalten des Sprechens und die Unterdrückung der Worte, wenn sie das Ergebnis einer Erkenntnis sind, dass das, was zu sagen ist, falsch oder unerwünscht oder nicht weise oder energieverschwendend ist, wird einfach das innere Aufstauen vermehren und wird schließlich, zu einer späteren Zeit, zu einem noch heftigeren Ausbruch von Worten führen; es kann sogar ernstliche und unheilvolle Zustände im Astralkörper des Jüngers verursachen. Das Schweigen des Denkens muss kultiviert werden, meine Brüder, und ich meine, nicht schweigendes Denken. Ich meine, dass gewissen Gedankenrichtungen die Zulassung verweigert wird, gewisse Gewohnheiten des Denkens ausgetilgt und gewisse Zugänge zu Ideen nicht entwickelt werden. Das geht durch einen Austauschprozess vor sich und nicht durch einen heftigen Unterdrückungsakt. Der Eingeweihte lernt, seinen Gedankenapparat in einem gewissen wirksamen Zustand zu halten. Seine Gedanken vermischen sich nicht, sondern sind (bildlich ausgedrückt) in separate Abteilungen geordnet oder zum Nachschlagen oder späteren Gebrauch sorgfältig eingereiht. Es gibt gewisse Schichten von Gedanken (wieder symbolisch gesprochen), [215] welche innerhalb des Aschrams festgehalten werden, die nie in das Denkvermögen des Jüngers oder des Eingeweihten eintreten dürfen, wenn er nicht bewusst im Ashram arbeitet. Andere beziehen sich auf die Gruppe und ihre Arbeit und haben freien Spielraum innerhalb des Gruppengrenzringes. Noch andere sind von mehr weltlicher Art und beherrschen das tägliche Leben und die Beziehungen des Jüngers mit Persönlichkeiten und mit den Angelegenheiten des zivilisierten Lebens und den Ereignissen auf der physischen Ebene. Dies sind nur Andeutungen von dem was ich meine, aber sie werden genügen (wenn ihr pflichtgetreu meditiert), ein wenig zu zeigen was mit dem Schweigen des Eingeweihten gemeint ist. Innerhalb der erlaubten Stufen des Kontaktes ist das Sprechen frei und unbehindert; außerhalb dieser Stufen ist kein Hinweis gegeben, dass die anderen Sphären der Gedankentätigkeit mit ihrer bedingenden Sprache überhaupt existieren. Von solcher Art ist das Schweigen des eingeweihten Jüngers.

Wir haben deshalb kurz aber vielsagend vier Qualitäten besprochen, die eine Gruppe in Vorbereitung für Einweihung zu entwickeln, zu überlegen und vereinigt zu erreichen hat. Diese sind:

1. Das Erreichen einer nicht-sentimentalen Wechselbeziehung in der Gruppe.

2. Das Erlernen, wie man die Kräfte der Zerstörung konstruktiv gebrauchen soll.

3. Das Erringen der Macht, als eine Miniaturhierarchie zu arbeiten und als eine Gruppe die Einheit in der Mannigfaltigkeit beispielhaft zu zeigen.

4. Das Kultivieren der Macht des okkulten Schweigens.

Wir kommen jetzt, nach diesen einleitenden Bemerkungen, zu einer Betrachtung der nächsten Regel.

Regel XI.

Lass die Gruppe miteinander das Feuer im Juwel im Lotos in die Triade übertragen und lass sie das Wort finden, das diese Aufgabe ausführen wird. Lass sie mit ihrem dynamischen Willen das zerstreuen, was im mittleren Punkt erzeugt wurde. Wenn die Brüder den Spannungspunkt am vierten großen Zyklus der Errungenschaft erreicht haben, dann wird diese Arbeit getan werden.

Beim ersten Lesen dieser Regel ist es klar, dass sie die vierte Einweihung betrifft und die folglich Zerstörung des Kausalkörpers, der Körperhülle, durch welche die Monade zuerst die Persönlichkeit  [216] und dann ein Werkzeug für den Ausdruck des zweiten, göttlichen Aspekts erschuf. Wir befassen uns deshalb mit einer der großen Einweihungen. Hier möchte ich in eurer Erinnerung die Tatsache zurückrufen, dass (vom Gesichtspunkt der Hierarchie aus) diese Einweihung die zweite große Einweihung ist, und nicht die vierte, wie sie vom menschlichen Gesichtspunkt aus angesehen wird; die dritte Einweihung wird technisch als die erste große Einweihung betrachtet. Die großen Einweihungen sind in Wirklichkeit erst nach der Verklärung der Persönlichkeit möglich.

Was verursacht deshalb die Zerstörung des Seelenkörpers? Das Zerstörungsmittel ist der zweite Aspekt des Willens. Der dritte oder niederste Aspekt des Willens, der durch das Denkvermögen oder das manasischen Prinzip wirkt, war der erhaltende Faktor im langen Zyklus der Persönlichkeitsentwicklung; es war das Prinzip der intelligenten Synthese, dass während der langen Reihe aufeinander folgender Inkarnationen das Lebensprinzip unversehrt und individualisiert erhielt. Im Laufe dieses Zyklus zeigte sich der Wille zuerst als der niedere Mensch, dann konzentrierte er sich im Sohn des Denkvermögens, der göttlichen Agnischvatta, der Seele, und wurde zunehmend ein Faktor der Macht. Später, wenn der Jünger die Antahkarana baut und dadurch einen direkten Verbindungskanal zwischen Monade und Persönlichkeit errichtet, verschmilzt das niedere Denkvermögen mit dem abstrakten oder höheren Denkvermögen (dem manasische sublimierten und gereinigten Prinzip) und allmählich wird die Seele (um ein eigenartiges, aber Feingefühl ausdrückendes Wort zu gebrauchen) überholt. Sie hat jetzt ihrem Zweck gedient. Liebe und Licht kommen im Leben auf der physischen Ebene zum Ausdruck. Weder die Persönlichkeitshülle noch der Seelenkörper werden benötigt, wie unter den früheren Umständen. Deren Platz kann jetzt von der Geistigen Triade und der Monade eingenommen werden; das eigentliche Leben von beiden niederen Aspekten (schöpferisch in der Art, und in Hinsicht auf den Zweck liebende Absicht ausdrückend) kann jetzt zurückgezogen werden. Die Dreiheit, vom Gesichtspunkt der drei periodischen Vehikel aus - Monade, Seele und Persönlichkeit - wird in Zweiheit aufgelöst, und die Monade (in der Triade reflektiert) kann jetzt auf den niederen Ebenen, durch Vermittlung einer deutlich erschaffenen Persönlichkeit oder einem «Punkt der Spannung» in den drei Welten wirken. Hierauf bezieht sich die [217] Anwendung der Regel, wenn sie im Sinn des individuellen Eingeweihten studiert wird, während das Leben, in welchem die Seele «überholt» und ihr Grenzring zerstört wird, von solch tiefreichender Schwierigkeit ist, dass es das Leben der Kreuzigung oder der Selbstverleugnung genannt wird.

Wir befassen uns jedoch mit der Deutung der Regel, wie sie auf eine Gruppe wirkt, die sich auf gemeinsame Einweihung ihrer Mitglieder vorbereitet. Durch das Festhalten an dem uralten Ausspruch «wie es mit dem Makrokosmos ist, so wird es mit dem Mikrokosmos sein», und durch die Anwendung des Gesetzes der Analogie werden wir daher schließlich das Verständnis erlangen. Ich kann nicht mehr tun, als auf Bedeutungen hinzuweisen, aber es wird euch jetzt klar sein, warum ich die vier Qualitäten behandelte, die eine Gruppe in Gemeinschaft vor der Einweihung entwickeln muss. Es wird nützlich sein, diese Qualitäten zu den verschiedenen Sätzen oder Verfügungen in dieser Regel in Beziehung zu bringen. Wir müssen jede für sich behandeln. Lasst uns jetzt den ersten Satz anschauen!

1. Lass die Gruppe miteinander das Feuer im Juwel im Lotos in die Triade übertragen.

Zuerst möchte ich euch daran erinnern, dass das Feuer immer den ersten Aspekt bezeichnet und dieser ist, wie ihr wisst, der Lebensaspekt. Diesem möchte ich die wohlbekannte Tatsache hinzufügen, dass «Unser Gott ein verzehrendes Feuer ist», und in eurer Erinnerung zurückrufen, dass der erste Aspekt der Zerstörer-Aspekt ist. Sofort habt ihr eine Verbindung gefunden zwischen den ersten zwei Qualitäten, mit denen wir uns befassten, und dem Werk der Kreuzigung als symbolischem Ausdruck für die vierte Einweihung. Das Erreichen einer selbstlosen und unpersönlichen Gruppenbeziehung untereinander war die erste Vorbedingung, und das Wort «miteinander» in dieser Regel befasst sich mit der Arbeit der Gruppe, wenn sie als eine engverbundene Einheit vorwärtsgehen kann. Diese Übertragung des Lebens oder des Feuers muss das Ergebnis vereinigter Tätigkeit sein, die von der Gruppe unternommen wird, nachdem volle innere Einheit erreicht wurde. Es kann nicht vorher geschehen, so wenig wie ein individueller Eingeweihter diese besondere Einweihung annehmen kann, bis zur Zeit, wo eine vollständige Verschmelzung der drei Körper und der Seele stattgefunden hat und eine göttliche Gleichgültigkeit gegenüber [218] allen niederen Reaktionen der Bestandteile des verschmolzenen und in sich verbundenen Werkzeuges erreicht wurde. So muss es mit der Gruppe sein.

Das Gruppenleben muss sich auf der physischen Ebene und in Gruppenformation äußern. Es wird einen empfindsamen Gefühlsapparat besitzen, dem Astralkörper entsprechend, und das Gruppendenkvermögen wird gut organisiert sein und rhythmisch funktionieren. Auf diese Weise wird die Gruppen-»Persönlichkeit» tätig sein und zwar göttlich tätig, wenn dieses besondere Stadium erreicht ist. Die Gruppenseele, als Ausdruck des inneren Aschrams, wird auch in voller Blüte sein. Im Kern des Gruppenlebens, verhüllt und verdeckt durch den äußeren Persönlichkeitsausdruck und von der vibrierend liebenden Seele, wird ein Punkt lebendigen Feuers oder Lebens sein, welches zur gegebenen Zeit und unter den richtigen Bedingungen in den inneren Ashram, der sich auf triadalen Ebenen befindet, übertragen wird. Je nachdem kann dies die Zerstörung des Gruppenkausalkörpers und die Errichtung einer direkten Verbindungslinie zwischen dem reinen Ashram und einer Jüngergruppe bedeuten. Während der Stadien, welche dieser wünschenswerten Errungenschaft vorausgehen, bedeutet es zweifellos eine bestimmte Umwandlung der Gesinnung und das allmähliche Bilden eines Spannungspunktes auf langsam verwirklichten höheren Ebenen, die weitergeführt werden, bis die Übertragung vollständig ist.

Während der ganzen Dauer dieses Geschehens wird das Feuer im Kern des Gruppenlebens mehr und mehr vital und folglich zunehmend geistig zerstörend. Die zweite Qualität, die wir behandelten, der konstruktive, geplante Gebrauch der Zerstörungskräfte, kann jetzt als aktiv betrachtet werden. Diese Kräfte sind oft verantwortlich für die Umwälzungen, die Spaltungen, die Aufteilungen und die Verhängnisse, welche für das Gruppenleben in seinen frühen Stadien so häufig charakteristisch sind. Das Feuer arbeitet dann unter der Anregung der Geistigen Triade, wird aber von der Gruppe selbst nicht bewusst gehandhabt. Die Gruppe wird esoterisch zu «einem brennenden Grund»; viel Zeit könnte erspart und viel unnötiges Elend, Mühe und Leiden könnte vermieden werden, wenn die Gruppenmitglieder erkennen würden, was an ihnen geschieht und einfach stillhalten würden, bis die «Reinigung wie [219] durch Feuer» vollendet ist und das Lebensprinzip im Gruppenherzen mit Glanz und Herrlichkeit hervorscheinen kann. Es ist diese Qualität der geduldigen Ausdauer, die für die Mitglieder einer Gruppe in Vorbereitung auf Einweihung äußerst nötig ist. Wenn jedoch der zugrundeliegende Zweck all dieser kummervollen Geschehnisse und unterbrochenen Persönlichkeitsbeziehungen verstanden wird, kann schneller Fortschritt gemacht werden und zwar wieder durch das einfache Üben der göttlichen Gleichgültigkeit. Diese göttliche Gleichgültigkeit war die hervorragende Qualität des Meisters am Kreuz auf Golgatha. Die sieben Worte am Kreuz bezogen sich auf Andere, auf seine Mission, die Welt Not und die Beziehung zum Vater oder zur Monade. Aber die Jünger und Aspiranten sind so intensiv voreingenommen von sich selbst, von ihrer Wirkung auf andere, ihrer Ausdauer und ihrem Leid, oder von der Kritik ihrer Brüder oder Selbstkritik! Der Zweck und das große Ziel werden in ihrem Bewusstsein nicht genügend betont. Die Gruppenpersönlichkeit funktioniert oft mit Macht, aber die verschmelzende Liebe der Seele fehlt und dem vernichtenden Einfließen des Lebens im Kernpunkt des Juwels wird nicht volle Wirkung gestattet. Er wird durch die Bedingungen in der Gruppe blockiert und unterbrochen. Bevor wenigstens ein gewisser vereinigter Wille vorhanden ist, miteinander anzunehmen was notwendig ist, um das Gruppenleben auf höhere Stufen des Gewahrseins und in den Ashram auf buddhischen Stufen zu verlagern, wird der Meister die Technik der Übertragung der Gruppe nicht mitteilen. Das ist die Bedeutung des nächsten Satzes der Regel:

2. Lass sie das Wort finden, das diese Aufgabe ausführen wird.

Was ist diese Übertragungstechnik? Sie zerfällt in drei Stadien, die einzeln in Gruppenübereinstimmung erreicht werden müssen. Das erste ist das Stadium der vereinten Spannung oder das Erreichen eines solchen Konzentrationspunktes geplanter und konzentrierter Absicht, dass die Gruppe unbeirrbar auf die ihr unmittelbar gestellte Aufgabe gerichtet ist und vom Gesichtspunkt des Zwecks aus wie ein Einzelner funktioniert. Das ist vielleicht das schwerste Stadium, aber es muss gemeistert sein, ehe der Meister im inneren Ashram Beistand leistet. Er ist für die Gruppe, was die Monade [220] für den Jünger ist; er versucht immer, die esoterische «Entsagung» des Kausalkörpers herbeizuführen. Dieser Punkt der Spannung muss während des ganzen Übertragungsvorganges in hoch vibrierender Aktivität gehalten werden. Ich möchte euch daran erinnern, dass der hervorstechendste Charakterzug von Jesus von Nazareth während der ganzen Zeit vor der Kreuzigung ein vollständiges Stillschweigen war; hier erscheint die Wirkungskraft der von mir erwähnten vierten Qualität. In diesem Stadium ist die Gruppe von der bevorstehenden Aufgabe so voreingenommen und ist sich so sehr der Notwendigkeit bewusst, eine vereinigte und einheitliche Spannung zu bewahren, dass sich «das Schweigen des geheimen Ortes» auf sie niederlässt und die Arbeit kann dann rasch weitergehen. Wenn dieser Punkt erreicht ist, manifestiert sich die dritte Qualität mit Macht, um als eine Miniaturhierarchie zu arbeiten und dies wird zunehmend bemerkbar.

Jetzt kommt das Resultat all dieser einführenden Stadien und es kommt spontan und automatisch. Ich möchte betonen, dass die Gruppe nicht auf ein Wort wartet, das ihr gegeben werden soll; dass sie nicht sucht und danach ringt, ein Wort zu entdecken; dass sie nicht irgendein Wort annimmt, das von einem hilfsbereiten Jünger vorgeschlagen wird und ihm dann «Macht zu verleihen». Das Wort ist das Resultat des Spannungspunktes; es kommt aus dem Schweigen hervor; seine erste Äußerung ist einfach das langsam ansteigende Tempo des Gruppen-»Lautes» oder der Note. Ihr wisst ja, dass jeder Einzelne und jede Gruppe von Individuen ihre eigene besondere Note oder ihren Laut haben, die schöpferische Wirkungskraft des konzentrierten Gruppenlebens.

An diesem Punkt berühren wir wieder den Rand der kommenden Wissenschaft der Invokation und Evokation. Dieser Gruppenlaut, der aufsteigt, während die Spannung zunimmt und stabil wird, ist in der Wirkung invokativ und wird schließlich vom inneren Ashram eine Erwiderung hervorrufen, dank seiner Beziehung zur äußeren Gruppe. Wenn die Erwiderung des Meisters im Gruppenbewusstsein verzeichnet und seine Macht der Gruppenmacht beigefügt wird, ändert sich die Qualität des Lautes, den die Gruppe aussendet; er wird verstärkt und verändert; er wird bereichert und schlägt sich dann außerhalb des Grenzringes des Gruppenlebens nieder. Dieser Niederschlag nimmt die Form eines Wortes an. Dieses Wort bringt, als Resultat der Gruppenaktivität, Konzentration [221] und Spannung, samt der Hilfe des Meisters, drei Resultate hervor:

1. Es erzeugt eine Verschmelzung zwischen der Äußeren Gruppe und dem inneren Ashram.

2. Es befähigt das Gruppenleben, der Gruppenantahkarana entlang übertragen zu werden und konzentriert es ein für alle Mal in des Meisters Ashram.

3. Das Resultat dieser Übertragung ist zweifach:

a. Die äußere Gruppe stirbt, okkult gesprochen.

b. Die Seele der Gruppe, die sich jetzt mit dem Lebensaspekt auf höheren Stufen als jenen, auf welchen der Kausalkörper existiert, verbunden hat, hat keine große Bedeutung mehr; der Große Verzicht vollzieht sich und der Kausalkörper, der seinem Zweck gedient hat, stirbt und wird vernichtet. So starb, theologischer Verfügung gemäß, Christus am Kreuz. Er starb jedoch nicht; er lebt noch und durch sein Leben werden alle Seelen gerettet.

Es ist für esoterische Studenten schwer zu verstehen, dass in den kommenden Schulen der Erleuchtung die Betonung auf dem Lebensaspekt und nicht auf dem Kontakt mit der Seele sein wird. Das Ziel wird Übertragung sein und nicht Vereinigung. Die Aspiranten und Jünger sind heute größtenteils das Resultat der alten Unterrichtsweise und sind die Blüte der Entwicklung, der die Menschheit unterworfen war. Dies ist eine lebenswichtige Übergangsperiode; die Jünger und Aspiranten in der heutigen Welt befinden sich in demselben Stadium wie die Gruppe, von der wir sprechen - dem Stadium der Übertragung des Lebens von der äußeren Form in das innere Sein. Daher die Schwierigkeit, welcher ihr alle gegenübersteht, und die mühsame Aufgabe, das wirklich zu verstehen, was ich zu übermitteln versuche. Das Problem des Seelenkontaktes ist etwas, das ihr alle verstehen könnt und versteht, wenigstens theoretisch. Das Problem der Lebensübertragung vom höchsten Punkt der gegenwärtigen Errungenschaft in einen etwas unklaren, mystisch geistigen Brennpunkt ist nicht so leicht zu verstehen. Vergesst nicht, dass ich kein Verstehen erwarte, denn ich schreibe für diejenigen, die nach euch kommen und für diejenigen, welche [222] die reinkarnierenden Aspekte eures gegenwärtigen Selbst sein werden.

Ihr werdet deshalb bemerken, wie die vier Qualitäten, die ich behandelte, die Gruppe befähigen, das Verlauten des Wortes zu erreichen. Dieses Wort, jetzt von ihnen als eine Gruppe unter der Inspiration des Meisters (und ich gebrauche das Wort «Inspiration» absichtlich) von sich gegeben, ist hinausgegangen; es ging über den unmittelbaren Wirkungskreis der Gruppe hinaus; es hat seine erste Stoßkraft auf die Gruppenseele ausgeübt und hat den Lebensaspekt, das Juwel im Lotos der Seele, zu einer neuen Wirksamkeit erweckt. Jetzt kommt die Möglichkeit der Erfüllung der dritten großen Verfügung, die in dieser Regel enthalten ist:

3. Lass sie mit ihrem dynamischen Willen das zerstreuen, was im mittleren Punkt erzeugt wurde.

Im Erfüllen dieser hier angeordneten Forderung tritt die Gruppe in ihre Hauptprüfung in dieser Übertragungsarbeit ein. Die Gruppenmitglieder haben vereint den Spannungspunkt bewahrt; gemeinsam schufen sie die Antahkarana; vereinigt haben sie durch den Gruppenlaut die Aufmerksamkeit des Meisters und des Meisters Ashram angerufen; vereinigt hat dieser Laut die Form eines Wortes angenommen und dieses Wort hatte eine starke Wirkung auf den Lebensaspekt der Gruppe innerhalb der Form der Gruppenseele. Es verlieh ihm so viel Energie, dass die Zerstörung des Kausalkörpers jetzt erfolgen kann. Die Gruppe würde dann zu Entspannung neigen und zwar ganz normal; das unwiderrufliche Wort ist hinausgegangen und alles ist gut und sicher vollbracht. Aber in Wahrheit ist es nicht so. Durch die Macht ihrer vereinten Liebe hat die Gruppe die Personalschwierigkeit gemeistert und hat miteinander die vier Qualitäten entwickelt; sie hat auch das Wort gefunden, das die Seele beeinflussen kann, denn das Wort bezieht sich immer auf dem zweiten Aspekt und eben deshalb kann es die Seele, den zweiten Aspekt an sich, erreichen und ihr Energie verleihen.

Aber jetzt, in den Endstadien des großen Werkes der Übertragung, muss die Gruppe einen neuen Punkt der Spannung und der gemeinsamen Errungenschaft erreichen. Sie muss den dynamischen Willen, die Energie des ersten Aspekts, benützen und dadurch die endgültige Zerstörung des Kausalkörpers herbeiführen. Das [223] Leben innerhalb des Kausalkörpers wurde stimuliert und gekräftigt und versucht jetzt aus seiner begrenzenden Hülle auszubrechen. Der Träger der Seele wird von innen heraus unter Druck gesetzt und dann, sowohl im Fall des individuellen Eingeweihten, wie im Fall der eingeweihten Gruppe, muss der letzte Schlag auch von außen kommen und zwar durch eine Tat des vereinigten Willens. Dies entspricht dem großen Ausruf Christi am Kreuz, als er rief «Es ist vollbracht». Mit diesen Worten zerriss der Vorhang des Tempels von oben bis unten, wie uns gesagt wird und das Leben Christi stieg zum Vater auf. Denkt über die Bedeutung dieser Sätze nach. «Das, was im mittleren Punkt erzeugt wurde», wird nicht mehr benötigt. Weder vermittelndes Prinzip noch Vermittler zwischen dem Menschen und dem Vater sind weiterhin erforderlich. Die Monade und die Persönlichkeit sind vollkommen eins und haben eine vollkommene Verbindung erreicht; die Dreiheit macht der Zweiheit Platz; der Weg der Höheren Evolution steht offen vor dem Eingeweihten.

Es ist klar, dass diese Phase der Gruppenerrungenschaft bis jetzt nur eine Hoffnung sein kann. Sie liegt für die gegenwärtigen Gruppen weit voraus, gerade wie die vierte Einweihung für den Durchschnittsaspiranten oder Jünger weit voraus liegt. Aber Gruppen müssen ihre Ziele haben und müssen nach der Vision streben, wie es auch der Einzelne tun muss. Ich lege das Fundament für die Phase des Gruppenlebens und des vereinigten Strebens, die ein so hervorragender Aspekt der kommenden Ära sein werden. Da sind noch drei weitere Punkte, die ich zu erklären suche:

Erstens: Das Erringen der Fähigkeit, den Gruppenwillen dynamisch zu gebrauchen, kann leichter verstanden werden, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es die Ausdehnung des Spannungspunktes in Gebiete bedeutet, welche das Überbewusstsein des Jüngers mit einbeziehen; auch, dass das Befreien des Lebensaspekts vom Gefängnis des Kausalkörpers einen neuen Zyklus der Invokation und Invokative Tätigkeit erzeugt. Das führt ein Einfließen des Zerstörungsaspekts des göttlichen Willens herbei und folglich die vollständige Vernichtung des Kausalkörpers.

Zweitens sollte man nicht annehmen, dass alle in der Gruppe Jünger sein müssen, die sich vor der vierten Einweihung befinden. [224] Eine Gruppe kann aus Jüngern und Eingeweihten aller Grade bestehen, doch muss unter den Gruppenmitarbeitern wenigstens ein Jünger sein, der die Einweihung der Kreuzigung bestanden hat. Diese Notwendigkeit ist für uns in der nahen Beziehung symbolisiert, die zwischen Jesus, als er diese Einweihung nahm und Christus, der sie in einem früheren Stadium des Lebens genommen hatte, bestand. Je verschiedenartiger die Gruppe, desto reicher ihr Leben und ihre Möglichkeiten. Vergesst dies nicht. Einen Wink über diesen schwierigen Gegenstand kann ich euch geben. Wenn die Resultate des ersten Spannungspunktes vor dem Hervorkommen des Wortes erreicht worden sind, geben die Eingeweihten des vierten Grades innerhalb des Aschrams ihre Beihilfe und tun viel, um der Gruppe das Erreichen des Zieles zu ermöglichen.

Drittens solltet ihr bemerken, dass ich euch in kurzer Form viel gegeben und viele neue Mitteilungen über die vierte Einweihung hinzugefügt habe. Was ich sagte, lässt sich sowohl auf den einzelnen Aspiranten wie auf eine Gruppe, die Einweihung sucht, anwenden. Lest mit Bedacht, was ich euch gesagt habe, aber erinnert euch daran, dass es für euch noch nicht möglich ist, zwischen dem, was symbolisch ist und dem, was tatsächlich sein mag, zu unterscheiden. Die Geheimnisse der Einweihung sind auf diese Weise sorgfältig geschützt.

Eine einfache Regel für das Verstehen und Erreichen bewährt sich immer. Die Große Entsagung wird nur dann möglich sein, wenn das Üben der kleinen Verzichte das Leben eines Jüngers oder einer Gruppe beherrscht. Der Verzicht auf Ehrgeiz, auf alle Persönlichkeitsbindungen und auf alles, was den Fortschritt, wie er dem Auge der Seele enthüllt wird, verhindert, legt eine gesunde Grundlage für die letzte große Übertragung, die sich auf die Entsagung von dem gründet, was äonenlang Schönheit, Wahrheit und Güte bezeichnete, und was als höchstes Ziel aller höherstrebenden Bemühungen erschien. Das Bemühen, das zu sehen, was voraus und jenseits der scheinbaren Endgültigkeit der Seelenverschmelzung liegt, steht vor den Jüngern, worunter jetzt auch einige von euch sich befinden. Dass ihr alle durch den Schleier der Seele hindurchdringen möget und schließlich diesen Schleier «zerrissen von oben bis unten» sehet, und dadurch befähigt seid, mit jenen gleichen Grades zu sagen «Es ist vollbracht», ist meine aufrichtige Hoffnung. Dann wird sich für euch, wie für andere, der Weg der [225] Höheren Evolution öffnen und die Herrlichkeit des Herrn wird in einem neuen Licht gesehen werden - einem Licht, das alle früheren Ziele und Visionen trüben und in den Schatten stellen wird.