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Der Esoterische Sinn

Wir kommen jetzt zur Besprechung der letzten Regel für Magie. [601] Wenn wir unsere Gedanken über die lange Reihe dieser Unterweisungen zurückwandern lassen, so ragen bestimmte Grundzüge der Lehren mit ausserordentlicher Klarheit hervor, die weniger wichtige Abschnitte in den Schatten stellen. Die Studierenden würden gut daran tun zu berücksichtigen, dass man sich beim Lesen eines jeden grundlegenden Lehrbuches (und dieses hier ist als ein solches zu betrachten) eine bestimmte Art des Vorgehens aneignen sollte. Der Schüler sollte zuerst das Buch als Ganzes lesen, um die herausragenden Punkte, die wichtigsten Richtlinien der Lehre und die drei oder vier Grundbegriffe zu erfassen, auf die der ganze Bau gegründet ist. Wenn er diese begriffen hat, kann er beginnen, jene Teilfragen zu behandeln und herauszuschälen, welche die wesentlichen Dinge erläutern und klären helfen. Sodann kann er sich erfolgreich mit den Einzelheiten befassen. Deshalb werden die Schüler merken, dass es nützlich ist, diese Unterweisungen nochmals prüfend durchzugehen und aus ihnen die Hauptpunkte herauszugreifen; dann können sie die zweitrangigen Lehren einfügen und schliesslich die Einzelheiten unter den verschiedenen Titeln, die sich ergeben haben, einreihen. Das würde dann eine zusammenfassende Übersicht über das Buch darstellen, und so würde das Wissen, das es enthält, fest in die Erinnerung des Schülers eingeprägt werden.

Eine der Hauptlehren, die man ganz klar in allen Unterweisungen wahrhaft esoterischen Charakters finden kann, betrifft die geistige Einstellung des okkulten Schülers. Man setzt voraus, dass er sich mit subjektiven und esoterischen Dingen beschäftigt; sein Ziel ist, ein Praktiker in Weisser Magie zu werden. Als solcher muss er den Standpunkt des Beobachters einnehmen und beständig [602] beibehalten, losgelöst vom Beobachtungs- und Kontaktmechanismus; er muss sich zu innerst als geistige Wesenheit erkennen, die in ihrer Beschaffenheit, ihren Zielen und Arbeitsmethoden etwas anderes ist als die Körper, die sie zeitweilig - so wie sie es weise hält - in Besitz nimmt und verwendet. Er muss seine Einheit und Verbindung mit allen ähnlichen Arbeitenden erkennen und so zu einer bewussten Wahrnehmung seiner Stellung in der geistigen Hierarchie der Wesen kommen. Es sind so viele falsche Mitteilungen verbreitet worden, und es wurde unklugerweise so viel Nachdruck auf Rang und Stellung in der sogenannten Hierarchie der Seelen gelegt, dass die vernünftigen und ausgeglichenen Jünger jetzt versuchen, ihre Gedanken anderswo hinzuwenden und so weit als möglich alle Gedanken an Tätigkeitsgrade und -Sphären auszumerzen. Das Pendel kann zu weit nach der entgegengesetzten Richtung ausschlagen und diese Tätigkeitsstufen beeinträchtigen. Missversteht mich jedoch nicht; ich rate nicht zu dem Versuch, die Menschen einzuschätzen und zu entscheiden, wo sie auf der Evolutionsleiter stehen. Dies ist ganz törichterweise in der Vergangenheit getan worden, sehr zur Unehre der ganzen Angelegenheit - und zwar so sehr, dass das ganze Thema im Denken der Öffentlichkeit in Verruf kam. Wenn man diese Stufen vernünftig als das betrachtet, was sie sind - Stufen erweiterten Bewusstseins und Verantwortungsgrade -, dann wäre die Gefahr persönlicher Reaktionen gegenüber Begriffen wie «angenommener Jünger, Eingeweihter, Adept, Meister», unbedeutend, und es würde viel Verwirrung beseitigt werden. Man muss immer bedenken, dass man die eigene erreichte Stufe streng für sich behalten muss, und dass die Evolutionsstufe (von der man vielleicht wahrheitsgemäss annehmen kann, sie sei höher als die des Durchschnittsmenschen) sich durch ein Leben aktiven, selbstlosen Dienstes und durch eine erleuchtete geistige Schau manifestiert, die der Menschheitsidee voraus ist.

Bei der Auswahl der Mitarbeiter in der neuen Gruppe der Weltdiener in der heutigen Welt muss wirkliche Vorsicht gewahrt werden. Jeder Mitarbeiter ist für sich selbst und seinen Dienst und für niemanden sonst verantwortlich. Es ist klug, die Evolutionsstufe annähernd abzuschätzen - nicht nach geltend gemachten Behauptungen, [603] sondern nach der Arbeit, die vollbracht wurde, und nach der Liebe und Weisheit, die gezeigt wurden. Das Urteil sollte sich erstens auf eine bewiesene Kenntnis des Planes gründen, die sich beim Weltdiener darin zeigt, dass er den nächsten Schritt, den die Menschheit vorwärts tun muss, in vernünftiger Weise formuliert; zweitens auf einen geoffenbarten esoterischen Sinn, und auf einen Einfluss oder eine aurische Kraft, die weitreichend, aufbauend und allesumfassend ist.

Ihr möchtet von mir eine genauere Erklärung haben, was ich unter dem Begriff «esoterischer Sinn» verstehe. Ich meine damit im Wesentlichen die Fähigkeit, subjektiv zu leben und zu wirken, und einen beständigen inneren Kontakt mit der Seele und mit der Welt, in der sie zu Hause ist zu haben; das muss sich subjektiv durch tatkräftig bewiesene Liebe auswirken, durch Weisheit, die ständig ausgegossen wird, und durch die Fähigkeit, universal zu denken und sich mit allem, was da atmet und fühlt, eins zu wissen, denn diese Fähigkeit ist das hervorstechende Merkmal aller wahrhaft wirkenden Gottessöhne. Ich meine also eine innerlich festgehaltene, gedankliche Einstellung, die sich beliebig nach jeder Richtung hinwenden kann. Sie kann die Empfänglichkeit für Gefühle beherrschen und leiten - nicht nur die des Jüngers selbst, sondern auch all derer, mit denen er in Berührung kommt. Durch die Kraft seiner stillen Gedanken kann er allen Licht und Frieden bringen. Durch diese gedankliche Kraft kann er sich in das Weltdenken und in das Reich der Ideen einschalten, und er kann zwischen jenen Gedankentätigkeiten und jenen Ideen unterscheiden und wählen, die sich ihm - als einem nach dem Plan Wirkenden - ermöglichen, seine Umwelt zu beeinflussen und die neuen Ideale in jenen Gedankenstoff zu kleiden, in dem sie in der Welt des gewöhnlichen Alltagslebens und -Denkens leichter erkannt werden können. Diese Geisteshaltung wird den Jünger auch befähigen, sich in der Seelenwelt zu orientieren und an dieser hohen Stätte der Inspiration und des Lichts seine Mitarbeiter zu finden, mit ihnen in Verbindung zu treten und sich im Verein mit ihnen der Ausführung der göttlichen Absichten zu widmen.

Dieser esoterische Sinn ist das Haupterfordernis für den Aspiranten [604] an diesem Punkt der Weltgeschichte. Solange die Aspiranten diesen Sinn nicht bis zu einem gewissen Grad begriffen haben und ihn zu nützen verstehen, können sie niemals einen Teil der Neuen Gruppe bilden; sie können niemals als weisse Magier wirken, und diese Unterweisungen werden für sie nur Theorie und hauptsächlich intellektuell bleiben, anstatt praktisch und wirkungsvoll zu sein.

Um diesen inneren esoterischen Sinn zu pflegen, ist Meditation notwendig, und zwar fortgesetzte Meditation in den Anfangsstadien der Entwicklung. Im Lauf der Zeit jedoch, wenn der Mensch geistig wächst, wird diese tägliche Meditation zwangsläufig einer ständigen geistigen Ausrichtung weichen, und dann ist die Meditation - so wie sie jetzt verstanden und gefordert wird - nicht mehr notwendig. Der Mensch wird sich dann so vollständig von den von ihm benutzten Formen losgelöst haben, dass er immer im «Sitz des Beobachters leben», und von dieser Stelle und aus dieser Haltung heraus die Tätigkeit des Denkens, der Gefühle und der Energien lenken wird, welche die physische Wesensäusserung möglich und nützlich machen.

Das erste Stadium in dieser Entwicklung und Pflege des esoterischen Sinnes besteht darin, dass der Mensch die Haltung dauernder, losgelöster Beobachtung einnimmt und diese Einstellung beibehält.

Die Neue Gruppe der Weltdiener könnte in ihren äusseren Reihen treffend als eine geschulte Körperschaft organisierter Beobachter angesehen werden. Ich möchte die Gruppe in drei Abteilungen aufgliedern, damit die Aspiranten und Chelas in der ganzen Welt in ihrem Erkennen geleitet werden, wo sie individuell stehen, und somit in Gewissheit und Wahrheit einsichtsvoll zu arbeiten beginnen können. So kann ihnen geholfen werden, sich selbst einzuordnen.

Erstens gibt es die Organisierten Beobachter. Diese Aspiranten lernen zweierlei. Sie lernen jenes Losgelöstsein zu üben, das es ihnen ermöglicht, in der Welt der täglichen Geschäfte als Seelen zu leben und zu verstehen, was es wirklich bedeutet: ohne Anhangen zu wirken. Sie sind zweitens auch diejenigen, welche die Weltangelegenheiten in der einen oder anderen der sieben Abteilungen studieren auf die ich früher hingewiesen habe, als ich die neue Gruppe der [605] Aufmerksamkeit der Welt nahebrachte. Sie studieren die Zeichen der Zeiten. Sie erforschen das grosse Drama der Geschichte, um seine Haupttendenzen zu entdecken, und um so der gewöhnlichen akademischen Welt und den Denkern der Menschheit gegenüber das zum Ausdruck zu bringen, was sie sehen und verstehen.

Durch die ganze Menschheitsgeschichte zieht sich ein dreifacher Faden, und aus dem Wechselwirken dieser drei Einzelfäden kann man die ganze Geschichte der Evolution erfahren. Der eine Faden leitet die Gedanken des Menschen, wie er sich mit der Entwicklung des Formaspektes und mit den rassischen Tendenzen befasst, und dieser Faden zeigt, wie unbeirrbar die Formen der Rassen, der Länder und der Tier- und Pflanzenwelt unseres planetarischen Lebens mit den Bedürfnissen der allmählich in Erscheinung tretenden Gottessöhne Schritt gehalten haben. Der zweite Faden führt uns zu einem Verständnis für die Erweiterung des Bewusstseins, und zeigt den Übergang aus dem Stadium des Instinkts in das der intellektuellen Wahrnehmung und weiter zu jener intuitiven Erleuchtung, die das heutige Bewusstseinsziel ist.

Der dritte Faden betrifft den Plan selbst, und hier kommen wir in das Reich des wirklich Unbekannten. Was der Plan ist, und wie das Ziel aussieht, das wird bis jetzt überhaupt noch nicht erkannt - ausser von den höchsten Adepten und den erhabensten Gottessöhnen. Solange das erleuchtete Denkvermögen und die Fähigkeit zu intuitiver Reaktion in der Menschheit noch nicht entwickelt sind ist es uns nicht möglich, die grundlegenden Ideen zu begreifen, die im Denken Gottes selbst liegen. Ehe nicht der Gipfel des Berges der Einweihung erklommen wurde, ist es nicht möglich, das verheissene Land so zu erschauen, wie es ist. Solange nicht die Begrenzungen - die notwendigen Begrenzungen! - der drei Welten überwunden sind und der Mensch als eine freie Seele im Geistesreich wirken kann, muss das, was jenseits dieses Reiches liegt, dem Menschen verborgen bleiben, genau so wie das menschliche Daseins und Wahrnehmungsstadium für das Tier ein versiegeltes Buch bleibt. Das ist eine heilsame und notwendige Lektion, die alle Jünger begreifen sollten.

Die Beobachter [606] der Zeiten und Epochen können jedoch rasche Fortschritte im Wachstum ihrer Intuition erzielen, wenn sie in ihrer Meditation beharrlich sind, ihren Verstand schulen und sich stets bemühen, im Sinn des Ganzen zu denken. Sie sollten den historischen Rückblick als einen Teil der Vorbereitung auf die Zukunft ansehen. Sie sollen sich ein Herz fassen, indem sie die Tatsache erkennen, dass das Seelenreich jetzt immer mehr zu einer Erscheinung der physischen Ebene wird (spreche ich paradox?), und dass es schliesslich als ein Naturreich anerkannt und von den Wissenschaftlern als solches betrachtet werden wird, ehe noch zwei Jahrhunderte vergangen sind. Diese «Organisierten Beobachter» bilden den äusseren Kreis der neuen Gruppe, und ihr Leitgedanke ist Synthese, die Ausmerzung alles Unwesentlichen und die Koordinierung menschlichen Wissens. Sie arbeiten auf vielen Gebieten menschlicher Wahrnehmung, zeichnen sich durch eine Geisteshaltung aus, die frei von Sektierertum ist, und durch die Fähigkeit, sich mit den grundsätzlichen, wesentlichen Dingen zu beschäftigen und verschiedene Bereiche menschlicher Forschung zu einem organischen, einheitlichen Ganzen zu verbinden.

Zweitens: Die nächste Gruppe in der neuen Gruppe der Weltdiener ist die der telepathischen Übermittler. Von diesen gibt es viel weniger, und sie zeichnen sich durch ihre verhältnismässig enge Beziehung untereinander aus. Sie sind vor allem eine verbindende oder überbrückende Gruppe. Sie werden aus dem mehr exoterischen Kreis der organisierten Beobachter zusammengeholt, haben aber einen weiteren Dienstbereich als diese, denn sie arbeiten in einer echt esoterischen Art. Sie stehen miteinander und mit den organisierten Beobachtern in Verbindung, haben aber auch Kontakt mit der Gruppe von Menschen, die ganz im Mittelpunkt oder Herzen der Weltgruppe stehen. Ihre Arbeit ist dreifacher Art und sehr schwierig. Sie müssen beständig jenes innere Losgelöstsein pflegen, das ein Merkmal der Seele ist, die sich selbst erkennt. Sie übernehmen dauernd das von den organisierten Beobachtern gesammelte Wissensgut und die von diesen kommenden Mitteilungen, passen sie den Bedürfnissen der Welt an und geben dann die Lehren heraus. Sie arbeiten wirkungsvoll, aber immer hinter den Kulissen, [607] und obgleich sie in diesem Frühstadium der Arbeit der neuen Gruppe vielleicht bekannt sind, und man sie deshalb als Lehrer, Schriftsteller und Helfer der Menschheit erkennt, werden sie doch später mehr und mehr in den Hintergrund zurücktreten und durch den äusseren Menschenkreis wirken. Sie werden diese Äusseren inspirieren und ihnen immer mehr Verantwortung auferlegen, sie werden für die Zunahme des telepathischen Wechselwirkens in der Welt sorgen und so jenes Geflecht weben, das schliesslich die gegenwärtig bestehende Kluft zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren überbrücken und dadurch die neue Welt ermöglichen wird - eine Welt, in welcher der Tod so wie wir ihn kennen, aufgehoben ist, und eine geschulte, universelle Kontinuität oder Fortdauer des Bewusstseins hergestellt sein wird. Darum wird so besonderer Wert darauf gelegt, dass die Mitglieder dieser Teilgruppe in der neuen Gruppe für telepathische Feinfühligkeit geschult werden. Die Mitglieder dieses zweiten Kreises von Wirkenden werden gelehrt, Feinfühligkeit nach drei Richtungen hin zu entwickeln: für die Gedanken der physisch inkarnierten Menschen, für das Denken derer, die hinübergegangen sind, aber noch ihren Denkkörper besitzen, und drittens für die Gruppe der geistigen Wesen, die den Evolutionsgang überwachen und durch deren Hände die drei Fäden des sich entwickelnden Lebens ständig laufen.

Die Aufgabe dieser Menschen ist ausserordentlich schwer, viel schwerer als die der ersten Gruppe und sogar schwerer als die der letzten, denn es mangelt ihnen noch an bestimmten Fähigkeiten und der notwendigen Erfahrung. Der Mittelpunkt ihres Bewusstseins liegt in der Intuition und nicht in dem zusammenfügenden Intellekt; ihre Gewahrseinsstufe ist weit und umfassend. Sie können deshalb mehr erdulden als die meisten anderen, und es gibt nur wenige, die auf dieser Stufe nicht zu empfindlich sind in bezug auf ihr eigenes Wohlergehen, und zu empfänglich für die Schwingungen, die von dem Formaspekt in allen drei Welten ausgehen. Sie haben innerlich noch nicht vollständig Abstand genommen. Sie überbrücken, und damit ertragen sie unabsehbare Probleme und reagieren auf das Leid der Welt. Sie sehen - wenn ich es so ausdrücken darf - zu viel, denn sie besitzen noch nicht das Vorrecht, das Ziel mit Klarheit zu erschauen, das noch zweihundert Jahre voraus [608] in der Zukunft liegt. Sie spüren die gegenwärtige Not. Sie sind empfänglich für die neue Flut geistiger Kraft, die hereinströmt. Sie tragen das Gewicht der Menschheit auf ihren Schultern, und weil sie bis zu einem gewissen Grad in sich ausgeglichen sind, leben sie in allen drei Welten gleichzeitig, und das können nur wenige tun. Sie sind sich der drängenden gegenwärtigen Gelegenheit wie auch der Apathie der Massen bewusst, und aus diesen Gründen arbeiten sie unter schrecklicher Bedrängnis.

Drittens: Die innerste Gruppe ist die der Mitglieder der Hierarchie selbst. Es ist mir völlig gleichgültig, ob diese befreiten Seelen anerkannt werden als Ältere Brüder der Menschheit, als die Meister der Weisheit, als die Wolke der Zeugen, als Christus und seine Kirche, als Übermenschen oder unter irgend einer sonstigen Bezeichnung, je nachdem, wie die angeborenen Neigungen der Menschheit oder der Tradition sie zu nennen belieben. Sie selbst kümmern sich darum noch weniger. Die kleinlichen Streitereien über ihre Persönlichkeiten, ihren Namen und Rang sind völlig unwichtig. Aber sie sind die intelligenten Kräfte unseres Planeten; infolge ihres erweiterten Bewusstseinszustands bringen sie das Denken Gottes zum Ausdruck; in ihnen verkörpert sich das unwandelbare und unveränderliche Intelligenzprinzip, und durch sie strömt die Energie, die wir den Willen Gottes nennen, da wir es nicht besser verstehen. Sie wissen viel mehr von dem Plan als die beiden äusseren Kreise der neuen Gruppe der Weltdiener, denn sie erkennen klar, wie der nächste Schritt aussieht, zu dem die planetarische Evolution die Menschheit während der nächsten zweihundert Jahre führen wird. Sie beschäftigen sich nicht mit müssigen Spekulationen über das letzte Ziel am Ende eines Weltzeitalters. Das mag euch überraschen angesichts der vielen Grübeleien der Uneingeweihten. Es ist aber so. Sie wissen, dass alle Dinge ihre Zeit und Epoche haben, und indem sie vorausschauen und intuitiv das Ziel für alle Naturreiche in der unmittelbaren Zukunft erfassen, wendet sich ihr ganzes gemeinsames Bemühen einem einzigen Ziel zu: sie wollen die intuitiv-telepathische Empfänglichkeit der Übermittler pflegen, welche die Kluft zwischen ihnen und der physischen Welt überbrücken. [609] Diese versuchen ihrerseits, die Beobachter zu benützen. Wissende, Übermittler und Beobachter - sie alle arbeiten in enger, wenn auch oftmals unerkannter Gemeinschaft, und sie alle reagieren (je nach ihrem Grad) auf den Denk- und den Willens-Impuls des Logos, der Sonnengottheit.

Über dieser dreifachen Gruppe stehen die Throne, die Himmelsfürsten und Mächte, mit denen wir uns nicht zu beschäftigen brauchen. Auf der anderen Seite steht die Menschheit - zerrissen durch die Katastrophen des vergangenen Weltkrieges, verwirrt durch die sozialen, religiösen und wirtschaftlichen Bedrängnisse der Gegenwart, empfindlich und empfänglich für die Einflüsse und Energien, die durch die neue Flut des Wassermannzeitalters hereinströmen; sie sind nicht fähig zu verstehen und zu erklären, und sind sich nur eines Sehnens nach Freiheit des Denkens und physischer Gesundheit bewusst; sie ergreifen jede Gelegenheit, Wissen zu erlangen und bieten so ein fruchtbares Feld, auf dem diese neue Gruppe arbeiten kann.

Wir haben gesehen, dass es das Ziel aller inneren Schulung ist, den esoterischen Sinn zu entwickeln und jenes innere sensitive Gewahrsein zu entfalten, das einen Menschen befähigt, nicht nur als physisch inkarnierter Gottessohn zu wirken, sondern als jemand, der auch jene Kontinuität des Bewusstseins besitzt, die es ihm ermöglicht, sowohl innerlich wach als auch äusserlich tätig zu sein. Das wird erreicht, wenn sich der Mensch zu einem geschulten Beobachter entwickelt. Ich empfehle diese Worte allen Aspiranten zur Beachtung. Gerade die Beharrlichkeit im Zustand rechter Beobachtung führt zur inneren Loslösung von der Form und in der Folge zur Fähigkeit, die Form nach Belieben benutzen zu können mit der Absicht, die hierarchischen Pläne zu fördern; so bringt man der Menschheit Nutzen. Wenn der Aspirant diese Fähigkeit zu beobachten bis zu einem gewissen Grad erreicht hat, wird er jener Zwischengruppe geschulter Übermittler zugesellt, die zwischen den vorher erwähnten Gruppen (den exoterischen Gruppen und der Gruppe der geistig Wirkenden auf der subjektiven Ebene) steht, und er deutet und erklärt die eine Gruppe der anderen. Es ist ganz [610] gut, daran zu denken, dass selbst die Mitglieder der Hierarchie aus den Ansichten und dem Rat jener persönlich uninteressierten Jünger Nutzen ziehen können, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie die Not der Stunde richtig erkennen und ausdeuten.

Wenn ein Mensch diese Stufe erreicht hat und in bewusstem Kontakt mit dem Plan steht, dann kann das wahre magische Wirken beginnen. Menschen, die als Seelen zu leben beginnen, können die magische Arbeit des neuen Zeitalters aufnehmen und können jene Wandlungen und jenen Neuaufbau in die Wege leiten, welche den neuen Himmel und die neue Erde erschaffen werden, von denen alle heiligen Schriften der Welt beredtes Zeugnis ablegen. Sie können dann mit Kräften in ätherischer Substanz arbeiten und so jene Schöpfungen und Organisationen auf der physischen Ebene ins Dasein rufen, die das Leben Gottes im Wassermannzeitalter, das jetzt vor uns liegt, wirksamer und angemessener verkörpern werden. Von diesem Stadium spricht die fünfzehnte Regel.

Diese Worte kennzeichnen die Vollendung des magischen Werkes, und sie gelten ebenso für das magische Wirken eines Sonnenlogos, eines planetarischen Logos, einer sich inkarnierenden Seele, wie auch für jenes fortgeschrittene Menschenwesen, das gelernt hat, als weisser Magier nach dem Plan der grossen Weissen Loge zu arbeiten. Sie gelten natürlich auch für das Wirken derer, die durch ihre verstandesmässigen Leistungen gelernt haben, als Magier zu arbeiten - aber auf der schwarzen Seite, wie man es nennt; denn es gelten für beide Gruppen die gleichen Regeln im magischen Wirken, obgleich die veranlassenden Impulse verschieden sind. Aber mit dem Tun der schwarzen Magier haben wir nichts zu schaffen. Das, was sie tun, hat vorübergehend eine mächtige Wirkung, - «vorübergehend» im zyklischen Sinn; aber diese Wirkungen müssen zu rechter Zeit aufhören und den Forderungen und dem Werke der Licht- und Lebensbringer untergeordnet werden.

Das Schattenstadium ist die trübe und ungewisse Zeit, die der verdichteten, konkreten Formwerdung vorausgeht. Damit ist hier nicht der Schatten als das Gegenstück der Seele in der physischen Inkarnation gemeint. Es handelt sich um eines der Zwischenstadien in dem Schöpfungsprozess. Technisch nennt man es das «Stadium [611] des Zu- und Abnehmens der Nebel», und dieses Stadium geht dem Erscheinen der gefestigten und verhältnismässig feststehenden exoterischen Form voraus. Bei der Bildung eines Sonnensystems wird dies als Einleitungsepoche erkannt, deren Verlauf man am Sternhimmel beobachten kann. Es ist das Stadium, in dem der Grosse Magier lediglich dabei ist, sein Werk weiterzubringen. Er hat noch nicht endgültig jene mystischen Worte oder jene geistigen Töne gesungen, welche die Verdichtung und die greifbare Erscheinung der Form herbeiführen werden.

Die «Geheimlehre» weist auf die drei Feuer hin, und für sie gibt es uralte Bezeichnungen; die Vishnu Purana gibt diesen Feuern genau die gleichen Namen wie H. P. B., welche diese Benennung den alten Schriften entnahm. Das Elektrische Feuer, das Sonnenfeuer und das Feuer durch Reibung erzeugen, wenn sie miteinander in Verbindung gebracht werden, den manifestierten Makrokosmos und Mikrokosmos, und von dieser Verbindung sprach meine frühere «Abhandlung über kosmisches Feuer». Diese Feuer sind esoterisch gesehen nur ein einziges Feuer, aber dieses Feuer bringt - gemäss dem Zeugnis des Bewusstseins (das sich ja selbst auf verschiedenen Stufen der evolutionären Entwicklung befindet) - den Eindruck einer differenzierten feurigen Essenz hervor. Diese feurige Essenz kann als das Leben selbst oder als das «Selbstleuchtende Licht» erkannt werden, oder auch als die aktive Form, die der einen Substanz innewohnt, welche allen Erscheinungen zugrunde liegt. In dieser letzten Regel zur Magie handelt es sich bei den besprochenen Feuern um die Feuer der Materie selbst, die sich dem Schatten nähern und (wie es der «Alte Kommentar») symbolisch ausdrückt) sich «auf den Ruf des Lichtgeistes hin aus der zweiten Dunkelheit erheben und an der vorbestimmten Stelle auf das treffen, was sie absorbieren und bis zu jenem feurigen Punkt erheben wird, von dem die Feuer des lebendigen Lichts und des strahlenden Lebens hergekommen sind.»

A1
A2
A3
A4??