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SIEBENTER VORTRAG

SIEBENTER VORTRAG

KOSMISCHE EVOLUTION

Ohne Zweifel [143] kann man der Meinung sein, es sei lächerlich, wenn jemand es unternimmt, einen Vortrag über kosmische Evolution zu halten, weil das natürlich ein Gegenstand ist, über den weder ich noch ein anderer Sterblicher irgendetwas weiss, und dass deshalb absolut nichts darüber ausgesagt werden kann. Trotzdem lassen sich nach dem Gesetz der Analogie gewisse Rückschlüsse ziehen, die uns in sehr interessante Denkbereiche führen können. Mehrere Wochen lang haben wir nun die Entwicklung des Atoms von Stufe zu Stufe verfolgt, bis wir schliesslich das ganze Sonnensystem in den Begriff «Atom» mit einbezogen haben. Zuerst studierten wir unter allgemeinen Gesichtspunkten das Atom der Substanz, dann das menschliche Atom und wandten unser Wissen über diese beiden Atome auf die noch grössere Sphäre, oder das grössere Atom, einen Planeten an, den wir ein planetarisches Atom nannten. Die gleiche Idee führten wir weiter zum Atom des Sonnensystems, dem wir eine Stellung in einem noch grösseren Ganzen zugeschrieben haben.

In Zusammenhang mit diesem Thema studierten [144] wir drei Evolutions oder Entwicklungsmethoden. Wir betrachteten die Aspekte, die mittels dieser Atome entwickelt wurden, deren Qualitäten oder psychische Natur und sahen, dass man im Atom der Substanz als einzige psychische Qualität die der Intelligenz voraussetzen kann. Wir gingen dann zu atomaren, untermenschlichen Formen weiter und stellten fest, dass die Formen in den beiden Naturreichen, dem der Pflanzen und der Tiere, eine weitere Eigenschaft der Gottheit demonstrieren, nämlich die des Fühlens, der Empfindungsfähigkeit oder embryonaler Liebe und Emotion; wir erkannten, dass sich im Tierreich eine dritte Qualität, die des rudimentären Denkens zu zeigen begann, und als wir zum menschlichen Atom kamen, zeigten sich drei Aspekte, Intelligenz, Liebe und ein zentraler Wille. Dieses Konzept dehnten wir auf den Planeten und das Sonnensystem aus und fanden, dass es da eine grosse Intelligenz, ein Denkvermögen geben muss, das sich vermittels der Form des Sonnensystems auswirkt; dass der Zweck, dessentwegen diese Intelligenz eine Form benützt, die Demonstration einer weiteren Qualität, nämlich der Liebe oder Weisheit sei, wobei das Ganze von einem grossen zentralen Willen gesteuert wird. Wir schlossen daraus, dass dieser zentrale Wille die Manifestation einer Entität sein könne, die das ganze System beseelt, vom allerniedrigsten Substanzatom bis zu dem grossen Leben, Welches das planetarische System mit Energie versorgt. Nachdem wir diese grundlegenden Aussagen gemacht hatten, gingen wir zur Betrachtung der Evolution des bewussten Lebens in der atomaren Form über und fanden, dass durch jedes Atom ein [145] höherer Bewusstseinstyp folgerichtig entwickelt wird; dass sich das «Mensch-Atom» von allen anderen niederen Formen dadurch unterscheidet, dass es seiner selbst bewusst ist; dass der Mensch ein intelligenter Wille ist, der jede seiner Handlungen bewusst ausführt, sich seiner Umgebung gewahr wird und auf ein klares Ziel ausgerichtet in seiner Aktivität eine bestimmte Linie verfolgt. Dieses Selbst-Bewusstsein des Menschen führt zu etwas noch Umfassenderen, nämlich zum Bewusstsein des grossen planetarischen Geistes, was am besten mit dem Begriff «Gruppen-Bewusstsein» verständlich gemacht wird. Während die Evolution fortschreitet, wird der Mensch von der Stufe des Selbst-Bewusstseins, in der Sie und ich heute leben, zur Erkenntnis kommen, was mit Gruppenbewusstsein gemeint ist; das ist heute noch etwas praktisch Unbekanntes, und höchstens ein schönes Ideal oder ein Traum, der sich einmal in ferner Zeit realisieren könnte. Gruppenbewusstsein wird folgerichtig zu dem weiterführen, was wir mangels eines angemesseneren Begriffs Gott-Bewusstsein nennen könnten, obwohl ich persönlich nach Möglichkeit das Wort «Gott» wegen der vielen Streitereien gern vermeide, die es immer wieder unter den verschiedenen Denkern der Menschheitsfamilie auf der ganzen Welt ausgelöst hat. Diese Differenzen beruhen grösstenteils auf den unterschiedlichen Ausdrucksweisen und Terminologien, die auf fundamentale Ideen angewandt werden, und auf den verschiedenerlei Organisationssystemen. Wenn der Wissenschaftler beispielsweise von Kraft oder Energie spricht, der Christ von Gott und der Hindu in analogen Begriffen vom «Ich bin das ich bin», oder dem Selbst, dann sprechen sie alle von dem einen grossen Leben, haben aber bei dem Versuch, zu beweisen, dass der andere Unrecht hat, und für die Darlegung der Richtigkeit der eigenen Interpretation viel Zeit verloren.

Als nächstes [146] sahen wir, dass die Evolution der Atome, grob gesprochen in zwei Teile oder Stadien zerfällt, von denen wir eines das atomare und das andere in Ermangelung eines besseren Begriffs, das radioaktive Stadium nannten. Im atomaren Stadium verfolgt das Atom sein eigenes selbstzentriertes Leben, ist nur auf die eigene Fortentwicklung bedacht und auf die Wirkung der von ihm zustandegebrachten Kontakte. Bei fortschreitender Evolution zeigt sich, dass das Atom auf ein umfassenderes Leben ausserhalb des eigenen zu reagieren beginnt und in dieser Periode haben wir die Parallele zum formbildenden Stadium, in dem diese Substanzatome von einer stärkeren Energieladung oder positiven elektrischen Kraft (wenn man es so nennen will) angezogen werden, die sie zu sich heranzieht und aus ihnen eine Form bildet; diese Substanzatome werden dann ihrerseits zu Elektronen. Wir erkannten dann, wie sich in Ihrem wie in meinem Fall und jeder selbstbewussten Einheit die gleiche Prozedur vollzieht, und dass ein zentrales Leben vorhanden ist, das in seiner Einflusssphäre diejenigen Atome zusammenhält, welche die verschiedenen Körper, den mentalen, emotionalen und physischen, konstituieren; dass wir uns manifestieren, uns bewegen, unseren Lebensweg und unsere Absichten verfolgen, indem wir die unseren Bedürfnissen entsprechenden Substanzatome an uns anziehen, die es uns ermöglichen, die notwendigen Kontakte herzustellen. Für uns, das zentrale Leben, sind diese Atome, was die Elektronen für die zentrale positive Ladung im Atom der Substanz sind. Wenn das wahr ist, überlegten wir weiter, nämlich, dass es ein selbstzentriertes Stadium oder eine rein atomare Periode für das Atom und für das menschliche Atom gibt, dann könnten wir logischerweise auch für das Planet-Atom, dem sein zentrales geistiges Leben innewohnt, eine ähnliche Sachlage behaupten. Das führte uns in das Gebiet der Spekulation. Dann dachten wir darüber nach, ob all das, was sich auf unserem Planeten abspielt, nicht auf den selbstzentrierten Zustand jener Wesenheit zurückzuführen sei, Die Ihre Absichten mittels dieses Planeten zur Auswirkung bringt. Und schliesslich führten wir den gleichen Gedankengang in Verbindung mit dem Sonnensystem weiter.

Danach [147] gingen wir zur Betrachtung des zweiten, des radioaktiven Stadiums über, das die Wissenschaft bezüglich des Atoms des Chemikers und Physikers schon seit zwanzig Jahren studiert. Wir sahen, dass es einen zur Evolution des menschlichen Atoms analogen Zustand gibt, dem aber eine dem atomaren Stadium entsprechende Periode vorhergeht, in der ein Mensch rein selbstsüchtig, ganz in sich selbst zentriert ist und in der er das Wohl der Gruppe, von der er doch ein Teil ist, überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt. Dieses vorhergehende Stadium ist in der Welt heute sehr deutlich sichtbar. Ein grosser Prozentsatz der menschlichen Familie befindet sich im «atomaren» Stadium, aber wir müssen immer bedenken, dass es ein schutzbietendes, notwendiges Stadium ist. Jede menschliche Einheit muss diesen Prozess durchmachen, um dadurch ihren Platz in der Gruppe zu finden und fähig zu werden, etwas zu entwickeln, was für diese Gruppe von Wert ist, wenn das zweite Stadium betreten wird.

Heute gibt [148] es schon menschliche Einheiten, die in dieses zweite Stadium übergehen. Sie werden radioaktiv und magnetisch, beeinflussen andere Formen und werden allmählich gruppenbewusst; sie verlassen das «Ich bin» Stadium und kommen zur «Ich bin Das» Erkenntnis; das Leben und die Absicht der grossen Wesenheit, von Deren Körper sie ein Teil sind, wird ihnen erkennbar; sie werden der Absicht gewahr, die dem Leben des planetarischen Geistes zugrundeliegt, Welche der subjektive Impuls hinter der objektiven Erscheinung auf unserer Erde ist. Sie fangen an, mit Seinen Plänen zusammenzuarbeiten und wirken zur Förderung ihrer Gruppe. Der Unterschied zwischen ihnen und anderen Atomen der menschlichen Familie liegt darin, dass sie nun gruppenbewusst sind, einen weiteren Horizont, Gruppenerkenntnis und ein umfassenderes Ziel haben. Gleichzeitig geht ihnen aber weder ihr Selbst-Bewusstsein verloren, noch die eigene, individuelle Identität; ihr eigenes, sphärisches Leben bleibt bestehen, aber sie setzen die ganze sie durchströmende Kraft und Energie nicht mehr für eigene Vorhaben ein, sondern für intelligente Kooperation mit dem grossen Leben, dessen Teil sie sind. Es gibt nur sehr selten und nur wenige solche Menschen. Wenn es [149] aber einmal mehr sein werden, können wir uns auf einen Wandel der Weltzustände und auf jene künftige Zeit gefasst machen, von welcher der Apostel Paulus spricht, wenn er sagt: «Es sollte keine Spaltung im Leibe (der Gemeinde) sein, sondern dass die Brüder und Schwestern für einander gleich sorgen. Wenn ein Bruder oder eine Schwester leidet, so leiden alle anderen mit und wird ein Bruder oder eine Schwester geehrt, so freuen sich alle mit ihm/ihr ... es ist derselbe Gott, der alles in Allem bewirkt. Wir sind verschieden begabt, aber gleichen Geistes; es gibt verschiedene Ämter (Dienste), aber den gleichen Herrn.» Wenn wir alle gruppenbewusst sein werden, wenn wir alle den Zweck erkannt haben, dem alle Manifestation auf unserem Planeten dient, wenn wir bewusst handeln und alle Energie für die Erfüllung der Gruppenplanungen einsetzen, dann werden wir endlich haben, was der Christ «Das Millennium» nennt.

Wenn wir nun in der Evolution des Substanzatoms und in der des menschlichen Atoms diese beiden Stadien vorfinden, und wenn sie die Basis aller zukünftigen Entwicklung sind, dann gibt es auch im planetarischen Atom dieselben beiden Stadien, nämlich dasjenige, in dem das planetarische Leben Seine eigenen Pläne auswirkt und ein späteres, in dem Dieses in die umfassenderen Pläne jenes noch grösseren Lebens einschwingt, welches das Sonnensystem [150] beseelt. Nachdem ich mich noch nicht für ein Interview mit dem planetarischen Geist befähigt fühle, ist es mir auch nicht möglich zu sagen, ob Er bereits mit den Absichten des Sonnenlogos kooperiert; aber durch ein Studium der Rassenevolution und der Entwicklung der grossen internationalen Planungen innerhalb des Planeten könnten wir eine Idee von den generellen Zielen gewinnen. Nun dürfen wir aber, auch wenn wir Menschen uns für die höchste und wichtigste Manifestation auf dem Planeten halten, doch nicht vergessen, dass es noch andere Evolutionen geben kann, durch die das zentrale Leben wirkt und wovon wir vorläufig sehr wenig wissen. Wir müssen nämlich ausser dem Menschen noch die Engel-Evolution berücksichtigen, oder die «Deva»-Evolution, wie sie der Hindu nennt. Das eröffnet uns ein immenses Feld für Studien und Spekulation.

Im Übrigen dürfen wir annehmen, innerhalb des Sonnensystems analoge Stadien vorzufinden. So könnten wir vermutlich entdecken, dass das grosse Leben, Welches das ganze Sonnensystem beseelt, jene grosse Wesenheit, Die es zur Ausführung eines definitiven Zweckes benützt, dieses System mithilfe jener grossen Kraftzentren mit Energie versorgt, die wir «planetarische Atome» nennen; dass ferner diese Kraftzentren ihrerseits mittels geringerer Zentren oder Gruppen wirken, indem sie ihre Energie durch Gruppen menschlicher Atome den verschiedenen Naturreichen zuleiten, und so weiter bis zu dem winzigen Substanzatom, das in sich wieder [151] das gesamte Sonnensystem reflektiert. Diese Frage des atomaren Lebens zu Ende zu denken ist ungeheuer interessant und führt in vielen Richtungen zu weiteren Vermutungen. Einer der interessantesten und wichtigsten Punkte, die sich uns eröffnen, ist die intime Korrelation und enge Wechselwirkung zwischen Atomen jeglicher Art und die alles durchdringende Einheit, die letzten Endes erkannt werden muss. Wenn wir nun gesehen haben, dass in der Evolution aller wie immer gearteten Atome ein Stadium eintritt, in dem sie nach ihrem Platz innerhalb der Gruppe tasten und suchen, und sie anstatt positiv zu sein, in bezug auf ein grösseres Leben negativ werden, wenn es ferner tatsächlich in allen Bewusstseinsmanifestationen eine selbstbewusste und eine gruppenbewusste Stufe gibt, wäre es dann nicht logisch und möglich, dass am Ende vielleicht unser Sonnensystem auch nur ein Atom innerhalb eines grösseren Ganzen ist? Könnte nicht für unser solares System und unseren Sonnenlogos ein wiederum grösseres zentrales Leben existieren, von dem der beseelende Geist des Sonnensystems allmählich angezogen wird und nach Dessen Bewusstheit unsere Gottheit strebt? Gibt es irgendwo Hinweise auf eine solche anziehende Kraft oder so ein Ziel? Gibt es grössere Sphären solaren Lebens ausserhalb unseres Systems, die darauf eine bestimmte Wirkung ausüben? Dies mag zwar nur eine Spekulation sein, aber sie enthält doch gewisse interessante Fragen. Wenn wir astronomische Bücher studieren und nach Bestätigungen der Astronomen suchen, ob sich das so verhält oder nicht, werden wir allerdings auf einen Berg sich widersprechender Meinungen stossen; manche sagen, es gebe in den Plejaden einen zentralen Punkt, um den unser Sonnensystem kreist, andere behaupten, der Punkt magnetischer Anziehung für unser Sonnensystem liege in der Konstellation Hercules. Andererseits wird [152] dem glatt widersprochen. Einige Astronomen sprechen von «Sterndriften» und dass der Drift oder Trend gewisser Sterne in einer spezifischen Richtung verlaufe; wieder andere argumentieren, die Entfernungen seien so ungeheuer gross, dass unmöglich bestimmbar sei, ob bestimmte Systeme eine festgesetzte Bahn verfolgen oder nicht.

Befragen wir dennoch einmal einige der alten Bücher, nämlich diejenigen, die wir die mythologischen nennen (und ein Mythos könnte als etwas definiert werden, das eine grosse Wahrheit so lange verborgen hält, bis wir sie erkennen) und studieren wir diese alten Bücher des Ostens, dann stellt sich heraus, dass in allen übereinstimmend zwei oder drei Konstellationen genannt werden, denen eine seltsam enge Beziehung zu unserem Sonnensystem zugeschrieben wird. Diesen Aussagen gegenüber behalten moderne Astronomen noch immer eine agnostische Haltung bei und vom Standpunkt materialistischer Wissenschaft nicht zu Unrecht. Was ich hier hervorheben möchte, ist dies: wenn ein Gegenstand, bei welchem Wissenschaftler und Astronomen geteilter Meinung sind, trotzdem ein Thema bleibt, um das weiter gestritten wird, und wenn über dieses Thema die Bücher des Ostens einen klaren Ton anschlagen, muss eine Tatsachenbasis vorhanden sein und es steckt in der Behauptung wahrscheinlich [153] ein Aspekt der Wahrheit. Ich persönlich vermute hier, dass dieser Aspekt der Wahrheit nicht auf der Linie physikalischer Interpretation, sondern auf der Linie des Bewusstseins gefunden werden kann; denn es handelt sich hier um die psychische Evolution, die in allen Atomen vor sich geht (wobei «psychisch» im Sinne des subjektiven Bewusstseins gemeint ist), worauf sich diese Bücher beziehen, und die Betonung liegt darauf, dass wir eine okkulte Beziehung zu anderen Sonnensystemen haben. Hier kann die Wahrheit vielleicht gefunden werden. Einheitlich kann das subjektive Leben sein und einheitlich auch die zwischen ihnen fluktuierende Energie, aber in der physischen Form ist Verschiedenheit. Wahrscheinlich gibt es in der Evolution der Intelligenz, in der Manifestation der Liebe oder des Gruppenbewusstseins und in der Entwicklung des Willens oder der Absicht diese Einheit, dieses Einssein des subjektiven Lebens; und wir kommen zu der Erkenntnis, dass es in der Form und nur in der Form Getrenntheit und Differenzierung gibt.

Die alten Bücher des Ostens weisen bei Behandlung dieses Themas darauf hin, dass die sieben Sterne des Grossen Bären, die sieben Sterne der Plejaden und die Sonne Sirius eine ausserordentlich enge Verbindung zu unserem Sonnensystem haben, und dass eine intime psychisch-magnetische Beziehung zwischen unserem Sonnenlogos und ihnen besteht.

Wir sahen, dass [154] für das Atom der Substanz Selbst-Bewusstsein das Ziel ist; und dass für die Wesenheit, Deren Evolution durch einen Planeten stattfindet, Gott-Bewusstsein das Ziel sein könnte. Obwohl uns für Überlegungen, die den Sonnenlogos betreffen, die Worte fehlen, muss es trotzdem auch für Ihn ein Ziel geben. Sie können es das absolute Bewusstsein nennen, wenn Sie wollen. Lassen Sie uns das wieder deutlich machen. Unser Körper ist, wie uns gesagt wurde, aus einer Unzahl kleiner Leben oder Zellen oder Atome zusammengesetzt, von denen jedes sein eigenes individuelles Bewusstsein besitzt. Das entspricht seinem Selbst-Bewusstsein. Als Ganzes gesehen könnte man dann das Bewusstsein des physischen Körpers, vom Standpunkt des Atoms aus, als sein Gruppen-Bewusstsein betrachten. Ferner haben wir das Bewusstsein des Menschen, des Denkers. Er ist derjenige, der den Körper beseelt und ihn nach seinem Willen handhabt, - das bedeutet analog für das Atom in seinem Körper dasselbe, was wir Gott-Bewusstsein nennen könnten. Unsere selbstbewusste Erkenntnis ist ebensoweit von der des Atoms entfernt, wie das Bewusstsein des Sonnenlogos von dem unseren. Könnte nun nicht für das Atom in unserem Körper das Bewusstsein des Sonnenlogos ein absolutes Bewusstsein genannt werden? Dieser Gedanke kann auf das Menschenatom wie auf das planetarische Atom ausgedehnt werden und man könnte ferner aussagen, dass der Sonnenlogos einem Bewusstsein entgegenstrebt, das jenseits Seines eigenen liegt, analog zu dem, was sich zwischen dem Atom in Ihrem Körper und dem Sonnenlogos ausdehnt. Hier eröffnet sich vor Ihnen ein unglaublicher Ausblick. Und doch ist das als solches ermutigend; denn wenn wir die Zelle in einem physischen Körper studieren und uns ihren langen Weg vergegenwärtigen, den sie von ihrem eigenen Bewusstsein bis zu dem hat verfolgen müssen, was ein Mensch jetzt als sein eigenes Bewusstsein kennt, dann ist das eine Verheissung und unsere Hoffnung auf zukünftige Vollendung, und gleichzeitig ein Ansporn, in unserem Streben auszuharren.

Die [155] alten Bücher des Ostens haben während ganzer Zeitalter die Wahrheit über vieles geheimgehalten, was jetzt erst anfängt, in das Bewusstseinsfeld der westlichen Menschen zu dringen. Sie lehrten bereits vor Tausenden von Jahren die radioaktive Beschaffenheit der Materie, also könnten doch auch ihre Lehren über die Sternkonstellationen letzten Endes einen gleichen Anteil an Wahrheit enthalten. Vielleicht liegt in den Sternen, die wir im fernen Himmelsraum sehen und dem Leben, das in ihnen seine Evolution erlebt, das Ziel unseres Sonnenlogos; und aus ihnen könnten auch die ihm zuströmenden und ihn anziehenden Einflüsse kommen, die ihn nach entsprechendem Zeitablauf radioaktiv machen werden. In den östlichen Büchern heisst es, in der Sonne Sirius liege die Quelle der Weisheit, und der Einfluss der Energie der Liebe ströme von dort aus. Dann heisst es auch, es gebe eine Konstellation, die noch viel enger mit unserem solaren Logos verbunden sei und zwar deshalb, weil er bis jetzt noch nicht weit genug auf seinem Evolutionsweg fortgeschritten ist, um in vollem Ausmass auf Sirius reagieren zu können; dass er jedoch auf den Einfluss der «sieben Schwestern» [156] der Plejaden ansprechen kann. Diese Sterngruppe ist besonders interessant. Wenn Sie im Wörterbuch das Wort «Elektrizität» nachschlagen, werden Sie finden, dass es möglicherweise auf den Stern Electra zurückgeht, eine der «sieben Schwestern» die von einigen als die «kleine verlorene Plejade» angesehen wird. Weiter behaupten die östlichen Lehrer, dass im Mysterium der Elektrizität alles Wissen verborgen sei, und wenn wir dieses ergründet hätten, wüssten wir alles, was gewusst werden kann. Es ist uns nicht möglich zu sagen, welcher Art die Beziehung der Plejaden zu unserem Sonnensystem sein mag; aber sogar die christliche Bibel erwähnt sie und Hiob spricht von «dem süssen Einfluss der Plejaden», während östliche Schriften bestätigen, die Verbindung sei in Ton und Schwingung zu suchen. Vielleicht sind die Plejaden die Quelle des atomaren Lebens unseres Logos, der Aspekt aktiver Intelligenz, der eine, der zuerst entwickelt wurde und den wir elektrische Materie nennen könnten.

Dann ist da noch der Grosse Bär. Auch über die Beziehung des Grossen Bären zu den Plejaden gibt es in den östlichen Schriften viele interessante Aussagen. Von den «sieben Schwestern» heisst es, sie seien die sieben Frauen der sieben Sterne des Grossen Bären. Was könnte nun die Wahrheit sein, die sich hinter dieser Legende verbirgt? Wenn die Plejaden die Quelle der elektrischen Manifestation, der aktive Intelligenzaspekt des Sonnensystems sind und ihre Energie das ist, was alle Materie beseelt, dann könnten sie vielleicht den negativen Aspekt repräsentieren, dessen polarer Gegensatz, oder der positive Aspekt, das Sternbild ihrer sieben Gatten [157] wäre, die sieben Sterne im Grossen Bären. Vielleicht ist die Vereinigung dieser beiden das, was unser Sonnensystem hervorbringt. Vielleicht auch, dass diese beiden Energietypen, eine von den Plejaden, die andere vom Grossen Bären, zusammenkommen und in ihrer Konjunktion das gewaltige Leuchten hervorbrächten, das wir unser Sonnensystem nennen.

Die Beziehung zwischen diesen beiden Konstellationen, vielmehr ihre subjektive Beziehung, muss sicher auf möglichen Tatsachen beruhen, sonst würde in den verschiedenen Mythologien nicht immer wieder darauf hingewiesen. Es muss etwas geben, das sie, aus all den Myriaden von Konstellationen, mit unserem Sonnensystem verbindet. Wenn wir jedoch versuchen, eine rein physikalische Anwendbarkeit zu finden, gehen wir in die Irre. Verfolgen wir jedoch die Linie des subjektiven Lebens und bringen es mit Energie, Qualität oder Kraft in Verbindung, dann kann es geschehen, dass wir unerwartet über die Wahrheit stolpern und etwas von der Wirklichkeit entdecken, die der Hintergrund einer zunächst sinnlos erscheinenden Fabel ist. Alles, was unseren Horizont erweitert, was uns zu einer umfassenderen Vision und klarerer Erkenntnis von dem befähigt, was sich in Wirklichkeit im Evolutionsprozess vollzieht, ist für uns von Wert; aber nicht, weil die Anhäufung festgestellter Fakten wertvoll wäre, sondern wegen der Dinge, die wir in uns selbst zustandebringen können. Unsere Fähigkeit, in weiteren und umfassenderen Begriffen zu denken, steigert sich, so dass wir lernen, über unseren selbstzentrierten Gesichtswinkel hinauszuschauen und in unser Bewusstsein andere und andersartige Aspekte als die eigenen einzubeziehen. Dabei entwickeln wir Gruppenbewusstsein und werden schliesslich erleben, dass die scheinbar so gewaltigen Ideen, für die wir äonenlang kämpften und starben und die wir als die ganze Wahrheit priesen, im Grunde nur Fragmente eines Planes waren und unendlich winzige Anteile [158] einer gigantischen Gesamtsumme. Vielleicht wird uns daher, wenn wir einmal auf diese Erde zurückkehren sollten und auf das zurückblicken, was uns jetzt so interessant und wichtig erscheint, aufgehen, wie fehlerhaft und irrig die Tatsachen von uns erfasst worden sind. Auf Fakten kommt es letzten Endes nicht an; die Fakten des vergangenen Jahrhunderts sind heute schon keine mehr, und im nächsten Jahrhundert werden die Wissenschaftler womöglich über unsere dogmatischen Behauptungen lachen und sich wundern, wie es möglich war, Materie so zu betrachten, wie wir es taten. In Wirklichkeit geht es einzig um die Entwicklung des Lebens und die Beziehung des Lebens zu allem was uns umgibt; und vor allem anderen um die Wirkung, die wir auf die Menschen ausüben, mit denen wir in Verbindung kommen und um die Arbeit, die wir leisten, die ja, sei es im Guten oder Schlechten, die Gruppe beeinflusst, in der wir uns befinden. Um diese Vortragsreihe zu beenden, weiss ich nichts besseres als wieder den Apostel Paulus zu zitieren: «Ich bin der Ansicht, die Leiden dieser Zeit sind nicht zu vergleichen mit der künftigen Herrlichkeit, die [159] an uns offenbart werden soll ... denn wir werden gerettet durch die Hoffnung ... Ich bin überzeugt: weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrschaften, noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Niederes noch sonst etwas Erschaffenes, vermag uns von der Liebe Gottes zu scheiden.»